Die schöne Müllerin - Programm
1. Emder FlügelKonzerte 2018 / Konzert I 03. Februar 2018 | Neue Kirche Emden
1. Emder FlügelKonzerte 2018 / Konzert I
03. Februar 2018 | Neue Kirche Emden
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Rolf Hillen 2013<br />
DER DICHTER ALS PROLOG<br />
Collage | Aquatinta, Radierung, Linolschnitt
PRO GLOG<br />
Der Dichter<br />
Ich lad’ euch, schöne Damen, kluge Herrn,<br />
Und die ihr hört und schaut was Gutes gern,<br />
Zu einem funkelnagelneuen Spiel<br />
Im allerfunkelnagelneusten Styl;<br />
Schlicht ausgedrechselt, kunstlos zugestutzt,<br />
Mit edler deutscher Rohheit aufgeputzt,<br />
Keck wie ein Bursch im Stadtsoldatenstrauß,<br />
Dazu wohl auch ein wenig fromm für’s Haus:<br />
Das mag genug mir zur Empfehlung sein,<br />
Wem die behagt, der trete nur herein.<br />
Erhoffe, weil es grad’ ist Winterzeit,<br />
Thut euch ein Stündlein hier im Grün nicht Leid;<br />
Denn wißt es nur, dass heut’ in meinem Lied<br />
Der Lenz mit allen seinen Blumen blüht.<br />
Im Freien geht die freie Handlung vor,<br />
In reiner Luft, weit von der Städte Thor,<br />
Durch Wald und Feld, in Gründen, auf den Höhn;<br />
Und was nur in vier Wänden darf geschehn,<br />
Das schaut ihr halb durch’s offne Fenster an,<br />
So ist der Kunst und euch genug gethan.<br />
Doch wenn ihr nach des Spiels Personen fragt,<br />
So kann ich euch, den Musen sei’s geklagt,<br />
Nur eine präsentiren recht und ächt,<br />
Das ist ein junger blonder Müllersknecht.
Denn, ob der Bach zuletzt ein Wort auch spricht,<br />
So wird ein Bach deshalb Person noch nicht.<br />
Drum nehmt nur heut’ das Monodram vorlieb:<br />
Wer mehr giebt, als er hat, der heißt ein <strong>Die</strong>b.<br />
Auch ist dafür die Scene reich geziert,<br />
Mit grünem Sammet unten tapeziert,<br />
Der ist mit tausend Blumen bunt gestickt,<br />
Und Weg und Steg darüber ausgedrückt.<br />
<strong>Die</strong> Sonne strahlt von oben hell herein<br />
Und bricht in Thau und Thränen ihren Schein,<br />
Und auch der Mond blickt aus der Wolken Flor<br />
Schwermüthig, wie’s die Mode will, hervor.<br />
Den Hintergrund umkränzt ein hoher Wald,<br />
Der Hund schlägt an, das muntre Jagdhorn schallt;<br />
Hier stürzt vom schroffen Fels der junge Quell<br />
Und fließt im Thal als Bächlein silberhell;<br />
Das Mühlrad braust, die Werke klappern drein,<br />
Man hört die Vöglein kaum im nahen Hain.<br />
Drum denkt, wenn euch zu rauh manch Liedchen klingt,<br />
Daß das Lokal es also mit sich bringt.<br />
Doch, was das Schönste bei den Rädern ist,<br />
Das wird euch sagen mein Monodramist;<br />
Verrieth’ ich’s euch, verdürb’ ich ihm das Spiel:<br />
Gehabt euch wohl und amüsirt euch viel!<br />
UMSCHLAGBILD: 1. Das Wandern (Ausschnitt)<br />
Margit Hillen | Acryl auf Leinwand | 2013
P ROGRA MM<br />
FRANZ SCHUBERT | WILHELM MÜLLER<br />
1797 – 1829 1794 – 1827<br />
<strong>Die</strong> schöne Müllerin<br />
Der Dichter, als Prolog<br />
Das Wandern<br />
Wohin?<br />
Halt!<br />
Danksagung an den Bach<br />
Am Feierabend<br />
Der Neugierige<br />
Das Mühlenleben<br />
Ungeduld<br />
Morgengruß<br />
Des Müllers Blumen<br />
Thränenregen<br />
Mein!<br />
Pause<br />
Mit dem grünen Lautenbande
Der Jäger<br />
Eifersucht und Stolz<br />
Erster Schmerz, letzter Scherz<br />
<strong>Die</strong> liebe Farbe<br />
<strong>Die</strong> böse Farbe<br />
Blümlein Vergissmein<br />
Trockne Blumen<br />
Der Müller und der Bach<br />
Des Baches Wiegenlied<br />
Der Dichter, als Epilog<br />
Im Anschluss an das Konzert besteht Gelegenheit, die<br />
umrahmende Ausstellung zu betrachten und den Abend<br />
bei einem Glas Wein gesellig weiter zu verbringen!<br />
VERLAGSANZEIGE<br />
Wiener Zeitung vom 17. Februar 1824<br />
Bei Sauer und Leidesdorf, Kärntnerstraße 941, ist neu erschienen:<br />
<strong>Die</strong> schöne Müllerin.<br />
Ein Zyklus von Liedern, gedichtet von W. Müller.<br />
Für eine Singstimme in Musik gesetzt mit Klavier-Begleitung<br />
von Franz Schubert. 25stes Werk, erstes Heft, 2fl.W.W. –<br />
Unserer Meinung getreu, daß jedes gelungene Werk die empfehlenste<br />
Lobrede in sich selbst trägt, enthalten wir uns bei diesen Liedern am liebsten<br />
aller emphatischen Anpreisung, und bemerken bloß, daß es dem rühmich<br />
bekannten Tonsetzer in diesen Liedern in vorzüglich hohem Grad gelungen<br />
ist, die Neuheit seiner Melodien mit jener Faßlichkeit zu verbinden,<br />
wodurch ein musikalisches Kunstwerk sowohl den Kunstkenner als auch<br />
den gebildeten Musikfreund gleich einnehmend anspricht.
HINTERGRÜNDE<br />
Der Müller und die Müllerin<br />
Lieder und Gesänge aus der Zeit des Biedermeier<br />
<strong>Die</strong> Lieder der Schönen Müllerin sind untrennbar mit<br />
dem Namen Franz Schubert verbunden; in Schuberts<br />
Kompositionen fand der Gedichtzyklus Wilhelm Müllers<br />
eine musikalische Ausformung, die ihn für immer der<br />
Vergangenheit entrissen hat. Nur wenigen dürfte<br />
bekannt sein, dass auch andere Komponisten (wie z.B.<br />
Ludwig Bergen Karl Friedrich Curschmann, Heinrich<br />
Marschner, Otto Nicolai) einige der Müllerin-Gedichte<br />
vertont haben. Völlig in Vergessenheit ist jedoch der<br />
kulturgeschichtliche und gesellschaftliche Kontext<br />
geraten, dem die Gedichte ihre Entstehung verdanken.<br />
Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert sind die Müllerin<br />
und der verlassene Müller zwei Lieblingsfiguren der<br />
deutschsprachigen Dichtung. „Wohin? Wohin? Schöne<br />
Müllerin!” lässt Goethe in seiner Ballade Der Edelknabe<br />
und die Müllerin den Edelknaben rufen. Eichendorff,<br />
Brentano, Rückert und Kerner haben die schöne und<br />
ungetreue Müllerin in Gedichten und Erzählungen<br />
geschildert. In der Sammlung Das Knaben Wunderhorn<br />
finden sich eine Reihe von Gedichten, die von der<br />
Müllerin, dem Müller und dem Mühlenleben handeln.<br />
Doch die Müllerin wird nicht nur in Gedichten und<br />
Liedern besungen. Als Singspielfigur betritt sie 1793 die<br />
Bühne des Theaters; nach den Freiheitskriegen erscheint<br />
sie in den bürgerlichen Salons des Biedermeier, um ihr<br />
verführerisches Spiel zu treiben. In Berlin schließlich<br />
nahm die schöne Müller-in jene lyrische Gestalt an, die<br />
später durch die Musik Franz Schuberts unsterblich<br />
werden sollte.<br />
Elmar Budde<br />
„Wollte ich Liebe singen, ward sie mir zum Schmerz.<br />
Und wollte ich wieder Schmerz nur singen, ward er mir zur Liebe.<br />
So zertheilte mich die Liebe und der Schmerz.“<br />
Franz Schubert „Mein Traum“
DIE NICHT VERTONTEN TEXTE<br />
DIE SCHÖNE MÜLLERIN<br />
(Im Winter zu lesen)<br />
Gedichte aus den hinterlassenen Papieren<br />
eines reisenden Waldhornisten I<br />
Das Mühlenleben<br />
Seh’ ich sie am Bache sitzen,<br />
Wenn sie Fliegennetze strickt,<br />
Oder sonntags für die Fenster<br />
Frische Wiesenblumen pflückt;<br />
Seh’ ich sie zum Garten wandeln,<br />
Mit dem Körbchen in der Hand,<br />
Nach den ersten Beeren spähen<br />
An der grünen Dornenwand:<br />
Dann wird’s eng’ in meiner Mühle,<br />
Alle Mauern zieh’n sich ein,<br />
Und ich möchte flugs ein Fischer,<br />
Jäger oder Gärtner sein.<br />
Und der Steine lustig Pfeifen,<br />
Und des Wasserrads Gebraus,<br />
Und der Werke emsig Klappern,<br />
’S jagt mich fast zum Thor hinaus.
Aber wenn in guter Stunde<br />
Plaudernd sie zum Burschen tritt,<br />
Und als kluges Kind des Hauses<br />
Seitwärts nach dem Rechten sieht;<br />
Und verständig lobt den einen,<br />
Dass der andre merken mag,<br />
Wie er’s besser treiben solle,<br />
Geht er ihrem Danke nach –<br />
Keiner fühlt sich recht getroffen,<br />
Und doch schießt sie nimmer fehl,<br />
Jeder muss von Schonung sagen,<br />
Und doch hat sie keinen Hehl.<br />
Keiner wünscht, sie möchte gehen,<br />
Steht sie auch als Herrin da,<br />
Und fast wie das Auge Gottes<br />
Ist ihr Bild uns immer nah. –<br />
Ei, da mag das Mühlenleben<br />
Wohl des Liedes würdig sein,<br />
Und die Räder, Stein’ und Stampfen<br />
Stimmen als Begleitung ein.<br />
Alles geht in schönem Tanze<br />
Auf und ab, und ein und aus:<br />
Gott gesegne mir das Handwerk<br />
Und des guten Meisters Haus!
Erster Schmerz, letzter Scherz<br />
Nun sitz’ am Bache nieder<br />
Mit deinem hellen Rohr,<br />
Und blas’ den lieben Kindern<br />
<strong>Die</strong> schönen Lieder vor.<br />
<strong>Die</strong> Lust ist ja verrauschet,<br />
Das Leid hat immer Zeit:<br />
Nun singe neue Lieder<br />
Von alter Seligkeit.<br />
Noch blüh’n die alten Blumen.<br />
Noch rauscht der alte Bach,<br />
Es scheint die liebe Sonne<br />
Noch wie am ersten Tag.<br />
<strong>Die</strong> Fensterscheiben glänzen<br />
Im klaren Morgenschein,<br />
Und hinter den Fensterscheiben<br />
Da sitzt die Liebste mein.<br />
Ein Jäger, ein grüner Jäger,<br />
Der liegt in ihrem Arm –<br />
Ei, Bach, wie lustig du rauschest!<br />
Ei, Sonne, wie scheinst du so warm!
Ich will einen Strauß dir pflücken,<br />
Herzliebste, von buntem Klee,<br />
Den sollst du mir stellen an’s Fenster,<br />
Damit ich den Jäger nicht seh’.<br />
Ich will mit Rosenblättern<br />
Den Mühlensteg bestreu’n:<br />
Der Steg hat mich getragen<br />
Zu dir, Herzliebste mein!<br />
Und wenn der stolze Jäger<br />
Ein Blättchen mir zertritt,<br />
Dann stürz’, o Steg, zusammen<br />
Und nimm den Grünen mit!<br />
Und trag ihn auf dem Rücken<br />
In’s Meer, mit gutem Wind,<br />
Nach einer fernen Insel,<br />
Wo keine Mädchen sind.<br />
Herzliebste, das Vergessen,<br />
Es kommt dir ja nicht schwer –<br />
Willst du den Müller wieder?<br />
Vergisst dich nimmermehr.<br />
BILDNACHWEIS:<br />
Margit und Rolf Hillen | Michael Seufer<br />
Reproduktionen | Rolf Hillen<br />
Wilhelm Müller | Johann Friedrich Schröter<br />
Franz Schubert | C. Helfert nach Josef Kriehuber<br />
Clemens- C. Löschmann | Annette Schrader<br />
Dunja Robotti | Frank Jerke
Blümlein Vergissmein<br />
Was treibt mich jeden Morgen<br />
So tief in’s Holz hinein?<br />
Was frommt mir, mich zu bergen<br />
Im unbelauschten Hain?<br />
Es blüht auf allen Fluren<br />
Blümlein Vergiss mein nicht,<br />
Es schaut vom heitern Himmel<br />
Herab in blauem Licht.<br />
Und soll ich’s niedertreten,<br />
Bebt mir der Fuß zurück,<br />
Es fleht aus jedem Kelche<br />
Ein wohlbekannter Blick.<br />
Weißt du, in welchem Garten<br />
Blümlein Vergiss mein steht?<br />
Das Blümlein muss ich suchen,<br />
Wie auch die Straße geht.<br />
’S ist nicht für Mädchenbusen,<br />
So schön sieht es nicht aus:<br />
Schwarz, schwarz ist seine Farbe,<br />
Es passt in keinen Strauß.
Hat keine grüne Blätter,<br />
Hat keinen Blütenduft,<br />
Es windet sich am Boden<br />
In nächtig dumpfer Luft.<br />
Wächst auch an einem Ufer,<br />
Doch unten fließt kein Bach,<br />
Und willst das Blümlein pflücken,<br />
Dich zieht der Abgrund nach.<br />
Das ist der rechte Garten,<br />
Ein schwarzer, schwarzer Flor:<br />
Darauf magst du dich betten –<br />
Schleuß zu das Gartenthor!
DER FLÜGEL<br />
Das Instrument, das der SINGVEREIN EMDEN für seine<br />
Probenarbeit anschaffen konnte, ist ein Konzertflügel aus dem<br />
Hause GROTRIAN-STEINWEG<br />
mit Sitz in Braunschweig.<br />
Es wurde dort im Jahr 1999 mit der über 160 jährigen<br />
Erfahrung der Firma durch Handfertigung in traditioneller<br />
Klavierbaukunst aus edlen Materialien gefertigt.<br />
Der Flügel aus der Modellreihe Concert 225 ist schwarz poliert<br />
und wie alle Instrumente der Klavierbau-Firma<br />
GROTRIAN-STEINWEG trägt er das Zertifikat<br />
»Made in Germany« vom BVK e.V.<br />
dem Verband der Deutschen Klavierhersteller.
2. EMDER<br />
FLÜGELKONZERTE<br />
„Auf Flügeln des Gesanges“<br />
im Februar 2019<br />
NEUE KIRCHE EMDEN<br />
Eine Veranstaltungsreihe des<br />
SINGVEREIN EMDEN e.V.<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
www.fluegelkonzerte.de<br />
MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG DURCH:<br />
Wein-Depot
SINGVEREIN EMDEN e.V.<br />
Oratorienchor von 1805<br />
Sonntag, 18. November 2018, 17 Uhr<br />
Martin-Luther-Kirche Emden, Bollwerkstraße<br />
Harald Weiss<br />
URAUFFÜHRUNG<br />
KOMM, KEUSCHE NACHT IM WEIßEN KLEID<br />
Gioacchino Rossini<br />
PETITE MESSE SOLENNELLE<br />
Fassung für zwei Flügel und Harmonium | Auf historischen Instrumenten<br />
Felix Mendelssohn-Bartholdy<br />
VERLEIH UNS FRIEDEN GNÄDIGLICH<br />
Leitung: CLEMENS-C. LÖSCHMANN<br />
DIE PROBEN HABEN GERADE BEGONNEN.<br />
INTERESSIERTE SÄNGER ALLER STIMMLAGEN SIND HERZLICH WILLKOMMEN!<br />
PROBEN: JEDEN MONTAG 19:45 - 21:45 UHR<br />
(KEINE PROBEN IN DEN SCHULFERIEN)<br />
AULA DER IGS AM TRECKFAHRTSTIEF<br />
KONTAKT UND INFORMATIONEN BEI:<br />
CHRISTINA DANE 04921-399934<br />
www.singverein-emden-ev.de
DER DICHTER<br />
Wilhelm Müller (1794-1824)<br />
Wilhelm Müller war das sechste<br />
Kind des Schneiders Christian<br />
Leopold Müller und seiner Frau<br />
Marie Leopoldine, geborene<br />
Cellarius. Seine Geschwister<br />
starben früh, 1808 verlor er auch<br />
seine Mutter.<br />
1812 begann Wilhelm Müller ein<br />
Studium der Philologie n Berlin,<br />
meldete sich aber im Februar 1813<br />
als Freiwilliger zum preußischen<br />
Heer und nahm an den<br />
Befreiungskriegen gegen<br />
Napoleon teil. 1814 wurde er zum<br />
Leutnant ernannt. Ab 1816<br />
besuchte er literarische Salons in<br />
Berlin und lernte dort unter<br />
anderen Gustav Schwab, Joachim von Arnim, Clemens Brentano, Ludwig<br />
Tieck sowie den Komponisten Ludwig Berger kennen. Bereits 1816/1817<br />
vertonte dieser für ein Liederspiel Texte Müllers. Fünf dieser Vertonungen<br />
wurden 1818 als Teil von Bergers Liederzyklus Gesänge aus einem<br />
gesellschaftlichen Liederspiel „<strong>Die</strong> schöne Müllerin“ veröffentlicht. In die<br />
Dichterin Luise Hensel war er unglücklich verliebt.<br />
Im April 1819 wurde er zum Gymnasiallehrer in seiner Heimatstadt Dessau<br />
ernannt, später zum Herzoglichen Bibliothekar. Am 21. Mai 1821 heiratete er<br />
Adelheid Basedow, eine Enkelin des Reformpädagogen Johann Bernhard<br />
Basedow. Mit ihr hatte er zwei Kinder.<br />
Im August 1824 wurde Müller zum Hofrat ernannt. Im März 1826 erkrankte<br />
er an Keuchhusten. Trotz mehrerer Kuraufenthalte ging es mit seiner<br />
Gesundheit stetig bergab und er starb im folgenden Jahr im Alter von nur 32<br />
Jahren an einem Herzinfarkt.<br />
Müller wurde durch seine gesellschaftskritischen deutschen Volkslieder<br />
bekannt. Er konnte sehr gut Englisch lesen und war unter anderem von Lord<br />
Byron beeinflusst.<br />
Müller war als Herausgeber und Redakteur unter anderem für die im Verlag<br />
Brockhaus erschienene Bibliothek deutscher Dichter des siebzehnten<br />
Jahrhunderts tätig. Außerdem arbeitete Müller für verschiedene literarische<br />
Zeitschriften, darunter das Literarische Conversationsblatt und Hermes.<br />
Wilhelm Müller war Freimaurer. Im Juli 1820 wurde er in die Freimaurerloge<br />
Minerva zu den drei Palmen in Leipzig aufgenommen.
DER KOMPONIST<br />
Franz Schubert (1797-1829)<br />
Franz Peter Schubert wurde als<br />
dreizehntes von sechzehn Kindern<br />
geboren. Sein war Lehrer und<br />
Schulleiter, die Mutter vor der<br />
Hochzeit Köchin in einer Wiener<br />
Familie. Im Alter von fünf Jahren<br />
erhielt Schubert den ersten<br />
regelmäßigen musikalischen<br />
Unterricht: Sein Vater lehrte ihn,<br />
Violine zu spielen. Bereits mit<br />
sieben Jahren bekam er<br />
Orgelunterricht. Wegen seiner<br />
schönen Stimme wurde er im<br />
Oktober 1808 als Sängerknabe in<br />
die Wiener Hofmusikkapelle und<br />
in das kaiserliche Konvikt<br />
aufgenommen, wo er auch<br />
Kompositionsunterricht von<br />
Antonio Salieri erhielt. Im Oktober 1813 kehrte er in das elterliche Haus<br />
zurück. Zu dieser Zeit komponierte er seine Sinfonie Nr. 1 D-Dur. Nachdem er<br />
eine Lehrerbildungsanstalt besucht hatte, wurde er Ende 1814 Schulgehilfe<br />
seines Vaters. Angesichts der zunehmenden Unvereinbarkeit seiner<br />
Lehrerstelle mit dem Komponieren unternahm Schubert zahlreiche Versuche,<br />
sich als Komponist zu etablieren. Aber die Verlage lehnten die Publikation<br />
seiner Werke ab. Im Frühjahr 1816 bewarb er sich erfolglos um den Posten<br />
eines Kapellmeisters in Laibach. Auf Franz von Schobers Vorschlag verließ<br />
Schubert seine Lehrerstelle und zog für acht Monate in dessen Wohnung,<br />
um mehr Zeit mit der Komposition zu verbringen. Schober machte ihn mit<br />
dem Bariton Johann Michael Vogl bekannt, einem der wichtigsten Sänger an<br />
der Wiener Hofoper, der seine Lieder bald in den literarischen Salons sang<br />
und ihn damit der Öffentlichkeit vorstellte. <strong>Die</strong> musikalische Bürgerfamilie<br />
Sonnleithner organisierte zu seinen Ehren musikalische Zusammenkünfte, die<br />
ab 1821 als Schubertiaden bezeichnet wurden. Da Schubert kein eigenes<br />
Einkommen hatte, denn seine Lehrerstelle hatte er aufgegeben, öffentliche<br />
Auftritte brachten nichts ein und die Verleger interessierten sich noch nicht<br />
für seine Musik, mussten für sein Auskommen teils seine Freunde sorgen. Im<br />
Jänner 1818 erschien mit dem Lied Erlafsee Schuberts erste Komposition im<br />
Druck.
1818 und auch 1824 war er von der Familie des Grafen Johann Carl<br />
Esterházy als Sing- und Klaviermeister engagiert. Seinen ersten Auftritt als<br />
Liedkomponist hatte er am 28. Februar 1819 im Saal des Hotels „Zum<br />
römischen Kaiser“ mit Schäfers Klagelied. 1820 wurden erstmals zwei von<br />
Schuberts Opern mit passablem Erfolg aufgeführt. Nachdem Vogl<br />
den Erlkönig in einem öffentlichen Konzert gesungen hatte, veröffentlichte<br />
der Verleger Anton Diabelli einige Werke Schuberts auf Kommission. Diabelli<br />
bearbeitete späterhin etliche von Schuberts Liedern zur Begleitung mit<br />
Gitarre für den damalig üblichen musikalischen Hausgebrauch. Ermutigt von<br />
den ersten Erfolgen versuchte Schubert vergeblich, sich als<br />
Bühnenkomponist zu etablieren. Sein Gesundheitszustand gab Anlass zu<br />
Spekulationen und er befand sich wegen syphilitischer Geschwüre im Jänner<br />
1823 zu stationärer Behandlung im Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Dort<br />
komponierte er auch Teile der „Schönen Müllerin“. Im Jahr 1825 hatte<br />
Schubert noch einmal eine glücklichere Phase. Seine Bewerbung um die<br />
Stelle des Vizekapellmeisters an der kaiserlichen Hofkapelle 1826 blieb<br />
erfolglos. In diesem Jahr schrieb er sein bekanntestes geistliches Werk, die<br />
Deutsche Messe. 1827 komponierte er den Liederzyklus Winterreise, wie „<strong>Die</strong><br />
schöne Müllerin“ nach Gedichten von Wilhelm Müller. Außerdem eine<br />
Liedersammlung, die erst nach seinem Tod veröffentlicht und<br />
Schwanengesang genannt wurde. Am 26. März 1828 gab er das einzige<br />
öffentliche Konzert seiner Karriere, das ihm 800 Gulden Wiener Währung<br />
(320 fl. Konventionsmünze) einbrachte. Zahlreiche Lieder und Klavierwerke<br />
waren inzwischen gedruckt worden.<br />
Nach zwei Wochen kontinuierlichen Fiebers starb Franz Schubert am<br />
19. November 1828 um 3 Uhr nachmittags in der Wohnung seines Bruders<br />
Ferdinand Schubert. Er litt noch unter der nicht geheilten Syphilis, die<br />
Todesursache dürfte allerdings Typhus gewesen sein, der damals<br />
„Nervenfieber“ genannt wurde.<br />
Rund 100 Schuberts Werke wurden zu seinen Lebzeiten im Druck<br />
veröffentlicht – gemessen an der Zahl von insgesamt etwa 600 Liedern nur<br />
ein kleiner Anteil, jedoch mehr, als viele seiner Zeitgenossen publizierten.<br />
Nach Schuberts Tod veröffentlichte Diabelli in den folgenden Jahren noch<br />
zahlreiche Lieder und andere kleine Kompositionen. Es dauerte allerdings<br />
lange, bis auch die Sinfonien, Messen und Opern der Öffentlichkeit<br />
zugänglich wurden. Bei einem Aufenthalt in Wien besuchte Robert<br />
Schumann Ferdinand Schubert, der ihm einige Kompositionen aus dem<br />
Nachlass zeigte. Schumann begeisterte sich sofort für die Große Sinfonie in C-<br />
Dur und setzte sich für sie ein. Ihre Uraufführung fand am 21. März 1839<br />
fand unter der Leitung von Felix Mendelssohn-Bartholdy im Leipziger<br />
Gewandhaus statt.<br />
Mit seinen Liedkompositionen und insbesondere den großen Zyklen, die sehr<br />
treffend als Liednovellen bezeichnet wurden, hat Schubert eine ganze<br />
eigene musikalische Gattung zentral geprägt. Trotz des oft spontanen<br />
kompositorischen Schaffens hat er sich größter Genauigkeit befleißigt, die<br />
sich in der Edition aber auch und vor allem in der architektonischen<br />
Konzeption bei der Zusammenstellung seiner Lieder zu Gruppen, und hier<br />
besonders in der Auswahl und Beziehung der Tonarten zueinander findet.
DIE MALER<br />
Margit und Rolf Hillen<br />
Gebürtig in Rheinland-Pfalz hat das Ehepaar Hillen seine Heimat in<br />
Ostfriesland gefunden. <strong>Die</strong> offene Landschaft und die Ruhe der ländlichen<br />
Umgebung brachten sie in den Norden. Ihr gemeinsames Atelier befindet<br />
sich im kleinen Dorf Hamswehrum in der Krummhörn, nördlich von Emden.<br />
Margit Hillen<br />
wurde in Rheinbrohl / Rhein<br />
geboren. Nach ihrem Studium und<br />
langen Jahren im Schuldienst u.a.<br />
als Kunstlehrerin, entschied sie, sich<br />
ganz ihrer Kunst zu widmen. Ihre<br />
Themen sind weitgefasst:<br />
Landschaft, Pflanzen, Architektur,<br />
Akte, Menschen und auch freie<br />
Malerei in gestischer Form. Sie<br />
schätzt das große Format. Als<br />
Malerin arbeitet sie überwiegend in<br />
Acrylfarben, die sie auf<br />
verschiedene Materialien aufbringt.<br />
Viele Arbeiten entspringen einer<br />
intensiven Auseinandersetzung mit<br />
einem bestimmten Thema. Dabei<br />
entsteht selten ein einzelnes Bild.<br />
Rolf Hillen<br />
wurde in Neuwied geboren und<br />
arbeitete nach seiner grafischen<br />
Ausbildung viele Jahre als<br />
Werbegrafiker. Seit 2000 widmet er<br />
sich ganz seiner Druckkunst<br />
(Radierungen, Linol-, Hoch-, und<br />
Mischdruck), Buchgestaltung,<br />
Papierherstellung, Papiergestaltung<br />
und Installation. Er liebt das<br />
Experiment und ist fasziniert von<br />
der Möglichkeit, bildliche Themen<br />
mit verschiedenen Drucktechniken<br />
zu entwickeln. Seine zweite<br />
künstlerische Leidenschaft gehört<br />
dem Papier. Er schöpft es selbst,<br />
bedruckt es und formt Skulpturen<br />
daraus.<br />
Häufig eine ganze Serie. Malen heißt<br />
für sie, die Zeit anzuhalten, hinter das Stoffliche zu schauen. <strong>Die</strong> Technik<br />
ist für Margit Hillen dabei nur ein „bescheidenes“ Transportmittel.
DIE INTERPRETEN<br />
Clemens- C. Löschmann<br />
Der Tenor Clemens-C. Löschmann<br />
wurde in Berlin geboren und an der dortigen<br />
Hochschule der Künste von Johannes<br />
Hoefflin ausgebildet. Er hat in den<br />
Meisterklassen bei Aribert Reimann und<br />
<strong>Die</strong>trich Fischer-<strong>Die</strong>skau studiert.<br />
Im Opernbereich<br />
war er an<br />
Produktionen<br />
verschiedener<br />
Opernhäuser<br />
und freier<br />
Gruppen<br />
beteiligt.<br />
Er war<br />
festes Ensemblemitglied<br />
am<br />
Opernhaus<br />
Bremen. Gastengagements führten ihn u. a.<br />
an die Komische Oper Berlin, die Frankfurter<br />
Oper, zum Royal Opera House Covent<br />
Garden, London, an das Teatro Carlo Felice,<br />
Genua und das Gran Teatro del Liceu,<br />
Barcelona. Im Konzertfach ist er sowohl im<br />
barocken und klassischen, als auch<br />
zeitgenössischen Repertoire ein international<br />
gefragter Solist. DVD-, CD- und Rundfunkproduktionen<br />
dokumentieren das breite<br />
Spektrum seiner sängerischen Tätigkeit. <strong>Die</strong><br />
Interpretation der Kompositionen von Franz<br />
Schubert bilden einen Schwerpunkt in<br />
Löschmanns Repertoire. Aufführungen der<br />
beiden großen Zyklen "<strong>Die</strong> schöne Müllerin"<br />
und "Winterreise", am historischen Brodman-<br />
Hammerflügel von Jörg Ewald Dähler<br />
begleitet, fanden in der Schweiz große<br />
Beachtung. Mit dem Gitarristen Maximilian<br />
Mangold führt Löschmann die Lieder auch in<br />
zeitgenössischen Bearbeitungen auf. Er<br />
unterrichtet Gesang und Stimmbildung in<br />
einem eigenen Institut in Bremen, ist seit<br />
2018 Dirigent des SINGVEREIN EMDEN e.V.<br />
sowie Initiator und künstlerischer Leiter der<br />
EMDER FLÜGELKONZERTE.<br />
Dunja Robotti<br />
<strong>Die</strong> Pianistin Dunja Robotti<br />
wurde als Tochter italienisch-deutscher<br />
Eltern in Brüssel geboren und erhielt ihren<br />
ersten Unterricht bei Piotr Lachert und<br />
anschließend am dortigen Conservatoire<br />
Royal. An der Berliner Universität der Künste<br />
studierte<br />
sie Klavier<br />
bei Hans<br />
Leygraf<br />
und<br />
Georg<br />
Sava<br />
sowie<br />
Liedinterp<br />
retation<br />
bei<br />
Aribert<br />
Reimann<br />
und<br />
<strong>Die</strong>trich<br />
Fischer-<br />
<strong>Die</strong>skau.<br />
Meisterkurse<br />
bei<br />
Vitalij Margulis, György Sebök, György<br />
Sàndor und Lev Naumov ergänzten ihre<br />
Ausbildung. Nach mehreren Jahren als<br />
Tutorin für Liedbegleitung und<br />
Lehrbeauftragte für Cellobegleitung an der<br />
Universität der Künste Berlin hat sie seit 2009<br />
eine Dozentur an der Hochschule für Musik<br />
Nürnberg für die dortigen Streicherklassen.<br />
2016 wurde sie zur Honorarprofessorin<br />
bestellt. Dunja Robotti ist Preisträgerin<br />
mehrerer internationaler Wettbewerbe. In<br />
Paris wurde sie erste Preisträgerin der<br />
Wettbewerbe „Claude Kahn“ und „U.F.A.M.“<br />
und erhielt beim Internationalen<br />
Pianistentreffen in Pontoise einen dritten<br />
Preis. Zudem war sie Preisträgerin und<br />
Finalistin bei „Città di Marsala“ in Sizilien und<br />
„F. Schubert und die Musik des 20.<br />
Jahrhunderts“ in Graz. Regelmäßige<br />
Konzerte seit dem zehnten Lebensjahr<br />
führen sie in die renommiertesten<br />
Konzertstätten Europas, zur Schubertiade<br />
nach Feldkirch und nach Nord- und<br />
Südamerika. Diverse Rundfunkproduktionen<br />
ebenso wie CD-Einspielungen<br />
dokumentieren ihr umfassendes Wirken.
EPILOG<br />
Der Dichter<br />
Weil gern man schließt mit einer runden Zahl,<br />
Tret’ ich noch einmal in den vollen Saal,<br />
Als letztes, fünf und zwanzigstes Gedicht,<br />
Als Epilog, der gern das Klügste spricht.<br />
Doch pfuschte mir der Bach in’s Handwerk schon<br />
Mit seiner Leichenred’ im nassen Ton.<br />
Aus solchem hohlen Wasserorgelschall<br />
Zieht Jeder selbst sich besser die Moral;<br />
Ich geb’ es auf, und lasse diesen Zwist,<br />
Weil Widerspruch nicht meines Amtes ist.<br />
So hab’ ich denn nichts lieber hier zu thun,<br />
Als euch zum Schluß zu wünschen, wohl zu ruhn.<br />
Wir blasen unsre Sonn’ und Sternlein aus —<br />
Nun findet euch im Dunkel gut nach Haus,<br />
Und wollt ihr träumen einen leichten Traum,<br />
So denkt an Mühlenrad und Wasserschaum,<br />
Wenn ihr die Augen schließt zu langer Nacht,<br />
Bis es den Kopf zum Drehen euch gebracht.<br />
Und wer ein Mädchen führt an seiner Hand,<br />
Der bitte scheidend um ein Liebespfand,<br />
Und giebt sie heute, was sie oft versagt,<br />
So sei des treuen Müllers treu gedacht<br />
Bei jedem Händedruck, bei jedem Kuß,<br />
Bei jedem heißen Herzensüberfluß:<br />
Geb’ ihm die Liebe für sein kurzes Leid<br />
In eurem Busen lange Seligkeit!
Rolf Hillen 2013<br />
DER DICHTER ALS EPILOG<br />
Collage | Aquatinta, Radierung, Linolschnitt