GIG Juni 2018_final

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INTERVIEW
Jetzt spricht:
Atze Schröder
(Komiker)
Mit seinem Programm „Turbo!“ ist er im Herbst bei uns in der Region zu sehen.
Wir wollten nicht so lange warten und haben uns schon vorher mit dem
sympathischen Sprücheklopfer über den Katholikentag, Deep Purple,
Political Correctness und Fußball unterhalten.
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Atze Schröder - Foto: Stephan Pick
Wir hatten hier in Münster gerade den Katholikentag.
Welche Botschaft hätte Atze Schröder
dort gerne unters Volk gebracht?
„All you need is love.“ Aber ich war tatsächlich am
Samstagvormittag in Münster und hab’ das unheimlich
genossen. Bei den Katholikentagen ist ja immer
so eine tolle Stimmung. Alle sind friedlich drauf
und lachen viel.
Bist Du selbst Katholik?
Ja. Ich bin auch mit dem stellvertretenden Generalvikar
der katholischen Kirche des Bistums Münster,
Dr. Jochen Reinecke, befreundet. Ich bin gegenüber
einer Kirche groß geworden, und der Pastor ging bei
uns ein und aus. Allein deswegen hatte ich gar keine
andere Chance. Ich selbst bin ja auch so etwas geworden
wie ein Pastor, ich predige ja jeden Abend.
Ich versuche mir vorzustellen, wie Du so als
Kind oder Teenager warst. Eher schüchtern
oder vielleicht doch schon auch ein bisschen
verhaltensauffällig?
Verhaltensauffällig, weil ich so viel Scheiße gebaut
habe. Aber sonst, und jetzt kommt’s, war ich wirklich
krankhaft schüchtern.
Bülent Ceylan erzählte über sich das Gleiche…
Viele Komiker waren in ihrer Jugend wohl noch sehr
schüchtern. Ich bin erst so mit Anfang zwanzig auf
die Gefahr zugegangen.
Damals entfachte auch die Leidenschaft für
Deep Purple. Mal ehrlich, wäre Atze Schröder
lieber Rock-Star geworden? Also mit allem Pipapo,
das so dazugehört, wie zum Beispiel auf
die Bühne fliegende Unterwäsche?
Ja. Aber wenn schon, dann natürlich nur als Sänger,
der sie alle kriegt. Meine Fans werfen aber übrigens
auch schon mal Slips auf die Bühne. Die sind nur
schon etwas älter und größer. Also die Slips.
Du stehst jetzt seit fast 25 Jahren auf der Bühne.
Inwiefern hat sich der Atze von früher im
Vergleich zu dem Atze von heute verändert?
Früher war es etwas comichafter, greller und auch
schneller. Heute nimmt man sich schon mal Zeit, Themen
genüsslich auszubreiten. Das ist der Unterschied
zu damals. Es ist etwas familientauglicher geworden.
Dein aktuelles Programm heißt „Turbo“, ist
aber eigentlich ein Plädoyer für die Entschleunigung...
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Heute steht mittlerweile überall „Turbo“
drauf. Turbo-Abitur, Turbo-Sex und Turbo-Kommunikation.
Wenn du eine E-Mail mal ‚ ne
Stunde nicht beantwortet hast, dann giltst
du fast schon als klinisch tot. Der Druck ist einfach
zu groß. Der Tag gestern war ein gutes Beispiel.
Morgens wurde die erste Sau durchs Dorf getrieben.
Stichwort Christian Lindner und die „Bäckereischlange“.
Nachmittags hatten wir das nächste Thema. Da
kamen die Fotos von Gündogan und Özil mit Erdogan.
Jetzt kann man das alles mitmachen oder aber
sagen: „Weißt du was, es ist so schönes Wetter, ich
schalt’ das Handy aus und fahr’ an den See.“
Apropos Druck. Dass momentan überall die
selbst ernannte „Political Correctness Polizei“
lauert, macht es für einen Komiker auch
nicht gerade leichter...
Da sitzen wir alle im selben Boot. Letztendlich geht
es dabei auch um Meinungs- und Pressefreiheit.
Wenn man immer nur in die eine oder andere Ecke
geschoben wird, ohne dass inhaltlich diskutiert
wird, beschneiden wir uns selber. Ein falsches
Wort, und du stehst im falschen Lager. Also von
den anderen aus gesehen.
„Ein falsches Wort, und
du stehst im falschen Lager.“
..............................
Gibt es etwas, über das Du Dich nie lustig machen
würdest?
Ich versuche schon, mich auf der Bühne nicht über
Opfer lustig zu machen. Da ist für mich eine Grenze.
Aber wenn Promis mit breiter Brust antreten,
dann müssen sie auch so ein bisschen Häme und
Spott vertragen können. Ich bin neulich bei einem
Festival aufgetreten, da stand Max Giesinger neben
der Bühne, und ich hab’ ihn durch den Kakao
gezogen. Der konnte aber selber darüber lachen.
Und wer oder was bringt Atze Schröder zum
lachen?
Das ist gar nicht so schwer. Wen ich sensationell
finde, ist natürlich Carolin Kebekus. Luke Mockridge,
um mal einen neuen Namen zu nennen, find’
ich auch gut. Und sonst guck’ ich mir gerne so
lustige Filme wie „Deadpool“ an.
Deine Shows haben ja schon ein bisschen mit
Hochleistungssport zu tun. Wie bereitest Du
Dich darauf vor?
Du meinst körperlich?
Ja, genau.
Gar nicht. Ich hab’ seit zehn Jahren keinen Sport
mehr getrieben.
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Dafür hast Du Dich aber ganz gut in Form gehalten.
Na ja. Ich muss schon aufpassen, meine Eltern waren
nämlich beide dick.
Trägst du zu Hause eigentlich auch diese engen
Hosen, vor denen Urologen immer warnen?
Ja, aber so eng sind die eigentlich gar nicht mehr.
Das sind doch ganz normale Hosen.
Du engagierst Dich seit vielen Jahren für ein
Kinderheim in Westafrika. Wie reagieren die
Kinder, wenn Du sie besuchst?
Das ist immer sehr herzlich. Ich kann nur jedem empfehlen,
mal nach Afrika zu fahren. Man sagt ja nicht
umsonst: „Wer einmal von dem Wasser in Afrika
trinkt, fährt immer zurück.“ Diesen Argwohn, den
wir in unserer Gesellschaft haben, und dieses Zynische,
Ironische kennt man dort nicht. Wenn du da so
einen ironischen Witz machst, fragen Sie nach.
Zum Schluss ist natürlich noch Dein Wissen als
Fußballexperte gefragt
Ja, ich bin wirklich Fußballexperte. Ich war gerade
in Hoffenheim im Stadion und hab’ das Spiel gegen
Dortmund gesehen.
Du bist Fan von Dortmund?
Na ja, das kommt daher, weil ich mit Roman Weidenfeller
befreundet bin und mit Kloppo immer ein
ganz gutes Verhältnis hatte.
Wer wird Weltmeister?
Frankreich gehört für mich neben der Nationalmannschaft
zu den Favoriten.
Und wo landet Deutschland?
Mindestens im Halbfinale.
Und was ist mit Özil?
Wie heißt das so schön? Jetzt muss er liefern.
Interview: Alexandra Mai
Termine:
02.11. Quakenbrück - Artland Arena,
18.11. HAM - Westpress Arena,
22./23.11. OS - OsnabrückHalle, jew. 20 Uhr
Abgefahren:
Atze Schröder -
Foto: Stephan Pick