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GIG Juni 2018_final

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28<br />

MUSIK<br />

14,0mm<br />

Arctic Monkeys<br />

Tranquility Base<br />

Hotel & Casino<br />

CDS VINYL & MP3<br />

Ganz klar: Langjährige<br />

Fans,<br />

die etwas in der<br />

Art von „I Bet<br />

You Look Good<br />

On The Dancefloor“<br />

oder einen<br />

schlüssigen Nachfolger von „AM“<br />

erwarten, werden mit an Sicherheit<br />

grenzender Wahrscheinlichkeit enttäuscht<br />

reagieren. Die Wiederholung<br />

findet nicht statt, Radau bleibt<br />

außen vor. „I just wanted to be one<br />

of The Strokes, now look at the mess<br />

you made me make“, annonciert<br />

Leader Alex Turner mit Hinweis auf<br />

die eigene Vergangenheit abwertend.<br />

Lieber geriert er sich umgeben<br />

von Sci-Fi-Soul lustvoll als<br />

Lounge-Guru. Er lässt eine Vorliebe<br />

für Marvin Gaye erkennen, touchiert<br />

die Beach Boys und Bowie als Einflüsse.<br />

Als Geschichtenerzähler<br />

schwankt er zwischen Träumereien<br />

und Selbstkritik und huldigt er intensiv<br />

der zeternden Art eines Morrissey.<br />

Gitarrist Jamie Cook fällt gelegentlich<br />

mit sägender Verzerrung auf, Bassist<br />

Nick O‘Malley und Drummer Matt<br />

Helders assistieren devot. Da machen<br />

sie nichts falsch. Turner verfügt nach<br />

all den Jahren immer noch über genügend<br />

kreative Reserven, er übernimmt<br />

die Führungsrolle mit Bravour.<br />

Mit diesem Album beginnt eine neue<br />

Zeit. Thomas Weiland<br />

Domino / Goodtogo;<br />

www.arcticmonkeys.com<br />

15,73mm<br />

Ghost<br />

Prequelle<br />

Jetzt mal im<br />

Ernst: Yes? Blue<br />

Öyster Cult?<br />

Alice Cooper?<br />

Klingt so die Zukunft<br />

des Rock?<br />

Jup, finden<br />

Ghost. Ihr neues Album „Prequelle“<br />

präsentiert die Band eingängiger<br />

und stadionrockiger denn je. Ach<br />

Gottchen, im Instrumental „Miasma“<br />

findet sich sogar ein Saxophonsolo.<br />

Eines ist aber sicher: Vor höllisch<br />

klebrigen Refrains wie den von<br />

„Rats“, „Dance Macabre“ oder „Pro<br />

Memoriam“ gibt es kein Entrinnen.<br />

Während er sich inhaltlich mit Pest,<br />

Tod und Teufel auseinandersetzt,<br />

lebt Bandchef Tobias Forge seine<br />

Liebe zu süßen Zuckerhooks hemmungsloser<br />

aus als jemals zuvor.<br />

Diesen schönen Gegensatz treiben<br />

er und seine namenlosen „Ghouls“<br />

auf „Prequelle“ noch lustvoller,<br />

noch entschlossener auf die Spitze.<br />

Den Songs tut das gut: Es geht dynamischer<br />

zu und weniger feierlich,<br />

aber immer unverwechselbar. Ob<br />

das Forges neuem Alter Ego Cardinal<br />

Copia zu verdanken ist, der ab<br />

sofort den verblichenen Papa Emeritus<br />

III als Sänger ersetzt? Auf sakralen<br />

Mummenschanz verzichten<br />

Ghost nämlich weiterhin nicht.<br />

Benedikt Niederschmid<br />

Spinefarm / Universal Music;<br />

www.ghost-official.com<br />

Drangsal<br />

Zores<br />

26,0mm 17,0mm<br />

Kennen gelernt<br />

habe ich Drangsal<br />

durch den<br />

geschätzten<br />

damaligen<br />

Wahl-Münsteraner<br />

Hendrik<br />

Otremba von der Gruppe Messer, der<br />

vor einigen Jahren auf Haus Nottbeck<br />

in Oelde ein wunderbares kleines<br />

Festival kuratiert hatte und diese<br />

Band als eine Neuentdeckung neben<br />

Ja, Panik und Die Heiterkeit vorstellte.<br />

Mir waren Drangsal irgendwie<br />

zu viel The Cure, frühe Simple<br />

Minds und New-Wave der frühen<br />

Achtziger. Dann las ich immer mehr<br />

über diesen offenbar schlauen jungen<br />

Max Gruber, dessen Projekt diese<br />

Band ist. Und verabschiedete<br />

mich zusehends von Vergleichen,<br />

akzeptierte, dass Drangsal ähnlich<br />

und doch ganz anders als die von<br />

mir geschätzten Die Nerven, Karies,<br />

Candelilla oder Gewalt sind.<br />

Drangsal bespielen und besingen<br />

eher das halbvolle Glas, wie im mitreißenden<br />

Indie-Hit „Jedem das<br />

Meine“. Wobei sie doppelbödig<br />

sind, also Obacht, das ist hier keine<br />

reine Party. „Zores“ steht eben<br />

für Ecken, Kanten und Witz. Ich gestehe,<br />

je mehr ich sie höre und vor<br />

allem in ihren deutschen Texten<br />

finde ich diese Drangsal toll. Und<br />

jetzt aber nochmal die neue Single<br />

von Gewalt auflegen.<br />

Christoph Jacke<br />

Caroline / Universal;<br />

www.drangs.al<br />

ALBUM<br />

DES MONATS<br />

Janelle Monáe Dirty Computer<br />

Diese Frau müsste längst ein Superstar sein. Damit<br />

daraus noch etwas wird, schlüpft sie auf ihrem<br />

dritten Album praktisch in jedem Song in<br />

ein anderes Kostüm. In „Crazy, Classic, Life“<br />

gibt sie sich rebellisch, wenn sie deklariert: „I<br />

don‘t need a lotta cash, I just want to break<br />

the rules“. Nicht alle Songs werden vom Geist<br />

der Auflehnung beherrscht. In „Take A Byte“ sitzt<br />

die Melodie und gefällt ein Sound, der von Scritti<br />

Polittis „Perfect Way“ inspiriert ist. Bei „Make Me Feel“ spürt man,<br />

wie verbunden sich Monáe dem Werk von Prince fühlt. Auch bei „Americans“<br />

ist das so, hier spielt der Beat aus „Let‘s Go Crazy“ hinein.<br />

Zugleich bringt sich die Sängerin gegen Trump in Position: „Don‘t try<br />

to take my country, I will defend my land, I‘m not crazy baby, I‘m<br />

American.“ Nicht immer klingt es so mitreißend und unwiderstehlich<br />

eingängig. Auf das obligatorische Pharrell-Gastspiel mit Autotune<br />

und Trap-Tricks in „I Got The Juice“ hätte sie verzichten können.<br />

Aber Monáe vertraut bei allem auf die Sogwirkung der einigenden<br />

Kraft. Das hinterlässt Eindruck. So wird aus dem endgültigen Durchbruch<br />

doch noch was. Thomas Weiland<br />

Atlantic / Warner; www.jmonae.com<br />

Roger Daltrey<br />

As Long As I Have You<br />

Das Fachorgan „Musikexpress“ hat<br />

vor vor kurzem eine Aufstellung der<br />

seiner Meinung nach 100 besten<br />

SängerInnen aller Zeiten veröffentlicht.<br />

Darin kommt dieser Mann nicht<br />

vor. Lächerlich, wenn man bedenkt,<br />

mit welch‘ maximaler R&B-Urkraft er<br />

jetzt wieder überwältigt. Der Kulthit<br />

„As Long As I Have You“ von Garnet<br />

Mimms erschien<br />

zuerst<br />

1964, zur Zeit<br />

der Gründung<br />

von The Who.<br />

Darum geht es<br />

Daltrey: Er<br />

will den von Soul, Blues und<br />

Rock‘n‘Roll geprägten alten Geist<br />

zurückholen. Das gelingt ihm auch<br />

im Alter von fast 75 Jahren, weil<br />

FRANK turner<br />

& the sleeping souls<br />

SA 10. NOVEMBER<br />

LINGEN, EMSNDARENA<br />

TICKETS AN ALLEN BEKANNTEN VORVERKAUFSSTELLEN, UNTER DER TICKET-HOTLINE 0591 912950<br />

ODER 0591 9144144 SOWIE AUF WWW.EVENTIM.DE UND WWW.EMSLANDARENA.COM<br />

FRANK-TURNER.COM X FRANKTURNERMUSIC T P FRANKTURNER<br />

NEW ALBUM BE MORE KIND OUT FRI 04. M AY ON XTRA MILE / PO LYDOR.<br />

26,0mm

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