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Zukunftsmuseum. Eine Sammlung von Wikipedia Artikeln für einen nachhaltigen Lebensstil.

Auf über 570 Seiten wurden über 50 Wikipedia Artikel im PDF Format zusammengestellt, die nachhaltige Konzepte aus Wirtschaft, Landwirtschaft und Communitybuilding beschreiben: Impulse für einen zukunftigen nachhaltigen Lebensstil - das Thema des Zukunftsmuseums.

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ZUKUNFTSMUSEUM<br />

EINE SAMMLUNG VON WIKIPEDIA<br />

ARTIKELN FÜR EINEN NACHHALTIGEN<br />

LEBENSSTIL<br />

zusammengestellt <strong>von</strong><br />

Franz Jedlicka<br />

www.zukunftsmuseum.org


Agrarökologie<br />

Agrarökologie (seltener Agroökologie) kann als „Wissenschaft, Bewegung oder Praxis“ verstanden werden. Anfangs bezog sich<br />

Agrarökologie auf Pflanzenproduktion und -schutz, in den letzten Jahrzehnten kamen umweltbezogene, soziale, ökonomische,<br />

ethische und entwicklungsbezogene Aspekte hinzu. [1]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Bedeutungen<br />

1.1 Agrarökologie als Wissenschaft<br />

1.2 Agrarökologie als Bewegung<br />

1.3 Agrarökologie als Praxis<br />

2 Literatur<br />

3 Siehe auch<br />

4 Einzelnachweise<br />

Bedeutungen<br />

Der Begriff Agrarökologie wurde in seiner englischen Entsprechung erstmals 1928 verwendet. Bis in die 1960er Jahre hinein war die<br />

Agrarökologie eine rein wissenschaftliche Disziplin. Dann entwickelten sich verschiedene Zweige. Aus den Umweltbewegungen der<br />

1960er Jahre, die sich gegen industrielle Landwirtschaft richteten, gingen agrarökologische Bewegungen in den 1990er Jahren<br />

hervor. Seit den 1980er Jahren entstand die Agrarökologie auch als Praxis, die häufig mit den Bewegungen verknüpft war. In den<br />

letzten 80 Jahren vergrößerte sich auch das Betrachtungsspektrum der Agrarökologie <strong>von</strong> der Feld- zur Agrarökosystemebene. [1]<br />

Heute hat Agrarökologie verschiedene wissenschaftliche Bedeutungen und wird zudem verwendet, um eine Bewegung oder eine<br />

landwirtschaftliche Praxis zu beschreiben. In verschiedenen Regionen lassen sich unterschiedliche Bedeutungsschwerpunkte des<br />

Begriffs feststellen. In Deutschland hat die Agrarökologie eine lange Tradition als wissenschaftliche Disziplin und ist nicht mit<br />

anderen Bedeutungen verknüpft. In den Vereinigten Staaten und Brasilien werden alle drei Bedeutungen unter dem Begriff<br />

verstanden, wobei die wissenschaftliche in den USA und die anderen in Brasilien dominieren. In Frankreich wurde unter<br />

Agrarökologie lange eine Praxis verstanden. [1]<br />

Für den deutschsprachigen Raum gilt zusammenfassend, dass unter Agrarökologie entweder ein Teilgebiet der Ökologie oder ein<br />

Teilgebiet der Landwirtschaft verstanden wird.<br />

... als Teilgebiet der: Ökologie Landwirtschaft<br />

... im Gegensatz zu:<br />

Wissenschaft, Bewegung<br />

oder Praxis?<br />

ausformuliert:<br />

- Stadtökologie<br />

- Humanökologie<br />

- ...<br />

Agrarökologie als<br />

Wissenschaftsdisziplin<br />

Die Ökologie <strong>von</strong><br />

Agrarökosystemen<br />

- ökologische Landwirtschaft<br />

(Bio-Landbau)<br />

- industrielle Landwirtschaft<br />

- ...<br />

Agrarökologie als soziale<br />

Bewegung<br />

und landwirtschaftliche Praxis<br />

Die agrarökologische<br />

Landwirtschaft<br />

(Landbewirtschaftungsmodell)


Agrarökologie als Wissenschaft<br />

Als Wissenschaft ist die Agrarökologie ein Teil der Ökologie oder Landschaftsökologie. Sie befasst sich mit den ökologischen<br />

Zuständen und Prozessen der Agrarökosysteme und dem Ökosystemkomplex Agrarlandschaft als Ganzes. Die Agrarökologie<br />

berücksichtigt dabei nicht nur die unmittelbar der landwirtschaftlichen Nutzung unterworfenen Ökosysteme wie Acker- und<br />

Grünland, sondern auch die damit funktional verknüpften naturnäheren Ökosysteme wie Wälder und Moore und deren mittelbare<br />

Beeinflussung durch die Landwirtschaft (z. B. über atmosphärische Stof feinträge oder laterale Stofverlagerungen).<br />

Die Agrarökologie befasst sich im Sinne wissenschaftlicher Grundlagenforschung mit den Steuergrößen der Biodiversität der<br />

Agrarökosysteme bzw. der Agrarlandschaft. Sie betrachtet unter Berücksichtigung der biotischen Hierarchie-Stufen (Gene, Arten,<br />

Populationen, Lebensgemeinschaften) einzelne Organismen, Organismengruppen oder <strong>einen</strong> möglichst großen Anteil der Gesamtheit<br />

aller Organismen und deren Wechselbeziehungen untereinander (z. B. trophische Interaktionen, Konkurrenz, wechselseitige<br />

Begünstigungen) und untersucht insbesondere die Beziehungen zwischen Standorteigenschaften, Landnutzung und Biodiversität<br />

sowie die Bedeutung räumlicher Muster und der Nutzungsdynamik <strong>für</strong> die Biodiversität. Im Sinne angewandter wissenschaftlicher<br />

Forschung zielt die Agrarökologie auf die naturschutzfachliche Bewertung agrarischer Landnutzung und die Unterstützung der<br />

Erarbeitung ökologisch nachhaltiger agrarischer Nutzungskonzepte.<br />

Die Methoden der agrarökologischen Forschung variieren mit den jeweils untersuchten Ökosystemen und Organismengruppen und<br />

zeigen mit standortkundlichen Erhebungen, Luft- und Satellitenbildinterpretationen, Anwendungen geographischer<br />

Informationssysteme und ökologischer Modellierung die Nähe zu angrenzenden Wissenschaftsdisziplinen wie der ökologischen<br />

Standortkunde und der Landschaftsökologie an.<br />

Die Agrarökologie wird an Universitäten mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten als Studienfach, Fachgebiet, Studiengang<br />

oder interdisziplinäres Programm gelehrt. Das Fach Agrarökologie ist dabei in unterschiedlichen Fachbereichen (z. B. Biologie,<br />

Geographie, Agrarwissenschaften) angesiedelt.<br />

Agrarökologie als Bewegung<br />

Beginnend in den 1990er Jahren in den Vereinigten Staaten und Lateinamerika wurde Agrarökologie als Eigenbezeichnung <strong>von</strong><br />

Bewegungen übernommen, um ein neuartiges Bild der Landwirtschaft und ihres Verhältnisses zur Gesellschaft auszudrücken. In<br />

Brasilien hat es die Agrarökologie als Wissenschaft nie gegeben, sie hat dort ihre Wurzeln in traditioneller Landwirtschaft. In den<br />

1970er Jahren begannen Bewegungen, die landwirtschaftlicher Modernisierung kritisch gegenüberstanden, <strong>für</strong> alternative<br />

Landwirtschaft, Familienbetriebe und Ernährungssouveränität zu werben. Ein bekannter Unterstützer dieser Bewegungen war José<br />

Lutzenberger. In den 1980er Jahren wurden diese Bewegungen formalisiert. 2001 fand das „National Meeting of Agroecology“ statt,<br />

das zum Ziel hatte, <strong>für</strong> die Agrarökologie zu werben. 2003 erkannte die brasilianische Regierung die Agrarökologie unter dem<br />

Schirm der ökologischen Landwirtschaft formal an. [1]<br />

In Deutschland ist die Agrarökologie als Bewegung mehr oder weniger nicht existent, da sich die meisten Produzenten der nichtkonventionellen<br />

Landwirtschafteher der Permakultur oder dem Bio-Landbau zugehörig fühlen.<br />

Agrarökologie als Praxis<br />

„Agrarökologische Landwirtschaft“ geht über die Standards und Anforderungen des Bio-Landbaus hinaus, der mittlerweile auch im<br />

großen Stil betrieben werden kann. Im deutschsprachigen Raum haben sich jedoch eher Begriffe wie Permakultur oder biologischdynamischer<br />

Landbau als Identität stiftende Kategorien durchgesetzt. Klare Grenzen zwischen den einzelnen Begriffen zu ziehen ist<br />

sehr schwierig. Gemeinsam haben alle diese Formen der Landwirtschaft, dass sie in klarem Kontrast (und meist auch Konflikt) zur<br />

konventionellen Landwirtschaftstehen.<br />

Literatur<br />

Konrad Martin, Joachim Sauerborn: Agrarökologie. Ulmer Verlag., Stuttgart 2006, ISBN 3-8252-2793-6.


Stephen R. Gliessman: Agroecology: The Ecology of Sustainable Food Systems. CRC Press, 2006 (zweite Auflage).<br />

ISBN 0849328454<br />

Keith Douglass Warner: Agroecology in Action: Extending Alternative Agriculture through Social Networks . The MIT<br />

Press, 2007. ISBN 0262731800<br />

Anil Shrestha, David Clements: New Dimensions In Agroecology. CRC Press, 2004. ISBN 1560221127<br />

Francis, C., Lieblein, G., Gliessman, S., Breland, T., Creamer, N., Harwood, R., Salomonsson, L., Helenius, J.,<br />

Rickerl, D., Salvador, R., Wiedenhoeft, M., Simmons, S., Allen, P., Altieri, M., et al. (2003): Agroecology: The<br />

Ecology of Food Systems. Journal of Sustainable Agriculture, Vol. 22, Nr. 3, S. 99–118.(als Word-Dokument)<br />

Siehe auch<br />

Agrarwende<br />

Einzelnachweise<br />

1. A. Wezel, S. Bellon, T. Doré, C. Francis, D. Vallod, C. David: Agroecology as a science, a movement and a practice.<br />

A review. (http://agroeco.org/socla/wp-content/uploads/2013/12/wezel-agroecology .pdf) In: Agronomy for<br />

Sustainable Development.29, 2009, S. 503, doi:10.1051/agro/2009004 (https://dx.doi.org/10.1051%2Fagro%2F200<br />

9004).<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Agrarökologie&oldid=168851979 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 6. September 2017 um 22:10 Uhr bearbeitet.<br />

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Aktive Mobilität<br />

Die Aktive Mobilität umfasst alle Fortbewegungsarten, die ganz oder teilweise auf Muskelkraft basieren. Fahrradfahren<br />

und „zu Fuß gehen“ sind dabei die prominentesten, es gehören jedoch auch Formen der Mobilität dazu, an die man nicht<br />

sofort denkt, wie Tretroller und Kickboard fahren. [1]<br />

Mit dem Begriff ‚Aktive Mobilität‘ wird Zufußgehen und Radfahren nicht weiter auf eine Weise beschrieben, was es nicht<br />

ist, nämlich ein „nicht motorisierter“ Verkehr, sondern die ‚Aktive Mobilität‘ wird gleichsam als attraktiver <strong>Lebensstil</strong><br />

propagiert. [2][3]<br />

Die ‚Aktive Mobilität‘ bringt eine Reihe <strong>von</strong> Vorteilen mit sich: sie ermöglicht effiziente Raum- & Siedlungsstrukturen<br />

und erhöht damit die Zugänglichkeit der Städte, sie ist wirtschaftlich und sicher, fördert Gesundheit & Fitness, erhöht die<br />

Lebensqualität und kann mit geringen Kosten umgesetzt werden. [3][2][4][5]<br />

Der derzeitige Stand der Wissenschaft deutet darauf hin, dass der gesundheitliche Nutzen aus der körperlichen Aktivität<br />

durch ‚Aktive Mobilität‘, die gleichzeitig damit verbundenen Risiken – insbesondere die Unfallgefahr und die Exposition gegenüber<br />

Luftschadstoffen – bei weitem aufheben. [6]<br />

Mobilitätspyramide<br />

Die Mobilitätspyramide erklärt das Zusammenspiel <strong>von</strong> Aktiver und passiver Mobilität: Oben sind die weiten<br />

Entfernungen eingetragen und unten die nahen. [5] Das Fundament der Mobilitätspyramide ist die ‚Aktive<br />

Mobilität‘, die Fortbewegung aus eigener Körperkraft. [2] Ziel im Sinne der Nachhaltigkeit ist es, den Zeitanteil<br />

der Aktiven Mobilität zu erhöhen. [5]<br />

<strong>Eine</strong> Sonderstellung in der Mobiltätspyramide nimmt das E-Bike ein. Als Mischform <strong>von</strong> Aktiver und passiver<br />

Mobilität, wird es als Spielveränderer (engl.: game changer) angesehen. Das Pedelec oder E-Bike, also das<br />

elektrisch unterstützte Fahrrad, erweitert den Raum der Möglichkeiten. Während das Fahrrad die Reichweite<br />

gegenüber dem Zufußgehen mehr als verdoppelt, verdreifacht das Pedelec noch einmal die Reichweite des<br />

Fahrrads. [2] Da<strong>von</strong> abgesehen erlaubt es müheloses Radfahren auch in hügeligem Umfeld und es ermöglicht<br />

Menschen mit eingeschränkten sportlichen Fähigkeiten weiterhin ‚aktiv‘ mobil zu bleiben.<br />

Aktive Mobilität und Stadt der Zukunft<br />

50 % aller PKW-Fahrten sind nicht länger als 5 km und lassen sich damit gut mit dem Fahrrad zurücklegen. [4] Für Städte liefert die<br />

‚Aktive Mobilität‘ <strong>einen</strong> entscheidenden Lösungsbeiträge auf dem Weg in eine postfossile Gesellschaft und ist Voraussetzungen <strong>für</strong><br />

Zero Emission Citys der Zukunft. [7][5]<br />

‚Aktive Mobilität‘ ist neben den Öffentlichen Verkehrsmitteln und dem motorisierten Individualverkehr die dritte Säule des Verkehrs.<br />

Ein mögliches Ziel ist eine gleichberechtigte Stellung der ‚Aktiven Mobilität‘ neben den beiden anderen Verkehrsträgern. [1][3][8]<br />

Zahlreiche Forschungen beschäftigen sich damit, welche äußeren und inneren Bedingungen Menschen Anreize geben, sich<br />

vorzugsweise aktiv fortzubewegen. Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist das Forschungsfeld ‚Aktive Mobilität‘ in Österreich. [9][10]<br />

Nicht nur <strong>von</strong> den äußeren Bedingungen hängt die Verkehrsmittelwahl ab, sondern auch vom persönlichen Verhalten jedes Einzelnen.<br />

In einer Themenwoche hat die ARD Entscheidungspunkte gesammelt, an denen jeder die Wahl hat und gibt Empfehlungen:<br />

Bei Besorgungen mit dem Auto <strong>einen</strong> zentralen Parkplatz wählen und dann die verschiedenen Geschäfte zu Fuß<br />

ansteuern.


Für regelmäßige Besorgungen keine gesonderte Fahrt unternehmen, sondern diese auf dem Arbeitsweg erledigen.<br />

Zu Fuß oder mit dem Fahrrad öfter <strong>einen</strong> Umweg machen, zum Beispiel die längere, aber schönere Route wählen.<br />

Regelmäßig die Treppe anstelle des Aufzugsoder der Rolltreppe nehmen.<br />

Wie wäre es mit der Anschafung eines Pedelecs? Gerade bei kurzen Strecken ist das Fahrrad mit elektrischer<br />

Unterstützung eine echte Alternative zum Auto. [8]<br />

Einzelnachweise<br />

1. AktMob-Camps, Fragen & Antworten (http://www.actmobcmp.org/)<br />

2. movum, Briefe zur Transformation, Die Mobilitätspyramide (http://www.movum.info/themen/mobilitaet/294-die-mobilit<br />

aetspyramide), Heft 9: Mobilität, 17. Januar 2016<br />

3. klimaretter.info, Aktive Mobilität macht Städte anziehend(http://www.klimaretter.info/mobilitaet/hintergrund/20404-akt<br />

ive-mobilitaet-macht-staedte-anziehend), 8. Februar 2016<br />

4. Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Innovation und Technologie (Österreich),‚Aktive Mobilität (http://www.bmvit.gv.at/mo<br />

bilitaet/personenmobilitaet/aktive_mobilitaet.html) , o. J.<br />

5. Evangelische Akademie Tutzing, Aktive Mobilität, ein Menschenrecht – Cycling „Made in Tutzing“ (http://web.ev-aka<br />

demie-tutzing.de/cms/fileadmin/content/Die%20Akademie/Aktuelles/pdf/Gastkolumne_Mai_2014_Neu.pdf) , <strong>von</strong><br />

Manfred Neun (Präsident European Cyclists' Federation), April 2008<br />

6. Schweizerisches Gesundheitsobservatorium, Aktive Mobilität und Gesundheit(http://www.obsan.admin.ch/sites/defa<br />

ult/files/publications/2015/obsan_dossier_47.pdf) , 2015<br />

7. oekonews.at, Städte auf dem Weg in eine emissionsfreie Zukunft (http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=110<br />

3194), 2. Dezember 2015<br />

8. ARD, Themenwoche: Der mobile Mensch(http://web.ard.de/themenwoche_2011/?p=16) , Mai 2011<br />

9. Die Presse, Rad fahren bei jedem Wetter (http://diepresse.com/home/science/4915093/Rad-fahren-bei-jedem-Wette<br />

r?_vl_backlink=/home/science/index.do), 29. Januar 2016<br />

10. Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Innovation und Technologie (Österreich),FTI-politische Roadmap zur Ausrichtung<br />

der FTI Maßnahmen „Mobilität der Zukunft“ im Themenfeld „Personenmobilität innovativ gestalten“ (https://www.bmvi<br />

t.gv.at/innovation/publikationen/verkehrstechnologie/downloads/roadmap_personenmobilitaet.pdf) , April 2014<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Aktive_Mobilität&oldid=169530443 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 29. September 2017 um 12:58 Uhr bearbeitet.<br />

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Allmende<br />

Die Allmende, in der Schweiz Allmend, Allmeind oder Allmein, ist eine Form gemeinschaftlichen Eigentums.<br />

Als landwirtschaftlicher Begriff bezeichnet Allmende oder „Gemeine Mark“ Gemeinschafts- oder Genossenschaftsbesitz abseits der<br />

parzellierten (in Fluren aufgeteilten) landwirtschaftlichen Nutzfläche. [1] Allmenden sind heute noch im Alpenraum, auf der<br />

schwedischen Insel Gotland, vereinzelt im Nord- und im Südschwarzwald (Hotzenwald) und Südbayern, vor allem aber in ländlichen<br />

Gebieten der Entwicklungsländer verbreitet.<br />

Im über die Landwirtschaft hinausgehenden Sinne wird der Begriff in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und den<br />

Informationswissenschaften verwendet, siehe unter anderem Allmendegut, Wissensallmende, Tragik der Allmende und Tragik der<br />

Anti-Allmende. Dabei wird oft die englischsprachige Entsprechung commons verwendet.<br />

Die Allmende ist keine Rechtsform im Sinne des deutschen Zivilrechts oder sonstigen deutschen Rechts.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Etymologie<br />

2 Allmende als Rechtsform<br />

2.1 Formen<br />

3 Geschichte und Entwicklung<br />

4 Moderne Allmenden<br />

4.1 Alpgenossenschaften<br />

4.2 Allmendweiden<br />

5 Der Begriff der Allmende im übertragenen Sinn<br />

6 Siehe auch<br />

7 Veröffentlichungen<br />

7.1 Literatur<br />

7.2 Hörfunk<br />

8 Weblinks<br />

9 Einzelnachweise<br />

Etymologie<br />

Der Begriff entstand im Hochmittelalter als mittelhochdeutsch al(ge)meinde, almeine oder almeide Gemeindeflur oder<br />

Gemeinweide und bezeichnete ein im Besitz einer Dorfgemeinschaft befindliches Grundeigentum innerhalb einer Gemarkung. [2][3]<br />

Sprachliche Varianten sind auch Allmeind, Allmande, in Teilen Südtirols Gemoana und im nordwestlichen niederdeutschen<br />

(niedersächsischen) Sprachraum Meent, was wiederum auf den alten Begrif der Meinheit hinweist.<br />

Die englische Bezeichnung commons bezieht sich auch auf spezifische Landnutzungsrechte (Servitute), die es bestimmten Bauern,<br />

den commoners erlaubten und erlauben, auf Land in Privat-, Kron- oder Gemeineigentum zuzugreifen.<br />

Der Begriff der Trift, wie z. B. in Weidetrift, bezeichnet ein allen zugängliches Land oder <strong>einen</strong> Weg, der prinzipiell allmendhaft ist.<br />

Die Weidetrift wird beispielsweise im Alten Testament bei Ez 48,14–17 erwähnt.


Allmende als Rechtsform<br />

Die Allmende ist jener Teil des Gemeindevermögens, der nicht unmittelbar im<br />

Interesse der ganzen Gemeinde zur Bestreitung <strong>von</strong> deren Ausgaben verwendet<br />

wird, sondern an dem alle Gemeindemitglieder das Recht zur Nutzung haben. Die<br />

Allmende besteht meist aus unbeweglichem Gut wie Wegen, dem Wald, Gewässern<br />

zur Löschwasserversorgung, oder Weideland wie der Gemeindewiese, einem<br />

Hutewald oder Sömmerungsgebieten der Alpen (Alm/Alp), auf der jeder Berechtigte<br />

eine nach einem vereinbarten Schlüssel vorgegebene Anzahl <strong>von</strong> Nutztieren weiden<br />

lassen kann.<br />

Die Nutzung ist meistens auf Gemeinde- (oder Genossenschafts-) Mitglieder<br />

beschränkt oder generell öfentlich zugänglich, wie bei öffentlichen Wegen, Brunnen<br />

oder dem dörflichen Anger: Nur bei letzterem handelt es sich um Allgemeingut (im<br />

Sinne eines Gemeinguts), das k<strong>einen</strong> Eigentümer hat und wo die freie Benutzung als Grundrecht vorliegt.<br />

Daneben gibt es auch Rechte <strong>von</strong> Nutzungsberechtigten (commons sowie commoners im Englischen). Sie umfassen Rechte<br />

(Servitute) wie:<br />

das Wasserrecht,<br />

das Weiderecht,<br />

das Fischereirecht,<br />

das Recht zum Abbau <strong>von</strong> Sand oder Kies und weiteren Rohstof fen im Rahmen des Bergregals sowie das Recht<br />

zum Torfabbau,<br />

das Mastungsrecht,<br />

das Recht zur Entnahme <strong>von</strong> Bau- und Brennholz, oft auf kleinere Bäume und Fallholz begrenzt Holzrecht). (<br />

Die entsprechenden Rechte waren zumeist in Art und Menge begrenzt und wurden mit pauschalen oder quantifizierten Gebühren<br />

belegt, durften aber nicht verwehrt werden. Das Eigentum am Land verblieb beim Grundherrn.<br />

Huteeiche im Windsor Great Park<br />

Formen<br />

Die Allmende wird entweder <strong>von</strong> allen Gemeindemitgliedern oder nur <strong>von</strong> einzelnen bestimmten Berechtigten (der Realgemeinde<br />

oder Nutzungsgemeinde) benutzt:<br />

Nutzung durch alle Gemeindemitglieder: Im ersteren Fall benutzt sie entweder die ganze Gemeinde ungeteilt oder<br />

sie wird alljährlich nach Losen verliehen oder auch alljährlich unter öf fentlicher Autorität verwaltet und nur der Ertrag<br />

wird verteilt. Ein typisches Beispiel ist der Anger.<br />

Nutzung durch einzelne Berechtigte: Im letztern Fall bleibt die Allmende zwar Eigentum der Korporation, jedoch mit<br />

der Besonderheit, dass ihre Benutzung nicht allen Gemeindemitgliedern, sondern nur einer bestimmten Anzahl,<br />

meist den Besitzern bestimmter Güter (Bauernhöfe, Hofgüter, im Gegensatz zu den bloßen Katen), zusteht.<br />

Die einzelnen Nutzungsanteile (Gemeindeteile, Rechtsame, Meenten, Waren, Gewalten) sind in der Regel als Zubehörungen der<br />

betreffenden Bauerngüter zu betrachten. Diese Nutzungsrechte an den Allmenden hängen mit den Verhältnissen der alten<br />

Markgenossenschaften zusammen, welche an Wald und Wiese noch nicht ein Alleineigentum, sondern nur ein durch Hofbesitz<br />

bedingtes Miteigentum zu ideellen Teilen kannten (und kennen).<br />

Gemeinsam ist den Formen aber, dass die Rechte nie an natürliche Personen, sondern an die Gemeinde selbst oder die jeweiligen<br />

Höfe (im Sinne einer juristischen Person) gebunden sind. Die Inanspruchnahme des Anrechts erfordert also Gemeindemitgliedschaft<br />

oder den Status eines Haushaltsvorstandes.<br />

Geschichte und Entwicklung


Im frühen Mittelalter gab es praktisch in jedem Dorf eine Allmende. Sie ging auf das Gemeineigentum der alten Markgenossenschaft,<br />

die „Gemeine Mark“ zurück. Vor allem in Norddeutschland waren Allmenden <strong>für</strong> die bäuerlichen Betriebe <strong>von</strong> besonderer<br />

Bedeutung. Heiden und Niedermoore dienten zur Plaggengewinnung und -düngung um <strong>einen</strong> intensiven Anbau auf Eschländereien<br />

zu ermöglichen. Sie dienten als Weide oder der Holzgewinnung. Großflächig vorhandene Hochmoore dienten der Torfgewinnung. [4]<br />

In Spanien gab es mit fortschreitender reconquista in den Gebieten mit freien Männern neu besiedelte Kommunen, zu deren<br />

Bestellung sich die Anrainer zusammenfanden. Daraus erwuchs eine bis heute vereinzelt erhaltene Grundeigentumsstruktur<br />

bedeutender ejido-Flächen (Feld-, Flur- und Waldgemeinschaften), die <strong>von</strong> den Kommunen in gemeinsamer Regie kultiviert und<br />

genutzt wurde. In den englischsprachigen Ländern war und ist ein Großteil des Landes im Eigentum der Krone (vgl. Kronland<br />

(Kanada)). Die Commons ermöglichten den Erwerb entsprechender Nutzungsrechte.<br />

Im 15. und 16. Jahrhundert eigneten sich in Deutschland und England in vielen Fällen weltliche Herrscher die Gemeindeflächen an<br />

(Allmende-Raub), was ein wichtiger Grund <strong>für</strong> den deutschen Bauernkrieg war. [5] In der Schweiz kam infolge der<br />

Bevölkerungszunahme im 15. Jahrhundert zu ersten Allmendteilungen, und im 16. und 17. Jahrhundert gingen die Gemeinden<br />

umfassend dazu über, den Dorfgenossen Nutzungsrechte (Gerechtigkeiten oder Rechtsamen) zuzuteilen, was den Gemeindebesitz<br />

zunehmend in Sondereigentum verwandelte. [6]<br />

Zu einer noch stärkeren Verkleinerung der Allmende kam es durch Inanspruchnahme durch Markkötter, die seit Anbeginn der<br />

Neuzeit durch Allmenderodungen Landbesitz zu erringen suchten. [4] In England trieb die Enclosure-Bewegung die<br />

Kommerzialisierung der britischen Landwirtschaft voran und wurde zu einer wichtigen Bedingung <strong>für</strong> die industrielle Revolution.<br />

Der Wegfall der Allmende führte zu wirtschaftlichen Beeinträchtigungen und Verarmung <strong>von</strong> Kleinbauern. Aus der verarmten und<br />

durch das Bevölkerungswachstum zunehmenden Landbevölkerung rekrutierte sich dann die Arbeiterschaft in den schnellwachsenden<br />

nordenglischen Industriestädten.<br />

Ende des 19. Jahrhunderts wurde durch die Intensivierung der Landwirtschaft vielfach eine Teilung der Allmenden (siehe auch<br />

Markenteilung, Separation oder Verkoppelung) herbeigeführt, welche juristisch nichts anderes war als völlige Veräußerung des<br />

Eigentums der Korporation an die Gemeindeglieder und zu einer frühen Form der Flurbereinigung führte.<br />

Das ursprüngliche Rechtsgut der Allmende hat sich vereinzelt in Süddeutschland sowie in den Alpengebieten Österreichs und der<br />

Schweiz erhalten, während in den meisten Fällen die Allmende in das Eigentum der Einzelberechtigten oder der politischen<br />

Gemeinde oder in dasjenige einer besonderen Nutzungsgemeinde Real-, ( Nachbar-, Alt-, Mark-, Bürgergemeinde) übergegangen ist.<br />

Weil vielfach die überlieferten Bewirtschaftungsregeln <strong>für</strong> die Allmendeflächen nicht mit modernen landwirtschaftlichen Methoden<br />

in Einklang zu bringen waren, ging im 20. Jahrhundert die wirtschaftliche Nutzung der Allmende weitgehend zurück. Oft wurde dann<br />

auf solche Flächen z. B. <strong>für</strong> die Schafung <strong>von</strong> Neubau- oder Industriegebieten oder Sportanlagen zurückgegrif fen.<br />

Moderne Allmenden<br />

Auf der Suche nach Bewältigungsstrategien <strong>für</strong> die ökologischen Krisen des 21. Jahrhunderts rückt die Allmendbewirtschaftung<br />

wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Gleichzeitig werden Allmenden und Allmendegüter im Zuge der Finanzkrise zunehmend<br />

privatisiert. Michael Hudson <strong>von</strong> der University of Missouri kritisiert, dass private Finanzunternehmen sich zunehmend vom<br />

Kreditgeschäft ab- und dem Aufkauf <strong>von</strong> natürlichen Ressourcen, Infrastrukturen und Allmendegütern (z. B. Wasser, Inseln, aber<br />

auch Ausbildungseinrichtungen) in den <strong>von</strong> der Austeritätspolitik <strong>von</strong> Weltbank und IMF besonders betroffenen Staaten zuwenden,<br />

die diese zu ungünstigen Konditionen abgeben müssen. Daraus können die Finanzinvestoren hohe permanente Renten beziehen. [7]<br />

Dies kann als moderne Form des Allmende-Raubs angesehen werden.<br />

Alpgenossenschaften<br />

Im ganzen Alpen- und Voralpenraum existieren Allmenden auch heute, zum Beispiel in der Schweiz in der Allmendkorporation Reiti<br />

in Horgen am Zürichsee. Diese Allmenden sind teils privatrechtlich, teils (als Korporationsgemeinden) öffentlichrechtlich organisiert.<br />

Manche alpine Allmenden (Allmeinden) umfassen neben Alpweiden und Wäldern auch Immobilien, so etwa die<br />

Oberallmeindkorporation Schwyz. Bei Allmeinden, die Alpweiden umfassen, haben die beteiligten Landwirte das Recht, ihr Vieh


nach bestimmten Nutzungsregeln darauf weiden zu lassen. Die Nutzung wird nach Kuhrechten vergeben. Ein Kuhrecht besagt, dass<br />

der Landwirt eine Kuh darauf weiden lassen darf. Auch sind die Weide- und Triftwege, welche zu den verschiedenen<br />

Wirtschaftsflächen der Bauern führen, meist Gemeingut. Ebenso gibt es im norditalienischen Fusine noch Gemeinschaftsalmen mit<br />

Kuhrechten.<br />

Allmendweiden<br />

In Deutschland existieren solche heute (2010) zum Beispiel im südlichen Hotzenwald um die Gemeinde Ibach herum sowie in<br />

Südbayern.<br />

In Nordamerika beruht das Projekt Buffalo Commons zur Wiederverbreitung des Amerikanischen Bisons in den Great Plains auf dem<br />

Prinzip der Allmend-Bewirtschaftung.<br />

Der Begriff der Allmende im übertragenen Sinn<br />

In erweiterter Form findet der Begrif auch in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und der Informatik [8] Verwendung:<br />

So werden in der Mikroökonomie allgemein bestimmte Güter als Allmendegüter bezeichnet.<br />

Als Wissensallmende, englisch commons, bezeichnet man gemeinsames Gut der modernen<br />

Informationsgesellschaft. [9]<br />

Die Tragik der Allmende (the tragedy of the commons) führt zur Übernutzung einer Ressource, wenn zu viele Eigner<br />

das (faktische) Recht haben, die Ressource zu nutzen, keine wirksamen Nutzungsregeln bestehen und keiner das<br />

(faktische) Recht hat, andere <strong>von</strong> der Nutzung auszuschließen. [10]<br />

Die Tragik der Anti-Allmende(the tragedy of the anticommons) führt zur Unternutzung einer Ressource, wenn viele<br />

Eigentümer das Recht haben, andere <strong>von</strong> der Nutzung der Ressourcen auszuschließen und keiner ein fektives ef<br />

Nutzungsprivileg hat. [11]<br />

Der englische Begriff Tragedy of the Commons wird unter anderem auf Überlegungen <strong>von</strong> William Forster Lloyd (1795–1852) zur<br />

Bevölkerungsentwicklung zurückgeführt. [12]<br />

Nach Joachim Radkau [13] steht er damit in einer ganzen Reihe <strong>von</strong> Wissenschaftlern und Agrarreformern, die seit dem 18.<br />

Jahrhundert ein angebliches Allmendeproblem diskutierten und exemplarisch <strong>für</strong> die Abschaffung <strong>von</strong> hergebrachten Formen des<br />

Gemeineigentums verwendeten. Der Mikrobiologe und Ökologe Garrett Hardin erweiterte den Begriff 1968 in einem Essay <strong>für</strong> die<br />

Zeitschrift Science, ebenfalls unter dem Titel The Tragedy of the Commons. [14] Die (deutsch) Tragik der Allmende sei nach Hardin<br />

ein unvermeidliches Schicksal der Menschheit, <strong>für</strong> das es keine technologische Lösung gebe. Hardin, der sich selbst in die Tradition<br />

Robert Malthus stellt, [15] sah den Begriff als Metapher <strong>für</strong> Überbevölkerung und forderte eine globale Geburtenkontrolle und rigide<br />

internationale Beschränkungen etwa des Fischfangs. 1994 relativierte Hardin seine Kritik der Allmende in dem Artikel The Tragedy<br />

of the Unmanaged Commons. [16]<br />

Radkau sieht bei Hardin eine deutlich veränderte Verwendung des Allmendebeispiels. [13] Hardin fordere damit nicht mehr den<br />

privaten Zugriff auf ehemals gemeinsam verwaltete Güter. Es ging umgekehrt um eine vermehrte staatliche oder internationale<br />

Regulation <strong>von</strong> Gemeingütern auf globaler Ebene (eine „Ökodiktatur“ bei Radkau [13]:S. 92 ).<br />

Auf die tatsächliche Allmendewirtschaft gehe die Modellvorstellung in beiden Ausprägungen kaum ein. Diese sei (gerade auch bei<br />

einer gewissen Überweidung) ökologisch sehr interessant und <strong>von</strong> einem großen Artenreichtum geprägt. Die Allmendewirtschaft<br />

geht mittlerweile mit wissenschaftlich begründeten Strategien nachhaltig vor. Die wahre 'Tragik der Allmende' bestand Radkau<br />

zufolge im Aufruf zu einer „ökonomischen“, sprich ungehemmten Nutzung der Allmendebestände, was in der Neuzeit auch<br />

eingetreten sei und im Sinne einer 'self fulfilling prophecy' zeitweise krisenhafte Auswirkungen hatte. [13]<br />

Moderne Formen der Allmenderegulierung, im direkten [17][18] bezogen auf die Ressource Landschaft wie im übertragenen,<br />

sozialwissenschaftlichen Sinn [19] sind mittlerweile Gegenstand <strong>von</strong> internationalen Forschungsprojekten wie auch der Untersuchung<br />

<strong>von</strong> Handlungs- und Prozessmustern etwa in der Psychologie. Elinor Ostrom erhielt gemeinsam mit Oliver E. Williamson 2009 den<br />

Wirtschaftsnobelpreis. Ostrom habe gezeigt, „wie gemeinschaftliches Eigentum <strong>von</strong> Nutzerorganisationen erfolgreich verwaltet<br />

werden kann“.


In der Entwicklungspolitik, etwa am Beispiel des landwirtschaftlichen Umbruchs in China werden unter dem Schlagwort „the<br />

tragedy of the commons revisited“ statt einer modellhaft strikten Unterscheidung zwischen privatem, staatlichem oder<br />

Gemeineigentum und einer gänzlich freien Verfügbarkeit historisch wie aktuell Übergangsformen festgestellt und ein Co-<br />

Management derselben empfohlen. [20]<br />

Siehe auch<br />

Allod, Agrargemeinschaft<br />

Commons<br />

Gemeingut<br />

Korporationsgemeinde<br />

Gesellschaftliches Eigentum<br />

Ejido<br />

Feldmark<br />

Jedermannsrecht, Markgenossenschaft, Osing (Freimarkung), Prinzip des Gemeineigentums, Privateigentum<br />

Mapuche (Allmende-Praxis)<br />

Voede<br />

Veröffentlichungen<br />

Literatur<br />

David Bollier: Think Like a Commoner. A Short Introduction to the Life of the Commons.Perseus Books, 2014, ISBN<br />

978-0-86571-768-8.<br />

David Bollier, Silke Helfrich, Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Die Welt der Commons. Muster gemeinsamen Handelns.<br />

transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3245-3.<br />

Johannes Heimrath: Die Commonie. Versuchsanordnung <strong>für</strong> einePost-Kollaps-Gesellschaft des guten Lebens.<br />

thinkOya, Klein Jasedow 2014, ISBN 978-3-927369-73-3.<br />

Andrea Baier, Christa Müller, Karin Werner: Stadt der Commonisten: Neue urbane Räume des Do it yourself.<br />

transcript, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-8376-2367-3.<br />

Ulrich Grober: Was allen gehört – Über die Wiederkehr der Allmende. <strong>Eine</strong> Spurensuche.In: Greenpeace Magazin.<br />

Nr. 3, 2012.<br />

Andreas Exner, Brigitte Kratzwald: Solidarische Ökonomie & Commons. Intro.Mandelbaum kritik & utopie, Wien<br />

2012, ISBN 978-3-85476-607-0.<br />

Silke Helfrich, Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Commons. Für eine neue Politik jenseits <strong>von</strong> Markt und Staat.<br />

transcript, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-2036-8 [21]<br />

Silke Helfrich (Hrsg.), Elinor Ostrom: Was mehr wird, wenn wir teilen. Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter.<br />

oekom verlag, München 2011, ISBN 978-3-86581-251-3.<br />

Silke Helfrich (Hrsg.): Wem gehört die Welt? Zur Wiederentdeckung der Gemeingüter. 2. Auflage. oekom verlag,<br />

München 2009, ISBN 978-3-86581-133-2.<br />

Landesanstalt <strong>für</strong> Umweltschutz Baden-Württemberg (LfU) (Hrsg.): Wälder, Weiden, Moore. Naturschutz und<br />

Landnutzung im Oberen Hotzenwald(= Naturschutz-Spectrum, Themen.Band 94). Verlag Regionalkultur,<br />

Heidelberg u. a. 2004, ISBN 3-89735-268-0.<br />

Dirk Lederbogen, Gert Rosenthal, Dagmar Scholle, Jürgen Trautner, Beate Zimmermann, Giselher Kaule (Hrsg.):<br />

Allmendweiden in Südbayern: Naturschutz durch landwirtschaftliche Nutzung(= Angewandte Landschaftsökologie.<br />

H. 62). BfN-Schriften-Vertrieb im Landwirtschaftsverlag, Münster 2004, ISBN 3-7843-3734-1.<br />

Martin Leonhard, Markus Mattmüller: Allmend. In: Historisches Lexikon der Schweiz..<br />

Christian Müller, Manfred Tietzel: Allmende-Allokationen.In: Manfred Tietzel (Hrsg.): Ökonomische Theorie der<br />

Rationierung. München 1998, S. 163–201.<br />

Elinor Ostrom: Governing the Commons. The Evolution of Institutions for Collective Action.Cambridge University<br />

Press, Cambridge u. a. 1990, ISBN 0-521-40599-8.<br />

deutsch: Die Verfassung der Allmende. Jenseits <strong>von</strong> Staat und Markt (= Die Einheit der<br />

Gesellschaftswissenschaften.Band 104). Übersetzt <strong>von</strong> Ekkehard Schöller . Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN<br />

3-16-146916-X.<br />

Louis Carlen: Allmende. In: Lexikon des Mittelalters(LexMA). Band 1, Artemis & Winkler, München/Zürich 1980,<br />

ISBN 3-7608-8901-8, Sp. 439 f.


Bernd Schildt: Allmende. In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Band 1: Aachen – Geistliche Bank.<br />

2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schmidt, Berlin 2008, ISBN 978-3-503-07912-4, Sp. 169–180 (mit<br />

umfänglicher Bibliographie bis einschließlich 2003, Sp. 178 f.) f<br />

Theodor Felber: Die Allmenden des alten Landes Schwyz. Mit einer Kartenbeilage. In: Jahresberichte der<br />

Geographisch-Ethnographischen Gesellschaft in Zürich.Band 2, 1900/1901, ISSN 1013-8854, S. 61–84, Digitalisat.<br />

Hartmut Zückert: Allmende und Allmendaufhebung. Vergleichende Studien zum Spätmittelalter bis zu den<br />

Agrarreformen des 18./19. Jahrhunderts(= Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte.Band 47). Lucius &<br />

Lucius, Stuttgart 2003, ISBN 3-8282-0226-8.<br />

Hörfunk<br />

Dagmar Scholle: Jenseits <strong>von</strong> Markt und Staat – Begegnungen in der Allmende.In: Das Feature. 4. September<br />

2012, 19, S. 15–19, 58.<br />

Zusammenfassung; Manuskript .txt; Audio (MP3; 20,9 MB)<br />

Weblinks<br />

Wiktionary: Allmende – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Regierungspräsidium Baden-Württemberg, rp.baden-wuerttemberg.de: Natura 2000-Managementplan (MaP)<br />

Gletscherkessel Präg / Weidfelder im Oberen Wiesental<br />

Digital Library of the Commons (DLC), Forschungsbibliothek(Memento vom 16. Juli 2011 im Internet Archive)<br />

International Journal of the Commons<br />

MAGKS-Paper No. 24-2010 zur «Verfassung der Allmende» (PDF; 76 kB)<br />

Einzelnachweise<br />

1. Martin Born: Geographie der ländlichen Siedlungen.1977, ISBN 3-443-07104-X, S. 34.<br />

2. Nachweis in Schriftquelle des Mittelalters(http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/e/al/lmen/allmende.htm)<br />

3. Lexikoneintrag auf wissen.de (https://web.archive.org/web/20080503102242/http://www.wissen.de/wde/generator/wi<br />

ssen/ressorts/bildung/woerterbuecher/index,page=3315086.html)(Memento vom 3. Mai 2008 im Internet Archive)<br />

4. Martin Born: Geographie der ländlichen Siedlungen.1977, ISBN 3-443-07104-X, S. 64.<br />

5. bauernkriege.de (http://www.bauernkriege.de/welser.html)<br />

6. Historisches Lexikon der Schweiz.Band I, S. 199.<br />

7. Michael Hudson: The Bubble and Beyond.Islet 2012, ISBN 978-3-9814842-0-5.<br />

8. Bernd Lutterbeck: Die Wissensgesellschaft bauen!(http://www.alfred-buellesbach.de/PDF/05_Lutterbeck_Wissensg.<br />

pdf) In: Umbruch <strong>von</strong> Regelungssystemen in der Informationsgesellschaft.Freundesgabe <strong>für</strong> Alfred Büllesbach.<br />

Johann Bizer, Bernd Lutterbeck, Jochen Rieß(Herausgeber), Stuttgart 2002 (PDF)<br />

9. James Boyle: The Public Domain. Enclosing the Commons of the Mind.(http://www.thepublicdomain.org/download/)<br />

Yale University Press, Yale 2008.<br />

10. Garrett Hardin: The Tragedy of the Commons. Hrsg.: Science. Vol. 162, Nr. 3859, 13. Dezember 1968, S.1243–<br />

1248, doi:10.1126/science.162.3859.1243(https://dx.doi.org/10.1126%2Fscience.162.3859.1243)(online (http://ww<br />

w.sciencemag.org/content/162/3859/1243.ful l) [abgerufen am 30. August 2014]).<br />

11. Michael A. Heller: The Tragedy of the Anticommons. Property inthe Transition from Marx to Markets.In: Harvard<br />

Law Review. Vol. 111 (1998), S. 622.<br />

12. William Forster Lloyd: Two Lectures on the Checks to Population.Oxford University Press, Oxford, England 1833.<br />

13. Joachim Radkau: Natur und Macht, <strong>Eine</strong> Weltgeschichte der Umwelt. C.H.Beck, 2002, ISBN 3-406-48655-X.<br />

14. Garret Hardin: The Tragedy of the Commons.In: Science. 162 (1968) S. 1243–1248.<br />

15. Garrett Hardin: The Feast of Malthus Living within limits.(http://www.thesocialcontract.com/pdf/eight-three/hardin.pd<br />

f) In: THE SOCIAL CONTRACT. Frühling 1998, S. 181–187. (PDF)<br />

16. Garrett Hardin: The Tragedy of the Unmanaged Commons.In: Trends in Ecology & Evolution.Jg. 9, Nr.5 (1994), S.<br />

199.<br />

17. Raimund Rodewald u. a.: Die Anwendung des Prinzips der <strong>nachhaltigen</strong> Entwicklung.2003.<br />

18. Vera Christine Lenhard, Raimund Rodewald:Nachhaltige Landschaftsentwicklung mit Hilfe <strong>von</strong> institutionellen<br />

Ressourcenregimen. In: GAIA – Ecological Perspectives for Science and Society . Volume 9, Number 1, März 2000,<br />

S. 50–57.<br />

19. Andreas M. Ernst, Andrea Bender, Renate Eisentraut, Stefan Seitz: Prozessmuster der Allmenderegulierung: Die<br />

Rolle <strong>von</strong> Strategien, Information und Institutionen – Abschlussbericht – April 2001.Research Reports Institute of


Psychology University of Freiburg Germany<br />

20. Tony Banks: Property Rights Reform in Rangeland China: Dilemmas On the Road to the Household Ranch. In:<br />

World development. Vol. 31, No. 12, Massey University, Palmerston North 2003, S. 2129–2142.<br />

21. Rezension: Deutschlandfunk, Sonja Ernst: Andruck. 20. August 2012, dradio.de (http://www.dradio.de/dlf/sendunge<br />

n/andruck/1844818/), 25. August 2012.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Allmende&oldid=171655948 “<br />

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Bildungschance<br />

Bildungschance bezeichnet die Chance <strong>von</strong> Personen oder Personengruppen am Bildungssystem teilzunehmen, Bildung zu erlangen.<br />

Für die Unterschiedlichkeit der Bildungschancen einzelner wird in westlichen Industrienationen heute insbesondere die<br />

Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozialen Milieu verantwortlich gemacht. In anderen Staaten oder Gesellschaftssystemen kann<br />

der Hauptgrund aber auch die Zugehörigkeit zu einer Religion, Rasse oder einem Geschlecht sein.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Herkunft und Bildungschancen<br />

2 Bundesrepublik Deutschland<br />

3 Literatur<br />

4 Siehe auch<br />

5 Quellen<br />

Herkunft und Bildungschancen<br />

Der soziale Status, also die Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozialen Milieu, gilt als mitverantwortlich <strong>für</strong> den Bildungserfolg. In<br />

diesem Zusammenhang wird auch <strong>von</strong> schichtspezifischer Ungleichheit der Bildungschancen gesprochen. Als Gründe werden<br />

angeführt:<br />

der familiäre Hintergrund: Zwischen dem Bildungsniveau der Eltern und dem ihrer Kinder findet sich oft ein<br />

signifikanter Zusammenhang. Deren Erfahrungen und Erfolg im Bildungssystem gilt als mitverantwortlich <strong>für</strong> den<br />

Erfolg der nachfolgenden Generation. Der französische Soziologe Pierre Bourdieu prägte in diesem Zusammenhang<br />

auch den Begrif Kulturelles Kapital oder Bildungskapital.<br />

ungleiche Einkommensverteilung: Bei geringem Einkommen besteht kaum eine Möglichkeit, schulexterne Angebote<br />

wie kostenpflichtige Nachhilfe in Anspruch zu nehmen. Auf Privatschulen, die gegebenenfalls mehr individuelle<br />

Förderung bieten, kann nicht ausgewichen werden. Im Hochschulbereich können Studiengebühren zur Hürde<br />

werden.<br />

räumliche Segregation: Durch soziale Segregation, die räumliche Trennung sozialer Gruppen, trefen Kinder und<br />

Jugendliche aus sozial benachteiligten Milieus seltener auf Angehörige gehobenerer Bildungsschichten. Die Qualität<br />

einer Bildungseinrichtung kann dabei mit der sozialen Zusammensetzung der Einwohnerschaft bestimmter<br />

Stadtviertel korrelieren: Die "besseren" Schulen finden sich in "besseren" ierteln. V<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

In der Bundesrepublik Deutschland existiert eine statistische Bildungsbenachteiligung, die international kritisiert wird. Studien<br />

belegen eine Korrelation <strong>von</strong> Bildungschancen und sozio-ökonomischer Herkunft, v.a. aber <strong>von</strong> Bildungschancen und Geschlecht.<br />

Das Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung schloss 2006 daraus: Es "entscheidet in keinem anderen Industriestaat die sozio-ökonomische<br />

Herkunft so sehr über den Schulerfolg und die Bildungschancen wie in Deutschland." [1]<br />

Im deutschen Bildungssystem sind bislang die formalen Voraussetzungen auf Chancengleichheit erfüllt:<br />

1. Es gibt nicht nur ein Recht auf Schulbesuch, sondern sogar Schulpflicht.<br />

2. Der Schulbesuch ist, bedingt auch durch die Lernmittelfreiheit, kostenlos.<br />

3. Das Curriculum ist an allen staatlichen Grundschulen grundsätzlich gleich.


Diese formalen Voraussetzungen <strong>für</strong> Chancengleichheit sind im konkreten Fall häufig bedroht. Beispiel da<strong>für</strong> sind:<br />

Für Migrantenkinder gilt nur bedingt die Schulpflicht.<br />

Der kostenlose Schulbesuch wird durch die Aufhebung des Zuschusses <strong>für</strong> Fahrtkosten und Bücher Nordrhein-<br />

Westfalen, so wie der Einführung <strong>von</strong> Büchergeld in Bayern und Hamburg konterkariert. Da auch die<br />

Übermittagsbetreuung kostenpflichtig ist und die Kinderarmut in Deutschlandexplosiv gewachsen ist, kann auch nur<br />

<strong>von</strong> einer kostenlosen Halbtagsschule gesprochen werden, nicht jedoch <strong>von</strong> einer kostenlosen Ganztagsschule.<br />

Nach Meinung der Be<strong>für</strong>worter <strong>von</strong> Grundschulbezirken würde durch deren 2008 erfolgte Aufhebung in Nordrhein-<br />

Westfalen ein zunehmendes soziales Auseinanderklaffen verschiedener Grundschulen in Kauf genommen, wodurch<br />

ein formal gleiches Curriculum unmöglich gemacht würde. [2] Die Grundschulbezirke und die Verpflichtung der Eltern<br />

ihre Kinder in diese Bezirke einzuschulen wurden <strong>von</strong> ihren Be<strong>für</strong>wortern seinerzeit mit der erklärten Absicht<br />

eingeführt, eine soziale Ghettoisierung der Schulen zu verhindern.<br />

<strong>Eine</strong> neue Studie weist zudem auf <strong>einen</strong> deutlichen Unterschied zwischen Land- und Stadtkindern hin. So wechseln<br />

in Schwaben (Bayern) auf dem Land nur 22 Prozent der Mädchen <strong>von</strong> der Grundschule auf das Gymnasium. In der<br />

Stadt dagegen gehen 44 Prozent der Mädchen auf die Oberschule - trotz gleicher Noten. Mögliche Gründe sind u.a.<br />

das traditionelle Rollenverständnis, weite Wege, schlechte Busverbindungen und die geringe Auswahl an<br />

Fachgymnasien. [3]<br />

Auch das Geschlecht hat <strong>einen</strong> Einfluss auf den Bildungserfolg. Laut einer vom BMBF herausgegebenen Studie<br />

erhielten Jungen im Jahr 2008 in allen Fächern auch bei gleichen Kompetenzen schlechtere Noten. Außerdem<br />

wurden Jungen auch bei gleichen Noten seltener <strong>von</strong> den Lehrkräften als <strong>für</strong> das Gymnasium geeignet angesehen<br />

als Mädchen. [4]<br />

Kinder <strong>von</strong> Eltern mit höherem Einkommen haben prinzipiell bessere Entwicklungsmöglichkeiten, da sich die finanziellen<br />

Spielräume, die <strong>für</strong> die Bildung eine Rolle spielen, deutlich unterscheiden. So stehen wohlhabenden Familien deutlich mehr<br />

bildungsfördernde Instrumente im Elternhaus zu Verfügung als ärmeren Schichten. Diese Ungleichheit setzt sich fort in der<br />

Kostenpflichtigkeit <strong>von</strong> Kindergärten und Kindertagesstätten. Gerade die Verfügbarkeit <strong>von</strong> Plätzen in Kindertagesstätten ist in<br />

Westdeutschland sehr gering, sodass auch vielen interessierten Familien diese Förder- und Betreuungsmöglichkeit nicht zur<br />

Verfügung steht.<br />

In einer Studie [5] der Konrad-Adenauer-Stiftung wird die heutigen Gesellschaft Deutschlands in drei „Lebenswelten“ getrennt. Ihr<br />

wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist die Sorge <strong>von</strong> Eltern um die Ausbildung ihrer Kinder in den drei sozialen Schichten:<br />

Unterschicht, Mittelschicht und Oberschicht. Eltern der Mittelschicht versuchen, ihre Kinder <strong>von</strong> Kindern der Unterschicht<br />

fernzuhalten. Abgrenzbar ist die Unterschicht <strong>von</strong> der sehr breiten Mittelschicht im Wesentlichen dadurch, das sich die Eltern in der<br />

unteren Schicht kaum um die schulischen Belange ihrer Kinder kümmern oder kümmern können. Es handelt sich hier um etwa 5 %<br />

der in einer Studie erfassten Eltern. Noch schärfer, als die Trennung zwischen Mittelschicht und Unterschicht ist die Trennung<br />

zwischen Mittelschicht und Oberschicht. Diese Trennung ist weitgehend unüberwindbar. Kinder, die in die Oberschicht eingeordnet<br />

werden können, erfahren eine <strong>von</strong> materiellen Beschränkungen weitgehend losgelöste Förderung durch ihre Eltern, Helfer und<br />

private Schulen.<br />

Internationale Vergleichsuntersuchungen wie die IGLU-Studie <strong>für</strong> Viertklässler, die PISA-Studie <strong>für</strong> 15-Jährige und der EURO-<br />

Student-Report stellen fest, dass im deutschen Bildungssystem die bestehenden Verhältnisse in einem besonderen Maß bei den<br />

kommenden Generationen aufrechterhalten werden. Dies liegt neben der verpassten frühkindlichen Förderung auch an der schwachen<br />

personellen Ausstattung der Schulen, die eine individuellere Betreuung der Kinder schwer möglich macht und so die Aufgabe der<br />

Förderung stärker in den Elternhäusern bleibt. Insbesondere Kinder aus Arbeiterfamilien haben kaum Chancen auf eine höhere<br />

Bildung. In jüngster Zeit sind deren Chancen nochmals deutlich gesunken. Während 1986 die Wahrscheinlichkeit, ein Studium zu<br />

beginnen, bei Beamtenkindern 9-mal so hoch wie bei Arbeiterkindern war, lag sie 2003 20-mal so hoch. Dazu trägt - in Kombination<br />

mit den oben genannten Ungleichheiten - vor allem die frühe Zuordnung in die Oberschultypen (Haupt- und Realschule sowie<br />

Gymnasium) bei, die hier in der Regel nach der 4. Klasse geschieht. (Ausnahmen sind Berlin und Brandenburg, die noch eine<br />

sechsjährige Grundschule haben.) Die außer- und vorschulischen Einflüsse (zum Beispiel die Erziehung in den Familien) können<br />

durch die kurze Grundschulzeit kaum ausgeglichen werden. Auch der 2. Bildungsweg, der in Deutschland breit ausgebaut ist, kann<br />

diesen Effekt kaum korrigieren.<br />

In den 1960er und 1970er Jahren gab es verstärkt Versuche, Chancengleichheit im Bildungssystem herzustellen. Ausgangspunkt war<br />

der Sputnikschock und die Feststellung, dass durch die bestehenden Verhältnisse die Fähigkeiten <strong>von</strong> vielen Menschen nicht optimal<br />

ausgenutzt werden. Ralf Dahrendorf prägte in diesem Zusammenhang das Bild des katholischen Arbeitermädchens vom Lande, deren


Bildungsbedürfnisse nicht angemessen respektiert würden und die besonders zu fördern sei. Ansätze zur Förderung dieser<br />

Bildungsreserve waren beispielsweise die Abschaffung der Studiengebühren und die Einrichtung <strong>von</strong> Lernmittelfreiheit, BAföG,<br />

Schüler-BAföG, Schulbussen, Oberstufenzentren, Gesamtschulen und Gesamthochschulen. Allerdings werden einige Maßnahmen<br />

momentan rückgängig gemacht: Sämtliche Gesamthochschulen wurden 2003 wieder geschlossen. Neben der Einrichtung <strong>von</strong><br />

Langzeitstudiengebühren wurden zwischenzeitlich in einigen Bundesländern Studiengebühren ab dem 1. Semester erhoben.<br />

Bedenklich ist auch die zunehmende Abschaffung der Lernmittelfreiheit. Ebenso wird kritisiert, dass in NRW ab 2006 Eltern die<br />

Möglichkeit haben, die Grundschulen <strong>für</strong> ihre Kinder auszusuchen (Gefahr einer verstärkten Ghettoisierung) [2]<br />

Literatur<br />

Heid, Helmut: Chancen - im Bildungs- und Beschäftigungssystem. In: Zeitschr. f. Berufs- und Wirtschaftspädagogik,<br />

87, 1991, 8, S. 667–675<br />

Holger Marcks: Soziale Ungleichheit der Bildung – Bildung der sozialen Ungleichheit. om V berauschenden Klang der<br />

Chancengleichheit, in: Sonderbeilage der "Direkten Aktion", Herbst 2005 online) (<br />

Meyer, Thomas; Vorholt, Udo: Bildungsgerechtigkeit als politische Aufgabe. Dortmunder politisch-philosophische<br />

Diskurse, Band 9. Bochum 2011. ISBN 978-3-89733-238-6<br />

Siehe auch<br />

ArbeiterKind.de<br />

Auswertung der PISA-Studien: Einfluss des sozialen Hintergrunds<br />

Bildungsparadox<br />

Bildungsbenachteiligung in der Bundesrepublik Deutschland<br />

Chance<br />

Entwicklung der Bildungsbeteiligung in der Bundesrepublik Deutschland<br />

Quellen<br />

1. Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und Forschung September 2006: Internationale Leistungsvergleiche im Schulbereich<br />

[1] (http://www.bmbf.de/de/6549.php)<br />

2. Umstritten: Die geplante Auflösung der Grundschulbezirke(https://web.archive.org/web/20061214135326/http://ww<br />

w.wdr.de/tv/service/familie/inhalt/20060405/b_3.phtml)(Memento vom 14. Dezember 2006 im Internet Archive)<br />

3. Max Hägler: Bayrische Landmädel immer noch Bildungsverlierer(http://www.taz.de/pt/2007/09/05/a0141.nf/text) in<br />

taz, die tageszeitung vom 5. September 2007, Seite 18<br />

4. BMBF,2008: Bildungs(miss)erfolge <strong>von</strong> Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen Jugendlichen (htt<br />

p://www.bmbf.de/pub/Bildungsmisserfolg.pdf)(PDF; 645 kB) - Zitat:"Für den Übergang in weiterführenden Schulen<br />

hat die Lern-Ausgangs-Untersuchung (LAU) in Hamburg herausgefunden, dass Jungen nicht nur generell seltener<br />

eine Gymnasialempfehlung erhalten, auch bei gleichen Noten werden sie seltener <strong>von</strong> den Lehrkräften <strong>für</strong><br />

gymnasialgeeignet angesehen als Mädchen."(Seite 9) und "In allen Fächern erhalten Jungen auch bei gleichen<br />

Kompetenzen schlechtere Noten."(Seite 16) - abgerufen am 14. November 2012<br />

5. Michael Borchard, Christine Henry-Huthmacher , Tanja Merkle M.A., Carsten Wippermann: Eltern unter Druck (http://<br />

www.kas.de/wf/de/33.13023/)- Selbstverständnisse, Befindlichkeiten und Bedürfnisse <strong>von</strong> Eltern in verschiedenen<br />

Lebenswelten, Berlin, Feb. 2008, ISBN 978-3-8282-0424-9(Hrsg.: Konrad-Adenauer-Stiftung)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bildungschance&oldid=165314294 “<br />

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Biodiversität<br />

Biodiversität oder biologische Vielfalt bezeichnet gemäß der<br />

UN-Biodiversitätskonvention (Convention on Biological<br />

Diversity, CBD) „die Variabilität unter lebenden Organismen<br />

jeglicher Herkunft, darunter unter anderem Land-, Meeres- und<br />

sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen<br />

Komplexe, zu denen sie gehören“. Damit umfasst sie die<br />

Vielfalt innerhalb sowie zwischen Arten, darüber hinaus die<br />

Vielfalt der Ökosysteme selbst. [1][2] Nach dieser Definition<br />

besteht die Biodiversität auch aus der genetischen<br />

Vielfalt. [3][4][5] (-> Genetische bzw. Phänotypische Variation)<br />

Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt<br />

gelten als wichtige Grundlagen <strong>für</strong> das menschliche<br />

Wohlergehen. Als weitaus größte Gefahr <strong>für</strong> die biologische<br />

Vielfalt auf der Erde wird die Zerstörung und Zerstückelung<br />

<strong>von</strong> Lebensräumen gesehen. [6] Hinsichtlich der Frage, in<br />

welchem Maß biologische Variabilität erhalten und wie<br />

Ausstellungsvitrine zur Biodiversität im Berliner<br />

Naturkundemuseum<br />

Biodiversität parametrisiert werden könnte, besteht aufgrund <strong>von</strong> konkurrierenden Biodiversitätsauffassungen und -zielen [7] keine<br />

Einigkeit. [8]<br />

Die CBD trat am 29. Dezember 1993 in Kraft; im April 2012 wurde der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) installiert. [9]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Zur Entwicklung des Begriffs und seine Bedeutungsimplikationen<br />

1.1 Fachbegriff in der Biologie<br />

1.2 Begriff in der Umweltpolitik<br />

1.3 Ambivalenter Sprachgebrauch in Deutschland<br />

2 Ebenen, Maße und Indikatoren <strong>für</strong> die Biodiversität<br />

3 Biologische und kulturelle Vielfalt<br />

3.1 Traditionelle Wirtschaftsweisen und Biodiversität<br />

4 Verlust <strong>von</strong> Biodiversität<br />

5 Hotspots der Biodiversität<br />

6 Biodiversität und Funktionalität <strong>von</strong> Ökosystemen<br />

7 Ökonomische und soziale Bedeutung der Biodiversität<br />

7.1 Eigenwert und Selbstwert<br />

7.2 Versicherungshypothese und Versicherungswert<br />

7.3 Wert <strong>für</strong> Pharmazie und Welternährung<br />

7.4 Erhaltung der Gesundheit<br />

7.5 Soziale Aspekte des Biodiversitätsverlusts<br />

8 Schutz der biologischen Vielfalt<br />

8.1 Konventionen<br />

8.2 Offizielle Strategien<br />

8.2.1 Deutschland


8.2.2 Österreich<br />

8.2.3 Europäische Union<br />

8.3 Sonstiges<br />

9 Siehe auch<br />

10 Neuere Literatur<br />

11 Weblinks<br />

12 Einzelnachweise<br />

Zur Entwicklung des Begriffs und seine Bedeutungsimplikationen<br />

Fachbegriff in der Biologie<br />

Bereits seit längerem existiert der Begrif der „Diversität“ als ökologischer Fachterminus zur Beschreibung der „Verschiedenheit“ der<br />

Eigenschaften <strong>von</strong> Lebensgemeinschaften oder ökologischen Systemen (α- und γ-Diversität, siehe unten). Das bekannteste<br />

Beschreibungsmaß <strong>für</strong> die Diversität ist neben der Artenzahl (species richness) der aus der Informationstheorie abgeleitete Shannon-<br />

Wiener-Index. Er berücksichtigt sowohl die Häufigkeitsverteilung als auch den Artenreichtum. Ein weiterer verbreiteter<br />

Diversitätsindex in der Biologie ist der Simpson-Index.<br />

Die Diversität einer Lebensgemeinschaft im hier definierten Sinn ist als ökologischer Beschreibungsbegrif f zunächst nicht wertend zu<br />

verstehen. So können Diversitätsindices nicht ohne Weiteres zum Vergleich eines normativ interpretierbaren Naturschutzwerts <strong>von</strong><br />

Lebensgemeinschaften herangezogen werden.<br />

Begriff in der Umweltpolitik<br />

Biodiversität ist die Kurzform des Begriffs „biologische Vielfalt“ (engl.: biological diversity oder biodiversity). Die Bezeichnung<br />

biodiversity stammt ursprünglich aus dem wissenschaftlichen Umfeld der US-Naturschutzbewegung. Die Nutzung <strong>von</strong><br />

„Biodiversität“ auch in Forschungszusammenhängen führte zu einer gewissen Politisierung des naturwissenschaftlichen<br />

Forschungsfeldes der Naturschutzbiologie. Die Etablierung des Begriffs sollte der Durchsetzung politischer Forderungen mit<br />

sozialem, ökonomischem und wissenschaftspolitischem Hintergrund dienen. [10] Der Titel des 1986 vom Evolutionsbiologen Edward<br />

O. Wilson herausgegebenen Buches Biodiversity (engl. Ausgabe) war die erste weithin wahrgenommene Verwendung des Begriffs.<br />

Dem Buch war eine US-amerikanische Tagung zum Thema vorausgegangen.<br />

Im deutschsprachigen Raum wird „Biodiversität“ seit der Debatte um die Verabschiedung der Konvention zur Biologischen Vielfalt<br />

(CBD) 1992 auf dem Erdgipfel vermehrt eingesetzt.<br />

Ambivalenter Sprachgebrauch in Deutschland<br />

Unter Umständen wird der Begrif „Artenvielfalt“ synonym zu Biodiversität verwendet. Die in der CBD gewählte Definition umfasst<br />

darüber hinaus jedoch weitere Bedeutungen (siehe unten). Im deutschen Sprachraum gilt der Begriff allgemein als „sperrig“ und<br />

schwer in der Öffentlichkeit vermittelbar. Selbst die Bundesrepublik Deutschland, Ausrichter der 9. Vertragsstaatenkonferenz 2008,<br />

bemühte sich <strong>für</strong> die öfentliche Wahrnehmung um <strong>einen</strong> Ersatzbegri f und nannte die Veranstaltung „Naturschutzkonferenz“.<br />

Ebenen, Maße und Indikatoren <strong>für</strong> die Biodiversität<br />

Die biologische Vielfalt umfasst verschiedene Ebenen:<br />

1. genetische Diversität – einerseits die genetische Vielfalt aller Gene innerhalb einer Art (= Genetische Variabilität),<br />

andererseits die gesamte genetische Vielfalt einer Biozönose oder eines Ökosystems;<br />

2. Taxonomische Diversität – die Anzahl der verschiedenen Taxa, insbesondere der Arten, in einem Ökosystem oder<br />

aber auch in größerem Maßstab;


3. Ökosystem-Diversität – die Vielfalt an Lebensräumen und<br />

Ökosystemen;<br />

4. Funktionale Biodiversität – die Vielfalt realisierter ökologischer<br />

Funktionen und Prozesse im Ökosystem (zum Beispiel abgeschätzt<br />

anhand der Anzahl verschiedener Lebensformtypen oder ökologischer<br />

Gilden).<br />

<strong>Eine</strong> vollständige Charakterisierung der Biodiversität muss alle vier Ebenen<br />

einbeziehen.<br />

Ein Ansatz zur Messung der Artenvielfalt auch in größerem Zusammenhang als dem<br />

der einzelnen Lebensgemeinschaft stammt <strong>von</strong> Robert H. Whittaker. Nach<br />

Whittaker kann Artendiversität in Alpha-, Beta-, Gamma-, Delta- und Epsilon-<br />

Diversität eingeteilt werden. Diese Abstufungen beschreiben Diversitätsmuster in<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> den beobachteten Flächen in verschiedenen Maßstäben: punktuell,<br />

lokal und regional. [11][12]<br />

Globale taxonomische Diversität, hier<br />

gemessen an der Anzahl der<br />

Gattungen, im Verlauf des<br />

Phanerozoikums<br />

Die CBD hat die Entwicklung <strong>von</strong> Indikatoren (engl. indicators) <strong>für</strong> die Ermittlung der globalen Biodiversität der Biodiversity<br />

Indicators Partnership (BIP) übertragen. [13] Dabei handelt es sich aufgrund methodischer Schwierigkeiten oft nicht um Maßzahlen<br />

<strong>für</strong> die Biodiversität selbst, sondern um besser bekannte oder leichter messbare Ersatzgrößen (engl. auch proxies genannt).<br />

Solche Indikatoren sind unter anderem<br />

die Abundanz und Verbreitung <strong>von</strong> Arten,<br />

der Living Planet Index,<br />

die Waldfläche,<br />

der Umfang mariner Habitate,<br />

die Fläche geschützter Areale (Naturschutzgebiete etc.),<br />

die Wasserqualität <strong>von</strong> Meer- und Süßwasser (Eutrophierung, Verschmutzung etc.),<br />

Gesundheit und Wohlstand menschlicher Gemeinschaften, die direkt <strong>von</strong> lokalen Ökosystemen abhängig sind<br />

die Zahl der Träger <strong>von</strong> traditionellem Naturwissen unter Ureinwohnern und linguistische Diversität bei<br />

Ureinwohnern.<br />

Biologische und kulturelle Vielfalt<br />

In allen Regionen mit hoher biologischer Vielfalt leben zudem viele indigene- und lokale Gemeinschaften. Die International Society<br />

for Ethnobiology geht da<strong>von</strong> aus, dass sich 99 % der weltweit nutzbaren genetischen Ressourcen in deren Obhut befinden. Ob ein<br />

direkter Zusammenhang zwischen biologischer- und kultureller Vielfalt besteht, ist nicht nachweisbar. Die große Vielfalt indigener<br />

Kulturen und die mit Abstand größte Zahl verschiedener Sprachen ist jedoch auf fallend. [14]<br />

Traditionelle Wirtschaftsweisen und Biodiversität<br />

Demgegenüber besteht jedoch ein eindeutiger Zusammenhang in Form eines gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnisses zwischen der<br />

natürlichen Umwelt und den traditionellen (subsistenzorientierten und nicht-industriellen) Wirtschaftsformen der lokalen Gruppen.<br />

Auf der <strong>einen</strong> Seite brauchen diese Menschen zur Ausübung ihrer Subsistenz eine große Ressourcen-Vielfalt (unter anderem in der<br />

Biodiversitätskonvention anerkannt) und auf der anderen Seite wird die örtliche Diversität durch die traditionellen Methoden<br />

vergrößert (Dies lässt sich auch historisch <strong>für</strong> die mitteleuropäischen Kulturlandschaften belegen: Das Mosaik aus extensiv genutzten<br />

landwirtschaftlichen Flächen und Wäldern war deutlich eicher r an Arten als die potentielle Klimaxvegetation). [15] Die Eingliederung<br />

lokaler Gruppen in die Marktwirtschaft erfordert die Erwirtschaftung <strong>von</strong> Überschüssen, die zumeist durch die Einführung<br />

industrieller Produktionsmittel oder die Umstellung auf wirtschaftlich lohnende Produkte erreicht werden. Dies führt in aller Regel<br />

zur Zerstörung <strong>von</strong> natürlichen Lebensräumen und damit zum Rückgang der biologischen ielfalt. V [14]:S. 47, 48<br />

Verlust <strong>von</strong> Biodiversität


Ein Team <strong>von</strong> Wissenschaftlern aus acht Ländern hat im Jahr 2000 die fünf wichtigsten Einflussgrößen identifiziert, die die Abnahme<br />

der globalen Biodiversität hauptsächlich verursachen:<br />

Veränderung in der Landnutzung: Hierzu zählen insbesondere Abholzungen <strong>von</strong> Wäldern und die Umgestaltung<br />

natürlicher Ökosysteme zu landwirtschaftlich genutzten Flächen;<br />

Klimaveränderungen, inklusive Niederschlag und Temperatur;<br />

Stickstoffbelastung <strong>von</strong> Gewässern. Hauptverantwortlich werden hier Einträge über Kunstdünger, Fäkalien und<br />

Autoabgase genannt;<br />

Einführung <strong>von</strong> Neophyten sowie<br />

die Erhöhung der Konzentration <strong>von</strong> Kohlendioxid in der Atmosphäre.<br />

Als geeignete Maßnahmen, der Abnahme der Biodiversität zu begegnen, gelten der Ersatz fossiler Brennstoffe und <strong>von</strong> Holz durch<br />

alternative Energiequellen bei möglichst geringer Ausweitung der Nutzung <strong>von</strong> Biobrennstoffen aus Feldfrüchten, eine Vergrößerung<br />

geschützter Gebiete zur Bewahrung der primären Ökosysteme, insbesondere in den tropischen Regenwäldernsowie die Erhaltung der<br />

jetzigen Diversität bei sowohl wilden als auch domestizierten Tier- und Pflanzenarten. [16]<br />

Im Zusammenhang mit der 2016er Ausgabe des Living Planet Report (‚Lebender-Planet-Report‘) konstatiert der WWF Deutschland,<br />

dass „die Kurve der weltweiten, biologischen Vielfalt […] steil nach unten“ geht: [17] bei den mittlerweile über 14.000 erfassten<br />

Wirbeltier-Populationen sei insgesamt ein Rückgang der Bestände um fast 60 % während der vergangenen 40 Jahre zu verzeichnen.<br />

Besonders stark betroffen seien die Süßwasserarten (Amphibien und Süßwasserfische), deren Bestände in diesem Zeitraum weltweit<br />

im Schnitt um 81 % geschrumpft seien. [18]<br />

Bei dem im Living Planet Report vermeldeten Rückgang „der weltweiten, biologischen Vielfalt“ handelt es sich nicht um ein<br />

Artensterben, d. h. um <strong>einen</strong> Verlust taxonomischer Diversität, sondern in erster Linie um <strong>einen</strong> Verlust genetischer Vielfalt innerhalb<br />

<strong>von</strong> Artpopulation oder deren Unterpopulationen. Dies wird auch Generosion genannt, wobei diese Bezeichnung bisweilen<br />

fälschlicherweise auch als allgemeines Synonym <strong>für</strong> den Rückgang <strong>von</strong> Biodiversität genutzt wird.<br />

Hotspots der Biodiversität<br />

Für ein geografisches Gebiet, in dem die Biodiversität besonders groß ist, hat sich<br />

der Begriff „Biodiversitäts-Hotspot“ eingebürgert. <strong>Eine</strong> wichtige Studie zur<br />

Ausweisung der Hotspots wurde im Jahr 2000 <strong>von</strong> Myers et al. (2000) vorgelegt. [19]<br />

Die Hotspots werden bei Myers et al. als Gebiete mit einer hohen Anzahl<br />

endemischer Pflanzenarten definiert, „die in diesem Gebiet bereits den<br />

überwiegenden Teil ihres ursprünglichen Lebensraums verloren haben“. Als<br />

Indikator gelten daher das Kriterium der Artenvielfalt und das der Gefährdung,<br />

abgeleitet vom Ausmaß des Lebensraumverlustes. Brooks et al. (2001) beschreiben<br />

das Ausmaß des Lebensraumverlusts und des Aussterbens <strong>von</strong> Arten in den<br />

Hotspots. [20]<br />

Fast ein Drittel der Amphibienarten<br />

gilt als vom Aussterben bedroht.<br />

Biodiversität und Funktionalität <strong>von</strong> Ökosystemen<br />

Die Bedeutung der biologischen Vielfalt <strong>für</strong> die Funktion <strong>von</strong> Ökosystemen wird seit mehreren Jahrzehnten kontrovers diskutiert.<br />

Ende der 1960er Jahre erreichten diese Diskussionen <strong>einen</strong> ersten Konsens: Diversität begünstigt Stabilität. [21][22] Dieser Konsens<br />

wurde jedoch kurze Zeit später empfindlich gestört, als Robert May anhand mathematischer Simulationen zum Ergebnis kam, dass<br />

die Artenkonstanz in zufällig zusammengesetzten artenreichen Modellökosystemen geringer ist als in artenarmen. [23] Die Konstanz<br />

der Artenzusammensetzung galt damals als wichtigster Indikator <strong>für</strong> die Stabilität eines Ökosystems. <strong>Eine</strong> intensive<br />

Neubeschäftigung mit der Diversitäts-Stabilitäts-Frage brachten die ab Mitte der 1980er Jahre veröffentlichten Ergebnisse <strong>von</strong> David<br />

Tilman. [24] Die Frage nach der Bedeutung der Biodiversität <strong>für</strong> die Funktionalität <strong>von</strong> Ökosystemen ist ein Schwerpunkt der<br />

Ökosystemforschung und Naturschutzökologie. Es gilt heutzutage hierzu folgender wissenschaftlicher Konsens: [25]<br />

Die funktionalen Eigenschaften <strong>von</strong> Arten haben <strong>einen</strong> starken Einfluss auf die Eigenschaften eines Ökosystems.<br />

Aus der relativen Häufigkeit einer Art allein lässt sich dabei nicht immer die Bedeutung dieser Art <strong>für</strong> das Ökosystem<br />

ableiten. Auch relativ seltene Arten können die Beschaf fenheit des Ökosystems stark beeinflussen.


Manche Arten, häufig handelt es sich hierbei um dominante, nehmen innerhalb der Lebensgemeinschaften eine<br />

entscheidende Rolle ein (sogenannte Schlüsselarten). Ihr Verlust führt zu drastischen Veränderungen im Hinblick auf<br />

Struktur und Funktion der Lebensgemeinschaft. [26]<br />

Die Auswirkungen <strong>von</strong> Artensterben und Veränderungen in der Artenzusammensetzung können sich hinsichtlich<br />

Beschaffenheit des Ökosystems, hinsichtlichdes Typs der Ökosysteme und des Wegs, wie sich die Veränderung in<br />

der Gemeinschaft ausdrückt, <strong>von</strong>einander unterscheiden.<br />

Manche Eigenschaften <strong>von</strong> Ökosystemen sind anfangs weniger anfällig gegenüber dem Aussterben <strong>von</strong> Arten, da<br />

mehrere Arten vielleicht eine ähnliche Funktion innerhalb eines Ökosystems erfüllen (Redundanz), einzelne Arten<br />

vielleicht relativ geringe Beiträge zur Funktionalität eines Ökosystems beitragen (Irrelevanz) oder abiotische<br />

Umweltbedingungen die Beschafenheit des Ökosystems bestimmen.<br />

Mit zunehmender räumlicher und zeitlicher Variabilität nimmt die Zahl der <strong>für</strong> die Funktion <strong>von</strong> Ökosystemen<br />

notwendigen Arten zu.<br />

Als wahrscheinlich gilt:<br />

Die Anfälligkeit einer Lebensgemeinschaft <strong>für</strong> die Etablierung <strong>von</strong> Neobiota korreliert negativ mit der Artenzahl, mit<br />

der Sättigung der Lebensgemeinschaft. Sie hängt aber auch ab <strong>von</strong> anderen Faktoren wie der Einführungsrate <strong>von</strong><br />

Diasporen (propagule pressure), Störfaktoren oder Ressourcenverfügbarkeit.<br />

Wenn vorhandene Arten unterschiedlich auf Störfaktoren reagieren, dann kann die Funktion des Ökosystems bei<br />

Störeinflüssen eher erhalten bleiben, als wenn die vorhandenen Arten ähnlich auf Störfaktoren reagieren.<br />

Ökonomische und soziale Bedeutung der Biodiversität<br />

Die CBD bejaht den Wert der biologischen Vielfalt und ihrer Komponenten im<br />

Hinblick auf ökologische, genetische, soziale, wirtschaftliche, wissenschaftliche,<br />

erzieherische, kulturelle und ästhetische Zusammenhänge sowie hinsichtlich der<br />

Erholungsfunktion und bekennt sich neben den instrumentellen Aspekten zum<br />

Eigenwert der Biodiversität. [27]<br />

Eigenwert und Selbstwert<br />

→ Hauptartikel: Naturethik#Eigener Wert der Natur<br />

Eigenwert bedeutet, dass die Biodiversität wegen des ihr <strong>von</strong> Menschen<br />

beigemessenen Wertes an sich geschätzt wird. [28] Diese Wertschätzung betrifft z. B.<br />

ihre Existenz an sich, ihre persönliche und kulturelle Bedeutung <strong>für</strong> den Einzelnen<br />

im Sinne <strong>von</strong> Erinnerungswert und Heimat, ihre besondere Eigenart oder auch die<br />

Möglichkeit, dem Individuum spezielle Erfahrungen, wie z. B. die der Wildnis, zu<br />

vermitteln. Aus Sicht des Ökosystem-Dienstleistungsansatzeswerden die Elemente,<br />

Junge Ackerbrache mit Korn- und<br />

Mohnblumen, Kornrade, Acker-<br />

Fuchsschwanzgras und Gerste. Für<br />

viele Menschen zeigt sich in solchen<br />

Bildern ein ästhetischer Eigenwert<br />

der vielfältigen Natur<br />

Strukturen, Zustände und Prozesse ökologischer Systeme, denen Eigenwerte zugeschrieben werden, meist als kulturelle Ökosystem-<br />

Dienstleistungen gefasst. [29]<br />

Vom Eigenwert abzugrenzen ist der Selbstwert der Biodiversität. Objekte mit Selbstwert besitzen <strong>einen</strong> Zweck an sich und <strong>für</strong> sich,<br />

sind nicht zu ersetzen, unterliegen generell keiner Abwägung und sind nicht monetarisierbar. Unter dem Aspekt des Selbstwertes <strong>von</strong><br />

Biodiversität sind Konzepte zu bevorzugen, die die Erhaltung der Biodiversität an sich ins Auge fassen, den Maßstab also nicht allein<br />

bei der Erhaltung ihrer Funktionen ansetzen. Ob man Biodiversität bzw. den Lebewesen, die sie ausmachen, Selbstwerte zuschreiben<br />

kann, ist umstritten. [30]<br />

Versicherungshypothese und Versicherungswert<br />

Nach der ökologischen Versicherungshypothese (Ecological Insurance Hypothesis) [31] kann erwartet werden, dass eine Erhöhung der<br />

Artenzahl (und/oder der genetischen Variabilität innerhalb der Populationen einer Art) eine stabilisierende Wirkung auf verschiedene<br />

Prozessparameter ökologischer Systeme hat. Mit Erhöhung der Artenzahl steigt die Wahrscheinlichkeit, dass mehrere Arten<br />

vorkommen, die eine sehr ähnliche ökologische Funktion ausüben können (funktionale Redundanz), sich jedoch in ihren<br />

Umwelttoleranzen unterscheiden. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass bei Veränderungen der Umweltbedingungen alle Arten<br />

lokal aussterben, die die fragliche Funktion erfüllen können. [31][32]


<strong>Eine</strong> hohe Artenzahl ist auch eine Bedingung da<strong>für</strong>, dass in einem Ökosystem eine große Anzahl verschiedener ökologischer<br />

Funktionen übernommen werden kann (funktionale Diversität). Verändern sich die Umweltbedingungen, so kann eine zuvor wenig<br />

bedeutsame Funktion relevant werden. Wird beispielsweise ein zuvor extern reichlich mit reaktiven Stickstoffverbindungen<br />

versorgtes Ökosystem <strong>von</strong> der Stickstoffquelle abgeschnitten, steigt die Bedeutung Stickstoff-fixierender Organismen. In einem<br />

artenreichen Ökosystem ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass bereits Arten vorhanden sind, die diese Funktion ausüben können.<br />

Ebenso wird bei artenreichen Ökosystemen angenommen, dass die Nahrungsnetzbeziehungen stabiler sind. [33]<br />

Wenn durch biologische Vielfalt – entsprechend der ökologischen Versicherungshypothese oder ähnlichen Mechanismen – eine<br />

Stabilisierung <strong>von</strong> Prozessen und Zuständen ökologischer Systeme erfolgt, kann der Biodiversität ein Versicherungswert zugeordnet<br />

werden. Dies ist zumindest immer dann der Fall, wenn <strong>von</strong> den Prozessen und Zuständen Ökosystemdienstleistungenabhängen.<br />

Durch eine hohe Biodiversität werden also Ökosystemdienstleistungen der Tendenz nach zuverlässiger nutzbar. [34]<br />

Umweltökonomisch betrachtet ist der Versicherungswert ein Optionswert angesichts einer ungewissen Zukunft, da das Ausmaß<br />

künftiger Störungen, die eine Stabilisierung erfordern, nicht bekannt ist.<br />

Es kann auf verschiedene Art und Weise versucht werden, den Versicherungswert wirtschaftswissenschaftlich abzuschätzen. Das eine<br />

Verfahren zieht die Störanfälligkeit der Prozesse und Strukturen des Ökosystems heran und ermittelt die Auswirkung da<strong>von</strong> auf die<br />

Bereitstellung <strong>von</strong> Ökosystemdienstleistungen. [35] Da der Versicherungswert hier im Wesentlichen aus dem Verhalten ökologischer<br />

Systeme bei Störungen abgeleitet wird, kann die wirtschaftliche Quantifizierung mit Schwierigkeiten verbunden sein. [36] Durch<br />

Störungen verursachte Veränderungen haben nämlich oft k<strong>einen</strong> linearen Effekt auf die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Ökosystemdienstleistungen. Vielmehr erfolgen starke Veränderungen häufig erst, wenn eine bestimmte Schwelle, der sogenannte<br />

„tipping point“, überschritten wird. Die Wahrscheinlichkeit, den tipping point zu überschreiten, kann als Anhaltspunkt <strong>für</strong> den<br />

ökonomischen Wert herangezogen werden. Fundierte Kenntnisse in Hinblick auf den aktuellen Zustand des Systems, auf dessen<br />

Voraussetzungen sowie auf dessen spezifische Tipping-point-Bereiche sind <strong>für</strong> die dem Versicherungswert zugrunde liegende<br />

Einschätzung erforderlich. [35] Siehe hierzu auch Stabilitätskonzepte <strong>von</strong> Ökosystemen, insbesondere das der Resilienz. [37]<br />

Ein anderes Verfahren zur wirtschaftswissenschaftlichen Quantifizierung des Versicherungswerts nimmt eine direkte Bestimmung der<br />

Zahlungsbereitschaft der Bevölkerung vor. Eingesetzt werden dabei sozialwissenschaftliche Befragungsmethoden (stated preference<br />

methods) wie die kontingente Bewertung oder das Choice Experiment. Belege da<strong>für</strong>, dass ein solcher Versicherungswert <strong>von</strong> der<br />

Bevölkerung als ökonomische Präferenz im Sinne einer Zahlungsbereitschaft anerkannt wird, liegen mittlerweile durch mehrere<br />

Untersuchungen aus Indonesien, Chile und Deutschland vor. [38][39][40] Ein weiteres Verfahren ist die Beobachtung des<br />

Entscheidungsverhaltens <strong>von</strong> Landnutzern. So konnte nachgewiesen werden, dass Bauern den Vorteil schätzen, den eine verringerte<br />

Schwankungsbreite des jährlichen Ernteertrages bei höherer Agrobiodiversität mit sich bringt: Sie bauen dann bevorzugt<br />

unterschiedliche Feldfrüchte (crop diversity) an. [41] Der agronomische Wert der crop diversity wird jedoch durch gegenläufige<br />

Spezialisierungsvorteile begrenzt. [42]<br />

Wert <strong>für</strong> Pharmazie und Welternährung<br />

Wirtschaftliche Bedeutung hat die Biodiversität außerdem als Reservoir <strong>von</strong> potenziellen Arznei-Wirkstoffen, <strong>von</strong><br />

Nahrungsmittelpflanzen und <strong>von</strong> Genen <strong>für</strong> die landwirtschaftliche Sortenzüchtung, <strong>für</strong> biotechnologische Prozesse oder <strong>für</strong><br />

bionische Entwicklungen (Optionswert).<br />

Der Nutzen <strong>von</strong> pflanzlichen Arzneimitteln ist immens: Bereits heute sind über 20.000 Arten bekannt, <strong>von</strong> denen 1.400 potentiell als<br />

Krebsmittel <strong>von</strong> Bedeutung sind. Der wirtschaftliche Gesamtwert wurde 1987 auf über 40 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die<br />

fortschreitende Verringerung der Biodiversität veringert dieses Potential massiv. [14]<br />

95,7 % der globalen Nahrungsmittelpflanzen stammen ursprünglich aus den tropischen und subtropischen Regionen, wo die<br />

Biodiversität besonders hoch ist. Insofern ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass hier auch zukünftig <strong>für</strong> die Welternährung wertvolle genetische<br />

Ressourcen vorkommen. Insbesondere, da die Nahrungsmittelproduktion weltweit derzeit auf nur rund 30 Arten basiert, obwohl es<br />

ca. 30.000 essbare Pflanzen gibt. Die Spezialisierung auf wenige Getreide- und Gemüsesorten ist riskant. Es reicht nicht, genetische<br />

Vielfalt nur in Samenbanken zu bewahren. Wie <strong>für</strong> die Wildpflanzen gilt auch <strong>für</strong> alle Kulturpflanzen die Regel, dass nur eine


ausreichende genetische Vielfalt langfristig vor unerwarteten Entwicklungen (wie z. B. Krankheiten oder Schädlingsbefall)<br />

schützt. [14][43] Zudem wurde festgestellt, dass eine große Vielfalt an bestäubenden Insekten die Pollenverteilung besonders effektiv<br />

gestalten und damit zu höheren und sichereren Erträgen führen (Beispiel Kürbisanbau). [44]<br />

Während sich interessierte Wissenschaftler und Firmen-Vertreter in der Vergangenheit frei an der Biodiversität fremder Länder<br />

bedienen konnten (Biopiraterie), führte die Biodiversitätskonvention Eigentumsrechte eines Staates an s<strong>einen</strong> genetischen<br />

Ressourcen ein. Über <strong>einen</strong> Access and Benefit Sharing (ABS) genannten Mechanismus wird versucht, die Nutzung der genetischen<br />

Ressourcen zu erleichtern, gleichzeitig die Quellen-Länder der Biodiversität an deren wirtschaftlicher Nutzung teilhaben zu lassen.<br />

Erhaltung der Gesundheit<br />

Der Rückgang der Artenvielfalt kann die Prävalenz <strong>von</strong> Infektionskrankheiten in einem Ökosystem erhöhen. [45] Gefördert wird die<br />

Verbreitung <strong>von</strong> Krankheitserregern wie Viren, Bakterien und auch pathogenen Pilzen. Die Gesundheit <strong>von</strong> Menschen, aber auch <strong>von</strong><br />

verbleibenden Tieren und Pflanzen, kann dadurch gefährdet werden.<br />

Soziale Aspekte des Biodiversitätsverlusts<br />

Vielfach treffen die Folgen einer abnehmenden Biodiversität als erstes die arme ländliche Bevölkerung, da sie häufig unmittelbar <strong>von</strong><br />

Ökosystemdienstleistungenabhängig ist, die wiederum auf einer vielfältigen biologischen Umwelt oder der <strong>nachhaltigen</strong> Nutzung<br />

ihrer Elemente aufbauen. Ersatz <strong>für</strong> diese Ökosystemdienstleistungen ist diesen Bevölkerungsteilen oft nicht zugänglich oder nicht<br />

erschwinglich. [46]<br />

Schutz der biologischen Vielfalt<br />

Als geeignete Maßnahmen, der Abnahme der Biodiversität zu begegnen, gelten der Ersatz fossiler Brennstoffe und <strong>von</strong> Holz durch<br />

alternative Energiequellen, eine Vergrößerung geschützter Gebiete zur Bewahrung der primären Ökosysteme, insbesondere in den<br />

tropischen Regenwäldern, sowie die Erhaltung der jetzigen Diversität in Natur und Landwirtschaft. [16]<br />

Konventionen<br />

<strong>Eine</strong> Grundlage <strong>für</strong> den Schutz der Artenvielfalt stellt die UN-Biodiversitätskonvention (Convention on Biological Diversity (CBD))<br />

dar, die 1992 auf dem „Erdgipfel“ in Rio de Janeiro <strong>von</strong> 192 Mitgliedsstaaten beschlossen und unterzeichnet wurde. Weitere<br />

internationale Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt sind die Ramsar-Konvention und das Washingtoner<br />

Artenschutzabkommen (CITES). In der CBD haben sich die Mitgliedsstaaten verpflichtet, den Verlust der biologischen Vielfalt<br />

aufzuhalten. Die drei Hauptziele sind: Der Schutz der Biodiversität, ihre nachhaltige Nutzung und der gerechte Ausgleich der sich<br />

aus der Nutzung (genetischer) Ressourcen ergebenden Vorteile.<br />

Offizielle Strategien<br />

Deutschland<br />

Die Bundesregierung verabschiedete 2007 eine Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt. Sie setzt damit <strong>einen</strong> Auftrag der CBD<br />

um. Die Strategie benennt 330 Ziele und etwa 430 Maßnahmen und soll bis zum Jahr 2020 gelten. Im Kern soll der Rückgang der<br />

biologischen Vielfalt aufgehalten werden. Über die Umsetzung der Strategie wird der Bundestag regelmäßig unterrichtet.<br />

Österreich<br />

Die Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+ wurde im Rahmen <strong>von</strong> ofenen thematischen Workshops in Zusammenarbeit hunderter<br />

Teilnehmer unter Leitung des Bundesministeriums <strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) und des<br />

Umweltbundesamtes erarbeitet und im Dezember 2014 veröffentlicht. Die Umsetzung der Strategie und die Zielerreichung werden


durch eine extra gegründete Nationale Biodiversitätskommission begleitet. Die Biodiversitäts-Strategie beinhaltet 12 Ziele in 5<br />

Handlungsfeldern, die sich an internationalen Zielsetzungen orientieren, sowie <strong>einen</strong> umfangreichen Maßnahmenkatalog <strong>für</strong> den<br />

Erhalt der biologischen Vielfalt in Österreich. [47]<br />

Europäische Union<br />

Die Europäische Kommissionveröffentlichte am 2. Mai 2011 eine eigene Biodiversitätsstrategie, mit der sie bis 2020 den Verlust der<br />

biologischen Vielfalt stoppen will. [48] Die Strategie umfasst sechs Ziele:<br />

1. die volle Umsetzung der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie)<strong>von</strong> 1992.<br />

2. die Erhaltung und die Aufwertung der Ökosysteme.<br />

3. den Beitrag <strong>von</strong> Agrar- und Forstwirtschaft zur Erhaltung und zur Aufwertung <strong>von</strong> Ökosystemen zu vergrößern.<br />

4. die nachhaltige Nutzung <strong>von</strong> Fischbeständen zu sichern.<br />

5. die Ausbreitung <strong>von</strong> invasiven Arten zu identifizieren und zu kontrollieren.<br />

6. dazu beizutragen, den globalen Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen. [49]<br />

Sonstiges<br />

Die Vereinten Nationen haben den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt seit dem Jahr 2000 auf den 22. Mai<br />

festgesetzt, den Tag der Verabschiedung der Konvention (zuvor war seit 1994 der 29. Dezember da<strong>für</strong> benannt, der<br />

Tag ihres Inkrafttretens).<br />

Das Jahr 2010 wurde <strong>von</strong> der UNO als Internationales Jahr der biologischen Vielfalt ausgerufen.<br />

Abgeleitet vom Begrif Biodiversität ist der strukturell analoge in der Verlagswirtschaft angesiedelte Begriff der<br />

Bibliodiversität.<br />

Siehe auch<br />

Anthropogenes Biom<br />

Key Biodiversity Areas<br />

Neuere Literatur<br />

Bruno Baur: Biodiversität. UTB, Bern 2010, ISBN 978-3-8252-3325-9(UTB 3325, UTB Profile).<br />

Bundesamt <strong>für</strong> Naturschutz: Daten zur Natur 2008. (Schriftenreihe zum Zustand der Natur in Deutschland sowie zu getrofenen<br />

Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität), Landwirtschaftsverlag, Münster 2008, ISBN 978-3-7843-3858-3.<br />

Bundesamt <strong>für</strong> Naturschutz (Hg.), Thomas Potthast (Bearbeitung): Biodiversität – Schlüsselbegriff des<br />

Naturschutzes im 21. Jahrhundert?Bundesamt <strong>für</strong> Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg 2007.<br />

Felix Ekardt, Bettina Hennig: Ökonomische Instrumente und Bewertungen <strong>von</strong> Biodiversität.Metropolis Verlag,<br />

Marburg 2015, ISBN 978-3-7316-1120-2.<br />

Forum Biodiversität Schweiz: Biodiversität in der Schweiz. Zustand, Erhaltung, Perspektiven. Wissenschaftliche<br />

Grundlagen <strong>für</strong> eine nationale Strategie.Haupt, Bern 2004, ISBN 3-258-06800-3.<br />

Uta Eser, Ann-Kathrin Neureuther, Albrecht Müller: Klugheit, Glück, Gerechtigkeit. Ethische Argumentationslinien in<br />

der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Naturschutz und Biologische Vielfalt 107. Hrsg. Bundesamt <strong>für</strong><br />

Naturschutz. Bonn-Bad Godesberg 2011, ISBN 978-3-7843-4007-4.<br />

Kevin J. Gaston, John I. Spicer: Biodiversity. An Introduction. 2. Auflage, Nachdruck. Blackwell, Malden MA 2005,<br />

ISBN 1-4051-1857-1.<br />

Carsten Hobohm: Biodiversität. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2000, ISBN 3-8252-2162-8 (UTB 2162 Biologie,<br />

Ökologie).<br />

Peter Janich, Mathias Gutmann, K. Prieß: Biodiversität: wissenschaftliche Grundlagen und gesellschaftliche<br />

Relevanz. Springer, Berlin, 2002.<br />

Thomas E. Lovejoy, Lee Jay Hannah (Hrsg.):Climate Change and Biodiversity. Yale University Press, New Haven<br />

CT 2006, ISBN 0-300-11980-1.<br />

Josef H. Reichholf: Ende der Artenvielfalt? Gefährdung und Vernichtung der Biodiversität.Herausgegeben <strong>von</strong><br />

Klaus Wiegandt. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-596-17665-6(Fischer 17665).<br />

Bruno Streit: Was ist Biodiversität? Erforschung, Schutz und Wert biologischer Vielfalt. Beck, München 2007, ISBN<br />

978-3-406-53617-5.


Weblinks<br />

Wiktionary: Biodiversität – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Commons: Biodiversität – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Website <strong>von</strong> Bioversity International<br />

Sekretariat der Vereinten Nationen zur Biodiversitätskonvention<br />

Naturschutz / Biologische Vielfalt, Bundesumweltministerium<br />

Der Wert der Vielfalt<br />

Artenvielfalt im Dossier Umwelt der bpb/Bundeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung<br />

Biodiversität Übersichtsartikel im Lexikon der Biologie<br />

Themenportal Biodiversität, Forum Biodiversität Schweiz<br />

Einzelnachweise<br />

1. Wortlaut der CBD (deutsche Fassung). Aus bzw. nach Artikel 2 (PDF (http://www.admin.ch/ch/d/sr/i4/0.451.43.de.pd<br />

f)).<br />

2. Diese Konvention wird <strong>für</strong> <strong>einen</strong> Staat dann verbindlich, wenn sie <strong>von</strong> ihm auch ratifiziert wird.<br />

3. United Nations: Multilateral Convention on biological diversity (with annexes). Concluded at Rio de Janeiro on<br />

5 June 1992. In: United Nations Treaty Series Vol. 1760, S. 146 (Article 2. Use of Terms). (PDF (http://treaties.un.or<br />

g/doc/Publication/UNTS/Volume%201760/v1760.pdf)). Deutsche Übersetzung unter: Begriffsbestimmungen (http://w<br />

ww.admin.ch/ch/d/sr/0_451_43/a2.html), Art. 2 der SR 0.451.43 Übereinkommen über die Biologische Vielfalt. Stand<br />

vom 20. März 2007.<br />

4. Willson, E. O.: Ende der biologischen Vielfalt? Der Verlust an Arten, Genen und Lebensräumen und die Chancen <strong>für</strong><br />

eine Umkehr. Spektrum, Heidelberg, Berlin, New York, 1992, ISBN 3-89330-661-7.<br />

5. Streit, B.: Was ist Biodiversität? Erforschung, Schutz und Wert biologischer Vielfalt. Beck, München 2007.<br />

6. Thomas M. Smith, Robert L. Smith: Ökologie, Pearson Studium Verlag, ISBN 978-3-8273-7313-7, S. 818 f.<br />

7. Thomas Kirchhof, Ludwig Trepl: Vom Wert der Biodiversität. Über konkurrierende politische Theorien in der<br />

Diskussion um Biodiversität. Zeitschrift <strong>für</strong> angewandte Umweltforschung 2001/S13: S. 27–44; Uta Eser: Der Wert<br />

der Vielfalt: ‚Biodiversität‘ zwischen Wissenschaft, Politik und Ethik. In: M. Bobbert, M. Düwell, K. Jax (Hg.): Umwelt<br />

– Ethik – Recht. Francke, Tübingen, 2003: S. 160–181; Stefan Baumgärtner: Warum Messung und Bewertung<br />

biologischer Vielfalt nicht unabhängig <strong>von</strong>einander möglich sind. In: J, Weimann, A. Hofmann, S. Hofmann (Hg.):<br />

Messung und ökonomische Bewertung <strong>von</strong> Biodiversität: Mission impossible?Metropolis, Marburg: 2003: S. 43–66;<br />

Thomas Potthast: Was ist Biodiversität und warum soll sie erhalten werden? Wissenschaftstheoretische und<br />

ethische Perspektiven. In: Stiftung Natur Und Umwelt Rheinland-Pfalz (Hg.): Denkanstöße, Heft 2: Thesen zur<br />

Biodiversität. 2005: S. 18–29; Thomas Kirchhof f & Sylvia Haider: Globale Vielzahl oder lokale Vielfalt: zur kulturellen<br />

Ambivalenz <strong>von</strong> ‚Biodiversität‘. In: T. Kirchhoff, L. Trepl (Hg.): Vieldeutige Natur. Landschaft, Wildnis und Ökosystem<br />

als kulturgeschichtliche Phänomene. transcript, Bielefeld 2009: S. 315–330; Kristian Köchy: Vielfalt als Wert? Zur<br />

aktuellen Debatte um die Biodiversität. In: C. F. Gethmann (Hg.): Deutsches Jahrbuch Philosophie, Band 2:<br />

Lebenswelt und Wissenschaft. Meiner, Hamburg: S. 1227–1248.<br />

8. Peter Janich, Mathias Gutmann: Normative Grundlagen der Biodiversität . In: W. Barthlott & M. Gutmann (Hg.):<br />

Biodiversitätsforschung in Deutschland. Potentiale und Perspektiven . Europäischen Akademie, Bad Neuenahr-<br />

Ahrweiler 1998: S. 66–72.<br />

9. ipbes.net: About IPBES (http://www.ipbes.net/about-ipbes.html)<br />

10. Reinhard Piechocki: Landschaft – Heimat – Wildnis: Schutz der Natur – aber welcher und warum?Beck, München<br />

2010.<br />

11. Components of Biodiversity. (http://www.redpath-museum.mcgill.ca/Qbp/2.About%20Biodiversity/definition.htm)<br />

Quebec Biodiversity Website, Redpath Museum, McGill University, Montreal<br />

12. Michael D. Jennings: Some Scales for Describing Biodiversity. GAP Analysis Bulletin. Nr. 5, 1996 (PDF (https://pubs.<br />

usgs.gov/gap/05/report.pdf)1,4 MB, komplette Ausgabe; archivierte HTML-Version (https://web.archive.org/web/201<br />

00924160131/http://www.gap.uidaho.edu/Buletins/5/SSfDB.html) (Memento vom 24. September 2010 im Internet<br />

Archive) des Einzelartikels vom Server der Idaho State University)<br />

13. <strong>Eine</strong>n Überblick über die Indikatoren auf dem Stand des Jahres 2010 bietet 2010 Biodiversity Indicators Partnership:<br />

Biodiversity indicators and the 2010 Target: Experiences and lessons learnt from the 2010 Biodiversity Indicators<br />

Partnership. CBD Technical Series No. 53. Secretariat of the Convention on Biological Diversity, Montréal, Canada<br />

(PDF), Annex 1 (S. 75–165)<br />

14. Anja <strong>von</strong> Hahn: Traditionelles Wissen indigener und lokaler Gemeinschaften zwischen geistigen Eigentumsrechten<br />

und der public domain. Springer, Berlin 2004. S. 38, 39.<br />

15. Reinhard Piechocki: Landschaft - Heimat - Wildnis. München 2010. ISBN 978-3406541520.<br />

16. Thomas M. Smith, Robert L. Smith: Ökologie, Pearson Studium Verlag, ISBN 978-3-8273-7313-7, S. 645 ff.


17. Planet am Limit. (http://www.wwf.de/living-planet-report/)Webseite des WWF Deutschland zur Präsentation des<br />

Living Planet Report 2016, abgerufen am 16. November 2016<br />

18. WWF Deutschland: Living Planet Report 2016. Deutsche Kurzfassung.ISBN 978-3-946211-06-8(PDF (https://www.<br />

wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-LivingPlanetReport-2016-Kurzfassung.pdf) 4,9 MB)<br />

19. Norman Myers, Russell A. Mittermeier , Cristina G. Mittermeier, Gustavo A. B. da Fonseca & Jennifer Kent:<br />

Biodiversity hotspots for conservation priorities. Nature 403 (2000), S. 853–858 online verfügbar (http://www.cienciav<br />

iva.pt/divulgacao/cafe/World_biodiversity_hotspots.pdf) (PDF; 235 kB)<br />

20. Thomas M.Brooks et al.: Habitat loss and extinction in the hotspots of biodiversity. Conservation Biology 16 (2002),<br />

S. 909–923; online verfügbar (http://www.ask-force.org/web/biodiversity/Brooks-Biodiccenters-Loss-2002.pdf)(PDF;<br />

468 kB)<br />

21. Vgl. Ergebnisse der Brookhaven Symposia in Biology, auf denen diese Sichtweise kodifiziert wurde: Diversity and<br />

Stability in Ecological Systems. G. M. Woodwell, H. H. Smith (Hrsg.), 1969: Brookhaven Symposia in Biology No. 22,<br />

Brookhaven National Laboratory, Upton, NY.<br />

22. Siehe auch Kevin Shear McCann (2000) The diversity–stability debate. Nature 405, 228-233. doi:10.1038/35012234<br />

(https://dx.doi.org/10.1038%2F35012234).<br />

23. Robert M. May (1973): Stability and complexity in model ecosystems. Princeton Univ. Press<br />

24. Kevin Shear McCann (2000): The diversity–stability debate. Nature 405: S. 228–233. doi:10.1038/35012234 (https://<br />

dx.doi.org/10.1038%2F35012234).<br />

25. D. U. Hooper, F. S. Chapin, III, J. J. Ewel, A. Hector, P. Inchausti, S. Lavorel, J. H. Lawton, D. M. Lodge, M. Loreau,<br />

S. Naeem, B. Schmid, H. Setälä, A. J. Symstad, J. Vandermeer, D. A. Wardle (2005): Effects of Biodiversity on<br />

Ecosystem Functioning: A Consensus of Current Knowledge. Ecological Monographs 75 (1): S. 3–35. jstor.org (htt<br />

p://www.jstor.org/stable/4539083)<br />

26. Thomas M. Smith, Robert L. Smith: Ökologie, Pearson Studium Verlag, ISBN 978-3-8273-7313-7, S. 480 f.<br />

27. nach der CBD (deutsche Fassung). (PDF (http://www.admin.ch/ch/d/sr/i4/0.451.43.de.pdf))<br />

28. Etwas ausführlicher erläutert werden die Begrif fe Eigenwert und Selbstwert in: Uta Eser & Thomas Potthast:<br />

Naturschutzethik. <strong>Eine</strong> Einführung <strong>für</strong> die Praxis.Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1999. ISBN 3-7890-<br />

6016-X. S. 60 ff.<br />

29. Terry C. Daniel, Andreas Muhar, Arne Arnberger, Olivier Aznar, James W. Boyd, Kai M. A. Chan, Robert Costanza,<br />

Thomas Elmqvist, Courtney G. Flint, Paul H. Gobster , Adrienne Grêt-Regamey, Rebecca Lave, Susanne Muhar,<br />

Marianne Penker, Robert G. Ribe, Thomas Schauppenlehner, Thomas Sikor, Ihor Soloviy, Marja Spierenburg,<br />

Karolina Taczanowska, Jordan Tam, Andreas <strong>von</strong> der Dunk: Contributions of cultural services to the ecosystem<br />

services agenda. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 109, Nr. 23, 2012, S. 8812–8819.<br />

30. Uta Eser, Ann-Kathrin Neureuther, Hannah Seyfang, Albrecht Müller: Prudence, justice and the good life: a typology<br />

of ethical reasoning in selected European national biodiversity strategies . Bundesamt <strong>für</strong> Naturschutz, Bonn 2014,<br />

ISBN 978-3-944811-00-0(PDF (https://portals.iucn.org/library/node/44639)auf Seite der IUCN).<br />

31. Shigeo Yachi and Michel Loreau: Biodiversityand ecosystem productivity in a fluctuating environment: The<br />

insurance hypothesis. Proceedings of the National Acadademy of Science USA 96 (1999): 1463–1468 Volltext (htt<br />

p://www.pnas.org/content/96/4/1463.full)<br />

32. Vgl. Pieter J. den Boer: Spreading of risk and stabilization of animal numbers. Acta Biotheoretica 1968/18 (1–4):<br />

S. 165–194.<br />

33. McCann, K. S.: The diversity-stability debate. Nature 2000/405: S. 228–233.<br />

34. R. Marggraf: Ökonomische Aspekte der Biodiversitätsbewertung. Peter Janich, Mathias Gutmann & K. Priess:<br />

Biodiversität – Wissenschaftliche Grundlagen und gesellschaftliche Relevanz . Springer, Berlin: S. 355–411; Sandra<br />

Rajmis: Wertschätzung <strong>von</strong> Biodiversität als Quelle ökologischer Versicherungsleistungen in Deutschland. In:<br />

Bundesamt <strong>für</strong> Naturschutz (Hg.): Treffpunkt Biologische Vielfalt VI. Aktuelle Forschung im Rahmen des<br />

Übereinkommens über die biologischen Vielfalt. Bundesamt <strong>für</strong> Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg: S. 143–148;<br />

Stefan Baumgärtner: The insurance value of biodiversity in the provision of ecosystem services . Natural Resource<br />

Modeling 2007/20(1): S. 87–127.<br />

35. Lasse Loft, Alexandra Lux: Ecosystem Services – Ökonomische Analyse ihres Verlusts, ihre Bewertung und<br />

Steuerung (http://www.bik-f.de/files/publications/kfp_nr-10_neu__817f56.pdf)(PDF; 2,1 MB) Projektbereich<br />

Ergebnis-Transfer und sozial-ökologische Aspekte klimabedingter Biodiversitätsveränderungen, Institut <strong>für</strong> sozialökologische<br />

Forschung (ISOE)<br />

36. Stefan Baumgärtner: The insurance value of biodiversity in the provision of ecosystem services . Natural Resource<br />

Modeling 2007/20(1): S. 87–127.<br />

37. Siehe z. B. Crawford S. Holling: Resilience and stability of ecological systems. Annual Review of Ecology and<br />

Systematics 1973/4: S. 1–23.<br />

38. Jan Barkmann, Klaus Glenk, Handian Handi, Leti Sundawati, Jan-Patrick Witte, Rainer Marggraf (2007): Assessing<br />

economic preferences for biological diversity and ecosystem services at the Central Sulawesi rainforest margin – a<br />

choice experiment approach. In: Teja Tscharntke, Christoph Leuschner, Manfred Zeller, Edi Guhardja, Arifuddin Bidin<br />

(Eds.) Stability of Tropical Rainforest Margins. Linking ecological, economic and social constraints of land use and<br />

conservation. Springer, Berlin, Seiten 181–208.<br />

39. Claudia Cerda, Iason Diafas, Jan Barkmann, John Mburu, Rainer Marggraf (2007): WTP or WT A, or both?<br />

Experiences from two choice experiments for early planning stages. In: Jürgen Meyerhof f, Nele Lienhof, Peter


Elsasser (Eds.) Stated Preference Methods for Environmental Valuation: Applications from Austria and Germany.<br />

Metropolis Verlag, Marburg, Seiten 139–173.<br />

40. Sandra Rajmis, Jan Barkmann, Rainer Marggraf: Pythias Rache: zum ökonomischen Wert ökologischer<br />

Risikovorsorge. GAIA 2010/19(2): S. 114–121.<br />

41. Salvatore Di Falco, Charles Perrings (2003) Crop Genetic Diversity , Productivity and Stability of Agroecosystems. A<br />

Theoretical and Empirical Investigation. Scottish Journal of Political Economy 50(2): 207–216.<br />

42. Jean-Paul Chavas, Salvatore Di Falco (2012) On the Productive Value of Crop Biodiversity: Evidence from the<br />

Highlands of Ethiopia. Land Economics 88: 58–74<br />

43. Heiko H. Parzies: Die Ernährung der Welt. (http://www.sueddeutsche.de/wissen/artenvielfalt-die-ernaehrung-der-welt<br />

-1.581563) In: Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010.<br />

44. Artenvielfalt steigert Nutzpflanzenertrag.(http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-8649-2008-08-11.html) In: Scinexx,<br />

11. November 2008.<br />

45. Keesing, F. et al.: Impacts of biodiversity on the emergence and transmission of infectious diseases . In: Nature. 468,<br />

Nr. 7324, 2010, S. 647–652. PMID 21124449.<br />

46. Vgl. den UN Biodiversitätsbericht(http://www.cbd.int/doc/meetings/cop/cop-08/official/cop-08-12-en.pdf)(PDF;<br />

198 kB) Punkt 5 und 7.<br />

47. Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+(http://www.umweltbundesamt.at//umweltsituation/naturschutz/biolat/biodiv<br />

strat_2020) In: umweltbundesamt.at, 21. November 2015.<br />

48. Mehr als Blumen und Bienen. Die Biodiversitätsstrategie der EU.(http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_release<br />

s/9925_de.htm) In: europa.eu, 3. Mai 2011 .<br />

49. Q&A on the Communication an EU biodiversity strategy to 2020.(http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?ref<br />

erence=MEMO/11/268&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en) In: europa.eu, 3. Mai 2011<br />

(Pressemitteilung, englisch).<br />

Abgerufen <strong>von</strong> https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Biodiversität&oldid=171093525 <br />

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Bioökonomie<br />

Das Konzept der Bioökonomie oder im europäischen Raum auch knowledge-based bio-economybeschreibt die Transformation <strong>von</strong><br />

einer Erdöl-basierten Wirtschaft hin zu einer Wirtschaft in der fossile Ressourcen durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt wurden. [1]<br />

Durch diese Transformation sollen Produkte und Prozesse innerhalb einer Volkswirtschaft nachhaltig erzeugt werden können. [1] Die<br />

Europäische Kommission stellt in diesem Zusammenhang fest, dass die Bioökonomie die Produktion erneuerbarer biologischer<br />

Ressourcen und deren Umwandlung in Nahrungs- und Futtermittel, biobasierte Produkte und Bioenergie betrifft. Die Bioökonomie<br />

umfasst damit zahlreiche Sektoren, wie beispielsweise die Land- Forst- und Fischereiwirtschaft, die Nahrungsmittelindustrie, die<br />

Holz- und Papierindustrie, die Biotechnologie und andere Verfahrenstechnologien, aber auch Teile der Chemie-, Textil und<br />

Energieindustrien sowie Dienstleistungen in den Bereich Handel, Logistik und Umwelttechnologien. [2] Der Prozess der<br />

Biologisierung trägt zur weiteren Ausbreitung der Bioökonomie bei.<br />

In der Politik wird die Entwicklung der Bioökonomie meist mit gesellschaftlichen Zielen verbunden. Die Bioökonomie soll zu<br />

nachhaltiger Entwicklung und grünem Wachstum beitragen. Insbesondere wird sie mit der Erreichung der UN Nachhaltigkeitsziele<br />

zur Ernährungssicherung, zum Klimaschutz, zu <strong>nachhaltigen</strong> Konsum- und Produktionsbedingungen sowie zum Erhalt der<br />

wichtigsten Naturgüter, wie Trinkwasser, fruchtbare Böden, saubere Luft und Biodiversität in Verbindung gebracht. [3]<br />

Die Bioökonomie orientiert sich am Kreislaufprinzip der Natur und sieht den Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft als wesentliches<br />

Leitbild an. Im Sinne <strong>von</strong> Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit zielt sie auf die stufenweise Verwertung und Mehrfachnutzung <strong>von</strong><br />

Ressourcen ab. [4]<br />

Bis 2005 fand der Begriff der Bioökonomie seine Anwendung vor allem in Bezug auf wirtschaftliche Aktivitäten, die sich aus neuen<br />

Produkten und Verfahren der Biotechnologie ergeben. Dazu zählen beispielsweise biologische Pharmazeutika, wie Antibiotika und<br />

Immuntherapien, aber auch technische Biopolymere <strong>für</strong> Werkstoffe. Mit den rasanten Entwicklungen in den Lebenswissenschaften<br />

wurde diese engere Definition der Bioökonomie vielfach auf die Verwendung biologischer Ressourcen und Erkenntnisse<br />

ausgeweitet. [5]<br />

2009 richteten die deutschen Bundesministerien <strong>für</strong> Bildung und Forschung (BMBF) sowie Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Verbraucherschutz (BMELV) <strong>einen</strong> Bioökonomierat (BÖR) (davor Forschungs- und Technologierat Bioökonomie) als unabhängiges<br />

Beratungsgremium <strong>für</strong> die Deutsche Bundesregierung ein. Der Bioökonomierat versteht die Bioökonomie als „die Erzeugung und<br />

Nutzung biologischer Ressourcen (inkl. biologischen Wissens), um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen<br />

wirtschaftlichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems bereitzustellen.“ [6] Der Bioökonomierat betont<br />

damit das Potenzial zur Entwicklung nachhaltigerer Produkte und Prozesse.<br />

Das Verständnis des Begriffs wird stark <strong>von</strong> der Politik und der Forschung beeinflusst und unterscheidet sich somit in den<br />

verschiedenen Ländern hinsichtlich Umfang und Ausrichtung. Während die Definition in einigen Ländern (z. B. USA, Indien,<br />

Südafrika oder Südkorea) stark auf die Lebenswissenschaften und die Gesundheitswirtschaft ausgerichtet ist, beziehen sich andere<br />

(z. B. Brasilien, Kanada, Finnland oder Neuseeland) mehr auf die traditionelle Bioökonomie, also die Verwendung nachwachsender<br />

Rohstoffe in der Industrie. <strong>Eine</strong> dritte Gruppe <strong>von</strong> Ländern (darunter z. B. die Niederlande, China, Malaysia, Thailand, Japan oder<br />

Russland) versteht die Bioökonomie eher als neue biobasierte Industrie in Verbindung mit High-Tech Entwicklungen. [7]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Hintergrund<br />

2 Entwicklung<br />

3 Interdisziplinäre Einordnung


4 Gesellschaftspolitische Einordnung<br />

4.1 Gesellschaftspolitische Definition<br />

4.2 Politische Konzepte<br />

5 Wirtschaftliche Bedeutung<br />

6 Kontroversen<br />

7 Siehe auch<br />

8 Literatur<br />

9 Weblinks<br />

10 Einzelnachweise<br />

Hintergrund<br />

Das Konzept der Bioökonomie wurde ursprünglich vor dem Hintergrund einer stark wachsenden Weltbevölkerung und der damit<br />

verbundenen Erwartung entwickelt, dass fossile Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle zukünftig knapper werden. [8] Der<br />

Bioökonomierat konstatiert, dass die Bioökonomie heute nicht mehr vorwiegend <strong>von</strong> steigenden Preiserwartungen <strong>für</strong> fossile<br />

Rohstoffe getrieben wird. Vielmehr hat die Erschließung weiterer Rohstoffvorkommen u. a. dazu beigetragen, dass dieses Argument<br />

an Dringlichkeit verloren hat. [9] Jedoch wurde im Zuge der Klimaverhandlungen dem strategischen Ziel der Dekarbonisierung große<br />

Bedeutung zugeschrieben, insbesondere auch <strong>von</strong> den G7-Industriestaaten. [10]<br />

Entwicklung<br />

Als Wegbereiter der Bioökonomik gilt Nicholas Georgescu-Roegen (1906–1994) mit seinem Hauptwerk The Entropy Law and the<br />

Economic Process (1971). Er erkannte, dass Wirtschaftsprozesse insbesondere <strong>von</strong> der Thermodynamik beherrscht werden. Der<br />

gelegentlich sogenannte „Vierte Hauptsatz <strong>von</strong> Georgescu-Roegen“ betrifft die Entropie der Materie: Die Ungleichgewichts-<br />

Thermodynamik lebender Systeme kann mit energetischen Konzepten ohne die Entität Information nicht hinlänglich beschrieben<br />

werden. Formalwissenschaftliche Grundlagen kommen <strong>von</strong> der Kybernetik (Biophysik: Heinz <strong>von</strong> Foerster), der Chaosforschung<br />

(Physikochemie: Ilya Prigogine) und der Synergetik (Nichtlinearität: Hermann Haken).<br />

Das bioökonomische Interesse gilt den „Bedingungen der Möglichkeit“ (ökologischen Constraints) zur Viabilität, dem Rückfluss der<br />

Information in die (symbiontischen) Produkte der Evolution als „Kausalität <strong>von</strong> oben“ (Rupert Riedl, 1925–2005) sowie der<br />

„Abwärtskausalität“ als Selektionsbasis (Donald T. Campbell, 1916–1996). Information ist physikalisch der Gegenbegriff zur<br />

Entropie. Wegen der existenziellen biophysischen Bedeutung des Entropie-Gesetzes (Zweiter und Vierter Hauptsatz der<br />

Thermodynamik) ist die Bioökonomie <strong>für</strong> die Theorie der Warenlehre grundlegend (Eberhard K. Seifert und Richard Kiridus-Göller,<br />

2012).<br />

Bioökonomische Erkenntnisse zur Dynamik lebender Systeme finden in der <strong>nachhaltigen</strong> Ressourcen-Nutzung vielfältige<br />

Anwendungen. Die mathematische Bioökonomie diskutiert effektivere Methoden des Ressourcen-Managements (Colin W. Clark,<br />

1976). Deren Anfänge stehen mit den Theorien und mathematische Modellierungen der Fischereiwissenschaft in der Mitte der<br />

1950er Jahre im Zusammenhang (S. Gordon, A. Scott, M. B. Schäfer).<br />

Für die Nutzung der Biomasse (Rohstoffe pflanzlicher, tierischer und mikrobieller Herkunft) werden im englischen Sprachgebrauch<br />

die Begriffe Food, Feed, Fibre and Fuel benutzt. Darüber hinaus betrifft die Bioökonomie sämtliche ökonomischen Strategien, die<br />

sich <strong>von</strong> der Grundlagenforschung biomolekularer Abläufe bis hin zur Systembiologie und Komplexitätsforschung ableiten. Den<br />

systemischen Hintergrund der Bioökonomie erhellt die Bionik. Strikt materielle Definitionen <strong>von</strong> Bioökonomie sind nicht<br />

wissenschaftlich, weil ihre Erkenntnisse primär auf biophysikalischen und informationstheoretischenGrundlagen beruhen und ihre<br />

Anwendungen sich nicht auf Biochemie und Biotechnologie beschränken. Ziel ist die Maximierung der Lebensfähigkeit sozialer<br />

Systeme.


Während die Grundbedeutung des Begriffs im Deutschen allmählich – in ihr Gegenteil – verdrängt zu werden droht, ist sie in<br />

vergleichsweise romanischen Sprachen noch erhalten (Maurio Bonaiuti 2011): Bioeconomia im italienischen Sprachraum thematisiert<br />

die vom ökonomischen Paradigma der Wachstumsgesellschaft ignorierten Randbedingungen der Biosphäre und die notwendige<br />

Interdisziplinarität zwischen Ökonomie, Politik und Kultur. Möglichkeiten der Begegnungen zu Wirtschaftsweisen, die sozial,<br />

ökologisch, ökonomisch oder politisch schädlich sind, stehen seit Geor gescu-Roegen (La Décroissance 1979) in Diskussion.<br />

Im Sinne des Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen(WBGU) aus dem Jahr<br />

2011, „Gesellschaftsvertrags <strong>für</strong> eine Große Transformation“ mit seinem Postulat einer Abkehr <strong>von</strong> fossilen Brennstoffen als<br />

Grundlage der Ökonomie beherrschte der Begriff der Bioökonomie als neues Leitbild der weltweiten Landwirtschaft und<br />

Nahrungsmittelerzeugung das jährliche internationale Treffen der Landwirtschaftsminister auf der Internationalen Grünen Woche<br />

2015 in Berlin. [11][12]<br />

Interdisziplinäre Einordnung<br />

Die biologische und soziokulturelle Evolution aus einheitlichen Evolutionsprinzipien heraus zu beschreiben ist das interdisziplinäre<br />

Anliegen der Systemischen Evolutionstheorie (Systemic Theory of Evolution). Die Ökologische Ökonomie bemüht sich um eine<br />

Integration <strong>von</strong> Bioökonomie und Sozioökonomie. „Biostrategien“ orientieren sich an der ökonomischen Effizienz biologischer<br />

Vorbilder, bioökonomische Organisationstheorien an den Selbstorganisationsprozessen der Evolution. Für das Evolutionäre<br />

Management ist das kybernetische Modell lebensfähiger Systeme (Viable System Model) <strong>von</strong> Stafford Beer (1926–2002) <strong>von</strong><br />

Bedeutung. Das Biological Computer Laboratory (BCL) hatte in den Jahren 1958–1974 unter der Leitung des Biophysikers Heinz<br />

<strong>von</strong> Foerster das Studium selbstorganisierender Systeme zum Forschungsschwerpunkt. Die Biokybernetik als Weg zur <strong>nachhaltigen</strong><br />

Entwicklung ist das Vermächtnis <strong>von</strong> Frederic Vester (1925–2003). Als Pionier in der Anwendung evolutionärer Strategien zur<br />

Optimierung betrieblicher Prozesse in der Beschaffung, Produktion und Distribution gilt Paul Ablay (1987), in der Materialwirtschaft<br />

entwickelte er Methoden zur Effizienzsteigerung nach evolutionärem Muster. The Blue Economy® steht <strong>für</strong> die physische<br />

Optimierung der <strong>nachhaltigen</strong> Geschäftsgestaltung (Gunter Pauli 2010).<br />

Zur Förderung der Studien und Anwendungen der Bioökonomik wurde im Mai 1990 die 'European Association for Bioeconomic<br />

Studies' (E.A.B.S.) mit Subvention der Dragan Foundation in Venedig gegründet. Seit 1999 erscheint Journal of Bioeconomics<br />

(Organ der International Society for Bioeconomics), gegründet <strong>von</strong> Janet T. Landa und Michael T. Ghiselin. Herausgeber ist seit<br />

Jahresbeginn 2012 Ulrich Witt, Direktor der Abteilung Evolutionsökonomik am Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Ökonomik, Jena.<br />

Für die generalistische Ausrichtung <strong>von</strong> Wirtschaft und Technik auf den bio-kulturellen Zusammenhang hin hat sich in der<br />

Warenlehre Richard Kiridus-Göller (2002; 2012) eingesetzt, das sind or ganisierende Leitbilder (K.E. Boulding 1956, Herman E. Daly<br />

1996). Das dementsprechend sozialökologische Leitbild - die zur Nachhaltigkeit notwendige Organisations-Logik ("orgware") zur<br />

Durchsetzung bioökonomischer Strategien - hat er programmatisch als bioware“ „ benannt: Das qualitative Entscheidungskriterium ist<br />

die Vereinbarkeit <strong>von</strong> ökonomischer Effizienz (Leistung) und ökologischer Effektivität (Wirkung): Öko-Effektivität. Die hingegen<br />

ideologische Verschränkung <strong>von</strong> Leben als Ware mit Geld, Markt und Biotechnologien bezeichnet Kaushik S. Rajan (2006) als<br />

„Biokapitalismus“. Ohne Fügung in biophysische Grenzen führt ein solches Bioökonomie-Verständnis zu sinnentstellendem<br />

„Begriffsgrabbing“ (Christiane Grefe 2016).<br />

Die Wiederaufnahme des ökonomischen Ansatzes der Physiokratie auf zeitgemäß naturwissenschaftlich-systemischer Basis<br />

bezeichnet der amerikanische Politologe Lynton K. Caldwell (1913–2006) als Biokratie („biocracy“). Insofern bedeutet die<br />

Bioökonomik auch <strong>einen</strong> Paradigmenwechsel in den Wirtschaftswissenschaften. Der Mensch geht – in kybernetischer Koevolution -<br />

wie mit der Gesellschaft auch mit der Biosphäre eine symbiontische Beziehung ein (Joël de Rosnay 1997). Der Umweltökonom<br />

Georg Winter stiftete <strong>einen</strong> Biokratie-Preis, der im Juli 2013 zum zweiten Mal verliehen wurde.<br />

Die sozialwissenschaftliche Kritik an der „Kommodifizierung des Lebens“ (S. Lettow 2012, Gottwald & Krätzer 2014) hat den<br />

mangelnden ökonomischen Paradigmenwechsel zum Hintergrund: die mechanistische Fehlinterpretation <strong>von</strong> Bioökonomie /<br />

Bioökonomik (bioeconomics), in vorrangiger Orientierung an Biotechnologien (biobased economy, bioeconomy or biotechonomy)<br />

anstatt an der Bionik (bionics).


Gesellschaftspolitische Einordnung<br />

Gesellschaftspolitische Definition<br />

Die Bioökonomie, wie sie als Begriff in der gesellschaftspolitischen Diskussion in Verwendung ist, erstreckt sich über alle<br />

industriellen und wirtschaftlichen Sektoren, die erneuerbare biologische Ressourcen zur Herstellung <strong>von</strong> Produkten und zur<br />

Bereitstellung <strong>von</strong> Dienstleistungen unter Anwendung innovativer biologischer und technologischer Kenntnisse und Verfahren<br />

nutzen. [13][14] Mit der Einführung einer biobasierten Wirtschaft ist die Hoffnung auf neue, nachhaltig erzeugte Produkte oder<br />

nachhaltige Prozesse verbunden.<br />

Politische Konzepte<br />

Auf europäischer Ebene wird das Konzept einer biobasierten Wirtschaft (biobased economy) bereits seit Ende der neunziger Jahre<br />

diskutiert. [13] EU-Forschungskommissar Janez Potočnik stellte erstmals 2005 das Konzept einer wissensbasierten Bioökonomie unter<br />

Verwendung der oben genannten Definition vor. [15] Unter deutscher Ratspräsidentschaft wurde am 30. Mai 2007 auf der Konferenz<br />

„En Route to the Knowledge-Based Bio-Economy“ die sogenannte Kölner Erklärung (Cologne Paper) formuliert, [16] die neben<br />

Nahrungsmitteln, Biomaterialien, Bioprozessen, Bioenergie auch die Biomedizin als Handlungsfeld identifizierte. Welche Bereiche<br />

die Bioökonomie umfasst, wird in zahlreichen Veröffentlichungen uneinheitlich definiert. Die EU klammert diesen Bereich aus.<br />

<strong>Eine</strong>m Communication Paper der EU-Kommission vom 29. Februar 2012 liegt sogar ein engerer, vor allem auf Land- und<br />

Forstwirtschaft bezogener Fokus zugrunde. [17] <strong>Eine</strong> andere Veröffentlichung der EU-Kommission vom 13. Februar 2012 hingegen<br />

betont vor allem Innovation, Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit im Sinne industrieller Prozesse und des Umweltschutzes. [18] Im<br />

Gegensatz zur Sichtweise der europäischen Politik zählt die US-Regierung den Bereich der Biomedizin ausdrücklich zur<br />

Bioökonomie hinzu, [19] genauso wie die OECD. [20] Deutschland hingegen bezieht die Biomedizin in der „Nationalen<br />

Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ des Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und Forschung nur indirekt mit ein. [21] Dabei handelt<br />

es sich vor allem um den Bereich der industriellen Herstellung <strong>von</strong> Biomolekülen, zu denen neben biologischen pharmazeutisch<br />

aktiven Substanzen auch Nahrungsergänzungsmittel oder Prozess-Enzyme hinzugerechnet werden. Im Juli 2013 stellten die<br />

Bundesministerien <strong>für</strong> Bildung und Forschung sowie Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zudem die „Politikstrategie<br />

Bioökonomie“ vor, [22] die ausführlich das Potential der Bioökonomie, gleichzeitig aber auch Zielkonflikte thematisiert.<br />

Das Konzept der Bioökonomie hat in den vergangenen zehn Jahren weltweit an politischer Dynamik und Bedeutung gewonnen. Auf<br />

dem ersten Global Bioeconomy Summit (November 2015) wurde berichtet, dass bereits 45 Länder (einschließlich der Europäischen<br />

Union) die Bioökonomie in ihren politischen Strategien verankert haben. [3] Die Ansätze und Motivationen <strong>für</strong> die Förderung der<br />

Bioökonomie sind dabei vielseitig. Während die Europäische Union, Deutschland, Finnland, Japan, Malaysia, Südafrika, die USA<br />

und die Westnordischen Länder (Färöer Inseln, Grönland und Island) umfassende Bioökonomie Politikstrategien veröffentlicht<br />

haben, fördern andere Länder die Bioökonomie unter dem Blickwinkel eines bestimmten Politikbereiches. So konzentrieren sich<br />

beispielsweise China, Kenia, Russland und Südkorea auf Politikstrategien zur Förderung der Biotechnologie und konvergierenden<br />

Technologien, während z. B. Brasilien, Großbritannien und Indien Bioenergie Strategien veröffentlicht haben. Länder mit einem<br />

starken Agrar- oder Forstsektor, wie beispielsweise Australien, Kanada, Neuseeland, Uruguay oder Indonesien, integrieren die<br />

Bioökonomie in ihre Sektorstrategien. Schließlich gibt es eine Gruppe <strong>von</strong> Ländern, wie beispielsweise Argentinien, Österreich,<br />

Schweden oder Namibia, die sich auf bioökonomische Themen in ihren Forschungsstrategien konzentrieren. [3]<br />

Wirtschaftliche Bedeutung<br />

Global sind rund 13 Mrd. Tonnen an Biomasse verfügbar (2012). Sie werden zu rund 60 % <strong>für</strong> Futtermittel verwendet. 15 % der<br />

Rohstoffe werden <strong>für</strong> Nahrungsmittel und 25 % <strong>für</strong> die energetische und stoffliche Nutzung verwendet. [23] Neben Bioenergie und<br />

Lebensmitteln, sind die wichtigen biobasierten Industrieprodukte (bisher) Spezialchemikalien, biobasierte Kunst- und Verbundstoffe,<br />

Tenside, Lacke und Farben, Schmierstoffe sowie Papier und Zellstoff, Baumaterialien, Möbel und Pharmazeutika. Wichtigste<br />

Energieträger sind Holzprodukte, Biogas und Biokraftstoffe. Es wird erwartet, dass durch den technologischen Fortschritt vor allem<br />

im Bereich der Life Sciences neue Produkte entwickelt werden, die Nachhaltigkeit mit erhöhtem Verbrauchernutzen verbinden. [24]


Die Bioökonomie ist bereits heute ein Wirtschaftsfaktor. [25] Im Jahr 2013 trug die Bioökonomie in der EU schätzungsweise zu einem<br />

jährlichen Gesamtumsatz <strong>von</strong> rund €2,1 Bill. bei und beschäftigte rund 18,3 Mio. Arbeitnehmer (ca. 9 % der Erwerbstätigen in der<br />

EU). [26] In den USA trugen biobasierte Produkte rund $370 Mrd. zur Bruttowertschöpfung in den USA bei (2013). Die Biobasierte<br />

Industrie beschäftigte dort schätzungsweise 4 Mio. Arbeitnehmer und konzentrierte sich besonders auf die Staaten Mississippi,<br />

Oregon, Maine, Wisconsin, Idaho, Alabama, North Carolina, Arkan-sas und South Dakota. [27] Darüber hinaus ist Brasilien<br />

beispielsweise ein Vorreiter im Bereich Bioenergie. 2012 trug allein die Zuckerrohr Industrie 2 % zum BIP bei und beschäftige 2011<br />

rund 1 Million Menschen. [28]<br />

In Deutschland hängen rund 12,5 % der Beschäftigten <strong>von</strong> Unternehmen ab, die der Bioökonomie zugerechnet werden können. Sie<br />

erwirtschaften rund 7,6 % der deutschen Bruttowertschöpfung. Die Wertschöpfung in der Bioökonomie erfolgt zu 12 % im<br />

Primärsektor (Land- und Forstwirtschaft), zu 52 % im Sekundärsektor (verarbeitende Industrie) und zu 36 % im Tertiärsektor<br />

(Handel und Dienstleistungen). [29] Schwerpunktbereiche sind unter anderem die Energiewirtschaft – 7,6 % des Energieverbrauchs<br />

werden mit nachwachsenden Rohstoffen gedeckt – sowie die chemische Industrie: 13 % der verarbeiteten Rohstoffe sind hier<br />

biobasiert. [30]<br />

Als Pionierunternehmen der Bioökonomie gelten unter anderem: Arkema (Frankreich, Biopolymere), Bioamber (USA, Chemikalien),<br />

Borregaard (Norwegen, holzbasierte Bioraffinerie), Braskem (Brasilien, Bio-PE), DSM (Niederlande, Enzyme), E<strong>von</strong>ik (Germany,<br />

Chemikalien), NatureWorks (USA, Biokunststoffe), Lanza-Tech (USA, biobasierte CO 2 Aufbereitung), Novamont (Italien,<br />

Biokunststoffe/Bioraffinerie), Novozymes (Dänemark, Enzyme), Roquette (Frankreich, Chemikalien), Solazyme (USA, Bioenergie),<br />

Virent (Frank-reich). [31] Neben diesen und anderen Konzernen gibt es auch eine aktive Szene aus kl<strong>einen</strong> und mittleren Unternehmen<br />

(KMU); Beispiele sind etwa die c-LEcta GmbH in Leipzig [32][33] oder die evoxx technologies GmbH (Fusion der "evocatal GmbH"<br />

und der "aevotis GmbH") in Monheim am Rhein. [34] Im Januar 2016 verkündete das Biotech-Unternehmen BRAIN AG s<strong>einen</strong><br />

Börsengang im „Prime Standard“ an der Frankfurter Börse. Die Firma ist damit die erste Biotech-Firma seit fast zehn Jahren, die den<br />

Sprung an die Deutschen Börse wagt. Die BRAIN AG entwickelt und vermarktet ein breites Spektrum an Produkten der industriellen<br />

Biotechnologie wie Enzyme, Mikroorganismen und Naturstoffe. [35]<br />

Es wird erwartet, dass mit Hilfe der Bioökonomie Antworten auf die globalen Herausforderungen der Menschheit gefunden werden<br />

können. <strong>Eine</strong>m <strong>von</strong> der EU-Kommission geförderten Strategiepapier [36] zufolge sind das: der Klimawandel, die sichere Ernährung<br />

einer wachsenden Weltbevölkerung, die faire Verteilung der Lasten der Globalisierung, ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen, die<br />

sichere Versorgung mit Energie und die Gesundheit einer alternden Bevölkerung. Vor allem die unsichere Versorgung mit preiswerten<br />

fossilen Ressourcen und deren schädlicher Effekt auf die klimatische Entwicklung machen <strong>einen</strong> Wechsel der industriellen<br />

Rohstoffbasis notwendig. [37][38] Nach Ansicht der OECD kann der Rohstoffwandel mit nachhaltiger Produktion und der<br />

Verarbeitung <strong>von</strong> Biomasse durch moderne biologische Verfahren gelingen. [39] Heute werden rund 6 % der fossilen Rohstoffe in der<br />

Chemieproduktion zur Herstellung <strong>von</strong> Kunst- und Schmierstof fen, Lösungsmitteln und Tensiden verwendet. [40]<br />

Kontroversen<br />

Um einige Aspekte der Bioökonomie haben sich Kontroversen und Zielkonflikte entwickelt. Viele da<strong>von</strong> betreffen die Nutzung der<br />

Biomasse selbst oder andere natürliche Ressourcen wie Boden oder Wasser, die zu deren Produktion benötigt werden. Kritiker<br />

bemängeln, dass durch die intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen und Wälder die Biodiversität gefährdet werde. [41]<br />

Im Rahmen der Tank-oder-Teller-Debatte wird diskutiert, ob die Umwandlung <strong>von</strong> Biomasse in Biotreibstoffe die Verfügbarkeit <strong>von</strong><br />

Lebensmitteln gefährdet. [41] Mit biogenen Reststoffen, die nicht <strong>für</strong> den menschlichen Verzehr geeignet sind, lässt sich eine<br />

Konkurrenz zwischen Tank und Teller vermeiden. Darauf setzen Bioraffinerien der sogenannten zweiten Generation. [42] Doch ob in<br />

Deutschland ausreichend biogene Reststofe <strong>für</strong> die biobasierte Wirtschaft vorhanden sind, ist umstritten. [43]<br />

Da die Verfügbarkeit <strong>von</strong> Biomasse zumindest in Deutschland und Europa begrenzt ist, [44] besteht ein Zielkonflikt zwischen der<br />

energetischen Nutzung <strong>von</strong> Biomasse (Biokraftstoffe, Biogas) und der stofflichen Nutzung, also der Umwandlung <strong>von</strong> Biomasse in<br />

höherwertige Produkte (Chemikalien, Bioplastik). Die Möglichkeit der stoflichen Nutzung <strong>von</strong> Biomasse hat das Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Bildung und Forschung in der „Roadmap Bioraffinerien“ analysiert. [45] Das Bundesministerium <strong>für</strong> Ernährung, Landwirtschaft


und Verbraucherschutz hat sich hingegen sowohl <strong>für</strong> die energetische als auch die stoffliche Nutzung <strong>von</strong> Biomasse eingesetzt. [46][47]<br />

Das Umweltbundesamt bevorzugt hingegen die stoffliche Nutzung. [48] Oft wird auch der Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen<br />

im Kontext der Bioökonomie kritisiert. [49]<br />

Siehe auch<br />

Forschungs- und Technologierat Bioökonomie<br />

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Priddat. Wilhelm Fink Verlag, München 2002, ISBN 3-8252-2340-X. (UTB 2340)<br />

Carsten Herrmann-Pillath: Foundations Of Economic Evolution. A Treatise on the Natural Philosophy of Economics.<br />

Edward Elgar, Cheltenham 2013, ISBN 978-1-84720-474-5.<br />

Fredmund Malik: Unternehmenspolitik und Corporate Governance. Wie sich Organisationen <strong>von</strong> selbst organisieren.<br />

Campus, Frankfurt/ New York 2008, ISBN 978-3-593-38286-9.<br />

Fredmund Malik: Die Natur denkt kybernetisch. Biologische Systeme stehen <strong>für</strong> ein neues Management-System. In:<br />

Kurt G. Blüchel, Fredmund Malik (Hrsg.): Faszination Bionik: Die Intelligenz der Schöpfung.Bionik Media, München<br />

2006, ISBN 3-939314-00-5, S. 80–91.


Robert Frenay: The Coming Age of Systems and Machines Inspired by Living Things.<br />

deutsch: Impuls. Das kommende Zeitalter naturinspirierter Systeme und Technologien. Übersetzung <strong>von</strong><br />

Sebastian Vogel. Berlin-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-8270-0602-3.<br />

Gunter Pauli: The Blue Economy. übersetzt <strong>von</strong> Karen Schmiady. Konvergenta Publishing, Berlin 2010, ISBN 978-3-<br />

942276-95-5.<br />

Klaus-Stephan Otto, Thomas Speck: Darwin meets Business - Evolutionäre und bionische Lösungen <strong>für</strong> die<br />

Wirtschaft. Gabler-Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2443-8.<br />

Richard Kiridus-Göller, Eberhard K. Seifert (Hrsg.): Evolution – Ware – Ökonomie. Bioökonomische Grundlagen zur<br />

Warenlehre. oekom, München 2012, ISBN 978-3-86581-317-6.<br />

Peter Mersch: Systemische Evolutionstheorie. <strong>Eine</strong> systemtheoretische Verallgemeinerung der Darwinschen<br />

Evolutionstheorie. Books on Demand, Norderstedt 2012, ISBN 978-3-8482-2738-9.<br />

Holger Wacker, Jürgen Blank: Ressourcenökonomik 1: Regenerative natürliche Ressourcen. R. Oldenbourg Verlag,<br />

München/Wien 1998. ISBN 978-3486239577.<br />

Georg Winter (Hrsg./Haus der Zukunft in Hamburg): Rechte der Natur / Biokratie. Buchreihe mit 20 Bänden:<br />

Metropolis, Marburg 2015/2016.<br />

Band 1: Eberhard Seidel: Biokratie und Brundtland-Triade. Die Rechte der Natur in Ökonomie und Organisation.<br />

ISBN 978-3-7316-1116-5(Februar 2015) .<br />

Band 2: Thomas Göllinger: Biokratie – Die evolutionsökonomischen Grundlagen.ISBN 978-3-7316-1117-2<br />

(Februar 2015).<br />

Bio-kulturelle Programmatik<br />

Lynton K. Caldwell: Biocracy: Public Policy and the Life Sciences.Westview Press, Boulder, Colorado 1987, ISBN 0-<br />

8133-7363-8.<br />

Jörg Leimbacher: Die Rechte der Natur. Helbing & Lichtenhahn Verlag, Basel 1988, ISBN 3-7190-1041-4 .<br />

Helmut Helsper: Die Vorschriften der Evolution <strong>für</strong> das Recht.O. Schmidt, Köln 1989, ISBN 3-504-06106-5.<br />

Erhard Oeser: Evolution und Selbstkonstruktion des Rechts.Böhlau, Wien/ Köln 1990, ISBN 3-205-05314-1.<br />

Robert Weimar, Guido Leidig: Evolution, Kultur und Rechtssystem. (= Beiträge zur Politikwissenschaft, Band 82).<br />

Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-631-38965-5.<br />

Paul Ekins, Manfred Max-Neef (Hrsg.): Real-Life Economics. Understanding Wealth Creation. Routledge, London /<br />

Chapman & Hall, New York 1992, ISBN 0-415-07977-2.<br />

Michael L. Rothschild: Bionomics. The Inevitability of Capitalism: The astonishing connections between business<br />

management and the natural world. Futura Publications, London 1992, ISBN 0-7088-5244-0.<br />

Hans-Günter Wagner: Bio-Ökonomie. Die nachhaltige Nischenstrategie des Menschen.Haag und Herchen,<br />

Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-86137-585-0.<br />

Thomas Lemke: Biopolitik zur Einführung.2. Auflage. Junius-Verlag, Hamburg 2007, ISBN 978-3-88506-635-4.<br />

Andreas Weber: Biokapital. Die Versöhnung <strong>von</strong> Ökonomie, Natur und Menschlichkeit.Berlin-Verlag, Berlin 2008,<br />

ISBN 978-3-8270-0792-6.<br />

László Mérő: Die Biologie des Geldes. Darwin und der Ursprung der Ökonomie.Rowohlt, Reinbek bei Hamburg<br />

2009, ISBN 978-3-499-62430-8.<br />

Kaushik Sunder Rajan: Biokapitalismus. Werte im postgenomischen Zeitalter. Aus dem Amerikanischen <strong>von</strong> Ilse Utz.<br />

Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-518-42049-2.<br />

Susanne Lettow (Hrsg.): Bioökonomie. Die Lebenswissenschaften und die Bewirtschaftung der Körper . transcriptverlag,<br />

Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-1640-8.<br />

Franz-Theo Gottwald, Anita Krätzer: Irrweg Bioökonomie. Kritik an einem totalitären Ansatz. Suhrkamp (edition<br />

unseld), Berlin 2014, ISBN 978-3-518-26051-7.<br />

Hans Immler: Nur die Natur produziert. Die Wirtschaft der Zukunft. Die Zukunft der Wirtschaft. NaturUni Verlag,<br />

Kassel 2014, ISBN 978-3-00-044085-4.<br />

Monografien im bioökonomischen Kontext<br />

Wilhelm Ostwald: Energetische Grundlagen der Kulturwissenschaft . Klinkhardt, Leipzig 1909. (Reprint: BiblioLife<br />

LCC, 2009), ISBN 1-113-04943-X.<br />

Alfred J. Lotka: Elements of Physical Biology. Williams & Wilkins Company, Baltimore 1925. (Reprint: Nabu Press,<br />

2011), ISBN 1-178-50811-0 .<br />

Kenneth E. Boulding: Die neuen Leitbilder. Econ-Verlag, Düsseldorf 1958. (Amerikanische Originalausgabe: The<br />

Image: Knowledge of life in society. University of Michigan Press, Ann Arbor Paperbacks 1956, ISBN 978-0-472-<br />

06047-4)<br />

Hans Hass: Energon. Das verborgene Gemeinsame. Verlag Fritz Molden, Wien 1970, DNB 456920994.


Hans Hass: Die Hyperzeller. Das neue Menschenbild derEvolution. Carlsen Verlag, Hamburg 1994, ISBN 3-551-<br />

85017-8.<br />

Andreas Hantschk, Michael Jung: Rahmenbedingungen der Lebensentfaltung. Die Energontheorie des Hans Hass<br />

und ihre Stellung in den Wissenschaften. Verlag Natur und Wissenschaft, Solingen 196, ISBN 3-927889-28-8 .<br />

John McHale: Der ökologische Kontext.Suhrkamp, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-518-06590-4.<br />

Frederic Vester: Neuland des Denkens. Vom technokratischen zum kybernetischen Zeitalter. Deutsche<br />

Verlagsanstalt, Stuttgart 1980, ISBN 3-421-02703-X.<br />

Werner Nachtigall: Biostrategie. <strong>Eine</strong> Überlebenschance <strong>für</strong> unsere Zivilisation. Hoffmann und Campe, Hamburg<br />

1983, ISBN 3-455-08697-7.<br />

Joël de Rosnay: Das Makroskop. Systemdenken als Werkzeug der Ökogesellschaft. Rowohlt, Reinbek 1979, ISBN<br />

3-499-17264-X.<br />

Joël de Rosnay: Homo symbionticus. Einblicke in das 3. Jahrtausend.Gerling Akademie Verlag, München 1997,<br />

ISBN 3-9803352-4-0.<br />

Weblinks<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und Forschung in Deutschland: Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel.<br />

(Memento vom 5. Juli 2015 im Internet Archive)<br />

Informationsplattform des Bundesministeriums <strong>für</strong> Bildung und Forschung in Deutschland<br />

Journal of Bioeconomics.<br />

Bioeconomics: Biological Economics<br />

ICABR - The International Consortium on Applied Bioeconomy Research<br />

Berkeley Bioeconmy Conference<br />

BioEconomy Cluster<br />

Bioeconomy Science Center<br />

BIOS Science Austria<br />

Bioeconomy auf ec.europa.eu<br />

Biokratie / Rechte der Natur<br />

Einzelnachweise<br />

1. Nationale Politikstrategie Bioökonomie.(https://www.bmbf.de/files/BioOekonomiestrategie.pdf) Auf: bmbf.de,<br />

abgerufen am 1. Februar 2016.<br />

2. Europäische Kommission Communication on Innovating for Sustainable Growth: A Bioeconomy for Europe. (http://e<br />

c.europa.eu/research/bioeconomy/pdf/bioeconomycommunicationstrategy_b5_brochure_web.pdf) , 2012.<br />

3. Bioökonomierat "Bioeconomy Policies (Part II): Synopsis of National Strategies around the World" (http://gbs2015.co<br />

m/fileadmin/gbs2015/Downloads/Bioeconomy-Policy_Part-II.pdf) , 2015.<br />

4. BMBF und BMEL Bioökonomie in Deutschland: Chancen <strong>für</strong> eine biobasierte und nachhaltige Zukunft. (https://www.<br />

bmbf.de/pub/Biooekonomie-in-Deutschland_001.pdf) , 2015.<br />

5. van Leeuwen, M., van Meijl, H., Smeets, E. and E. Tabea (Ed.)Overview of the Systems Analysis Framework for the<br />

EU Bioeconomy. (http://edepot.wur.nl/303596), 2013.<br />

6. Bioökonomierat Eckpunktepapier des Bioökonomierates: Auf dem Weg zur biobasierten Wirtschaft. (http://www.bio<br />

oekonomierat.de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&g=0&t=1452791590&hash=b39bd7c536d3b74038ce9fc57af<br />

1bb5d22f1c5bb&file=fileadmin/documents/TOP3_Eckpunktepapier_130430.pdf), 2013.<br />

7. Bioökonomierat Bioeconomy Policies (Part II): Synopsis of National Strategies around the World. (http://gbs2015.co<br />

m/fileadmin/gbs2015/Downloads/Bioeconomy-Policy_Part-II.pdf)2015.<br />

8. BMBF und BMEL "Bioökonomie in Deutschland: Chancen <strong>für</strong> eine biobasierte und nachhaltige Zukunft" (https://ww<br />

w.bmbf.de/pub/Biooekonomie-in-Deutschland_001.pdf), 2015.<br />

9. Bioökonomierat "Positionen und Strategien des Bioökonomierates"(http://www.biooekonomierat.de/fileadmin/Publik<br />

ationen/empfehlungen/Strategiepapier .pdf) 2014.<br />

10. Bioökonomierat "Bioeconomy Policies (Part 1): Synopsis and Analysis of Strategies in the G7(http://www.biooekono<br />

mierat.de/fileadmin/Publikationen/berichte/BOER_Laenderstudie_1_.pdf)2015.<br />

11. Benjamin Dierks, deutschlandfunk.de: Schwerer Sprung vom Labor in die Industrie.(http://www.deutschlandfunk.de/<br />

gruene-woche-biooekonomie-schwerer-sprung-vom-labor-in-die.724.de.html?dram:article_id=308822)<br />

Deutschlandfunk, Hintergrund, 15. Januar 2015.<br />

12. gffa-berlin.de: Rückblick des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) 2015 (http://www.gffa-berlin.de/), gffaberlin.de,<br />

Suchergebnisse „Bioökonomie“(http://www.gffa-berlin.de/de/component/search/?searchword=bioökonomi<br />

e&ordering=&searchphrase=all)


13. J. Enríquez: Genomics and the world's economy. In: Science. Band 281, Nummer 5379, August 1998, S. 925–926,<br />

ISSN 0036-8075 (http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=0036-8075) . PMID<br />

9722465.<br />

14. Website des Bioökonomierates.(http://www.biooekonomierat.de/biooekonomie.html) Abgerufen am 26. März 2013.<br />

15. EU (2005): Conference Report - New perspectives on the knowledge-based bio-economy . (http://ec.europa.eu/resea<br />

rch/conferences/2005/kbb/pdf/kbbe_conferencereport.pdf)(PDF; 3,0 MB) Abgerufen am 20. März 2013.<br />

16. EU (2007): En Route to the Knowledge-Based Bio-Economy(KBBE). (http://www.bio-economy.net/reports/files/koln_<br />

paper.pdf) (PDF; 261 kB) Abgerufen am 20. März 2013.<br />

17. EU-Kommission (2012): Commission Paper on the European Innovation Partnership Agricultural Productivity and<br />

Sustainability. (http://ec.europa.eu/agriculture/eip/pdf/com2012-79_en.pdf)(PDF; 42 kB) Abgerufen am 20. März<br />

2013.<br />

18. EU-Kommission (2012): Commission Paper on Innovating for Sustainable Growth: A Bioeconomy for Europe. (http://<br />

ec.europa.eu/research/bioeconomy/pdf/201202_innovating_sustainable_growth.pdf) (PDF; 90 kB) Abgerufen am 20.<br />

März 2013.<br />

19. US-Regierung (2012): National Bioeconomy Blueprint.(http://www.whitehouse.gov/sites/default/files/microsites/ostp/<br />

national_bioeconomy_blueprint_april_2012.pdf)(PDF; 1,2 MB) Abgerufen am 20. März 2013.<br />

20. OECD (2009): The Bioeconomy to 2030. Designing a Policy Agenda.(http://www.keepeek.com/Digital-Asset-Manag<br />

ement/oecd/economics/the-bioeconomy-to-2030_9789264056886-en)Abgerufen am 20. März 2013.<br />

21. BMBF (2010): Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030.(http://www.bmbf.de/pub/biooekonimie.pdf)(PDF;<br />

3,4 MB) Abgerufen am 20. März 2013.<br />

22. BMBF und BMELV (2013): Politikstrategie Bioökonomie. Nachwachsende Ressourcen und biotechnologische<br />

Verfahren als Basis <strong>für</strong> Ernährung, Industrie und Energie. (http://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Broschuere<br />

n/BioOekonomiestrategie.pdf?__blob=publicationFile)Abgerufen am 16. Oktober 2013.<br />

23. Umweltbundesamt Globale Landflächen und Biomasse nachhaltig und ressourcenschonend nutzen. (https://www.um<br />

weltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/globale_landflaechen_biomasse_bf_klein.pdf) 2013.<br />

24. Fachagentur Nachwachsende Rohstof fe e. V. Marktanalyse Nachwachsende Rohstoffe(http://fnr.de/marktanalyse/m<br />

arktanalyse.pdf), 2014.<br />

25. Und bald ist einfach alles bio.(http://www.zeit.de/2010/37/Bio-Oekonomierat) Auf Die Zeit Online vom 8. September<br />

2010. Abgerufen am 20. März 2013.<br />

26. Ronzon, T., Santini, F. and M’Barek, R. [European Commission, Joint Research Centre, Institute for Prospective<br />

Technological Studies, Spain, 4p. "The Bioeconomy in the European Union in numbers. Facts and figures on<br />

biomass, turnover and employment"], 2015.<br />

27. Golden, J. and R. Handfield "Why Biobased? Opportunities in the Emerging Bioeconomy . USDA BioPreferred<br />

Program (http://www.biopreferred.gov/BPResources/files/EconomicReport_6_12_2015.pdf), 2015.<br />

28. UNICA Why advanced sgarcane ethanol is a sweet deal for Brazil(http://www.unica.com.br/guest-columnist/256296<br />

67920310875715/why-advanced-sugarcane-ethanol-is-a-sweet-deal-for-brazil/) , 2015.<br />

29. Efken, J. et al. "Volkswirtschaftliche Bedeutung der biobasierten Wirtschaft in Deutschland: Arbeitsberichte aus der<br />

vTI-Agrarökonomie 07/2012"(http://literatur.ti.bund.de/digbib_extern/dn051397.pdf), 2012.<br />

30. Fachagentur Nachwachsende Rohstof fe e. V. "Marktanalyse Nachwachsende Rohstof fe" (http://fnr.de/marktanalyse/<br />

marktanalyse.pdf), 2014.<br />

31. Biofuels Digest LanzaTech, GranBio, Algenol and Novozymes take top slots in The 50 Hottest Companies in<br />

Bioenergy for 2014-15 (http://www.biofuelsdigest.com/bdigest/2014/11/10/lanzatech-granbio-algenol-and-novozymes<br />

-take-top-slots-in-the-50-hottest-companies-in-bioenergy-for-2014-15/) , 2015.<br />

32. c-LEcta GmbH in Leipzig(http://www.c-lecta.com/) Abgerufen 15. Januar 2017.<br />

33. (28. Februar 2013): c-LEcta GmbH – Ein Dickbrettbohrer in Leipzig. (http://www.transkript.de/menschen/mensch-und<br />

-unternehmen/marc-struhalla-c-lecta-gmbh.html)Abgerufen am 20. März 2013 korrigiert 15 Januar 2017.<br />

34. transkript (29. August 2012): Evocatal GmbH – Der doppelte Familienvater . (http://www.transkript.de/menschen/men<br />

sch-und-unternehmen/thorsten-eggert-evocatal-gmbh.html)Abgerufen am 20. März 2013.<br />

35. Winter, T. Brain vor Börsengang: Das Orderbuch ist voll.(http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/brain-vor-boersengan<br />

g-das-orderbuch-ist-voll-aktien-zu-9-euro-14050768.html) , 2016.<br />

36. ETPs and EUFETEC: The European Bioeconomy in 2030.(http://www.epsoweb.org/file/560) Abgerufen am 20. März<br />

2013.<br />

37. GDCh, DECHEMA, DGmK (2010): Positionspapier - Rohstof fbasis im Wandel. (http://www.dechema.de/dechema_m<br />

edia/Downloads/Positionspapiere/Positionspapier_Rohstof fbasis+im+Wandel.pdf) (PDF; 652 kB) Abgerufen am 20.<br />

März 2013.<br />

38. Thomas Hirth, Universität Stuttgart und Fraunhofer IGB (2011): Herausforderung Rohstof fwandel. (http://www.cib-fra<br />

nkfurt.de/mm/Hirth.pdf)(PDF; 4,5 MB) Abgerufen am 20. März 2013.<br />

39. OECD: The Bioeconomy to 2030.(http://www.oecd.org/sti/futures/long-termtechnologicalsocietalchallenges/3689936<br />

5.pdf) (PDF; 16 kB) Abgerufen am 20. März 2013.<br />

40. Achema (2012): Trendbericht Nr. 19: Biobased Chemicals.(http://presse.achema.de/ACHEMA_Pressemitteilungen/<br />

Trendberichte/tb_19_de+Biobased+Chemicals.html) Abgerufen am 20. März 2013.


41. Global Forest Coalition (2012): Bio-economy versus Biodiversity . (http://globalforestcoalition.org/wp-content/uploads/<br />

2012/04/Bioecono-vs-biodiv-report-with-frontage-FINAL.pdf)(PDF; 3,4 MB) Abgerufen am 20. März 2013.<br />

42. Prof. Dr. Birgit Kamm (2012): Prinzipien <strong>von</strong> Bioraffinerien – vom Rohstofmix zum Produktmix. (http://archiv.biotechn<br />

ologietage-2012.de/tl_files/2012/content/programm/Praesentationen/10.%20Mai%202012/11_DBT_2012_Kamm.pd<br />

f) (PDF; 2,9 MB) Abgerufen am 20. März 2013.<br />

43. trankskript (13. März 2013): Zu wenig biogene Reststof fe. (http://www.transkript.de/nachrichten/wissenschaft/2013-0<br />

1/zu-wenig-biogene-reststofe.html) Abgerufen am 20. März 2013.<br />

44. Leopoldina (2012): Statement Bioenergy – Chances and Limits.(http://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublicatio<br />

n/201207_Stellungnahme_Bioenergie_LAY_en_final.pdf) (PDF; 8,8 MB) Abgerufen am 20. März 2013.<br />

45. Deutsche Bundesregierung (2012): Roadmap Bioraf finerien. (http://www.bmbf.de/pub/roadmap_biorafinerien.pdf)<br />

(PDF; 5,8 MB) Abgerufen am 20. März 2013.<br />

46. BMELV und BMU (2010): Nationaler Biomasseaktionsplan <strong>für</strong> Deutschland.(http://www.bmelv.de/SharedDocs/Down<br />

loads/Broschueren/BiomasseaktionsplanNational.pdf?__blob=publicationFile)Abgerufen am 20. März 2013.<br />

47. BMELV (fortlaufend aktualisiert): Biobasierte Wirtschaft. (http://www.bmelv.de/DE/Landwirtschaft/Nachwachsende-R<br />

ohstoffe/BiobasiertesWirtschaften/BiobasiertesWirtschaften_node.html)Abgerufen am 20. März 2013.<br />

48. BMU (2012): Globale Landflächen und Biomasse nachhaltig und ressourcenschonend nutzen. (http://www.umweltbu<br />

ndesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/4321.pdf)(PDF; 2,4 MB) Abgerufen am 20. März 2013.<br />

49. Und bald ist einfach alles bio(http://www.zeit.de/2010/37/Bio-Oekonomierat/seite-2). Die Zeit Online vom 8.<br />

September 2010. Abgerufen am 20. März 2013.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bioökonomie&oldid=170482180 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 30. Oktober 2017 um 18:59 Uhr bearbeitet.<br />

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Bürogemeinschaft<br />

Die Bürogemeinschaft ist ein Zusammenschluss <strong>von</strong> Mitgliedern eines in einem Büro ausgeübten Berufes zum Arbeiten in<br />

gemeinsamen Büroräumen. Die Mitglieder dieser Bürogemeinschaft benutzen gemeinsam die Räume und ggf. das Personal des<br />

Büros zu ihrer jeweils selbständigen Berufsausübung.<br />

Die einzelnen Berufsträger sind eigenständig tätig, das heißt, sie rechnen ihre Tätigkeit auch eigenständig gegenüber dem<br />

Auftraggeber ab. Die Mitglieder einer Bürogemeinschaft haften nicht <strong>für</strong> die Tätigkeit der anderen Mitglieder. Diese Merkmale<br />

unterscheiden sie <strong>von</strong> der Sozietät.<br />

Der Zweck der Bürogemeinschaft ist die gemeinsame Nutzung <strong>von</strong> Arbeitsmitteln (beispielsweise Räumen und technischen<br />

Einrichtungen) und <strong>von</strong> Personal ohne Aufgabe der eigenen Selbstständigkeit.<br />

Bürogemeinschaften, die bei Ärzten auch als Praxisgemeinschaft (nicht aber als Gemeinschaftspraxis) bezeichnet werden, gibt es<br />

häufig bei den Angehörigen freier Berufe aber auch bei sonstigen, meist nicht produzierenden Gewerbetreibenden.<br />

Der Begriff Firmenpool beinhaltet Gemeinschaftsbüro <strong>von</strong> Unternehmen aus verschiedenen Sparten. In erster Linie KMUs nutzen<br />

diese Möglichkeit Dienstleistungsangebote im Ausland mit einer Kostenersparnis zu kombinieren. Die Unternehmen teilen sich die<br />

Räumlichkeiten und können jeweils auf die Expertise des Teams vor Ort zugreifen.<br />

Siehe auch<br />

Coworking<br />

Business Center<br />

Weblinks<br />

deskwanted.de Verzeichnis aller Bürogemeinschaften in Deutschland und weltweit mit Preisübersicht und<br />

Buchungsfunktion<br />

IHK-Frankfurt-Main-Firmenpools(Memento vom 8. März 2008 im Internet Archive)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bürogemeinschaft&oldid=169192801 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 17. September 2017 um 19:53 Uhr bearbeitet.<br />

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Carsharing<br />

Carsharing [ˈkaː(r)ˌʃeərɪŋ] (englisch car „Auto“, to share „teilen“; auf Deutsch<br />

etwa: „Autoteilen“ oder „Gemeinschaftsauto“) ist die organisierte gemeinschaftliche<br />

Nutzung eines oder mehrerer Automobile auf der Grundlage einer<br />

Rahmenvereinbarung. [1] Carsharing erlaubt anders als konventionelle<br />

Autovermietungen ein kurzzeitiges, auch minutenweises Anmieten <strong>von</strong> Fahrzeugen.<br />

Die Nutzung der Fahrzeuge wird dabei über <strong>einen</strong> die Energiekosten mit<br />

einschließenden Zeit- oder Kilometertarif oder Mischformen solcher Tarife<br />

abgerechnet. [1] Das Autoteilen unter Nachbarn und Bekannten fällt unter den Begrif f<br />

Privates Carsharing.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Elektro-Ladestation des weltweit<br />

größten Carsharing-Anbieters Zipcar<br />

in San Francisco<br />

1 Begriff<br />

2 Organisation<br />

3 Ablauf einer Autobenutzung<br />

4 Kosten<br />

5 Unterschied zum Privatwagen<br />

6 Organisationsmodelle<br />

7 Entwicklung und heutiger Stand<br />

7.1 Deutschland<br />

7.1.1 Kommerzielles Angebot<br />

7.1.2 Verbreitung<br />

7.1.3 Privates Carsharing<br />

7.2 Österreich<br />

7.3 Schweiz<br />

7.4 Europa<br />

7.5 Vereinigte Staaten<br />

7.6 China<br />

8 Entwicklungsperspektiven<br />

9 Siehe auch<br />

10 Literatur<br />

11 Weblinks<br />

12 Einzelnachweise<br />

Begriff<br />

Der englische Begriff carsharing (heute meist in einem Wort geschrieben, alternativ auch Car-Sharing oder (als Bild-/Wortmarke)<br />

CarSharing) wird in den meisten Sprachen und Ländern im Sinne dieses Artikels verwendet. <strong>Eine</strong> Ausnahme bildete Großbritannien,<br />

wo mit car sharing (in zwei Wörtern) ursprünglich die Fahrgemeinschaft gemeint war und <strong>für</strong> das Autoteilen der Begriff car club<br />

verwendet wurde. Weitere bekannte Ausnahmen sind autodelen (niederländisch), autopartage (französisch), auto condivisa<br />

(italienisch) und bilpool (norwegisch, schwedisch).


Bereits 1975 taucht der Begriff in einer Artikelüberschrift in der Londoner Times auf: „Car-sharing among plans to ease London<br />

traffic“. Die Stadtverwaltung GLC wandte sich mit der noch nicht ausgefeilten Idee, „Methoden der gemeinsamen<br />

Automobilnutzung“ einzuführen, gegen den Automobilclub RAC, der mehr und breitere Straßen gegen den Verkehrskollaps<br />

forderte. [2] Das Experiment begann 1977 in Ipswich, war jedoch eher eine Mitfahrzentrale als ein Dienst, Autos <strong>von</strong> mehreren<br />

Fahrern nutzen zu lassen.<br />

Organisation<br />

Die Fahrzeuge einer Carsharing-Organisation sind entweder auf fest angemieteten Parkplätzen über eine Stadt oder <strong>einen</strong> größeren<br />

Ort verteilt oder parken im öffentlichen Straßenraum. Die festen Mietstationen befinden sich häufig an Verkehrsknotenpunkten des<br />

öffentlichen Verkehrs wie Bahnhöfen, Tramknoten, Endstationen <strong>von</strong> Buslinien, wo sie <strong>von</strong> den Nutzern gut erreichbar sind. Die<br />

vorab reservierten Fahrzeuge werden meist benutzt, um <strong>von</strong> diesen Knotenpunkten aus abgelegenere Ziele zu erreichen. Es gibt<br />

unterschiedliche Organisationsformen, die teilweise auf dem System der Leihwagen beruhen:<br />

Das Fahrzeug muss nach Ablauf der gebuchten Zeit wieder an s<strong>einen</strong> ursprünglichen Standort zurückgebracht<br />

werden.<br />

Der Nutzer muss vorher entscheiden, an welchem Standort des Carsharing-Anbieters das Fahrzeuge abgeliefert<br />

werden soll.<br />

Das Fahrzeug muss in einem definierten Bereich (Free Floating Car) abgestellt werden. [3][4]<br />

Carsharing ist ein Mittel der „kombinierten Mobilität“. Es kann und will den öffentlichen Verkehr nicht ersetzen, der als Zubringer zu<br />

den Parkplätzen dient. Für Pendler, die den ganzen Arbeitsweg nicht anders als mit dem Auto zurücklegen können, ist es in der Regel<br />

keine sinnvolle Alternative; dazu eignen sich eher Fahrgemeinschaften und Mitfahrgelegenheiten. Das Konzept ist mehr <strong>für</strong><br />

unregelmäßige Fahrten oder Transporte vorgesehen.<br />

Ein zunehmend beliebter Anwendungsfall <strong>für</strong> Carsharing ist die Nutzung eines Carsharing-Fahrzeugs am Flughafen. Die<br />

Freefloating-Anbieter wie z. B. DriveNow und car2go versehen dabei ihren Service mit einer extra Flughafengebühr. Am Flughafen<br />

selbst werden spezielle Parkplätze <strong>für</strong> die Carsharing-Fahrzeuge ausgewiesen. Damit ist Carsharing eine weitere Mobilitätsoption am<br />

Flughafen ergänzend zum ÖPNV und Taxi. [5]<br />

Mitglieder der Carsharing-Organisationen gehen meist eine langfristige, zum Teil kostenpflichtige Mitgliedschaft in der Organisation<br />

ein. Die Organisation und nicht die einzelnen Teilnehmer sind Eigentümer der Autos und – im Unterschied zum nachbarschaftlichen<br />

Autoteilen – <strong>für</strong> die Wartung und Reparatur der Fahrzeuge verantwortlich.<br />

Ein Konzept, das dazwischen liegt, wurde <strong>von</strong> Citeecar angeboten: Hier konnten sich Kunden als sogenannte „Hosts“ bewerben. Sie<br />

mussten <strong>einen</strong> Parkplatz vorweisen und übernahmen die Patenschaft <strong>für</strong> ein Fahrzeug, wobei sie <strong>für</strong> Sauberkeit und Wartung sorgten.<br />

Vergütet wurde diese Tätigkeit mit einem Fahrguthaben. [6] Allerdings wurde das Konzept vom Markt nicht angenommen, Citeecar<br />

musste nach eigenen Angaben am 3. Dezember 2015 <strong>einen</strong> Insolvenzantrag stellen.<br />

Ablauf einer Autobenutzung<br />

Die Größe der Carsharing-Organisationen ist sehr unterschiedlich. Entsprechend werden die verschiedensten Systeme zur<br />

Reservierung eingesetzt, <strong>von</strong> den einfachen mit Schlüsselkästen und manueller Buchung bis hin zu hochkomplexen<br />

computergestützten Lösungen mit GPS-Ortung. Bei den größeren Organisationen ist heute die automatische Buchung über Internet<br />

oder Telefoncomputer rund um die Uhr üblich.<br />

Die Fahrzeuge größerer Organisationen sind heute mit Bordcomputern ausgerüstet, die automatisch mit der Zentrale synchronisiert<br />

werden. Die Bordcomputer geben das Fahrzeug den Berechtigten <strong>für</strong> die gebuchte Zeitspanne frei. Solche Systeme sind bei größeren<br />

Organisationen nicht nur efizienter als manuelle Buchungen, sondern auch notwendig, um Missbr auch zu verhindern.<br />

Bei den nicht stationsgebundenen Modellen meldet das Auto s<strong>einen</strong> Standort an die Zentrale. Die Kunden können sich dabei online<br />

ein Fahrzeug suchen und üblicherweise maximal 15 Minuten reservieren.


Bei stationsbasierten Systemen sind die Teilnehmer <strong>für</strong> die rechtzeitige Rückgabe der Fahrzeuge am richtigen Ort und in sauberem<br />

Zustand selbst verantwortlich. Insbesondere bei verspäteter Rückgabe werden mitunter hohe Bußen gefordert, weil sich die<br />

nachfolgenden Teilnehmer darauf verlassen, ihr gebuchtes Fahrzeug am Standort vorzufinden. Viele Organisationen betreiben<br />

Callcenter, wo Pannen oder Notfälle gemeldet werden müssen. Sie or ganisieren gegebenenfalls Ersatzfahrzeuge.<br />

Vom Bordcomputer wird ebenfalls die Abrechnung ausgelöst. Verrechnet werden meist Gebühren <strong>für</strong> die Anzahl der gefahrenen<br />

Kilometer und <strong>für</strong> die Benutzungsdauer. Die Kosten <strong>für</strong> Treibstoffe, Verbrauchsmittel, Reinigung, Versicherung etc. sind in der Regel<br />

in die Preise integriert. Meist werden auch vergünstigte Tages-, Wochen- und Monatspauschalen angeboten.<br />

Unterschiede gibt es im Zugang zur Buchungsmöglichkeit. Während viele Anbieter eine einmalige Anmeldung mit Führerschein und<br />

Ausweis anbieten und die Zahlungen im Lastschriftverfahren einziehen, ist es z. B. bei drivy (Vermittlung <strong>von</strong> Privatautos) nur<br />

möglich, im Rahmen der Internetbuchung per Kreditkarte zu bezahlen.<br />

Kosten<br />

Carsharing ist preisgünstiger als der Betrieb eines eigenen gleichartigen Fahrzeugs, solange die jährlich gefahrenen Kilometer und<br />

Nutzungszeiten unter der Rentabilitätsschwelle liegen. Diese ist bei den einzelnen Anbietern unterschiedlich, meist zwischen 10.000<br />

und 20.000 Kilometern pro Jahr. Die Stiftung Warentest kam in einer Modellrechnung mit 5.000 Jahreskilometern auf Kosten <strong>von</strong><br />

138 Euro pro Monat, mit einem eigenen Wagen dagegen auf 206 Euro pro Monat. [7]<br />

Feste Kosten wie Anschaffungskosten, Stellplatz- oder Garagenmiete, Kraftfahrzeugsteuer und Versicherungsprämien entfallen. Bei<br />

Nichtbenutzung ist je nach Anbieter nur eine geringe oder gar keine Gebühr (z. B. Anmeldegebühr, monatlicher Beitrag) zu zahlen.<br />

Die meisten Anbieter integrieren <strong>einen</strong> Pannendienst, was eine zusätzliche Mitgliedschaft bei Verkehrsclubs überflüssig macht. Die<br />

Kosten <strong>für</strong> das Carsharing selbst setzen sich meist zusammen aus den sogenannten fixen Kosten (z. B. Kaution, Anmeldegebühren,<br />

Monatsbeiträge) und den Fahrtkosten. Die Fahrtkosten wiederum bestehen bei den klassischen Carsharing-Anbietern aus den Kosten<br />

<strong>für</strong> die gebuchte bzw. genutzte Zeit und den gefahrenen Kilometern; bei einigen Freefloating-Anbietern wird nur die Zeit und<br />

Parkzeiten günstiger berechnet. Voraussetzung <strong>für</strong> die Mitgliedschaft im Bundesverband Carsharing (bcs) ist, dass die gefahrenen<br />

Kilometer berechnet werden – nur so sieht der Bundesverband den ökologischen Anspruch gewährleistet, keine überflüssigen Wege<br />

mit dem Auto zurückzulegen.<br />

Je nach Anzahl der Nutzer und Professionalitätsanspruch stellen die Anbieter <strong>einen</strong> verhältnismäßig neuwertigen und modernen<br />

Fahrzeugpark (inkl. Navigationsgeräte, Klimaanlage etc.) zur Verfügung. Die Anschaffungskosten müssen im Geschäftsmodell<br />

entsprechend kalkuliert werden.<br />

Unterschied zum Privatwagen<br />

Mit Carsharing kann eine umfassende Mobilität gewährleistet werden, die das Auto als Ergänzung zu öffentlichem Verkehr, Fuß- und<br />

Fahrradverkehr versteht. Dadurch werden diese Verkehrsträger gefördert, und der Straßenverkehr insgesamt entlastet. Vor allem in<br />

städtischen Wohnquartieren, wo nicht <strong>für</strong> alle Fahrzeuge ein Parkplatz zur Verfügung steht, kann Carsharing eine Entlastung bringen.<br />

Viele Carsharing-Anbieter bieten unterschiedliche Fahrzeugtypen an, die der Kunde je nach Situation und Bedarf auswählen kann<br />

(z. B. Klein- oder Sportwagen, Kombi, Kleinbus oder Transporter). Bei manchen Anbietern hat der Fahrer allerdings erst ab einem<br />

bestimmten Alter Zugrif auf das gesamte Angebot.<br />

Bei fast keinem Anbieter ist es <strong>für</strong> den Benutzer möglich, das Auto zu „personalisieren“, er kann also beispielsweise keine Ziele im<br />

Navigationssystem oder Stationen im Radio dauerhaft speichern. In der Regel müssen selbstverschuldete Verunreinigungen bei<br />

Mietende beseitigt werden, damit der nächste Nutzer ein sauberes Auto vorfindet. Benötigte Zusatzausstattung wie beispielsweise<br />

Kindersitze muss der Benutzer häufig selbst mitbringen. Für längere Strecken wie etwa Urlaubsfahrten sind die Kosten in der Regel<br />

höher als bei anderen Verkehrsmitteln.


Mehrere Studien weisen auf eine bessere Umweltbilanz gegenüber privaten Autos hin. So sind die im CarSharing eingesetzten<br />

Fahrzeuge in der Regel deutlich neuer als Privatfahrzeuge und profitieren daher früher <strong>von</strong> der technologischen Entwicklung. Laut<br />

dem Bundesverband CarSharing liegt der durchschnittliche CO 2 -Ausstoss pro Kilometer um 16 Prozent unterhalb dessen <strong>von</strong><br />

Privatfahrzeugen. Zudem würden viele CarSharing-Kunden auf ein eigenes Auto verzichten, wodurch der Flächenverbrauch sinkt<br />

und weniger Fahrzeuge hergestellt würden. Ein CarSharing-Fahrzeug ersetze im Durchschnitt vier bis acht private PKW. Zudem<br />

fördere CarSharing die Nutzung <strong>von</strong> anderen Verkehrsträgern wie dem Fahrrad, Bahnen und Bussen, da bei einer Fahrt mit einem<br />

Carsharing-Auto der Anteil der Fixkosten an den Gesamtkosten deutlich geringer ist als bei einem privaten PKW. [8] In Bezug auf die<br />

Umweltbilanz ist allerdings zu beachten, dass hierbei der Energie- und Rohstoffbedarf zur Herstellung eines Neuwagens nicht<br />

berücksichtigt wurde.<br />

Beim CarSharing können sich Datenschutzprobleme ergeben, da CarSharing-Fahrzeuge teilweise mit zusätzlicher Elektronik<br />

ausgestattet sind, wodurch sich Bewegungsprofile der Fahrzeugnutzer erstellen lassen. Der Fahrzeughersteller BMW hat<br />

beispielsweise mitgeteilt, dass die <strong>von</strong> ihm <strong>für</strong> CarSharing-Zwecke bestimmten Fahrzeuge mit einem zusätzlichen CarSharing-Modul<br />

ausgerüstet sind, das zusätzliche Fahrzeug- und Bewegungsdaten speichert. [9] Derartige Daten fanden im Mai 2016 Verwendung bei<br />

der Verurteilung eines CarSharing-Nutzers, nachdem auf Basis der <strong>von</strong> einem CarSharing-Modul in einem BMW-Fahrzeug erstellten<br />

Daten nachträglich ein detailliertes Bewegungsprofil des Fahrers erstellt worden war . [10]<br />

Der Fahrer muss sich nicht um die Wartung des Fahrzeugs und behördliche Formalitäten wie Umweltplakette, Hauptuntersuchung<br />

oder Abgasuntersuchung kümmern. Die rechtlichen Fragen sind zwischen dem Eigentümer (Carsharing-Organisation) und den<br />

Fahrern (Carsharing-Mitgliedern) eindeutig geregelt.<br />

Organisationsmodelle<br />

Wesentliche Unterschiede zu anderen Modellen wie Leihwagen sind die langfristige<br />

vertragliche Bindung des Kunden an das Carsharing-Unternehmen und ein anderes<br />

Kostenmodell. Dabei werden in der Regel Kosten <strong>für</strong> Versicherung, Treibstoff bzw. Energie<br />

(bei Elektroautos) und Zubehör (z. B. Kindersitz) nicht gesondert berechnet. Der Nutzer muss<br />

also nicht ein vollbetanktes Auto abliefern. Entsprechend den Bedürfnissen des Kunden<br />

werden verschiedene Preistarife angeboten. Die Betreuung des Kunden erfolgt telefonisch<br />

oder über das Internet. Der Nutzer muss das Fahrzeug in Selbstbedienung abholen und auch<br />

wieder abgeben.<br />

Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Modelle <strong>für</strong> die Stationierung der Fahrzeuge:<br />

stationsbasiertes System<br />

Das Fahrzeug befindet sich auf einem reservierten Parkplatz,<br />

der nicht <strong>von</strong> anderen benutzt werden darf. Dieser befindet sich<br />

meist auf Privatgrundstücken; in einigen Städten werden da<strong>für</strong><br />

aber auch öffentliche Parkplätze reserviert und einem<br />

Carsharing-Anbieter zur Verfügung gestellt, der dann den Parkplätzen bestimmte Autos<br />

zuordnen kann. Innerhalb dieses Systems gibt es unterschiedliche Varianten<br />

Parkplätze im öffentlichen Raum<br />

Das Fahrzeug hat k<strong>einen</strong> festen Standort, sondern steht auf einem öffentlichen Parkplatz<br />

dort, wo es der vorherige Nutzer abgestellt hat. Der Betreiber übermittelt dem Halter die<br />

Standorte oder zeigt diese auf Internetseiten an. Mehrere Anbieter erlauben das Abstellen<br />

im gesamten Geschäftsgebiet, andere beschränken das Abstellen auf Parkraumquartiere. [11]<br />

Bei fast allen stationsgebundenen Anbietern muss die Nutzungsdauer des Fahrzeugs vorher festgelegt werden und kann nur<br />

verlängert werden, wenn das Auto anschließend noch nicht <strong>von</strong> anderen Nutzern gebucht ist.<br />

Carsharing-Parkplatz in<br />

Paris<br />

Erste mittelständische Anbieter in Deutschland halten zusätzlich zum stadtweiten stationsbasierten Carsharing-Angebot eine meist<br />

kleinere Flotte stationsunabhhängiger (free-floating) Fahrzeuge bereit (stadtmobil Hannover, stadtmobil Rhein-Neckar, book-n-drive,<br />

StadtTeilAuto Osnabrück). Damit können die Kunden bei ein und demselben Anbieter <strong>von</strong> den Vorteilen beider Systeme profitieren.


Länger planbare Fahrten können im Voraus mit stationsbasierten Fahrzeugen reserviert werden, spontane Fahrten werden ohne<br />

Reservierung und ohne Angabe eines Rückgabezeitpunktes mit Freefloating-Fahrzeugen durchgeführt.<br />

Bis heute beschränkt sich erfolgreiches Carsharing auf dichter besiedelte Gebiete. Dadurch ist das Konzept <strong>für</strong> in ländlichen Gebieten<br />

lebende Personen oft nicht besonders interessant und kann sich dort nur schwer etablieren.<br />

Entwicklung und heutiger Stand<br />

Die Idee der gemeinsamen Nutzung eines Fahrzeugs und nachbarschaftliches Autoteilen wird im privaten Bereich <strong>von</strong> jeher<br />

praktiziert. Die erste dokumentierte Carsharing-Organisation ist die Schweizer Selbstfahrergenossenschaft (SEFAGE) in Zürich 1948.<br />

Bereits in den 1960er Jahren sind im Zusammenhang mit Studien zur zukünftigen, computergestützten Verkehrssteuerung Konzepte<br />

<strong>von</strong> Carsharing entstanden.<br />

In den frühen 1970er Jahren gab es die ersten größeren Projekte: Das ProcoTip-System in Frankreich überdauerte nur zwei Jahre. Ein<br />

ambitionierteres Projekt aus Amsterdam hieß Witkar, das auf kl<strong>einen</strong> Elektrofahrzeugen und elektronischen Bedienelementen <strong>für</strong><br />

Reservierung und Rückgabe beruhte sowie auf vielen Standorten in der Stadt. Das Projekt wurde Mitte der 1980er Jahre aufgegeben.<br />

Die 1980er Jahre können als Wendepunkt bezeichnet werden. Mehrere kleinere Carsharing-Projekte entstanden in der Schweiz und<br />

Deutschland sowie in Norwegen (Bilkollektivet) und in den Niederlanden (CollectCar). Ab den 1990er Jahren erlebten diese und<br />

weitere Projekte wie CommunAuto und AutoShare in Kanada, Car Sharing Portland (später Flexcar) in Portland (Oregon) und<br />

Zipcar bei Boston sowie CityCarClub in Großbritannien ein deutliches Wachstum.<br />

Der weltweite Markt <strong>für</strong> Carsharing umfasst eine Milliarde Euro. <strong>Eine</strong> Studie einer Beratungsagentur erwartete bis 2016 ein<br />

Wachstum auf zehn Milliarden Euro. [12]<br />

Deutschland<br />

1988 wurde in Berlin die StattAuto Berlin (seit 2006 unter dem Namen Greenwheels) als älteste Carsharing-Organisation<br />

Deutschlands gegründet. 1990 und 1991 entstanden in Aachen, Bremen und Freibur g/Breisgau weitere Organisationen.<br />

Die Zahl der Benutzer in Deutschland hat sich nach Angaben des Bundesverbandes CarSharing e. V. (bcs), der jedes Jahr zum<br />

Jahresbeginn die Kennzahlen bei allen bekannten Carsharing-Anbietern unabhängig <strong>von</strong> der Verbandsmitgliedschaft abfragt, im<br />

Vergleich zum Vorjahr im Laufe des Jahres 2015 um 21 % auf 1.260.000 Nutzer erhöht. Das stationsunabhängige Carsharing hat in<br />

diesem Zeitraum um 26 % zugenommen und wird derzeit <strong>von</strong> 830.000 Personen in sieben deutschen Großstädten über 500.000<br />

Einwohnern genutzt. Stationsabhängiges Carsharing steht an 4.600 Stationen in 537 deutschen Städten und Gemeinden zur<br />

Verfügung und findet dort 430.000 Teilnehmer, die 9.100 Fahrzeuge gemeinsam verwenden. [13] Im Jahr 2016 nahm die Anzahl an<br />

Bundesbürgern, die bei einem Carsharing Anbieter registriert waren, um 36 % zu. In Summe waren am 1. Januar 2017 insgesamt 1,7<br />

Millionen Bundesbürger bei den Anbietern registriert. [14]<br />

In Deutschland existierten nach Angaben des Bundesverbandes CarSharing e. V. (bcs) Anfang 2016 ca. 150 Carsharing-<br />

Organisationen. [13] Durchschnittlich kommen auf jedes Carsharing-Fahrzeug in stationsbasierten Angeboten 45 Fahrtberechtigte, in<br />

stationsunabhängigen Angeboten 126 Fahrtberechtigte auf ein Fahrzeug. [13]<br />

Carsharing wird in Deutschland neben den im Folgenden genannten „kommerziellen Angeboten“ in zwei Organisationsformen<br />

betrieben:<br />

Kapitalgesellschaften (in Form einer GmbH oder AG): Viele Gesellschaften sind Ausgründungen aus Ver<strong>einen</strong> oder<br />

professionell geführte Vereine, die mit Carsharing durch Professionalisierung größere Teile der Bevölkerung<br />

erreichen wollen.<br />

Kleinere Vereine und Nachbarschaftsgruppen: Diese Gruppen legen lediglich die Kosten um, sind also nicht<br />

gewinnorientiert, und operieren meist in einem lokalen oder stadtteilbezogenen Umfeld. Sie stellen die größte Anzahl<br />

<strong>von</strong> Carsharing-Organisationen dar, bieten aber in der Regel nur einzelne Fahrzeuge an.


Die größten Carsharing-Anbieter in Deutschland waren mit Bezug auf die registrierten Kunden Anfang 2016 DriveNow, car2go, DB<br />

Rent mit eigenen Kunden (die <strong>von</strong> DB Rent betriebene Plattform Flinkster vermittelt die Kunden vieler anderer Partner mit deren<br />

Kunden), die stadtmobil-Gruppe sowie die cambio-Gruppe. Bezogen auf die Anzahl der im Carsharing eingesetzten Fahrzeuge ist die<br />

Reihenfolge car2go, DriveNow, die stadtmobil-Gruppe, die cambio-Gruppe sowie DB Rent und Mobility Center (ein Partner auf der<br />

Flinkster-Plattform).<br />

Kommerzielles Angebot<br />

Die größten Carsharing-Verbünde Deutschlands mit mindestens 10.000 Kunden sind<br />

(Stand Mai 2017)[15] (Anzahl Fahrzeuge im Januar 2017): [16]<br />

Flinkster ist das stationsbasierte Carsharing-Angebot der Deutsche-<br />

Bahn-Tochter DB Rent GmbH (bis 2011 auch unter dem Namen DB<br />

Carsharing). Das Unternehmen ist bezüglich der Anzahl Fahrzeuge<br />

Marktführer in Deutschland und nach Anzahl Kunden drittgrößter<br />

Anbieter auf dem deutschen Markt: 300.000 registrierten Kunden<br />

werden rund 4.000 Fahrzeuge in 300 Städten angeboten (darunter über<br />

100 Elektrofahrzeuge, siehe auch: BeMobility). Zudem können Autos in<br />

Österreich, den Niederlanden und der Schweiz gebucht werden. [17] Seit<br />

April 2006 kooperiert DB Rent mit der Drive-CarSharing GmbH, die zur<br />

Europa Service Autovermietung AG gehört. Die Verbindung <strong>von</strong><br />

Autovermieter und Carsharing wird durch 25 Partner umgesetzt. Seit<br />

2007 sind auch Stadtmarketinggesellschaften im Partner-Verbund.<br />

Darüber hinaus entwickelt und betreibt DB Rent firmenspezifische<br />

Carsharing-Lösungen, beispielsweise <strong>für</strong> Fluggesellschaften und<br />

Service-Flotten.<br />

car2go ist ein dynamisches Mietwagen-Konzept (Free Floating Car) vom<br />

deutschen Automobilherstellers Daimler sowie vom<br />

Mietwagenunternehmen Europcar. In Deutschland ist car2go in sieben<br />

Städten mit 3.810 Fahrzeugen aktiv und verfügt über 670.000<br />

registrierte Nutzer.<br />

DriveNow ein Joint Venture <strong>von</strong> BMW und Sixt. Es verfügt über 600.000<br />

aktive Nutzer in Deutschland. Die Flotte besteht aus Mini- und BMW-<br />

Fahrzeugen, in München und Berlin sind diese durch rein elektrisch<br />

angetriebene Fahrzeuge ergänzt (BMW i3). Abstellen an beliebiger<br />

Stelle innerhalb des Geschäftsbereiches (Free Floating Car),<br />

Benzinkosten und Parkgebühren sind inklusive.<br />

Stadtmobil in Berlin, Rhein-Ruhr, Hannover und Umgebung, Rhein-<br />

Main, Rhein-Neckar, Stuttgart und Umgebung, Karlsruhe und<br />

Umgebung sowie Pforzheim hat 2.300 Fahrzeuge <strong>für</strong> rund 52.000<br />

Kunden und kombiniert stationsbasiertes mit dynamischem (freefloating)<br />

Carsharing.<br />

cambio CarSharing in Aachen, Berlin, Bielefeld, Bonn, Bremen (auch<br />

Standort der Buchungszentrale), Bremerhaven, Eschweiler , Flensburg,<br />

Herzogenrath, Hamburg, Jülich, Köln, Lüneburg, Oldenburg,<br />

Saarbrücken, Uelzen, Winsen, Wuppertal hat 1.280 Fahrzeuge <strong>für</strong> rund<br />

57.000 Kunden und zusätzlich Stationen in Belgien. [18]<br />

Greenwheels in Berlin, Braunschweig, Dresden, Düsseldorf, Hamburg,<br />

Nürnberg, Pinneberg, Potsdam, Regensburg, Rostock und mehreren<br />

Städten im Ruhrgebiet hat rund 10.000 Kunden und 300 Fahrzeuge.<br />

teilAuto in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hat rund 30.000<br />

Kunden und ca. 850 Fahrzeugen (Stand September 2017) [19] an 350<br />

Stationen (Stand September 2014). [20]<br />

Manche Carsharing-Organisationen gehören keinem Verbund an, weisen aber<br />

gleichwohl eine beachtliche Kundenzahl auf, beispielsweise book-n-drive als größter<br />

Anbieter im Rhein-Main-Gebiet mit 680 Fahrzeugen und 24.900 Kunden in<br />

Frankfurt am Main, Wiesbaden, Mainz, Darmstadt, Oberursel (Taunus), Offenbach<br />

am Main und Rüsselsheim oder Stattauto München mit etwa 450 Fahrzeugen und<br />

Stadtmobil-(Carsharing)-Autos in<br />

Stuttgart-Möhringen<br />

DB-Carsharing am Bahnhof<br />

Ravensburg<br />

cambio (Carsharing) Auto in Bremen<br />

Car2Go in Düsseldorf


12.500 Teilnehmern im Großraum München (Stand Juli 2014) oder Stadtmobil<br />

Südbaden mit über 9.000 Teilnehmern in Freiburg und 30 weiteren Städten und<br />

Gemeinden in Mittel- und Südbaden (Stand Juli 2016). [21]<br />

Die Drive-Carsharing GmbH nahm als erstes Carsharing-Unternehmen auch<br />

Elektroleichtfahrzeuge mit in die Flotte auf. Diese werden zurzeit in Düsseldorf und<br />

Köln angeboten, wobei die Stadtwerke Düsseldorf AG und die RheinEnergie AG als<br />

Partner an diesem Projekt beteiligt sind. [22][23]<br />

Im Juni 2011 [24] wurde <strong>von</strong> BMW und Sixt der Carsharing Service DriveNow<br />

zunächst in München und Berlin gestartet. [25][26] Inzwischen wurden auch<br />

Düsseldorf, Köln, Hamburg und San Francisco miteinbezogen. DriveNow ist der<br />

erste Carsharing-Anbieter, der spontane Mitfahrgelegenheiten integriert. Fahrten<br />

können automatisch bei flinc angeboten werden, womit auch der Mietpreis geteilt<br />

werden kann. [27][28]<br />

PKW des Unternehmens DriveNow<br />

Nachdem die deutschen Automobilkonzerne Daimler (mit Car2go) und BMW (mit<br />

DriveNow) in das Carsharing-Geschäft eingestiegen waren, startete auch der<br />

Volkswagen-Konzern mit Quicar <strong>einen</strong> eigenen Versuch. [29] Das Angebot der<br />

Konzerntochter Volkswagen Leasing GmbH bestand seit November 2011 und<br />

erstreckte sich zunächst auf die Stadt Hannover sowie einige Umlandgemeinden. In<br />

diesem Gebiet standen an ca. 100 [30] verschiedenen festen Stellplätzen ca. 200 weiße Diesel-PKW des Typs VW Golf VI „Blue<br />

Motion“ mit auffälligen blauen Streifen <strong>für</strong> die befristete Nutzung zur Verfügung. [31] Bei Quicar mussten die Autos wie bei den<br />

meisten Anbietern an derselben Stelle abgegeben werden, wo sie abgeholt wurden. 2016 wurde der Nutzerstamm an Greenwheels<br />

abgegeben und VW zog sich aus dem Caresharing zurück. [32]<br />

In Berlin hat der amerikanische klassische Autovermieter Hertz sein 2008 gegründetes „on demand“ (ad hoc) Carsharing-Modell<br />

Hertz on Demand eingeführt. Hierbei bucht der Kunde nicht wie bei Autovermietungen üblich über die Firmenzentrale, sondern über<br />

das dazugehörige Internetportal, und er ist nicht auf die festen Anmietbüros des Unternehmens festgelegt. Auch ist das Preisschema<br />

völlig unterschiedlich. Im Mai 2013 wurde das Carsharing-Angebot in Hertz 24/7 umbenannt. [33] Ebenfalls auf die Region Berlin<br />

beschränkt ist Multicity, ein free-floating Carsharing-Angebot des französischen Automobilherstellers Citroën, war das erste rein<br />

elektrische Carsharing Projekt Deutschlands und verfügt über 350 [16] Fahrzeuge bei 25.000 [15] registrierten Kunden. Kunden können<br />

über ihr Multicity-Konto ohne zusätzliche Anmeldung auch Fahrzeuge <strong>von</strong> Flinkster nutzen.<br />

In Frankfurt am Main befindet sich der einzige deutschlandweite Standort <strong>für</strong> das international agierende Carsharing-Unternehmen<br />

Zipcar. In Österreich ist das Unternehmen in Bregenz, Feldkirch, Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg, St. Pölten, Wels und Wien<br />

vertreten.<br />

Carsharing-Elektroautos in der<br />

Kölner Innenstadt<br />

Verbreitung<br />

Die Verbreitung <strong>von</strong> Carsharing ist in Deutschland sehr unterschiedlich. Gemäß einer im Mai 2017 veröffentlichten Studie <strong>von</strong><br />

PricewaterhouseCoopers, bei der die Verbreitung <strong>von</strong> Carsharing, Komplexität der Nutzung, Verfügbarkeit <strong>von</strong> Leihfahrrädern, u. ä.<br />

in den größten 25 Städten untersucht wurden, ist Carsharing in München vor Stuttgart am Weitesten verbreitet, während die<br />

Ruhrgebietsstädte insbesondere wegen des dürftigen Angebots an festen Stationen und überhaupt nicht verfügbarer Free Floating<br />

Angebote niedrige Punkte erhalten. Insgesamt bemängelten die PwC-Experten, dass die Großstädte es ihren Bürgern immer noch zu<br />

schwer machen würden, auf das eigene Auto zu verzichten. [34]<br />

Privates Carsharing<br />

→ Hauptartikel: Privates Carsharing


Die Idee des privaten Autoteilens gab es lange bevor kommerzielle Anbieter den Markt betraten. Allerdings stellt sich bei<br />

nachbarschaftlichen Zusammenschlüssen bspw. schnell die „Versicherungsfrage“: Wer zahlt wie viel, wenn etwas passiert und erhöht<br />

sich dadurch meine Versicherungsprämie? Musterverträge, mit denen alle Risiken und Kosten geregelt werden können, gibt es z. B.<br />

beim Verkehrs Club Deutschland (VCD). [35] Seit 2010 gibt es auch Internetplattformen in Deutschland, die das Organisatorische<br />

erleichtern. Die ersten waren die Startups tamyca und Autonetzer, die beide im August 2010 gegründet wurden. Schon im November<br />

2010 startete das Portal tamyca.de, gefolgt vom Portal Nachbarschaftsauto.de im März 2011 [36] und im Mai 2011 folgte das Portal<br />

Autonetzer.de, [37] das das jetzt auf allen deutschen Plattformen adaptierte Modell der Haftpflicht- und Vollkasko-Zusatzversicherung<br />

eingeführt hat. [38] Als weitere Plattform ging rent-n-roll.de in Deutschland an den Start, stellte jedoch im Frühjahr 2014 s<strong>einen</strong><br />

Dienst wieder ein. [39] Im September 2014 fusionierten Nachbarschaftsauto und Autonetzer und bildeten damit die nach eigener<br />

Aussage größte Plattform <strong>für</strong> privates Carsharing in Deutschland. [40] Seit November 2014 ist auch der französische Anbieter Drivy<br />

in Deutschland vertreten. Im Mai 2015 wurde Autonetzer <strong>von</strong> Drivy übernommen. [41] Nach eigenen Angaben hat Drivy damit<br />

aktuell 40.000 Autos auf der Plattform [42] . Zudem startete die Adam Opel AG unter der Marke CarUnity im Mai 2015 ebenfalls ein<br />

Portal <strong>für</strong> privates Carsharing. [43]<br />

In Österreich startete das Projekt Caruso Carsharing [44] bereits im Oktober 2009 und richtet sich an Firmen, Gemeinden und<br />

Privatpersonen. Die Plattform bringt Personen zusammen, die ihre Autos teilen und solche, die ein Auto mitbenutzen wollen. Das<br />

Reservierungssystem wird kostenlos angeboten. Wenn eine Onboard Unit in das Fahrzeug verbaut wird, kann ein automatisches<br />

elektronisches Fahrtenbuch (bei dienstlichen Fahrten auch <strong>für</strong> das Finanzamt geeignet) exportiert werden und das Auto per Handy<br />

aufgesperrt werden. Die Betreiber bieten Beratung bezüglich Versicherung, rechtlicher Aspekte und Kalkulation des Tarifes <strong>für</strong> die<br />

Gruppenmitglieder an.<br />

Österreich<br />

Im August 2016 fuhren in Wien 1.200 Fahrzeuge kommerzieller Carsharing-Anbieter . [45]<br />

Im April 2017 erweiterte car2go, das 2011 auf den Wiener Markt getreten war, seine Flotte in Österreich um 350 Mercedes-Benz A-<br />

Klasse-Fahrzeuge (inklusive 50 CLA und 50 GLA). Die bestehende Smart-Flotte wurde völlig erneuert und auf 350 halbiert. [46]<br />

Im September 2014 war DriveNow in Wien gestartet und hatte im August 2016 laut Eigenangaben 65.000 Kunden, wobei jede fünfte<br />

Fahrt in Wien mit einem Elektroauto durchgeführt wurde. [45]<br />

Von 1997 bis 2011 war Denzel zunächst alleiniger Anbieter <strong>für</strong> Carsharing in Österreich. Die Denzel Mobility CarSharing GmbH<br />

wurde 2008 als Joint Venture der Wolfgang Denzel Auto AG und der Mobility CarSharing Schweiz gegründet und führender<br />

Carsharing-Anbieter in Österreich. Mit August 2012 erfolgte nach der Übernahme durch Zipcar die Änderung des Firmennamens in<br />

Zipcar Austria GmbH. Das Unternehmen bot rund 200 Fahrzeuge in neun Preiskategorien an über 100 Standorten in Wien,<br />

Innsbruck, Salzburg, Graz sowie weiteren Städten zu stunden- und kilometerbasierten Tarifen an. Kooperationen mit öffentlichen<br />

Verkehrs-Anbietern wie zum Beispiel den ÖBB, den Wiener Linien und Betreibern öffentlicher Verkehrsmittel in den Bundesländern<br />

komplettierten das Mobilitätskonzept. [47] Im Juli 2017 gab Zipcar bekannt, sich aus dem österreichischen Markt zurück zu<br />

ziehen. [46]<br />

Schweiz<br />

1987 entstanden in der Schweiz zwei Carsharing-Genossenschaften, die AutoTeilet-Genossenschaft (ATG) in Stans und die ShareCom<br />

in Zürich. Anfangs wurden diese Unternehmen durch ehrenamtliche Arbeit getragen. Ein weiterer Anbieter war CopAuto in Genf, der<br />

sich nur kurzfristig <strong>von</strong> 1993 bis 1995 halten konnte und <strong>von</strong> der ATG übernommen wurde.<br />

1997 fusionierten die ATG und die ShareCom zur Mobility CarSharing, die in der Folge die technische Weiterentwicklung<br />

vorantrieb. Sie ging verschiedene Kooperationen mit Schweizer Verkehrsverbunden und Firmen ein und lizenzierte ihr selbst<br />

entwickeltes Reservierungssystem nach Österreich und Spanien. Mobility CarSharing, die mit Abstand größte Carsharing-<br />

Organisation in der Schweiz, hatte Ende 2014 120,000 Kunden und verfügte über 2700 Autos auf 1400 Standplätzen. [48]


Seit 2014 gibt es mit der Mobility-Tochter Catch a Car <strong>einen</strong> Anbieter <strong>von</strong> stationsungebundenem Carsharing. Das Unternehmen<br />

betreibt Fahrzeuge in Basel und Genf. [49]<br />

Europa<br />

Unter dem Namen European Car Sharing (ECS) beschlossen 1991 die führenden Carsharing-Anbieter aus Dänemark, Deutschland,<br />

Italien, Norwegen und der Schweiz eine Kooperation. Dadurch ermöglichten sie ihren Mitgliedern im Rahmen des kombinierten<br />

Verkehrs auch länderübergreifendes Carsharing. Der ECS wurde 2007 wieder aufgelöst.<br />

In Frankreich wurde 2002 die Kooperative Citiz gegründet (damals unter dem Namen France-Autopartage). Sie vereint 15 Anbieter<br />

in mehr als 80 französischen Städten. [50] In Paris gibt es mehrere Carsharing-Organisationen, beispielsweise Communauto (ehemals<br />

Mobizen), Avisondemand (ehemals Okigo, <strong>von</strong> AVIS & VINCI), Ubeeqo (ehemals Carbox, 2015 übernommen <strong>von</strong> Europcar) und<br />

Zipcar.<br />

Move About (ehemals Th!nk About) wurde im Jahr 2007 <strong>von</strong> Jan-Olaf Willums in Norwegen gegründet und bietet ausschließlich<br />

CarSharing-Lösungen mit Elektroautos an. Motto des Unternehmens ist Zero Hassle – Zero Emission. Willums war Vorstand des<br />

Norwegischen Elektroauto-Herstellers Think Global AS, der das erste europaweit zugelassene Elektroautomobil (M1-<br />

Homologation), den Th!nk City produziert. Mittlerweile ist Move About in mehreren Ländern Europas vertreten und<br />

herstellerunabhängig. Move About bietet institutionellen und privaten Kunden „Mobility on Demand“ an, im privaten Bereich oft<br />

auch als CarSharing bezeichnet.<br />

Zipcar, ein zwischenzeitlich <strong>von</strong> der Avis Gruppe übernommenes Startup, ist neben den Heimatmärkten USA und Kanada auch in<br />

sechs europäischen Ländern aktiv: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Spanien, Türkei. [51]<br />

Vereinigte Staaten<br />

In San Francisco gab es 1983 das Pilotprojekt Short-Term Auto Rental (STAR) mit 55 Fahrzeugen. Das Vorhaben wurde bereits nach<br />

18 Monaten beendet. Die Wirkung auf die Verkehrsentwicklung wurde als zu gering angesehen, weil unter anderem nur 17 % der<br />

Nutzer ihr eigenes Fahrzeug verkauft hatten. Allerdings verschoben bereits 43 % den Kauf eines Fahrzeugs. [52]<br />

1998 entstand Car Sharing Portland in Portland (Oregon), das im Jahr 2000 in Flexcar mit Sitz in Seattle (Washington) aufging.<br />

Ebenfalls 2000 wurde Zipcar in Cambridge (Massachusetts) <strong>von</strong> Cameron Russell nach dem Vorbild der deutschen und<br />

schweizerischen Systeme gegründet.<br />

2007 schlossen sich Zipcar und Flexcar zusammen. Aufgrund der geringen Siedlungsdichte der USA konzentriert sich das<br />

Unternehmen auf Ballungsräume und Hochschulstandorte. Mit über 9000 Fahrzeugen und 700.000 Mitgliedern wurde Zipcar der<br />

größte Carsharing-Anbieter der Welt.<br />

Im Jahre 2008 beteiligten sich folgende Unternehmen an einer Untersuchung in den USA und Kanada: AutoShare, City Carshare,<br />

CityWheels, Community Car Share of Bellingham, CommunAuto, Community Car, Co-operative Auto Network, IGo,<br />

PhillyCarShare, VrtuCar und Zipcar. Von den 9635 Teilnehmern kamen 6895 aus den USA. [52]<br />

2010 startete Car2go mit 200 Fahrzeugen in Austin erfolgreich [53] und weitete sein Angebot auf neun Städte in den USA aus. Im Jahr<br />

2014 überschritt die Zahl der Kunden weltweit eine Million. [54]<br />

China<br />

In China hat die Firma Kandi Technologies Group Inc. in Zusammenarbeit mit dessen Tochterunternehmen Zhejiang Kandi Vehicles<br />

Co., Ltd. sowie dem Autobauer Geely ein Carsharing-Projekt begonnen, an dessen Abschluss 100.000 Carsharing-Autos <strong>für</strong><br />

chinesische Carsharer zur Verfügung stehen sollen. In Hangzhou wurde ein Anfang gemacht; [55] allmählich breitet sich das Projekt<br />

über andere Gegenden wie die Großstädte Shanghai und Chengdu sowie die Regionen Jiangsu und Hainan aus. [56][57]


Entwicklungsperspektiven<br />

Seit den 1990er Jahren weist Carsharing hohe Zuwachsraten bei den privaten Nutzern auf. Außerdem haben Unternehmen ihre<br />

geschäftlich genutzten Fahrzeuge teilweise auf Carsharing umgestellt, auch Corporate Carsharing genannt, welches zum Ziel hat die<br />

Kosten pro Fahrzeugkilometer zu senken. Weitere Impulse gehen <strong>von</strong> den langfristig steigenden Benzinpreisen aus. Innovative<br />

Konzepte zielen darauf ab, Privatfahrzeuge zu vermieten. So werden keine neuen Fahrzeuge angeschaf ft.<br />

Durch die Förderung, die Öffentlichkeitswirkung und die damit verbundene Umweltentlastung, könnte Carsharing zum Testfeld <strong>für</strong><br />

Elektromobilität werden. [58][59] Allerdings sind die Kunden bisher nicht bereit, die erhöhten Anschaffungs- und Betriebskosten <strong>für</strong><br />

Elektrofahrzeuge zu tragen. [60]<br />

Auch könnte das Carsharing zukünftig in die Nutzung des ÖPNV in Verbindung mit dem sogenannten Bürgerticket integriert<br />

werden. [61]<br />

Im Zuge des Forschungsprojekts „SynArea“ wurde ein <strong>für</strong> ländliche und suburbane Regionen optimiertes Carsharing-System<br />

konzipiert. Es zeichnet sich gegenüber den bestehenden urbanen Systemen durch neuartige Fahrzeuge aus, welche zwecks leichterer<br />

Wiederverteilung zu Gespannen gekuppelt werden können und in einem langsamen Modus auch führerscheinfrei verwendbar sind.<br />

Zur Finanzierung soll darüber hinaus eine mit dem Leihsystem abgestimmte Umgestaltung des fentlichen öf Verkehrs beitragen. [62]<br />

Sollten autonome Autos zur Serienreife entwickelt und zugelassen werden, könnte dies einige Nachteile des Carsharings ausgleichen.<br />

Ein Fahrzeug könnte den Kunden autonom am Wunschort abholen und sich am Ziel selbständig <strong>einen</strong> Parkplatz suchen. Zudem<br />

könnten die Anbieter die Fahrzeuge effizienter einsetzen, da diese je nach Bedarf selbständig in Gebiete mit hoher Nachfrage fahren<br />

könnten. <strong>Eine</strong> Studie aus dem Jahr 2013 geht da<strong>von</strong> aus, dass diese Perspektive das Potential hat, mehr als 90 Prozent des<br />

Fahrzeugbestandes überflüssig machen zu können. [63]<br />

Im Mai 2014 gab Google bekannt, dass 100 Testfahrzeuge gebaut werden sollen. Dabei soll auf Lenkrad, Bremse und Gaspedal<br />

verzichtet werden. Die Fahrzeuge sind Elektroautos. Die Fahrzeuge sollen nicht in Privatbesitz wechseln, sondern quasi als<br />

führerlose Taxis bzw. Transportkapseln dienen. In einem Video zeigt Google, wie Privatpersonen den Prototyp testen. Google vereint<br />

damit die neuen Prinzipien Elektroauto, autonomes Fahren und Car -Sharing (s.a. Autonomes Landfahrzeug). [64][65][66]<br />

Siehe auch<br />

Portal: Transport und Verkehr/Themenliste Straßenverkehr – Übersicht zu <strong>Wikipedia</strong>-Inhalten zum<br />

Thema Transport und Verkehr/Themenliste Straßenverkehr<br />

Bikesharing<br />

Räumliche Mobilität<br />

Fahrgemeinschaft, Mitfahrgelegenheit, Sammeltaxi<br />

Literatur<br />

Peter Muheim & Partner: CarSharing: der Schlüssel zur kombinierten Mobilität: Synthese. EDMZ, Bern 1998, DNB<br />

957260350.<br />

Markus Petersen: Ökonomische Analyse des Car Sharing. Deutscher Universitäts-Verlag, Gabler Edition<br />

Wissenschaft, Wiesbaden 1995, ISBN 3-8244-6111-0.<br />

Herbert Baum, Stephan Pesch: Car sharing als Lösungskonzept städtischer Verkehrsprobleme: Kurzfassung des<br />

Forschungsberichtes Nr. 70421/93 im Auftrag des Bundesministers <strong>für</strong> Verkehr. In: Kölner Diskussionsbeiträge zur<br />

Verkehrswissenschaft. Band 6. Institut <strong>für</strong> Verkehrswissenschaft, Köln 1995.<br />

Willi Loose, M. Mohr, C. Nobis u. a.: Bestandsaufnahme und Möglichkeiten der Weiterentwicklung <strong>von</strong> Car-Sharing.<br />

In: Berichte der Bundesanstalt <strong>für</strong> Straßenwesen.(= Verkehrstechnik. Heft V 114). Hrsg. Bundesanstalt <strong>für</strong><br />

Straßenwesen. Wirtschaftsverlag NW, Verlag <strong>für</strong> Neue Wissenschaft, Bremerhaven 2004, ISBN 3-86509-144-X<br />

(Schlussbericht und Volltext des Artikels (PDF; 1221 kB)).<br />

Bundesverband CarSharing e. V. (Hrsg.): <strong>Eine</strong> Idee setzt sich durch! 25 Jahre CarSharing.ksv kölner stadt- und<br />

verkehrs-verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-940685-19-3.<br />

Werner Hadorn: CarSharing in der Schweiz: <strong>Eine</strong> bewegte Erfolgsgeschichte.Smart Books, Kilchberg ZH (Schweiz)<br />

2008, ISBN 978-3-908497-56-1.


Weblinks<br />

Commons: Carsharing – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Wiktionary: Carsharing – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Private Carsharing-Informationsseite<br />

SWR 2 Verkehr im Takt, Feature vom 11. Mai 2013. Komplette Sendung als Audio: mp3-download.swr.de (MP3;<br />

26,5 MB)<br />

Einzelnachweise<br />

1. § 2 Nr. 1 des Carsharinggesetzes<br />

2. The Times. 20. August 1975, S. 4.<br />

3. Geschäftsgebiet Car2Go Berlin(https://www.car2go.com/de/berlin/#tid=geschaeftsgebiet)<br />

4. Regeln zum Abstellen der Multicity-Fahrzeuge(https://www.multicity-carsharing.de/faq/welche-parkplaetze-darf-ichmit-dem-multicity-carsharing-fahrzeug-benutzen/)<br />

5. Carsharing am Flughafen <strong>von</strong> Carsharing-Experten(http://www.carsharing-experten.de/inhalt/carsharing-am-flughaf<br />

en.html)<br />

6. citeecar.com (https://www.citeecar.com/Home/What_is_a_Host)Host bei Citeecar<br />

7. Stiftung Warentest: Carsharing - <strong>für</strong> wen sich das Autoteilen lohnt(http://www.test.de/presse/pressemitteilungen/Car<br />

sharing-Fuer-wen-sich-das-Autoteilen-lohnt-4331325-4331327/)14. Februar 2012.<br />

8. FAQ des Bundesverbandes CarSharing(http://www.carsharing.de/alles-ueber-carsharing/faq)<br />

9. BMW speichert keine Standortdaten, gibt aber Bewegungsprofil an Gericht, Bericht auf Netzpolitik.org (http://netzpoli<br />

tik.org/2016/bmw-speichert-keine-standortdaten-gibt-aber-bewegungsprofil-an-gericht/)mit Zitaten aus einer<br />

offiziellen Stellungnahme der Firma BMW vom 21. Juli 2016<br />

10. Unfall mit Carsharing-Auto: BMW liefert Gericht Bewegungsprofil eines Kunden. Bericht auf Spiegel-Online vom 21.<br />

Juli 2016 (http://www.spiegel.de/auto/aktuell/bmw-liefert-gericht-bewegungsprofil-eines-carsharing-kunden-a-110412<br />

9.html)<br />

11. welt.de: Car-Sharing-Anbieter tun sich schwer im Ruhrgebiet(https://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article1219<br />

33740/Car-Sharing-Anbieter-tun-sich-schwer-im-Ruhrgebiet.html) , 17. November 2013.<br />

12. Markus Fasse, Silke Kersting: Die neue Lust am Leihauto(http://www.handelsblatt-shop.com/downloads/die-neue-lu<br />

st-am-leihauto-p5181.html). In: Handelsblatt. 9. Juli 2013, S. 20.<br />

13. Bilanzpressemitteilung bcs vom 29. Februar 2016(http://www.carsharing.de/presse/pressemitteilungen/carsharing-ja<br />

hresbilanz-2015-wachstum-konsolidierung-im-deutschen)<br />

14. CarSharing-Jahresbilanz 2016.(https://carsharing.de/presse/pressemitteilungen/carsharing-jahresbilanz-2016-mehr-<br />

17-millionen-carsaring-nutzer)Bundesverband CarSharing; 27. Februar 2017; abgerufen am 27. Februar 2017.<br />

15. Größte Carsharing-Anbieter in Deutschland nach Kundenzahl (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/259118/u<br />

mfrage/carsharing-anbieter-nach-kundenzahl/). In:Statista, Mai 2017<br />

16. Größte Carsharing-Anbieter in Deutschland nach Anzahl der Fahrzeuge(https://de.statista.com/statistik/daten/studi<br />

e/219097/umfrage/carsharing-anbieter-nach-anzahl-der-fahrzeuge/). In:Statista, Januar 2017<br />

17. flinkster.de (http://www.flinkster.de/fileadmin/www.flinkster.de/redaktion/pdf/_5171399.pdf)(PDF)<br />

18. Pressemeldung vom 5. November 2012(https://www.cambio-carsharing.com/)<br />

19. Pressemitteilung vom 11. September 2017, teilauto.net(https://www.teilauto.net/presse/beitrag/teilauto-und-swe-ero<br />

effnen-50-carsharing-station-in-erfurt/)<br />

20. teilauto.net (http://www.teilauto.net/portrait.php?f=1)<br />

21. Ursula Bauer, Anna Fokerman, Georg Frech:Advanced Topics in Sustainability – Innovation and Marketing:<br />

Stattauto München. (http://www.stattauto-muenchen.de/_downloads/TUM-Seminararbeit.pdf)(PDF; 386 kB)<br />

Seminararbeit, 12. Juli 2012; abgerufen am 22. September 2012.<br />

22. Ralf Arenz: Strom tanken in der Kölner City. (http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1264185818573.shtml)In:<br />

Kölnische Rundschau, 29. Januar 2010.<br />

23. Julia Puzalowski: Pole-Position bei Elektroautos.(http://www.rp-online.de/duesseldorf/duesseldorf-stadt/nachrichten/<br />

Pole-Position-bei-Elektroautos_aid_785369.html)In: RP Online, 20. November 2009.<br />

24. Pressemitteilung DriveNow(https://www.drive-now.com/fileadmin/sys/files/presse/2011.06.09-Launch-DriveNow_01.<br />

pdf) (PDF)<br />

25. Autozeitung: Carsharing im Trend (http://www.autozeitung.de/auto-news/bmw-und-sixt-gruenden-drive-now-carshari<br />

ng-im-trend), 21. März 2011.<br />

26. Homepage DriveNow DriveNow (https://www.drive-now.com/)<br />

27. DriveNow + flinc = mobility 2.0(http://blog.drive-now.de/2012/03/23/drivenow_und_flinc/), DriveNow Blog<br />

So funktioniert flinc in DriveNow-Fahrzeugen(https://flinc.org/guide_drivenow), flinc.org


28. Spontan mitfahren in München, Berlin & Düsseldorf: Car-Sharing Anbieter DriveNow kooperiert mit flinc (http://ww<br />

w.iphone-ticker.de/spontan-mitfahren-in-munchen-berlin-dusseldorf-car-sharing-anbieter-d rivenow-kooperiert-mit-flin<br />

c-31858/), iFun, iphone-ticker.de am 23. März 2012<br />

Intelligente Mitfahrzentrale: flinc erweitert sein Netzwerk(http://netzwertig.com/2012/03/23/intelligente-mitfahrzentral<br />

e-flinc-erweitertert-sein-netzwerk/), netzwertig.com vom 23. März 2012.<br />

29. Carsharing-Geschäft - auch Volkswagen steigt ein. (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/carsharing-geschaeft-auch-v<br />

olkswagen-steigt-ein-11515132.html)auf: faz.net, 2. November 2011.<br />

30. Quicar feiert seine 100. Station...(http://web.quicar.de/posts/751-quicar_feiert_seine_100_station_mit_vielen_gesch<br />

enken)<br />

31. Carsharing-Projekt „Quicar".(https://web.archive.org/web/20130327042611/http://www.volkswagen.de/de/Volkswage<br />

n/nachhaltigkeit/think_blue/Quicar.html) (Memento vom 27. März 2013 im Internet Archive) auf: www.volkswagen.de,<br />

abgerufen am 13. Mai 2013.<br />

32. VW stampft eigenes Carsharing-Projekt ein.(https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/quicar-vw-stampft<br />

-eigenes-carsharing-projekt-ein/12837688.html)auf: handelsblatt.com, 15. Januar 2016.<br />

33. Aus Hertz On Demand wird Hertz 24/7.(http://www.carsharingblog.de/2013/06/aus-hertz-on-demand-wird-hertz-247)<br />

2. Juni 2013.<br />

34. Tobias Kaiser: Nirgendwo macht Carsharing mehr Spaß als in dieser Stadt(https://www.welt.de/wirtschaft/article164<br />

993763/Nirgendwo-macht-Carsharing-mehr-Spass-als-in-dieser-Stadt.html). In:Die Welt, 28. Mai 2017<br />

35. VCD (http://www.vcd.org/1064.html#c4789)<br />

36. vcd.org (https://www.vcd.org/service/presse/pressemitteilungen/online-portal-nachbarschaftsauto-startet/)<br />

37. pressebox.de (http://www.pressebox.de/inaktiv/autonetzer-gmbh/Autonetzerde-Junges-Unternehmen-startet-Carshar<br />

ing-Community-fuer-Privatpersonen/boxid/420966) ,pm.pressbot.net(http://pm.pressbot.net/article_l,1,i,171002.html)<br />

38. Autonetzer (http://www.autonetzer.de/), tamyca (http://www.tamyca.de/), Nachbarschaftsauto (http://www.nachbarsch<br />

aftsauto.de/)<br />

39. carsharing-experten.de(http://www.carsharing-experten.de/rent-n-roll-test.html)<br />

40. focus.de (http://www.focus.de/auto/ratgeber/kosten/autonetzer-und-nachbarschaftsauto-in-jeder-strasse-ein-nachbar<br />

schaftsauto-mega-fusion-in-der-carsharing-branche_id_4161501.html)<br />

41. handelsblatt.com (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/drivy-uebernimmt-autonetzer-franzoesische-of<br />

fensive-bei-carsharing/11836018.html)<br />

42. Drivy.de (https://www.drivy.de/)<br />

43. handelsblatt.com (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/kooperation-mit-tamyca-das-steckt-hinter-opel<br />

s-carsharing-plaenen/11925038.html)<br />

44. carusocarsharing.com (https://www.carusocarsharing.com/)<br />

45. DriveNow macht jede fünfte Fahrt in Wien mit Elektroauto (http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/5076564/<br />

DriveNow-macht-jede-fuenfte-Fahrt-in-Wien-mit-Elektroauto). In:Die Presse, 29. August 2016<br />

46. Aus <strong>für</strong> Carsharing-Anbieter Zipcar in Österreich(http://derstandard.at/2000060771632/Aus-fuer -Carsharing-Anbiete<br />

r-Zipcar-in-Oesterreich). In: Der Standard, 4. Juli 2017<br />

47. CarSharing.at (https://web.archive.org/web/20120927002947/http://www.carsharing.at:80/de/pub/footer/ueber_uns/u<br />

eber_zipcar_austria.htm)(Memento vom 27. September 2012 im Internet Archive)<br />

48. mobility.ch (https://www.mobility.ch/fileadmin/files/meta/media/media_releases/20150319_MM_D_Mobility_Jahresab<br />

schluss_2014.pdf) (PDF; 236 kB). Stand 31. Dezember 2014.<br />

49. Milos Balac, Francesco Ciari, Kay W. Axhausen: Modeling the impact of parking price policy on free-floating<br />

carsharing: Case study for Zurich, Switzerland. In: Transportation Research Part C: Emerging Technologies. Band<br />

77, 26. Januar 2017, ISSN 0968-090X (http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=096<br />

8-090X), S. 207–225, doi:10.1016/j.trc.2017.01.022(https://dx.doi.org/10.1016%2Fj.trc.2017.01.022) .<br />

50. Citiz: un projet citoyen (http://citiz.coop/qui-sommes-nous)<br />

51. Zipcar-Städte weltweit (http://www.zipcar.de/cities)<br />

52. Elliot W. Martin, Susan A. Shaheen: Greenhouse Gas Emission Impacts of Carsharing in North America , IEEE<br />

TRANSACTIONS ON INTELLIGENT TRANSPORTATION SYSTEMS, VOL. 12, NO. 4, DECEMBER 2011<br />

53. USA Today Smart car-sharing service car2go expands inAustin (21. Mai 2010) (http://content.usatoday.com/commu<br />

nities/driveon/post/2010/05/smart-car-sharing-service-car2go-expands-in-austin/1)<br />

54. europe.autonews.com (http://europe.autonews.com/article/20141113/ANE/141119923/car2go-poised-to-top-1-million<br />

-users)<br />

55. Kandi Technologies reports the Kandi Brand JL7001BEV four-passenger pure electric sedan vehicle to be delivered<br />

for public EV sharing system in Hangzhou(http://en.kandivehicle.com/NewsDetail.aspx?newsid=96)<br />

kandivehicle.com-Internetportal, 12. November 2013 (englisch)<br />

56. Nino Marchetti: 100,000 electric cars target of chinese car sharing project.(http://earthtechling.com/2013/11/100000-<br />

electric-cars-target-of-chinese-car-sharing-project/)EarthTechling-Internetportal, 20. November 2013 (englisch)<br />

57. Kandi signed cooperative framework agreement with Zhejiang Guoxin Vehicle Leasing Company to promote selfdriving<br />

pure electric vehicles rental for public transportation in Hangzhou project. (http://en.kandivehicle.com/NewsD<br />

etail.aspx?newsid=23) kandivehicle.com-Internetportal, 14. August 2012 (englisch)


58. Steffen Barthel: Elektromobilität im Carsharing.Akademikerverlag, Saarbrücken 2012, ISBN 978-3-639-38850-3.<br />

59. Steffen Barthel: Elektroautos im Carsharing.In: Internationales Verkehrswesen. Jg. 64, Nr. 1, 2012, S. 38–40.<br />

60. Christian Hoffmann u. a.: Bewertung integrierter Mobilitätsdienste mit Elektrofahrzeugen aus Nutzerperspektive . (htt<br />

p://www.innoz.de/fileadmin/INNOZ/pdf/Bausteine/innoz-Baustein-11.pdf)(PDF) Innovationszentrum <strong>für</strong> Mobilität und<br />

gesellschaftlichen Wandel, Berlin 2012.<br />

61. Deutschlandradio, 15. Januar 2013, Verkehrswissenschaftler will "Bürgerticket" <strong>für</strong> alle (http://www.deutschlandradio<br />

kultur.de/verkehrswissenschaftler-will-buergerticket-fuer-alle.954.de.html?dram:article_id=234326)<br />

62. Endbericht Forschungsprojekt SynArea(http://www.oebb.at/de/Services/Neu_fuer_Sie/SynArea-Endbericht/index.js<br />

p)<br />

63. Autonome Autos machen Privat-Pkw überflüssig(https://www.heise.de/newsticker/meldung/Autonome-Autos-mache<br />

n-Privat-Pkw-ueberfluessig-1943508.html). In: Technology Review. 27. August 2013.<br />

64. Meldung auf heise.de (https://www.heise.de/newsticker/meldung/Selbstfahrende-Autos-Google-baut-ein-eigenes-Aut<br />

o-2199035.html)<br />

65. Google präsentiert sein Roboter-Elektroauto(http://www.mein-elektroauto.com/2014/05/google-praesentiert-sein-rob<br />

oter-elektroauto/13949/)<br />

66. spiegel.de: Elektromobil vorgestellt: Die Google-Kugel(http://www.spiegel.de/auto/aktuell/auto-<strong>von</strong>-google-selbstfahr<br />

endes-elektromobil-vorgestellt-a-972088.html)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Carsharing&oldid=171710486 <br />

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Privates Carsharing<br />

Der Begriff Privates Carsharing bezeichnet die gemeinschaftliche Nutzung eines Fahrzeugs durch <strong>einen</strong> kl<strong>einen</strong> Kreis einander<br />

bekannter Privatpersonen. Die Grundidee entspricht dem Carsharing, das sich jedoch in größeren Einheiten organisiert. Dieses<br />

Konzept wird auch als nachbarschaftliches Autoteilen, privates Autoteilen oder Peer-to-Peer-Carsharing bezeichnet. [1]<br />

Um dieses Modell rechtlich zu unterstützen bietet beispielsweise der Verkehrsclub Deutschland <strong>einen</strong> Nachbarschaftsauto-Vertrag<br />

an. [2] Daneben gibt es verschiedene Anbieter entsprechender Autoversicherungen.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Versicherungsmodelle<br />

1.1 Carsharing-Versicherung<br />

1.2 On-Top-Versicherung<br />

2 Anbieter<br />

2.1 Anbieter in Deutschland<br />

2.2 Anbieter in Österreich<br />

2.3 Anbieter in der Schweiz<br />

3 Abgrenzung zum kommerziellen Carsharing<br />

4 Sonstiges<br />

5 Einzelnachweise<br />

Versicherungsmodelle<br />

Je nach Anbieter gibt es unterschiedliche Modelle, das Auto und verursachte Schäden zu versichern. Die normale Kfz-Versicherung<br />

des Fahrzeughalters übernimmt in der Regel keine Haftpflicht- und Kaskoschäden, wenn dieser sein Auto entgeltlich einer Person<br />

überlässt, die zudem nicht im Fahrerkreis der Police definiert ist. <strong>Eine</strong> normale Versicherung kann hier im Schadensfall die Leistung<br />

verweigern bzw. Regress fordern, wenn sich herausstellt, dass gegen die Konditionen der Police verstoßen wurde. Außerdem wird<br />

sich bei einem regulierten Schaden die Schadensfreiheitsklasse (SFK) des Halters verschlechtern und somit die Versicherungsprämie<br />

ansteigen.<br />

Carsharing-Versicherung<br />

Von verschiedenen Anbietern wird eine spezielle Haftpflicht, Teil- und Vollkaskoversicherung und Schutzbrief angeboten. Die<br />

angebotenen Konditionen berücksichtigen dabei unter Umständen nicht den Schadenfreiheitsrabatt des Fahrzeughalters, die er bei<br />

seiner bisherigen Kfz-Versicherung hatte. Je nach Versicherungsgesellschaft ruht diese <strong>von</strong> zwölf Monaten bis zu sieben Jahren ohne<br />

Rückstufung. Bei einer Carsharing-Versicherung tragen der Fahrzeughalter und der Carsharing-Fahrer im Schadensfalle eine<br />

Selbstbeteiligung, der Fahrer dabei in der Regel den größeren Anteil.<br />

On-Top-Versicherung<br />

Zusätzlich zu den Fahrzeugkosten erhält der Fahrzeughalter vom Fahrer <strong>einen</strong> Anteil <strong>für</strong> diese Versicherungsbeiträge, während die<br />

alte Versicherung des Halters bestehen bleibt. Die Zusatzversicherung übernimmt dabei den Schaden an dem Fahrzeug, während<br />

Schäden Dritter weiterhin <strong>von</strong> der Versicherung des Halters getragen werden müssen. Die nachfolgende Beitragserhöhung des


Haftpflichtversicherers übernimmt die On-Top-Versicherung teilweise.<br />

Anbieter<br />

Anbieter in Deutschland<br />

In Deutschland haben sich einige Internetplattformen gebildet, welche die Vermittlung und die On-Top-Versicherung koordinieren.<br />

Nach einer Anmeldung als Vermieter kann man sein Auto einstellen und beschreiben. Potentielle Mieter fragen diese Autos dann<br />

unverbindlich an und bekommen dann <strong>von</strong> Vermieter, je nachdem ob dieser es will, eine verbindliche Zusage. In dem Moment, in<br />

dem der Mieter zahlt, kommt ein Mietvertrag zu Stande.<br />

Anbieter in Österreich<br />

In Österreich gibt es mehrere Plattformen, die privates Carsharing ermöglichen. [3]<br />

Es gibt eine Plattformen, die Personen zusammenbringen, die ihre Autos teilen und solche, die ein Auto mitbenutzen wollen. Es<br />

bilden sich Gruppen, deren Mitglieder sich kennen und dauerhaft ein Fahrzeug an einem gemeinsamen Standplatz teilen. Das<br />

Reservierungssystem wird kostenlos angeboten. Ist zusätzlich eine Onboard Unit im Fahrzeug verbaut, kann ein elektronisches<br />

Fahrtenbuch (bei dienstlichen Fahrten auch <strong>für</strong> das Finanzamt geeignet) exportiert und das Auto per Handy aufgesperrt werden. Die<br />

Betreiber bieten Beratung bezüglich Versicherung, rechtlicher Aspekte und Kalkulation des Tarifes <strong>für</strong> die Gruppenmitglieder an.<br />

Anbieter in der Schweiz<br />

In der Schweiz gibt es erst wenige Plattformen, die privates Carsharing ermöglichen, jedoch besteht eine Autoteilen Gemeinschaft<br />

seit über 20 Jahren. [4]<br />

Abgrenzung zum kommerziellen Carsharing<br />

Im Gegensatz zum kommerziellen Carsharing geht es bei der Nutzung <strong>von</strong> privatem Carsharing nicht um Gewinnerzielung, sondern<br />

darum, die jeden Monat anfallenden Kosten <strong>von</strong> PKWs zwischen Privatpersonen zu teilen. [1]<br />

Sonstiges<br />

Privates Carsharing lässt sich als Spielart des Trends "mieten oder leihen statt kaufen" verstehen, den die Amerikanerin Rachel<br />

Botsman in ihrem Buch What’s mine is yours als Collaborative consumption bezeichnet. Nicht das Konsumierte erlebt eine<br />

Änderung, sondern die Konsumweise. Gemeinschaftlich zu konsumieren wird <strong>von</strong> Botsman folgendermaßen umschrieben: „Wir<br />

erleben eine Verschiebung <strong>von</strong> einer Ich-Kultur hin zu einer Wir-Kultur.“ [5] Smartphones, allgemeine Online-Communitys wie<br />

Facebook und Twitter, sowie vorrangig einem Zweck dienende Communitys erleichtern und beschleunigen die finanziellen<br />

Transaktionen.<br />

Einzelnachweise<br />

1. mehr Möglichkeiten <strong>für</strong> energieeffiziente Mobilität durch Car -Sharing. (http://www.momo-cs.eu/index.php?obj=page&i<br />

d=135&unid=d32269d2dec359498d6e600b5f15db44)momo Carsharing 'ein Projekt der, gefördert durch die<br />

Europäische Union. Intelligent Energy Europe (IEE)(http://ec.europa.eu/energy/intelligent/); abgerufen am 8. März<br />

2011.<br />

2. Verkehrsclub Deutschland: Nachbarschaftsauto-Vertrag (https://www.vcd.org/themen/auto-umwelt/carsharing/).<br />

3. kurier.at 2012: Privates Carsharing: Immer mehr Autobesitzer wollen ihren fahrbaren Untersatz mit anderen teilen. (h<br />

ttp://kurier.at/freizeit/motor/4499919-ein-auto-fuer-gewisse-stunden.php)<br />

4. verkehrsclub.ch 2015: Autoteilen – CarSharing.(http://www.verkehrsclub.ch/service/ratgeber/autoteilen/)<br />

5. Kerstin Bund: Meins ist deins. (http://www.zeit.de/2011/51/Meins-ist-Deins/komplettansicht) Zeit Online,<br />

19. Dezember 2011; abgerufen am 4. Oktober 2012: „Wir erleben eine Verschiebung <strong>von</strong> einer Ich-Kultur hin zu


einer Wir-Kultur.“<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Privates_Carsharing&oldid=166716467 “<br />

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Citizen Science<br />

Mit Citizen Science (Bürgerwissenschaft) wird im angelsächsischen Sprachraum eine Form der Offenen Wissenschaft bezeichnet,<br />

bei der Projekte unter Mithilfe oder komplett <strong>von</strong> interessierten Laien durchgeführt werden. Sie melden Beobachtungen, führen<br />

Messungen durch oder werten Daten aus.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Definition<br />

1.1 Alternative Definitionen<br />

1.2 Verwandte Bereiche<br />

1.3 Grenzen <strong>von</strong> Citizen Science<br />

2 Geschichte<br />

2.1 Österreich<br />

3 Beispiele<br />

3.1 Vereinigte Staaten<br />

3.2 Deutschland<br />

3.3 Österreich<br />

4 Siehe auch<br />

5 Literatur<br />

6 Weblinks<br />

7 Einzelnachweise<br />

Definition<br />

Der Begriff Citizen Science (CS) kennt mehrere Ursprünge und unterschiedliche Konzepte. [1] Rick Bonney in den USA und Alan<br />

Irwin im Vereinigten Königreich definierten ihn Mitte der 1990er-Jahre unabhängig <strong>von</strong>einander. [1][2][3] Alan Irwin definiert CS im<br />

Bezug auf seine Entwicklung <strong>von</strong> Konzepten wissenschaftlicher Bürgerschaft, welche die Notwendigkeit hervorheben, die<br />

Wissenschaften und Wissenschaftspolitik <strong>für</strong> die Gesellschaft zu öffnen. [1] Rick Bonney definiert CS mit Bezug auf<br />

gesellschaftliche Beteiligungs- und Wissenschaftskommunikationsprojekte. [1]<br />

Die Begriffe Citizen Science und Citizen Scientists fanden im Jahr 2014 Eingang in das Oxford English Dictionary. [4] Citizen<br />

Science ist hier definiert als wissenschaftliche Arbeit, die <strong>von</strong> Mitgliedern der allgem<strong>einen</strong> Öffentlichkeit vorgenommen wird, oft in<br />

Zusammenarbeit mit oder unter der Führung <strong>von</strong> professionellen Wissenschaftlern oder wissenschaftlichen Institutionen. [5] Der<br />

Citizen Scientist wird, im modernen Sinne, definiert als Wissenschaftler, dessen Arbeit durch ein Verantwortungsgefühl, dem<br />

Interesse der allgem<strong>einen</strong> Öffentlichkeit zu dienen, charakterisiert ist oder als ein Mitglied der Gesellschaft, das an<br />

wissenschaftlicher Arbeit teilnimmt, oft in Zusammenarbeit oder unter der Führung <strong>von</strong> professionellen Wissenschaftlern oder<br />

wissenschaftlichen Institutionen. [5]<br />

Bevor der Begriff im Oxford English Dictionary aufgenommen wurde, wurde das Green Paper on Citizen Science veröffentlicht. In<br />

diesem wird der Begriff Citizen Science definiert als aktive Beteiligung der Bevölkerung in wissenschaftlicher Forschung in Form<br />

<strong>von</strong> intellektueller Mitarbeit, Beisteuerung <strong>von</strong> lokalem Wissen oder Bereitstellung <strong>von</strong> ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und<br />

Ressourcen. Teilnehmende stellen Daten und Einrichtungen professionellen Wissenschaftlern zur Verfügung, stellen neue Fragen und<br />

gestalten eine neue wissenschaftliche Kultur mit. Während dieses Prozesses erwerben die Citizen Scientists in einer anregenden Art


und Weise neues Wissen oder Fähigkeiten oder ein tieferes Verständnis wissenschaftlicher Arbeit. Als Resultat dieses offenen,<br />

vernetzten und transdisziplinären Szenarios werden Interaktionen zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik verbessert. Sie<br />

führen zu einer demokratischeren Forschung, basierend auf dem fundiertem Wissen darüber wie wissenschaftliche Forschung<br />

entweder zur Gänze oder teilweise durch Partizipation mit nichtprofessionellen Forschenden durchgeführt wird. [6]<br />

Citizen Science kann <strong>von</strong> freiwilligen Einzelpersonen, Gruppen oder Netzwerken durchgeführt werden. Citizen Scientists arbeiten<br />

meist mit professionellen Wissenschaftern zusammen um gemeinsame Ziele zu erreichen. Große Freiwilligennetzwerke ermöglichen<br />

es Wissenschaftern Aufgaben zu erledigen, die mit herkömmlichen Methoden zu teuer oder zu zeitaufwändig wären. Viele Citizen<br />

Science Projekte verfolgen Bildungsziele. [7][8][9] Diese Projekte wurden <strong>für</strong> <strong>einen</strong> formellen Rahmen im Klassenzimmer oder im<br />

informellen Rahmen wie zum Beispiel in einem Museum gestaltet. Citizen Science hat sich in den letzten 40 Jahren weiterentwickelt.<br />

Derzeitige Projekte konzentrieren sich mehr auf wissenschaftlich fundierte Methoden und messbare Ziele der öffentlichen<br />

Bildung. [10] Moderne Citizen Science unterscheidet sich <strong>von</strong> Citizen Science, wie sie früher durchgeführt wurde, vor allem durch die<br />

unterschiedlichen Möglichkeiten der öffentlichen Beteiligung; vor allem der technologische Fortschritt wird <strong>für</strong> den derzeitigen<br />

Boom an Citizen Science Aktivitäten verantwortlich gemacht. [11]<br />

Alternative Definitionen<br />

Andere Definitionen <strong>für</strong> Citizen Science wurden ebenfalls vorgeschlagen. Bruce Lewenstein des Communication and S&TS<br />

Departments der Cornell University beschreibt drei mögliche Definitionen: [12] Die Beteiligung <strong>von</strong> Nichtwissenschaftlern in der<br />

Datensammlung nach einem spezifischen, wissenschaftlichen Protokoll einerseits und andererseits in der Analyse und Interpretation<br />

der Daten. [12] Das Engagement <strong>von</strong> Nichtwissenschaftlern in der Entscheidungsfindung bei politischen Prozessen, die technische<br />

oder wissenschaftliche Bestandteile haben. [12] Das Engagement <strong>von</strong> Wissenschaftlern in demokratischen und politischen<br />

Prozessen. [12]<br />

Wissenschaftler und Gelehrte, die andere Definitionen gebrauchten, waren unter anderem Frank <strong>von</strong> Hippel, Stephen Schneider, Neal<br />

Lane und Jon Beckwith. [13][14][15] Andere alternative Terminologien wären Bürgerwissenschaft oder<br />

BürgerwissenschafterInnen. [16]<br />

In weiterer Folge bietet Muki Haklay eine Übersicht der Formen <strong>von</strong> bürgerlicher Beteiligung in Citizen Science an. Diese reichen<br />

<strong>von</strong> Crowdsourcing (Level 1), bei dem Bürger als Sensoren dienen, über verteilte Intelligenz (Level 2), bei der Bürger zur<br />

Mustererkennung eingesetzt werden, zu Beteiligungswissenschaft (Level 3), bei der sich Bürger bei der Definition der<br />

Fragestellung und der Datensammlung beteiligen, bis hin zu Extremer Citizen Science, welche die Zusammenarbeit zwischen<br />

Bürgern und Wissenschaftlern in der Definition der Fragestellung, Datensammlung und Datenanalyse umfasst. [17]<br />

Ein 2014 in Mashable erschienener Artikel definiert Citizen Scientists als: Alle, die freiwillig Zeit und Ressourcen <strong>für</strong><br />

wissenschaftliche Forschung in Partnerschaft mit professionellen WissenschaftlerInnen aufwenden. [18]<br />

Verwandte Bereiche<br />

Manche Projekte, wie SETI@home, verwenden das Internet um den Vorteil verteilter Systeme zu nutzen. Diese Projekte sind generell<br />

passiv. Die Rechenleistung wird <strong>von</strong> freiwillig zur Verfügung gestellten Computern geleistet und benötigt wenig Mitwirkung, bis auf<br />

die einmalige Einrichtung. Hier bestehen Differenzen, in wiefern solche Projekte als Citizen Science zu bezeichnen sind. Der<br />

Astrophysiker und Galaxy Zoo Gründer Kevin Schawinski meint dazu: "Wir bevorzugen [Galaxy Zoo] als Citizen Science zu<br />

bezeichnen, weil es eine bessere Beschreibung dessen ist, was man macht; man ist ein normaler Bürger, aber man betreibt<br />

Wissenschaft. Crowd sourcing klingt ein bisschen wie, man ist nur ein Teil einer Crowd und das ist man nicht, man ist ein<br />

Mitarbeiter. Man ist durch die Teilnahme proaktiv in den Wissenschaftsprozess eingebunden." [19]<br />

Grenzen <strong>von</strong> Citizen Science<br />

In einem 2008 vom U.S. National Park Service publizierten Forschungsbericht, äußern Brett Amy Thelen und Rachel K. Thiet<br />

folgende Bedenken, die zuvor bereits in der Literatur zur Aussagekraft <strong>von</strong> durch Freiwillige gesammelte Daten erwähnt wurden: [20]


Bestimmte Projekte sind vielleicht nicht <strong>für</strong> Freiwillige geeignet, zum Beispiel wenn komplexe Forschungsmethoden verwendet<br />

werden oder mühselige oder sich wiederholende Arbeiten erforderlich sind. [20]<br />

Wenn Freiwillige nicht in Forschungs- und Monitoringprotokollen unterrichtet sind, laufen sie Gefahr, die Daten zu verzerren. [20]<br />

Freiwillige können Daten verfälschen. Dieses Risiko ist besonders groß, wenn Prämien als Anreiz zur Beteiligung ausgesetzt<br />

werden. [20] Besonders die Frage der Genauigkeit der Daten bleibt unbeantwortet. Der Gründer des Lost Ladybug Citizen Science<br />

Projekts, John Losey, argumentiert, dass die Kosteneffektivität <strong>von</strong> Citizen Science Daten die Qualitätsbedenken aufwiegen, wenn<br />

letztere ordentlich gehandhabt werden. [21] Graber & Graber stellten die medizinische Ethik <strong>von</strong> Crowdsourcing im Internet im<br />

Journal of Medical Ethics. [22] in Frage. Sie haben die Auswirkungen <strong>von</strong> Spielen im Crowdsourcing Projekt Foldit analysiert. Sie<br />

folgern: Spiele können mögliche negative Effekte haben und den Benutzer zur Beteiligung manipulieren. Im März 2015<br />

verabschiedete der US-Bundesstaat Wyoming neue Gesetze (Senate Files 12 und 80), die das Sammeln <strong>von</strong> Umweltdaten im Namen<br />

der US-Regierung strafbar machen.<br />

Geschichte<br />

Bis zur Spezialisierung der Wissenschaften Ende des 18. Jahrhunderts, dem<br />

Aufkommen <strong>von</strong> technischen Universitäten und der Ausbildung eines modernen<br />

Wissenschaftsbetriebs war die Citizen Science sogar die Regel, <strong>von</strong> Francis Bacon<br />

über Isaac Newton und Leibniz bis Benjamin Franklin, Charles Darwin und Karl<br />

Marx. Im 19. Jahrhundert entstanden bürgerschaftlich getragene wissenschaftliche<br />

Vereine z. B. zur Naturkunde. Die eigenständigen Forschungsverbünde konnten<br />

selbstbestimmten Forschungsprogrammen folgen und eine andere Art <strong>von</strong> Wissen<br />

fördern als das an Universitäten gelehrte. Sie boten aber auch eine intellektuelle und institutionelle Basis <strong>für</strong> die Gründung neuer<br />

Universitäten wie z. B. die Universität Frankfurt. Aus sozialistischen Bewegungen gingen z. B. Arbeiterbildungsvereine hervor, die<br />

eigene Wege der Forschung insbesondere zu den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik entwickelten und die ihrerseits neue<br />

Forschungsfelder <strong>für</strong> Universitäten z. B. Soziologie eröffneten.<br />

Gespräch <strong>von</strong> Tim Pritlove mit<br />

Wissenschaftstheoretiker Peter Finke<br />

über Citizen Science. [23]<br />

Im 20. Jahrhundert wurde Citizen Science vor allem im Bereich der Geisteswissenschaften betrieben, deren Forschungen weniger<br />

<strong>von</strong> aufwändigen und teuren technischen Apparaturen abhängig sind als die naturwissenschaftliche Forschung. Angesichts <strong>von</strong><br />

technischen und sozialen Veränderungen durch die Industrialisierung wurden <strong>von</strong> interessierten Bürgern, die sich z. B. in Initiativen<br />

organisierten (Neue Soziale Bewegungen), gesellschaftlich relevante Fragen in Bereichen wie Umweltverschmutzung und<br />

Naturschutz oder zur Lokalgeschichte und Alltagskultur aufgeworfen, denen sich dann u.a. bürgerschaftlich getragene<br />

Geschichtsvereine und -werkstätten zuwandten.<br />

Im Zuge der kommunikativen Vernetzung durch das Internet, der Zunahme an sozialen Netzwerken, einem Pervasive computing und<br />

der Entwicklung und Verbreitung <strong>von</strong> Mikroelektronik wird die Ausübung einer Bürgerwissenschaft immer einfacher: Je mobiler und<br />

kleiner die technischen Geräte werden (IR-Spektrometer, Mikroskope, Tomographen, schnell verfügbare Karten und Luftbilder etc.),<br />

desto einfacher handhabbar sind sie <strong>für</strong> den Bürger.<br />

Verfechter einer Citizen Science bzw. Demokratisierung <strong>von</strong> Wissenschaft waren Paul Feyerabend sowie Erwin Chargaff, [24] der<br />

die finanzstarke, <strong>von</strong> staatlichen Zuwendungen abhängige technokratisch-bürokratische Wissenschaft seit 1950 kritisierte und wieder<br />

<strong>für</strong> eine Amateur-Wissenschaft plädierte, also eine Wissenschaft, ausgeübt nicht <strong>von</strong> Universitäten und Experten, sondern <strong>von</strong><br />

bürgerlichen Amateuren, die im Wortsinne die Forschung liebend bzw. aus persönlicher Neigung heraus betreiben.<br />

Ob die Bürgerwissenschaft allerdings eine gangbare Alternative darstellt, die <strong>für</strong> mehr Transparenz und demokratische Steuerung in<br />

den Wissenschaften sorgen kann, wird sehr kontrovers diskutiert. [25][26]<br />

Dass die Bürgerforscher neue epistemische Standards setzen, war, obgleich Peter Finkes [propagierte] "citizen<br />

scientists" seit der Aufklärung längst hilfreich mitwirken im wissenschaftlichen Routinebetrieb, weder <strong>für</strong><br />

Thomas S. Kuhn vorstellbar noch <strong>für</strong> Karl Popper oder den wissenschaftlichen Demokraten schlechthin, Ludwik<br />

Fleck. Es wäre wohl auch ein Rückschritt in die Zeiten, als die Wissenschaft gezwungen war, ihre Autorität und<br />

Erfolge gegen Pseudowissenschaften aller Art zu verteidigen.<br />

– JOACHIM MÜLLER-JUNG [25]


– JOACHIM MÜLLER-JUNG [25]<br />

Im weiteren Sinn ist auch die Autorenschaft in der <strong>Wikipedia</strong> häufig eine Form <strong>von</strong> Citizen Science, denn Sachartikel zu<br />

wissenschaftlichen Themen werden nicht selten <strong>von</strong> fachfremden Autoren geschrieben. Allerdings entfällt bei <strong>Wikipedia</strong> der<br />

Forschungsaspekt der Bürgerwissenschaft, da sie als Enzyklopädie nur gesichertes Wissen darstellt. [27] Anders sieht es bei dem<br />

ebenfalls <strong>von</strong> der Wikimedia Foundation gestarrten Projekt Wikiversity aus. Dort soll neben dem Erstellen und Bearbeiten <strong>von</strong> freien<br />

Lern- und Lernmaterialien auch Forschung stattfinden. [28]<br />

Österreich<br />

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts werden mit Hilfe der Bevölkerung an der Zentralanstalt <strong>für</strong> Meteorologie und Geodynamik<br />

phänologische Beobachtungen durchgeführt. [29] <strong>Eine</strong> jahrzehntelange Tradition in der Einbindung <strong>von</strong> Bürgern findet sich auch in<br />

der Ornithologie, woraus zum Beispiel der österreichische Brutvogelatlas entstanden ist. [30] Seit ungefähr 10 Jahren können auf der<br />

Plattform naturbeobachtung.at Daten zur Artenvielfalt in Österreich eingetragen werden. [31]<br />

Im Jahr 2014 wurde die erste österreichische Citizen Science Online-Plattform Österreich forscht <strong>von</strong> der Arbeitsgruppe Citizen<br />

Science an der Universität <strong>für</strong> Bodenkultur Wien gegründet. [32] Diese hat zur Aufgabe <strong>einen</strong> Überblick über Citizen Science Projekte<br />

in Österreich zu geben, die österreichischen Akteure zu vernetzen und die jährliche Österreichische Citizen Science Konferenz<br />

auszutragen. Ebenfalls seit dem Jahr 2014 ist das Thema Citizen Science auch bei der Jahrestagung der Gesellschaft <strong>für</strong> Ökologie <strong>für</strong><br />

Deutschland, Österreich und Schweiz fest verankert. Im ersten Jahr fand ein Workshop zu Citizen Science statt und seit 2015 gibt es<br />

auch eine spezielle Session zu Citizen Science in der Ökologie, bei der Themen wie Datenqualität, Biodiversitätsmonitoring und<br />

Wissenschaftskommunikation präsentiert und diskutiert wurden. Im Juni 2015 wurde vom Bundesministerium <strong>für</strong> Wissenschaft,<br />

Forschung und Wirtschaft (BMWFW) das Zentrum <strong>für</strong> Citizen Science bei der OeAD-GmbH eingerichtet. [33] Das Zentrum ist eine<br />

Service- und Informationsstelle <strong>für</strong> Citizen Science, Open Innovation und Responsible Science, dessen Aufgabe es ist, Forschende<br />

sowie Bürgerinnen und Bürger über Projekte, Tools, News und Veranstaltungen zu informieren, zu beraten und zu vernetzen. Des<br />

Weiteren ist das Zentrum Programmträger <strong>für</strong> die Förderinitiative Top Citizen Science [34] , die vom BMWFW, Wissenschaftsfonds<br />

FWF und OeAD initiiert wurde, und vergibt seit 2015 zusammen mit österreichischen Citizen Science-Projekten jährlich Citizen<br />

Science Awards [35] an engagierte Bürgerinnen und Bürger.<br />

Seit dem Sommersemester 2016 wird an der Universität <strong>für</strong> Bodenkultur Wien eine Lehrveranstaltung zu Citizen Science in der<br />

Ökologie angeboten. [36] Hier sollen Studierende lernen wie ein Citizen Science Projekt gestaltet wird, dessen Ergebnisse in<br />

wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht werden können. <strong>Eine</strong> Liste mit weiteren Lehrveranstaltungen mit dem Thema Citizen<br />

Science in Österreich findet sich auf der Plattform Österreich forscht. [37]<br />

Beispiele<br />

Die meisten der bekannten Projekte entfallen zwar auf die Citizen Science light Variante, aber nicht bei allen beschränkt sich die<br />

Mitarbeit <strong>von</strong> Laien nur auf Datensammlerei, sondern mittels verteilter Berechnungen können Laien z. B. im Rahmen <strong>von</strong><br />

Einstein@home an der Entdeckung <strong>von</strong> Pulsaren mitwirken. [38] Im Online-Spiel Foldit [39] beispielsweise können Laien selbst<br />

Protein-Faltungsstrukturen designen und gar stabilere Formen (z. B. <strong>von</strong> Fibronectin) finden, die dann wiederum in kostenintensiven<br />

Labors an den Universitäten synthetisiert werden können (Hand, 2010).<br />

Vereinigte Staaten<br />

Das seit längstem stattfindende Projekt ist das Vogelzähl-Projekt der National Audubon Society, Christmas Bird Count, das im Jahre<br />

1900 begann. Andere bekannte Beispiele sind das Projekt World Water Monitoring Day, [40] NASAs Stardust@home und<br />

Clickworkers und das Galaxy Zoo project, eine Vielzahl <strong>von</strong> Projekten des Cornell Laboratory of Ornithology, [41] wie zum Beispiel<br />

Ebird, NestWatch, [42] Project FeederWatch [43] und Celebrate Urban Birds. [44] Beim Old Weather Project helfen Laien bei der<br />

Transkription <strong>von</strong> Klimadaten aus US-Schiffslogbüchern ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit Hilfe dieser Daten sollen bessere<br />

Klimamodelle erstellt werden. [45]


<strong>Eine</strong> wichtige Rolle spielt Citizen Science bei der Entdeckung und Überwachung <strong>von</strong> biologischen Invasionen. Nicht nur werden<br />

eingeschleppte Arten meist <strong>von</strong> Bürgerinnen und Bürgern entdeckt, oft helfen sie auch bei deren Monitoring. Da invasive Arten sich<br />

schnell über große Gebiete ausbreiten können, ist eine Überwachung dieser Ausbreitung nur mit Hilfe <strong>von</strong> Ansässigen möglich.<br />

<strong>Eine</strong>rseits kann die Untersuchung auf diese Weise kosteneffizient durchgeführt werden (dies ist auch ein großer Kritikpunkt an<br />

Citizen Science; Aufgaben, die <strong>von</strong> Behörden durchgeführt werden sollten, werden <strong>von</strong> Bürgern kostenlos gemacht), andererseits<br />

fließen auch die Kenntnisse <strong>von</strong> Ortskundigen ein, die ihre Umwelt genau kennen und so bessere Daten liefern. Ein gut<br />

dokumentiertes Beispiel hier<strong>für</strong> wäre ein Monitoring zweier eingeschleppter Krabbenarten an der Ostküste der Vereinigten<br />

Staaten. [46]<br />

Deutschland<br />

Beispiele aus Deutschland sind die naturgucker.de oder der Mückenatlas. Ein weiteres ist das seit 2005 durchgeführte Projekt<br />

Tagfalter-Monitoring Deutschland [47] mit etwa 500 Beteiligten. Ein Beispiel <strong>für</strong> ein lokal fokussiertes Citizen Science-Projekt sind<br />

die StadtteilHistoriker in Frankfurt am Main mit 120 Teilnehmern seit 2007. [48] Ein Überblick darüber hinaus in Deutschland<br />

laufender Projekte findet sich auf der Plattform Bürger schaffen Wissen. [49] Am 1. August 2016 hat das Bundesministerium <strong>für</strong><br />

Bildung und Forschung ein Programm zur Förderung <strong>von</strong> bürgerwissenschaftlichen Vorhaben aufgelegt. [50]<br />

Österreich<br />

Beispiele aus Österreich sind naturbeobachtung.at, [51] Stunde der Wintervögel, [52] das Biodiversitätsmonitoring mit<br />

Landwirten, [53] die Meldeplattform <strong>von</strong> Amphibien und Reptilien [54] und das Sparkling Science Projekt Viel-Falter. [55] Das<br />

Projekt Viel-Falter beschäftigt sich zudem mit der Frage, ob und wie <strong>von</strong> Schülern gesammelte Daten über das Vorkommen <strong>von</strong><br />

Schmetterlingen als Unterstützung <strong>für</strong> ein dauerhaftes Biodiversitäts-Monitoring in Österreich herangezogen werden können. Es<br />

zeigte sich, dass die <strong>von</strong> den Schulklassen gesammelten Daten über das Vorkommen bestimmter Tagfaltergruppen - trotz fehlender<br />

Artbestimmung - wichtige Informationen über die Qualität der untersuchten Schmetterlingslebensräume liefern [56] . Diese<br />

erfreulichen Ergebnisse veranlasste das Team das Projekt im Rahmen der Top Citizen Science Initiative mit freiwilligen<br />

Schmetterlingsbeobachtern fortzusetzen. Im seit März 2014 laufenden Projekt Roadkill steht die Erfassung und zukünftige<br />

Vermeidung <strong>von</strong> im Straßenverkehr getöteten Wirbeltieren im Fokus. [57] An der Universität <strong>für</strong> Bodenkultur Wien (BOKU) wird der<br />

Citizen-Science-Ansatz in der Lehre unter Beteiligung <strong>von</strong> mehreren Hundert Studierenden eingesetzt. [58]<br />

Auch sozial- und geisteswissenschaftliche Projekte sind in Österreich vertreten wie die Top Citizen Science-Projekte Der<br />

Partizipationsradar [59] und Unsere vertriebenen Nachbarn [60] . Ersteres sammelt politische Mitgestaltungsangebote (z. B.<br />

Petitionen oder öffentliche Versammlungen), um eine umfassende Bestandsaufnahme der Partizipationsangebote in Österreich, online<br />

wie offline, zu erstellen. Zweiteres erforscht das Leben und Schicksal der jüdischen Bevölkerung Niederösterreichs vor, während und<br />

nach der NS-Zeit.<br />

Siehe auch<br />

Do-it-yourself-Biologie<br />

Literatur<br />

Erwin Chargaf: Das Feuer des Heraklit.1979.<br />

Paul Feyerabend: Erkenntnis <strong>für</strong> freie Menschen. 1978.<br />

Peter Finke: Citizen Science: Das unterschätzte Wissen der Laien. oekom verlag, München 2014, ISBN 978-3-<br />

86581-466-1.<br />

Janis L. Dickinson, Rick Bonney: Citizen Science: Public Participation in Environmental Research.Cornell University<br />

Press, 2012.<br />

Michael Hagner: Wissenschaft und Demokratie.Suhrkamp, 2012, ISBN 978-3-518-26047-0.<br />

Eric Hand: Citizen Science: People Power. In: Nature. Band 466 (2010), S. 685–687. [61]


Dick Kasperowsik im Interview mit Ulrich Herb: Citizen Science als Demokratisierung der Wissenschaft? In: telepolis,<br />

27. August 2016<br />

Michael Vogel: Die Macht der Sterngucker. In: Bild der Wissenschaft. Heft 9 (2010), S. 47 f. (über Hobbyastronomen<br />

und ihre Entdeckungen)<br />

Grünbuch Citizen Science Strategie 2020 <strong>für</strong> Deutschland(2016)<br />

Chiara Franzoni & Henry Sauermann: Crowd Science: The organization of scientific research in open collaborative<br />

projects, Research Policy 2014<br />

Weblinks<br />

Commons: Citizen science – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Science for Citizens<br />

Citizen Science Projekte in Deutschland (Übersicht)<br />

Citizen Science Projekte in Österreich (Übersicht)<br />

Citizen-Science:Germany<br />

Verein zur Förderung <strong>von</strong> Bürgerwissenschaft e.V.<br />

Zooniverse (Englischsprachige Projekte)<br />

Einzelnachweise<br />

1. Hauke Riesch, Clive Potter: Citizen science as seen by scientists: Methodological, epistemological and ethical<br />

dimensions. In: Public Understanding of Science. Band 23, Nr. 1. SAGE Publications, August 2013, ISSN 0963-6625<br />

(http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=0963-6625) , S. 107–120,<br />

doi:10.1177/0963662513497324(https://dx.doi.org/10.1177%2F0963662513497324)(englisch).<br />

2. Tom Horlick-Jones: Book Reviews: Citizen Science: A Study of People, Expertise and Sustainable Development, by<br />

Alan Irwin. In: Science, Technology, & Human Values. Band 22, Nr. 4. SAGE Publications, Oktober 1997,<br />

ISSN 0162-2439 (http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=0162-2439) , S. 525–527,<br />

doi:10.1177/016224399702200406(https://dx.doi.org/10.1177%2F016224399702200406)(englisch).<br />

3. Rick Bonney, Heidi Ballard, Rebecca Jordan,Ellen McCallie, Tina Phillips, Jennifer Shirk, Candie C. Wilderman:<br />

Public Participation in Scientific Research: Defining the Field and Assessing Its Potential for Informal Science<br />

Education – A CAISE Inquiry Group Report.(http://www.birds.cornell.edu/citscitoolkit/publications/CAISE-PPSR-repo<br />

rt-2009.pdf) In: birds.cornell.edu. Center for Advancement of Informal Science Education (CAISE); Juni 2009;<br />

abgerufen am 5. Dezember 2017(PDF; 3,3 MB, englisch).<br />

4. Katherine Connor Martin: New words notes June 2014.(https://web.archive.org/web/20140616031954/http://public.o<br />

ed.com/the-oed-today/recent-updates-to-the-oed/june-2014-update/new-words-notes-june-2014/) In: oed.com.<br />

Oxford University Press; 2014; archiviert vom Original (http://derefer.unbubble.eu?u=http://public.oed.com/the-oed-to<br />

day/recent-updates-to-the-oed/june-2014-update/new-words-notes-june-2014/)am 16. Juni 2014; abgerufen am<br />

5. Dezember 2017 (englisch).<br />

5. Citizen science. (http://www.oed.com/view/Entry/33513?redirectedFrom=citizen+science#eid316619123)In:<br />

oed.com. Oxford University Press; abgerufen am 5. Dezember 2017(englisch, Anmeldung erforderlich).<br />

6. Green Paper on Citizen Science: Citizen Science for Europe – Towards a better society of empowered citizens and<br />

enhanced research. (https://web.archive.org/web/20131203031453/http://www.socientize.eu/sites/default/files/Gree<br />

n%20Paper%20on%20Citizen%20Science%202013.pdf)In: socientize.eu. Socientize; 2013; archiviert vom Original<br />

(http://derefer.unbubble.eu?u=http://www.socientize.eu/sites/default/files/Green%20Paper%20on%20Citizen%20Sci<br />

ence%202013.pdf) am 12. März 2013; abgerufen am 5. Dezember 2017(PDF; 857 KB, englisch).<br />

7. Dawn A. Osborn, John S. Pearse, Christy A. Roe: Monitoring Rocky Intertidal Shorelines: A Role for the Public in<br />

Resource Management. In: California and the World Ocean '02: Revisiting and Revising California's Ocean Agenda .<br />

American Society of Civil Engineers, 2005, ISBN 978-0-7844-0761-5, S. 624–635, doi:10.1061/40761(175)57 (http<br />

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8. D. Brossard, B. Lewenstein, R. Bonney: Scientific knowledge and attitude change: The impact of a citizen science<br />

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F09500690500069483).<br />

9. M. W. Bauer, K. Petkova, P. Boyadjieva: Public Knowledge of and Attitudes to Science: Alternative Measures That<br />

May End the "Science War". In: Science, Technology & Human Values. 25, 2000, S. 30.<br />

doi:10.1177/016224390002500102(https://dx.doi.org/10.1177%2F016224390002500102) .<br />

10. R. Bonney, C. B. Cooper, J. Dickinson, S. Kelling, T. Phillips, K. V. Rosenberg, J. Shirk: Citizen Science: A<br />

Developing Tool for Expanding Science Knowledge and Scientific Literacy. In: BioScience. 59, Nr. 11, 2009, S. 977.<br />

doi:10.1525/bio.2009.59.11.9(https://dx.doi.org/10.1525%2Fbio.2009.59.11.9) .


11. J. Silvertown: A new dawn for citizen science. In: Trends in Ecology & Evolution. 24, Nr. 9, 2009, S. 467–201.<br />

doi:10.1016/j.tree.2009.03.017(https://dx.doi.org/10.1016%2Fj.tree.2009.03.017) .<br />

12. B. Lewenstein: What does citizen science accomplish?(http://ecommons.library.cornell.edu/handle/1813/37362).<br />

Cornell University. 8. Juni 2004. Abgerufen am 16. September 2014.<br />

13. Von Hippel, Frank: Citizen scientist. American Institute of Physics, New York 1991, ISBN 0-88318-709-4.<br />

14. Beckwith, Jonathan R.: Making genes, making waves: a social activist in science. Harvard University Press,<br />

Cambridge 2002, ISBN 0-674-00928-2.<br />

15. Neal Lane, "Remarks" at Panel Discussion on Future of Federal Funding for Science and Engineering, Rutgers<br />

University, April 8, 1996. Steve Schneider remarks at AAAS meeting, February 1997(http://www.nsf.gov/news/speec<br />

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16. F. Clark, D. L. Illman: Dimensions of Civic Science: Introductory Essay. In: Science Communication. 23, 2001, S. 5.<br />

doi:10.1177/1075547001023001002(https://dx.doi.org/10.1177%2F1075547001023001002) .<br />

17. Haklay, Muki (2012) in Citizen Science and Volunteered Geographic Information: Overviewand Typology of<br />

Participation. Crowdsourcing Geographic Knowledge. 2013, pp 105-122.<br />

18. Eric Larson: What Is Citizen Science, and How Can You Get Involved? (http://mashable.com/2014/05/26/citizen-scie<br />

nce/). In: Mashable. 26. Mai 2014.<br />

19. A. Williams: Crowdsourcing versus citizen science(http://anthonydwilliams.com/2009/02/09/crowdsourcing-versus-ci<br />

tizen-science). Anthony D. Williams. 9. Februar 2009. Abgerufen am 15. September 2014.<br />

20. Thelen, Brett Amy; and Thiet, Rachel K.: Cultivating connection: Incorporating meaningful citizen science into Cape<br />

Cod National Seashore's estuarine research and monitoring programs . In: ParkScience (Hrsg.): Park Science. Band<br />

25, Nr. 1, 2008, ISSN 1090-9966 (http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=1090-996<br />

6) (nps.gov (http://www.nature.nps.gov/ParkScience/index.cfm?ArticleID=236&Page=1)[abgerufen am 11. Oktober<br />

2012]).<br />

21. M.M. Gardiner, L.L Allee, P.M.J. Brown, J.E. Losey, H.E. Roy, R. Rice Smyth: Lessons from lady beetles: accuracy of<br />

monitoring data from US and UK citizen-science programs. In: Frontiers in Ecology and the Environment . 10,<br />

November 2012. doi:10.1890/110185 (https://dx.doi.org/10.1890%2F110185).<br />

22. M.A. Graber and A. Graber: Internet-based crowdsourcing and research ethics:the case for IRB review. In: The<br />

Journal of Medical Ethics. 30. November 2012. doi:10.1136/medethics-2012-100798(https://dx.doi.org/10.1136%2F<br />

medethics-2012-100798).<br />

23. Podcast Forschergeist des Stifterverbands <strong>für</strong> die Deutsche Wissenschaft : Citizen Science (http://forschergeist.de/p<br />

odcast/fg002-citizen-science/)(Folge 2, 17. November 2014)<br />

24. Erwin Chargaf: Ernste Fragen. (http://www.literaturhaus.at/index.php?id=3693&L=0)<br />

25. Joachim Müller-Jung: Avanti Dilettanti? Forschung <strong>von</strong> Laien <strong>für</strong> Laien: Nach der Rede <strong>von</strong> Akademiepräsident<br />

Günter Stock wird heftig über die sogenannte „Bürgerwissenschaft“ debattiert. In: FAZ. 3. September 2014.<br />

26. Demokratisierung der Wissenschaft: Pluralismus ist nicht erwünscht.(http://www.taz.de/!141685/) In: TAZ. 4. Juli<br />

2014.<br />

27. <strong>Wikipedia</strong>:Was <strong>Wikipedia</strong> nicht ist<br />

28. Wikiversity:Forschung – Wikiversity. (https://de.wikiversity.org/wiki/Wikiversity:Forschung) Abgerufen am<br />

1. Dezember 2017.<br />

29. phenowatch.at (http://www.phenowatch.at/)<br />

30. birdlife.at (http://www.birdlife.at/atlas/)<br />

31. naturbeobachtung.at (http://www.naturbeobachtung.at/platform/mo/nabeat/index.do/)<br />

32. citizen-science.at (http://www.citizen-science.at/)<br />

33. Zentrum <strong>für</strong> Citizen Science.(https://www.zentrumfuercitizenscience.at/)Abgerufen am 5. September 2016.<br />

34. Top Citizen Science. (https://www.zentrumfuercitizenscience.at/de/top-citizen-science) Abgerufen am 5. September<br />

2016.<br />

35. Citizen Science Award. (https://www.zentrumfuercitizenscience.at/de/award) Abgerufen am 5. September 2016.<br />

36. boku.ac.at/lehrveranstaltungen(http://www.boku.ac.at/lehrveranstaltungen/lva/277328/)<br />

37. citizen-science.at/in-der-lehre(http://www.citizen-science.at/in-der-lehre/an-der-hochschule/)<br />

38. Einstein@Home (http://www.einsteinathome.org/)<br />

39. Foldit (http://fold.it/portal/)<br />

40. World Water Monitoring Day (http://www.worldwatermonitoringday.org/)<br />

41. Cornell Laboratory of Ornithology Projects(http://www.birds.cornell.edu/LabPrograms/citSci/index.html)<br />

42. NestWatch (http://watch.birds.cornell.edu/nest/home/index)<br />

43. Project FeederWatch (http://www.birds.cornell.edu/pfw/)<br />

44. Celebrate Urban Birds (http://www.birds.cornell.edu/celebration)<br />

45. Old Weather Project (http://www.oldweather.org/)<br />

46. biology.mcgill.ca (http://biology.mcgill.ca/faculty/leung/articles/CSI_BINV480_Delaney.pdf)<br />

47. Tagfalter Monitoring (http://www.tagfalter-monitoring.de/)


48. StadtteilHistoriker (http://www.stadtteilhistoriker.de/)<br />

49. Projektübersicht bei "Bürger schaffen Wissen" (http://buergerschafenwissen.de/projekte-finden)<br />

50. Richtlinie zur Förderung <strong>von</strong> bürgerwissenschaftlichen Vorhaben (Citizen Science).(https://www.bmbf.de/foerderung<br />

en/bekanntmachung-1224.html)In: Bundesanzeiger. BMBF; 1. August 2016; abgerufen am 3. August 2016.<br />

51. naturbeobachtung.at (http://www.naturbeobachtung.at/)<br />

52. Stunde der Wintervögel(http://www.stunde-der-wintervoegel.at/)<br />

53. Biodiversitätsmonitoring mit LandwirtInnen(http://www.biodiversitaetsmonitoring.at/index.php/de/)<br />

54. Meldeplattform <strong>von</strong> Amphibien und Reptilien(http://www.herpetofauna.at/)<br />

55. Viel-Falter (http://www.viel-falter.at/)<br />

56. Johannes Rüdisser, Erich Tasser, Janette Walde, Peter Huemer, Kurt Lechner: Simplified and still meaningful:<br />

assessing butterfly habitat quality in grasslands with data collected by pupils . In: Journal of Insect Conservation.<br />

Band 21, Nr. 4, 1. August 2017, ISSN 1366-638X (http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&<br />

TRM=1366-638X), S. 677–688, doi:10.1007/s10841-017-0010-3(https://dx.doi.org/10.1007%2Fs10841-017-0010-3)<br />

(Online (https://link.springer.com/article/10.1007/s10841-017-0010-3)[abgerufen am 22. August 2017]).<br />

57. Projekt Roadkill (http://www.citizen-science.at/projekte/roadkill/projektbeschreibung/)<br />

58. Roadkill-App (http://forschen-entdecken.at/Roadkill-App-Boku-Wien-Florian-Heigl-Interview-Citizen-Science.16210+<br />

M54a708de802.0.html)<br />

59. Der Partizipationsradar. (https://www.zentrumfuercitizenscience.at/de/p/der-partizipationsradar)Abgerufen am<br />

5. September 2016.<br />

60. Unsere vertriebenen Nachbarn.(https://www.zentrumfuercitizenscience.at/de/p/our-expelled-neighbours)Abgerufen<br />

am 5. September 2016.<br />

61. Eric Hand: Citizen science: People power. In: Nature. Nr. 466. Macmillan Publishers, 2010, ISSN 0028-0836 (http://d<br />

ispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=0028-0836) , S. 685–687, doi:10.1038/466685a (htt<br />

ps://dx.doi.org/10.1038%2F466685a)(englisch).<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Citizen_Science&oldid=171698625 “<br />

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Civic Technology<br />

Civic Technology steht <strong>für</strong> technische Konzepte (insbesondere aus dem Bereich der Informationstechnik), die Engagement und<br />

Beteiligung <strong>von</strong> Bürgerinnen und Bürgern fördern. Schwerpunktbereiche bilden dabei die Schaffung <strong>von</strong><br />

Kommunikationsplattformen, die Verbesserung öffentlicher Infrastrukturen und Technik-zentrische Verbesserungen des<br />

Allgemeinwohls. [1][2][3]<br />

Civic Technology wird <strong>von</strong> unterschiedlichen Unternehmen, Organisationen und Initiativen entwickelt. Ein bekanntes Beispiel ist die<br />

Initiative Code for America (deutsches Pendant: Code for Germany), die als gemeinnützige Organisation mit den<br />

Arbeitsschwerpunkten Transparenz und Open Data tätig ist. Gestartet ist das Programm 2014 in Deutschland mit der Gründung <strong>von</strong><br />

Open Knowledge Labs in acht deutschen Städten. Die Labs sind regionale Gruppen <strong>von</strong> Aktivistinnen, Designern, Entwicklerinnen,<br />

Journalisten und anderen Interessierten, die sich regelmäßig treffen, um an gesellschaftlich nützlichen Anwendungen rund um offene<br />

Daten zu arbeiten. [4]<br />

Basis bisher realisierter Civic-Technology-Anwendungen sind offene Verwaltungsdaten wie Finanzdaten, Umweltdaten, Daten zu<br />

Bildungseinrichtungen und statistische Daten. Aus diesen Daten entstehen Anwendungen wie beispielsweise der fene Of Haushalt, ein<br />

Visualisierungswerkzeug <strong>für</strong> Finanzdaten, und Ratsinformationssysteme. [5]<br />

Einzelnachweise<br />

1. Civic Tech: Entrepreneurship Opportunities(http://codeforamerica.org/startups/civic-entrepreneurship-2014/) .<br />

2. Nick Bilton: New York Times: Changing Government and Tech With Geeks (http://bits.blogs.nytimes.com/2010/07/0<br />

6/changing-government-and-tech-with-geeks/?_php=true&_type=blogs&_php=true&_type=blogs&_r=1) .<br />

3. But What Is Civic? (http://civichall.org/civicist/what-is-civic/).<br />

4. Über Code for Germany(http://codefor.de/ueber/).<br />

5. Code-for-Germany-Flyer zum digitalen Engagement (http://codefor.de/assets/presse/Flyer_Code%20for%20German<br />

y.pdf).<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Civic_Technology&oldid=162988897“<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 25. Februar 2017 um 08:04 Uhr bearbeitet.<br />

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Co-Counselling<br />

Co-Counselling (im US-amerikanischen Englisch: co-counseling) ist eine Psychotherapie ohne Therapeuten, die in der Regel in<br />

Form <strong>von</strong> Selbsthilfegruppen stattfindet. In einer kurzen Ausbildung (in der Regel zwei Wochenenden) werden die Grundlagen<br />

erlernt, mit denen die Nutzer und Nutzerinnen des Co-Counselling befähigt werden sollen, sich gegenseitig in therapeutischen<br />

Sitzungen zu unterstützen. Neben den beiden großen Organisationen Re-evaluation Counseling (RC), mit Sitz in Seattle, USA, und<br />

Co-Counselling International (CCI) wird die Praxis des Co-Counselling auch <strong>von</strong> anderen Organisationen oder Bewegungen<br />

angeboten, in Deutschland beispielsweise als Bestandteile der Gruppentherapien FORT und MRT.<br />

Die psychologische Theorie, auf der Co-Counselling basiert, besagt im Wesentlichen, dass Menschen zwar ungesunde<br />

Verhaltensmuster entwickelten, gleichwohl aber das Potential in sich trügen, diese zu durchbrechen. Kinder verlören im Laufe ihrer<br />

Sozialisation ihre Fähigkeit zu spontanen Gefühlsäußerungen. Konflikte könnten dadurch nicht mehr angemessen bewältigt werden<br />

und sich festfressen.<br />

In der Regel finden Co-Counselling-Sitzungen zu zweit oder zu dritt statt. <strong>Eine</strong> Person arbeitet, während die anderen unterstützen.<br />

Anschließend wird nach einer genau festgelegten Zeit gewechselt, so dass jede Person gleich viel Aufmerksamkeit <strong>für</strong> ihre Arbeit<br />

bekommt. Zusätzlich bestehen Angebote <strong>von</strong> Co-Counselling-Initiativen <strong>für</strong> Gruppentreffen, Supervision und Vertiefungen der<br />

Arbeit. In Co-Counselling-Sitzungen wird trainiert, Gefühle zu zeigen, sie herauszulassen, was beinhaltet, dass die arbeitende Person<br />

mitunter hemmungslos weint, laut schreit, auf Matratzen einschlägt oder lacht. Dieses Entlasten könne katharsische Wirkungen<br />

haben, womit gemeint ist, dass fortan Verhaltensmuster nicht mehr ausgeübt würden. Die unterstützende Person gibt keine<br />

Ratschläge, sondern hilft der arbeitenden Person nur sehr vorsichtig dabei, in ihre Gefühle hineinzugehen. Ein weiteres Ziel der Co-<br />

Counseling ist es, Situationen zu klären oder „Neubewertungen“ zu erreichen, d. h. ein besseres Verständnis oder eine andere<br />

kognitive Bewertung eines Problems.<br />

Co-Counselling wurde 1957 durch den US-Amerikaner Harvey Jackins gegründet.<br />

Anfang der 1970er Jahre kam es zum Schisma. Von der Re-evaluation Counseling (RC) spalteten sich einzelne Co-Counselling-<br />

Gruppen ab, welche - vor allem durch die Arbeit des britischen Psychologen John Heron - das Co-Counselling International (CCI)<br />

aufbauten. Das eher hierarchisch organisierte RC-Counselling besitzt ein sehr politisches Selbstverständnis, knüpft an feministische<br />

und marxistische Theorien an und treibt entsprechend die Gründung <strong>von</strong> Gruppen zur Selbstbefreiung voran. Das CCI hingegen legt<br />

<strong>einen</strong> größeren Wert auf Offenheit <strong>für</strong> eine Vielzahl <strong>von</strong> therapeutischen Methoden, ist eher spirituell orientiert, aber weniger<br />

politisch engagiert.<br />

Techniken aus dem Co-Counselling sind auch ein wesentliches Element der Radikalen Therapie (MRT, FORT).<br />

Literatur<br />

Siglind Willms, Johannes Risse(2011): Zum Frieden befreien Selbsthilfe durch Co-CounsellingVerlag Sozio-<br />

Publishing: ISBN 978-3-935431-19-4<br />

Anja Meulenbelt (1983): Weiter als die Wut. Aufsaetze. München: Verlag Frauenofensive<br />

Karola Berger (1996): Co-Counseln: Die Therapie ohne TherapeutReinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch<br />

Verlag ISBN 3-499-19954-8<br />

Harvey Jackins (1975): The Human Side of Human Beings. The Theory of Re-evaluation Counselling , Rational<br />

Island Publischers / PO Box 2081 / Main Of fice Station / Seattle / Washington 98111 / USA<br />

Harvey Jackins (1970): Fundamentals of Co-counselling Manual , Rational Island Publischers / PO Box 2081 / Main<br />

Office Station / Seattle / Washington 98111 / USA<br />

John Heron (1979): Co-Counselling. Manual for Basic Training Courses. Human Potential Research Projekt /<br />

Department of Adult Education / University of Surrey / Guildford GU2 5XH / England<br />

John Heron (1977): Co-Counselling Teacher's Manual, British PG Medical Federation / University of London


Weblinks<br />

Reevaluation Counseling (USA) Homepage<br />

Co-Counselling International (CCI)<br />

Co-Counselling Niederlande<br />

CCI-Netzwerk Deutschland<br />

Co-Counselling Hamburg (CCI)<br />

Co-Counselling Kiel (CCI)<br />

Counsel-Initiative Münsterland (CIM/CCI)<br />

E-Learning-Plattform zum Co-Counseln (CCI)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Co-Counselling&oldid=168779683 “<br />

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Commons<br />

Commons (<strong>von</strong> latein. communis; <strong>von</strong> com und munus; engl. common; dt. gemein(sam)) ist ein im Deutschen zunehmend<br />

verwendeter Begriff. Er bezeichnet Ressourcen (Code, Wissen, Nahrung, Energiequellen, Wasser, Land, Zeit u.a.), die aus<br />

selbstorganisierten Prozessen des gemeinsamen bedürfnisorientierten Produzierens, Verwaltens, Pflegens und/oder Nutzens<br />

(Commoning) hervorgehen. [1][2][3] Commons werden vielfach "jenseits <strong>von</strong> Markt und Staat" verortet, womit vor allem gemeint ist,<br />

dass in Commons-Kontexten andere Handlungslogiken dominieren. [4][5]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Begriffsabgrenzung<br />

1.1 Gemeingut<br />

1.2 Allmende<br />

1.3 Gemeineigentum<br />

1.4 Share Economy<br />

2 Typologisierung und ihre Kritik<br />

3 Unterschiedliche Zugänge<br />

3.1 Commons aus historischer Perspektive<br />

3.1.1 Magna Carta und Charter of the Forest<br />

3.1.2 Einhegungen und Gegenbewegungen - gestern und heute<br />

3.2 Ökonomischer Zugang<br />

3.2.1 Gütertheorie<br />

3.2.2 Tragik der Allmende (Tragedy of the Commons)<br />

3.2.3 Institutionenökonomischer Ansatz<br />

3.2.4 Komödie der Commons und Tragik der Anti-Commons<br />

3.2.5 Experimenteller Zugang in Psychologie und Verhaltensökonomik<br />

3.3 Commons als sozialer Prozess<br />

3.3.1 Commoning als zentrale Definitionskategorie <strong>von</strong> Commons<br />

3.3.2 Selbstorganisation<br />

3.4 Care und Commons<br />

3.5 Paradigma/Weltsicht<br />

4 Gesellschaftliche Verallgemeinerung<br />

4.1 Commons Transition<br />

4.2 Commons-based Peer Production<br />

4.3 Peer-Ökonomie<br />

4.4 Ecommony<br />

4.5 Commonismus<br />

5 Beispiele<br />

6 Literatur<br />

7 Weblinks<br />

8 Einzelnachweise<br />

Begriffsabgrenzung


Die Vielschichtigkeit wie auch die unterschiedlichen Verwendungsweisen und Übersetzungen des Begriffs führen häufig zu<br />

Missverständnissen.<br />

Der Geographieprofessor James McCarthy betrachtet Commons als Schlüsselbegriff, a complex word with a wide range of active<br />

meanings, involving ideas and values, with which we attempt to understand, represent and influence the practices and relationships<br />

central to contemporary culture and society [6] Der US-amerikanische Commons-Forscher David Bromley merkte 1992 an, dass es in<br />

der Literatur über natürliche Ressourcen und Umweltpolitik schwierig sei, eine so missverstandenes Konzept wie das der Commons<br />

zu finden. [7]<br />

Ähnlich wie im Deutschen gemein bzw. Gemeinheit, hat auch das englische Commons im Verlauf der Zeit<br />

Bedeutungsverschiebungen <strong>von</strong> vernakular bzw. gemeinsam hin zu allgemein, ordinär und bösartig, hinterhältig, niederträchtig<br />

erfahren. [8] Häufige Übertragungen in den deutschen Sprachraum wie Gemeingut, Allmende oder Gemeineigentum sind weder mit<br />

dem Commons-Begriff noch untereinander deckungsgleich. Sie betonen jeweils bestimmte Aspekte, erfassen jedoch nicht das<br />

gesamte Bedeutungsspektrum <strong>von</strong> Commons. Da sie mit güterzentrierten, rechtsformzentrierten und eigentumszentrierten<br />

Vereinseitigungen verbunden sind, setzt sich die direkte Verwendung des Begrifs Commons im Deutschen immer mehr durch.<br />

Gemeingut<br />

Der aus der volkswirtschaftlichen Gütertheorie des 20. Jahrhunderts stammende Begriff Gemeingut (auch Kollektivgut) wird <strong>von</strong><br />

Eigenschaften abgeleitet, die dem Gut selbst zugeschrieben werden. [9][10][11] So werden öffentliche Güter als Güter bezeichnet, bei<br />

denen es schwer ist, Menschen vom Zugang auszuschließen. Und Allmendegüter beziehungsweise Gemeingüter als solche, bei denen<br />

es k<strong>einen</strong> Ausschluss gebe, aber Rivalität im Konsum. Demgegenüber betont zum Beispiel die Ökonomin Friederike Habermann,<br />

dass die Nutzungsweise eines Gutes - also wer, warum <strong>von</strong> der Nutzung ausgeschlossen wird, stets sozial festgelegt wird. [12] Sie ist<br />

keine genuine Eigenschaft einer Sache selbst. Ausschluss wird hier als Ergebnis aktiven Tuns verstanden. Der Begriff Gemeingut<br />

entspricht dem englischen Common Good bzw. Common Pool Ressource (CPR).<br />

Allmende<br />

Häufig werden Commons mit Allmende ins Deutsche übertragen. Historische Allmenden beziehen sich auf Rechtsformen<br />

gemeinschaftlichen Besitzes in der Land-, Forst- und Gewässerbewirtschaftung. Seit Mitte der 1990er Jahre wird der Begriff<br />

Wissensallmende metaphorisch <strong>für</strong> den Bereich der Immaterialgüter benutzt. [13] Hier kommen allerdings gänzlich andere<br />

Rechtsformen zum Tragen als bei traditionellen Allmenden.<br />

Der Begriff Commons wird heutzutage wesentlich umfassender verwendet und schließt Allmenden als eine historisch besondere<br />

(rechtliche) Form <strong>von</strong> Commons ein, ohne jedoch mit diesen identisch zu sein.<br />

Gemeineigentum<br />

Mitunter werden Commons mit Gemeineigentum, das heißt mit kollektivem Privateigentum, gleichgesetzt. Dieses zeigt sich in<br />

unterschiedlichen Formen, wie etwa Genossenschaften, Aktiengesellschaften oder Stiftungen. Tatsächlich ist Gemeineigentum häufig<br />

die eigentumsrechtliche Grundlage <strong>von</strong> Commons. Allerdings können Commons auch auf Grundlage <strong>von</strong> individuellem<br />

Privateigentum umgesetzt werden, denn entscheidend ist, wie die konkreten Nutzungsregeln gestaltet sind. So kann ein Haus de jure<br />

Privateigentum sein, aber es wurde de facto langfristig in gemeinschaftliche Nutzung und Verantwortung übergeben (wie etwa vom<br />

Mietshäuser Syndikat realisiert). Im Bereich der informationszentrierten Commons (Software, Texte etc.) gibt es Copyleft-Lizenzen,<br />

die ebenfalls auf individuellem Eigentum basieren. Diese bieten eine Möglichkeit, freie Zugänge (Open Access) bei gleichzeitig<br />

eigentumsrechtlich eindeutiger Urheberschaft zu realisieren.<br />

Share Economy


Da das Teilen und die gemeinsame Nutzung <strong>von</strong> Ressourcen in Commons eine große Rolle spielt, werden diese manchmal irrtümlich<br />

auch als Ökonomie des Teilens oder Share Economy – auch Shareconomy – bezeichnet. Der Commonsforscher Stefan Meretz weist<br />

auf den Unterschied <strong>von</strong> Teilen und Tauschen hin: Teilen ist eine positiv-reziproke, also eine die Menschen verbindende Handlung,<br />

Tauschen hingegen eine negativ-reziproke, also die Menschen trennende. [14] Die Share Economy schafft nur dadurch neue<br />

ökonomische Möglichkeiten, dass sie alte zerstört (etwa Uber auf Kosten des Taxigewerbes), was als innovative Disruption<br />

bezeichnet wird. Ziel des Teilens als Kern des Commoning ist hingegen die gemeinschaftliche Bedürfnisbefriedigung. [15]<br />

Typologisierung und ihre Kritik<br />

In zahlreichen Arbeiten und Diskussionsbeiträgen zu Commons sind Typologisierungen üblich, die sich entweder aus den<br />

Arbeitsschwerpunkten begründen, aus den unterschiedlichen Commons-Zugängen oder aus den verschiedenen Umgebungen, in<br />

denen sich Commons entfalten.<br />

So fokussiert die Forschung in der Tradition um Elinor Ostrom, der Bloomington-School und der IASC (International Association of<br />

the Commons) häufig auf so genannte natürliche Commons, während die peer-to-peer bzw. P2P-Debatte oder die Forschung um<br />

Commons basierte Peer-Produktion sich vorwiegend auf Wissens-Commons, [16] oder digitale Commons [17] bezieht. Andere<br />

geläufige Einteilungen sind etwa materielle und immaterielle Commons, um auf unterschiedliche Beschaffenheiten der zentralen<br />

Ressourcen hinzuweisen oder städtische und ländliche Commons, um die unterschiedliche Verortung im Raum hervorzuheben. [18]<br />

Mitunter ist auch <strong>von</strong> sozialen Commons die Rede [19] und in seinem Buch Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft [20] macht der USamerikanische<br />

Ökonom Jeremy Rifkin den Begrif f des kollaborativen Gemeinguts (engl. collaborative commons) stark.<br />

Diese Einteilungen werden zum Beispiel <strong>von</strong> Helfrich und Bollier kritisiert. [21] Basis ihrer Kritik ist, dass diese Klassifizierungen<br />

dem vielfältigen Charakter <strong>von</strong> Commons nicht gerecht werden. Jedes Commons beruht auf materiellen als auch immateriellen<br />

Grundlagen, ganz gleich, ob Wasser oder Daten bei einem Commons im Mittelpunkt stehen. Zudem zeichnen sich alle Commons<br />

durch Wissensproduktion und -austausch aus. [22][23]<br />

Helfrich argumentiert:<br />

jedes Commons beruht auf natürlichen Ressourcen und bedarf dieser zur Reproduktion<br />

jedes Commons ist ein Wissens-Commons<br />

jedes Commons ist sozialer Prozess.<br />

Somit ist die Rede <strong>von</strong> "sozialen Commons" im Grunde ein Pleonasmus. Für den sozialen Prozess wiederum sind Selbstorganisation<br />

und Kollaboration (lateinisch con- mit-, laborare arbeiten) prägend, was auch den Begriff des kollaborativen Gemeinguts <strong>von</strong><br />

Rifkin als redundant ersch<strong>einen</strong> lässt.<br />

Weniger problematisch sind Referenzen auf alte und neue Commons (oft auch: traditionelle und moderne Commons), da sie keine<br />

kategoriale Unterscheidung vornehmen, sondern eine zeitliche Einordnung. [24][25] Diese spielt eine erhebliche Rolle, da Commons<br />

stets kontextgebunden sind, sich also auch in Abhängigkeit <strong>von</strong> der technischen Entwicklung, insbesondere in der Nutzung der<br />

Energiequellen und dem Stand der Informations- und Kommunikationstechnologien entwickeln.<br />

Unterschiedliche Zugänge<br />

Commons aus historischer Perspektive<br />

In den Geschichtswissenschaften wird ein Fokus auf die Untersuchung der traditionellen Praktiken und Institutionen der Allmenden<br />

sowie auf deren Einhegung bzw. Privatisierung gelegt. [26][27]<br />

Magna Carta und Charter of the Forest


In seinem Buch The Magna Carta manifesto: liberties and commons for all hat der<br />

Historiker Peter Linebaugh die Geschichte der Commons in England untersucht. Die<br />

Rechte <strong>für</strong> die Nutzung <strong>von</strong> Allmenden wurden Anfang des 13. Jahrhunderts durch<br />

zwei Dokumente geschützt, die einander ergänzen: einerseits durch die Magna Carta<br />

(1215) und andererseits durch die Charter of the Forests <strong>von</strong> König Heinrich dem<br />

III. Die Magna Carta gilt heute als wichtigster Vorläufer des Verfassungsrechts. Sie<br />

formuliert und verteidigt zentrale politische Freiheits- und Bürgerrechte (z.B.<br />

Habeas Corpus). Die Charter of the Forests ist weniger bekannt. Darin wurde der<br />

Zugang zur Allmende <strong>für</strong> diejenigen als Gewohnheitsrecht bestätigt, die kein<br />

eigenes Land besaßen. Diese so genannten Commoners konnten auf Grundlage der<br />

Charter of the Forests Holz zum Bauen und Heizen aus dem Wald holen oder auf der<br />

Waldweide ihr Vieh grasen lassen. Für die Existenzsicherung durch den Zugang zu<br />

Subsistenzmitteln war die Charter of the Forests somit <strong>von</strong> großer Bedeutung. [28]<br />

Ein Original der Magna Carta <strong>von</strong><br />

1215 (London, British Library, Cotton<br />

MS. Augustus II. 106).<br />

Einhegungen und Gegenbewegungen - gestern und heute<br />

Historisch bezeichnet Einhegung die Umwandlung <strong>von</strong> Gemeineigentum und gewohnheitsrechtlich frei genutzten Gütern in<br />

exkludierendes und meist individuelles Privateigentum, vor allem durch Flurbereinigungen (Gemeinheitsteilung). In England fanden<br />

die Einhegungen ab dem 15. Jahrhundert vermehrt statt. Sie wurden <strong>von</strong> Feudalherren und dem König vorangetrieben, um die<br />

Intensivierung und Kommerzialisierung der Landwirtschaft durchzusetzen. Diese Einhegungen trafen oft auf erbitterten Widerstand<br />

der Betroffenen. Es entstanden soziale Bewegungen wie die Diggers und Levellers, die sich aktiv gegen die Einhegungen einsetzten,<br />

indem sie Zäune herunterrissen, Mauern ausgruben und das Land wieder einebneten, um es gemeinsam zu bewirtschaften. Auch in<br />

Deutschland gab es vergleichbare Einhegungen, die eine Hauptursache der Bauernkriege darstellen. [29] Karl Marx bezeichnet diesen<br />

Prozess als die sogenannte ursprüngliche Akkumulationund Karl Polanyi die Entbettung oder Kommodifizierung <strong>von</strong> der Natur,<br />

der Arbeit und des Geldes. [30][31] Durch die Einhegung und Privatisierung der Commons wurden Menschen <strong>von</strong> ihren<br />

Subsistenzmitteln getrennt und mussten somit ihre Arbeitskraft auf dem Markt verkaufen, um ihre Existenz zu sichern.<br />

Während dieser Prozess der Einhegung der Commons oft als Entstehungsgeschichte des Kapitalismus verstanden wird, wies Rosa<br />

Luxemburg in ihrem Hauptwerk Die Akkumulation des Kapitals darauf hin, dass der Kapitalismus permanent der<br />

nichtkapitalistischen Formationen … als Nährboden [bedürfe], auf dessen Kosten, durch dessen Aufsaugung (1913) sich seine<br />

Akkumulation vollzieht. Ähnlich argumentiert der Geograph David Harvey. [32] Für ihn sind Einhegungen bzw. Enteignungen ein<br />

zentraler und beständiger Aspekt der kapitalistischen Wirtschaft. Gemäß James Boyle bezieht sich eine zweite Einhegungsphase auf<br />

immaterielle Güter wie z.B. Genome, digitaler Code und Wissen. [33][34]<br />

Einige Autorinnen und Autoren betonen, dass Einhegungsprozesse als Kämpfe zu verstehen sind, in denen Privatisierungen durch<br />

Widerstand, Anti-Einhegungs- und Reclaim the Commons-Bewegungen begrenzt und rückgängig gemacht werden können. [35]<br />

Mit Karl Polanyi kann der Prozess der Einhegung und des Widerstands dagegen als doppelte Bewegung der Entbettung und<br />

Wiedereinbettung verstanden werden. [31]<br />

Ökonomischer Zugang<br />

Gütertheorie<br />

Der Begriff Commons wird in ökonomischen Theorien in der Regel mit einer bestimmten Güterkategorie verbunden. Hier werden<br />

Güter anhand der Kategorien Ausschließbarkeit und Rivalität unterschieden. <strong>Eine</strong> hohe Ausschließbarkeit wird angenommen, wenn<br />

es schwierig ist, Menschen vom Zugang zu einem Gut auszuschließen. Der Rivalitätsgrad wird als hoch angesehen, wenn die<br />

Nutzung des Gutes die Nutzbarkeit <strong>für</strong> andere einschränkt oder gar verunmöglicht. Als Commons (bzw. Allmendegut oder<br />

Gemeingut; englisch common good oder englisch common-pool resource) werden - in Abgrenzung zum Privatgut, öffentlichen Gut<br />

und Klubgut - diejenigen Güter bezeichnet, die über eine geringe Ausschließbarkeit und <strong>einen</strong> hohen Rivalitätsgrad verfügen.


Kritik an diesem Ansatz richtet sich insbesondere dagegen, dass<br />

die beiden Kategorien Ausschließbarkeit und Rivalität als in den<br />

Dingen selbst liegend angenommen werden, anstatt sie als<br />

Ergebnisse menschlichen Handelns zu verstehen. Cowen<br />

argumentiert, dass die Ausschließbarkeit u. a. da<strong>von</strong> abhängt, wie<br />

und wie viel produziert wird, wie die Verteilung organisiert ist,<br />

wie hoch die Nachfrage ist. [36] Diese Argumente treffen auch auf<br />

die Kategorie der Rivalität zu. So wird darauf verwiesen, dass der<br />

Grad der Rivalität bei unterschiedlicher Nutzung verschieden<br />

Güterarten nach Ausschließbarkeit und Rivalität<br />

Exklusionsgrad<br />

= 0<br />

Exklusionsgrad<br />

= 1<br />

Rivalitätsgrad<br />

= 0<br />

öffentliches<br />

Gut<br />

(z. B. Deich)<br />

Klubgut<br />

(z. B. Pay-TV)<br />

Rivalitätsgrad<br />

= 1<br />

Allmendegut<br />

(z. B. überfüllte<br />

Innenstadtstraße)<br />

Privates Gut<br />

(z. B. Speiseeis)<br />

hoch ausfallen kann. <strong>Eine</strong>n Apfel zu fotografieren wirkt sich auf die Nutzungsmöglichkeiten Dritter anders aus als ihn zu<br />

verspeisen. [37] Auch wird die Nutzung <strong>für</strong> andere nicht gleichermaßen eingeschränkt, wenn es genug Äpfel gibt, was durch<br />

Apfelanbau erreicht werden kann. Der traditionellen Gütertheorie wird also eine unzulässige Naturalisierung attestiert. Grund da<strong>für</strong><br />

ist, dass die soziale Form der Herstellung der Güter - ob als Ware oder als Commons - ausgeblendet wird. [38] Commons existieren<br />

nicht einfach, sondern werden gemacht. Ob etwas ein Commons wird, ist eine soziale Frage und nicht durch die Natur der Dinge<br />

festgelegt. [39]<br />

Tragik der Allmende (Tragedy of the Commons)<br />

Innerhalb des ökonomischen Zugangs ist die sogenannte Tragik der Allmende (englisch tragedy of the commons) <strong>von</strong> großer<br />

Bedeutung <strong>für</strong> das Verständnis des Commonsbegriffs. Die Denkfigur ist sehr alt, gelangte aber durch <strong>einen</strong> Artikel des<br />

Mikrobiologen und Ökologen Garrett Hardin aus dem Jahr 1968 noch einmal ins Zentrum der Debatte. Hardin geht da<strong>von</strong> aus, dass<br />

bei frei zugänglichen Gütern die Nutzerinnen und Nutzer dazu tendieren, diese zu übernutzen und somit zu zerstören. [40] Dies<br />

geschehe, weil Menschen darauf aus sind, ihre Erträge zu maximieren. Um den Gedanken zu plausibilisieren, nutzt Hardin die<br />

Metapher einer Gemeinschaftsweide, auf die alle ihre Schafe treiben können. Sie würden, so die These, immer noch ein weiteres Tier<br />

auf die Weide treiben, da der Ertrag ihnen individuell zugute käme, die Kosten aber <strong>von</strong> allen zu tragen seien. Schlussendlich würde<br />

die Wiese überweidet werden, und es stelle sich ein <strong>für</strong> alle suboptimales Er gebnis ein.<br />

Dieser viel rezipierte Ansatz <strong>von</strong> Hardin wurde <strong>von</strong> unterschiedlichen Seiten kritisiert. Hauptargument ist, dass es sich bei dem<br />

Beschriebenen nicht um Commons handelt, sondern um sogenanntes Niemandsland, also Land, das <strong>von</strong> niemandem besiedelt,<br />

gepflegt oder bewirtschaftet wird. [41] Hardin räumte 30 Jahre später ein, vom unregulierten Commons gesprochen zu haben. [42]<br />

Ostrom u. a. verwiesen darauf, dass Menschen miteinander kommunizieren und in der Lage sind, Absprachen zu treffen, um<br />

Übernutzung zu verhindern. [43]<br />

Institutionenökonomischer Ansatz<br />

Aus der Perspektive der Neuen Institutionenökonomik werden Commons vor allem als Institutionen zur kollektiven Nutzung <strong>von</strong><br />

common-pool resources (Allmende-Ressourcen) beschrieben. Sie können formell und informell sein und beinhalten Regeln und<br />

Normen, die wichtige Anreize und Rahmenbedingungen <strong>für</strong> kooperatives Handeln liefern. In stabilen und <strong>von</strong> Commoners<br />

selbstbestimmten Institutionen kann die <strong>von</strong> Hardin beschriebene Tragik abgewendet werden. Das Hauptinteresse des<br />

institutionenökonomischen Ansatzes besteht demnach in der Analyse <strong>von</strong> Institutionen des Gemeingut-Managements.<br />

Die prominenteste Vertreterin dieses Ansatzes ist die Politikwissenschaftlerin Elinor Ostrom. Mit zahlreichen Wissenschaftlern in<br />

ihrem Umfeld verglich sie Feldstudien zu gemeinschaftlichem Management in aller Welt, etwa <strong>von</strong> Bewässerungssystemen in<br />

Spanien, Nepal und Indonesien, Weideland in den Schweizer Alpen, Ackerland in Japan, Fischbeständen in Kanada oder<br />

Gemeindewäldern in Bolivien und Mexiko. Aufbauend auf dieser empirischen Forschung entwickelte sie die so genannten design<br />

principles, die eine erfolgreiche Bewirtschaftung <strong>von</strong> common pool resources ermöglichen. Da<strong>für</strong> wurde Ostrom 2009 als erste Frau<br />

in der Geschichte mit dem <strong>von</strong> der Schwedischen Reichsbank gestifteten Alfred-Nobel-Gedächtnispreis <strong>für</strong><br />

Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. In ihrem Hauptwerk Governing the Commons: The Evolution of Institutions for Collective<br />

Action <strong>von</strong> 1990 (dt.: Die Verfassung der Allmende: Jenseits <strong>von</strong> Markt und Staat) sind diese acht Designprinzipien<br />

aufgeführt. [44][45] Sie wurden einige Jahre später aktualisiert, woran sich die folgende Übertragung orientiert:


1. Grenzen: Es existieren klare und lokal akzeptierte Grenzen zwischen legitimen Nutzern und Nicht-<br />

Nutzungsberechtigten. Es existieren klare Grenzen zwischen einem spezifischen Gemeinressourcensystem und<br />

einem größeren sozio-ökologischen System.<br />

2. Kongruenz: Die Regeln <strong>für</strong> die Aneignung und Reproduktion einer Ressource entsprechen den örtlichen und den<br />

kulturellen Bedingungen. Aneignungs- und Bereitstellungsregeln sind aufeinander abgestimmt; die erteilung V der<br />

Kosten unter den Nutzern ist proportional zur Verteilung des Nutzens.<br />

3. Gemeinschaftliche Entscheidungen: Die meisten Personen, die <strong>von</strong> einem Ressourcensystem betrof fen sind,<br />

können an Entscheidungen zur Bestimmung und Änderung der Nutzungsregeln teilnehmen (auch wenn viele diese<br />

Möglichkeit nicht wahrnehmen).<br />

4. Monitoring der Nutzer und der Ressource: Es muss ausreichend Kontrolle über Ressourcen geben, um<br />

Regelverstößen vorbeugen zu können. Personen, die mit der Überwachung der Ressource und deren Aneignung<br />

betraut sind, müssen selbst Nutzer oder den Nutzern rechenschaftspflichtig sein.<br />

5. Abgestufte Sanktionen: Verhängte Sanktionen sollen in einem vernünftigen Verhältnis zum verursachten Problem<br />

stehen. Die Bestrafung <strong>von</strong> Regelverletzungen beginnt auf niedrigem Niveau und verschärft sich, wenn Nutzer eine<br />

Regel mehrfach verletzen.<br />

6. Konfliktlösungsmechanismen: Konfliktlösungsmechanismen müssen schnell, günstig und direkt sein. Es gibt lokale<br />

Räume <strong>für</strong> die Lösung <strong>von</strong> Konflikten zwischen Nutzern sowie zwischen Nutzern und Behörden [z. B. Mediation].<br />

7. Anerkennung: Es ist ein Mindestmaß staatlicher Anerkennung des Rechtes der Nutzer erforderlich, ihre eigenen<br />

Regeln zu bestimmen.<br />

8. Eingebettete Institutionen (<strong>für</strong> große Ressourcensysteme): Wenn eine Gemeinressource eng mit einem großen<br />

Ressourcensystem verbunden ist, sind Governance-Strukturen auf mehreren Ebenen miteinander „verschachtelt“<br />

(Polyzentrische Governance). [46]<br />

Komödie der Commons und Tragik der Anti-Commons<br />

Die Komödie der Commons (englisch comedy of the commons) und die Tragik der Anti-Commons (englisch tragedy of the<br />

anticommons) beschreiben jeweils nicht die Übernutzung, sondern die Unternutzung <strong>von</strong> Ressourcen als Problem. Mit der Komödie<br />

der Commons werden Fälle bezeichnet, in denen Ressourcen steigende Skalenerträge (in der Nutzung) aufweisen, wenn mehr<br />

Menschen sie nutzen. Dieses Phänomen wird in englischer Alltagssprache mit The more, the merrier bezeichnet. In solchen Fällen<br />

werden Ressourcen nicht <strong>von</strong> einer Übernutzung, sondern <strong>von</strong> zu geringer Nutzung bedroht. [47] Die Tragik der Anti-Commons<br />

entsteht, laut dem Rechtswissenschaftler Michael Heller, wenn eine Ressource auf Grund der Regulation unternutzt wird –<br />

beispielsweise wenn es zu viele Privateigentümer gibt und diese sich gegenseitig blockieren. [48][49] Beispiele hier<strong>für</strong> sind die<br />

Unternutzung <strong>von</strong> Wissen auf Grund der Patent- und Urheberrechte und die Verwaisung <strong>von</strong> Wissens- und Kulturgütern. [34]<br />

Experimenteller Zugang in Psychologie und Verhaltensökonomik<br />

Innerhalb der psychologischen und verhaltensökonomischen Commons-Forschung ist der Ansatz der experimentellen Spieltheorie<br />

<strong>von</strong> Bedeutung. [50][51] Hier werden mit Hilfe mathematischer Formalisierung die so genannte Tragik der Allmende und andere<br />

Entscheidungssituationen beschrieben. Es wird experimentell untersucht, welche Bedingungen dazu führen, dass Menschen<br />

kooperieren. So haben beispielsweise Ostrom, Gardner und Walker spieltheoretisch gezeigt, dass, wenn die Akteurinnen und Akteure<br />

miteinander kommunizieren können, die Tragik der Allmende verhindert werden kann. [43]<br />

Commons als sozialer Prozess<br />

Commoning als zentrale Definitionskategorie <strong>von</strong> Commons<br />

There is no commons without commoning – dieser dem Historiker Peter Linebaugh zugeschriebene Satz [12] fasst den auf Praktiken<br />

und Prozesse fokussierenden Commons-Zugang zusammen. Die Unterscheidung, ob etwas ein Commons ist, wird hier nicht<br />

basierend auf den qualitativen Eigenschaften einer Ressource getroffen. Das entscheidende Kriterium wird vielmehr in den Praktiken<br />

und Prozessen gesehen, mit denen sich die Beteiligten auf die Ressource beziehen. [52][53][54] Wasser kann als Ware in Flaschen<br />

abgefüllt und verkauft werden oder es kann als Commons genutzt, gepflegt und verwaltet werden. [55] Commons werden demnach<br />

durch Commoning hergestellt. Dieser Fokus auf Praktiken ermöglicht eine Betrachtungsweise, die die Kontextabhängigkeit <strong>von</strong><br />

Commons berücksichtigt. [56] Linebaugh geht <strong>einen</strong> Schritt weiter und schlägt vor, statt <strong>von</strong> Commons als Substantiv <strong>von</strong>


Commoning als Verb zu sprechen: the commons is an activity and, if anything, it expresses relationships in society that are<br />

inseparable from relations to nature. It might be better to keep the word as a verb, an activity, rather than as a noun, a<br />

substantive. [57]<br />

Selbstorganisation<br />

Selbstorganisation ist zentraler Bestandteil <strong>von</strong> Commons-Praktiken (Commoning). Sie bezeichnet in diesem Kontext die<br />

Möglichkeit und tatsächliche Praxis der beteiligten Akteure, jene Regeln und Ziele zu definieren und zu implementieren, die<br />

Commons hervorbringen bzw. erhalten. Ähnlich wie in der Systemtheorie und den Wirtschaftswissenschaften (z.B. Friedrich August<br />

<strong>von</strong> Hayek), geht es in der Selbstorganisation um die Erzeugung und Selbst(re)produktion (Autopoiesis) <strong>von</strong> sozialen Systemen bzw.<br />

Organisationen und Institutionen. Doch in starkem Kontrast zu Systemtheorie und Ökonomik findet Selbstorganisation bei Commons<br />

nicht einfach spontan statt, sondern vor allem durch das bewusste Handeln der jeweiligen Akteurinnen und Akteure.<br />

Im Gegensatz zur Partizipation geht es bei der Selbstorganisation nicht darum, sich an etwas Vorgefertigtem zu beteiligen, sondern<br />

das Handeln selbstermächtigend weitgehend autonom zu gestalten. [58] Die französischen Wissenschaftler Pierre Dardot (Philosoph)<br />

und Christian Laval (Soziologe) bezeichnen diesen Prozess als schöpferische, instituierende Praxis. [59] Damit geht Selbstorganisation<br />

auch über den in der Rechtswissenschaft vertretenen Begriff der Selbstverwaltung hinaus, da nicht vorwiegend das administrative<br />

Management <strong>von</strong> bestehenden Organisationen gemeint ist, sondern der Aufbau, die Ausgestaltung, der Erhalt und die Veränderung<br />

der Organisation selbst. Die Idee der Selbstorganisation liegt nahe an dem, was unter kollektiver Selbstverwaltungverstanden wird.<br />

Der Commonsforscher Stefan Meretz hebt hervor, dass die Selbstorganisation Bedingungen braucht, um zu gelingen. [60] Zentral<br />

seien Selbstbestimmung und empfundene Fairness. Selbstorganisation könne insbesondere dann scheitern, wenn sich fremde Logiken<br />

in das Commoning einschleichen. Werden etwa Resultate oder Ressourcen abstrakt gleich verteilt, ohne die unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse zu berücksichtigen, dann kehre sich formale Gerechtigkeit in empfundene Unfairness um: Sobald Fairness nicht<br />

beachtet wird, besteht die Gefahr, dass sich individuelle Strategien der Nutzenmaximierung durchsetzen. Dann bricht das<br />

Marktdenken in die Commons ein. [60]<br />

Care und Commons<br />

Zwar gibt es eine große Nähe zwischen Commons- und einigen Care-Ansätzen, aber der Zusammenhang wurde noch nicht<br />

systematisch herausgearbeitet. Der Diskurs um Sorgetätigkeiten oder Care wurde <strong>von</strong> feministischen Strömungen eingebracht. Damit<br />

werden insbesondere ökonomische Commons-Zugänge herausgefordert, da es bei Sorgetätigkeiten keine Ressource im Sinne eines<br />

bearbeitbaren Objekts gibt, sondern Sorgebeziehungen immer intersubjektiv sind. [61] Gleichzeitig sind Reproduktionstätigkeiten<br />

Grundlage jeder Gesellschaft.<br />

Im Kapitalismus ist das Verhältnis der Ökonomie zu Care und Commons einseitig extraktiv. [62] Care-Tätigkeiten sind strukturell<br />

un- oder unterbezahlt, und Commons dienen häufig als Grundlage ökonomischer Verwertung. Care und Commons als<br />

nichtkapitalistische Formationen, wie sie <strong>von</strong> Rosa Luxemburg beschrieben wurden, werden auf diese Weise zum gesellschaftlichen<br />

Nährboden <strong>für</strong> privatisierten Profit. [12] Dies schließt an die Subsistenztheorie <strong>von</strong> Maria Mies, Veronika Bennholdt-Thomsen und<br />

Claudia <strong>von</strong> Werlhof an, die Subsistenz umfassend als Herstellung des Lebensnotwendigen fassen und die Ausweitung des<br />

Subsistenzbereichs als wichtigen gesellschaftlichen Transformationspfad verstehen. [63] Damit wird eine Sphärenspaltung in eine<br />

männlich strukturierte Produktion und eine weiblich zugeschriebene Reproduktion überschritten. [64] Die Theologin Ina Praetorius<br />

weist darauf hin, dass das Bedürfnis tätig zu werden nicht nur die Freude am individuellen Tun, sondern auch die selbstverständliche<br />

Übernahme <strong>von</strong> notwendigen Tätigkeiten einschließt: "Es ist selbstverständlich, dass Menschen als bezogen-freie Wesen mehr<br />

mehren wollen als ihren persönlichen Vorteil". [65]<br />

Paradigma/Weltsicht<br />

Im internationalen Sammelband Commons. Muster gemeinsamen Handelns argumentieren Helfrich und Bollier, dass mit Commons<br />

auf Formen des Wissens, Handelns und Seins verwiesen werde, die zu Kategorien der Weltbeschreibung führen […], die den<br />

Bedeutungsrahmen über das in einer marktfähigen Demokratie Denkbare hinaus verschiebt. [21] Nach Thomas Kuhn gehört ein


Kategorienwechsel zu den Merkmalen eines Paradigmenwechsels. [66]<br />

Erkenntnis im... dominierenden Paradigma sich durchsetzenden Paradigma<br />

Ontologie Substanzontologie Prozessontologie<br />

Fokus liegt auf<br />

Sachen, Objekten, Dingen, zu denen wir in Beziehung<br />

treten können<br />

sein<br />

Beziehungen, Verbindungen<br />

werden<br />

Kategorien der Trennung der Verbindung<br />

Ergebnis<br />

abgeleitet <strong>von</strong><br />

Methoden<br />

den Eigenschaften der Sachen, Objekte, Dinge<br />

messen, zählen, bewerten etc.<br />

den Eigenschaften und Kontexten<br />

sichtbar machen, Sinn/Bedeutung<br />

geben, fühlen<br />

Methodologie Axiome, Modelle Muster<br />

Erkennen <strong>von</strong> Kausalitäten Potenzialen<br />

Erkenntnisziel<br />

Vorhersagbarkeit, Gewissheit<br />

vertiefte Beziehungen, mehr<br />

Lebendigkeit<br />

Auch der Philosoph Andreas Weber sieht in Commons den Ausdruck eines Paradigmas, das unser politisches System heraus<br />

(fordert), welches um das Duopol Markt/Staat kreist. [67] In diesem Paradigma werden trennende (polare) Kategorien durch<br />

verbindende Kategorien abgelöst. Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist der Wechsel <strong>von</strong> Produktion/Reproduktion zu Care. So entfalte sich eine<br />

relationale Weltsicht, in der auch Affekte wichtig sind. [68] Commoning sei somit letztlich Ausdruck des Mitlebens, Mitfühlens,<br />

Liebens. Darauf weisen insbesondere Anthropologinnen und Anthropologen hin. Neera Singh beschreibt dies am Beispiel des<br />

Umgangs mit Gemeinschaftswäldern in indischen Dörfern One village leader simply described the collective action to protect<br />

forests as Samaste samaste ko bandhi ke achanti, that is, each and every one holds the other together. I think he was also<br />

referring to the affective capacities of all bodies, human and nonhuman, to come together and get entangled in relations of affect and<br />

accountability. [69] Ähnlich Michael Hardt und Antonio Negri: die Dynamik der vielfältigen Singularitäten im Gemeinsamen [hat]<br />

nichts zu tun […] mit der überkommenen Dialektik zwischen den Vielen und dem <strong>Eine</strong>n. Während das <strong>Eine</strong> den Vielen als Gegensatz<br />

entgegensteht, ist das Gemeinsame mit den Vielheiten vereinbar, ja setzt sich sogar aus ihnen zusammen. [70]<br />

Gesellschaftliche Verallgemeinerung<br />

Theorie und Praxis der Commons haben zahlreiche Autorinnen und Autoren inspiriert, über die Möglichkeiten der gesellschaftlichen<br />

Verallgemeinerung des Commons-Ansatzes nachzudenken. Diese Ansätze gehen da<strong>von</strong> aus, dass Commons durch die<br />

Krisenhaftigkeit des Kapitalismus an Bedeutung gewinnen und diesen ergänzen oder ersetzen können.<br />

Commons Transition<br />

Michel Bauwens und die P2P-Foundation haben Ideen und politische Vorschläge entwickelt, um den Übergang zu einer sozialen<br />

Wissensgesellschaft zu befördern. Grundlage sind geteiltes, frei zugängliches Wissen, Open-Source-Hardware, die Förderung der<br />

sozialen und solidarischen Ökonomie, miteinander vernetzter, demokratisierter Genossenschaften sowie das Konzept des<br />

Partnerstaats. Die Vorschläge sind darauf ausgerichtet, im politischen Raum Konzept und Praktiken der Commons zu verbreiten. Ein<br />

Beispiel <strong>für</strong> die Umsetzung ist das FLOK (Free/Libre Open Knowledge) Projekt in Ecuador . [71]<br />

Commons-based Peer Production<br />

→ Hauptartikel: Commons-based Peer Production<br />

Der Jura-Professor Yochai Benkler entwickelt in seinem zentralen Werk The Wealth of Networks die These der Commons-based Peer<br />

Production als dritter Form neben Markt und Zentralplanung. [17] Er postuliert, dass eine auf freiem Wissen und freien Informationen<br />

basierende Produktion ökonomisch effizienter sein könne als eine, in der Innovationen durch individuelle Eigentumsrechte wie


Patente und Urheberrecht eingehegt werden. Während Benkler die neue Produktionsweise nur <strong>für</strong> kopierbare digitale<br />

Informationsgüter betrachtet, dehnt Stefan Meretz das Konzept auf materielle Güter aus und argumentiert, dass die industrielle<br />

Massenproduktion eine ressourceneffiziente Kopiermaschine stofflicher Produkte sei, in denen der informationelle den stofflichen<br />

Aufwand bereits bei weitem überwiege. [72] Ähnlich argumentiert der Informatiker Christian Siefkes. Er verweist auf die zunehmende<br />

Zahl dezentral nutzbarer Produktionsmittel (etwa freie 3D-Drucker wie RepRap) und das Entstehen communitybasierter technischer<br />

Infrastrukturen. [73]<br />

In der Nachfolge des Oekonux-Projekts gründete sich 2009 das wissenschaftliche Peer-Review-Journal Journal of Peer Production,<br />

in dem aktuelle Entwicklungen reflektiert werden. [74] Im Kontext der Commons-Debatte wies Silke Helfrich darauf hin, dass Peer-<br />

Produktion nicht nur auf Commons basiert, sondern diese auch schafft, und schlug daher den Terminus Commons Creating Peer<br />

Production vor. [15]<br />

Peer-Ökonomie<br />

Der Informatiker Christian Siefkes schlug vor, die commonsbasierte Peer-Produktion konzeptuell auf die ganze Gesellschaft<br />

auszudehnen und entwickelte ein Modell <strong>für</strong> eine Peer-Ökonomie. [75] Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass Menschen bei der<br />

Herstellung ihrer Lebensbedingungen Aufwand verausgaben. Während der Kapitalismus den Markt als "Indirektion" verwendet, um<br />

die produzierten Güter zu verteilen – ohne dass vorher klar wäre, ob sie gebraucht und verkauft werden können – verteilt die Peer-<br />

Produktion nicht die Güter, sondern den Aufwand zu ihrer Herstellung. Dabei wird nur das her gestellt, was auch gebraucht wird – das<br />

Verhältnis zwischen Bedürfnissen und Produkten ist somit "direkt". Per Auktion werden Aufwands-Angebote und -Nachfragen, die<br />

hinter den Gütern stehen, gewichtet und in ein Verhältnis gesetzt. So können unbeliebte Aufgaben eine hohe Gewichtung erreichen<br />

und einem zeitlich höheren Aufwand <strong>von</strong> beliebten Tätigkeiten entsprechen. Güter werden über Pools verteilt, "bezahlt" wird mit<br />

geleisteten Aufwänden.<br />

Das Konzept der Peer-Ökonomie wurde u. a. wegen des Festhaltens am Tauschprinzip kritisiert, [76] gleichzeitig als mögliches<br />

Übergangskonzept in eine Gesellschaft ohne Tausch gelobt. [77] Siefkes selbst nahm später Abstand vom Tauschprinzip und setzte<br />

vollständig auf das Prinzip des Beitragens. [78][79]<br />

Ecommony<br />

Für die Ökonomin und Historikerin Friederike Habermann kann auf Grundlage der Commons das gesamte Leben und Wirtschaften<br />

anders gedacht werden. [12] Sie spricht daher in einem Wortspiel mit Economy <strong>von</strong> Ecommony. Habermann sieht zwei zentrale<br />

Prinzipien: (1) Besitz statt Eigentum: Bei Commons zählt, wer etwas tatsächlich braucht und gebraucht, und nicht das Recht zum<br />

Ausschluss anderer oder zum Verkauf und (2) Beitragen statt Tauschen: tätig werden aus innerer Motivation – bei gesichertem<br />

Ressourcenzugang. Dies drücke aus, was Karl Marx mit dem Satz Jeder nach s<strong>einen</strong> Fähigkeiten, jedem nach s<strong>einen</strong> Bedürfnissen<br />

beschrieb. [80]<br />

Commonismus<br />

Die Diskussion um den Commonismus zielt einerseits auf die Entwicklung <strong>von</strong> Commons und Commons-Prinzipien in allen<br />

Lebensbereichen ab, andererseits werden Commons hier als Grundform einer anderen Gesellschaftsordnung verstanden. In den<br />

Kultur- und Sozialwissenschaften wird der Begrif vor allem auf eine commons-basierte politische Kultur bezogen.<br />

Beispiele<br />

Folgenden Beispiele zeigen – im Einzelnen in durchaus unterschiedlicher Ausprägung – andere Handlungslogiken ("jenseits <strong>von</strong><br />

Markt und Staat") im Sinne der Commons-Definition:<br />

Allmende-Kontor<br />

Artabana<br />

Bremer SolidarStrom


Commons Josaphat<br />

FabLab<br />

Faircropping<br />

Federated Wiki<br />

Freie Inhalte<br />

Freie Lastenräder<br />

Freie Software<br />

Freies Radio<br />

Freifunk<br />

Heidelberger Solidarstrom<br />

Klimaschutz+<br />

Lebensgarten Steyerberg<br />

Linux User Group<br />

Mietshäuser Syndikat<br />

Mundraub<br />

Ökostrom+<br />

OpenCourseWare<br />

OpenSimulator<br />

Open Source Ecology<br />

Open-Source-Hardware<br />

Open Source Saatgut<br />

Open Spim<br />

RepRap<br />

Solidarische Landwirtschaft<br />

Umsonstladen<br />

Waal<br />

<strong>Wikipedia</strong><br />

Literatur<br />

M. de Angelis: Omnia Sunt Communia. On the Commons and the Transformation to Postcapitalism.London 2017,<br />

ISBN 978-1-78360-062-5.<br />

Y. Benkler: The wealth of networks. How social production transforms markets and freedom.New Haven/ London<br />

2006, ISBN 0-300-12577-1.<br />

V. Bennholdt-Thomsen: Geld oder Leben. Was uns wirklich reich macht. München 2010, ISBN 978-3-86581-195-0.<br />

S. Bödeker, O. Moldenhauer, B. Rubbel: Wissensallmende. Gegen die Privatisierung des Wissens der Welt durch<br />

"geistige Eigentumsrechte".Hamburg 2005, ISBN 3-89965-118-9.<br />

J. Boyle: The public domain. Enclosing the commons of the mind.New Haven Conn. u. a. 2008, ISBN 978-0-300-<br />

13740-8.<br />

P. Dardot, C. Laval: Commun. Essai sur la révolution au XXIe siècle.Paris 2014, ISBN 978-2-7071-6938-9.<br />

A. Exner, B. Kratzwald: Solidarische Ökonomie & Commons.Wien 2012, ISBN 978-3-85476-607-0.<br />

F. Habermann: Ecommony. UmCARE zum Miteinander. Sulzbach am Taunus 2016, ISBN 978-3-89741-386-3.<br />

S. Helfrich, Heinrich Böll Stiftung (Hrsg.): Wem gehört die Welt? Zur Wiederentdeckung der Gemeingüter. München<br />

2009, ISBN 978-3-86581-133-2.<br />

S. Helfrich, Heinrich Böll Stiftung (Hrsg.): Commons. Für eine neue Politik jenseits <strong>von</strong> Markt und Staat.Bielefeld<br />

2012, ISBN 978-3-8376-2036-8.<br />

S. Helfrich, D. Bollier (Hrsg.): Die Welt der Commons. Muster gemeinsamen Handelns. Bielefeld 2015, ISBN 978-3-<br />

8376-3245-3.<br />

L. Hyde: Die Gabe. Wie Kreativität die Welt bereichert. Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-10-031840-4.<br />

L. Lessig: Freie Kultur. Wesen und Zukunft der Kreativität.München 2006, ISBN 3-937514-15-5.<br />

Neustart Schweiz: Nach Hause kommen. Nachbarschaften als Commons.Baden/CH 2016, ISBN 978-3-03881-000-<br />

1.<br />

E. Ostrom: Governing the Commons: The Evolution of Institutions for Collective Action.Cambridge 1990, ISBN 0-<br />

521-40599-8.<br />

S. Preissing: Beitragen und äquivalentes Tauschen. Alternatives Wirtschaften. Sulzbach/Taunus 2016, ISBN 978-3-<br />

8260-5930-8.


J. Rebanks: Mein Leben als Schäfer. München 2016, ISBN 978-3-570-10291-6.<br />

G. Ruivenkamp, A. Hilton (Eds.): Perspectives on Commoning. Autonomist Principles and Practices.London 2017,<br />

ISBN 978-1-78699-178-2.<br />

C. Siefkes: Beitragen statt tauschen. Materielle Produktion nach dem Modell freier Software.Neu-Ulm 2008, ISBN<br />

978-3-930830-99-2.<br />

Weblinks<br />

CommonsBlog – Fundsachen <strong>von</strong> der Allmendewiese<br />

Commons & Co<br />

Commons-Institut<br />

Commons Strategies Group<br />

Commons Transition<br />

Hauptsache Commons<br />

IASC (International Association for the Study of the Commons)<br />

keimform.de – Auf der Suche nach dem Neuen im Alten<br />

MCC (Mercator Institute on Global Commons and Climate Change)<br />

P2P Foundation<br />

Einzelnachweise<br />

1. B. Acksel, J. Euler, L. Gauditz, S. Helfrich, B.Kratzwald, S. Meretz, F. Stein, S. Tuschen: Commoning: Zur Konstruktion<br />

einer konvivialen Gesellschaft.In: F. Adloff, V. M. Heinz (Hrsg.): Konvivialismus. <strong>Eine</strong> Debatte.Bielefeld<br />

2015, S. 133–145.<br />

2. M. de Angelis: The beginning of history. Value struggles and global capital.London 2007.<br />

3. F. Matteoni: Die Commons sind realisierbar. Ugo Mattei im Gespräch über Theorie und Praxis der »Commons«.In:<br />

Jungle World. Nr. 51, 2013.<br />

4. E. Ostrom: Beyond Markets and States. Polycentric Governance of Complex Economic Systems. In: American<br />

Economic Review. 100 (3), 2010, S. 641–672.<br />

5. S. Helfrich, Heinrich Böll Stiftung (Hrsg.): Commons. Für eine neue Politik jenseits <strong>von</strong> Markt und Staat.Bielefeld<br />

2012.<br />

6. J. McCarthy: Commons. In: N. Castree, D. Demeritt (Hrsg.): A companion to environmental geography. Malden,<br />

Massachusetts 2009, S. 498–514.<br />

7. D. W. Bromley: The commons, common property, and environmental policy. In: Environmental and Resource<br />

Economics. 2 (1), 1992, S. 1–17.<br />

8. I. Illich: Vom Recht auf Gemeinheit.Reinbek bei Hamburg 1982.<br />

9. P. A. Samuelson: The Pure Theory of Public Expenditure.In: The Review of Economics and Statistics.36 (4), 1954,<br />

S. 387–389.<br />

10. J. M. Buchanan: An Economic Theory of Clubs.In: Economica. 32 (125), 1965, S. 1.<br />

11. Elinor Ostrom, Vincent Ostrom: Public Goods and Public Choices.In: E. S. Savas (Hrsg.): Alternatives for delivering<br />

public services. Toward improved performance. Boulder, Colorado 1977.<br />

12. F. Habermann: Ecommony. UmCARE zum Miteinander. Sulzbach am Taunus 2016.<br />

13. Netzwerk freies Wissen: Wissensallmende Report 2009 Wem gehört die Welt. 2009.<br />

14. S. Meretz: Grundrisse einer freien Gesellschaft.In: T. Konicz, F. Rötzer (Hrsg.): Aufbruch ins Ungewisse (Telepolis).<br />

Auf der Suche nach Alternativen zur kapitalistischen Dauerkrise.2014.<br />

15. S. Helfrich: Commons fallen nicht vom Himmel.In: OYA. (20), 2013, S. 14–17.<br />

16. S. Bödeker, O. Moldenhauer, B. Rubbel: Wissensallmende. Gegen die Privatisierung des Wissens der Welt durch<br />

"geistige Eigentumsrechte".Hamburg 2005.<br />

17. Y. Benkler: The wealth of networks. How social production transforms markets and freedom.New Haven/ London<br />

2006.<br />

18. N. Grüne, J. Hübner, G. Siegl (Hrsg.): Ländliche Gemeingüter. Kollektive Ressourcennutzung in der europäischen<br />

Agrarwirtschaft. 2016.<br />

19. F. Mestrum: The Social Commons: Rethinking Social Justice in Post-Neoliberal Societies. 2016.<br />

20. J. Rifkin: Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft. Das Internet der Dinge, Kollaboratives gemeingut und der Rückzug des<br />

Kapitalismus. Frankfurt am Main 2014.<br />

21. S. Helfrich, D. Bollier (Hrsg.): Die Welt der Commons. Muster gemeinsamen Handelns. Bielefeld 2015.<br />

22. S. Helfrich: Towards a Commons Creating Peer Economy. (https://commonsblog.wordpress.com/2013/05/30/towards<br />

-a-commons-creating-peer-economy/)30. Mai 2013, Zugrif am 16.05.2017.


-a-commons-creating-peer-economy/)30. Mai 2013, Zugrif am 16.05.2017.<br />

23. S. Helfrich: Die Welt der Commons. In einer Welt des Terrors? (https://commonsblog.wordpress.com/2015/12/02/diewelt-der-commons-in-einer-welt-des-terrors/)2.<br />

Dezember 2015, Zugrif am 16.05.2017.<br />

24. C. Hess: Is There Anything New Under the Sun?: A Discussion and Survey of Studies on New Commons and the<br />

Internet. 2000, S. 5. (PDF; 89 KB (https://dlc.dlib.indiana.edu/dlc/bitstream/handle/10535/384/iascp2000.pdf) )<br />

25. R. Rilling: Virale Eigentumsmuster. Über einige Anfechtungen der Hegemonie des Privateigentums. In: I. Lohmann,<br />

R. Rilling (Hrsg.): Die verkaufte Bildung. Kritik und Kontroversen zur Kommerzialisierung <strong>von</strong> Schule, Weiterbildung,<br />

Erziehung und Wissenschaft. Opladen 2002, S. 303–313.<br />

26. J. M. Neeson: Commoners. Common right, enclosure and social change in England, 17001820.Cambridge/ New<br />

York 1996.<br />

27. T. de Moor: The Silent Revolution. A New Perspective on the Emergence of Commons, Guilds, and Other Forms of<br />

Corporate Collective Action in Western Europe. In: International Review of Social History. 53 (S16), 2008, S. 179.<br />

28. P. Linebaugh: The Magna Carta manifesto. The struggle to reclaim liberties and commons for all. Berkeley Calif./<br />

London 2008.<br />

29. H. Zückert: Allmende und Allmendaufhebung. Vergleichende Studien zum Spätmittelalter bis zu den Agrarreformen<br />

des 18./19. Jahrhunderts.In: Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte.Band 47, Stuttgart 2003.<br />

30. K. Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie.Erster Band. Vierte Auflage hg. <strong>von</strong> F. Engels. 1890.<br />

31. K. Polanyi: The Great Transformation: Economic and Political Origins of Our Time. Boston 1944.<br />

32. D. Harvey: The 'New' Imperialism: Accumulation by Dispossession.In: Socialist Register. 40, 2004, S. 63–87.<br />

33. J. Boyle: The Second Enclosure Movement and the Construction of the Public Domain. In: Law and Contemporary<br />

Problems. 66 (1), 2003, S. 33–74.<br />

34. J. Boyle: The public domain. Enclosing the commons of the mind.New Haven Conn. u. a. 2008.<br />

35. S. B. Federici, M. Birkner, M. Henninger (Hrsg.): Caliban und die Hexe. Frauen, der Körper und die ursprüngliche<br />

Akkumulation. Wien 2012.<br />

36. T. Cowen: Public Goods Definitions and their Institutional Context. A Critique of Public Goods Theory . In: Review of<br />

Social Economy. 43 (1), 2006, S. 53–63.<br />

37. J. Euler: Defining the Commons: The social practice of commoning as core determinant. 2015. (PDF; 206 KB (http<br />

s://dlc.dlib.indiana.edu/dlc/bitstream/handle/10535/9950/F134_Euler .pdf)).<br />

38. S. Meretz: Was sind Commons? Commons in einer Gütersystematik. In: Contraste. 26, 2009, S. 9.<br />

39. S. Helfrich, Heinrich Böll Stiftung (Hrsg.): Commons. Für eine neue Politik jenseits <strong>von</strong> Markt und Staat.Bielefeld<br />

2012, S. 85.<br />

40. G. Hardin: The tragedy of the commons.(https://www.sciencemag.org/site/feature/misc/webfeat/sotp/pdfs/162-3859-<br />

1243.pdf) In: Science. (New York, N.Y.) 162 (3859), 13.12.1968, S.1243–1248.<br />

41. S. V. Ciriacy-Wantrup, R. C. Bishop: Common Property as a Concept in Natural Resources Policy . In: Natural<br />

Research Journal. 15, 1975, S. 713–727.<br />

42. G. Hardin: Extensions of "The Tragedy of the Commons". In: Science. Mai 1998, S. 682–683.<br />

43. E. Ostrom, R. Gardner, J. M. Walker: Rules, games, and common-pool resources.Ann Arbor, Michigan 2006.<br />

44. E. Ostrom: Governing the Commons: The Evolution of Institutions for Collective Action.Cambridge 1990.<br />

45. E. Ostrom: Beyond Markets and States: Polycentric Governance of Complex Economic Systems. Nobelpreisrede.<br />

Stockholm 2009. (PDF; 2,6 MB (http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/economic-sciences/laureates/2009/ostrom_l<br />

ecture.pdf)).<br />

46. S. Helfrich: Muster gemeinsamen Handelns. Acht Orientierungspunkte <strong>für</strong> das Commoning. In: S. Helfrich, D. Bollier<br />

(Hrsg.): Die Welt der Commons. Muster gemeinsamen Handelns. Bielefeld 2015, S. 55–56.<br />

47. C. M. Rose: The Comedy of the Commons: Commerce, Custom, and Inherently Public Property . In: The University<br />

of Chicago Law Review. 53 (3), 1986, S. 711–781.<br />

48. M. Heller: The Tragedy of the Anticommons.In: Harvard Law Review. 111 (3), 1998.<br />

49. M. Heller: Die Tragig der Anti-Allmende.In: S. Helfrich, Heinrich Böll Stiftung (Hrsg.): Commons. Für eine neue<br />

Politik jenseits <strong>von</strong> Markt und Staat.Bielefeld 2012, S. 91–98.<br />

50. S. Kopelman, J. M. Weber, D. M. Messick: Factors influencing cooperation in commons dilemmas: A review of<br />

experimental psychological research.In: E. Ostrom, T. Dietz, N. Dolsak, P. C. Stern, S. Stonich, E. U. Weber (Hrsg.):<br />

The drama of the commons.Washington DC 2003, S. 113–156.<br />

51. A. Ernst: Ökologisch-soziale Dilemmata.In: E. D. Lantermann, V. Linneweber (Hrsg.): Enzyklopädie der<br />

Psychologie. Göttingen 2008.<br />

52. M. de Angelis: The beginning of history. Value struggles and global capital.London 2007, S. 243.<br />

53. S. Helfrich: Gemeingüter sind nicht, sie werden gemacht.In: S. Helfrich, Heinrich Böll Stiftung (Hrsg.): Commons.<br />

Für eine neue Politik jenseits <strong>von</strong> Markt und Staat.Bielefeld 2012, S. 90.<br />

54. F. Matteoni: Die Commons sind realisierbar. Ugo Mattei im Gespräch über Theorie und Praxis der »Commons«.In:<br />

Jungle World. (51), 19.12.2013.<br />

55. J. Euler: Commons-creating Society. On the Radical German Commons Discourse.In: Review of Radical Political<br />

Economics. 48 (1), 2016, S. 96.


56. J. Niewöhner, E. Sörensen, S. Beck: Einleitung. Science and Technology Studies - Wissenschafts- und<br />

Technikforschung aus sozial und kulturanthropologischer Perspektive.In: E. Sörensen, S. Beck, J. Niewöhner<br />

(Hrsg.): Science and Technology Studies. Bielefeld 2012, S. 32.<br />

57. P. Linebaugh: The Magna Carta manifesto. The struggle to reclaim liberties and commons for all. Berkeley Calif./<br />

London 2008, S. 279.<br />

58. J. Euler, S. Helfrich: Vom "mit" und "<strong>für</strong>" zum "durch": Zum Verhältnis vom Forschen und Beforschtwerden sowie zur<br />

Erforschung <strong>von</strong> Commons.In: B. Aulenbacher, M. Burawoy, K. Dörre, J. Sittel (Hrsg.): Öffentliche Soziologie:<br />

Wissenschaft im Dialog mit der Gesellschaft.Frankfurt am Main 2017, S. 146–165.<br />

59. P. Dardot, C. Laval: Commun. Essai sur la révolution au XXIe siècle.Paris 2014, S. 429–451.<br />

60. S. Meretz: Ubuntu-Philosophie. Die strukturelle Gemeinschaftlichkeit der Commons. In: S. Helfrich, Heinrich Böll<br />

Stiftung (Hrsg.): Commons. Für eine neue Politik jenseits <strong>von</strong> Markt und Staat.Bielefeld 2012, S. 58–65.<br />

61. B. Kratzwald: Das Ganze des Lebens. Selbstorganisation zwischen Lust und Notwendigkeit.Sulzbach/Taunus 2014.<br />

62. C. Wichterich: Bausteine <strong>von</strong> Zukunft und der Charme des Selbermachens. Wider den care- und ressourcenextraktivistischen<br />

Kapitalismus.In: A. Tauss (Hrsg.): Sozial-ökologische Transformationen. Das Ende des<br />

Kapitalismus denken. 2016, S. 183–204.<br />

63. V. Bennholdt-Thomsen: Geld oder Leben. Was uns wirklich reich macht. München 2010.<br />

64. R. Scholz: Das Geschlecht des Kapitalismus. Feministische Theorien und die postmoderne Metamorphose des<br />

Patriarchats. Bad Honnef 2000.<br />

65. I. Praetorius (Hrsg.): Wirtschaft ist Care oder: die Wiederentdeckung des Selbstverständlichen.Ein Essay. Berlin<br />

2015, S. 56.<br />

66. S. Helfrich (2016) Keynote, 4. IASC-Regionalkonferenz Europa Commons in a "Glocal" World. Global Connections<br />

and Local Responses 10.-13. Mai 2016, Universität Bern/Schweiz(http://www.iasc-commons.org/sites/default/files/P<br />

rogram%20booklet.pdf)<br />

67. A. Weber: Wirklichkeit als Allmende. <strong>Eine</strong> Poetik der Teilhabe <strong>für</strong> das Anthropozän.In: S. Helfrich, D. Bollier (Hrsg.):<br />

Die Welt der Commons. Muster gemeinsamen Handelns. Bielefeld 2015, S. 368.<br />

68. C. Collomb: Ontologie relationnelle et pensée du commun.In: Multitudes. 45 (2), 2011, S. 59.<br />

69. N. M. Singh: The affective labor of growing forests and the becoming of environmental subjects: Rethinking<br />

environmentality in Odisha, India.In: Geoforum. Vol. 47, 2013, S. 189–198.<br />

70. M. Hardt, A. Negri: Common Wealth. Das Ende des Eigentums.Frankfurt am Main 2010, S. 196.<br />

71. X. E. Barandiaran, D. Vila-Viñas: The FLOK doctrine. (http://peerproduction.net/issues/issue-7-policies-for-the-comm<br />

ons/the-flok-doctrine/) In: Journal of Peer Production.Issue 7, 2015.<br />

72. S. Meretz: Commons-basierte Peer-Produktion. In: spw Zeitschrift <strong>für</strong> sozialistische Politik und Wirtschaft. (158),<br />

2011, S. 27–31.<br />

73. C. Siefkes: Peer-Produktion der unerwartete Aufstieg einer commonsbasierten Produktionsweise.In: S. Helfrich,<br />

Heinrich Böll Stiftung (Hrsg.): Commons. Für eine neue Politik jenseits <strong>von</strong> Markt und Staat.Bielefeld 2012, S. 348–<br />

353.<br />

74. J. Söderberg, Maxigas: Book of Peer Production.Göteborg 2014.<br />

75. C. Siefkes: Beitragen statt tauschen. Materielle Produktion nach dem Modell Freier Software.Neu-Ulm 2008.<br />

76. S. Merten: Peerconomy A Critical Review. (http://en.wiki.oekonux.org/Oekonux/DrawingBoard/PeerconomyRevie<br />

w) 2008.<br />

77. S. Meretz: Peer-Ökonomie. Ein Übergangskonzept.(http://www.streifzuege.org/2007/peer-oekonomie) In:<br />

Streifzüge. 41, Wien 2007.<br />

78. C. Siefkes: Produzieren ohne Geld und Zwang.In: R. Zelik, A. Tauss (Hrsg.): Andere mögliche Welten? Hamburg<br />

2012.<br />

79. C. Siefkes: Freie Quellen oder wie die Produktion zur Nebensache wurde.In: jour fixe initiative berlin (Hrsg.):"Etwas<br />

fehlt" Utopie, Kritik und Glücksversprechen.Münster 2013, S. 255–272.<br />

80. F. Habermann: Commonsbasierte Zukunft. Wie ein altes Konzept eine bessere Zukunft ermöglicht.In: Aus Politik<br />

und Zeitgeschichte. 2015, S. 35–37.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Commons&oldid=171761715 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 7. Dezember 2017 um 21:22 Uhr bearbeitet.<br />

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Copyleft<br />

Das Copyleft ist eine Klausel in urheberrechtlichen Nutzungslizenzen, die dem Lizenznehmer die Pflicht<br />

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ursprünglichen Werks zu stellen, obwohl der Bearbeiter eigentlich das Recht hätte, irgendeine andere<br />

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des Werks mit Nutzungseinschränkungen weitergegeben werden, die das Original nicht hat. Das Copyleft<br />

setzt voraus, dass Vervielfältigungen und Bearbeitungen in irgendeiner Weise erlaubt sind. Für sich<br />

gesehen macht es jedoch keine darüberhinausgehenden Aussagen über Art und Umfang der eigentlichen<br />

Lizenz und kann daher in inhaltlich sehr unterschiedlichen Lizenzen eingesetzt werden.<br />

Copyleft kam ursprünglich bei Lizenzen <strong>für</strong> freie Software auf. Dort erzwingt es, dass Fortentwicklungen<br />

eines freien Ur-Programms wiederum frei sind und frei bleiben. Man spricht beim Copyleft deswegen <strong>von</strong><br />

einem viralen Effekt. Es verhindert so, dass Lizenznehmer das Programm durch proprietäre<br />

Erweiterungen in die proprietäre Domäne überführen. Die bekannteste Copyleft-Lizenz ist die GNU<br />

General Public License (GPL). Später fand das gleiche Prinzip auch bei Lizenzen <strong>für</strong> freie Inhalte<br />

Anwendung. Copyleft ist kein notwendiger Bestandteil einer Lizenz <strong>für</strong> freie Software. So hat etwa die<br />

BSD-Lizenz kein Copyleft, dennoch sind darunter freigegebene Programme freie Software.<br />

Das Copyleft-<br />

Logo. Es ist ein<br />

an der Vertikalen<br />

gespiegeltes<br />

Copyrightzeichen<br />

(©), eines also,<br />

das nach links<br />

statt nach rechts<br />

geöffnet ist.<br />

Da der Lizenzgeber selbst nicht an sein eigenes Copyleft gebunden ist, kann er neue Versionen auch unter proprietärer Lizenz<br />

veröffentlichen oder Dritten dies erlauben (Mehrfachlizenzierung), sofern der Lizenzgeber alleiniger Inhaber der ausschließlichen<br />

Nutzungsrechte ist oder, wenn dies nicht der Fall ist, alle anderen Rechteinhaber zugestimmt haben .<br />

Copyleft ist ein Wortspiel, das <strong>einen</strong> Gegensatz zum englischen Begriff Copyright (deutsch: Urheberrecht, wörtlich: „Kopierrecht“)<br />

durch Ersetzen <strong>von</strong> „rechts“ (engl. right) durch das Gegenteil „links“ (engl. left) konstruiert, wobei left gleichzeitig eine<br />

grammatische Form <strong>von</strong> „(über)lassen“ ist. Analog zur Vertauschung der beiden Begriffe wird auch die (urheberrechtliche) Situation<br />

umgekehrt: Es bleibt das Recht zum Kopieren eines Werks sogar nach dessen Bearbeitung erhalten, während es durch das Copyright<br />

eingeschränkt werden könnte sozusagen ein Trick, der das Urheberrecht einsetzt, um etwas zu erreichen, was seiner bisher<br />

üblichen Zweckbestimmung entgegengesetzt ist. Darüber hinaus schützt das Copyleft auch die übrigen Freiheiten der jeweiligen<br />

Lizenz nach einer Bearbeitung des Werks, z. B. bei freier Software den freien Zugang zum Quelltext.<br />

Der Ausdruck Copyleft entspricht weitgehend der Bezeichnung share alike (sa), die bei Creative-Commons-Lizenzen verwendet<br />

wird.<br />

Die Darstellung dieses Zeichens in Unicode ist mit U+1F12F geplant.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Hintergrund<br />

2 Stärke eines Copylefts<br />

3 Kritik<br />

4 Siehe auch<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise


Hintergrund<br />

Bearbeitet ein Urheber erlaubterweise das Werk eines anderen, so erhält der Bearbeiter nach geltender Rechtsprechung ein<br />

Mitspracherecht darüber, wie das bearbeitete Werk verwendet werden darf. War das ursprüngliche Werk noch <strong>für</strong> jeden frei kopierbar,<br />

verteilbar, veränderbar usw., so übertragen sich diese Freiheiten nicht automatisch auf die Bearbeitung. Dies ist bei Copyleftbehafteten<br />

Lizenzen anders: Da auch der ursprüngliche Autor ein Mitspracherecht am bearbeiteten Werk hat, erlaubt er nur dann die<br />

Weitergabe seines Anteils am Werk, wenn die Bearbeitungen zu den gleichen umfangreichen Rechten wie in der Ursprungslizenz an<br />

jedermann lizenziert werden. Das Copyleft soll somit verhindern, dass freie Werke zum Ausgangsmaterial proprietärer Inhalte<br />

werden.<br />

Das Copyleft-Verfahren wurde zunächst <strong>von</strong> der Free Software Foundation <strong>für</strong> die GNU-Lizenzen (GPL, LGPL und GFDL)<br />

verwendet. Inzwischen wird das Verfahren jedoch auch <strong>von</strong> anderen Organisationen verwendet. Dies betrifft beispielsweise diverse<br />

Musiklizenzen wie die OAL der Electronic Frontier Foundation sowie Versuche, eine <strong>für</strong> alle Werkstypen anwendbare Copyleft-<br />

Lizenz zu schaffen, zum Beispiel die Design Science License (DSL) oder die „ShareAlike“-Lizenzen des Projekts Creative Commons<br />

(CC-BY-SA und CC-BY-NC-SA, wo<strong>von</strong> letztere wegen der Einschränkung auf nichtkommerzielle Benutzung nicht alle der unter<br />

freier Software subsumierten Freiheiten gewährt).<br />

Stärke eines Copylefts<br />

Je nach dem Grad, mit dem Werke, die ein anderes Werk enthalten, als abgeleitete Werke <strong>von</strong> der Lizenz betroffen sind, wird<br />

zwischen starkem und schwachem Copyleft unterschieden wobei der Übergang fließend ist. So kann bei einem starken Copyleft<br />

<strong>von</strong> einem Musikstück, das <strong>für</strong> <strong>einen</strong> Film verwendet wird, verlangt werden, dass auch der Film selbst unter diese Lizenz gestellt<br />

wird, während ein schwaches Copyleft dies nicht verlangen würde, sondern nur bei Änderungen an dem Stück selbst, etwa dem<br />

Songtext.<br />

Historisch entstand dieser Begriff zuerst bei der GPL und LGPL, die hauptsächlich <strong>für</strong> Software verwendet werden. Insbesondere<br />

dürfen Programmbibliotheken, die unter einer Lizenz mit starkem Copyleft (GPL) freigegeben wurden, nur in Programme gelinkt<br />

werden, die unter anderem auch unter der GPL stehen. Die Frage, wie weitreichend ein Copyleft wirkt, ob und wie weit es auch<br />

Funktionsaufrufe in dynamische Bibliotheken oder zur Laufzeit hinzugeladene Module betrifft, ist zum Teil Interpretation des<br />

Lizenztextes und damit teilweise kontrovers diskutiert. [1] Insbesondere unter proprietären Lizenzen stehende Gerätetreiber, die als<br />

Modul in den unter der GPL stehenden Linux-Kernel hinzugeladen werden, führen des Öfteren zu Meinungsverschiedenheiten der<br />

jeweiligen Hersteller mit den Kernel-Entwicklern. [2]<br />

Das Copyleft der Mozilla Public License wird als sehr schwaches, das der LGPL als schwaches und das der GPL als starkes Copyleft<br />

angesehen (z. B. <strong>von</strong> der FSF).<br />

Kritik<br />

Open Group und Entwickler verschiedener BSD-Linien sehen durch das Verbot, modifizierte Versionen unter einer weniger<br />

restriktiven Lizenz zu veröffentlichen, die Freiheit unangemessen eingeschränkt und raten stattdessen zu freien Lizenzen ohne<br />

Copyleft (wie z. B. BSD- oder MIT-Lizenz). [3]<br />

Durch Copyleft-Lizenzen können schnell Inkompatibilitäten, auch zu freien Lizenzen ohne Copyleft, auftreten. So ist beispielsweise<br />

die ursprüngliche Vierklausel-BSD-Lizenz, die später entsprechend zur Dreiklauseligen modifiziert wurde, mit der GPL<br />

inkompatibel, da die Lizenzpflicht der Vierklausel-BSD-Lizenz, in Werbematerial den Urheber zu erwähnen, dem Lizenzverbot (z. B.<br />

in Artikel 6 der GPL Version 2), Einschränkungen aufzuerlegen, widerspricht. Andere freie Lizenzen <strong>für</strong> Programme werden fast<br />

ausschließlich mit der GPL duallizenziert, d. h. der Lizenznehmer hat die Wahl zwischen den beiden Lizenzen. Beispiele hier<strong>für</strong> sind<br />

die Artistic License (Nicht-Copyleft) u. a. bei Perl und die Mozilla Public License (schwaches Copyleft) unter anderem bei<br />

Mozilla. [4] Alternativ können die Lizenzen selbst erlauben, dass das Werk unter eine andere Lizenz gestellt werden darf (z. B. GPL<br />

bei der LGPL Version 2.1 [5] ) oder sich selbst als Ausnahmen einer bestehenden Lizenz definieren (z. B. LGPL Version 3 Draft 1 als<br />

Ausnahme der GPL 3 [6] ).


Siehe auch<br />

freie Lizenz<br />

Wissensallmende<br />

Commons-based Peer Production<br />

geistiges Eigentum<br />

Weblinks<br />

Commons: Copyleft <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Richard Stallman: Was ist Copyleft?, gnu.org<br />

Einzelnachweise<br />

1. oreilly.de (http://www.oreilly.de/catalog/gplger/chapter/ch02.pdf)(PDF)<br />

2. Streit um stabiles Treiber-API <strong>für</strong> Linux, (https://www.heise.de/newsticker/meldung/Streit-um-stabiles-Treiber-API-fue<br />

r-Linux-145282.html) heise online.<br />

3. Richard Stallman: Copyleft: Pragmatic Idealism(http://www.gnu.org/philosophy/pragmatic.html) (englisch).<br />

4. Mozilla mit Doppellizenz,(http://www.golem.de/0008/9298.html)Golem.de. Vgl.: Licenses, (http://www.fsf.org/licensi<br />

ng/licenses/index_html)FSF.<br />

5. GNU Lesser General Public Licence,(http://www.gnu.org/copyleft/lesser.html) FSF, § 3 (englisch).<br />

6. GNU Lesser General Public License, 1st discussion draft(http://gplv3.fsf.org/lgpl-draft-2006-07-27.html)FSF<br />

(englisch).<br />

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Corporate Social Responsibility<br />

Der Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) bzw. Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung (oft auch als<br />

Unternehmerische Sozialverantwortung bezeichnet) umschreibt den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer <strong>nachhaltigen</strong><br />

Entwicklung, der über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht. CSR steht <strong>für</strong> verantwortliches unternehmerisches Handeln in der<br />

eigentlichen Geschäftstätigkeit (Markt), über ökologisch relevante Aspekte (Umwelt) bis hin zu den Beziehungen mit Mitarbeitern<br />

(Arbeitsplatz) und dem Austausch mit den relevanten Anspruchs- bzw. Interessengruppen (Stakeholdern).<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Begriffsbestimmung und Facetten der CSR<br />

1.1 Definition<br />

1.2 Strukturierung nach Verantwortungsbereichen<br />

1.2.1 Innerer Verantwortungsbereich<br />

1.2.2 Mittlerer Verantwortungsbereich<br />

1.2.3 Äußerer Verantwortungsbereich<br />

2 Modelle <strong>von</strong> CSR<br />

2.1 Vier-Stufen-Pyramide nach Carroll<br />

2.2 Zwei Dimensionen nach Quazi und O'Brien<br />

2.3 Kernbereiche nach Carroll und Schwartz<br />

2.4 Kapitalmarktmodell nach Wühle<br />

3 Geschichtlicher Hintergrund<br />

4 Umsetzung durch die Unternehmen<br />

5 Umsetzung entlang der Supply Chain<br />

6 Rechtliche Umsetzung<br />

7 Kritik<br />

8 Siehe auch<br />

9 Literatur<br />

10 Weblinks<br />

11 Fußnoten<br />

Begriffsbestimmung und Facetten der CSR<br />

Definition<br />

Für den Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) gibt es keine allgemein anerkannte Definition. Vor allem im<br />

angloamerikanischen Sprachgebrauch, zunehmend aber auch im deutschsprachigen Raum, werden in der Diskussion um die Rolle<br />

und die Verantwortung <strong>von</strong> Unternehmen in der Gesellschaft auch verwandte Begriffe wie Corporate Responsibility oder Corporate<br />

Citizenship verwendet. [1] Während die Begriffe CSR und Corporate Citizenship (CC) in der unternehmerischen Praxis oftmals als<br />

Synonym verwendet werden, hat sich in der deutschsprachigen Literatur eine klare Position zum Verhältnis der beiden Konzepte<br />

herausgebildet:<br />

Corporate Citizenship (CC) stellt demnach nur <strong>einen</strong> Teil der gesellschaftlichen Verantwortung <strong>von</strong> Unternehmen dar<br />

und bezeichnet das über die eigentliche Geschäftstätigkeit hinausgehende Engagement <strong>von</strong> Unternehmen zur


Lösung sozialer Probleme im lokalen Umfeld des Unternehmens. Somit reduziert sich CC im Wesentlichen auf<br />

Sponsoring, Spenden und Stiftungen. [2]<br />

Im europäischen Raum hat sich die im Grünbuch der Europäischen Kommissionverankerte CSR-Definition als<br />

gemeinsames Verständnis etabliert: [3]<br />

„Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange<br />

in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren.“<br />

Die Definition der Europäischen Kommission nennt soziale Belange und Umweltbelange als zwei zentrale Punkte <strong>für</strong> CSR. Erweitert<br />

man diese um die ökonomischen Belange, erhält man die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. (vgl. auch Drei-Säulen-Modell). [4] In<br />

einem neueren Dokument (COM(201) 681 final) wird die CSR-Definition etwas verkürzt: [5]<br />

„die Verantwortung <strong>von</strong> Unternehmen <strong>für</strong> ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“<br />

und soll nun mit internationalen Definitionen besser übereinstimmen.<br />

Im modernen Verständnis wird CSR zunehmend als ein ganzheitliches, alle Nachhaltigkeitsdimensionen integrierendes<br />

Unternehmenskonzept aufgefasst, das alle „sozialen, ökologischen und ökonomischen Beiträge eines Unternehmens zur freiwilligen<br />

Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung, die über die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen (Compliance) hinausgehen.“,<br />

beinhaltet. [6][7]<br />

Zur Begründung der Notwendigkeit der Implementierung <strong>von</strong> CSR in Unternehmen unterscheidet man grundsätzlich in zwei<br />

Ansätzen: Den normativen und den ökonomisch motivierten Ansatz. Der normative Ansatz betrachtet das Unternehmen als Teil der<br />

Gesellschaft und wird daher auch Corporate-Citizenship-Ansatz genannt. Dabei beansprucht das Unternehmen nicht-monetäre<br />

Leistungen aus der Gesellschaft, wie z.B. Infrastruktur, Sicherheit, Bildungs- und Sozialsysteme. Im Gegenzug wird <strong>von</strong> den<br />

Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung als Gegenleistung erwartet. Der normative Ansatz rechtfertigt somit den regulativen<br />

Druck <strong>von</strong> Regierungen und staatenübergreifenden Institutionen, Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung abzuverlangen. [8]<br />

Der ökonomisch motivierte Ansatz versucht hingegen die Motivation zur Implementierung <strong>von</strong> CSR intrinsisch zu begründen. Dabei<br />

soll nachgewiesen werden, dass eine freiwillige, nicht-normative Implementierung mit einem Nutzenzuwachs <strong>für</strong> das Unternehmen<br />

selbst verbunden ist. Begründet wird dieser Nutzenzuwachs mit der Schaffung und Bewertung <strong>von</strong> Intangible Assets, wie z.B.<br />

Reputation, Vertrauen, Mitarbeitermotivation und Kundenzufriedenheit. [9]<br />

Das Prinzip der Freiwilligkeit erzeugt jedoch auch die Frage nach den wirklichen Beweggründen einer CSR. In den meisten Fällen ist<br />

wohl da<strong>von</strong> auszugehen, dass die Unternehmen nicht allein aus Altruismus handeln – vielmehr verfolgen sie auch ökonomische Ziele<br />

– wie etwa Umsatzsteigerung und Gewinnsteigerung. Die verstärkte Hinwendung zu CSR wird unterstützt durch die Erkenntnis, dass<br />

unternehmerische Verantwortung mittel- und längerfristig zur Steigerung des Unternehmenserfolges beiträgt (Business Case). Als<br />

wichtiger Beweggrund erscheint die Möglichkeit, CSR als Werbemaßnahme zu verwenden und sich als gesellschaftlich engagiertes<br />

Unternehmen darzustellen. Dies wird als legitim angesehen, solange die tatsächliche Nachhaltigkeitsleistung im Einklang mit dem<br />

kommunizierten Engagement steht. Werden jedoch maßlose Übertreibungen, Halbwahrheiten oder Einzelaspekte jenseits eines nicht<br />

<strong>nachhaltigen</strong> Kerngeschäftes öfentlich (oft mit viel PR-Aufwand) herausgestellt, nennt man das zum Beispiel Greenwashing.<br />

Nach fünfjährigem Prozess wurde im September 2010 die ISO-Norm 26000 „Guidance on Social Responsibility“ verabschiedet. Die<br />

nicht zertifizierungsfähige Norm stellt eine Leitlinie dar, um das Bewusstsein <strong>für</strong> gesellschaftliche Verantwortung zu schärfen und<br />

eine einheitliche Terminologie zu fördern. Der Leitfaden bindet bereits vorhandene Ansätze <strong>für</strong> ökologische und soziale<br />

Verantwortung (ILO-Kernarbeitsnormen, GRI (Global Reporting Initiative), Global Compact etc.) ein und enthält viele Beispiele<br />

guter CSR-Praxis (Best Practices). [10]<br />

Strukturierung nach Verantwortungsbereichen<br />

CSR-Aktivitäten lassen sich auf verschiedene Weisen strukturieren. <strong>Eine</strong> mögliche Zuordnung erfolgt nach Hiß über die<br />

verschiedenen Verantwortungsbereiche eines Unternehmens. [11][12]


Innerer Verantwortungsbereich<br />

Der innere Verantwortungsbereich beschreibt die Verpflichtungen des Unternehmens gegenüber dem Markt (Wirtschaftlichkeit)<br />

sowie gegenüber dem Gesetz. Dieser Bereich lässt sich nur dann der CSR zuordnen, wenn auch hier eine Freiwilligkeit besteht. Diese<br />

liegt beispielsweise vor, wenn Gesetze strikt eingehalten werden, obwohl diese in einem Produktionsland üblicherweise nicht<br />

durchgesetzt werden, oder wenn Standortwechsel leicht möglich wären. In diesen Verantwortungsbereich fällt auch die<br />

Gewinnerzielung des Unternehmens. In der öffentlichen Diskussion wird vielfach die Meinung vertreten, CSR impliziere den<br />

generellen Verzicht auf unternehmerische Gewinne. Dem ist entgegenzusetzen, dass Unternehmen sich im Wettbewerb nicht leisten<br />

können, im Namen <strong>von</strong> CSR generell auf Gewinne zu verzichten und damit Wettbewerbsnachteile in Kauf zu nehmen. Es existieren<br />

natürlich Mittel der Gewinnerzielung, die mit CSR nicht vereinbar sind (etwa Vernachlässigung <strong>von</strong> Sicherheitsstandards, die<br />

Ausbeutung <strong>von</strong> Mitarbeitern oder Verletzung <strong>von</strong> Menschenrechten). Entsprechend ist die Frage nach dem Verhältnis <strong>von</strong> CSR und<br />

Gewinnerzielung differenziert zu betrachten. Zunächst einmal ist festzustellen, dass unternehmerische Gewinnerzielung im<br />

marktwirtschaftlichen System notwendig und auch gesellschaftlich erwünscht ist. [13] Allerdings ist zwischen verantwortlicher und<br />

unverantwortlicher Gewinnerzielung zu unterscheiden. Unternehmen haben die Verantwortung, auf kurzfristige Gewinnerzielung<br />

zulasten <strong>von</strong> Dritten zu verzichten. [14] Ein solcher Verzicht liegt im aufgeklärten Eigeninteresse <strong>von</strong> Unternehmen, da sich hierdurch<br />

bestimmte Vermögenswerte (etwa Integrität oder Glaubwürdigkeit) aufbauen lassen, welche <strong>für</strong> die unternehmerische<br />

Kooperationsfähigkeit und die gesellschaftliche Akzeptanz („Licence to operate“) bedeutsam sind. Hier zeigt sich, dass es sich bei<br />

einem derartigen Verzicht auf kurzfristige Gewinnerzielung zulasten Dritter um eine Investition in die Bedingungen des langfristigen<br />

unternehmerischen Erfolgs handelt. So erfordert CSR einerseits Investitionen, zieht jedoch auf der anderen Seite ökonomische<br />

Erfolgswirkungen (Steigerung der finanziellen Performance, Kostensenkung) sowie nicht-ökonomische Erfolgswirkungen (Aufbau<br />

einer positiven Reputation, Risikovermeidung, Produkt- und Prozessinnovationen) nach sich. [15]<br />

Mittlerer Verantwortungsbereich<br />

Der mittlere Verantwortungsbereich umfasst die Wertschöpfungskette des Unternehmens. Selbstverpflichtungen in Bezug auf die<br />

Einhaltung <strong>von</strong> Arbeits- und Umweltstandards, aber auch ein Lieferkettenmanagement (Supply-Chain-Management) fallen in diesen<br />

Bereich. Dabei erscheint der Stakeholderdialog <strong>für</strong> erfolgreiche CSR unerlässlich. Stakeholder sind Personen oder Institutionen, die<br />

ein berechtigtes Interesse an den Aktivitäten eines Unternehmens haben, oder <strong>von</strong> dessen Handlungen betroffen sind. Wichtige<br />

Stakeholder sind Eigen- und Fremdkapitalgeber, Arbeitnehmer und Gewerkschaften, Kunden und Lieferanten, Anwohner,<br />

Verbraucher- und Umweltschutzverbände, Regierungsorganisationen, Medien oder allgemein die Öfentlichkeit.<br />

Im Rahmen <strong>von</strong> CSR ist der Dialog mit den Stakeholdern deshalb so wichtig, da sie diejenigen sind, auf die sich die<br />

unternehmerische Verantwortung beziehen muss. Insbesondere bei größeren, börsennotierten Unternehmen ist CSR mittlerweile eine<br />

wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> gute Rating-Ergebnisse und den Zugang zu bestimmten Fonds bzw. Kapitalmarktsegmenten.<br />

Äußerer Verantwortungsbereich<br />

Auf dieser Ebene sind alle Aktivitäten angesiedelt, die durch die beiden zuvor genannten Verantwortungsbereiche nicht abgedeckt<br />

sind. Hierzu gehören die vielbeachteten Aspekte <strong>von</strong> CSR wie Spenden (Corporate Giving), Sponsoring oder das Freistellen <strong>von</strong><br />

Mitarbeitern <strong>für</strong> soziale Aktivitäten (Corporate Volunteering). Der äußere Verantwortungsbereich entspricht dem Verständnis <strong>von</strong><br />

Corporate Citizenship.<br />

Modelle <strong>von</strong> CSR<br />

Vier-Stufen-Pyramide nach Carroll<br />

Archie B. Carroll teilt gesellschaftliche Verantwortung <strong>von</strong> Unternehmen in vier Ebenen: [16]<br />

1. Die ökonomische Verantwortung besagt, dass ein Unternehmen mindestens kostendeckend wirtschaften muss.<br />

2. Gesetzliche Verantwortung besagt, dass ein Unternehmen k<strong>einen</strong> illegalen Tätigkeiten nachgehen darf und die<br />

gesetzlichen Bestimmungen befolgen muss.


3. Ethische Verantwortung beschreibt die Anforderung an das Unternehmen fair und ethisch über die bestehenden<br />

Gesetze hinaus zu handeln<br />

4. Die vierte Ebene wird als philanthropische Verantwortung bezeichnet, sie beschreibt karitatives gesellschaftliches<br />

Engagement über die gesellschaftlichen Erwartungen hinaus.<br />

Die ersten beiden Ebenen muss ein Unternehmen, abgesehen <strong>von</strong> Ausnahmefällen, einhalten, um bestehen zu können<br />

(gesellschaftlich gefordert). Die dritte Ebene des sittlichen Handelns ist notwendig, um gesellschaftlich akzeptiert zu sein, sie ist<br />

jedoch nicht zwingend erforderlich (gesellschaftlich erwartet). Die vierte Ebene ist rein freiwillig, jedoch gesellschaftlich<br />

gewünscht. [17] CSR umfasst prinzipiell alle vier Stufen. Die Vier-Stufen-Pyramide differenziert jedoch nicht nach ökologischen oder<br />

sozialen Aspekten, darüber hinaus besteht die Problematik, eine gemeinsame Erwartungshaltung aus einer modernen Gesellschaft<br />

ableiten zu können.<br />

Zwei Dimensionen nach Quazi und O'Brien<br />

Quazi und O´Brien charakterisieren vier Sichtweisen <strong>von</strong> CSR, die in einem<br />

zweidimensionalen Diagramm aufgetragen werden (siehe Abbildung).<br />

Näherungsweise stimmig sind folgende Aussagen:<br />

Die klassische Sicht entspricht der ökonomischen Stufe nach Carroll.<br />

Die Sozialökonomische entspricht einer Mischung der legalen und der<br />

ethischen Stufe nach Carroll.<br />

Die moderne Sicht entspricht der ethischen Stufe nach Carroll mit<br />

Einflüssen der Stakeholder-Theorie.<br />

Die philanthropischen Sichtweisen aus beiden Modellen entsprechen<br />

sich ebenfalls.<br />

Zwei Dimensionen Modell <strong>von</strong> CSR<br />

nach Quazi und O'Brien<br />

Kernbereiche nach Carroll und Schwartz<br />

Ein weiteres Modell stammt <strong>von</strong> Archie B. Carroll und Mark S. Schwartz. [18]<br />

Hierbei wird CSR in drei Kernbereiche unterteilt: Die ökonomische, die ethische<br />

und die legale Verantwortung. Diese Kernbereiche bilden miteinander<br />

Schnittmengen, sodass sich sieben mögliche Kategorien <strong>von</strong> CSR ergeben (siehe<br />

Abbildung). Die ökologische Dimension wird in dieser Darstellung in die ethische<br />

eingeordnet.<br />

Kapitalmarktmodell nach Wühle<br />

Wühle zufolge liegen die Gründe <strong>für</strong> die wachsende Bedeutung <strong>von</strong> Corporate<br />

Social Responsibility in den gesellschaftlichen und sozioökonomischen<br />

Veränderungen der letzten Jahre, was zu Verwerfungen im Kräfteverhältnis <strong>von</strong><br />

Regierung, der Zivilgesellschaft und dem Markt geführt hat. Die wachsende<br />

Unfähigkeit des Staates, Sozialleistungen zur Verfügung zu stellen, trifft auf <strong>einen</strong><br />

Kapitalmarkt, der es <strong>für</strong> die Unternehmen interessant macht, diese Leistungen<br />

anzubieten. Weil die Globalisierung das Gleichgewicht <strong>von</strong> Staat und Markt zuungunsten des Staates verändert, entsteht zunehmend<br />

eine Marktnachfrage nach gesellschaftlichen Leistungen, wie z.B. Bildung, Kultur oder Sicherheit, wobei sich der Staat immer mehr<br />

aus der Angebotsseite zurückzieht und diese dem Markt überlässt. Corporate Social Responsibility wird somit zu einem Produkt des<br />

Kapitalmarktes. [20]<br />

Geschichtlicher Hintergrund<br />

Bereits die Autoren der Antike beschäftigten sich mit der Frage des <strong>nachhaltigen</strong> Wirtschaftens. Schon Aristoteles begründete im<br />

ersten Buch der Politik (Ποτά) dass das Wirtschaften keine eigenwertige und in sich selbst zweckhafte Sphäre, sondern Mittel<br />

zum guten und rechten Leben sei:<br />

Kernbereiche <strong>von</strong> CSR nach<br />

Schwartz & Carroll


„[…] Nun ist aber offenbar, dass die Tätigkeit der Hausverwaltung<br />

(οἰκοοα) ihre Bestrebungen in höherem Grade auf die Menschen als<br />

auf den leblosen Besitz richtet und mehr auf die Tugend (ἀρετ) der<br />

Menschen als auf die Anhäufung <strong>von</strong> Besitztümern.“<br />

– ARISTOTELES, POLITIK [21]<br />

Seit dem Mittelalter gibt es in Europa das Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns, das den<br />

einzelnen Kaufleuten die Einhaltung <strong>von</strong> bestimmten Verhaltensnormen auferlegte,<br />

die unter anderem dem gesellschaftlichen Gleichgewicht in den Städten dienten. Ein<br />

herausragendes Beispiel sozial engagierten Unternehmertums aus der Zeit des<br />

Frühkapitalismus ist die bis heute existierende Fuggerei in Augsburg. Aus den<br />

Ehrbaren Kaufleuten des europäischen Bürgertums wurden in der Industrialisierung<br />

ab dem 18. Jahrhundert Unternehmerpersönlichkeiten, <strong>für</strong> die gesellschaftliches<br />

Engagement ebenfalls zur Selbstverständlichkeit gehörte. [22] Sie traten als Mäzene und Stifter auf und kümmerten sich um die<br />

Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen ihrer Mitarbeiter, indem sie beispielsweise Wohnhäuser bauten.<br />

Scharfe Kritik erfuhr das Konzept der unternehmerischen sozialen Selbstverpflichtung <strong>von</strong> Seiten der marxistisch orientierten<br />

Arbeiterbewegung seit dem 19. Jahrhundert. Sie lässt sich zugespitzt mit einer Zeile aus deutschsprachigen Version der zweiten<br />

Strophe des Kampfliedes Die Internationale zusammenfassen: „Leeres Wort: des Reichen Pflicht!“<br />

Der Begriff Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft und wurde zum ersten Mal 1713 vom sächsischen Oberberghauptmann<br />

Hans Carl <strong>von</strong> Carlowitz formuliert.<br />

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema CSR hat ihre Wurzeln in den USA, wo ofenbar erst seit den 1950er Jahren eine<br />

Diskussion über die Inhalte und die Reichweite unternehmerischer Verantwortung stattfindet. <strong>Eine</strong> der ersten Publikationen zu dem<br />

Thema war „Social Responsibilities of the Businessman“ <strong>von</strong> Howard R. Bowen (1953). Er vertrat darin die Ansicht, dass sich<br />

soziale Verantwortung <strong>von</strong> Unternehmen an den gesellschaftlichen Erwartungen und Werten zu orientieren habe. Da die<br />

Unternehmen gesellschaftliche Rechte in Anspruch nähmen, hätten sie auch entsprechende Pflichten zu übernehmen. Ab den 1970er<br />

Jahren trat die Betrachtung des Unternehmens als Akteur hinzu. Man war nun der Ansicht, dass die Unternehmen nicht nur auf<br />

Erwartungen der Gesellschaft reagieren, sondern ihr Engagement auch aktiv mitgestalten sollten. Ab den 1970er Jahren setzte sich<br />

zunehmend die Erkenntnis durch, dass Stakeholder als die durch Unternehmensaktivitäten Betroffene einerseits eine unverzichtbare<br />

Rolle <strong>für</strong> die Existenz <strong>von</strong> Unternehmen spielen und andererseits Nutzenbeziehungen zwischen Stakeholdern und Unternehmen<br />

existieren (vgl. Cyert und March 1963 [23] ). Die Aufnahme des Stakeholderansatzes in das Strategische Management ist als Reaktion<br />

auf den vorherrschenden Shareholder Value-Gedanken zu werten und legte den Grundstein <strong>für</strong> heutige CSR-Konzeptionen.<br />

Der Club of Rome wurde 1968 begründet und gab den Bericht Die Grenzen des Wachstums in Auftrag, der 1972 mit großer medialer<br />

Wirkung veröffentlicht wurde. Seit 1969 richteten auch die UN und ihr Generalsekretär U Thant ihr Augenmerk auf krisenhafte<br />

Tendenzen der globalisierten Wirtschaft und forderten eine neue Form des verantwortlichen Wirtschaftens. So entwickelte sich seit<br />

den 1970er Jahren der Umweltschutzgedanke, aus dem die Idee einer <strong>nachhaltigen</strong> Entwicklunghervorging. Seit den 1990er Jahren<br />

verschmelzen beide Ideen – CSR und Umweltschutz/Nachhaltigkeit – zu einer Einheit und einem ganzheitlichen CSR-V erständnis.<br />

In Europa hat sich die CSR-Diskussion dagegen erst später entwickelt. Dies lag wohl zum <strong>einen</strong> an den gegenüber den USA stärker<br />

ausgeprägten sozialen Sicherungssystemen, zum anderen aber auch in der traditionellen Verankerung des<br />

Verantwortungsbewusstseins in den europäischenUnternehmen.<br />

CSR Kapitalmarktmodell nach<br />

Wühle [19]<br />

2001 erschien das „Grünbuch Europäische Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die soziale Verantwortung der Unternehmen“ der Europäischen<br />

Union, in dem diese sich erstmals mit dem Thema auseinandersetzte. 2002 wurde das „European Multi-Stakeholder-Forum on CSR“<br />

(EMS-Forum) gegründet. [24] In den Jahren 2011 bis 2014 wurde bzw. wird im Rahmen der Umsetzung der Corporate Social<br />

Responsibility (CSR)-Strategie 201–2014 [25] der Europäischen Kommission aufgezeigt, was erreicht wurde und was in der Zukunft<br />

noch zur Umsetzung bzw. darüber hinaus getan werden muss. Dabei wird auch die Funktion und Rolle der Europäischen<br />

Kommission bei der Umsetzung und Unterstützung aufgezeigt. Hierzu gibt es auch eine <strong>von</strong> der Europäischen Kommission gestartete<br />

öffentliche Konsultation [26] mit dem Thema The European Commission’s strategy on CSR 2011–2014: achievements, shortcomings


and future challenges, die bis zum 15. August 2014 Unionsbürger zur Diskussion und zu Beiträgen einlädt. Diese CSR-Strategie soll<br />

der verstärkten Umsetzung der Grundsätze der sozialen Verantwortung <strong>von</strong> Unternehmen in der Europäischen Union dienen. Die<br />

Konsultation umfasst acht Bereiche. Die Ergebnisse der Konsultation werden <strong>von</strong> der Europäischen Kommission in einem Bericht<br />

zusammengestellt. Diese Ergebnissen und die eines „Multi-Stakeholder Forums“ [27] werden bis November 2014 ausgewertet und<br />

sodann die Grundlage <strong>für</strong> die CSR-Politik der Europäischen Kommission nach 2014 bilden. Die Europäische Kommission hat am<br />

16. April 2013 <strong>einen</strong> Vorschlag <strong>für</strong> eine Richtlinie [28] vorgelegt. Dadurch sollen ab 2017 Unternehmen <strong>von</strong> öffentlichem Interesse<br />

verpflichtet werden, ihre Corporate Social Responsibility (CSR)-Konzepte weitgehend offenzulegen. Der Ministerrat billigte am 29.<br />

September 2014 <strong>einen</strong> Kompromisstext zum Richtlinienvorschlag COM(2013) 207 vom 16. April 2013.<br />

Das österreichische Normierungsinstitut (Austrian Standards) ist hinsichtlich der Normierung rund um das Thema ein Vorreiter im<br />

deutschsprachigen Raum. So gibt es ein Regelwerk (ONR 192500:2011) betreffend der Gesellschaftlichen Verantwortung <strong>von</strong><br />

Organisationen. Dieses Regelwerk zielt dabei nicht nur auf betriebswirtschaftlich geführte Unternehmen ab, sondern bezieht sich<br />

generell auf „Organisationen“ und schließt dabei auch NGOs und sonstige Organisationen mit ein. Zusätzlich gibt es noch eine Norm<br />

die sich auch Leistungen aus dem Unternehmensberatungsbereich beziehen. Es handelt sich dabei um die S2502:2009 -<br />

Beratungsdienstleistungen zur gesellschaftlichen Verantwortung <strong>von</strong> Organisationen. Auch hier nicht nur betreffend<br />

betriebswirtschaftlichen Unternehmen - sondern Organisationen aller Art. [29]<br />

Umsetzung durch die Unternehmen<br />

Aufgrund veränderter Rahmenbedingungen (verbesserte Informations- und Kommunikationstechnologie, wachsende Anzahl <strong>von</strong><br />

kritischen Nichtregierungsorganisationen und sich damit möglicherweise wandelnde Einstellungen bei Verbrauchern und<br />

Öffentlichkeit) setzen sich Unternehmen zunehmend mit CSR auseinander. Andernfalls würden sie Gefahr laufen die benötigte<br />

„Handlungsvollmacht“ der Gesellschaft zu verlieren. [30] Als Reaktion auf die Problematik wächst die Anzahl spezialisierter<br />

Beratungsagenturen und CSR-Abteilungen. Während gemeinnützige Aktivitäten früher oft eher <strong>von</strong> den Neigungen des<br />

Führungspersonals abhingen, sind sie heute verstärkt Gegenstand strategischer Planung und werden enger mit anderen Aktivitäten<br />

der Öffentlichkeitsarbeit abgestimmt. [31]<br />

Entsprechende Konzepte sind:<br />

Integration in das Kerngeschäft: Mittelfristig erscheint es <strong>für</strong> eine glaubwürdige CSR unabdingbar , statt punktueller<br />

Aktivitäten und nebensächlicher Projekte die tatsächliche strategische Verankerung im Kerngeschäft und die<br />

Neuausrichtung des Geschäftsmodells zu erreichen. Dies würde z.B. <strong>für</strong> eine Bank bedeuten, die<br />

Nachhaltigkeitswirkungen der Finanzprodukte in den Blick zu nehmen oder Mikrofinanzdienstleistungen zu<br />

entwickeln, die benachteiligten Bevölkerungsschichten selbsttragende wirtschaftliche Entwicklungen ermöglichen.<br />

Um eine gemeinsame Annäherung an das Thema CSR zu finden, schließen sich Unternehmen zu Netzwerken<br />

zusammen. Beispiele bekannter Netzwerke sind: econsense, Unternehmen: Aktiv im Gemeinwesen, CSR Europe<br />

sowie der UN Global Compact.<br />

Base of the Pyramid: Dieses Konzept (der Grund der Pyramide, bezogen auf die Einkommenspyramide) beschreibt<br />

die Einbeziehung der ärmsten Teile der Bevölkerung in die regulären Wirtschaftskreisläufe. Bei einer Verknüpfung<br />

mit CSR-Konzepten sollen sowohl die unternehmerische Wertschöpfung und die langfristige Armutsbekämpfung<br />

gefördert werden. Mögliche Ansatzpunkte ist hier ein Verhaltenskodex (Code of Conduct) mit Sozialstandards,<br />

einem Verbot <strong>von</strong> Kinderarbeit, Mindestlöhnen und ähnlichen. Dieser kann über ein nachhaltiges<br />

Lieferkettenmanagement (sustainable Supply-Chain-Management) auch an die Zulieferbetriebe weitergegeben<br />

werden.<br />

Kulturelle Vielfalt: Die zunehmende Globalisierung sorgt vermehrt da<strong>für</strong>, dass Produktionsstandorte in Schwellenund<br />

Entwicklungsländer verlegt werden. In diesen sind die Sozialgesetzgebungen und Sozialstandards in der Regel<br />

geringer als in den Industrienationen. Nichtregierungsorganisation(NGOs) und interessierte Konsumentenschichten<br />

erwarten jedoch <strong>von</strong> multinationalen Konzernen, dass diese auf einem weltweit relativ einheitlichen Sozialstandard<br />

produzieren. Daher kann es erforderlich sein, über die nationalen Gesetzgebungen hinaus, CSR-Aktivitäten zu<br />

betreiben, die auf die kulturellen Besonderheiten des entsprechenden Landes abgestimmt sind. Aber auch innerhalb<br />

eines Staates lassen sich Aspekte der kulturellen Vielfalt z.B. durch Diversity Management fördern.<br />

Zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit und Legitimität <strong>von</strong> Unternehmen können diese verbindliche Gütesiegel, Umweltund<br />

Sozialstandards schafen und nutzen. Beispiele hier<strong>für</strong> sind die EMAS-Verordnung, SA 8000, ISO 14001 oder<br />

Gütesiegel wie FSC, MSC oder der Blaue Engel.<br />

Die Zusammenarbeit mit Stakeholdern, vor allem mit Nichtregierungsorganisationen, kann <strong>für</strong> Unternehmen eine<br />

wichtige Unterstützung bei der Planung sowie bei der Ausführung <strong>von</strong> CSR-Aktivitäten sein und deren<br />

Glaubwürdigkeit ebenfalls erhöhen.


Die Einführung verbindlicher Designrichtlinien zur Senkung des Material- und Energiebedarfs sowie zur ermeidung V<br />

<strong>von</strong> Abfällen und Emissionen können die Umweltbilanz verbessern.<br />

Corporate Volunteering: Beschreibt ein Konzept, bei dem Mitarbeiter <strong>für</strong> <strong>einen</strong> Teil ihrer Arbeitszeit freigestellt<br />

werden, um einem sozialen oder ökologischen Engagement nachzugehen. Diese Tätigkeit soll einerseits <strong>einen</strong><br />

gesellschaftlichen Nutzen haben und andererseits den Aufbau sozialer Kompetenzen bei den Mitarbeitern und deren<br />

Bindungen zum Unternehmen fördern. [32] Die knappe Mehrheit eines <strong>von</strong> Apriori Business Solutions 2009 befragten<br />

Samples <strong>von</strong> Unternehmen erwartet zumindest implizit ein soziales Engagement ihrer Führungskräfte in er<strong>einen</strong>, V<br />

Stiftungen o.ä. Hierin sollen sich soziale Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein insbesondere <strong>von</strong> Mitarbeitern<br />

der Führungslaufbahnen manifestieren. Gleichzeitig erhofen sich die Unternehmen da<strong>von</strong> eine positive Wirkung auf<br />

das eigene Unternehmen. [33]<br />

Um gleichzeitig die Motivation der Beschäftigten zu fördern, werden CSR-Programme bevorzugt an den Standorten des jeweiligen<br />

Unternehmens durchgeführt. [31]<br />

Umsetzung entlang der Supply Chain<br />

Vorfälle wie der Gebäudeeinsturz in Sabhar (2013), der mehr als 1000 Menschenleben gefordert hat, in der Textilbranche haben die<br />

Rolle der Lieferkette (supply chain) statt lediglich eines einzelnen Unternehmens als Gestaltungsobjekt <strong>von</strong> CSR stärker in den<br />

Vordergrund gestellt. Ansätze des Supply-Chain-Managementswerden somit vermehrt zur Stärkung <strong>von</strong> CSR eingesetzt. Wieland<br />

und Handfield (2013) schlagen hier<strong>für</strong> drei Maßnahmenkomplexe vor, um CSR entlang der Lieferkette sicherzustellen. So muss eine<br />

Auditierung <strong>von</strong> Produkten und Lieferanten stattfinden, diese Auditierung muss jedoch auch Lieferanten <strong>von</strong> Lieferanten mit<br />

einbeziehen. Zudem muss die Transparenz entlang der gesamten Lieferkette erhöht werden, wobei smarte Technologien neue<br />

Potenziale bieten. Schließlich lässt sich CSR durch Kooperationen mit lokalen Partnern, mit anderen Unternehmen der Branche<br />

sowie mit Hochschulen verbessern. [34]<br />

Rechtliche Umsetzung<br />

Europäisches Parlaments und Europarat haben am 22. Oktober 2014 die Richtlinie 2014/95/EU [35] erlassen. Sie richtet sich an alle<br />

Mitgliedstaaten und fordert dazu auf, ihre Regelungen bis zum 6. Dezember 2016 in nationales Recht umzusetzen. In Deutschland<br />

erfolgte die Umsetzung verspätet mit dem am 19. April 2017 in Kraft getretenen CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz [36] .<br />

Kritik<br />

Corporate Social Responsibility ist auch Kritik ausgesetzt. Diese beruht im Wesentlichen auf der Tatsache, dass Unternehmen<br />

(insbesondere börsennotierte Unternehmen) nach den Kriterien der Profitmaximierung wirtschaften und dabei <strong>für</strong> sie soziale oder<br />

ökologische Gesichtspunkte keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielen. Viele Unternehmen würden Corporate Social<br />

Responsibility daher nur aus ökonomischen Gründen betreiben, und zwar auf eine Art und Weise, dass sie mit minimalen Kosten<br />

<strong>einen</strong> maximalen positiven Effekt <strong>für</strong> sich selbst erzielen. Es bestehen also Zweifel an der Aufrichtigkeit der Motive <strong>für</strong> ein<br />

Engagement im Sinne des CSR. Nach Ansicht der Kritiker setzen solche Unternehmen CSR-Aktivitäten nicht „um der Sache selbst“<br />

willen, sondern aus einem oder mehreren der folgenden Gründe um:<br />

Verbesserung des eigenen Images: Ein Unternehmen setzt CSR-Aktivitäten um und hebt diese (beispielsweise in<br />

seiner Werbung) als eines seiner herausragenden Merkmale hervor. Das Ziel ist ein verbessertes Ansehen des<br />

Unternehmens in der Bevölkerung (und oft ein damit einhergehender gesteigerter Gewinn). Die Ausgaben <strong>für</strong> die<br />

Werbung können in solchen Fällen die Kosten <strong>für</strong> die Umsetzung der CSR-Aktivitäten um ein Vielfaches<br />

übersteigen. Kritik wird besonders an solchen Unternehmen geübt, die <strong>von</strong> der CSR-Aktivität abgesehen durch ihre<br />

sonstigen Handlungen ökologisch oder sozial nicht nachhaltig sind. Im Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit spricht<br />

man in einem solchen Zusammenhang <strong>von</strong> Greenwashing. [37]<br />

Vorbeugung gegen die Schaffung <strong>von</strong> Gesetzen: Aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage nach ökologisch<br />

und sozial nachhaltig produzierten Gütern und der wachsenden Erwartung der Gesellschaft an die Unternehmen,<br />

ethisch korrekt zu wirtschaften, wächst auch die Wahrscheinlichkeit, dass immer mehr Länder Gesetze einführen,<br />

die die Unternehmen zu solch einem Handeln zwingen. Nach Ansicht der Kritiker wird daher CSR <strong>von</strong> einigen<br />

Unternehmen umgesetzt, um der Schaf fung solcher Gesetze vorzubeugen, da diese <strong>für</strong> die Unternehmen mit<br />

wesentlich höheren Kosten verbunden wären als wenn sie sich selbst freiwillig engagieren. Kritiker vergleichen dies<br />

mit einem Ablasshandel, einer Botschaft der Unternehmen an die Politik und Bürger: „wir kümmern uns drum, wir<br />

brauchen keine Regeln und ihr Konsumenten könnt in Ruhe bei uns einkaufen.“ [38]


Vermeidung <strong>von</strong> Folgekosten <strong>von</strong> Pannenund Unfällen: Ökologisch und sozial nicht nachhaltiges Handeln kann<br />

zu Pannen, Unfällen oder sonstigen Unglücken führen, deren Folgen <strong>für</strong> das verantwortliche Unternehmen mit<br />

erheblichen Kosten verbunden sind, die die gesparten Kosten bei weitem übersteigen. Aus diesem Grund sind CSR-<br />

Aktivitäten <strong>für</strong> solche Unternehmen auch vom finanziellen Gesichtspunkt aus sinnvoll und werden nach Ansicht der<br />

Kritiker auch nur aus finanziellen Gründen durchgeführt. Beispiele <strong>für</strong> Vorfälle, die die Umsetzung <strong>von</strong> CSR zur<br />

Folge hatten, sind das Tankerunglück der Exxon Valdes <strong>von</strong> 1989, oder die Rückrufaktion <strong>von</strong> mit Blei belastetem<br />

Spielzeug <strong>von</strong> Mattel im Jahr 2007.<br />

Siehe auch<br />

Social Entrepreneurship<br />

Nachhaltigkeitsmanagement<br />

Corporate Citizenship<br />

Corporate Volunteering<br />

Unternehmensspenden<br />

TRIGOS-Preis<br />

Literatur<br />

Edward Freeman, Alexander Moutchnik: Stakeholder management and CSR: questions and answers.In:<br />

UmweltWirtschaftsForum. Springer-Verlag, Band 21, Nr. 1, 2013. http://link.springer.com/article/10.1007/s00550-<br />

013-0266-3<br />

Aufsätze<br />

Alexander Bassen, Sarah Jastram, Katrin Meyer: Corporate Social Responsibility. <strong>Eine</strong> Begriffserläuterung. In:<br />

Zeitschrift <strong>für</strong> Wirtschafts- und Unternehmensethik.Jg. 6, Nr. 2, 2005. Rainer Hampp Verlag, Mering, ISSN 1439-<br />

880X, S. 231–236.<br />

Frank Czymmek, Ines Freier, Charlotte Hesselbarth, Alexandro Kleine: Corporate Social Responsibility. In: Annett<br />

Baumast, Jens Pape (Hrsg.): Betriebliches Umweltmanagement im 21. Jahrhundert.4. Auflage. Ulmer Verlag,<br />

Stuttgart 2009, S. 241–254.<br />

Ursula Hansen, Ulf Schrader: Corporate Social Responsibility als aktuelles Thema der Betriebswirtschaftslehre. In:<br />

Die Betriebswirtschaft. Jg. 65, Heft 4, S. 373–395.<br />

Daniel Klink: Der Ehrbare Kaufmann – Das ursprüngliche Leitbild der Betriebswirtschaftslehre und individuelle<br />

Grundlage <strong>für</strong> die CSR-Forschung.In: Joachim Schwalbach (Hrsg.): Corporate Social Responsibility. Zeitschrift <strong>für</strong><br />

Betriebswirtschaft – Journal of Business Economics.Special Issue 3. Gabler, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8349-<br />

1044-8, S. 57–79.<br />

Marina Hoffmann, Frank Maaß: Corporate Social Responsibility als Erfolgsfaktor einer stakeholderbezogenen<br />

Führungsstrategie? Ergebnisse einer empirischen Untersuchung. In: Institut <strong>für</strong> Mittelstandsforschung Bonn (Hrsg.):<br />

Jahrbuch zur Mittelstandsforschung 2008. Gabler, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-8349-1609-9, S. 1–51. (Schriften<br />

zur Mittelstandsforschung, Nr. 116)<br />

Monographien<br />

Andreas Schneider, Rene Schmidpeter,(Hrsg.) Corporate Social Responsibility - verantwortungsvolle<br />

Unternehmensführung in Theorie und Praxis, Springer-Gabler-Verlag 2012, ISBN 978-3-642-25398-0.<br />

Stefanie Hiß: Warum übernehmen Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung? Ein soziologischer<br />

Erklärungsversuch. Campus, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-593-38187-7.<br />

Nick Lin-Hi: <strong>Eine</strong> Theorie der Unternehmensverantwortung: Die Verknüpfung <strong>von</strong> Gewinnerzielung und<br />

gesellschaftlichen Interessen.Erich-Schmidt-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-503-11478-8.<br />

Thomas Loew, Kathrin Ankele, Sabine Braun: Bedeutung der internationalen CSR-Diskussion <strong>für</strong> Nachhaltigkeit und<br />

die sich daraus ergebenden Anforderungen an Unternehmen mit Fokus Berichterstattung. Münster/Berlin 2004.<br />

Lothar Rieth: Global Governance und Corporate Social Responsibility . Welchen Einfluss haben der UN Global<br />

Compact, die Global Reporting Initiative und die OECD-Leitsätze auf das CSR-Engagement deutscher<br />

Unternehmen? Budrich UniPress, Opladen 2009, ISBN 978-3-940755-31-5.<br />

Jan Jonker, Wolfgang Stark, Stefan Tewes: Corporate Social Responsibility und nachhaltige Entwicklung.<br />

Einführung, Strategie und Glossar. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-14688-6.<br />

Weblinks<br />

UnternehmensWerte CSR-Programm der deutschen Bundesregierung


Informationen zu den CSR- Aktivitäten des Rates <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung , Rat <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung<br />

Die gesellschaftliche Verantwortung <strong>von</strong> Unternehmen (PDF; 318 kB), Dokumentation der Ergebnisse einer<br />

Unternehmensbefragung der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2005<br />

UmweltDialog, unabhängiger CSR-Nachrichtendienst seit 2003<br />

Studie (Memento vom 12. März 2015 im Internet Archive) des Institut <strong>für</strong> ökologische Wirtschaftsforschungzur CSR-<br />

Diskussion und Anforderungen an Unternehmen<br />

CSR und kleine und mittlere Unternehmen.(Memento vom 17. Januar 2009 im Internet Archive) Europäische<br />

Kommission<br />

Eurobaromater UmfrageWie Unternehmen unsere Gesellschaft beeinflussen: Die Sicht der Bürger (veröf fentlicht<br />

2013).<br />

csrgermany.de (Unternehmen tragen Verantwortung - Initiative der Spitzenverbände BDA, BDI, DIHK, ZDH) (9.<br />

Februar 2013)<br />

Fußnoten<br />

1. F. Dubielzig, S. Schaltegger: Corporate Social Responsibility. In: M. Althaus, M. Gefken, S. Rawe (Hrsg.):<br />

Handlexikon Public Affairs(http://www2.leuphana.de/umanagement/csm/content/nama/downloads/pdf-dateien/CSR_<br />

Dubielzig-Schaltegger_Lexikon_Public_Af fairs.pdf) (PDF; 147 kB) Lit Verlag, Münster 2005, S. 240–243.<br />

2. Thomas Loew, Kathrin Ankele, Sabine Braun: Bedeutung der internationalen CSR-Diskussion <strong>für</strong> Nachhaltigkeit und<br />

die sich daraus ergebenden Anforderungen an Unternehmen mit Fokus Berichterstattung. Münster/Berlin 2004.<br />

3. Grünbuch Europäische Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die soziale Verantwortung der Unternehmen.(http://eur-lex.europa.<br />

eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=COM:2001:0366:FIN)(PDF; 198 kB) KOM (2001) 366 endgültig", Brüssel 2001.<br />

4. Grünbuch Europäische Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die soziale Verantwortung der Unternehmen.KOM (2001) 366<br />

endgültig, Brüssel 2001, S. 29 f.<br />

5. COMMUNICATION FROM THE COMMISSION TO THE EUROPEAN PARLIAMENT, THE COUNCIL, THE<br />

EUROPEAN ECONOMIC AND SOCIAL COMMITTEE AND THE COMMITTEE OF THE REGIONS(http://eur-lex.eu<br />

ropa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2011:0681:FIN:EN:PDF).<br />

6. Heribert Meffert, Matthias Münstermann: Corporate Social Responsibility in Wissenschaft und Praxis: eine<br />

Bestandsaufnahme. Arbeitspapier Nr. 186, Wissenschaftliche Gesellschaft <strong>für</strong> Marketing und Unternehmensführung<br />

e.V., Münster 2005, S. 20 f.<br />

7. Oliver Herchen: Corporate Social Responsibility. Wie Unternehmen mit ihrer ethischen Verantwortung umgehen.<br />

Norderstedt 2007, ISBN 978-3-8370-0262-1, S. 25 f.<br />

8. Matthias Wühle: Mit CSR zum Unternehmenserfolg. Gesellschaftliche Verantwortung als Wertschöpfungsfaktor.<br />

Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-8364-0259-0, S. 6ff.<br />

9. Matthias Wühle: Mit CSR zum Unternehmenserfolg. Gesellschaftliche Verantwortung als Wertschöpfungsfaktor.<br />

Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-8364-0259-0, S. 14ff.<br />

10. ISO 26000:2010. (http://www.iso.org/iso/catalogue_detail?csnumber=42546)<br />

11. Stefanie Hiß: Warum übernehmen Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung - Ein soziologischer<br />

Erklärungsversuch. Frankfurt am Main 2006: Campus<br />

12. Martin Müller, Stefan Schaltegger: Corporate Social Responsibility: Trend oder Modeerscheinung. München 2008,<br />

ISBN 978-3-86581-053-3, S. 21 f.<br />

13. Nick Lin-Hi: <strong>Eine</strong> Theorie der Unternehmensverantwortung: Die Verknüpfung <strong>von</strong> Gewinnerzielung und<br />

gesellschaftlichen Interessen.Berlin 2009, ISBN 978-3-503-11478-8, S. 87 ff., 112 ff.<br />

14. ebenda, S. 118 f.<br />

15. Ina Bickel: Corporate Social Responsibility: Einflussfaktoren, Erfolgswirkungen und Einbezug in produktpolitische<br />

Entscheidungen. ISBN 978-3-8366-7829-2, S. 36 ff.<br />

16. Archie B. Carroll: The Pyramid of Corporate Social Responsibility. Toward the Moral Management of Organizational<br />

Stakeholders, Business Horizons, July/August 1991, 39-48<br />

17. Martin Müller, Stefan Schaltegger: Corporate Social Responsibility - Trend oder Modeerscheinung. München 2009,<br />

ISBN 978-3-86581-053-3, S. 56.<br />

18. Martin Müller, Stefan Schaltegger: Corporate Social Responsibility - Trend oder Modeerscheinung. München 2009,<br />

ISBN 978-3-86581-053-3, S. 58.<br />

19. Matthias Wühle: Mit CSR zum Unternehmenserfolg. Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-8364-0259-0, S. 32.<br />

20. Matthias Wühle: Mit CSR zum Unternehmenserfolg. Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-8364-0259-0, S. 29ff.<br />

21. Aristoteles: Politik I 13, 1259b, Reinbek 1994, S. 71.<br />

22. Daniel Klink: Der Ehrbare Kaufmann – Das ursprüngliche Leitbild der Betriebswirtschaftslehre und individuelle<br />

Grundlage <strong>für</strong> die CSR-Forschung.In: Joachim Schwalbach (Hrsg.): Corporate Social Responsibility. Zeitschrift <strong>für</strong><br />

Betriebswirtschaft – Journal of Business Economics.Special Issue 3. Gabler, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8349-<br />

1044-8, S. 57–79.<br />

23. R.M. Cyert, J.G. March: A behavioral theory of the firm.Prentice Hall, Englewood Clifs NJ 1963.


24. Oliver Herchen: Corporate Social Responsibility. Wie Unternehmen mit ihrer ethischen Verantwortung umgehen.<br />

Norderstedt 2007, ISBN 978-3-8370-0262-1, S. 19 ff.<br />

25. COM(2011) 681 <strong>Eine</strong> neue EU-Strategie (2011-14) <strong>für</strong> die soziale Verantwortung der Unternehmen.(https://web.arc<br />

hive.org/web/20141006181112/http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sustainable-business/files/csr/new-csr/act_de.<br />

pdf) (Memento vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive)<br />

26. Die Strategie der Europäischen Kommission <strong>für</strong> CSR 2011–2014: Ergebnisse, Defizite und zukünftige<br />

Herausforderungen, abrufbar unter: The European Commission’s strategy on CSR 2011-2014: achievements,<br />

shortcomings and future challenges.(https://web.archive.org/web/20150311070550/http://ec.europa.eu/enterprise/po<br />

licies/sustainable-business/corporate-social-responsibility/public-consultation/index_en.htm) (Memento vom 11. März<br />

2015 im Internet Archive)<br />

27. Multi-stakeholder Forum on Corporate social responsibility (CSR).(https://web.archive.org/web/20140402172035/htt<br />

p://ec.europa.eu/enterprise/policies/sustainable-business/corporate-social-responsibility/multi-stakeholder-forum/inde<br />

x_en.htm) (Memento vom 2. April 2014 im Internet Archive)<br />

28. „Vorschlag <strong>für</strong> eine RICHTLINIE DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES zur Änderung der<br />

Richtlinien 78/660/EWG und 83/349/EWG des Rates im Hinblick auf die Offenlegung nichtfinanzieller und die<br />

Diversität betreffender Informationen durch bestimmte große Gesellschaften und Konzerne“ , Richtlinienvorschlag<br />

COM(2013) 207 final / 2013/0110 (COD)(http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52013PC<br />

0207&from=DE). Text auch <strong>für</strong> den EWR <strong>von</strong> Bedeutung.<br />

29. Arnold Prentl: Corporate Social Responsibility als Thema der Unternehmensberatung: unter Berücksichtigung der<br />

ÖNORM S2502:2009, ISBN 978-3-639-38498-7.<br />

30. Andreas Suchanek, Nick Lin-Hi: <strong>Eine</strong> Konzeption unternehmerischer Verantwortung. (https://web.archive.org/web/20<br />

140425115312/http://www.wcge.org/downloads/DP_2006-7_Suchanek_Lin-Hi_-_<strong>Eine</strong>_Konzeption_unternehmerisch<br />

er_Verantwortung.pdf) (Memento vom 25. April 2014 im Internet Archive) (PDF; 756 kB) Diskussionspapier Nr. 2006-<br />

7 des Wittenberg Zentrums <strong>für</strong> Globale Ethik.<br />

31. Netzwerk Recherche: „In der Lobby brennt noch Licht“, Dokumentation 12. MainzerMedienDisput (http://www.netzwe<br />

rkrecherche.de/files/nr-werkstatt-12-lobbyismus-als-schatten-management-in-politik-und-medien.pdf) (PDF; 2,8 MB),<br />

S. 57–58.<br />

32. Martin Müller, Stefan Schaltegger: Corporate Social Responsibility - Trend oder Modeerscheinung. München 2009,<br />

ISBN 978-3-86581-053-3.<br />

33. Apriori Business Solutions: Karrieremodelle 2010: Einflüsse, Entwicklungen und Erfolgsfaktoren.Aschaffenburg<br />

2009.<br />

34. Andreas Wieland, Robert B. Handfield: The Socially Responsible Supply Chain: An Imperative for Global<br />

Corporations. In: Supply Chain Management Review. Vol. 17, No. 5, 2013, S. 22–29.<br />

35. Text der Richtlinie 2014/95/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 zur Änderung<br />

der Richtlinie 2013/34/EU im Hinblick auf die Angabe nichtfinanzieller und die Diversität betref fender Informationen<br />

durch bestimmte große Unternehmen und Gruppen(http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=CELEX:320<br />

14L0095)<br />

36. buzer.de: Änderungen CSR-RL-UG CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz.(https://www.buzer.de/gesetz/12471/l.htm)<br />

Abgerufen am 2. Juni 2017.<br />

37. Greenwashing – Die dunkle Seite der CSR | Verantwortung. In: RESET.to. (reset.to (http://reset.to/knowledge/green<br />

washing-%E2%80%93-die-dunkle-seite-der-csr)[abgerufen am 2. Juni 2017]).<br />

38. Kathrin Hartmann im Interview bei SOS Mitmensch(http://moment.sosmitmensch.at/stories/2630/)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Corporate_Social_Responsibility&oldid=170698360 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 5. November 2017 um 20:49 Uhr bearbeitet.<br />

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Coworking<br />

Coworking (auch Co-working, engl. „zusammen arbeiten“ bzw. koarbeiten oder<br />

kollaborativ arbeiten) ist eine Entwicklung im Bereich „neue Arbeitsformen“.<br />

Freiberufler, Kreative, kleinere Startups oder digitale Nomaden arbeiten dabei<br />

zugleich in meist größeren, offenen Räumen und können auf diese Weise<br />

<strong>von</strong>einander profitieren. Sie können unabhängig <strong>von</strong>einander agieren und in<br />

unterschiedlichen Firmen und Projekten aktiv sein, oder auch gemeinsam Projekte<br />

verwirklichen und Hilfe sowie neue Mitstreiter finden.<br />

„Coworking Spaces“ stellen Arbeitsplätze und Infrastruktur (Netzwerk, Drucker, Ein Coworking Space in Berlin<br />

Scanner, Fax, Telefon, Beamer, Besprechungsräume) zeitlich befristet zur Verfügung<br />

und ermöglichen die Bildung einer Gemeinschaft („Community“), welche mittels<br />

gemeinsamer Veranstaltungen, Workshops und weiterer Aktivitäten gestärkt werden kann. Dabei bleibt die Nutzung jedoch stets<br />

unverbindlich und zeitlich flexibel.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Die fünf Coworking-Werte<br />

2 Coworking Spaces<br />

3 Ökonomische Betrachtung<br />

4 Siehe auch<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Die fünf Coworking-Werte<br />

Die Werte des Coworking sind: [1]<br />

Offenheit<br />

Kollaboration<br />

Nachhaltigkeit<br />

Gemeinschaft<br />

Zugänglichkeit<br />

Coworking Spaces<br />

Im Februar 2013 befanden sich die meisten Coworking-Büros mit ca. 800 in den USA (Kalifornien), aber auch in zahlreichen<br />

europäischen Metropolen existieren oder entstehen solche Orte. In Deutschland waren es im Februar 2013 etwa 230 Coworking-<br />

Angebote, weltweit lag die Zahl bei knapp 2500. [2] Daneben existieren Initiativen, sogenannte „Jellies“, [3] zu denen sich Leute<br />

wöchentlich oder in bestimmten Zeitabständen zum gemeinsamen Arbeiten tref fen.<br />

Die Mehrheit der Coworkingräume bieten eine Tages-, Wochen-, oder Monatspauschale an. In einigen Bürogemeinschaften hat man<br />

<strong>einen</strong> eigenen Schreibtisch mit Postadresse und Telefon, in anderen suchen sich die Besucher täglich <strong>einen</strong> neuen Platz. In den<br />

Mietkosten sind meist ein Schreibtisch sowie die Nutzung (Fairuse) <strong>von</strong> W-Lan, Küche, Konferenzraum und Drucker inbegrif fen.


Für das auch in Europa immer populärer werdende Coworking ist die Gründer- und Startup-Metropole Berlin ein Motor der<br />

Entwicklung. Zahlreiche unterschiedliche Angebote sind im Stadtgebiet entstanden, so etwa das betahaus und das Rainmaking Loft [4]<br />

in Kreuzberg, Factory Berlin, House of Clouds, Impact Hub, co.up, raumstation, KAOS und United Urbanites. [5] Die<br />

unterschiedlichen Mietbüros grenzen sich gerade in den Großstädten teils stark <strong>von</strong>einander ab. So ist der Schwerpunkt bei einigen<br />

auf gemeinsamer Projektarbeit, bei anderen auf besonderen Ausstattungsmerkmalen (Filmstudio, Nähstudio, Kinderhort etc.) oder<br />

auf einem besonderen Netzwerk zu räumlich nahen Unternehmen und Instituten. [6] Stark frequentierte Coworking-Angebote in<br />

anderen Großstädten sind z.B.: Kulturhafen Riverboat und Tapetenwerk in Leipzig, Hafven in Hannover, Metalab in Wien und die<br />

Utopiastadt im Bahnhof Wuppertal-Mirke.<br />

Auch in kleineren urbanen Räumen, besonders in Universitätsstädten, sind Coworking-Angebote entstanden, z.B. Cowork in<br />

Greifswald [7] und ZeitRaum in Braunschweig [8] . Auch in einigen Klein- und Mittelstädten, sowie ländlichen Gegenden entstehen<br />

mitunter Coworking Spaces, um Gründer und Kreative einer Region zu vernetzen und ihnen günstige Arbeitsbedingungen zu bieten,<br />

wie etwa im hessischen Ort Lorsch, im oberbayerischen Dießen am Ammersee oder im baden-württembergischen Ravensburg.<br />

<strong>Eine</strong> Sonderform der Coworking Spaces sind die sogenannten „FabLabs“, in denen Einrichtungen und Geräte der Spitzentechnologie<br />

<strong>für</strong> Experimente und Geschäftsideen genutzt werden können, wie zum Beispiel große 3D-Drucker, Großrechner oder verschiedene<br />

Laser.<br />

Ökonomische Betrachtung<br />

Neben dem Community-Aspekt liegt ein weiterer Vorteil <strong>für</strong> die Nutzer in den geringeren Kosten, die weit unter den Fixkosten <strong>für</strong><br />

<strong>einen</strong> Arbeitsplatz in einem gewöhnlichen Büro liegen. [9] Für <strong>einen</strong> Schreibtisch muss man monatlich mit etwa 250 Euro rechnen.<br />

Außerdem erlauben Coworking-Plätze eine flexible Nutzung. Unternehmen können Spitzen im Flächenbedarf, z. B. bei<br />

umfangreichen Projekten, bei denen eine größere Zahl Freiberufler und externe Mitarbeiter benötigt wird, über den Coworking Space<br />

puffern, ohne selbst ausreichende Flächen vorhalten zu müssen. Aus Entrepreneurship-Sicht entsteht durch die Zusammensetzung der<br />

Nutzer meist ein hoch kreativer Nährboden <strong>für</strong> neue Ideen, der <strong>von</strong> Unternehmen <strong>für</strong> Open Innovation genutzt werden kann, indem z.<br />

B. gezielt einzelne Mitarbeiter auf Zeit in <strong>einen</strong> Coworking Space entsandt werden oder ganze Teile <strong>von</strong> Forschung und Entwicklung<br />

dorthin verlegt werden, um diese konsequent nach außen zu öffnen. In den USA sind in Coworking Spaces oft auch Startup-<br />

Inkubatoren angegliedert.<br />

Auch die Coworker selber profitieren direkt <strong>von</strong> den neuen Arbeitsräumen. In einer weltweiten Studie berichtet eine große Mehrheit<br />

<strong>von</strong> einer verbesserten Interaktion mit anderen Personen, ebenso fühlen sie sich produktiver und motivierter. Etwa 40 % erzielen seit<br />

ihrer Arbeit in einem Coworking Space ein höheres Einkommen. [10]<br />

Siehe auch<br />

Bürogemeinschaft<br />

Business Center<br />

Hackerspace<br />

New Work<br />

Social Entrepreneurship<br />

Telearbeit<br />

Telecentro<br />

Weblinks<br />

Rent a Desk: Neue Formen der Arbeit– Deutschlandfunk, 15. Juli 2010<br />

coworking.de – Verzeichnis <strong>von</strong> Coworking-Spaces in Deutschland<br />

coworking.ch – Verzeichnis <strong>von</strong> Coworking-Spaces in der Schweiz<br />

Deskmag – Magazin über Coworking, seine Menschen und Räume<br />

German Coworking Federation– Webseite der deutschen Coworking-Organisation


Einzelnachweise<br />

1. COWORKING – MEHR ALS NUR ARBEITSPLATZVERMIETUNG (https://garagebilk.de/coworking-werte/),<br />

abgerufen am 4. April 2016<br />

2. Deskmag: 2500 Coworking Spaces weltweit(https://web.archive.org/web/20130603032258/http://blog.deskwanted.c<br />

om/2013/02/2500-coworking-spaces-weltweit/)(Memento vom 3. Juni 2013 im Internet Archive), abgerufen am 26.<br />

Februar 2013<br />

3. Jelly work-together (http://workatjelly.com/), abgerufen am 6. Februar 2014<br />

4. Rainmaking Loft kommt nach Berlin(http://www.gruenderszene.de/allgemein/rainmaking-loft-kommt-nach-berlin)<br />

5. Coworking in Berlin und ganz Deutschland – Liste der Angebote(http://www.coworking.de/berlin)<br />

6. Berliner Coworking Spaces 2014(http://www.frolleinholle.de/berlins-beste-co-working-spaces-2014/)<br />

7. Sebastian Erb: Arbeitsform der Zukunft: Coworking schafft Nestwärme.(http://taz.de/!46787/) In: taz. 15. Januar<br />

2010, abgerufen am 6. Februar 2014.<br />

8. ZeitRaum: Zusammen ist man weniger allein(http://journal.ihk-wirtschaft-online.de/index.php/gruenderin/item/1934-z<br />

eitraum-zusammen-ist-man-weniger-allein)In: IHK Wirtschaft. Mai 2016, abgerufen am 16. September 2016<br />

9. Deskmag: Coworking schlägt alte Büros bei den Kosten um die Hälfte(http://www.deskmag.com/de/coworking-spac<br />

es-schlagen-alte-bueros-bei-kosten-um-haelfte-157) . 12. Dezember 2010<br />

10. Deskmag: Was macht Coworking Spaces bei Coworkern beliebt? (http://www.deskmag.com/de/was-coworking-spac<br />

es-bieten-162). 31. Januar 2011<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Coworking&oldid=171505709 “<br />

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Ökoeffektivität<br />

Ökoeffektivität ist ein Begriff, den der deutsche Chemiker Michael Braungart und der US-amerikanische Architekt William<br />

McDonough in ihrem 2002 erschienenen Buch Cradle to Cradle (C2C, Von der Wiege bis zur Wiege) [1] verwenden. Sie stellten den<br />

Begriff in Kontrast zur Ökobilanz (die den Stoffkreislauf und dessen Umweltwirkungen <strong>von</strong> der Wiege bis zur Bahre analysiere) und<br />

zur Ökoeffizienz.<br />

Ökoeffektiv sind nach Braungart und McDonough Produkte, die entweder als biologische Nährstoffe in biologische Kreisläufe<br />

zurückgeführt werden können oder als „technische Nährstof fe“ kontinuierlich in technischen Kreisläufen gehalten werden.<br />

Das Prinzip <strong>für</strong> <strong>einen</strong> ökoeffektiven Lösungsansatz laute: Abfall ist Nahrung (waste equals food). Bei vielen natürlichen Prozessen<br />

werde sowohl Energie als auch Material verschwendet. Pflanzen und Tiere produzierten große Mengen „Abfall“. Sie sind nicht<br />

ökoeffizient. Sie seien gleichwohl ökoeffektiv, weil sie Teil eines <strong>nachhaltigen</strong> Systems sind, das jedes Stück Abfall<br />

wiederverwendet, zum Beispiel als Dünger .<br />

„Die Natur produziert seit Jahrmillionen völlig uneffizient, aber effektiv. Ein Kirschbaum bringt tausende Blüten<br />

und Früchte hervor, ohne die Umwelt zu belasten. Im Gegenteil: Sobald sie zu Boden fallen, werden sie zu<br />

Nährstoffen <strong>für</strong> Tiere, Pflanzen und Boden in der Umgebung.“<br />

– MICHAEL BRAUNGART: zitiert in Berliner Zeitung [2]<br />

Analog dazu könne eine technische Produktion ef fektiv sein, wenn sie Stofe abgibt, die in anderen Produktionen einsetzbar sind.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Beispiele<br />

2 Kritik<br />

3 Siehe auch<br />

4 Weblinks<br />

5 Fußnoten<br />

Beispiele<br />

Ökoeffektivität<br />

Emissionen einfangen und <strong>für</strong> neue Produkte oder Brennstoffe<br />

verwenden (Upcycling).<br />

Bremsbeläge aus einem Material herstellen, das unbedenklich in<br />

biologische Kreisläufe zurückgeführt werden kann (biologische<br />

Abbaubarkeit).<br />

Kunststoffprodukte gezielt so entwickeln, dass sie demontiert und<br />

recycelt werden können.<br />

Biologischer und Technischer Zyklus<br />

Energiequellen nutzen, die direkt <strong>von</strong> der Sonne stammen (erneuerbare<br />

Energie).<br />

Das Gesamtprodukt auf biologische oder technische Kreisläufe abstimmen Kreislaufwirtschaft).<br />

(<br />

Ökoeffizienz


Den Benzinverbrauch um fünfzig Prozent reduzieren, aber die Gesamtzahl der Autos weltweit verdreifachen<br />

(Rebound).<br />

Bremsbeläge so entwickeln, dass sie weniger Partikel abgeben, aber dennoch insgesamt tausende <strong>von</strong> onnen T an<br />

Schadstoffen auf den Straßen lassen.<br />

Den Anteil <strong>von</strong> recyceltem Material in Polymerprodukten erhöhen, ohne auf die Qualitätsminderung des recycelten<br />

Materials zu achten (Downcycling).<br />

Das Abwasservolumen in der Textilherstellung verringern, aber die Anzahl der Additive erhöhen und daher am Ende<br />

immer noch ein nicht wiederverwendbares Produkt zu haben.<br />

Kritik<br />

Ein prominenter Kritiker <strong>von</strong> Braungart ist Friedrich Schmidt-Bleek, der langjährige Leiter des Wuppertal Institut <strong>für</strong> Klima,<br />

Umwelt, Energie. Die mehrfach in Braungarts Buch angeführte Behauptung, durch die pessimistische Ausrichtung der<br />

Umweltbewegung würde die <strong>für</strong> die Lösung der Probleme notwendige Kreativität unterdrückt, bezeichnete er als<br />

„pseudopsychologischen Unsinn“. Auch die praktische Umsetzbarkeit des Konzepts bezweifelt Schmidt-Bleek. Als Beispiel führte er<br />

die kompostierbaren Sitzbezüge an, die <strong>von</strong> Braungart <strong>für</strong> den neuen Airbus A380 entworfen wurden:<br />

„Ich kann mich auf Michaels Sitzbezügen im Flugzeug sehr wohl fühlen. Ich warte aber noch immer auf den<br />

detaillierten Vorschlag, die anderen 99,99 Prozent des Airbusses A380 nach s<strong>einen</strong> Prinzipien zu gestalten.“<br />

Dass das Konzept in großem Rahmen ohne Schädigung der Natur umsetzbar sein könnte, hält Schmidt-Bleek <strong>für</strong> völlig<br />

ausgeschlossen. [3]<br />

Auch Be<strong>für</strong>worter eines ökoefektiven Ansatzes übten Kritik an Cradle to Cradle, etwa der Wirtschaftsethiker Rahim Taghizadegan:<br />

„Das Versprechen besteht eigentlich auch nur darin, dass man dann ohne schlechtes Gewissen verschwenden<br />

könnte. Doch auch das ist falsch. Nahrungsmittel sind etwa vollkommen kompostierbare Produkte. Ist es deshalb<br />

richtig, massenweise angebrochene Nahrungsmittel wegzuwerfen?“ [4]<br />

Das Konzept <strong>von</strong> Braungart zertifiziert seine eigenen Analysen und entspricht somit nicht den ISO-Normen 14040 und 14044 <strong>für</strong> die<br />

Ökobilanzierung, die eine kritische Nachprüfung eines unabhängigen Gutachters vorschreiben.<br />

Das Konzept berücksichtigt die Nutzungsphase eines Produktes nicht. Bei vielen Produkten ist dies allerdings der dominierende<br />

Faktor <strong>für</strong> den ökologischen Fußabdruck, wie z. B. bei der Mobilität. Den größten Einfluss auf die Umwelt hat z. B. ein Auto oder<br />

ein Flugzeug während der Nutzungsphase. Daher ist maßgeblich, wie leicht die Transportmittel sind, um so wenig wie möglich<br />

Treibstoff zu konsumieren.<br />

In einigen Umweltverbänden wird kritisiert, Braungart vermeide es bewusst, Klarheit über die <strong>von</strong> ihm verwendeten Begriffe zu<br />

schaffen. So propagiere er eine „intelligente Verschwendung“ und vergleiche dabei in unzulässiger Weise die Verschwendung im<br />

Sinne <strong>von</strong> Artenreichtum und -ausbreitung in der Natur mit der Verschwendung in ökonomischen Prozessen. Der<br />

Auseinandersetzung mit Kritik auf wissenschaftlicher Ebene weiche er aus. Damit werde Braungart zu einem „neoliberalen<br />

Entertainer“, der mit s<strong>einen</strong> Thesen und Auftritten „den Wachstumsgedanken auch in grünen Kreisen salonfähig mache“. [5][6]<br />

Die Idee, Abfälle als Wertstoffe zu sehen, ist jahrzehntealt. In Deutschland führte sie zu einer Reform der Abfallwirtschaft; im<br />

September 1994 verabschiedete der Bundestag das Kreislaufwirtschaftsgesetz. Hohe Entsorgungskosten (sei es <strong>für</strong> Deponierung oder<br />

<strong>für</strong> Abfallverbrennung) machen es attraktiv, Abfälle zu recyceln. Auch vom Preis eines Rohstoffes hängt ab, wie attraktiv Recycling<br />

ist. Bis etwa 2008 stiegen die Preise zahlreicher Rohstoffe erheblich an; viele Unternehmen steigerten deshalb ihre<br />

Recyclingaktivitäten.<br />

Siehe auch<br />

Effektivität#Die Unterscheidung zwischen Ef fektivität und Efizienz nach Peter Ferdinand Drucker


Weblinks<br />

Cradle to Cradle – Öko-Efektivität, EPEA<br />

William McDonough & Michael Braungart (1998):'The Next Industrial Revolution'<br />

Cradle to Cradle Playlist, umfangreiche Zusammenstellung zu Cradle-to-Cradle-Filmmaterial<br />

Nie mehr Müll – Leben ohne Abfall(Memento vom 6. Februar 2010 im Internet Archive), Die Story (WDR)<br />

forschergeist.de: Podcast über cradle to cradle<br />

Fußnoten<br />

1. William McDonough & Michael Braungart (2002): Cradle to Cradle. (Zusammenfassung des Buches)(https://web.arc<br />

hive.org/web/20120222125056/http://www.mcdonough.com/cradle_to_cradle.htm)(Memento vom 22. Februar 2012<br />

im Internet Archive)<br />

2. Holger Fuss: Klugheit des Kirschbaums.(http://www.berliner-zeitung.de/archiv/michael-braungart-ist-ein-oeko-vision<br />

aer--seine-ideen-stellen-alles-auf-den-kopf--was-wir-unter-umweltschutz-verstehen-die-klugheit-des-kirschbaums,10<br />

810590,10188846.html)In: Berliner Zeitung. 26. Juni 2004; abgerufen am 15. Juni 2015.<br />

3. taz.de vom 7. März 2009 / Peter Unfried: Der Umweltretter Michael Braungart(http://www.taz.de/1/zukunft/konsum/a<br />

rtikel/1/der-kluegste-mensch-den-seine-frau-kennt/)<br />

4. Rahim Taghizadegan: Cradle-to-cradle – die nächste Sau, die man durch das globale Dorf treibt?(http://www.wirks.a<br />

t/?p=18) In: Koisser, H. u. a.: Cradle-to-cradle, die nächste industrielle Revolution – Idee, Kritik und Interviews. wirks,<br />

1 (2010), S. 21–26. Download (http://www.wirks.at/wp-content/uploads/2010/09/wirks_sommer_gesamt.pdf)(PDF;<br />

3 MB)<br />

5. Ernst Schmitter: Revolutionär mit Achillesferse.(http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/fakten/ufadb015.html)<br />

Michael Braungarts Thesen begeistern viele – doch bei genauem Hinsehen werden Zweifel wach. Der Rabe Ralf;<br />

14. April 2010; S. 18–19, abgerufen am 22. Februar 2015.<br />

6. Christoph Aebischer: Die abfallfreie Welt des Stoff essenden Chemikers. (http://www.bernerzeitung.ch/leben/gesells<br />

chaft/Die-abfallfreie-Welt-des-Stoff-essenden-Chemikers-/story/11042463)Der Paradiesvogel Michael Braungart<br />

predigt eine zweite industrielle Revolution. Berner Zeitung; 9. Dezember 2012; abgerufen am 22. Februar 2016.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ökoef fektivität&oldid=171721852“<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 6. Dezember 2017 um 13:25 Uhr bearbeitet.<br />

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“verfügbar; Informationen zu den Urhebern und<br />

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abgerufen werden. Möglicherweise unterliegen die Inhalte jeweils zusätzlichen Bedingungen. Durch die Nutzung dieser<br />

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<strong>Wikipedia</strong>® ist eine eingetragene Marke der Wikimedia Foundation Inc.


Creative Commons<br />

Creative Commons (abgekürzt CC; englisch <strong>für</strong> schöpferisches Gemeingut,<br />

Kreativallmende) ist eine gemeinnützige Organisation, die 2001 in den USA<br />

gegründet wurde. Sie veröffentlicht verschiedene Standard-Lizenzverträge, mit<br />

denen ein Autor der Öffentlichkeit auf einfache Weise Nutzungsrechte an s<strong>einen</strong><br />

Werken einräumen kann. Diese Lizenzen sind nicht auf <strong>einen</strong> einzelnen Werkstyp<br />

zugeschnitten, sondern <strong>für</strong> beliebige Werke anwendbar, die unter das Urheberrecht<br />

fallen, zum Beispiel Texte, Bilder, Musikstücke, Videoclips usw. Auf diese Weise<br />

entstehen Freie Inhalte.<br />

Logo der Organisation Creative<br />

Commons<br />

Entgegen einem häufigen Missverständnis ist Creative Commons nicht der Name<br />

einer einzigen Lizenz. Die verschiedenen Lizenzen <strong>von</strong> Creative Commons weisen<br />

vielmehr große Unterschiede auf. Einige CC-Lizenzen schränken die Nutzung<br />

relativ stark ein, andere wiederum sorgen da<strong>für</strong>, dass auf das Urheberrecht so weit<br />

wie möglich verzichtet wird. Veröffentlicht jemand beispielsweise ein Werk unter<br />

der Lizenz CC-BY-SA, dann erlaubt er die Nutzung durch andere Menschen unter<br />

der Bedingung, dass der Urheber sowie die betreffende Lizenz angegeben werden.<br />

Darüber hinaus darf der Nutzer das Werk unter der Bedingung verändern, dass er das<br />

bearbeitete Werk unter derselben Lizenz veröffentlicht. Das ist die Lizenz, die<br />

<strong>Wikipedia</strong> verwendet.<br />

Freie Inhalte, ob unter einer CC-Lizenz oder unter einer anderen, sind wichtig <strong>für</strong><br />

Menschen, die kein Geld <strong>für</strong> Texte, Bilder, Musik usw. ausgeben können oder<br />

wollen. Außerdem dürfen Inhalte unter bestimmten CC-Lizenzen verändert und<br />

Beispiel <strong>für</strong> ein Foto unter der Lizenz<br />

CC-BY-SA 2.0 de. Bei der<br />

Weiternutzung sind anzugeben: der<br />

Name des Urhebers und die Lizenz<br />

samt einem URI/URL, also „Robin<br />

Müller, CC-BY-SA 2.0 de“.<br />

weiterverarbeitet werden. Das ist wichtig <strong>für</strong> Menschen, die zum Beispiel künstlerisch mit den Inhalten umgehen wollen.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Motivation<br />

2 Geschichte<br />

3 Lizenzen<br />

3.1 Die Rechtemodule<br />

3.2 Die aktuellen Lizenzen<br />

3.3 Drei verschiedene Darstellungsweisen<br />

3.4 Portierungen auf lokale Rechtssysteme<br />

3.5 Rechtliche Bewertung in Deutschland<br />

4 Projekte<br />

4.1 NDR<br />

4.2 BBC-Archiv<br />

4.3 Open Choice<br />

4.4 BR<br />

4.5 ZDFcheck<br />

4.6 Radio Fritz<br />

4.7 Audioportal Freier Radios<br />

4.8 Cultural Broadcasting Archive


4.9 CC-Lizenzen in der Literatur<br />

4.10 CC-Lizenzen in der öfentlichen Verwaltung<br />

5 Sonstige rechtliche Werkzeuge<br />

5.1 CC Plus<br />

5.2 CC0<br />

5.3 Ältere Lizenzen<br />

5.3.1 Entwicklungsländer<br />

5.3.2 Sampling-Lizenzen<br />

5.3.3 Music Sharing License<br />

5.3.4 Founders’ Copyright<br />

6 Rezeption<br />

6.1 Auszeichnungen<br />

6.2 Kritik und Probleme<br />

6.3 Rechtsprechung<br />

7 Siehe auch<br />

8 Literatur<br />

9 Weblinks<br />

10 Einzelnachweise<br />

Motivation<br />

Die Werke eines Schöpfers (wie Texte, Musikstücke, Bilder, Videos usw.) sind<br />

normalerweise urheberrechtlich geschützt. Der Schöpfer kann aber entscheiden, dass<br />

er Werke anderen Menschen zur Verfügung stellt, ohne dass sie ausdrücklich um<br />

Erlaubnis fragen müssen. Dazu veröffentlicht er die Werke mit einem<br />

entsprechenden Hinweis, dass er zum Beispiel das Recht zum Kopieren, Verändern<br />

und Wiederveröffentlichen allen anderen zugesteht.<br />

Für juristische Laien ist es allerdings schwierig, <strong>einen</strong> entsprechenden Rechtstext zu<br />

formulieren. Schließlich soll deutlich sein, was erlaubt ist und was nicht, und es soll<br />

auch kein Missbrauch mit den zur Verfügung gestellten Werken möglich sein (etwa,<br />

dass jemand behauptet, er selbst sei Schöpfer dieser Werke). Um diesem Problem zu<br />

begegnen wurde die Organisation Creative Commons gegründet, um solche<br />

Rechtstexte (Lizenzen) zu erarbeiten.<br />

Schild an einem Lokal im spanischen<br />

Granada, in dem nur CC-lizenzierte<br />

Musik zu hören ist, 2006<br />

Geschichte<br />

Gegründet wurde die Creative Commons Initiative 2001 in den USA, wobei der maßgebliche Kopf hinter der Initiative Lawrence<br />

Lessig war, damals Rechtsprofessor an der Stanford Law School (heute Harvard) zusammen mit Hal Abelson, Eric Eldred [1] und mit<br />

Unterstützung des Center for the Public Domain. Der erste Artikel in einem Medium <strong>von</strong> breiterem öffentlichen Interesse über<br />

Creative Commons erschien im Februar 2002 <strong>von</strong> Hal Plotkin. [2] Der erste Satz Lizenzen wurde im Dezember 2002 veröffentlicht. [3]<br />

Das Gründungsteam, das die Lizenzen und die Creative Commons Infrastruktur, wie wir sie heute kennen, entwickelte, bestand u. a.<br />

aus Molly Shaffer Van Houweling, Glenn Otis Brown, Neeru Paharia und Ben Adida. [4] Matthew Haughey und Aaron Swartz [5]<br />

spielten ebenfalls wichtige Rollen in der Frühphase des Projekts. Die Creative Commons Initiative wird <strong>von</strong> einem Gremium <strong>von</strong><br />

Direktoren geführt, mit einem technischen Beraterstab.<br />

2008 waren bereits ungefähr 130 Millionen Arbeiten unter verschiedenen Creative-Commons-Lizenzen veröffentlicht. [6] Alleine der<br />

Fotohoster Flickr hatte im Oktober 2011 über 200 Millionen Creative-Commons-lizenzierte Fotos. [7]


Am 21. Oktober 2014 gaben Creative Commons und artlibre bekannt, dass die Lizenz CC-BY-SA 4.0 mit der älteren, bereits 2000<br />

eingeführten Lizenz Freie Kunst voll kompatibel ist. Werke, die unter diesen Lizenzen stehen, können fortan beliebig kombiniert und<br />

beliebig unter einer der beiden Lizenzen oder auch doppelt lizenziert weiter verbreitet werden. [8][9]<br />

Lizenzen<br />

Im Rahmen der Initiative wurden mehrere Open-Content-Lizenzen entwickelt, die sich zunächst vor allem auf das Copyright der<br />

Vereinigten Staaten bezogen. Inzwischen werden jedoch auch auf andere Rechtssysteme zugeschnittene Lizenzen entwickelt. Der<br />

Stand der Anpassung an das deutsche Recht ist unter Creative Commons International: Germany dokumentiert; Legal Project Lead<br />

<strong>für</strong> den deutschen Rechtsraum ist seit Februar 2007 John H. Weitzmann, unterstützt durch die Europäische EDV-Akademie des<br />

Rechts und das Institut <strong>für</strong> Rechtsinformatik der Universität des Saarlandes. Public Project Lead und damit verantwortlich <strong>für</strong> die<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Communitybuilding in Deutschland ist Markus Beckedahl, unterstützt durch die Berliner Agentur<br />

newthinking communications. Im deutschsprachigen Raum gibt es zudem die Länderprojekte Creative Commons Austria (Österreich)<br />

sowie Creative Commons Switzerland(Schweiz).<br />

Bei der Suche nach einer passenden Lizenz <strong>für</strong> Weiterverwertung konnte man sich ursprünglich drei Entscheidungsfragen stellen<br />

lassen:<br />

Soll die Nennung des Urhebers vorgeschrieben werden?<br />

Ist kommerzielle Nutzung erlaubt?<br />

Sind Veränderungen erlaubt?<br />

Wenn ja: Nur bei der Verwendung derselben Lizenz?<br />

Theoretisch kann es 11 Kombinationen geben. 7 der Möglichkeiten werden angeboten (und sind nicht <strong>für</strong> veraltet erklärt). Antwortet<br />

man mit „nein“ auf die erste Frage, auf die zweite und dritte mit „ja“ und auf die vierte mit „nein“, so gibt man sein Werk in die<br />

Public Domain. Antwortet man dagegen auf die vierte Frage mit ja, erhält man etwas Ähnliches zur GPL.<br />

Ab der Version 2.0 wird die Option „Public Domain“ nicht mehr angeboten, steht jedoch mit der Version CC0 in anderer Form nach<br />

wie vor zur Verfügung.<br />

Die Rechtemodule<br />

Icon Kürzel Name des Moduls Kurzerklärung<br />

by<br />

nc<br />

Namensnennung (englisch:<br />

Attribution)<br />

Nicht kommerziell (Non-Commercial)<br />

Der Name des Urhebers muss genannt werden.<br />

Das Werk darf nicht <strong>für</strong> kommerzielle Zweckeverwendet<br />

werden.<br />

nd Keine Bearbeitung (No Derivatives) Das Werk darf nicht verändert werden.<br />

sa<br />

Weitergabe unter gleichen<br />

Bedingungen (Share Alike)<br />

Das Werk muss nach Veränderungen unter der gleichen<br />

Lizenz weitergegeben werden.<br />

Die aktuellen Lizenzen<br />

Durch die Kombination der oben genannten Rechtemodule kann die Wirkung der Freigabe eines Werkes nach den Wünschen des<br />

Urhebers abgestuft erfolgen. Je nachdem, was freigegeben werden soll, werden die entsprechenden Rechtemodule gewählt und ist am<br />

Ende die konkrete Lizenz ausgestaltet. Beispielsweise könnte ein Urheber etwas dagegen haben, dass sein Buch auf Basis der CC-<br />

Lizenz <strong>von</strong> einem fremden Verlag verkauft wird, ohne dass er am Erlös beteiligt wird. Dann kann er sich durch Wahl des<br />

Rechtemoduls NC die kommerzielle Nutzung seines Werks vorbehalten. Da sich die Rechtemodule ND <strong>für</strong> „Keine Bearbeitung“ und<br />

SA <strong>für</strong> „Weitergabe [<strong>von</strong> Bearbeitungen] nur unter gleichen Bedingungen“ logisch ausschließen, sowie zudem das Rechtemodul BY<br />

<strong>für</strong> „Namensnennung“ bei allen diesen Lizenzen verpflichtend ist, ergeben sich aus den oben genannten vier Rechtemodulen genau<br />

sechs in sich abgeschlossen formulierte konkrete Lizenzen, die sogenannten „Kernlizenzen“ (englisch „core licenses“). Aus den<br />

CC-SA [10]


möglichen und empfohlenen Lizenzen (CC-SA ist ausgelaufen [10] ) entsprechen mit<br />

den Modulen CC-BY und CC-BY-SA zwei (drei mit der „Un-Lizenz“ CC0 [11] ) der<br />

Definition <strong>für</strong> freie Lizenzen [12] und sind auf der Lizenzwahlseite <strong>von</strong> Creative<br />

Commons entsprechend gekennzeichnet.<br />

[13] Film mit Checkliste zur Vermeidung<br />

Mediendatei abspielen<br />

<strong>von</strong> Urheberrechtsverletzungen beim<br />

Verwenden <strong>von</strong> Medien unter freien<br />

Lizenzen<br />

Die CC-Lizenzen angeordnet nach ihrer Of fenheit:<br />

<strong>von</strong> der Gemeinfreiheit ("Public domain (PD)") bis<br />

zu "Alle Rechte vorbehalten" ("All rights reserved").<br />

Dunkelgrün sind die „Approved for Free Cultural<br />

Works“-Lizenzen, die beiden grünen Bereiche<br />

markieren die Lizenzen die kompatibel mit der<br />

"Remix-Kultur" sind.


Icons<br />

Kürzel<br />

vollständige Bezeichnung<br />

unported<br />

Lizenzbedingungen<br />

portiert<br />

<strong>für</strong> D<br />

portiert<br />

<strong>für</strong> A<br />

portiert<br />

<strong>für</strong> CH<br />

„Approved<br />

for Free<br />

Cultural<br />

Works“?<br />

CC0<br />

kein Copyright wenn möglich (Public domain)<br />

(„no Copyright“)<br />

1.0 - - - Ja<br />

by<br />

Namensnennung 4.0 3.0 3.0 3.0 Ja<br />

by-sa<br />

Namensnennung, Weitergabe unter gleichen<br />

Bedingungen<br />

4.0 3.0 3.0 3.0 Ja<br />

by-nd<br />

by-nc<br />

Namensnennung, keine Bearbeitung 4.0 3.0 3.0 3.0 Nein<br />

Namensnennung, nicht kommerziell 4.0 3.0 3.0 3.0 Nein<br />

Namensnennung, nicht kommerziell,<br />

Weitergabe unter gleichen Bedingungen<br />

4.0 3.0 3.0 3.0 Nein<br />

by-ncsa<br />

by-ncnd<br />

Namensnennung, nicht kommerziell, keine<br />

Bearbeitung<br />

4.0 3.0 3.0 3.0 Nein<br />

<strong>Eine</strong> mit dem Wort „unported“ (englisch <strong>für</strong> nicht angepasst) gekennzeichnete Lizenzvariante bezieht sich auf den nicht <strong>für</strong> eine<br />

bestimmte Rechtsordnung portierten Ausgangstext der jeweiligen Kernlizenz in englischer Sprache. Sie ist <strong>von</strong> Begrifflichkeiten und<br />

Formulierung her auf internationale Abkommen und die Termini der Weltorganisation <strong>für</strong> geistiges Eigentum (WIPO) ausgelegt,<br />

bildet eine gemeinsame Basis der verschiedenen juristischen Ausprägungen der unterschiedlichen Länder und ist damit eventuell<br />

nicht in jedem Land in allen Punkten gerichtsfest. Die deutsche Lizenzvariante dagegen wurde an die Feinheiten der deutschen<br />

Gesetzgebung angepasst.<br />

Alle sechs Kernlizenzen räumen der Allgemeinheit unter bestimmten Bedingungen Nutzungsrechte <strong>für</strong> grundsätzlich alle bekannten<br />

sowie (in der deutschen Portierung erst ab Version 3.0) alle bislang unbekannten Nutzungsarten ein. Enthalten sind also das Recht zur<br />

Vervielfältigung, weltweiten Weiterverbreitung, öffentlichen Zugänglichmachung und Aufführung, sowie weitere Nutzungsrechte.<br />

Das Recht zur Veröffentlichung <strong>von</strong> bearbeiteten Fassungen des Werkes (englisch „derivatives“) wird in den Kernlizenzen mit dem<br />

Namensteil SA („share alike“) auf die Weitergabe unter gleichen Bedingungen begrenzt, und bei denen mit dem Namensteil ND („no<br />

derivatives“) gar nicht gewährt. Die Kernlizenzen mit dem Namensteil NC („non-commercial“) schließen jede kommerzielle<br />

Nutzung aus. Die in allen Kernlizenzen vorhandene Grundbedingung BY (<strong>für</strong> „attribution“) fordert bei jeder Nutzung die<br />

Namensnennung des Urhebers des genutzten Werkes ein.<br />

Drei verschiedene Darstellungsweisen<br />

Die Lizenzbedingungen der gewählten Creative-Commons-Lizenz werden in drei Darstellungsweisen bereitgestellt:<br />

Kurzfassung <strong>für</strong> Laien („Commons Deed“), welche die maßgeblichen Grundgedanken der <strong>für</strong> Juristen gedachten<br />

„Langfassung“ allgemeinverständlich und vereinfacht darstellt (international gleich). <strong>Eine</strong> Laienversion gibt es<br />

deswegen, damit ein normaler Benutzer ohne viel Mühe die <strong>von</strong> der Lizenz erzeugten rechtlichen Regeln erfassen<br />

kann. Dadurch soll es <strong>für</strong> die meisten Fälle überflüssig werden, sich durch <strong>einen</strong> Rechtsanwalt beraten zu lassen.<br />

Vollständig und rechtlich maßgeblich ist jedoch allein die „Langfassung“.<br />

Langfassung der Lizenz als juristischer Volltext. Diese „juristenlesbare“ Fassung ist die rechtlich allein maßgebende<br />

und je nach Version und Portierungsstand auf die nationalen Rechtsordnungen (Vereinigte Staaten, Deutschland,<br />

Frankreich etc.) „portiert“, d. h. textlich an das jeweilige nationale Recht angepasst. Alle auf die jeweiligen nationalen<br />

Rechtssysteme angepassten „Ports“ sollen im Ergebnis möglichst gleiche rechtliche Wirkungen haben und sind <strong>von</strong>


den gleichen Grundgedanken getragen. Diese Grundgedanken sind in der Kurzfassung zusammengefasst. Folglich<br />

ist die Kurzfassung inhaltlich immer identisch, egal welche landesbezogene Portierung gewählt wurde.<br />

maschinenlesbare Fassungim RDF-Format, sodass die Lizenz <strong>von</strong> Suchmaschinen erkannt wird (ebenfalls<br />

international identisch).<br />

Portierungen auf lokale Rechtssysteme<br />

Da das Urheberrecht in vielen Ländern sehr unterschiedlich gehandhabt wird, existieren <strong>für</strong> viele CC-Lizenzen auf das lokale<br />

Rechtssystem zugeschnittene Fassungen, sogenannte „portierte Lizenzen“ oder kurz „Ports“. Sie sind jeweils auf ein bestimmtes<br />

Rechtssystem angepasst. Die Wahl zwischen einem länderspezifischen „Port“ der Lizenz und der jeweiligen „Unported“-Lizenz bleibt<br />

jedoch dem Urheber oder Rechteinhaber des Werks überlassen. Alle „Ports“ zielen darauf ab, im Ergebnis vor dem Hintergrund des<br />

nationalen Rechts dieselben Wirkungen zu erzielen wie in der „Unported“ vorgesehen. Dieses Vorgehen ist notwendig, da es kein<br />

weltweit einheitliches Urheberrecht gibt.<br />

Seit dem 4. Juni 2004 existieren Lizenzversionen <strong>für</strong> Brasilien, am 11. Juni und 18.<br />

Juni folgten Umsetzungen <strong>für</strong> Deutschland und die Niederlande. Die deutschen<br />

Creative-Commons-Lizenzen in der Version 3.0 sind am 24. Juli 2008<br />

erschienen. [14] Österreichische Lizenzen sind ebenfalls seit 2004 und in der Version<br />

3.0 seit August 2008 verfügbar. Seit dem 26. Mai 2006 ist eine Schweizer Version<br />

der CC-Lizenzen in der Version 2.5 verfügbar, seit April 2012 auch in der Version<br />

3.0. [15] Seit Februar 2012 steht ebenfalls <strong>für</strong> Irland eine Version 3.0 zur<br />

Verfügung. [16] <strong>Eine</strong> deutsche Übersetzung (keine Portierung) der „internationalen“<br />

Version 4.0 der Creative-Commons-Lizenzen wurde im Januar 2017<br />

bereitgestellt. [17]<br />

Übersicht der Länder mit<br />

spezifischen CC-Lizenzen (Stand<br />

2014):<br />

existierend<br />

in Umsetzung<br />

beabsichtigt<br />

Rechtliche Bewertung in Deutschland<br />

Die Creative-Commons-Lizenzen stellen im deutschen Recht Allgemeine Geschäftsbedingungendar, <strong>für</strong> die es bestimmte gesetzliche<br />

Vorgaben gibt. Beispielsweise dürfen diese keine überraschenden Vertragsklauseln enthalten. [18] Zweifel bezüglich der Auslegung<br />

der Lizenzen gehen stets gemäß § 305c Abs. 2 BGB zu Lasten des Lizenzgebers. [19] Bei älteren „unportierten“ Versionen, die nicht<br />

in deutscher Sprache vorlagen, war unklar, ob die Lizenznehmer den Inhalt der CC-Lizenz beim Vertragsschluss in zumutbarer Weise<br />

zur Kenntnis nehmen konnten. [20]<br />

Projekte<br />

NDR<br />

Der NDR bietet in einem Pilotprojekt einzelne Beiträge der Sendungen <strong>von</strong> Extra 3 und ZAPP zum Herunterladen unter<br />

CreativeCommons-NonCommercial-NoDerivatives-Lizenz an. [21]<br />

BBC-Archiv<br />

Ein Projekt unter Verwendung einer CC-Lizenz plante die BBC mit einem Filmarchiv – Creative Archive – das online zugänglich<br />

gemacht wurde. [22] Dabei half Lawrence Lessig beim Entwickeln des Lizenzgerüsts. Die Pilotphase war 2006 abgeschlossen. Die<br />

Filme dürfen allerdings nur innerhalb des Vereinigten Königreichs weiterverteilt werden. [23]<br />

Open Choice


Durch den Umbruch der Open-Access-Initiative, der freien Publikation <strong>von</strong> wissenschaftlichen Arbeiten im Internet, bietet der<br />

Springer-Verlag s<strong>einen</strong> Autoren die Möglichkeit, ihre Werke gegen eine Pauschale <strong>von</strong> 3000 Dollar (2200 Euro ohne<br />

Mehrwertsteuer) im Volltext freizuschalten und unter eine CC-Lizenz zu stellen. [24]<br />

BR<br />

Seit Dezember 2011 werden ausgewählte Beiträge der Sendung quer im Bayerischen Rundfunk (BR) unter der CC-Lizenz<br />

„Namensnennung, nicht kommerziell, keine Bearbeitung 3.0 Deutschland“ veröf fentlicht. [25]<br />

Im Februar 2013 entschied der BR, die Sendung Space Night künftig nur noch mit Musik unter CC-Lizenz zu unterlegen. Dieser<br />

Schritt erfolgte, nachdem der Sender die Absetzung der Sendung wegen zu hoher GEMA-Gebühren angekündigt hatte und sich eine<br />

Initiative <strong>von</strong> Fans <strong>für</strong> den Erhalt durch Einsatz <strong>von</strong> Musik unter CC-Lizenzen gebildet hatte. [26] Es ist die erste Sendung im<br />

öffentlich-rechtlichen Fernsehen, die grundsätzlich Musik unter CC-Lizenzen benutzt. [27]<br />

ZDFcheck<br />

Unter dem Titel „ZDFcheck“ betrieb das ZDF eine Plattform im Internet, mit der im<br />

Vorfeld zur Bundestagswahl 2013 die Aussagen der politischen Bewerber überprüft<br />

wurden. Internetnutzer konnten sich mit Kommentaren beteiligen, die redaktionelle<br />

Auswahl oblag der ZDF-Redaktion. Laut dem Verein Wikimedia Deutschland, der<br />

den ZDFcheck unterstützte, war das Projekt „ein erster Meilenstein in der<br />

Zusammenarbeit mit einem öffentlich-rechtlichen Sender“. [28] Die Ergebnisse,<br />

insgesamt 20 Grafiken, <strong>von</strong> denen zwei tatsächlich in <strong>Artikeln</strong> verwendet werden<br />

konnten, erschienen unter der CC-Lizenz Namensnennung 3.0 und sollten<br />

crossmedial im ZDF und auf heute.de verwendet werden. [29] Das Projekt existierte<br />

noch eine Zeitlang mit anderen Themen.<br />

Screenshot <strong>von</strong> zdfcheck.de<br />

Siehe auch: <strong>Wikipedia</strong>:Wikimedia Deutschland/ZDFcheck<br />

Radio Fritz<br />

Fritz, die Jugendwelle des Rundfunk Berlin-Brandenburg, sendet in seinem Programm gelegentlich kurze Einspieler zwischen zwei<br />

Songs, oft mit satirischem Charakter. Diese Jingles werden unter der CC-Lizenz Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung,<br />

keine Bearbeitung veröfentlicht und sind auf derWebsite des Hörfunksenders verfügbar. [30]<br />

Audioportal Freier Radios<br />

Der Bundesverband Freier Radios e. V. betreibt eine Austauschplattform <strong>für</strong> Radiobeiträge (Audioportal Freier Radios). Auf dem<br />

Portal liegen weit über 50.000 Radiobeiträge, die unmittelbar angehört, heruntergeladen sowie <strong>von</strong> anderen Radiostationen gesendet<br />

werden können. Die meisten Beiträge werden unter der Creative-Commons-Lizenz BY-NC-SA 2.0 de angeboten.<br />

Cultural Broadcasting Archive<br />

Die Freien Radios in Österreich haben eine gemeinsame Plattform, vom Freien Radio Oberösterreich verwaltet, wo mittlerweile fast<br />

eine Viertelmillion Beiträge <strong>von</strong> 14 freien Radios und 3 freien Fernsehstationen Österreichs verfügbar sind. Viele Sendungen der<br />

Stationen werden oft als ganzes online gestellt (wobei der nicht-CC-Teil, zumeist die Musik, beim Anhören ausgeblendet wird),<br />

darüber hinaus auch viele einzelne Beiträge und Interviews online gestellt. Die meisten Sendungen sind dabei CC BY-NC-ND, die<br />

Uploader können jedoch selbst entscheiden, ob die Beiträge kommerziell verbreitet oder bearbeitet werden dürfen. [31]<br />

CC-Lizenzen in der Literatur


Während es im Bereich der Musik inzwischen üblich ist, Songs oder komplette Alben unter einer CC-Lizenz zu veröffentlichen,<br />

finden diese Lizenzen im Bereich der Literatur, insbesondere in der Belletristik, im deutschsprachigen Raum bisher nur wenig<br />

Verwendung. Als wegweisend können hier die Romane und Storys des kanadischen Autors Cory Doctorow gelten, die auch ins<br />

Deutsche übertragen und unter einer CC-Lizenz publiziert wurden. <strong>Eine</strong>n ähnlichen Ansatz verfolgt der Schriftsteller Francis Nenik,<br />

der seine Prosa-Werke, so u. a. die Romane "XO" [32] und "Münzgesteuerte Geschichte" [33] , ebenfalls unter einer CC-Lizenz<br />

veröffentlicht hat. [34]<br />

CC-Lizenzen in der öffentlichen Verwaltung<br />

Auf data.gv.at hat das Bundeskanzleramt in Österreich eine Plattform geschaffen, wo österreichische Behörden seit 2012 Daten unter<br />

CC BY 3.0 bereitstellen können. [35]<br />

Sonstige rechtliche Werkzeuge<br />

CC Plus<br />

CC+ ist ein Protokoll, das die Erteilung <strong>von</strong> zusätzlichen Rechten, die über die<br />

Creative-Commons-Lizenz hinausgehen, maschinell abhandeln kann. Das Projekt<br />

soll den Einsatz <strong>von</strong> Creative-Commons-Lizenzen im kommerziellen Bereich<br />

erleichtern. <strong>Eine</strong> Möglichkeit wäre die kommerzielle Nutzung eines nur <strong>für</strong> nichtkommerziellen<br />

Nutzen freigegebenen Werks oder eine Implementierung des Street<br />

Performer Protocols. CC+ benutzt ccRel, ein etabliertes Verfahren zur<br />

Kennzeichnung <strong>von</strong> CC-lizenziertem Inhalt.<br />

CC+ Lizenzfeld<br />

CC0<br />

Icons Kürzel vollständige Bezeichnung<br />

Lizenzbedingungen<br />

(Unported)<br />

„Approved<br />

for Free<br />

Cultural<br />

Works“?<br />

CC0<br />

kein Copyright wenn möglich (Public domain) („no<br />

Copyright“); wenn nicht, wie in Deutschland, eine<br />

bedingungslose Lizenz<br />

Version 1.0<br />

Ja<br />

CC0 (gesprochen cc zero) vereinigt in sich zwei rechtliche Werkzeuge, eine Verzichtserklärung und eine bedingungslose Lizenz. Die<br />

bedingungslose Lizenz fungiert als Rückfallposition (englisch „fallback license“) <strong>für</strong> den Fall, dass die vorrangige Verzichtserklärung<br />

nach dem jeweils geltenden Recht nicht voll wirksam ist. Mit der Verzichtserklärung wird der Verzicht auf sämtliche Schutzrechte<br />

erklärt. Dadurch soll das jeweilige Werk durch den Urheber bzw. Rechteinhaber aktiv in die Gemeinfreiheit überführt werden<br />

(englisch „voluntary public domain“). [36] Wenn diese Überführung rechtlich nicht möglich ist – wie beispielsweise in Deutschland<br />

oder Österreich – stellt die in CC0 enthaltene „Fallback License“ gewissermaßen eine Creative-Commons-Lizenz ohne die sonst<br />

üblichen Lizenzbedingungen (BY, SA, ND, NC, siehe oben) dar. CC0 soll nach der Vorstellung <strong>von</strong> Creative Commons auch und<br />

besonders <strong>für</strong> Datenbanken geeignet sein. [37] Nachdem sich das Projekt seit dem 16. Januar 2008 in der Beta-Phase befand, wurde<br />

die Version 1.0 im März 2009 vorgestellt. [38] CC0 ersetzt die nun obsolete „Public Domain Dedication and Certification“ (PDDC).<br />

Ein bekanntes Datenbankwerk, das unter CC0 gestellt wurde, ist die Gemeinsame Normdatei. [39]<br />

Ältere Lizenzen<br />

In neueren Lizenzen ist eine Namensnennung (Kürzel BY) zwingend notwendig. In älteren Lizenzen ersion (V 1.0) war das noch nicht<br />

so. Weiter wurden die Lizenzen eingestellt, die nicht-kommerzielle Kopien verbieten. Dazu gehören die Sampling- und die<br />

DevNations-Lizenz.


Diese Lizenzen sind weiterhin gültig; ihre Verwendung bei neuen Werken wird <strong>von</strong> Creative Commons nicht mehr empfohlen. [40]<br />

Icons Kurzform Bedeutung Lizenzbedingungen<br />

„Approved<br />

for Free<br />

Cultural<br />

Works“?<br />

Grund <strong>für</strong> die<br />

Einstellung<br />

nd Keine Bearbeitung Version 1.0 Nein<br />

keine<br />

Nachfrage<br />

nd-nc<br />

keine Bearbeitung, nicht<br />

kommerziell<br />

Version 1.0<br />

Nein<br />

keine<br />

Nachfrage<br />

nc Nicht kommerziell Version 1.0 Nein<br />

keine<br />

Nachfrage<br />

nc-sa<br />

Nicht kommerziell,<br />

Weitergabe unter<br />

gleichen Bedingungen<br />

Version 1.0<br />

Nein<br />

keine<br />

Nachfrage<br />

sa<br />

Weitergabe unter<br />

gleichen Bedingungen<br />

(ähnlich zur GPL,<br />

allerdings inkompatibel)<br />

Version 1.0<br />

Ja<br />

keine<br />

Nachfrage<br />

DevNations<br />

Namensnennung<br />

erforderlich, gilt nur in<br />

Entwicklungsländern<br />

Version 2.0<br />

Nein<br />

keine<br />

Nachfrage,<br />

erlaubt keine<br />

globale nichtkommerzielle<br />

Vervielfältigung<br />

Sampling<br />

Namensnennung<br />

erforderlich, verbietet<br />

Vervielfältigen des<br />

Werkes.<br />

Wiederverwendung <strong>von</strong><br />

Teilen des Werkes (bei<br />

Film oder Musik) oder als<br />

Teil eines neuen Werkes<br />

(bei Bildern) erlaubt<br />

Version 1.0<br />

Nein<br />

keine<br />

Nachfrage,<br />

erlaubt keine<br />

globale nichtkommerzielle<br />

Vervielfältigung<br />

Sampling Plus<br />

Namensnennung,<br />

abgeleitete Werke nur in<br />

Form <strong>von</strong> Sampling oder<br />

Mashups erlaubt<br />

Version 1.0<br />

Nein<br />

Nicht<br />

kompatibel mit<br />

anderen CC-<br />

Lizenzen,<br />

keine<br />

Nachfrage<br />

NonCommercial<br />

Sampling Plus<br />

Namensnennung,<br />

abgeleitete Werke nur in<br />

Form <strong>von</strong> Sampling oder<br />

Mashups erlaubt, nicht<br />

kommerziell<br />

Version 1.0<br />

Nein<br />

Keine<br />

Nachfrage<br />

Entwicklungsländer<br />

Die „Developing Nations License“ erlaubt ausschließlich Entwicklungsländern Veränderungen und Verarbeitungen (Derivate) jeder<br />

Art. Entwicklungsländer sind in diesem Zusammenhang solche, die <strong>von</strong> der Weltbank nicht als „high-income economy“ eingestuft<br />

werden. Benutzer aus Industriestaaten sind <strong>von</strong> diesen Rechten ausgeschlossen, ihnen steht nur das Leserecht zu. Diese Lizenz wurde<br />

mittlerweile wieder eingestellt, da sie erhebliche Kompatibilitätsprobleme mit sich brachte. Allgemein fördern alle offenen Lizenzen<br />

den Wissensaustausch mit Entwicklungsländern, so dass der Bedarf <strong>für</strong> eine spezielle Lizenz gerin g war.<br />

Sampling-Lizenzen


Die Sampling-Lizenzen (angepasst <strong>für</strong> die Vereinigten Staaten und Brasilien) wurden in Zusammenarbeit mit Gilberto Gil, Minister<br />

<strong>für</strong> Kultur in Brasilien und bekannter Musiker , entwickelt.<br />

Music Sharing License<br />

Die Music-Sharing-Lizenz ist keine eigenständige Lizenz, sondern lediglich eine andere, auf der CC-Webpräsenz inzwischen nicht<br />

mehr verwendete, Bezeichnung <strong>für</strong> die by-nc-nd-Lizenz. Sie gestattet dem Nutzer, die vom Urheber derart lizenzierte Musik<br />

herunterzuladen, zu tauschen und über Webcasting zu verbreiten, jedoch nicht den Verkauf, die Bearbeitung oder kommerzielle<br />

Nutzung. Die Bezeichnung „Music Sharing License“ ist dabei irreführend. Obgleich durch sie der Eindruck erweckt wird, diese<br />

Lizenz sei die einzig mögliche bzw. empfohlene CC-Lizenz <strong>für</strong> musikalische Inhalte, sind selbstverständlich auch andere, weniger<br />

restriktive CC-Lizenzen anwendbar. So finden beispielsweise auf der Internet-Musikplattform Jamendo alle sechs aktuellen Lizenzen<br />

Anwendung. Zum anderen kann diese Lizenz natürlich auch <strong>für</strong> andere Arten <strong>von</strong> Inhalten verwendet werden.<br />

Founders’ Copyright<br />

Neben den Kernlizenzen und CC0 stellte Creative Commons eine Art rechtsgeschäftliche „Simulation“ des alten amerikanischen<br />

Urheberrechts zur Verfügung, nämlich die Erklärung, der Urheber stelle sein Werk unter das sogenannte „Founders’ Copyright“ <strong>von</strong><br />

1790. Es sah seinerzeit eine Wirkungsdauer des „Copyright“ <strong>von</strong> nur 14 Jahren vor, die um nochmals 14 Jahre verlängert werden<br />

konnte. Anschließend galt das Werk als gemeinfrei. Durch eine genau dies besagende öffentliche Erklärung, die Creative Commons<br />

entworfen hat, kann diese Rechtswirkung zumindest vor dem Hintergrund des US-amerikanischen Rechts noch heute nachgebildet<br />

werden. Das Creative Commons „Founders’ Copyright“-Projekt wurde 2013 eingestellt. [41]<br />

Zum Vergleich: Nach der heute weltweit fast überall geltenden Grundregelung der „Revidierten Berner Übereinkunft“ hat das<br />

Urheberrecht eine Laufzeit <strong>von</strong> mindestens 50 Jahren nach dem Tod des Urhebers, in den meisten Industriestaaten hat man sich<br />

jedoch <strong>für</strong> eine Regelschutzfrist <strong>von</strong> 70 Jahren entschieden. Des Weiteren gibt es in den Vereinigten Staaten <strong>für</strong> Firmen die<br />

Möglichkeit, ein Copyright über 95 Jahre zu besitzen.<br />

Rezeption<br />

Auszeichnungen<br />

Creative Commons wurde 2004 beim Prix Ars Electronica mit der Goldenen Nica in der Kategorie „Net Vision“<br />

ausgezeichnet.<br />

Kritik und Probleme<br />

Es gibt einige Kritikpunkte, aber auch Vorurteile gegenüber Lizenzen <strong>von</strong> Creative Commons:<br />

Verständlichkeit: Die Kurzfassungen der Lizenzen reichen nicht unbedingt aus, um genau zu verstehen, was erlaubt<br />

ist. Der Nutzer muss dann die Langfassung lesen, die möglicherweise fachlich zu schwierig ist. Michael Seemann<br />

schrieb am 6. Dezember 2012 in Zeit Online: „Wirklich verstanden werden die Lizenzen nur in Nerdkreisen, die sich<br />

darauf spezialisiert haben.“ [42]<br />

Verträglichkeit: Das Prinzip <strong>von</strong> Copyleft (bei Creative Commons spricht man <strong>von</strong> share alike) besagt, dass man<br />

neue, abgewandelte Werke unter derselben Lizenz wie das ursprüngliche Werk veröffentlichen muss. Kombiniert<br />

man Werke, die unter verschiedenen Lizenzen stehen, dann ist das Ergebnis möglicherweise nicht richtig lizenziert.<br />

Dieses „Bastard-Problem“ gilt sowohl <strong>für</strong> den Fall, dass alle Werke unter CC-Lizenzen stehen, als auch <strong>für</strong> den, dass<br />

man Lizenzen zum Beispiel aus dem GNU-Projekt nimmt.<br />

Die Free Software Foundationerkennt CC-BY 2.0 und CC-BY-SA 2.0 als freie Lizenz (<strong>für</strong> andere Werke als Software<br />

oder dessen Dokumentation) an. [43] Jedoch wurde das Projekt <strong>von</strong> Richard Stallman heftig kritisiert, da Lizenzen<br />

veröffentlicht wurden, die keine globale nicht-kommerzielle Vervielfältigung zuließen (CC-Sampling, CC-<br />

DevNations). [44] Creative Commons stellte daraufhin besagte Lizenzen ein. [45]<br />

Das Modul Nicht kommerziell sorgt gelegentlich <strong>für</strong> Probleme, da nicht klar definiert ist, was genau mit kommerziell<br />

gemeint ist. Die Definition wurde auch mit Version 4.0 nicht präzisiert. [46][47]


Auch das Modul Namensnennung kann zu Problemen führen, da eine korrekte Erfüllung der Anforderung kompliziert<br />

werden kann. [48][49] Ein Beispiel ist die Weiterverwendung <strong>von</strong> <strong>Wikipedia</strong>-<strong>Artikeln</strong>, bei denen sich aufgrund der<br />

möglichen großen Anzahl <strong>von</strong> Autoren die Anforderung der Namensnennung schwierig gestalten kann.<br />

Viele Informationen gibt es nur auf Englisch.<br />

Rechtsprechung<br />

Niederlande: Rechtbank Amsterdam, 9. März 2006 [50]<br />

Adam Curry, ein Pionier des Podcasting, veröffentlichte in der Webcommunity Flickr Fotos seiner Familie<br />

unter der Lizenz „Non-commercial Share Alike (by-nc-sa)“ (nur nichtkommerzielle Zwecke). Das<br />

niederländische Boulevardmagazin Weekend verwendete die Fotos <strong>für</strong> <strong>einen</strong> Bericht über Currys<br />

fünfzehnjährige Tochter. Am 9. März 2006 erkannte ein Gericht in Amsterdam eine Urheberrechtsverletzung<br />

und verurteilte das Magazin bei weiteren Verstößen zur Zahlung <strong>von</strong> 1000 Euro je Bild an Curry. [51] Obwohl<br />

die Strafe relativ gering ausfiel, wurde hier die Gültigkeit <strong>von</strong> Creative Commons bestätigt.<br />

Spanien: Juzgado de Primera Instancia nº 6 de Badajoz, 17. Februar 2006 [52]<br />

Ein weiteres Urteil wurde in Spanien gefällt. Dort hatte die spanische Verwertungsgesellschaft Sociedad<br />

General de Autores y Editoresgegen <strong>einen</strong> Barbesitzer geklagt. Da dieser aber nur Musik spielte, die unter<br />

CC-Lizenz stand, bekam er Recht. [53] Die Rechte der Verwertungsgesellschaften erstrecken sich daher nicht<br />

auf nicht-proprietäre Inhalte.<br />

USA: United States District Court for the Northern District of Texas, 16. Januar 2009 [54]<br />

Keine Entscheidung in der Sache mangels personal jurisdiction über die Beklagte. Im August 2008 bestätigte<br />

allerdings der United States Court of Appealsfor the Federal Circuit (CAFC) Verstöße gegen die<br />

Bedingungen freier Lizenzen als Urheberrechtsverletzung (Jacobsen. vKatzer, JMRI Project license). [55]<br />

Belgien: Tribunal de Première Instance de Nivelles, 26. Oktober 2010 [56]<br />

Schadensersatz <strong>für</strong> die Band Lichôdmapwa wegen Verstoßes gegen „BY“ und „NC“; der Organisator des<br />

Theaterfestivals <strong>von</strong> Spa hatte das Stück „Aabatchouk“ als Hintergrundmusik in einem Radiowerbespot<br />

verwendet. Allerdings blieb der zugesprochene Betrag hinter den Klageanträgen zurück, da die Band ihr<br />

Werk zur nicht-kommerziellen Verwertung freigegeben, jedoch Schadensersatz über den üblichen Tarifen <strong>für</strong><br />

kommerzielle Nutzungen verlangt hatte.<br />

Israel: Bezirksgericht Jerusalem, 6. Januar 2011. [57]<br />

Schadensersatz <strong>für</strong> zwei Hobbyfotografen wegen Verwendung <strong>von</strong> Flickr-Fotos durch <strong>einen</strong> Reisebuchverlag<br />

unter Verstoß gegen „NC“.<br />

Deutschland:<br />

OLG Köln, Urteil vom 31. Oktober 2014 [58] ; LG Köln, Urteil vom 5. März 2014 [59]<br />

Das Oberlandesgericht Köln sah in der Nutzung eines Ausschnitts eines unter CC BY -NC 2.0 stehenden<br />

Bildes auf der Internetseite einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt mehrere Verstöße gegen die CC-<br />

Bestimmungen: Es verstoße gegen "BY", weil bei dem Beschnitt der in das Originalfoto eingeblendete Name<br />

des Urhebers in der unteren Ecke abgeschnitten wurde. Auch seien die Bestimmungen zur zulässigen<br />

Bearbeitung nicht eingehalten worden, weil nicht darauf hingewiesen wurde, dass es sich bei der<br />

verwendeten Fassung um <strong>einen</strong> Ausschnitt handelte. Das OLG verurteilte zur Unterlassung. Wegen<br />

Unklarheit, was mit "nicht-kommerziell" gemeint ist, wurde aber kein Schadensersatz zugesprochen. Denn<br />

der Wert der nichtkommerziellen Nutzung eines unter der CC BY-NC 2.0 stehenden Bildes betrage Null Euro.<br />

Der Verstoß gegen die Pflicht zur Namensnennung führt nach deutschem Recht lediglich zu einem 100 %<br />

Aufschlag auf den Schadensersatz - dazu führt das OLG aus: "Aber 100 % <strong>von</strong> 0 sind immer noch 0; ferner<br />

ist zu berücksichtigen, dass die Bekl. den Kl. als Urheber benannt hat, wenn auch nicht in der nach den<br />

Lizenzbedingungen geschuldeten Form."<br />

Landgericht Berlin, Einstweilige Verfügung vom 8. Oktober 2010. [60]<br />

Die Urheberrechtsverletzerin, eine Partei, hatte in ihrem Blog ein Foto der Fotografin verwendet, ohne ihren<br />

Namen und die Quelle nach der zugrundeliegenden Creative Commons-Lizenz Attribution – ShareAlike 3.0<br />

Unported zu kennzeichnen. Die Fotografin setzte mit einer einstweiligen Verfügung durch, dass durch die<br />

Partei die Lizenzbedingungen der CC-Lizenz eingehalten werden müssen.


Siehe auch<br />

Freie Inhalte<br />

Wissensallmende<br />

Wikimedia Commons<br />

Literatur<br />

Erik Möller: Freiheit mit Fallstricken: Creative-Commons-NC-Lizenzen und ihre Folgen .<br />

Simone Aliprandi: Creative Commons: a user guide. Copyleft-Italia / Ledizioni, 2011 (der Text ist unter der Lizenz<br />

Creative Commons Attribution/Share Alike verfügbar)<br />

Markus Eidenberger, Andreas Ortner: Kreativität in Fesseln: Wie Urheberrecht Kreativität behindert und doch mit<br />

s<strong>einen</strong> eigenen Waffen geschlagen werden kann. In: Leonhard Dobusch, Christian Forsterleitner (Hrsg.): Freie<br />

Netze. Freies Wissen. Echomedia, Wien 2007, ISBN 3-901761-64-0 unter Creative Commons Lizenz; freienetze.at<br />

(PDF; 1,5 MB) (enthält u. a. Interview mit Lawrence Lessig).<br />

Till Kreutzer: Open Content – Ein Praxisleitfaden zur Nutzung <strong>von</strong> Creative-Commons-Lizenzen , Deutsche<br />

UNESCO-Kommission e. V., Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen, Wikimedia Deutschland e. V. 2015.<br />

Lawrence Lessig: Freie Kultur. Penguin Books, 2004.<br />

Reto Mantz: Open Access-Lizenzen und Rechtsübertragung bei Open Access-Werken (PDF; 560 kB) – u. a.<br />

Kommentierung der CC-Lizenzen.<br />

Reto Mantz: Creative Commons-Lizenzen im Spiegel internationaler Gerichtsverfahren(PDF; 180 kB). GRUR<br />

International, 2008, S. 20–24<br />

Weblinks<br />

Commons: Creative Commons – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern<br />

Creative-Commons-Website (Suche (beta))<br />

Creative Commons Deutschland<br />

Creative Commons Österreich<br />

Creative Commons Schweiz<br />

Standpunkt der Free Software Foundation<br />

Einzelnachweise<br />

1. Creative Commons: History(http://creativecommons.org/about/history). Abgerufen am 9. Oktober 2011.<br />

2. Plotkin, Hal (2002-2-11): All Hail Creative Commons Stanford professor and author Lawrence Lessig plans a legal<br />

insurrection (http://www.sfgate.com/cgi-bin/article.cgi?f=/g/a/2002/02/11/creatcom.DTL). SFGate.com. Abgerufen am<br />

8. März 2011.<br />

3. History of Creative Commons(http://creativecommons.org/about/history/) . Abgerufen am 8. November 2009.<br />

4. Matt Haughey: Creative Commons Announces New Management Team (http://creativecommons.org/press-releases/<br />

entry/3483). creativecommons.org. 18. September 2002. Abgerufen am 7. Mai 2013.<br />

5. Lawrence Lessig: Remembering Aaron Swartz(http://creativecommons.org/weblog/entry/36298) .<br />

creativecommons.org. 12. Januar 2013. Abgerufen am 7. Mai 2013.<br />

6. History of Creative Commons(http://creativecommons.org/about/history/) . Abgerufen am 5. Februar 2010.<br />

7. Kay Kremerskothen: 200 million Creative Commons photos and counting!(http://blog.flickr.net/en/2011/10/05/200-mi<br />

llion-creative-commons-photos-and-counting/) . Flickr Blog. 5. Oktober 2011. Abgerufen am 20. Dezember 2011.<br />

8. Big win for an interoperable commons: BY-SA and FAL now compatible (https://creativecommons.org/weblog/entry/4<br />

4030). Abgerufen am 22. Oktober 2014.<br />

9. Compatibilité Creative Commons BY+SA & Licence Art Libre(http://artlibre.org/compatibilite-creative-commons-bysa<br />

-licence-art-libre/). Abgerufen am 22. Oktober 2014.<br />

10. CC-SA 1.0 (http://creativecommons.org/licenses/sa/1.0/)<br />

11. CC0 1.0 (http://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)<br />

12. „Definition of Free Cultural Works“ (http://freedomdefined.org/Definition), abgerufen am 14. September 2013<br />

13. „Approved for Free Cultural Works“ (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/) -Logo auf der Website zur<br />

Lizenz, abgerufen am 14. September 2013


14. Deutsche Creative Commons-Lizenzen in Version 3.0 verfügbar. (http://de.creativecommons.org/deutsche-creative-c<br />

ommons-lizenzen-in-version-30-verfugbar/)de.creativecommons.org<br />

15. Swiss 3.0 Creative Commons licenses now available. (http://www.creativecommons.ch/2012/04/lizenzen-3-0-sind-im<br />

-schweizer-recht-verfugbar/)creativecommons.org, 16. April 2012<br />

16. Announcing the new Creative Commons 3.0 Ireland suite. (http://creativecommons.org/weblog/entry/31648)<br />

creativecommons.org, 27. Februar 2012<br />

17. Martin Steiger: Creative Commons 4.0-Lizenzen in deutscher Übersetzung.(https://steigerlegal.ch/2017/01/22/creati<br />

ve-commons-4-0-deutsch/)22. Januar 2017; abgerufen am 8. Mai 2017.<br />

18. Reto Mantz: „Creative Commons-Lizenzen im Spiegel internationaler Gerichtsverfahren.“ In: GRURInt 2008, S. 20–<br />

24, S. 24.<br />

19. OLG Köln, Urteil vom 31. Oktober 2014 - 6 U 60/14, (MIR 2014, Dok. 121, miur.de/2656 (http://miur.de/2656))<br />

20. Tanja Dörre: „Aktuelle Rechtsprechung zu Creative-Commons-Lizenzen.“ In: GRUR-Prax 2014, S. 516–518.<br />

21. Übersicht: CC-Videos des NDR (https://www.ndr.de/nachrichten/netzwelt/tv298.html)<br />

22. http://creativearchive.bbc.co.uk/(offline): Creative Commons attracts BBC's attention(https://web.archive.org/web/20<br />

050131073558/http://www.iwr.co.uk/iwreview/1155821)(Memento vom 31. Januar 2005 im Internet Archive), 11.<br />

Juni 2004, im Webarchiv<br />

23. BBC Creative Archive pilot(http://www.bbc.co.uk/creativearchive/index.shtml) abgerufen am 21. Oktober 2017<br />

24. „Springer Open Choice License“(http://www.springer.com/open+access/open+choice?SGWID=0-40359-0-0-0)(bync<br />

2.5)<br />

25. Noch mehr Creative Commons <strong>von</strong> quer . (http://blog.br.de/quer/noch-mehr-creative-commons-<strong>von</strong>-quer-02122011.h<br />

tml) quer; 2. Dezember 2011; abgerufen am 24. Juli 2013.<br />

26. Endlich frei - Der BR setzt bei der Space Night auf CC-Musik(http://isarmatrose.com/?p=3218)auf isarmatrose.com<br />

am 19. Feb. 2013<br />

27. Gibt es bald die erste öffentlich-rechtliche Sendung mit cc-Musik?(http://freie-radios.net/53657)- Interview mit<br />

Tobias Schwarz auf Radio corax am 13. Februar 2013<br />

28. Barbara Fischer: Was <strong>Wikipedia</strong>ner besonders gut können.(http://blog.wikimedia.de/2013/04/24/was-wikipedianer-b<br />

esonders-gut-konnen/) Wikimedia DeutschlandBlog; 24. April 2013; abgerufen am 29. Mai 2013.<br />

29. Category:ZDFcheck. (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:ZDFcheck)Wikimedia Commons; abgerufen am<br />

29. Mai 2013.<br />

30. Fritz Jingles. (http://www.fritz.de/media/jingles/index.html)Abgerufen am 20. August 2013.<br />

31. Cultural Broadcast Archive.(http://cba.fro.at/) Abgerufen am 19. Oktober 2013.<br />

32. xo - the quandary novelists.(http://www.the-quandary-novelists.com/xo/)In: www.the-quandary-novelists.com.<br />

Abgerufen am 5. April 2016.<br />

33. Fiktion. (http://fiktion.cc/books/munzgesteuerte-geschichte/)In: fiktion.cc. Abgerufen am 5. April 2016.<br />

34. Literarisch Besonderes unter Creative Commons Lizenz.(http://commonsblog.wordpress.com/2012/07/04/xo-literatis<br />

ch-besonderes-unter-creative-commons-lizenz/#comments)Abgerufen am 16. Oktober 2013.<br />

35. Zielsetzung data.gv.at (https://www.data.gv.at/2012/04/18/20-4-pressegesprach-open-government-data-portal/)vom<br />

20. April 2012 abgerufen am 29. November 2015<br />

36. Lizenzbedingungen: CC0 1.0 Universal (http://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de)<br />

37. de.creativecommons.org(http://de.creativecommons.org/neu-im-programm-cc0/)<br />

38. Öffentliche Diskussion über CC0(http://creativecommons.org/weblog/entry/7978)<br />

39. Linked Data Service der Deutschen Nationalbibliothek(http://www.dnb.de/DE/Service/DigitaleDienste/LinkedData/lin<br />

keddata_node.html). Abgerufen am 18. März 2013.<br />

40. offiziell als Eingestellt geltende CC-Lizenzen(http://creativecommons.org/retiredlicenses)(englisch)<br />

41. Founders’ Copyright (http://creativecommons.org/projects/founderscopyright)<br />

42. Michael Seemann: 10 Jahre Creative Commons. Der Ökoladen der Nerd-Elite, in Die Zeit vom 6. Dezember 2012.(h<br />

ttp://www.zeit.de/digital/internet/2012-12/creative-commons-kritik)<br />

43. Erklärung der FSF <strong>für</strong> die Lizenzierung <strong>von</strong> anderen Werken als Software oder Dokumentation(http://www.gnu.org/li<br />

censes/license-list.html#OtherLicenses).<br />

44. Free Software Foundation blog(http://www.fsf.org/blogs/rms/entry-20050920.html).<br />

45. creativecommons.org (http://creativecommons.org/weblog/entry/7520) .<br />

46. Andrea Müller: Creative Commons Version 4: die Diskussionstartet. (http://heise.de/-1394557)In: Heise online.<br />

13. Dezember 2011; abgerufen am 1. Februar 2012.<br />

47. CCPL4 erschienen (http://de.creativecommons.org/2013/11/25/version-4-0-ist-da/) .<br />

48. How to Correctly Use Creative Commons Works (http://www.plagiarismtoday.com/2010/01/12/how-to-correctly-use-c<br />

reative-commons-works/)(englisch).<br />

49. OpenAttribute: Making Creative Commons Attribution Easy(http://www.plagiarismtoday.com/2011/02/07/openattribut<br />

e-making-creative-commons-attribution-easy/)(englisch).<br />

50. Aktenzeichen 334492 / KG 06-176 S (LJN: AV4204): niederländisch (http://zoeken.rechtspraak.nl/resultpage.aspx?s<br />

nelzoeken=true&searchtype=ljn&ljn=AV4204&u_ljn=AV4204), englisch (http://mirrors.creativecommons.org/judgeme


nelzoeken=true&searchtype=ljn&ljn=AV4204&u_ljn=AV4204), englisch (http://mirrors.creativecommons.org/judgeme<br />

nts/Curry-Audax-English.pdf)(PDF; 142 kB); Anmerkung <strong>von</strong> Reto Mantz (http://retosphere.de/files/Mantz,CreativeC<br />

ommonsLizenzen_GRURInt_2008,20.pdf)(PDF; 180 kB).<br />

51. Weblogkommentar (http://curry.podshow.com/?p=49)<br />

52. Aktenzeichen 761/2005: spanisch (http://derecho-internet.org/node/363), englisch (http://mirrors.creativecommons.or<br />

g/judgements/SGAE-Fernandez-English.pdf)(PDF; 144 kB); Anmerkung <strong>von</strong> Reto Mantz (http://retosphere.de/files/<br />

Mantz,CreativeCommonsLizenzen_GRURInt_2008,20.pdf)(PDF; 180 kB).<br />

53. Artikel auf Deutsch und Urteil auf Spanisch(http://www.fspa.de/2006/cc-lizenzen-erneut-vor-gericht-bestatigt-diesma<br />

l-in-spanien/).<br />

54. Aktenzeichen 3:07-CV-1767-D (Chang v. Virgin Mobile USA): englisch (http://www.artuntitled.com/resource/chang_v<br />

v.html); Anmerkung <strong>von</strong> Reto Mantz (http://retosphere.de/files/Mantz,CreativeCommonsLizenzen_GRURInt_2008,2<br />

0.pdf) (PDF; 180 kB).<br />

55. Aktenzeichen 2008-1101: englisch (http://www.cafc.uscourts.gov/images/stories/opinions-orders/08-1001.pdf)(PDF;<br />

66 kB).<br />

56. Aktenzeichen 09-1684-A: französisch (http://www.turre.com/wp-content/uploads/2010-10-26-D%C3%A9cision-trib.-N<br />

ivelles-Lich%C3%B4dmapwa.pdf)(PDF; 1,3 MB); urheberrecht.org (http://www.urheberrecht.org/news/4090/).<br />

57. Aktenzeichen 3560/09, 3561/09: hebräisch (http://www.law.co.il/media/computer-law/reuveni_rivlin.pdf)(PDF;<br />

695 kB); englische Zusammenfassung(http://www.law.co.il/en/news/israeli_internet_law_update/2011/01/18/Israeli-c<br />

ourt-enforces-a-creative-commons-license); urheberrecht.org (http://www.urheberrecht.org/news/4170/).<br />

58. Oberlandesgericht Köln, Aktenzeichen 6 U 60/14: MIR 2014, Dok. 121, http://miur.de/2656 (http://medien-internet-un<br />

d-recht.de/volltext.php?mir_dok_id=2656), [BeckRS 2014, 21041]<br />

59. Landgericht Köln, Aktenzeichen 28 O 232/13: openjur.de (https://openjur.de/u/686021.html).<br />

60. Landgericht Berlin, Aktenzeichen 16 O 458/10: openjur.de (https://openjur.de/u/168250.html) (PDF).<br />

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Crowdfunding<br />

Crowdfunding [ˈkɹaʊdˌfʌndiŋ] (<strong>von</strong> englisch crowd <strong>für</strong> ‚(Menschen-)Menge‘, und funding <strong>für</strong> ‚Finanzierung‘), auf deutsch auch<br />

Schwarmfinanzierung oder Gruppenfinanzierung, ist eine Art der Finanzierung. Mit dieser Methode der Geldbeschaffung lassen<br />

sich Projekte, Produkte, die Umsetzung <strong>von</strong> Geschäftsideen und vieles andere mit Eigenkapital oder dem Eigenkapital ähnlichen<br />

Mitteln, in Deutschland zumeist in Form partiarischer Darlehen oder stiller Beteiligungen, versorgen. <strong>Eine</strong> so finanzierte<br />

Unternehmung und ihr Ablauf werden auch als eine Aktion bezeichnet. Ihre Kapitalgeber sind eine Vielzahl <strong>von</strong> Personen – in der<br />

Regel Internetnutzer, da zum Crowdfunding meist im World Wide Web aufgerufen wird.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Geschichte<br />

1.1 Begriff<br />

1.2 Englischsprachiger Raum<br />

1.3 Deutschland<br />

1.4 Schweiz<br />

2 Typischer Ablauf einer Crowdfunding-Kampagne<br />

3 Siehe auch<br />

4 Literatur<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Geschichte<br />

Begriff<br />

Historisch gesehen ist Crowdfunding ein relativ junger Begriff, der erst seit einigen Jahren verstärkt eingesetzt wird. Der Begriff des<br />

Crowdsourcing wurde <strong>von</strong> Jeff Howe in einem Wired-Artikel geprägt. Einige Jahre später erarbeitete er auch erste Ansätze <strong>für</strong> eine<br />

Definition des Begrifs Crowdfunding, angelehnt an Crowdsourcing.<br />

Das Wort setzt sich aus den englischen Wörtern crowd ‚Menge, Menschenmasse‘ und funding ‚Finanzierung‘ zusammen. Als<br />

Verdeutschung wird gelegentlich Schwarmfinanzierung verwendet. Mit der Herkunft dieser Eindeutschung beschäftigte sich im März<br />

2013 der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch im Sprachlog in den Beiträgen And the Winner is: Crowdfunding! [1] und<br />

Sprachschmuggler in der <strong>Wikipedia</strong>? [2] Dabei ergaben seine Recherchen, dass dieser Begriff s<strong>einen</strong> Ursprung in einem am 23. März<br />

2011 erfolgten Eintrag im Artikel Crowdfunding der deutschsprachigen <strong>Wikipedia</strong> habe. [1][2]<br />

Man kann vier Varianten des Crowdfunding unterscheiden: [3]<br />

Donation-Based Crowdfunding (Crowddonation)<br />

Reward-Based Crowdfunding (Crowdsupporting, aufgeteilt in Crowdfunding und Pre-Selling)<br />

Lending-Based Crowdfunding (Crowdlending)<br />

Equity-Based Crowdfunding (im Deutschen auch Crowdinvesting genannt)


Englischsprachiger Raum<br />

Historisches Crowdfunding findet man bereits im 18. Jahrhundert. So wurde z. B. der Sockel <strong>für</strong> die Errichtung der Freiheitsstatue<br />

durch 160.000 Einzelspenden ermöglicht. [4]<br />

Im Oktober 2003 startete der Musiker und Produzent Brian Camelio die Internet-Plattform ArtistShare als Reaktion auf die<br />

Entwicklungen des Raubkopierens und die Bestrebungen der Musikindustrie <strong>für</strong> ein digitales Rechtemanagement. Die Website<br />

ermöglichte es Musikern, das Geld <strong>für</strong> die Produktion eines Albums zu erhalten, bevor es veröffentlicht wurde. Als SellaBand im<br />

August 2006 in Europa startete, galt es, je 50.000 US-Dollar <strong>für</strong> Musiker und Bands mit der Hilfe sogenannter Believer zu erreichen,<br />

um ein Album zu produzieren. Bereits am 2. November 2006 hatte die Band Nemesea 528 Unterstützer zusammen und konnte so ihr<br />

Album „In Control“ aufnehmen. In den vergangenen vier Jahren haben es weitere 50 Bands (Stand: September 2010) ins Tonstudio<br />

bei Sellaband geschaft.<br />

2008 wurde Indiegogo gegründet. [5] 2009 wurde in den USA die Crowdfunding-Plattform Kickstarter.com gegründet. <strong>Eine</strong><br />

Gewinnbeteiligung gibt es bei Kickstarter nicht. Die Initiatoren versuchen meist, mit einem Video <strong>von</strong> sich oder dem Projekt zu<br />

überzeugen. Nach dem gleichen Vorbild sind u. a. mit RocketHub weitere Crowdfunding-Plattformen online gegangen.<br />

Anfang 2010 nutzte mit Public Enemy eine bereits etablierte Band solch eine Crowdfunding-Plattform, um ihr nächstes Album<br />

gemeinsam mit Fans und Unterstützern finanzieren zu lassen. Die Band selbst beschreibt auf ihrer Website: „In our six months on<br />

SellaBand, we are proud to have broken ground into a new paradigm of music financing and to have learned so much about the fan<br />

funding model with our fans.“ [6] Im Oktober 2010 stand das Vorhaben bei 91 % <strong>von</strong> 75.000 US-Dollar. Das eigentliche Ziel in Höhe<br />

<strong>von</strong> 250.000 US-Dollar wurde nach unten korrigiert, als die Plattform im Februar 2010 Insolvenz anmeldete. Seit der Insolvenz wird<br />

das einstige niederländische Unternehmen als GmbH mit dem Hauptsitz in München weiter geführt.<br />

Im Juni 2010 erhielt das Software-Projekt Diaspora Medienaufmerksamkeit: Für die Entwicklung einer Internetplattform haben vier<br />

Studenten 10.000 US-Dollar benötigt. Mit der Plattform wurde Facebook der Kampf angesagt und angekündigt, ein Pendant zu<br />

entwickeln, welches bessere Vorkehrungen im Bereich Datenschutz treffen würde und die Daten seiner Nutzer dezentral immer auf<br />

dem eigenen Rechner des Anwenders speichere. Dies fand enormen Zuspruch in der Bevölkerung, die das Projekt gemeinsam mit<br />

200.641 US-Dollar überfinanziert hat. Unter den 6.479 Spendern befand sich auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Im<br />

Interview mit dem Magazin Wired sagte Zuckerberg: „I donated. I think it is a cool idea.“ [7]<br />

Mayday US ist ein Super-PAC in den USA, welcher sich zum Ziel gesetzt hat, alle Super-PACs abzuschaffen. Das Ziel ist es,<br />

Abgeordnete in den Kongress zu wählen, welche sich gegen den korrumpierenden Einfluss <strong>von</strong> Geld in der Politik stellen und Super-<br />

PACs abschaffen möchten. Das Projekt ist mit mehr als 7,9 Millionen Dollar ausgestattet und wurde <strong>von</strong> mehr als 55.300 Spendern<br />

durch Crowdfunding finanziert (Stand August 2014). Der Initiator des PACs ist der Harvard Professor Lawrence Lessig. [8][9]<br />

Mit der Unterzeichnung des JOBS Act (Jumpstart Our Business Startups Act) in den USA durch Präsident Barack Obama wurde eine<br />

gesetzliche Grundlage geschafen.<br />

Deutschland<br />

Zu der 2004 gestarteten Finanzierung des Roadmovies Hatschi Madame – Sorry Monsieur konnte durch den Erwerb einer<br />

Eintrittskarte ein Platz im Abspann erworben werden. [10] Einige mediale Aufmerksamkeit wurde Crowdfunding zuteil, als der Film<br />

Hotel Desire durch Spenden <strong>von</strong> 175.000 Euro finanziert wurde. [11] Das bis dato größte Crowdfunding-Projekt im Filmbereich in<br />

Deutschland startete die Kölner Firma Brainpool im Dezember 2011. Für den geplanten Kinofilm zur TV-Serie Stromberg wollte das<br />

Unternehmen bis März 2012 eine Million Euro einsammeln. [12] Nach zwei Tagen lagen die Einnahmen bereits bei über 150.000<br />

Euro; [13] innerhalb einer Woche wurde die Plansumme erreicht. [14][15]<br />

Neben nationalen Plattformen gibt es auch regionale Crowdfunding-Initiativen. Diese fokussieren sich vor allem auf Projekte <strong>für</strong><br />

Start-ups aus der jeweiligen Region.


Crowdfunding gilt eher als Variante <strong>für</strong> die Finanzierung <strong>von</strong> Nischen-Projekten; Crowdinvesting benennt eine Art der<br />

Mittelaufnahme <strong>für</strong> Unternehmen oder Immobilien. Hierbei können Beteiligungen an Unternehmen erworben werden. Diese<br />

Beteiligungen verbriefen <strong>einen</strong> Anspruch auf <strong>einen</strong> Anteil am Unternehmensgewinn sowie häufig auch am Verkaufserlös und können<br />

verkauft werden. Beim Crowdinvesting soll, ähnlich wie beim Crowdfunding, das Risiko auf zahlreiche Investoren zu kl<strong>einen</strong><br />

Beträgen verteilt werden; bei einer Finanzierung durch Business Angels oder Venture Capital wird das Kapital in der Regel dagegen<br />

<strong>von</strong> wenigen aufgebracht. [16]<br />

Die Novelle des Kleinanlegerschutzgesetzes vom 9. Juli 2015 (BGBl. 2015 I S. 1114) hat auch das Crowdinvesting in Deutschland<br />

neu geregelt. [17]<br />

Schweiz<br />

In der Schweiz gibt es rund ein Dutzend nationale Crowdfunding-Plattformen, die Crowddonation, Crowdlending und<br />

Crowdinvesting abdecken.<br />

Als erste Plattform startete „Cashare“ im Jahre 2008 mit Fokus auf Crowdlending. Die größte Plattform (Stand: 2016) ist<br />

„wemakeit“, die jegliche Art <strong>von</strong> Projekten anbietet. Daneben haben sich weitere Plattformen in Angebotsnischen positioniert, wie<br />

beispielsweise „I believe in you“ <strong>für</strong> Sportprojekte, „letshelp“ <strong>für</strong> Hilfsprojekte im In- und Ausland, „loanboox“ <strong>für</strong> Kantone und<br />

Gemeinden und „lokalhelden.ch“ <strong>für</strong> Vereine, Organisationen und Privatpersonen mit gemeinnützigen Projekten. Letztgenanntes<br />

Portal wird kostenfrei zur Verfügung gestellt. [18]<br />

Typischer Ablauf einer Crowdfunding-Kampagne<br />

<strong>Eine</strong> Aktion ist durch eine Mindestkapitalmenge gekennzeichnet, die durch die Masse fremdfinanziert sein muss, bevor die Aktion<br />

startet. Im Verhältnis zur Mindestkapitalmenge leistet jedes Mitglied der Masse (Crowdfunder) nur <strong>einen</strong> geringen finanziellen<br />

Anteil.<br />

Für diese Leistung kann der Crowdfunder eine Gegenleistung erhalten, die verschiedene Formen annehmen kann (z. B. Rechte, Geld,<br />

Sachleistungen), den man dann als <strong>einen</strong> monetarisierbaren Wert ausdrücken kann. Darüber hinaus kann die Gegenleistung <strong>einen</strong><br />

ideellen oder altruistischen Wert besitzen [19] z.B. die Unterstützung <strong>von</strong> humanitären Projekten, die keine ökonomische<br />

Gegenleistung versprechen [20][21][22] .<br />

Die Kommunikation zwischen Geldgeber und -nehmer wird über eine Plattform im Internet realisiert. In der Regel veröffentlicht der<br />

Geldnehmer über diese Plattform eine weitgehend offene Ausschreibung, die sich an alle geschäftsfähigen Internetnutzer richtet;<br />

ohne Ein- oder Ausgrenzung möglicher Geldgeber .<br />

Ein weiteres kennzeichnendes Merkmal <strong>von</strong> Crowdfunding ist, dass durch Crowdfunding erzielte Gelder zweckgebunden an die<br />

jeweilige Aktion sind. Allerdings ist <strong>für</strong> den Vorgang des Crowdfundings in Deutschland bislang keine spezifische gesetzliche<br />

Grundlage vorhanden (im Gegensatz beispielsweise zur Finanzierung durch Aktien, wo<strong>für</strong> es in Deutschland ein Aktiengesetz gibt).<br />

In den USA hingegen wurde mit der Unterzeichnung des JOBS Act („Jumpstart Our Business Startups Act“) durch Präsident Obama<br />

eine gesetzliche Grundlage geschafen.<br />

Siehe auch<br />

Street Performer Protocol<br />

Subskription<br />

Literatur<br />

Ulrike Sterblich, Tino Kreßner, Anna Theil, Denis Bartelt: Das Crowdfunding-Handbuch. orange press, Freiburg<br />

2015, ISBN 978-3-936086-80-5.


Karim Serrar, Frank Schwarz, Oliver Gajda: Jahrbuch Crowdfunding. Slingshot, Hamburg 2015, ISBN 978-<br />

3000512001.<br />

Jörg Eisfeld-Reschke, Ulrich Herb & Karsten Wenzlaff (2014). Research Funding in Open Science.In S. Bartling &<br />

S. Friesike (Hrsg.), Opening Science (pp. 237–253). Heidelberg: Springer . doi:10.1007/978-3-319-00026-8_16<br />

Kevin Lawton und Dan Marom: The crowdfunding revolution. How to raise venture capital using social media .<br />

McGrawHill, New York 2013, ISBN 978-0-07-179045-1.<br />

Joachim Hemer: Crowdfunding und andere Formen informeller Mikrofinanzierung in der Projekt- und<br />

Innovationsfinanzierung. Fraunhofer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-8396-0313-0.<br />

Weblinks<br />

Crowdfunding Industry Report 2012<br />

Elena Gorgis: CROWDFUNDING UND CROWDINVESTING – Das kleine Geld der Massen , Deutschlandfunk<br />

„Hintergrund“ vom 23. Juni 2014<br />

Crowdfunding: Wer im Internet wo<strong>für</strong> Geld einsammelt, Stiftung Warentest, test.de, 4. November 2014, abgerufen<br />

am 28. Januar 2015<br />

Einzelnachweise<br />

1. Anatol Stefanowitsch: And the Winner is: Crowdfunding!(http://www.sprachlog.de/2013/03/04/and-the-winner-is-cro<br />

wdfunding/). In: Sprachlog. 4. März 2013. Abgerufen am 5. März 2013.<br />

2. Anatol Stefanowitsch: Sprachschmuggler in der <strong>Wikipedia</strong>? (http://www.sprachlog.de/2013/03/05/sprachschmugglerin-der-wikipedia/).<br />

In: Sprachlog. 5. März 2013. Abgerufen am 5. März 2013.<br />

3. Crowdsourcing, LLC: Crowdfunding Industry Report: Market Trends, Composition and Crowdfunding Platforms2012,<br />

S. 12.<br />

4. http://www.bbc.com/news/magazine-21932675<br />

5. indiegogo (http://communities.washingtontimes.com/neighborhood/networking-without-faces/2012/jul/18/indiegogo-a<br />

-serious-competitor-to-kickstarter/)<br />

6. 'Public Enemy auf SellaBand'(http://www.sellaband.com/en/projects/publicenemy/incentives), aufgerufen am 17.<br />

Oktober 2010<br />

7. Wired Magazine 'Mark Zuckerberg: I Donated to Open Source, Facebook Competitor' (http://www.wired.com/epicent<br />

er/2010/05/zuckerberg-interview), aufgerufen am 28. September 2010<br />

8. Mayday US, Super PAC (https://mayday.us/)<br />

9. BoingBoing, MAYDAY.US IS DOWN TO THE WIRE: FIGHT CORRUPTION IN CONGRESS!(http://boingboing.net/2<br />

014/07/04/mayday-us-is-down-to-the-wire.html)<br />

10. Die Welt 2. August 2004, S.24<br />

11. http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,788873,00.html<br />

12. http://www.ftd.de/it-medien/medien-internet/:crowdfunding-stromberg-zettelt-revolution-bei-filmfinanzierungan/60143533.html<br />

(https://web.archive.org/web/20120107150208/http://www.ftd.de/it-medien/medien-internet/:crowdf<br />

unding-stromberg-zettelt-revolution-bei-filmfinanzierung-an/60143533.html) (Memento vom 7. Januar 2012 im<br />

Internet Archive)<br />

13. http://www.myspass.de/specials/stromberg-kinofilm/<br />

14. brainpool.de Pressemitteilung 22. Dezember 2011(http://www.brainpool.de/bpo/de/presse/pre semitteilungen/0871<br />

1.html)<br />

15. Quotenmeter.de: «Stromberg»-Film kommt: 1 Million investiert.(http://www.quotenmeter.de/cms/?p1=n&p2=53958&<br />

p3=) Abgerufen am 22. Dezember 2011.<br />

16. http://www.fuer-gruender.de/fileadmin/mediapool/Unsere_Studien/Crowd_Q3_2013/Crowd_investing-<br />

Monitor_Q3_2013.pdf<br />

17. Kleinanlegerschutz: Neues Gesetz in Kraft(https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Meldung/201<br />

5/meldung_150710_kleinanlegerschutzgesetz.html) . Bundesanstalt <strong>für</strong> Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). 10.<br />

Juli 2015. Abgerufen am 10. Februar 2017.<br />

18. Michèle Ullmann: 11 Schweizer Crowdfunding-Plattformen im Vergleich – diese solltest du kennen.(https://www.loka<br />

lhelden.ch/blog/Blog-Detailseite/11-schweizer-crowdfunding-plattformen-im-vergleich-diese-solltest-du-kennen~ba8<br />

3.html) Abgerufen am 8. Mai 2017.<br />

19. Sixt, E. (2014). Spendenbasierendes Crowdfunding. In Schwarmökonomie und Crowdfunding (pp. 101-111).<br />

Springer Fachmedien Wiesbaden.<br />

20. Looking Beyond the Crisis(http://reliefweb.int/report/world/future-humanitarian-financing-looking-beyond-crisis) , by<br />

the Future of Humanitarian Financing Initiative


21. Crowdfunding's Potential for the Developing World (http://www.infodev.org/infodev-files/wb_crowdfundingreport-v12.<br />

pdf), by the World Bank<br />

22. Crowdfunding for Emergencies(http://www.unocha.org/node/190276), by the Office for the Coordination of<br />

Humanitarian Afairs<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Crowdfunding&oldid=171218622 “<br />

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Wachstumsrücknahme<br />

Mit dem Begriff Wachstumsrücknahme (englisch Degrowth), Postwachstum,<br />

Wachstumswende oder Entwachstum wird die Reduktion eines Konsum- und<br />

Produktionswachstums verbunden. Damit soll einem Wirtschaftswachstum begegnet<br />

werden, wenn es als sozial, ökologisch, ökonomisch oder politisch schädlich<br />

wahrgenommen wird. Vertreter dieses Konzepts sehen darin eine Strategie gegen ein<br />

Umwelt und Ressourcen überbelastendes Wachstum.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Demonstration am Ende der vierten<br />

Degrowth-Konferenz, Leipzig, 2014<br />

1 Historische Entwicklung<br />

2 Begründungen<br />

2.1 Wachstumskritik<br />

2.2 Kritik an den Wachstumsmodellen<br />

2.2.1 Kopplung <strong>von</strong> Wachstums- und Zinsrate<br />

2.2.2 Zinseszins und Wachstumszwang<br />

3 Frankreich<br />

4 Deutschland<br />

5 Großbritannien<br />

6 USA<br />

7 Siehe auch<br />

8 Literatur<br />

9 Weblinks<br />

10 Einzelnachweise<br />

Historische Entwicklung<br />

Vertreter der Klassischen Nationalökonomie diskutierten die stationäre Ökonomie als unausweichlichen Endpunkt <strong>von</strong><br />

Wirtschaftswachstum und Entwicklung. [1] Auch John Maynard Keynes sagte eine dauerhafte Wachstumsabschwächung voraus und<br />

gab <strong>für</strong> diesen Fall wirtschaftspolitische Empfehlungen. [2] Als Vordenker der jüngeren Geschichte <strong>für</strong> die Vertreter der décroissance<br />

und die Kritiker des uneconomic growth gelten Nicholas Georgescu-Roegen, [3] Ivan Illich und auch André Gorz.<br />

Die erste umfassende Kritik des Wirtschaftswachstums ist die Studie Die Grenzen des Wachstums, die 1972 als Bericht an den Club<br />

of Rome erschien und die weltweit Schlagzeilen machte. Sie zeigt nach Auffassung der Autoren die möglichen Folgen eines<br />

unbeschränkten Wachstums <strong>für</strong> Ökologie und Gesellschaft aufgrund der begrenzten Ressourcen und der Übernutzung der<br />

vorhandenen Naturschätze auf. Nach der Überarbeitung <strong>von</strong> 2004 ergab sich in den meisten errechneten Szenarien der Studie ein<br />

wirtschaftlicher Kollaps zwischen 2030 und 2100. [4]<br />

Die Ergebnisse der Studie wurden seither sehr kontrovers diskutiert. Wichtigste Veranstaltung der Wachstumskritik ist die seit 2008<br />

stattfindende Internationale Degrowth-Konferenz. [5][6]<br />

Begründungen


Wachstum führt zwar ständig zu neuen Innovationen und effizienterer Technologie, jedoch nach Ansicht <strong>von</strong> Kritikern ebenso zu<br />

negativen Entwicklungen wie immer größerer Risikobereitschaft, verstärktem Konkurrenzdruck, fortschreitender Monopolisierung,<br />

sinkender Produktqualität, sinkenden Löhnen, zunehmender Verschuldung, Ausbeutung natürlicher und gesellschaftlicher Ressourcen<br />

oder zur Erzeugung zweifelhafter neuer Bedürfnisse. [7] Während Güter, die über die Grundbedürfnisse hinausgingen, früher in<br />

Maßen konsumiert wurden, müssten sie in alternden Volkswirtschaften in Massen konsumiert werden, um das Wachstum in Gang zu<br />

halten.<br />

Mit einem Blick auf die zunehmende Globalisierung wird kritisiert, dass sich die Folgen unbegrenzt wachsender Wirtschaften<br />

deutlich verschärft hätten, seit China, Indien, Russland und das Baltikum in die Marktwirtschaft eingetreten sind. [8]<br />

Wachstumskritik<br />

Verschiedene Wirtschaftswissenschaftler, Philosophen, Politologen, Wissenschaftler anderer Fachbereiche, Schriftsteller,<br />

Wirtschaftsjournalisten und Politiker [8] sowie Globalisierungsgegner, Umweltschützer und Freiwirtschaftler äußern Kritik am<br />

Wirtschaftswachstum; insbesondere an einem nach ihrer Auf fassung exponentiellen Wachstum <strong>von</strong> Volkswirtschaften.<br />

Systemtheoretisch betrachtet ist rein quantitatives Wachstum (nicht jedoch qualitatives Wachstum) in der Natur physikalisch<br />

begrenzt, so dass eine unbegrenzte rein quantitative Steigerung zur Destabilisierung des betroffenen Systems führt. Auf das<br />

Wirtschaftswachstum übertragen be<strong>für</strong>chten die Kritiker daher große Probleme <strong>für</strong> Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Hans<br />

Diefenbacher, wissenschaftlicher Referent <strong>für</strong> Ökonomie an der Forschungsstätte der Ev. Studiengemeinschaft in Heidelberg, stellt<br />

zum Beispiel folgende Rechnung auf, um die Unmöglichkeit unbegrenzten Wachstums zu illustrieren: „Ein Wachstum <strong>von</strong> nur 1 %<br />

bedeutet bereits eine Verdoppelung der Wirtschaftsleistung in nur 72 Jahren; ein Wachstum <strong>von</strong> 4 % (wie es in den 1970er und 80er<br />

Jahren vorkam) bewirkt eine Verdoppelung in nur 18 Jahren. Ein regelmäßiges Wachstum in dieser Höhe würde nach sieben<br />

Generationen das 1000-fache des Ausgangsbetrages ergeben!“ [7]<br />

Vor allem in wirtschaftlichen Krisenzeiten wie z. B. in der Ölkrise der 1970er oder der internationalen Finanzkrise ab 2007 wird<br />

ernsthaft diskutiert, ob eine Wirtschaft „ganz ohne Wachstum funktionieren und zugleich Lebensqualität bringen kann“. [8]<br />

In den Wirtschaftswissenschaften wird meist ein enger Zusammenhang zwischen Wachstum, Beschäftigungssicherung und<br />

Wohlstand angenommen (siehe z. B. Wirtschaftswachstum als Wunschvorstellung). Dies führt in der öffentlichen Debatte nicht selten<br />

zur Skepsis gegenüber jeglicher Wachstumskritik. [7][8] Kay Bourcarde, Leiter des Institutes <strong>für</strong> Wachstumsstudien, sieht jedoch in<br />

den letzten Jahren ein ganz erheblich gestiegenes Interesse an einer generell kritischen Auseinandersetzung mit dem exponentiellen<br />

Wirtschaftswachstum. [9]<br />

Während der Wachstumsdiskurs auf der makroökonomischen Ebene seit vielen Jahren geführt wird, gab es bisher wenige Versuche,<br />

die Wachstrumsneutralität und -rücknahme konzeptionell auf die Unternehmensebene zu übersetzen. [10] Die mögliche Rolle <strong>von</strong><br />

Unternehmen, ihrer Geschäftsmodelle, Strategien, Managementstile und ihrer Handlungsoptionen in der Postwachstumsgesellschaft<br />

bedarf weiterer Untersuchungen.<br />

Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf gilt allgemein als Indikator <strong>für</strong> den Wohlstand der Bevölkerung eines Landes. [11] Es weist eine<br />

sehr hohe Korrelation mit anderen sozio-ökonomischen Indikatoren wie Lebenserwartung, Säuglingssterblichkeit oder Bildung auf.<br />

Andere weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass das Bruttoinlandsprodukt seiner Definition nach nur den Wert der Güter- und<br />

Dienstleistungen misst, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einem Land hergestellt worden sind und insofern nur sehr<br />

eingeschränkt als Wohlfahrtsindikator verwendet werden kann. [12]<br />

Dass sich das Wirtschaftswachstum und seine Messung im Bruttoinlandsprodukt tatsächlich eignet, den Lebensstandard oder gar die<br />

Lebensqualität der Bevölkerung eines Landes abzubilden, wird jedoch <strong>von</strong> Vertretern des Konzepts der Wachstumsrücknahme<br />

bezweifelt.<br />

Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen veröffentlicht schon seit längerem mit dem Index der menschlichen Entwicklung<br />

<strong>einen</strong> Wohlstandsindikator, der nicht nur materiellen Wohlstand misst.


Siehe auch: Wirtschaftswachstum#Wirtschaftskraft und Lebensqualität<br />

Kritik an den Wachstumsmodellen<br />

Bei allen Wachstumstheorien handelt es sich um Modelle, nicht um<br />

Darstellungen der realen Verhältnisse. [13] Die Abweichung zwischen<br />

Modellen und Realität wird z. B. mit der Entwicklung des<br />

Bruttosozialproduktes der Bundesrepublik belegt, das seit 1950 nicht<br />

exponentiell, sondern tatsächlich nur linear gewachsen ist [14] (siehe<br />

Grafik „Wachstumskurven Deutschland“). Dies wiederum ist<br />

gleichbedeutend mit prozentual gesunkenen Wachstumsraten. Das<br />

Absinken der Wachstumsraten ist nach Meinung der Kritiker unter<br />

Bezugnahme auf die Unmöglichkeit dauerhaft exponentiellen<br />

Wachstums '„weder konjunktur- noch politikbedingt, sondern<br />

systemimmanent“. [15]<br />

Vor diesem Hintergrund wird in verschiedener Art und Weise<br />

gefordert, die Modelle an die realen Bedingungen anzupassen. Die<br />

Wachstumskurven: Exponentielle oder lineare<br />

Wirklichkeit?<br />

herrschenden ökonomischen Theorien dürften nicht zu einem „Wachstumszwang“ führen. Der Mathematiker Jürgen Grahl weist<br />

darauf hin, dass exponentielles Wachstum in der Natur zum Beispiel beim Wachstum <strong>von</strong> Bakterienkulturen oder bei Tumoren,<br />

sprich, bei primitiven bzw. krankhaften Prozessen beobachtet wird, die schließlich an ihrer eigenen Dynamik scheitern. Daher warnt<br />

er davor, in Wirtschaftsmodellen mit exponentiellem Wachstum zu operieren. [16] Der Schweizer Ökonom Hans Christoph<br />

Binswanger fordert eine umfassende Modernisierung des „neoklassischen Gleichgewichts-Modelles“, das als Grundlage der<br />

modernen Wirtschaftswissenschaften immer noch auf einer traditionellen Bauernwirtschaft des 19. Jahrhunderts basiere. [17] Wenige<br />

– insbesondere die Anhänger der Freiwirtschaftslehre – treten <strong>für</strong> radikal andere Wirtschaftsmodelle ohne Wachstum ein.<br />

Wie es der US-Ökonom Paul Romer ausdrückt: „Die Basis <strong>für</strong> gesundes Wachstum sind bessere Rezepte und nicht immer größere<br />

Mengen derselben Zutaten.“ [8] Die „system-strukturellen“ Lösungsansätze kann man folgendermaßen zusammenfassen:<br />

vom quantitativen zum qualitativen Wachstum (z. B. hochwertigere, langlebigere, umweltfreundlichere Produkte)<br />

vom quantitativen zum selektiven Wachstum (einige Bereiche wachsen, andere stagnieren oder schrumpfen)<br />

Nachhaltigkeit als neues Leitbild der Wirtschaftspolitik [13]<br />

Kopplung <strong>von</strong> Wachstums- und Zinsrate<br />

Die Ökonomie postuliert im langfristigen Trend eine ebenfalls gleichbleibende Zinsrate, die etwas unter der Wachstumsrate liegen<br />

soll und an diese gekoppelt ist. Von 1950 bis 1980 folgte die tatsächliche Entwicklung dieser Prognose. Seit 1980 jedoch blieb die<br />

Zinsrate trotz real sinkender Wachstumsrate etwa konstant und ist seither höher (inverses Zins-Wachstumsratendifferential nach<br />

Stefan Schulmeister [18] ). Dies ist nach Auffassung wachstumskritischer Ökonomen eine systemimmanente Folge des exponentiellen<br />

Wachstums, die auf der anderen Seite allerdings zu exponentiell wachsenden Geldvermögen und Zinsströmen führe. Wenn die<br />

Zinsraten höher als die Wachstumsrate sind, sei es rentabler, mit Geld zu spekulieren statt damit real zu investieren, so dass diese<br />

Gelder dem realen Geldkreislauf entzogen würden. [15] In diesem Zusammenhang wird gern auf den Nutzen einer Tobin-Steuer<br />

verwiesen.<br />

Zinseszins und Wachstumszwang<br />

Der Zinseszinseffekt führt laut einigen Wachstumskritikern zwangsläufig und systemimmanent zu einem exponentiellen Wachstum<br />

der Schulden auf der <strong>einen</strong> Seite und der verzinslichen Guthaben auf der anderen Seite. [19][20][21] Diese Argumentation fußt letztlich<br />

auf dem simplen Gedankenexperimentes des „Josephspfennigs“ als „dem“ Beispiel <strong>für</strong> <strong>einen</strong> unmöglichen exponentiellen Verlaufs<br />

des Wirtschaftswachstums (siehe Grafik). Allein dadurch stünde die Wirtschaft unter permanentem Wachstumszwang, denn aus der


erwirtschafteten Leistung müsse die Zinslast gezahlt werden<br />

können. [22] Hans Christoph und Mathias Binswanger argumentieren,<br />

der „Geldschwund, der sich aus den Zinszahlungen an die Bank<br />

ergibt, ist wesentlich verantwortlich <strong>für</strong> den<br />

Wachstumszwang“. [23][24][25]<br />

Andere Autoren widersprechen diesen Argumenten auf der Basis <strong>von</strong><br />

postkeynesianischen Modellen einer monetären Ökonomie. [26][27]<br />

Für die Frage, ob eine stationäre Wirtschaft stabil ist, sei letztlich die<br />

Sparquote, nicht der Zins entscheidend. Ob ein stationärer Zustand<br />

erreicht werden könne, läge an Sparentscheidungen deren, die<br />

Einkommen beziehen oder Vermögen besitzen. [28][29] Auch sei<br />

Binswangers Annahme nicht begründet, dass die Banken trotz einer<br />

nicht mehr wachsenden Wirtschaft stets ihre Profite thesaurieren. [28]<br />

Daher bestünde kein „inhärenter“ Wachstumszwang, sondern<br />

allenfalls sei Nullwachstum nicht möglich, wenn sich Akteure<br />

entscheiden, beständig Geldvermögen zu akkumulieren. [28]<br />

Frankreich<br />

In Frankreich wird Wachstumsrücknahme unter dem dort populären<br />

Kunstwort „décroissance“ diskutiert. [30] Daraus hat sich eine<br />

konsumkritische Bewegung entwickelt, <strong>für</strong> die in den<br />

Beispiel <strong>für</strong> exponentielles Zinswachstum<br />

deutschsprachigen Ländern keine Entsprechung existiert. Als einer der französischen Vertreter dieses Konzepts gilt Serge<br />

Latouche. [31] Über Wachstumsrücknahme wird in Frankreich breit debattiert, bis hin zum damaligen Präsidenten Nicolas<br />

Sarkozy. [32] Die französische Décroissance-Bewegung ist vergleichsweise radikal und lehnt nicht nur den „Wachstumszwang“,<br />

sondern auch <strong>einen</strong> Green New Deal ab. [33]<br />

Deutschland<br />

In Deutschland führen ehemalige Politiker und Spitzenmanager wie Kurt Biedenkopf [34] , Klaus Wiegandt oder Michael Otto [35] die<br />

Anfänge einer wachstumskritischen Debatte. [36] Verhaltene Wachstumskritik <strong>von</strong> Bundespräsident Horst Köhler [37] fand bei den<br />

Parteien kaum Widerhall.<br />

Wissenschaftlich werden wachstumskritische Konzepte unter anderem <strong>von</strong> Wirtschaftswissenschaftlern wie Niko Paech<br />

(Postwachstumsökonomik bzw. Postwachstumsökonomie), [38] Gerhard Scherhorn, [39] Adelheid Biesecker, [40] Sabine Hofmeister,<br />

Uwe Schneidewind und dem Schweizer Hans Christoph Binswanger thematisiert. Sie orientieren sich an der Strategie der Suffizienz<br />

und dem partiellen Rückbau industrieller, insbesondere global arbeitsteiliger Wertschöpfungsprozesse zugunsten einer Stärkung<br />

lokaler und regionaler Selbstversorgungsmuster. Enthalten sind zudem Ansätze einer Geld- und Bodenreform.<br />

Die Vereinigung <strong>für</strong> Ökologische Ökonomie hat sich seit ihrer Jahrestagung 2010 mit dem Thema „Wirtschaft ohne Wachstum“ [41]<br />

als erste wachstumskritische Wissenschaftsvereinigung etabliert. In ihrem Leitbild vertritt sie <strong>einen</strong> wissenschaftlich basierten Ansatz<br />

zur Ablösung der ökonomischen Wachstumspolitik durch die Postwachstumsökonomie. [42] Im Mai 2011 koordinierte attac in<br />

Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Heinrich-Böll-Stiftung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Otto-Brenner-<br />

Stiftung in Berlin eine Tagung unter dem Titel „Jenseits des Wachstums?!“. [43] Die Zeitschrift Oya berichtete 2012 <strong>von</strong> einem ersten<br />

Vernetzungstreffen junger Initiativen. [44]<br />

Seit der Finanzkrise ab 2007 werden in Politik und Forschung sinkende Reallöhne, Wachstumszusammenbrüche in der Wirtschaft,<br />

Shrinking Cities festgestellt und zumeist beklagt. Der Soziologe Ulrich Beck spricht <strong>von</strong> einer kommenden „Gesellschaft des<br />

Weniger“. Der Imperativ bei diesem neuen Ansatz lautet, Schrumpfung zu akzeptieren und zu gestalten. Hier zeichnet sich ein<br />

Paradigmenwechsel sowohl bei der Wahrnehmung als auch in der Diskussion ab. [45]


<strong>Eine</strong> Wachstumsgrenze, die menschlichem Maß entspricht, wird auch in einer Analogie zwischen den Grenzen des Wachstums der<br />

Ökonomie und dem Ende des körperlichen Wachstums des einzelnen Menschen sowie dem Reifen im Erwachsenenalter gesehen. So<br />

spricht z. B. Meinhard Miegel bezüglich der herrschenden Produktions- und Lebensweisen industrialisierter Gesellschaften da<strong>von</strong>,<br />

dass der Organismus, der während vieler Jahre beständig wuchs, nunmehr diese Phase hinter sich gelassen hat und in die Phase der<br />

Reifung eingetreten ist. [46] Diese Analogie zwischen begrenzten individuellen und gesellschaftlichen Entwicklungen kommt in ihrer<br />

Doppeldeutigkeit im Sinne <strong>von</strong> beendetem Wachstum und erwachsen geworden sein im Begriff „ausgewachsen“ zum Ausdruck und<br />

wird <strong>von</strong> Wachstumskritikern aufgegriffen. So wird „ausgewachsen“ als Titel z. B. bei attac auf das Ende des unbegrenzten<br />

Wachstums des endlichen Planeten bezogen [47] und <strong>von</strong> Mark Schieritz in einem Zeit-Artikel auf die Warnung des amerikanischen<br />

Ökonomen Lawrence Summers vor einer lang anhaltenden Flaute der Industrieländer . [48]<br />

Da degrowth auch ausgewachsen und damit synonym erwachsen geworden sein bedeutet, wird mit Bezugnahme auf den<br />

angelsächsischen Begriff <strong>für</strong> Erwachsensein, adult, eine Verbindung zum Zentralbegriff der Aufklärung, nämlich dem<br />

Mündigwerden, ins Spiel gebracht. Mündigkeit gilt in der Aufklärung nicht nur <strong>für</strong> den Einzelnen, sondern allgemein, insofern sie<br />

den Prozess des Erwachsenwerdens <strong>von</strong> der Unmündigkeit zur Mündigkeit auf die ganze Menschheitsgeschichte projiziert. Auch<br />

wenn das „neuzeitliche“ Verständnis <strong>von</strong> Geschichte als permanentem Fortschritt zu Recht <strong>von</strong> allen Seiten angezweifelt wird, bleibt<br />

Mündigkeit/Erwachsenwerden <strong>für</strong> Demokraten nach wie vor orientierend und herausfordernd. Deshalb und insofern<br />

Epochenbezeichnungen immer auch eine Konstruktion in narrativer Struktur und eine Frage der Perspektivierung sind, [49][50] wird<br />

der Terminus „Adultum“ <strong>von</strong> Josef Senft als Bezeichnung (im Sinne eines kritischen Narrativs) <strong>für</strong> die Zeit nach der in die Krise<br />

geratenen Moderne [51] vorgeschlagen. [52] Allein schon wegen der Übersetzung des Wortes „ausgewachsen“ ins Lateinische, sollte<br />

nach Meinung <strong>von</strong> Ute Scheub „die Postwachstums-Epoche Adultum genannt werden“. [53] Der so in der Tradition der Aufklärung<br />

stehende Epochenbegriff „Adultum“ könnte in Analogie zum individuellen Erwachsenwerden quasi als politisches Narrativ der<br />

Mündigkeit (und in Abgrenzung zu deterministischen und biologistischen Stufentheorien) nicht nur auf das Ende des quantitativen<br />

Wachstums und Fortschrittsglaubens Bezug nehmen, sondern auch die globalen ökologischen und ökonomischen Krisen der<br />

Gegenwart in den Blick nehmen, <strong>für</strong> die es notgedrungen Verantwortung (das wesentliche Kennzeichen Erwachsener) zu übernehmen<br />

gilt.<br />

Großbritannien<br />

Der britische Ökonom Tim Jackson, ehemaliger Leiter des Beirats <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung der britischen Regierung, vertritt in<br />

seinem Buch „Wohlstand ohne Wachstum“ [Originaltitel: Prosperity without Growth] die These, <strong>für</strong> die hoch entwickelten<br />

Wirtschaften der westlichen Welt sei Wohlstand ohne Wachstum kein utopischer Traum mehr, sondern eine Notwendigkeit. Er<br />

bezweifelt die Möglichkeit, den Primärenergieverbrauch <strong>von</strong> der Wirtschaftsleistung zu entkoppeln, und empfiehlt <strong>einen</strong> neuen<br />

Wohlstandsbegriff und eine Umverteilung der Arbeit. [54]<br />

USA<br />

Trotz der Bezeichnung „uneconomic growth“ wird in den USA unter „unwirtschaftlichem Wachstum“ ein Wachstum verstanden,<br />

dessen Schädlichkeit über die reine Unwirtschaftlichkeit hinausgeht. Der früher <strong>für</strong> die Weltbank arbeitende<br />

Wirtschaftswissenschaftler Herman Daly definierte diese Art des Wachstums als Zunahme des Wachstums auf Kosten der Ressourcen<br />

und der Lebensqualität. [55][56] Im Gegensatz zu einer Rücknahme des Wachstums setzt Daly auf qualitatives Wachstum. Die<br />

amerikanische Ökonomin und Soziologin Juliet Schor plädiert ebenso <strong>für</strong> die Notwendigkeit eines wachstumsunabhängigen<br />

Wirtschaftens. Sie entwickelte mit ihrem Konzept Plenitude ein alternatives Wohlstandsmodell, das auf den vier Prinzipien<br />

Arbeitszeitreduzierung, Selbstversorgung, achtsamer Konsum und intensivere soziale Beziehungen basiert. [57]<br />

Siehe auch<br />

Genuine Progress Indicator<br />

Kaufen <strong>für</strong> die Müllhalde<br />

Stationäre Wirtschaft<br />

Index des <strong>nachhaltigen</strong> wirtschaftlichen Wohlstands


Literatur<br />

Julia André: Ausweg Wachstum? Arbeit, Technik und Nachhaltigkeit in einer begrenzten Welt. 2007, ISBN 978-3-<br />

531-15300-1 (Webdokument bei der Körber-Stiftung)<br />

Torben Anschau, Kay Bourcarde, Karsten Herzmann, Viola Hübner: Normalfall Wachstum? Warum die<br />

Wachstumsraten sinken. In: Deutscher Studienpreis(Hrsg.): Ausweg Wachstum? Arbeit, Technik und Nachhaltigkeit<br />

in einer begrenzten Welt. VS, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15300-1.<br />

Hans Christoph Binswanger: Die Wachstumsspirale. Geld, Energie und Imagination in der Dynamik des<br />

Marktprozesses. Metropolis, Marburg 2006, ISBN 3-89518-554-X.<br />

Herman E. Daly: Beyond Growth - The Economics of Sustainable Development.1997, ISBN 0-8070-4709-0.<br />

Christian <strong>von</strong> Ditfurth: Wachstumswahn. Wie wir uns selbst vernichten. Lamuv, Göttingen 1995, ISBN 3-88977-418-<br />

0.<br />

Georg Erber, Harald Hagemann: Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung. In: H. Bester, B. Felderer, H. J.<br />

Ramser, K. W. Rothschild (Hrsg.): Neue Entwicklungen in den Wirtschaftswissenschaften.(= Studies in<br />

Contemporary Economics.). Physica-Verlag, 2002, S. 277–319.<br />

G. R. Funkhouser, Robert R. Rothberg: Das Dogma vom Wachstum. 2000, ISBN 3-409-19115-1.<br />

André Gorz: Auswege aus dem Kapitalismus: Beiträge zur politischen Ökologie.Rotpunktverlag, Zürich 2009, ISBN<br />

978-3-85869-391-4.<br />

Elhanan Helpman: The Mystery of Economic Growth.2004, ISBN 0-674-01572-X.<br />

Institut <strong>für</strong> Wachstumsstudien (Hrsg.): Zeitschrift <strong>für</strong> Wachstumsstudien. Gießen, ISSN 1863-947X.<br />

Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum. 2. Auflage. oekom verlag, München 2013, ISBN 978-3-86581-414-2<br />

(Leseprobe [PDF] englisch: Prosperity without Growth – economics for a finite planet . Übersetzt <strong>von</strong> Eva Leipprand).<br />

Athanasios Karathanassis: Kapitalistische Naturverhältnisse. Ursachen <strong>von</strong> Naturzerstörungen – Begründungen<br />

einer Postwachstumsökonomie.2015, ISBN 978-3-89965-623-7.<br />

Ausweg Wachstum? Arbeit, Technik und Nachhaltigkeit in einer begrenzten Welt. Körber-Stiftung, verschiedene<br />

Veröffentlichungen des Studienpreises 2005, ISBN 3-531-15300-5.<br />

Mats Larsson: The Limits of Business Development and Economic Growth: Why Business Will Need to Invest Less<br />

in the Future. 2004, ISBN 1-4039-4239-0. (Thema: Wie sich Unternehmen auf ein sinkendes oder sich qualitativ<br />

veränderndes Wirtschaftswachstum einstellen können)<br />

Serge Latouche: Le pari de la décroissance.Éditions Fayard, Paris 2006.<br />

Nicola Liebert, Bernward Janzing u. a.: Die Grenzen des Wachstums. In: taz. 28. Dezember 2011 bis 5. Januar 2012<br />

(Überblick über die wichtigsten Wachstumskritiker verschiedener politischer Lager)<br />

Fred Luks: Die Zukunft des Wachstums. Theoriegeschichte, Nachhaltigkeit und die Perspektiven einer neuen<br />

Wirtschaft. 2001, ISBN 3-89518-348-2.<br />

Norbert Nicoll: Hat die Zukunft eine Wirtschaft? Das Ende des Wachstums und die kommenden Krisen.Unrast-<br />

Verlag, Münster 2011, ISBN 978-3-89771-512-7.<br />

Norbert Nicoll: Adieu, Wachstum! Das Ende einer Erfolgsgeschichte. Tectum-Verlag, Marburg 2016, ISBN 978-3-<br />

8288-3736-2.<br />

Niko Paech: Nachhaltiges Wirtschaften jenseits <strong>von</strong> Innovationsorientierung und Wachstum. <strong>Eine</strong><br />

unternehmensbezogene Transformationstheorie. Metropolis-Verlag, Marburg 2005, ISBN 3-89518-523-X.<br />

Friedrich Schmidt-Bleek: Nutzen wir die Erde richtig? Von der Notwendigkeit einer neuen industriellen Revolution.<br />

Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-17275-7.<br />

Juliet Schor: Wahrer Wohlstand. Mit weniger Arbeit besser leben. oekom verlag, München 2016, ISBN 978-3-86581-<br />

777-8 (Leseprobe [PDF] englisch: Plenitude.The new economics of true wealth. Übersetzt <strong>von</strong> Karsten Petersen).<br />

Irmi Seidl, Angelika Zahrnt (Hrsg.): Postwachstumsgesellschaft – Konzepte <strong>für</strong> die Zukunft . Metropolis, Marburg<br />

2010, ISBN 978-3-89518-811-4.<br />

Bernd Senf: Die blinden Flecken der Ökonomie: Wirtschaftstheorien in der Krise.Gauke Verlag, ISBN 978-3-87998-<br />

452-7.<br />

Josef Senft: »Ausgewachsen« – die Wachstumsgrenze erreicht und das Erwachsenen(zeit)alter vor sich?2014.<br />

buergergesellschaft.de(PDF)<br />

Wolfgang Uchatius: Kapitalismus: Wir könnten auch anders. In: Die Zeit, Nr. 22/2009.<br />

Boris Woynowski u. a.: Wirtschaft ohne Wachstum?! Notwendigkeit und Ansätze einer Wachstumswende. 2012,<br />

ISSN 1431-8261. Kostenloser Download (Einführung in die Debatte um Wachstumsrücknahme und Alternativen zum<br />

Wachstumsparadigma)<br />

Karl Georg Zinn: Die Wirtschaftskrise. Wachstum oder Stagnation. BI-Taschenbuchverlag, Mannheim 1994, ISBN 3-<br />

411-10451-1.<br />

Klaus Backhaus, Holger Bonus (Hrsg.): Die Beschleunigungsfalle oder der Triumph der Schildkröte. Schäffer-<br />

Poeschel-Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-7910-0877-3.


Weblinks<br />

Commons: Degrowth – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

anarchopedia.org: Décroissance (deutsch)<br />

degrowth.de (Hervorgegangen aus der Vierten Internationalen Degrowth-Konferenz <strong>für</strong> ökologische Nachhaltigkeit<br />

und soziale Gerechtigkeit, 2. bis 6. September 2014 in Leipzig)<br />

Research & Degrowth. In: degrowth.org<br />

Sendereihe Wegmarken 2010: Wohlstand ohne Wachstum? Perspektiven der Überflussgesellschaft.In:<br />

deutschlandfunk.de, 1./2./3. Januar 2010:<br />

Harald Welzer: Teil 1<br />

Meinhard Miegel: Teil 2<br />

Rainer Hank: Teil 3<br />

Jenseits des Wachstums?! In: jenseits-des-wachstums.de(Textsammlung Kongress 20. bis 22. Mai 2011,<br />

Technische Universität Berlin)<br />

Kritische WirtschaftswissenschaftlerInnen Berlin.In: kriwi.fsiwiwiss.de<br />

Ringvorlesung zur Postwachstumsökonomie.In: postwachstumsoekonomie.org. Carl <strong>von</strong> Ossietzky Universität<br />

Oldenburg<br />

Politikwissenschaftliche Literatur zum Thema Postwachstum und alternatives Wirtschaften. In: pw-portal.de.<br />

Annotierte Bibliografie der Politikwissenschaft<br />

Wachstumskritik & Wirtschaftskrise: Unbegrenztes Wachstum zerstört begrenzte Systeme.In: vorort.bund.net (Bund<br />

<strong>für</strong> Umwelt und Naturschutz Deutschland, Südlicher Oberrhein)<br />

Institut <strong>für</strong> Wachstumsstudien. In: wachstumsstudien.de<br />

wachstumsruecknahme.qsdf.org<br />

Declaration on Degrowth.In: worldinbalance.net, 19. April 2008 (PDF; 44 kB)<br />

Einzelnachweise<br />

1. Murray Milgate, Shannon C. Stimson: After Adam Smith. A Century of Transformation in Politics and Political<br />

Economy. Princeton University Press, ISBN 978-0-691-14037-7, S. 186–216.<br />

2. Karl Georg Zinn: Sättigung oder zwei Grenzen des Wachstums: John Maynard Keynes hat über die kleine Not des<br />

Augenblicks hinausgedacht. (http://www.monde-diplomatique.de/pm/2009/07/10.mondeText1.artikel,a0055.idx,12)<br />

In: Le Monde diplomatique. 10. Juli 2009.<br />

3. Nicholas Georgescu-Roegen: Demain la décroissance.1979, uqac.ca (http://classiques.uqac.ca/contemporains/geor<br />

gescu_roegen_nicolas/decroissance/la_decroissance.pdf)(PDF; 1,0 MB)<br />

4. Dennis L. Meadows, Jørgen Randers, William W. Behrens: Die Grenzen des Wachstums – Bericht des Club of<br />

Rome zur Lage der Menschheit. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1972, ISBN 3-421-02633-5.<br />

5. Federico Demaria, François Schneider , Filka Sekulova, Joan Martinez-Alier: What is Degrowth? From an Activist<br />

Slogan to a Social Movement.(http://www.jnu.ac.in/sss/cssp/What%20is%20degrowth.pdf) (PDF) In: Environmental<br />

Values. 22 (2013), S. 191–215.<br />

6. Conferences | Research and actions to consume less and share more(http://www.degrowth.org/conferences),<br />

abgerufen am 11. September 2014.<br />

7. Hans Diefenbacher, aus „initiativ – Rundbriefder Ökumenischen Initiative <strong>Eine</strong> Welt“, Juni 2004.<br />

8. Alexander Jung: Der Kult ums BIP. In: Der Spiegel. Nr. 39, 2009, S. 78–82 (online (http://www.spiegel.de/spiegel/prin<br />

t/d-66970445.html) – sowie „Brust oder Flasche?“).<br />

9. Institut <strong>für</strong> Wachstumsstudien (http://www.wachstumsstudien.de/)<br />

10. Christian Dietsche, Andrea Liesen: Wachstumsneutrale Unternehmen. (http://www.oekologisches-wirtschaften.de/ind<br />

ex.php/oew/article/view/1251)In: Ökologisches Wirtschaften. Ausgabe 1/2013.<br />

11. Wolfgang Cezanne: Allgemeine Volkswirtschaftslehre. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2005, ISBN 3-486-57770-0,<br />

S. 497f.<br />

12. N. Gregory Mankiw, Mark P. Taylor, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. 5. Auflage. Schäfer-Poeschel Verlag,<br />

2012, ISBN 978-3-7910-3098-2, S. 613 f.<br />

13. Eva Lang: unibw.de Die sozialen und ökologischen Grenzen des Wachstums. (http://www.unibw.de/bw/Fakultat/we3/<br />

lang/begleitmaterial/grenzen_des_wachstums/at_download/down1)Begleitmaterial zum Seminar Frühjahrstrimester<br />

2008 der Bundeswehruniversität München<br />

14. siehe z. B.Vorträge: Institut <strong>für</strong> Wachstumsstudien (http://www.wachstumsstudien.de/Inhalt/PDF/IWS-Vortragsangeb<br />

ot.pdf) (PDF; 2,7 MB) oder Günther Moewes: Forschung (http://www.guenthermoewes.de/forschung.htm)<br />

15. Erhard Glötzl:: Arbeitslosigkeit - Über die kapitalismusbedingte Arbeitslosigkeit in alternden Volkswirtschaften und<br />

warum Keynes recht hatte und doch irrte(http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gloetzl/keynes.htm) . Erweiterte


Fassung eines Vortrages vom 11. Oktober 1997 im Rahmen eines Projektes des Institut <strong>für</strong> Internationales<br />

Management der Universität Graz<br />

16. Jürgen Grahl, Mathematisches Institut der Universität Würzburg, energiesteuer.net: Wachstumsfetischismus (http://w<br />

ww.energiesteuer.net/artikel/pdf_artikel/wachstumsfetischismus.pdf)(PDF; 399 kB)<br />

17. Hans Christoph Binswanger: Die Wachstumsspirale. Geld, Energie und Imagination in der Dynamik des<br />

Marktprozesses. Metropolis, Marburg 2006, ISBN 3-89518-554-X.<br />

18. Stephan Schulmeister: Zinssatz, Wachstumsrate und Staatsverschuldung. (http://stephan.schulmeister.wifo.ac.at/file<br />

admin/homepage_schulmeister/files/ziwafrft.pdf)(PDF; 84 kB) Austrian Institute of Economic Research (WIFO)<br />

19. J. C. Farley, M. Burke, G. Flomenhoft, B. Kel ly, D. F. Murray, S. Posner, M. Putnam, A. Scanlan, A. Witham Monetary<br />

and Fiscal Policies for a Finite Planet. (http://www.mdpi.com/2071-1050/5/6/2802/htm) In: Sustainability, 5 (6), Jun.<br />

2013, S. 2802–2826.<br />

20. Richard Douthwaite: The ecology of money. Green Books, De<strong>von</strong>, 2000.<br />

21. B. Lietaer, C. Arnsperger, S. Goerner, S. Brunnhuber: Money and Sustainability: The Missing Link. Triarchy Press,<br />

Axminster 2012.<br />

22. Helmut Creutz: Wachstum, Wachstum… über alles! (http://www.studentsenv.ethz.ch/theme/z.creutz)In: Politische<br />

Ökologie. Band 89, 2004, S. 78–79.<br />

23. Hans Christoph Binswanger: Die Wachstumsspirale. Geld, Energie und Imagination in der Dynamik des<br />

Marktprozesses. Metropolis, Marburg 2006, ISBN 3-89518-554-X. Zitat <strong>von</strong> S. 331.<br />

24. Mathias Binswanger: Is there a growth imperative in capitalist economies? a circular flow perspective . In: Journal of<br />

Post Keynesian Economics, 31 (4), S. 707–727, 2009.<br />

25. Mathias Binswanger: The growth imperative revisited: a rejoinder to Gilányi and Johnson . In: Journal of Post<br />

Keynesian Economics, 37 (4), Mai 2015, S. 648–660.<br />

26. Tim Jackson, Peter Victor: Does credit create a growth imperative? A quasi-stationary economy with interestbearing<br />

debt. In: Ecological Economics, 120, Dezember 2015, S. 32–48.<br />

27. Louison Cahen-Fourot, Marc Lavoie: Ecological monetary economics: A post-Keynesian critique. In: Ecological<br />

Economics, 126, 2016, S. 163–168.<br />

28. Oliver Richters, Andreas Siemoneit: Consistency and Stability Analysis of Models of a Monetary Growth Imperative .<br />

(http://voeoe.de/dp1) In: VÖÖ Discussion Paper, 1, Februar 2016<br />

29. Ferdinand Wenzlaff, Christian Kimmich, Oliver Richters: Theoretische Zugänge eines Wachstumszwangs in der<br />

Geldwirtschaft. (http://www.econstor.eu/handle/10419/103454)In: Discussion Papers, 45, 2014, Zentrum <strong>für</strong><br />

Ökonomische und Soziologische Studien, Hamburg.<br />

30. Christine Siebert: Décroissance – Verzicht und Lebensfreude. (http://www.rfi.fr/actude/articles/114/article_1504.asp)<br />

In: RFI. 3. Juni 2009.<br />

31. Serge Latouche: Circulus virtuosus. Für eine Gesellschaft der Wachstumsrücknahme (http://www.monde-diplomatiq<br />

ue.de/pm/2003/11/14/a0021.text.name,askPE7CRI.n,13) . In: Le Monde diplomatique. 14. November 2003.<br />

32. Werner A. Perger: Wirtschaftswachstum: Aufstand gegen die Lebenslüge(http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgesche<br />

hen/2009-09/wirtschaftswachstum-ideologie/komplettansicht) . In: Die Zeit. 30. September 2009.<br />

33. Ernst Schmitter: Wachstumsverweigerung: Immer mehr Menschen sagen nein zum Wachstumszwang – auch zum<br />

„Green New Deal“. (http://www.gruenes-blatt.de/images/7/74/Gb2010_01_s28.pdf) In: Der Rabe Ralf/Grünes Blatt.<br />

Dezember 2009; S. 8–9, abgerufen am 18. August 2016 (PDF). grueneliga-berlin.de (http://www.grueneliga-berlin.d<br />

e/wp-content/plugins/downloads-manager/upload/2009_12_raberalf.pdf#page=8) (PDF; 3,8 MB)<br />

34. Armin Mahler, Michael Sauga: Jahrhundert der Bescheidenheit. In: Der Spiegel. Nr. 31, 2009 (online (http://www.spie<br />

gel.de/spiegel/print/d-66208553.html).<br />

35. Marco Eisenack, Toralf Staud, Joachim Wille: Wir brauchen ein anderes Wachstum. (http://www.klimaretter.info/wirts<br />

chaft/hintergrund/12391-qwir-brauchen-ein-anderes-wachstumq)klimaretter.info, 20. November 2012.<br />

36. Pierre Ibisch, Lars Schmidt: Nachhaltigkeit: Nicht die Armut, das Wachstum muss bekämpft werden(http://www.zeit.<br />

de/meinung/2009-10/wachstum/komplettansicht) . In: Die Zeit. 23. Oktober 2009.<br />

37. Horst Köhler: Die Glaubwürdigkeit der Freiheit.Berliner Rede 2009. 24. März 2009(https://web.archive.org/web/201<br />

00323053710/http://www.bundespraesident.de/-,2.653300/Berliner-Rede-2009-<strong>von</strong>-Bundesp.htm)(Memento vom<br />

23. März 2010 im Internet Archive)<br />

38. Niko Paech: Wirtschaftswachstum: Die neue Bescheidenheit(http://www.zeit.de/2009/22/DOS-Wachstum-Interview/<br />

komplettansicht). Interview mit Wolfgang Uchatius. In: Die Zeit. 20. Mai 2009.<br />

39. Manfred Linz, Gerhard Scherhorn: Für eine Politik der Energie-Suffizienz.Wuppertal Inst. <strong>für</strong> Klima, Umwelt,<br />

Energie, 2011.<br />

40. Adelheid Biesecker: Thesenpapier Postwachstumsökonomie demokratisch gestalten: Markt, Plan, Solidarische<br />

Ökonomie? (http://www.jenseits-des-wachstums.de/fileadmin/user_upload/Kampagnen/jenseits-des-wachstums/Text<br />

sammlung/Biesecker_Podium07.pdf)(PDF; 138 kB)<br />

41. Tagungswebseite der VÖÖ 2010(http://www.voeoe2010.uni-freiburg.de/)<br />

42. Leitbild der VÖÖ (http://voeoe.de/)<br />

43. KooperationspartnerInnen.(http://www.jenseits-des-wachstums.de/index.php?id=8426) auf: Jenseits des<br />

Wachstums?!


44. Anja Humburg: Neue Wachstumskritiker. (http://www.oya-online.de/article/read/683-Neue_Wachstumskritiker.html)<br />

In: Oya. 14. Ausgabe. Abgerufen am 8. Juni 2012.<br />

45. Hans-Peter Gensichen: Armut wird uns retten. Geteilter Wohlstand in einer Gesellschaft des Weniger. Publik-Forum-<br />

Verlags-Gesellschaft, Oberursel 2009, ISBN 978-3-88095-192-1.<br />

46. Meinhard Miegel: Welches Wachstum und welchen Wohlstand wollen wir?In: Aus Politik und Zeitgeschichte.Heft<br />

27-28, 2012, S. 6.<br />

47. Werner Rätz, Tanja <strong>von</strong> Egan-Krieger u. a. (Hrsg.): Ausgewachsen! Ökologische Gerechtigkeit. Soziale Rechte.<br />

Gutes Leben. VSA, Hamburg 2011, ISBN 978-3-89965-430-1.<br />

48. Mark Schieritz: Ausgewachsen? Der Starökonom Larry Summers warnt: Den Industrieländern steht eine lang<br />

anhaltende Flaute bevor. In: Die Zeit online. (http://www.zeit.de/2013/49/wirtschaftswachstum-flaute) 6. Dezember<br />

2013.<br />

49. Vgl. Aus Politik und Zeitgeschichte.1/2005 (Editorial und Beitrag <strong>von</strong> Hanna Schissler , S. 1 u. 39)<br />

50. Geschichte als Instrument.Themenheft. (= Aus Politik und Zeitgeschichte. 42–43/2013).<br />

51. Ulrich Beck: Das Zeitalter der Nebenfolgen und die Politisierung der Moderne. In: Ulrich Beck, Anthony Giddens,<br />

Scott Lash (Hrsg.): Reflexive Modernisierung. <strong>Eine</strong> Kontroverse.Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-<br />

11705-X, S. 19–112.<br />

52. Josef Senft: Adultum - Zeitalter erwachsen werdender Weltbürger. München 2012.<br />

53. utescheub.de (http://www.utescheub.de/blog/?cat=5)<br />

54. Stephan Kaufmann: Anders Wirtschaften: Wohlstand ohne Wachstum. (http://www.fr-online.de/wirtschaft/wohlstandohne-wachstum/-/1472780/8318568/-/index.html)In:<br />

Frankfurter Rundschau. 6. April 2011, abgerufen am 5. Juli<br />

2011.<br />

55. Herman Daly: Uneconomic Growth in Theory and in Fact. The First Annual Feasta Lecture(http://www.feasta.org/do<br />

cuments/feastareview/daly.htm). Trinity College, Dublin, 26. April 1999.<br />

56. „Uneconomic growth occurs when increases in production come at an expense in resources and well-being that is<br />

worth more than the items made.“ Herman E. Daly: Economics in a Full World.In: Scientific American. September<br />

2005, S. 100–107, steadystate.org (http://steadystate.org/wp-content/uploads/Daly_SciAmerican_FullWorldEconomi<br />

cs%281%29.pdf) (PDF; 1,15 MB)<br />

57. Nina Prehm: Zeit gewinnen und Ressourcen schonen.(http://www.postwachstum.de/zeit-gewinnen-und-ressourcenschonen-20161021)<br />

In: postwachstum.de, 21. Oktober 2016, abgerufen am 7. März 2017<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wachstumsrücknahme&oldid=171758614“<br />

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Diversity Management<br />

Diversity Management (auch Managing Diversity) bzw. Vielfaltsmanagement ist Teil des Personalwesens (engl. Human-<br />

Resources-Managements) [1] und wird meist im Sinne <strong>von</strong> „soziale Vielfalt konstruktiv nutzen“ verwendet. Diversity Management<br />

toleriert nicht nur die individuelle Verschiedenheit (englisch diversity) der Mitarbeiter, sondern hebt diese im Sinne einer positiven<br />

Wertschätzung besonders hervor und versucht, sie <strong>für</strong> den Unternehmenserfolg nutzbar zu machen. Die Ziele <strong>von</strong> Diversity<br />

Management sind es, eine produktive Gesamtatmosphäre im Unternehmen zu erreichen, soziale Diskriminierungen<strong>von</strong> Minderheiten<br />

zu verhindern und die Chancengleichheit zu verbessern. Dabei steht aber nicht die Minderheit selbst im Fokus, sondern die<br />

Gesamtheit der Mitarbeiter in ihren Unterschieden und Gemeinsamkeiten. Bei den Unterschieden handelt es sich zum <strong>einen</strong> um die<br />

äußerlich wahrnehmbaren Unterschiede, <strong>von</strong> denen die wichtigsten Geschlecht, Ethnie, Alter und Behinderung sind, zum anderen um<br />

subjektive Unterschiede wie die sexuelle Orientierung, Religion und <strong>Lebensstil</strong>. Siehe dazu auch die Definition <strong>von</strong> Diversity.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Definitionen<br />

1.1 Diversity im Unternehmenskontext<br />

1.2 Diversity Management<br />

2 Entwicklungshintergrund<br />

3 Ziele und Inhalte<br />

3.1 Personenbezogene Aspekte<br />

3.2 Verhaltensbezogene Diversität<br />

4 Theoretischer Zugang<br />

5 Empirisch-praktischer Zugang<br />

5.1 Discrimination-and-fairness-Paradigma<br />

5.2 Access-and-legitimacy-Paradigma<br />

5.3 Learning-and-efectiveness-Paradigma<br />

6 Diversity Compliance<br />

7 Kritik<br />

8 Literatur<br />

9 Weblinks<br />

10 Siehe auch<br />

11 Einzelnachweise<br />

Farbliche Vielfalt<br />

Definitionen<br />

Diversity im Unternehmenskontext<br />

Der Begriff Diversity, der meist mit „Diversität“, „Heterogenität“, „Vielheit“ oder „Verschiedenartigkeit der Belegschaft“ oder in<br />

leicht positiver Konnotation mit „Vielfalt“ übersetzt wird, ist vielschichtig und facettenreich. Die aktuelle Diskussion bewegt sich<br />

zwischen den Polen der Gleichstellungspolitik einerseits (siehe auch Diversität (Soziologie)) und einer proaktiven<br />

Wettbewerbsorientierung andererseits. Clutterbuck verdeutlicht:


„At one extreme, diversity can be seen as a means of overcoming injustice – righting wrongs – and at the other as<br />

a means of enhancing individual and group contribution to the or ganizations goals.“<br />

– DAVID CLUTTERBUCK: Establishing and sustaining a formal mentoring programme for<br />

working with diversified groups [2]<br />

Die Begriffsfassungen <strong>von</strong> Diversity unterscheiden sich hinsichtlich der Merkmale und des Umfangs sozialer Inklusion, die aufgrund<br />

ihrer Auswirkung auf die Arbeitsbeziehungen forschungsrelevant werden. Am weitesten - wenn auch weg <strong>von</strong> dem politischen<br />

Impetus der Gleichstellung - geht die Definition nach Dieter Wagner und Peyvand Sepehri, wenn sie unter Diversity jegliche<br />

Unterschiede fassen, durch die sich Menschen in Organisationen auszeichnen. [3]<br />

Differenzierter formulieren Thomas und Ely:<br />

„Diversity should be understood as the varied perspectives and approaches to work that members of different<br />

identity groups bring.“<br />

– DAVID THOMAS, ROBIN ELY: Harvard Business Review [4]<br />

Die Auffassungen divergieren insbesondere in Bezug auf das Ausmaß, in dem neben sichtbaren demographischen<br />

Diversitätsmerkmalen wie Alter, Geschlecht, ethnische Herkunft, Religion und Bildungsstand (surface-level diversity) auch nicht<br />

sichtbare Merkmale wie kulturelle Werthaltungen und Erfahrungen (deep-level diversity) <strong>von</strong> Interesse sind. Während sichtbare<br />

Attribute <strong>für</strong> Teilhabe und Partizipation an Arbeits- und Entscheidungsprozessen in Gruppen eine wichtige Funktion haben, kann die<br />

Qualität und die Verteilung <strong>von</strong> nicht sichtbaren oder nur schwer erkennbaren Unterschieden unmittelbare Leistungs- und<br />

Ergebnisrelevanz <strong>für</strong> Unternehmen entfalten. [5] <strong>Eine</strong> Begriffsfassung, die über eine rein summarische Erfassung relevanter<br />

Unterschiede <strong>von</strong> Mitarbeitern und Organisationseinheiten hinausgeht, bietet Hays-Thomas, die mit der Auswirkung der Diversität<br />

auf die Arbeitsbeziehungen zugleich die Begründung <strong>für</strong> die unternehmerische Relevanz <strong>von</strong> Diversity liefert:<br />

„We will use the term diversity to refer to differences among people that are likely to affect their acceptance,<br />

work performance, satisfaction, or progress in an organization.“<br />

– ROSEMARY HAYS-THOMAS: The psychology and management of workplace diversity [6]<br />

Mit dieser Definition wird die Tatsache der Konstruktion <strong>von</strong> Unterschiedlichkeit hervorgehoben. Unterschied entsteht aus Über- und<br />

Unterordnung und zeigt sich in Positionen und hierarchischen Ebenen. Der Wert der Diversität wird wesentlich durch die<br />

Perspektiven bestimmt, die die Organisation bezüglich der leistungsrelevanten Merkmale ihrer Mitglieder einnimmt.<br />

Auf die Gefahr, dass durch eine Betrachtungsweise, die Menschen primär aufgrund einzelner Merkmale als Angehörige bestimmter<br />

Gruppen klassifiziert - ganz gleich ob so Gleichheit oder Verschiedenheit qualifiziert werden soll -, kontraproduktive stereotype<br />

Denk- und Verhaltensmuster gefördert werden, wird sehr deutlich hingewiesen. Die Alternative ist ein Diversity-Begriff, der die<br />

Individualität als das Wesen menschlicher Existenz in den Vordergrund rückt. [7]<br />

Diversity Management<br />

Diversity Management, die Gestaltungsdimension der Vielheit, beinhaltet nach Taylor Cox „planning and implementing<br />

organizational systems and practices to manage people so that the potential advantages of diversity are maximized while its potential<br />

disadvantages are minimized.“ [8] Es sind intensive Bemühungen zum Aufbau <strong>von</strong> Alleinstellungsmerkmalen durch Diversity<br />

Management zu beobachten. Unternehmen haben ebenso wie Anbieter <strong>von</strong> Arbeitskraft dann Aussicht auf hohe Renditen, wenn es<br />

ihnen gelingt, ihre Leistung gewissermaßen als Unikate zu gestalten und zu vermarkten. Andererseits folgen Unternehmen dem<br />

ökonomischen Primat des Common acting. Sie zelebrieren Egalität und Generalisierung, um aus der Glättung <strong>von</strong> teuren<br />

Unterschieden durch Einbezug bisher unterrepräsentierter Gruppen Kostenvorteile zu generieren. Mithin ist die Praxis der Diversität<br />

durch die Optimierung des Verhältnisses <strong>von</strong> Individualität und Heterogenität einerseits und Generalisierung und Homogenität<br />

andererseits gekennzeichnet. Diversity Management bezeichnet somit die Kunst der situativen Optimierung <strong>von</strong> Heterogenität und<br />

Homogenität zur Erreichung gesetzter Ziele. Hierzu werden neben den äußerlich wahrnehmbaren und subjektiven Unterschieden<br />

auch fach-/branchenfremdes Wissen und Erfahrungen <strong>von</strong> Arbeitskräften (Quereinsteiger) gezielt eingesetzt, um die Heterogenität


auf allen Ebenen durchzusetzen, z. B. um den Zugang zu neuen Gruppen auf dem Absatzmarkt zu eröffnen oder Produkte aus Sicht<br />

verschiedener Gruppen zu optimieren (siehe Diversity Marketing). Auch bei Fachkräfteengpässen wird Diversity Management zur<br />

Erschließung neuer Zielgruppen genutzt, die bislang noch nicht im Fokus der Personalauswahl lagen. [9] Im Kontext der Integration<br />

<strong>von</strong> Menschen mit Migrationshintergrund existiert seit Januar 2011 eine Fachstelle Diversity Management mit Sitz in München.<br />

Diese Fachstelle unterstützt lokale Netzwerke bei der Realisierung <strong>von</strong> Diversity Management.<br />

Entwicklungshintergrund<br />

Diversity Management begann ursprünglich als sozio-politische Graswurzelbewegung in den USA der 1960er Jahre als<br />

Zusammenfluss der Frauenrechtsbewegung und der Bürgerrechtsbewegung. In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich Diversity<br />

Management aber auch zu einem Konzept der Unternehmensführung, das die Verschiedenheit der Beschäftigten beachtet und zum<br />

Vorteil aller Beteiligten nutzen möchte.<br />

Die Beschäftigung mit Diversity Management im europäischen Raum folgt der Dynamik der Internationalisierung. International<br />

tätige Konzerne werden im Zuge <strong>von</strong> Unternehmenszusammenschlüssen mit Zielsetzung und Leitlinien des Diversity Management<br />

amerikanischer Prägung konfrontiert und fungieren als Katalysator bei der Entwicklung eines europäisch geprägten Diversity<br />

Management, das der unterschiedlichen Genese der Managementsysteme und Organisationskulturen in beiden Kulturräumen<br />

Rechnung trägt. Der Stand der wissenschaftlichen Erforschung des Diversity Management ist noch durch Uneinheitlichkeit<br />

gekennzeichnet. <strong>Eine</strong> Studie <strong>von</strong> Roland Berger Strategy Consultants aus dem Jahr 2011 hat jedoch gezeigt, dass Unternehmen<br />

Probleme haben, ein umfassendes Diversity Management zu implementieren. So wurden <strong>von</strong> rund 70 % der befragten Unternehmen<br />

geregelte Minderheitenquoten abgelehnt, da mitunter Mitarbeiter ausschließlich aus gesetzlichen Gründen befördert werden<br />

müssten. [10]<br />

Als Befund lässt sich festhalten, dass ein zweifacher Paradigmenwechsel zu erkennen ist:<br />

Zum <strong>einen</strong> ist eine veränderte Schwerpunktsetzung des Diversity Managements zu beobachten. Wurden bis in die<br />

späten 90er Jahre mit Diversity Management nahezu ausschließlich Programme der „positiven Diskriminierung“ und<br />

der „Affirmative Action“ assoziiert, die auf Assimilation und Eingliederung benachteiligter Gruppen zielten, findet<br />

inzwischen eine zunehmende Ausweitung der Zielsetzung im Hinblick auf eine tiefgreifende Änderung der<br />

Unternehmenskultur statt, in der Wertschätzung und Bewusstsein <strong>für</strong> die Einzigartigkeit jedes Individuums als<br />

grundlegende Werte verankert sind. [11] Der Fokus auf die quantitative Repräsentation aller Bevölkerungsgruppen in<br />

der Struktur der Belegschaft hat sich zugunsten der Erforschung und Gestaltung der qualitativen Komponente der<br />

Arbeitsbeziehungen heterogener Belegschaften verschoben.<br />

Mit dieser Schwerpunktverlagerung vollzieht sich ein weiterer Paradigmenwechsel in der personalwirtschaftlichen<br />

Forschung und Praxis. Das „Defizitmodell“ im Umgang mit Minderheiten in der Organisation, durch das eine<br />

Sozialisierung im Hinblick auf die dominante Unternehmenskultur und damit faktisch das <strong>Eine</strong>bnen <strong>von</strong><br />

Unterschieden in der Belegschaft erreicht wurde, ist durch eine Diversität berücksichtigende Personalpolitik abgelöst<br />

worden. Die Homogenisierungsstrategie ist einer Strategie der Anerkennung und Nutzung <strong>von</strong> ielfalt V gewichen, die<br />

über die Zielsetzung der Gleichstellung hinaus durch die Unterstützung informeller Netzwerkbildung, den Abbau <strong>von</strong><br />

Stereotypbildung und differentielle personalpolitische Angebote gegenüber den einzelnen Beschäftigtengruppen<br />

geprägt ist (Vedder 2006). Inwieweit diese Befunde allerdings <strong>für</strong> austauschbare gering qualifizierte Arbeitnehmer<br />

auf Einfacharbeitsplätzen gelten, ist sehr in Frage zu stellen. Hier haben nur wenige Unternehmen Diversity-<br />

Konzepte entwickelt - in Deutschland z. B. Lindt & Sprüngli.<br />

Ziele und Inhalte<br />

Mit Diversity Management verbinden sich operationale und strategische Zielsetzungen. Die strategische Zielsetzung besteht in der<br />

Erhöhung der Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Marktbedingungen durch den Aufbau eines einzigartigen, schwierig<br />

imitierbaren Humankapitals. Diversity Management zielt in der operationalen Ausrichtung auf erhöhte Problemlösefähigkeit<br />

heterogener Gruppen. Diversity Management wird in Subzielen operationalisiert.<br />

In dem in Deutschland noch jungen Gebiet des Diversity Management ist bereits eine Binnendifferenzierung zu beobachten. Mit<br />

personenbezogenen und verhaltensbezogenen Aspektenwerden zwei Inhaltsbereiche des Diversity Management unterschieden.<br />

Personenbezogene Aspekte


Personenbezogenen Aspekten (ethnische Herkunft, Geschlecht, Alter, Bildungsabschluss) wird durch speziell auf Zielgruppen<br />

zugeschnittene Maßnahmen Rechnung getragen, etwa zur Migrationsproblematik, zur Wiedereingliederung älterer Arbeitnehmer und<br />

zum Umgang mit Generationenvielfalt und der Beachtung <strong>von</strong> unterschiedlichen Bedürfnissen der Geschlechter (Gender<br />

Mainstreaming). Allerdings beziehen nur wenige Unternehmen ausdrücklich auch die sexuelle Orientierung ihrer Mitarbeiter in das<br />

Verständnis <strong>von</strong> Diversity ein. IBM (in den USA schon seit 1983) und Ford Köln [12] gehören zu diesen Ausnahmeunternehmen.<br />

Verhaltensbezogene Diversität<br />

Verhaltensbezogene Diversität bezieht sich darauf, „wie Menschen in bestimmten Situationen reagieren als Folge […] ihrer<br />

personenimmanenten Eigenschaften.“ [13] Maßnahmen, die verhaltensbezogene Aspekte (verhaltenswirksame Einstellungen<br />

gegenüber und Erfahrung im Umgang mit Diversität) zum Gegenstand haben, zielen auf die Schaffung eines <strong>für</strong> das Diversity<br />

Management günstigen Umfeldes. Dabei kann in der Praxis beobachtet werden, dass Stereotype die Inhalte bestimmen. Man geht<br />

gewissermaßen da<strong>von</strong> aus, dass eine bestimmte Maßnahme als „Allzweckmittel“ zur Herausbildung des erwünschten Verhaltens<br />

genutzt werden kann. So wird z. B. bei der Eingliederung <strong>von</strong> Mitarbeitern ausländischer Herkunft auf Sprachunterricht Wert gelegt.<br />

Wenn dies ohne Beachtung des kulturellen Hintergrundes erfolgt, kann es vorkommen, dass z. B. Frauen aus muslimischen Ländern<br />

aufgrund <strong>von</strong> kulturellen Tabus als Einzelpersonen nicht teilnehmen dürfen. Im Gegensatz zum Methodenentwurf „aus einem Guss“<br />

ist im genannten Beispiel das Anbieten <strong>von</strong> Deutschunterricht <strong>für</strong> Paare muslimischer Herkunft eine zielgruppenangepasste<br />

Maßnahme. Stereotypbildung ohne Situationsorientierung behindert die nutzbringende Erschließung <strong>von</strong> Heterogenität. Hier kann es<br />

zu diskriminierendem Verhalten gegenüber Minoritäten kommen. Gerade dieses Beispiel wirft die Frage auf, ob Gender nur ein<br />

gleichwertiges Identitätsmerkmal neben anderen ist oder ob Diversity-Merkmale je nach Kultur oder Region sehr unterschiedliche<br />

Konnotationen haben. [14]<br />

Somit wird deutlich, dass Diversity Management als transformative Unternehmensstrategie einer entsprechenden Systemerweiterung<br />

um Gender Mainstreaming bedarf, um effektiv und nachhaltig Veränderungen in Entscheidungsprozessen und<br />

Organisationsstrukturen zu bewirken. Stereotype können sich aber auch manifestieren in Form <strong>von</strong> Bereichsdenken, verstanden als<br />

Diversität aufgrund unterschiedlicher Ziele. Symptomatisch <strong>für</strong> derartige Stereotypbildung sind Aussagen wie „Mitarbeiter der<br />

technischen Abteilung können nicht kundenorientiert denken“ oder „Mit denen kann man nicht zusammenarbeiten.“ Durch solche<br />

self-fulfilling prophecies können die Arbeitsbeziehungen nachhaltig beeinträchtigt und die erforderliche Diversität vermindert<br />

werden. [15]<br />

Theoretischer Zugang<br />

Der theoretische Forschungsstand in Deutschland stellt sich als Folge der Orientierung an der amerikanischen Forschungstradition als<br />

eklektisch, mit wenig eigenen Schwerpunktsetzungen, dar. [16] Ein großer Anteil der Forschung zu Diversity hat sich ihrem<br />

Zusammenhang mit dem unternehmerischen Erfolg gewidmet, um die Legitimationsbasis <strong>von</strong> Maßnahmen des Diversity<br />

Management zu erweitern. Die zunehmende Konzentration auf die ökonomische Dimension auch in der anglo-amerikanischen<br />

Forschung lässt die Frage offen, auf welchem Weg die als wertvoll erkannte Diversität der Belegschaft gezielt geschaffen werden<br />

kann. Forschungsbedarf besteht auch hinsichtlich der Voraussetzungen und Rahmenbedingungen <strong>für</strong> den Aufbau der <strong>für</strong> das<br />

Diversity Management notwendigen Kompetenz. Hier bietet die Forschung zu interkultureller Kompetenz, d. h. Kompetenz im<br />

Umgang mit kultureller Vielfalt, <strong>einen</strong> ersten Ansatzpunkt, wobei der Schwerpunkt auf die Bewusstmachung <strong>von</strong> Stereotypen und die<br />

Entwicklung eines Führungsstils zu legen ist, der Ambiguitätstoleranz aufweist und Unsicherheit auf der Seite der Mitarbeiter zu<br />

reduzieren vermag. [17]<br />

Empirisch-praktischer Zugang<br />

Gestaltungsdefizite lassen sich auf allen Analyseebenen feststellen. Die Mehrheit der auf der Ebene des Individuums ansetzenden<br />

empirischen Studien vergleicht die Auswirkung unterschiedlicher Arten <strong>von</strong> Diversität, etwa bezüglich Alter, Geschlecht oder<br />

ethnischer Abstammung, auf Variablen wie Leistung, Arbeitszufriedenheit und vertikale Mobilität <strong>von</strong> Mitarbeitern.<br />

Forschungsgegenstand ist auch der Vergleich <strong>von</strong> Beförderungshäufigkeit und Leistungsbeurteilungen benachteiligter Gruppen mit<br />

denjenigen dominierender Gruppen in der Organisation. Generalisierte, vom Individuum abstrahierende Aussagen sind mit Vorsicht


zu interpretieren, da Maßnahmen des Diversity Management sich auf der individuellen Ebene unterschiedlich auswirken je nachdem,<br />

ob die Organisationsmitglieder der Minoritäten- oder Majoritätengruppe in der Organisation angehören. Es ist zudem eine<br />

beträchtliche Variation in der Stärke des Zusammenhangs (Korrelation) zwischen Diversität und Leistung innerhalb dieser Gruppen<br />

zu beobachten. [18] Auf der individuellen Ebene zielen die Maßnahmen der Herbeiführung eines jeweils typischen Leistungsangebots<br />

<strong>von</strong> Personen auf die doppelte Zielsetzung der Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit (Employability) einerseits und der<br />

Komplettierungsfähigkeit des angebotenen Humanvermögens zur Herausbildung einer einzigartigen Unternehmensleistung<br />

(Wettbewerbsfähigkeit) andererseits. Arbeitsanbieter müssen deshalb fortgesetzt analysieren, wie ertragswahrscheinlich ihr<br />

gegenwärtiges Leistungspotential ist und welche Umstellungsbefähigung (mental, methodisch, fachlich) als „Reserve-Diversität“ sie<br />

potentiell wechsel- bzw. umstellungsfähig hält. Die Unternehmen müssen über die Deckung des aktuellen leistungsorientierten<br />

Bedarfs an diverser Befähigung hinaus die quantitative und qualitative Entwicklung des Angebots <strong>von</strong> Humanressourcen auf den<br />

relevanten Arbeitsmärkten analysieren. Die Passung zwischen dem Angebot <strong>von</strong> Humanressourcen und den sich verändernden<br />

Anforderungen zur Sicherung der zukünftigen Unternehmensleistung ist laufend zu überprüfen.<br />

Die <strong>von</strong> Ely und Thomas 2001 und <strong>von</strong> Kochan et al. 2003 auf Gruppenebene durchgeführten Untersuchungen der<br />

Wirkungsbeziehung zwischen Diversity und unternehmerischen Erfolgsgrößen konnten keine unmittelbaren Zusammenhänge<br />

nachweisen. Dieser Befund deckt sich mit dem Forschungsstand zur Leistung heterogen zusammengesetzter Gruppen, demzufolge in<br />

Bezug auf das kognitive Leistungsverhalten keine signifikant höhere Leistung heterogener Gruppen im Vergleich zu homogenen<br />

Gruppen nachgewiesen werden konnte. Die Mehrzahl der Studien zur Leistung heterogener Gruppen wurden als „black-box“-Studien<br />

durchgeführt, d. h., es wurde <strong>von</strong> intervenierenden Variablen zwischen Diversity und Leistung abstrahiert. Die Uneindeutigkeit der<br />

identifizierten Wirkungsrichtungen legt nahe, weitere empirische Forschung zur Klärung des Verhältnisses zwischen sogenannten<br />

„first level outcomes“ (Veränderung <strong>von</strong> Fluktuationsraten, Produktivität, Problemlösequalität, Gruppenkohäsion) und „second level<br />

outcomes“ (Gewinn, Marktanteil, Effektivität) durchzuführen (Cox 1993). Auf der Gruppenebene sind insbesondere „altersdiverse“<br />

Teams, Kern- und Peripherie-Arrangements und Netzwerke fester und freier Leistungserbringer hinsichtlich ihrer Leistungsbeiträge,<br />

der Gestaltungsvoraussetzungen und der zu erwartenden Kosten der Beschäftigung heterogener Belegschaften zu untersuchen.<br />

Auf der Ebene der Gesamtorganisation besteht insbesondere Forschungsbedarf zur Interaktion zwischen<br />

Organisationsmitgliedern [19] . Bestehende Instrumente wie Job-Rotation, Projektlaufbahnen und cross-pollination sind zur gezielten<br />

Schaffung <strong>von</strong> Diversität zu nutzen, um funktions- und geschäftsbereichsübergreifend Diversität in den Kooperationsbeziehungen<br />

aufzubauen. Geleitet <strong>von</strong> der Erkenntnis, dass das Potenzial heterogener Gruppen nicht mit der Summe aller Einzelpotenziale<br />

gleichzusetzen ist, sondern dass sich der Wert der Diversität insbesondere in der gelungenen themen- bzw. zielbezogenen Interaktion<br />

herausbildet, sind Potenzialbeurteilung und Mentoring auf die Anforderungen heterogener Gruppen so abzustimmen, dass sich auf<br />

Ebene der Gesamtorganisation zweckdienliche Wirkungen hinsichtlich der angestrebten Unternehmensziele er geben.<br />

Die inzwischen als klassisch zu bezeichnende Diversity-Management-Typologie <strong>von</strong> Thomas und Ely identifiziert drei wesentliche<br />

Stoßrichtungen des Diversity Management in Unternehmen und lenkt gleichzeitig den Blick darauf, „how context might shape<br />

peoples thoughts, feelings, and behaviours[…]and how these, in turn, might influence the role of cultural diversity in the work<br />

groups functioning.“ [20] .<br />

Empirisch induktiv ermittelte Formen des Diversity Management werden zu drei Paradigmen verdichtet:<br />

Discrimination-and-fairness-Paradigma<br />

Unter den Vorzeichen des „discrimination-and-fairness“-Paradigmas wird ein Zielbündel, bestehend aus Gleichstellung (equal<br />

opportunity), Gleichbehandlung (fair treatment) und sozialer Gerechtigkeit (social justice), verwirklicht. Anstoß sind bzw. waren<br />

rechtliche Vorgaben zur Gleichbehandlung <strong>von</strong> Minoritäten bei Rekrutierung, Entlohnung und Förderung. Ein Gradmesser der<br />

Zielerreichung besteht etwa in der Erfüllung <strong>von</strong> Beschäftigungsquoten. Die zugrundeliegende Werthaltung postuliert: „It is not<br />

desirable for diversification of the workforce to influence the organizations work or culture. The company should operate as if every<br />

person were of the same race, gender, and nationality.“ [21] . Mit der Nivellierung der bestehenden Unterschiede wird Mitarbeitern die<br />

Möglichkeit genommen, ihre in den Arbeitsbeziehungen wirksam werdende Individualität in die Verbesserung <strong>von</strong> Strategie,


Arbeitsprozessen und Verfahrensweisen einzubringen. Auch entfällt die Bewusstmachung <strong>von</strong> Vielfalt als Mittel zur Erhöhung der<br />

Identifikation mit der Organisation. [22] Der Zwang zur Gleichbehandlung und das Gebot des „common acting“ fördern Passivität und<br />

ausweichendes Verhalten. Motivation und Eigenaktivität zur Verbesserung der persönlichen Situation werden reduziert.<br />

Access-and-legitimacy-Paradigma<br />

Auf der Entwicklungsstufe des „access-and-legitimacy“-Paradigmas wird die Vielfalt der Belegschaft als Wettbewerbsfaktor<br />

erschlossen. Durch Nachbildung der demographischen Struktur der Kundengruppen in der Belegschaft, z.B. durch Einsatz <strong>von</strong><br />

Kundenmanagern („key account managers“) mit entsprechender personeller und qualifikatorischer Passung, sollen<br />

Wettbewerbsvorteile erzielt werden. Es besteht jedoch die Gefahr , dass „access-and legitimacy leaders are too quick to push staf with<br />

niche capabilities into differentiated pigeonholes without trying to understand what those capabilities really are and how they could<br />

be integrated into the companys mainstream work.“ (Thomas/Ely 1996, 83). Werden einzelne Leistungsträger auf ihre<br />

minoritätenspezifischen Fähigkeiten reduziert, ohne <strong>für</strong> Informations- und Kompetenzaustausch in der Organisation Sorge zu tragen,<br />

wird Diversity Management als „Insellösung“ realisiert. Mangelnde Durchlässigkeit der Organisation behindert Lerneffekte [23] ,<br />

Diversity Management bleibt punktuell und auf die operative Ebene beschränkt.<br />

Learning-and-effectiveness-Paradigma<br />

<strong>Eine</strong> wesentliche Begriffserweiterung erfährt Diversity Management beim „learning-and-effectiveness“-Paradigma. Durch die<br />

Nutzung der in der Diversität der Belegschaft gründenden Vielfalt der Zugänge zu Arbeitsgestaltung, Aufgabenplanung und<br />

Problemlösung lernt die Organisation. Durch Hinterfragung organisatorischer Funktionen, Strategien, Prozesse und Verfahrensweisen<br />

sollen Mitarbeitern Freiheitsgrade und Wertschätzung vermittelt und im Gegenzug Innovation durch Beteiligung gefördert<br />

werden. [24] Stärker als beim „Diskriminierung-und-Fairness“ und „Marktzugangs-und-Legitimitäts“-Paradigma stellt das „Lern-und-<br />

Effektivitäts“-Paradigma auf organisationales Lernen und die ökonomische Nutzbarmachung der Diversity ab. Erfolg begründet die<br />

Legitimität <strong>von</strong> Diversity-Maßnahmen. Es ist jedoch fraglich, ob die Erkenntnisse zum organisationalen Lernen sich bruchlos auf die<br />

Problemstellung des Diversity Management übertragen lassen, besteht doch ein Unterschied zwischen der Zusammenarbeit in<br />

homogenen Gruppen und den besonderen Anforderungen, die Gruppen-Heterogenität an Qualifikation und Identifikation ihrer<br />

Mitglieder stellt. [25]<br />

Im Gegensatz zur deskriptiven Vorgehensweise <strong>von</strong> Thomas und Ely vertritt Cox 1991 eine dezidiert präskriptive Orientierung mit<br />

dem Ziel der Maßnahmengenerierung in Übereinstimmung mit den strategischen Zielen zur Verwirklichung einer multikulturellen<br />

Organisation [26] . Das prozessual orientierte Modell <strong>von</strong> Cox et al. 2001 geht über die Nennung idealtypischer Entwicklungsphasen<br />

des Diversity Management hinaus und strebt eine Integration in die strategische Unternehmensführung an. Das Ergebnis ist ein<br />

fünfstufiger Regelkreis der Transformation zu einer multikulturellen Organisation. Dieser setzt sich aus den Elementen Führung<br />

(„leadership“), Messung der Diversity-Kompetenz in der Organisation („Research and Measurement“), Anstoß eines internen<br />

Lernprozesses („Education“), Anpassung <strong>von</strong> Rekrutierung, Vergütung, Personalentwicklung und Arbeitsgestaltung auf<br />

Anforderungen des Diversity Management („Alignment of management systems“) und Erfolgskontrolle („Follow-up“)<br />

zusammen [27] . Cox berücksichtigt bei aller strategischen Orientierung jedoch durchaus die emotionale Reaktion der Mitarbeiter auf<br />

die Trainingsprogramme und fordert ihre breite Beteiligung. [28] Ein breites Spektrum <strong>von</strong> Sensibilisierungs. und Trainingsmethoden<br />

findet sich bei Weißbach et al. 2009.<br />

Diversity Compliance<br />

Seit Inkrafttreten diverser Anti-Diskriminierungsrichtlinien in der Europäischen Union (siehe: Allgemeines<br />

Gleichbehandlungsgesetz) hat das Thema Diversity Management eine Compliance-Dimension erhalten, denn die Nichteinhaltung<br />

bestimmter Diversity-Standards wird nun sanktioniert. In Deutschland und Österreich hat sich der Gesetzgeber zur Erreichung einer<br />

Abschreckungswirkung gegenüber diskriminierenden Unternehmen dazu entschieden, Opfern eine zivilrechtliche, materielle<br />

Entschädigung – ähnlich einem Schmerzensgeld – zuzubilligen. Entgegen bisherigen Gepflogenheiten in den<br />

kontinentaleuropäischen Rechtsordnungen müssen Entschädigungszahlungen nach den zu Grunde liegenden Richtlinien explizit eine<br />

abschreckende Höhe haben, wobei sich die Abschreckung explizit auch auf Mitbewerber bezieht (Generalprävention). Die


Einhaltung <strong>von</strong> Regeln des Diversity Managements bedeutet daher nicht mehr nur <strong>einen</strong> Wettbewerbsvorteil, sondern die<br />

Nichteinhaltung auch <strong>einen</strong> Wettbewerbsnachteil, da Marktteilnehmer, die sich nicht diversity-konform verhalten, mit erheblichen<br />

finanziellen Strafen rechnen müssen und so im Wettbewerb zurückgeworfen werden. [29] Somit wird ein gender- und<br />

diversitygerechter Managementstil zu einer maßgeblichen Schlüsselqualifikation <strong>für</strong> Führungspositionen – was sich in einer<br />

wachsenden Anzahl <strong>von</strong> Qualifizierungsangeboten und Fachveranstaltungen zeigt.<br />

Kritik<br />

Patricia Purtschert kritisiert, dass bei Diversity Management nicht Fragen der Gerechtigkeit, sondern Fragen der Gewinnmaximierung<br />

im Zentrum der Betrachtung stehen und die kritische Betrachtung nur auf der lokalen Ebene stattfindet und nicht die<br />

Organisationsstruktur als ganzes umfasst. [30]<br />

Literatur<br />

ARCHIV <strong>für</strong> Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit 1/2012: Diversity Management und soziale Arbeit.<br />

H.-J. Aretz, K. Hansen: Diversity und Diversity Management im Unternehmen – <strong>Eine</strong> Analyse aus<br />

systemtheoretischer Sicht.Münster 2002.<br />

M. Becker, A. Seidel (Hrsg.): Diversity Management: Unternehmens- und Personalpolitik der Vielfalt. Stuttgart 2006.<br />

R. Bendl, E. Hanappi-Egger, R. Hofmann (Hrsg.): Agenda Diversität: Gender- und Diversitätsmanagement in<br />

Wissenschaft und Praxis.Hampp, München 2006.<br />

T. Jr. und T. H. Cox, P. O’Neill: Creating the multicultural organization: a strategy for capturing the power of diversity .<br />

Business school management series. University of Michigan. Michigan 2001.<br />

P. Dick: Organizational efforts to manage diversity: do they really work?In: M. J. Davidson, S. L. Fielden (Hrsg.):<br />

Individual Diversity and Psychology in Organizations.Chichester 2003, S. 131–148.<br />

J. Dietz, L.-E. Petersen: Diversity Management.In: I. Björkmann, G. Stahl (Hrsg.): Handbook of Research in<br />

international Human Resource management.Camberly 2005, S. 223–243.<br />

A. Frohnen: Diversity in Action. Mulitnationalitaet in globalen Unternehmen am Beispiel Ford. transcript, Bielefeld<br />

2005.<br />

M. E. A. Jayne, R. L. Dipboye: Leveraging Diversity to improve business performance: re-search findings and<br />

recommendations for organizations.In: Human Resource Management.Nr. 04, 2004, S. 409–424.<br />

A. Knoth: Managing Diversity – Skizzen einer Kulturtheorie zur Erschließung des Potentials menschlicher ielfalt V in<br />

Organisationen. Tönning, Der Andere Verlag, 2006.<br />

Andreas Merx: Von Antidiskriminierung zu Diversity: Diversity-Ansätze in der Antidiskriminierungspraxis.Online-<br />

Beitrag im Rahmen des Dossiers Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetzder Themenwebsite Migration -<br />

Integration- Diversity der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin 2006.<br />

Andreas Merx, Joana Vassilopoulou: Das arbeitsrechtliche AGG und Diversity-Perspektiven.In: Verena Bruchhagen,<br />

Iris Koall (Hrsg.): Diversity Outlooks – Managing Diversity zwischen Ethik, Profit und Antidiskriminierung. LIT.<br />

Münster 2007, S. 354–385.<br />

Barbara Weißbach, Hans-Jürgen Weißbach, Angelika Kipp: Managing Diversity. Konzepte – Fälle – Tools. Ein<br />

Trainings-Handbuch. Dortmund 2009, ISBN 978-3-924100-36-0.<br />

Weblinks<br />

DIVERSITAS – Zeitschrift <strong>für</strong> Managing Diversity & Diversity Studies<br />

Fachstelle Diversity Management im Netzwerk Integration durch Qualifizierung<br />

idm – Internationale Gesellschaft <strong>für</strong> Diversity Management e.V.<br />

Siehe auch<br />

Heimlicher Lehrplan<br />

Interkulturelle Öfnung<br />

Biodiversität, Diversität in der Chemieund Diversität in der Technik<br />

Richtlinie 2013/34/EU (Bilanz-Richtlinie)


Einzelnachweise<br />

1. Wayne Cascio: Managing Human Resources.7. Auflage 2007, McGraw-Hill Publishing (ubc.ca (http://www.ubc.ca/o<br />

kanagan/management/__shared/assets/MGMT_533_Syllabus_Human_Resource_Management14758.pdf) PDF).<br />

2. David Clutterbuck, Belle Rose Ragins (Hrsg.): Mentoring and diversity: an international perspective. Butterworth-<br />

Heinemann, 2002, ISBN 978-0-7506-4836-3, David Clutterbuck: Establishing and sustaining a formal mentoring<br />

programme for working with diversified groups., S.55.<br />

3. Dieter Wagner, Peyvand Sepehri: Managing Diversity – alter Wein in neuen Schläuchen? In: Zeitschrift<br />

Personalführung. Nr. 5. Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Personalführung, 1. Mai 1999, S. 18–21 (Online (http://www.dgfp.<br />

de/wissen/personalwissen-direkt/dokument/76191/herunterladen)[abgerufen am 7. April 2010]).<br />

4. David Thomas, Robin Ely: Making differences matter: A new paradigm for managing diversity . In: Harvard Business<br />

Review. Nr. 5. Harvard Business SchoolPublishing, 1996, S. 80 (online (http://www.hispaniccsc.org/2007%20Summi<br />

t/Appendix/96510p2%5B1%5D.pdf)[PDF; 260 kB; abgerufen am 7. April 2010]).<br />

5. Margaret S. Stockdale, Faye J. Crosby (Hrsg.): The psychology and management of workplace diversity. Wiley-<br />

Blackwell, 2004, ISBN 978-1-4051-0096-0, Mark Agars, Janet Kottke: Models and practice of diversity management:<br />

A historical review and presentation of a new integration theory , S. 73.<br />

6. Margaret S. Stockdale, Faye J. Crosby (Hrsg.): The psychology and management of workplace diversity. Wiley-<br />

Blackwell, 2004, ISBN 978-1-4051-0096-0, Rosemary Hays-Thomas: The Contemporary Focus on Managing<br />

Diversity, S. 12.<br />

7. Vgl. A. Knoth: Managing Diversity – Skizzen einer Kulturtheorie zur Erschließung des Potentials menschlicher<br />

Vielfalt in Organisationen, Tönning, Der Andere Verlag, 2006, S. 37 f.<br />

8. Hans-Jürgen Aretz, Katrin Hansen: Diversity und Diversity-Management im Unternehmen. In: Managing diversity.<br />

Band 3. Lit Verlag, 2002, ISBN 978-3-8258-6395-1, S. 11.<br />

9. RKW Kompetenzzentrum: Fachkräfte finden & binden – Vielfalt nutzen. Ein Leitfaden <strong>für</strong> kleine und mittlere<br />

Unternehmen. Eschborn 2014, S. 4f.(http://rkw.link/vielfaltnutzen)<br />

10. Roland Berger Strategy Consultants - Dream-Team statt Quote - Studie zu Diversityund Inclusion (http://www.roland<br />

berger.com/media/pdf/Roland_Berger_DiversityInclusion_D_20110509.pdf)(PDF-Datei; 1,49 MB)<br />

11. Maria Schwarz-Wölzl, Christa Maad: Diversity and Managing Diversity. Teil 1: Theoretische Grundlagen 2003/2004.<br />

Zentrum <strong>für</strong> Soziale Innovation, Wien 2004, S.25 f. (zsi.at (http://www.zsi.at/attach/Diversity_Teil1_Theorie.pdf)<br />

[PDF]).<br />

12. Silke Schrader, Diversity-orientiertes Marketing: Gay Marketing, 2008, E-Book, ISBN 978-3-640-17002-9<br />

13. Thomas 2001, 40<br />

14. Kreienkamp 2007, 16f, 138f.<br />

15. Stumpf/Thomas 1999, 37<br />

16. Als Ausnahmen mit eigener theoretischer Konzeptualisierung sind die Ansätze <strong>von</strong> Krell, G. (1998), Koall (2001,<br />

2002), Aretz, H.-J./Hansen, K. (2002), Wagner, D./Sepehri, P. (2000) und Petersen, L.-E./Dietz, J. (2005), Knoth, A.<br />

(2006) zu nennen.<br />

17. Sackmann/Bissels/Bissels 2002, 51 f.<br />

18. Dick 2003, 137<br />

19. Dietz/Petersen 2005, 228<br />

20. Ely/Thomas 2001, 237<br />

21. Thomas/Ely 1996, 81<br />

22. Thomas/Ely 1996, 82<br />

23. Thomas/Mack/Montagliani 2004, 33<br />

24. Thomas/Ely 1996, 80<br />

25. Agars/Kottke 2004, 61<br />

26. Sackmann/Bissels/Bissels 2002, 50<br />

27. Cox/Cox/O’Neill 2001, 19<br />

28. Taylor Cox Jr.: Creating the Multicultural Organization.Wiley, San Francisco 2001, S. 77 f.<br />

29. Merx 2006; Merx/Vassilopoulou 2007, S.22 f.<br />

30. woz.ch (http://www.woz.ch/artikel/rss/12213.html;)Purtschert, Patricia: Diversity Management: Mehr Gewinn durch<br />

weniger Diskriminierung? Von der Differenz im Umgang mit Diferenzen, in: femina politica 16 (2007), Nr . 1, 88-96.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diversity_Management&oldid=165774367 “<br />

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Entwicklungszusammenarbeit<br />

Entwicklungszusammenarbeit, auch Entwicklungshilfe genannt, ist das<br />

gemeinsame Bemühen <strong>von</strong> Industrieländern und Entwicklungsländern, weltweite<br />

Unterschiede in der sozioökonomischen Entwicklung und in den allgem<strong>einen</strong><br />

Lebensbedingungen dauerhaft und nachhaltig abzubauen. Als Grundprinzip der<br />

Zusammenarbeit gilt im modernen Verständnis die Hilfe zur Selbsthilfe.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Abgrenzung des Begriffes<br />

2 Staatliche internationale Entwicklungshilfe<br />

2.1 Staatliche Entwicklungszusammenarbeit<br />

2.1.1 Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit<br />

2.1.2 Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit<br />

2.2 Entwicklungszusammenarbeit der Vereinten Nationen<br />

2.2.1 Träger (Auswahl)<br />

2.3 Europäische Entwicklungszusammenarbeit<br />

2.3.1 Träger (Auswahl)<br />

Entwicklungszusammenarbeit:<br />

Sonderbriefmarke der Deutschen<br />

Bundespost <strong>von</strong> 1981<br />

3<br />

Entwicklungszusammenarbeit der Nichtregierungsorganisationen<br />

4<br />

Partizipative methodische Ansätze der<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

4.1<br />

Systematisierungsprozesse in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

4.1.1 Ursprung des Ansatzes<br />

4.2 Transitionprozesse in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

4.2.1 Rahmenbedingungen<br />

4.3<br />

Anwaltschaftliche Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

5 Spannungsfelder<br />

5.1 Rohstoffe<br />

5.2 Ost-West-Gegensatz<br />

5.3 Wiedergutmachung <strong>für</strong> erlittene Kolonialpolitik<br />

5.4 Internationaler Terrorismus<br />

5.5 Sicherung <strong>von</strong> Absatzmärkten<br />

5.6 Israel-Palästina-Konflikt<br />

6 Gravierende Einschnitte in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

6.1 Erdölkrise 1973/74<br />

6.2 Politischer Umbruch 1989<br />

7 Einzelaspekte der Entwicklungszusammenarbeit<br />

7.1 Frauen und Entwicklung<br />

7.2 Kommunale Entwicklungszusammenarbeit<br />

7.3 Kultur und Entwicklung<br />

7.4 Naturschutz durch Entwicklungszusammenarbeit<br />

8 Kritik an der Entwicklungszusammenarbeit


8.1 Beispiel Afrika<br />

9 Finanzielle Aufwendungen<br />

10 Siehe auch<br />

11 Anmerkungen<br />

12 Literatur<br />

13 Weblinks<br />

14 Einzelnachweise<br />

Abgrenzung des Begriffes<br />

Seit den 1990er Jahren löst die partnerschaftlich orientierte Entwicklungszusammenarbeit als Begriff in der Entwicklungspolitik den<br />

der Entwicklungshilfe ab. Entwicklungshilfe verfolgte im Kern weitgehend dieselben Ziele. Der Begriffswandel <strong>von</strong><br />

Entwicklungshilfe hin zur Entwicklungszusammenarbeit illustriert den Anspruch einer partnerschaftlichen Gleichberechtigung <strong>von</strong><br />

Geber- und Empfängerländern, im Gegensatz zu der besonders in den Anfangsjahren dominierenden Rolle des Fachwissens und des<br />

Reichtums der Geberländer.<br />

Flüchtlings-, Hunger-, Katastrophen- und humanitäre Hilfe erfolgt hingegen kurzfristig und ist darauf bedacht, die schlimmsten<br />

Auswirkungen <strong>von</strong> Naturkatastrophen und Kriegen möglichst schnell zu mildern und die momentanen Lebensbedingungen zu<br />

verbessern. Ihnen folgt meist die Entwicklungszusammenarbeit als sogenannte Aufbauhilfe, die im Gegensatz langfristige,<br />

nachhaltige Ziele und strukturelle Änderungen beabsichtigt.<br />

Ressourcentransfer als weiterer aus dem Englischen stammender Begriff ist wesentlich weiter als Entwicklungszusammenarbeit<br />

gefasst und beschreibt den Austausch <strong>von</strong> Ressourcen im Rahmen der Globalisierung.<br />

Entwicklungspolitik ist ein Überbegriff <strong>für</strong> staatliche Programme, die die politische, wirtschaftliche und soziale Situation in<br />

unterentwickelten Staaten verbessern sollen.<br />

Staatliche internationale Entwicklungshilfe<br />

1961 entstand der Begriff der Entwicklungshilfe zum ersten Mal, als am 30. September 1961 die Organisation <strong>für</strong> Wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit Sitz in Paris gegründet wurde. Ihre Aufgabe war es, die damals so genannte<br />

Entwicklungshilfe international zu koordinieren und untereinander besser abzustimmen.<br />

Bis dahin bestand die einzige Hilfe in Form <strong>von</strong> Krediten <strong>für</strong> die in die Unabhängigkeit entlassenen Kolonien, mit denen die<br />

Hoffnung verbunden war, sie würden eine ähnliche wirtschaftliche Dynamik entfalten wie nach dem Zweiten Weltkrieg der<br />

Marshallplan in Europa.<br />

Die Gründung der OECD führte zur Bildung <strong>von</strong> Entwicklungsministerien in zahlreichen Ländern. Der Gründung vorausgegangen<br />

war eine Welle <strong>von</strong> in die Unabhängigkeit entlassenen afrikanischen Staaten (Dekolonisation).<br />

Staatliche Entwicklungszusammenarbeit<br />

Die staatliche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) kann unter gliedert werden in:<br />

Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit<br />

Im Rahmen der multilateralen Entwicklungszusammenarbeit leisten einige Industrieländer Zahlungen an überstaatliche<br />

Zusammenschlüsse und Organisationen, die diese Gelder verwalten und im Rahmen unterschiedlichster Programme an<br />

Entwicklungsländer auszahlen. Multilaterale Geber sind z. B. die Weltbank-Gruppe, der Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis


and Malaria, [1] die Vereinten Nationen und deren Sonderorganisationen, beispielsweise das Entwicklungsprogramm der Vereinten<br />

Nationen, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, die Weltgesundheitsorganisation, der Bevölkerungsfonds der Vereinten<br />

Nationen und das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen.<br />

Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit<br />

In der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit unterstützen Industrieländer ihre Partnerländer in Form <strong>von</strong> finanzieller, technischer<br />

und personeller Zusammenarbeit; diese Hilfe wird durch bilaterale Abkommen zwischen dem Geber- und Empfängerland geregelt.<br />

Das Development Assistance Committee der OECD [2] ist das wichtigste Gremium der bilateralen Geber. In ihm sind 22<br />

Industrienationen und die Europäische Union vertreten, die alle drei Jahre <strong>einen</strong> Bericht über ihre Öffentliche<br />

Entwicklungszusammenarbeit (Official Development Assistance) vorlegen.<br />

Beiträge zur bilateralen Entwicklungszusammenarbeit können auch Initiativen <strong>für</strong> wirtschaftswissenschaftliche oder kulturelle<br />

Bildungsnetzwerke sein. Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum sind Internationale Wissenschaftsjahre des BMBF <strong>für</strong> jeweils<br />

wechselnde Partnerländer oder das ASEA-UNINET zwischen Österreich und Ostasien.<br />

Entwicklungszusammenarbeit der Vereinten Nationen<br />

Anfang der 1960er Jahre herrschte in der Entwicklungszusammenarbeit die Vorstellung einer Grünen Revolution vor. Man müsse<br />

die Landwirtschaft nur mit modernen Produktionsmethoden versehen, um die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen. Die<br />

landwirtschaftliche Produktion wurde gesteigert. Allerdings wuchsen die Abhängigkeiten in der Landwirtschaft, und das Wissen um<br />

traditionelle Anbaumethodenging vielfach verloren.<br />

1964 gründete sich die Gruppe der 77 als Interessenvertretung, der mittlerweile 131 Entwicklungsländer angehören.<br />

1965 entstand das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. Seit 1970 koordiniert es die Programme und Aktivitäten der<br />

Vereinten Nationen. In seinem jährlich veröfentlichten Human Development Report legt das Entwicklungsprogramm (UNDP) eine<br />

umfassende Analyse der sozialen Entwicklungen in der Welt vor.<br />

1970 formulierten die Vereinten Nationen das Ziel, dass die Industrieländer 0,7 % ihres Bruttonationaleinkommens bzw.<br />

Bruttosozialprodukts <strong>für</strong> öffentliche Entwicklungshilfe aufwenden sollen. Es wurde bis heute <strong>von</strong> nur wenigen Staaten (z. B.<br />

Norwegen, Schweden, Dänemark, Niederlande, Luxembur g) erreicht.<br />

In einem langfristigen Prozess begannen die Vereinten Nationen in den 80er Jahren auf Initiative der damaligen<br />

Ausschussvorsitzenden der Kommission <strong>für</strong> Umwelt und Entwicklung, Gro Harlem Brundtland, eine globale Agenda 21 <strong>für</strong> <strong>einen</strong><br />

weltweiten, <strong>nachhaltigen</strong> Wandel zu formulieren, [3] der zu einer völligen Neubewertung <strong>von</strong> Umwelt- und Entwicklungsproblemen<br />

führte und deren Umsetzung bis in die Gegenwart anhält.<br />

Träger (Auswahl)<br />

International Development Association(IDA) der Weltbankgruppe<br />

United Nations Development Programme(UNDP)<br />

United Nations Children’s Fund (UNICEF)<br />

Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen (UNV)<br />

Europäische Entwicklungszusammenarbeit<br />

→ Für die Entwicklungszusammenarbeit einzelner Länder siehe Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands, Französische<br />

Entwicklungszusammenarbeit, Österreichische Entwicklungszusammenarbeit , Schweizer Entwicklungszusammenarbeit<br />

Die europäische EZ begann 1963 mit den Yaoundé-Abkommen, das zwischen der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft<br />

und s<strong>einen</strong> ehemaligen Kolonien den Aufbau einer Freihandelszone und den Abbau <strong>von</strong> Handelshemmnissen vorsah. Nach dem<br />

Beitritt <strong>von</strong> Großbritannien 1973 in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft erweiterte sich der Kreis der Entwicklungsländer als


auch die Art der Entwicklungszusammenarbeit. Ab 1975 wurden die Vorhaben als Lomé-Abkommen in Abständen <strong>von</strong> fünf bzw.<br />

zehn Jahren regelmäßig fortgeführt. Von 2000 an wurden die Lomé-Abkommen durch das Cotonou-Abkommen abgelöst, das über<br />

eine längere Laufzeit – insgesamt zwanzig Jahre bei einer Überprüfung der Vertragsbedingungen alle fünf Jahre – verfügt und dessen<br />

Entwicklungszusammenarbeit stärker an die Erfüllung der Kriterien der good governance geknüpft wird.<br />

1992 wurde das Europäische Amt <strong>für</strong> humanitäre Hilfe (ECHO) geschaffen, um schneller und flexibler humanitäre Hilfe in<br />

Katastrophen- und Notfällen zu leisten. ECHO arbeitet mit mehr als 200 Partnern zusammen, die <strong>einen</strong> Partnerschaftsrahmenvertrag<br />

mit der EU-Kommission unterzeichnet haben.<br />

Seit 2001 ist das Amt <strong>für</strong> Zusammenarbeit EuropeAid die zentrale Stelle <strong>für</strong> die praktische Umsetzung der europäischen<br />

Entwicklungspolitik. EuropeAid verwaltet die Programme und Projekte in allen Entwicklungsländern. Den Vorsitz <strong>von</strong> EuropeAid<br />

hat deshalb der EU-Kommissar <strong>für</strong> Außenbeziehungen, die Geschäftsführung der Kommissar <strong>für</strong> Entwicklung.<br />

Träger (Auswahl)<br />

EuropeAid – Koordination sämtlicher europäischer Entwicklungspolitik<br />

ECHO – Europäisches Amt <strong>für</strong> humanitäre Hilfe<br />

Europäische Bank <strong>für</strong> Wiederaufbau und Entwicklung(EBRD)<br />

Europäische Investitionsbank(EIB)<br />

Europäischen Entwicklungsfonds(EEF)<br />

Entwicklungszusammenarbeit der Nichtregierungsorganisationen<br />

Wichtige Akteure im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit sind die Nichtregierungsorganisationen (NRO). Diese arbeiten in<br />

sehr unterschiedlichen Themenfeldern. Viele NRO finanzieren sich zu einem großen Teil über Spendengelder, erhalten aber auch<br />

staatliche Zuwendungen. Manche sind hauptsächlich politisch aktiv, um eine Veränderung <strong>von</strong> Gesetzen sowohl in den<br />

Industrieländern, als auch in den Ländern, in denen sie arbeiten, zu erreichen. [4]<br />

NRO, die auch in Entwicklungsländern entweder über eigene Strukturen oder einheimische Kooperationspartner aktiv sind, legen in<br />

ihrer heutigen Entwicklungszusammenarbeit Wert darauf, dass sie die Menschen in den Entwicklungsländern zu Hilfe zur<br />

Selbsthilfe befähigen. Dies bedeutet jedoch, dass die Menschen, denen geholfen werden soll, bereits zum Start eines Projekts in alle<br />

geplanten Maßnahmen involviert werden müssen. Den Menschen in den Projektgebieten kommt, angefangen bei der Bedarfsanalyse<br />

über die Projektgestaltung, eine federführende Rolle zu. Die meisten NRO betrachten sich heute als Partner der Menschen in den<br />

Entwicklungsländern. [5]<br />

Siehe auch: Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe deutscher Nichtregierungsorganisationen<br />

Siehe auch: Ingenieure ohne Grenzen<br />

Partizipative methodische Ansätze der<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

Systematisierungsprozesse in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

<strong>Eine</strong> Systematisierung stellt <strong>einen</strong> partizipativen Prozess der Wissensproduktion dar. Dabei wird das Wissen der eigenen Praxis durch<br />

Reflexion und kritische Analyse extrahiert. Zentraler Aspekt hierbei ist, dass die Analyse der Praxis(-erfahrungen) und die<br />

Konstruktion des Wissens <strong>von</strong> jenen Personen durchgeführt werden, die auch die Projekt-Aktivitäten umgesetzt oder an den<br />

Aktivitäten teilgenommen haben. Dies bedeutet, dass bei der Systematisierung Subjekt und Objekt der Wissensproduktion<br />

identisch sind. Diese Einheit wird dadurch charakterisiert, dass die Wissensproduktion bei einem Systematisierungsprozess immer<br />

auf ein praktisches Wissen abzielt, um so Vorgänge besser verstehen und eine Steigerung der Effektivität erzielen zu können. <strong>Eine</strong>


Systematisierung <strong>von</strong> Projekterfahrungen kann jedoch zu einem gewissen Grad auch theoretisches Wissen produzieren bzw. Theorien<br />

bereichern oder eventuelle Schwachpunkte in theoretischen Ansätzen aufzeigen. Dies bedarf allerdings einer rigorosen<br />

Gegenüberstellung der Ergebnisse einer Systematisierung mit vorhandenen Theorien und Ansätzen.<br />

Ursprung des Ansatzes<br />

Systematisierung ist ein Konzept, welches in Süd- und Mittelamerika in den 1970er Jahren entwickelt wurde. Der Ausgangspunkt der<br />

Systematisierung liegt vor allem in der Educación Popular (Paolo Freire). In den folgenden Jahrzehnten wurden das Konzept und der<br />

Arbeitsansatz immer weiter verbessert und verfeinert und den aktuellen Bedingungen angepasst. Wichtige Vertreter dieser<br />

Weiterentwicklung waren bzw. sind: Oscar Jara, Marfil Francke, María de la Luz Morgan und Alfredo Ghiso, sowie all jene<br />

Organisationen, die systematisiert haben.<br />

Transitionprozesse in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

Im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit wird unter Transition die Übergangsphase verstanden, in der Projekte nach längerer<br />

externer Finanzierung erfolgreich in die Selbständigkeit begleitet werden. Speziell im Sinne einer ökonomischen Nachhaltigkeit muss<br />

dieses Entlassen in die Selbständigkeit behutsam und strategisch vorbereitet und durchgeführt werden. Als Transitionsprozess wird<br />

aber auch der Wechsel <strong>von</strong> einem Projekt-/Programmansatz zu einem anderen verstanden.<br />

Rahmenbedingungen<br />

Generell ist anzumerken, dass ein Transitionsprozess nicht erst am Ende eines Projektes oder Programms beginnen kann, sondern<br />

vielmehr ein integrativer Bestandteil der gesamten Projekt bzw. Programm-Umsetzungsphase sein muss.<br />

Anwaltschaftliche Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

Unter Anwaltschaft (im Englischen Advocacy genannt) wird ein politischer Prozess <strong>von</strong> einem Individuum oder einer Gruppe<br />

verstanden, welcher darauf ausgelegt ist, Entscheidungen des öffentlichen Rechts sowie der Verteilung <strong>von</strong> Ressourcen innerhalb<br />

politischer, ökonomischer und sozialer Systeme und/oder Institutionen zu beeinflussen. Anwaltschaftliche Aktivitäten <strong>von</strong> einer<br />

Person oder einer Gruppe können unter anderem Medienkampagnen, öffentliche Reden sowie die Auftragsvergabe und<br />

Veröffentlichung <strong>von</strong> Forschungs- oder Umfrageergebnissen beinhalten. Lobbying ist eine spezifische Form <strong>von</strong> Anwaltschaft und<br />

zugleich eine bestimmte Weise der Interessenvertretung in Politik und Gesellschaft. Mittels Lobbyismus versuchen<br />

Interessengruppen (Lobbys) vor allem durch die Pflege persönlicher Verbindungen, die Exekutive und Legislative zu beeinflussen.<br />

Spannungsfelder<br />

Die Entwicklungszusammenarbeit war seit Anfang an den Spannungsfelder <strong>von</strong> höchst unterschiedlichen Interessen ausgesetzt. [6]<br />

Rohstoffe<br />

Die meisten der heutigen Entwicklungsländer waren nach dem Zweiten Weltkrieg mit Ausnahme Lateinamerikas noch unter<br />

Kolonialherrschaft. Nach Erlangung ihrer häufig blutig erkämpften Unabhängigkeit waren diese Länder ausgebeutet, verarmt und<br />

gegenüber den entwickelten Ländern verschuldet. Entwicklungsländer besaßen häufig reiche Rohstoffvorkommen, nicht aber die<br />

Mittel, sie zu veredeln. Die Industrienationen verfügten dagegen über diese Mittel, jedoch nicht mehr über die benötigten<br />

Rohstoffe. [6]<br />

Ost-West-Gegensatz<br />

Im Spannungsfeld des sogenannten Ost-West-Konfliktes suchten die konkurrierenden Blöcke unter den Entwicklungsländern nach<br />

Verbündeten. Aus Furcht, ein Land nach dem anderen würde zum feindlichen Block übertreten, wurden häufig nach dem Motto der<br />

Feind meines Feindes ist mein Freund strategisch wichtige Entwicklungsländer gefördert, auch wenn es sich um blutige und


korrupte Diktaturen handelte, die die Entwicklungschancen des jeweiligen Landes behinderten.<br />

Beispiele da<strong>für</strong> sind die Zusammenarbeit der Sowjetunion mit diktatorischen Regimes wie in Kuba, Nordkorea oder zeitweise<br />

Angola. Neben der UdSSR war hier auch die DDR aktiv und hatte seit etwa 1960 ein eigenes Büro <strong>für</strong> wirtschaftliche und<br />

wissenschaftlich-technische Zusammenarbeitmit einigen Staaten.<br />

Andere Entwicklungsländer pendelten zwischen beiden Blöcken hin und her, um opportunistisch die jeweils besten Möglichkeiten zu<br />

nutzen („Schaukeldividende“). [6]<br />

Wiedergutmachung <strong>für</strong> erlittene Kolonialpolitik<br />

1964 gründete sich die Gruppe der 77 mit mittlerweile 131 Entwicklungsländern als Mitglieder, die in der Charta <strong>von</strong> Algier die<br />

wirtschaftlichen Rechte der Dritten Welt, Wiedergutmachung <strong>für</strong> Jahrhunderte Kolonialpolitik und die Umgestaltung der Weltbank in<br />

eine Entwicklungsbank fordern. <strong>Eine</strong> zentrale Forderung ist es, jährlich mindestens ein Prozent des in den Industriestaaten<br />

erwirtschafteten Bruttosozialprodukts den Entwicklungsländern zugutekommen zu lassen. [6]<br />

Internationaler Terrorismus<br />

Die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA nahm die US-amerikanische Regierung zum Anlass, nach eigenen Angaben<br />

aus sicherheitspolitischen Gründen Kriege gegen die Taliban in Afghanistan 2001 und 2003 gegen die Diktatur Saddam Husseins im<br />

Irak zu führen. Diese Sicherheitspolitik setzte neben politischen und militärischen Druckmitteln auch auf entwicklungspolitische<br />

Unterstützungsmaßnahmen, um die Entwicklungsländer zur Kooperation im Kampf gegen den errorismus T zu bewegen. [6]<br />

Sicherung <strong>von</strong> Absatzmärkten<br />

Einige der Entwicklungsländer, besonders im asiatischen Raum, bergen in sich ein enormes Potential <strong>von</strong> Wirtschaftswachstum und<br />

werden <strong>von</strong> den Industrienationen als zukünftige Absatzmärkte <strong>für</strong> ihre eigenen Produkte <strong>für</strong> wirtschaftlich strategisch wichtig<br />

erachtet. [6]<br />

Israel-Palästina-Konflikt<br />

Am 27. März 2017 verkündete das Außenministerium des Staates Israel die Reduzierung <strong>von</strong> Zahlungen an UN-Institutionen wegen<br />

obsessiver Diskriminierung um zwei Millionen US-Dollar. Stattdessen werden diese Gelder in die Ausweitung israelischer Projekte<br />

in Entwicklungsländern investiert, die Israel in internationalen Institutionenunterstützen.<br />

Gravierende Einschnitte in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

Erdölkrise 1973/74<br />

Infolge des Jom-Kippur-Krieges verhängten die arabischen Erdöl exportierenden Staaten vom Oktober 1973 bis März 1974 <strong>einen</strong><br />

Ölboykott gegen Israel freundlich gesinnte Länder. Dies führte zu einer Energieverknappung in den Industrienationen und löste die<br />

erste Ölkrise aus. Zwischen 1973 und 1974 vervierfachte sich der Preis <strong>für</strong> Rohöl <strong>von</strong> fast drei US-Dollar auf fast zwölf US-Dollar<br />

pro Barrel.<br />

Die Entwicklung in den Entwicklungsländern wurde gebremst. Die sich verschlechternden Handelsbedingungen <strong>für</strong> viele ihrer<br />

Rohstoffe in den siebziger und achtziger Jahren führten zu sinkenden Deviseneinnahmen, die sie wiederum vermehrt <strong>für</strong> das<br />

verteuerte Rohöl ausgeben mussten. Dies verstärkte ihre Abhängigkeit <strong>von</strong> den Großkrediten der Geschäftsbanken.<br />

1979 und 1980 stimmten die arabischen Erdöl exportierenden Staaten <strong>für</strong> eine zweite Preissteigerungsrunde, die den Richtpreis <strong>für</strong><br />

Erdöl auf über 30 US-Dollar pro Barrel anhob. In den Industriestaaten kam es zur zweiten Ölkrise und einer noch stärkeren<br />

Weltwirtschaftsrezession als nach der ersten Ölkrise. Banken und Regierungen erhöhten die Zinssätze, wodurch die Probleme bei der


Schuldenrückzahlung vor allem <strong>für</strong> die Entwicklungsländer verschärft wurden und zu noch geringeren Exporterträgen der<br />

Entwicklungsländer führten.<br />

In den achtziger Jahren wurde es <strong>für</strong> die Entwicklungsländer zunehmend schwieriger, frühere Kredite <strong>von</strong> Geschäftsbanken zu<br />

decken, und sie mussten sich an die Weltbank um Hilfe wenden. Diese gewährte in der Folge nur dann Kredite, wenn die<br />

Empfängerländer sogenannten Strukturanpassungsprogrammen zustimmten, die Wirtschaftsreformen zur Verringerung der Importe<br />

und Förderung der Marktwirtschaft erzwangen. [6]<br />

Politischer Umbruch 1989<br />

Der nach 1945 entstandene Ost-West-Konflikt endete 1989 bis 1991 mit dem politischen und ökonomischen Zusammenbruch der<br />

meisten kommunistischen Regime. Der Ostblock und seine Führungsmacht Sowjetunion fielen auseinander. Diese Vorgänge<br />

veränderten das internationale System und Ansichten in der Entwicklungspolitik in mehrfacher Hinsicht.<br />

Unterstützung menschenverachtender Diktaturregime, die mit Blockrücksichten entschuldigt wurden, erwiesen sich nun als<br />

überflüssig, wie auch die aus dem Ost-West-Konflikt entstandenen Stellvertreterkriege zwischen und innerhalb <strong>von</strong><br />

Entwicklungsländern. Es verbesserten sich die Chancen, gegenüber Entwicklungsländern Mindestbedingungen wie die Einhaltung<br />

der Menschenrechte, den Kampf gegen Korruption sowie Entwicklungsengagement zu fordern und die Einhaltung dieser Standards<br />

an die Weiterleistung <strong>von</strong> Entwicklungshilfe zu knüpfen. Andererseits hatte die Blockdisziplin auch zur Unterdrückung und<br />

Eingrenzung inner- und zwischenstaatlicher Konflikte beigetragen, die sich nunmehr verschärften und teilweise gewaltsam<br />

ausgetragen wurden.<br />

Strategisch interessante Entwicklungsländer konnten Ost und West nicht länger zum eigenen Vorteil gegeneinander ausspielen.<br />

Zudem fiel die Entwicklungshilfe der Ostblockstaaten schlagartig weg, die allerdings <strong>von</strong> bescheidener Größenordnung und zudem<br />

auf sozialistische, blockangehörige Entwicklungsländer wie Kuba und Nordkorea konzentriert gewesen war. Angesichts<br />

wachsender Probleme auch im Norden kamen es nicht zur Umschichtung <strong>von</strong> Verteidigungsausgaben zur<br />

Entwicklungszusammenarbeit. Des Weiteren kam hinzu, dass nun ein Teil der früheren Ostblockländer mit den Entwicklungsländern<br />

um die Mittel des Westens konkurrierte.<br />

Mit dem Kommunismus war auch das zentralistisch-planwirtschaftliche Entwicklungsmodell der Ostblockstaaten gescheitert, das mit<br />

starkem staatlichem Zwang gearbeitet hatte. Dies führte nicht nur zu grundlegenden Veränderungen sowohl in der<br />

entwicklungspolitischen Strategie vieler Entwicklungsländer und ihrer Träger, sondern auch in der wissenschaftlichen Diskussion der<br />

Entwicklungstheorie. Bündnispolitik, Freund-Feind-Denken und geostrategische Interessen beeinflussen aber nach wie vor die<br />

Entwicklungszusammenarbeit. [6]<br />

Einzelaspekte der Entwicklungszusammenarbeit<br />

Frauen und Entwicklung<br />

Die Erfahrungen <strong>von</strong> Frauen, ihre Kreativität und ihre Schaffenskraft sind wesentlich <strong>für</strong> die Entwicklung ihrer Länder und <strong>für</strong><br />

lebendige Demokratien. Die Weltbank hat nachgewiesen, dass Länder, in denen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei<br />

Erziehung, Beschäftigung und Eigentumsrechten gering sind, weniger Unterernährung und Kindersterblichkeit kennen. Die<br />

Wirtschaft dieser Länder wächst schneller, mit weniger Umweltschäden, und sie werden zunehmend verantwortungsvoller regiert.<br />

Verbesserte Bildungs- und Lebenschancen <strong>für</strong> Frauen tragen außerdem zu einer bewussten Familienplanung und einem moderaten<br />

Bevölkerungswachstum bei.<br />

<strong>Eine</strong> Studie der Weltbank stellt fest: Investitionen in Bildung <strong>für</strong> Mädchen sind die wirksamsten Einzelinvestitionen, die ein<br />

Entwicklungsland vornehmen kann. Die Ausbildung <strong>von</strong> Mädchen wirkt auf alle Dimensionen der Entwicklung: geringere Kinderund<br />

Müttersterblichkeit, eine geringere Fruchtbarkeitsrate, höherer Bildungsstand bei Töchtern und Söhnen, höhere Produktivität<br />

und besserer Umgang mit der Umwelt. BmfWZ Bildung <strong>für</strong> Frauen und Mädchen


Wenn Frauen diskriminiert oder unterdrückt werden, bilden sie in den entsprechenden Gesellschaften ein blockiertes<br />

Entwicklungspotential. Die Gesellschaft ist somit nicht in der Lage, eine vorhandene und bedeutende Entwicklungsressource zu<br />

nutzen. Abgesehen da<strong>von</strong> ist die Diskriminierung <strong>von</strong> Frauen ein Menschenrechtsproblem.<br />

→ Hauptartikel: Rahel-Bildungsprojekt<br />

Aus den hier genannten Gründen fördern Initiativen, wie das Rahel-Bildungsprojekt des Instituts <strong>für</strong> Weltkirche und Mission (IWM)<br />

der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen vorrangig die Ausbildung junger Frauen. [7] Das Projekt unterstützt<br />

durch Mikro-Stipendien benachteiligte Jugendliche in Adigrat in der Region Tigray im Norden Äthiopiens. und begleitet sie während<br />

ihres Studiums bzw. ihrer Ausbildung. In Äthiopien wird das Projekt <strong>von</strong> Mitarbeitern des Bistums Adigrat im Rahmen des OVC-<br />

Projektes vor Ort betreut. [8][9] Die Entwicklungszusammenarbeit soll den Geförderten die Freiheit geben ohne materielle Not<br />

selbstbestimmt und eigenverantwortlich ihr Leben zu gestalten. Wichtig <strong>für</strong> eine nachhaltige Wirkung ist insbesondere die eigene<br />

Motivation der Betroffenen, die <strong>für</strong> sich selbst diese Entwicklung wollen. Zentral ist daher Förderung der Eigenständigkeit und<br />

Eigeninitiative der Stipendiaten im Sinne der katholischen Soziallehre. Die Initiative der Studierenden aus Deutschland kann <strong>für</strong> die<br />

Studierenden in Äthiopien als Vorbild funktionieren. Möglich ist, dass sich das Projekt in Zukunft zu einem äthiopischen Alumni-<br />

Projekt entwickelt. [10]<br />

Kommunale Entwicklungszusammenarbeit<br />

In den letzten Jahren hat sich zunehmend die Erkenntnis durchgesetzt, dass Entwicklung auf Good Governance, Partizipation und<br />

Dezentralisierung aufbauen muss, um nachhaltig sein zu können. Damit rücken Kommunen und kommunale Selbstverwaltung ins<br />

Blickfeld der Entwicklungszusammenarbeit. Für die Vereinten Nationen, die Weltbank und andere internationale Organisationen sind<br />

heute kommunale Projekte bzw. auf eine Stärkung selbstverwalteter Strukturen gerichtete Aktivitäten ein wichtiges Element ihrer<br />

Arbeit. Zugleich hat die Bedeutung der Kommunen als Akteure der internationalen Entwicklungszusammenarbeit international stark<br />

zugenommen. Das ist beim Millennium-Gipfel, der UN-Generalversammlung im Jahr 2000, unterstrichen worden. Die Weltunion der<br />

Kommunen (United Cities and Local Governments – UCLG) hat sich 2005 der UN-Millenniumkampage angeschlossen und die<br />

Umsetzung der Millennium-Entwicklungszieleals Aufgabe der Städte und Gemeinden angenommen.<br />

Kultur und Entwicklung<br />

Die Kultur fristet in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit ein Schattendasein. Dies betrifft einerseits Kultur im weiteren<br />

Sinne, als Lebensweise, Tradition und Brauchtum (so genannte soziokulturelle Schlüsselfaktoren), im Besonderen aber Kultur im<br />

engeren Sinne, als Kunst und Kreativität in den Bereichen Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Literatur, Musik und Medien sowie<br />

deren Einfluss auf die Entwicklung eines Individuums, einer Gesellschaft oder eines Staates.<br />

Für die deutsche Außenpolitik ist festzustellen, dass sich die beiden jeweils zuständigen Ministerien <strong>für</strong> Entwicklungspolitik und<br />

Auswärtige Kulturpolitik, das Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und das Auswärtige<br />

Amt (AA) nur in wenigen Teilbereichen zuständig fühlen. Dies betrifft die Abteilung Kultur und Kommunikation des AA sowie das<br />

Referat 204 Gleichberechtigung der Geschlechter; Menschenrechte; Kultur und Entwicklung [11] im BMZ. Zusätzlich sind auch<br />

verschiedene Landesministerien hier aktiv.<br />

Auf internationaler Ebene gewinnt das Thema in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung. Zentrales und zugleich jüngstes<br />

Moment ist das UNESCO Übereinkommen zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen <strong>von</strong> 2005: Die<br />

Bedeutung des Zusammenhangs zwischen Kultur und Entwicklung <strong>für</strong> alle Länder, insbesondere <strong>für</strong> die Entwicklungsländer, zu<br />

bekräftigen und die Maßnahmen zu unterstützen, die auf nationaler und internationaler Ebene ergriffen werden, um die Anerkennung<br />

des wahren Wertes dieses Zusammenhangs sicherzustellen […] Die internationale Zusammenarbeit und Solidarität in einem Geist der<br />

Partnerschaft zu stärken, um insbesondere die Fähigkeiten der Entwicklungsländer zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt<br />

kultureller Ausdrucksformen zu erhöhen. Staaten wie Schweden (SIDA), Dänemark (Danida), die Niederlande widmen sich bereits<br />

intensiv dem Thema. Österreich (OEZA) und die Schweiz (DEZA) haben in den vergangenen Jahren ihr Engagement deutlich<br />

eingeschränkt. [12]


In den letzten Jahren beschäftigen sich zunehmend auch deutsche Akteure im<br />

Gegenstandsbereich. Ein Startpunkt waren etwa die Konferenzen zu Fortschritt<br />

2004 und Kultur, Entwicklung und Fortschritt 2006 des Goethe-Instituts und der<br />

Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH. Das Goethe-<br />

Institut baute seine Arbeit in diesem Bereich aus und gründete in Zusammenarbeit<br />

mit lokalen Akteuren die weltweite Initiative Kultur und Entwicklung. Die<br />

Aktivitäten konzentrieren sich auf die folgenden vier Bereiche:<br />

Berufliche Qualifizierung<br />

Bildungsberatung/Bildungskooperation<br />

Gestaltung kultureller Räume<br />

Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft. [13]<br />

Auch der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) widmet sich auf seine Weise dem<br />

Feld.<br />

Die Szene der NROs auf diesem Gebiet ist weiter dünn bestellt. Deutsche Beispiele<br />

sind der seit 1992 in Münster ansässige und in Nicaragua agierende gemeinnützige<br />

Verein Pan y Arte und der in Tansania aktive Freundeskreis Bagamoyo. Ein<br />

internationales Beispiel ist das <strong>von</strong> Jeunesses Musicales International initiierte<br />

Projekt im südlichen Afrika Music Crossroads International.<br />

Emblem der GTZ in Osttimor<br />

Im Oktober 2006 wurde das <strong>von</strong> verschiedenen deutschen NROs und Experten formulierte „Manifest <strong>für</strong> eine enge Zusammenarbeit<br />

zwischen Auswärtiger Kulturpolitik und Entwicklungspolitik, Kultur und Kunst <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung“ veröffentlicht. Es<br />

beinhaltet <strong>einen</strong> Katalog an Leitsätzen <strong>für</strong> eine erweiterte kulturelle Außenpolitik Deutschlands.<br />

Im Dezember 2009 wurde das Weißbuch Kulturelle Vielfalt gestalten <strong>von</strong> der Deutschen UNESCO Kommission vorgelegt.<br />

Kulturelle Vielfalt ist eine unverzichtbare Ressource <strong>für</strong> die Freiheit und Entwicklung <strong>von</strong> pluralistischen Gesellschaften. Ihre<br />

Stärkung ist eine Zukunftsinvestition, so Walter Hirche, Präsident der Deutschen UNESCO-Kommission. Im Rahmen der<br />

Bundesweiten Koalition Kulturelle Vielfalt sammelten deutsche Kulturschaffende, Künstler und Politiker Vorschläge zum Schutz der<br />

kulturellen Vielfalt. In dem Weißbuch der Zivilgesellschaft wurden Empfehlungen an die beteiligten Akteure ausgesprochen.<br />

Bestandteil dessen ist auch das Kapitel Fair Culture, das sich den Nord-Süd und Süd-Süd-Beziehungen im internationalen<br />

Austausch widmet.<br />

Naturschutz durch Entwicklungszusammenarbeit<br />

An Bedeutung hat dieses Feld durch die Auswirkungen des Klimawandels gewonnen, der den Verlust an biologischer Vielfalt<br />

beschleunigt. Als globale Bedrohung menschlicher Lebensgrundlage ist der Verlust <strong>von</strong> Tier- und Pflanzenarten sowie ganzer<br />

Lebensräume seit der UN-Konferenz <strong>für</strong> Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio anerkannt worden.<br />

Neuere Ansätze des Naturschutzes gehen da<strong>von</strong> aus, dass Schutzziele <strong>von</strong> Lebensräumen oder speziellen Pflanzen und Tierarten nur<br />

zu erreichen sind, wenn die Bevölkerung in die Aktivitäten maßgeblich einbezogen wird. Da sich ein Großteil der weltweiten<br />

Biodiversität in Entwicklungs- und Schwellenländer befindet, spielen diese Regionen bei den globalen Schutzanstrengungen eine<br />

besonders große Rolle. Auf internationaler Ebene fordern die Entwicklungs- und Schwellenländer, am Zugang zu ihren biologischen<br />

Ressourcen (Samenbanken etc.) und dem daraus erzielten Mehrwert teilzuhaben (Access and Benefit Sharing). Aus den<br />

Schutzinteressen westlicher Staaten und den direkten ökonomischen Interessen der lokalen Bevölkerung erwachsen teilweise<br />

Konflikte. Meist versuchen die Akteure, alternative Erwerbsquellen <strong>für</strong> die Bevölkerung aufzubauen Ökotourismus ( etc).<br />

In Deutschland arbeiten der WWF, der NABU, Euronatur und der BUND über s<strong>einen</strong> Partner Friends of the Earth im Bereich<br />

Entwicklung und Naturschutz. Bedeutendster staatlicher Akteur ist die Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit, GTZ.<br />

Kritik an der Entwicklungszusammenarbeit


Kritik an Entwicklungszusammenarbeit kommt aus verschiedenen Richtungen. Teilweise wird der Utopismus der klassischen<br />

Entwicklungsansätze kritisiert, der kein Auge <strong>für</strong> die Realitäten vor Ort habe und grundlegende ökonomische Einsichten missachten<br />

würde. [14] Insbesondere fehle es <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklungshilfekonzepte an deren methodischer empirischer Evaluierung. Die<br />

permanente wissenschaftliche Überprüfung der Ergebnisse der Hilfsmaßnahmen – in Form verbesserter Bildung oder gestiegenen<br />

Wohlstands – sei <strong>für</strong> efektive Entwicklungshilfe unverzichtbar. [15]<br />

Vor allem Ethnologen, Angehörige indigener Völker [16] und Aktivisten aus Entwicklungsländern (wie z. B. Vandana Shiva aus<br />

Indien) weisen darauf hin, dass die Annahmen und Ziele der Entwicklungszusammenarbeit einer eurozentrischen und rein<br />

marktwirtschaftlich orientierten Perspektive entspringen. Die allgemein übliche Geringschätzung subsistenzorientierter traditioneller<br />

Wirtschaftssysteme, die offen oder subtil als unterentwickelt betrachtet werden, verkennt deren enorme Bedeutung zur Sicherung<br />

weitgehend unabhängiger, sozial und ökologisch nachhaltiger Existenzweisen. [17] Anstatt anzuerkennen, dass selbst hergestellte<br />

Güter und traditionelles Wissen den Menschen jahrtausendelang eine weitgehende Bedürfnisbefriedigung und z. B. mehr Freizeit als<br />

unter modernen Bedingungen ermöglicht hat (→ siehe Geschichtliche Entwicklung des Lebensstandards), werden die westlichen<br />

Vorstellungen <strong>von</strong> (u. a.) Armut, Reichtum und Fortschritt ideologisch zur einzigen Wahrheit erhoben. [18][19] Insofern bemängeln<br />

solche Kritiker, dass Profit, Konsum und Wachstum – die in erster Linie der Weltwirtschaft nutzen und nicht den betroffenen<br />

Menschen – die Entwicklungszusammenarbeit maßgeblich bestimmen würden. Im Extremfall sehen sie darin eine Entwicklung <strong>von</strong><br />

einer bescheidenen, aber unabhängigen und selbstbestimmten zu einer konsumorientierten, aber abhängigen und fremdbestimmten<br />

Lebensweise. [20]<br />

Viele linke Kritiker bemängeln, dass westliche Entwicklungshilfe sich an kapitalistischer Produktionsweise orientiere und die<br />

Souveränität der Empfängerländer durch politische Vorgaben der Geberländer und internationaler Organisationen untergraben werde.<br />

Der ghanaische Ökonom George Ayittey weist zudem darauf hin, dass viele Entwicklungsländer <strong>von</strong> korrupten Eliten geprägt seien,<br />

die nicht im Interesse ihrer Bevölkerungen handelten.<br />

Sowohl Globalisierungskritiker als auch Ökonomen wie Ayittey und Jeffrey Sachs kritisieren <strong>einen</strong> zu großen Fokus auf industrielle<br />

und städtische Entwicklung und die Vernachlässigung der landwirtschaftlichen Entwicklung, die <strong>für</strong> viele Entwicklungsländer ein<br />

sehr wichtiger Wirtschaftssektor ist.<br />

Die gelegentlich geäußerte Kritik, Entwicklungsländer erhielten netto gar keine Entwicklungshilfe, da die Rückzahlungen <strong>von</strong><br />

Schulden größer als die geleistete Hilfe sei, ist jedoch falsch. Das zeigen Zahlen, die die OECD veröffentlicht [21] , Zahlen, die vom<br />

Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) veröffentlicht werden [22] und mehrere Untersuchungen unabhängiger<br />

Wissenschaftler. [23][24] In allen Jahren seit 1960 sind die Netto-Flüsse <strong>von</strong> Entwicklungshilfegeldern (Hilfsgelder abzüglich<br />

Schuldenrückzahlung) positiv. So flossen beispielsweise im Jahr 2004 netto 26,5 Milliarden USD nach Sub-Sahara-Afrika. <strong>Eine</strong><br />

Ausnahme bildet Südkorea, das mittlerweile selbst ein Geberland ist und <strong>von</strong> vielen als Vorbild <strong>für</strong> erfolgreiche Entwicklung<br />

angeführt wird. Da es selbst keine Entwicklungshilfe mehr bezieht, aber noch alte Schulden abbezahlt, hatte es in den letzten Jahren<br />

negative Mittelflüsse.<br />

Die römisch-katholische Kirche kritisiert, dass bei der auf rein technisch-materiellen Prinzipien aufgebauten<br />

Entwicklungszusammenarbeit Gott nicht nur ausgelassen wurde, sondern die Menschen <strong>von</strong> Gott abgedrängt würden und damit die<br />

Dritte Welt zur Dritten Welt im heutigen Sinn gemacht worden sei. [25] Auch Vertreter katholischer Orden, die sich 2007 mit 118 Mio.<br />

Euro in der Entwicklungszusammenarbeit engagierten, fordern eine stärkere Präsenz in den deutschen Fachgremien der<br />

Entwicklungshilfe. [26] Dies widerspricht jedoch oftmals dem Verständnis der Trennung <strong>von</strong> Kirche und Staat. Umgekehrt lässt sich<br />

auch kritisieren, dass ebendiese Kirche stattdessen ein Missionsziel verfolgt, sich mithin auf ähnliche Weise um eigene Interessen<br />

kümmert.<br />

Es wird auch angeführt, dass die Gelder hauptsächlich der eigenen Wirtschaft zugutekommen. So warb das Bundesministerium <strong>für</strong><br />

Entwicklungszusammenarbeit 2010 selbst damit, dass jeder Euro der Entwicklungszusammenarbeit <strong>für</strong> die deutsche Wirtschaft <strong>einen</strong><br />

dreimal so großen Effekt in Form anschließender Exporte hat. [27] CDU und FDP hingegen kritisieren seit Jahren, dass die<br />

Entwicklungshilfe in Deutschland in einer Schieflage sei und zu wenig Wirtschaftshilfe im Blickpunkt habe. Insbesondere wird die<br />

Entwicklungshilfe <strong>für</strong> China kritisiert (im Jahr 2006 wurden 56,5 Millionen Euro Entwicklungshilfe an China gezahlt, [28] im Jahr


2008 waren es 187 Millionen Euro Entwicklungshilfe <strong>für</strong> China [29] ), da China längst kein Entwicklungsland mehr sei und<br />

mittlerweile zu einem Hauptkonkurrenten in der globalisierten Weltwirtschaft aufgestiegen sei. [30][31][32] Das<br />

Bundesentwicklungsministerium wollte die finanzielle Entwicklungshilfe <strong>für</strong> China 2008 einstellen. [33]<br />

Beispiel Afrika<br />

Afrika gilt vielen Kritikern in seiner Gesamtheit als Musterbeispiel <strong>für</strong> eine fehlgeleitete Entwicklungspolitik, wenn, als ein<br />

möglicher Gradmesser, Lebensstandard und Einkommenssituation der Menschen auf dem Land zur Zeit der Unabhängigkeit mit der<br />

Situation 40 Jahre später verglichen werden. Kritiker, die die Höhe der in einem Zeitraum geleisteten Hilfszahlungen in einem<br />

bestimmten Gebiet abschätzen und die früher ausgesprochenen Erwartungen mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage der Bevölkerung<br />

vergleichen, stellen eine Diskrepanz fest. Insgesamt hat der Westen Entwicklungsgelder <strong>von</strong> 800 Milliarden Euro [34] an Afrika<br />

geleistet. Dies ist ein mehrfaches des Marshallplans. Das Hauptproblem sind korrupte Eliten, die sich an den Entwicklungsgeldern<br />

bereicherten. So sind nach Ansicht des Unternehmensberaters Prinz Asfa-Wossen Asserate geschätzte 600 Milliarden Euro nicht in<br />

Entwicklungsprojekte geflossen, sondern in das Privatvermögen Einzelner. [34] Das Eingeständnis <strong>von</strong> verfehlter Entwicklungshilfe<br />

prägte in liberalen Kreisen den Begrif Hilfspessimismus, [35] der entwicklungspolitische Resignation bedeutet. Besonders in Afrika<br />

zeigt sich, dass Entwicklungshilfe gerade bei der Bekämpfung der größten Armut versagt hat und häufig nur eine Abhängigkeit <strong>von</strong><br />

dieser Hilfe geschaffen wurde. [36] Dambisa Moyo verachtet die westliche Glamour-Hilfe und Almosenkultur; die Entwicklungshilfe<br />

hält sie <strong>für</strong> seit 60 Jahren verfehlt und zerstörerisch. Nach ihrer Ansicht hat Bob Geldof das Fanal <strong>für</strong> eine ganze Armee <strong>von</strong><br />

Moralaktivisten gesetzt, die Afrika zum Objekt eines weltweit wohlinszenierten Mitleids und die Entwicklungshilfe zu einer Art<br />

kultureller Handelsware machten – mit der bizarren Folge, dass Musikern, die noch nicht einmal in Afrika leben, die Kompetenz<br />

zugesprochen worden sei, Afrikas Misere beenden zu können. [37]<br />

<strong>Eine</strong> radikale Kritik aus liberaler Sicht, wie sie der britische Ökonom Peter Bauer und der kenianische Ökonom James Shikwati<br />

geäußert haben, meint, dass Entwicklungshilfe einer der Gründe <strong>für</strong> Afrikas Probleme sei. Da sie die wirtschaftliche Intervention und<br />

den freien Warenaustausch zwischen den Entwicklungsländern und die Herausbildung einer privaten Wirtschaft behindere, sei sie<br />

einzustellen. Peter Bauer verglich etwa die Entwicklung <strong>von</strong> Somalia mit seinem de facto unabhängigen Landesteil Somaliland.<br />

Während Somaliland aufgrund seiner internationalen Isolation durch eigene Leistungen positive Entwicklungen gezeigt habe, sei<br />

Somalia trotz mehrfacher Hilfen aus dem Ausland ein failed state. James Shikwati kritisiert Entwicklungshilfe als ein Mittel, um<br />

afrikanische Länder an westliche Kapitalgeber zu binden und somit eine einseitige wirtschaftliche und politische Abhängigkeit zu<br />

erzeugen. [38] Seit 2000 plädiert er <strong>für</strong> eine radikale Abkehr vom Konzept der Entwicklungshilfe. Sie habe Afrika nur abhängig<br />

gemacht und Machtstrukturen verfestigt, <strong>von</strong> denen wenige profitieren. Nach Ansicht <strong>von</strong> James Shikwati sind die Chinesen<br />

aufrichtiger: Sie nähern sich Afrika mit einer bestimmten Botschaft: Wir wollen dies, ihr gebt uns jenes, da<strong>für</strong> kriegt ihr das. Das<br />

stellt die alten Dimensionen der Entwicklungshilfe auf den Kopf. Zahlreiche afrikanische Intellektuelle und Praktiker teilen die<br />

Kritik Shikwatis an der bisherigen Entwicklungspolitik des Westens und sind der Überzeugung, dass die Entwicklungshilfe jeden<br />

Anreiz zerstört, gut zu wirtschaften und die Volkswirtschaft anzukurbeln. Entwicklungshilfe zu beziehen ist einfacher , als ein Land zu<br />

sanieren. [39]<br />

<strong>Eine</strong> politische Kritik will Entwicklungszusammenarbeit mit der Frage nach demokratischen Strukturen in den Empfängerländern<br />

und ihrem <strong>für</strong> das Gemeinwohl sinnvollen Einsatz des Staatshaushalts verknüpft sehen. In beiden Punkten werden den meisten<br />

Ländern Afrikas Defizite attestiert. Unter anderem George Ayittey [40] kritisiert, dass ein großer Teil der Entwicklungshilfe, die in<br />

afrikanische Länder geflossen ist, <strong>von</strong> korrupten Eliten missbraucht werde und kommt daher zu dem Schluss: African problems<br />

must be solved by Africans (Afrikanische Probleme müssen <strong>von</strong> Afrikanern gelöst werden).<br />

Unabhängig <strong>von</strong> theoretischer Kritik aus marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten wird <strong>von</strong> unabhängigen Entwicklungshelfern vor<br />

Ort und <strong>von</strong> Journalisten die ungerechte Verteilung der langfristigen Hilfe und insbesondere die als Überbrückungsmaßnahme<br />

angelegte Katastrophenhilfe kritisiert. Katastrophenhilfe hat mit Entwicklungshilfe prinzipiell nichts zu tun, steht aber oft vor<br />

ähnlichen Problemen, wie die Operation Lifeline Sudan zeigte. Es gibt das unvermeidliche praktische Problem, dass die Verteilung<br />

der Hilfe aufgrund machtpolitischer Strukturen erfolgt und <strong>von</strong> den Entwicklungsorganisationen nicht ausreichend kontrolliert<br />

werden kann. [41] Hierbei kommt zur Sprache, dass auf Güter, die im Rahmen der Entwicklungshilfe eingeführt werden sollen, <strong>von</strong>


zahlreichen Empfängerländern Einfuhrzölle erhoben und Forderungen gestellt werden, die mit den Projekten in keinem<br />

Zusammenhang stehen. Weder Geber- noch Empfängerländer oder die Hilfsindustrie können laut den Kritikern der<br />

Entwicklungspraxis ein Interesse haben, diese Kosten vor Ort zu bilanzieren. [42]<br />

Finanzielle Aufwendungen<br />

→ Hauptartikel: Official Development Assistance<br />

Siehe auch<br />

Portal: Entwicklungszusammenarbeit – Übersicht zu <strong>Wikipedia</strong>-Inhalten zum Thema<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

Entwicklungspolitik<br />

Evaluation in der EZ<br />

Entwicklungspolitik der Europäischen Union<br />

Internationale Liste mit Akteuren der Entwicklungszusammenarbeit<br />

Angepasste Technologie<br />

Europäischer Freiwilligenkorps <strong>für</strong> humanitäre Hilfe<br />

Chinas Entwicklungsfinanzierung <strong>für</strong> Afrika<br />

Anmerkungen<br />

1 Zur Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste (AGdD) gehört auch das Förderungswerk <strong>für</strong> rückkehrende Fachkräfte der<br />

Entwicklungsdienste. foerderungswerk.de<br />

2 Zum Arbeitskreis „Lernen und Helfen in Übersee“ e. V. (AKLHÜ) gehören noch weitere Organisationen an, die mögliche<br />

Freiwilligen-Einsätze anbieten wie zum Beispiel Internationale Bauorden entwicklungsdienst.de<br />

3 „Eirene – Internationaler Christlicher Friedensdienst“ nimmt insofern eine Sonderrolle unter den Entwicklungsdiensten ein, da es<br />

auch schweizerische, niederländische, belgische, französische und deutsche Entwicklungshelfer entsendet.<br />

Literatur<br />

Thomas Bierschenk (Hrsg.): Entwicklungshilfe und ihre Folgen: Ergebnisse empirischer Untersuchungen in Afrika. 2.<br />

Aufl., Campus, Frankfurt/M. 1997, ISBN 3-593-34658-3.<br />

Frank Bliss: Zum Beispiel Entwicklungshilfe.Lamuv, Göttingen 2001, ISBN 3-88977-577-2.<br />

Hubertus Büschel, Daniel Speich Chassé (Hrsg.): Entwicklungswelten. Globalgeschichte der<br />

Entwicklungszusammenarbeit.Campus, Frankfurt/M. 2009, ISBN 978-3-593-39015-4<br />

William Russell Easterly: Wir retten die Welt zu Tode. Für ein professionelleres Management im Kampf gegen die<br />

Armut. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-593-38157-2.<br />

Walter Eberlei: Afrikas Wege aus der Armutsfalle.Brandes & Apsel, Frankfurt/M. 2009, ISBN 978-3-86099-611-9.<br />

Christine Freitag: Vermittlung – <strong>Eine</strong> zentrale, aber vernachlässigte Kategorie professionellen Handelns in der<br />

internationalen Zusammenarbeit.IKO-Verlag, Frankfurt/M. 2006, ISBN 978-3-88939-797-3<br />

Hans-Rimbert Hemmer: Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer . 3., neubearb. und erw. Aufl., Vahlen, München<br />

2002, ISBN 3-8006-2836-8.<br />

Hartmut Ihne, Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Einführung in die Entwicklungspolitik, 2013, ISBN 978-3-8258-8152-8.<br />

Werner Lachmann: Entwicklungshilfe – Motive, Möglichkeiten und Grenzen, Problemfelder . 2010, ISBN 978-3-486-<br />

58442-4.<br />

Katharina Michaelowa: Die neue politische Ökonomie liefergebundener Entwicklungshilfe.Nomos, Baden-Baden<br />

1998, ISBN 3-7890-5727-4.<br />

David Mosse (Hrsg.): Adventures in Aidland – The Anthropology of Professionals in International Development ,<br />

Berghahn Books, London/New York 2010, ISBN 978-0-85745-110-1.<br />

Linda Polman: Die Mitleidsindustrie – Hinter den Kulissen internationaler Hilfsorganisationen . Campus, Frankfurt/M.<br />

2010, ISBN 978-3-593-39233-2.


Hartmann, Simon: Geberverhalten in der Internationalen Entwicklungspolitik. Schwierigkeiten beim Umgang mit dem<br />

Spannungsfeld Rechenschaftspflichten, ÖFSE Working Paper 26, 2011 (oefse.at PDF).<br />

David Dollar, Lant Pritchett: Assessing aid – what works, what doesn’t, and why, Weltbank 1998, Report Number:<br />

18295. online: http://go.worldbank.org/2343YWFDQ0<br />

Luger, Anton; Cisneros Dara; HORIZONT300 (2003): Aprendiendo de nuestra experiencia. Manual de<br />

sistematización participativa. 1. Auflage. Quito: Ediciones Abya Yala<br />

Weblinks<br />

Projekt <strong>Eine</strong> Welt in der Schule mit vielen Anregungen, Projektvorschlägen sowie Unterrichtsbeispielen <strong>für</strong><br />

Grundschule und Sek. I.<br />

Zentrum <strong>für</strong> Entwicklungsforschung der Universität Bonn<br />

Übersicht der Uni Kassel zu Aspekten der Entwicklungszusammenarbeit im Detail<br />

<strong>Eine</strong>-Welt-Medien<br />

Bericht zur Entwicklungszusammenarbeit der DAC-Mitglieder<br />

Berufs- und Informationsportal zur Entwicklungszusammenarbeit<br />

Konkurrenz belebt das Geschäft: Neue Geber revolutionieren die Entwicklungszusammenarbeit , Deutschlandfunk-<br />

Hintergrund im April 2011<br />

Offene Entwicklungshilfe: Überblick aller Projekte und Ausgaben zwischen 2000 und 2010<br />

Ausschuss <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Deutschen Bundestages<br />

AG Globale Verantwortung<br />

INCUPO – El Instituto de Cultura Popular- Argentinien<br />

Alejandra Rivera – Licht <strong>für</strong> die Welt – Bolivien<br />

HORIZONT3000 Österreichische Organisation <strong>für</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

World Vision – Regionalentwicklung<br />

Einzelnachweise<br />

1. Global Fund (http://www.theglobalfund.org/en/). Global Fund. Abgerufen am 24. Mai 2010.<br />

2. Development Co-operation Directorate(http://www.oecd.org/dac). Oecd.org. Abgerufen am 24. Mai 2010.<br />

3. Biografie Brundtlands auf den Seiten der Vereinten Nationen (engl.) (http://www.un.org/News/dh/hlpanel/brundtlandbio.htm).<br />

Un.org. Abgerufen am 24. Mai 2010.<br />

4. Franz Nuscheler: Entwicklungspolitik, Verlag J.H.W. Dietz Nachf. GmbH, ISBN 3-8012-0350-6.<br />

5. Partizipation in der Entwicklungszusammenarbeit(http://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=_u4S6sWHT1YC&oi<br />

=fnd&pg=PA3&dq=Entwicklungszusammenarbeit+Grunds%C3%A4tze+NRO&ots=--q7CJ_RQh&sig=WTWRMZ8gc<br />

K9tkseAvc95Todl3CI#v=onepage&q&f=true). Books.google.de. Abgerufen am 24. Mai 2010.<br />

6. Bundeszentrale <strong>für</strong> politische BildungUwe Andersen: Entwicklungspolitik unter veränderten Rahmenbedingungen<br />

abgerufen am 25. Februar 2012<br />

7. Marita Wagner: Telefa – Die entführten Bräute Äthiopiens.(http://weltkirche.katholisch.de/Aktuelles/20160511_Fraue<br />

n_Aethiopien) In: Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland Katholisch.de. Abgerufen am 2. Oktober<br />

2016.<br />

8. Rahel – Ein Bildungsprojekt <strong>für</strong> Adigrat.(http://www.iwm.sankt-georgen.de/rahel-bildungsprojekt/) In: Webseite des<br />

Rahel-Bildungsprojektes.Institut <strong>für</strong> Weltkirche und Mission – Rahel-Bildungsprojekt; abgerufen am 25. September<br />

2016.<br />

9. Judith Breunig, Madeleine Helbig, Claudia Berg, Stefanie Matulla, Magdalena Strauch, Marita Wagner, Benedikt<br />

Winkler: Rahel – Ein Bildungsprojekt <strong>für</strong> Adigrat. Festschrift der Studierendeninitiative – Ein Blick durch die Zeit:<br />

2010–2015. Institut <strong>für</strong> Weltkirche und Mission, Frankfurt am Main Juni 2015.<br />

10. Magdalena Strauch: Entwicklungszusammenarbeit – Ein Beitrag zur Entwicklung oder Schaffung neuer<br />

Abhängigkeitsverhältnisse. In: Rahel – Ein Bildungsprojekt <strong>für</strong> Adigrat – Festschrift der Studierendeninitiative – Ein<br />

Blick durch die Zeit: 2010–2015. Institut <strong>für</strong> Weltkirche und Mission, Frankfurt am Main Juni 2015, S.40–41.<br />

11. Organisationsplan des BMZ(http://www.bmz.de/de/ministerium/dokumente/organisationsplan_20110322.pdf)<br />

12. Übereinkommen über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen(http://www.unesco.de/<br />

konvention_kulturelle_vielfalt.html)unesco.de, Abgerufen am 16. Dezember 2014<br />

13. Goethe-Institut: Website Kultur und Entwicklungmit ausführlichen Projektbeschreibungen(http://www.goethe.de/ent<br />

wicklung)<br />

14. William Easterly: The White Man’s Burden: Why the West’s Efforts to Aid the Rest Have Done So Much Ill and So<br />

Little Good. Penguin Press, New York 2006, ISBN 1-59420-037-8, S.


15. Manfred Dworschak: Helfer im Härtetest. Der Ruf der Entwicklungshilfe hat stark gelitten – oft scheint der Schaden<br />

größer zu sein als der Nutzen. Wirtschaftsforscher ergründen deshalb mit sozialen Experimenten in Dutzenden<br />

Ländern, was den Armen wirklich hilft.In: Der Spiegel. Nr. 42, 2011, S. 138–142 (online (http://www.spiegel.de/spieg<br />

el/print/d-81015451.html)– 17. Oktober 2011).<br />

16. Big Mountain Aktionsgruppe e. V. (Hrsg.): Stimmen der Erde. Raben, München 1993, ISBN 3-922696-37-6.<br />

17. Vandana Shiva: How To End Poverty: Making Poverty HistoryAnd The History Of Poverty. Übersetzt <strong>von</strong>: Andrea<br />

Noll, ZNet Kommentar 11. Mai 2005]<br />

18. Edward Goldsmith: Der Weg. Ein ökologisches Manifest.1. Auflage, Bettendorf, München 1996, S. 201f f<br />

19. Dieter Haller (Text), Bernd Rodekohr (Illustrationen): Dtv-Atlas Ethnologie. 2. Auflage. dtv, München 2010. S. 163.<br />

20. Veronika Bennholdt-Thomsen: Subsistenzwirtschaft, Globalwirtschaft, Regionalwirtschaft.In: Maren A. Jochimsen u.<br />

Ulrike Knobloch (Hrsg.): Lebensweltökonomie in Zeiten wirtschaftlicher Globalisierung.Kleine Verlag, Bielefeld 2006.<br />

S. 65–88.<br />

21. OECD Data Warehouse beta (http://stats.oecd.org/wbos/default.aspx)<br />

22. UNDP Human Development Report 2006(http://hdr.undp.org/hdr2006/)<br />

23. David Roodman: Net Aid Transfers data set (1960–2005)(http://www.cgdev.org/content/publications/detail/5492)<br />

2007<br />

24. : Measuring aid flows: a new approach Charles C. Chang, Eduardo Fernandez-Arias, Eduardo, Luis Serven:<br />

Measuring aid flows : a new approach.(http://ideas.repec.org/p/wbk/wbrwps/2050.html)In: ideas.repec.org.<br />

28. Februar 1999; abgerufen am 21. Januar 2015(englisch).<br />

25. Benedikt XVI.: Jesus <strong>von</strong> Nazareth. Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung, Herder, 2007, ISBN 3-451-29861-9,<br />

S. 62 ff.<br />

26. Radio Vatikan: Orden wollen mitreden (http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=215460)30. Juni<br />

2008.<br />

27. Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – Der deutsche Beitrag. (https://web.archiv<br />

e.org/web/20040909131344/http://www.bmz.de/de/zahlen/deutscherbeitrag/index.html)Bmz.de; 23. März 2010;<br />

archiviert vom Original (http://derefer.unbubble.eu?u=http://www.bmz.de/de/zahlen/deutscherbeitrag/index.html)am<br />

9. September 2004; abgerufen am 24. Mai 2010.<br />

28. China: Entwicklungshilfe <strong>für</strong> ein boomendes Land(https://web.archive.org/web/20080905075218/http://www.tagessc<br />

hau.de/wirtschaft/meldung46260.html). tagesschau.de. Archiviert vom Original (http://derefer.unbubble.eu?u=http://w<br />

ww.tagesschau.de/wirtschaft/meldung46260.html) am 5. September 2008. Abgerufen am 24. Mai 2010.<br />

29. n-tv:Entwicklungshilfe <strong>für</strong> China(http://www.n-tv.de/politik/CDU-und-FDP-wollen-Aenderung-article12079.html) . N-<br />

tv.de. Abgerufen am 24. Mai 2010.<br />

30. Fri Jul 27 16:05:34 CEST 2007: Tagesspiegel:Zahlt Deutschland Entwicklungshilfe an China ?(http://www.tagesspie<br />

gel.de/politik/international/Entwicklungshilfe-China;art123,2347188) . Tagesspiegel.de. Abgerufen am 24. Mai 2010.<br />

31. Spiegel:Politiker fordern Entwicklungshilfe-Stopp <strong>für</strong> China(http://www.spiegel.de/wirtschaft/wirtschaftsboom-politike<br />

r-fordern-entwicklungshilfe-stopp-fuer-china-a-496802.html). Spiegel.de. 27. Juli 2007. Abgerufen am 24. Mai 2010.<br />

32. FDP: KÖNIGSHAUS: China braucht keine Entwicklungshilfe mehr <strong>von</strong> Deutschland. (https://web.archive.org/web/20<br />

071226122836/http://liberale.de/webcom/show_websiteprog.php/_c-730/i.html?wc_id=5826) Archiviert vom Original<br />

(http://derefer.unbubble.eu?u=http://liberale.de/webcom/show_websiteprog.php/_c-730/i.html?wc_id=5826)am<br />

26. Dezember 2007; abgerufen am 21. Januar 2015.<br />

33. Keine Entwicklungshilfe mehr <strong>für</strong> China(https://web.archive.org/web/20080924223659/http://www.tagesschau.de/inl<br />

and/china486.html). tagesschau.de. 22. September 2008. Archiviert vom Original (http://derefer.unbubble.eu?u=htt<br />

p://www.tagesschau.de/inland/china486.html ) am 24. September 2008. Abgerufen am 24. Mai 2010.<br />

34. Entwicklungshilfe – Ein Marshall-Plan löst Afrikas Probleme nicht(http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/entwicklu<br />

ngshilfe-ein-marshall-plan-loest-afrikas-probleme-nicht-14677751-p5.html) . In: Frankfurter Allgemeine Zeitung.<br />

faz.net. 29. Januar 2017. Abgerufen am 4. Februar 2017.<br />

35. Rainer Erkens: Entwicklung kann man nicht kaufen. 15 gängige Thesen zur Entwicklungspolitik und warum sie aus<br />

liberaler Sicht fragwürdig sind.Liberales Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung, Potsdam 2006(http://admin.fnst.or<br />

g/uploads/1044/Entwicklung_Erkens-Text.pdf) (PDF; 613 kB) Der Begrif „Hilfspessimismus“ stammt vom<br />

Politikwissenschaftler Franz Nuscheler.<br />

36. Geld allein hilft nicht. Interview mit Franz Nuscheler. (http://www.zeit.de/2005/38/Nuscheler?page=all). In: Die Zeit.<br />

15. September 2005. Abgerufen am 24. Mai 2010.<br />

37. Dambisa Moyo: Dead Aid. Haffmans & Tolkemit, Hamburg 2011.<br />

38. Peter Bauer: Seite nicht mehr abrufbar; Suche in Webarchiven: Equality, the Third World and Economic Delusion, Chapter 5,<br />

Part 1 Seminar Uni Bayreuth: Deutsche Zusammenfassung <strong>von</strong>:(http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://w<br />

ww.vwl5.uni-bayreuth.de/Lehre/Seminare/Ringvorlesung/PTBauer_Chapter5_1stPart.pdf)<br />

39. Wolf Poulet: Entwicklungshilfe – Ein Marshall-Plan löst Afrikas Probleme nicht.(http://m.faz.net/aktuell/politik/auslan<br />

d/entwicklungshilfe-ein-marshall-plan-loest-afrikas-probleme-nicht-14677751-p5.html) In: Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung. 29. Januar 2017.<br />

40. etwa George B. N. Ayittey: Africa Unchained. Palgrave Mcmillan, 2005.<br />

41. Thilo Thielke: Kommentar: Warum Afrika dank Entwicklungshilfe im Elend verharrt.(http://www.spiegel.de/politik/ausl<br />

and/kommentar-warum-afrika-dank-entwicklungshilfe-im-elend-verharrt-a-487746.html) In: Spiegel Online. 11. Juni


2007; abgerufen am 21. Januar 2015. Vom selben Autor eine Generalabrechnung mit der Entwicklungshilfe am<br />

Beispiel Sudan in: Krieg im Lande des Mahdi. Darfur und der Zerfall des Sudan.Magnus Verlag, Essen 2006<br />

42. Bartholomäus Grill: Wo<strong>für</strong> das Ganze? (http://www.zeit.de/2007/03/Entwicklungshilfe?page=all). In: Die Zeit. 11.<br />

Januar 2007. Abgerufen am 24. Mai 2010.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Entwicklungszusammenarbeit&oldid=171540827 “<br />

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Ernährungssouveränität<br />

Ernährungssouveränitätbezeichnet nach dem Verständnis ihrer Be<strong>für</strong>worter das Recht aller Völker, Länder und Ländergruppen,<br />

ihre Landwirtschafts- und Ernährungspolitik selbst zu definieren. Der Begriff wurde anlässlich der Welternährungskonferenz 1996<br />

<strong>von</strong> der internationalen Kleinbauern- und Landarbeiterbewegung Via Campesina geprägt, es handelt sich nicht um <strong>einen</strong><br />

wissenschaftlichen Fachbegriff, sondern um ein politisches Konzept, welches mit diversen Forderungen, wie beispielsweise dem<br />

Zugang zu Land, einhergeht. [1]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Thematik<br />

2 Kritik<br />

3 Quellen<br />

4 Literatur<br />

5 Siehe auch<br />

6 Weblinks<br />

Thematik<br />

Leitmodell <strong>von</strong> Via Campesina ist hierbei eine kleinbäuerliche Landwirtschaft, die auf nachhaltige Weise vor allem Nahrung <strong>für</strong> die<br />

lokale Bevölkerung produzieren soll. Selbstversorgung, lokaler und regionaler Handel sollen Vorrang vor Exporten und Welthandel<br />

haben.<br />

Zur Begründung wird auf den Umstand verwiesen, dass Hunger und Unterernährung weltweit hauptsächlich die Landbevölkerung<br />

treffen. Zwei Drittel der Hungernden lebten in ländlichen Regionen, die jedoch <strong>von</strong> der staatlichen Entwicklungszusammenarbeitund<br />

internationalen Institutionen wie der Weltbank kaum berücksichtigt würden. Dennoch würde weltweit die meiste Nahrung <strong>von</strong> rund<br />

einer Milliarde Kleinbauern, Kleinfischern, Viehhirten produziert. Daher müsse jedes Konzept zur <strong>nachhaltigen</strong> Sicherung der<br />

Welternährung besonderes Augenmerk auf diese Kleinproduzenten richten. [2]<br />

Das Konzept der Ernährungssouveränität beinhaltet Landreformen, die Achtung der Rechte der Bauern und Landarbeiter sowie das<br />

Menschenrecht auf Nahrung, die Ablehnung des Einsatzes <strong>von</strong> Gentechnik in der Landwirtschaft, den Schutz <strong>von</strong> Kleinbauern vor<br />

billigen Importen (Dumping) und soziale Gerechtigkeit. Oft wird dieses Konzept zusammengefasst in den Worten „Brot, Land und<br />

Freiheit“.<br />

Ernährungssouveränität kann, muss jedoch nicht gleichbedeutend sein mit der Autarkie eines Landes oder Volkes.<br />

Zu den Vertretern des Konzepts der Ernährungssouveränität zählen zahlreiche nichtstaatliche Organisationen wie Via Campesina, die<br />

brasilianische Landlosenbewegung MST, die MIJARC (Internationale Katholische Land- und Bauernjugendbewegung) oder die<br />

Menschenrechtsorganisation FIAN. <strong>Eine</strong> prominente Unterstützerin der Ernährungssouveränität ist die indische Aktivistin Vandana<br />

Shiva. Venezuela, Nepal und Senegal haben das Konzept der Ernährungssouveränität in ihren Verfassungen verankert, auch Mali<br />

plant dies zu tun. In Bolivien bestehen ebenfalls Bestrebungen, die Ernährungssouveränität in der geplanten neuen Verfassung<br />

festzuschreiben. [3]


Vom 23. bis zum 27. Februar 2007 fand in Mali das erste Weltforum <strong>für</strong> Ernährungssouveränität statt. Teilnehmer waren über 500<br />

Personen aus achtzig Ländern, die nach Vorgabe des Organisationskomitees die verschiedenen Kontinente und Interessengruppen<br />

gerecht repräsentierten. Am 27. Februar verabschiedeten sie in Nyéléni, einem eigens <strong>für</strong> das Forum erbauten Dorf, die Deklaration<br />

<strong>von</strong> Nyéléni. [4]<br />

Der nächste Schritt in diesem Prozess zur Stärkung der weltweiten Bewegung <strong>für</strong> Ernährungssouveränität war das erste europaweite<br />

Forum, das Nyéléni-Europe Forum 2011 in Krems (Österreich). [5] 2016 fand in Cluj (Rumänien) das europäische Nyéléni-Forum<br />

statt, an dem auch eine Delegation aus Deutschland teilnahm. [6]<br />

Kritik<br />

Der Bewegung der Ernährungssouveränität wird <strong>von</strong> Wissenschaftlern wie Philipp Aerni, William A. Kerr, Ramesh Sharma, Douglas<br />

Southgate und anderen vorgeworfen, politisch zu konfrontativ und ideologisiert zu agieren. Auch seien einige ihrer Grundannahmen<br />

irreführend, etwa hinsichtlich des Einflusses der Welthandelsorganisation oder der Lösung des Welthungerproblems durch<br />

Umverteilung oder ein Recht auf Nahrung. Die Bewegung verschweige zudem, dass die Hungersnöte zumeist in sozialistischen und<br />

kommunistischen Ländern auftraten, die das Ziel der Selbstversorgung verfolgten. Protektionistische Maßnahmen seien ein<br />

propagiertes Mittel der Bewegung, um Ernährungssouveränität zu erreichen. Diese Maßnahmen dienten jedoch weder den erklärten<br />

Zielen der Ernährungssouveränität, noch Ernährungssicherung oder Armutsbekämpfung.<br />

Quellen<br />

1. Astrid Engel: Ernährungssouveränität, noch immer ein unbekannter Begrif f? (http://www.attac-netzwerk.de/fileadmin/<br />

user_upload/AGs/Agrarnetz/Alternativen/Engel_Text_Ernaehrungssouv.pdf) (PDF; 143 kB).<br />

2. Windfuhr, Michael und Jonsén, Jennie: Food Sovereignty. Towards democracy in localized food systems, ITDG<br />

Publishing, 2005, ISBN 1853396109 (PDF verfügbar unter: http://www.ukabc.org/foodsovpaper.htm, S. 3–10).<br />

3. Via Campesina: Why Food Sovereignty in theBolivian Constitution? (http://viacampesina.org/en/index.php/main-issu<br />

es-mainmenu-27/food-sovereignty-and-trade-mainmenu-38/296-why-food-sovereignty-in-the-bolivian-constitution) .<br />

4. http://www.nyeleni.org/spip.php?article331.<br />

5. http://nyelenieurope.net/en/download/category/17-synthesis-report .<br />

6. http://nyeleni.de/aktivitaeten-2016/abgerufen am 11. Januar 2017<br />

Literatur<br />

ATDF Journal Volume 8 Issue 1 & 2, 2011 - Food Sovereignty<br />

Choplin, Gérard; Strickner, Alexandra; Trouvé, Aurélie [Hg.] (Jan. 2011): Ernährungssouveränität. Für eine andere<br />

Agrar- und Lebensmittelpolitik in Europa. 127 S., Mandelbaum Verlag. ISBN 978-3-85476-346-8<br />

Annette Desmarais, Nettie Wiebe, and Hannah Wittman (2010) Food Sovereignty: Reconnecting Food, Nature and<br />

Community (englisch). 224 S., Pambazuka Press. ISBN 978-0-85749-029-2<br />

Grieshop, Carolin (2006): Ernährungssouveränität. Nahrung aus der Nähe betrachtet . 91 S., Bundesvorstand der<br />

Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) e.V.(Hg.), Landjugendverlag, Bad Honnef-Rhöndorf. ISBN<br />

3-931716-40-6<br />

Vandana Shiva (2004): Geraubte Ernte. 179 S., Rotpunktverlag. ISBN 3-85869-284-0<br />

Grüne Bildungswerkstatt Wien; Via Campesina Austria [Hg.] (Juni 2011): Die Zeit ist reif <strong>für</strong> Ernährungssouveränität .<br />

34 S., AgrarAttac, Creative Commons Lizenz (agrarattac@attac.at)<br />

Siehe auch<br />

Agrarpolitik<br />

Bauernbewegung<br />

Voices of Transition, Dokumentarfilm zu Wegen zu Ernährungssouveränität und -sicherheit<br />

Weblinks


Astrid Engel, BUKO Agrar Koordination: Ernährungssouveränität noch immer ein unbekannter Begriff?, in: Fünf<br />

Jahre später. <strong>Eine</strong> Bilanz <strong>von</strong> NRO fünf Jahrenach dem Welternährungsgipfel in Rom.Forum Umwelt &<br />

Entwicklung: 2002. S. 10–15. (PDF; 139 kB)<br />

Europaweites Forum <strong>für</strong> Ernährungssouveränität in Krems im August 2011<br />

Inhalt der Deklaration <strong>von</strong> Nyéléni<br />

Ansätze zum Umgang mit dem Konzept Ernährungssouveränität in Deutschland (PDF; 179 kB)<br />

Ernährungssouveränität aus Sicht der ländlichen Jugendlichen(MIJARC)<br />

Deutsche Homepage der Nyéléni Bewegung zur Ernährungssouveränität<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ernährungssouveränität&oldid=161516980 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 11. Januar 2017 um 09:04 Uhr bearbeitet.<br />

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Fahrgemeinschaft<br />

<strong>Eine</strong> Fahrgemeinschaft ist eine Gruppe <strong>von</strong> zwei oder mehreren Personen, <strong>von</strong><br />

denen eine mit dem eigenen Auto die anderen zum Arbeitsplatz oder auf eine Fahrt<br />

mitnimmt. Fahrgemeinschaften werden privat organisiert oder in Mitfahrportalen im<br />

Internet zusammengesucht.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Motivation<br />

2 Haftung<br />

3 Steuerliche Berücksichtigung<br />

Chinesische Landbewohner bilden<br />

<strong>für</strong> den Weg zur Arbeit nach Pingyao<br />

eine Fahrgemeinschaft<br />

4 Siehe auch<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Motivation<br />

Dies kann aus unterschiedlichen Gründen erfolgen, beispielsweise:<br />

zur Kostenersparnis<br />

weil jemand eine längere Strecke nicht alleine fahren möchte<br />

aus Gründen des Umweltschutzes<br />

zur Vermeidung <strong>von</strong> Stress (z. B. bei Fahrgemeinschaft <strong>für</strong> den Weg zur Arbeit, wenn eine Woche der eine und die<br />

nächste ein anderer fährt)<br />

weil jemand selber kein Auto hat<br />

Die Bewegung zur Bildung <strong>von</strong> Fahrgemeinschaften begann in den 1970er-Jahren mit der Ölkrise, bzw. den in manchen Ländern<br />

verordneten autofreien Tagen, und wird seit längerem <strong>von</strong> einer Reihe <strong>von</strong> Organisationen propagiert und gefördert – unter anderem<br />

<strong>von</strong> den Verkehrsklubs VCD und VCÖ. Durch eine Vielzahl internetbasierter Mitfahrzentralen finden heute Mitfahrgelegenheiten<br />

eine immer weitere Verbreitung.<br />

Haftung<br />

Die Fahrgemeinschaft hat auf dem Hinweg wie auch auf dem Rückweg den gleichen Versicherungsschutz, wie er auch <strong>für</strong><br />

Beschäftigte gilt, die allein zur Arbeitsstätte fahren.<br />

Im Falle eines Unfalls übernimmt die Versicherung des Unfallverursachers den entstandenen Schaden. [1]<br />

Trifft den Fahrer keine Schuld (z.B. geplatzte Reifen), dann zahlt die Versicherung seit der Reform des<br />

Schadenersatzrechts im Jahr 2002 trotzdem. [2]<br />

Alle Mitfahrer einer Fahrgemeinschaft sind über die Kfz-Haftpflichtversicherung des Fahrzeughalters und bei Fahrten<br />

zur Arbeitsstätte und wieder nach Hause über die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert.<br />

Schäden, die <strong>von</strong> der Kfz-Haftpflicht nicht ersetzt werden, grenzt eine Haftungsbeschränkungder Mitfahrer<br />

gegenüber dem Fahrer ab. [3]<br />

Die finanzielle Beteiligung sollte anhand der konkreten Kosten ermittelt werden. Es darf keine<br />

Gewinnerzielungsabsicht vorliegen.


Fährt ein Erwerbstätiger ein Kind zum Kindergarten oder zur Schule, besteht nach § 8 Abs. 2 SGB VII derselbe Versicherungsschutz<br />

wie bei einer Fahrgemeinschaft Erwerbstätiger zum Arbeitsplatz, sofern der eigene Arbeitsweg mit dem Weg des Kindes verknüpft<br />

wird. In diesem Fall besteht der Versicherungsschutz auch während eines hier<strong>für</strong> erforderlichen Umweges. Dies trifft auf die<br />

Mitnahme eigener, aber auch anderer Kinder zu. [4]<br />

Steuerliche Berücksichtigung<br />

Im Falle einer wechselseitigen Fahrgemeinschaft können Arbeitnehmer Aufwendungen <strong>für</strong> Fahrten zwischen Wohnung und Arbeit<br />

über die normalerweise geltende Höchstgrenze <strong>von</strong> 4.500 € hinaus als Werbungskosten absetzen: Für alle Tage, an denen ein<br />

Arbeitnehmer in einer Fahrgemeinschaft mitfährt, kann er höchstens 4.500 € absetzen; <strong>für</strong> diejenigen Tage, an denen er Mitfahrer im<br />

Fahrzeug mitnimmt, kann er diese Fahrten zusätzlich in unbegrenzter Höhe absetzen; dabei ist die Umwegstrecke zur Abholung der<br />

anderen Teilnehmer aber nicht mit in die Entfernungspauschale einzubeziehen. [5]<br />

Siehe auch<br />

Begleitverkehr<br />

Carsharing<br />

Pendlernetz<br />

Roter-Punkt-Aktion<br />

Mitfahrgelegenheit<br />

High-occupancy vehicle lane<br />

Weblinks<br />

Wiktionary: Fahrgemeinschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Recht der Fahrgemeinschaft (ADAC)<br />

ADAC<br />

Einzelnachweise<br />

1. Infos zur Kfz-Haftpflichtversicherung allgemein und bei Fahrgemeinschaften. (http://www.haftpflichtversicherung-test.<br />

info/kfz-versicherung/) Abgerufen am 10. Januar 2015.<br />

2. Reform des Schadenersatzrechts verabschiedet.(http://www.jurawelt.com/aufsaetze/zivr/5784/) Abgerufen am<br />

10. Januar 2015.<br />

3. Wer haftet beim Unfall der Fahrgemeinschaft? ADAC-Mitfahrclub.de Services.(https://www.adac-mitfahrclub.de/haft<br />

ung-in-der-fahrgemeinschaft.php)Abgerufen am 12. April 2017.<br />

4. Wenn das Kind zur Schule muss – Versicherungsschutz auf Wegen mit Kindern. (http://www.bgete.de/aktuell/ap_the<br />

ma_archiv_januar_2009.html)Abgerufen am 21. April 2009.<br />

5. BMF-Schreiben vom 11. Dezember 2006, AZ: IV C 5 - S 2351 - 60/06. (http://www.bundesfinanzministerium.de/nn_5<br />

3848/DE/BMF__Startseite/Aktuelles/BMF__Schreiben/Veroffentlichungen__zu__Steuerarten/lohnsteuer/002,propert<br />

y=publicationFile.pdf) Abgerufen am 21. April 2009 (PDF).<br />

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fahrgemeinschaft&oldid=165359029 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 9. Mai 2017 um 18:25 Uhr bearbeitet.<br />

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Foodcoop<br />

Unter einer Foodcoop (Lebensmitteleinkaufsgemeinschaft, Lebensmittelkooperative, auch Food-Coop oder Food-Co-Op, <strong>von</strong><br />

englisch food cooperative, also etwa Lebensmittelgenossenschaft), versteht man den Zusammenschluss <strong>von</strong> Personen und Haushalten<br />

zum gemeinsamen Einkaufen <strong>von</strong> Lebensmitteln. Historischer Vorläufer sind die Konsumgenossenschaftendes 19. Jahrhunderts. Die<br />

Idee dahinter ist, dass man gemeinsam große Mengen Lebensmittel direkt <strong>von</strong> den Erzeugern bezieht und dadurch<br />

Mindestbestellmengen der Großhändler erreicht bzw. es sich <strong>für</strong> Bauern lohnt, mitten in die Stadt zu fahren. Dadurch kann man als<br />

Mitglied einer Foodcoop meist preiswerter – weil ohne Gewinnmarge des Einzelhandels – einkaufen, als wenn man im Einzelhandel<br />

kauft. Die Foodcoops funktionieren in der Regel mittels verteilter Arbeit und kollektiver Verwaltung. Die Vereinzelung des<br />

Verbrauchers wird aufgehoben und Konsumentenmit ähnlichem <strong>Lebensstil</strong> kommen zusammen.<br />

Wie das im Einzelnen funktioniert, ist <strong>von</strong> Fall zu Fall unterschiedlich. Oft unterscheidet man zwischen Bestellfoodcoops, bei denen<br />

nur gemeinsam bestellt wird, Lagerfoodcoops, die ein gemeinsames Warenlager unterhalten, und Mitgliederläden, bei denen<br />

eingestelltes Personal <strong>für</strong> den Unterhalt eines gemeinsamen Ladens sor gt.<br />

Oft haben Foodcoops neben der Möglichkeit, Lebensmittel aus Öko-Anbau zu günstigeren Preisen beziehen zu können, auch noch<br />

weitergehendere Ziele, zum Beispiel:<br />

Förderung der ökologischen Landwirtschaft: Verzicht auf Pestizide, Gülle und Gentechnik.<br />

Unterstützung <strong>von</strong> Bauern aus dem Umland mit Direktvermarktung und kurzen Transportwegen.<br />

Selbst die Verantwortung <strong>für</strong> die Auswirkungen des eigenen Konsums <strong>von</strong> Produkten übernehmen.<br />

Förderung des fairen Handels.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Food-Coops in Oberösterreich<br />

2 Siehe auch<br />

3 Quellen<br />

4 Weblinks<br />

5 Einzelnachweise<br />

Food-Coops in Oberösterreich<br />

Im April 2016 drohte die Wirtschaftskammer OÖ als Vertretung der Einzelhändler einzelnen Food-Coops, die ohne Gewerbeschein<br />

agieren, mit Anzeigen wegen Übertretung der Gewerbeordnung. Am 12. Dezember 2016 präsentierte Umweltlandesrat Rudi<br />

Anschober als Ergebnis <strong>von</strong> Verhandlungen 7 Regeln. "Lokale Lebensmittel verteilen, ohne dabei Gewinn zu machen. – Verteillokale<br />

dürfen an maximal zwei Halbtagen in der Woche geöffnet haben. – Produzenten dürfen nicht Mitglied im Coop-Verein sein." Diese<br />

Einigung könnte Modell <strong>für</strong> andere Bundesländer sein. [1]<br />

Siehe auch<br />

Marktschwärmer<br />

Solidarische Landwirtschaft<br />

Einkaufsgemeinschaft


Quellen<br />

Teile oder ältere Versionen des Artikels stammen aus der Foodcoopedia und unterliegen einer Creative Commons Lizenz (CC-BY-<br />

SA/de 2.0)<br />

Weblinks<br />

Wikibooks: Foodcoop – Lern- und Lehrmaterialien<br />

Foodcoopedia – Wissenswertes über Foodcoops in ganz Deutschland.<br />

www.foodcoops.de – Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Lebensmittelkooperativen e.V. ist die Interessenvertretung<br />

<strong>von</strong> Foodcoops.<br />

Geschichte der Foodcoops und die Idee dahinter<br />

Food-Coop-Gründungsleitfaden<br />

www.foodcoops.at - FoodCoops in Österreich<br />

www.tor14.ch - TOR14 Foodcoop Zürich<br />

bio-food-coop.de - Deutsche Foodcoop <strong>für</strong> Bio-Lebensmittel<br />

Einzelnachweise<br />

1. Einigung <strong>für</strong> „Food-Coops“ erreicht(http://ooe.orf.at/news/stories/2814242/)orf.at, 12. Dezember 2016, abgerufen<br />

12. Dezember 2016.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Foodcoop&oldid=169155178 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 16. September 2017 um 19:36 Uhr bearbeitet.<br />

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foodsharing.de<br />

foodsharing.de ist eine Internetplattform zum Verteilen <strong>von</strong><br />

überschüssigen Lebensmitteln in Deutschland und Österreich.<br />

Sie ist ein Projekt des Vereins Foodsharing e. V. und startete<br />

am 12. Dezember 2012. Auf foodsharing.de können<br />

Privatpersonen, Händler oder Produzenten Lebensmittel, die<br />

sonst weggeworfen würden, kostenlos anbieten oder abholen.<br />

Damit soll gegen die alltägliche Lebensmittelverschwendung<br />

vorgegangen werden und ein größeres Problembewusstsein<br />

<strong>für</strong> diese in der Gesellschaft geschafen werden.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Geschichte<br />

2 Konzept<br />

3<br />

Abgrenzung zu anderen Methoden der<br />

Lebensmittelrettung<br />

4 Weblinks<br />

5 Einzelnachweise<br />

Motto<br />

foodsharing.de<br />

https://foodsharing.de/<br />

„Teile Lebensmittel, anstatt sie<br />

wegzuwerfen“<br />

Beschreibung foodsharing.de ist eine Online-<br />

Plattform, auf der Privatpersonen,<br />

Händler oder Produzenten<br />

überschüssige Lebensmittel kostenlos<br />

anbieten oder abholen können. Ziel ist<br />

eine Verringerung <strong>von</strong> alltäglicher<br />

Lebensmittelverschwendung.<br />

Sprachen<br />

Deutsch<br />

Eigentümer Foodsharing e. V.<br />

Erschienen 12. Dezember 2012<br />

Geschichte<br />

Die ursprüngliche Idee <strong>für</strong> eine Plattform gegen Lebensmittelverschwendung<br />

entstand im Sommer 2011 während der Vorbereitungen zum Kinofilm Taste the<br />

Waste zwischen Regisseur Valentin Thurn und dem Leiter der Social-Media-<br />

Kampagne zum Film, Sebastian Engbrocks. Unabhängig da<strong>von</strong> entwickelten die<br />

Design-Studenten Thomas Gerling und Christian Zehnter sowie die Fernsehjournalistin Ines Rainer Anfang 2012 eine ähnliche Idee.<br />

Aus der Zusammenarbeit dieser Akteure ging das gemeinsame Projekt hervor. Das nötige Startkapital wurde <strong>von</strong> April bis Juli 2012<br />

im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne bei Startnext gesammelt. Als Finanzierungssumme wurden 10.000 € anvisiert, zum Ende<br />

der Aktion kamen insgesamt 1.594 € <strong>von</strong> 394 Unterstützern zusammen. [1]<br />

Am 16. November 2012 ging die Plattform in die Beta-Phase, um am 12. Dezember 2012 komplett freigeschaltet zu werden. Im Mai<br />

2013 wurde die Plattform auch in Österreich gestartet, zunächst unter der Adresse myfoodsharing.at [2] inzwischen ist sie mit der<br />

deutschen Plattform zusammengelegt worden. Bis zum Februar 2014 konnte die deutsche Plattform knapp 35.000 aktive Benutzer<br />

vorweisen. [3]<br />

Im Sommer 2013 erweiterten der zu dieser Zeit im Geldstreik lebende Raphael Fellmer sowie der Sozial-Informatiker Raphael<br />

Wintrich das Konzept, um auch mit Unternehmen zusammenarbeiten zu können. Raphael Fellmer startete die Freiwilligen-Initiative<br />

der "Lebensmittelretter" in Berlin und Raphael Wintrich programmierte ehrenamtlich eine komplett neue Version der Plattform, um<br />

ein geeignetes Tool zum "Retten <strong>von</strong> Lebensmitteln" allen Benutzern zur Verfügung zu stellen.<br />

Als Fairteiler umgenutzter<br />

Fahrradanhänger Leckerer Lothar in<br />

der Wittener Innenstadt<br />

Am 10. Juli 2013 wurde foodsharing.de mit dem Greentec Award in der Kategorie Kommunikation ausgezeichnet. [4]


Foodsharing.de erhielt den <strong>von</strong> Mensa in Deutschland gestifteten IQ-Preis 2015 <strong>für</strong> „Intelligenz zum Wohle der Allgemeinheit<br />

nutzen“. [5]<br />

Konzept<br />

Bei foodsharing.de werden sowohl <strong>von</strong> privat zu privat Lebensmittel weitergegeben als auch gewerbliche Lebensmittel abgeholt, um<br />

sie über Lagerstellen <strong>von</strong> foodsharing.de weiterzugeben. Da die meisten Supermärkte in Handelsketten organisiert sind und somit oft<br />

<strong>für</strong> alle Filialen einheitliche Richtlinien verfolgen, tritt die Plattform direkt mit der zuständigen Management-Ebene in Kontakt.<br />

Dadurch entstehen zum Teil überregionale Zusammenarbeiten, [6] wie etwa mit der Bio Company. [7] Daneben bestehen viele lokale<br />

Kooperationen mit einzelnen Supermärkten oder Bäckereien. Diese werden meist dezentral <strong>von</strong> Mitgliedern der Community<br />

angestoßen.<br />

Abgrenzung zu anderen Methoden der Lebensmittelrettung<br />

Andere Organisationen wie die Tafel unterscheiden sich dadurch <strong>von</strong> Foodsharing, dass nicht mehr verwendete Lebensmittel vor<br />

Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatumsan Bedürftige verteilt werden. Bei foodsharing.de werden auch Lebensmittel nach Ablauf der<br />

Mindesthaltbarkeit weiterverwendet, solange ein Konsum noch ohne Bedenken möglich ist. Die Foodsaver unterschreiben<br />

diesbezüglich eine Rechtsvereinbarung, die die Betriebe <strong>von</strong> der Haftung <strong>für</strong> die Weiterverwendung der Lebensmittel entbindet und<br />

die Lebensmittelretter zu einer unentgeltlichen Weitergabe verpflichtet. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt bei der Tafel auf der<br />

Feststellung der Bedürftigkeit, während bei foodsharing.de das Retten <strong>von</strong> Lebensmitteln ohne Berücksichtung der<br />

Lebensverhältnisse des Empfängers im Vordergrund steht.<br />

Während beim Containern weggeworfene Lebensmittel aus Abfallcontainern mitgenommen werden, soll bei Foodsharing bereits<br />

vorher angesetzt werden und die Lebensmittel noch vor der Entsor gung weiterverwendet werden.<br />

Weblinks<br />

Lebensmittel Retten Wiki<br />

Essen teilen via Smartphone– Artikel auf der Website der Süddeutschen Zeitung, Stand: 26. Juni 2012, Abgerufen:<br />

9. Februar 2014<br />

Essen verschenken statt wegwerfen– Artikel auf der Website der Tageszeitung Die Welt, Stand: 13. Dezember<br />

2012, Abgerufen: 9. Februar 2014<br />

Weniger Essen in den Müll– Artikel auf der Website der Wirtschaftswoche, Stand: 9. August 2013, Abgerufen:<br />

9. Februar 2014<br />

Foodsharing – Lebensmittelretter unter sich– Beitrag im Deutschlandfunk, Stand: 9. Dezember 2013, Abgerufen:<br />

9. Februar 2014<br />

ZDFtivi Logo: Reporterin Linda rettet Essen vor dem MüllBeitrag über Foodsharing in der Kinder-<br />

Nachrichtensendung Logo, Stand: 17. November 2013, Abgerufen: 9. Februar 2014<br />

Frühstücksfernsehen Beitrag über Foodsharing im Sat.1 Frühstücksfernsehen, Stand: 21. Mai 2014, Abgerufen:<br />

22. Mai 2014<br />

Einzelnachweise<br />

1. Startnext Crowdfunding: Foodsharing Projektbeschreibung zum Crowdfunding<br />

(https://www.startnext.de/foodsharing), Abgerufen: 6. Februar 2014.<br />

2. Food-Sharing startet auch in Österreich(http://kurier.at/wirtschaft/marktplatz/myfoodsharing-at-erste-plattform-fuer-le<br />

bensmittel-sharing-online/14.317.744), Kurier, 31. Mai 2013.<br />

3. foodsharing.de: foodsharing.de (https://foodsharing.de/), Abgerufen: 9. Februar 2014.<br />

4. Greentec_Awards: Preisträger 2013 – Ausgezeichnet in der Kategorie Kommunikation(http://www.greentec-awards.<br />

com/wettbewerb/awards-2013/preistraeger-2013.html) , Abgerufen am 6. Februar 2014.<br />

5. IQ-Preis 2015 – Pressemeldung – Mensa in Deutschland (MinD).(https://www.mensa.de/presse/pressemeldung/arti<br />

kel/mensa-vergibt-iq-preise-fuer-2015-in-drei-kategorien/)In: www.mensa.de. Abgerufen am 2. April 2016.<br />

6. foodsharing.de: Diese Firmen sind schon dabei!(https://foodsharing.de/firmen), Abgerufen am 6. Februar 2014.


7. Bio Company: Zeichen gegen Müll (http://www.biocompany.de/downloads/pressemitteilung-bio-company-setzt-zeich<br />

en-gegen-muell.pdf), Stand: 27. August 2012, Abgerufen am 6. Februar 2014.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Foodsharing.de&oldid=171217443 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 21. November 2017 um 09:09 Uhr bearbeitet.<br />

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Freecycle<br />

Freecycle ist ein Internet-Verschenk-Netzwerk, das <strong>von</strong> dergemeinnützigen The Freecycle Network betrieben wird.<br />

Das Verschenk-Netzwerk „Freecycle“ war eine Idee des Amerikaners Deron Beal, um Abfall zu reduzieren und der<br />

Überflussgesellschaft entgegenzutreten. Seit 2003 ist Freecycle stark gewachsen und erreicht inzwischen in 50 Ländern über zwei<br />

Millionen Mitglieder in etwa 2.000 lokalen Freecycle-Gruppen (Stand April 2006). Die etwa 70 Gruppen in Deutschland wurden <strong>von</strong><br />

Thomas Pradel seit März 2004 gegründet.<br />

Ablauf und Unterschiede<br />

Der Name Freecycle (<strong>von</strong> engl. free - kostenlos und cycle - Kreislauf, im Sinne <strong>von</strong> Recycling) steht <strong>für</strong> die Idee einer neuen Art des<br />

Verschenkens <strong>von</strong> Gegenständen durch ein internetbasiertes Netzwerk. Funktionsfähige, aber nicht mehr benutzte Dinge sollen<br />

wieder einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Über lokale Internetgruppen treffen sich Interessenten und verschenken<br />

Gegenstände oder suchen gezielt nach Sachen, die andere zu verschenken haben.<br />

Nach einer unkomplizierten Anmeldung kann jedes Gruppenmitglied Gegenstände, Möbel usw. kostenlos mit einer<br />

Kurzbeschreibung anbieten. Bei erfolgreicher Kontaktaufnahme zwischen Interessenten und Anbietern, z. B. per E-Mail, wird die<br />

Abholung bzw. Übergabe organisiert.<br />

Da<strong>von</strong> abzugrenzen ist der sogenannte Umsonstladen, bei dem Waren physisch als Geschenk abgeliefert werden, ohne dass man im<br />

Regelfall den Empfänger kennt.<br />

Siehe auch<br />

Schenkökonomie<br />

Weblinks<br />

de.freecycle.org - Offizielle deutsche Webseite<br />

freecycle.org - internationale (englische) Webseite<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Freecycle&oldid=168654648 “<br />

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Friedensbewegung<br />

Als Friedensbewegung bezeichnet man soziale Bewegungen, die Kriege, Kriegsformen und Kriegsrüstung aktiv und organisatorisch<br />

verhindern und den Krieg als Mittel der Politik ausschließen wollen.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Überblick<br />

2 Die Anfänge<br />

2.1 Friedensgesellschaften<br />

2.2 Friedenskonferenzen<br />

2.3 Erste Völkerrechtsverträge<br />

2.4 Zweite Internationale<br />

3 Erster Weltkrieg<br />

3.1 Pazifisten<br />

3.2 Sozialisten<br />

4 1918–1933<br />

4.1 Novemberrevolution<br />

4.2 Weimarer Republik<br />

5 Zeit des Nationalsozialismus<br />

6 Nachkriegszeit<br />

6.1 Westdeutsche „Ohne mich“-Bewegung<br />

6.2 Christliche Friedenskonferenz<br />

6.3 Konziliarer Prozess<br />

6.4 Pax Christi<br />

6.5 Bewegung gegen Atomwafen<br />

6.5.1 Großbritannien<br />

6.5.2 Deutschland<br />

7 Opposition gegen den Vietnamkrieg<br />

7.1 Vereinigte Staaten<br />

7.2 Bundesrepublik Deutschland<br />

8 Neue Friedensbewegung<br />

8.1 Gegen die Neutronenbombe in den USA<br />

8.2 Gegen den Nato-Doppelbeschluss<br />

8.3 In der DDR<br />

9 Nach dem Kalten Krieg<br />

9.1 Frankreich<br />

9.2 Opposition gegen den Zweiten Golfkrieg<br />

9.3 Opposition gegen den Kosovokrieg<br />

9.4 Globale Bewegung gegen den Irakkrieg 2003<br />

9.5 Israelisch-Palästinensischer Konflikt<br />

10 Gegenwart<br />

10.1 Kritik am EU-Verfassungsentwurf<br />

10.2 Proteste gegen öfentliche Gelöbnisse<br />

10.3 Einzelkampagnen<br />

11 Kritik


11.1 Appeasement<br />

11.2 Fernlenkung, Missbrauchbarkeit, Einseitigkeit<br />

11.3 Umstrittene Protestformen<br />

11.4 Verhältnis zu Israel<br />

12 Organisationen<br />

13 Siehe auch<br />

14 Literatur<br />

15 Weblinks<br />

16 Einzelnachweise<br />

Überblick<br />

In der Geschichte Europas hat es immer wieder Versuche gegeben, den Krieg als Mittel der Politik abzuschaffen oder zumindest<br />

einzudämmen. So wurde im antiken Griechenland des 4. Jahrhunderts v. Chr. die Idee der Koine Eirene propagiert, um den Frieden<br />

als den Normalzustand durch völkerrechtlich verbindliche Verträge dauerhaft zu sichern. Im 10. nachchristlichen Jahrhundert<br />

wiederum entstand in Reaktion auf das um sich greifende Fehdewesen des niederen Feudaladels im Süden Frankreichs die<br />

Gottesfriedensbewegung, die aufgrund der Beteiligung breiter Bevölkerungsschichten als Vorläufer der modernen<br />

Friedensbewegungen gelten kann.<br />

In der Moderne entstand eine massenhafte Opposition gegen Krieg und Kriegsrüstung erstmals seit dem Krimkrieg in den 1850er<br />

Jahren. Von einer internationalen Friedensbewegung spricht man öffentlich seit etwa 1900. Dieser Begriff bezog sich auf jene<br />

europäischen Friedensgruppen, die seit 1815 mit dem Liberalismus als demokratische Reformbewegung in vielen europäischen<br />

Staaten und den USA entstanden waren. Vertreter solcher Gruppen bezeichneten sich seit 1901 als Pazifisten. Der Begriff<br />

Pazifismus wird meist auf deren ethische Grundhaltung und langfristigen Ziele, der Begriff Friedensbewegung auf die jeweils<br />

aktuellen Organisationen, Methoden und Aktivitäten bezogen. [1] Viele Pazifisten lehnen heute auch Verteidigungskriege ab, während<br />

sonstige Anhänger einer Friedensbewegung oft eine aktuelle Kriegsgefahr durch Entspannung und völkerrechtliche Verträge<br />

verringern wollen, ohne Selbstverteidigung und Rüstung prinzipiell abzulehnen. [2]<br />

Seit etwa 1890 unterschied sich der Antimilitarismus sozialistischer Gruppen und Parteien, der Krieg als Auswuchs des Kapitalismus<br />

betrachtet und durch das revolutionäre Handeln der Arbeiterbewegung verhindern will, <strong>von</strong> der bürgerlichen Friedensbewegung,<br />

die sich eher mit Appellen und Vorschlägen an die Staatsregierungen wandte. Im Ersten Weltkrieg gingen beide Lager in manchen<br />

zentraleuropäischen Staaten aufeinander zu, gewannen nach 1918 zeitweise eine Massenbasis und organisierten gemeinsame<br />

Aktionen gegen Aufrüstung, Wehrpflicht und Krieg wie den jährlichen Antikriegstag.<br />

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Organisationen der deutschen Friedensbewegung verboten, viele ihrer Vertreter<br />

inhaftiert und ermordet oder ausgebürgert. Außerdeutsche Friedensgruppen verloren aufgrund des Krieges gegen den Faschismus und<br />

Nationalsozialismus viele Anhänger und Einflussmöglichkeiten. Andererseits gewann die vor 1933 begonnene Ächtung des<br />

Angriffskrieges und völkerrechtliche Konfliktregelung zwischen souveränen Staaten wegen der Erfahrung der Weltkriege ab 1945<br />

internationale Zustimmung.<br />

Seit der Aufrüstung der Vertragsstaaten <strong>von</strong> NATO und Warschauer Pakt mit Atomwaffen in den 1950er Jahren wuchs eine neue<br />

Friedensbewegung heran, die sich etwa mit den Ostermärschen eine jährliche Demonstrationsform schuf. In den 1960er Jahren<br />

kristallisierte sie sich im Rahmen der internationalen Opposition gegen den Vietnamkrieg und trat dann zeitweise zurück. Erst mit<br />

neuen Aufrüstungsschritten und -plänen der NATO ab 1979 entstand in einigen westlichen Staaten eine breite, länderübergreifende<br />

und auf Zustimmung großer Bevölkerungsteile gestützte Friedensbewegung, die als Nahziel die im NATO-Doppelbeschluss<br />

angekündigte Raketenstationierung verhindern, mittelfristig andere Sicherheitskonzepte und langfristig vollständige atomare<br />

Abrüstung durchsetzen wollte.


Seit den Interventionskriegen der 1990er Jahre trat <strong>von</strong> Fall zu Fall eine Antikriegsbewegung hervor, die jedoch nicht mehr die<br />

Massenbasis und den Organisationsgrad der 1980er Jahre erreichte. Gegen den Irakkrieg <strong>von</strong> 2003 zeigte sich erneut eine<br />

internationale Friedensbewegung, die sowohl seit 1890 und 1945 entstandene als auch neue Friedensorganisationen und viele<br />

nichtorganisierte Kriegsgegner umfasste.<br />

Neben dieser Hauptlinie der Friedensbewegung gab es immer wieder Nebenlinien, die sich auch mit Frieden befassten und zumindest<br />

teilweise so wahrgenommen wurden. Pierre de Coubertin, der Gründer der modernen Olympischen Spiele, forderte <strong>von</strong> vornherein<br />

den Olympischen Frieden analog der Waffenstillstände der Antike zumindest während der Dauer der Olympischen Spiele. Er hatte<br />

hierbei regelmäßigen Kontakt - vor allem in der Schweiz - zur frühen Friedensbewegung. [3] Im Ersten Weltkrieg meldete Coubertin<br />

sich jedoch als Freiwilliger und zog sich <strong>von</strong> den Friedensaktivitäten zurück. Seine Nachfolger verwendeten zwar eine<br />

Friedensrhetorik, waren aber nie wieder so dicht an den Friedensaktivisten. [4]<br />

Die Anfänge<br />

Friedensgesellschaften<br />

Seit den antinapoleonischen Kriegen entstanden in verschiedenen europäischen Staaten kleine Vereine <strong>von</strong> meist bürgerlichen<br />

Idealisten, die <strong>für</strong> Menschenrechte, soziale Verbesserungen, Freihandel, die Abschaffung der Sklaverei eintraten und – meist aus<br />

ethischen und religiösen Gründen – auch jede Militärgewalt ablehnten. Sie schlossen sich bald in einigen Staaten zu nationalen<br />

Friedensgesellschaften zusammen: so zur American Peace Society in New York City (1815), London Peace Society in<br />

Großbritannien (1816) und Genfer Friedensgesellschaft in der Schweiz (1830).<br />

Während die angloamerikanischen Friedensgesellschaften sich vor allem auf das christliche Gewissen bezogen, beriefen sich die<br />

kontinentaleuropäischen Gruppen auf die Ideale der französischen Revolution und waren oft Freidenker. Sie hatten anfangs nur<br />

wenige Mitglieder, meist aus mittelständischen Bevölkerungsschichten. Mit dem Erstarken des Liberalismus wuchsen diese Gruppen<br />

und veranstalteten gemeinsame internationale Friedenskongresse, so 1843 in London, 1848 in Brüssel, 1849 der erste große<br />

internationale Friedenskongress in Paris und 1850 ein Friedenskongress in Frankfurt am Main.<br />

Hauptziel dieser Zusammenkünfte war die Kodifizierung eines Völkerrechts und Schaffung eines überstaatlichen Schiedsgerichts, um<br />

Kriege und bewaffnete Konflikte zu vermeiden. 1849 gelangte mit der Anti-Corn-Law Association<strong>von</strong> Richard Cobden erstmals eine<br />

pazifistische Partei in ein Parlament. Sie bildete mit friedensbewegten Parlamentariern anderer Staaten bald darauf eine<br />

Interparlamentarische Union.<br />

Die Kriegsberichterstattung im Krimkrieg 1850 machte mit der wenige Jahre vorher erfundenen Fotografie in englischen<br />

Tageszeitungen die verheerende Wirkung der Artillerie öffentlich bewusst. Roger Fenton war einer der ersten Kriegsfotografen. Die<br />

Technisierung in modernen Kriegen forderte immer mehr auch zivile Opfer. Proteste gegen die katastrophalen Lebensbedingungen<br />

der Soldaten und der Einsatz <strong>von</strong> Florence Nightingale führten zu humanitären Erleichterungen <strong>für</strong> das britische Heer.<br />

Kriegserfahrungen in Italien veranlassten den Schweizer Henry Dunant 1863 zur Gründung des Roten Kreuzes. Mit der 1864<br />

abgeschlossenen ersten Genfer Konvention gelang die erste internationale Vereinbarung des modernen Völkerrechts.<br />

1867 gründete Frédéric Passy die Internationale Friedensliga.<br />

1869 bildete sich in Deutschland als erste pazifistische Gruppe die Gesellschaft <strong>für</strong> Friedensfreunde. Sie war wie die übrigen<br />

europäischen Friedensgesellschaften zunächst ganz auf die rechtliche Begrenzung und Verkürzung der Nationalkriege und die<br />

Milderung der Kriegsfolgen durch Eingaben an die Regierungen, aber noch kaum auf politisch unabhängige Parteibildung und<br />

Kriegsdienstverweigerungausgerichtet.<br />

Friedenskonferenzen


1891 trafen sich auf Initiative <strong>von</strong> Elihu Berrit (1810–1879) europäische Pazifisten in Rom bei der Dritten Weltfriedenskonferenz.<br />

Dort bildete eine Gruppe gebildeter und politisch engagierter Europäer das Internationale Friedensbüro mit Sitz in Bern. Seine<br />

Aufgabe war die Vorbereitung künftiger internationaler Friedenskonferenzen. Führend darin waren unter anderen:<br />

der Brite Richard Cobden, Gründer der britischen Anti-Corn-Law Association, einer Partei gegen hohe Schutzzölle<br />

auf Getreide und mit einem pazifistischen Programm,<br />

der Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant, Gründer des Roten Kreuzes,<br />

der österreichische Pädagoge Alfred Hermann Fried,<br />

der französische Sozialist Jean Jaurès,<br />

die österreichische Schriftstellerin Bertha <strong>von</strong> Suttner.<br />

Im Jahr darauf erschien Bertha <strong>von</strong> Suttners Roman Die Waffen nieder, der in der völlig militarisierten Gesellschaft des Kaiserreichs<br />

breitere Schichten <strong>für</strong> die Problematik <strong>von</strong> Krieg und Frieden sensibilisierte. Sie gründete nach der Österreichischen<br />

Friedensgesellschaft mit Fried zusammen 1892 in Berlin die Deutsche Friedensgesellschaft, die älteste noch bestehende deutsche<br />

Vereinigung <strong>von</strong> Kriegsgegnern.<br />

Beiden Gründern wurde später (1905 und 1911) der Friedensnobelpreis zuerkannt, den Alfred Nobel, ein mit <strong>von</strong> Suttner<br />

befreundeter Wissenschaftler, zuvor gestiftet hatte. Auch Dunant (1901) und das Berner Friedensbüro (1902) erhielten diesen Preis.<br />

Erste Völkerrechtsverträge<br />

Aufgrund der Initiativen dieser Gruppen kam es 1899 zur ersten internationalen Haager Friedenskonferenz, auf der mit der Haager<br />

Landkriegsordnung Grundregeln der Kriegsführung verabschiedet wurden, die bahnbrechende Prinzipien des modernen Völkerrechts<br />

festlegten. Auf der Basis der Unterscheidung <strong>von</strong> Zivilisten und Kombattanten (Militär) formulierte Artikel 22:<br />

Die Staaten haben kein unbegrenztes Recht in der Wahl der Mittel zur Schädigung des Feindes.<br />

Damit war erstmals eine rechtliche Handhabe zur internationalen Ächtung <strong>von</strong> Massenvernichtungsmittelngegeben. Zudem sollte die<br />

Einrichtung des Haager Schiedsgerichtshofsdie Schlichtung <strong>von</strong> Konflikten zwischen Staaten ermöglichen.<br />

Das Deutsche Reich verweigerte jedoch die in Haag vereinbarte Abrüstung und lehnte das Schiedsgericht ab, so dass seit 1908 das<br />

Wettrüsten im Flottenbau zwischen Deutschland und Großbritannien noch forciert wurde. Der auf Begrenzung der Kriegsmittel und<br />

Kriegsführung ausgerichtete Vertragspazifismus scheiterte folglich am Problem des – besonders deutschen – Imperialismus.<br />

Zweite Internationale<br />

Auch die damals vornehmlich am Marxismus orientierte Sozialdemokratie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts lehnte den Krieg ab.<br />

Für sie verlief eine Front nicht zwischen Staaten und Nationen, sondern zwischen den sozialen Klassen in allen Nationen. Ihr<br />

Anliegen war es daher, die Arbeiter aller Länder zum Kampf gegen den Kapitalismus und die darin herrschende Klasse der<br />

Bourgeoisie zu ver<strong>einen</strong> (Internationalismus), um so der profitorientierten Kriegswirtschaft nachhaltig den Boden zu entziehen. Ihre<br />

handlungsleitende Parole stammte aus dem Kommunistischen Manifest<strong>von</strong> 1848, verfasst <strong>von</strong> Karl Marx und Friedrich Engels:<br />

Proletarier aller Länder, vereinigt euch!<br />

Demgemäß vereinbarte die 1889 gegründete II. Sozialistische Internationale, ein Zusammenschluss <strong>von</strong> Arbeiterorganisationen und -<br />

parteien mit weltweitem Anspruch aus zunächst 20 Staaten, gemeinsame Aktionen gegen <strong>einen</strong> Krieg ihrer Regierungen, darunter<br />

seit dem Kongress <strong>von</strong> Paris 1912 den Generalstreik im Falle eines Kriegsausbruchs zwischen den europäischen<br />

Hegemonialmächten, besonders Deutschland und Frankreich.<br />

<strong>Eine</strong> Minderheit anarchistischer Delegierter sprach sich schon auf den Kongressen 1891 und 1893 <strong>für</strong> Kriegsdienstverweigerungund<br />

Streik gegen den Krieg aus. [5]


Die meisten europäischen Sozialdemokraten hielten die Verteidigung des Vaterlands im Falle eines Angriffs eines anderen<br />

kapitalistischen Staates jedoch <strong>für</strong> legitim und notwendig. August Bebel äußerte diesen Gedanken schon lange vor dem Ersten<br />

Weltkrieg. Einige wenige Sozialdemokraten lehnten den Krieg kategorisch ab, so zum Beispiel Jean Jaurès, der am Vorabend des<br />

Kriegsbeginns ermordet wurde. Verbreitet war auch die Ansicht, dass ein Krieg letztendlich der sozialistischen Bewegung nutze, da<br />

er die Massen zu revolutionären Handlungen bewegen würde. Diese Ansicht gewann durch die Oktoberrevolution in Russland an<br />

Plausibilität.<br />

Erster Weltkrieg<br />

Pazifisten<br />

Die deutschen Friedensorganisationen wurden vom Ersten Weltkrieg überrascht und waren zunächst weitgehend rat- und tatenlos. Sie<br />

besaßen zum <strong>einen</strong> kaum verlässliche Informationen über die tatsächliche Außenpolitik unter Wilhelm II., hatten an die<br />

kriegsverhindernde Macht internationaler Verträge und Verflechtungen geglaubt und stellten das nationale Selbstverteidigungsrecht<br />

nicht in Frage. Im Glauben, andere Staaten hätten Deutschland <strong>einen</strong> Verteidigungskrieg aufgezwungen, betonte der Vorstand der<br />

DFG am 15. August 1914 das Recht dazu. Zugleich trat er nationalistischem Rausch und Propagandalügen entgegen und versprach,<br />

seine Auslandskontakte zu Aufklärung über die Kriegsursachen und zum Aufbau eines dauerhaften Friedens mit anderen Ländern zu<br />

nutzen. Im ersten Kriegswinter organisierten viele Ortsgruppen der DFG humanitäre Hilfen <strong>für</strong> vom Krieg betroffene Gebiete, etwa<br />

die Ostpreußenhilfe, und Rechtsberatung <strong>für</strong> Flüchtlinge. Demgegenüber be<strong>für</strong>worteten viele Mitglieder des Verbandes <strong>für</strong><br />

internationale Verständigung nun den Krieg als nationale Aufgabe. [6]<br />

Im November 1914 gründete sich der Bund Neues Vaterland mit dem Satzungsziel, friedlichen Wettbewerb, Völkerverständigung<br />

und überstaatliche Zusammenschlüsse zu fördern. Dazu dürften nicht länger einige Wenige über Wohl und Wehe <strong>von</strong> hunderten<br />

Millionen Menschen entscheiden. Innen- und Außenpolitik müssten zur Deckung gebracht werden. In internen Rundschreiben<br />

forderte der Bund dazu parlamentarische Kontrolle der Reichsregierung, Gleichberechtigung aller Parteien, soziale Reformen und<br />

allgemeine Bildung als Bedingung <strong>für</strong> engere Zusammenarbeit der europäischen Staaten. Damit gab er das bisherige Prinzip der<br />

Friedensgesellschaften, sich nicht in innere Belange fremder Staaten einzumischen, auf und näherte sich dem SPD-Programm an.<br />

Daraufhin traten SPD-Politiker wie Kurt Eisner, Eduard Bernstein und Rudolf Breitscheid, aber auch der DFG-Vorsitzende Ludwig<br />

Quidde, der Soziologe Ferdinand Tönnies, der Schriftsteller Gustav Landauer und andere dem Bund bei. Auch Albert Einstein<br />

gehörte zu den Mitgliedern.<br />

Der Bund hielt daran fest, das Deutsche Reich führe nur <strong>einen</strong> berechtigten Verteidigungskrieg, um so auch die Regierung und<br />

nationalistische Gruppen beeinflussen zu können. Das Auswärtige Amt erlaubte einigen Bundvertretern die Teilnahme an einer<br />

Friedenskonferenz im April 1915 in Den Haag, um indirekt Verhandlungsmöglichkeiten mit Feindstaaten zu sondieren. Die<br />

Konferenz beschloss ein Mindestprogramm <strong>für</strong> eine künftige Friedensordnung: Es schloss Gebietsveränderungen jeder Seite ohne<br />

Bevölkerungszustimmung aus, forderte gemeinsame Garantien <strong>für</strong> Rechtsgleichheit, Religionsfreiheit und Sprachfreiheit, <strong>einen</strong><br />

friedlichen Staatenbund, <strong>einen</strong> internationalen Gerichtshof, gemeinsame Sanktionen <strong>für</strong> kriegerische Staaten und internationale<br />

Abrüstungsverträge. Nach der Konferenz versuchte der Bund mit Eingaben und Denkschriften etwa die Annexion Belgiens,<br />

französischer Erz- und Kohlegebiete und russischer Gebiete, die der Alldeutsche Verband am 20. Mai 1915 forderte, abzuwehren und<br />

<strong>einen</strong> vorzeitigen Verhandlungsfrieden im Sinne der Haager Konferenzen zu erreichen. Gespräche dazu fanden u. a. mit Kurt Riezler,<br />

dem engsten Kanzlerberater, statt. Die Schriften des Bundes wurden jedoch beschlagnahmt und verboten, einige seiner Mitglieder<br />

inhaftiert.<br />

Sozialisten<br />

Die SPD-Fraktion im Reichstag hatte am 4. August 1914 entgegen ihrem Programm und ihren verbindlichen internationalen Zusagen<br />

geschlossen <strong>für</strong> die Kriegskredite und <strong>einen</strong> Burgfrieden gestimmt. Daran zerbrach die Zweite Internationale: Denn nun bejahten<br />

auch die Sozialisten Frankreichs die Kriegserklärung ihres Landes. Als einer <strong>von</strong> wenigen stellte sich dort der sozialistische Pazifist


Jean Jaurès öffentlich dagegen; er wurde unmittelbar vor Kriegsbeginn <strong>von</strong> einem französischen Nationalisten in Paris ermordet. In<br />

der SPD wandte sich der Partei- und Fraktionsvorsitzende Hugo Haase gegen die Zustimmung seiner Partei zur Kriegsfinanzierung,<br />

konnte in der entscheidenden Abstimmung der Fraktion aber nur 13 Unterstützer gewinnen.<br />

Wenige Kriegsgegner in der SPD formierten sich zunächst in der am 5. August gegründeten Gruppe Internationale, aus der 1915 die<br />

Spartakusgruppe und 1918 der Spartakusbund hervorgingen. Sie strebten eine sozialistische Revolution an, die auch künftige Kriege<br />

wirksam verhindern sollte. Karl Liebknecht (Dezember 1914) und Otto Rühle (Januar 1915) lehnten als erste SPD-Abgeordnete im<br />

Reichstag weitere Kriegskredite ab.<br />

Im Juni 1915 traten auch Hugo Haase und die bekannten Parteitheoretiker Karl Kautsky und Eduard Bernstein erstmals offen gegen<br />

den Krieg auf. [7] Am 21. Dezember 1915 lehnten 20 SPD-Abgeordnete im Reichstag die Kriegskredite ab: darunter Hugo Haase,<br />

Wilhelm Dittmann, Kurt Eisner, Heinrich Ströbel und Rudolf Breitscheid. Sie plädierten auch <strong>für</strong> eine Annäherung an den<br />

bürgerlichen Pazifismus der DFG, die sich <strong>von</strong> den Kriegszielen der kaiserlichen Regierung distanziert hatte. Der Vorwärts<br />

erkannte die Standhaftigkeit der bürgerlichen Pazifisten in einem Artikel am 14. Juli 1916 selbstkritisch an. 1917 wurden Haase<br />

und 18 weitere SPD-Abgeordnete wegen ihres Anti-Kriegs-Kurses aus der SPD ausgeschlossen. Sie gründeten im April 1917 die<br />

Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands(USPD) unter Führung Hugo Haases; die Spartakusgruppe schloss sich dieser<br />

Partei an. Die USPD wollte das baldige Kriegsende durch den Sturz der kaiserlichen Regierung und der Monarchie erreichen,<br />

während die MSPD weiterhin auf Frieden durch Verhandlungen und Kompromisse mit der Obersten Heeresleitung setzte.<br />

1918–1933<br />

Novemberrevolution<br />

Die USPD verlor seit ihrem schlechten Abschneiden bei den ersten Parlamentswahlen am 19. Januar 1919 rasch an Bedeutung.<br />

Damit war die 1918 erstarkte sozialistische Friedensbewegung, die das Kriegsende mit erzwingen konnte, nachhaltig geschwächt.<br />

Weimarer Republik<br />

Nach der Novemberrevolution 1918 rückten liberale Pazifisten und sozialistische<br />

Antimilitaristen stärker aufeinander zu. Die Friedensbewegung der Weimarer<br />

Republik konzentrierte sich vor allem im Linksliberalismus, unter ehemaligen<br />

Soldaten des Ersten Weltkriegs und in Kunst und Kultur. Bekannte Beispiele da<strong>für</strong><br />

waren:<br />

der Schriftsteller Ernst Toller. Er trat die Nachfolge des ermordeten Kurt<br />

Eisner als Münchner USPD-Vorsitzender an und wurde<br />

Regierungsmitglied der Münchner Räterepublik<strong>von</strong> 1919. Er leitete<br />

zeitweise entgegen seinem antimilitaristischen Selbstverständnis neben<br />

Rudolf Egelhofer (KPD) deren „Rote Armee“. Diesen Konflikt zwischen<br />

pazifistischer Einstellung und notwendiger militärischer Verteidigung<br />

sozialer Errungenschaften verarbeitete er später in seinem Theaterstück<br />

„Masse Mensch“.<br />

Kurt Tucholsky und Carl <strong>von</strong> Ossietzky gründeten im Oktober 1919<br />

„Nie wieder Krieg“,<br />

Friedensdemonstration im Berliner<br />

Lustgarten am 10. Juli 1922<br />

zusammen mit dem Redakteur der Berliner Volks-Zeitung, Karl Vetter, den Friedensbund der Kriegsteilnehmer<br />

(FdK). Dessen Leitung konstituierte im Juli 1920 den Aktionsausschuss „Nie wieder Krieg“, der in den Folgejahren<br />

große Massendemonstrationen mit bis 1926 steigenden Teilnehmerzahlen am damaligen Antikriegstag, dem 1.<br />

August (Beginn des Ersten Weltkriegs) organisierte.<br />

Schriftsteller wie Erich Mühsam, Karl Kraus, Erich Kästner, Bertolt Brecht, Friedrich Wolf warnten in ihren Schriften<br />

vor neuen Kriegen.<br />

Bildende Künstler wie Käthe Kollwitz, Otto Dix, John Heartfield setzten sich mit ihren Kunstformen <strong>für</strong> den Frieden<br />

und gegen reaktionäre und militaristische Tendenzen ein.<br />

Der Anarchopazifist Ernst Friedrich dokumentierte 1924 mit dem Buch Krieg dem Kriege fotografisch schwerste<br />

Kriegsverletzungen und mahnte in einem viersprachigen Aufruf an die „Menschen aller Länder“ den Einsatz der<br />

Völker gegen den Krieg an. Mit derselben Intention eröf fnete er 1925 in Berlin das „Antikriegsmuseum“.


Journalisten, die auf die Einhaltung des Versailler Vertrages pochten, wurden <strong>von</strong> Weimarer Gerichten, die vielfach mit Justizbeamten<br />

aus der Kaiserzeit besetzt waren, oft wegen Landesverrats angeklagt und verurteilt. Im spektakulären Weltbühne-Prozess z. B.<br />

wurden Ossietzky und Walter Kreiser wegen Landesverrat und Verrat militärischer Geheimnisse im November 1931 vom IV.<br />

Strafsenat des Reichsgerichts in Leipzig zu je 18 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.<br />

Der Vertragspazifismus gewann seit dem 14-Punkte-Programm <strong>von</strong> US-Präsident Thomas Woodrow Wilson 1918 zunächst Auftrieb:<br />

In der Folge wurde 1919 der Völkerbund gegründet und auf der Friedenskonferenz <strong>von</strong> Versailles angenommen. Obwohl die USA<br />

ihm nie und die Sowjetunion erst seit 1934 angehörten, gelang ihm anfangs die Entschärfung einiger kleinerer Konflikte. In die<br />

Ruhrbesetzung 1923, den Spanischen Bürgerkrieg 1936 und die Sudetenkrise 1938 griff er jedoch nicht ein. Auch Japans Besetzung<br />

der Mandschurei im Nordosten Chinas 1931 und Japans Angriff auf das übrige China 1937 sowie Italiens Angriff auf Abessinien<br />

1935 zeigten die Ohnmacht des Völkerbunds. Der Vertragspazifismus scheiterte seit 1933 vor allem an Adolf Hitlers Erpressungs-,<br />

Besetzungs- und Angrifspolitik.<br />

Zeit des Nationalsozialismus<br />

Für den Nationalsozialismus galt die Friedensbewegung als Ableger eines angeblichen Weltjudentums und Helfer des Erzfeindes<br />

Frankreich, die die nationale Selbstbehauptung und das germanische Heldentum durch intellektuelle Gehirnerweichung<br />

untergraben und zerstören wolle. Der <strong>von</strong> nationalistischen Verbänden und der SA 1923 gebildete Vaterländische Kampfbunderklärte<br />

den Pazifismus neben Marxismus und Judentum zum Hauptfeind des Deutschtums.<br />

Diese Sicht propagierte vor allem Alfred Rosenberg, Redakteur des Völkischen Beobachters seit 1921. Er sah den jüdischen<br />

Pazifismus besonders durch Albert Einstein, Erich Fried, Friedrich Wilhelm Foerster, Hellmut <strong>von</strong> Gerlach, George Grosz, Georg<br />

Moenius und Kurt Tucholsky verkörpert. Er verunglimpfte diese Personen etwa als Sittlichkeitsfanatiker, Vertreter der<br />

Kriegsschuldlüge und erfolgreiche Beschmutzer des deutschen Volkes fortlaufend in s<strong>einen</strong> <strong>Artikeln</strong> und drohte ihnen Gewalt an.<br />

Er kritisierte auch die Annäherung zwischen Kirchen, christlichen Pazifisten und Völkerbund, etwa bei der dritten<br />

Bodenseekonferenz katholischer Politiker 1923 oder den ökumenischen Kongressen in Stockholm 1927 und Prag 1928, als Verrat am<br />

deutschen Gewissen und deutschen Interesse. [8]<br />

Adolf Hitler nannte den Pazifismus im ersten Band seiner Programmschrift Mein Kampf 1924 eine Humanitätsduselei, die<br />

eigentlich widernatürlich und kriminell sei, da sie gemeinsame Humanität über die natürliche Gliederung der Menschheit in höhere<br />

und niedere Rassen stelle. Er begriff Humanität als Ausdruck einer Mischung <strong>von</strong> Dummheit, Feigheit und eingebildetem<br />

Besserwissen. [9]<br />

Bis 1929 nahmen die pazifistischen Organisationen die NSDAP kaum ernst. Nur einzelne DFG-Mitglieder wie Erich Zeigner warnten<br />

vor ihrem Aufstieg. Doch nach der Reichstagswahl vom 14. September 1930, bei der die NSDAP zweitstärkste Partei wurde, rief<br />

Fritz Küster als Vorsitzender der DFG alle Pazifisten und ihre Organisationen zum bedingungslosen Kampf gegen Revanchegeist,<br />

Faschismus und Krieg und zur Aufklärung über das wahre Gesicht des Hitlertums auf. Die DFG machte die Uneinigkeit <strong>von</strong> SPD<br />

und KPD <strong>für</strong> den Wahlerfolg der Nationalsozialisten verantwortlich und stellte nun fortlaufend deren Rüstungs-, Kriegs- und<br />

Diktatur-Absichten heraus. Küsters westdeutscher Landesverband organisierte Gegenkundgebungen zu NSDAP-Versammlungen,<br />

auch in Ostdeutschland, und wehrte Störaktionen der SA gegen Pazifistentref fen zum Teil erfolgreich ab. [10]<br />

Ab 1931 richteten sich DFG und Friedensbund Deutscher Katholiken auf künftige illegale Arbeit ein. Die DFG forderte <strong>einen</strong><br />

Generalstreik, Sabotage und <strong>einen</strong> internationalen Handelsboykott im Falle einer Machtübernahme der NSDAP, eine<br />

parteiübergreifende Abwehrfront gegen diese und benannte die Hindernisse da<strong>für</strong>: die Sowjethörigkeit, das Sozialfaschismus-Dogma<br />

und die unrealistische Opposition der KPD gegen den Versailler Vertrag, die Zusammenarbeit der SPD mit bürgerlichen Kräften,<br />

deren Unterschätzung Hitlers und Bereitschaft, diesen an der Regierungsmacht zu beteiligen. Ossietzky sah in Hitler jedoch ein<br />

Instrument <strong>für</strong> kapitalistische Interessen und teilte die damals unter Demokraten verbreitete Annahme, seine Machtbeteiligung werde<br />

die NSDAP eher schwächen und entzaubern, sei also vorübergehend. Dagegen rechneten Ernst Toller und Walter Dirks mit einer<br />

Diktatur und baldigem Krieg Hitlers gegen Polen und Russland, der dann nur noch militärisch <strong>von</strong> außen entmachtet werden könne.<br />

1932 warnte die DFG-Zeitschrift Das Andere Deutschland: [11]


Dieser Faschismus ist nicht nur der Tod der Demokratie, sondern auch der fanatische Entfacher des neuen<br />

Weltkrieges. Wer seine Gefahr unterschätzt, wer sich gar zum Hehler der nationalsozialistischen Weltbedrohung<br />

entwürdigt, macht sich zum Mitschuldigen des neuen Weltkrieges!<br />

Nach Hitlers Amtsantritt als Reichskanzler am 30. Januar 1933 riefen die DFG und ihre Zeitung nochmals zur Bildung einer<br />

Einheitsfront aller Antifaschisten auf. Mitglieder klebten im Februar 1933 illegale Plakate da<strong>für</strong>. Am 10. Februar schrieb Heinrich<br />

Ströbel in der letzten Nummer des Anderen Deutschland: [12]<br />

[…] Wir haben vor allen Dingen da<strong>für</strong> zu sorgen, daß die Grundursachen des ganzen Unglücks unserer Zeit<br />

aufgedeckt und beseitigt werden. Die Grundursachen aber bestanden in jenem Gewaltgeist, der den Krieg<br />

entfesselte. In der erschauernden Ehrfurcht vor dem Götzen des Nationalismus. In der sträflichen<br />

Gedankenlosigkeit, in der man den Begriff Patriotismus akzeptierte und weitergab, statt zu prüfen und zu<br />

erklären: nur derjenige liebt sein Vaterland, nützt s<strong>einen</strong> Mitbürgern, der sich niemals gegen andere Länder und<br />

Mitmenschen verhetzen läßt, sondern mithilft, alle wirtschaftlichen, politischen und geistigen Grenzsperren<br />

niederzureißen, damit das Reich der Vernunft, Gerechtigkeit und Güte endlich aufgebaut wird!<br />

Am 20. Februar trafen sich einige DFG-Führungspersonen in Berlin und berieten, ob sie noch weiterkämpfen oder ihr Leben durch<br />

Flucht aus Deutschland retten sollten. Gerlach, Küster und Ossietzky wollten die Reichstagswahl vom 5. März abwarten, Otto<br />

Lehmann-Rußbüldt dagegen ins Exil gehen. [13]<br />

Nach dem Reichstagsbrand verbot das NS-Regime am 28. Februar 1933 neben der KPD auch die DFG und die ihr nahestehende<br />

Christlich-Soziale Reichspartei. Am 3. März wurde die DFG-Zeitung Das Andere Deutschland verboten, am 5. März das DFG-Büro<br />

geschlossen, die dortigen Akten beschlagnahmt, die Führungspersonen inhaftiert und in KZs interniert: darunter Küster, Ossietzky,<br />

Gerhart Seger, Kurt Hiller und Paul <strong>von</strong> Schoenaich. Ins Ausland flohen u. a. Harry Graf Kessler, Otto Lehmann-Rußbüldt, Ludwig<br />

Quidde, Helene Stöcker, Anna Siemsen.<br />

Der Friedensbund deutscher Katholiken wurde zunächst verschont, da die NSDAP noch auf Unterstützung der katholischen<br />

Zentrumspartei angewiesen war und ihre Verhandlungen um das Reichskonkordat nicht gefährden wollte. Am 1. Juli wurde auch der<br />

Friedensbund, der die Zustimmung der Zentrumspartei zum Ermächtigungsgesetz scharf kritisiert hatte, neben anderen katholischen<br />

Verbänden verboten. Seine Mitglieder Friedrich Dessauer, Walter Dirks, Josef Knecht, P. Lenz, F. Müller und Franziskus Maria<br />

Stratmann wurden verhaftet. Lenz und Müller konnten nach der Haft ins Ausland fliehen, andere wie Bernhard Lichtenberg starben<br />

an Misshandlungen in der Haft oder wurden wie Richard Kuenzer als Widerständler hingerichtet. Die deutschen katholischen<br />

Bischöfe unterstützten die katholischen Pazifisten trotz eindringlicher Bittschreiben <strong>von</strong> Friedensbundmitgliedern nicht. [14]<br />

Bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 waren vor allem Werke <strong>von</strong> Pazifisten der Weimarer Zeit betroffen. Joseph Goebbels<br />

verhöhnte sie als Unrat und Schmutz jüdischer Asphaltliteraten, die die nationale Wehrhaftigkeit und die Ehre des deutschen<br />

Volkes ungestraft mit Füßen treten durften. In der 8. Auflage <strong>von</strong> Meyers Lexikon (1936–1942), dessen Inhalt mit der<br />

Zensurkommission PPK der NSDAP abgestimmt werden musste und daher als Brauner Meyer oder Nazi-Meyer bezeichnet<br />

wird [15] , stand zum Stichwort Pazifismus: [Er] führt besonders infolge der internationalen Zusammenarbeit leicht zum<br />

Vaterlandsverrat; die Anhänger des Pazifismus in Deutschland (Pazifisten) war en meist Landesverräter. [16]<br />

Am 23. August 1933 bürgerte das NS-Regime neben emigrierten KPD- und SPD-Mitgliedern auch Führungspersonen der deutschen<br />

Friedensbewegung aus, darunter Gerlach, Tucholsky, Emil Julius Gumbel, Berthold Jacob, Lehmann-Rußbüldt, später auch Foerster,<br />

Hiller, Quidde. Frau und Tochter Gerhart Segers, dem 1934 die Flucht nach Prag gelungen war, wurden in Schutzhaft genommen;<br />

die intensiven Proteste Großbritanniens veranlassten die deutschen Behörden dann jedoch, beide ausreisen zu lassen. Die Gestapo<br />

entführte den Pazifisten Berthold Jacob am 9. März 1935 aus der Schweiz, um seine Berichte über heimliche deutsche Aufrüstung im<br />

Vorfeld ihrer neu eingeführten Wehrpflicht zu verhindern. Nach einem Schweizer Auslieferungsantrag wurde er freigelassen, 1941<br />

jedoch aus Portugal erneut entführt und 1944 im KZ ermordet. [17]<br />

Emigrierte und ausgebürgerte Pazifisten protestierten 1935 gegen die wiedereingeführte Wehrpflicht und die damit verbundene<br />

Androhung der Todesstrafe <strong>für</strong> Kriegsdienstverweigerer und Deserteure. Die deutsche Exilbewegung erreichte 1936, dass dem<br />

jahrelang in KZs inhaftierten Ossietzky der Friedensnobelpreis <strong>für</strong> 1935 zuerkannt wurde. Damit wurde der Terror gegen


Andersdenkende unter dem NS-Regime weltweit publik.<br />

Nach Beginn des Polenfeldzugs rief Fritz <strong>von</strong> Unruh stellvertretend <strong>für</strong> alle inhaftierten oder exilierten Pazifisten am 4. September<br />

1939 mit einem <strong>von</strong> französischen Fliegern in Polen abgeworfenen Flugblatt alle deutschen Soldaten zur Befehlsverweigerung und<br />

zum Aufstand gegen das NS-Regime auf: [18]<br />

Der Hitlerkrieg wurde <strong>von</strong> einer Handvoll politischer Abenteuerer in Berlin entfesselt. Dieser Krieg wird gegen<br />

unser Volk geführt. […]<br />

Kameraden! Das Hitlersystem ist nicht die Knochen eines einzigen deutschen Soldaten wert. Denkt an die Leiden<br />

und Schrecken seit 1933, gedenkt der Verfolgten, Eingekerkerten, Erschlagenen und heimlich Ermordeten.<br />

Die Stunde der Abrechnung ist gekommen! Sagt euch los <strong>von</strong> den Brandstiftern und Tyrannen. Fallt den<br />

Kriegstreibern in die Arme. Bekennt euch zu unserem Volke und zu Deutschland. Verbrüdert euch mit denen, die<br />

wie wir <strong>für</strong> die Freiheit kämpfen.<br />

Innerhalb Deutschlands versuchten vor allem SPD- und KPD-Anhänger im Untergrund gegen den Krieg zu arbeiten. Aktive<br />

Kriegsdienstverweigerer gab es bei den Zeugen Jehovas und einigen Religiösen Sozialisten wie Günther Dehn und Georg Fritze. Die<br />

Bekennende Kirche trug Deutschlands Angriffskrieg ebenso mit wie das deutsche katholische Episkopat. Nur sehr wenige<br />

evangelische oder katholische Christen wie Hermann Stöhr und Max Josef Metzger verweigerten in dieser Lage den Kriegsdienst und<br />

wurden deshalb hingerichtet.<br />

Nachkriegszeit<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Kalte Krieg zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion zur Teilung Europas in<br />

feindliche Blöcke. Diese Konstellation bestimmte <strong>für</strong> lange Zeit alle Anläufe zu Abrüstung, Entmilitarisierung und friedlicher<br />

Konfliktlösung und begrenzte ihren Aktionsradius, besonders im geteilten Deutschland. Gleichwohl kam es in einigen Staaten<br />

Westeuropas aus verschiedenen Anlässen immer wieder zu Massenprotesten, an denen herkömmliche Friedensinitiativen sich<br />

beteiligten und in denen neue Friedensinitiativen entstanden.<br />

Westdeutsche „Ohne mich“-Bewegung<br />

In den ersten Nachkriegsjahren war die Haltung der Deutschen und der meisten Parteien <strong>von</strong> der Parole Nie wieder Krieg bestimmt.<br />

Dies wirkte sich so aus, dass die Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen als Grundrecht im Grundgesetz verankert wurde,<br />

nicht aber die Landesverteidigung.<br />

Infolge der Gründung der NATO 1949 trieb Bundeskanzler Konrad Adenauer und seine Partei, die CDU, die wirtschaftliche,<br />

politische und militärische Integration der Bundesrepublik in das Westbündnis voran. 1950 wurden seine Pläne zu einem<br />

westdeutschen Wehrbeitrag bekannt. Daraufhin kam es zu einer heftigen Debatte um die Wiederbewaffnung.<br />

In diesem Kontext regten sich auch außerparlamentarische Proteste (Ohne mich-Bewegung), getragen <strong>von</strong> Gewerkschaften,<br />

Intellektuellen, christlichen Gruppen und Frauengruppen (insbesondere der Westdeutschen Frauenfriedensbewegung). Beteiligt war<br />

auch die westdeutsche KPD, die 1956 verboten wurde. Der Rat der EKD, der die Wiederbewaffnung 1950 abgelehnt hatte, erklärte<br />

1951 seine Ratlosigkeit gegenüber der politischen Entwicklung (Ohnmachtsformel).<br />

Wegen Adenauers heimlichen Angebotes eines Wehrbeitrags an die USA ohne Absprache im Kabinett trat der damalige<br />

Innenminister Gustav Heinemann zurück, verließ 1952 die CDU und gründete die Gesamtdeutsche Volkspartei, um die Opposition<br />

gegen die Wiederbewaffnung parlamentarisch wirksam werden zu lassen. Die GVP erreichte jedoch nur geringe Wähleranteile.<br />

Christliche Friedenskonferenz


Die Christliche Friedenskonferenz (CFK) war eine internationale Organisation mit einem Status als Nichtregierungsorganisation<br />

(NGO) beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen ECOSOC.<br />

Mitglieder waren Kirchen aus den sozialistischen Staaten sowie Kirchengemeinden und Einzelpersonen auch aus anderen Ländern.<br />

Angesichts ihrer Initiierung mit Hilfe sozialistischer Staaten, die Christen ansonsten diskriminierten und verfolgten, und angesichts<br />

der unübersehbaren Nähe zum Marxismus gilt die Christliche Friedenskonferenz mitunter in der Forschung als kommunistische<br />

Tarnorganisation. [19][20][21][22][23]<br />

Konziliarer Prozess<br />

Auf der VI. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Vancouver (Kanada) 1983 wurde beschlossen, sich<br />

unter der Bezeichnung Konziliarer Prozess auf den gemeinsamen Lernweg zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung<br />

zu begeben. Anlass war die zunehmende Stationierung <strong>von</strong> Massenvernichtungswafen, die als Verbrechen gegen die Menschheit<br />

bezeichnet wurde. Um mehr bewirken zu können, wollten die christlichen Kirchen gemeinsam und verstärkt <strong>für</strong> Frieden eintreten. [24]<br />

Pax Christi<br />

Pax Christi ist die internationale katholische Organisation der Friedensbewegung, die zum Ende des Zweiten Weltkriegs in<br />

Frankreich entstanden ist. In der katholischen Kirche Deutschlands kam die Debatte um den genauen Inhalt des katholischen<br />

Pazifismus nur sehr mühsam in Gang, der in der 1963 <strong>von</strong> Papst Johannes XXIII. veröffentlichten Enzyklika Pacem in terris [25] und<br />

in dem Konzilsdokument Gaudium et Spes <strong>von</strong> 1965 [26] die völlige Abschaffung des Krieges zum verbindlichen Ziel erklärt hatte.<br />

Während der Nachrüstungsdebatte um den NATO-Doppelbeschluss (1979–1984) positionierte sich Pax Christi eindeutig auf Seiten<br />

der politischen Friedensbewegung.<br />

Bewegung gegen Atomwaffen<br />

Großbritannien<br />

1955 und 1956 nahmen die Atomtests der Großmächte stark zu und bewirkten eine verstärkte Sorge über radioaktive Gefährdung in<br />

der britischen Bevölkerung. Die Bewegung zur nuklearen Abrüstung der 50er und 60er Jahre in Großbritannien war in der Folge eine<br />

der größten außerparlamentarischen Bewegungen in der modernen Geschichte des Landes. <strong>Eine</strong> zentrale Wurzel der Nuclear<br />

Disarmament Movement war radikaler Pazifismus und zu einem geringeren Teil die außerparlamentarische Linke. [27]<br />

Der erste Anstoß zur Bewegung kam allerdings 1957 mit dem Hydrogen Bomb Campaign Committee <strong>von</strong> Seite der<br />

parlamentarischen Labour-Partei. Im Jahre 1957 entstanden auch viele andere kleinere Protestbewegungen gegen Atomwaffen und<br />

Atomwaffentests außerhalb <strong>von</strong> Labour. Das Direct Action Committee hatte seine Wurzeln hauptsächlich im Pazifismus. Es<br />

organisierte auch den ersten der sogenannten Aldermaston-Märsche 1958. Das National Council for the Abolition of Nuclear<br />

Weapons Tests war dann der Vorgänger des CND. [28]<br />

Deutschland<br />

Am 12. April 1957 widersprach die Göttinger Erklärung <strong>von</strong> 18 anerkannten westdeutschen Atomwissenschaftlern (darunter die<br />

Nobelpreisträger Max Born, Otto Hahn und Werner Heisenberg) den bekanntgewordenen Regierungsplänen <strong>für</strong> Atomwaffen in<br />

Deutschland und die Bundeswehr mit Atomwaffen auszurüsten bzw. diese im Rahmen der NATO auf deutschem Boden<br />

aufzustellen. [29] 1958 kam es auf Initiative <strong>von</strong> SPD, DGB und kirchlichen Gruppen zur Gründung des Ausschusses Kampf dem<br />

Atomtod. Dieser organisierte eine Reihe <strong>von</strong> Massendemonstrationen gegen die atomare Bewafnung.<br />

1959 löste sich diese Opposition auf, nachdem SPD und DGB eine Volksbefragung ablehnten und die NATO zwar der Bundeswehr<br />

eigene Atomwaffen verweigerte, aber nicht derenAufstellung unter der Schlüsselgewalt der USA.


Als Kontinuitätslinie zu diesem Massenprotest etablierten sich ab 1960 die jährlichen Ostermärsche in Westdeutschland. Später kam<br />

die Kampagne <strong>für</strong> Demokratie und Abrüstung hinzu. Die Göttinger Wissenschaftler um Carl Friedrich <strong>von</strong> Weizsäcker schufen mit<br />

der Zeitschrift Atomzeitalter ein Forum, das die Kritik an der Einbeziehung <strong>von</strong> Atomwaffen in die westliche und östliche Militärund<br />

Sicherheitspolitik aufrechterhielt und die Basis <strong>für</strong> eine unabhängige Friedensforschung in Deutschland legte.<br />

Opposition gegen den Vietnamkrieg<br />

→ Hauptartikel: Vietnamkrieg#Politische Wirkungen<br />

Vereinigte Staaten<br />

Seit dem Eintritt der USA in den Vietnamkrieg 1963 begannen dort und in Westeuropa Proteste dagegen, die sich besonders seit den<br />

Bombardierungen Nordvietnams 1965 verstärkten. Diese Proteste wurden ein Hauptanliegen der Studentenbewegungen in den USA<br />

und Westeuropa. Damit gewann eine Antikriegsbewegung erstmals seit 1945 eine größere gesellschaftliche und internationale<br />

Relevanz.<br />

In den USA fielen Kriegsopposition, Hippie- und Bürgerrechtsbewegung zeitlich und zum Teil soziologisch zusammen. Viele<br />

Vietnamkriegsgegner deuteten das Engagement der USA in Indochina als imperialistischen Angriffskrieg und sahen die<br />

Militäraktionen der nordvietnamesischen FNL wie auch anderer Befreiungsbewegungen in Ländern der sogenannten Dritten Welt als<br />

legitime Notwehr an; manche unterstützten solche Gruppen materiell.<br />

<strong>Eine</strong> wichtige Rolle <strong>für</strong> die Verbreitung dieser Kriegsopposition spielten die unzensierten Fernsehberichte, die weltweit realistische<br />

Bilder der Kriegsgräuel und Leiden der Zivilbevölkerung Vietnams zeigten. Auch das Bekanntwerden <strong>von</strong> fingiertem Kriegsanlass<br />

(Tonkin-Zwischenfall), des Einsatzes völkerrechtswidriger Kampfmittel (z. B. Agent Orange, Napalm, Entlaubung), <strong>von</strong><br />

Kriegsverbrechen wie dem Massaker <strong>von</strong> My Lai trugen zur Ablehnung dieses Krieges bei. Die verlustreiche Tet-Offensive der NFL<br />

<strong>von</strong> 1968 bewirkte <strong>einen</strong> Meinungsumschwung in den USA: <strong>Eine</strong> Bevölkerungsmehrheit betrachtete das militärische Engagement<br />

der USA nun als aussichtslos, die oft wiederholten Versprechen eines baldigen Sieges als unglaubwürdig, und verlangte die baldige<br />

Einstellung der Kriegshandlungen. [30]<br />

Dabei waren sich die Kriegsgegner in den USA nicht einig über Art und Ziele ihrer Protestaktionen. Liberale Aktivisten wollten nur<br />

den Abzug der Bodentruppen erreichen und hielten radikale Antikriegsaktionen dazu <strong>für</strong> hinderlich, da sie die Bevölkerungsmehrheit<br />

eher abstoßen würden. [31] Die zunehmende Ablehnung des Vietnamkriegs in den USA, die Kriegsmüdigkeit der kämpfenden US-<br />

Soldaten, militärische Erfolge des Vietcong und die Wahl des Nachfolgers <strong>von</strong> US-Präsident Lyndon B. Johnson trugen dazu bei,<br />

dass sich die USA bis 1974 aus Vietnam zurückzogen. Bis dahin waren etwa 50.000 Kriegsdienstverweigerer in das Nachbarland<br />

Kanada geflohen. Die Wehrpflicht wurde in den USA nach den Erfahrungen mit den Vietnam-Protesten abgeschaft.<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Hier bildete die Opposition gegen den Vietnamkrieg ein Hauptanliegen der APO. So führte der Sozialistische Deutsche<br />

Studentenbund (SDS) unter der Leitung <strong>von</strong> Rudi Dutschke im Februar 1968 <strong>einen</strong> großen Vietnamkongress in West-Berlin durch,<br />

der mit der bis dahin größten Demonstration gegen diesen Krieg abgeschlossen wurde.<br />

Im Zusammenhang dieser Opposition nahm die Kriegsdienstverweigerung in Westdeutschland enorm zu. 1968 verweigerten etwa<br />

12.000 (1967: 6.000) Wehrpflichtige die Bundeswehrausbildung, darunter viermal so viele Soldaten wie 1967, und bis 1972<br />

verdreifachte sich die Gesamtzahl nochmals. Zugleich wurden viele Anträge <strong>von</strong> Verweigerern nicht mehr prinzipiell pazifistisch,<br />

sondern situationsbedingt und politisch begründet. Manche verweigerten zudem Befolgung <strong>von</strong> Befehlen, verbrannten öffentlich ihre<br />

Wehrpässe und Uniformen.<br />

Infolge dieser Entwicklung kam es zu Überlegungen einer Reform des bisherigen KDV-Anerkennungsverfahrens bei SPD und FDP.<br />

Auch die politische Bildung <strong>von</strong> Soldaten sollte verbessert werden.


Neue Friedensbewegung<br />

Mit der Entwicklung neuer Waffenarten, besonders aber seit der Vereisung der Beziehungen zwischen den Supermächten infolge des<br />

NATO-Doppelbeschlusses am 12. Dezember 1979 und des Einmarsches der Sowjetunion in Afghanistan am 25. Dezember 1979<br />

entstand eine neue, breitere und vielschichtigere Friedensbewegung in Westeuropa und Nordamerika, die auch in den Ostblock<br />

ausstrahlte.<br />

Gegen die Neutronenbombe in den USA<br />

Ab 1977 löste die Entwicklung der Neutronenbombe in den USA <strong>einen</strong> weltweiten Aufschwung der Friedensbewegung aus. Viele<br />

Menschen empfanden deren angebliche Fähigkeit, Leben zu vernichten, aber Bauten und Material zu schonen, als Perversion<br />

menschlichen Denkens (Egon Bahr). Als typische Protestform gegen diese Bombe entwickelte sich in den USA und in Australien<br />

das Die-in, bei dem sich die Demonstranten auf ein Signal plötzlich wie tot auf die Erde legten.<br />

Gegen den Nato-Doppelbeschluss<br />

Von 1979 bis 1983 gab es starke Proteste gegen den NATO-Doppelbeschluss und die<br />

atomare Hochrüstung in Westeuropa und den USA. Der Doppelbeschluss sah die<br />

Stationierung der atomar bestückten US-amerikanischen Mittelstreckenraketen<br />

Pershing II und Marschflugkörper BGM-109G Cruise Missilein fünf NATO-Staaten<br />

Westeuropas als Antwort auf die Stationierung der neuen sowjetischen SS 20-<br />

Raketen vor. [32] Die Friedensbewegung kritisierte, dass die amerikanischen<br />

Mittelstreckenwaffen in der Lage waren, die sowjetische Hauptstadt fast ohne<br />

Vorwarnzeit zu treffen. Viele verwiesen auf den in den USA öffentlich diskutierten<br />

Plan <strong>von</strong> Pentagon-Strategen wie Colin S. Gray, die sowjetischen<br />

Kommandozentralen bei einem Atomkrieg durch <strong>einen</strong> Überraschungsangriff zu<br />

zerstören und sowjetische Vergeltungsschläge so weitgehend auf Europa zu<br />

begrenzen. [33] Über vier Millionen Menschen unterzeichneten 1980–1983, mitten<br />

im Kalten Krieg [34] , den Krefelder Appell gegen die Stationierung amerikanischer<br />

Demonstranten verbrennen die<br />

Flagge der USA vor einem US-<br />

Militärstützpunkt in Deutschland,<br />

Dezember 1982<br />

Mittelstrecken-Atomwafen in Europa. 1983 verkündete US-Präsident Ronald Reagan seine Strategic Defense Initiative (SDI), die<br />

darauf hinauslief, das Territorium der USA mit Hilfe <strong>von</strong> Anti-Raketen-Raketen und weltraumgestützten Laserwaffen unverwundbar<br />

zu machen. Umstritten war der Nachrüstungsbeschluss auch in den Gewerkschaften des DGB, deren Mitglieder und<br />

Jugendorganisationen teilweise mit der Friedensbewegung sympathisierten. Während der IG-Metall Vorsitzende Eugen Loderer die<br />

Nachrüstung be<strong>für</strong>wortete, verlangten andere Stimmen in der IGM Abrüstung und die Umstellung der deutschen Rüstungsbestriebe<br />

auf zivile Produktion. [35] Die dahingehenden Friedensaktivitäten der DKP und ihrer Unterorganisationen standen im Einklang mit<br />

dem Friedenskampf der DDR und wurden vom dortigen Friedensrat angeleitet. Dieser unterstand der Abteilung<br />

Auslandsinformation im Zentralkomitee der SED. [36]<br />

<strong>Eine</strong> der ersten großen Friedensdemonstrationen fand anlässlich des Deutschen Evangelischen Kirchentages im Juni 1981 in<br />

Hamburg statt. Am 10. Oktober 1981 demonstrierten im Bonner Hofgarten mehr als 300.000 Menschen friedlich gegen Atomwaffen;<br />

am 25. Oktober 1981 demonstrierten 200.000 Menschen in Brüssel, am 21. November 400.000 Menschen in Amsterdam. In Bonn<br />

und Berlin fanden 1982 anlässlich eines Staatsbesuches <strong>von</strong> US-Präsident Ronald Reagan große Friedensdemonstrationen statt, am<br />

10. Juni auf den Bonner Rheinwiesen mit ca. 500.000 und am 11. Juni in Berlin mit ca. 50.000 Menschen. Auch die Ostermärsche<br />

mobilisierten 1981–1984 regelmäßig Hunderttausende in zahlreichen Städten und Regionen Westdeutschlands. Beim Deutschen<br />

Evangelischen Kirchentag (DEKT) 1983 in Hannover waren es wieder Hunderttausende, und am 22. Oktober 1983 demonstrierten in<br />

Bonn, Berlin, Hamburg sowie zwischen Stuttgart und Ulm insgesamt 1,3 Millionen Menschen. Zwischen Stuttgart und Ulm entstand<br />

eine durchgehende Menschenkette. Weitere Großdemonstrationen folgten in Brüssel (am 23. Oktober 1983, mit 400.000 Menschen)<br />

und in Den Haag (am 29. Oktober 1983, mit 550.000 Menschen). Auf den Demonstrationen sprachen u. a. Gert Bastian, Joseph<br />

Beuys, Heinrich Böll, Willy Brandt, Helmut Gollwitzer, Günter Grass, Petra Kelly, Oskar Lafontaine, Martin Niemöller, Horst-<br />

Eberhard Richter und Dorothee Sölle. Die Bots, Franz Josef Degenhardt, Maria Farantouri, Hanns Dieter Hüsch, Fasia Jansen,


Friedenstaube: Zeichen vieler<br />

Friedensdemonstrationen der Jahre<br />

1980–1984<br />

Hannes Wader, Bettina Wegner und<br />

andere Musiker und Liedermacher<br />

beteiligten sich mit eigenen Liedern<br />

an den Kundgebungen. Zu den<br />

Organisatoren gehörten Bastian,<br />

Kelly, Jo L<strong>einen</strong>, Gunnar<br />

Matthiessen, Eva Quistorp, Josef<br />

Weber und Andreas Zumach.<br />

Man entwickelte vielfältige<br />

gewaltfreie Aktionen, die auch<br />

Rückhalt in der Bevölkerung<br />

fanden, zum Beispiel Sitzblockaden<br />

Friedensdemonstration beim<br />

Pfingsttreffen der Jugend in Schwerin<br />

im Mai 1982<br />

vor Atomstandorten und Raketenabwehrstellungen, Rüstungssteuerverweigerung,<br />

Kampagnen gegen Rüstungsexporte, Fasten <strong>für</strong> den Frieden, Menschenketten.<br />

Bekannt wurden zum Beispiel die Proteste und gewaltfreien Sitzblockaden des<br />

Pershing-II-Depots auf der Mutlanger Heide. In dem kl<strong>einen</strong> Ort mit etwa 5500<br />

Einwohnern auf der Schwäbischen Alb gab es jahrelang Friedensaktionen. <strong>Eine</strong><br />

Gruppe <strong>von</strong> Aktivisten wollte Mutlangen erst wieder verlassen, wenn die Pershing-<br />

II-Atomwaffen entfernt seien; sie lebten in der Pressehütte Mutlangen [37] , die<br />

Anwohner zur Verfügung stellten. Bekannt wurden auch die Seniorenblockade<br />

(600 ältere Menschen blockierten mehrere Tage lang die Basis), die<br />

Konzertblockade der Lebenslaute [38] (ein ganzes Sinfonieorchester blockierte<br />

musizierend die Tore zum Raketenstandort) und die Richterblockade (etwa 20<br />

Richter entschlossen sich, das Widerstandsrecht nach dem Grundgesetz-Artikel 20<br />

über den § 240 des Strafgesetzbuches (Nötigung) zu stellen). Am 22. November<br />

1983 versuchten mehrere zehntausend Menschen, unter Verstoß gegen die<br />

Bannmeile den deutschen Bundestag in Bonn zu blockieren. Gleichwohl stimmte der<br />

Bundestag gegen zahlreiche Stimmen aus der SPD und die Stimmen der Grünen der<br />

Raketenstationierung zu.<br />

Im Hunsrück auf der Pydna wurden 1986 – <strong>von</strong> US-Streitkräften gesichert – 96<br />

abschussbereite Cruise Missiles mit Atomsprengköpfen stationiert. Der Protest der<br />

Bevölkerung gipfelte am 11. Oktober 1986 in der größten Demonstration im<br />

Hunsrück. Rund 200.000 Menschen, an deren Spitze der Friedensaktivist und<br />

evangelische Pfarrer August Dahl, protestierten friedlich gegen die Stationierung der Marschflugkörper. Von 1983 bis 1993 fanden in<br />

Reckershausen Frauenwiderstandscampsgegen die Stationierung sowie gegen die Verknüpfung <strong>von</strong> Militarismus und Sexismus statt.<br />

Von diesen Camps, zu denen aus dem gesamten Bundesgebiet, aber auch aus anderen Ländern Frauen mobilisiert wurden, gingen<br />

vielfältige feministische Protestaktionen aus.<br />

Grundsätzlich richteten sich Proteste gegen die atomare Aufrüstung insgesamt, wenn auch in geringerem Maße gegen die der UdSSR<br />

und des Ostblocks als die im eigenen Land. Die meisten Anhänger der Friedensbewegung waren der Auffassung, dass jedes Volk sich<br />

vor allem um die Abrüstung im eigenen Land kümmern müsse. Thorsten Bonacker vom Zentrum <strong>für</strong> Konfliktforschung der<br />

Universität Marburg stellte fest, die Friedensbewegung habe ihre politischen Forderungen immer vor allem an die westliche Seite<br />

gerichtet. [39]<br />

Die Friedensbewegung führte unter anderem 1980 zur Gründung der Partei der Grünen. 1981 gründete der ehemalige General Gert<br />

Bastian die Gruppe Generale <strong>für</strong> den Frieden. Einige der Mitglieder standen, wie sich später herausstellte, unter dem Einfluss des<br />

MfS der DDR. Im Juni 1984 gründete sich die Friedensliste, die im selben Jahr zu den Europawahlen und 1987 zu den<br />

Bundestagswahlen antrat, allerdings konnte sie keine Mandate erringen.<br />

„Konzertblockade“ der Gruppe<br />

Lebenslaute


Auflistung einiger ausgewählter herausragender Demonstrationen und Aktionen gegen die Nachrüstung in der<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Datum Ort Geschätzte Teilnehmerzahl Anlass, Veranstaltung, Motto<br />

20. Juni<br />

1981<br />

10.<br />

Oktober<br />

1981<br />

21.<br />

November<br />

1981<br />

15. Mai<br />

1982<br />

10. Juni<br />

1982<br />

Hamburg 120.000 19. Evangelischer Kirchentag. „Fürchtet Euch, der<br />

Atomtod bedroht uns alle.“ Für eine Atomwaffenfreie<br />

Zone in Europa und gegen die Nachrüstung.<br />

Bonn 350.000 Staatsbesuch Ronald Reagans.<br />

Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten 1981:<br />

„Aufstehen! Für den Frieden“<br />

Amsterdam 400.000 Interkirchlicher Friedensrat: „Schafft die Atomwafen<br />

aus der Welt und zwar zuerst in den Niederlanden!“ [40]<br />

Wien 70.000 Friedensmarsch <strong>von</strong> 260 Organisationen; „Entrüstet<br />

euch!“ [41]<br />

Bonn 500.000 Friedensdemonstration in Bonn 1982<br />

12. Juni<br />

1982<br />

New York<br />

City<br />

1 Million Nuclear Weapons Freeze Campaign: No Nukes Rally<br />

(bis dahin größte Demonstration in den USA) [42]<br />

1. bis 8.<br />

August<br />

1982<br />

Engstingen-<br />

Haid<br />

700, aufgeteilt in 60<br />

Bezugsgruppen<br />

Sitzblockade am Sondermunitionslager Golf. Erste<br />

Blockade eines Atomwafenlagers in der<br />

Bundesrepublik. [43]<br />

11.<br />

September<br />

1982<br />

Bochum 200.000 Künstler <strong>für</strong> den Frieden<br />

1. bis 3.<br />

September<br />

1983<br />

22.<br />

Oktober<br />

1983<br />

29.<br />

Oktober<br />

1983<br />

Mutlanger<br />

Heide<br />

bundesund<br />

europaweit<br />

Westeuropa<br />

1000 „Prominentenblockade“ zum Antikriegstag vor einem<br />

der drei Stationierungsorte der Pershing II. [44] Auftakt<br />

zur Kampagne „Ziviler Ungehorsam bis zur<br />

Abrüstung“ [45]<br />

D: 1,3 Millionen [46] Aktionstag gegen die Nachrüstung im „Heißen Herbst“,<br />

darunter die Menschenkette <strong>von</strong> Stuttgart nach Neu-<br />

Ulm [47] sowie die dritte große Friedensdemonstration<br />

im Bonner Hofgarten<br />

Den Haag: 550.000; Lissabon:<br />

200.000; Kopenhagen:<br />

100.000; Wien: 70.000;<br />

weitere Städte: 100.000 [48]<br />

In der DDR<br />

Die in der DDR Staat und Gesellschaft beherrschende Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) verstand ihre Politik<br />

grundsätzlich als Friedenspolitik. Die Instrumente der parteigesteuerten Friedensbewegung waren der Friedensrat der DDR, die<br />

Berliner Konferenz Europäischer Katholikenund die Christliche Friedenskonferenz.<br />

Seit Anfang der 1960er Jahre entwickelte sich im Umfeld der evangelischen Kirche eine eigenständige, pazifistisch orientierte<br />

Friedensbewegung. Es kursierten Diskussionspapiere zur Kriegsdienstverweigerung und über Methoden der gewaltfreien<br />

Verteidigung, die schließlich Anfang der 1980er Jahre eine nicht staatlich kontrollierte Friedensbewegung inspirierten (Schwerter zu<br />

Pflugscharen).<br />

Nicht zuletzt die Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 gab dieser Bewegung Auftrieb. In ihrer Wendung auch<br />

gegen die Aufrüstung des Warschauer Pakts bildete sie eine wichtige Keimzelle <strong>für</strong> eine lose organisierte Opposition im<br />

realsozialistischen Teil Deutschlands. Der meist <strong>von</strong> Jugendlichen der intellektuellen Blueserszene getragene Aufnäher mit dem<br />

Symbol der Bronzeplastik vor der UNO „Schwerter zu Pflugscharen“ <strong>von</strong> Jewgeni Wutschetitsch (einem Geschenk der Sowjetunion<br />

1959) wurde öffentlich als Ausdruck der Friedenssehnsucht im Zeichen der systemübergreifenden atomaren Aufrüstung (siehe auch<br />

NATO-Doppelbeschluss) getragen. Der Staat reagierte repressiv, weil sich die Kritik auch gegen die eigene Hochrüstung richtete.


Der Aufnäher Schwerter zu<br />

Pflugscharen als Symbol der<br />

unabhängigen DDR-<br />

Friedensbewegung<br />

Viele Jugendliche, die den Aufnäher nicht<br />

entfernten, wurden z. B. mit<br />

Exmatrikulationen, Nichtzulassung zum<br />

Abitur, Strafversetzung aus Betrieben etc.<br />

streng sanktioniert. In den 1980er Jahren<br />

waren die Friedensdekaden jeweils im<br />

November ein Kulminationspunkt dieser<br />

Bewegung, parallel dazu u. a. die Blues-<br />

Messen.<br />

In der DDR fand mit dem Olof-Palme-<br />

Friedensmarsch 1987 die einzige genehmigte<br />

Demonstration der Opposition statt. Die seit<br />

Anfang der 80er Jahre in der Leipziger<br />

Nikolaikirche stattfindenden Friedensgebete<br />

wurden 1989 zum Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationenin Leipzig und anderen Orten. Dass die Wende in der DDR 1989<br />

ohne Todesopfer möglich wurde, wird nicht zuletzt auch auf die Vorarbeit und Kontinuität <strong>von</strong> Friedensinitiativen, wie der Kirche<br />

<strong>von</strong> Unten oder den Aktivitäten der Umwelt-Bibliothek in der DDR zurückgeführt.<br />

Nach dem Kalten Krieg<br />

Das Ende des Blockgegensatzes durch die Auflösung der UdSSR 1990 schuf Handlungsspielräume <strong>für</strong> friedliche Konfliktlösungen,<br />

die etwa zur Beendigung des Apartheids-Regimes Südafrikas führten. Hoffnungen auf weitergehende Abrüstung und eine<br />

internationale Anstrengung zur Überwindung des weltweiten Armutsgefälles erfüllten sich nicht. Stattdessen entstanden neue<br />

Konflikte, Bedrohungen und Entwicklungen, darunter ethnische Vertreibung und Völkermord-Ansätze auf dem Balkan,<br />

Interventionskriege und der erste Kriegseinsatz der Bundeswehr seit ihrer Gründung.<br />

Darauf zeigten die außerparlamentarischen Friedensinitiativen zum Teil die früheren, im Kalten Krieg erlernten Reaktionsmuster,<br />

während andere neue Wege suchten. So waren die Antworten und Alternativen differenzierter und wurden nur punktuell <strong>von</strong><br />

Massenprotesten getragen.<br />

OdF-Kundgebung auf dem<br />

Bebelplatz in Ost-Berlin, 1984<br />

Frankreich<br />

Frankreich hatte seit den 1950er Jahren eine eigene Atomstreitmacht und dazugehörige Rüstungsindustrie aufgebaut. Dort war auch<br />

kein Massenprotest gegen Atomtests entstanden wie in Großbritannien. Die Sozialistische Partei be<strong>für</strong>wortete anders als andere<br />

europäische Linksparteien den Nato-Doppelbeschluss.<br />

Dennoch entstanden in den 1980er Jahren und danach einige unabhängige Friedensinitiativen: die Coordination française pour la<br />

Décennie pour la culture de la non-violence et de la paix, Mouvement pour une alternative non-violente (MAN), und die Union<br />

pacifiste de France.<br />

Opposition gegen den Zweiten Golfkrieg<br />

Der Zweite Golfkrieg 1990/91 beendete die Hoffnung vieler auf eine Friedensdividende, die man sich vom Ende des Ost-West-<br />

Konflikts versprochen hatte. Gegen diesen Krieg, den die USA in der UNO legitimieren konnten und der das militärische Ziel hatte,<br />

die irakischen Besatzungstruppen aus Kuwait zu vertreiben, protestierten weltweit Millionen Menschen. Allerdings dämmerte die<br />

Einsicht, dass die Protestform der Demonstration an ein vorläufiges Ende gelangt sei und der Weg vom Protestieren zum positiven<br />

Frieden (Buro 1997) konsequenter gegangen werden müsse. So wurde das Thema der Friedensbewegung der 1990er Jahre die<br />

Verbindung <strong>von</strong> Protest gegen militärische und Eintreten <strong>für</strong> zivile Konfliktbearbeitung.


<strong>Eine</strong> große Herausforderung war dabei der Jugoslawienkrieg, der auch innerhalb der<br />

Friedensbewegung zu hitzigen Auseinandersetzungen zwischen Bellizisten und<br />

Pazifisten führten. Es gab zwar keine nennenswerten zentralen Großdemonstrationen<br />

mehr, aber viele dezentrale Aktivitäten: vielfältige Hilfsmaßnahmen <strong>für</strong><br />

Kriegsflüchtlinge, Unterstützung einheimischer Kriegsdienstverweigerer, konkrete<br />

Versöhnungsprojekte in den Nachfolgestaaten des früheren Jugoslawiens. Allerdings<br />

zeigte der brutale Bosnienkrieg auch eine gewisse Hilflosigkeit der neuen<br />

Friedensbewegung. Wie friedensstiftendes Handeln vor, in und nach den neuen<br />

Kriegen aussehen kann, musste und muss als neue Herausforderung weiter<br />

entwickelt werden. Ansätze hierzu werden unter dem Stichwort zivile<br />

Konfliktbearbeitung beziehungsweise ziviler Friedensdienst erprobt.<br />

Demonstration gegen den Zweiten<br />

Golfkrieg, Venedig 1990<br />

Opposition gegen den Kosovokrieg<br />

Der völkerrechtlich sehr umstrittene Einsatz der NATO im Kosovo beziehungsweise gegen (Rest-)Jugoslawien im Jahr 1999 (als<br />

humanitäre Intervention bezeichnet) löste wieder starke öfentliche Proteste der Friedensbewegung aus.<br />

Globale Bewegung gegen den Irakkrieg 2003<br />

2003 agierte die Friedensbewegung in vorher nicht dagewesenem Ausmaß global.<br />

Auf der ganzen Welt fanden Demonstrationen gegen den diesmal nicht <strong>von</strong> der UNO<br />

legitimierten Irakkrieg der USA und ihrer Verbündeten statt. Am 15. Februar 2003<br />

demonstrierten weltweit über zehn Millionen Menschen gegen den drohenden<br />

Irakkrieg, die meisten da<strong>von</strong> in Europa. Allein in Berlin gingen etwa 500.000<br />

Menschen auf die Straße.<br />

Am Tag X des Bombardierungsbeginns demonstrierten erneut weltweit Millionen<br />

Menschen dagegen. In vielen deutschen Städten nahmen Schüler während der<br />

Schulzeit daran teil.<br />

Friedenskundgebung in den USA<br />

Schon Kundgebungen am 20. Januar in Washington, D.C. anlässlich der<br />

Amtseinführung <strong>von</strong> George W. Bush waren gleichzeitig Friedensdemonstrationen<br />

gewesen.<br />

Israelisch-Palästinensischer Konflikt<br />

Im Israelisch-Palästinensischen Konflikt engagiert sich die Friedensbewegung<br />

Schalom Achschaw in Israel <strong>für</strong> Frieden und eine historische Versöhnung mit dem<br />

palästinensischen Volk.<br />

<strong>Eine</strong> <strong>von</strong> zahlreichen zivilen Gruppen, die sich <strong>für</strong> eine Zweistaatenlösung einsetzen,<br />

ist die 2012 gegründete bi-nationale Initiative Zwei Staaten, eine Heimat, deren<br />

Zielvorschlag ein konföderatives Modell ist. [49][50][51] Sie wird zum Beispiel vom<br />

US-amerikanischen Rabbiner Shlomo Riskin unterstützt. [52]<br />

Antikriegsdemonstranten zur zweiten<br />

Amtseinführung <strong>von</strong> George W. Bush<br />

am 20. Januar 2005<br />

Gegenwart<br />

Kritik am EU-Verfassungsentwurf


2004 und 2005 machte die westeuropäische Friedensbewegung den Entwurf <strong>für</strong> eine EU-Verfassung, besonders dessen militär- und<br />

verteidigungspolitischen Inhalte, zum Hauptthema ihrer Proteste. Kritisiert wurden etwa die Festschreibung möglicher weltweiter<br />

EU-Kampfeinsätze, die Ausdehnung des Einsatzspektrums einer europäischen Armee und eine Aufrüstungsverpflichtung <strong>für</strong> die<br />

einzelnen Staaten (Artikel I-41 der EU-Verfassung: Die Mitgliedstaaten verpflichten sich, ihre militärischen Fähigkeiten schrittweise<br />

zu verbessern.).<br />

<strong>Eine</strong> entsprechende Aufklärungskampagne fand in Deutschland anders als den Benelux-Ländern und Frankreich jedoch kaum<br />

öffentliches Gehör. Bei nationalen Volksabstimmungen in Frankreich (Mai 2005) und den Niederlanden (Juni 2005) verbündeten sich<br />

die dortigen Friedensbewegungen mit anderen Verfassungsgegnern. Die Ablehnung und Kritik fanden dort jeweils breite<br />

Zustimmung.<br />

Proteste gegen öffentliche Gelöbnisse<br />

Seit Wiedereinführung öffentlicher Vereidigungen <strong>von</strong> Rekruten der Bundeswehr (1977) stieß diese Praxis auf regelmäßige Proteste<br />

aus der Friedensbewegung und Skepsis in manchen Medien. [53] (Siehe dazu Feierliches Gelöbnis.)<br />

Einzelkampagnen<br />

Einzelne Gruppen in der Friedensbewegung konzentrieren sich auf Themen wie die<br />

Abschaffung bestimmter Waffengattungen, etwa die Ärzte zur Verhütung des<br />

Atomkriegs oder die Internationale Kampagne <strong>für</strong> das Verbot <strong>von</strong> Landminen. Diese<br />

1992 gegründete Bürgerinitiative erreichte in fünf Jahren ein internationales<br />

Abkommen zum Verbot <strong>von</strong> Landminen, das bisher <strong>von</strong> 40 meist kleineren und <strong>von</strong><br />

den Folgen solcher Waffen betroffenen Staaten unterzeichnet wurde: die Ottawa-<br />

Konvention. Die <strong>von</strong> Jody Williams gegründete Initiative erhielt deshalb 1997 den<br />

Friedensnobelpreis.<br />

Kampagnen gegen Streumunition verstärken infolge erheblicher Zustimmung in der<br />

Weltöffentlichkeit auch den Druck auf andere Staaten – besonders die<br />

Hauptrüstungsexporteure USA, Russland und China –, solchen Verbotsverträgen<br />

zuzustimmen. Sie begleiten auch die Kritik an Kriegen, in denen diese Waffenarten<br />

eingesetzt wurden und werden, z. B. den Libanonkrieg 2006 und den Kaukasus-<br />

Konflikt 2008.<br />

Foto eines Demotransparents mit<br />

Aufschrift Bombing for Peace is like<br />

Fucking for Virginity (als<br />

Verlagswerbung <strong>für</strong> ein Buch<br />

gesehen am 5. Oktober 2013 in<br />

Essen)<br />

Kritik<br />

Appeasement<br />

Diese Kritik setzt Pazifismus und Appeasement, das heißt eine nachgiebige, verständigungsbereite Außenpolitik gegenüber<br />

kriegsbereiten Diktaturen, miteinander gleich und wirft deren Anhängern vor, diese zu stärken, ihre Beseitigung zu erschweren und<br />

damit Krieg insgesamt eher zu fördern.<br />

In diesem Sinne nannte Winston Churchill pazifistische Studenten der Oxford University, die 1933 eine Resolution zur Verständigung<br />

mit dem nationalsozialistischen Deutschland veröffentlicht hatten, unerfahrene, falsch erzogene Jugend, deren Haltung ein sehr<br />

beunruhigendes und widerwärtiges Symptom sei. [54] Der britische Liberale Robert Bernays berichtete dem britischen Unterhaus<br />

1934 <strong>von</strong> Reaktionen eines Nationalsozialisten auf diese Oxforder Friedensresolution bei seinem Deutschlandbesuch:<br />

He was asking about this pacifist motion and I tried to explain it to him. There was an ugly gleam in his eye<br />

when he said, The fact is that you English are soft. Then I realized that the world enemies of peace might be the<br />

pacifists.


Der westdeutschen Friedensbewegung der 1980er Jahre warfen ihre politischen Gegner parteiübergreifend gesinnungsethische<br />

Naivität gegenüber der Sowjetunion vor. Dabei wurden auch historische Vergleiche angestellt. Heiner Geißler (CDU) erklärte am 15.<br />

Juni 1983 im Bundestag: [55]<br />

Der Pazifismus der 30er Jahre, der sich in seiner gesinnungsethischen Begründung nur wenig <strong>von</strong> dem<br />

unterscheidet, was wir in der Begründung des heutigen Pazifismus zur Kenntnis zu nehmen haben, dieser<br />

Pazifismus der 30er Jahre hat Auschwitz erst möglich gemacht.<br />

Geißler stieß damit auf heftigen Widerspruch bei SPD und Grünen; Willy Brandt bezeichnete ihn deshalb noch 1985 in einer<br />

Wahlkampfdebatte als schlimmsten Hetzer seit Goebbels. [56]<br />

Im Bosnien- und Kosovokonflikt der 1990er Jahre wurden ähnliche Vorwürfe an die deutsche Friedensbewegung laut: [57]<br />

Der mangelnde politische Wille, angesichts der serbischen Aggression und der sogenannten ethnischen<br />

Säuberungspolitik wirkungsvoll tätig zu werden, gibt gerade wegen der Parallelen zur westlichen Appeasement-<br />

Politik der dreißiger Jahre zu denken. Auch die Verlegenheit der Friedensbewegung und des Pazifismus<br />

angesichts dieser Tatsache verweisen zurück auf diese Erfahrungen.<br />

Wolf Biermann kritisierte die deutsche Bewegung gegen den Irakkrieg <strong>von</strong> 2003, indem er auf die Gefährdung Israels durch Saddam<br />

Husseins Raketenangriffe verwies. Er warnte mit Anspielung auf das Diktum <strong>von</strong> Joseph Goebbels zum totalen Krieg vor einem<br />

totalen Frieden, d. h. einem Frieden um jeden Preis. [58]<br />

Westlichen Friedensbewegungen werfen Kritiker auch allgemein falsche Wahrnehmung <strong>von</strong> Kriegsursachen und<br />

verschwörungstheoretischesDenken vor: [59]<br />

Tatsächlich beruhte der relative Erfolg der Friedensbewegung nicht zuletzt auf der Popularität <strong>von</strong><br />

verschwörungstheoretischen Erklärungsmustern, die die gesamte westliche Politik auf die Ränkespiele des<br />

militärisch-industriellen Komplexes zurückführten und die parlamentarische Politikebene als bloße Fassade<br />

darstellten.<br />

Fernlenkung, Missbrauchbarkeit, Einseitigkeit<br />

Häufig werden Friedensbewegungen innenpolitisch als verlängerter Arm feindlicher Staaten dargestellt. Sie würden <strong>von</strong> diesen<br />

ideologisch beeinflusst, personell gelenkt oder unterwandert und politisch benutzt, um deren Interessen durchzusetzen. Diesen<br />

Vorwurf machte man in den 1950er Jahren Gruppen innerhalb der damaligen westlichen Opposition gegen Atomwaffen, die wie der<br />

Weltfriedensrat maßgeblich <strong>von</strong> kommunistischen Intellektuellen geführt (und <strong>von</strong> der Sowjetunion finanziert) wurden. Diese stießen<br />

auch innerhalb der damaligen Friedensbewegung auf Kritik, da sie sowjetkritische Stimmen wie Bertrand Russell zu diskreditieren<br />

und zu isolieren versuchten. [60] Dem Weltfriedensrat der 1950er Jahre wurde eine prokommunistische und antiamerikanische<br />

Einstellung vorgeworfen. [61]<br />

Verschiedene Autoren beschrieben den Einfluss <strong>von</strong> SED und MfS auf die westdeutschen Anti-Nachrüstungs-Bewegung der 1980er<br />

Jahre, besonders auf manche Führungsstrukturen. [62][63][64] Der Einfluss DKP-naher Gruppen wurde in der damaligen<br />

Friedensbewegung selbst ebenfalls kritisiert und organisatorisch bekämpft. So warnte Rudolf Bahro vor einer Diskreditierung der<br />

gesamten Bewegung durch eine mangelnde Abgrenzung <strong>von</strong> kommunistischen Gruppen. [65]<br />

Auch ohne direkten Einfluss <strong>von</strong> Gruppen, die dem Lager des gegnerischen Staates zugerechnet werden, stoßen Friedensbewegungen<br />

oft wegen fehlender Stellungnahme zu anderen Konflikten auf Kritik. Häufig wird ihnen die direkte oder indirekte Parteinahme <strong>für</strong><br />

eine bestimmte politische Richtung vorgeworfen. So wurde der westdeutschen Friedensbewegung der 1980er Jahre ebenfalls<br />

Antiamerikanismus vorgeworfen und nachgesagt, dass sie sich mit Kritik an Konflikten und Kriegen der Sowjetunion eher<br />

zurückhalte. [66][67] So schrieb Wolf Biermann: [68]


Ich ärgere mich natürlich, wenn die Heuchelei wie ein Syphilis in diese Friedensfront hineinkommt, weil<br />

nämlich zu viele Leute dabei sind, die im Grunde genommen nur <strong>für</strong> eine Abrüstung im Westen sind, […] aber<br />

der Meinung sind, dass die Waffen im Osten <strong>für</strong> den Frieden, die Menschheit, den Humanismus und die Rettung<br />

des Sozialismus sind.<br />

<strong>Eine</strong> neue Untersuchung in den Vierteljahrsheften <strong>für</strong> Zeitgeschichte widerspricht der Behauptung, die Friedensbewegung habe sich<br />

<strong>von</strong> der Sowjetunion <strong>für</strong> deren Zwecke instrumentalisieren lassen. <strong>Eine</strong> Analyse der einschlägigen Dokumente in russischen<br />

Archiven zeige, dass die stets unter Erfolgsdruck stehenden sowjetischen Funktionäre jede einzelne Anwesenheit einer ihrer<br />

Gewährsleute bei einer Diskussion mit westdeutschen Friedensaktivisten zur geglückten Einflussnahme hochstilisiert hätten. Diese<br />

Berichte seien alles andere als objektiv. [69]<br />

Umstrittene Protestformen<br />

Einige Demonstrationsformen <strong>von</strong> Friedensbewegungen wurden einerseits als vom Widerstandsrecht gedeckte Formen des zivilen<br />

Ungehorsams, andererseits als Verstoß gegen geltendes Strafrecht beurteilt. So verurteilten einige Gerichte Sitzblockaden <strong>von</strong><br />

Friedensdemonstranten als Nötigung.<br />

Das Landgericht Memmingenbegründete dies am 20. November 1984 wie folgt: [70]<br />

Wer sich mit Sitzblockaden politisch betätigt, verletzt demokratische Spielregeln und gefährdet ein geordnetes<br />

Zusammenleben. Das gewinnt auch nicht dadurch eine tolerierbare Qualität, daß das Anliegen der Blockierer<br />

ernst zu nehmen ist.<br />

Der Bundesgerichtshof meinte in einem Urteil vom 5. Mai 1988: [71][72]<br />

Die Anerkennung <strong>von</strong> (Fern)zielen, <strong>für</strong> die mit Mitteln des § 240 Abs. 1 StGB geworben werden dürfe, ließe die<br />

Gefahr einer Radikalisierung der politischen Auseinandersetzung entstehen, die einem demokratischen<br />

Rechtsstaat nicht hinnehmbar ist.<br />

Am 10. Januar 1995 entschied das Bundesverfassungsgericht [73] : Die Auslegung des Gewaltbegriffs in § 240 Abs. 1 StGB durch die<br />

Strafgerichte [verstößt] gegen Art. 103 Abs. 2 GG. [74] , so die Verfassungsrichter in ihrer Urteilsbegründung. Im konkreten Fall der<br />

Sitzblockaden sei damit die Strafbarkeit der Handlung vor dem Hintergrund des Bestimmtheitsgrundsatzes(Art. 103 Abs. 2 GG)<br />

nicht gegeben, da eine Verwerflichkeit der Mittel in Verbindung mit der Verhältnismäßigkeit der Strafe unbestimmt, damit<br />

fragwürdig, und die Überdehnung des Gewaltbegriffs in § 240 StGB, bezogen auf die bei einer der ersten Blockaden der<br />

Friedensbewegung vor dem Atomwaffenlager Golf bzw. der Eberhard-Finckh-Kaserneangewandten Form der Sitzblockaden letztlich<br />

verfassungswidrig sei.<br />

Verfassungsgerichtsurteil <strong>von</strong> 1995 dazu:<br />

Zwangseinwirkungen, die nicht auf dem Einsatz körperlicher Kraft, sondern auf geistig-seelischem Einfluß<br />

beruhen, erfüllen […] nicht [… das Tatbestandsmerkmal …] der Gewaltanwendung. … Die Auslegung des<br />

Gewaltbegriffs in der höchstrichterlichen Rechtsprechung hat folglich gerade jene Wirkungen, die zu verhüten<br />

Art. 103 Abs. 2 GG bestimmt ist. Es läßt sich nicht mehr mit ausreichender Sicherheit vorhersehen, welches<br />

körperliche Verhalten, das andere psychisch an der Durchsetzung ihres Willens hindert, verboten sein soll und<br />

welches nicht. In demjenigen Bereich, in dem die Gewalt lediglich in körperlicher Anwesenheit besteht und die<br />

Zwangswirkung auf den Genötigten nur psychischer Natur ist, wird die Strafbarkeit nicht mehr vor der Tat<br />

generell und abstrakt vom Gesetzgeber, sondern nach der Tat im konkreten Fall vom Richter aufgrund seiner<br />

Überzeugung <strong>von</strong> der Strafwürdigkeit eines Tuns bestimmt.<br />

Aufgrund des BVerfG-Urteils <strong>von</strong> 1995 mussten tausende entsprechende Urteile, die im Zusammenhang mit Sitzblockaden vor vielen<br />

sonstigen militärischen Einrichtungen, Behörden, Atomkraftwerken oder bei anderen Demonstrationsanlässen in der Bundesrepublik<br />

im Lauf der Jahre ausgesprochen worden waren, revidiert werden. Bereits bezahlte Strafgelder wurden bei Beantragung eines


Wiederaufnahmeverfahrenszurückerstattet. [75]<br />

Siehe dazu auch Laepple-Urteil.<br />

Verhältnis zu Israel<br />

Zu internen Kontroversen und externer Kritik führte seit den 1960er Jahren das Verhältnis <strong>von</strong> Friedensbewegungen zum<br />

fortdauernden Nahostkonflikt.<br />

Der deutschen Friedensbewegung wurde anlässlich ihrer Proteste gegen den Krieg der USA gegen die irakische Besetzung Kuwaits<br />

1991 (Zweiter Golfkrieg) vorgeworfen, <strong>einen</strong> nationalen Sonderweg einzuschlagen. Sie habe aufgrund einer undifferenzierten<br />

Stellungnahme gegenüber der existentiellen Angst der israelischen Bevölkerung an Ansehen eingebüßt. [76]<br />

Ilka Schröder, parteiloses Mitglied des Europäischen Parlaments, schrieb im Februar 2003 folgenden offenen Brief an<br />

Friedensdemonstranten: [77]<br />

Im Vorfeld der Demonstration wurde klar, dass auch Gruppierungen dorthin mobilisierten, deren politisches<br />

Weltbild durch Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus bestimmt ist. […] Geprägt war die Demonstration<br />

jedoch vor allem durch eine gefährliche Mischung aus Antiamerikanismus und politischer Naivität.<br />

Michael Lerner beschrieb den Zielkonflikt <strong>für</strong> die Situation in den USA 2003 wie folgt: [78]<br />

Es ist allerdings eines, wenn man Ariel Scharons repressive Maßnahmen gegenüber dem palästinensischen Volk<br />

verurteilt. Etwas anderes ist es, wenn man dem Staat Israel das Existenzrecht abspricht. Und genau das machen<br />

Teile <strong>von</strong> Answer, und mit ihnen Teile der amerikanischen Friedensbewegung. […] Erst wenn sie den<br />

Antisemitismus überwinden, wird die Friedensbewegung stärker und erfolgreicher werden.<br />

Organisationen<br />

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste(protestantisch, Schwerpunkt Versöhnungsarbeit mit Israel, Polen, Russland)<br />

Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Friedensinitiativen Österreichs(UFI)<br />

Bund <strong>für</strong> Soziale Verteidigung (Konstruktive Konfliktbearbeitung, Gewaltfreiheit)<br />

Bundesausschuss Friedensratschlag (jährlicher Friedenspolitischer Ratschlag in Kassel)<br />

Christian Peacemaker Teams (Friedensarbeit vor Ort in mehreren Konfliktzonen)<br />

Christliche Friedenskonferenz(blockübergreifende Antiatomwafen-Bewegung, kommunistische Tarnorganisation,<br />

die einseitig gegen westliche Rüstung kämpfte)<br />

Darmstädter Signal (Bundeswehrofiziere gegen die Nachrüstung)<br />

Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen(pazifistisch/antimilitaristisch)<br />

Deutsche Liga <strong>für</strong> Menschenrechte<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> die Vereinten Nationen (DGVN)<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Friedens- und Konfliktforschung<br />

Deutscher Friedensrat e.V.<br />

Deutscher Pazifistischer Studentenbund<br />

Deutsches Mennonitisches Friedenskomitee(mennonitisch)<br />

Europäischer Kongress gegen Atomrüstung<br />

Forum InformatikerInnen <strong>für</strong> Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF e.V.)<br />

Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen(FöGA)<br />

Frauen <strong>für</strong> den Frieden<br />

Friedensinitiative der Architekten und Planer e.V. (in München mit ihrem Arbeitsgebiet Schutzraumbau und dessen<br />

gesetzlicher Verankerung)<br />

Friedenskomitee der Bundesrepublik Deutschland<br />

Graswurzelrevolution (antimilitaristisch und anarchistisch)<br />

Informationsstelle Militarisierung<br />

Initiative „Künstler <strong>für</strong> den Frieden“


Internationale Frauenliga <strong>für</strong> Frieden und Freiheit<br />

Internationale der Kriegsdienstgegner/innen(IDK)<br />

Internationaler Versöhnungsbund (ökumenisch, gewaltfrei)<br />

IPPNW (Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg)<br />

Komitee <strong>für</strong> Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit (KOFAZ)<br />

Kooperation <strong>für</strong> den Frieden(Zusammenschluss friedenspolitischer Organisationen und Initiativen)<br />

Netzwerk Friedenskooperative(informeller Dachverband)<br />

Ohne Rüstung Leben (Ökumenische Aktion <strong>für</strong> Frieden und Abrüstung)<br />

Österreichischer Friedensdienst<br />

Pax Christi (katholisch und ökumenisch)<br />

Peace Direct (lokale Friedensarbeit in Konfliktgebieten)<br />

Quäker (freikirchlich, Schwerpunkt Hilfe <strong>für</strong> Kriegsopfer)<br />

Schalom Achschaw (Israel)<br />

U.S. Peace Council [79]<br />

Verein <strong>für</strong> Weiterbildung und Friedensarbeit<br />

Volksbund Deutsche Kriegsgräber<strong>für</strong>sorge [80]<br />

War Resisters’ International<br />

War Resisters League<br />

Siehe auch<br />

Friedensdienst<br />

Friedenspolitik<br />

Raging Grannies (zornige Großmütter)<br />

Friedensacker<br />

Literatur<br />

Allgemein Bundesrepublik Deutschland<br />

Helmut Donath, Karl Holl (Hrsg.): Die Friedensbewegung. Organisierter Pazifismus in Deutschland, Österreich und<br />

in der Schweiz. Hermes Handlexikon, Düsseldorf 1983, ISBN 3-612-10024-6.<br />

Jan Große Nobis: Frieden! – <strong>Eine</strong> kurze Geschichte der bundesdeutschen Friedensbewegung , kindle-edition,<br />

Münster 2001/2005 (Text online, kostenpflichtig)<br />

Wolfram Beyer: Pazifismus und Antimilitarismus. <strong>Eine</strong> Einführung in die Ideengeschichte . Schmetterling, Stuttgart<br />

2012, ISBN 978-3-89657-666-8(= theorie.org).<br />

Anfänge<br />

André Durand: Gustave Moynier and the peace societies.In: International Review of the Red Cross.Nr. 314, S.<br />

532–550 (Text online, 31. Oktober 1996).<br />

Alfred Hermann Fried: Handbuch der Friedensbewegung, 2 Bände, Berlin/Leipzig 1911, 2. Auflage 1913, Neudruck<br />

New York / London 1972<br />

Karlheinz Lipp, Reinhold Lütgemeier-Davin, Holger Nehring (Hg.): Frieden und Friedensbewegungen in Deutschland<br />

1892–1992. Ein Lesebuch. Klartext, Essen 2010. ISBN 978-3-8375-0382-1<br />

Hans Wehberg: Die internationale Friedensbewegung.In: Staatsbürgerbibliothek Heft 22, Volksvereins-Verlag<br />

GmbH, Mönchengladbach 1911<br />

Zwischen den Weltkriegen<br />

Kurt Lenz, Walter Fabian: Die Friedensbewegung. Ein Handbuch der Weltfriedensströmungen der Gegenwart.<br />

Schwetschke, Berlin 1922, Neuausgabe Bund, Köln 1985, ISBN 3-7663-0945-5.<br />

Franz Kobler: Gewalt und Gewaltlosigkeit, Handbuch des aktiven Pazifismus.Rotapfel, Zürich / Leipzig 1928<br />

Beatrix Müller-Kampel (Hrsg.):„Krieg ist der Mord auf Kommando“. Bürgerliche und anarchistische<br />

Friedenskonzepte. Bertha <strong>von</strong> Suttner und Pierre Ramus.Mit Dokumenten <strong>von</strong> Leo Tolstoi, Peter Kropotkin, Stefan<br />

Zweig, Romain Rolland, Erich Mühsam u. a. Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2005, ISBN 3-9806353-7-6.<br />

Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1933.Vandenhoeck<br />

& Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-01332-9.


1980er Jahre<br />

Christoph Butterwegge(Hrsg.): Friedensbewegung – Was nun? Probleme und Perspektiven nach der<br />

Raketenstationierung. VSA, Hamburg 1986, ISBN 3-87975-260-5.<br />

Christoph Butterwegge, Bernhard W. Docke, Wolfgang Hachmeister: Kriminalisierung der Friedensbewegung:<br />

Abschreckung nach Innen? Theurer, Bremen 1985, ISBN 3-8161-3010-0.<br />

Jan Hansen: Schaffen Raketen Arbeitsplätze? Der Streit um die Nachrüstung und die Rüstungskonversion in den<br />

Gewerkschaften (um 1979 bis 1983), in: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft II/2016.<br />

Uli Jäger, Michael Schmid-Vöhringer: „Wir werden nicht Ruhe geben…“: Die Friedensbewegung in der<br />

Bundesrepublik Deutschland 1945–1982. Geschichte, Dokumente, Perspektiven. Tübingen 1982, ISBN 3-922833-<br />

20-9.<br />

Lorenz Knorr: Geschichte der Friedensbewegung in der Bundesrepublik.Köln 1983, ISBN 3-7609-0900-0.<br />

Rüdiger Lison: Wissenschaftler zu Frieden und Abrüstung.2. erweiterte Auflage, Sokoop, Duisburg 1986, ISBN 3-<br />

921473-42-X.<br />

Andreas Maislinger: Friedensbewegung in einem neutralen Land. Zur neuen Friedensbewegung in Österreich. In:<br />

Medienmacht im Nord-Süd-Konflikt.Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-518-11166-3.<br />

Initiative Sozialistisches Forum: Je näher man hinschaut, desto fremder schaut es zurück: Frieden. Zur Kritik der<br />

deutschen Friedensbewegung.Ca-Ira, Freiburg 1984, ISBN 3924627010<br />

Hans A. Pestalozzi, Ralf Schlegel, Adolf Bachmann (Hrsg.): Frieden in Deutschland. Die Friedensbewegung: wie sie<br />

wurde, was sie ist, was sie werden kann.Goldmann, München 1982, ISBN 3-442-11341-5<br />

Thomas Klein: Frieden und Gerechtigkeit. Die Politisierung der Unabhängigen Friedensbewegung in Ost-Berlin<br />

während der 80er Jahre.Böhlau, Köln / Weimar, 2007, ISBN 978-3-412-02506-9.<br />

seit 1990<br />

Thomas Leif: Die strategische (Ohn-)macht der Friedensbewegung: Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen<br />

in den achtziger Jahren.Westdeutscher Verlag, Opladen 1990, ISBN 3-531-12149-9.<br />

Rüdiger Schmitt: Die Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland: Ursachen und Bedingungen der<br />

Mobilisierung einer neuen sozialen Bewegung.Westdeutscher Verlag, Opladen 1990, ISBN 3-531-12153-7.<br />

Andreas Buro: Totgesagte leben länger: Die Friedensbewegung. Von der Ost-West-Konfrontation zur zivilen<br />

Konfliktbearbeitung, Idstein 1997, ISBN 3-929522-42-X.<br />

Albrecht Behmel: Die Mitteleuropadebatte in der Bundesrepublik Deutschland: Zwischen Friedensbewegung,<br />

kultureller Identität und deutscher Frage, Ibidem-Verlag, Hannover 2011<br />

Michael Ploetz, Hans-Peter Müller: Ferngelenkte Friedensbewegung?. DDR und UdSSR im Kampf gegen den<br />

NATO-Doppelbeschluß (= Diktatur und Widerstand. Bd. 6). Lit., Münster 2004, ISBN 3-8258-7235-1.<br />

Verhältnis zu Israel<br />

Helmut Kellershohn: „Frieden oder ‚Rettet Israel‘?“ Die linken Kritiker der Friedensbewegung und ihr Beitrag zur<br />

neuen deutschen Normalität. Ein kritischer Rückblick auf die Golfkriegsdebatte(DISS-Texte Nr. 24), Duisburg 1992<br />

Bernhard Schmid: Der Krieg und die Kritiker. Die Realität im Nahen Osten als Projektionsfläche <strong>für</strong> Antideutsche,<br />

Antiimperialisten, Antisemiten und andere.Münster 2006, ISBN 978-3-89771-029-0.<br />

Weblinks<br />

Commons: Friedensdemonstrationen – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Geschichte<br />

Rainer Santi: 100 Jahre Friedensarbeit. In: Santibox.ch.<br />

Bewegter Frieden – Die Friedensbewegung in der DDR. In: Jugendopposition in der DDR.<br />

Dieter Riesenberger: Friedensbewegung (Von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg). In: Historisches Lexikon<br />

Bayerns.<br />

Philipp Baur: Tagungsbericht Friedensbewegung und Zweiter Kalter Krieg: Europäische und transatlantische<br />

Perspektiven. 24. März 2010 bis 26. März 2010, Berlin. In: H-Soz-u-Kult, 6. Mai 2010.<br />

Geschichte der Friedensbewegung. In: Netzwerk Friedenskooperative(Überblicksseite, verschiedene Autoren).<br />

Udo Leuschner: Westdeutsche Friedensbewegung gegen die„Nachrüstung“. In: udo-leuschner.de.<br />

Friedensbewegung. In: Institut <strong>für</strong> Friedenspädagogik, Tübingen.<br />

Allgemeines<br />

News gegen Militarismus und Krieg <strong>von</strong> der Friedensbewegung(Memento vom 9. Juli 2007 im Internet Archive)


Lebenshaus Schwäbische Alb: Internationale Friedensgruppierungen (Links)<br />

Friedensorganisationen in Deutschland<br />

Kooperation <strong>für</strong> den Frieden<br />

Friedenspolitischer Ratschlag<br />

Netzwerk Friedenskooperative<br />

Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen<br />

Bund <strong>für</strong> Soziale Verteidigung (BSV)<br />

Aktionsgemeinschaft Dienst <strong>für</strong> den Frieden<br />

Pax Christi (katholische Friedensorganisation)<br />

Informationsstelle Militarisierung (IMI) e. V.<br />

Internationale Ärzte <strong>für</strong> die Verhütung des Atomkrieges/ Ärzte in sozialer Verantwortung e. V.<br />

Abrahamszelt e. V. Freunde und Förderer des Interreligiösen Kindergartens in Ramle (Israel)<br />

The Compassionate Listening Project: „Einfühlsam Zuhören“ – zum Aufbau eines aufrichtigen ersöhnungsdialoges<br />

V<br />

Verein <strong>für</strong> Weiterbildung und Friedensarbeit<br />

Friedensorganisationen in Österreich<br />

Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Friedensinitiativen Österreichs (UFI)<br />

Internationale Friedensorganisationen<br />

Versöhnungsbund Deutschland, Österreich, Schweiz, International<br />

Einzelnachweise<br />

1. Dieter Riesenberger: Geschichte der Friedensbewegung in Deutschland, a. a. O., S. 7.<br />

2. Gerhard Strauss, Ulrike Hass, Ulrike Hass-Zumkehr , Gisela Harras: Brisante Wörter <strong>von</strong> Agitation bis Zeitgeist ,<br />

1989, S. 284<br />

3. Dietrich R. Quanz: Civic Pacifism and Sports-Based Internationalism: Framework for the Founding of the<br />

International Olympic Committee. Olympika 1993 =<br />

http://library.la84.org/SportsLibrary/Olympika/Olympika_1993/olympika0201b.pdf<br />

4. Arnd Krüger: The notions of peace of selected leaders of the Olympic movement and their realization in the Olympic<br />

Games, in: M. Ilmarinen (Hrsg.): Sport and International Understanding.Berlin: Springer 1984, 116–120.<br />

5. Wolfram Beyer: Was ist eigentlich Pazifismus? – Zur Klärungeines politischen Begriffs, in: Lexikon der Anarchie,<br />

überarbeiteter Text Online verfügbar (http://www.anarchismus.at/txt4/pazifismus.htm)<br />

6. Dieter Riesenberger, a. a. O. S. 99f<br />

7. „Das Gebot der Stunde“. Leipziger Volkszeitung 19. Juni 1915. Nach D. Engelmann, H. Naumann: Hugo Haase.<br />

Berlin: Ed. Neue Wege 1999, S. 31 f., 123 f.<br />

8. Dieter Riesenberger, a. a. O., S. 246 f.<br />

9. Adolf Hitler: Mein Kampf, München 1939, S. 148f; zitiert nach Karl Holl, Wolfram Wette (Hrsg.): Pazifismus in der<br />

Weimarer Republik. Paderborn 1981, S. 13<br />

10. Dieter Riesenberger, a. a. O., S. 239<br />

11. Dieter Riesenberger, a. a. O., S. 240<br />

12. zitiert nach Wolfgang Benz: Pazifismus in Deutschland, Fischer TB 4362, ISBN 3-596-24362-9, S. 206 f.<br />

13. Dieter Riesenberger, a. a. O., S. 248<br />

14. Dieter Riesenberger, a. a. O., S. 249 f.<br />

15. Thomas Keiderling: Enzyklopädisten und Lexika im Dienst der Diktatur? Die Verlage F. A. Brockhaus und<br />

Bibliographisches Institut („Meyer“) während des Nationalsozialismus. In: ierteljahrshefte V<br />

<strong>für</strong> Zeitgeschichte 1/2012,<br />

München, S. 69–92<br />

16. zitiert nach Karl Holl, Wolfram Wette: Pazifismus in der Weimarer Republik, a. a. O., S. 15 f.<br />

17. Dieter Riesenberger, a. a. O., S. 250 f.<br />

18. zitiert nach Wolfgang Benz, a. a. O., S. 218<br />

19. Clemens Vollnhals, 1996: Die Kirchenpolitik <strong>von</strong> SED und Staatssicherheit: eine Zwischenbilanz , Band 7 <strong>von</strong><br />

Analysen und Dokumente, Ch. Links Verlag, ISBN 3-86153-122-4, S. 116 (eingeschränkte Vorschau (https://books.g<br />

oogle.de/books?id=7i5Ac0Taty4C&pg=PA116#v=onepage) in der Google-Buchsuche).<br />

20. Heinrich August Winkler: FAZ, 5. Dezember 1991<br />

21. Holger Kremser (1993): Der Rechtsstatus der evangelischen Kirchen in der DDR und die neue Einheit der EKD.<br />

J.C.B. Mohr, Tübingen. S. 157 (eingeschränkte Vorschau (https://books.google.de/books?id=zhSBYsZ_4oEC&pg=P


A157#v=onepage) in der Google-Buchsuche).<br />

22. Den Heiner nimmt uns keiner. In: Der Spiegel. Nr. 50, 1991 (online (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13491423.h<br />

tml)).<br />

23. https://www.welt.de/print/die_welt/politik/article10980281/Das-Geheimnis-des-CDU-Chronisten.html<br />

24. Ulrich Duchrow / Gerhard Liedke: Schalom. Der Schöpfung Befreiung, den Menschen Gerechtigkeit, den Völkern<br />

Frieden. <strong>Eine</strong> Arbeitshilfe zum konziliaren Prozeß, Stuttgart 1987<br />

25. Bundesverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Deutschlands (Hrsg.): Texte zur katholischen<br />

Soziallehre. 4. Aufl., Kevelaer 1977, S. 271–320<br />

26. Karl Rahner, Herbert Vorgrimler: Kleines Konzilskompendium. 4. Aufl., Freiburg i.Br. 1968, S. 449–552<br />

27. Richard K. S. Taylor: Against the Bomb, S. 5<br />

28. Richard K. S. Taylor: Against the Bomb, S. 5 f.<br />

29. spiegel.de vom 10. April 2007(http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/83/aufstand_der_atomforsc<br />

her.html) Franz Walter: Aufstand der Atomforscher<br />

30. Marc Frey: Geschichte des Vietnamkriegs. München 2006, S. 167–172; Ingrid Gilcher-Holtey: Die 68er Bewegung:<br />

Deutschland, Westeuropa, USA. Beck, 4. Auflage, München 2008, ISBN 3-406-47983-9, S. 73 (https://books.google.<br />

de/books?id=Ok4rLVf389EC&pg=PA73)<br />

31. Simon Hall: Peace and Freedom – The Civil Rights and Antiwar Movements in the 1960s. 2006, S. 158<br />

32. Lothar Schröter: Die NATO im Kalten Krieg. Die Geschichte des Nordatlantikpaktes bis zur Auflösung des<br />

Warschauer Vertrages – eine Chronik, Bd. 2: 1976–1991. Homilius, Berlin 2009, ISBN 978-3-89706-915-2, S. 755.<br />

33. Colin S. Gray, Keith Payne: Victory is possible. In: Foreign Policy, Washington, Nr. 39/ 1980. Übersetzt und zitiert bei<br />

Günter Neuberger: Der Plan Euroshima; aus Reden und Schriften <strong>von</strong> Ronald Reagan, Alexander Haig, Caspar<br />

Weinberger und anderen.Pahl-Rugenstein, Köln 1982, ISBN 3760906885, S. 24<br />

34. Karl-Wilhelm Gellissen: Der Krefelder Appell(http://www.heimat-krefeld.de/website/dieheimat/2006/77_2006_gesam<br />

t/161-164.pdf), in: Die Heimat Band 77 / 2006, S. 161. Umfassende bebilderte Dokumentation (PDF-Datei; 235 kB),<br />

abgerufen am 28. Dezember 2016.<br />

35. Jan Hansen: Schaffen Raketen Arbeitsplätze? Der Streit um die Nachrüstung und die Rüstungskonversion in den<br />

Gewerkschaften (um 1979 bis 1983), in: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft II/2016.<br />

36. Ferngesteuerte Friedensbewegung?(http://martin-ebner.net/topics/culture/friedensbewegung/) Artikel zum<br />

Forschungsprojekt „Plan und Realität: Die westdeutsche Friedensbewegung im politischen Kalkül der SED-Führung“<br />

an der FU Berlin, abgerufen am 28. November 2014<br />

37. Pressehütte Mutlangen(http://www.pressehuette.de/)<br />

38. Konzertblockade der Lebenslaute(http://www.lebenslaute.de/)<br />

39. Friedensbewegung | Mehrere tausend Teilnehmer bei Ostermärschen(http://www.handelsblatt.com/panorama/aus-al<br />

ler-welt/friedensbewegung-mehrere-tausend-teilnehmer-bei-ostermaerschen/9783092.html) , in Handelsblatt vom 19.<br />

April 2014<br />

40. Friso Wielenga: Die Niederlande: Politik und politische Kultur im 20. Jahrhundert.Waxmann, 2008, ISBN 3-8309-<br />

1844-5, S. 364 f. (http://books.google.de/books?id=GEqKAwAAQBAJ&pg=PA364)<br />

41. Manfried Rauchensteiner, Thomas Desch: Überlegungen zum Frieden.Deuticke, 1987, ISBN 3-7005-4578-9, S. 367<br />

42. Detlev Preuße: Umbruch <strong>von</strong> unten: Die Selbstbefreiung Mittel- und Osteuropas und das Ende der Sowjetunion.<br />

Springer VS, 2014, ISBN 978-3-658-04971-3, S. 220. (http://books.google.de/books?id=urckBAAAQBAJ&pg=PA22<br />

0)<br />

43. 700 Menschen und 60 Bezugsgruppen(http://www.friedenspaedagogik.de/themen/friedensbewegung/25_jahre_nac<br />

h_der_demonstration_in_grossengstingen/fotos_der_aktion_in_grossengstingen/700_menschen_und_60_bezugsgr<br />

uppen), Berghof Foundation<br />

44. Udo Leuschner: Bildauswahl – Der Kampf gegen die „Nachrüstung“(http://www.udo-leuschner.de/nachruestung/830<br />

901.htm)<br />

45. Dokumentation der Kampagne Ziviler Ungehorsam bis zur Abrüstung.(http://www.pressehuette.de/buch.php?ID=5)<br />

Pressehuette.de<br />

46. Gunilla Budde, Eckart Conze, Cornelia Rauh: Bürgertum nach dem bürgerlichen Zeitalter: Leitbilder und Praxis seit<br />

1945. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-36850-3, S. 141. (http://books.google.de/books?i<br />

d=6rZNtOEwX0EC&pg=PA141)<br />

47. Vor 30 Jahren: Größte Friedensdemos der bundesdeutschen Geschichte(http://www.friedenskooperative.de/netzwe<br />

rk/histo000.htm), Netzwerk Friedenskooperative, 22. Oktober 2013<br />

48. Michael Ploetz, Hans-Peter Müller (Hrsg.): Ferngelenkte Friedensbewegung?Münster 2004, S. 342<br />

49. Two States One Homeland, Together and Separate. (http://2states1homeland.org/en)2015; abgerufen am<br />

4. September 2017 (englisch).<br />

50. Dokumentiert: Zwei Staaten, eine Heimat.(http://www.rosalux.org.il/dokumentiert-zwei-staaten-eine-heimat/) In:<br />

Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel Office.4. Mai 2017; abgerufen am 4. September 2017(Übersetzung des<br />

Gründungsdokuments).<br />

51. Inge Günther: Zwei Staaten, eine Heimat.(http://www.fr.de/politik/nahost-konflikt-zwei-staaten-eine-heimat-a-30674<br />

7) In: Frankfurter Rundschau. 23. September 2016; abgerufen am 4. September 2017.


52. Toi Staff: Settlers, Palestinians come together to seek EU-model end to conflict. (http://www.timesofisrael.com/settler<br />

s-palestinians-come-together-in-seeking-eu-model-end-to-conflict/)In: The Times of Israel. 28. März 2016;<br />

abgerufen am 4. September 2017(englisch).<br />

53. Beispiele: Lars Langenau: Hamburgs öffentliches Gelöbnis: Müde Massen am militärischen Sperrgebiet (http://www.<br />

spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,253181,00.html) , Der Spiegel, 16. Juni 2003; Bundeswehr-Gelöbnis:<br />

Pazifisten-Ekstase und preußische Rituale, Netzeitung 21. Juli 2008(https://web.archive.org/web/20080722102458/<br />

http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/1096637.html) (Memento vom 22. Juli 2008 im Internet Archive)<br />

54. zitiert nach Robert Cohen: When the old Left was Young, S. 80<br />

55. Vor 25 Jahren: Heiner Geißler hält „Skandalrede“ im Bundestag: „Pazifismus hat Auschwitz möglich gemacht“(http://<br />

www1.wdr.de/stichtag/stichtag3566~_mon-062008_tag-15062008.html), WDR, 15. Juni 2008<br />

56. „Der schlimmste Hetzer in diesem Land“. In: Der Spiegel. Nr. 21, 1985, S. 28–30 (online (http://www.spiegel.de/spieg<br />

el/print/d-13514192.html)– 20. Mai 1985).<br />

57. Richard Faber, Barbara Neumann: Literatur der Grenze, Theorie der Grenze, S. 135<br />

58. Wolf Biermann: Brachiale Friedensliebe. In: Der Spiegel. Nr. 9, 2003, S. 144–147 (online (http://www.spiegel.de/spie<br />

gel/print/d-26448585.html)– 24. Februar 2003).<br />

59. Michael Ploetz, Hans-Peter Müller: Ferngelenkte Friedensbewegung?, S. 113<br />

60. Alan Schwerin: Bertrand Russell on Nuclear War, Peace, and Language.S. 16 ff.<br />

61. Gernot Heiss und Heinrich Lutz: Friedensbewegungen Bedingungen und Wirkungen, Band 2, 1984, S. 153<br />

62. zum Beispiel Udo Baron: Zur heute nachweisbaren Einflussnahme <strong>von</strong> SED und MfS – Die verführte<br />

Friedensbewegung (http://www.kas.de/wf/doc/kas_2877-544-1-30.pdf) (PDF; 1,1 MB)<br />

63. Michael Ploetz, Hans-Peter Müller: Ferngelenkte Friedensbewegung?a. a. O., S. 111<br />

64. Klaus Schröder und Peter Erler: Geschichte und Transformation des SED-Staates, S. 274 und 276.<br />

65. Udo Baron: Kalter Krieg und heißer Frieden – Der Einfluss der SED und ihrer westdeutschen Verbündeten auf die<br />

Partei Die Grünen, Lit-Verlag, 1. Auflage 2003, ISBN 3-8258-6108-2, S. 170<br />

66. Anne-Katrin Gebauer: Der Richtungsstreit in der SPD – Seeheimer Kreis und neue Linke im innerparteilichen<br />

Machtkampf, 2005, S. 203<br />

67. Volker Böge und Peter Wilke: Sicherheitspolitische Alternativen, Nomos Verlagsgesellschaft, 1984, S. 263<br />

68. zitiert nach John Shreve: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu – Wolf Biermann im Westen, 1989, S. 133<br />

69. Holger Nehring, Benjamin Ziemann: Führen alle Wege nach Moskau? Der Nato-Doppelbeschluss und die<br />

Friedensbewegung – eine Kritik.In: Vierteljahrshefte <strong>für</strong> Zeitgeschichte.Heft 1, 2011; vgl. dazu auch Franziska<br />

Augstein: Keine fünfte Kolonne. Die deutsche Friedensbewegung der 1970er und 1980er Jahre. In: Süddeutsche<br />

Zeitung. 8./9. Januar 2011, S. 15<br />

70. LG Memmingen, Urteil vom 20. November 1984, Az. Ns 9 Js 25 561/83 und Az. 9 Js 25561/83, weiteres erfahren V<br />

dann beim BVerfG, Urteil vom 14. Juli 1987, Az. 1 BvR 242/86, BVerfGE 76, 211 (http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv0<br />

76211.html#).<br />

71. Beschluss vom 5. Mai 1988, Az. 1 StR 5/88, BGHSt 35, 270(http://dejure.org/dienste/vernetzung/rechtsprechung?Te<br />

xt=BGHSt%2035,%20270)Volltext<br />

72. dazu Werner Offenloch: Erinnerung an das Recht – Der Streit um die Nachrüstung auf den Straßen und vor den<br />

Gerichten. Mohr Siebeck, 2005, S. 32 f.<br />

73. BVerfG, Beschluss vom 10. Januar 1995, Az. 1 BvR 718/89; 1 BvR 719/89; 1 BvR 722/89; 1 BvR 723/89.<br />

74. Beschluss des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Januar 1995(http://www.servat.unibe.ch/dfr/<br />

bv092001.html)<br />

75. Thema „juristisches Nachspiel“ (zur Blockadewoche vor dem Atomwaf fenlager Golf 1982) auf den Seiten des<br />

Instituts <strong>für</strong> Friedenspädagogik Tübingen(http://www.friedenspaedagogik.de/themen/friedensbewegung/25_jahre_na<br />

ch_der_demonstration_in_grossengstingen/artikel_sitzblockade_vor_dem_atomwaf fenlager_in_grossengstingen_im<br />

_sommer_1982_michael_schmid/das_juristische_nachspiel)<br />

76. Hans Elbeshausen: Deutschland – Geschichte und Politik, 1997, S. 129.<br />

77. Ilka Schröder: Wider die politische Naivität(https://web.archive.org/web/20060526203344/http://www.ilka.org/presse/<br />

pms/pms63demo.html)(Memento vom 26. Mai 2006 im Internet Archive). Presseerklärung Nr. 07, Berlin/Brüssel 18.<br />

Februar 2003.<br />

78. Michael Lerner: Ein historischer Fehler (http://www.nahost-politik.de/amerika/friedensbewegung.htm). In: die<br />

tageszeitung, 2. März 2003 (Nachdruck bei HaGalil).<br />

79. Website des US Friedensrats(http://uspeacecouncil.org/)<br />

80. Gemäß Satzung § 2, (2.1)Satzung (http://www.volksbund.de/fileadmin/redaktion/BereichInfo/BereichInformationsmat<br />

erial/ZahlenDatenFakten/Satzung/2008_lang_Satzung.pdf)<br />

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!<br />

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Gemeinschaftsgarten<br />

Ein Gemeinschaftsgarten ist ein als Garten genutztes Stück Land, das <strong>von</strong> einer<br />

Gruppe <strong>von</strong> Personen gemeinsam bewirtschaftet wird.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Beschreibung<br />

2 Besondere Formen<br />

3 Gemeinschaftsgärten in Deutschland: Beispiele<br />

3.1 Himmelbeet (Berlin)<br />

3.2 HirschGrün und Vielfeld (Aachen)<br />

3.3 Inselgarten (Berlin)<br />

3.4 Münchner Krautgärten (München)<br />

3.5 Neuland (Köln)<br />

3.6 Pagalino und kügäli (Hannover)<br />

3.7 Rosa Rose (Berlin)<br />

4 Gemeinschaftsgärten in anderen Ländern<br />

4.1 Entwicklungsländer<br />

5 Siehe auch<br />

6 Literatur<br />

7 Weblinks<br />

8 Einzelnachweise<br />

Mobiler Gemeinschaftsgarten in<br />

Köln-Ehrenfeld<br />

Beschreibung<br />

Gemeinschaftsgärten sind kollektiv betriebene Gärten in der Tradition der community gardens. Die Grundstücke befinden sich<br />

meistens in der Stadt. Oft sind die Gärten öffentlich zugänglich. Der rechtliche Status ist sehr unterschiedlich. Es kann sich um<br />

Besetzungen handeln, es können aber auch Privatgrundstücke sein oder öffentliche Gelände. Die Initiatoren und Träger der<br />

Gemeinschaftsgärten können ebenfalls sehr verschieden sein: Nachbarn, politische Gruppen, Kirchen, Schulen und Guerilla-Gärtner.<br />

Dies hängt unmittelbar mit den jeweiligen Zielen sowie den örtlichen und regionalen Bedingungen, Bedürfnissen und den<br />

betreibenden Interessengruppen zusammen. Viele Gemeinschaftsgärten haben sich beispielsweise bereits mit dem Ziel des<br />

interkulturellen Gärtnerns zusammengefunden. Hier gärtnern Menschen unterschiedlichster nationaler Herkunft miteinander. Die<br />

Gemeinschaftsgärten entstanden zum <strong>einen</strong> aus einem neu erwachten Bedürfnis nach der Produktion eigener gesunder Lebensmittel<br />

(insbesondere in den Großstädten), aber auch mit dem Ziel des Austausches untereinander, nicht nur über gärtnerisches Alltags- und<br />

Fachwissen, und eben der Pflege <strong>von</strong> Gemeinschaftsleben. Viele Gärten entstanden durch öffentliche Förderung, aber mit dem Ziel<br />

der Erhaltung aus eigener Kraft. Nicht alle Gemeinschaftsgärten sind jedoch dauerhaft gesichert.<br />

Besondere Formen<br />

<strong>Eine</strong> weitere Form des Gemeinschaftsgartens ist Gardensharing (auch Landsharing), bei dem ein Grundbesitzer einem Gärtner (oder<br />

mehreren) Zugang zu Land, in der Regel einem Garten ermöglicht, um Nahrungsmittel anzubauen. Dies kann in einer vertraglich<br />

geregelten Beziehung zwischen zwei Personen (Personen im rechtlichen Sinn: es kann sich auch um Gruppen <strong>von</strong> Menschen oder


juristische Personen handeln) oder über die Vermittlung durch ein Web-basiertes Projekt erfolgen. Land zu teilen ist keine<br />

Schenkökonomie sondern der Share Economy zuzuordnen. Ermöglicht wird der rasche Zugang zur Nutzung <strong>von</strong> Erde, wenn<br />

Gemeinschaftsgärten nicht oder nur über Wartelisten genutzt werden können.<br />

<strong>Eine</strong> Sonderform des Gemeinschaftsgartens ist der Gemeinschaftsdachgarten. [1]<br />

In vielen Städten sind so genannte Mobile Gemeinschaftsgärten anzutreffen. Charakteristisch des Mobilen sind folgende<br />

Eigenschaften:<br />

Es wird Brachland in der Innenstadt verwendet, das im Regelfall nur<br />

temporär Brachland sein kann, aber da<strong>für</strong> kostenlos oder gegen geringe<br />

Miete befristet überlassen wird.<br />

Der komplette Garten wird mobil gehalten, indem alle Pflanzen nicht in<br />

den Boden gepflanzt werden, sondern auf Transportpaletten, Kisten,<br />

Fässern oder Säcken. Der komplette Gemeinschaftsgarten kann so<br />

umziehen, sobald das Brachland als Bauland genutzt werden soll.<br />

Bevorzugt werden Hochbeete auf Paletten, weil diese besonders gut per<br />

Gabelstapler umziehen können. Oft werden diese Paletten auf<br />

Steinblöcke gelegt, damit die Bodenfeuchtigkeit nicht das Holz angreift.<br />

Sehr oft werden mobile Gemeinschaftsgärten auf kontaminierte Böden<br />

angelegt, weil dieses Brachland erst durch eine aufwendige Sanierung<br />

als Bauland genutzt werden kann. Charakteristisch an dieser Situation<br />

ist, dass oft der Boden zunächst mit einer unbedenklichen Schutzschicht<br />

überzogen werden muss, ggf. oft auch mit einer Folie als Trennschicht,<br />

um bei der Sanierung nicht die Entsorgungsmenge zu erhöhen. Das<br />

Pflanzen in Paletten ist hier auch erforderlich, damit das Wurzelwerk<br />

nicht mit dem kontaminierten Boden in Berührung kommt.<br />

Da ein mobiler Gemeinschaftsgarten auf temporärem Brachland<br />

angelegt wird, sollte er möglichst ohne ortsgebundene Investitionen<br />

errichtet werden. Hilfreich ist hier die Nutzung <strong>von</strong> Abfällen aus der<br />

Wirtschaft, die sonst entsorgt werden müssten wie zum Beispiel<br />

Transportpaletten <strong>von</strong> Baustellen, Bigbags aus der<br />

Lebensmittelindustrie oder jährlich ausgetauschter Tennisplatzsand<br />

(bspw. als Schutzschicht gegenüber kontaminiertem Boden).<br />

Gemeinschaftsgärten in Deutschland:<br />

Beispiele<br />

Hochbeet aus umgebauten Paletten<br />

mit Bigbag.<br />

Palette auf Steinblöcke.<br />

Kontaminierter Boden mit<br />

Tennisplatzsand überdeckt.<br />

Himmelbeet (Berlin)<br />

Hauptartikel: Himmelbeet<br />

Das Himmelbeet ist ein interkultureller Gemeinschaftsgarten im sozialen Brennpunkt Wedding. Unter dem Motto „zusammen<br />

wachsen“ hat er sich der Aufgabe verschrieben, Nachbarn sowie soziale Randgruppen (Migranten, Senioren, sowie körperlich und<br />

geistig Benachteiligte) bei der Gartenarbeit friedlich zusammenzuführen. Das Miteinander wird außerdem bei zahlreichen Kulturund<br />

Lehrveranstaltungen zur Ernährungs- und Umweltbildung gestärkt. Besonderen Schwerpunkt wird dort auf den ökologischen<br />

Anbau regionaler und alter Kultursorten gelegt. Was 2009 als Idee eines urbanen Gartens über den Dächern Berlins auf einem<br />

Parkdeck begann, hat sich seit 2013 s<strong>einen</strong> festen Platz auf dem Boden nahe dem Leopoldplatz geschaffen, nachdem<br />

Brandschutzbestimmungen das Dachvorhaben scheitern ließen.<br />

HirschGrün und Vielfeld (Aachen)<br />

Der Gemeinschaftsgarten HirschGrün wurde im April 2013 auf einer ehemaligen Brachfläche <strong>von</strong> ca. 1200 gegründet. Auf dem<br />

Gelände stehen noch ein Schrank <strong>für</strong> Foodsharing und eine Give-Box. Neben dem Gemeinschaftsgarten HirschGrün wurde noch der<br />

Garten Vielfeld auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei im Stadtpark, gleich hinter dem Neuen Aachener Kunstverein,<br />

gegründet.


Inselgarten (Berlin)<br />

Im Jahr 2016 entwickelt sich aus einem Projekt ein gemeinschaftlich genutzter<br />

Stadtgarten im öffentlichen Raum (Urban Gardening) an der Cheruskerstraße nahe<br />

dem S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke. [2] Es ist eine Initiative <strong>von</strong> Über den<br />

Tellerrand e. V., [3] dem Lebensmittelgeschäft Bio-Insel [4] und der Technischen<br />

Universität Berlin. Dort wird der Bau des Inselgartens in eine Lehrveranstaltung am<br />

Institut <strong>für</strong> Architektur eingebunden. [5] Das Projekt soll sich auf die<br />

gesellschaftlichen Veränderungsprozesse [6] auf der Roten Insel beziehen und die<br />

Anwohnenden aktiv einbeziehen. Zwei Bienenstöcke, zwei Nistkästen, eine aus<br />

Europaletten gebaute Bank und ein Wassertank ergänzen die mobile Gartenanlage.<br />

Münchner Krautgärten (München)<br />

Auf Gehwegplatten entsteht der<br />

Inselgarten mit den mobilen<br />

Hochbeeten. Die Schilder an den<br />

Pflanzen sind mehrsprachig<br />

ausgezeichnet<br />

Seit 1999 wurden in München 21 Krautgärten (Stand 2015) auf privaten<br />

Ackerflächen oder Stadtgütern am Stadtrand angelegt, aufgrund hoher Nachfrage<br />

sollen weitere hinzukommen. Ziel der Stadt München ist es, den Grüngürtel um die Stadt zu erhalten, lokale Landwirte zu<br />

unterstützen und urbanes Gärtnern zu fördern. Die Organisation am jeweiligen Standort übernimmt der Landwirt oder ein da<strong>für</strong><br />

gegründeter Verein. Die 30–60 m² großen Parzellen werden <strong>für</strong> jeweils eine Gartensaison verpachtet und <strong>von</strong> professionellen<br />

Gärtnern vorbepflanzt. Die weitere Pflege und Ernte übernehmen dann die Pächter . [7]<br />

Neuland (Köln)<br />

Als Mobiler Gemeinschaftsgarten ist Kölner Neuland e.V. im Jahre 2011 entstanden und wird durch die Stiftung Mitarbeit unterstützt<br />

in dessen Folge 1,5 Stellen finanziert sind. [8] Es ist ein großer Gemeinschaftsgarten der sich in die Richtung eines „OpenAir<br />

Bürgerzentrums“ entwickelt. Besonderes Merkmal ist, dass eine beliebte Wegabkürzung mitten durch den Garten geht, wodurch eine<br />

leichtere soziale Interaktion möglich ist.<br />

Pagalino und kügäli (Hannover)<br />

Im Stadtteil Linden-Nord entstand mit dem<br />

Bürgergartenprojekt Pagalino (Palettengarten<br />

Linden-Nord) auf der Lichtung in einem<br />

Waldstück am Freizeitheim Linden 2012 ein<br />

Palettengarten. [9] Vorläufer war das 2011<br />

entstandene Gartenprojekt kügäli im Stadtteil<br />

Limmer, das s<strong>einen</strong> ersten Standort auf einem<br />

brach liegenden Parkplatz des Unternehmens<br />

Gemeinschaftsgarten Pagalino in Hannover<br />

Continental hatte. Wegen Baumaßnahmen zog das<br />

mobile Gartenprojekt auf ein Brachgelände in<br />

Nachbarschaft zum Platzprojekt Hannover im Stadtteil Linden-Mitte um. [10]<br />

Rosa Rose (Berlin)<br />

Ein Beispiel <strong>für</strong> <strong>einen</strong> Gemeinschaftsgarten ist Rosa Rose in Berlin. Seit Mai 2004 nutzten Nachbarinnen und Nachbarn gemeinsam<br />

eine etwa 2000 m² große, aus drei Grundstücken bestehende Fläche im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, einem Bezirk mit<br />

nur wenigen innerstädtischen Grünflächen. Ein großer Teil dieser Fläche ist im Sommer 2008 geräumt worden, die verbliebenen<br />

Gemeinschaftsgartennutzer versuchten, mit Hilfe einer Unterschriftenkampagne, den Fortbestand ihres Gartens zu sichern. 2009<br />

wurde jedoch auch der übrige Teil der Fläche geräumt. [11] Inzwischen ist Rosa Rose umgezogen und macht auf neuer Fläche weiter .


Gemeinschaftsgärten in anderen Ländern<br />

Entwicklungsländer<br />

Auch in der Entwicklungszusammenarbeit spielen Gemeinschaftsgärten eine<br />

wachsende Rolle, da sie helfen, den weit verbreiteten Mangel an Mikronährstoffen<br />

zu überwinden und darüber hinaus den Zusammenhalt der Beteiligten stärken<br />

können. [12] In Kubas Landwirtschaft spielen Gemeinschaftsgärten und<br />

landwirtschaftliche Kooperativen seit Beginn der 1990 eine wichtige Rolle <strong>für</strong> die<br />

Versorgung der Landwirtschaft. [13][14]<br />

Siehe auch<br />

Cooperative Alamar, Kuba, im Film<br />

Voices of Transition<br />

Allmende<br />

Guerilla Gardening<br />

Gartenbau<br />

Kleingarten<br />

Internationaler Garten<br />

Literatur<br />

Christa Müller (Hrsg.): Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt . Oekom-Verlag, München 2011,<br />

350 S., ISBN 978-3-86581-244-5<br />

Marit Rosol: Gemeinschaftsgärten in Berlin: <strong>Eine</strong> qualitative Untersuchung zu Potenzialen und Risiken<br />

bürgerschaftlichen Engagements im Grünflächenbereich vor dem Hintergrund des Wandels <strong>von</strong> Staat und Planung.<br />

Taschenbuch, Verlag Mensch & Buch, Berlin 2006, ISBN 978-3866640764<br />

Elisabeth Schwiontek: Grünes Glück: Gärten erobern die Großstädte. Goethe Institut 2008, abgerufen am 28.<br />

Februar 2013.<br />

Weblinks<br />

Commons: Community gardens – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis(Memento vom 4. Juli 2009 im Internet Archive) zur urbanen<br />

Landwirtschaft<br />

Berliner Gemeinschaftsgärten<br />

Städte ohne Hunger, Organisation in São Paulo (u.a. Projekt Gemeinschaftsgärten)<br />

Gemeinschaftsgärten in Österreich<br />

Einzelnachweise<br />

1. Website des Vereins Dachgärten <strong>für</strong> alle e.V. (http://www.dachgaertenfueralle.de/)<br />

2. Inselgarten Projektbeschreibung (PDF).(http://www.anett-seltz.de/system/files/documents/1512_inselgarten_projekt<br />

beschreibung_kl.pdf) Abgerufen am 17. August 2016.<br />

3. Über den Tellerrand e. V (http://www.sto-stiftung.de/media/dokumente/downloads/2015_1/KITCHEN_HUB_Booklet.p<br />

df)<br />

4. Bio-Insel (http://www.bio-insel.de)<br />

5. CoCoon. (http://edbkn.service.tu-berlin.de/?q=node/987)Abgerufen am 17. August 2016.<br />

6. [1] (http://www.berliner-zeitung.de/berlin/-rote-insel--in-schoeneberg-eine-sachliche-romanze-auf-der-roten-insel-309<br />

4528)<br />

7. Die Münchner Krautgärten.(http://www.muenchen.de/rathaus/dms/Home/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung<br />

-und-Bauordnung/Bebauungsplanung/Gruenplanung/Krautgaerten/Flyer-2014-09/Flyer%202014-09.pdf)<br />

Landeshauptstadt München; 2014; abgerufen am 3. Juli 2015(PDF).<br />

8. mitarbeit.de/... (http://www.mitarbeit.de/1370.html)- Rubrik „Exemplarische Starthilfsprojekte“ (abgerufen 25.<br />

Dezember 2015)


9. Pagalino - Der Palettengarten in Linden-Nord(http://www.tthannover.de/tth-projekte/k%C3%BCg%C3%A4li-k%C3%<br />

BCcheng%C3%A4rten-limmer/pagalino-palettengarten-linden-nord/)<br />

10. Küchengärten Limmer - kügäli(http://www.tthannover.de/tth-projekte/k%C3%BCg%C3%A4li-k%C3%BCcheng%C<br />

3%A4rten-limmer/)<br />

11. Beleg Räumung Rosa Rose(http://www.rosarose-garten.net/de/press)<br />

12. Hans-Heinrich Bass, Klaus <strong>von</strong> Freyhold und Cordula Weisskoeppel: Wasser ernten, Bäume schützen.<br />

Ernährungssicherung im Sahel, Bremen 2013(http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-325187)<br />

13. The Avery Diet: The Hudson Institute’s Misinformation Campaign Against Cuban Agriculture (http://globalalternative<br />

s.org/files/AveryCubaDiet.pdf) (PDF; 339 kB). Online publication: Funes, Altieri & Rosset, abgerufen am 4. Januar<br />

2013.<br />

14. Jack Fairweather, Christina Asquith: How Can Cuba’s Sustainable Agriculture Survive the Peace? (http://www.thesol<br />

utionsjournal.com/node/554)In: The Solutions Journal. Volume 1, Issue 2, S. 56–58.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gemeinschaftsgarten&oldid=164207407 “<br />

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Gemeinwohl-Ökonomie<br />

Als Gemeinwohl-Ökonomiewerden seit den 1990er Jahren verschiedene Konzepte und alternative Wirtschaftsmodelle bezeichnet,<br />

die eine Orientierung der Wirtschaft am Gemeinwohl, Kooperation und Gemeinwesen in den Vordergrund stellen. Auch<br />

Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung („Partizipation“)<br />

werden als Werte der Gemeinwohl-Ökonomie bezeichnet. Die Gemeinwohl-Ökonomie soll eine Systemalternative zu<br />

Marktwirtschaft und Planwirtschaft sein - zum Teil auch deren Synthese.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Begriffsgeschichte<br />

2 Gemeinwohlbilanz <strong>von</strong> Unternehmen<br />

3 Gemeinwohl-Ökonomie als gesellschaftliche Bewegung<br />

4 Literatur<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Begriffsgeschichte<br />

Erste Ansätze wurden in den 1990er Jahren <strong>von</strong> Joachim Sikora, Bernd Winkelmann, Hans Diefenbacher und Richard Douthwaite<br />

entwickelt. 2010 gründete Christian Felber in Wien <strong>einen</strong> „Verein zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie“ <strong>für</strong> ein Wirtschaften,<br />

das auf Kooperation statt Konkurrenz setzt. [1]<br />

Gemeinwohlbilanz <strong>von</strong> Unternehmen<br />

Anhand <strong>von</strong> Kriterien wie Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und<br />

Mitentscheidung können Unternehmen eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen. [2]<br />

Gemeinwohl-Ökonomie als gesellschaftliche Bewegung<br />

Seit der Entstehung 2010 haben sich über 2.200 Unternehmen, über 160 Organisationen und über 9.000 Personen der Initiative<br />

angeschlossen. Rund 100 Regionalgruppen (Stand Juni 2017) haben sich gebildet. [3] Schwerpunkte bilden dabei die DACH-Staaten,<br />

weitere Staaten in Europa sowie in Südamerika.<br />

Die Einbettung der Gemeinwohl-Ökonomie in das europäische Wirtschaftssystem und Wirtschaftsprogramm Europa 2020 wurde ab<br />

Februar 2015 im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss diskutiert. Der Ausschuss nahm eine 10-seitige Initiativ-<br />

Stellungnahme am 17. September 2015 mit 86 % Stimmenmehrheit an und „erachtet das Modell als geeignet, in den Rechtsrahmen<br />

der EU und ihrer Mitgliedschaften integriert zu werden“. [4][5]<br />

Literatur<br />

Christian Felber: Die Gemeinwohl-Ökonomie. <strong>Eine</strong> demokratische Alternative wächst , Neuausgabe 2014 (erste<br />

Ausgabe 2010), ISBN 978-3-552-06291-7http://www.christian-felber.at/buecher/gemeinwohl-neu.php


Weblinks<br />

Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung<br />

Einzelnachweise<br />

1. Hannes Koch: Der Finanzmissionar (https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5096221&s=Der+Finanzmissionar/)In: die<br />

tageszeitung 14.4.2012.<br />

2. Susanne Meier: Menschlichkeit statt Finanzgewinn: 16 Tiroler Pionier-Unternehmen erstellen erstmals eine<br />

Gemeinwohlbilanz, indem sie ihre Firma in Punkten wie soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit<br />

bewerten. (http://www.christian-felber.at/artikel/pdf/menschlichkeit-statt-finanzgewinn.pdf)In: Tiroler Tageszeitung,<br />

17. November 2012<br />

3. Liste der GWÖ-Regionalgruppen(https://www.ecogood.org/de/community/regionalgruppen/). Website des Vereins<br />

zur Förderung der Gemeinwohl‐Ökonomie, Wien. Abgerufen am 20. Juni 2017.<br />

4. Presseinformation: Gemeinwohl-Ökonomie in Brüssel angenommen(http://bremen.gwoe.net/2015/10/18/presseinfor<br />

mation-gemeinwohl-oekonomie-in-bruessel-angenommen/)vom 18. Oktober 2015, abgerufen am 12. Februar 2017<br />

5. Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zum Thema "Die Gemeinwohl-Ökonomie:<br />

Ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell <strong>für</strong> den sozialen Zusammenhalt"(https://www.ecogood.org/media/filer_public/13/<br />

30/1330a866-2d0a-42c5-81a6-73df8bf27521/stellungnahme_gemeinwohl_oekonomie-ewsa_deutsch.pdf) , vom 17.<br />

September 2015, abgerufen am 12. Februar 2017<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gemeinwohl-Ökonomie&oldid=170138874 “<br />

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Genossenschaft<br />

<strong>Eine</strong> Genossenschaft ist ein Zusammenschluss <strong>von</strong> natürlichen beziehungsweise juristischen Personen, deren Ziel der Erwerb oder<br />

die wirtschaftliche beziehungsweise soziale Förderung ihrer Mitglieder durch <strong>einen</strong> gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb ist.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Geschichte<br />

2 Genossenschaftstag<br />

3 Genossenschaften in den Wirtschaftswissenschaften<br />

4 Genossenschaftswesen in Europa<br />

4.1 Europäische Union<br />

4.2 Deutschland<br />

4.2.1 Rechtsform<br />

4.2.1.1 Gründungsvoraussetzungen<br />

4.2.1.2 Organe und Mitglieder<br />

4.2.1.3 Gesellschaftliche Rolle<br />

4.2.1.4<br />

Besonderheiten bei Kreditgenossenschaften<br />

4.2.2 Prüfungsverbände<br />

4.2.3 Zwangsgenossenschaften<br />

4.2.4 Aktuelle Trends<br />

4.2.4.1 Energiegenossenschaft<br />

4.2.4.2<br />

Pflege- bzw. Seniorengenossenschaft<br />

4.3 Österreich<br />

4.3.1 Zur Rechtsform Genossenschaft in Österreich<br />

4.3.1.1 Zweck einer Genossenschaft<br />

4.3.1.2 Genossenschaft und Gewinne<br />

4.3.1.3 Eigenkapital und Haftsumme<br />

4.3.1.4<br />

Rechnungswesen in einer gewerblichen<br />

Genossenschaft<br />

4.3.1.5<br />

Allgemeine rechtliche und steuerliche<br />

Rahmenbedingungen<br />

4.3.1.6<br />

Mitgliedschaft in einer Genossenschaft<br />

4.3.1.7<br />

Rechte und Pflichten einer<br />

genossenschaftlichen Mitgliedschaft<br />

4.3.1.8<br />

Leistungsbeziehung Mitglied–Genossenschaft<br />

4.3.1.9 Organe der Genossenschaft<br />

4.3.2 Genossenschaftsverbände<br />

4.4 Schweiz<br />

4.5 Deutsche Demokratische Republik<br />

5 Genossenschaftsidee als Weltkulturerbe<br />

6 Forschungseinrichtungen<br />

Deutsches Genossenschaftsmuseum<br />

in Delitzsch: Gründungshaus der<br />

ersten gewerblichen Genossenschaft<br />

Denkmal <strong>für</strong> die<br />

Brunnengenossenschaft<br />

Burg-Meilen


7 Siehe auch<br />

8 Literatur<br />

8.1 Geschichte der Genossenschaftsbewegung<br />

8.2 Genossenschaftsrecht allgemein und der EU<br />

8.3 Literatur zum Genossenschaftsrecht einzelner Länder<br />

9 Weblinks<br />

10 Einzelnachweise<br />

Geschichte<br />

Im Mittelalter entwickelten sich Zusammenschlüsse (Einungen) <strong>für</strong> <strong>einen</strong> gemeinsamen<br />

Zweck. Beispiele sind Beerdigungsgenossenschaften, um den Genossen ein angemessenes<br />

Begräbnis zu ermöglichen, oder eine Genossenschaft, um <strong>einen</strong> Deich zu erhalten. Im<br />

Bergbau (z. B. in Goslar) bildeten sich die Knappschaften heraus. Im Alpenraum schlossen<br />

sich die Siedler zu Alpgenossenschaften zusammen, weil Erneuerungen der Alpwirtschaft ein<br />

Gemeinwerk erforderten. Die Genossenschaft regelte die gemeinschaftliche Nutzung der<br />

Weiden und Alpen und beschränkten die Veräußerung des Gemeineigentums.<br />

Robert Owen gilt als Begründer der ersten Genossenschaftsbewegung. 1799 begann er in<br />

seiner Baumwollspinnerei in New Lanark (Schottland) ein Experiment <strong>für</strong><br />

menschenwürdigere Arbeits- und Lebensbedingungen. Dadurch angeregt, wurde die erste<br />

eigenständige Arbeiter-Genossenschaft 1844 in Nordengland <strong>von</strong> 28 Arbeitern der dortigen<br />

Baumwollspinnereien gegründet. Die Rochdale Society of Equitable Pioneers war eine<br />

Einkaufsgenossenschaft und sollte durch ihre größere Marktmacht niedrigere Preise<br />

garantieren.<br />

Im deutschsprachigen Raum gründeten zwei Männer etwa zeitgleich und unabhängig<br />

<strong>von</strong>einander die ersten Genossenschaften. 1847 rief Friedrich Wilhelm Raiffeisen in<br />

Weyerbusch den ersten Hilfsverein zur Unterstützung der notleidenden ländlichen<br />

Bevölkerung ins Leben. Er gründete 1862 den „Heddesdorfer Darlehnskassenverein“, der<br />

heute als erste Genossenschaft im Raiffeisenschen Sinne gilt. Zur selben Zeit rief Hermann<br />

Schulze-Delitzsch in Delitzsch eine Hilfsaktion ins Leben, die den in Not geratenen<br />

Handwerkern zugutekam. Nach den Grundsätzen der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und<br />

Selbstverantwortung gründete er 1847 die „Rohstoffassoziation“ <strong>für</strong> Tischler und<br />

Schuhmacher und 1850 den „Vorschussverein“. Im selben Jahr gründeten Bürger in Eilenburg den „Darlehnskassenverein“. Noch vor<br />

Schulze-Delitzsch setzten dessen Initiatoren auf die Solidarhaft. Der Verein gilt daher als erste Kreditgenossenschaft Deutschlands<br />

und kann als Vorläufer der heutigen Volksbanken angesehen werden. Die Ideen dieser liberalen Genossenschaftsbewegung fanden in<br />

den 1860er Jahren große Resonanz in der sich neu gründenden deutschen Arbeiterbewegung, insbesondere Ferdinand Lassalle<br />

orientierte sich mit s<strong>einen</strong> Sozialismusvorstellungen stark an der Genossenschaftsidee. [1] Zu einer größeren Gründungswelle<br />

sozialistischer Genossenschaften kam es jedoch erst nach Gesetzesänderungen in den 1890ern. Unter den liberalen als auch zwischen<br />

den liberalen und den sozialistischen Genossenschaftsbewegungen kam es zu erheblichen Konflikten, die auch in der Gesetzgebung<br />

ihre Spuren hinterließen. [2]<br />

Etwa zeitgleich etablierte sich das Genossenschaftsprinzip im Einzelhandel. So schufen im Jahr 1850 Handwerker und Arbeiter<br />

wiederum in Eilenburg mit der „Lebensmittelassociation“ die erste Konsumgenossenschaft in Deutschland, deren Tradition bis in die<br />

jüngste Vergangenheit vom Konsum Sachsen-Nord weitergeführt wurde. Der schweizerische Einzelhandel wird noch heute <strong>von</strong> den<br />

Genossenschaften Migros und Coop dominiert.<br />

Erinnerung an die<br />

Eilenburger<br />

Darlehenskasse, die älteste<br />

Kreditgenossenschaft<br />

Deutschlands, 1850<br />

gegründet. Ort: Eilenburg,<br />

Nikolaiplatz.


Weltweit sind mindestens 700 Millionen Mitglieder an Genossenschaften beteiligt, wobei diese in der International Co-operative<br />

Alliance (ICA) organisiert sind. Genossenschaften sind Wertegemeinschaften, die in der Regel Ziele verfolgen, die über reine<br />

Wirtschaftsbetriebe hinausgehen. Die ICA beschreibt als grundlegende Werte die Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Demokratie,<br />

Gleichheit, Billigkeit und Solidarität. In Tradition ihrer Gründer vertrauen Genossenschaftsmitglieder auf die ethischen Werte<br />

Ehrlichkeit, Offenheit, Sozialverantwortlichkeit und Interesse an anderen Menschen.<br />

Genossenschaftstag<br />

Der Internationale Genossenschaftstag (International Cooperative Day) wird seit 1923 durch die International Co-operative Alliance<br />

gefeiert und findet alljährlich am ersten Samstag im Juli statt. Er soll das Bewusstsein <strong>für</strong> Genossenschaften schärfen und<br />

internationale Solidarität, ökonomische Effizienz, Gleichheit und Weltfrieden als Erfolge und Ideale der Genossenschaftsbewegung<br />

feiern und fördern. Er soll zudem die Zusammenarbeit zwischen der internationalen Genossenschaftsbewegung und der Gesellschaft<br />

auf allen Ebenen fördern. [3]<br />

Im Jahr 1992 wurde der erste Samstag des Juli 1995 <strong>von</strong> den Vereinten Nationen als der United Nations International Day of<br />

Cooperatives UN Internationaler Tag der Genossenschaften ausgerufen, der seitdem weltweit jährlich an diesem Tag gefeiert wird.<br />

Der Tag verweist auf den gemeinsamen Beitrag der Genossenschaftsbewegung zusammen mit den Vereinten Nationen zur Lösung<br />

globaler Fragen. Er soll, laut der 1995 <strong>von</strong> den Vereinten Nationen aufgestellten Zielsetzung, das Bewusstsein <strong>für</strong> Genossenschaften<br />

schärfen, auf die gegenseitige Ergänzung und Gemeinsamkeiten der Ziele der Genossenschaftsbewegung und der Vereinten Nationen<br />

hinweisen und den Beitrag der Genossenschaften zur Lösung der durch die Vereinten Nationen zur Sprache gebrachten Themen<br />

unterstreichen. Er soll zudem, wie bereits der International Cooperative Day, auch die Zusammenarbeit zwischen der internationalen<br />

Genossenschaftsbewegung und der Gesellschaft fördern. [4]<br />

Das Jahr 2012 wurde <strong>von</strong> den Vereinten Nationen zum Jahr der Genossenschaften erklärt. [5]<br />

Genossenschaften in den Wirtschaftswissenschaften<br />

In den Wirtschaftswissenschaften wird traditionell zwischen Fördergenossenschaften und Produktionsgenossenschaften<br />

unterschieden.<br />

Die Fördergenossenschaftensind als Beschafungs- und Verwertungsgenossenschaft ein<br />

Gemeinschaftsunternehmen der Mitglieder , das Mittel zum Zweck der Erfüllung bestimmter Funktionen <strong>für</strong> die<br />

Trägerwirtschaften (private Haushalte, Unternehmen) darstellt. Die Mitglieder sind zugleich Nutzer der<br />

kooperationsbetrieblichen Leistungen (Abnehmer , Lieferant), Miteigentümer (Träger <strong>von</strong> Willensbildung und<br />

Kontrolle), sowie Kapitalgeber.<br />

Dagegen ist bei einer Produktivgenossenschaftein Unternehmen in die Genossenschaft hineingelegt, das <strong>für</strong> die<br />

Mitglieder als Erwerbsquelle dient. Hier liegt Identität <strong>von</strong> Mitglied und Arbeitnehmer der Genossenschaft vor .<br />

In modernen Volkswirtschaften waren und sind in jüngerer Zeit Neugründungen <strong>von</strong> Genossenschaften in klassischen, vor allem aber<br />

in innovativen und/oder „alternativen“ Bereichen zu verzeichnen.<br />

Genossenschaftswesen in Europa<br />

Europäische Union<br />

Am 23. Februar 2004 hat die Kommission der Europäischen Gemeinschaften eine Mitteilung an den Rat, das Europäische Parlament,<br />

den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen Über die Förderung der Genossenschaften in<br />

Europa veröffentlicht, [6] in dem festgestellt wird, dass es in Europa einschließlich Beitrittsländern mehr als 300.000<br />

Genossenschaften mit mehr als 140 Millionen Mitgliedern gibt.<br />

Seit dem 18. August 2006 besteht in der Europäischen Union die Möglichkeit, <strong>für</strong> genossenschaftliche Aktivitäten die Rechtsform<br />

der Europäischen Genossenschaftzu wählen. Dies soll die Organisation solcher Unternehmen auf europäischer Ebene erleichtern und<br />

stellt damit <strong>einen</strong> weiteren Schritt zur Verbesserung des Binnenmarkts dar.


Die größte europäische Genossenschaft ist die Mondragón Corporación Cooperativain Spanien, zu der Unternehmen verschiedenster<br />

Sektoren wie Maschinenbau, Automobilindustrie, Haushaltsgeräte, Bauindustrie, Einzelhandel (Supermarktketten), Banken und<br />

Versicherungen gehören.<br />

Deutschland<br />

Rechtliche Grundlage ist das Genossenschaftsgesetz vom 20. Mai 1889. [7] Oberste Leitmaxime ist die gesetzlich vorgegebene<br />

Förderung der Mitglieder, die primär über Leistungsbeziehungen zwischen den Mitgliederwirtschaften (private Haushalte, Betriebe)<br />

und dem Gemeinschaftsunternehmen erfolgen soll. Insofern verfolgen Genossenschaften vorrangig ökonomische Zwecke.<br />

Wesensmerkmale, die den Kern der Genossenschaftsidentität bilden, sind neben dem Förderungsprinzip die Grundsätze der<br />

Selbsthilfe, der Selbstverantwortung, der Selbstverwaltung und das Identitätsprinzip. Letzteres besagt, dass die Miteigentümer/Träger<br />

zugleich Geschäftspartner (Abnehmer, Lieferant) und Eigenkapitalgeber sind (Dreifachbeziehung) .<br />

Während die trägerschaftliche und die Leistungsbeziehung zur Genossenschaft dem Freiwilligkeitsprinzip unterliegen, ist die<br />

Kapitalbeteiligung eine obligatorische Folge aus dem Mitgliedschaftserwerb. Das zentrale Anliegen <strong>von</strong> Genossenschaften ist es,<br />

gemeinsame wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bedürfnisse zu befriedigen.<br />

Die <strong>von</strong> Hermann Schulze-Delitzschund Friedrich Wilhelm Raiffeisen stark geprägte Genossenschaftsidee wurde im Dezember 2014<br />

in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. [8] Im März 2015 wurde die Genossenschaftsidee als<br />

erste deutsche Nominierung bei der UNESCO <strong>für</strong> das Immaterielle Kulturerbe eingereicht. [9]<br />

2004 gab es in Deutschland 5.470 eingetragene Genossenschaften, 2015 waren es etwa 7.600 mit rund 20 Millionen Mitgliedern. Die<br />

überwiegende Anzahl der Genossenschaftsmitglieder sind solche <strong>von</strong> Genossenschaftlichen Banken und<br />

Wohnungsbaugenossenschaften. [10] In Deutschland gab es Ende 2013 über 2.000 Wohnungsbaugenossenschaften, die über zwei<br />

Millionen Wohnungen verwalten und mehr als drei Millionen Mitglieder haben [11] .<br />

2012 lag die Insolvenzrate eingetragener Genossenschaften nur bei 0,06 % (18 <strong>von</strong> 28.297 [12] ). Im ersten Halbjahr 2015 betrug die<br />

Insolvenzrate null Prozent. [13] Dies wird mit der engen Überwachung durch den jeweiligen Genossenschaftsverband<br />

(Prüfungsverband) erklärt.<br />

Rechtsform<br />

In Deutschland ist die Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft (kurz „e. G.“ oder „eG“; früher eGmbH <strong>für</strong> Eingetragene<br />

Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht und eGmuH <strong>für</strong> Eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht) relevant.<br />

Nicht eingetragene Genossenschaften spielen in der Praxis so gut wie keine Rolle.<br />

<strong>Eine</strong> Genossenschaft ist in mancher Hinsicht einem eingetragenen Verein (e. V.) ähnlich. Zu beachten ist, dass das gesetzliche<br />

Leitbild eines Vereins der „nicht wirtschaftliche Verein“ (§ 21 BGB) ist, also nicht auf wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb ausgelegt ist.<br />

Der wirtschaftliche Verein kann nur durch staatliche Verleihung seine Rechtsfähigkeit erlangen (§ 22 BGB). Da dies aber selten<br />

vorkommt, kann die Genossenschaft als eine Sonderform oder Weiterentwicklung des wirtschaftlichen Vereins betrachtet werden.<br />

Tatsächlich mutet die eG wie eine Mischung aus Kapitalgesellschaft und Verein an. So können Mitglieder der Genossenschaft gemäß<br />

(§ 43 GenG) mehrere Stimmen haben, wenn sie „den Geschäftsbetrieb besonders fördern“. Dies muss aber in der Satzung festgelegt<br />

werden.<br />

Der Zweck der Genossenschaft ist es, den Erwerb oder die Wirtschaft ihrer Mitglieder, oder deren soziale oder kulturelle Belange<br />

durch den gemeinsamen Geschäftsbetrieb zu fördern (§ 1 GenG). Die eingetragene Genossenschaft ist eine juristische Person und<br />

nach § 17 GenG Formkaufmann. Das bedeutet, dass die eG aufgrund der gewählten Gesellschaftsform automatisch Kaufmann im<br />

Sinne des Handelsrechts ist.<br />

<strong>Eine</strong> Besonderheit ist die Möglichkeit, die Mitgliederhaftung auf die Höhe des Genossenschaftsanteils zu beschränken. Die<br />

Mitglieder der eG haften dann nur mit ihrem gezeichneten Anteil. Die Genossenschaft haftet indessen mit ihrem gesamten<br />

Geschäftsvermögen. Die Satzung der eG muss jedoch dazu bestimmen, dass die Nachschusspflicht der Mitglieder - zum Beispiel im


Falle einer Insolvenz - ausgeschlossen wird.<br />

<strong>Eine</strong> eG muss Mitglied in einem Prüfungsverband sein; eine der Dachorganisationen ist der Deutsche Genossenschafts- und<br />

Raiffeisenverband e. V. (DRGV). Der Prüfungsverband nimmt Kontroll- und Aufsichtsrechte gegenüber der eG wahr. Für die<br />

gesetzlich vorgeschriebene Mitgliedschaft sowie <strong>für</strong> die zumeist jährliche Prüfung entstehen den Genossenschaften Kosten, die <strong>für</strong><br />

neue und kleine Genossenschaften eine finanzielle Belastung darstellen können.<br />

In verschiedenen Bereichen der Wirtschaft gibt es Genossenschaften, beispielsweise die Registrierungsstelle der de-Domains<br />

(DENIC), sowie die DATEV eG der Steuerberater und die tageszeitung (taz).<br />

Gründungsvoraussetzungen<br />

<strong>Eine</strong> eG muss aus mindestens drei Mitgliedern bestehen (§ 4 GenG). Sie muss über eine Satzung mit gesetzlich vorgeschriebenem<br />

Mindestinhalt verfügen (§§ 6 ff. GenG). Die Genossenschaft ist, nachdem ein Gutachten durch den Prüfungsverband erstellt wurde,<br />

in das Genossenschaftsregister des zuständigen Amtsgerichts (Registergericht) einzutragen.<br />

Organe und Mitglieder<br />

Gremien einer Genossenschaft sind der Vorstand, der Aufsichtsrat und entweder die Generalversammlung oder je nach<br />

Mitgliederzahl optional bzw. verpflichtend die Vertreterversammlung. Es müssen mindestens zwei Vorstandsmitglieder (§ 24 GenG)<br />

und drei Aufsichtsratsmitglieder (§ 36 GenG) gewählt werden. Bei Genossenschaften mit nicht mehr als 20 Mitgliedern kann der<br />

Vorstand aus nur einem Mitglied bestehen und es kann auf <strong>einen</strong> Aufsichtsrat verzichtet werden. In diesem Fall nimmt die<br />

Generalversammlung die Aufgaben des Aufsichtsrats wahr .<br />

Bei den Genossenschaftsbanken, Wohnungsbaugenossenschaften und Konsumgenossenschaften sind die Mitglieder zugleich<br />

Kunden, bzw. Mieter(Wohnungsnutzer). Bei den Handelsgenossenschaften, den landwirtschaftlichen Genossenschaften und<br />

Handwerkergenossenschaften hingegen sind die Mitglieder als (Einzelhändler, Landwirte, Handwerker)Voll- oder<br />

Teilzeitunternehmer.<br />

Gesellschaftliche Rolle<br />

Im deutschsprachigen Raum finden sich Genossenschaften vor allem in folgenden Bereichen:<br />

Einzelhandel – traditionsreiche Konsumgenossenschaftenwie coop eG oder Migros<br />

Großhandel – MEGA eG, Fairhandelsimporteure (dwp eG), Genossenschaften in den Gruppen Edeka und REWE<br />

Einkaufsgenossenschaftenwie die Genossenschaft Deutscher Brunnenaber auch OSADL in der Open-Source-<br />

Wirtschaft.<br />

Banken (Volksbanken und Raiffeisenbanken, Sparda Banken, PSD Banken, GLS Bank) – siehe<br />

Genossenschaftsbank<br />

Wohnungsbau – die Wohnungsbaugenossenschaftenhaben bis heute eine tragende Rolle bei der Sicherung<br />

preiswerten Wohnraums in Städten und im Städtebau inne<br />

Landwirtschaft – Raiffeisen, zahlreiche Molkereien, Winzergenossenschaften, vereinzelt auch Kommunen<br />

Dienstleistungsgenossenschaften– wie DENIC eG, die zentrale Registrierungsstelle <strong>für</strong> alle Top Level Domains .de<br />

und damit verbundener Aktivitäten, die DATEV eG (Nürnberg) oder die Kinogenossenschaft "Die Kurbel" (Karlsruhe)<br />

Energieversorger wie Prokon eG seit 2015, Greenpeace Energy oder die Bremer Energiehaus-Genossenschaft<br />

Forstwirtschaft – wie die Hauberggenossenschaftoder die Murgschifferschaft<br />

Kleingewerbe – Kulturzentren, Gastronomie, Einzelhandel usw.<br />

ansatzweise auch im Handwerk<br />

Architekten – ein Einzelbeispiel <strong>für</strong> eine Planungsgenossenschaft ist die 2015 gegründete qbatur<br />

Planungsgenossenschaft eG<br />

Massenmedien – wie die taz, junge Welt<br />

Beteiligungsgesellschaft– eG unterliegen nicht der Prospektpflicht nach Verkaufsprospektgesetz. Aus diesem Grund<br />

wurde diese Gesellschaftsform <strong>von</strong> einigen Anbietern „wiederentdeckt“ (zum Beispiel <strong>für</strong><br />

Bürgerenergiegenossenschaften), da sich eine Prospekterstellung <strong>für</strong> kleine Projekte finanziell nicht rechnet.<br />

Schule – ein Einzelbeispiel <strong>für</strong> den kulturellen Nutzen einer Genossenschaft ist die 1947 gegründete Privatschule<br />

Eichenschule Scheeßel


Gesundheitswesen – <strong>von</strong> Ärztegenossenschaften, bis zum Krankenhaus Salzhausenals einzigem<br />

genossenschaftlich geführten Krankenhaus in Deutschland.<br />

Besonderheiten bei Kreditgenossenschaften<br />

Für Kreditgenossenschaften (Genossenschaftsbanken) gilt neben dem Genossenschaftsgesetz das Kreditwesengesetz (KWG). Zudem<br />

unterliegen sie der Bankenaufsicht durch die Deutsche Bundesbank und die Bundesanstalt <strong>für</strong> Finanzdienstleistungsaufsicht(BaFin).<br />

Prüfungsverbände<br />

Zur Durchführung ihrer Aufgaben und zur Vermeidung der Einführung einer staatlichen Aufsicht schlossen sich einzelne<br />

Genossenschaften schon früh zu Genossenschaftsverbänden zusammen. Heute ist die Mitgliedschaft in einem solchen Verband<br />

Pflicht. Die Verbände haben die Rechtsform eineseingetragenen Vereins.<br />

Aufgabe der Verbände ist es, die angeschlossenen Genossenschaften in rechtlichen, steuerlichen sowie betriebswirtschaftlichen<br />

Fragen zu beraten und zu betreuen. Sie führen die genossenschaftliche Pflichtprüfung durch und bieten ihren Mitgliedsunternehmen<br />

weitere Dienstleistungen an. Im Wohnungsbau haben die öffentlichen und die genossenschaftlichen Wohnungsbauunternehmen<br />

gemeinsame Verbände, die auch die Wirtschaftsprüfung der Wohnungsbaugenossenschaften übernehmen.<br />

Für Genossenschaften, deren Bilanzsumme unter einer Million Euro beträgt, hat der Gesetzgeber vor einigen Jahren Vereinfachungen<br />

eingeführt. Sie müssen ihren Jahresabschluss nicht jedes Jahr, sondern nur alle zwei Jahre prüfen lassen. [14] Diese Ausnahme gilt<br />

abweichend auch <strong>für</strong> solche Genossenschaften, deren Umsatz weniger als zwei Millionen Euro im Geschäftsjahr beträgt.<br />

Erst, wenn die Bilanzsumme eine Million Euro und die Umsatzerlöse den Betrag <strong>von</strong> zwei Millionen Euro übersteigt, erstreckt sich<br />

die Pflichtprüfung auch auf den Jahresabschluss unter Einbeziehung der Buchführung und des Lageberichtes. Innerhalb dieser<br />

Prüfung ist der Genossenschaftsverband auch verpflichtet, zu überprüfen, ob die Bestimmungen der Satzung beachtet worden<br />

sind. [15]<br />

Zwangsgenossenschaften<br />

In verschiedenen Bereichen existieren Genossenschaften, in denen alle Grundeigentümer eines bestimmten Gebietes zwangsweise<br />

Mitglied sind. Hierzu gehören z. B. die Jagdgenossenschaften, Deichachten und Realgemeinden.<br />

Zwangsmitgliedschaft prägt auch die Berufsgenossenschaften (als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung), deren Mitgliedschaft<br />

alle Unternehmen nach festgelegter Branchenzuteilung haben müssen.<br />

Aktuelle Trends<br />

Energiegenossenschaft<br />

Angestoßen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz erlebten Energiegenossenschaften seit Anfang der 2000er Jahre <strong>einen</strong><br />

Aufschwung: Mehr als die Hälfte aller Genossenschafts-Neugründungen findet derzeit im Bereich Energie, Umwelt, Wasser statt.<br />

Mehr als 150 Energiegenossenschaften wurden allein im Jahr 2011 gegründet. [16] Von 2008 bis 2011 hat sich die Anzahl <strong>von</strong><br />

Energiegenossenschaften mit erneuerbaren Energien vervierfacht. Regional gibt es die meisten Bürgerenergiegenossenschaften in den<br />

großen Flächenländern Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen; [17] derzeit halten mehr als 80.000 Personen in Deutschland<br />

Anteile an neuen Energiegenossenschaften. Über 500 in den letzten Jahren neu gegründete Energiegenossenschaften haben<br />

zusammen rund 800 Millionen Euro in erneuerbare Energien investiert. [18][19]<br />

Pflege- bzw. Seniorengenossenschaft<br />

Siehe auch: Seniorengenossenschaft


Ende September 2013 rief der neue niederländische König Willem-Alexander im Rahmen seiner ersten Thronrede <strong>für</strong> sein Land den<br />

„Übergang vom Sozial- zum Partizipationsstaat“ aus. Dort wie auch in Deutschland wird angesichts der demographischen<br />

Herausforderung einer immer älter- und damit pflegebedürftiger werdenden Gesellschaft, sowie der finanziellen und personellen<br />

Schwierigkeit zur Sicherstellung einer menschenwürdigen Pflege die Gründung <strong>von</strong> Pflegegenossenschaften als (preiswerte)<br />

Alternative in Selbsthilfe angesehen. [20][21][22] Auch <strong>für</strong> die im Pflegebereich beruflich Tätigen ist diese Organisationsform eine<br />

mögliche Alternative – entsprechend den über 50 deutschen Ärztegenossenschaften mit über 10.000 Mitgliedern. [23][24]<br />

Österreich<br />

Zur Rechtsform Genossenschaft in Österreich<br />

Zweck einer Genossenschaft<br />

Zweck einer Genossenschaft ist die Förderung der Wirtschaftlichkeit ihrer Mitglieder. Förderung und Erfüllung des Förderzweckes<br />

ist ein unabdingbarer Auftrag. Der verfolgte Zweck der Genossenschaft ist im Sinne des Genossenschaftsgesetzes erfüllt, wenn <strong>für</strong><br />

die Mitglieder im weitesten Sinne wirtschaftliche und/oder soziale Leistungen zur Förderung ihrer Mitglieder erbracht werden.<br />

Diesem Grundauftrag entsprechend, hat die Genossenschaft in Abstimmung mit ihren Mitgliedern − unter Ausnutzung aller<br />

verbundwirtschaftlichen Vorteile – unternehmerisch und marktgestaltend zu handeln, um dem Mitglied optimale Leistungen bieten zu<br />

können.<br />

Genossenschaft und Gewinne<br />

Die Besonderheit der Genossenschaft gegenüber anderen Rechtsformen (z. B. der GmbH) liegt darin, dass sie die erwirtschafteten<br />

Leistungen an ihre Mitglieder weitergibt. Das Streben nach Gewinn kollidiert solange nicht mit dem Förderauftrag, als die Gewinne<br />

nicht um ihrer selbst willen, sondern als Mittel zur Förderung der Mitglieder benutzt werden.<br />

Anders ausgedrückt, Gewinnstreben ist kein Selbstzweck einer Genossenschaft. Die Nichtausschüttung <strong>von</strong> erwirtschafteten<br />

Gewinnen erfolgt nur soweit, als dies die Finanzierung notwendiger Investitionen (materieller und immaterieller) zur Absicherung<br />

des Betriebes der Genossenschaft erfordert mit dem Ziel, den Mitgliedern der Genossenschaft langfristig orteile V zu bieten.<br />

Eigenkapital und Haftsumme<br />

Die pflichtgemäß oder freiwillig mehr gezeichneten Geschäftsanteile der Mitglieder bilden den Gesamtnennbetrag der<br />

Geschäftsanteile der Genossenschaft. Das Nominale eines Geschäftsanteils sowie die Anzahl der pflichtgemäßen Geschäftsanteile<br />

werden in der Satzung bestimmt. Sie sind nach Art und Umfang der geschäftlichen Tätigkeit der Genossenschaft und der daraus<br />

resultierenden Risiken festzusetzen. Es ist dabei auf die notwendige Kapitalausstattung sowie die voraussichtliche Mitgliederanzahl<br />

der Genossenschaft Bedacht zu nehmen.<br />

Rechnungswesen in einer gewerblichen Genossenschaft<br />

Angesichts der gesetzlichen Verpflichtungen und der besonderen Bedeutung als Kontroll- und Führungsinstrument ist die Einrichtung<br />

eines zeitnahen, vollständigen und damit aussagefähigen Rechnungswesens unerlässlich. Dieses ist mit besonderer Sorgfalt zu<br />

organisieren. Genossenschaften, die aufsichtsratspflichtig sind (d. h., dauernd mindestens 40 Dienstnehmer beschäftigen), sind<br />

darüber hinaus gesetzlich verpflichtet, ein den Anforderungen des Unternehmens entsprechendes IKS (internes Kontrollsystem) zu<br />

etablieren. Bei Genossenschaften hängt die Rechnungslegungspflicht <strong>von</strong> der Höhe der Umsatzerlöse ab. Gewerbliche<br />

Genossenschaften, deren Umsatzerlöse (entsprechend den Bestimmungen des UGB) unter € 700.000 betragen, sind nicht<br />

rechnungslegungspflichtig (d. h., es wäre keine doppelte Buchhaltung notwendig und kein Jahresabschluss und kein Bericht des<br />

Vorstands zu erstellen). Unabhängig <strong>von</strong> den UGB Bestimmungen sind jedoch sondergesetzliche Regelungen über die<br />

Rechnungslegungspflicht – wie z. B. jene im Genossenschaftsgesetz – vorrangig anzusetzen. Die Satzung kann strengere orschriften V<br />

bezüglich der Rechnungslegung der Genossenschaft enthalten und damit auch festlegen, dass – unabhängig <strong>von</strong> der Größe –


jedenfalls ein Jahresabschluss aufzustellen ist. Für alle Genossenschaften ab einer Umsatzgröße <strong>von</strong> € 700.000 gelten jedenfalls die<br />

allgem<strong>einen</strong> Grundsätze des UGB über Ansatzvorschriften, Bewertungsvorschriften und Erstellung des Jahresabschlusses. Darüber<br />

hinaus ist ein Bericht des Vorstands bzw. Lagebericht zu erstellen. Für Genossenschaften, die mindestens zwei Merkmale der in § 221<br />

Abs. 1 UGB bezeichneten Merkmale überschreiten (das sind € 4,84 Mio. Bilanzsumme, € 9,68 Mio. Umsatzerlöse in den zwölf<br />

Monaten vor dem Abschlussstichtag sowie die Beschäftigung <strong>von</strong> 50 Arbeitnehmern im Jahresdurchschnitt) gelten die ergänzenden<br />

Vorschriften des zweiten Abschnitts des dritten Buchs des UGB.<br />

Allgemeine rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen<br />

Genossenschaften haben keine Kapitalverkehrsteuer bei der Kapitalzeichnung zu entrichten. Die Genossenschaft<br />

unterliegt zwar der Körperschaftsteuer , es gibt jedoch keine Mindestkörperschaftsteuer .<br />

Für Tätigkeiten, die der Gewerbeordnung unterliegen, bedarf die Genossenschaft der hier<strong>für</strong> jeweils erforderlichen<br />

Gewerbeberechtigungen. Gewerberechtlicher Geschäftsführer in einer Genossenschaft kann ein orstandsmitglied<br />

V<br />

oder ein Mitarbeiter gemäß den Bestimmungen des § 39 GewO sein.<br />

Falls die Genossenschaft Marken erwerben will, muss eine sogenannte Ähnlichkeitsprüfung beantragt werden. Die<br />

Ähnlichkeitsprüfung erstreckt sich darauf, ob eine derartige oder ähnliche Marke bereits geschützt ist.<br />

Mitgliedschaft in einer Genossenschaft<br />

Genossenschaften sind Vereinigungen <strong>von</strong> einer nicht eingeschränkten Mitgliederzahl und verändern sich durch Beitritt oder<br />

Ausscheiden ohne rechtliche Auswirkung auf den Bestand der Genossenschaft. Die Mitglieder sind natürliche oder juristische<br />

Personen sowie unternehmerisch tätige, eingetragene Personengesellschaften, die zumeist einem bestimmten Berufs- oder<br />

Geschäftszweig angehören. Von den Genossenschaftsgründern wird die Mitgliedschaft bereits durch Unterfertigung der<br />

Genossenschaftssatzung erworben; nach der Gründung entsteht sie durch schriftliche Beitrittserklärung und Aufnahmebeschluss des<br />

in der Satzung hier<strong>für</strong> vorgesehenen Organs. Die Aufnahme in die Genossenschaft ist nicht erzwingbar.<br />

Beendet wird die Mitgliedschaft durch Tod des Mitglieds – sofern die Satzung keine Fortsetzung durch die Erben vorsieht; darüber<br />

hinaus durch Austritt, der vom Mitglied mittels Kündigung unter Einhaltung der satzungsmäßigen Kündigungsfrist zu erklären ist,<br />

sowie durch Ausschließung des Mitglieds aus einem in der Satzung hier<strong>für</strong> festgelegten Grund sowie durch Übertragung des<br />

Geschäftsguthabens auf ein anderes (neues) Mitglied. Bei juristischen Personen sowie unternehmerisch tätigen, eingetragenen<br />

Personengesellschaften kann die Satzung die Beendigung einer Mitgliedschaft vorsehen, wenn diese aufgelöst werden.<br />

Die Mitgliedschaft endet bei Übertragung des Geschäftsguthabens (= aller gezeichneten Geschäftsanteile) zum Zeitpunkt der<br />

Übertragung, in allen übrigen Fällen regelmäßig – wenn die Satzung dies vorsieht – zum Ende des Geschäftsjahres, zu dem auch das<br />

Auseinandersetzungsguthaben des ausscheidenden Mitglieds berechnet wird. Die Auszahlung erfolgt frühestens ein Jahr nach diesem<br />

Zeitpunkt. Ein Anspruch an den stillen Reserven besteht nicht.<br />

Rechte und Pflichten einer genossenschaftlichen Mitgliedschaft<br />

Aus der Mitgliedschaft ergeben sich <strong>für</strong> den Genossenschafter Rechte und Pflichten. Zu den Rechten sind zu zählen:<br />

die Möglichkeit der Inanspruchnahme der geschäftsgegenständlichen Förderleistungen der Genossenschaft<br />

das Stimmrecht in der Generalversammlung, wobei zumeist die Mitglieder – unabhängig <strong>von</strong> der Zahl der<br />

übernommenen Geschäftsanteile – je eine Stimme haben (Kopfstimmrecht). Die Satzung kann aber auch das<br />

sogenannte Anteilsstimmrecht vorsehen und zwar in der Weise, dass jeder Anteil eine Stimme gewährt – dieses<br />

Anteilsstimmrecht wird in der Regel auf eine Höchstzahl erreichbarer Stimmen beschränkt (limitiertes<br />

Anteilsstimmrecht) bzw. derart modifiziert, dass z. B. nur je weitere drei, fünf oder zehn voll eingezahlte<br />

Geschäftsanteile eine weitere Stimme gewährt wird.<br />

das aktive und – <strong>für</strong> natürliche Personen – passive Wahlrecht bei Wahlen in die Organe der Genossenschaft.<br />

Die wesentlichsten Mitgliederpflichten umfassen demgegenüber folgende Bereiche:<br />

Einhaltung der Satzung und der Beschlüsse der Generalversammlung<br />

Zeichnung und Einzahlung <strong>von</strong> Geschäftsanteilen in der jeweils satzungsmäßig festgelegten Mindesthöhe<br />

allfällige Zahlung eines Eintrittsgeldes und/oder <strong>von</strong> Mitgliedsbeiträgen (sofern dies die Satzung vorsieht zur<br />

Stärkung des Eigenkapitals der Genossenschaft bzw. zur Deckung der der Genossenschaft aus ihrer Fördertätigkeit<br />

erwachsenden Kosten)


ei Genossenschaften mit beschränkter Haftung: <strong>für</strong> die Verbindlichkeiten der Genossenschaft nach Maßgabe der<br />

Satzung zu haften. Außer mit den <strong>von</strong> ihnen gezeichneten Geschäftsanteilen haften die Mitglieder im Falle des<br />

Konkurses oder der Liquidation der Genossenschaft mindestens mit einem weiteren Betrag (je nach Satzung auch<br />

mit einem bestimmten Vielfachen) in Höhe der übernommenen Geschäftsanteile. Die Haftung besteht allerdings nur<br />

der Genossenschaft (bzw. dem Masseverwalter) gegenüber; eine unmittelbare Haftung der Mitglieder den<br />

Genossenschaftsgläubigern gegenüber besteht nicht.<br />

Leistungsbeziehung Mitglied–Genossenschaft<br />

Die Genossenschaft ist nicht Selbstzweck und hat <strong>für</strong> ihre Mitglieder in deren Rolle als Geschäftspartner (Kunde, Lieferant)<br />

Leistungen und Problemlösungen anzubieten, die das Mitglied in seiner eigenen Wirtschaft (privater Haushalt, Unternehmen)<br />

erfolgreich machen. Der wirtschaftliche Erfolg einer Genossenschaft ist abhängig da<strong>von</strong>, ob Mitglieder die Leistungen in Anspruch<br />

nehmen und langfristig Geschäftsbeziehungen zur Genossenschaft unterhalten. Der Umfang der Leistungsbeziehungen wird u. a.<br />

durch die Betriebstypen, die Betriebsgröße, Beschäftigungslage sowie die finanzielle Leistungskraft der Mitglieder beeinflusst.<br />

Die Genossenschaft hat demgemäß entsprechend den unterschiedlichen sachbezogenen Anforderungen der Mitglieder<br />

maßgeschneiderte Service-, Aktions-, Sortiments- und Dienstleistungskonzepte und -pakete anzubieten. Mitglieder können nach<br />

Maßgabe der eigenen Leistungen differenziert behandelt werden. Diese unterschiedliche Behandlung der eigenen Leistungen darf<br />

jedoch selbstverständlich bestimmte Grundrechte (wie z. B. in der Satzung festgelegte Stimmrechte) nicht beeinträchtigen.<br />

Bei der Planung <strong>von</strong> Konzepten sollte nicht übersehen werden, dass professionell angebotene Leistung waren- oder<br />

dienstleistungsbezogen Kosten verursacht, deren Deckung über die Preise <strong>für</strong> erbrachte Leistungen zu erfolgen hat. Auch in der<br />

Genossenschaft hat Leistung ihren Preis. <strong>Eine</strong> transparente und nach dem Verursacherprinzip aufgebaute Kostenzurechnung sollte<br />

daher bereits in der Planungsphase als Voraussetzung <strong>für</strong> eine leistungsgerechte Förderpolitik anzusehen sein.<br />

Organe der Genossenschaft<br />

Jede Genossenschaft muss <strong>einen</strong> aus der Zahl der Genossenschafter oder deren vertretungsbefugter Organmitglieder zu wählenden<br />

Vorstand haben, der sie gerichtlich und außergerichtlich vertritt. Der Genossenschaftsvertrag kann stattdessen aber auch die<br />

Bestellung durch den Aufsichtsrat vorsehen. Die Mitglieder des Vorstandes, deren Anzahl in der Satzung festzulegen oder zumindest<br />

einzugrenzen ist, können ihre Funktion haupt- oder nebenamtlich ausüben. Die Wahl der Vorstandsmitglieder, die hinsichtlich ihrer<br />

Durchführung ebenfalls der Regelung durch die Satzung unterliegt, erfolgt – sofern nicht eine Bestellung durch den Aufsichtsrat<br />

vorgesehen ist – durch die Generalversammlung.<br />

Die genossenschaftsrechtliche Funktion des Vorstandes ist streng <strong>von</strong> einem allfälligen schuldrechtlichen Verhältnis<br />

(Dienstverhältnis) des Vorstandsmitglieds zur Genossenschaft zu trennen. Ein einmal begründetes Dienstverhältnis besteht<br />

unabhängig <strong>von</strong> der Mitgliedschaft im Vorstand und wird beispielsweise auch durch eine allfällige Abberufung nicht automatisch<br />

gelöst. Zum Abschluss <strong>von</strong> Dienstverträgen mit Vorstandsmitgliedern, die hierdurch zu hauptamtlichen werden, wird regelmäßig der<br />

Aufsichtsrat ermächtigt. Die Willensbildung innerhalb des Vorstands als Kollegialorgan erfolgt gemeinschaftlich, nötigenfalls über<br />

mehr oder minder qualifizierte Beschlussmehrheiten. Die Vertretung der Genossenschaft durch den Vorstand gegenüber Dritten<br />

erfolgt laut Satzung.<br />

Der Aufsichtsrat ist das Kontrollorgan der Genossenschaft. Die Überwachungstätigkeit des Aufsichtsrates erstreckt sich auf die<br />

Geschäftsführung der Genossenschaft; darüber hinaus weist ihm § 24e GenG zwingende Kontrollen und Zustimmungsrechte zu. In<br />

Genossenschaften mit nicht mehr als 40 Mitarbeitern muss die Satzung k<strong>einen</strong> Aufsichtsrat vorsehen. Ist ein Aufsichtsrat gesetzlich<br />

zwingend vorgesehen, muss dieser aus mindestens drei Personen bestehen. (§ 24 GenG).<br />

Die Rechte, die den Genossenschaftern in Angelegenheiten der Genossenschaft, insbesondere in Beziehung auf die Führung der<br />

Geschäfte, Einsicht und Prüfung des Jahresabschlusses und Bestimmung der Gewinnverwendung zustehen, werden <strong>von</strong> der<br />

Gesamtheit der Genossenschafter in der Generalversammlung ausgeübt. Zumindest einmal im Jahr (spätestens im achten Monat nach<br />

Ende des vorangegangenen Geschäftsjahres) hat eine ordentliche Generalversammlung stattzufinden.<br />

Genossenschaftsverbände


In Österreich gibt es derzeit fünf Genossenschaftsverbände als Dachverbände des Genossenschaftswesens:<br />

1. Österreichischer Genossenschaftsverband(Schulze-Delitzsch) mit Mitgliedern aus dem Bereich Handel, Gewerbe,<br />

Handwerk und freie Berufe sowie Banken (Volksbanken).<br />

2. Österreichischer Raifeisenverband<br />

3. Konsumverband, Revisionsverband der Österreichischen Konsumgenossenschaften<br />

4. Österreichischer Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen-Revisionsverband [25]<br />

5. Rückenwind - Förderungs- und Revisionsverband gemeinwohlorientierter Genossenschaften [26]<br />

Schweiz<br />

In der Schweiz hat die Genossenschaft in Form <strong>von</strong> Gemeinden, Zünfte, Bruderschaften oder Eidgenossenschaften eine lange<br />

Tradition, die sich über Jahrhunderte in den Alpgenossenschaften und Gemeinden vor allem der Innerschweiz und in Graubünden<br />

entwickelten. Der Genossenschaftsbegrif ist daher auch <strong>für</strong> die verfassungsgeschichtliche Betrachtung der Schweizerischen<br />

Eidgenossenschaft <strong>von</strong> Bedeutung. In der Landwirtschaft hat die Genossenschaft die größte Verbreitung gefunden. Bauern sind in<br />

örtlichen Genossenschaften wie Milchgenossenschaften, Käsereigenossenschaften oder Landwirtschaftliche Genossenschaften<br />

organisiert. In vielen Schweizer Gemeinden gibt es Wohnungsbaugenossenschaften. Sie sind nicht gewinnorientiert und vermieten<br />

ihre Wohnungen den Mitgliedern zum Selbstkostenpreis. Die beiden größten Handelsketten Migros und Coop sind heute noch als<br />

Genossenschaften organisiert. Ende 2003 zählten die zehn Migros-Genossenschaften über 1,9 Millionen Genossenschafter, Coop<br />

sogar über 2,2 Millionen. Der Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler etwa wollte ab 1925 dank der genossenschaftlichen Struktur<br />

günstigere Lebensmittel an die unteren Bevölkerungsschichten verkaufen als es die etablierten Händler taten. Auch die<br />

Schweizerische Mobiliar – eine der größten Schweizer Sachversicherungsgesellschaften– und die Raiffeisen Schweiz (die drittgrößte<br />

Schweizer Bankengruppe mit ca. 350 rechtlich eigenständigen genossenschaftlichen Banken) sind etablierte Genossenschaften mit<br />

jeweils über einer Million Genossenschafter .<br />

Zur Gründung einer Genossenschaft sind in der Schweiz sieben Mitglieder (Genossenschafter) notwendig. Die rechtlichen<br />

Grundlagen befinden sich im Schweizerischen Obligationenrecht (Artikel 828 bis 926). Per 1. Januar 2017 gab es in der Schweiz<br />

8855 Genossenschaften. [27] <strong>Eine</strong> Spezialform ist der Genossenschaftsverband: Mindestens drei Genossenschaften können sich zu<br />

einem Genossenschaftsverband zusammenschließen. Dabei handelt es sich um eine Genossenschaft, deren Mitglieder<br />

Genossenschaften sind. Der bekannteste Genossenschaftsverband ist der Migros-Genossenschafts-Bund, welcher aus den<br />

verschiedenen regionalen Genossenschaften besteht. (Vgl. auch Gruppenverband.)<br />

Mindestens drei Personen – <strong>von</strong> der die Mehrheit Genossenschafter sein muss –<br />

bilden den Vorstand, welcher im Obligationenrecht „Verwaltung“ genannt wird. Die<br />

Genossenschaft muss durch eine Person vertreten werden können, die Wohnsitz in<br />

der Schweiz hat. Das kann ein Mitglied der Verwaltung, ein Geschäftsführer oder ein<br />

Direktor sein. Die Generalversammlung ist das oberste Gremium der<br />

Genossenschaft und tagt in der Regel nur einmal jährlich, ohne Einhaltung einer<br />

Frist kann auch eine Universalversammlung einberufen werden. Bei<br />

Genossenschaften mit über 300 Mitgliedern übernimmt häufig eine<br />

Delegiertenversammlung die Aufgaben der Generalversammlung. In diesem Fall<br />

wählen die Genossenschafter regelmäßig die Delegierten. Die Generalversammlung<br />

bzw. die Delegiertenversammlung wählt sowohl den Vorstand als auch die<br />

Kontrollstelle, welche die Buchhaltung überprüft. Die Genossenschaft erlangt ihre<br />

Rechtsfähigkeit mit dem Eintrag ins Handelsregister.<br />

Es gibt Genossenschaften mit Anteilsch<strong>einen</strong> und solche ohne. Obwohl die Menge<br />

und der Wert der Anteilsscheine pro Mitglied nicht limitiert ist, hat jeder<br />

Genossenschafter nur eine Stimme an der Generalversammlung. Der Anteilschein ist<br />

eine Quittung, welche die persönliche Beteiligung am Genossenschaftskapital<br />

bestätigt; der Anteilsschein hat also keine Bedeutung als Wertpapier. Bei Austritt<br />

Anteilschein an der Beatus-Höhlen-<br />

Genossenschaft vom 12. Oktober<br />

1904


oder Auflösung der Genossenschaft können die Statuten die Rückerstattung der Anteilsscheine vorsehen. Ebenfalls können in den<br />

Statuten Gewinnausschüttungen (Dividenden) festgelegt sein; allerdings muss der Reinertrag in <strong>einen</strong> Reservefonds umgeleitet<br />

werden, bis dieser einem gewissen Prozentsatz des Genossenschaftskapitals beträgt. Um sich nicht um Reservefonds, Gewinnsteuern<br />

und Ausschüttungen kümmern zu müssen, reinvestieren einige Genossenschaften den Gewinn. Im Todesfall eines Mitglieds werden<br />

je nach dem die Genossenschaftsanteile an die Erben ausbezahlt; oder ein Vertreter der Erbengruppe wird zum neuen Mitglied<br />

ernannt. In den Statuten muss gemäß Obligationenrecht (Art. 833) festgehalten sein, ob die Genossenschafter persönlich haften und<br />

wie die Nachschusspflicht geregelt ist. Im Fall der Nachschusspflicht muss der Vorstand die Mitglieder rechtzeitig über<br />

Liquiditätsprobleme informieren. Bei Nachschusspflicht haften ausgetretene Mitglieder auch dann <strong>für</strong> die Genossenschaft, wenn<br />

zwischen Austritt und Konkurseröfnung ein Jahr oder weniger liegt.<br />

Deutsche Demokratische Republik<br />

In der Sowjetischen Besatzungszone wurde die Neu- bzw. Wiedergründung <strong>von</strong> Genossenschaften durch Befehle der Sowjetischen<br />

Militäradministration geregelt. Mit dem Befehl 146 vom 20. November 1945 wurde den Ländlichen Raiffeisengenossenschaftendie<br />

Wiederaufnahme der Tätigkeit gestattet. Diese wurden 1949 in "Landwirtschaftliche Dorfgenossenschaften" umgewandelt. Parallel<br />

dazu entstand die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdGB), welche 1950 mit den Landwirtschaftlichen<br />

Dorfgenossenschaften zu einer Massenorganisation vereinigt wurde. Die Wiedererrichtung der bis 1935 aufgelösten<br />

Konsumgenossenschaftenwurde durch den Befehl Nr. 176 vom 18. Dezember 1945 angeordnet. Der Befehl sah gleichzeitig vor, dass<br />

den neuen Genossenschaften das Altvermögen der liquidierten Konsumgenossenschaften zu übertragen war. Die Wiederaufnahme<br />

der Geschäftstätigkeit <strong>von</strong> Genossenschaftsbanken "zum Zwecke der beschleunigten Entwicklung der gewerblichen Erzeugung"<br />

wurde mit Befehl 14 vom 15. Januar 1946 gestattet. [28]<br />

Die Verfassung der DDR legte in ihrer Fassung vom 7. Oktober 1949 [29] hinsichtlich der Rolle der Genossenschaften in der<br />

Wirtschaftsordnung im Artikel 27 Absatz 4 fest: „Die Konsum-, Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften sowie die<br />

landwirtschaftlichen Genossenschaften und deren Vereinigungen sind unter Berücksichtigung ihrer Verfassung und Eigenart in die<br />

Gemeinwirtschaft einzugliedern.“<br />

Die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften waren zu Anfang freiwillige Zusammenschlüsse. Um 1960 wurden fast alle<br />

Landwirte im Rahmen der Kollektivierung Mitglied einer Genossenschaft. Dabei kam es verbreitet zu Eintritten unter Zwang<br />

("Zwangskollektivierung"). Insgesamt wurden 19.345 Landwirtschaftliche Genossenschaften (LPG) in der DDR gegründet, die auf<br />

83,6 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche produzierten.<br />

Bei der Verfassungsreform 1968 wurde die Regelung <strong>für</strong> Genossenschaften neu formuliert, und beinhaltete im Kapitel 4 bzw. Artikel<br />

46 die „Sozialistischen Produktionsgenossenschaften und ihre Rechte“ [30] Der Schwerpunkt lag dabei auf den Landwirtschaftlichen<br />

Produktionsgenossenschaften (LPG). Er legte fest: „Die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften sind die freiwilligen<br />

Vereinigungen der Bauern zur gemeinsamen sozialistischen Produktion, zur ständig besseren Befriedigung ihrer materiellen und<br />

kulturellen Bedürfnisse und zur Versorgung des Volkes und der Volkswirtschaft. Sie gestalten auf der Grundlage der Gesetze<br />

eigenverantwortlich ihre Arbeits- und Lebensbedingungen. Durch ihre Organisationen und ihre Vertreter in den Staatsorganen<br />

nehmen die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften aktiv an der staatlichen Planung und Leitung der gesellschaftlichen<br />

Entwicklung teil. Der Staat hilft den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, die sozialistische Großproduktion auf der<br />

Grundlage fortgeschrittener Wissenschaft und Technik zu entwickeln.“ Für die anderen „sozialistischen<br />

Produktionsgenossenschaften“ der Fischer, der Gärtner und der Handwerker galten die gleichen Grundsätze. Bei der<br />

Verfassungsänderung 1974 wurden die Regelungen beibehalten.<br />

Im Bereich der Wohnungswirtschaft kam es zu unterschiedlichen Entwicklungen. Am 10. Dezember 1953 beschloss der Ministerrat<br />

der DDR die „Verordnung über die weitere Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter und der Rechte der<br />

Gewerkschaften“ über die Zulassung der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften als freiwilliger Zusammenschluss <strong>von</strong> Arbeitern,<br />

Angestellten und Angehörigen der Intelligenz zum genossenschaftlichen Bau und Erhalt <strong>von</strong> Wohnungen. Im Rahmen der staatlichen<br />

Wohnungspolitik wurden sie unter anderem mit zinslosen Krediten <strong>von</strong> der Staatsbank gefördert. Die noch aus der Zeit vor 1945<br />

bestehenden gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaften wurden in der DDR erst 1957 revitalisiert und in Gemeinnützige<br />

sozialistische Wohnungsbaugenossenschaften (GWG) umgestaltet. In Berlin kam es wegen der Teilung der Stadt und abweichender


echtlicher Zuständigkeit teilweise zur staatlichen bzw. juristischen Zwangsverwaltung <strong>von</strong> genossenschaftlichem Eigentum. Im<br />

Unterschied zu den AWG war die Mitgliedschaft bei den GWG nicht an <strong>einen</strong> bestimmten Arbeitgeber gebunden. Gemeinsam war<br />

beiden Formen hingegen, dass die Mitglieder <strong>für</strong> den Bau <strong>von</strong> Genossenschaftswohnungen praktische Arbeitsleistungen erbringen<br />

mussten – entweder am Objekt selbst oder allgemein im Baugewerbe. Diese Leistungen wurden erst ab den 1970er Jahren mit der<br />

zunehmenden Mechanisierung des Baugeschehens und der Einführung der Plattenbauweise nach und nach durch die Zahlung <strong>von</strong><br />

Anteilen durch die Genossenschaftsmitglieder ersetzt. Bis 1988 stieg der genossenschaftliche Wohnungsbestand in der DDR auf ca. 1<br />

Million. [28]<br />

Als Wirtschaftsunternehmen unterlagen die Genossenschaften der Staatlichen Kontrolle und Einflussnahme. Ihre Rolle wurde<br />

beispielsweise wie folgt definiert:<br />

„Organisationsform des freiwilligen, gleichberechtigten Zusammenschlusses einer bestimmten Gruppe <strong>von</strong><br />

Menschen zur Wahrnehmung spezifisch ökonomischer Interessen die vorwiegend in der Produktions-<br />

(Produktionsgenossenschaft) und Zirkulationssphäre (Verbrauchergenossenschaft). Grundlage der Genossenschaft<br />

ist das genossenschaftliche Eigentum. Genossenschaften sind kollektive Einrichtungen. Sie tragen begrenzten, auf<br />

Kollektive ausgerichteten Charakter und können nicht einzige ökonomische Grundlage einer Gesellschaftsordnung<br />

sein; sie können aber die ökonomische Basis <strong>für</strong> eine Klasse innerhalb der Gesellschaft bilden. Der Charakter einer<br />

Genossenschaft wird stets <strong>von</strong> den herrschenden Produktionsverhältnissen bestimmt.“ [31] (Quelle: BI-<br />

Universallexikon A–Z, Bibliographischen Institut Leipzig (Hg.) 1989)<br />

Weiterhin gab es in der DDR Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH), Gärtnerische Produktionsgenossenschaften<br />

(GPG), Produktionsgenossenschaften der Binnenfischer (PGB) und Fischereiproduktionsgenossenschaften der See- und<br />

Küstenfischer (FPG).<br />

Genossenschaftsidee als Weltkulturerbe<br />

Die Dr. Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaftund Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaftstellten am 29. November 2013, in<br />

den Bundesländern Sachsen und Rheinland-Pfalz gemeinsam <strong>einen</strong> länderübergreifenden Antrag zur Aufnahme der<br />

„Genossenschaftsidee“ in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes [32] (Erstellung im Rahmen der nationalen<br />

Umsetzung der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes). [33] Im Dezember 2014 wurde dieser Antrag<br />

durch die Kultusministerkonferenz genehmigt und am 27. März 2015 als erste allein deutsche Nominierung bei der UNESCO, <strong>für</strong> die<br />

internationale Auflistung eingereicht. [34][35] Am 30. November 2016 entschied sich der zwischenstaatliche Ausschuss der UNESCO,<br />

während seiner 11. Sitzung in Addis Abeba, <strong>für</strong> eine Aufnahme in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der<br />

Menschheit. [36]<br />

Forschungseinrichtungen<br />

An deutschen Universitäten existiert eine Reihe <strong>von</strong> Instituten und Einrichtungen, die das Genossenschaftswesen erforschen, so etwa<br />

das Institut <strong>für</strong> Genossenschaftswesen an der Universität Erlangen-Nürnberg, [37] das Institut <strong>für</strong> Genossenschaftswesen an der<br />

Humboldt-Universität zu Berlin, [38] das Institut <strong>für</strong> Genossenschaftswesen an der Universität Münster [39] und die Forschungsstelle<br />

<strong>für</strong> Genossenschaftswesen an der Universität Stuttgart-Hohenheim. [40]<br />

Siehe auch<br />

Allmende<br />

Förderungsgenossenschaft<br />

Genosse<br />

Hamburger Genossenschaftsmuseum<br />

Otto <strong>von</strong> Gierke<br />

Sozietät<br />

Literatur


Geschichte der Genossenschaftsbewegung<br />

Arno Klönne: Der Kampf <strong>für</strong> das Dach über dem Kopf. Zur Geschichte der Wohnungsbaugenossenschaften. In:<br />

Marx21 – Magazin <strong>für</strong> Internationalen Sozialismus, Nr. 26/2012, ISSN 1865-2557, S. 62–65 (PDF; 4,3 MB).<br />

Die sozialistische Genossenschaftsbewegung als die dritte Säule der Arbeiterbewegung – Geschichte und<br />

Perspektiven, in: Axel Weipert (Hg.): Demokratisierung <strong>von</strong> Wirtschaft und Staat – Studien zum Verhältnis <strong>von</strong><br />

Ökonomie, Staat und Demokratie vom 19. Jahrhundert bis heute , NoRa Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86557-331-<br />

5.<br />

Armin Peter: Die Umwandlung <strong>von</strong> Genossenschaften in Aktiengesellschaften - ein Danaergeschenk des<br />

Gesetzgebers, in Tagungsbericht 2014 zur Genossenschaf tsgeschichte, herausgegeben <strong>von</strong> der Heinrich-<br />

Kaufmann-Stiftung, Norderstedt 2015, S. 99–109, ISBN 978-3-7392-2219-6<br />

Holmer Stahncke: Geschichte der Wohnungsbaugenossenschaften in Deutschland. In: Bärbel Wegner/Holmer<br />

Stahncke/Anke Pieper, Wohnen bei Genossenschaften. Basics. Geschichte. Projekte. Ellert und Richter , Hamburg,<br />

2012. ISBN 978-3-8319-0456-3<br />

Genossenschaftsrecht allgemein und der EU<br />

Heinrich Bauer: Genossenschafts-Handbuch. Kommentar zum Genossenschaftsgesetz, zu den<br />

umwandlungsrechtlichen, steuerlichen und wettbewerbsrechtlichen Regelungen sowie <strong>Sammlung</strong> einschlägiger<br />

Rechtsvorschriften. Begründet <strong>von</strong> Rolf Schubert und Karl-Heinz Steder . Loseblatt-Ausgabe, Stand 2007. Schmidt,<br />

Berlin, ISBN 3-503-00852-7.<br />

Theresia Theurl und Rolf Greve (Hrsg.): Genossenschaftsrecht in Europa. Shaker, Aachen 2001, ISBN 3-8265-<br />

9542-4.<br />

Marcus Geschwandtner und Marcus Helios: Genossenschaftsrecht. Das neue Genossenschaftsgesetz und die<br />

Einführung der Europäischen Genossenschaft.Haufe, Berlin 2006, ISBN 3-448-07496-9.<br />

Hartmut Glenk: Genossenschaftsrecht-Systematik und Praxis des Genossenschaftswesens. Lehr - und Studienbuch.<br />

C.H. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-63313-3.<br />

Literatur zum Genossenschaftsrecht einzelner Länder<br />

Gerd Eichhorn: Genossenschaften und Genossenschaftsrecht in Frankreich. Triltsch, Düsseldorf 1957.<br />

Andreas Möhlenkamp: Die französische Genossenschaftsrechtsnovelle <strong>von</strong> 1992. Regensberg, Münster 1997, ISBN<br />

3-7923-0697-2.<br />

Hartmut Glenk: Die eingetragene Genossenschaft (Deutschland) . C.H.Beck, München 1996, ISBN 3-406-40114-7.<br />

Claudia Fischer: Genossenschaftsrecht in Belgien. Regensberg, Münster 1999, ISBN 3-7923-0730-8.<br />

Christian Lucas: Das Genossenschaftsrecht der Niederlande. Shaker, Aachen 2001, ISBN 3-8265-9141-0.<br />

Jorg Johannes Fedtke: Genossenschaftsrecht in Portugal . Shaker, Aachen 2002, ISBN 3-8322-0621-3.<br />

Robert Purtschert (Hrsg.): Das Genossenschaftswesen in der Schweiz. Haupt, Bern 2005, ISBN 3-258-06917-4.<br />

Hartmut Glenk (Einführung in): GenR-Genossenschaftsrecht. Beck-Texte im dtv. München, 5. Auflage 2013, ISBN<br />

978-3-423-05584-0.<br />

Hartmut Glenk: Genossenschaftsrecht-Systematik und Praxis des Genossenschaftswesens . Lehr- und Studienbuch<br />

(Deutschland, Österreich, Schweiz). C.H.Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-63313-3.<br />

Weblinks<br />

Wiktionary: Genossenschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Commons: Genossenschaften – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Umfassendes Kompendium zum Genossenschaftsrecht (Universität Münster) (PDF, 513 kB)<br />

Information über die GenG Novelle 2006(PDF, 14 kB)<br />

Christian Lucas, Universität Münster: Recht der Kooperation (PDF, 565 kB)<br />

Hans Stadler: Genossenschaft. In: Historisches Lexikon der Schweiz.<br />

Die Bestimmungen zur Genossenschaft im Schweizerischen Obligationenrecht<br />

genossenschaftsgeschichte.infoPlattform zur Geschichte der Genossenschaften mit Gründungsdaten-Register ,<br />

Biographien und Zeitleiste<br />

Politikwissenschaftliche Literatur zum Thema Genossenschaftswesen und alternatives Wirtschaften in der<br />

Annotierten Bibliografie der Politikwissenschaft .


Historische Zeitungsartikel zu Genossenschaften in verschiedenen Ländernaus dem Pressearchiv 20. Jahrhundert<br />

der ZBW<br />

Einzelnachweise<br />

1. Ralf Hoffrogge: Vom Sozialismus zur Wirtschaftsdemokratie? Ein kurzer Abriss über Ideen ökonomischer<br />

Demokratie in der deutschen Arbeiterbewegung.In: Marcel Bois, Bernd Hüttner (Hrsg.): Geschichte einer pluralen<br />

Linken (= Band 3). Berlin 2011 (PDF; 56 kB) (http://www.workerscontrol.net/de/system/files/docs/German-Germany-<br />

Early20thCentury-Hofrogge-Wirtschaftsdemokratie.pdf).<br />

2. Marco Althaus: Genossen gegen Genossen. In: Politik & Kommunikation, Februar 2012, S. 42–43 (online (http://ww<br />

w.academia.edu/4369951/Genossen_gegen_Genossen)).<br />

3. ICA International Co-operative Day / United Nations International Day of Co-operatives. (http://www.ica.coop/activitie<br />

s/idc.html) International Co-operative Alliance ICA;abgerufen am 3. Juli 2010(englisch).<br />

4. International Day of Cooperatives (IDC).(https://web.archive.org/web/20060622232814/http://www.copacgva.org/id<br />

c/) Committee for the Promotion and Advancement of Cooperatives COPAC, archiviert vom Original (http://derefer.u<br />

nbubble.eu?u=http://www.copacgva.org/idc/) am 22. Juni 2006; abgerufen am 3. Juli 2010(englisch).<br />

5. Internationales Jahr der Genossenschaften 2012.(http://www.genossenschaften.de/internationales-jahr-der-genosse<br />

nschaften-2012-0) In: genossenschaften.de. Abgerufen am 24. Juli 2012.<br />

6. http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=COM:2004:0018:FIN.<br />

7. Jan Kuhnert, Olof Leps: Entwicklung der Wohnungsgemeinnützigkeit bis 1989. In: Neue Wohnungsgemeinnützigkeit.<br />

Springer Fachmedien Wiesbaden, 2017, ISBN 978-3-658-17569-6, S. 33–56, doi:10.1007/978-3-658-17570-2_2(htt<br />

ps://dx.doi.org/10.1007%2F978-3-658-17570-2_2)(springer.com (http://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658<br />

-17570-2_2) [abgerufen am 5. März 2017]).<br />

8. Pressemitteilung der Kultusministerkonferenz(http://www.kmk.org/presse-und-aktuelles/meldung/27-kulturformen-in<br />

s-deutsche-verzeichnis-des-immateriellen-kulturerbes-aufgenommen.html)<br />

9. Genossenschaftsidee nimmt weiteren Schritt hin zu Kulturerbe.(https://www.welt.de/regionales/rheinland-pfalz-saarl<br />

and/article138467566/Genossenschaftsidee-nimmt-weiteren-Schritt-hin-zu-Kulturerbe.html) Die Welt, 16. März 2015;<br />

abgerufen am 2. April 2015.<br />

10. Matthias Bartke: „Befreiung der Genossenschaften <strong>von</strong> Über<strong>für</strong>sorge des Gesetzgebers: Kleine Genossenschaften<br />

brauchen weder Gründungs- noch sonstige Pflichtprüfungen.“ In: ZRP 2015, 110–112.<br />

11. Bärbel Wegner, Holmer Stahncke, Anke Pieper: Wohnen bei Genossenschaften. Basics. Geschichte. Projekte. Ellert<br />

und Richter, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8319-0456-3, S. 199.<br />

12. Sozial investieren (http://www.sozialinvestieren.de/blog/insolvenzsicherste-rechtsform-genossenschaften-bleiben-un<br />

angefochten-sieger/), Insolvenzsicherste Rechtsform – Genossenschaften bleiben unangefochten Sieger , abgerufen<br />

am 20. Oktober 2013.<br />

13. Insolvenzquote <strong>von</strong> Genossenschaften kaum noch messbar . (https://www.gv-bayern.de/standard/artikel/insolvenzenbei-unternehmen-insolvenzquote-<strong>von</strong>-genossenschaften-kaum-noch-messbar-4801)Genossenschaftsverband<br />

Bayern, 27. Juli 2015; abgerufen am 2. Januar 2016(Statistik der Wirtschaftsauskunftei Creditreform).<br />

14. Robert Chromow: Erleichterung <strong>für</strong> kleine Genossenschaften.(http://www.akademie.de/wissen/genossenschaften-se<br />

lbststaendige#recht) In: akademie.de. 29. März 2012; abgerufen am 25. Juli 2012.<br />

15. Reinhard Mecklenburg: Die Pflicht des Genossenschaftsvorstands zur rechtzeitigen Aufstellung und Veröffentlichung<br />

des Jahresabschlusses.(http://www.btr-rechtsanwaelte.de/die-pflicht-des-genossenschaftsvorstands-zur-rechtzeitige<br />

n-aufstellung-und-verofentlichung-des-jahresabschlusses/) Berlin 2012.<br />

16. unendlich-viel-energie.de(http://www.unendlich-viel-energie.de/de/detailansicht/article/4/junge-stromproduzenten-ve<br />

rteidigen-das-eeg.html), Agentur <strong>für</strong> Erneuerbare Energien, 16. März 2012.<br />

17. Grafik-Dossier: Energiegenossenschaften in Deutschland(http://www.unendlich-viel-energie.de/de/detailansicht/artic<br />

le/4/grafik-dossier-energiegenossenschaften-in-deutschland.html) .<br />

18. Bürger, Kommunen und lokale Wirtschaft in guter Gesellschaft, Pressemitteilung DGRV, 2012 (http://www.dgrv.de/d<br />

e/news/news-2011.09.21-2.html).<br />

19. Hintergrund zu Energiegenossenschaften(http://www.kommunal-erneuerbar.de/de/206/energiegenossenschaften/ei<br />

nleitung.html).<br />

20. Kerstin Schweighöfer: Pflege als Trendmodell (http://www.deutschlandfunk.de/niederlande-pflege-als-trendmodell.79<br />

5.de.html?dram:article_id=273455), deutschlandfunk.de, Europa heute, 2. Januar 2014, abgerufen am 4. Januar<br />

2014.<br />

21. Seniorengenossenschaft Riedlingen e.V. (http://www.martin-riedlingen.de/senioren/seniorenhomepage.htm), martinriedlingen.de,<br />

4. Januar 2014<br />

22. Regionale Gesundheitsversorgung gestalten(http://www.geno-futura.de/krankenpflege/regionale-gesundheitsversor<br />

gung-gestalten.html), Regionale Gesundheitsversorgung und Krankenpflege, geno-futura.de, 18. Mai 2010,<br />

abgerufen am 4. Januar 2014.<br />

23. Genossenschaften in der Pflege(http://www.gesundheitswirtschaft.info/content/view/2150/336/),<br />

gesundheitswirtschaft.info, 12. Oktober 2006, abgerufen am 4. Januar 2014.


24. Genossenschaftliche Kooperation – Pflege aktiv gestalten(http://pflegen-online.de/nachrichten/aktuelles/genossensc<br />

haftliche-kooperation-in-der-pflege-pflege-aktiv-gestalten.htm) , pflegen-online.de, 29. September 2008, abgerufen<br />

am 4. Januar 2014.<br />

25. GBV.at (http://www.gbv.at/)<br />

26. Rückenwind.coop (http://rueckenwind.coop/)<br />

27. Eingetragene Gesellschaften pro Rechtsform und Kanton.(https://hra.zh.ch/internet/justiz_inneres/hra/de/ueber_un<br />

s/zahlen_fakten/_jcr_content/contentPar/downloadlist_1/downloaditems/firmenbestand_2016.spooler .download.1483<br />

693941709.pdf/statistik-ch-16.pdf)Eidgenössisches Amt <strong>für</strong> das Handelsregister .<br />

28. genossenschaftsgeschichte.info(http://genossenschaftsgeschichte.info/genossenschaften-in-der-ddr-ueberblick-75<br />

1).<br />

29. Verfassung DDR 1949 (http://www.documentarchiv.de/ddr/verfddr1949.html).<br />

30. Verfassung DDR 1968 (http://www.documentarchiv.de/ddr/verfddr1968.html#IIk4).<br />

31. BI-Universallexikon A–Z, Bibliographischen Institut Leipzig (Hg.), 1. Aufl. Leipzig 1988, ISBN 3-323-00199-0,<br />

Stichwort „Genossenschaft“, S. 250.<br />

32. Genossenschaftsidee und -praxis als erster deutscher Beitrag in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes<br />

aufgenommen. (http://www.unesco.de/kultur/2016/genossenschaftsidee-und-praxis-als-erster-deutscher-beitrag-in-di<br />

e-unesco-liste-des-immateriellen-kulturerbes-aufgenommen.html)In: Unesco.de. Abgerufen am 1. Dezember 2016.<br />

33. Aufnahmeverfahren: Prozess <strong>für</strong> die Anerkennung einer kulturellen Ausdrucksform als immaterielles Kulturerbe in<br />

Deutschland. (http://www.unesco.de/5714.html) auf: unesco.de<br />

34. Genossenschaftsidee nominiert.(https://www.rlp.de/de/aktuelles/einzelansicht/news/detail/News/genossenschaftside<br />

e-nominiert/) auf der Webseite der Landesregierung <strong>von</strong> Rheinland-Pfalz, abgerufen am 15. Dezember 2014.<br />

35. Daniel Römer [i-fabrik GmbH]: Aktuelles. (http://www.delitzsch.de/dz.site,postext,aktuelles,artikel_id,7209,jahr,2016.<br />

html#anker) In: www.delitzsch.de. Abgerufen am 2. Dezember 2016.<br />

36. Idea and practice of organizing shared interests in cooperatives - intangible heritage - Culture Sector - UNESCO. (htt<br />

p://www.unesco.org/culture/ich/en/RL/idea-and-practice-of-organizing-shared-interests-in-cooperatives-01200)In:<br />

www.unesco.org. Abgerufen am 1. Dezember 2016.<br />

37. siehe Homepage des Instituts unter http://www.genossenschaftsinstitut.de./<br />

38. siehe Homepage des Instituts <strong>für</strong> Genossenschaftswesen(https://www.agrar.hu-berlin.de/de/institut/departments/da<br />

oe/koopwiss/ifg/).<br />

39. siehe Homepage des Instituts unter http://www.wiwi.uni-muenster.de/06/nd/<br />

40. suni-hohenheim.de (https://www.uni-hohenheim.de/organisation/einrichtung/forschungsstelle-fuer-genossenschaftsw<br />

esen)<br />

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Genossenschaft&oldid=171499110 “<br />

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Gewaltfreie Kommunikation<br />

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein Handlungskonzept, das <strong>von</strong> Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde. Es soll<br />

Menschen ermöglichen, so miteinander umzugehen, dass der Kommunikationsfluss zu mehr Vertrauen und Freude am Leben führt.<br />

GFK kann in diesem Sinne sowohl bei der Kommunikation im Alltag als auch bei der friedlichen Konfliktlösung im persönlichen,<br />

beruflichen oder politischen Bereich hilfreich sein. Im Vordergrund steht nicht, andere Menschen zu einem bestimmten Handeln zu<br />

bewegen, sondern eine wertschätzende Beziehung zu entwickeln, die mehr Kooperation und gemeinsame Kreativität im<br />

Zusammenleben ermöglicht. Manchmal werden auch die Bezeichnungen „Einfühlsame Kommunikation“, „Verbindende<br />

Kommunikation“, „Sprache des Herzens“ oder „Giraf fensprache“ verwendet.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Geschichte und Verbreitung<br />

2 Theoretischer Hintergrund<br />

3 Erläuterung des Konzepts <strong>von</strong> Rosenberg<br />

3.1 Grundannahmen<br />

3.2 Annahmen zur Konfliktentstehung<br />

3.3 Lebensentfremdende Kommunikation<br />

3.4 Grundmodell der GFK<br />

3.5 Grundmodell in einem Beispiel<br />

4 Grenzen der GFK<br />

5 Rezeption<br />

6 Siehe auch<br />

7 Literatur<br />

8 Fußnoten<br />

Geschichte und Verbreitung<br />

Die Giraffe ist das<br />

Symboltier <strong>für</strong> die<br />

Gewaltfreie<br />

Kommunikation. [1] Der lange<br />

Hals soll die Weitsicht<br />

symbolisieren. [2] Dass sie<br />

das größte Herz bei den<br />

Landsäugetieren habe,<br />

stehe <strong>für</strong> Mitgefühl. [2]<br />

Rosenberg hat an der University of Wisconsin–Madison in klinischer Psychologie promoviert.<br />

Das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation entstand aus Rosenbergs Auseinandersetzung mit der amerikanischen<br />

Bürgerrechtsbewegung in den frühen 1960er Jahren. Er half dabei, die Rassentrennung an Schulen und Institutionen auf friedvollem<br />

Wege rückgängig zu machen. Als er mit zunehmendem Erfolg mehr Menschen traf, die ihn auch finanziell unterstützen wollten,<br />

gründete er (zunächst aus steuerlichen Gründen) die Non-Profit-Or ganisation „The Center for Nonviolent Communication (CNVC)“.<br />

Rosenberg hat Zeit seines Lebens Trainingskurse in Gewaltfreier Kommunikation in Schweden, der Schweiz, Italien, Deutschland,<br />

Israel, Dänemark, Polen, Ungarn, Malaysia, Indien, den USA und vielen weiteren Staaten angeboten. Er ist lange Zeit auch in<br />

Krisengebieten und ökonomisch benachteiligten Regionen wie Palästina, Serbien und Ruanda tätig gewesen und hat über mehrere<br />

Jahre s<strong>einen</strong> Lebensmittelpunkt in der Schweiz gehabt. Bis zu seinem Tod im Februar 2015 verbrachte er s<strong>einen</strong> Lebensabend in<br />

Albuquerque (New Mexico, USA).<br />

1994 haben serbische Pädagoginnen und Psychologen – unterstützt <strong>von</strong> UNICEF – ein dreibändiges Werk zum Erlernen Gewaltfreier<br />

Kommunikation nach Rosenbergs Methode <strong>für</strong> Kindergärten und Schulen entwickelt. Rosenberg hat auch ein speziell auf Kinder<br />

zugeschnittenes Konzept des Lernens der GFK entwickelt.


Das Konzept der GFK kann in vielen Bereichen verwendet werden, so etwa in<br />

Bildungseinrichtungen, Organisationen, Institutionen, privaten Beziehungen, Therapie,<br />

Beratung, Verhandlungen, Diplomatie und überall, wo Konflikte auftreten. Viele Coachingund<br />

Mediations-Agenturen bieten Fortbildungen und Seminare zur GFK an und nutzen sie zur<br />

Bearbeitung <strong>von</strong> Konflikten.<br />

Theoretischer Hintergrund<br />

Die GFK steht in der Tradition der klientenzentrierten Psychotherapie, die Rosenbergs Lehrer<br />

Carl Rogers entwickelte. Das aktive Zuhören steht bei Rogers im Mittelpunkt, die GFK geht<br />

jedoch über den gesprächstherapeutischen Rahmen hinaus. Beeinflusst ist die GFK auch <strong>von</strong><br />

Mahatma Gandhi und s<strong>einen</strong> Überlegungen zur Gewaltfreiheit, Ahimsa genannt, die auf den<br />

Upanishaden basieren. Viele Elemente der GFK finden sich auch in anderen<br />

Konfliktlösungstechniken, wie im Gütekraft-Konzept <strong>von</strong> Martin Arnold, der Mediation und<br />

den Win-Win-Strategien.<br />

Erläuterung des Konzepts <strong>von</strong> Rosenberg<br />

Grundannahmen<br />

Marshall Rosenberg bei<br />

einem Workshop über<br />

Gewaltfreie Kommunikation,<br />

Israel (1990)<br />

Empathie ist nach Rosenberg eine Grundvoraussetzung gelingender<br />

Kommunikation. Er geht da<strong>von</strong> aus, dass die Form, in der Menschen miteinander<br />

kommunizieren, <strong>einen</strong> entscheidenden Einfluss darauf hat, ob sie Empathie <strong>für</strong> ihr<br />

Gegenüber entwickeln und ihre Bedürfnisse erfüllen können. Außerdem nimmt er<br />

an, dass Menschen unter freien Bedingungen die empathische Verbindung zum<br />

Mitmenschen suchen. Die GFK soll helfen, sich ehrlich und klar auszudrücken und<br />

empathisch zuzuhören. Sie ist auf die Bedürfnisse und Gefühle gerichtet, die hinter<br />

Handlungen und Konflikten stehen. Sie ist weniger als eine Kommunikations-<br />

Technik zu betrachten, sondern mehr als eine Bewusstwerdung über Möglichkeiten<br />

des empathischen Kontaktes. Dabei ist es prinzipiell nicht nötig, dass beide<br />

Kommunikationspartner GFK anwenden – auch wenn es, gerade <strong>für</strong> Anfänger oder<br />

in privaten menschlichen Beziehungen, sehr hilfreich ist, wenn beide wissen, wie<br />

Karten mit menschlichen<br />

Grundbedürfnissen in den Händen<br />

<strong>von</strong> Übungsgruppenteilnehmern<br />

viel Potenzial in der einfühlsamen Verbindung steckt. In der GFK ist die Empathie unter zwei Gesichtspunkten bedeutsam. Neben der<br />

Einfühlung in eine andere Person ist auch die Selbstempathie wichtig, um Klarheit in einer Situation zu erhalten und damit zu<br />

ermöglichen, Strategien zu finden, die der Bedürfniserfüllung auf allen Seiten dienen. [3][4]<br />

Rosenberg nimmt an, dass jeder Mensch gern bereit sei, etwas <strong>für</strong> <strong>einen</strong> anderen Menschen zu tun, sofern bestimmte Bedingungen<br />

erfüllt sind (z. B. die Anfrage als Bitte formuliert ist und nicht als Forderung, er nicht den Eindruck hat, dadurch eine Pflicht<br />

abzuarbeiten oder den anderen in eine Pflicht zu setzen und so weiter). Dieses Menschenbild geht auf die der humanistischen<br />

Psychologie entlehnte Haltung zurück, in einer schädigenden Aktion eines Individuums nicht den Ausdruck des inneren Wesens zu<br />

sehen, sondern die „fehlgeleitete“ Strategie eines eigentlich lebensdienlichen Impulses. Rosenberg bezieht sich besonders auf Carl<br />

Rogers. So nennt Rosenberg jede Form <strong>von</strong> Gewalt <strong>einen</strong> tragischen Ausdruck eines unerfüllten Bedürfnisses.<br />

Annahmen zur Konfliktentstehung<br />

Rosenberg nennt mehrere Auslöser, die zu Konflikten führen können [5] :<br />

Statische Sprache: Laut Wendell Johnson entstünden Problemebeim Versuch, die sich ständig wandelnde Welt mit<br />

einer statischen Sprache zu beschreiben oder gar einzufangen. Rosenberg empfiehlt stattdessen eine<br />

prozessorientierte Sprache. Beobachtungen sollten „konkret bezogen auf die Zeit und den


Handlungszusammenhang“ formuliert werden (S. 45). (Siehe auch: Konkretisierung und situativ variabler<br />

Attributionsstil)<br />

Verknüpfung <strong>von</strong> objektiver Beobachtung mit subjektiver Bewertung: Er trete nicht da<strong>für</strong> ein, objektiv zu bleiben,<br />

sondern objektiv prüfbare Beobachtungen und subjektive Bewertungen zu trennen. (S. 45) Er schließe sich damit J.<br />

Krishnamurti an, nach dem die Fähigkeit, ohne Bewertung zu beobachten, die höchste Form menschlicher<br />

Intelligenz sei. (S. 48) (Siehe auch: Beobachtungssatz).<br />

Kritik anstatt Wünschen: „Und wenn Menschen etwas hören, das […] nach Kritik klingt, dann neigen sie dazu, ihre<br />

Energie in die Verteidigung oder in <strong>einen</strong> Gegenangriff zu stecken.“ (S. 73) Dadurch sinke die Bereitschaft, auf eine<br />

Bitte empathisch einzugehen.<br />

Rosenberg unterscheidet zwei Arten zwischenmenschlicher Kommunikation, die Gewaltfreie Kommunikation und die<br />

lebensentfremdende Kommunikation. Zur spielerischen Veranschaulichung wird in Vorträgen und Seminaren dies auch als<br />

„Giraffensprache“ und „Wolfssprache“ bezeichnet.<br />

Lebensentfremdende Kommunikation<br />

Unter lebensentfremdender Kommunikation versteht Rosenberg Formen der<br />

Kommunikation, die Verbindungen zwischen Menschen blockieren und zu<br />

psychischer oder physischer Gewalt beitragen können. Lebensentfremdende<br />

Kommunikation ist gekennzeichnet durch folgende Eigenschaften:<br />

1. Das (moralische) Urteilen über den Kommunikationspartner . Dazu<br />

gehört das Zuschreiben <strong>von</strong> Eigenschaften an die Person (z. B.<br />

„gut/böse“, „gerecht/ungerecht“, „gesund/krank“), auch wenn es implizit<br />

als Vermischung <strong>von</strong> Beobachtung und Bewertung geschieht. <strong>Eine</strong><br />

Form der impliziten Verurteilung können als Gefühle dargestellte<br />

Bewertungen sein, zum Beispiel „ich fühle mich provoziert“. Hier wird<br />

der Kommunikationspartner indirekt als Provokateur bezeichnet. Wichtig<br />

ist, dass in der GFK Bewertungen nicht abgelehnt werden (ein häufiges<br />

Missverständnis). Es wird vielmehr als hilfreich angesehen, Handlungen<br />

anderer zwar zu bewerten, aber mit Bezug auf die eigenen Gefühle und Bedürfnisse und nicht mit Bezug auf<br />

moralische Kategorien.<br />

2. Das Anstellen <strong>von</strong> Vergleichen: Dies ist nachMarshall Rosenberg eine weitere Form <strong>von</strong> Verurteilung. [6]<br />

3. Das Leugnen der Verantwortung <strong>für</strong> eigene Gefühle und Handlungen, wie zum Beispiel in „Ich fühle mich so, weil du<br />

mich mies behandelst.“ Oder: „Ich musste das tun, der Chef hat’ s angeordnet.“<br />

4. Das Stellen <strong>von</strong> Forderungen anstatt <strong>von</strong> Bitten. Der Unterschied zwischen Bitte und Forderung liegt in der<br />

Konsequenz dessen, was passiert, wenn das Gegenüber das Ansinnen ablehnt. [5] Im Falle einer Ablehnung erlaubt<br />

die Bitte beim Gegenüber eine flexible Suche nach anderen Möglichkeiten des Entgegenkommens. Bei einer<br />

Forderung hingegen drohen Sanktionen. Dies muss nicht immer in Form <strong>von</strong> fensichtlichen of<br />

Strafen geschehen,<br />

möglich ist auch die Erzeugung <strong>von</strong> Angst oder Schuldgefühlen beim Gegenüber (z. B. durch Schweigen oder<br />

Vorwürfe).<br />

Um das Problem nicht fortzusetzen, wäre der Anspruch aus der Gewaltfreien Kommunikation, <strong>einen</strong> Menschen, der sich<br />

„lebensentfremdender Kommunikation“ bedient, nicht moralisch zu verurteilen. Auch hinter dieser Form der Kommunikation stehen<br />

unerfüllte Bedürfnisse, deren Wahrnehmung allerdings schwieriger sein kann.<br />

Bedürfniskarte mit dem<br />

Grundbedürfnis Achtsamkeit<br />

Grundmodell der GFK<br />

Die vier Schritte der GFK sind Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte: [7]<br />

1. Beobachtung bedeutet, eine konkrete Handlung (oder Unterlassung) zu beschreiben, ohne sie mit einer Bewertung<br />

oder Interpretation zu vermischen. Es geht hierbei darum, nicht zu bewerten, sondern die Bewertung <strong>von</strong> der<br />

Beobachtung zu trennen, so dass das Gegenüber Klarheit erhält, worauf man sich bezieht.<br />

2. Die Beobachtung löst ein Gefühl aus, das im Körper wahrnehmbar ist und mit mehreren oder einem …<br />

3. Bedürfnis in Verbindung steht. Damit sind allgemeine Qualitäten gemeint, die vermutlich jeder Mensch auf Erden<br />

gerne in seinem Leben hätte, wie zum Beispiel Sicherheit, Verständnis, Kontakt oder Sinn. Gefühle sind laut GFK<br />

eine Art Indikator bzw. Ausdruck dessen, ob ein Bedürfnis gerade erfüllt ist oder nicht. Für den einfühlsamen Kontakt<br />

sind Bedürfnisse sehr wichtig, da sie den Weg zu einer kreativen Lösung weisen, die <strong>für</strong> alle Beteiligten passt.<br />

4. Aus dem Bedürfnis geht schließlich eine Bitte um eine konkrete Handlung im Hier und Jetzt hervor . Um sie<br />

möglichst erfüllbar zu machen, lassen sich Bitten und Wünsche unterscheiden: Bitten beziehen sich auf Handlungen<br />

im Jetzt, Wünsche dagegen sind vager , beziehen sich auf Zustände („sei respektvoll“) oder auf Ereignisse in der<br />

Zukunft. Erstere sind leichter zu erfüllen, haben deshalb auch mehr


Zukunft. Erstere sind leichter zu erfüllen, haben deshalb auch mehr<br />

Chancen auf Erfolg. Rosenberg schlägt außerdem vor , Bitten in einer<br />

„positiven Handlungssprache“ zu formulieren – sprich, zu sagen, was<br />

man will, statt was man nicht will. Man kann unterscheiden zwischen<br />

einer Handlungsbitte (beispielsweise darum, die Geschirrspülmaschine<br />

auszuräumen) und einer Beziehungsbitte (beispielsweise um eine<br />

Beschreibung der eigenen Empfindungen).<br />

Rosenberg fasst die Schritte der GFK in folgendem Satz zusammen:<br />

„Wenn ich a sehe, dann fühle ich b, weil ich c brauche.<br />

Deshalb möchte ich jetzt gerne d.“<br />

a … Beobachtung; b … Gefühl; c … Bedürfnis; d … Bitte<br />

Dieses Formulierungs-Muster soll dem Sprecher helfen, nicht in die<br />

lebensentfremdende Kommunikation zu verfallen, sondern die vier Schritte der GFK<br />

anzuwenden und somit leichter eine Verbindung zu seinem Gegenüber aufbauen zu können.<br />

Auch als Haltung <strong>für</strong> das empathische Zuhören empfiehlt Rosenberg, aus dem, was der andere sagt, diese vier Informationen<br />

herauszufiltern, da sie in der Regel das Herz der Botschaft darstellen. Zur Überprüfung, ob seine Deutung stimmt, kann der<br />

Zuhörende anbieten, was er in Form der vier Schritte hört („Fühlst du …, weil dir … wichtig ist?“). Das kann auch hilfreich sein,<br />

wenn der Sprecher durch dieses Spiegeln selber mehr Klarheit darüber gewinnt, was er eigentlich ausdrücken will. Das<br />

ausgesprochene und stille empathische Zuhören ist ein wesentlicher Aspekt der Anwendung <strong>von</strong> GFK.<br />

Das formale Grundmodell ist nach Rosenberg eine Art Übergangshilfe <strong>für</strong> die Schulung der Aufmerksamkeit, nicht jedoch ein Ersatz<br />

<strong>für</strong> die Alltagssprache. Man braucht in der Regel erhebliche Übung, bis die GFK in der Alltagssprache zu einer flüssigen<br />

Kommunikation wird.<br />

Wenn eine Problemlösung im Gespräch nicht möglich ist und zur Setzung <strong>von</strong> Grenzen führt, spricht Rosenberg <strong>von</strong> der schützenden<br />

Anwendung <strong>von</strong> Macht, die er <strong>von</strong> der strafenden Anwendung unterscheidet. Während letztere den Fokus hat, menschliches<br />

Verhalten auf Basis <strong>von</strong> Selbsthass zu ändern, geht es bei ersterer darum, weitere Verletzungen zu verhindern und <strong>für</strong> Schutz zu<br />

sorgen, aus dem heraus überhaupt erst wieder dieBereitschaft entstehen kann, erneut in Kontakt zu treten.<br />

Karten mit den 4 Schritten der Gfk (in<br />

umgekehrter Reihenfolge) in<br />

Verwendung in einer Übungsgruppe<br />

Grundmodell in einem Beispiel<br />

Formale Gewaltfreie Kommunikation, lebensentfremdende Kommunikation und eine mögliche empathische Reaktion darauf am<br />

Beispiel einer schmutzigen WG-Küche.


Gewaltfreie Kommunikation<br />

Lebensentfremdende<br />

Kommunikation<br />

Empathische<br />

Reaktion auf<br />

lebensentfremdende<br />

Kommunikation<br />

Beobachtung<br />

Konkrete Handlungen, die wir<br />

beobachten und die unser<br />

Wohlbefinden beeinträchtigen.<br />

„In der letzten Woche hast du dein<br />

Geschirr dreimal nach dem Essen<br />

auf die Spüle gestellt, und es stand<br />

dort jeweils bis zum Morgen. Dann<br />

habe ich es abgespült.“<br />

Beobachtung und Bewertung<br />

werden vermischt.<br />

„Du verhältst dich in der Küche<br />

total schlampig!“<br />

„Du hast wiederholt<br />

dreckiges Geschirr<br />

vorgefunden?“<br />

Gefühl<br />

Die Gefühle werden mit dem in<br />

Verbindung gebracht, was wir<br />

beobachten.<br />

„Ich bin frustriert …“<br />

Keine Erläuterung über<br />

Zusammenhang der Situation mit<br />

dem Gefühl, sondern: <strong>Eine</strong><br />

Interpretation wird als Gefühl<br />

geäußert. Schuldzuweisungen,<br />

Vorwürfe, Pauschalisierungen.<br />

„Ich fühle mich provoziert, es<br />

ist dir total egal, dass hier so<br />

ein Dreck ist.“<br />

„Bist du frustriert<br />

…?“<br />

Bedürfnis<br />

Bedürfnisse, aus denen Gefühle<br />

entstehen, werden betrachtet und<br />

mitgeteilt.<br />

„… da ich, wenn ich in das Haus<br />

komme, eine Ordnung vorfinden<br />

möchte, die mir ein Entspannen<br />

möglich macht.“<br />

Das Bedürfnis wird nicht (klar)<br />

geäußert, stattdessen wird der<br />

andere moralisch verurteilt.<br />

„Du bist ein/e Schlamper/in.“<br />

„… weil du dir mehr<br />

Unterstützung<br />

wünschst?“<br />

Bitte<br />

Um eine konkrete Handlung wird<br />

gebeten – auch Nichterfüllung ist in<br />

Ordnung.<br />

„Sage mir bitte, ob du bereit bist,<br />

dein Geschirr gleich nach dem<br />

Essen abzuspülen oder gemeinsam<br />

mit mir nach einem Weg zu suchen,<br />

wie unser beider Bedürfnis nach<br />

Ordnung erfüllt werden kann.“<br />

Es wird eine Forderung gestellt.<br />

Bei Nichtbeachtung drohen<br />

Sanktionen.<br />

„Wenn es in zwei Wochen nicht<br />

sauber ist, dann schmeiß’ ich<br />

dein Geschirr weg!“<br />

„Wünschst du dir,<br />

dass wir eine<br />

konkrete Absprache<br />

über das Spülen<br />

machen?“<br />

Grenzen der GFK<br />

Nach Rosenberg ist die wichtigste Grenze der GFK die „individuelle Entwicklung“ des Anwenders, die Zeit und Energie braucht.<br />

Beispielsweise können bestimmte Bereiche des Lebens sehr mit Angst oder bestimmten Vorstellungen besetzt sein, so dass ein<br />

offenes Besprechen der Gefühle und Bedürfnisse sehr viel Mut kosten würde. Wie viel Bereitschaft der Einzelne dazu hat, diesen Mut<br />

aufzubringen, hängt dann da<strong>von</strong> ab, wie er sich und seine Bedürfnisse bis zu diesem Zeitpunkt erlebt hat, was ein Merkmal genereller<br />

Entwicklung des Menschen darstellt. Der Prozess der GFK selbst braucht ebenfalls Zeit und die Bereitschaft eines Gegenübers, diese<br />

Zeit zu investieren. Zeit, Bereitschaft und Mut dazu sind aber insbesondere in Machtsituationen oft nur einseitig vorhanden.<br />

Rezeption<br />

Wird die Gewaltfreie Kommunikation als „Allheilmittel“ zur Schlichtung <strong>von</strong> evidenten Konflikten gesehen, steht die Methode<br />

immer wieder in der Kritik. „Während Rosenbergs Hinweise <strong>für</strong> alltägliche Konflikte zwischen Einzelpersonen und in Gruppen<br />

möglicherweise hilfreich sein mögen, gerät GFK in der Betriebswelt zur Farce. Gerade dort entpuppt sich hinter der vermeintlich<br />

empathischen Hülle schnell ein Wolf im Giraffenkostüm“, schreibt Sebastian Friedrich in der a&k [8] und verweist auf die<br />

Anwendung <strong>von</strong> GFK zur Durchsetzung <strong>von</strong> betriebswirtschaftlichen Forderungen.


Auf der anderen Seite ersetze in linken Gruppen die Diskussion über das „Wie“ häufig das „Was“, so Friedrich. „Empathisch und<br />

gewaltfrei entbrennt schnell eine Debatte darüber, wie über ein Argument diskutiert werden soll.“ Die Methode würde auch als<br />

Machtinstrument eingesetzt; eine zur Schau gestellte Wertschätzung ersetze die Bewertung. „Alles gilt als verhandelbar, wer nicht<br />

bereit ist zur Metareflexion, gilt als unempathisch, gar als gewaltvoll, wer ein Urteil fällt, wer nicht permanent darauf hinweist, er<br />

oder sie spreche jetzt aus rein subjektiver Perspektive, wer nicht jeden zweiten Satz mit ‚Meiner Meinung nach‘ oder ‚Ich habe das<br />

Gefühl, dass‘ einleitet, dem wird Nachhilfe in GFK verordnet.“ [8]<br />

Siehe auch<br />

Deeskalation<br />

Dialog nach David Bohm<br />

Dramadreieck<br />

Friedens- und Konfliktforschung<br />

Restorative Justice<br />

Vier-Seiten-Modell<br />

Wahrheitskommission<br />

Zwiegespräch nach Michael Lukas Moeller<br />

Aggressionshemmung<br />

Literatur<br />

Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation. 11. überarb. und erw. Auflage. Junfermann, Paderborn 2013,<br />

ISBN 978-3-87387-454-1.<br />

Marshall B. Rosenberg, Gabriele Seils: Konflikte lösen durch Gewaltfreie Kommunikation. Ein Gespräch mit Gabriele<br />

Seils. 5. Auflage, Herder, Freiburg/Basel/Wien 2005, ISBN 3-451-05447-7.<br />

Marshall B. Rosenberg: Die Sprache des Friedens sprechen.Junfermann, Paderborn 2006, ISBN 3-87387-640-X.<br />

Marshall B. Rosenberg: Das können wir klären!2. Auflage, Junfermann, Paderborn 2007, ISBN 978-3-87387-568-5.<br />

Marshall B. Rosenberg: Erziehung, die das Leben bereichert. Gewaltfreie Kommunikation im Schulalltag. 3. Auflage,<br />

Junfermann, Paderborn 2007, ISBN 978-3-87387-566-1.<br />

Andreas Basu, Liane Faust: Gewaltfreie Kommunikation.2. Auflage, Haufe, Freiburg 2013, ISBN 978-3-648-04700-<br />

2.<br />

Klaus-Dieter Gens: Mit dem Herzen hört man besser. Einladung zur Gewaltfreien Kommunikation.Junfermann,<br />

Paderborn 2007, ISBN 978-3-87387-667-5.<br />

Ingrid Holler und Vera Heim: Konflikt-Kiste. Konflikte erfolgreich lösen mit der Gewaltfreien Kommunikation.<br />

Junfermann, Paderborn 2005, ISBN 3-87387-597-7.<br />

Wayland Myers: Die Grundlagen der Gewaltfreien Kommunikation.Junfermann, Paderborn 2006, ISBN 3-87387-<br />

621-3.<br />

Karoline I. Bitschnau: Gewaltfreie Kommunikation als relationale und soziale Kompetenz.Empirische Studie zur<br />

Qualität zwischenmenschlicher Verständigung, Dissertation Universität Innsbruck 2007.<br />

Julia Döring: Gewalt und Kommunikation.Essener Studien zur Semiotik und Kommunikationsforschung, Bd. 29.<br />

Shaker, Aachen 2009, ISBN 978-3-8322-8661-3.<br />

Beate Brüggemeier: Wertschätzende Kommunikation im Business. Junfermann, Paderborn 2010, ISBN 978-3-<br />

87387-750-4.<br />

Gabriele Lindemann, Vera Heim: Erfolgsfaktor Menschlichkeit – Wertschätzend führen-wirksam kommunizieren.2.<br />

Auflage, Junfermann, Paderborn 2010, ISBN 978-3-87387-751-1.<br />

Christian Rüther: Skript zum GFK-Jahrestraining, Wien, o.J. kostenloses ( PDF, 200 Seiten)<br />

Fußnoten<br />

1. Diana Renner: Gewaltfreie Kommunikation. GRIN Verlag, 2008, ISBN 978-3-640-20616-2, S. 5 (Google Books (htt<br />

p://books.google.at/books?id=-W5umHhycYAC)).<br />

2. Simone Emmert: Friedenssprache und Friedenserziehung. In: Peter Becker,Reiner Braun & Dieter Deiseroth (Hrsg.):<br />

Frieden durch Recht? Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2010, S.412 (eingeschränkte Vorschau (https://books.go<br />

ogle.de/books?id=JgwVkMYrpZ8C&pg=PA412#v=onepage) in der Google-Buchsuche).<br />

3. Marshall B. Rosenberg, „Gewaltfreie Kommunikation“, (2012), S. 171 f. f


4. Empathie in der Kommunikation <strong>von</strong> KonfliktGenuss (PDF download 464KB) (http://www.konfliktgenuss.de/assets/U<br />

ploads/PDF/Zielfuehrende-Kommunikation.pdf)<br />

5. Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation. <strong>Eine</strong> Sprache des Lebens. Junfermann, Paderborn 2009, ISBN<br />

978-3-87387-454-1, S. 99.<br />

6. Marshall B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation. <strong>Eine</strong> Sprache des Lebens, Junfermann, 10. Aufl. 2012, S. 37–<br />

38<br />

7. Weitere Erklärungen siehe zum Beispiel Einführung in GfK (http://gewaltfrei.de/gk802/modell.php)<br />

8. Sebastian Friedrich: Lexikon der Leistungsgesellschaft #24: Gewaltfreie Kommunikation . Hrsg.: analyse & kritik. Nr.<br />

612, 19. Januar 2016, S.2.<br />

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Gleichstellung der Geschlechter<br />

Gleichstellung der Geschlechterist der<br />

Prozess tatsächlicher Gleichstellung <strong>von</strong><br />

Geschlechtern in rechtlicher Hinsicht<br />

und im Hinblick auf ihr persönliches<br />

und berufliches Entfaltungspotential in<br />

einer Gesellschaft (Chancengleichheit).<br />

Gleichstellung als Ausdruck sozialer<br />

Gerechtigkeit führt zu einer gleichen<br />

Teilhabe an persönlichen<br />

Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Damit<br />

schafft Gleichstellung der Geschlechter<br />

auch die Freiheit und den<br />

gesellschaftlichen Raum, individuelle<br />

Lebensentwürfe zu realisieren.<br />

Statt der älteren Bezeichnung<br />

Gleichstellung <strong>von</strong> Frau und Mann wird<br />

in jüngerer Zeit der neutralere Ausdruck<br />

Gleichstellung der Geschlechter<br />

bevorzugt. Damit soll auf den gleichberechtigten Anspruch auf Gleichheit <strong>von</strong> Mann und Frau und möglichen dritten Geschlechtern<br />

(Transgendern) verwiesen werden.<br />

Index <strong>für</strong> geschlechtsspezifische Ungleichheit (Gender Inequality Index),<br />

2008 [1]<br />

größere Ungleichheit<br />

0,74–0,84<br />

0,67–0,74<br />

0,59–0,67<br />

0,52–0,59<br />

0,45–0,52<br />

0,38–0,45<br />

0,31–0,38<br />

0,24–0,31<br />

0,17–0,24<br />

keine Daten<br />

kleinere Ungleichheit<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Begriffsbestimmung<br />

2 Voraussetzungen <strong>für</strong> Gleichstellungspolit ik<br />

2.1 Gleichstellung <strong>von</strong> Mann und Frau<br />

2.2 Ungleiche Situation <strong>von</strong> Mann und Frau<br />

2.2.1 Benachteiligungen <strong>von</strong> Frauen<br />

2.2.2 Benachteiligungen <strong>von</strong> Männern<br />

2.3 Partizipation<br />

3 Methodik der Gleichstellung<br />

3.1 Rechtsumsetzung und Handlungsautonomie<br />

3.2 Paradigma des Gender Mainstreaming<br />

4 Geschichte und Ausblick<br />

5 Staatliche und überstaatliche Rechtslage und Organisationen<br />

5.1 Weltweit<br />

5.2 Europa<br />

5.3 Deutschland<br />

5.4 Österreich<br />

5.5 Schweiz<br />

5.6 Liechtenstein<br />

5.7 Norwegen


6 Siehe auch<br />

7 Literatur<br />

8 Weblinks<br />

9 Einzelnachweise<br />

Begriffsbestimmung<br />

Der Begriff der Gleichstellung geht über den der Gleichbehandlung i.S.v. UN-Ausschuss <strong>für</strong> die Beseitigung der<br />

Diskriminierung der Frauhinaus. Gleichbehandlung meint die Vermeidung <strong>von</strong> direkter oder indirekter<br />

Diskriminierung <strong>von</strong> Menschen in allen Lebensbereichen. Er impliziert, Gleichbehandlung reiche nicht aus, um<br />

Chancengleichheit <strong>für</strong> alle herzustellen; zudem müsse die Gleichheit aktiv gefördert werden.<br />

Der Begriff Gleichberechtigung hat die juristische Gleichbehandlung <strong>von</strong> Menschen zum Ziel. Auch hier greift der<br />

Terminus zu kurz, da die juristische Gleichbehandlung wiederum nicht automatisch zu einer faktischen<br />

Gleichbehandlung also Gleichstellung der Geschlechter führe.<br />

Für den allgem<strong>einen</strong> Begrif der Gleichstellung siehe die Begrifserklärung unter Gleichstellung, die auch auf die<br />

Formen <strong>von</strong> Gleichstellungsbemühungen im Zusammenhang mit anderen benachteiligten Bevölkerungsgruppen<br />

hinweist.<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> Gleichstellungspolitik<br />

Gleichstellung <strong>von</strong> Mann und Frau<br />

Gleichstellungspolitik legitimiert sich<br />

durch die Bekenntnisse der Völkergemeinschaft zur prinzipiellen Gleichberechtigung [2][3] <strong>von</strong> Mann und Frau<br />

durch eine tatsächliche Ungleichheitder Geschlechter<br />

durch die Annahme, dass gewisse Ungleichheiten nicht biologisch und somit modifizierbar sind<br />

durch die Annahme, dass die freie Entscheidung Benachteiligter selbst unter Bedingungen der juristischen<br />

Gleichberechtigung nicht gewährleistet ist (also dass die faktische Gleichstellung [3] noch nicht erreicht ist).<br />

Insbesondere die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bildet eine Basis, auf der Ungleichheiten entstehen und fortbestehen<br />

können.<br />

Ungleiche Situation <strong>von</strong> Mann und Frau<br />

Gleichstellungspolitik geht da<strong>von</strong> aus, dass die Situation <strong>von</strong> Frauen und Männern in der Gesellschaft ungleich ist. So heißt es zum<br />

Beispiel im Chancengleichheitsgesetz des Landes Baden-Württember g: [4]<br />

Ziel des Gesetzes ist die berufliche Förderung <strong>von</strong> Frauen unter Wahrung des Vorrangs <strong>von</strong> Eignung, Befähigung und fachlicher<br />

Leistung (Artikel 33 Abs. 2 GG), insbesondere die Verbesserung der Zugangs- und Aufstiegschancen <strong>für</strong> Frauen, eine deutliche<br />

Erhöhung des Anteils der Frauen in Bereichen, in denen sie geringer repräsentiert sind als Männer sowie die Beseitigung<br />

bestehender Benachteiligungen […].<br />

Die ungleiche Situation <strong>von</strong> Mann und Frau in vielen beruflichen Zweigen ist nicht immer die Folge direkter Diskriminierung. Die<br />

unterschiedliche Bildungs- und Berufswahl <strong>von</strong> Frauen und Männern wird nach Erkenntnissen der OECD maßgeblich durch<br />

geschlechtsspezifische Stereotypen beeinflusst. [5][6] Die unterschiedlichen Frauenanteile in den Studienfächern sind außerdem<br />

Ausdruck unterschiedlicher Interessen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes fanden sich im Wintersemester 2011/12 12.690<br />

männliche Studienanfänger im Studium Elektrotechnik, während sich 1.357 Frauen eingeschrieben hatten. Umgekehrt schrieben sich<br />

10.825 Frauen und dagegen 3.009 Männer in das Fach Germanistik ein. [7]<br />

Institutionalisierte Maßnahmen, die eine gezielte Gewährung bestimmter Vorteile an benachteiligte Gruppen beinhalten und auf diese<br />

Weise auf eine Gleichstellung abzielen, werden als Affirmative Action oder „positive Diskriminierung“ bezeichnet.


Benachteiligungen <strong>von</strong> Frauen<br />

Die Ungleichheit bezüglich beruflicher Förderung, Aufstiegsbedingungen und Beteiligungsquoten wird zum Beispiel in einem<br />

Dokument des Gleichstellungsbüros der Stadt Basel wie folgt quantifiziert (komprimierte Darstellung): [8]<br />

Kriterium Studie Frauen Männer beide andere<br />

Matura oder noch höhere Bildung Basel, 2000 36,4 % 40,8 % – –<br />

Eintritt Universität Schweiz, 2001 49,8 % 50,2 % – –<br />

Eintritt Fachhochschule Schweiz, 2001 43,1 % 56,9 % – –<br />

Erwerbsquote Basel, 2000 71,1 % 82,6 % – –<br />

Vollzeittätigkeit Basel, 2001 49 % 87 % – –<br />

Arbeitnehmende in Unternehmensleitung Basel, 2000 19,6 % 80,4 % – –<br />

Lohndifferenz Privatwirtschaft Schweiz, 2000 −21 % – – –<br />

Haushalthauptverantwortung Schweiz, 2000 87 % 2 % 10 % 1 %<br />

Stadtparlament Basel 2004 32,3 % 67,7 % – –<br />

In Deutschland bestand im Jahr 2014 ein Unterschied im Bruttostundenverdienst <strong>von</strong> durchschnittlich 22 % zwischen Männern und<br />

Frauen. Je nach Wirtschaftszweig variiert dieser Unterschied jedoch stark, <strong>von</strong> 2 % (Abwasser- und Abfallentsorgung) bis zu 33 %<br />

(Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen). Der Verdienstunterschied hängt zum größeren Teil, jedoch nicht<br />

vollständig, mit Unterschieden bei den ausgeübten Tätigkeiten bzw. der Qualifikation zusammen. Frauen sind stärker als Männer in<br />

den unteren Leistungsgruppen vertreten; werden Männer und Frauen bei formal gleicher Tätigkeit und Qualifikation verglichen, so<br />

reduziert sich der beobachtbare Verdienstunterschied auf 7 %. [9][10]<br />

<strong>Eine</strong> andere Gruppe häufig angeführter, eher unterschwelliger Benachteiligungen <strong>von</strong> Frauen zeigt sich in der Sprache und besonders<br />

in Grammatik und Lexik. Die meisten Personenbezeichnungen, die Handelnde bezeichnen, sind in ihrer Grundform Maskulina, z. B.<br />

Wähler, Lehrer, Arzt. Durch Anhängen des Femininsuffix – in der Regel „in“ – werden die weiblichen Äquivalente gebildet,<br />

Wählerin, Lehrerin, Ärztin. Die maskuline Form dient neben der geschlechtsspezifischen Bezeichnung <strong>von</strong> Männern auch der<br />

Bezeichnung beider Geschlechter und Frauen allein sowie <strong>von</strong> Personen, deren Geschlecht unbekannt ist. Frauen werden unter das<br />

generische Maskulinum subsumiert und sollen „mitgemeint“ sein, sodass bspw. 99 Studentinnen und 1 Student gemeinsam als 100<br />

Studenten bezeichnet werden. Demgegenüber gibt es kein generisches Femininum. [11][12] <strong>Eine</strong> Reihe <strong>von</strong> Studien zeigen, dass<br />

generisch maskuline Personenbezeichnungen nicht geschlechtsneutral verstanden werden, sondern dass bei Personenreferenzen im<br />

generischen Maskulinum eine kognitive Überrepräsentation <strong>von</strong> Männern und ein geringerer gedanklicher Einbezug <strong>von</strong> Frauen zu<br />

beobachten ist als bei alternativen Sprachformen wie der Beidnennung oder dem Binnen-I. [13][14][15][16] Bereits der<br />

Sprachwissenschaftler Josef Klein hatte in seiner Untersuchung 1988 konstatiert, dass „die Benachteiligung der Frau durch das<br />

generische Maskulinum also keine feministische Schimäre [ist], sondern psycholinguistische Realität“. [17]<br />

Es gibt große Unterschiede in der medialen Repräsentation <strong>von</strong> Frauen und Männern. So haben Männer in Film und Fernsehen<br />

meistens <strong>einen</strong> höheren Berufsstatus als Frauen. Zum Beispiel werden Frauen in Fernsehserien häufiger als Pflegepersonal (z. B.<br />

Krankenschwestern), Männer hingegen als Ärzte dargestellt. [18][19][20][21][22] Auch definieren sich die dargestellten Frauen<br />

vorwiegend über ihre private Rolle – die handlungsentscheidende Rollendefinition ist die einer Freundin, Mutter, Tochter oder<br />

Ehefrau –, während Männer sich viel stärker über ihren Beruf definieren. [21]<br />

Mit Geschlechtsstereotypen in der Werbung beschäftigte sich bereits Erving Goffman in „Geschlecht und Werbung“ (1981). Er<br />

stellte fest, dass Werbung ein androzentrisches Weltbild vermittelt und dass Frauen und Männer häufig so positioniert werden, dass<br />

Männer mit einem höheren Status assoziiert werden: Sie sitzen erhöht, umgreifen die Frau <strong>von</strong> oben oder blicken auf sie herab und<br />

Männerabbildungen sind relativ größer als Abbildungen <strong>von</strong> Frauen. Darüber hinaus werden Männer als Wissensträger dargestellt<br />

und bei kompetenzfordernden Aufgaben gezeigt. <strong>Eine</strong> häufige Rollenkonstellation ist ein lesender Mann und eine Frau, die dem<br />

Mann dabei zusieht. [23][24][25] Untersuchungen, die in den 1980er und 90er Jahren im deutschsprachigen Raum erschienen, fanden<br />

negative Frauenklischees und rigide Schönheitsnormen in der Werbung vor sowie die anhaltende Darstellung <strong>von</strong> Frauen in<br />

unterwürfig-passiver Körperhaltung. [26][27][28][29] <strong>Eine</strong> 2002 erschienene Studie stellte fest, dass die Repräsentation <strong>von</strong> Frauen in


der Werbung <strong>von</strong> 2002 sich nur wenig gegenüber den 1980ern verändert hatte. Demnach verwendet Produktwerbung sexuelle<br />

Anspielungen und zynische Witze auf Kosten <strong>von</strong> Frauen, stellt Frauen als Sexualobjekte dar und setzt sie mit den Produkten (z. B.<br />

Autos) gleich und assoziiert sie mit Haushaltsarbeit. [30] Im Bereich der Hörfunkwerbung kam Helga Kotthoff zu dem Ergebnis, dass<br />

z. B. in geschlechtsübergreifenden Dialogen Frauen oft als die Fragenden und Männer als die Antwortenden auftreten und dass<br />

technische oder teure Produkte <strong>von</strong> männlichen, Haushalts- oder alltägliche Gebrauchsgegenstände hingegen <strong>von</strong> weiblichen<br />

Stimmen beworben werden. Kotthoff kommt zu dem Schluss: „Über Dialogrollen, Stimmen und Intonationen wird dem Mann<br />

Autorität, Kompetenz und Sachlichkeit zugeordnet und der Frau Emotionalität, Hilflosigkeit und Instabilität.“ [31] 2007<br />

verabschiedete eine Versammlung des Europarats eine Resolution unter dem Titel „Image of Women in Advertising“ (dt. „Bild <strong>von</strong><br />

Frauen in der Werbung“), die den Europarat-Mitgliedsstaaten empfahl, die ethischen Standards und Selbstregulations-Mechanismen<br />

der Werbeindustrie zu stärken, um Darstellungen, die als Anstiftung zu direkter Diskriminierung <strong>von</strong> Frauen angesehen werden<br />

können, zu reduzieren. [32]<br />

Gerade im Kontext des Feminismus und der Frauenbewegung stellt die Gleichstellung der Frau ein zentrales und in seiner<br />

Umsetzung kontrovers diskutiertes Thema dar. Besonders Fragen nach den konkreten Zielen und Mitteln auch im Kontext <strong>von</strong><br />

gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krisen sind dabei <strong>von</strong> Bedeutung. [33]<br />

In weiten Teilen der islamischen Welt herrscht oft eine allgemeine Benachteiligung der Frau, sowohl auf kultureller, wirtschaftlicher,<br />

rechtlicher und/oder politischer Ebene. So dürfen beispielsweise in Saudi-Arabien Frauen nicht Auto fahren [34][35] und im Iran gilt<br />

die Zeugenaussage einer Frau nur halb so viel wie die eines Mannes. [36][37]<br />

Benachteiligungen <strong>von</strong> Männern<br />

Nach einer Studie <strong>von</strong> Bernd Raffelhüschen und Jasmin Häcker aus dem Jahr 2008 profitierten Männer weniger vom Sozialsystem<br />

als Frauen. Infolge der Alterung der Gesellschaft werde <strong>für</strong> Männer des Jahrgangs 1970 die laut Studie prognostizierte „Verzinsung“<br />

der Rentenbeiträge etwa 0,2 % betragen. Gleichaltrige Frauen bekämen noch 1,5 %. Raffelhüschen betont, dass die<br />

Renditeberechnung nur eine eingeschränkte Betrachtungsweise sei. Gegenüber der Tageszeitung Die Welt sagte er: „Rein fiskalisch<br />

betrachtet, profitieren die Frauen <strong>von</strong> den Sozialversicherungen. Allerdings muss man auch sehen, dass es die Frauen sind, die ihre<br />

Angehörigen pflegen und selbst am Ende meist k<strong>einen</strong> haben, der sie pflegt“. Er sei sich durchaus bewusst, dass die Aussage, Frauen<br />

seien die Rendite-Gewinner bei den Sozialversicherungen, „politisch unkorrekt“ sei. [38][39]<br />

Jungen mit Migrationshintergrund zeigen durch häufigeres Sitzenbleiben, geringere Abschlüsse sowie niedrigere Kompetenzen<br />

ungünstigere Bildungsverläufe als andere Jungen. Leistungsrückstände zu Lasten <strong>von</strong> Jungen und die größte Schulunzufriedenheit<br />

gibt es vor allem an Gymnasien, jener Schulform, an der die meisten Lehrkräfte männlich sind. <strong>Eine</strong> Expertise des<br />

Bundesbildungsministeriumsaus dem Jahr 2011 kommt zum Ergebnis, dass stereotype Männlichkeitsbilder eine Blockade bei der<br />

Realisierung <strong>von</strong> Lernerfolg bei Jungen und Mädchen darstellen. [40] Michael Meuser stellte 2012 fest: „eine generelle<br />

Bildungsbenachteiligung <strong>von</strong> Jungen ist nicht gegeben“. Gleichwohl gingen „junge Frauen heute im Schnitt mit besseren<br />

Bildungsabschlüssen in die Berufswelt [..] als junge Männer. Bislang habe sich dieses Bildungskapital allerdings nicht in<br />

entsprechende Vorteile bei Berufskarrieren umsetzen lassen.“ Und er zieht das Fazit: „Mit der Zugehörigkeit zu dem <strong>einen</strong> oder dem<br />

anderen Geschlecht sind immer noch unterschiedliche Teilhabechancen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen verbunden.<br />

Diese sind, wie die Entwicklungen im Bildungssystem zeigen, nicht mehr durchgängig zu Lasten der Frauen verteilt. Im<br />

Erwerbsleben und in der Familie reproduzieren sich hingegen [...] in hohem Maße tradierte Strukturen.“ [41]<br />

Im Zuge der Debatten im Vorfeld der Volksbefragung zur Wehrpflicht in Österreich 2013 äußerte der österreichische<br />

Verfassungsjurist Heinz Mayer, sollte die Wehrpflicht (die bisher nur <strong>für</strong> Männer gilt) beibehalten werden, müsste sie in Zukunft in<br />

einer gleichberechtigten Gesellschaft auch <strong>für</strong> Frauen gelten, da eine Wehrpflicht nur <strong>für</strong> Männer als Benachteiligung aufgrund des<br />

Geschlechts nicht mit Art. 14 der Europäischen Menschenrechtskonventionvereinbar sei. [42]<br />

Partizipation<br />

→ Hauptartikel: Frauen in der Politik<br />

<strong>Eine</strong> Gleichstellung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen setzt eine entsprechende politische Partizipation voraus.


Methodik der Gleichstellung<br />

Rechtsumsetzung und Handlungsautonomie<br />

Politischen Gleichstellungsbemühungen liegt die Annahme zu Grunde, dass die Gleichberechtigung (rechtliche Gleichstellung) nicht<br />

ausreiche, um die faktische Gleichstellung zu erreichen. Dies könne durch verschiedene Faktoren entstehen:<br />

Zum <strong>einen</strong> würden Verfassung und Gesetze nur verzögert, nur oder einseitig oder gar nicht umgesetzt. Oft wird die Begründung in<br />

der angeblich bereits bestehenden Ungleichheit der politischen Entscheidungsträger (z. B. Parlamente und Ministerien mit geringem<br />

Frauenanteil) gesucht.<br />

Zum anderen wird argumentiert, dass Personen des benachteiligten Geschlechts aus psychologischen, ansozialisierten, strukturellen<br />

oder anderen Gründen Schwierigkeiten hätten, die Möglichkeiten der rechtlichen Gleichstellung auszuschöpfen. Aus diesem Bereich<br />

erwächst <strong>von</strong> beiden Geschlechtern Kritik: Personen des (mutmaßlich) benachteiligten Geschlechts empfinden die zugeordnete<br />

Opferrolle als Ausdruck mangelnden Ernstnehmens und als weitere Beschneidung ihrer Handlungsfreiheit, wenn die Zuschreibung<br />

als Opfer <strong>von</strong> Außen geschieht. Personen des (mutmaßlich) begünstigten Geschlechts wiederum gehen in der Argumentation da<strong>von</strong><br />

aus, dass das Verhalten aller Personen im Rahmen des geltenden Rechts der freien Wahl unterliege, der nicht durch Maßnahmen<br />

erzwungen werden könne oder soll.<br />

Dem halten an politischen Gleichstellungsbemühungen Interessierte entgegen, dass auch eine rechtliche Chancengleichheit nicht zu<br />

einer faktischen Gleichstellung führen könne, wenn - wie sie annehmen - die Wahrnehmung <strong>von</strong> Chancen durch geschlechterbedingte<br />

Sozialisation ungleich möglich sei.<br />

Paradigma des Gender Mainstreaming<br />

Moderne Gleichstellungspolitik arbeitet nach dem Ansatz des Gender Mainstreaming. Darunter wird der Top-Down-Ansatz<br />

verstanden, bei dem Institutionen des Staates (oder sogar <strong>von</strong> überstaatlichen Institutionen) die Aktivitäten tragen, und nicht etwa<br />

private Gruppierung, die ihre Aktivitäten unter Umständen gegen jene des Staates richten würden. Die Chancengleichheit <strong>von</strong> Frauen<br />

und Männern wird als Querschnittsaufgabe betrachtet und in jedem politischen Konzept, bei jeder staatlichen Maßnahme und bei<br />

jedem Entwicklungsschritt berücksichtigt. [43][8]<br />

Aus feministischer Perspektive wird kritisiert, dass de facto Gender Mainstreaming oftmals zu einer Reduzierung frauenfördernder<br />

Maßnahmen, Projekte und Politiken führt, wenn die konkrete strukturelle Benachteiligung <strong>von</strong> Frauen aus den Augen verloren wird.<br />

So ist es als Konzept relativ wässerig, und aus der gesetzlichen Festschreibung <strong>von</strong> Gender Mainstreaming folgen selten konkrete<br />

und effektive Positivmaßnahmen. Des Weiteren schafft es auch Gender Mainstreaming nicht, die soziale, politische und ökonomische<br />

Ungleichheit, die sich durch die gesellschaftlich zugeschriebene Geschlechterrolle in allen Bereichen des Lebens manifestiert, positiv,<br />

d. h. neutralisierend im Sinne eines dekonstruktivistischen (Dekonstruktion) Ansatzes, zu beeinflussen.<br />

Von der Organisation männer.ch wird kritisiert, dass in den Gleichstellungsbüros der Schweiz fast nur Frauen und bloß 3 Männer<br />

arbeiten. Zudem gibt es in der gesamten Bundesverwaltung keine Stelle, die sich spezifisch mit männerrelevanten Fragen und<br />

Benachteiligungen auseinandersetzt. Kritisiert wird weiter, dass Männer erst post-konzeptionell in Gleichstellungsarbeit einbezogen<br />

würden. [44] Demgegenüber wird argumentiert, dieses Ungleichgewicht sei wegen der größeren Ungleichheiten zu Ungunsten der<br />

Frauen gerechtfertigt, und zudem würde auch Männern der Weg zu aktiver Männerpolitik ofenstehen.<br />

Geschichte und Ausblick<br />

Die Geschichte der Gleichstellung ist verknüpft mit der Geschichte der Gleichberechtigung. Ihr Beginn wird oft mit der Erklärung<br />

der Rechte der Frau und Bürgerin <strong>von</strong> Olympe de Gouges im Jahr 1791 gleichgesetzt.


Insofern, als Gleichstellungspolitik im Grunde genommen auf der Gleichberechtigung aufbaut (s. Definition), kann der Beginn ihrer<br />

Geschichte aber zum Beispiel auch mit dem Frauenwahlrecht (D: 1918, A: 1919, CH: 1971, FL: 1984) gleichgesetzt werden.<br />

Gleichstellungspolitik ist in dieser Sichtweise ein Thema des 20. und 21. Jahrhunderts.<br />

Gleichstellungspolitik ist in ihrer ersten Phase zunächst die Geschichte der Frauenbewegung, die mit dem Feminismus der 1960er<br />

Jahre erstmals über das ursprüngliche Ziel der juristischen Gleichberechtigung hinausgeht. Gleichstellungspolitik ist in dieser Zeit<br />

eine Politik der Frauenförderung, nicht so sehr eine Politik der Gleichstellung beider Geschlechter im eigentlichen Sinn des ortes. W<br />

Seit den 1990er Jahren existieren gleichstellungspolitische Institutionen und Initiativen, die auf die Gleichstellung in Bereichen der<br />

<strong>von</strong> Männern wahrgenommenen Benachteiligungen abzielen.<br />

<strong>Eine</strong> echte Synthese der beiden Lobbys steht noch aus, ist aber gegenwärtig beabsichtigt oder zum eil T im Gange.<br />

Einzelne Forderungen der Gleichstellungspolitik sind in der Zwischenzeit realisiert worden. So ist zum Beispiel die ausgeglichene<br />

Geschlechterverteilung beim Eintritt in die Universität (mindestens im oben angeführten Fall) erreicht. Auch die Erwerbsquote wird<br />

z. B. in Basel-Stadt und Basel-Landschaft etwa zwischen 2010 und 2015 ausgeglichen sein, wenn man die Entwicklung <strong>von</strong> 1970 bis<br />

2000 extrapoliert. [8]<br />

Im März 2013 verabschiedete die UNO eine Erklärung zur Gleichstellung der Frau. [45]<br />

Staatliche und überstaatliche Rechtslage und Organisationen<br />

Weltweit<br />

1980 ist das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form <strong>von</strong> Diskriminierung der Frau (Convention on the Elimination of All Forms<br />

of Discrimination Against Women/CEDAW) in Kraft getreten, das bisher (2006) 184 Staaten der Erde unterzeichnet haben. Es basiert<br />

auf der allgem<strong>einen</strong> Erklärung der Menschenrechte <strong>von</strong> 1948. Es definiert den Begriff Diskriminierung der Frau, verurteilt diese<br />

ausdrücklich, und schafft Rahmenbedingungen und Maßnahmen, diese zu beseitigen. Es ist völkerrechtlich verbindliche<br />

Rechtsgrundlage <strong>für</strong> alle Unterzeichnerstaaten <strong>für</strong> nationale und bilaterale Gesetzgebung und Rechtsprechung.<br />

Der UN-Ausschuss <strong>für</strong> die Beseitigung der Diskriminierung der Frau (Committee on the Elimination of Discrimination against<br />

Women/CEDAW) der Vereinten Nationen ist das Gremium, das dessen Einhaltung überwacht. Die Umsetzungen des CEDAW sind<br />

aber durchaus langwierig, und das Übereinkommen selbst ist auch nicht unumstritten und wurde <strong>von</strong> vielen Staaten nur unter<br />

zahlreichen Vorbehalten angenommen.<br />

Europa<br />

Die Gleichheit <strong>von</strong> Frauen und Männern ist im Zusammenhang mit der Festlegung der Grundwerte der Europäischen Unionin Art. 2<br />

im Vertrag über die Europäische Union (EUV) („Vertrag <strong>von</strong> Maastricht“) verankert. Grundlage der Gleichstellungspolitik der<br />

Europäischen Union ist die Gleichbehandlungsrichtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Verwirklichung des<br />

Grundsatzes der Gleichbehandlung <strong>von</strong> Männern und Frauen, die als Richtlinie 76/207/EWG 1976 verfasst wurde und heute in der<br />

Form Richtlinie 2006/54/EG gültig ist. Sie basiert auf dem Artikel 6 Grundrechte im Vertrag über die Europäische Union.<br />

Die Generaldirektion Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit (Employment, Social Affairs & Equal<br />

Opportunities Directorate-General DG EMPL) der Europäischen Kommission in Brüssel bietet eine Rahmenstrategie der<br />

Gemeinschaft zur Förderung der Gleichstellung <strong>von</strong> Frauen und Männern und leistet innerhalb eines Aktionsprogramms finanzielle<br />

Förderung europäischer Netze <strong>von</strong> Frauenvereinigungen, die sich die Förderung der Geschlechtergleichstellung zur Aufgabe gemacht<br />

haben. [46]<br />

Innerhalb der Generaldirektion gibt es zwei Referate:<br />

Das Referat Chancengleichheit <strong>für</strong> Frauen und Männer: Strategie und Programm(Unit Equal Opportunities for<br />

Women and Men: Strategy and Programme): Es „koordiniert die Gender Mainstreaming-Politik insgesamt und


unterstützt andere Dienststellen der Kommission dabei, die Mainstreaming-Strategie auf ihre Politikfelder<br />

anzuwenden.“ Es erstellt auch „den künftigen Fahrplan <strong>für</strong> die Gleichstellungspolitik“ und koordiniert das<br />

Aktionsprogramm der Kommission. [47]<br />

Das Referat Gleichbehandlung <strong>von</strong> Frauen und Männern: Rechtsfragen(Unit Equality of treatment between Women<br />

and Men: Legal Questions) „überwacht die Umsetzung und Durchführung der gemeinschaftlichen Rechtsvorschriften<br />

und bringt, wenn nötig, neue Vorschläge ein“. [47]<br />

Es gibt <strong>für</strong> die EU juristische Regelungen gegen die Geschlechterdiskriminierung, die weitreichend und verbindlich sind. [48]<br />

Trotzdem ist eine gleichberechtigte Teilhabe <strong>von</strong> Frauen und Männern an dem materiellen Wohlstand wie auch die gleichberechtigte<br />

Teilnahme in Politik und Gesellschaft unerreicht, was sich vor allem mit der mangelhaften Umsetzung <strong>von</strong> EU-Richtlinien in der<br />

nationalen Politik begründen lässt, aber auch durch konzeptionelle Unzulänglichkeiten und tiefliegende soziale, politische und<br />

kulturelle Strukturen zu erklären ist. [49]<br />

Deutschland<br />

Gleichstellungspolitik ist in Deutschland im Arbeitsbereich des Bundesministeriums <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

angesiedelt. Die Bundesregierung plant, einmal pro Legislaturperiode <strong>einen</strong> Gleichstellungsbericht der Bundesregierung zur<br />

Darstellung der allgem<strong>einen</strong> Gleichstellungssituation zwischen Männern und Frauen zu veröffentlichen. Der erste Bericht ist im<br />

Sommer 2011 veröffentlicht worden.<br />

Siehe auch: Allgemeines Gleichbehandlungsgesetzder Bundesrepublik Deutschland.<br />

Österreich<br />

In Österreich ist die Gleichbehandlung <strong>von</strong> Frau und Mann im Arbeitsleben im Bundesgesetz über die Gleichbehandlung (GlBG)<br />

geregelt, dass ein Gleichbehandlungsgebot, ein Gebot der geschlechtsneutralen Stellenausschreibung und ein Benachteiligungsverbot<br />

ausspricht, Sexuelle Belästigung wie auch allgemeine geschlechterspezifische Belästigung klärt, sowie Entlohnungskriterien festlegt.<br />

Besonderes Augenmerk legt es dabei in einem eigenen Gesetzesteil auf die Arbeitswelt in Land- und Forstwirtschaft.<br />

Die Gleichbehandlung im Bereich des Bundes (als Arbeitgeber) regelt das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz(B-GlBG), das neben<br />

allgem<strong>einen</strong> dienstrechtlichen Aspekten ein Frauenförderungsgebot ausspricht, um die geforderte Frauenquote <strong>von</strong> 50 % zu<br />

erreichen, und spezielle Frauenförderungspläne einfordert. Als Institutionen der Gleichbehandlung werden<br />

Gleichbehandlungsbeauftragte, Kontaktfrauen und Arbeitsgruppen <strong>für</strong> Gleichbehandlungsfragenetabliert.<br />

<strong>Eine</strong> eherechtliche Gleichstellung wurde 1999 mit der Halbe-halbe-Kampagne erzielt.<br />

Auf Bundesebene ist der Senat I der Bundes-Gleichbehandlungskommissionam Bundeskanzleramt unter Frauenministerin Gabriele<br />

Heinisch-Hosek zuständig (bis 2007 im Bundesministerium <strong>für</strong> Gesundheit und Frauen).<br />

Schweiz<br />

In der Schweiz existieren ein zentrales Gleichstellungsbüro in Bern, sowie 17 kantonale und 4 städtische Gleichstellungsbüros. Die<br />

Büros werden durch öffentliche Gelder finanziert. Das Prinzip der gleichen Rechte <strong>von</strong> Mann und Frau wurde am 14. Juni 1981 in<br />

der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaftverankert.<br />

Liechtenstein<br />

Erst 1992 wurde mit dem neuen Art. 31 Abs. 2 LV die Gleichstellung <strong>von</strong> Mann und Frau ausdrücklich in der liechtensteinischen<br />

Verfassung verankert. [50] Diese Verfassungsrevision war der Auslöser <strong>für</strong> eine Reihe <strong>von</strong> Gesetzesanpassungen, insbesondere<br />

betreffend Bürgerrecht, steuerliche Behandlung <strong>von</strong> Ehepaaren, Beiträge und Leistungen <strong>von</strong> Mann und Frau in der<br />

Sozialversicherung. Im Fürstentum Liechtensteinkoordinierte bis 2016 die Stabsstelle <strong>für</strong> Chancengleichheit(SCG) alle Maßnahmen<br />

der Gleichstellung, basierend auf dem Gleichstellungsgesetz <strong>von</strong> 1999. [51] Per 1. Januar 2017 wurde das Amt <strong>für</strong> Soziale Dienste [52]


mit der Förderung der Gleichstellung <strong>von</strong> Frau und Mann in allen Lebensbereichen betraut. Gleichzeitig übernahm der neu<br />

gegründete Verein <strong>für</strong> Menschenrechte (VMR) [53] als unabhängige nationale Menschenrechtsinstitution Liechtensteins die zuvor <strong>von</strong><br />

der Stabsstelle <strong>für</strong> Chancengleichheit ausgeübten Ombudsfunktionen.<br />

Norwegen<br />

Als erstes Land der Welt führte Norwegen 2003 eine Geschlechterquote <strong>für</strong> Aufsichtsräte ein. Seit Anfang 2006 müssen alle<br />

staatlichen Unternehmen mindestens 40 % ihrer Aufsichtsratsmandate mit Frauen besetzen. Im Januar 2008 wurde die Frauenquote<br />

auch auf alle börsennotierten norwegischen Aktiengesellschaften ausgeweitet. [54]<br />

Seit 2009 sind auch Frauen verpflichtet sich mustern zu lassen, der Wehrdienst bleibt aber freiwillig. 2015 soll die allgemeine<br />

Wehrpflicht auch <strong>für</strong> Frauen eingeführt werden. [55]<br />

Siehe auch<br />

Gender Budgeting<br />

Gender Empowerment Measure<br />

Global Gender Gap Report<br />

Literatur<br />

Sabine Berghahn: Der Ritt auf der Schnecke – Rechtliche Gleichstellung in der Bundesrepublik Deutschland. Freie<br />

Universität Berlin; Juli 2011; abgerufen am 12. Juni 2013.<br />

Nina Dethloff: Diskriminierung im Familienrecht.36. Kongress vom 22. bis 25. September 2005, Europäische<br />

Rechtsakademie, Trier. Deutscher Juristinnenbund; abgerufen am 12. Juni 2013.<br />

Brigitte Rauschenbach: Gleichheit, Differenz, Freiheit? Bewusstseinswendung im Feminismus nach 1968. Freie<br />

Universität Berlin; 2008; archiviert vom Original am 14. Januar 2012; abgerufen am 12. Juni 2013(PDF; 244 kB).<br />

Susanne Burri, Sacha Prechal: Geschlechtergleichstellungsrecht der EU. Hrsg.: Europäische Kommission.<br />

Luxemburg 2008, ISBN 978-92-79-10277-6(PDF [abgerufen am 12. Juni 2013] PDF).<br />

Mechthild Koreuber, Ute Mager (Hrsg.): Recht und Geschlecht. Zwischen Gleichberechtigung, Gleichstellung und<br />

Differenz, Nomos Verlag, Baden-Baden 2004, ISBN 3-8329-0782-3.<br />

Weblinks<br />

Gender Equality, Webpräsenz der Generaldirektion Beschäftigung und Soziales (DG EMPL) der Europäischen<br />

Kommission<br />

Veröffentlichungen der Europäischen Kommission zur Gleichstellung <strong>von</strong> Frauen und Männern<br />

Neueste Entwicklungen in den Mitgliedstaaten und EWR-Ländern . (PDF) In: Europäische Zeitschrift <strong>für</strong><br />

Geschlechtergleichstellungsrecht, Nr. 1/2010<br />

Gender-Datenreport Erster Gender Datenreport zur Gleichstellung <strong>von</strong> Frauen und Männern in der Bundesrepublik<br />

Deutschland, 2005 im Auftrag des BMFSFJ<br />

Kognitive Gleichstellung. Wie die bloße Abbildung bekannter weiblicher und männlicher Führungskräfte unser<br />

implizites Denken zu Führung beeinflusst . (PDF) In: Zeitschrift <strong>für</strong> Arbeits- und Organisationspsychologie, 2010.<br />

Einzelnachweise<br />

1. UNDP (Indikator: Gender Inequality Index (updated) hdrstats.undp.org (http://hdrstats.undp.org/en/tables/default.ht<br />

ml)<br />

2. etwa UN-Menschenrechtscharta1948.<br />

3. etwa Österreichisches Bundes-Verfassungsgesetz, Art. 7(1)<br />

4. Chancengleichheitsgesetz.Landtag Baden-Württemberg, 2005.<br />

5. OECD: Geschlechtsbezogene Vorurteile beeinflussen die Bildungsergebnisse <strong>von</strong> Jungen und Mädchen(http://ww<br />

w.oecd.org/document/2/0,3343,de_34968570_35008930_42843842_1_1_1_1,00.html). Abgerufen am 29.<br />

November 2012.


6. OECD (2002). OECD-Beschäftigungsausblick(http://books.google.de/books?id=LMV1mEjToBcC&printsec=frontcov<br />

er). OECD Publications, Paris 2002, S. 88.<br />

7. Statistisches Bundesamt Genesis online.(https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=abruftabelleBe<br />

arbeiten&levelindex=2&levelid=1296810101098&auswahloperation=abruftabelleAuspraegungAuswaehlen&auswahl<br />

verzeichnis=ordnungsstruktur&auswahlziel=werteabruf&selectionname=21311-0012&auswahltext=&werteabruf=star<br />

ten) Abgerufen am 4. Februar 2011.<br />

8. G. Fuchs, E. Füller, S. Lask: Zahlen? Bitte. (http://www.baselland.ch/docs/fkd/gleich/aktuell/zahlen-bitte_bs.pdf)<br />

(PDF) Gleichstellungsbüro Basel-Stadt, Basel 2004.<br />

9. https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/QualitaetArbeit/Dimension1/1_5_GenderPayGap.html<br />

10. Joachimiak, W.: Frauenverdienste – Männerverdienste: Wie groß ist der Abstand wirklich?(https://www.destatis.de/<br />

DE/Publikationen/STATmagazin/VerdiensteArbeitskosten/2013_03/Verdienste2013_03.html)Statistisches<br />

Bundesamt, Wiesbaden 2013<br />

11. Georg Stötzel, Martin Wengeler: Kontroverse Begriffe: Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der<br />

Bundesrepublik Deutschland(http://books.google.de/books?id=GkI3mUhsrDQC&pg=PA522). Verlag Walter de<br />

Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-014106-X, S. 522f.<br />

12. Gertrude Postl: Weibliches Sprechen: Feministische Entwürfe zu Sprache & Geschlecht. Passagen Verlag, Wien<br />

1991, ISBN 3-900767-68-8, S. 89ff.<br />

13. Dagmar Stahlberg, Sabine Sczesny: Effekte des generischen Maskulinums und alternativer Sprachformen auf den<br />

gedanklichen Einbezug <strong>von</strong> Frauen. (http://www.journalistinnen.de/aktuell/pdf/gender/gender_stahlberg.pdf)In:<br />

Psychologische Rundschau. Band 52, Nr. 3, 2001, S. 131–140. doi:10.1026//0033-3042.52.3.131<br />

14. John Gastil: Generic Pronouns and sexist language: The oxymoronic character of masculine generics . (http://www.s<br />

pringerlink.com/content/u817g2142392445v/)In: Sex Roles. Band 23, Nr. 11, 1990, S. 629–643.<br />

doi:10.1007/BF00289252<br />

15. Frederike Braun, Sabine Sczesny, Dagmar Stahlberg: Cognitive effects of masculine generics in German: An<br />

overview of empirical findings. In: Communications, Band 30, Nr. 1, 2005, S. 1–21. doi:10.1515/comm.2005.30.1.1<br />

16. Lisa Irmen, Ute Linner: Die Repräsentation generisch maskuliner Personenbezeichnungen. <strong>Eine</strong> theoretische<br />

Integration bisheriger Befunde. (http://www.psycontent.com/content/ew0815q27165q051/) In: Zeitschrift <strong>für</strong><br />

Psychologie. Band 213, Nr. 3, 2005, S. 167–175. doi:10.1026/0044-3409.213.3.167<br />

17. Josef Klein: Benachteiligung der Frau durch das generische Maskulinum – eine feministische Schimäre oder<br />

psycholinguistische Realität?In: Norbert Oellers (Hrsg.): Germanistik und Deutschunterricht im Zeitalter der<br />

Technologie: Selbstbestimmung und Anpassung. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1988, ISBN 3-484-10592-5, S.<br />

310–319.<br />

18. Monika Weiderer: Das Frauen- und Männerbild im deutschen Fernsehen: eine inhaltsanalytische Untersuchung der<br />

Sendungen mit Spielhandlung <strong>von</strong> ARD, ZDF und RTLplus (http://epub.uni-regensburg.de/3042/1/Frauen_und_Mae<br />

nnerbild.pdf) (PDF; 381 kB). In: Medienpsychologie. Band 6, Nr. 1, 1994, S. 15–34.<br />

19. Anne Externbrink: „Nur eine Mutter weiß allein, was lieben heißt und glücklich sein“. <strong>Eine</strong> Kritik zur Darstellung der<br />

Frau in der Lindestrasse. In: Romy Fröhlich (Hrsg.): Der Andere Blick: Aktuelles zur Massenkommunikation aus<br />

weiblicher Sicht. Brockmeyer, Bochum 1992, ISBN 3-8196-0009-4, S. 103–122.<br />

20. Peter Weingart: Von Menschenzüchtern, Weltbeherrschern und skrupellosen Genies – Das Bild der Wissenschaft im<br />

Spielfilm (http://www.femtech.at/fileadmin/downloads/Wissen/Themen/Frauen_im_fiction-Format/das_Bild_der_Wiss<br />

enschaft_im_Spielfilm.pdf)(PDF; 33 kB). In: Stefan Iglhaut, Thomas Sping (Hrsg.): science + fiction. Zwischen<br />

Nanowelt und globaler Kultur. Jovis, Berlin 2003, ISBN 3-931321-31-2, S. 1–9.<br />

21. Irmela Hannover, Arne Birkenstock: Familienbilder im Fernsehen: Familienbilder und Familienthemen in fiktionalen<br />

und nicht- fiktionalen Fernsehsendungen(http://www.g-i-s-a.de/res.php?id=428). Grimme-Institut, 2005.<br />

22. Heike Becker, Wolfgang Becker: Die Darstellung <strong>von</strong> Frauen und die Behandlung <strong>von</strong> Frauenfragen im Fernsehen .<br />

<strong>Eine</strong> wissenschaftliche Untersuchung im Auftrag des Bundesministeriums <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />

Osnabrück 1999.<br />

23. Erving Goffman: Geschlecht und Werbung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-11085-3, S. 120–144.<br />

24. Nicole M. Wilk: Die ges(ch)ichtslose Frau – Überlegungen zum Verlust <strong>von</strong> weiblichen Vorbildern in der Werbung. (ht<br />

tp://books.google.de/books?id=ZHf3mayNKtEC&pg=PA75) In: Christina Holtz-Bacha (Hrsg.): Stereotype?: Frauen<br />

und Männer in der Werbung. VS Verlag <strong>für</strong> Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15695-8, S.<br />

75f.<br />

25. Herbert Willems, York Kautt: Theatralität der Werbung: Theorie und Analyse massenmedialer Wirklichkeit: zur<br />

kulturellen Konstruktion <strong>von</strong> Identitäten(http://books.google.de/books?id=unJfRXnrDpMC&pg=PA306). De Gruyter,<br />

Berlin 2003, ISBN 3-11-017668-8, S. 306ff.<br />

26. Christiane Schmerl: Frauenfeindliche Werbung: Sexismus als heimlicher Lehrplan. 3. Auflage. Elefanten Press,<br />

Berlin 1981, ISBN 3-88520-039-2.<br />

27. Joachim Kotelmann, Lothar Mikos: Frühjahrsputz und Südseezauber: die Darstellung der Frau in der<br />

Fernsehwerbung und das Bewusstsein der Zuschauerinnen. E. Baur, Baden-Baden 1981, ISBN 3-922831-03-6.<br />

28. Hans-Bernd Brosius, Joachim-Friedrich Staab: Emanzipation in der Werbung?: die Darstellung <strong>von</strong> Frauen und<br />

Männern in der Anzeigenwerbung des stern <strong>von</strong> 1969 bis 1988. In: Vierteljahreshefte <strong>für</strong> Kommunikationsforschung.<br />

Jg. 35, Nr. 3, 1990, S. 292–303.


29. Gitta Mühlen-Achs: Geschlecht bewusst gemacht: körpersprachliche Inszenierungen: ein Bilder - und Arbeitsbuch.<br />

Frauenoffensive, München 1998, ISBN 3-88104-308-X.<br />

30. Matthias Marschik, Johanna Dorer: Sexismus (in) der Werbung: Geschlecht, Reklame und Konsum (http://www.lmzbw.de/nc/medienbildung/bibliothek/buecher-und-texte/autoren-a-z/autoren-single.html?tx_ptlmzmco_ptlmzmco%5Bc<br />

ontroller%5D=Medium&tx_ptlmzmco_ptlmzmco%5Baction%5D=show&tx_ptlmzmco_ptlmzmcomedium%5BlibraryM<br />

edium%5D=831) . In: Medienimpulse, Heft 42, Dezember 2002, S. 37–44.<br />

31. Helga Kotthof: Geschlecht als Interkationsritual?. (http://books.google.de/books?id=q7eovRUnO64C&pg=PA184) In:<br />

Erving Goffman, Hubert Knoblauch: Interaktion und Geschlecht. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2001, 2.<br />

Auflage, ISBN 3-593-36858-7, S. 183–191.<br />

32. Resolution 1557 (2007): Image of women in advertising(http://assembly.coe.int/main.asp?Link=/documents/adopted<br />

text/ta07/eres1557.htm). Council of Europe. Abgerufen am 30. November 2012.<br />

33. Brigitte Rauschenbach: Gleichheit, Differenz, Freiheit? Bewusstseinswenden im Feminismus nach 1968. (http://ww<br />

w.fu-berlin.de/sites/gpo/pol_theorie/Zeitgenoessische_ansaetze/Gleichheit__Diferenz__Freiheit/rauschenbach_aug<br />

ust.pdf?1361541199) (PDF; 635 kB) 2008. In: gender-politik-online.de (http://www.gender-politik-online.de/)<br />

Abgefragt am 27. August 2013.<br />

34. Dietrich Alexander: Frauen kämpfen auf Fahrersitz <strong>für</strong> Selbstbestimmung. (https://www.welt.de/politik/ausland/article<br />

106611974/Frauen-kaempfen-auf-Fahrersitz-fuer-Selbstbestimmung.html) In: welt.de, 17. Juni 2012.<br />

35. Frauenrechte in Saudi-Arabien. (http://www.sueddeutsche.de/panorama/frauenrechte-in-saudi-arabien-peitschenhie<br />

be-fuers-autofahren-1.1151191)In: sueddeutsche.de, 28. September 2011.<br />

36. Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi: „Im Iran sind Frauen nur halb soviel wert“ . (http://www.sueddeutsche.de/poli<br />

tik/friedensnobelpreistraegerin-shirin-ebadi-im-iran-sind-frauen-nur-halb-soviel-wert-1.484358-3) In:<br />

sueddeutsche.de, 17. Mai 2010.<br />

37. Gabriela M. Keller: Ahmadinedschads Kampf mit emanzipierten Frauen. (https://www.welt.de/politik/article3538473/A<br />

hmadinedschads-Kampf-mit-emanzipierten-Frauen.html)In: welt.de, 11. April 2009.<br />

38. Frauen profitieren stärker vom Sozialsystem als Männer . (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,576864,00.html) in<br />

spiegel.de am 8. September 2008.<br />

39. Frauen sind die Gewinner unseres Sozialsystems. (https://www.welt.de/wirtschaft/article24086 3/Frauen-sind-die-G<br />

ewinner-unseres-Sozialsystems.html)Die Welt online 7. September 2008.<br />

40. Bildungs(miss)erfolge <strong>von</strong> Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen Jugendlichen . (http://www.bmbf.<br />

de/pubRD/Bildungsmisserfolg.pdf)(PDF; 724 kB) Expertise des Bundesbildungsministeriums, 2011.<br />

41. Michael Meuser: Entgrenzungsdynamiken: Geschlechterverhältnisse im Umbruch(http://www.bpb.de/apuz/144851/e<br />

ntgrenzungsdynamiken-geschlechterverhaeltnisse-im-umbruch?p=1) , in: Mannsbilder, Aus Politik und<br />

Zeitgeschichte (APuZ 40/2012). Online Bundeszentrale <strong>für</strong> Politische Bildung, 24. September 2012<br />

42. Gleichstellung: Wehrpflicht <strong>für</strong> Frauen? (http://diepresse.com/home/politik/bundesheer/1330454/Gleichstellung_Weh<br />

rpflicht-fuer-Frauen) Die Presse, Printausgabe; 9. Januar 2013; abgerufen am 26. Februar 2013.<br />

43. C. Arn, D. Hättenschwiler: Männer als Mitgestalter des Gleichstellungsprozesses?Eidgenössische Kommission <strong>für</strong><br />

Frauenfragen, Bern 2003.<br />

44. mann und gleichstellung.(https://web.archive.org/web/20101031000412/http://www.maenner.ch/de/forderungen/ford<br />

03) Männerbeauftragte in Verwaltung und Betriebe! männer.ch; 12. März 2007; archiviert vom Original (http://derefer.<br />

unbubble.eu?u=http://www.maenner.ch/de/forderungen/ford03)am 31. Oktober 2010; abgerufen am 23. Dezember<br />

2015.<br />

45. Uno-Erklärung: Muslimische Staaten gestehen Frauen gleiche Rechte zu . (http://www.spiegel.de/politik/ausland/frau<br />

enrechte-vereinte-nationen-verabschieden-frauenrechts-papier-a-889241.html)spiegel.de<br />

46. Webpräsenz DG EMPL<br />

47. Zitate: Webpräsenz DG EMPL<br />

48. europa.eu:50 Jahre EU-Gleichstellungsrecht(http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/07/4<br />

26&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en)<br />

49. Claudia Neusüß, Anna Holz: Die EU-Gleichstellungsstandards: Reformmotor <strong>für</strong> nationale Frauen- und<br />

Geschlechterpolitik in der erweiterten Europäischen Union?(http://web.fu-berlin.de/gpo/neusuess_holz.htm#top)<br />

(PDF)<br />

50. Verfassung des Fürstentums Liechtenstein.(https://www.gesetze.li/konso/1921.15)Abgerufen am 8. September<br />

2017.<br />

51. Gleichstellungsgsetz vom 10. März 1999.(https://www.gesetze.li/konso/1999.096)Abgerufen am 8. September<br />

2017.<br />

52. Website des Amtes <strong>für</strong> soziale Dienste.(http://www.llv.li/#/117687/chancengleichheit)Abgerufen am 7. September<br />

2017.<br />

53. Webseite des VMR. (https://www.menschenrechte.li/) Abgerufen am 7. September 2017.<br />

54. Aagoth Storvik, Mari Teigen: Das norwegische Experiment – eine Frauenquote <strong>für</strong> Aufsichtsräte . (http://library.fes.de/<br />

pdf-files/id/ipa/07310.pdf)(PDF; 177 kB) Friedrich-Ebert-Stiftung, Juni 2010.<br />

55. Norwegian women opposed to gender-neutral military service. (http://www.norwaypost.no/index.php/news/latest-new<br />

s/28169-norwegian-women-opposed-to-gender-neutral-military-service)The Norway Post; 23. April 2013; abgerufen<br />

am 27. April 2013 (englisch).


Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gleichstellung_der_Geschlechter&oldid=171544012 “<br />

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Hackerspace<br />

Ein Hackerspace (<strong>von</strong> Hacker und Space, engl. <strong>für</strong> Raum) oder Hackspace ist ein<br />

physischer, häufig offener Raum, in dem sich Hacker sowie an Wissenschaft,<br />

Technologie oder digitaler Kunst (und vielen anderen Bereichen) Interessierte tref fen<br />

und austauschen können. Sie werden meist <strong>von</strong> Ver<strong>einen</strong> getragen, in denen sich die<br />

Interessenten organisieren.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Funktion<br />

2 Geschichte<br />

3 Bekannte Hackerspaces<br />

4 Siehe auch<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Ein Hackerspace (RaumZeitLabor in<br />

Mannheim)<br />

Funktion<br />

Viele Hackerspaces setzen sich <strong>für</strong> die Förderung der Allgemeinbildung im<br />

technischen Bereich, sowie die Themen der Hackerkultur (wie z. B. freie<br />

Software/Open Source, freie Hardware oder Netzpolitik) ein, wobei das<br />

Themenspektrum je nach Hackerspace variieren kann. Typische Aktivitäten sind<br />

daher Do it yourself-Sessions und Workshops, Öffentlichkeitsarbeit durch<br />

Präsentationen, Vorführungen und Vorträge, soziale Aktivitäten wie das Teilen <strong>von</strong><br />

Wissen und gemeinsames Lernen, aber auch die Organisation <strong>von</strong> Partys und<br />

Spielen. Hackerspaces stellen da<strong>für</strong> eine Infrastruktur bereit, vor allem Getränke,<br />

Strom, Internetzugänge, Netzwerkverbindungen und Werkzeuge. Je nach<br />

Ausstattung können auch Möglichkeiten zur Essenszubereitung oder Duschen<br />

vorhanden sein, und ebenso größere Werkzeuge und Maschinen wie 3D-Drucker, Laser-Cutter, CNC-Fräsmaschinen, Bandsägen etc.<br />

Aus diesem Grund wird manchmal auch <strong>von</strong> Makerspace gesprochen, der Übergang zum FabLab ist fließend.<br />

Meist ist beim Eintritt keine Gebühr zu entrichten. Da die Bereitstellung der Infrastruktur jedoch Geld kostet, wird häufig um eine<br />

Mitgliedschaft im entsprechenden Trägerverein gebeten. Oft werden die Räumlichkeiten auch anderen Gruppen aus demselben<br />

Themenbereich zur Verfügung gestellt. Einige Hackerspaces, wie das Metalab in den Anfangsjahren, profitieren <strong>von</strong> staatlichen<br />

Förderungen in Infrastruktur oder Projekten.<br />

Geschichte<br />

Hackerspaces wurden zunächst in Deutschland durch etablierte Treffpunkte wie der c-base in Berlin oder der C4 in Köln eingerichtet.<br />

Später wurde das deutsche Klubmodell im Ausland kopiert. Da<strong>für</strong> verantwortlich ist ein Dokument mit dem Namen „Hackerspace<br />

Design Patterns“ [1] des Chaos Computer Clubs, in dem Ratschläge gegeben werden, um Räumlichkeiten anzumieten, den<br />

Hackerspace zu finanzieren und auf welcher Grundlage Entscheidungen getrof fen werden sollten.<br />

Innenraum der c-base in Berlin


Bekannte Hackerspaces<br />

International bekannt sind im deutschsprachigen Raum beispielsweise die c-base in Berlin, der Attraktor in Hamburg und das<br />

RaumZeitLabor in Mannheim sowie das Metalab in Wien. Bekanntere Hackerspaces im englischen Sprachraum sind der NYC<br />

Resistor in New York City und die Noisebridge in San Francisco.<br />

Das Projekt hackerspaces.org (siehe unter Weblinks) führt außerdem ein umfassendes Verzeichnis <strong>von</strong> existierenden und geplanten<br />

Hackerspaces auf der ganzen Welt und bietet auch ein Wiki zur Kommunikation und übergreifenden Koordination <strong>von</strong> Aktivitäten<br />

an.<br />

Siehe auch<br />

FabLab (auch Makerspace genannt) als eher maschinen-/werkstattzentrierte Einrichtung<br />

Hackerspace Global Grid, Projekt zum Aufbau eines verteilten Kommunikationsnetzwerks<br />

Weblinks<br />

Commons: Hackerspaces – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Hackerspaces.org, weltweites Verzeichnis <strong>von</strong> Hackerspaces, mit englischsprachigem Wiki<br />

Hackerspaces – Hintergründe zu einer neuen globalen Bewegung, kreative Räume zu schaffen– Podcast des<br />

Chaosradio Express<br />

Heime <strong>für</strong> Hacker – Die Zeit vom 17. Januar 2009<br />

Tinkering Makes Comeback Amid Crisis– Wall Street Journal vom 13. November 2009 (englisch)<br />

Hackers seek physical space outside the virtual world– Irish Times vom 16. November 2009 (englisch)<br />

Einzelnachweise<br />

1. Jens Ohlig, Lars Weiler: Building a Hacker Space.(http://events.ccc.de/congress/2007/Fahrplan/attachments/1003_<br />

Building%20a%20Hacker%20Space.pdf)27. Dezember 2007; abgerufen am 10. Mai 2011(PDF; 6,5 MB).<br />

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Humanismus<br />

Humanismus ist eine seit dem 19. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung <strong>für</strong><br />

verschiedene, teils gegensätzliche geistige Strömungen in diversen historischen<br />

Ausformungen, unter denen der Renaissance-Humanismus begriffsbildend<br />

herausragt. Gemeinsam ist ihnen eine optimistische Einschätzung der Fähigkeit der<br />

Menschheit, zu einer besseren Existenzform zu finden. Es wird ein Gesellschaftsund<br />

insbesondere Bildungsideal entworfen, dessen Verwirklichung jedem Menschen<br />

die bestmögliche Persönlichkeitsentfaltung ermöglichen soll. Damit verbindet sich<br />

Kritik an bestehenden Verhältnissen, die aus humanistischer Sicht diesem Ziel<br />

entgegenstehen. Hinsichtlich der konkreten Inhalte bestehen zwischen den einzelnen<br />

Humanismuskonzepten große Unterschiede, die sich aus der Verschiedenheit der<br />

anthropologischen Grundannahmen ergeben. Insbesondere besteht ein Gegensatz<br />

zwischen den Modellen, die aus der Tradition des Renaissance-Humanismus<br />

hervorgegangen sind, und alternativen Entwürfen der Moderne, die sich in<br />

Opposition zum traditionellen Humanismus begreifen und mit ihm wenig gemeinsam haben, aber am Begriff Humanismus als<br />

Selbstbezeichnung festhalten.<br />

Michelangelo Buonarroti: Die<br />

Erschaffung Adams (Ausschnitt)<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Geschichte<br />

2 Bedeutungen und Problematik des Begriffs Humanismus<br />

2.1 Entstehung und traditionelle Verwendungen des Begriffs<br />

2.2 Breites Spektrum neuerer Lesarten<br />

2.3 Kritik an unpräziser und unhistorischer Begrif fsverwendung<br />

3 Epochen des „klassischen“ Humanismus<br />

3.1 Antike Wurzeln<br />

3.2 Renaissance-Humanismus<br />

3.3 Niederländischer Späthumanismus<br />

3.4 Vom humanistischen Erbe zum Neuhumanismus<br />

3.5 „Dritter Humanismus“ und humanistische Bildungstradition im 20. Jahrhundert<br />

4 Humanismus in Gesellschaft und Politik<br />

4.1 Humanismus und Naturwissenschaften<br />

4.2 Rechtsentwicklung im Zeichen des Humanismus<br />

4.3 Humanistische Psychologie<br />

4.4 „Realer Humanismus“ in der DDR<br />

4.5 Humanistisches Engagement in der Bundesrepublik Deutschland<br />

5 Neuartige Humanismuskonzepte in der Philosophie der Moderne<br />

5.1 Karl Marx<br />

5.2 Jacques Maritain<br />

5.3 Jean-Paul Sartre<br />

5.4 Erich Fromm<br />

5.5 Daisaku Ikeda<br />

5.6 Mouhanad Khorchide<br />

6 Kritik<br />

6.1 Kulturwissenschaftliche und philosophische Kritik


6.2 Religiöse Kritik<br />

6.3 Kritik am „unzeitgemäßen“ Charakter des traditionellen Humanismus<br />

6.4 Kritik an der Idealisierung antiker Vorbilder<br />

7 Mögliche Gegenwartsbedeutung und Zukunftsperspektiven<br />

8 Humanistische Organisationen<br />

9 Siehe auch<br />

10 Literatur<br />

11 Weblinks<br />

12 Einzelnachweise<br />

Geschichte<br />

Der Humanismus der Renaissance war eine breite Bildungsbewegung, die auf antike oder als antik angesehene Vorstellungen<br />

zurückgriff. Die Renaissance-Humanisten erhofften sich eine optimale Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten durch die<br />

Verbindung <strong>von</strong> Wissen und Tugend. Humanistische Bildung sollte den Menschen befähigen, seine wahre Bestimmung zu erkennen<br />

und durch Nachahmung klassischer Vorbilder ein ideales Menschentum zu verwirklichen und eine entsprechende Gesellschaftsform<br />

zu gestalten. Der humanistische Lebensentwurf, der an das antike römische Konzept der humanitas anknüpfte, trat als Alternative<br />

neben das traditionelle, aus dem Mittelalter überkommene Menschenbild, das stark auf Gott und das Jenseits ausgerichtet war. Scharf<br />

grenzten sich die Renaissance-Humanisten vom spätmittelalterlichen scholastischen Gelehrtentum ab.<br />

Die auf antike Schriften und Kunstwerke als klassische Bildungsgüter fokussierte humanistische Bewegung verbreitete sich im 15.<br />

und 16. Jahrhundert <strong>von</strong> Italien aus in Europa, verlor aber im Lauf des 16. Jahrhunderts an Schwungkraft. Sie beeinflusste alle<br />

europäisch geprägten Teile der Welt. <strong>Eine</strong>n neuen Impuls erhielt sie im 18. und 19. Jahrhundert durch den in Deutschland<br />

florierenden Neuhumanismus, der sich in erster Linie an der griechischen Antike orientierte und im deutschsprachigen Raum das<br />

höhere Bildungswesen prägte. <strong>Eine</strong> Begleiterscheinung war der Griechenenthusiasmus, der sich im Philhellenismus auch politisch<br />

auswirkte.<br />

Kritik an der als einseitig empfundenen Ausrichtung des Neuhumanismus auf die Antike und das „klassische“ Griechentum kam <strong>von</strong><br />

verschiedenen Seiten. Im englischen Sprachraum wurde die deutsche Griechenbegeisterung teils als „Tyrannei Griechenlands über<br />

Deutschland“ wahrgenommen. Verfechter einer gleichberechtigten neusprachlichen Bildung wie Friedrich Paulsen wandten sich<br />

gegen das Übergewicht des altsprachlichen Unterrichts im humanistischen Gymnasium, der daraufhin schrittweise zurückgedrängt<br />

wurde.<br />

Neuartige Ausprägungen hat der Humanismusbegrif f in der existentialistischen Philosophiesowie in Marxismus und Realsozialismus<br />

erfahren, wobei es <strong>von</strong> völlig neuen Ansätzen aus zu scharfer Abgrenzung vom „klassischen“ Humanismus kam. Als verbindendes<br />

Element alter und neuer Ansätze kann der Anthropozentrismus gelten, die Konzentration des Interesses und der Bemühungen auf den<br />

Menschen und seine Einzigartigkeit, im Gegensatz etwa zu Weltanschauungen, die Gott oder das Naturganze in den Mittelpunkt<br />

stellen oder die menschliche Lebensform nur als eine unter vielen auf fassen.<br />

Bedeutungen und Problematik des Begriffs Humanismus<br />

Entstehung und traditionelle Verwendungen des Begriffs<br />

Der deutsche Begriff Humanismus wurde erstmals <strong>von</strong> Friedrich Immanuel Niethammer in der 1808 erschienenen Schrift Der Streit<br />

des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unserer Zeit verwendet. Er verteidigt die an der<br />

griechischen Klassik orientierte Bildung gegen die praktisch-technische Ausbildung an den Realschulen. Der praktische Nutzen soll<br />

nicht allein im Vordergrund stehen. Die humanistische Bildung gibt den Jugendlichen klassische Muster vor, die zu einer


ästhetischen, moralischen und geistigen Entwicklung beitragen. Nach Niethammer hat der <strong>von</strong> den Griechen thematisierte Logos den<br />

Menschen über seine rohe Natur hinaus zum Geistigen geführt. Erst damit wurde seine wahre Menschlichkeit begründet. Der Logos,<br />

der sich in Jesus Christus inkarniert habe (Joh 1,14 ), sei zugleich das Urprinzip menschlicher Bildung. [1]<br />

Neben die <strong>von</strong> Niethammer geprägte ursprüngliche, epochenübergreifende Bedeutung des Ausdrucks Humanismus trat im Lauf des<br />

19. Jahrhunderts eine weitere: Er wurde als kulturhistorischer Epochenbegriff auch zur Bezeichnung <strong>für</strong> die lange Zeit des Übergangs<br />

vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit verwendet. Erstmals sprach Karl Hagen 1841 in diesem engeren Sinn <strong>von</strong> „Humanismus“. [2]<br />

1859 veröffentlichte Georg Voigt das Standardwerk Die Wiederbelebung des classischen Alterthums oder das erste Jahrhundert des<br />

Humanismus, das maßgeblich zur Etablierung der speziellen historischen Begrif fsverwendung beitrug.<br />

Gemeinsam ist den traditionellen Begriffsverwendungen, dass das Menschenbild und Bildungsideal führender Renaissance-<br />

Humanisten und deren Haltung gegenüber der Antike als Kernbestandteil dessen, was „Humanismus“ ausmacht, aufgefasst wird. Der<br />

traditionelle, „klassische“ Humanismus umfasst im engsten Sinne nur die Bildungsbewegung in der Epoche der Renaissance. In<br />

einem weiteren Sinne gehören dazu auch alle späteren Konzepte bis zur Gegenwart, deren Vertreter sich auf die Tradition des<br />

Renaissance-Humanismus berufen und dessen Hauptgedanken übernommen und weiterentwickelt haben. Das gemeinsame<br />

Hauptmerkmal aller traditionellen Richtungen ist die Vorstellung einer überzeitlichen Vorbildlichkeit antiker Muster.<br />

In Anbetracht der zentralen Bedeutung römischer Vorbilder <strong>für</strong> die Inhalte des neuzeitlichen Humanismus werden mitunter auch<br />

diese Vorbilder selbst – in erster Linie Cicero – zum Humanismus gezählt. Als „Humanist“ kann Cicero auch unter dem<br />

Gesichtspunkt gelten, dass Humanisten Bewunderer und Nachahmer <strong>von</strong> Klassikern sind: Seine Rezeption der griechischen Literatur<br />

und Bildung ist dem Verhältnis der Renaissance-Humanisten zur altrömischen Kultur in gewisser Hinsicht vergleichbar. Daher ist in<br />

manchen Werken der Forschungsliteratur <strong>von</strong> einem antiken „römischen Humanismus“ die Rede. Die Anwendung des Begriffs<br />

„Humanismus“ auf Erscheinungen der römischen Geistesgeschichte hat zwar bei einer Reihe <strong>von</strong> Forschern Anklang gefunden, [3] ist<br />

aber auch auf Kritik gestoßen und hat sich nicht allgemein durchgesetzt. Ein Einwand lautet, eine humanistische Haltung entspreche<br />

nicht der römischen Mentalität. [4] Parallelen zum neuzeitlichen Humanismus schon in hochmittelalterlichem Schrifttum haben dazu<br />

geführt, dass mitunter auch <strong>von</strong> einem „mittelalterlichen Humanismus“ die Rede ist. [5]<br />

Für die Be<strong>für</strong>worter einer epochenübergreifenden, auch die antiken Vorbilder einbeziehenden Begriffsverwendung ist das<br />

verbindende Element – das spezifisch Humanistische – ein Konzept <strong>von</strong> humanitas, das sowohl „Menschlichkeit“ im Sinne <strong>von</strong><br />

humaner Gesinnung als auch sprachlich-literarische Bildung umfasst. Damit werde der Humanismus sowohl der ethischen als auch<br />

der intellektuellen Komponente des Menschseins gerecht. Auch in den Debatten um <strong>einen</strong> modernen Humanismus geht es um die<br />

beiden Aspekte der Humanität und einer idealistischen Erziehung und Bildung, wobei deren Gewichtung schwankt.<br />

Breites Spektrum neuerer Lesarten<br />

Dem kulturhistorischen Humanismusbegrif steht eine Vielzahl <strong>von</strong> im 19. und 20. Jahrhundert neu entwickelten Konzepten<br />

gegenüber, deren Vertreter unter „Humanismus“ nicht ein Phänomen einer abgeschlossenen Epoche oder <strong>einen</strong> bloßen Kanon<br />

herkömmlicher Bildungsgüter verstehen, sondern ein gesellschaftspolitisches Programm, das zur Bewältigung gegenwärtiger<br />

Herausforderungen und zur Gestaltung der Zukunft dienen soll. [6] Die neuen Ansätze treten nicht nur als individualphilosophische<br />

Ausprägungen, sondern auch in Form breiterer Strömungen in Erscheinung. Teils bewegen sie sich in traditionellen Bahnen, indem<br />

sie an die Grundgedanken der Renaissance-Humanisten und des Neuhumanismus anknüpfen, teils distanzieren sie sich nachdrücklich<br />

da<strong>von</strong> und beschreiten völlig neue Wege. Walter Rüegg unterscheidet sechs Richtungen:<br />

der idealistische Humanismus, zielend auf die „harmonische Idealität der griechischen Menschen“ (samt<br />

Neubegründung in Werner Jaegers Paideia);<br />

der liberaldemokratische Humanismus dialektischer , positivistischer und pragmatischer Färbung, der den allgemein<br />

gebildeten, aufgeklärten und beruflich erfolgreichen Bürger in der modernen Welt im Visier hat;<br />

der marxistische Humanismus, der auf Überwindung der Selbstentfremdung des Menschen durch kapitalistische<br />

Arbeitsverhältnisse und Ausbeutung zielt;<br />

der integrale Humanismus, der in seinem Menschenbild die Tradition des Katholizismus (in Form der Vereinigung<br />

<strong>von</strong> antikem Vernunftdenken mit jüdisch-christlicher Gotteskindschaft) mit den neuen Aufgaben in einer<br />

säkularisierten Gesellschaft zusammenführt;<br />

der biblizistische Humanismusprotestantischer Herkunft, dessen Menschenbild ausschließlich auf die Bibel<br />

zurückgreift, dabei aber der Begegnung konfessionell verschiedener Humanismus-Auf fassungen Raum gibt;


der existenzialistische Humanismus, der vorgegebene Menschenbilder durchgängig zurückweist, <strong>für</strong> die freie<br />

Entwicklung der individuellen Existenz auf Orientierung aber angewiesen bleibt. [7]<br />

Kritik an unpräziser und unhistorischer Begriffsverwendung<br />

Die Vielfalt der gedanklichen Konzepte, Deutungen und gesellschaftspolitischen Verwendungen, die mit Humanismus in der jüngeren<br />

Vergangenheit verbunden wurden, unterstreicht einerseits eine überzeitliche Aura und Attraktivität dieses Begriffs, lässt ihn<br />

andererseits aber auch schillernd bis zur Beliebigkeit ersch<strong>einen</strong>. Daran wurde mitunter harsche Kritik geübt, so zum Beispiel durch<br />

den Romanisten Ernst Robert Curtius 1960:<br />

„Wie schattenhaft heute schon der Begriff Humanismus geworden ist, ersieht man daraus, daß sich die meisten<br />

Leute nichts Bestimmtes mehr darunter vorstellen können. In der ersten Nachkriegsphase – vom Waffenstillstand<br />

zum Währungsschnitt – wurden wenige Schlagwörter in der öffentlichen Diskussion so abgegriffen wie<br />

Humanismus. Hinz und Kunz gaben vor, das Publikum damit beliefern zu können. Wie viele Erasmusse gab es<br />

damals in Deutschland. Man soll diejenigen respektieren, die es schon immer waren und sich dazu bekannt haben.<br />

Aber ihrer waren wenige unter den neuen Konjunkturhumanisten.“ [8]<br />

Die Ansicht, dass nur ein auf die Ausgangskonstellation zielender Humanismus den Begriff richtig erfasse, ist zuletzt <strong>von</strong> Volker<br />

Reinhardt wieder betont worden. Als Erscheinung der europäischen Kulturgeschichte sei Humanismus auf die Zeit zwischen 1350<br />

und 1550 beschränkt und danach untergegangen. Anderweitige Verwendungen, die in der Gleichsetzung <strong>von</strong> Humanismus mit<br />

humanitär gründeten, seien unhistorisch und sinnentstellend. Bei den „echten“ Humanisten habe es sich um „begnadete Polemiker,<br />

Selbstprofilierer, Ab- und Ausgrenzer in jeder Hinsicht“ gehandelt. Für sie sei der Perfektionsgrad des jeweiligen Lateins der<br />

Maßstab sittlicher Vervollkommnung gewesen. „Von dieser Sprachverherrlichung und diesem Sprachkult aber sind die<br />

Geistesbewegungen, die sich als neo-humanistisch verstehen oder als „modern-humanistisch“ angesprochen werden, denkbar weit<br />

entfernt.“ [9]<br />

Epochen des „klassischen“ Humanismus<br />

Antike Wurzeln<br />

Den Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Formulierung und Verbreitung des Gedankenguts, das später „humanistisch“ genannt wurde, bildete der<br />

antike römische Begrif humanitas („Humanität“, „Menschlichkeit“). Das vom Adjektiv humanus („menschlich“) abgeleitete Wort ist<br />

erstmals in der <strong>von</strong> einem unbekannten Verfasser stammenden Schrift Rhetorica ad Herennium bezeugt, die im frühen 1. Jahrhundert<br />

v. Chr. entstanden ist. Dort ist das Merkmal der humanitas das Mitgefühl, das als besondere Qualität des Menschen gilt, die sein<br />

Wesen <strong>von</strong> der tierischen Wildheit und Grausamkeit abhebt. In diesem Sinne wurde humanus schon früher in der römischen Komödie<br />

verwendet. Als „menschlich“ bezeichnete man in der lateinischen Umgangssprache eine milde, mitfühlende Person, wobei die<br />

Konnotationen „liebenswürdig“, „freundlich“, „wohlwollend“ und „hilfsbereit“ mitschwingen konnten. <strong>Eine</strong> solche Haltung wurde<br />

eher <strong>von</strong> kultivierten, vornehmen Bewohnern der Großstadt Rom als <strong>von</strong> der Landbevölkerung erwartet, daher erhielt das Adjektiv<br />

schon früh auch die Nebenbedeutungen „großstädtisch“ und „gebildet“ („ urban“). [10]<br />

Das Bedeutungsfeld <strong>von</strong> humanitas wurde vor allem <strong>von</strong> Cicero geprägt, der später zum wichtigsten antiken Impulsgeber des<br />

Renaissance-Humanismus wurde. Kein anderer römischer Autor hat auf diesen Begriff so großes Gewicht gelegt wie Cicero. Auch<br />

<strong>für</strong> ihn war der Aspekt der menschenfreundlichen Gesinnung wichtig, den er als Kenner der griechischen Literatur im griechischen<br />

Begriff philanthrōpía („Philanthropie“) vorfand. Er war vom Philanthropie-Ideal beeindruckt, das er <strong>für</strong> eine spezifisch griechische<br />

Errungenschaft hielt. In diesem Sinne konstatierte er, die Menschlichkeit sei <strong>von</strong> den Griechen nicht nur praktiziert worden, sondern<br />

<strong>von</strong> ihnen zu den anderen Völkern ausgegangen. Daher schuldeten die Römer nun, da sie Griechenland beherrschten, den Griechen<br />

ganz besonders eine menschenfreundliche Behandlung. [11]


Spätestens bei Cicero trat aber neben die herkömmliche Hauptbedeutung <strong>von</strong> humanus und<br />

humanitas eine weitere, die sogar in den Vordergrund rückte. Nach seinem Verständnis<br />

gehörte zum Menschentum nicht nur eine wohlwollende „Humanität“, sondern in erster Linie<br />

Bildung. Dabei ging es ihm um die Verwirklichung eines Bildungsideals, das an die<br />

griechische paideía anknüpfte. Bei seinem Bildungsziel setzte Cicero allerdings <strong>einen</strong> anderen<br />

Akzent als die griechischen Vorbilder, indem er mit der humanitas die Eigenart des spezifisch<br />

Menschlichen (im Unterschied zum Tier und zum Gott) hervorhob. Zu kultivieren war nach<br />

seiner Überzeugung die „Menschennatur“, das Menschengemäße, den Menschen<br />

Auszeichnende. Für dieses Element des nur dem Menschen Eigentümlichen, nur ihn<br />

Charakterisierenden hatten die griechischen Klassiker k<strong>einen</strong> besonderen Ausdruck. Ein Ideal<br />

vollendeten Menschentums gab es im griechischen Denken der klassischen Zeit nicht, da das<br />

Menschliche primär als etwas im Vergleich zum Göttlichen prinzipiell Mangelhaftes<br />

wahrgenommen wurde. Die römische humanitas, in der die beiden Elemente<br />

Menschenfreundlichkeit und Bildung verschmolzen, stellte eine Neuschöpfung dar . [12]<br />

Marcus Tullius Cicero<br />

<strong>Eine</strong> zentrale Rolle spielte <strong>für</strong> dieses Verständnis <strong>von</strong> Menschentum die Fähigkeit zur sprachlichen Kommunikation auf hohem<br />

Niveau, die ein erstrangiges Bildungsziel war. Sie zeigte sich im öffentlichen Leben – in der Politik und im Rechtswesen – als<br />

Beredsamkeit, im alltäglichen privaten Umgang als Urbanität, das heißt als Höflichkeit, Witz, Anmut und Leichtigkeit in der<br />

Ausdrucksweise, worin sich eine gelassene Haltung spiegelte. Neben der Fähigkeit, sich der Sprache souverän zu bedienen und<br />

andere zu überzeugen, war die philosophische Charakterbildung, die Aneignung <strong>von</strong> Tugenden wie Milde, Gerechtigkeit und Würde<br />

ein Hauptelement des Strebens nach humanitas im Sinne Ciceros. Auch Freigebigkeit gehörte dazu.<br />

In der römischen Kaiserzeit griff Seneca das Konzept der humanitas auf, verengte es aber, indem er nur die ethische Zielsetzung als<br />

wesentlich betrachtete.<br />

Renaissance-Humanismus<br />

→ Hauptartikel: Renaissance-Humanismus<br />

Im engeren Sinne wird als Humanismus das sich vom Mittelalter und der Scholastik<br />

abwendende geistige Klima des 15. und 16. Jahrhunderts bezeichnet. Man unterscheidet dabei<br />

zwischen der Renaissance als dem umfassenden kulturellen, wissenschaftlichen und sozialen<br />

Wandel zwischen Mittelalter und Neuzeit und dem Humanismus als der Bildungsbewegung,<br />

die den Umbruch begleitete und ihm wichtige Impulse gab.<br />

Wortführer der humanistischen Bewegung grenzten sich <strong>von</strong> der Vergangenheit der<br />

vorhergehenden Jahrhunderte, die man „Mittelalter“ (mittleres Zeitalter) zu nennen begann,<br />

scharf und verächtlich ab. Ihrer enthusiastischen Hinwendung zur Antike entsprach die<br />

Verdammung der als finster und barbarisch wahrgenommenen „mittleren“ Zeit. Diese<br />

demonstrativ hervorgehobene Seite des humanistischen Selbstverständnisses verdeckt aber<br />

den Umstand, dass es zwischen Mittelalter und Renaissance-Humanismus auch eine breite<br />

Kontinuität gab. Ein fließender Übergang zur neuen Epoche zeigte sich u. a. in den<br />

Phänomenen des spätmittelalterlichen „Vorhumanismus“ (Prähumanismus,<br />

Protohumanismus). In der modernen Forschung wird teils der Aspekt des Bruchs mit der<br />

Erasmus <strong>von</strong> Rotterdam<br />

Vergangenheit betont (Remigio Sabbadini, Eugenio Garin), teils der Aspekt einer Fortführung mittelalterlicher Ansätze, die in<br />

mancher Hinsicht sogar als nahtlose Kontinuität erscheint (Ernst Robert Curtius, Paul Oskar Kristeller). [13]<br />

Als das Byzantinische Reich im Spätmittelalter existenzgefährdende Krisen durchmachte und schließlich im Jahr 1453 mit der<br />

Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen unterging, flüchteten zahlreiche byzantinische Gelehrte nach Italien und brachten<br />

eine Fülle <strong>von</strong> griechischen Handschriften in den Westen. Erst mit der Einbeziehung der griechischen Sprache und Literatur gewann<br />

der humanistische Kanon seine volle Gestalt. [14] Auch die Erfindung des Buchdrucks war den Bestrebungen der Humanisten<br />

nützlich. Er verhalf ihren Werken zu weiter Verbreitung und machte die ganze gelehrte Welt mit ihren Ideen bekannt.


Die antike Kultur wurde als unübertrefflich nachgeahmt. Das Studium der antiken Literatur und Philosophie diente dazu, sich einer in<br />

sich ruhenden Bildung zu vergewissern und sich <strong>von</strong> theologischen und philosophischen Vorentscheidungen zu lösen. Der über den<br />

ständischen Gliederungen stehende uomo universale verkörperte das ideale Menschenbild. Bereits im 15. Jahrhundert bestand ein<br />

Selbstverständnis gebildeter Kreise, die sich als humanistae begriffen und so bezeichneten, also als Humanisten. Der Begriff<br />

humanista tauchte zum ersten Mal 1490 in einem volkssprachlichen Brief auf. [15] Er bezeichnet die Gräzisten, Latinisten, Dichter<br />

und Redner, die sich den studia humanitatis widmeten und Cicero sowie Quintilian besonders in der Rhetorik als Vorbilder<br />

betrachteten. Diese Gelehrtenbewegung wollte das antike Menschenbild erneuern.<br />

Das lebensbejahende und schöpferische Individuum wurde rehabilitiert. Die Verherrlichung des Menschen ergab sich bei den<br />

italienischen Humanisten aus der Überzeugung, dass der Mensch als das Ebenbild Gottes das Höchste in der ganzen Schöpfung<br />

sei. [16] Der berühmteste und einflussreichste Humanist der frühen Neuzeit war Erasmus <strong>von</strong> Rotterdam, dessen philosophia<br />

christiana die Überbetonung der rhetorischen Kultur relativierte. Weder Philipp Melanchthons Grundlegung der protestantischen<br />

Bildung noch das Schulwesen der Jesuiten sind ohne humanistischen Einfluss denkbar. [17] Den Humanismus als Bildungsbewegung<br />

in seiner Vielschichtigkeit hatte vor Jacob Burckhardt schon Georg Voigt erkannt.<br />

Der Renaissance-Humanismus wurde <strong>von</strong> den Päpsten finanziell gefördert. Mit Papst Pius II. stellten sie selbst <strong>einen</strong> bedeutenden<br />

Humanisten. Die Scholastikkritik der humanistischen Reformtheologen, die sich <strong>für</strong> eine Reform der herrschenden Theologie<br />

einsetzten, prägte viele spätere Reformatoren. Der teilweise unmoralische Lebenswandel der Kirchenoberen und Priester zog <strong>einen</strong><br />

mehr oder weniger ausgeprägten Antiklerikalismus nach sich. [18]<br />

Philipp Melanchthon stützte sich bei der Ausarbeitung seiner frühprotestantischen Hermeneutik auf die humanistische<br />

Rhetoriktradition. [19]<br />

Zum Untergang des Renaissance-Humanismus kam es im Verlauf des 16. Jahrhunderts unter anderem dadurch, dass er <strong>von</strong> den<br />

repräsentativen Intellektuellen als nicht mehr zeitgemäß angesehen wurde.<br />

Niederländischer Späthumanismus<br />

Im Zeitalter <strong>von</strong> Reformation und Glaubensspaltung in Europa vermochte sich das auf<br />

Frieden und Versöhnung zielende Wirken des fraglos bedeutendsten Humanisten seiner Zeit,<br />

des Erasmus <strong>von</strong> Rotterdam, nicht zu behaupten. Seine Werke wurden 1559<br />

katholischerseits verboten. Sie blieben jedoch vor allem im Zuge des niederländischen<br />

Befreiungskampfes gegen die spanische Krone eine wichtige Inspirationsquelle seiner<br />

gelehrten Landsleute, die wiederum weit ausgreifende Impulse vor allem in <strong>von</strong> der<br />

Reformation erfassten Teilen Europas setzten. Zu den wichtigsten Vertretern des<br />

niederländischen Späthumanismus gehörte der an die stoizistische Tradition des<br />

europäischen Humanismus anknüpfende Justus Lipsius, der als Lehrer einer praktischen<br />

Vernunft vor allem durch sein Werk De constantia zum Erzieher staatstragender Schichten<br />

und calvinistischer Fürsten wurde. Zu ihnen gehörten auch Joseph Justus Scaliger, der<br />

Begründer einer nicht allein philologisch ausgerichteten Altertumswissenschaft, und Hugo<br />

Grotius, der erasmisches Denken in die Jurisprudenz einführte und das Rechtsbewusstsein<br />

um den Anspruch der Humanität und um das Recht der Völker auf Frieden erweiterte. [20]<br />

Die Ausrichtung des niederländischen Späthumanismus an stoischem Gedankengut konnte<br />

sich auf Erasmus stützen, der <strong>von</strong> den Schriften Senecas noch stärker angezogen war als <strong>von</strong><br />

Justus Lipsius<br />

denen Ciceros. Die kirchliche Verurteilung des Erasmus und seiner Schriften ließ den Neustoizismus zu einer Morallehre werden, die<br />

mit der Berufung auf Erasmus und sein konfessionsunabhängiges humanistisches Programm zugleich einem verweltlichten Denken<br />

und einer aus kirchlicher Beaufsichtigung gelösten Wissenschaft entgegenkam. [21]<br />

Der vom niederländischen Späthumanismus ausgehende Einfluss im frühneuzeitlichen Europa war vielfältig gestreut [22] und kam<br />

speziell im brandenburg-preußischen Staatswesen zur Entfaltung. Von seinem zum Calvinismus übergetretenen Vater Georg Wilhelm<br />

wurde der nachmalige Große Kur<strong>für</strong>st Friedrich Wilhelm zu einem dreijährigen Studium unter anderem der Schriften Senecas nach


Leiden geschickt. So entstand bei den Brandenburger Hohenzollern eine langlebige Tradition calvinistisch-puritanischer und stoischmoralischer<br />

Ausrichtung, die auch zur Richtschnur <strong>für</strong> die preußische Offiziersausbildung und <strong>für</strong> das preußische Beamtentum<br />

wurde. Der darauf beruhende Katalog praktischer Tugenden umfasste Mannhaftigkeit, Gehorsam, Staatstreue, Pflichterfüllung,<br />

Redlichkeit, Beständigkeit und Ausdauer sowie Gottvertrauen. [23]<br />

Der Späthumanismus habe, so Günther Böhme, durch s<strong>einen</strong> protestantisch-römischen Charakter ein vom platonisch-christlichen<br />

Humanismus stark abweichendes Profil. Es handle sich unter anderem durch die Diskreditierung der Kirchen, durch Politisierung der<br />

Öffentlichkeit, durch die Verbürgerlichung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung, durch das Vordringen der Volkssprachen sowie durch <strong>einen</strong> auf<br />

Vernunft als humane Gestaltungskraft setzenden Rationalismus um <strong>einen</strong> vielfältig gebrochenen Humanismus. „Die sich aus seiner<br />

Fortwirkung und der erasmischen Tradition eröffnenden Perspektiven weisen auf den Neuhumanismus, der die griechische Tradition<br />

erneuern wird.“ [24]<br />

Die stoischen Lehren waren seit Beginn der Neuzeit auf Griechisch bei Epiktet, Mark Aurel und Diogenes Laertios sowie in<br />

lateinischer Sprache bei Cicero, Persius und Seneca gut zugänglich. Von Lipsius, Grotius und Pufendorf aktualisiert, bildete der<br />

Neostoizismus zusammen mit dem Epikureismus und der Skepsis eine neue Rezeptionsstufe der antiken Philosophie, auf der die<br />

hellenistischen Autoren in den Vordergrund traten. In der pädagogischen Theorie des 18. Jahrhunderts und <strong>für</strong> die Naturrechtslehren<br />

spielten, so Hubert Cancik, stoische Begriffe und Argumente eine erhebliche Rolle: „Der emphatische und positive Gebrauch des<br />

Wortes Mensch und das überdeterminierte Wort humanitas – humanité – Humanität stammen aus dieser Tradition.“ [25]<br />

Vom humanistischen Erbe zum Neuhumanismus<br />

→ Hauptartikel: Neuhumanismus<br />

Mochte der Humanismus als pedantische Buchgelehrsamkeit am Ende des 16. Jahrhunderts in Verruf geraten sein und anderen<br />

geistigen Strömungen wie Rationalismus, Fortschrittsdenken und Historismus Platz gemacht haben, so riss das Interesse an antiken<br />

Kulturzeugnissen und Gestalten auch außerhalb der gängigen Schulbildung doch nicht gänzlich ab, sondern wurde im 17. und 18.<br />

Jahrhundert zum Beispiel auch im weitgehend katholischen Frankreich durch Schriftsteller und Dichter wie Bruyère, Fénelon,<br />

Molière, Corneille und Racine und durch Vordenker der Aufklärung wie Montesquieu, Voltaire, Diderot und Rousseau<br />

aufrechterhalten und wiederbelebt. In der Französischen Revolutionbrach sich der Freiheitsdrang in antikem Dekor Bahn: „Man trägt<br />

die phrygische Mütze als Symbol der Freiheit, man stellt allerorts Brutus-Büsten auf, man ahmt antike Feste nach. Personen wie<br />

Straßen und Städte erhalten antike Namen.“ [26]<br />

Während die französische humanistische Tradition die griechische Antike zwar nicht<br />

unbeachtet ließ, aber doch ungleich stärker das Römertum favorisierte, erwachte in<br />

bildungsorientierten Kreisen in England und besonders in Deutschland im 18. Jahrhundert ein<br />

vehementes Interesse an altgriechischer Kunst und Kultur. Zur Erklärung dieser besonderen<br />

Vorliebe kommen mehrere Faktoren in Betracht: Anders als im Falle Frankreichs hatte sich<br />

das Römische Reich nur auf Teile des späteren Deutschland erstreckt; die Anfänge deutscher<br />

Geschichte wurden mit der Befreiung der Germanen <strong>von</strong> römischer Herrschaft verknüpft.<br />

„Die Reformation“, heißt es bei Hans Oppermann, „trug weiter dazu bei, große Teile<br />

Deutschlands in eine neue Oppositionsstellung zu allem zu bringen, was Rom hieß und<br />

römisch war.“ In den <strong>von</strong> der Reformation erfassten Gebieten erhielt das Griechische als<br />

Sprache des Neuen Testaments eine besondere Bedeutung. Hinzu kam in der Epoche <strong>von</strong><br />

Sturm und Drang eine Vorliebe <strong>für</strong> das Originalgenie und alles Ursprüngliche auf Kosten<br />

jeglicher Nachahmung bzw. Ableitung „aus zweiter Hand“. Damit waren die Römer<br />

gegenüber den Griechen, war Latein gegenüber Altgriechisch allenfalls zweite Wahl: „Diese<br />

Schiller, Wilhelm und<br />

Alexander <strong>von</strong> Humboldt,<br />

Goethe<br />

besondere Bedeutung des Griechischen wird unendlich vertieft, das Griechenlanderlebnis selbst rückt in den Mittelpunkt der<br />

deutschen Kultur in der großen Bewegung des Neuhumanismus der Winckelmann und Wilhelm <strong>von</strong> Humboldt. […] Das Land der<br />

Griechen mit der Seele suchend – das ist durchaus die Haltung der Adepten des Neuhumanismus, wobei das das Land der<br />

Griechen sich dem Rang eines säkularisierten Gottesreiches zumindest nähert.“ Laut Oppermann bekam also das besagte<br />

Griechenlanderlebnis der Neuhumanisten <strong>einen</strong> pseudoreligiösen Akzent, nahm der Neuhumanismus den Charakter einer<br />

Menschheitsreligion an. [27]


Wegweisend wurde 1755 Johann Joachim Winckelmanns Schrift Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der<br />

Malerei und Bildhauerkunst, zumal in den hymnischen Sätzen:<br />

„Das allgemeine vorzügliche Kennzeichen der griechischen Meisterstücke ist endlich eine edle Einfalt und stille<br />

Größe, sowohl in der Stellung als im Ausdrucke. So wie die Tiefe des Meeres allezeit ruhig bleibt, die Oberfläche<br />

mag noch so wüten, ebenso zeigt der Ausdruck in den Figuren der Griechen bei allen Leidenschaften eine große<br />

und gesetzte Seele.“<br />

Die äußere und die seelische Schönheit sind in den Bildwerken der Griechen demnach vereint, das Schöne und das Gute gemäß dem<br />

griechischen Bildungsideal der Kalokagathia untrennbar miteinander verbunden. [28]<br />

Die im Zusammenhang mit Impulsen der Französischen Revolution <strong>von</strong> Johann Gottfried<br />

Herder verfassten Briefe zur Beförderung der Humanität enthalten <strong>einen</strong> deutlichen<br />

Rückbezug auf stoisches Gedankengut. So leitet Herder aus der Vernunftbegabung der<br />

Menschen einerseits und ihren vielfältigen Schwächen andererseits die Bereitschaft und<br />

Notwendigkeit gegenseitiger Hilfe sowie den Bedarf zur Bildung des Einzelnen wie der<br />

menschlichen Gattung ab. Stoische Kosmologie, Anthropologie und Ethik können dem<br />

Individuum laut Cancik <strong>einen</strong> festen Stand verschaffen. Der <strong>von</strong> Bestialität, Grausamkeit<br />

und Destruktivität bedrohten Humanität ist durch Bildung entgegenzuwirken. Der Schlüssel<br />

zu Herders Humanitätsbegriff, so Cancik, liegt in den Ausdrücken Menschheit,<br />

Menschlichkeit, Menschenrechte, Menschenpflichten, Menschenwürde, Menschenliebe. [29]<br />

Durch Herder gewann der Begriff Humanität laut Martin Vöhler im deutschsprachigen<br />

Raum nachhaltige Verbreitung. Die dabei <strong>von</strong> Herder eingenommene Perspektive war eine<br />

kosmopolitische. Er kritisierte Sklaverei und Ausbeutung ebenso wie Kolonialismus und<br />

Rassismus. Im 114. Humanitätsbrief wendete er sich gegen die <strong>von</strong> den vermeintlich<br />

Johann Gottfried Herder<br />

kultivierten Nationen Europas verübten Verbrechen an der Menschheit: „Nenne man das Land, wohin Europäer kamen, und sich<br />

nicht durch Beeinträchtigungen, durch ungerechte Kriege, Geiz, Betrug, Unterdrückung, durch Krankheiten und schädliche Gaben an<br />

der unbewehrten, zutrauenden Menschheit, vielleicht auf alle Aeonen hinab, versündigt haben!“ [30]<br />

Die Entwicklung eines theoretischen Gesamtkonzepts neuhumanistischer Bildung wie auch<br />

dessen Verankerung in staatlichen Institutionen war das Werk Wilhelm <strong>von</strong> Humboldts.<br />

<strong>Eine</strong>rseits mit den in Sturm und Drang sich entfaltenden und bald als „Dichter<strong>für</strong>sten“<br />

gefeierten Schiller und Goethe befreundet, andererseits zu den führenden klassischen<br />

Philologen seiner Zeit in Beziehung stehend, propagierte auch Humboldt das Studium der<br />

Griechen als wirksames Mittel der Persönlichkeitsbildung in intellektueller, ethischer und<br />

ästhetischer Hinsicht: „Wir haben in den Griechen eine Nation vor uns, unter deren<br />

glücklichen Händen alles, was unserm innigsten Gefühl nach das höchste und reichste<br />

Menschendasein bewahrt, schon zu letzter Vollendung gereift war; wir sehen auf sie wie auf<br />

<strong>einen</strong> aus edlerem und reinerem Stoff geformten Menschenstamm, auf die Jahrhunderte ihrer<br />

Blüte wie auf eine Zeit zurück, in welcher die noch frischer aus der Werkstatt der<br />

Schöpfungskräfte hervorgegangene Natur die Verwandtschaft mit ihnen noch unvermischter<br />

erhalten hatte“. [31]<br />

Im Zuge der Preußischen Reformen unter König Friedrich Wilhelm III. wurde Humboldt als<br />

Leiter der Sektion des Kultus und des öffentlichen Unterrichts mit der Neuordnung des<br />

Wilhelm <strong>von</strong> Humboldt,<br />

Porträtstatue <strong>von</strong> Bertel<br />

Thorvaldsen, 1808<br />

staatlichen Bildungswesens beauftragt und setzte binnen weniger Monate neue Lehrpläne und die Gründung der Berliner Universität,<br />

die heute s<strong>einen</strong> und seines Bruders Namen trägt, auf der Grundlage seines neuhumanistischen Bildungsideals ins Werk. Viele<br />

zeitgenössische Geistesgrößen waren da<strong>von</strong> beeinflusst und warben da<strong>für</strong>, so zum Beispiel auch Hegel im Jahre 1809: „Lassen wir es<br />

gelten, daß überhaupt vom Vortrefflichen auszugehen ist, so hat <strong>für</strong> das höhere Studium die Literatur der Griechen vornehmlich und


dann die der Römer die Grundlage zu sein und zu bleiben. Die Vollendung und Herrlichkeit dieser Meisterwerke muß das geistige<br />

Bad, die profane Taufe sein, welche der Seele den ersten und unverlierbaren Ton und Tinktur <strong>für</strong> Geschmack und Wissenschaft<br />

gebe.“ [32]<br />

Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts spielte Humboldts neuhumanistische Ausrichtung an Gymnasien wie im Hochschulwesen eine<br />

wichtige Rolle. Seit der Jahrhundertmitte wurde die zeitlose Gültigkeit des idealisierten Griechenlandbildes allerdings zunehmend in<br />

Zweifel gezogen und durch den Wandel zur Industriegesellschaft mit verändertem Qualifikationsbedarf herausgefordert. [33]<br />

„Dritter Humanismus“ und humanistische Bildungstradition im 20. Jahrhundert<br />

Der bedeutendste Repräsentant des sogenannten Dritten Humanismus war Werner Jaeger. Die<br />

Bezeichnung Dritter Humanismus – nach dem Renaissance-Humanismus und dem<br />

Neuhumanismus – stammt aus einer 1921 gehaltenen Rede des Berliner Philosophen Eduard<br />

Spranger, mit dem Jaeger befreundet war und der sich mit ihm gemeinsam <strong>für</strong> die alten<br />

Sprachen und eine Philosophie der Bildung einsetzte: „Aber ein Unterschied unseres<br />

Humanismus, den man den dritten nennen könnte gegenüber jenem zweiten, liegt in der Weite<br />

des Suchens und des Verstehens, das wir Modernen aufzubringen vermögen.“ [34]<br />

Die Rechtfertigung <strong>für</strong> eine intensive Neubelebung bzw. nötige Rettung der humanistischen<br />

Bildungsidee leitete Jaeger aus veränderten Zeitumständen und Herausforderungen ab: „Der<br />

Prozentsatz der Bevölkerung, der an dem angestammten geistigen Besitzstand unserer Nation<br />

wirklich inneren Anteil hat, nimmt im Zeichen der fabrikmäßigen Massenproduktion der<br />

Popularwissenschaft und der Einführung <strong>von</strong> Kino, Rundfunk und Taschenmikroskop auf der<br />

Schule <strong>von</strong> Jahr zu Jahr ab. Die mächtigsten Wirtschaftsschichten unseres Volkes,<br />

Arbeitermasse und Großkapital, sind mit den wohlbekannten Ausnahmen den Grundlagen<br />

unserer humanen Kultur fremd, ja ihr teilweise feindselig. Der mittlere Bürgerstand aber, bei<br />

Werner Jaeger, Lithographie<br />

<strong>von</strong> Max Liebermann (1915)<br />

dem diese Interessen erblich und wenn auch nicht ohne Schwankungen bis vor kurzer Zeit am sichersten geborgen waren, wird<br />

zwischen den großen Mühlst<strong>einen</strong> der modernen Wirtschaft zerrieben.“ Immer frühzeitiger erfasse „das Triebwerk der<br />

Berufsmaschine“ den Geist der Heranwachsenden und füttere ihn mit nutzenbezogenem „Zivilisationswissen“ auf Kosten der<br />

geistigen Individualität und freier seelischer Entfaltung. Das führe „zu rationalistischer Entleerung und Abplattung des Lebens, zu<br />

brutalen Reaktionen der vergewaltigten Natur, zur ungesunden Hypertrophie des Erwerbs- und Vergnügungssinnes, zur Aufhebung<br />

der geistigen Selbständigkeit <strong>von</strong> Staat und Kultur.“ Überzivilisation einerseits und Zivilisationsflucht andererseits vernichteten in<br />

letzter Übersteigerung die Kultur. Denn diese sei nicht äußerer Apparat noch formlose Innerlichkeit, sondern „hellstes Wissen des<br />

Geistes um sich selbst und sicheres Ruhen in seiner Form, zweckfreies Sein und Können.“ Alle echte Bildung sei humanistisch:<br />

„Bildung des Menschen zum Menschen.“ [35]<br />

Nach Jaeger hat aber die Kultur im Griechentum schlechthin ihren Ursprung. Die Griechen haben ihre geistige Gesamtschöpfung als<br />

Erbe an die übrigen Völker des Altertums weitergegeben. Für Jaeger beginnt der Humanismus mit der Übernahme der griechischen<br />

Kultur im Römischen Reich. Der griechische Bildungsgedanke sei dann im Christentum in eigenständiger Weise fortgesetzt worden.<br />

Konstitutiv <strong>für</strong> jede Erscheinungsform <strong>von</strong> Humanismus sei dabei die Struktur des Wiederaufnehmens. Die abendländische<br />

Geschichte wird bei Jaeger zu einer Reihe <strong>von</strong> Erneuerungen der griechischen Bildungsidee. [36] Der auf dem Gedanken der r<strong>einen</strong><br />

Menschenbildung beruhende Kulturbegrif griechischen Ursprungs begründe <strong>für</strong> alle Völker des „hellenozentrischen Kulturkreises“ –<br />

angefangen mit den Römern – nicht lediglich eine historische Abhängigkeit, sondern beinhalte eine „geistigen Durchdringung mit<br />

griechischer Kultur“. [37]<br />

Im Zentrum <strong>von</strong> Jaegers Bildungsidee steht die Paideia. Die Gesamtheit der griechischen Kultur sei Ausdruck des Strebens, den<br />

Menschen zu formen. Das höchste Kunstwerk, das es zu bilden gelte, ist demnach der Mensch. „Jede Erweiterung des griechischen<br />

Wissens, jeder große Fortschritt führt zu einer Erweiterung auch der Bildung. Komödie, Tragödie, Rhetorik, Publizistik und<br />

Philosophie hallen wider <strong>von</strong> dem leidenschaftlichen Kulturkampf um Bildung. Sie wird Mittelpunkt des öffentlichen Lebens.“ [38]<br />

Dabei hätten die Griechen die Dinge „organisch“ betrachtet. Sie hätten das Einzelne als Teil eines Ganzen aufgefasst. Erst dadurch


seien sie zur Schöpfung des Begriffs „Natur“ fähig geworden. Mit diesem habe sich das Interesse verbunden <strong>für</strong> die Gesetze, welche<br />

in den Dingen selbst wirkten. Aus der Einsicht in die Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Wesens entsprängen die Normen <strong>für</strong> die<br />

persönliche Führung der Seele und <strong>für</strong> den Aufbau der Gemeinschaft.<br />

Im altsprachlichen Studium als geistformender Kraft im Sinne Wilhelm <strong>von</strong> Humboldts sah Jaeger weiterhin „die tragfähigste<br />

Grundlage einer humanistischen Bildung der Jugend.“ Aus der Verbindung <strong>von</strong> formaler Geistesschulung mit einem auf antike<br />

Fundamente gegründeten modernen Kulturbewusstsein ergebe sich „die Anschauung <strong>von</strong> Schöpfungen maßstabgebender, zeitloser<br />

Größe.“ Die Idee einer solchen Jugendbildung sei zwar hoch gegriffen; allerdings sei schon viel bewirkt, wenn auch nur dies oder<br />

jenes da<strong>von</strong> eindrucksvoll verwirklicht werde. [39]<br />

Humanismus in Gesellschaft und Politik<br />

Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts bildete sich unter Humanisten bzw. Späthumanisten die Vorstellung aus, Anteil zu haben an einer<br />

Republik der Gelehrten (französisch: République des Lettres). Man gehörte demnach gewissermaßen einem Stand der geistig<br />

Unabhängigen an, die eigene Traditionen ausbildeten. Dazu zählten die Pflege der lateinischen Sprache, die Briefkultur und eine<br />

bürgerliche Lebensform. [40] Verhaltenslehre und Moralerziehung nach den Vorgaben des Justus Lipsius zielten aber zudem darauf,<br />

den Menschen zur Lebenstauglichkeit durch eine akademische Bildung auszubilden, die einerseits den menschlichen Bildungsprozess<br />

des Individuums förderte, zudem aber Grundlagen <strong>für</strong> die spezifische Berufsbildung einschloss. „Bildung wird einerseits zur<br />

Privatangelegenheit, Bereich des Rückzugs in die schöne Welt der Klassizität einer gedachten Vollkommenheit, und andererseits zum<br />

kulturellen Anspruch der Öfentlichkeit, Grundlage der Bewährung im Dienste der Allgemeinheit.“ [41]<br />

Spannungsreich und zugleich befruchtend stellte sich das Verhältnis des Humanismus und seiner Anhänger zum Aufkommen der<br />

neuzeitlichen Naturwissenschaften dar. Für die Rechtsentwicklung wurden durch den niederländischen Späthumanisten Hugo Grotius<br />

wichtige Impulse gesetzt. Im 20. Jahrhundert entstand als gesonderte psychologische Schule die Humanistische Psychologie. Formen<br />

eines politischen Humanismus wurden seit der Mitte des 20. Jahrhunderts auch im geteilten Deutschland entwickelt und<br />

gesellschaftlich organisiert.<br />

Der als Heilmittel gegen den Verfall der Bildung in Deutschland besonders <strong>von</strong> Werner Jaeger nach dem Ersten Weltkrieg initiierte<br />

„dritte Humanismus“ hatte die beabsichtigte Wirkung verfehlt, sodass eine breitenwirksame Wiederbelebung der griechischen Antike<br />

als Bildungskerngut an den realen Umständen und Herausforderungen der Zeit scheiterte. In Auseinandersetzung mit Jaeger, der<br />

<strong>einen</strong> politischen Humanismus zwar angestrebt, aber verfehlt habe, plädierte Bruno Snell <strong>für</strong> <strong>einen</strong> handlungsorientierten politischen<br />

Humanismus. Während der Jaegersche Ansatz weder Engagement noch Verpflichtung vorgesehen habe und so lediglich akademische<br />

Attitüde geblieben sei, ging es <strong>für</strong> Snell bei einem politischen Humanismus um bedeutsame Erfahrungen, die bei aller<br />

Verschiedenheit der geschichtlichen Voraussetzungen vielleicht Musterbilder ergäben, aus denen etwas zu lernen wäre. [42] Er verwies<br />

darauf, dass die amerikanische Unabhängigkeitserklärung, mehr noch die Verfassung der Vereinigten Staaten auf antiken Grundlagen<br />

beruhten und führte dabei Aspekte der Präambel wie die Sorge <strong>für</strong> Gerechtigkeit, <strong>für</strong> inneren Frieden, gemeinsame Verteidigung,<br />

allgemeine Wohlfahrt und nachhaltige Freiheitssicherung an. Ihre Entstehung und erste politische Bedeutung verdankten diese<br />

Leitvorstellungen dem in Sparta wirkenden Tyrtaios und dem Athener Solon im 7. bzw. 6. Jahrhundert v. Chr. [43]<br />

Der Unterschied zwischen ästhetischem und politischem Humanismus liegt laut Snell darin, dass man bei ersterem die großen,<br />

vorbildhaften klassischen Werke habe, die sich allerdings der Theorie entzögen; <strong>für</strong> den politischen Humanismus verfüge man<br />

hingegen über die theoretischen Gedanken, die sich jedoch im Altertum ungenügend verwirklicht hätten. „Aber gleich ist in beiden<br />

Fällen, daß etwas <strong>von</strong> den Griechen Gewonnenes über sich hinaus weist, daß es ein immer wieder <strong>von</strong> neuem zu Gewinnendes<br />

ist.“ [44]<br />

Humanismus und Naturwissenschaften<br />

Die Anfänge der neuzeitlichen Naturwissenschaften im 16. Jahrhundert standen in einem spannungsreichen, aber auch fruchtbaren<br />

Verhältnis zum Humanismus. Dies zeigte sich u. a. in der Scheidung beider Sphären hinsichtlich des Lernstoffs bzw.<br />

Bildungsangebots. Wie die humanistischen Lehrpläne in den Schulen zunächst k<strong>einen</strong> Raum <strong>für</strong> Naturwissenschaften boten, hielt es


die naturwissenschaftliche Forschung umgekehrt ebenso: Mit humanen Unwägbarkeiten wollte sie sich so wenig abgeben, wie<br />

anderseits die Geisteswissenschaften das Humanum keiner Natur gesetzlichkeit zu unterwerfen bereit waren. [45]<br />

Dennoch sind auch Bedingungs- und Wirkungszusammenhänge feststellbar. Zum <strong>einen</strong> erstreckte sich die intensive Befassung mit<br />

antiken Schriften nicht nur auf Dichtung und Philosophie, sondern betraf auch die wichtigsten Werke u. a. <strong>von</strong> Euklid, Apollonios<br />

<strong>von</strong> Perge, Archimedes und Pappos. Zudem lehrte die humanistische Philologie mit ihren textkritischen und vergleichenden<br />

Methoden ein rationales Denken der Vorurteilslosigkeit und der wissenschaftlichen Prüfung <strong>von</strong> Sachverhalten. Latein als<br />

einheitliche Wissenschafts- und Gelehrtensprache bestimmte auch die Terminologie der Naturwissenschaften. Andererseits<br />

favorisierten Humanisten <strong>für</strong> den Gebrauch in der Verwaltung und in der Volkserziehung auch die Muttersprachen. Indem auch<br />

Techniker und Praktiker die Naturwissenschaften betrieben und in Technologien umsetzten, wurde die Verbreitung<br />

wissenschaftlichen Schrifttums in den Landessprachen gefördert. Da<strong>von</strong> wurde in den Naturwissenschaften zunehmend Gebrauch<br />

gemacht. [46]<br />

Botanik, Zoologie und Mineralogie entfalteten sich im Zuge der philologischen Beschäftigung mit den antiken Texten nicht nur<br />

aufgrund <strong>von</strong> technisch-praktischem Interesse, sondern auch mit Hilfe des humanistischen Interesses an der gewissenhaften<br />

Darstellung des überlieferten Wissens. Im 16. Jahrhundert gab es zahlreiche Auflagen der Geometrie Euklids, der Naturalis historia<br />

(Naturgeschichte) des Plinius und der Medizin des Dioskurides. Die Werke Galens erschienen bis 1598 in insgesamt 660<br />

Editionen. [47]<br />

In der aus ihren Gesetzmäßigkeiten zu erklärenden Wirklichkeit und in der Ablehnung der Metaphysik lag ein gemeinsames Interesse<br />

der sich ausdifferenzierenden Geistes- und Naturwissenschaften. Sie stellten sich gegen die „Mystifikation des Heilswissens“ durch<br />

Theologen und Kirchen<strong>für</strong>sten wie auch gegen das pragmatische Herrschaftswissen der weltlichen Fürsten. Sie brachten den Zeitgeist<br />

hervor, „indem sie zwischen politisch dahinsinkendem Papsttum, aufsteigendem Nationalstaat und auf Servitut [Dienstbarkeit]<br />

fixierter Universität die freie Meinung unabhängiger Intelligenz durchsetzten und der Wissenschaft herrschaftsfreie Erkenntnis“<br />

zurückgewannen. [48]<br />

Rechtsentwicklung im Zeichen des Humanismus<br />

Es war der niederländische Späthumanismus, der den Humanitätsbegriff des Völkerrechts mit stoizistischem Moralbewusstsein<br />

verband. Bei der Schaffung einer neuen rechtlichen Ordnung der Welt wurde menschliche Vernunft maßgeblich. „Das bürgerliche<br />

Bildungsbewußtsein lernt, mit der Natur auf andere Weise umzugehen, analog dem Naturverständnis der Naturwissenschaften. Die<br />

Welt ist nicht mehr sakrosankte Schöpfung; und aus einer nach natürlichen Gesetzen geordneten Natur wird das natürliche Recht<br />

des Menschen abgelesen.“ [49]<br />

Auf der Grundlage erasmischer Ideen entwickelte Hugo Grotius mit seinem Werk De jure belli ac pacis das Völkerrecht. Im Zuge der<br />

Säkularisierung traten die Juristen die Nachfolge der Geistlichen als wegweisende Autoritäten in einer nicht mehr hauptsächlich<br />

kirchlich geprägten Weltordnung an. Für ein Jahrhundert gelangte die Jurisprudenz und mit ihr das humanistisch erarbeitete und<br />

erweiterte römische Recht in der Rangfolge der Wissenschaften an die Spitze. Das ergab sich aus der Schaffung einer<br />

Rechtsgeschichte samt systematischer Quellenkritik sowie aus der Entwicklung eines Naturrechtsbegriffs und der Verbindung <strong>von</strong><br />

Natur- und Völkerrecht. Grotius selbst folgerte: „Das Naturrecht ist so unveränderlich, daß es selbst <strong>von</strong> Gott nicht verändert werden<br />

kann.“ [50]<br />

Humanistische Psychologie<br />

→ Hauptartikel: Humanistische Psychologie<br />

Die humanistischen Theorien in der Psychologie wurden maßgeblich <strong>von</strong> Abraham Maslow und Carl Rogers geprägt. Die<br />

Persönlichkeit entwickelt sich mit dem Ziel, sich selbst zu verwirklichen. Die eigenen Fähigkeiten und Talente sollen entwickelt<br />

werden, um das innere Potential zu realisieren. Das Streben nach Selbstverwirklichung ist zugleich der „Organisator all der<br />

unterschiedlichen Kräfte, deren Zusammenspiel ununterbrochen das erschafft, was eine Person ausmacht … Dieses angeborene<br />

Streben nach Selbsterfüllung und nach Realisierung des eigenen einzigartigen Potentials ist eine konstruktive leitende Kraft, die jede<br />

Person im Allgem<strong>einen</strong> zu positiven Verhaltensweisen und zur Weiterentwicklung des Selbst bewegt.“ [51]


„Realer Humanismus“ in der DDR<br />

Orientiert am Leitbild des <strong>von</strong> Karl Marx vorgestellten realen Humanismus (siehe unten), wurde in der Deutschen Demokratischen<br />

Republik die Umwandlung des bürgerlichen Humanismus, vormals „Angelegenheit einer herrschenden Minderheit“, zur<br />

Massenangelegenheit propagiert: als „Entschluß zur tätigen Anteilnahme an den Bestrebungen unserer Zeit, das Bestehende zu<br />

ändern und durch Besseres zu ersetzen“, hieß es bei Heinrich Deiters. „Wenn wir auf die Geschichte der Menschheit seit der Wende<br />

vom 19. zum 20. Jahrhundert zurücksehen, so entdecken wir die Quellen, aus denen sich der neue Humanismus hauptsächlich<br />

genährt hat. Es sind die Kämpfe aller fortschrittlichen Menschen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> gesicherten Frieden und <strong>für</strong> eine demokratische<br />

Staatsordnung, die Kämpfe der Werktätigen gegen die Reste der feudalen Eigentumsverhältnisse und das Monopolkapital, die<br />

Kämpfe der Kolonialvölker um ihre politische Selbstständigkeit.“ Im Gegensatz zum idealistischen Vorläufer entwickle der reale<br />

Humanismus seine Programmatik „aus der vollen Wirklichkeit und wendet sie auf die volle Wirklichkeit an.“ Somit werde der<br />

Gegensatz <strong>von</strong> Geist und Materie aufgehoben, der Mensch demnach nun als Einheit behandelt. [52]<br />

Humanistisches Engagement in der Bundesrepublik Deutschland<br />

In der bereits seit Anfang der 1950er Jahre in den europäischen Einigungsprozess einbezogenen<br />

Bundesrepublik Deutschland, die nach dem verheerend gescheiterten Nationalsozialismus ebenfalls zu<br />

anderen politischen und weltanschaulichen Ufern aufbrach, ging die Wiederbelebung eines humanistischen<br />

Engagements unter neuen Vorzeichen <strong>von</strong> Bürgervereinigungen in Selbstorganisation aus.<br />

Die 1961 gegründete überkonfessionelle Humanistische Union, die sich hauptsächlich <strong>für</strong> den Schutz und<br />

die Durchsetzung der Menschen- und Bürgerrechte einsetzt, strebt vor allem die Verwirklichung des Gebots<br />

zur Achtung der Menschenwürde und des Rechts auf freie Entfaltung der Persönlichkeit an. Zu den<br />

vorrangigen Betätigungsfeldern zählen die Aufarbeitung <strong>von</strong> Bürgerrechtsverletzungen und die Förderung<br />

politischer Partizipation. [53]<br />

Mitglied in der Europäischen Humanistischen Föderation ist der Humanistische Verband Deutschlands, der<br />

1993 als Zusammenschluss diverser älterer Freidenker- und humanistischer Vereinigungen gegründet<br />

wurde. Vorrangig wichtig ist den Mitgliedern der Einsatz <strong>für</strong> Menschenrechte, Frieden, Gleichberechtigung<br />

der Geschlechter und eine wissenschaftliche Welterklärung. Sie lehnen jeden Dogmatismus ab und<br />

favorisieren den Dialog auf der Grundlage rational nachvollziehbarer Begründungen. Zu den Leitprinzipien<br />

gehören Weltlichkeit, Selbstbestimmung, Solidarität und Toleranz. Hauptbetätigungsfelder sind laut<br />

Selbstauskunft praktische Lebenshilfe, Erziehung, Bildung und Kultur . [54]<br />

Neuartige Humanismuskonzepte in der Philosophie<br />

der Moderne<br />

„Happy Human“,<br />

Symbol der<br />

International<br />

Humanist and<br />

Ethical Union<br />

Karl Marx<br />

Aus marxistischer Sicht erscheint der „klassische“, auf der Tradition der Renaissance fußende Humanismus als eine bürgerliche<br />

Weltanschauung. Ihr wird vorgeworfen, kein Interesse <strong>für</strong> die soziale Frage aufzubringen. Das Proletariat bleibe <strong>von</strong> humanistischer<br />

Bildung ausgeschlossen. Nur <strong>für</strong> eine privilegierte Minderheit sei der Zugang zu Kultur und insbesondere Literatur gewährleistet.<br />

Dennoch hat Karl Marx den Begriff Humanismus aufgegriffen und im Rahmen seiner Lehre mit neuem Inhalt gefüllt. Er setzte den<br />

Kommunismus mit einem atheistischen Humanismus gleich. Der Kommunismus hebe das Privateigentum auf, das Ausdruck<br />

menschlicher Selbstentfremdung sei. Der Kommunismus sei deshalb die „wirkliche Aneignung des menschlichen Wesens durch und<br />

<strong>für</strong> den Menschen; darum als vollständige, bewußt und innerhalb des ganzen Reichtums der bisherigen Entwicklung gewordne<br />

Rückkehr des Menschen <strong>für</strong> sich als eines gesellschaftlichen, d. h. menschlichen Menschen. Dieser Kommunismus ist als vollendeter<br />

Naturalismus ≈ Humanismus, als vollendeter Humanismus ≈ Naturalismus, er ist die wahrhafte Auflösung des Widerstreites


zwischen dem Menschen mit der Natur und mit dem Menschen, die wahre Auflösung des Streits zwischen Existenz und Wesen,<br />

zwischen Vergegenständlichung und Selbstbestätigung, zwischen Freiheit und Notwendigkeit, zwischen Individuum und<br />

Gattung.“ [55]<br />

Jacques Maritain<br />

Der katholische Philosoph Jacques Maritain vertrat im 20. Jahrhundert <strong>einen</strong> christlichen Humanismus. Dieser sei aber erst dann<br />

integral, wenn der Mensch in seinem wahren Wesen, in seiner Bindung an Gott und seiner Erneuerung durch Gott erfasst werde. Die<br />

modernen Auffassungen <strong>von</strong> Humanismus sollten mit der <strong>von</strong> der mittelalterlichen Scholastik entwickelten Seinslehre verbunden<br />

werden. [56]<br />

Jean-Paul Sartre<br />

In s<strong>einen</strong> vor 1945 veröffentlichten Werken nahm Jean-Paul Sartre eine kritische Haltung zum<br />

Humanismus ein oder verschwieg ihn. Erst in dem 1945 publizierten Essay L’existentialisme<br />

est un humanisme bekannte er sich zu einem eigenen Humanismuskonzept, dem<br />

existentialistischen Humanismus. Dieser Humanismus betont die Eigenverantwortlichkeit des<br />

Menschen. Für Sartre ist der Existenzialismus „eine Lehre der Tat“. Er entwarf <strong>einen</strong><br />

Humanismus im Gewand der Moderne: Die Existenz geht der Essenz voraus. Der Mensch tritt<br />

in die Welt ein und erst dann entwirft bzw. erfindet er sich selbst. Der Mensch ist nichts<br />

Anderes als das, wozu er sich in seiner totalen Freiheit macht. Deshalb ist er auch <strong>für</strong> das, was<br />

er ist, verantwortlich. Dies verleiht ihm seine Würde. Das Leben hat a priori k<strong>einen</strong> Sinn. Der<br />

Mensch wählt sich seine Moral, sie ist seine Schöpfung und Erfindung. Mit sich selbst<br />

erschafft der Mensch ein Vorbild. Der Mensch ist nichts Anderes als sein Leben. Er ist die<br />

Summe seiner Handlungen, seiner Beziehungen und Unternehmungen. Er existiert nur in dem Maße, in dem er sich selbst<br />

verwirklicht.<br />

Jean-Paul Sartre,<br />

humanistischer Existentialist<br />

„Es gibt kein anderes Universum als ein menschliches, das Universum der menschlichen Subjektivität. Diese<br />

Verbindung <strong>von</strong> den Menschen ausmachender Transzendenz – nicht in dem Sinn, wie Gott transzendent ist,<br />

sondern im Sinn <strong>von</strong> Überschreitung – und Subjektivität in dem Sinn, dass der Mensch nicht in sich selbst<br />

eingeschlossen, sondern immer in einem menschlichen Universum gegenwärtig ist, das ist es, was wir<br />

existentialistischen Humanismus nennen.“ [57]<br />

Sartre beschrieb sein Konzept als <strong>einen</strong> „Humanismus des Bedürfnisses“, den er dem „Humanismus der Arbeit“ – der Idee der<br />

Leistungsgerechtigkeit – als Alternative entgegenstellte. Der Humanismus des Bedürfnisses sei der einzige, der die ganze Menschheit<br />

zum Gegenstand habe; er beruhe auf dem Prinzip, dass das Bedürfnis und nicht das Verdienst Recht schaffe (Bedarfsgerechtigkeit).<br />

Die Beseitigung des Verdienstes sprenge die letzte Schranke, die die Menschen trenne. [58]<br />

Erich Fromm<br />

In den Jahren <strong>von</strong> 1961 bis 1978 veröffentlichte Erich Fromm mehrere Aufsätze und Reden, die in dem Sammelband Humanismus<br />

als reale Utopie herausgegeben wurden. Die Entfremdung ist nach Fromm die Krankheit des modernen Menschen. Der Mensch wird<br />

zum Götzendiener, der das Werk seiner eigenen Hände anbetet. Er ist nur noch damit beschäftigt zu arbeiten, um konsumieren zu<br />

können. Er möchte viel haben, statt viel zu sein. Machtstreben, Vergnügungssucht und Besitz verdrängen Liebe, Freude und<br />

persönliches Wachstum. Ängstlichkeit verbindet sich mit der Unfähigkeit, zu lieben. Der moderne Mensch flieht in ein leeres<br />

Geschäftigsein. An die Stelle der traditionellen Werte des Guten, Schönen und Wahren, die der Entfaltung des Menschen dienten, ist<br />

der technologische Wert getreten: Das technisch Mögliche wird zum Selbstzweck; ist etwas technisch möglich, dann wird es auch<br />

getan.


Nach Fromm soll man sich der humanistischen Alternative bewusst werden. Der Humanismus geht vom fühlenden, lebendigen,<br />

leidenden und denkenden Menschen als der zentralen Kategorie aus. „Bei diesem Bezugsrahmen besteht der Sinn des Lebens in der<br />

völligen Entwicklung der menschlichen Eigenkräfte, insbesondere in der <strong>von</strong> Vernunft und Liebe, im Transzendieren der Enge des<br />

eigenen Ichs und in der Entwicklung der Fähigkeit, sich hingeben zu können, in der vollen Bejahung des Lebens und <strong>von</strong> allem<br />

Lebendigen im Unterschied zur Anbetung <strong>von</strong> allem Mechanischen und Toten.“ [59] Über das Unbewusste kann man den Kontakt<br />

zum ganzen, universalen Menschsein gewinnen:<br />

„Haben wir aber mit dem ganzen Menschen in uns Kontakt, dann gibt es nichts Fremdes mehr. Es gibt kein<br />

Verurteilen anderer mehr aus einem Gefühl der eigenen Überlegenheit […] Der Mensch steht heute vor der Wahl:<br />

Entweder wählt er das Leben und ist zur neuen Erfahrung <strong>von</strong> Humanismus fähig, oder die neue 'eine Welt' wird<br />

nicht gelingen.“ [60]<br />

Die Liebe ist der Hauptschlüssel, mit dem sich die Tore zum persönlichen Wachstum öffnen lassen. Die Praxis der Liebe ist das<br />

menschlichste Tun, das den Menschen ganz zum Menschen macht und ihm zur Freude am Leben gegeben ist. [61]<br />

Daisaku Ikeda<br />

Der japanische Denker Daisaku Ikeda legte <strong>einen</strong> Humanismus-Entwurf vor, der <strong>einen</strong> universalen Humanismus in Verbindung <strong>von</strong><br />

östlicher und westlicher Tradition entwickelt und als Leitbild <strong>für</strong> die Weltgemeinschaft vorschlägt. [62]<br />

Mouhanad Khorchide<br />

Der österreichische Professor Mouhanad Khorchide vertritt eine islamische Auslegung des Humanismus. [63]<br />

Kritik<br />

Kulturwissenschaftliche und philosophische Kritik<br />

Martin Heidegger antwortete 1947 mit seinem Brief über den »Humanismus« auf eine Anfrage des französischen Philosophen Jean<br />

Beaufret. [64] Er warf dem klassischen Humanismus vor, dass in seiner Bestimmung des Menschen als vernünftiges Subjekt die<br />

eigentliche Würde des Menschen noch nicht erfahren sei und er die Humanitas des Menschen nicht hoch genug angesetzt habe. Die<br />

Philosophie sei schon bei antiken griechischen Denkern zur Metaphysik entartet. Das Wesen des Menschen müsse anfänglicher<br />

erfahren werden. Heideggers fundamentale Kritik am Humanismus betrifft nicht nur eine als verhängnisvoll betrachtete historische<br />

Entwicklung, sondern läuft auf die Forderung hinaus, den Humanismus als <strong>von</strong> vornherein verfehlten Ansatz aufzugeben.<br />

Helmuth Plessner kritisierte den Humanismus aus der Sicht des Historismus: Die Geschichte der eigenen und der fremder Kulturen<br />

habe gezeigt, dass die Selbstauffassung des Menschen im Sinne einer Idee, was der Mensch sein solle, vom Menschen selbst<br />

geschichtlich und unter kulturell-kontingenten Annahmen hervorgebracht worden sei, also k<strong>einen</strong> Anspruch auf allgemeine Geltung<br />

erheben könne. So zeige die Erfahrung, „daß die Selbstauffassung des Menschen als Selbst-Auffassung, als Mensch im Sinne einer<br />

[…] Idee selbst ein Produkt seiner Geschichte bedeutet, die Idee Mensch, Menschlichkeit <strong>von</strong> Menschen eroberte Konzeptionen<br />

sind, denen das Schicksal alles Geschafenen bereitet ist, untergehen […] zu können.“ [65]<br />

Er setzt dem eine Anthropologie entgegen, die die wesentliche Unergründlichkeit des Menschen ins Zentrum stellt: Was der Mensch<br />

sei, lasse sich nicht ergründen, denn der Mensch sei kein abgeschlossenes, sondern ein unfertiges Wesen. Diese Einsicht beende auch<br />

die Überheblichkeit einer missionierenden christlich-europäischen Kultur, die meine, die Menschlichkeit erst den anderen Kulturen<br />

bringen zu müssen. [66]<br />

Michel Foucault stellt sich die Frage, wie man als freier Mensch leben könne. Er wettet darauf, dass „der Mensch verschwindet wie<br />

am Meeresufer ein Gesicht im Sand“. [67] Dabei ist „der Mensch“ <strong>für</strong> Foucault eine epistemologische Denkfigur und lediglich ein<br />

Element in einem dem Subjekt notwendig vorausgehenden Gesamtzusammenhang. Das Subjekt kann nicht mehr Ursprung aller<br />

Erkenntnis und Wahrheit sein. Im Humanismus sieht Foucault die dunkle Seite der Aufklärung:


„Ich verstehe unter Humanismus die Gesamtheit der Diskurse, in denen man dem abendländischen Menschen<br />

eingeredet hat: Auch wenn du die Macht nicht ausübst, kannst du sehr wohl souverän sein. […] Je besser du dich<br />

der Macht unterwirfst, die über dich gesetzt ist, umso souveräner wirst du sein. Der Humanismus ist die<br />

Gesamtheit der Erfindungen, die um diese unterworfenen Souveränitäten herum aufgebaut worden ist: die Seele<br />

(souverän gegenüber dem Leib, Gott unterworfen), das Gewissen (frei im Bereich des Urteils, der Ordnung der<br />

Wahrheit unterworfen), das Individuum (souveräner Inhaber seiner Rechte, den Gesetzen der Natur oder den<br />

Regeln der Gesellschaft unterworfen).“ [68]<br />

Für Foucault ist Humanismus nichts anderes als eine Säkularisierung idealistischer Gedanken. Es gebe weder ein Wesen des<br />

Menschen noch objektive und universelle Menschenrechte. Es bestehe auch keine überhistorische Norm, die das Wesen des<br />

Menschen bestimmen könne. Es handele sich beim Humanismus um den trügerischen Versuch <strong>von</strong> Selbstrechtfertigungen, die da<strong>von</strong><br />

ablenken sollen, dass es dem Menschen wie allen Lebewesen um das bloße Funktionieren ohne irgendwelche höheren Zwecke gehe.<br />

Den Gedanken des Humanismus, dass der Mensch sich selbst Zweck sein könne, weist Foucault ab.<br />

Nicht der Mensch nehme die Stelle Gottes ein, sondern das System. Tatsächlich denke man innerhalb eines anonymen und<br />

zwingenden Gedankensystems einer bestimmten Sprache und Epoche. Die noch <strong>von</strong> Sartre verfochtene Freiheit sei letztlich eine<br />

Illusion. Mit dieser Erkenntnis werde die Idee vom Menschen überflüssig. Sie sei nur ein Hindernis, die wahren Zusammenhänge zu<br />

erkennen. Das am meisten belastende Erbe, das uns aus dem 19. Jahrhundert zufalle, sei der Humanismus. Alle politischen Regime<br />

des Ostens oder des Westens brächten ihre schlechte Ware unter der Flagge des Humanismus durch: „All diese Herzensschreie, alle<br />

diese Ansprüche der menschlichen Person, der Existenz sind abstrakt: d. h. abgeschnitten <strong>von</strong> der wissenschaftlichen und technischen<br />

Welt, die nämlich unsere wirkliche Welt ist. Was mich gegen den Humanismus aufbringt, ist der Umstand, dass er nur noch der<br />

Wandschirm ist, hinter den sich reaktionärstes Denken flüchtet […] Der Versuch, der gegenwärtig <strong>von</strong> einigen unserer Generation<br />

unternommen wird, besteht daher nicht darin, sich <strong>für</strong> den Menschen gegen die Wissenschaft und gegen die Technik einzusetzen,<br />

sondern deutlich zu zeigen, dass unser Denken, unser Leben, unsere Seinsweise bis hin zu unserem alltäglichsten Verhalten Teil des<br />

gleichen Organisationsschemas sind und also <strong>von</strong> den gleichen Kategorien abhängen wie die wissenschaftliche und technische<br />

Welt.“ [69]<br />

Religiöse Kritik<br />

Christliche Humanismuskritik wendet sich gegen den anthropozentrischen, als „weltlich“ betrachteten Ansatz der humanistischen<br />

Modelle, der als unvereinbar mit dem christlichen Konzept eines auf Gott ausgerichteten Lebens angesehen wird. Christliche Kritiker<br />

des Humanismus missbilligen nicht nur die glaubensferne, teils religionsfeindliche Haltung vieler Humanisten, sondern verwerfen<br />

auch den „christlichen Humanismus“, in dem sie <strong>einen</strong> Versuch der Harmonisierung <strong>von</strong> Unvereinbarem sehen. Im<br />

englischsprachigen Raum ist secular humanism („weltlicher Humanismus“) ein Kampfbegriff in Auseinandersetzungen um Religion<br />

und Christentum. [70]<br />

Der evangelische Dogmatiker Karl Barth meinte, man müsse in erster Linie <strong>von</strong> einem Humanismus Gottes sprechen: <strong>von</strong> der Liebe<br />

Gottes zum Menschen. Der Mensch als das <strong>von</strong> Gott bewirkte Wesen solle sich aus seiner irdischen Wirklichkeit in das Geheimnis<br />

seines Ursprungs öfnen. Dabei erfahre er dann die Heiligung der Gnade, den Humanismus Gottes. Die weltlichen Humanismen seien<br />

eigentlich überflüssig. Sie seien nur „abstrakte Programme“ gegenüber der <strong>von</strong> den Evangelien verkündeten Gotteskindschaft des<br />

Menschen. [71]<br />

Für den im 20. Jahrhundert sehr einflussreichen evangelischen Theologen Rudolf Bultmann ist der Humanismus ein Glaube an den<br />

Adel des Menschen als Geistwesen. Der Geist verwirkliche sich im Wahren, Guten und Schönen. Diese Ideen bestimmten<br />

Wissenschaft, Recht und Kunst. Der Humanismus mache die Welt so zur Heimat des Menschen. Dagegen sei <strong>für</strong> das Christentum die<br />

Welt die Fremde. Der christliche Glaube entweltliche den Menschen. Gott als schlechthin jenseitiger sei <strong>von</strong> der Welt geschieden.<br />

Der Mensch als Sünder bedürfe der Gnade, da er nicht so sei, wie er sein solle. Die Gnade Gottes befreie den Menschen <strong>von</strong> sich<br />

selbst und mache ihn zu einem neuen Geschöpf. Der christliche Glaube bedürfe deshalb des Humanismus nicht, es bestehe vielmehr<br />

ein Widerspruch. Der einzelne Christ sei aber auf den Humanismus angewiesen, weil er die Welt durch Wissenschaft, Recht und<br />

Kunst beherrschbar mache. [72]


Kritik am „unzeitgemäßen“ Charakter des traditionellen Humanismus<br />

Im 20. und 21. Jahrhundert ist das klassische humanistische Bildungsideal oft als unzeitgemäß und wirklichkeitsfremd kritisiert<br />

worden. Selbst unter Altphilologen wurde und wird seine Realisierbarkeit teils skeptisch beurteilt. So befand Uvo Hölscher,<br />

angesichts eines „kränkelnden Humanismus“ sei der Anspruch, durch altsprachlichen Unterricht humanistische Bildung zu erwerben,<br />

eine „Donquichotterie“. [73]<br />

Volker Reinhardt meint, der Renaissance-Humanismus sei untergegangen, da er die historische Entwicklung nicht mehr habe erklären<br />

und die Probleme der Zeit nicht mehr habe lösen können. Daher sei es „anachronistisch und aussichtslos, solche qua Untauglichkeit<br />

untergegangenen Wertekanones und Vorstellungswelten in späteren, ihnen völlig fremden Epochen wieder beleben zu wollen.“ [74]<br />

Kritik an der Idealisierung antiker Vorbilder<br />

Ein Vorwurf, der sich besonders gegen den noch im 20. Jahrhundert nachhaltig neuhumanistisch geprägten Gymnasialunterricht<br />

richtete, betraf das Bild der Antike, das den Schülern vermittelt wurde und damit <strong>einen</strong> maßgeblichen Einfluss auf die Vorstellungen<br />

einer breiten gebildeten Öffentlichkeit hatte. Das neuhumanistische Bild wurde als idealisierend und damit unhistorisch kritisiert;<br />

eine Antike, wie sie <strong>von</strong> vielen humanistischen Gymnasiallehrern dar gestellt wurde, habe es in Wirklichkeit nie gegeben.<br />

Schon der führende Gräzist Ulrich <strong>von</strong> Wilamowitz-Moellendorf (1848–1931) befand, die undifferenzierte Verherrlichung der<br />

Antike als Norm habe den Forschungsergebnissen nicht standhalten können. Er stellte fest: „Die Antike als Einheit und als Ideal ist<br />

dahin; die Wissenschaft selbst hat diesen Glauben zerstört.“ [75]<br />

Hans Blüher, der die humanistische Bildung grundsätzlich vehement be<strong>für</strong>wortete, setzte sich in seiner 1927 veröffentlichten<br />

Abhandlung Die humanistische Bildungsmachteingehend mit der Problematik der idealisierten Antike auseinander. Er meinte, es sei<br />

durch den Klassizismus, in Deutschland insbesondere durch den Einfluss der Weimarer Klassik, eine „Erstarrung der humanistischen<br />

Bildung“ eingetreten. Dadurch sei sie „in ihrer menschenfördernden Kraft“ zum Stillstand gekommen und habe, statt die Jugend zu<br />

bilden, „ganze Felder des seelischen Geschehens“ verheert. Diese These veranschaulichte Blüher anhand einer Analyse <strong>von</strong> Goethes<br />

Schauspiel Iphigenie auf Tauris, das damals nach s<strong>einen</strong> Worten „ein gängiges Thema der üblichen Oberlehrerpädagogik“ war. Es<br />

seien künstliche, lebensfremde Charaktere, die es in der Antike nie gegeben habe und auch sonst nie habe geben können, geschaffen<br />

und der Jugend als Vorbilder hingestellt worden. Ein irriges Bild der Antike, geprägt <strong>von</strong> „der Winckelmannschen Auffassung <strong>von</strong><br />

der edlen Einfalt und stillen Größe der Griechen und ihrem glücklichen Temperamente“, sei „in die Hände der Epigonen und<br />

Oberlehrer“ gekommen. Dies habe eine „Erziehung zur Verlogenheit, Verbogenheit und Schiefheit“ zur Folge gehabt. [76] Dennoch<br />

sei und bleibe das humanistische Gymnasium „Garant der europäischen Kultur“: „Führende Europäer (…) sollten nur auf einem<br />

vollen Gymnasium erzogen werden. Wer nicht weiß, was Europa ist, der hat auch nicht mitzureden.“ Erforderlich sei allerdings<br />

zunächst eine radikale Reform der humanistischen Bildung. [77]<br />

Gleichzeitig mit Blüher übte auch Egon Friedell in ähnlichem Sinn Kritik an der seit dem 18. Jahrhundert herrschenden<br />

neuhumanistischen Bildungstradition. Im 1927 publizierten zweiten Teil seiner Kulturgeschichte der Neuzeit betitelte er ein Kapitel<br />

programmatisch Die Erfindung der Antike und konstatierte: „Wir wissen heute, daß das Altertum nicht antik war. (…) Was den<br />

sogenannten humanistisch Gebildeten vom Altertum zurückgeblieben ist, sind einige tote Kostümstücke (…) Wir wissen heute, dass<br />

es den Griechen mit dem Sonnenauge und den Römer mit der Erzstirn niemals gegeben hat, weil es ganz unmöglich ist, dass es<br />

solche Menschen zu irgendeiner Zeit und an irgendeinem Ort gegeben haben kann.“ Der Neuhumanismus habe eine „Karikatur und<br />

Marionette <strong>von</strong> Hellenentum“ konstruiert. Im Übrigen sei schon der Gedanke der Nachahmung klassischer Vorbilder eine Absage an<br />

die eigene Schöpferkraft und ein Armutszeugnis, auch eine Absage an den wahren Geist der bewunderten Griechen, der nicht<br />

nachahmend, sondern erfinderisch gewesen sei. [78]<br />

Einige Jahre später trat die britische Germanistin Eliza Marian Butler mit einer fundamentalen Kritik am neuhumanistischen Einfluss<br />

auf die deutsche Literatur seit dem 18. Jahrhundert hervor. 1934 veröffentlichte sie ihre Untersuchung The Tyranny of Greece over<br />

Germany, die im englischsprachigen Raum viel Beachtung fand. Butler meinte, es seien Phantasievorstellungen über das antike<br />

Griechenland kultiviert worden, was verhängnisvolle Auswirkungen gehabt habe. Führende Vertreter eines wirklichkeitsfremden<br />

klassizistischen Ideals seien bezeichnenderweise selbst nie in Griechenland gewesen.


Mögliche Gegenwartsbedeutung und Zukunftsperspektiven<br />

<strong>Eine</strong> zeitgemäße humanistische Bildung kann nicht einfach geschichtliche Modelle kopieren oder die Antike schlicht als Vorbild<br />

anpreisen. Gleichwohl plädiert der Humanismusforscher August Buck da<strong>für</strong>, in Anbetracht der vielfältigen Durchdringung der<br />

europäischen Kultur mit antiken Elementen die Erfahrungen der Antike <strong>für</strong> die Gegenwart nutzbar zu machen. [79] Dabei könnten<br />

neben und nach der antiken „Anthropologie“, die so lange im Zentrum des humanistischen Bildungswesens stand, auch die<br />

naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der Antike <strong>für</strong> Gegenwart und Zukunft fruchtbar gemacht werden. Buck verweist unter<br />

anderem auf Werner Heisenbergs Studie Gedanken der antiken Naturphilosophie in der modernen Physik , in der es heißt:<br />

„Vor allem sind es zwei Gedanken der ersten griechischen Philosophen, die noch heute den Weg der exakten<br />

Naturwissenschaften bestimmen und die daher vor allem unser Interesse beanspruchen können. Die Überzeugung<br />

vom Aufbau der Materie aus kleinsten unteilbaren Einheiten, den Atomen, und der Glaube an die sinngebende<br />

Kraft mathematischer Strukturen.“ [80]<br />

Jörn Rüsen versteht Humanismus als „eine kulturelle Orientierung der menschlichen Lebenspraxis, die ihre entscheidenden<br />

Gesichtspunkte einer Deutung des Menschseins entnimmt“. Im Sinne <strong>von</strong> Kants Kategorischem Imperativ sei der Mensch nicht<br />

Mittel <strong>für</strong> die Zwecke anderer, sondern zu eigenen Zwecken begabt und mit je eigener Würde ausgestattet. [81] Die Sache des<br />

Humanismus in der Gegenwart sieht Rüsen zwischen Abgelebtheit und Wiederbelebungsfähigkeit schwankend. [82] <strong>Eine</strong>n<br />

zukunftstauglichen Humanismus, der das fundamentale Merkmal kultureller Differenz im Globalisierungsprozess einbeziehen<br />

müsste, hält er <strong>für</strong> möglich, aber an bestimmte Voraussetzungen gebunden:<br />

Ergänzung des Menschenbildes um das gerade im 20. Jahrhundert drastisch zutage getretene<br />

Inhumanitätspotential;<br />

anpassungsofene Behauptung des universellen Geltungsanspruchs der Menschen- und Bürgerrechtedurch deren<br />

„Historisierung in <strong>einen</strong> ofenen Entwicklungsprozess hinein“;<br />

Überwindung der ethnozentristischen Elemente in der humanistischen Anthropologie aus kritischer Anerkennung der<br />

Vielfalt der Traditionen und der kulturellen Verschiedenheit;<br />

Humanisierung der Vernunft im interkulturellen Diskurs;<br />

Reintegration der Natur in das Selbstverständnis des Menschen als Kulturwesen: „Immerhin nehmen wir Menschen<br />

in unsere kulturellen Aktivitäten und in die humanen oder auch inhumanen Selbsthervorbringungen unseres Selbst<br />

die Natur in Form unseres Körpers immer mit hinein. Wir bleiben auch dort Natur , wo wir uns zu den Höhen geistiger<br />

Selbstzweckhaftigkeit aufschwingen.“ [83]<br />

Die Frage, wie die zeitgemäße Ausrichtung eines Humanismus der Gegenwart beschaffen sein könnte oder müsste, stellt sich nicht<br />

nur im Lichte seines historisch-abendländischen Werdegangs, sondern neuerdings auch unter dem Eindruck <strong>von</strong> begrifflich und<br />

inhaltlich herausfordernden Ableitungen wie Transhumanismus und Posthumanismus. Für den ersteren ist der Mensch ein<br />

unvollendetes Produkt der biologischen Evolution, das der Optimierung bedarf, etwa mit gentechnischen Mitteln oder mit dem<br />

Einsatz <strong>von</strong> „bewusstseins- und intelligenzverstärkenden“ Drogen und Diäten. Für den Posthumanismus wiederum stellt der<br />

herkömmliche Mensch ein Auslaufmodell dar, das <strong>von</strong> s<strong>einen</strong> technischen Schöpfungen überholt wird und künstlichen Intelligenzen<br />

sowie Robotern als neuen Triebkräften der Evolutionsgeschichte weicht. [84]<br />

Dagegen reklamiert Peter Cornelius Mayer-Tasch im Geiste humanistischer Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit die<br />

Wahrung des rechten Verhältnisses zwischen Geschöpf und Schöpfung. Es bestehe ein oft unerkannter, aber grundlegender<br />

Unterschied zwischen selektiver Nutzung wissenschaftlicher Entwicklungen und der Unterwerfung unter deren Gesetzlichkeiten. Zu<br />

den Voraussetzungen <strong>für</strong> die selbstbestimmte Entfaltung menschlicher Würde im humanistischen Sinne gehöre die Unverfügbarkeit<br />

und Unberechenbarkeit des Lebens, die Sterblichkeit, Hinfälligkeit und Fehlbarkeit des Menschen. Erst aus dem Zusammenspiel der<br />

Erfahrungen <strong>von</strong> Sonnen- und Schattenseiten des Lebens könne sich sittliche Bejahung und Verneinung ergeben, ebenso die<br />

Ausbildung <strong>von</strong> Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein. Für am Leitbild <strong>von</strong> Maß und Mitte geschulte Humanisten, so Mayer-<br />

Tasch, ist das posthumanistische Programm ein Irrweg: „Sinnstiftung und Sinnverwirklichung ist nun einmal dem aus Körper, Seele<br />

und Geist bestehenden Menschen vorbehalten. Er ist es, der die Maschinen nicht nur konzipiert, sondern stets aufs Neue<br />

programmiert.“ Der erstrebenswerte aufrechte Gang des Menschen in eine wie auch immer unsichere Zukunft ist demnach vor allem<br />

im Einklang mit weiterzuentwickelnden humanistischen Wertungen und Haltungen gut möglich. [85]<br />

Siehe auch: Evolutionärer Humanismus


Humanistische Organisationen<br />

Bedeutsame humanistische Organisationen sind in Europa Humanists UK, der Humanistische Verband Deutschlands, der Human-<br />

Etisk Forbund, die Giordano-Bruno-Stiftungund die Allianz vun Humanisten, Atheisten an Agnostiker. In den Vereinigten Staaten<br />

sind das Council for Secular Humanismund die American Humanist Association<strong>von</strong> Bedeutung, auf internationaler Ebene trifft dies<br />

auf die Internationale Humanistische und Ethische Unionzu.<br />

Siehe auch<br />

Deutscher Humanismus<br />

Ethische Bewegung<br />

Literatur<br />

Übersichtsdarstellungen<br />

Paul Richard Blum: Humanismus. In: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie. Bd. 1, Felix Meiner,<br />

Hamburg 2010, ISBN 978-3-7873-1999-2, S. 1012–1016.<br />

Manfred Hinz u. a.: Humanismus. In: Der Neue Pauly. Bd. 14, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01484-3, Sp.<br />

540–563.<br />

Clemens Menze u. a.: Humanismus, Humanität.In: Joachim Ritter (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie.<br />

Bd. 3, Schwabe, Basel 1974, Sp. 1217–1230.<br />

Lewis W. Spitz: Humanismus/Humanismusforschung.In: Gerhard Müller (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie.<br />

Bd. 15, de Gruyter, Berlin 1986, ISBN 3-11-008585-2, S. 639–661.<br />

Allgemeine Einführungen und Gesamtdarstellungen<br />

Florian Baab: Was ist Humanismus? Geschichte des Begri ffes, Gegenkonzepte, säkulare Humanismen heute.<br />

Pustet, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7917-2553-6.<br />

August Buck: Humanismus. Seine europäische Entwicklung in Dokumenten und Darstellungen.Alber, Freiburg<br />

1987, ISBN 3-495-47627-X.<br />

Richard Faber, Enno Rudolph (Hrsg.): Humanismus in Geschichte und Gegenwart.Mohr Siebeck, Tübingen 2002,<br />

ISBN 978-3-16-147711-9.<br />

Stiftung „Humanismus heute“ (Hrsg.): Humanismus in Europa.Winter, Heidelberg 1998, ISBN 3-8253-0840-5.<br />

Renaissance-Humanismus<br />

Paul Oskar Kristeller: Humanismus und Renaissance. Fink, München 1974–1976.<br />

Band 1: Die antiken und mittelalterlichen Quellen.1974.<br />

Band 2: Philosophie, Bildung und Kunst.1976, ISBN 3-7705-1027-5.<br />

Alfred Noe u. a.: Humanismus. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Band 4, Niemeyer, Tübingen 1998, ISBN<br />

3-484-68104-7, Sp. 1–80.<br />

Späthumanismus, Neuhumanismus und Dritter Humanismus<br />

Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus.WBG, Darmstadt 1988,<br />

ISBN 3-534-03161-X.<br />

Hans Oppermann (Hrsg.): Humanismus (= Wege der Forschung Bd. XVII). 2. Aufl., WBG, Darmstadt 1977, ISBN 3-<br />

534-01074-4.<br />

Lothar Helbing (ist Wolfgang Frommel): Der Dritte Humanismus. Berlin, 1932, Verlag Die Runde.<br />

Barbara Stiewe: Der „Dritte Humanismus“. Aspekte deutscher Griechenrezeption vom George-Kreis bis zum<br />

Nationalsozialismus. De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-023561-6.<br />

Martin Vöhler, Hubert Cancik (Hrsg.): Genese und Profil des europäischen Humanismus.Winter, Heidelberg 2009,<br />

ISBN 978-3-8253-5524-1.<br />

Neuartige Ansätze der Moderne<br />

Martin Heidegger: Über den Humanismus., Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 1946, ISBN 3-465-04091-0<br />

Adrian Holderegger, Siegfried Weichlein, Simone Zurbuchen (Hrsg.): Humanismus. Sein kritisches Potential <strong>für</strong><br />

Gegenwart und Zukunft.Schwabe, Basel 2011, ISBN 978-3-7965-2713-5.


Karl Jaspers: Über Bedingungen und Möglichkeiten eines neuen Humanismus.Reclam Universal Bibliothek Band<br />

8674, Stuttgart 1951, ISBN 3-15-008674-4<br />

Julian Nida-Rümelin: Humanismus als Leitkultur. Ein Perspektivenwechsel. Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-<br />

54370-8.<br />

Christlicher Humanismus<br />

Josef Sellmair: Humanitae christiana. Geschichte des christlichen Humanismus . Ehrenwirth, München 1950.<br />

Herbert Rüssel: Gestalt eines christlichen Humanismus. Verlagsbuchhandlung Sabat, Kulmbach 2016, ISBN 978-3-<br />

943506-34-1.<br />

Weblinks<br />

Wiktionary: Humanismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Wikiquote: Humanismus – Zitate<br />

Wikiquote: Humanist – Zitate<br />

Barthélémy spricht über den Humanismus <strong>von</strong> Simondon - ein video <strong>von</strong> „Université de tous les savoirs“ (Memento<br />

vom 11. Mai 2009 im Internet Archive)<br />

Der Humanismus – Überblick über seine vielfältigen historischen, philosophischen und politischen Richtungen<br />

Audiofeature über die Geschichte des Humanismus auf Bayern2 Radiowissen Mediathek<br />

Humanismus-Projekt am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen: Humanismus in der Epoche der Globalisierung<br />

Einzelnachweise<br />

1. Zur frühen, mit Niethammer einsetzenden Begrif fsverwendung siehe den ausführlichen Artikel Humanismus in: Hans<br />

Schulz, Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch, 2. Auflage, Bd. 7, Berlin 2010, S. 459–465, hier: 459f. und die<br />

dort angegebenen Belege. Zu Niethammers Humanismuskonzept siehe Florian Baab: Was ist Humanismus?,<br />

Regensburg 2013, S. 28–33.<br />

2. Florian Baab: Was ist Humanismus?, Regensburg 2013, S. 34f.<br />

3. Beispielsweise bei Eckard Lefèvre: Humanismus und humanistische Bildung. In: Humanismus in Europa, Heidelberg<br />

1998, S. 1–43, hier: 3–13. Lefèvre ist der Meinung, dass „die Römer die ersten Humanisten sind“ (S. 7). So urteilt<br />

auch Wolfgang Schadewaldt: Humanitas Romana. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, Bd. I 4, S. 5–62,<br />

hier: 61: „Alle Motive des modernen Humanismus sind in der humanitas Romana vorgebildet, auch die romantisch<br />

idealisierende Griechenverehrung“. Siehe auch Johannes Christes: Cicero und der römische Humanismus. In:<br />

Humanismus in Europa, Heidelberg 1998, S. 45–73; Heinz Haf fter: Die römische Humanitas. In: Hans Oppermann<br />

(Hrsg.): Römische Wertbegriffe, Darmstadt 1967, S. 468–482, hier: 482; August Buck: Humanismus, Freiburg 1987,<br />

S. 13.<br />

4. Hellfried Dahlmann: Römertum und Humanismus. In: Hans Oppermann (Hrsg.): Humanismus, Darmstadt 1977, S.<br />

279–293.<br />

5. Paul Gerhard Schmidt: Mittelalterlicher Humanismus. In: Humanismus in Europa, Heidelberg 1998, S. 75–88.<br />

6. Zur modernen Begrifsverwendung in nichttraditionellem Sinn siehe den ausführlichen Artikel Humanismus in: Hans<br />

Schulz, Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch, 2. Auflage, Bd. 7, Berlin 2010, S. 459–465, hier: 460f. und die<br />

dort zusammengestellten Belege.<br />

7. Walter Rüegg: Die Humanismusdiskussion.In: Hans Oppermann (Hrsg.): Humanismus, Darmstadt 1977, S. 310–<br />

321, hier: 311–318 (Erstveröfentlichung 1954).<br />

8. Ernst Robert Curtius: Büchertagebuch, Bern/München 1960, S. 65f.<br />

9. Volker Reinhardt: Kommentar: Vom Tod des Humanismus. <strong>Eine</strong> wohlm<strong>einen</strong>de Replik.In: Adrian Holderegger u. a.:<br />

Humanismus. Sein kritisches Potential <strong>für</strong> Gegenwart und Zukunft , Basel 2011, S. 325 f.<br />

10. Siehe zur frühen Begrifsgeschichte François Renaud: Humanitas. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 4,<br />

Tübingen 1998, Sp. 80–86, hier: 80f.<br />

11. Cicero, Ad Quintum fratrem 1,1,27. Vgl. Heinz Hafter: Die römische Humanitas. In: Hans Oppermann (Hrsg.):<br />

Römische Wertbegriffe, Darmstadt 1967, S. 468–482, hier: 482.<br />

12. François Renaud: Humanitas. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 4, Tübingen 1998, Sp. 80–86, hier: 81f.<br />

Vgl. Eckard Lefèvre: Humanismus und humanistische Bildung. In: Humanismus in Europa, Heidelberg 1998, S. 1–<br />

43, hier: 9–11; Johannes Christes: Cicero und der römische Humanismus. In: Humanismus in Europa, Heidelberg<br />

1998, S. 45–73, hier: 55. <strong>Eine</strong> Forschungsübersicht bietet Rudolf Rieks: Homo, humanus, humanitas, München<br />

1967, S. 14–23.<br />

13. Siehe die Übersichtsdarstellungen <strong>von</strong> Alfred Noe: Humanismus. Allgemeines. In: Historisches Wörterbuch der<br />

Rhetorik, Bd. 4, Tübingen 1998, Sp. 1–6, hier: 2f. und Lewis W. Spitz: Humanismus/Humanismusforschung. In:<br />

Theologische Realenzyklopädie, Band 15, Berlin 1986, S. 639–661, hier: 654–657.


14. Manfred Fuhrmann: Bildung. Europas kulturelle Identität, Stuttgart 2002, S. 20.<br />

15. Olaf Meynersen: Humanismus als immer wiederkehrendes europäisches Kulturprinzip . In: Gymnasium 101, 1994, S.<br />

148ff.<br />

16. Friedrich Klingner: Humanität und Humanitas. In: Friedrich Klingner: Römische Geisteswelt, Stuttgart 1979, S. 716.<br />

17. Clemens Menze: Humanismus, Humanität. In Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 3, Basel 1974, Sp.<br />

1218.<br />

18. Kaspar Elm: Antiklerikalismus im deutschen Mittelalter. In: Peter A. Dykema, Heiko A. Oberman (Hrsg.):<br />

Anticlericalism in late medieval and early modern Europe, Leiden 1993, S. 5 f.<br />

19. Ausführlich zu Melanchtons Verhältnis zum Humanismus Wilhelm Maurer: Der junge Melanchthon zwischen<br />

Humanismus und Reformation, Bd. 1: Der Humanist, Göttingen 1967 (Nachdruck als einbändige Studienausgabe<br />

Göttingen 1996). Zur neueren Literatur siehe Siegfried Wiedenhofer: Formalstrukturen humanistischer und<br />

reformatorischer Theologie bei Philipp Melanchthon, Bände 1 und 2, Bern u. a. 1976; Stefan Rhein: „Italia magistra<br />

orbis terrarum“. Melanchthon und der italienische Humanismus . In: Michael Beyer u. a. (Hrsg.): Humanismus und<br />

Wittenberger Reformation, Leipzig 1996, S. 367–388, hier: 375, 383; Peter Walter: Melanchthon und die Tradition<br />

der „studia humanitatis“. In: Zeitschrift <strong>für</strong> Kirchengeschichte110, 1999, S. 191–208.<br />

20. Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus , Darmstadt 1988, S. 224.<br />

21. Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus , Darmstadt 1988, S. 216f.<br />

22. Lipsius’ Wirkung erstreckte sich u. a. auf die politische Bildung des schwedischen Königshauses, auf den deutschen<br />

Universitätsbetrieb, auf Dänemark und England, war aber auch bei den Habsburgern sowie in Frankreich, Spanien<br />

und Italien merklich. (Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus ,<br />

Darmstadt 1988, S. 239.)<br />

23. Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus , Darmstadt 1988, S. 245f.<br />

24. Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus , Darmstadt 1988, S. 254.<br />

25. Hubert Cancik: Die Begründung der Humanität bei Herder . Zur Antikerezeption in den Briefen zur Beförderung der<br />

Humanität. In: Martin Vöhler / Hubert Cancik (Hrsg.): Humanismus und Antikerezeption im 18. Jahrhundert.Band I:<br />

Genese und Profil des europäischen Humanismus, Heidelberg 2009, S. 113–126, hier: 121 f.<br />

26. August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 289–340; Zitat S. 342.<br />

27. Hans Oppermann: Der europäische Humanismus und Deutschland.In: Hans Oppermann (Hrsg.): Humanismus,<br />

Darmstadt 1977, S. 511–520, hier: 514–516 (Erstveröf fentlichung 1957).<br />

28. August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 348; dort auch das Winckelmann-Zitat.<br />

29. Hubert Cancik: Die Begründung der Humanität bei Herder . Zur Antikerezeption in den Briefen zur Beförderung der<br />

Humanität. In: Martin Vöhler / Hubert Cancik (Hrsg.): Humanismus und Antikerezeption im 18. Jahrhundert.Band I:<br />

Genese und Profil des europäischen Humanismus, Heidelberg 2009, S. 113–126, hier: 113 f., 119, 126.<br />

30. Zitiert nach Martin Vöhler: Von der Humanität zum Humanismus. Herder, Abegg und Niethammer. In: Martin<br />

Vöhler / Hubert Cancik (Hrsg.): Humanismus und Antikerezeption im 18. Jahrhundert.Band I: Genese und Profil des<br />

europäischen Humanismus, Heidelberg 2009, S. 127–144, hier: 136. Insgesamt verfasste Herder in einem Zeitraum<br />

<strong>von</strong> sechs Jahren 124 „Briefe zur Beförderung der Humanität“, die in zehn <strong>Sammlung</strong>en veröf fentlicht wurden.<br />

(Ebenda, S. 129)<br />

31. Zitiert nach August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 384.<br />

32. Zitiert nach August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 376.<br />

33. August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 388 f.<br />

34. Eduard Spranger, Der gegenwärtige Stand der Geisteswissenschaften und die Schule , 2. Auflage, Leipzig 1925, S. 7<br />

(Erstveröffentlichung 1922).<br />

35. Werner Jaeger: Antike und Humanismus.In: Hans Oppermann (Hrsg.): Humanismus, Darmstadt 1977, S. 18–32,<br />

hier: 18–20 (Erstveröfentlichung 1925).<br />

36. Werner Jaeger, Paideia, Berlin 1933 bis 1947; Werner Jaeger: Antike und Humanismus.In: Hans Oppermann<br />

(Hrsg.): Humanismus, Darmstadt 1977, S. 18–32, hier: 27.<br />

37. Werner Jaeger: Antike und Humanismus.In: Hans Oppermann (Hrsg.): Humanismus, Darmstadt 1977, S. 18–32,<br />

hier: 23 (Erstveröfentlichung 1925).<br />

38. Werner Jaeger: Antike und Humanismus.In: Hans Oppermann (Hrsg.): Humanismus, Darmstadt 1977, S. 18–32,<br />

hier: 25 (Erstveröfentlichung 1925).<br />

39. Werner Jaeger: Antike und Humanismus.In: Hans Oppermann (Hrsg.): Humanismus, Darmstadt 1977, S. 18–32,<br />

hier: 32 (Erstveröfentlichung 1925).<br />

40. Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus , Darmstadt 1988, S. 212 f.<br />

41. Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus , Darmstadt 1988, S. 233.<br />

42. Bruno Snell: Politischer Humanismus.In: Hans Oppermann (Hrsg.): Humanismus, Darmstadt 1977, S. 542–548,<br />

hier: 542f. (Erstveröfentlichung 1925)<br />

43. Bruno Snell: Politischer Humanismus.In: Hans Oppermann (Hrsg.): Humanismus, Darmstadt 1977, S. 542–548,<br />

hier: 546f. (Erstveröfentlichung 1925)<br />

44. Bruno Snell: Politischer Humanismus.In: Hans Oppermann (Hrsg.): Humanismus, Darmstadt 1977, S. 542–548,<br />

hier: 548 (Erstveröfentlichung 1925).


45. Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus , Darmstadt 1988, S. 174f.<br />

46. Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus , Darmstadt 1988, S. 177 f.<br />

47. Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus , Darmstadt 1988, S. 189.<br />

48. Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus , Darmstadt 1988, S. 180 u.<br />

182.<br />

49. Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus , Darmstadt 1988, S. 6 und<br />

201 f.<br />

50. Günther Böhme: Wirkungsgeschichte des Humanismus im Zeitalter des Rationalismus , Darmstadt 1988, S. 248.<br />

51. Philip G. Zimbardo, Psychologie, 1992, S. 415.<br />

52. Zitiert nach August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 436 f.<br />

53. Website der Humanistischen Union(http://www.humanistische-union.de/wir_ueber_uns/), abgerufen am 31. Mai<br />

2015.<br />

54. Website des Humanistischen Verbandes Deutschlands(http://www.humanismus.de/leitbild), abgerufen am 17.<br />

Oktober 2013.<br />

55. Karl Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844. , in: MEW Bd. 40, S. 536.<br />

56. Jacques Maritain: Humanisme intégral, Paris 1936.<br />

57. Jean-Paul Sartre: Der Existentialismus ist ein Humanismus. In: Gesammelte Werke, Band 4, Reinbek 1994, S. 141.<br />

58. Siehe zu diesem Konzept Vincent <strong>von</strong> Wroblewsky: Wie humanistisch ist Sartres Existentialismus?In: Richard<br />

Faber, Enno Rudolph (Hrsg.): Humanismus in Geschichte und Gegenwart , Tübingen 2002, S. 119–137, hier: 133 f.<br />

59. Erich Fromm: Humanismus als reale Utopie. Ullstein, Berlin 2005, S. 65 f.<br />

60. Erich Fromm: Humanismus als reale Utopie. Ullstein, Berlin 2005, S. 92.<br />

61. Erich Fromm: Humanismus als reale Utopie. Ullstein, Berlin 2005, S. 116 f.<br />

62. Daisaku Ikeda: Humanismus. Ein buddhistischer Entwurf <strong>für</strong> das 21. Jahrhundert , Darmstadt 2012.<br />

63. Bernd Kammermeier: Humanismus als letzte Chance des Islams? (3).(http://hpd.de/artikel/12307)Mit Hamed<br />

Abdel-Samad und Prof. Dr. Mouhanad Khorchide im Gespräch. In: Humanistischer Pressedienst. Volker Panzer,<br />

21. Oktober 2015; abgerufen am 25. Oktober 2015.<br />

64. Martin Heidegger, Über den Humanismus, 10. Auflage, Frankfurt 2000.<br />

65. Helmuth Plessner: Gesammelte Schriften, Band 5, Frankfurt am Main 2003, S. 163.<br />

66. Helmuth Plessner: Gesammelte Schriften, Band 5, Frankfurt am Main 2003, S. 161.<br />

67. Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge, Frankfurt 1974, S. 462.<br />

68. Michel Foucault: Von der Subversion des Wissens, München 1974, S. 114.<br />

69. Michel Foucault in: La Quinzaine litteraire, Nr. 5, 1966.<br />

70. <strong>Eine</strong> zusammenfassende Darstellung der in fundamentalistischen christlichen Kreisen gängigen Humanismuskritik<br />

bietet David A. Noebel: Kampf um Wahrheit, Gräfelfing 2007, S. 29–34, 67–73.<br />

71. Karl Barth, Humanismus, Zollikon-Zürich 1950, S. 21.<br />

72. Rudolf Bultmann: Humanismus und Christentum. In: Rudolf Bultmann: Glauben und Verstehen, Bd. 3, Tübingen<br />

1960, S. 61ff.<br />

73. Zitiert nach August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 422f.<br />

74. Volker Reinhardt: Kommentar: Vom Tod des Humanismus. <strong>Eine</strong> wohlm<strong>einen</strong>de Replik.In: Adrian Holderegger u. a.<br />

(Hrsg.): Humanismus, Basel 2011, S. 327.<br />

75. Ulrich <strong>von</strong> Wilamowitz-Moellendorff: Kleine Schriften, Band 6, Berlin 1972, S. 79. Siehe dazu Luciano Canfora:<br />

Wilamowitz und die Schulreform: Das Griechische Lesebuch . In: William M. Calder III u. a. (Hrsg.): Wilamowitz<br />

nach 50 Jahren, Darmstadt 1985, S. 632–648, hier: 641–643, 646 f.<br />

76. Hans Blüher: Die humanistische Bildungsmacht, Heidenheim 1976 (Erstveröfentlichung 1927), S. 108–133.<br />

77. Hans Blüher: Die humanistische Bildungsmacht, Heidenheim 1976 (Erstveröfentlichung 1927), S. 133–135.<br />

78. Egon Friedell: Kulturgeschichte der Neuzeit, London 1947, Teil 2, S. 376 f.<br />

79. August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 468 f.<br />

80. Zitiert nach August Buck: Humanismus, Freiburg 1987, S. 470.<br />

81. Jörn Rüsen: Traditionsprobleme eines zukunftsfähigen Humanismus. In: Adrian Holderegger u. a.: Humanismus.<br />

Sein kritisches Potential <strong>für</strong> Gegenwart und Zukunft , Basel 2011, S. 307.<br />

82. Jörn Rüsen: Traditionsprobleme eines zukunftsfähigen Humanismus. In: Adrian Holderegger u. a.: Humanismus.<br />

Sein kritisches Potential <strong>für</strong> Gegenwart und Zukunft , Basel 2011, S. 310.<br />

83. Jörn Rüsen: Traditionsprobleme eines zukunftsfähigen Humanismus. In: Adrian Holderegger u. a.: Humanismus.<br />

Sein kritisches Potential <strong>für</strong> Gegenwart und Zukunft , Basel 2011, S. 319–321.<br />

84. Oliver Krüger: Einleitung zu Der zukünftige Mensch.In: Adrian Holderegger u. a.: Humanismus. Sein kritisches<br />

Potential <strong>für</strong> Gegenwart und Zukunft, Basel 2011, S. 443.<br />

85. Peter Cornelius Mayer-Tasch: Quo vadimus? Versuch einer Ortsbestimmung zwischen Humanismus und<br />

Metahumanismus. In: Adrian Holderegger u. a.: Humanismus. Sein kritisches Potential <strong>für</strong> Gegenwart und Zukunft ,


Basel 2011, S. 483 f. u. 487 f.<br />

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Informationsfreiheit<br />

Informationsfreiheit, auch Informationszugangsfreiheit, Informationstransparenz, englisch Freedom of Information (FOI) ist<br />

ein Grundrecht zur öffentlichen Einsicht in Dokumente und Akten der öffentlichen Verwaltung. In diesem Rahmen können z. B.<br />

Ämter und Behörden verpflichtet werden, ihre Akten und Vorgänge zu veröffentlichen (Öffentlichkeitsprinzip) bzw. <strong>für</strong> Bürger<br />

zugänglich zu gestalten (Verwaltungstransparenz) und zu diesem Zweck verbindliche Qualitätsstandards <strong>für</strong> den Zugang zu<br />

definieren.<br />

Das Recht auf Zugang zu Informationen wird inzwischen in über 110 Staaten [1] durch Informationsfreiheitsgesetze (IFG) und<br />

Informationsfreiheitssatzungen auf kommunaler Ebene, garantiert. Sie regeln die entsprechenden Rechte und legen das nähere<br />

Verfahren fest, um diesen freien Zugang zu gewähren. Informationsfreiheitsgesetze dienen in erster Linie der demokratischen<br />

Meinungs- und Willensbildung.<br />

Die Verbindung zur Rezipientenfreiheit wird insofern hergestellt, als durch die Bestimmungen des jeweiligen<br />

Informationsfreiheitsgesetze die <strong>von</strong> ihm erfassten Informationsquellen dazu bestimmt werden, der Allgemeinheit Informationen zu<br />

verschaffen, und sie damit allgemein zugänglicheQuellen darstellen.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Geschichte<br />

2 Deutschland<br />

2.1 Länderebene<br />

2.1.1 Baden-Württemberg<br />

2.1.2 Bayern<br />

2.1.3 Berlin<br />

2.1.4 Brandenburg<br />

2.1.5 Bremen<br />

2.1.6 Hamburg<br />

2.1.7 Mecklenburg-Vorpommern<br />

2.1.8 Niedersachsen<br />

2.1.9 Nordrhein-Westfalen<br />

2.1.10 Rheinland-Pfalz<br />

2.1.11 Saarland<br />

2.1.12 Sachsen-Anhalt<br />

2.1.13 Schleswig-Holstein<br />

2.1.14 Thüringen<br />

3 Schweiz<br />

4 Österreich<br />

5 Europa<br />

5.1 Europäische Union<br />

5.2 Schweden<br />

5.3 Vereinigtes Königreich<br />

5.4 Niederlande<br />

6 Nordamerika<br />

6.1 USA<br />

6.2 Kanada


7 International<br />

7.1 Mexiko<br />

8 Siehe auch<br />

9 Literatur<br />

10 Weblinks<br />

11 Einzelnachweise<br />

Geschichte<br />

Erste Entwicklungen zur Informationsfreiheit gab es 1766 in Schweden mit Einführung der Öffentlichkeitsprinzipien. Damit sollte<br />

eine Kontrolle und Transparenz der Staatstätigkeiten gewährleistet werden. Der freie Zugang zu Informationen ist bis heute fest in<br />

Schweden verankert. Seit 1951 existieren in Finnland Zugangsrechte zu amtlichen Dokumenten.<br />

Durch die Demokratiebewegung der 60er Jahre in den USA, wurde 1966 der Freedom of Information Act (FOIA) erlassen. Dieser<br />

ermöglicht jeder Person Zugang zu den Akten einer Behörde.<br />

Anfang der 70er Jahre wurden in immer mehr europäischen Ländern Informationsfreiheitsgesetze erlassen. Den Anfang machten<br />

Dänemark und Norwegen 1970. Es folgten Frankreich (1978) und Belgien (1994). Alle diese Staaten hatten sich am schwedischen<br />

Gesetz orientiert. Daraufhin folgten auch weitere Ländern dem Beispiel und erließen eigene Gesetze, die die Informationsfreiheit<br />

zum Inhalt haben (u. a. Kanada 1985 und Mexiko 2003).<br />

Seit 1990 beschäftigt sich die EU mit der Thematik und hat mehrere Regelungen und Richtlinien auf den Weg gebracht. 2001 wurde<br />

die Verordnung über den Zugang der Öffentlichkeit zu Dokumenten des Europäischen Parlaments, des Rates und der Kommission [2]<br />

<strong>von</strong> der EU erlassen.<br />

Die Schweiz erließ 2004 [3] ein Gesetz zur Informationsfreiheit und in der Bundesrepublik Deutschland trat ein<br />

Informationsfreiheitsgesetz 2006 in Kraft. [4]<br />

Deutschland<br />

Ein allgemeines Informationszugangsrecht <strong>für</strong> Bürger zu Unterlagen <strong>von</strong> Bundesbehörden – unabhängig <strong>von</strong> einer direkten<br />

persönlichen Betroffenheit – ist in Deutschland als Informationsfreiheitsgesetzam 1. Januar 2006 in Kraft getreten. Zudem gibt es in<br />

Bundesländern ähnliche Gesetze in Bezug auf Landesbehörden (einschließlich der Kommunalbehörden).<br />

Das Umweltinformationsgesetzschuf erstmals 1994 <strong>für</strong> den Teilbereich der Umwelt weitergehende Transparenz.<br />

Rezipientenfreiheit wird im Grundgesetz garantiert (Art. 5 Abs. 1 Satz 1, 2. Hs GG). „Allgemein zugänglich“ sind dabei solche<br />

Informationsquellen, die technisch geeignet und bestimmt sind, der Allgemeinheit Informationen zu verschaf fen. [5]<br />

Regelmäßig nicht erfasst vom Informationszugangsrecht werden Belange der inneren und äußeren Sicherheit, Ermittlungs- und<br />

Gerichtsverfahren, geistiges Eigentum, Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse und personenbezogene Daten, bei denen ganz allgemein<br />

der Grundsatz gilt, dass das Informationszugangsrecht nicht das Informationelle Selbstbestimmungsrechtbricht.<br />

Länderebene<br />

In Kraft getreten sind Informationsfreiheitsgesetze bereits in den Bundesländern<br />

Brandenburg (zum 11. März 1998) [6]<br />

Berlin (zum 16. Oktober 1999)<br />

Schleswig-Holstein (zum 10. Februar 2000)<br />

Nordrhein-Westfalen (zum 1. Januar 2002)<br />

Mecklenburg-Vorpommern (zum 29. Juli 2006)


Hamburg (zum 1. August 2006)<br />

Bremen (zum 1. August 2006)<br />

Saarland (zum 15. September 2006)<br />

Thüringen (zum 29. Dezember 2007)<br />

Sachsen-Anhalt (zum 1. Oktober 2008)<br />

Rheinland-Pfalz (zum 1. Januar 2009); durch das<br />

Landestransparenzgesetz (LTranspG) vom 27. November 2015 abgelöst<br />

Baden-Württemberg (zum 30. Dezember 2015)<br />

Baden-Württemberg<br />

In Baden-Württemberg wurde ein entsprechender Gesetzesentwurf am 15.<br />

Dezember 2005 vom Landtag abgelehnt. [7] Im vierten Regierungsjahr der grün-roten<br />

Koalition sollte eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt und ein<br />

Informationsfreiheitsgesetz geschaffen werden. Im Laufe des Jahres 2014 wollte das<br />

baden-württembergische Innenministerium <strong>einen</strong> entsprechenden Gesetzentwurf<br />

präsentieren. Eckpunkte wurden innerhalb des Ministeriums bereits vorgelegt.<br />

Netzwerk Recherche kritisierte, dass sich der Gesetzentwurf am ohnehin<br />

vorsichtigen Informationsfreiheitsgesetz des Bundes <strong>von</strong> 2006 orientiere und durch<br />

weitere Ausnahmeregelungen dahinter zurückfalle. [8] Das Gesetz zur Regelung des<br />

Bundesländer mit<br />

Informationsfreiheitsgesetzgebung<br />

Zugangs zu Informationen in Baden-Württemberg (kurz Landesinformationsfreiheitsgesetz, abgekürzt LIFG) wurde am 29. Dezember<br />

2015 verkündet und trat am Folgetag in Kraft. [9]<br />

Bayern<br />

In Bayern gab es zwischen 2001 und 2011 sieben [10] , insgesamt seit 2001 bisher elf, Gesetzesinitiativen <strong>von</strong> den Grünen, der SPD,<br />

aber auch 2010 <strong>von</strong> den Freien Wählern. Diese wurden aber alle im Landtag <strong>von</strong> der CSU-Mehrheit und ab der Landtagswahl 2008<br />

auch <strong>von</strong> der CSU-FDP-Koalition abgelehnt. Jedoch etablieren sich Informationsfreiheitssatzungen auf kommunaler Ebene.<br />

Auf Initiative lokaler Parteien und Bündnisse sind inzwischen in rund 80 Städten und Gemeinden (so in München, Nürnberg,<br />

Regensburg, Würzburg, Ingolstadt etc. [11] ) Informationsfreiheitssatzungen in Kraft, welche Informationsfreiheit zumindest <strong>für</strong> den<br />

eigenen Wirkungskreis der Gemeinde garantieren. Die Vereine Mehr Demokratie, Transparency International sowie die<br />

Humanistische Union haben sich 2003 in Bayern im Bündnis <strong>für</strong> Informationsfreiheit zusammengeschlossen um<br />

Informationsfreiheitsgesetze auf Landes- und kommunaler Ebene zu fördern. Derzeit gehören neben den Gründungsmitgliedern 13<br />

Vereine und Parteien [12] dem Bündnis an.<br />

Berlin<br />

Ein Gesetz zur Förderung der Informationsfreiheit in Berlin (Berliner Informationsfreiheitsgesetz – IFG) trat am 15. Oktober 1999 in<br />

Kraft. [13]<br />

Brandenburg<br />

Brandenburg hat als erstes Bundesland am 10. März 1998 ein Informationsfreiheitsgesetz in Form des Akteneinsichts- und<br />

Informationszuganggesetz (AIG) beschlossen. <strong>Eine</strong> letzte Reformierung erfolgte 2013 mit einigen Erweiterungen und<br />

Konkretisierungen. [14]<br />

Bremen<br />

In Bremen wurde das Gesetz über die Freiheit des Zugangs zu Informationen <strong>für</strong> das Land Bremen (Bremer<br />

Informationsfreiheitsgesetz, BremIFG) am 16. Mai 2006 verabschiedet (BremGBl S263) und ist am 1. August 2006 in Kraft getreten.<br />

<strong>Eine</strong> Besonderheit im Vergleich zu dem IFG des Bundes und allen anderen deutschen IFGs ist eine erweiterte<br />

Veröffentlichungspflicht über ein zentrales elektronisches Informationsregister, „um das Auffinden <strong>von</strong> Informationen zu erleichtern“


(§ 11 (5)). Dahinter steht die Einschätzung, die übliche Forderung, dass ein Antragsteller s<strong>einen</strong> Antrag an die Stelle richten muss, die<br />

über die begehrte Information verfügt, und diese möglichst genau beschreiben muss, stelle eine Hürde dar, die viele Bürger nicht<br />

überwinden können. Im zentralen Informationsregister, [15] das online zugänglich ist, kann man mit verschiedenen Suchbegriffen<br />

herausfinden, welche Dokumente dem Informationswunsch entsprechen könnten und diese herunterladen. Daher kann man <strong>von</strong> einer<br />

neuen Generation <strong>von</strong> IFG sprechen, die sich durch <strong>einen</strong> Übergang <strong>von</strong> der Holschuld der Bürger zu einer Bringschuld der Behörde<br />

auszeichnet. [16] Das BremIFG ist befristet und sieht eine Evaluation vor Ablauf der Befristung vor. Der Evaluationsbericht [17] wurde<br />

im April 2010 zusammen mit einer Stellungnahme des Senats [18] der Bürgerschaft vorgelegt. Dort sollte noch in der damaligen<br />

Legislaturperiode (vor Mai 20 1) die Novellierung erfolgen. Ein Ergebnis ist uns nicht bekannt.<br />

Hamburg<br />

Am 13. Juni 2012 hat die Hamburgische Bürgerschaft das Hamburgische Transparenzgesetz (HmbTG) beschlossen. [19] Das Gesetz<br />

wurde <strong>von</strong> einer Volksinitiative <strong>von</strong> Mehr Demokratie, Transparency International und dem Chaos Computer Club sowie einigen<br />

Bündnispartnern [20] in einem Wiki [21] geschrieben. Die Kernelemente des Gesetzes sind eine Veröffentlichungspflicht <strong>für</strong> alle<br />

Informationen <strong>von</strong> öffentlichem Interesse (u. A. Verträge zur Daseinsvorsorge, Gutachten, Geodaten, Baugenehmigungen,<br />

Zuwendungsbescheide, § 3), eine Ausweitung des Behördenbegriffs u. A. auf Unternehmen die öffentliche Aufgaben wahrnehmen (§<br />

2 Abs. 3) sowie eine deutliche Einschränkung der Ausnahmetatbestände, z. B. Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse (§§ 4 bis 7).<br />

Damit geht das Transparenzgesetz deutlich über bestehende IFGs hinaus. Das Gesetz trat am 6. Oktober 2012 in Kraft. Der<br />

Veröffentlichungspflicht wird auf dem Transparenzportal Hamburg nachgekommen.<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Seit dem 10. Juli 2006 regelt das Gesetz zur Regelung des Zugangs zu Informationen <strong>für</strong> das Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

(Informationsfreiheitsgesetz – IFG M-V) den Zugang. <strong>Eine</strong> Evaluation erfolgte zuletzt 2009. [22]<br />

Niedersachsen<br />

In Niedersachsen, wo auf Landesebene ebenfalls kein Informationsfreiheitsgesetz gilt, hat die Stadt Göttingen als erste Kommune<br />

eine Informationsfreiheitssatzung erlassen. [23] Ebenso wurde im März 2012 <strong>von</strong> der Stadt Braunschweig eine entsprechende Satzung<br />

erlassen. [24]<br />

Am 31. Januar 2017 stimmte die niedersächsische Landesregierung einem Entwurf eines Informationsfreiheitsgesetzes zu, dass bis<br />

Herbst 2017 in Kraft treten soll. Anders als z.B. das IFG des Bundes sieht der Entwurf die Erhebung <strong>von</strong> Gebühren entsprechend<br />

dem tatsächlichen Arbeitsaufwand zur Beantwortung ohne Deckelung vor. Das gilt auch <strong>für</strong> ablehnende Bescheide. <strong>Eine</strong> aktive<br />

Veröffentlichung <strong>von</strong> Informationen durch Behörden ohne vorherige Bür geranfrage sieht das Gesetz nicht vor. [25]<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Das Gesetz über die Freiheit des Zugangs zu Informationen <strong>für</strong> das Land Nordrhein-Westfalen (Informationsfreiheitsgesetz<br />

Nordrhein-Westfalen – IFG NRW) trat zum 27. November 2001 in Kraft [26] . Es erfolgte eine Evaluierung des Gesetzes im Jahr<br />

2004. [27]<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Am 11. November 2008 stimmte der Landtag <strong>von</strong> Rheinland-Pfalz <strong>für</strong> ein Landesinformationsfreiheitsgesetz (LIFG), welches seit 1.<br />

Januar 2009 in Kraft war. [28] Dieses wurde durch das Landestransparenzgesetz (LTranspG) vom 27. November 2015, in Kraft<br />

getreten am 1. Januar 2016, abgelöst. [29][30]<br />

Saarland<br />

Das Saarländische Informationsfreiheitsgesetz (SIFG) trat am 12.07.2006 in Kraft. [31] <strong>Eine</strong> Evaluierung des Gesetzes erfolgte 2010,<br />

mit dem Ergebnis es ohne Änderungen fortzuführen. [32]


Sachsen-Anhalt<br />

In Sachsen-Anhalt wurde das Informationszugangsgesetz Sachsen-Anhalt (IZG LSA) vom 19. Juni 2008 erlassen; veröffentlicht im<br />

GVBl. LSA 12/2008 S. 242. Das Gesetz trat am 1. Oktober 2008 in Kraft. Es bestimmt, dass jeder nach Maßgabe des Gesetzes<br />

Anspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen hat. Die zum Gesetz erlassene Kostenverordnung (IZG LSA KostVO) gilt als eine<br />

der teuersten Deutschlands. Für die Erteilung <strong>von</strong> Auskünften können Gebühren <strong>von</strong> bis zu 1000 € erhoben werden. Der<br />

Landesbeauftragte <strong>für</strong> den Datenschutz Sachsen-Anhalt nimmt nach dem Gesetz auch die Aufgaben des Landesbeauftragten <strong>für</strong> die<br />

Informationsfreiheit wahr. Er hat, um die Gesetzausführung zu erleichtern, umfangreiche Anwendungshinweise erarbeitet.<br />

Schleswig-Holstein<br />

Das Informationszugangsgesetz <strong>für</strong> das Land Schleswig-Holstein (IZG-SH) wurde am 19. Januar 2012 erlassen. [33]<br />

Thüringen<br />

Das Land Thüringen hat in dem Thüringer Informationsfreiheitsgesetz (ThürIFG) vom 14.12.2012 den Zugang zu Informationen<br />

geregelt. [34]<br />

Schweiz<br />

In der Schweiz wird mit dem Bundesgesetz über das Öffentlichkeitsprinzip der Verwaltung (BGÖ), das am 17. Dezember 2004<br />

verabschiedet wurde und am 1. Juli 2006 in Kraft trat, die Transparenz der Verwaltung gefördert, indem jeder Person das Recht<br />

zusteht, Einsicht in Dokumente der Bundesbehörden zu nehmen. Die Bundesverwaltung ist damit im Begriff, vom traditionellen<br />

Geheimhaltungsgrundsatz auf das Öffentlichkeitsprinzip umzustellen.<br />

Österreich<br />

In Österreich wird die Verwaltungstransparenz auf Bundesebene durch das Auskunftspflichtgesetz (Bundesgesetz vom 15. Mai 1987<br />

über die Auskunftspflicht der Verwaltung des Bundes und eine Änderung des Bundesministeriengesetzes 1986) geregelt. Für Länder<br />

und Gemeinden gelten das Auskunftspflicht-Grundsatzgesetz(Bundesgrundsatzgesetz vom 15. Mai 1987 über die Auskunftspflicht<br />

der Verwaltung der Länder und Gemeinden) sowie Auskunftspflichtgesetze der Länder, wie zum Beispiel das Wiener<br />

Auskunftspflichtgesetz, das Niederösterreichische Auskunftsgesetz oder das Vorarlberger Gesetz über die Auskunftserteilung in der<br />

Verwaltung des Landes und der Gemeinden.<br />

Anders als in Deutschland ergibt sich aus dem Recht des Bürgers kein Anspruch auf Akteneinsicht, und EU-weit einzigartig steht die<br />

Amtsverschwiegenheit bzw. das Amtsgeheimnis im Verfassungsrang (Art. 20 Bundes-Verfassungsgesetz 1920). [3] Seit Anfang 2013<br />

gibt es in Österreich erste Bestrebungen die Informationsfreiheit zu verbessern und mittels einer Verfassungsbestimmung das<br />

Amtsgeheimnis zu adaptieren. [35][36] Nach der Nationalratswahl kündigte die Regierung im neuen Arbeitsprogramm an, das<br />

Amtsgeheimnis unter Berücksichtigung des Grundrechts auf Datenschutz, ersetzen zu wollen. Ein erster Begutachtungsentwurf <strong>für</strong><br />

eine B-VG- Novellierung wurde <strong>für</strong> das erste Halbjahr 2014 in Aussicht gestellt. [37][38] Ende März 2014 wurde ein vielfach<br />

kritisierter Entwurf <strong>für</strong> ein Informationsfreiheitsgesetz in Begutachtung geschickt. [39][40] Im Mai kritisierte auch das Ludwig<br />

Boltzmann Institut <strong>für</strong> Menschenrechte den Entwurf der österreichischen Regierung. [41] Im Juni schlugen Karlheinz Kopf und<br />

Barbara Prammer eine neue verschärfte Geheimschutzordnung <strong>für</strong> das Parlament vor. [42][43] Der Entwurf sieht neue<br />

Geheimhaltungsstufen vor und wurde heftig kritisiert. [44][45] Österreichische Journalistenvereinigungen, wie der Österreichische<br />

Presserat, Reporter ohne Grenzen, Presseclub Concordia und andere forderten ein modernes Informationsfreiheitsgesetz, nachdem<br />

Reformen <strong>für</strong> Untersuchungsausschüsse erneut verschoben wurden. [46][47] Auch bis Ende Juni 2015 war es den österreichischen<br />

Parlamentariern nicht möglich ein Informationsfreiheitsgesetz zu verabschieden. [48] Im November 2015 ging ein Entwurf des<br />

geplanten Informationspflichtgesetzesin Begutachtung. [49] Transparency International kritisierte den Entwurf, der 2016 beschlossen<br />

und 2018 in Kraft treten soll. Bundesländer forderten Ausnahmen und zusätzliche Einschränkung der Auskunftspflichten. [50] Im Juni<br />

2017 scheiterte die Abschafung des Amtsgeheimnisses erneut. [51]


Europa<br />

Die Parlamentarische Versammlung des Europarates hat 1979 die Empfehlung Nr. 854 (1979) „betr. den Zugang der Öffentlichkeit zu<br />

Regierungsunterlagen und die Informationsfreiheit“ verabschiedet. Diese Grundsätze wurden vom Ministerrat durch<br />

Europaratsempfehlungen vom 25. November 1981 [52] und vom 21. Februar 2002 [53] umgesetzt, um Informationsfreiheitsgesetze in<br />

allen Mitgliedsstaaten des Europarats zu fördern. Informationsfreiheitsgesetze gibt es in fast allen europäischen Ländern. Die meisten<br />

Länder in Europa sind diesen Empfehlungen gefolgt und haben entsprechende Gesetze verabschiedet. Der Europarat arbeitet an der<br />

Verabschiedung einer bindenden Konvention über den Zugang zu Dokumenten der öfentlichen Verwaltung.<br />

Artikel 19 der europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten schützt die Informationsfreiheit. Die<br />

Meinungsfreiheit ist separat in Artikel 18 geschützt. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs <strong>für</strong> Menschenrechte (Fünfte Sektion),<br />

Rechtssache Sdruženi Jihoceské Matky gegen Tschechische Republik, Antrag Nr. 19101/03 vom 10. Juli 2006 [54] enthält „eine<br />

ausdrückliche und unleugbare Anerkennung der Anwendung <strong>von</strong> Artikel 10 im Falle einer Verweigerung eines Antrags auf Zugang<br />

zu öffentlichen oder behördlichen Dokumenten“. Auch die Rechtssache Geraguyn Khorhurd Patgamavorakan Akumb v. Armenia,<br />

Antrag Nr. 11721/04 vom 11. April 2006 bestätigt diese Rechtsprechung.<br />

Europäische Union<br />

Den öffentlichen Zugang zu den Dokumenten der EU-Verwaltung selbst regelt die Verordnung (EG) Nr. 1049/2001 des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates vom 30. Mai 2001 über den Zugang der Öffentlichkeit zu Dokumenten des Europäischen Parlaments, des<br />

Rates und der Kommission. [55] Für diese wurde April 2008 ein Änderungsvorschlag vorgelegt, die auf die Rechtsprechung des<br />

Europäischen Gerichtshofs und die Empfehlungen des Parlaments aus dem Jahr 2006 reagiert – diverse Details (Definition <strong>von</strong><br />

Dokument, Einspruchsrechte) werden dabei aber kritisch gesehen. [56]<br />

Schweden<br />

In Schweden wurde 1766 die Verwaltungstransparenz mit dem Gesetz über die Pressefreiheit (Tryckfrihetsförordningen) eingeführt<br />

und ist ein Teil der schwedischen Verfassung. In schwedisch wird das als Offentlighetsprincipen (Das Prinzip der Öffentlichkeit)<br />

bezeichnet und ist seither gültig. Es war der finnländische (Finnland stand zu der Zeit unter schwedischer Herrschaft) Geistliche und<br />

Parlamentsabgeordnete Anders Chydenius, der das Recht auf Zugang zu Dokumenten „durchbrachte“. Dieses Recht war eine<br />

Reaktion auf die gewaltige Geheimhaltung als auch auf die Pressezensuren in der vergangenen Zeit.<br />

Das „Offentlighetsprincipen“ besagt, dass alle Informationen und Dokumente, die <strong>von</strong> einer Behörde hergestellt oder empfangen<br />

wurden, <strong>für</strong> jedermann zugänglich gemacht werden müssen. Ausnahmen gelten u. a. <strong>für</strong> Dokumente <strong>von</strong> Sicherheitsbehörden und<br />

Militär.<br />

Vereinigtes Königreich<br />

Nach einer fünfjährigen Übergangszeit trat der britische Freedom of Information Act am 1. Januar 2005 in Kraft. Der Information<br />

Commissioner ist <strong>von</strong> staatlicher Seite <strong>für</strong> das Gesetz verantwortlich.<br />

Niederlande<br />

Das erste Informationsfreiheitsgesetz wurde 1980 in den Niederlanden eingeführt und 2005 reformiert. [57] Derzeit wird es mit 1000<br />

Anträgen pro Jahr relativ selten genutzt. [58] Ein gutes Beispiel <strong>für</strong> die Wirksamkeit des Gesetzes lieferte die Stiftung „Wij vertrouwen<br />

stemcomputers niet“ („Wir vertrauen Wahlcomputern nicht“). Sie erhielt im Februar 2007 mehrere Dokumente des Niederländischen<br />

Wahlausschusses. Diese zeigen, dass der Wahlausschuss be<strong>für</strong>chtet, ohne die Unterstützung des Wahlcomputer-Herstellers Nedap<br />

keine Wahl mehr durchführen zu können. Außerdem legt Nedap in einer E-Mail der niederländischen Regierung nahe, die Firma zu<br />

kaufen, andernfalls werde die nächste Wahl nicht mehr unterstützt. [59]


Nordamerika<br />

USA<br />

In den Vereinigten Staaten existiert mit dem Freedom of Information Act (FOIA) seit 1966 ein Informationsfreiheitsgesetz. In letzter<br />

Zeit entzündeten sich Diskussionen in den USA vor allem an der Frage, wie Informationsfreiheit und nationale Sicherheit vereinbart<br />

werden können, sowie Geschäftsgeheimnisse wirksam geschützt werden können.<br />

Ein auch in der deutschen Diskussion immer wieder auftauchender Kritikpunkt ist der zusätzliche Verwaltungsaufwand – allein auf<br />

Bundesebene sind in den USA über 5.000 Beamte mit der Bearbeitung <strong>von</strong> FOIA-Anträgen beschäftigt; die Kosten belaufen sich auf<br />

über 300 Millionen US-Dollar.<br />

Kanada<br />

Der kanadische Access to Information Act trat am 1. Juli 1983 in kraft [60] und wurde zuletzt am 5. April 2016 geändert. Über die<br />

Informationsfreiheit wacht ein Information Commissioner, der dem Office of the Information Commissionervorsteht.<br />

International<br />

Weltweit haben mehr als 65 Staaten Informationsfreiheitsgesetze beschlossen und als Grundrecht in ihrer erfassung V verankert. [3]<br />

Die betreffenden Regelung sind etwa:<br />

Art. 10 Abs 3 Griechische Verfassung 1975<br />

Kapitel 1 § 3, Kapitel 2 § 1 Z 2, Kapitel 1 § 13 (1) Schwedische Verfassung 1975<br />

Art. 268 Portugiesische Verfassung 1976<br />

Art. 105 lit b Spanische Verfassung 1978<br />

Art. 110 Niederländische Verfassung 1983<br />

Art. 32 Belgische Verfassung 1994<br />

Art. 12 Abs 2 Finnisches Grundgesetz1999<br />

Einzelgesetzliche Regelungen bestehen etwa in: [3]<br />

Dänemark<br />

Gesetz Nr. 572 vom 19. Dezember 1985 über den Zugang zu Akten der öffentlichen<br />

Verwaltung.<br />

Frankreich<br />

Gesetz Nr. 78-753 vom 17. Juli 1978 über die Verbesserung der Beziehungen zwischen<br />

Verwaltung und Öffentlichkeit (Transparenz im Verwaltungsbereich) idF Gesetz 2000-321<br />

vom 12. April 2000<br />

außerdem<br />

Gesetz 2002-303 vom 4. März 2002 über den Zugang zu Krankenakten<br />

Gesetz Nr. 78-17 vom 6. Januar 1978 über Datenverarbeitung, Akten und Freiheiten (betref fend den Zugang<br />

zu elektronisch gespeicherten Akten)<br />

Gesetz Nr. 79-18 vom 3. Januar 1979 über die Einsichtnahme in Archive<br />

Irland<br />

Freedom of Information Act, Nr. 13/1997<br />

Italien<br />

Gesetz Nr. 241 <strong>von</strong> 7. August 1990 über den Zugang zu Verwaltungsdokumenten<br />

Mexiko


Mexiko wurde <strong>von</strong> 1929 bis 2000 <strong>von</strong> ein und derselben Partei regiert: der Partido Revolucionario Institucional (PRI; „Partei der<br />

institutionalisierten Revolution“). Die Folge war ein sehr geringes Maß an Transparenz und damit einhergehend ein hohes Maß an<br />

Korruption.<br />

Nach dem Regierungswechsel im Dezember 2000 hat die Regierung Vicente Fox Quesada (PAN) daher das Transparenzgesetz<br />

geschaffen, das am 12. Juni 2003 in Kraft trat.<br />

Dieses Gesetz gibt den Bürgern das Recht, alle (nicht als „vertraulich“ eingestuften) Informationen der Regierung, des Kongresses<br />

und aller Bundesbehörden einzusehen. Über die Einhaltung dieses Gesetzes wacht ein neu eingerichtetes Bundesinstitut <strong>für</strong> den<br />

Zugang zu öffentlichen Informationen (IFAI – Instituto Federal de Acceso a la Información Pública). Um den Zugang zu erleichtern,<br />

erfolgt die Anfrage über ein elektronisches System. 2004 wurden 39.000 Anfragen registriert, <strong>von</strong> denen ¾ beantwortet wurden.<br />

Siehe auch<br />

Amtsgeheimnis<br />

Archivisches Menschenrecht<br />

Bürgerrecht<br />

Datenschutz<br />

Freie Inhalte<br />

Informationsfreiheitsgesetz– kurz <strong>für</strong> Gesetz zur Regelung des Zugangs zu Informationen des Bundes (IFG-Bund)<br />

Informationsmonopol<br />

Informationsweiterverwendungsgesetz<br />

Meinungsfreiheit<br />

Open Data<br />

Parlamentsinformationsgesetz<br />

Transparenz (Politik)<br />

und dort auch ...Gesetzliche Regelungen– Informations- und Transparenzgesetze in Deutschland (überscheidet<br />

sich zum Teil mit diesem Artikel „Informationsfreiheit“)<br />

Transparenzgesetz<br />

Umweltinformationsgesetz<br />

Verbraucherinformationsgesetz<br />

Verwaltungsethik<br />

Literatur<br />

Sven Berger, Jürgen Roth, Christopher Sch el: Informationsfreiheitsgesetz. Gesetz zur Regelung des Zugangs zu<br />

Informationen des Bundes (IFG). Kommentar . Carl Heymanns, Köln / Berlin / München 2006, ISBN 3-452-26040-2.<br />

Jürgen Fluck, Andreas Theuer (Hrsg.), Informationsfreiheitsrecht mit Umweltinformations- und<br />

Verbraucherinformationsrecht, IFG/UIG/VIG, Vorschriften der EU, des Bundes und der Länder , Internationales<br />

Recht, Rechtsprechung, Kommentar, Stand: 24. Akt. 2008. C.F. Müller Verlag, Heidelberg, ISBN 3-8114-9270-5<br />

Hans-Ullrich Gallwas: Der allgemeine Konflikt zwischen dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung und der<br />

Informationsfreiheit. In: NJW. 1992, Verlag C. H. Beck, S. 2785–2848<br />

Thomas Hart, Carolin Welzel, Hansjürgen Garstka: Informationsfreiheit: Die „gläserne Bürokratie“ als Bürgerrecht?<br />

Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2004, ISBN 3-89204-715-4<br />

Semsrott, Arne: Informationsfreiheit – Mehr Transparenz <strong>für</strong> mehr Demokratie. Otto-Brenner-Stiftung, Berlin 2016<br />

Serge-Daniel Jastrow, Arne Schlatmann: Informationsfreiheitsgesetz (IFG). Kommentar . R. v. Decker’s Verlag,<br />

Heidelberg / München / Landsberg / Berlin 2006, ISBN 978-3-7685-0545-1.<br />

Dieter Kugelmann: Informationsfreiheitsgesetz (IFG). Kommentar. 2007, ISBN 978-3-8293-0805-2. In:<br />

kommunalpraxis.de<br />

David Lukaßen: Die Fallpraxis der Informationsbeauftragten und ihr Beitrag zur Entwicklung des<br />

Informationsfreiheitsrechts. Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 3-428-13380-3.<br />

Mecklenburg, Pöppelmann: Informationsfreiheitsgesetz. Kommentierungen/Erläuterungen. 2006, ISBN 978-3-<br />

935819-22-0<br />

Matthias Rossi: Informationsfreiheitsgesetz. Handkommentar . Nomos, Baden-Baden 2006, ISBN 3-8329-1418-8.


Harald L. Weber: Historische und verfassungsrechtliche Grundlagen eines öffentlichen Informationszugangsrechts.<br />

In: Recht der Datenverarbeitung, 21, 2005, S. 243–251.<br />

Bodo Zumpe: Öffentlichkeit staatlicher Informationen. Dargestellt am Beispiel der Informationsfreiheitsgesetze des<br />

Bundes und der Länder. Dresden 2007.<br />

Gesetzestexte:<br />

Text des Informationsfreiheitsgesetzes <strong>für</strong> dieBundesrepublik<br />

Informationen des Bundesbeauftragten <strong>für</strong> Datenschutz und die Informationsfreiheit (PDF)<br />

Informationszugangsgesetze deutscher Bundesländer:<br />

Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-<br />

Vorpommern, Bremen, Saarland, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Rheinland-Pfalz<br />

Access to Information Act.In: Justice Laws Website. Government of Canada;abgerufen am 5. Dezember 2016<br />

(englisch).<br />

Weblinks<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Informationsfreiheit<br />

Bundesbeauftragter <strong>für</strong> den Datenschutz und die Informationsfreiheit<br />

Dossier des Europarates in Straßburg<br />

Bundesgesetz über die Öfentlichkeit der Verwaltung (Schweiz)<br />

Karte der Informationsfreiheitsgesetze weltweit<br />

PI Global Survey 2006: Freedom of Information and Access to Government Record Laws Around the World<br />

Der Zugang zu Informationen über staatliches Handeln, insbesondere aus Sicht der Medien. (PDF; 138 kB) IRIS<br />

plus 2/2005<br />

Jörg Tauss: Der Lange Marsch zum Informationsfreiheitsgesetz. CCC-TV Video-Vortrag auf dem CCC-Kongress<br />

2005; über die Geschichte des IFG.<br />

Tobias Bräutigam: Rechtvergleichende Studie – Deutschland, USA, Finnland(PDF)<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Informationsfreiheit e. V.<br />

Einzelnachweise<br />

1. Chronological and Alphabetical lists of countries with FOI regimes. (http://www.freedominfo.org/?p=18223)In:<br />

freedominfo.org. Februar 2017; abgerufen am 18. Februar 2017(englisch).<br />

2. Verordnung (EG) Nr. 1049/2001 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. Mai 2001 über den Zugang<br />

der Öffentlichkeit zu Dokumenten des Europäischen Parlaments, des Rates und der Kommission. (http://www.europ<br />

arl.europa.eu/RegData/PDF/r1049_de.pdf)Abgerufen am 6. Februar 2015(PDF).<br />

3. Rudolf Feik: Die Amtsverschwiegenheit.(http://www.konvent.gv.at/K/DE/AVORL-K/AVORL-K_00303/fnameorig_017<br />

343.html) Österreich-Konvent, Institut <strong>für</strong> Verfassungs- und Verwaltungsrecht Universität Salzburg;abgerufen am<br />

20. Februar 2017 (Analyse zum Österreich-Konvent, Übersicht über die Europäische Gesetzgebung).<br />

4. Der Landesbeauftragte <strong>für</strong> den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz Zur Geschichte der<br />

Informationsfreiheit (https://www.datenschutz.rlp.de/infofreiheit/de/worum.php?submenu=geschichte)Abgerufen am<br />

6. Februar 2015<br />

5. BVerfGE 27, 71 (http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv027071.html#) – Leipziger-Volkszeitung-Entscheidung.<br />

6. Bernd Palenda, Rolf Breidenbach: Das neue Akteneinsichts- und Informationszugangsgesetz des Landes<br />

Brandenburg. In: LKV 1998, S. 252–258.<br />

7. Plenarprotokoll 13 / 105.(https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP13/PlP/13_0105_1512<br />

2005.pdf) In: Plenarprotokolle der 13. Wahlperiode. Landtag <strong>von</strong> Baden-Württemberg, 15. Dezember 2005, S. 7612;<br />

abgerufen am 13. September 2016(PDF): Der Gesetzentwurf wurde mehrheitlich abgelehnt.<br />

8. Andreas Müller: Hartes Ringen um mehr Transparenz. In: Stuttgarter Zeitung. Band 70, Nr. 131, 10. Juni 2014, S. 6.<br />

9. Staatsministerium Baden-Württemberg(Hrsg.): Gesetzblatt <strong>für</strong> Baden-Württemberg. Nr. 25, 2015, ISSN 0174-478X<br />

(http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=0174-478X) , S. 1201–1205 (PDF-Datei (htt<br />

p://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&docid=VB-BW-GBl20151181-G&psml=bsbawueprod.psml&max=tru<br />

e)).<br />

10. hm: Informationsfreiheit: Hier fehlt sie noch.(https://www.transparency.de/fileadmin/pdfs/Rundbriefe/Scheinwerfer_5<br />

2_2011_Informationsfreiheit.pdf)In: Scheinwerfer. Transparency International Deutschland e.V., Juli 2011, S. 10;<br />

abgerufen am 13. September 2016(PDF): In Bayern hat es in den vergangenen zehn Jahren sage und schreibe


insgesamt sieben parlamentarische Initiativen <strong>für</strong> ein bayerisches Informationsfreiheitsgesetz gegeben – <strong>von</strong> den<br />

Grünen, der SPD, zuletzt 2010 <strong>von</strong> den Freien Wählern.<br />

11. informationsfreiheit.org Übersicht bayerischer Kommunen mit Informationsfreiheits-Satzung(http://informationsfreihe<br />

it.org/ubersicht/)<br />

12. Mitglieder des Bündnis <strong>für</strong> Informationsfreiheit in Bayern(http://informationsfreiheit.org/bundnis/)<br />

13. juris GmbH: VIS BE IFG | Landesnorm Berlin | Gesamtausgabe | Gesetz zur Förderung der Informationsfreiheit im<br />

Land Berlin (Berliner Informationsfreiheitsgesetz – IFG) vom 15. Oktober 1999 | gültig ab: 30. Oktober 1999. (http://g<br />

esetze.berlin.de/jportal/?quelle=jlink&query=InfFrG+BE&psml=bsbeprod.psml&max=true&aiz=true) Abgerufen am<br />

18. Februar 2017.<br />

14. Akteneinsichts- und Informationszugangsgesetz (AIG).(https://bravors.brandenburg.de/de/gesetze-212780)<br />

Abgerufen am 18. Februar 2017.<br />

15. Amtliche Informationen(http://www.bremen.de/politik_und_staat/buergerservice/amtliche_informationen)bremen.de<br />

16. Herbert Kubicek: Informationsfreiheitsgesetze vor einem weiteren Paradigmenwechsel . In: D. Klumpp u. a. (Hrsg.):<br />

Medien, Ordnung und Innovation. Berlin / Heidelberg 2006, S. 331–342.<br />

17. Evaluationsbericht (http://www.senatspressestelle.bremen.de/sixcms/media.php/13/20100401_IFG-Evaluation_Beric<br />

ht_ifib_barrierefrei.pdf) (PDF)<br />

18. Stellungnahme des Senats(http://www.bremische-buergerschaft.de/drucksachen/244/5934_1.pdf)(PDF)<br />

19. buergerschaft-hh.de (http://www.buergerschaft-hh.de/Parldok/tcl/PDDocView.tcl?mode=show&dokid=37021&page=<br />

0,) http://www.egovernment-computing.de/projekte/articles/368013/<br />

20. transparenzgesetz.de (http://www.transparenzgesetz.de/ueberuns/)<br />

21. de.hamburgertransparenzgesetz.wikia.com(http://de.hamburgertransparenzgesetz.wikia.com/wiki/Hamburger_T ran<br />

sparenzgesetz_Wiki)<br />

22. Bericht über die Anwendung des Gesetzes zur Regelung des Zugangs zu Informationen <strong>für</strong> das Land Mecklenburg-<br />

Vorpommern. (https://www.datenschutz-mv.de/informationsfreiheit/evaluierung/Drs05-2720.pdf)Landtag<br />

Mecklenburg-Vorpommern, 24. Juli 2009;abgerufen am 18. Februar 2017.<br />

23. Göttingen: Rat stimmt <strong>für</strong> Informationsfreiheitssatzung.(http://informationsfreiheit.org/gottingen-rat-stimmt-fur-inform<br />

ationsfreiheitssatzung/)12. September 2011.<br />

24. Satzung zur Regelung des Zugangs zu Informationen des eigenen Wirkungskreises der Stadt Braunschweig<br />

(Informationsfreiheitssatzung). (http://www.braunschweig.de/politik_verwaltung/bekanntmachungen/amtsblatt/amtsbl<br />

att_stadt_braunschweig_2012_13.pdf)(PDF) 30. März 2012.<br />

25. http://blog.fragdenstaat.de/2017/ifg-niedersachsen/<br />

26. Ministerium <strong>für</strong> Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen, Referat 56: Gesetze und Verordnungen<br />

| Landesrecht NRW. (https://recht.nrw.de/lmi/owa/pl_text_anzeigen?v_id=4820020930120743668)Abgerufen am<br />

18. Februar 2017.<br />

27. Innenministerium des Landes NRW: IFG-NRW – Überprüfung der Auswirkung desGesetzes nach einem<br />

Erfahrungszeitraum <strong>von</strong> zwei Jahren.(https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument?Id=M<br />

MV13/3041%7C1%7C0)Landtag NRW, 12. Oktober 2014; abgerufen am 18. Februar 2017.<br />

28. Rheinland-Pfalz: Bürger haben ab Januar 2009 Recht auf Informationen <strong>von</strong> Behörden. (http://www.informationsfreih<br />

eitsgesetz.net/blog/2008/11/11/rheinland-pfalz-buerger-haben-ab-januar-2009-recht-auf-informationen-<strong>von</strong>-behoerde<br />

n/)<br />

29. Information des Ministeriums <strong>für</strong> Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz (http://m<br />

sagd.rlp.de/de/general-storage/footer/nuetzliche-links/transparenzgesetz/transparenzgesetz/)<br />

30. Landestransparenzgesetz (LTranspG) vom 27. November 2015(https://transparenzgesetz.rlp.de/transparenzrlp/de/h<br />

ome/file/fileId/121/name/GVBINr14.pdf)<br />

31. Saarland: Landesrecht | Saarland.de.(http://sl.juris.de/cgi-bin/landesrecht.py?d=http://sl.juris.de/sl/SIFG_SL_2006_<br />

P1.htm) Abgerufen am 18. Februar 2017(deutsch).<br />

32. Evaluation der Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz im Saarland. (https://www.landtag-saar.de/Drucksach<br />

e/Aw15_1483.pdf) Landtag des Saarlands, 24. Juli 2015;abgerufen am 18. Februar 2016.<br />

33. juris GmbH: Gesetze-Rechtsprechung Schleswig-Holstein IZG-SH | Landesnorm Schleswig-Holstein |<br />

Informationszugangsgesetz <strong>für</strong> das Land Schleswig-Holstein (IZG-SH) vom 19. Januar 2012 | gültig ab: 27. Januar<br />

2012. (http://www.gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de/jportal/?quelle=jlink&query=InfoZG+SH&psml=bsshoprod.psml<br />

&max=true) Abgerufen am 18. Februar 2017.<br />

34. juris GmbH: Landesrecht TH ThürIFG | Landesnorm Thüringen | Thüringer Informationsfreiheitsgesetz (ThürIFG)<br />

vom 14. Dezember 2012 | gültig ab: 29.12.2012.(http://landesrecht.thueringen.de/jportal/?quelle=jlink&query=InfFrG<br />

+TH&psml=bsthueprod.psml&max=true)Abgerufen am 18. Februar 2017.<br />

35. Initiative Info-Pflicht statt Amtsgeheimnis(http://oe1.orf.at/artikel/342832)orf.at<br />

36. Amtsgeheimnis: Schläfer unter Schläfern(http://derstandard.at/1371172230199/Amtsgeheimnis-Schlaefer-unter-Sch<br />

laefern) derstandard.at, abgerufen am 11. Juli 2013<br />

37. Netzpolitik: Was die neue Regierung vorhat(http://futurezone.at/netzpolitik/netzpolitik-was-die-neue-regierung-vorha<br />

t/40.709.153) futurezone.at<br />

38. Arbeitsprogramm 2013-2018.(http://www.wienerzeitung.at/_em_daten/_wzo/2013/12/12/131212_1953_regierungspr<br />

ogramm_2013_2018.pdf)(PDF) wienerzeitung.at, Informationsfreiheit statt Amtsgeheimnis, S. 100; abgerufen am


16. Dezember 2013<br />

39. Viel Kritik am neuen Transparenzgesetz (http://oe1.orf.at/artikel/370319)oe1.orf.at<br />

40. Neues Transparenzgesetz: "Viele Hintertüren eingebaut"(http://derstandard.at/1395363154968/Neues-Transparenz<br />

gesetz-Viele-Hintertueren-eingebaut)derstandard.at, abgerufen am 27. März 2014<br />

41. Amtsgeheimnis: Weiter Warten auf Abschafung (http://oe1.orf.at/artikel/374510)oe1.orf.at, abgerufen am 17. Mai<br />

2014<br />

42. Kopf will strengere Geheimhaltung im Parlament(http://derstandard.at/2000001875380/Kopf-will-strengere-Geheimh<br />

altung-im-Parlament) derstandard.at<br />

43. Verhandlungen: Mehr Geheimschutz im Parlament (http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/3819061/Verhandl<br />

ungen_Mehr-Geheimschutz-im-Parlament)diepresse.com<br />

44. Geheimschutz im Parlament: Experten <strong>für</strong>chten Vertuschung (http://derstandard.at/2000001973397/Experten-fuercht<br />

en-Vertuschung) derstandard.at<br />

45. Amtsgeheimnis, verschlimmert durch Amtsschimmel(http://www.salzburg.com/nachrichten/kolumne/standpunkt/sn/a<br />

rtikel/amtsgeheimnis-verschlimmert-durch-amtsschimmel-109955/)salzburg.com, abgerufen am 13.Juni 2014<br />

46. U-Ausschüsse: Reform verzögert sich(http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/3825973/UAusschusse_Refor<br />

m-verzogert-sich) diepresse.com<br />

47. Amtsgeheimnis: Wie die Politik ihr Wissen gegen ihre Bürger verteidigt (http://www.profil.at/articles/1427/980/37640<br />

8/amtsgeheimnis-wie-politik-wissen-buerger)profil.at, abgerufen am 7.Juli 2014<br />

48. Abschaffung <strong>von</strong> Amtsgeheimnis verzögert sich (http://oe1.orf.at/artikel/410338)oe1.orf.at, abgerufen am 23. Juni<br />

2015<br />

49. Was Behörden auch in Zukunft geheim halten können (http://derstandard.at/2000025203682/Den-Behoerden-bleibe<br />

n-viele-Moeglichkeiten-der-Geheimhaltung), pdf (http://images.derstandard.at/2015/11/06/Informationsfreiheitsgeset<br />

z.pdf), derstandard.at, abgerufen am 9. November 2015<br />

50. Monatelange Debatte über Reform(http://orf.at/stories/2315380/2315378/)orf.at, abgerufen am 21. Dezember 2015<br />

51. au, sefe, APA: Abschaffung des Amtsgeheimnisses gescheitert.(https://derstandard.at/2000059858628/Verhandlung<br />

en-ueber-Abschafung-des-Amtsgeheimnisses-gescheitert) In: derstandard.at. Oscar Bronner, Dr. Alexandra Föderl-<br />

Schmid, 27. Juni 2017;abgerufen am 2. Juli 2017.<br />

52. Europaratsempfehlung (81)19 vom 25. November 1981(http://www.coe.int/t/e/legal_afairs/legal_co-operation/admin<br />

istrative_law_and_justice/texts_&_documents/Conv_Rec_Res/Recommendation(81)19.asp)<br />

53. Empfehlung 2000 (http://www.privacyinternational.org/article.shtml?cmd%5B347%5D=x-347-62468&als%5Btheme%<br />

5D=Freedom%20of%20Information)<br />

54. European Court of Human Rights: Case of Sdruženi Jihočeské Matky . vCzech Republic (http://merlin.obs.coe.int/iri<br />

s/2006/9/article1)<br />

55. Verordnung (EG) Nr. 1049/2001 (http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32001R1049)<br />

(PDF), Amtsblatt Nr. L 145 vom 31/05/2001 S. 0043–0048<br />

56. Kommission mogelt bei Informationsfreiheit.(http://www.fuzo-archiv.at/artikel/274335v2) In: futurezone. ORF online,<br />

29. April 2008; abgerufen am 29. November 2008.<br />

57. Freedom of Information: Netherlands(http://www.freedominfo.org/countries/netherlands.htm) (englisch)<br />

58. The Dutch FOIA: a 25 year old toddler(http://www.freedominfo.org/documents/Netherlands%2025%20Years%20FO<br />

I%202005.doc) (MS Word; 54 kB; englisch)<br />

59. Voting systems company threatens Dutch state: Buy my company now or you won’t have provincial elections(htt<br />

p://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/English/Groenendaal) 28. Februar 2007, Stiftung Wir vertrauen<br />

Wahlcomputern nicht (englisch)<br />

60. Canada Border Services Agency: Access to Information and Privacy(http://www.cbsa-asfc.gc.ca/agency-agence/rep<br />

orts-rapports/pia-efvp/atip-aiprp/menu-eng.html)<br />

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!<br />

Abgerufen <strong>von</strong> https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Informationsfreiheit&oldid=169209046 <br />

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Soziale Inklusion<br />

Die Forderung nach sozialer Inklusion ist verwirklicht, wenn jeder Mensch in<br />

seiner Individualität <strong>von</strong> der Gesellschaft akzeptiert wird und die Möglichkeit hat, in<br />

vollem Umfang an ihr teilzuhaben oder teilzunehmen. Unterschiede und<br />

Abweichungen werden im Rahmen der sozialen Inklusion bewusst wahrgenommen,<br />

aber in ihrer Bedeutung eingeschränkt oder gar aufgehoben. Ihr Vorhandensein wird<br />

<strong>von</strong> der Gesellschaft weder in Frage gestellt noch als Besonderheit gesehen. Das<br />

Recht zur Teilhabe wird sozialethisch begründet und bezieht sich auf sämtliche<br />

Lebensbereiche, in denen sich alle barrierefrei bewegen können sollen.<br />

Inklusion beschreibt dabei die Gleichwertigkeit eines Individuums, ohne dass dabei<br />

Normalität vorausgesetzt wird. Normal ist vielmehr die Vielfalt, das Vorhandensein<br />

<strong>von</strong> Unterschieden. Die einzelne Person ist nicht mehr gezwungen, nicht erreichbare<br />

Normen zu erfüllen, vielmehr ist es die Gesellschaft, die Strukturen schafft, in denen<br />

sich Personen mit Besonderheiten einbringen und auf die ihnen eigene Art wertvolle<br />

Leistungen erbringen können. Ein Beispiel <strong>für</strong> Barrierefreiheit ist, jedes Gebäude<br />

rollstuhlgerecht zu gestalten. Aber auch Barrieren im übertragenen Sinn können<br />

abgebaut werden.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Anwendungsgebiete<br />

1.1 Zielsetzung eines verstärkten Zugehörigkeitsgefühls<br />

1.2 Soziale Inklusion und soziale Exklusion<br />

1.3 Soziale Inklusion als sozialpolitisches Konzept<br />

1.4 Schulische Inklusion<br />

1.5 Soziale Inklusion, Begrifserweiterung<br />

1.6 Projekte<br />

1.7 Ausbildungsgänge<br />

Veranschaulichung verschiedener<br />

Konzepte des Zusammenlebens<br />

2 Auszeichnungen<br />

3 Kritik<br />

4 Siehe auch<br />

5 Literatur<br />

6 Weblinks<br />

7 Einzelnachweise<br />

Anwendungsgebiete<br />

Zielsetzung eines verstärkten Zugehörigkeitsgefühls


<strong>Eine</strong> zentrale Bedeutung hat das Prinzip der sozialen Inklusion in der UN-Behindertenrechtskonvention. In der Präambel (lit. m) wird<br />

auch die Zielsetzung eines verstärkten Zugehörigkeitsgefühls (englisch enhanced sense of belonging) aufgeführt. Hiermit hat ein<br />

neuer Begriff Eingang in die Menschenrechtsdiskussion gefunden, der gegen die Unrechtserfahrung gesellschaftlicher Ausgrenzung<br />

eine freiheitliche und gleichberechtigte soziale Inklusion einfordert. [1]<br />

Soziale Inklusion und soziale Exklusion<br />

Inklusion hebt die folgenden sechs Formen sozialer Exklusion [2] auf.<br />

Exklusion vom Arbeitsmarkt<br />

ökonomische Exklusion<br />

institutionelle Exklusion<br />

Exklusion durch soziale Isolierung<br />

kulturelle Exklusion<br />

räumliche Exklusion.<br />

Soziale Inklusion als sozialpolitisches Konzept<br />

Dort, wo Inklusion als sozialpolitisches Konzept gelingt, werden separierende Einrichtungen überflüssig. Das Prinzip Inklusion<br />

drückt umfassende Solidarität mit Menschen aus, die zwar <strong>einen</strong> Hilfebedarf haben, aber eben oft nicht in einem umfassenden Sinn<br />

„hilfsbedürftig“ sind (etwa im Sinne des Merkzeichens „H“ im Schwerbehindertenrecht). Soziale Inklusion bedeutet, heute<br />

bestehende Sondereinrichtungen wie Heime <strong>für</strong> Menschen mit Behinderung zu verändern. Soziale Inklusion dient der Norm der<br />

Gleichstellung.<br />

Inklusion betrifft alle Lebensbereiche und damit neben dem im nächsten Abschnitt angerissenen und zumeist in den Blick<br />

genommenen schulischen Bereich auch die Bereiche Arbeiten, Wohnen und Freizeit.<br />

Schulische Inklusion<br />

→ Hauptartikel: Inklusion (Pädagogik)<br />

Am 6. Juni 2008 fand im Kleisthaus Berlin auf Einladung der damaligen Beauftragten der Bundesregierung <strong>für</strong> die Belange<br />

behinderter Menschen Karin Evers-Meyer eine Expertenanhörung zum Thema Schulische Inklusion als Weg in den ersten<br />

Arbeitsmarkt – soziale Bedeutung und ökonomische Perspektiven statt. Die Behindertenbeauftragte forderte dabei: „Sonderwege und<br />

Sonderwelten <strong>für</strong> behinderte Menschen gehören auf den Prüfstand“. Denn mit einer Integrationsquote <strong>von</strong> rund 13 Prozent liege<br />

Deutschland im Vergleich mit s<strong>einen</strong> westlichen Nachbarn „seit Jahrzehnten weit abgeschlagen auf hinteren Plätzen.“ Letztlich, so<br />

die Überzeugung der Behindertenbeauftragten, könne erfolgreiche Integration behinderter Menschen nur in einem inklusiven Umfeld<br />

gelingen. „Wer aussortiert, der stigmatisiert nicht nur bestimmte Gruppen, er muss diese später mühsam wieder integrieren. Ich<br />

plädiere daher <strong>für</strong> ein inklusives Bildungs- und Berufsumfeld <strong>von</strong> Beginn an.“<br />

Diese Argumentation wird durch ein Gutachten der Max-Traeger-Stiftung der deutschen Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

(GEW) gestützt: Zu klären sei, „ob das deutsche selektive Schulsystem gleichzeitig inklusiv sein kann und ob die vorhandenen<br />

rechtlichen Grundlagen es ermöglichen, ein inklusives Bildungssystem zu entwickeln.“ [3] Am 26. März 2009 erlangte die UN-<br />

Behindertenrechtskonvention in Deutschland Rechtskraft; seitdem haben Eltern behinderter Kinder das Recht und nach Ansicht<br />

vieler Interpreten der Konvention auch die Aufgabe, im Namen ihrer Kinder eine Beschulung an einer Regelschule durchzusetzen. [4]<br />

Die <strong>von</strong> der niedersächsischen Landesregierung einberufene „Fachkommission Inklusion“ fordert in ihrem im Oktober 2016<br />

veröffentlichten Aktionsplan Ziele und Maßnahmen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Niedersachsen: „Alle<br />

Schülerinnen und Schüler besuchen die allgemeine Regelschule und werden <strong>von</strong> Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet.“ [5]<br />

Soziale Inklusion, Begriffserweiterung


Soziale Inklusion betrifft keineswegs nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch Senioren, Migranten, Kinder und Jugendliche<br />

mit besonderen Herausforderungen usw. <strong>Eine</strong> Inklusionsmaßnahme bestünde z. B. darin, Asylbewerber gar nicht erst in eigens <strong>für</strong> sie<br />

eingerichteten Heimen unterzubringen. Als Gruppen, die durch Weiterbildungsmaßnahmeninkludiert werden müssten, bezeichnet<br />

das Deutsche Institut <strong>für</strong> Erwachsenenbildung „Migrant/inn/en, Geringqualifizierte, Langzeitarbeitslose und funktionale<br />

Analphabeten“. [6]<br />

Projekte<br />

<strong>Eine</strong> besondere Form der sozialen Inklusion stellen Arrangements dar, in denen das Konzept „Behinderung“ in Frage gestellt wird,<br />

wie in Dunkelrestaurants, in denen sich Sehende als die eigentlichen Menschen mit Defiziten erweisen. Sehende können wegen der<br />

Dunkelheit ihr Nicht-Sehen-Können, anders als blinde Menschen, nicht kompensieren. Bei Rollstuhlball-Spielen zwischen gelähmten<br />

und „normalen“ Sportlern finden sich die rollstuhlgewöhnten Benutzer besser in die Handhabung.<br />

Soziale Exklusion <strong>von</strong> Jugendlichen, die durch Langzeit- oder gar Dauerarbeitslosigkeit bedroht sind, greift das Projekt YUSEDER<br />

(Youth Unemployment and Social Exclusion: Dimensions, Subjective Experiences and Institutional Responses in Six Countries of<br />

the EU) [7] der Europäischen Union auf. [8]<br />

Wohnprojekte, die mit dem Begriff der Inklusion werben und generationenübergreifend oder gemeinschaftlich <strong>für</strong> Menschen mit oder<br />

ohne besondere Herausforderungen arbeiten, inkludieren ihre Beteiligten. [9]<br />

Die Montag-Stiftung Jugend und Gesellschaft entwickelte 2011 <strong>einen</strong> Kommunalen Index <strong>für</strong> Inklusion. Bereits 2003 war der Index<br />

<strong>für</strong> Inklusion erschienen, dies ist ein Fragenkatalog zur Standortbestimmung einer Schule auf dem Weg zur inklusiven Bildung in<br />

Deutschland. [10] Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft mit Gemeinnützigkeitsstatus hat dazu ein Arbeitsbuch „Kommunaler<br />

Index <strong>für</strong> Inklusion“ herausgegeben. Anhand eines ausführlichen Fragenkatalogs in Kategorien (Kultur, Strukturen und Praktiken)<br />

kann der Stand politischer Kommunen bei der Umsetzung sozialer Inklusion ermittelt werden. [11]<br />

In einer vom Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung und Forschung geförderte Studie unter dem Titel Entwicklung eines Modells zur<br />

gesellschaftlichen Teilhabe <strong>von</strong> Menschen mit Demenz im Museumsraum entwickelten Hamburger Wissenschaftler beispielhaft ein<br />

Konzept zur Inklusion alterskranker Menschen. An der Studie nahmen bundesweit 12 renommierte Museen teil. [12]<br />

Ausbildungsgänge<br />

An der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum gibt es <strong>einen</strong> Masterstudiengang Soziale Inklusion:<br />

Gesundheit und Bildung. [13]<br />

Auszeichnungen<br />

Zur Förderung der Inklusion bestimmter oder aller Gruppen werden Preise vergeben. Bekannteste dieser Art sind der bayerische<br />

JobErfolg und der Inklusionspreis Berlin.<br />

Kritik<br />

<strong>Eine</strong> fundamental kritische Bestandsaufnahme der Inklusionspolitik und der Ideologien in Wissenschaft und Gesellschaft darüber,<br />

liefert S. Cechura in seinem Buch Inklusion: Die Gleichbehandlung Ungleicher – Recht zur Teilhabe an der Konkurrenz. [14]<br />

Siehe auch<br />

Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit<br />

Diversity Management<br />

Hyperinklusion<br />

Sozialisation<br />

Universal Design


Literatur<br />

Uwe Becker: Die Inklusionslüge. Behinderung im flexiblen Kapitalismus, Transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-<br />

8376-3056-5<br />

Cornelia Bohn: Inklusion, Exklusion und die Person, UVK, Konstanz 2006, ISBN 978-3-89669-701-1.<br />

Reinhard Burtscher (Hg.): Zugänge zu Inklusion. Erwachsenenbildung, Behindertenpädagogik und Soziologie im<br />

Dialog, Bertelsmann, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-7639-5107-9.<br />

Suitbert Cechura: Inklusion: Die Gleichbehandlung Ungleicher – Recht zur Teilhabe an der KonkurrenzEdition<br />

Octopus – Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG Münster 2015<br />

Franziska Felder: Inklusion und Gerechtigkeit. Das Recht behinderter Menschen auf Teilhabe, Campus-Verlag,<br />

Frankfurt a. M. 2012, ISBN 978-3-593-39591-3.<br />

Udo Sierck: Budenzauber Inklusion, AG-SPAK-Bücher, Neu-Ulm 2013, ISBN 978-3-940865-57-1.<br />

Holger Wittig-Koppe, Fritz Bremer, Hartwig Hansen (Hg.): Teilhabe in Zeiten verschärfter Ausgrenzung?Kritische<br />

Beiträge zur Inklusionsdebatte, Paranus-Verlag, Neumünster 2010, ISBN 978-3-940636-10-2.<br />

Germo Zimmermann: Anerkennung und Lebensbewältigung im freiwilligen Engagement. <strong>Eine</strong> qualitative Studie zur<br />

Inklusion benachteiligter Jugendlicher in der Kinder - und Jugendarbeit. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt,<br />

2015. ISBN 978-3-7815-2005-9<br />

Für weitere Literatur siehe auch: Inklusive Pädagogik#Literatur.<br />

Weblinks<br />

Wikiquote: Inklusion – Zitate<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales: einfach machen – Gemeinsam die UN-Behindertenrechts-Konvention<br />

umsetzen, Übereinkommen der Vereinten Nationen über Rechte <strong>von</strong> Menschen mit Behinderungen – Erster<br />

Staatenbericht der Bundesrepublik Deutschland. Vom Bundeskabinett beschlossen am 3. August 2011, abgerufen<br />

am 5. August 2011<br />

Inclusion means NO Exclusion, abgerufen am 2. April 2011<br />

Website des Projekts hörkomm.de– hörkomm.de unterstützt die Inklusion schwerhöriger Beschäftigter .<br />

Fachkommission Inklusion: Ziele und Maßnahmen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in<br />

Niedersachsen. September 2016<br />

Einzelnachweise<br />

1. Heiner Bielefeldt: Zum Innovationspotenzial der UN-Behindertenrechtskonvention. S. 9 (http://www.institut-fuer-mens<br />

chenrechte.de/uploads/tx_commerce/essay_no_5_zum_innovationspotenzial_der_un_behindertenrechtskonvention<br />

_aufl3.pdf) (PDF; 134 kB)<br />

2. Thomas Kieselbach, Gert Beelmann: Arbeitslosigkeit als Risiko sozialer Ausgrenzung bei Jugendlichen in Europa(ht<br />

tp://www.bpb.de/publikationen/1WME8Y,3,0,Arbeitslosigkeit_als_Risiko_sozialer_Ausgrenzung_bei_Jugendlichen_in<br />

_Europa.html#art3). In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Ausgabe 6–7/2003<br />

3. Max-Traeger-Stiftung: Gutachten zu den völkerrechtlichen und innerstaatlichen Verpflichtungen aus dem Recht auf<br />

Bildung nach Art. 24 des UN-Abkommens über die Rechte <strong>von</strong> Menschen mit Behinderungen und zur ereinbarkeit V<br />

des deutschen Schulrechts mit den Vorgaben des Übereinkommens. August 2008. (PDF (http://www.gew.de/Binarie<br />

s/Binary42647/080919_BRK_Gutachten_finalKorr .pdf))<br />

4. Ende des Aussortierens. In: Der Spiegel, Ausgabe 50/2009, S. 46f.<br />

5. Fachkommission Inklusion: Ziele und Maßnahmen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in<br />

Niedersachsen. Niedersächsisches Ministerium <strong>für</strong> Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Hrsg.). September<br />

2016, S. 16 (Punkt II.4.15) online (http://www.ms.niedersachsen.de/themen/soziales/menschen_mit_behinderungen/<br />

menschen-mit-behinderungen-13851.html)<br />

6. Inklusion durch Weiterbildung (http://www.die-bonn.de/portrait/inkuerze/inklusion_durch_weiterbildung.htm), diebonn.de<br />

7. YUSEDER Final Report(http://www.ipg.uni-bremen.de/research/yuseder/YUSEDER_Final_Report.pdf)(PDF;<br />

1,2 MB), ipg.uni-bremen.de<br />

8. Thomas Kieselbach, Gert Beelmann: Arbeitslosigkeit als Risiko sozialer Ausgrenzung bei Jugendlichen in Europa .<br />

In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Ausgabe 6–7/2003 (online (http://www.bpb.de/publikationen/1WME8Y,3,0,Arbeitsl<br />

osigkeit_als_Risiko_sozialer_Ausgrenzung_bei_Jugendlichen_in_Europa.html#art3) )<br />

9. Genossenschaft oekogeno: Vaubanaise (http://www.oekogeno.de/vaubanaise), abgerufen am 31. Juli 2011<br />

10. Tony Booth, Mel Ainscow: Index <strong>für</strong> Inklusion. Lernen und Teilhabe in der Schule der Vielfalt entwickeln. Halle-<br />

Wittenberg 2003. In: Zeitschrift Sozialcourage (sozialcourage.de online(http://www.sozialcourage.de/15507.html),


Ausgabe 3/2011, S. 15: Schule gemeinsam entwickeln – Der Königsweg zur Inklusion, abgerufen am 20. August<br />

2011<br />

11. Kommunaler Index <strong>für</strong> Inklusion – Arbeitsbuch(http://www.montag-stiftungen.com/fileadmin/Redaktion/Jugend_und_<br />

Gesellschaft/PDF/Projekte/Kommunaler_Index/KommunenundInklusion_Arbeitsbuch_web.pdf) (PDF; 1,1 MB),<br />

abgerufen am 7. Oktober 2011<br />

12. M. Ganß, S. Kastner, P. Sinapius: Kunstvermittlung <strong>für</strong> Menschen mit Demenz. Kernpunkte einer Didaktik . HPB<br />

University Press, Hamburg/Potsdam/Berlin 2016.<br />

13. Inklusion.pdf Masterstudiengang Soziale Inklusion: Gesundheit und Bildung. (http://www.efh-bochum.de/studium/neu<br />

e_stg_flyer/Master) efh-bochum.de (PDF).<br />

14. Suitbert Cechura: Inklusion: Die Gleichbehandlung Ungleicher – Recht zur Teilhabe an der KonkurrenzEdition<br />

Octopus – Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG Münster 2015<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Soziale_Inklusion&oldid=165405898 “<br />

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Arbeitsplatzteilung<br />

Die Arbeitsplatzteilung (englisch job sharing) ist ein Arbeitszeitmodell, welches auf Teilzeitarbeit basiert. Zwei oder mehr<br />

Arbeitnehmer teilen als Gemeinschaft mindestens <strong>einen</strong> Arbeitsplatz unter sich auf. Die Partner einer Gruppe können ihre Arbeitszeit<br />

individuell festlegen. Solange die Arbeitszeit sich im Rahmen der <strong>für</strong> Vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer befindet, sind alle<br />

Kombinationen innerhalb der Arbeitsplatzteilungsgruppe möglich.<br />

Um Arbeitsplatzteilung zu realisieren, müssen die Partner über ein gutes Planungs- und Organisationsvermögen verfügen. Daneben<br />

ist es wichtig, dass die Partner gut miteinander auskommen.<br />

Arbeitsplatzteilung bietet <strong>für</strong> den Arbeitnehmer den Vorteil die Arbeitszeit und -dauer individuell zu gestalten. Für den Arbeitgeber<br />

bedeutet Arbeitsplatzteilung <strong>einen</strong> Gewinn an Wissen, deren Verbleib im Unternehmen beim Ausscheiden einer Arbeitskraft, die<br />

Synergie der Arbeitnehmer, mehr Kapazität bei hohem Arbeitsaufkommen und die bessere Möglichkeit <strong>einen</strong> ausgefallenen<br />

Arbeitnehmer zu vertreten.<br />

Kritisch ist der erhöhte Kommunikations- und Informationsaufwand zu betrachten sowie die schwierige Neubesetzung einer Person<br />

der Gruppe. Der letzte Punkt wiegt besonders schwer , wenn eine Arbeitsplatzteilungsgruppe aus nur zwei Arbeitnehmern besteht.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Definition<br />

2 Formen des Job-Sharings<br />

2.1 Job-Splitting<br />

2.2 Job-Pairing<br />

2.3 Top-Sharing<br />

3 Rechtsverhältnisse<br />

3.1 Generelles<br />

3.2 Arbeitszeit<br />

3.3 Freiwillige Vertretungsverpflichtung / Lohnfortzahlung<br />

3.4 Kündigungen<br />

3.5 Urlaubsfrage<br />

4 Literatur<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Definition<br />

Job-Sharing ist eine aus den USA stammende, im deutschsprachigen Raum erstmals zu Beginn der 1980er Jahre bekannt gewordene<br />

Rechtskonstruktion; eine Form der Halbtagsbeschäftigung. Definitionsgemäß ist damit eine Arbeitsplatzteilung gemeint. Das heißt,<br />

zwei oder mehrere Kollegen/-innen teilen sich eine Stelle und ein Gehalt. Die Flexibilität durch etwaige Gleitzeit fällt meistens weg,<br />

stattdessen kann die Arbeitszeit nach unterschiedlichen Teilungsmodellen gestaltet werden. Die klassische Form des Job-Sharings ist<br />

der Halbtagsrhythmus.<br />

Beispiele<br />

1. Fünf Arbeitnehmer teilen sich 4 Arbeitsplätze. Jeder Arbeitnehmer hat 1 ag T in der Woche frei.


2. Zwei Arbeitnehmer teilen sich <strong>einen</strong> Arbeitsplatz je zur Hälfte.<br />

Es können sogar Vereinbarungen dahingehend getroffen werden, dass der eine in einem Monat mehr arbeitet und im darauf folgenden<br />

Monat der andere.<br />

Formen des Job-Sharings<br />

Job-Splitting<br />

Job-Splitting ist die im Wesentlichen vorkommende Form des Job-Sharing. Dabei erfolgt die eine zeitliche Aufteilung bei identischen<br />

Aufgabenprofilen der Partner. Es besteht kein Interaktions- und Kooperationsbedarf zwischen den Partnern, die unabhängig<br />

<strong>von</strong>einander mit Arbeitsverträgen ausgestattet werden. Job-Splitten bezeichnet also eine einfache Aufteilung eines<br />

Vollzeitarbeitsplatzes in zwei <strong>von</strong>einander unabhängige Teilzeitarbeitsplätze. Kündigt ein Arbeitnehmer, besteht das verbleibende<br />

Arbeitsverhältnis weiter. Der Arbeitgeber muss sich um Ersatz bemühen. Findet er allerdings k<strong>einen</strong>, kann er eine<br />

Änderungskündigung aussprechen (etwa dahingehend, dass der zweite Arbeitsplatz-Partner jetzt Vollzeitarbeit zu leisten hat). Kann<br />

dies der verbliebene Arbeitsplatz-Partner nicht akzeptieren, kann er gegen eine solche Änderungskündigung notfalls mit der<br />

Kündigungsschutzklage vorgehen.<br />

Job-Pairing<br />

Das Job-Pairing ist ähnlich dem Job-Splitting, nur dass sich hier die Partner im Hinblick auf die Aufgabenerfüllung untereinander<br />

abzustimmen haben, sie tragen gemeinsam Verantwortung und treffen gemeinsam wesentliche Entscheidungen. Der Arbeitsvertrag<br />

wird mit den Partnern gemeinsam geschlossen und kann auch nur gemeinsam gekündigt werden.<br />

Top-Sharing<br />

Unter Top-Sharing wird ein partnerschaftliches Führungsmodell verstanden, eine Arbeitsplatzteilung in Kaderpositionen. Der Begriff<br />

wurde 1998 <strong>von</strong> Julia Kuark und Hans Ulrich Locher geprägt. [1][2] Die Führungskräfte tragen beim Top-Sharing-Modell zu einem<br />

bestimmten Grad gemeinsam Verantwortung und treffen wichtige Entscheidungen gemeinsam, etwa strategische Beschlüsse,<br />

Personalentscheide oder größere Investitionen. Das Teilen <strong>von</strong> Führungsverantwortung ist insbesondere bei Mitarbeiterbeurteilungen<br />

anspruchsvoll, da hier auch subjektive Kriterien eine Rolle spielen. [3]<br />

Top-Sharer auf hoher Entscheidungsebene bilden eine sogenannte Doppelspitze. Umgekehrt beinhaltet nicht jede Doppelspitze eine<br />

Arbeitsplatzteilung, da beim Begriff der Doppelspitze die geteilte Entscheidungsbefugnis im Vordergrund steht, ganz gleich, ob es<br />

sich um zwei Personen handelt, die jeweils in Vollzeit arbeiten, die <strong>einen</strong> Arbeitsplatz teilen oder die anderweitig engagiert sind.<br />

Rechtsverhältnisse<br />

Generelles<br />

Aus § 2 Abs. 1 TzBfG ergibt sich die Legaldefinition des Teilzeitarbeits-verhältnisses. Teilzeitbeschäftigt sind Arbeitnehmer, deren<br />

regelmäßige Wochenarbeitszeit kürzer ist, als die regelmäßige Wochenarbeitszeit vergleichbarer vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer<br />

des Betriebs. Die Beschäftigung in Voll- oder Teilzeitverhältnissen macht betriebsverfassungsrecht lich k<strong>einen</strong> Unterschied. Jeder Job-<br />

Sharer schließt <strong>einen</strong> eigenen Arbeitsvertrag mit dem Arbeitgeber. Dagegen bestehen zwischen den einzelnen Job-Sharern auf<br />

demselben Arbeitsplatz keine Rechtsbeziehungen. Alle Rechte und Pflichten werden in entsprechendem erhältnis V aufgeteilt.<br />

Arbeitszeit


Bei Job-Sharing-Arbeitsverhältnissen wird allein die Dauer der Arbeitszeit der Teilnehmer abgestellt. Die Arbeitszeit legen die Job-<br />

Sharer untereinander selbständig fest. Wenn sie sich auf <strong>einen</strong> Arbeitszeitplan nicht einigen können, ist dieser durch den Arbeitgeber<br />

festzulegen.<br />

Freiwillige Vertretungsverpflichtung / Lohnfortzahlung<br />

Nach § 13 Abs. 1 TzBfG kann ein Arbeitnehmer vorab nur zur Vertretungsverpflichtung herangezogen werden, wenn ein dringendes<br />

betriebliches Erfordernis vorliegt und die Vertretung im Einzelfall zumutbar ist. In allen übrigen Fällen muss eine <strong>für</strong> den jeweiligen<br />

Vertretungsfall gesondert geschlossene Vereinbarung vorliegen.<br />

Beim uneigentlichen Job-Sharing (Job-Splitting) besteht keine Vertretungspflicht. Beim eigentlichen Job-Sharing (Job-Pairing) ist die<br />

Situation schwieriger, da die Arbeitnehmenden ihre Arbeitszeit selbst einteilen. Arbeitsverträge können hier so ausgestaltet sein, dass<br />

sich die Arbeitnehmenden gegenseitig verpflichten, sich zu vertreten. Grundsätzlich wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass die <strong>von</strong> den<br />

Vertretenden zu leistende Mehrarbeit zwar zu entschädigen ist, jedoch nicht als zuschlagpflichtige Überstundenarbeit behandelt wird.<br />

Arbeitnehmende, die sich eine Stelle teilen, haben sich somit rechtzeitig über ihre jeweiligen Arbeitszeiten abzusprechen.<br />

Besonders unbeliebt bei Job-Sharing-Modellen ist die Verpflichtung zur gegenseitigen Vertretung im Urlaub oder bei Krankheit. Weil<br />

aber <strong>für</strong> Eltern Vertretungszeiten mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden sind, haben immer mehr Arbeitgeber <strong>von</strong><br />

der Verpflichtungsklausel inzwischen Abstand genommen. Job-Sharing-Partner haben bei unverschuldeter Verhinderung<br />

selbstverständlich Anspruch auf die übliche Lohnfortzahlung. Entscheidend ist jedoch, ob die anderen Partner dieses Fehlen vertreten<br />

müssen und wie diese Vertretung entschädigt wird.<br />

Kündigungen<br />

Beim uneigentlichen Job-Sharing und bei der Betriebsgruppe ist die Kündigung vom Arbeitgeber an jeden Arbeitnehmenden separat<br />

zu richten, und jeder Arbeitnehmende kann unabhängig <strong>von</strong> den anderen Mitgliedern der Gruppe separat kündigen. Mitglieder einer<br />

Eigengruppe können nur gemeinsam kündigen. <strong>Eine</strong> Kündigung des Arbeitgebers muss allen Arbeitnehmenden zugestellt werden.<br />

Urlaubsfrage<br />

Wenn sich die Kollegen nicht auf <strong>einen</strong> Arbeitszeitplan einigen können, ist dieser durch den Arbeitgeber festzulegen. Anspruch auf<br />

Urlaub besteht entsprechend dem Verhältnis der geleisteten Arbeit zur Vollzeitarbeit. Der Job-Sharer hat entsprechend seiner<br />

Arbeitszeit Anspruch auf die anteilige tarifliche Vergütung.<br />

Literatur<br />

Fred G. Becker (Hrsg.): Personal-Management - Organisation - Unternehmungsführung.Josef Eul Verlag, Lohmar-<br />

Köln 2004, ISBN 3-89936-226-8.<br />

Hans Jürgen Drumm: Personalwirtschaftslehre.Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 1992, ISBN 3-540-56025-4.<br />

Wolfgang Hromadka: Personalmanagement - Möglichkeiten und Grenzen flexibler Vertragsgestaltung. Stuttgart<br />

1991.<br />

Hans Jung: Personalwirtschaft. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2004, ISBN 3-486-57663-1.<br />

Gerd Kümmel: Betriebswirtschaftslehre der Unternehmung.Europa Lehrmittel Verlag, Haan-Gruiten 2002. ISBN 3-<br />

8085-9223-0.<br />

Walter A. Oechsler: Personal und Arbeit. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1996, ISBN 3-486-24060-9.<br />

Klaus Olfert: Personalwirtschaft. Kiehl, Herne 2010, ISBN 978-3-470-54384-0.<br />

Pullig: Personalwirtschaft. München/Wien 1980.<br />

Heinz Schuler: Organisationspsychologie.2. Auflage. Bern 1993.<br />

Eberhard Ulrich: Arbeitsorganisation. 3. Auflage. Zürich 1994.<br />

Ansfried B. Weinert: Organisationspsychologie.Verlag Beltz-PVU, Weinheim 1998, ISBN 3-621-27399-9.<br />

Weblinks


Vertiefte Infos (Memento vom 6. Mai 2008 im Internet Archive) der Uni Köln, Lehrstuhl <strong>für</strong> Bürgerliches Recht,<br />

Arbeits- und Sozialrecht<br />

Jobsharing-Blog zweiteilenInformationen, Tipps und praktische Beispiele zum Jobsharing<br />

Jobsharing-Plattform Vermittlung <strong>von</strong> Jobangeboten im Tandem und Tandempartner Suche<br />

Einzelnachweise<br />

1. Job-Sharing. (http://www.teilzeitstellenmarkt.com/jobsharing.html) Abgerufen am 12. Juli 2008.<br />

2. Jobsharing – Topsharing. Führung ist nicht teilbar oder doch? (http://www.unicom.uzh.ch/publications/unimagazin/ar<br />

chiv/unimagazin_3_99.pdf#page=24)In: Magazin der Universität Zürich Nr. 3/99 Bulletin der ETH Zürich Nr. 275<br />

Nov. 1999, S. 46. November 1999; abgerufen am 12. Juli 2008.<br />

3. Jobsharing in Führungspositionen als Zukunftsmodell.(http://www.kibis.at/beitraege/topsharing.htm) Abgerufen am<br />

26. Juli 2008.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Arbeitsplatzteilung&oldid=161264077 “<br />

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Kreislaufwirtschaft<br />

In der Kreislaufwirtschaft (engl. circular economy) sollen die eingesetzten Rohstoffe über den Lebenszyklus einer Ware hinaus<br />

wieder vollständig in den Produktionsprozess zurückgelangen. <strong>Eine</strong> wichtige Rolle spielen in der Kreislaufwirtschaft daher das<br />

Recycling <strong>von</strong> Gütern, um Abfallprodukte als Sekundärrohstoffe wiederverwerten zu können sowie die Kaskadennutzung, bei der ein<br />

Rohstoff über mehrere Stufen genutzt wird.<br />

Das Gegenteil zur Kreislaufwirtschaft wird zumeist Linearwirtschaft (auch „Wegwerfwirtschaft“) genannt; es ist das derzeit<br />

vorherrschende Prinzip der industriellen Produktion. Dabei wird ein Großteil der eingesetzten Rohstoffe nach der jeweiligen<br />

Nutzungsdauer der Produkte deponiert oder verbrannt. [1]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Hintergrund<br />

2 Geschichte<br />

3 Nachhaltigkeit<br />

4 Cradle to Cradle<br />

5 Siehe auch<br />

6 Literatur<br />

7 Einzelnachweise<br />

Hintergrund<br />

Grundlage <strong>für</strong> Überlegungen zum<br />

Kreislaufprinzip war die Erkenntnis, dass<br />

in einer Welt mit endlichen Ressourcen<br />

nur Produktionsverfahren mit einem<br />

wirklichen stofflichen Kreisschluss<br />

unbeschränkt fortgeführt werden können.<br />

In einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten<br />

werden die bislang genutzten<br />

nichterneuerbaren Rohstoffe als Quellen<br />

aufgezehrt sein, während die zur<br />

Verfügung stehenden stofflichen Senken<br />

<strong>für</strong> Abfall- und Reststoffe ausgeschöpft<br />

sein werden. Kreislaufwirtschaft nimmt<br />

daher den Stoffkreislauf der Natur zum<br />

Vorbild und versucht kaskadische<br />

Nutzungen ohne Abfälle (zero waste) und<br />

ohne Emissionen (zero emission) zu erreichen. [2]<br />

Vergleich der Prozessketten in der Linear- und Kreislaufwirtschaft


Im Jahr 2005 betrugen die Materialflüsse der Weltwirtschaft etwa 62 Milliarden Tonnen, wobei 58 Milliarden Tonnen aus neu<br />

gewonnenen Rohstoffen stammten und vier Milliarden Tonnen (bzw. ca. sechs Prozent) aus recycelten Gütern. 44 Prozent der<br />

gesamten Materialflüsse (28 Milliarden Tonnen) wurden zur Energiegewinnung eingesetzt, insbesondere fossile Energieträger, die<br />

bei der Nutzung verbraucht werden und daher prinzipbedingt nicht recycelt werden können. Daher ist die Energiewende, der Umstieg<br />

<strong>von</strong> fossilen auf erneuerbare Energien, eine wichtige Vorbedingung zum Erreichen der Kreislaufwirtschaft. [3]<br />

Geschichte<br />

Ursprüngliches menschliches Wirtschaften, wie es noch heute in den traditionellen Landwirtschaftssystemen der sogenannten<br />

Entwicklungsländer existiert, war seit jeher ein Kreislaufsystem, da die verwendete Produktionsenergie in Form <strong>von</strong> menschlicher<br />

und ggf. tierischer Muskelkraft direkt <strong>von</strong> der bewirtschafteten Fläche stammte und da sowohl die Abfälle der Produkte (etwa<br />

Ausscheidungen, Küchenabfälle), als auch die Produktionsrückstände (etwa Stroh, Asche bei der Brandrodung) direkt in die<br />

Produktion zurückgeführt wurden. [4]<br />

Das moderne Konzept der Kreislaufwirtschaft (circular economy) wurde 1990 <strong>von</strong> dem britischen Wirtschaftswissenschaftler David<br />

W. Pearce eingeführt. Es hat sich aus dem Konzept der industriellen Ökologie (engl. industrial ecology) entwickelt, das die<br />

Minimierung <strong>von</strong> Ressourcen und den Einsatz sauberer Technologien be<strong>für</strong>wortet. Bei der Kreislaufwirtschaft sollen nicht nur die<br />

Verwendung der Umwelt als Senke <strong>für</strong> Abfall- und Reststoffe der industriellen Fertigung, sondern auch der Einsatz neuer Materialien<br />

bei der Herstellung minimiert werden. [5]<br />

Nachhaltigkeit<br />

Intuitiv erscheint die Kreislaufwirtschaft nachhaltiger als die Linearwirtschaft. Die Minimierung der Ressourceneinbringung in das<br />

System und des Ressourcenverlusts durch Abfall und Energieverluste schonen Rohstofflagerstätten und reduzieren<br />

Umweltverschmutzung. Diese Betrachtung wird jedoch potenziellen Schwachstellen des Konzepts Kreislaufwirtschaft nicht gerecht.<br />

So werden beispielsweise soziale Aspekte in vielen Quellen eher nachrangig behandelt und es gibt Fälle in denen andere Strategien,<br />

wie die Beschaffung energieeffizienterer Technologien, vorteilhafter <strong>für</strong> die Umwelt sind. In einer Untersuchung konnten Forscher<br />

aus Cambridge und Delft darlegen, dass es deshalb neben Autoren, die die Kreislaufwirtschaft <strong>für</strong> eine Voraussetzung <strong>für</strong> ein<br />

nachhaltiges Wirtschaftssystem sehen, auch Wissenschaftler gibt, die die kreislaufwirtschaftliche Überlegungen als eine <strong>von</strong> vielen<br />

Strategien sehen oder das Konzept sogar als nachteilig beschreiben. [6]<br />

Cradle to Cradle<br />

Ein Ansatz <strong>für</strong> Kreislaufwirtschaft ist Cradle to Cradle (engl., dt. sinngemäß „Von<br />

der Wiege zur Wiege“), entwickelt seit Ende der 1990er Jahre <strong>von</strong> dem Chemiker<br />

Michael Braungart und dem Architekten William McDonough. Cradle-to-Cradle-<br />

Produkte sind nach Braungart und McDonough Produkte, die entweder als<br />

biologische Nährstoffe in biologische Kreisläufe zurückgeführt werden können oder<br />

als „technische Nährstoffe“ kontinuierlich in technischen Kreisläufen gehalten<br />

werden. [7]<br />

0:00<br />

Interview mit Michael Braungart über<br />

„Cradle to Cradle“<br />

Siehe auch<br />

Zero Emissions Research and Initiatives<br />

Ökologische Modernisierung<br />

Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz<br />

The Blue Economy<br />

Literatur


David W. Pearce, R. Kerry Turner: Economics of Natural Resources and the Environment.Harvester, Hemel<br />

Hempsted, 1990 (Kapitel 2: The Circular Economy), ISBN 978-0-7450-0225-5.<br />

Amory B. Lovins, Michael Braungart, Walter R. Stahel: A New Dynamic: Effective Business in a Circular Economy .<br />

Ellen MacArthur Found. Publ. 2014. ISBN 0-9927784-1-7<br />

Einzelnachweise<br />

1. Fang Läpple: Abfall- und kreislaufwirtschaftlicher Transformationsprozess in Deutschland und in China: Analyse –<br />

Vergleich – Übertragbarkeit(http://d-nb.info/994000898/34). Fakultät <strong>für</strong> Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der<br />

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 2007.<br />

2. www.umweltdatenbank.de (http://www.umweltdatenbank.de/lexikon/kreislaufwirtschaft.htm)<br />

3. Haas et al., How Circular is the Global Economy? An Assessment of Material Flows, Waste Production, and<br />

Recycling in the European Union and the World in 2005.In: Journal of Industrial Ecology19, Issue 5, (2015), 765–<br />

777, doi:10.1111/jiec.12244.<br />

4. Christian Lauk: Sozial-Ökologische Charakteristika <strong>von</strong> Agrarsystemen. Ein globaler Überblick und ergleich. V In:<br />

Social Ecology Working Paper 78.Institute of Social Ecology, Wien 2005. ISSN 1726-3816 (http://dispatch.opac.d-n<br />

b.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=1726-3816) . S. 24.<br />

5. Mikael Skou Andersen: An introductory note on the environmental economics of the circular economy . Sustainability<br />

Science 2, 2007, S. 133–140, doi:10.1007/s11625-006-0013-6.<br />

6. Martin Geissdoerfer, Paulo Savaget, Nancy M. P. Bocken, Erik Jan Hultink: The Circular Economy – A new<br />

sustainability paradigm?In: Journal of Cleaner Production. Band 143, 1. Februar 2017, S.757–768,<br />

doi:10.1016/j.jclepro.2016.12.048(https://dx.doi.org/10.1016%2Fj.jclepro.2016.12.048)(sciencedirect.com (http://ww<br />

w.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959652616321023) [abgerufen am 9. Juni 2017]).<br />

7. Braungart, Michael, 1958-: Cradle to cradle : remaking the way we make things. Vintage, 2009, ISBN 978-0-09-<br />

953547-8.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kreislaufwirtschaft&oldid=170158845 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 20. Oktober 2017 um 15:19 Uhr bearbeitet.<br />

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Transportrad<br />

Das Transportrad (Lastenrad)ist ein Fahrrad, das der Bewegung <strong>von</strong> Lasten und/oder Personen dient. Neben Zweirädern sind auch<br />

zahlreiche Dreiräder und manche Vierräder zu finden, die je nach Aufgabe, Zweck und Einsatzgebiet mit verschiedenen Aufbauten<br />

ausgerüstet sind.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Bauformen<br />

2 Nutzungen<br />

3 Transportkapazität<br />

4 Tagung Wien<br />

Dänisches Lastenfahrrad Long John<br />

5 Weitere Transportmöglichkeiten am Rad<br />

6 Weblinks<br />

7 Einzelnachweise<br />

Bauformen<br />

Das Bäckerrad mit großem und stabilen Gepäckträger vorne und<br />

hinten. Für den Transport eines großen Brot-oder Semmelkorbes ist oft<br />

ein besonders kleines Laufrad montiert. <strong>Eine</strong> Variante da<strong>von</strong> ist das<br />

Postfahrrad <strong>für</strong> Briefträger, das meist <strong>einen</strong> tiefen Einstieg hat um das<br />

häufige Absteigen zu erleichtern. Die speziellen Boxen oder Taschen<br />

sind hinten und vorne gut befestigt, die Last ist damit möglichst<br />

gleichmäßig auf beide Räder verteilt. Der stabile und breite Ständer<br />

verfügt oft über Rollen. Dies ist das wohl häufigste Transportrad in<br />

Deutschland.<br />

Der Vorderlader Long John, mit einer tiefen Ladefläche zwischen<br />

Lenker und Vorderrad. Die Lenkbewegung wird mit einem Gestänge<br />

oder Seilzug übertragen. Das Long John wird in weitgehend<br />

unveränderter Bauform seit etwa 1930 <strong>von</strong> verschiedenen<br />

Fahrradmanufakturen hergestellt. Seit einigen Jahren erlebt diese<br />

Rahmenform eine Renaissance – zahlreiche Hersteller bieten<br />

inzwischen Lastenräder mit ähnlichem Konzept an, beim Bakfiets<br />

ersetzt dann eine Box oder Kiste die Ladefläche.<br />

Der Hinterlader. Diese etwas seltenere Bauart ähnelt einem Tandem mit<br />

Gepäckbox oder Ladefläche anstelle des hinteren Fahrers.<br />

Das Longtail gleicht einem normalen Rad mit verlängertem Radstand<br />

hinter dem Fahrer. Die Fracht befindet sich seitlich und über dem<br />

Hinterrad, auf dem Gepäckträger(n) oder in Satteltaschen. Es existieren<br />

auch Umbausätze.<br />

Der Frontlader, baulich zwischen Bäckerrad und Long John gelegen,<br />

transportiert die Last über dem kl<strong>einen</strong> und mittels Gestänge<br />

angelenkten Vorderrad.<br />

Dreirad mit Lastenträger hinten. Bei diesen Fahrzeugen werden meist<br />

zwei weit auseinander stehende Hinterräder über ein Differential<br />

angetrieben. Zwischen den Hinterrädern ist Platz <strong>für</strong> die zu<br />

transportierende Last. Fahrrad-Rikschas und Fahrradtaxis sind<br />

Beispiele <strong>für</strong> dieses Konstruktionsprinzip.<br />

Dreirad mit Ladefläche vorne. Diese Dreiräder zeichnen sich durch zwei gelenkte Vorderräder und ein<br />

angetriebenes Hinterrad aus. Die Ladefläche befindet sich zwischen den beiden vorderen Rädern. Dieses Prinzip<br />

hat den Vorteil, dass sich die Last im Sichtbereich des Fahrers befindet.<br />

Lastenfahrrad als transportabler<br />

Verkaufsstand in Mexico<br />

Elektrofahrrad der Deutschen Post


hat den Vorteil, dass sich die Last im Sichtbereich des Fahrers befindet.<br />

Bis zu 30.000 solcher Räder fahren heute durch Kopenhagen. [1] Dieses<br />

Prinzip hat den Nachteil, dass die Last beim Lenken geschwenkt wird.<br />

Dies kann mit einer Achsschenkellenkung vermieden werden. Ein<br />

Beispiel <strong>für</strong> dieses Konstruktionsprinzip sind die Lastenräder des<br />

dänischen Fahrradherstellers Nihola.<br />

Nutzungen<br />

Familienrad<br />

Logistik Kurier-, Express-, Paketservice<br />

Gewerbliche Nutzungen in Unternehmen: Zustellung <strong>von</strong> Produkten,<br />

Speisen, etc; Diensträder <strong>für</strong> Erledigungen,<br />

Spezialräder <strong>für</strong> Dienstleister: Mobile Werkstatt <strong>für</strong> z.B. Fahrradservice,<br />

Fensterreinigung, Maler, Kaminkehrer, ambulanter Messerschleifer<br />

(früher),<br />

Gastronomie und Promotion Kafeefahrrad Das Eisfahrrad zum Verkauf<br />

<strong>von</strong> (offenem) Speiseeis ist meist drei- oder seltener vierrädrig, und<br />

bietet neben einer großen Kühlbox mit Eisbirnen auch <strong>einen</strong><br />

Sonnenschutz. Der Verkauf in der Stadt, im Freibad oder am Strand<br />

wird klassischerweise mit einer großen Glocke angekündigt. Moderne<br />

Versionen sind neben den obligatorischen Kälteakkus teilweise auch mit<br />

einer Spülwasserversorgung und Kühlaggregat zum Anschluss an das<br />

Stromnetz ausgestattet.<br />

Nihola-Lastenfahrrad<br />

Bike43 longtail Elektrofahrrad<br />

Lastenfahrrad in Indonesien<br />

Kindertransportrad Lastenfahrrad zum Kindertransport in<br />

Eindhoven, Niederlande


Wassertransport in Mexico<br />

Postfahrrad im Pariser Postmuseum<br />

UPS Lastenfahrrad in Hamburg<br />

Lastenfahrräder in Sanya (Hainan)<br />

Transport <strong>von</strong> Bienenstöcken mit dem<br />

Lastenfahrrad Musketier in Rockenberg<br />

Transportkapazität<br />

Marke (Land)<br />

Typ<br />

Plattform<br />

L x B in cm<br />

max. Zuladung<br />

in kg<br />

max. Ges.-Gew.<br />

in kg<br />

Maderna (A) MSRC XXL Truck 80 × 60 120<br />

Riese & Müller (D) Load light 60 × 39–45 200<br />

Larry vs Harry (DK) Bullitt 70 × 46 180<br />

Radkutsche (D) Musketier [2] 120 × 90 300<br />

Tagung Wien<br />

20.–21. März 2017 findet in Wien im Museumsquartier eine Tagung der European Cycle Logistics Federation zum Thema Transport<br />

per Lastenrad statt. Es wird geschätzt, dass fast ein Viertel der Lkw-Fahrten in Städten durch Lastenräder – insbesondere zur<br />

Feinverteilung – ersetzt werden kann. Seit Anfang März 2017 fördert (auch) die Stadt Wien den Ankauf <strong>von</strong> Lastenrädern – durch<br />

Private sowie Betriebe. [3]


Weitere Transportmöglichkeiten am Rad<br />

Gepäckträger<br />

Fahrradkörbe<br />

Fahrradtaschen vorne und hinten, jeweils seitlich des Laufrades angebracht<br />

Taschen „über dem Lenker“<br />

Fahrradanhänger, Einspuranhänger, auch als Kinderanhänger<br />

Rahmentaschen, im vorderen Zwischenraum des Diamantrahmens<br />

Lenkertaschen, etwa <strong>für</strong> Karten<br />

Seitenwägen<br />

Kindersitze, vom altmodischen „Traktorensitz“ bis hin zum heutigen Schalensitz<br />

Werkzeugtaschen bzw. Dosen aus Kunststof, Leder oder Blech „unterhalb“ des Sattels<br />

Getränkeflaschenhalter, meist am Unterrohr<br />

Weblinks<br />

Commons: Transporträder – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern<br />

nutzrad.de Übersichtsseite über fast alle am Markt verfügbaren Transporträder<br />

CAR GO BIKE BOOM Buchprojekt zur Geschichte, Technik und Kultur <strong>von</strong> Transporträdern<br />

longjohn.org: Informationen, Bilder und Links zu Long-John-Rädern<br />

Informationen zur Historie des Lastenfahrrads<br />

VELOTransport.de ist ein u. a. vom BMVI gefördertes Informationsportal <strong>für</strong> Produkte und News rund um das Thema<br />

Transporte mit dem Fahrrad.<br />

Einzelnachweise<br />

1. Holger Dambeck: Wem die Straße wirklich gehören sollte.(http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,785915,00.htm<br />

l) Stadtverkehr in Deutschland. In: Spiegel Online. 15. September 2011; abgerufen am 12. Januar 2017.<br />

2. Musketier (http://www.radkutsche.de/musketiere-353.html) auf radkutsche.de abgerufen am 9. Juni 2016<br />

3. Lastenrad statt Lkw: Konferenz in Wien(http://wien.orf.at/news/stories/2831950/)orf.at, 20. März 2017, abgerufen<br />

20. März 2017.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Transportrad&oldid=167406527“<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 19. Juli 2017 um 17:55 Uhr bearbeitet.<br />

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Lerngemeinschaft<br />

Unter einer Lerngemeinschaft versteht man eine Gruppe <strong>von</strong> Personen, die sich zusammenschließt, um sich gemeinsam mit einem<br />

bestimmten Thema auseinanderzusetzen. Das gemeinsame Lernen, der Wissensaustausch unter den Mitgliedern und das Arbeiten an<br />

konkreten Problemstellungen mit einem gemeinsamen Ziel/Produkt stehen dabei im ordergrund. V<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Ursprung des Lerngemeinschaftsansatzes<br />

1.1 Entstehung und Entwicklung<br />

1.2 Zu Grunde liegende Meta-Theorien<br />

2 Theorie des Lerngemeinschaftsansatzes<br />

2.1 Metakognition<br />

2.2 Prozesshaftes Lernen<br />

2.3 Situatives Lernen<br />

2.4 Problemorientiertes Lernen<br />

2.5 Soziales Lernen<br />

3 Ziele und Errungenschaften<br />

4 Beispiele<br />

4.1 In der Schule<br />

4.2 Außerhalb der Schule<br />

5 Siehe auch<br />

6 Quellenverweise<br />

Ursprung des Lerngemeinschaftsansatzes<br />

Entstehung und Entwicklung<br />

Der Lerngemeinschaftsansatz entstand in den 1980er Jahren in den Vereinigten Staaten. Obwohl die Idee des gemeinsamen Lernens,<br />

natürlich schon zuvor existierte, entwickelte sich nun die spezifische Theorie der Lerngemeinschaften, die diese auch relativ deutlich<br />

<strong>von</strong> gewöhnlichem gemeinsamem Lernen (etwa Gruppenarbeit) abgrenzt. Ausgangspunkt war die Abkehr <strong>von</strong> der kognitiven<br />

Lerntheorie, die die Informationsverarbeitung im Gehirn des Individuums als zentral <strong>für</strong> den Lernprozess ansah. Dem<br />

gegenübertretend sah man das Problem bei einem solchen Lernen, in der mangelnden Übertragung des Gelernten auf Situationen<br />

außerhalb des Lern- (bzw. Schul-) Kontextes. Anders als etwa in der Berufsausbildung, wo ein Lernprozess in der<br />

Auseinandersetzung mit der tatsächlichen Materie stattfindet („Learning by Doing“), könne das in der Schule erlernte, träge Wissen<br />

im Alltag kaum angewandt werden und sei daher weitgehend nutzlos. Analog zu den sogenannten „Communities of Practice“ (Lave<br />

und Wenger), in denen sich Menschen austauschen, die alle dem gleichen Beruf (vornehmlich einem Handwerk) nachgehen, wurden<br />

„Communities of learning“ postuliert, in welchen ein Austausch unter den Lernenden stattfinden soll.<br />

Als Pionier im Bereich der Lerngemeinschaften wird das Evergreen State College in Olympia, Washington – eine Schule mit<br />

experimentell-reformerischer Ausrichtung – angesehen, wo schon in den frühen 1980er-Jahren Lerngemeinschaften unter den<br />

Schülern eingerichtet wurden. Der Ansatz breitete sich zunächst v. a. in den USA weiter aus, in den letzten Jahren gibt es jedoch auch<br />

zunehmend Modellversuche in Deutschland.


Zu Grunde liegende Meta-Theorien<br />

Der Lerngemeinschaftsansatz basiert auf zwei eng miteinander verwandten Paradigmen aus der Soziologie bzw. Lernpsychologie: der<br />

soziologischen Systemtheorie und dem (Sozial-)Konstruktivismus.<br />

Erstere Theorie geht da<strong>von</strong> aus, dass Gemeinschaften soziale Systeme sind, die bestimmte Merkmale aufweisen. Ihre Mitglieder sind<br />

durch emotionale, reziproke Beziehungen miteinander verbunden und üben so gegenseitig Einfluss aufeinander aus. In einer<br />

Gesellschaft bestehen zahlreiche soziale Systeme nebeneinander, die sich jeweils wiederum durch die Bindungen zwischen ihren<br />

jeweiligen Mitgliedern <strong>von</strong>einander abgrenzen. Auch eine Lerngemeinschaft, also etwa eine Schulklasse, ist ein soziales System, d.<br />

h. es bestehen Beziehungen und damit auch Interaktion zwischen ihren Mitgliedern, also etwa den Schülerinnen und Schülern einer<br />

Klasse. Der Lerngemeinschaftsansatz versucht, diese Eigenschaft <strong>für</strong> den Lernprozess nützlich zu machen.<br />

Der Konstruktivismus liefert weitere zentrale Annahmen des Lerngemeinschaftsansatzes. So geht er da<strong>von</strong> aus, dass Wissen keine<br />

invariante Eigenschaft <strong>von</strong> Personen jenseits <strong>von</strong> Situationen ist, sondern vielmehr durch die jeweiligen Beziehungen zwischen<br />

Personen und Situationen geprägt wird. Multiple Perspektiven werden demnach als gegeben angenommen. Es existiert also kein<br />

objektives Wissen. Der Fokus liegt hier auf dem sozialen Kontext des Lernens; Kooperation, Eigenverantwortung,<br />

Problemorientierung, das Anknüpfen <strong>von</strong> neuem Wissen an bereits Gelerntes und die damit einhergehende ständige Rekonstruktion<br />

und Erweiterung des eigenen Wissens sind wichtige Merkmale des Lernprozesses.<br />

Theorie des Lerngemeinschaftsansatzes<br />

Aufbauend auf die oben genannten Meta-Theorien formuliert der Lerngemeinschaftsansatz (siehe hierzu etwa Bielaczyc/Collins<br />

1999) einige Prinzipien, die den Lernprozess in einer learning community auszeichnen und ihn – in weiten Teilen – <strong>von</strong> dem bis<br />

dato vorherrschenden Ansatz, der ausschließlich beim Individuum ansetzt, abgrenzen. Allgemein gilt es, die Partizipation der<br />

Lernenden in den Vordergrund zu stellen und den Lernprozess eher als kollektives Unternehmen, an dem jeder auf unterschiedliche<br />

Art und Weise beteiligt ist, zu betrachten. Im Gegensatz zur Methode der Gruppenarbeit gilt es, alle Mitglieder der Gemeinschaft<br />

längerfristig in das gemeinsame Projekt einzubinden: „fostering a culture of learning in which everyone is involved in a collective<br />

effort of understanding“ (Bielaczyc/Collins 1999). Zur Umsetzung <strong>von</strong> Lerngemeinschaften wird sich oft sogenannter „kognitiver<br />

Werkzeuge“ bedient. Dies sind meist digitale Medien (also etwa Concept Maps oder Programme wie CSILE, siehe unten), die dabei<br />

helfen sollen, dass Wissen nicht nur repräsentiert wird, sondern die Lernenden beim aktiven Wissensaufbau unterstützt. Dies<br />

geschieht zum Beispiel durch vorstrukturierte Benutzeroberflächen, die den Lernenden verschiedene Kategorien vorgibt, in die sie<br />

neue Erkenntnisse, Fragen, Vermutungen etc. eintragen, worüber sie sich online austauschen können.<br />

Metakognition<br />

In Lerngemeinschaften wird der Vorgang des Lernenlernens betont. Es geht also bei der Auseinandersetzung mit einem Thema nicht<br />

nur darum, sich mit dem jeweiligen Inhalt des Lernstoffes zu beschäftigen, sondern dabei auch kontinuierlich über den eigenen<br />

Lernprozess und -fortschritt zu reflektieren. Der Lernvorgang wird vom Lernenden selbst geplant, überwacht und bewertet.<br />

Prozesshaftes Lernen<br />

Es wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass Wissen nicht stufenförmig anwächst, sondern sich durch die sich im Lernprozess ergebenden<br />

Fragen quasi selbst verstärkt. Wissenszuwachs ist damit ein zirkel- oder spiralenförmiger Prozess: Mehr Wissen führt zu neuen<br />

Fragen, diese wiederum zu neuem Wissen und so weiter. Ein ähnliches Verhältnis besteht zwischen dem Zuwachs <strong>von</strong> individuellem<br />

und kollektivem Wissen. Das Wissen des Einzelnen trägt zum Aufbau des in der Gemeinschaft existierenden Wissens bei. Auf dieses<br />

kollektive Wissen kann wiederum das Individuum zurückgreifen, d.h., der Wissenszuwachs <strong>von</strong> Individuum und Gemeinschaft<br />

verstärkt sich gegenseitig. Entsprechend können sich die Lernziele einer Gemeinschaft auch erst endgültig im Lernprozess selbst<br />

ergeben.


Weiterhin ist das Lernen durch und aus Fehlernwichtig. Die Lernenden durchlaufen <strong>einen</strong> ständigen Prozess <strong>von</strong> Versuch und Irrtum,<br />

in dem sie selbst erst durch Ausprobieren herausfinden, welche möglichen Erklärungen etwa <strong>für</strong> ein bestimmtes Phänomen haltbar<br />

sind und weshalb. Es geht also nicht darum, auf ein vom Lehrer festgelegtes Ziel hin zu lernen, sondern die Wissensspirale so weit<br />

weiter zu verfolgen, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Dabei steht auch im Vordergrund, dass der Lernende selbst erlebt und<br />

erkennt wie oder weshalb der Untersuchungsgegenstand funktioniert, anstatt sich die Informationen darüber schlicht anzulesen oder<br />

gesagt zu bekommen („knowledge of“ statt „knowledge about“). Wissen über den praktischen Umgang mit dem untersuchten<br />

Phänomen soll also eine reine Anhäufung <strong>von</strong> deklarativem Wissen ersetzen.<br />

Die Lehrperson spielt – sofern es sich um eine schulische Lerngemeinschaft handelt – eine grundlegend andere Rolle als im<br />

konventionellen Unterricht. Da sich das Wissen durch die Lernenden durch eigene Aktivitäten und möglichst hohe Teilhabe<br />

weiterentwickelt, tritt der Lehrer eher als Organisator auf den Plan. Er schafft die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen <strong>für</strong> den<br />

erfolgreichen Lernprozess, stellt also etwa Informationen, Räumlichkeiten und Expertise zur Verfügung. Als Modell und Vorbild<br />

gibt die Lehrkraft Hilfestellungen und steht jederzeit <strong>für</strong> Fragen bereit. Die Lernenden sind also selbst verantwortlich <strong>für</strong> ihren<br />

eigenen Lernprozess und den der anderen Gruppenmitglieder .<br />

Situatives Lernen<br />

Wie oben beschrieben soll der Antagonismus zwischen Lernsituation und Anwendungssituation überwunden werden. Dazu wird<br />

versucht, die Lernsituation möglichst praxisnah zu gestalten, d.h. den Bezug zur Lebenswelt des Lernenden herzustellen. Dies wird<br />

z. B. dadurch erreicht, dass der Lernanlass aus dem Leben gegriffen sein sollte, also eine Auseinandersetzung mit<br />

Alltagsphänomenen stattfindet, deren Relevanz dem Lernenden unmittelbar einleuchtet. Außerdem ist entscheidend, dass die<br />

Lernenden in der Gemeinschaft ein bestimmtes Produkt erstellen, welches realweltliche Bedeutung hat (also etwa ein Buch drucken,<br />

eine Ausstellung organisieren, eine Webseite gestalten o. ä.). Das Lernen findet also im fachlichen und sozialen Kontext statt.<br />

Problemorientiertes Lernen<br />

An das situative Lernen anknüpfend sollte beim Lerngegenstand stets eine Problemorientierung gegeben sein. Es werden also<br />

konkrete Fallbeispiele und Problemstellungen ausgewählt, mit deren Lösung die Lernenden anschließend selbstständig befasst sind.<br />

Dabei gilt das Prinzip Tiefe > Breite (depth-over-breadth principle), d.h. es wird als sinnvoller erachtet, gewisse Themen intensiv zu<br />

bearbeiten und sich Expertise in einem bestimmten Feld anzueignen, als oberflächliches Wissen über ein möglichst breites<br />

Curriculum anzusammeln. Die ausgewählten Themengebiete sollten möglichst Schlüsselideen bzw. wichtige Prinzipien eines<br />

Fachbereiches sein, um einer zu abwegigen Spezialisierung vorzubeugen. „Rather than being overawed by authority, or dismissive,<br />

they [the students, Anm. d. Verfasserin] see their own work as being legitimated by its connection to problems that have commanded<br />

the attention of respected scientists, scholars, and thinkers.“ (Scardamalia/Bereiter 2006: 3). Durch die Mitbestimmung der Lernziele,<br />

die Relevanz der behandelten Themen und das Erstellen eines Produktes mit lebensweltlichem Bezug soll vor allem die Motivation<br />

der Lernenden gefördert werden (intrinsische Motivation). Auch ist es beim problemorientierten Lernen erwünscht, dass jedes<br />

Mitglied einer Lerngemeinschaft bzw. jede Untergruppe einem (zumindest teilweise) anderen problemaspekt nachgeht. Es wird also<br />

nicht zur gleichen Zeit <strong>von</strong> allen Lernenden das Gleiche gelernt, sondern es herrschen sowohl vor wie auch nach dem Lernprozess<br />

unterschiedliche Wissensstände und Expertisen vor.<br />

Soziales Lernen<br />

Ein weiteres Prinzip des Lerngemeinschaftsansatzes ist, dass nicht ein Einzelner isoliert, sondern eine Gruppe zusammen lernt. Es<br />

soll eine Kultur des Lernens geschaffen werden, in der längerfristig jeder Einzelne einbezogen ist und die <strong>von</strong> Teamgeist,<br />

Kooperation und Engagement geprägt ist. Die Mitglieder sollen lernen, mit den Verschiedenheiten der Gruppenmitglieder<br />

umzugehen, sie zu respektieren, wertzuschätzen und die verschiedenen Sichtweisen zu einem gemeinsamen Produkt<br />

zusammenzuführen. Es geht hier zum <strong>einen</strong> darum, verschiedene Wissensstände und Expertisen der Mitglieder (diversity of<br />

expertise)einzubinden. Zum anderen führt gerade diese Diversität auch dazu, dass das kollektive Wissen immer größer ist als das<br />

individuelle Wissen, weshalb wiederum jeder auf das jeweilige Wissen der anderen angewiesen ist (Ressourceninterdependenz).<br />

Jeder Einzelne ist mit seinem spezifischen Wissen und s<strong>einen</strong> individuellen Voraussetzungen (individuelle Identität) wichtig <strong>für</strong> den


Aufbau des kollektiven Wissens und der durch diese positive Abhängigkeit entstehenden „kollektive Identität“ der Gruppe, die auch<br />

durch die gemeinsame Anstrengung auf ein gemeinsames Ziel (oft in Form eines konkreten Produktes) geprägt wird. Dennoch<br />

entsteht durch das Zusammentragen und den Austausch der Ergebnisse eine gemeinsame Wissensgrundlage (common ground). Die<br />

Dauerhaftigkeit der gruppeninternen Bindungen und der Ausbau einer eigenen Gruppenidentität unterscheiden Lerngemeinschaften<br />

<strong>von</strong> dem, was in Gruppenbildungsprozessen innerhalb kurzfristiger angelegter Gruppenarbeiten erreicht werden kann. Außerdem<br />

lernen die Mitglieder der Lerngemeinschaft mit Feedback umzugehen und so ihren eigenen Lernprozess zu reflektieren und sich<br />

weiterzuentwickeln. Jeder Einzelne lernt demnach etwas anderes <strong>von</strong> der Gruppe – im Gegensatz zum traditionellen Ansatz in dem<br />

alle das Gleiche zur gleichen Zeit lernen sollen – und ist selbst <strong>für</strong> sein Lernen und das der Gruppe verantwortlich.<br />

Ziele und Errungenschaften<br />

In verschiedenen kanadischen (Institute of Child Study in Toronto und University of Toronto) und anderen, vornehmlich im<br />

anglophonen Raum durchgeführten, Studien (Caswell/Bielaczyk 2001; Dunbar 1997) konnte der Erfolg <strong>von</strong> Lerngemeinschaften<br />

gezeigt werden. Dunbar etwa stellte fest, dass der Diskurs in einer Lerngemeinschaft eine andere Funktion hat als Diskussionen, die<br />

im Rahmen eines Vortrags oder eines Aufsatzes stattfinden. Ersterer sei deutlich mehr auf Kooperation und Verstehen ausgerichtet<br />

und damit <strong>für</strong> den Lernprozess wesentlich relevanter (vgl. auch Coleman/Brown/Rivkin, 1997).<br />

Der Einsatz einer lerngemeinschaftsstützenden Computer-Software (CSILE und Knowledge Forum) in verschiedenen kanadischen<br />

Klassen und bei Studenten verdeutlicht vor allem die Errungenschaften, die Lerngemeinschaften im Bereich „idea improvement“<br />

beisteuern können. Mithilfe der Software vernetzten sich die Schülerinnen und Schüler miteinander und arbeiteten gemeinsam an<br />

einem bestimmten Thema (etwa Dinosaurier oder Umweltverschmutzung). Dabei wurde vor allem die Erkenntnissuche der<br />

Lernenden gefördert, indem sie sich gegenseitig bei aufkommenden Fragen weiterhalfen, kritisierten und gemeinsam an immer<br />

besseren Lösungsansätzen und einer ständigen Erweiterung des gemeinsamen Wissensbestandes arbeiteten (vgl. Scardamalia/Bereiter<br />

2006).<br />

Besondere Relevanz gewinnen Lerngemeinschaften auch durch Prozesse der Globalisierung, indem sie das Zusammenarbeiten mit<br />

anderen Lernenden unterschiedlicher Herkunft fördern und damit eine Perspektivübernahme und die Arbeit mit unterschiedlichen<br />

Expertisen ermöglichen (diverse expertise).<br />

Beispiele<br />

In der Schule<br />

Lampert’s Mathematical Classroom:<br />

Lampert entwickelte im Jahr 1990 <strong>einen</strong> mathematischen Lerngemeinschaftsansatz, der aus ihrer Sicht dem „idealen<br />

Mathematikunterricht“ entspricht. Die Schülerinnen und Schüler erhalten dabei ein mathematisches Ausgangsproblem, an dem sie<br />

alleine oder in Kleingruppen arbeiten, um anschließend ihre Lösungsansätze im Plenum zu diskutieren. Ziel des Ansatzes ist, dass die<br />

Schülerinnen und Schüler dazu ermutigt werden, ihre verschiedenen Ideen und Herangehensweisen zu präsentieren, diskutieren und<br />

zu reflektieren welche Ansätze richtig sind und warum. Auf diese Weise sollen die Schülerinnen und Schüler ein tieferes Verständnis<br />

<strong>für</strong> die Mathematik erlangen und außerdem lernen, sich korrekt mathematisch auszudrücken und mathematisch zu argumentieren.<br />

Der Lehrer ist dabei der „Moderator“, der den Dialog bzw. die Diskussion leitet und Informationen, Expertise und Hilfestellungen<br />

bereitstellt.<br />

Scardamalia und Bereiter’s Knowledge-Building Community:<br />

Scardamalia und Bereiter haben 1994 ein Modell entwickelt, dass sie „Knowledge Building Community“ nennen. Grundlage dieser<br />

Lerngemeinschaft ist die Software CSILE, die das „Lerngerüst“/die „Lernumgebung“, eine elektronische Diskurs- und Datenbasis,<br />

liefert. Die Idee dabei ist, dass die Lernenden in einer angeleiteten Umgebung, gemeinsam Probleme und Fragestellungen erarbeiten<br />

und so aktiv am gemeinsamen Lernen beteiligt sind. Die Beiträge und Ergebnisse der einzelnen Mitglieder gehen in die<br />

Lernumgebung ein, setzen Standards <strong>für</strong> die anderen und erfordern eine kontinuierlich wechselseitige Anpassung. Dabei können auch<br />

„echte“ Experten jenseits des Klassenzimmers mit einbezogen werden. Es wird also öffentlich gelernt und kommuniziert und


ermöglicht so, dass auch spätere Lernende am Lernprozess teilhaben können. Im Unterschied zum traditionellen Ansatz, in dem ein<br />

bestimmtes Thema vom Lehrer innerhalb der Klasse (<strong>von</strong> Person zu Person) präsentiert wird, wird in der Knowledge-Building-<br />

Community auf ein bestimmtes Problem fokussiert, dass in der Öf fentlichkeit diskutiert wird und zu dessen Lösung die Schüler selbst<br />

beitragen können. Wissensobjekte (knowledge objects) sollen <strong>von</strong> den Schülern selbst produziert werden und nicht die „vorgekauten“<br />

Medienobjekte (media objects) des Lehrers rezipiert werden. Den Lernenden bleibt Gelegenheit zur Reflexion, die sie in der<br />

gewöhnlichen 1-Sekunde-Wartezeit im normalen Unterricht nicht haben. Auch bedeutet Lernen in der Knowledge-Building-<br />

Community nicht, bei den gestellten Aufgaben gut abzuschneiden, wie es der traditionelle Ansatz vorsieht, sondern es wird aus<br />

eigener Motivation heraus gelernt. Lernen ist daher ein Expertisenerwerbsprozesss des progressiven „Problem solving“.<br />

Außerhalb der Schule<br />

<strong>Wikipedia</strong> (vgl. Lawler 2006)<br />

Betriebliche Aus- und Weiterbildung, etwa Knowledge Communities bei HP (vgl. Seufert 2004)<br />

E-learning-Formate<br />

Wissenschaftler-Community<br />

Lehrerfortbildungen (Gräsel/Fussnagel/Parchmann 2006)<br />

Siehe auch<br />

Knowledge-Café<br />

Markt der Möglichkeiten<br />

Lernplattform<br />

E-Learning<br />

Wissensmanagementsystem<br />

Quellenverweise<br />

Katerine Bielaczyc, Allan Collins: Learning Communities in Classrooms. A Reconceptualization of Educational<br />

Practice. In: C. M. Reigeluth (Hrsg.): Instructional design theories and models.(Vol. II), Lawrence Erlbaum, London<br />

1999, ISBN 0-8058-2859-1, S. 269–292.<br />

B. Caswell, K. Bielaczyc: Knowledge Forum: Altering the relationship between students and scientific knowledge. In:<br />

Education, Communication & Information.Routledge, London 2001, Nr. 1, ISSN 1463-631X, S. 281–305.<br />

E. B. Coleman, A. L. Brown, I. D. Rivkin: The effect of instructional explanations on learning from scientific texts. In:<br />

Journal of the Learning Sciences.1997, Nr. 6, S. 347–365.<br />

K. Dunbar: How scientists think: Online creativity and conceptual change in Science. In: T. B. Ward,S. M. Smith, S.<br />

Vaid (Hrsg.): Conceptual structures and processes: Emergence, discovery and change.American Psychological<br />

Association, Washington DC 1997, S. 461–493.<br />

Cornelia Gräsel, Kathrin Fussangel, Ilka Parchmann: Lerngemeinschaften in der Lehrerfortbildung.<br />

Kooperationserfahrungen und -überzeugungen <strong>von</strong> Lehrkräften. In: Zeitschrift <strong>für</strong> Erziehungswissenschaft.9. Jahrg.,<br />

Heft 4/2006, ISSN 1434-663X, S. 545–561.<br />

Jean Lave, Etienne Wenger: Situated Learning: Legitimate Peripheral Participation.Cambridge University Press,<br />

Cambridge 2008, ISBN 978-0-521-42374-8.<br />

Cormac Lawler: <strong>Wikipedia</strong> als Lerngemeinschaft. Inhalt, Probleme und das Wohl der Allgemeinheit. In: Bernd<br />

Lutterbeck, Matthias Bärwolf, Robert A. Gehring (Hrsg.): Open Source Jahrbuch.Lehmanns Media, Berlin 2006,<br />

ISBN 3-86541-135-5, S. 297–314. (online)<br />

M. Scardamalia, C. Bereiter: Knowledge Building. Theory, pedagogy, and technology. In: K. Sawyer (Hrsg.): The<br />

Cambridge handbook of the learning sciences.2006, S. 97–115.<br />

Sabine Seufert: Virtuelle Lerngemeinschaften. Konzepte und Potenziale <strong>für</strong> die Aus- und Weiterbildung. In: G. Zinke,<br />

A. Fogolin (Hrsg.): Online-Communities – Chancen <strong>für</strong> informelles Lernen in der Arbeit.Bundesinstitut <strong>für</strong><br />

Berufsbildung, 2004, S. 28–38. (online)<br />

Markus Niederastroth: Flussdiagramm: Blended Learning in einer Learning-Community im Weblog. Hamburg 2013,<br />

ISBN 978-3955498931.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Lerngemeinschaft&oldid=160439399 “


Diese Seite wurde zuletzt am 7. Dezember 2016 um 23:44 Uhr bearbeitet.<br />

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FabLab<br />

Ein FabLab (engl. fabrication laboratory – Fabrikationslabor), manchmal auch<br />

offene Werkstatt oder MakerSpace, ist eine offene, demokratische Werkstatt mit dem<br />

Ziel, Privatpersonen den Zugang zu Produktionsmitteln und modernen industriellen<br />

Produktionsverfahren <strong>für</strong> Einzelstücke zu ermöglichen. Typische Geräte sind 3D-<br />

Drucker, Laser-Cutter, CNC-Maschinen, Pressen zum Tiefziehen oder Fräsen, um<br />

eine große Anzahl an unterschiedlichen Materialien und Werkstücken bearbeiten zu<br />

können („make almost everything“). FabLabs erlauben die unkomplizierte<br />

Anfertigung <strong>von</strong> hoch individualisierten Einzelstücken oder nicht mehr verfügbaren<br />

Ersatzteilen (Rapid Manufacturing). Es gibt große Überlappungen und Kooperation<br />

mit der Open-Hardware-, Open-Source- und der DIY-Bewegung.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Entstehung<br />

2 Soziale Aspekte<br />

3 Zukunft und Vision<br />

4 Liste <strong>von</strong> FabLabs<br />

4.1 Deutschland<br />

4.2 Österreich<br />

4.3 Schweiz<br />

4.4 Im Aufbau oder Umbau<br />

5 Siehe auch<br />

6 Literatur<br />

7 Weblinks<br />

8 Einzelnachweise<br />

Fab-Lab-Logo<br />

Das FabLab der Waag Society in<br />

Amsterdam<br />

Entstehung<br />

Das erste FabLab wurde <strong>von</strong> Neil Gershenfeld am Massachusetts Institute of Technology (MIT) im Jahre 2002 initiiert und<br />

begründete die weltweit schnell wachsende „Maker“-Bewegung. Thematisch sind FabLabs im Umfeld <strong>von</strong> Open Hardware<br />

angesiedelt und bringen die digitale Revolution auf eine neue Ebene, zum Beispiel mittels selbstreplizierender 3D-Drucker .<br />

Soziale Aspekte<br />

FabLabs ermöglichen den Zugang zu Produktionstechnologien und Produktionswissen auch dort, wo dies aus Gründen <strong>von</strong> Bildung,<br />

Alter, Wohlstand oder Region eher schwierig ist. So helfen FabLabs in Indien, Asien oder Afrika, lokale Probleme zu lösen und die<br />

Lebensqualität der Menschen zu erhöhen. In Industrienationen vermitteln FabLabs technisches Know-how zum Beispiel <strong>für</strong> Kinder<br />

und Jugendliche außerhalb des regulären Schul- oder Hochschulsystems und tragen so zu einer Erhöhung der Bildungsgerechtigkeit<br />

bei. FabLabs richten ihre Aktivitäten nach der internationalen „Fab Charter“ aus. [1] Die Charta ist das Selbstverständnis der Fab Labs<br />

und gibt Leitlinien <strong>für</strong> die Bereiche Mission, Zugang, Bildung, Verantwortung, Geheimhaltung und Geschäft. [2] In der Charta sind


wichtige Aspekte wie der offene Zugang (Open Access), Verantwortung <strong>für</strong> das eigene Handeln gegenüber anderen Menschen,<br />

Maschinen und der Umwelt, offene und freie Wissensvermittlung <strong>für</strong> Privatnutzung, geistige Eigentumsrechte und kommerzielle<br />

Aktivitäten geregelt. [3]<br />

Zukunft und Vision<br />

FabLabs machen High-Tech-Produktionstechnologien <strong>für</strong> kleine Arbeitsgruppen oder Einzelpersonen verfügbar, ähnlich wie der<br />

Personalcomputer seit den 1970er Jahren erstmal elektronische Informationsverarbeitungoder ab 1985 Desktop-Publishing <strong>für</strong> diese<br />

Zielgruppen ermöglichte. Im Hinblick auf aktuelle Rapid-Prototyping-Verfahren oder die Potentiale im Bereich der Nanotechnologie<br />

erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass in einigen Jahrzehnten auch Produktionstechnologie zu Hause verfügbar sein wird. Ein<br />

„Personal Fabricator“ auf unserem Schreibtisch könnte uns über online bezogene Daten jedes beliebige Produkt, beispielsweise ein<br />

Ersatzteil, direkt „ausdrucken“.<br />

Liste <strong>von</strong> FabLabs<br />

Im deutschsprachigen Raum bestehen folgende FabLabs (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Die Liste ist innerhalb der Länder<br />

alphabetisch nach Städtenamen sortiert:<br />

Deutschland<br />

Fab Lab Aachen – Das erste FabLab in Deutschland<br />

wurde 2009 <strong>von</strong> der RWTH Aachen eingerichtet.<br />

FabLab Bayreuth<br />

Fab Lab Berlin<br />

Happylab Berlin<br />

Offene Werkstatt der Open Design City im Betahaus<br />

Berlin<br />

HRW FabLab Bottrop<br />

Protohaus Braunschweig<br />

FabLab Bremen<br />

FabLab Chemnitz<br />

FabLab Cottbus<br />

FabLab Darmstadt<br />

FabLabDD Dresden<br />

GarageLab e. V. – Düsseldorf<br />

FAU FabLab in Erlangen an der Friedrich-Alexander-<br />

Universität<br />

3D Druckzentrum Ruhr in Essen<br />

FREILab Freiburg [4]<br />

Eigenbaukombinat in Halle (Saale) betrieben vom<br />

Eigenbaukombinat Halle e. V.<br />

Hafven in Hannover<br />

Fab Lab Fabulous St. Pauli Hamburg<br />

Makerspace des Deutsch-Amerikanischen Instituts<br />

Heidelberg<br />

FabLab Kamp-Lintfort<br />

FabLab Karlsruhe<br />

Makerspace Rhein-Neckar Ludwigshafen am Rhein [5]<br />

FabLab.SH in Kiel<br />

FabLab Allgäu (Kempten)<br />

Dingfabrik in Köln<br />

Makerspace der Stadtbibliothek Köln<br />

FabLab Lübeck<br />

FabLab Lüneburg<br />

FabLab Lünen, betrieben <strong>von</strong> FabLab Mitmach-<br />

Werkstatt e. V.<br />

FabLab „Netz39“ in Magdeburg<br />

FabLab in Magdeburg an der Otto-<strong>von</strong>-Guericke<br />

Universität (kein FabLab im eigentlichen Sinne, da es<br />

<strong>für</strong> die Förderung <strong>von</strong> studentischen<br />

Unternehmensgründungen vorgesehen ist)<br />

Fablab erfindergarden München<br />

FabLab München e. V.<br />

MakerLab Murnau e.V. [6]<br />

FabLab Neuenstadt am Kocher, betrieben vom<br />

Jugendförderverein Brückedächle e. V.<br />

FabLab Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim e. V.<br />

FabLab Nürnberg, betrieben vom Fab Lab Region<br />

Nürnberg e. V.<br />

FabLab NüLand (Nürnberger Land e. V.) in<br />

Neunkirchen am Sand<br />

FabLab Paderborn<br />

FabLab Potsdam (machBar)<br />

FabLab Regensburg<br />

FabLab Region Rothenburg ob der Tauber<br />

OpenLab Schwabach<br />

FabLab Thüringen<br />

FabLab Neckar-Alb e. V. in Tübingen<br />

FabLab Veitsbronn<br />

Makerspace Wiesbaden<br />

ViNN:Lab der Technischen Hochschule Wildau<br />

(Landkreis Dahme-Spreewald)<br />

/dev/tal in Wuppertal (Standort: Utopiastadt)<br />

FabLab Würzburg<br />

Österreich<br />

FabLab TU Graz<br />

FabLab Innsbruck [7]


FabLab Leoben<br />

„FabLab“ im Ars Electronica Center (Museum der<br />

Zukunft) in Linz<br />

Happylab Salzburg<br />

Steyr-Werke Makerspace [8]<br />

smartlab Villach<br />

FabLab in Wattens – Werkstätte Wattens<br />

Happylab in Wien – Vienna Fab Lab<br />

Maker Austria in Wien – Vienna Maker Space<br />

Schweiz<br />

FabLab Bern<br />

FabLab Biel (Switzerland Innovation Park Biel)<br />

Fablab Freiburg<br />

FabLab At3flo Ins BE<br />

FabLab La Côte<br />

FabLab Lausanne<br />

FabLab Lugano<br />

FabLab Luzern<br />

FabLab Neuenburg<br />

FabLab Renens<br />

FabLab Rheinfelden AG, betrieben vom Makerspace<br />

Rheinfelden<br />

FabLab Sitten<br />

FabLab Winterthur<br />

FabLab Zürich<br />

Im Aufbau oder Umbau<br />

FabLab Münster im Zentrum <strong>für</strong> soziale und digitale Innovation<br />

FabLab Ansbach<br />

Starship Factory Basel<br />

FabLab Brandenburg an der Havel<br />

FabFarm Düsseldorf, betrieben <strong>von</strong> der Gemeinschaft FabFarm e.G. (i.G.)<br />

FabLab Grefrath<br />

Stadt-Teil-Werkstatt in Hannover-Nordstadt<br />

FabLab Ingolstadt<br />

FabLab der ofenen NetzWERKstatt Innviertel<br />

SmartFactoryOWL Lemgo<br />

FabLab Leipzig (seit einiger Zeit „vorübergehend geschlossen“)<br />

FabLab Neumarkt<br />

Makerspace Rhein-Neckar<br />

FabLab Siegen<br />

FabLab der Werkstätte Wattens – Center for Rapid Innovation<br />

FunLab Zürich<br />

FabLab Preetz [9]<br />

FabLab Weingarten<br />

FabLab38 Wolfenbüttel [10]<br />

FabLab in der Hand.Werk.Stadt Mödling<br />

Makerspace Passau (Eröffnung voraussichtlich 2018)<br />

Siehe auch<br />

Hackerspace<br />

Repair-Café<br />

Selbsthilfewerkstatt<br />

Literatur<br />

Andrea Baier, Tom Hansing, Christa Müller, Katrin Werner (Hrsg.): Die Welt reparieren. Open Source und<br />

Selbermachen als postkapitalistische Praxis.transcript, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3377-1.<br />

Tobias Moorstedt: Du bist die Fabrik. Hrsg.: Süddeutsche Zeitung. Nr. 82, 10. April 2010 (PDF-Datei; 166 kB).<br />

Niels Boeing: The future is fab. Technology Review, heise online; 3. März 2010; abgerufen am 9. Juni 2015.<br />

Neil A. Gershenfeld: Fab: the coming revolution on your desktopfrom personal computers to personal fabrication.<br />

Basic Books, New York 2005, ISBN 0-465-02745-8.


Julia Walter-Herrmann, Corinne Büching (Hrsg.): FabLab Of Machines, Makers and Inventors.Transcript, Bielefeld<br />

2013, ISBN 978-3-8376-2382-6<br />

Weblinks<br />

FabLabs.io – Weltweites Verzeichnis vieler FabLabs<br />

International Fab Lab Association, eine Vereinigung der internationalen Fab Lab Community Mitglieder.<br />

Einzelnachweise<br />

1. Fab Charta (http://fab.cba.mit.edu/about/charter/)(drafted 2012)<br />

2. Deutsche Übersetzung der englischsprachigen Fab Charter (http://www.fablab-hamburg.org/ein-fab-lab-fuer-stpauli/s<br />

elbstverstandnis/) auf fablab-hamburg.org<br />

3. Fab Charta 2007 (http://wiki.fablab.is/wiki/Fab_Charter)(englisch)<br />

4. FREILab Freiburg e.V. (http://freilab.de/) Abgerufen am 18. Juli 2017.<br />

5. Makerspace Rhein-Neckar(https://makerspace-rheinneckar.de/)<br />

6. MakerLab Murnau e.V. (http://www.makerlab-murnau.de/)Abgerufen am 18. Juli 2017.<br />

7. Offene Hightech-Werkstatt in Innsbruck (http://tirol.orf.at/news/stories/2757842/)auf ORF vom 15. Februar 2016<br />

abgerufen am 16. Februar 2016<br />

8. Der Steyr-Werke Makerspace (https://www.steyr-werke.at/makerspace/). In: steyr-werke.at. Abgerufen am 18. Juli<br />

2017.<br />

9. Home. (http://fablab.fsg-preetz.de/index.php)In: fablab.fsg-preetz.de. Abgerufen am 13. Juli 2016.<br />

10. Maschinenbau FABLAB an der Ostfalia Hochschule <strong>für</strong> angewandte Wissenschaften. (http://141.41.42.28/fablab38/)<br />

Abgerufen am 25. August 2016.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=FabLab&oldid=171715030 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 6. Dezember 2017 um 08:16 Uhr bearbeitet.<br />

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Nachbarschaftshilfe<br />

Nachbarschaftshilfe bezeichnet eine gegenseitige, unter Nachbarn gewährte Form der Hilfe und Unterstützung, bei der zumeist auf<br />

ein Entgelt in Form einer Geldzahlung verzichtet und stattdessen Gegenleistungen in ähnlicher Form erbracht werden.<br />

Nachbarschaftshilfe ist üblicherweise ein gewohnheitsmäßiges und wenig formalisiertes Instrument sozialer Gemeinschaften zur<br />

Bewältigung <strong>von</strong> individuellen oder gemeinschaftlichen Bedürfnissen, Notlagen und Krisen.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Formen<br />

2 Gesetzliche Regelungen<br />

2.1 Deutschland<br />

3 Siehe auch<br />

4 Literatur<br />

5 Einzelnachweise<br />

Formen<br />

Motivation zur nachbarschaftlichen Hilfe entsteht zumeist zwischen Menschen, die in einer ähnlichen sozialen oder materiellen<br />

Situation sind. „Funktionierende Nachbarschaft“, <strong>für</strong> die Nachbarschaftshilfe ein Indiz ist, entsteht zum Beispiel in bäuerlichen<br />

Dorfgemeinschaften in Zeiten anwachsenden Arbeitskräftebedarfs (gegenseitige Hilfe beim gemeinsamen Einbringen der Ernte) oder<br />

zur Abwehr <strong>von</strong> Bedrohungen und Gefahren (Deichschutz, Freiwillige Feuerwehr; siehe auch Pumpennachbarschaft) [1] . Als<br />

individuelle Hilfe ermöglicht Nachbarschaftshilfe die Bewältigung <strong>von</strong> Alltagsproblemen bis hin zur Überwindung <strong>von</strong> Krisen wie<br />

Krankheit und Armut.<br />

In urbanen Gesellschaften mit einem hohen Grad der Individualisierung wird häufig das Fehlen <strong>von</strong> Nachbarschaftshilfe beklagt,<br />

beispielsweise in der anonymen Nachbarschaft <strong>von</strong> Hochhausbewohnern. Zumeist sind dort jedoch auch ihre materiellen Gründe<br />

entfallen (Sozialhilfe, Rentenversicherung, Sozialstationen, Kindertagesstätten, Altersheime) oder professionelle Formen der<br />

Gefahrenabwehr etabliert (Berufsfeuerwehr). Kommunale, kirchliche oder verbandliche Gemeinwesenarbeit bemüht sich dort um die<br />

(Wieder-) Belebung nachbarschaftlicher Solidarität und gegenseitiger Unterstützung. [2]<br />

Aktuelle Ansätze mit dem gleichen Ziel sind unter dem Namen Quartiersmanagement bekannt und auch die Selbsthilfe-Bewegung<br />

kann als Ersatz früherer Nachbarschaftshilfe verstanden werden. Als weitere, organisierte Form der Nachbarschaftshilfe sind auch<br />

Zeitbanken anzusehen.<br />

Gesetzliche Regelungen<br />

Deutschland<br />

In einigen Gesetzen wird der nachbarschaftlichen Hilfe eine besondere Rolle zugestanden. Beispielsweise ist nach § 2 RDG eine<br />

unentgeltliche Rechtsberatung ohne Aussicht eines Volljuristen nur dann zulässig, wenn sie innerhalb „familiärer, nachbarschaftlicher<br />

oder ähnlich enger persönlicher Beziehungen“ erbracht wird.


Neben der „echten“ gibt es auch vorgebliche Formen der Nachbarschaftshilfe, mit der sogenannte Schwarzarbeit verdeckt werden<br />

soll. Hier wird zwar Hilfe erbracht, aber die Gegenleistung erfolgt in Geld und „am Finanzamt vorbei“.<br />

Der Rahmen zulässiger Nachbarschaftshilfe kann deswegen gesetzlich geregelt sein.<br />

Siehe auch<br />

schwäbische Kehrwoche<br />

Ayni<br />

Bubuti<br />

Gegenseitige Hilfe<br />

Minka<br />

Dugnad<br />

Literatur<br />

Reimar Gronemeyer, Hans-Eckehard Bahr (Hrsg.): Nachbarschaft im Neubaublock. Empirische Untersuchungen zur<br />

Gemeinwesenarbeit, theoretische Studien zur Wohnsituation.Beltz (Weinheim) 1977, ISBN 3-40751-125-6.<br />

Einzelnachweise<br />

1. Franz-Josef Sehr: Das Feuerlöschwesen in Obertiefenbach aus früherer Zeit . In: Jahrbuch <strong>für</strong> den Kreis Limburg-<br />

Weilburg 1994. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg-Weilburg 1993, S. 151–153.<br />

2. Gronemeyer/Bahr: Nachbarschaft im Neubaublock; enthält auch eine empirische Untersuchung zum Thema)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nachbarschaftshilfe&oldid=168931144 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 9. September 2017 um 17:54 Uhr bearbeitet.<br />

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Nahversorgung<br />

Nahversorgung wird in der Raumordnung und Stadtplanung als die Versorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen<br />

des kurz- und mittelfristigen Bedarfs in engeren Umfeld der Wohnung definiert. In der öffentlichen Diskussion wird der Begriff meist<br />

auf die Versorgung mit Lebensmitteln durch den Lebensmitteleinzelhandelverengt.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Definition<br />

2 Einrichtungen der Nahversorgung im Lebensmittelbereich<br />

3 Regelungsmechanismen<br />

4 Literatur<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Definition<br />

Fachlich wird zwischen der „Nahversorgung im engeren Sinne“ und der<br />

„Nahversorgung im weiteren Sinne“ unterschieden:<br />

Die „Nahversorgung im engeren Sinne“ umfasst das „Angebot <strong>von</strong><br />

Gütern des täglichen Bedarfs, vor allem <strong>von</strong> Lebensmitteln, auch <strong>von</strong><br />

Dienstleistungen, das zentral gelegen und fußläufig zu erreichen ist“. [1]<br />

Zur „Nahversorgung im weiteren Sinne“ gehört ein „(u)mfassendes<br />

Angebot an Waren, in der Bandbreite <strong>von</strong> kurz- bis langfristigem<br />

Bedarfsbereich, aber auch <strong>von</strong> öfentlichen und privaten<br />

Dienstleistungen (Bank, Post, Gastronomie, Schulen, medizinische<br />

Versorgung, Kultur etc.)“. [1]<br />

Die weitere Definition umfasst damit alle Aspekte, die der Bevölkerung die<br />

gleichberechtigte Teilhabe am wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben in leicht überwindbarer Entfernung vom Wohnort<br />

ermöglichen sollen. Damit ist die Bereitstellung einer ausreichenden Nahversor gung ein wesentlicher Aspekt bei der in Art. 72 Abs. 2<br />

GG geforderten „Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet“.<br />

Zu den Trägern der Nahversorgung mit Lebensmitteln zählen Geschäfte des Lebensmitteleinzelhandelsunterschiedlichster Größe: [1]<br />

SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte<br />

Lebensmitteldiscounter<br />

Supermärkte<br />

Lebensmittelfachgeschäfte<br />

Feinkostgeschäfte<br />

Reformhäuser<br />

Geschäfte des Lebensmittelhandwerkswie Bäckereien und Metzgereien<br />

Getränkemärkte<br />

Profinahversorger in Wien, keine<br />

Lebensmittel<br />

Einrichtungen der Nahversorgung im Lebensmittelbereich


Hofläden<br />

Kioske<br />

Tankstellenshops<br />

Mobile Verkaufsstellen wie Marktstände oder Verkaufsfahrzeuge<br />

Regelungsmechanismen<br />

Traditionell waren Geschäfte und Einrichtungen der Nahversorgung in den Orts- und Gemeindezentren angesiedelt. Im Zuge des<br />

Strukturwandels im Einzelhandel wurden innerörtliche Einzelhandelsflächen ganz aufgegeben oder durch verkehrsgünstig am<br />

Ortsrand gelegene Anlagen ersetzt. Eingeleitet wurde diese Entwicklung zunächst <strong>von</strong> den Lebensmitteldiscountern, inzwischen<br />

folgen ihr auch Vollsortimenter, Fachgeschäfte und Dienstleister. Mit dieser Standortverlagerung einher geht in der Regel eine<br />

Vergrößerung der Verkaufsfläche. Dadurch gehen wohnortnahe Versorgungseinrichtungen verloren, wodurch sich die Versorgung<br />

insbesondere der in ihrer Mobilität eingeschränkten Bevölkerungsgruppen verschlechtert. [2]<br />

Zur Aufrechterhaltung einer ausreichenden Nahversorgung mit Lebensmitteln gibt es unterschiedliche Handlungsansätze, die <strong>von</strong><br />

gesetzesähnlichen Regelungen wie Einzelhandelserlasse über handlungsbezogene Einzelhandelskonzepte bis hin zu<br />

Förderungsmechanismen wie dem Stadtmarketing reicht. Im ländlichen Raum gibt es Ansätze, die Nahversorgung durch<br />

Sortimentsausweitungen <strong>von</strong> Hofläden und Direktvermarktern oder durch die Gründung <strong>von</strong> Gemeinschafts- oder Dorfläden<br />

sicherzustellen. Ergänzend gibt es einige Einzelhandelsketten, die sich gegen den Branchentrend auf die Einrichtungen <strong>von</strong><br />

Ladengeschäften in kl<strong>einen</strong> Gemeinden spezialisiert haben.<br />

Literatur<br />

Rolf Junker, Gerd Kühn: Nahversorgung in Großstädten. Deutsches Institut <strong>für</strong> Urbanistik, Berlin 2006. ISBN 978-3-<br />

88118-420-5.<br />

Eva Schulze (Hrsg.): Nahversorgung in Baden-Württemberg: ein Leitfaden mit praktischen Lösungsansätzen .<br />

Südwestdeutsche Einzelhandel GmbH, Stuttgart 2003.<br />

Weblinks<br />

Wiktionary: Nahversorgung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Fachkolloquium „Nahversorgung im Dorf“– Aufsatzsammlung<br />

Nahversorgung im Quartier: Dokumentation des 7. Fachgesprächs „Wohnungsunternehmen als Akteure in der<br />

integrierten Stadt(teil)entwicklung“(PDF-Datei; 2,57 MB)<br />

Nahversorgung im Freistaat Sachsen(PDF-Datei; 8,1 MB)<br />

Die Rückkehr <strong>von</strong> Tante Emma? Nahversorgung im ländlichen Raum – Innovative Konzepte<br />

Alternative Nahversorgungsmodelle in ausgewählten Städten Westfalens<br />

Einzelnachweise<br />

1. Nahversorgung im Freistaat Sachsen(http://www.smwa.sachsen.de/set/431/Nahversorgung%20im%20Freistaat%20<br />

Sachsen%20(Internet).pdf)(PDF; 8,1 MB)<br />

2. Nahversorgung im Quartier: Dokumentation des 7. Fachgesprächs „Wohnungsunternehmen als Akteure in der<br />

integrierten Stadt(teil)entwicklung“(http://www.ils-forschung.de/down/nahversorgung_quartier.pdf) (PDF; 2,7 MB), S.<br />

8ff<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nahversorgung&oldid=171108122 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 17. November 2017 um 20:42 Uhr bearbeitet.<br />

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Ökologischer Fußabdruck<br />

Unter dem ökologischen Fußabdruck [1] (auch englisch Ecological Footprint) [2][3] wird die Fläche auf der Erde verstanden, die<br />

notwendig ist, um den <strong>Lebensstil</strong> und Lebensstandard eines Menschen (unter den heutigen Produktionsbedingungen) dauerhaft zu<br />

ermöglichen. Das schließt Flächen ein, die zur Produktion <strong>von</strong> Kleidung und Nahrung oder zur Bereitstellung <strong>von</strong> Energie benötigt<br />

werden, aber z. B. auch zur Entsorgung <strong>von</strong> Müll oder zum Binden des durch menschliche Aktivitäten freigesetzten<br />

Kohlenstoffdioxids.<br />

Das Konzept wurde 1994 <strong>von</strong> Mathis Wackernagel und William Rees entwickelt. 2003 wurde <strong>von</strong> Wackernagel das Global Footprint<br />

Network gegründet, das u. a. <strong>von</strong> der Nobelpreisträgerin Wangari Maathai, dem Gründer des Worldwatch Institute Lester R. Brown<br />

und Ernst Ulrich <strong>von</strong> Weizsäcker unterstützt wird.<br />

Der ökologische Fußabdruck wird häufig verwendet, um im Zusammenhang mit dem Konzept der Bildung <strong>für</strong> nachhaltige<br />

Entwicklung auf gesellschaftliche und individuelle Nachhaltigkeitsdefizite hinzuweisen – abhängig da<strong>von</strong>, ob ein Mensch seine<br />

ökologische Reserve in ein Ökodefizit verwandelt.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Maßeinheit<br />

2 Methodik<br />

3 Bewertung<br />

4 Daten <strong>von</strong> Kontinenten und Staaten<br />

5 Ecological Debt Day<br />

6 Rezeption<br />

7 Siehe auch<br />

8 Veröffentlichungen<br />

8.1 Literatur<br />

8.2 Filme<br />

9 Weblinks<br />

10 Einzelnachweise<br />

Maßeinheit<br />

Die Fruchtbarkeit <strong>von</strong> Böden auf der Erde ist nicht gleichverteilt. Berge und Wüsten sind naturgemäß weniger fruchtbar als Wiesen<br />

oder bewirtschaftete Äcker. Daher würde der normale Hektar eine falsche Wahrnehmung vermitteln. Um den ökologischen<br />

Fußabdruck <strong>von</strong> unterschiedlichen Ländern oder diversen anderen Gebieten miteinander vergleichen zu können, werden die Werte in<br />

Globalen Hektar pro Person und Jahr angegeben. Die Einheit trägt meistens die Abkürzung „gha“. Der Globale Hektar entspricht<br />

einem Hektar durchschnittlicher biologischer Produktivität weltweit. [3]<br />

Methodik<br />

Das Global Footprint Network legt großen Wert auf die Transparenz seiner Methodik, die in einer Vielzahl <strong>von</strong> Veröffentlichungen<br />

dargelegt und wissenschaftlich abgesichert wird. [4]


Dem Instrument des ökologischen Fußabdrucks liegt eine Frage zugrunde: „Wie viel biologische Kapazität des Planeten wird <strong>von</strong><br />

einer gegebenen menschlichen Aktivität oder Bevölkerungsgruppe in Anspruch genommen?“ [5] Die Methodik setzt zwei Flächen<br />

zueinander in Beziehung: Den <strong>für</strong> <strong>einen</strong> Menschen durchschnittlich verfügbaren Land- und Wasserflächen (Biokapazität) werden<br />

diejenigen Land- und Wasserflächen gegenübergestellt, die in Anspruch genommen werden, um den Bedarf dieses Menschen zu<br />

produzieren und den dabei erzeugten Abfall aufzunehmen (der ökologische Fußabdruck). Allerdings beschränkt sich der ökologische<br />

Fußabdruck auf biologisch produktive Land- und Wasserflächen, die in die Kategorien Ackerland, Weideland, <strong>für</strong> Fischerei genutzte<br />

Meeresflächen und Binnenwasserflächen sowie Wald eingeteilt werden. Nicht biologisch nutzbare Flächen (bebaute Flächen, aber<br />

auch Wüsten und Hochgebirge) gelten als neutral.<br />

Der methodische Erfolg des ökologischen Fußabdrucks beruht darauf, mit Hilfe <strong>von</strong> Produktivitätsfaktoren diese Flächen<br />

umzurechnen in Globale Hektar. Damit kann man sich auf <strong>einen</strong> durchschnittlich produktiven „Standard-Hektar“ als gemeinsame<br />

Maßeinheit beziehen, um weltweit sehr unterschiedliche Flächen miteinander vergleichen zu können. Zudem konnten auf dieser<br />

Basis Zahlen bis 1960 zurückgerechnet werden, obwohl der ökologische Fußabdruck erst 1994 „erfunden“ wurde. Die Methodik<br />

wurde seitdem noch verfeinert, ohne das Grundkonzept zu verändern.<br />

Der ökologische Fußabdruck macht <strong>von</strong> vornherein eine Reihe <strong>von</strong> methodischen Einschränkungen, die Einfluss auf seine<br />

Aussagekraft haben:<br />

1. Kohlendioxid als wichtigstes Treibhausgas: Anthropogenes CO 2 entsteht hauptsächlich bei der Verbrennung fossiler<br />

Brennstoffe. Der ökologische Fußabdruck setzt <strong>für</strong> diese Emissionen <strong>einen</strong> Flächenverbrauch in Form <strong>von</strong> Wald an,<br />

der nötig wäre, um das erzeugte CO 2 biologisch zu binden. Dabei wird vorhandener Wald unterstellt, der <strong>einen</strong><br />

jährlichen Zuwachs an Biomasse hat (als lebende Pflanze oder verrottender Humus), die nicht entnommen wird.<br />

Dieser Flächenanteil ist <strong>für</strong> den hohen ökologischen Fußabdruck der meisten Industrieländer verantwortlich.<br />

Allerdings wird derjenige Anteil CO 2 abgezogen, der <strong>von</strong> den Ozeanen absorbiert wird, die als natürliches Depot <strong>für</strong><br />

CO 2 angesehen werden. Hierbei wird nicht berücksichtigt, dass die Versauerung der Weltmeere durch CO 2 eine der<br />

Planetarischen Grenzendarstellt.<br />

2. Abfälle werden in drei Kategorien eingeteilt: (1) Biologisch abbaubare Abfälle, die als „neutral“ nicht in die Rechnung<br />

eingehen (bzw. im Fußabdruck der entsprechenden produzierenden Fläche enthalten sind). (2) Deponierbare<br />

„normale“ Abfälle, die eigentlich mit dem Flächenraum eingehen müssten, der <strong>für</strong> die langfristige Deponierung<br />

notwendig ist. Derzeit wird allerdings nur anthropogenes CO 2 einbezogen. [6] (3) Materialien, die nicht durch<br />

biologische Prozesse hergestellt oder nicht durch biologische Systeme absorbiert werden (insbesondere<br />

Kunststoffe, aber auch toxische und radioaktive Stoffe). Sie haben k<strong>einen</strong> definierten ökologischen Fußabdruck, <strong>für</strong><br />

solche Abfälle benötigt man andere Indikatoren. Damit werden letztlich keinerlei Abfälle im umgangssprachlichen<br />

Sinne durch den ökologischen Fußabdruck erfasst. Recycling wird nicht explizit erfasst, da es den Fußabdruck<br />

„automatisch“ reduziert.<br />

3. Nichterneuerbare Ressourcen wie Kupfer, Zinn, Kohle, Erdöl kommen <strong>von</strong> außerhalb der Biosphäre und haben<br />

k<strong>einen</strong> ökologischen Fußabdruck im Sinne der Methodik. Die „Nebenverbräuche“ der Produktion wie<br />

Energieaufwand und anderer Materialverbrauch können berücksichtigt werden. Fossile Energieträger sind ein<br />

Sonderfall nichterneuerbarer Ressourcen, da sie zumindest innerhalb des biologischen Kreislaufs stehen, auch<br />

wenn sie aus einem anderen Zeitalter stammen. Für sie wird die Fläche angesetzt, die nötig ist, um das<br />

freigewordene CO 2 biologisch zu binden. Wollte man eine Fläche definieren, die nötig wäre, um fossile<br />

Energieträger zu regenerieren, käme man auf Fußabdrücke, die viele hundertmal größer wären als die heute<br />

berechneten. [7]<br />

4. Frischwasserverbrauchwird nicht betrachtet, da Wasser nur eine biologisch neutrale „Umlaufgröße“ ist und per<br />

Saldo weder verbraucht noch erzeugt wird. Ebenso wenig gehen Verluste an Biodiversität ein. Beide Größen<br />

gehören jedoch zu den Planetarischen Grenzen.<br />

Bewertung<br />

Das Konzept des ökologischen Fußabdrucks hat eine Reihe <strong>von</strong> Stärken und Schwächen, die <strong>von</strong> den Autoren mit der gleichen<br />

Offenheit wie die Methodik erörtert werden. [8][9][10][11]<br />

Zu den Stärken gehören: Das Konzept ist leicht zu visualisieren und zu kommunizieren, ein Globaler Hektar ist sehr anschaulich.<br />

Sein starker Reduktionismus ist hilfreich, insbesondere im Bereich der Umweltbildung. Basis ist der Status quo, weder gibt es<br />

Spekulationen über zukünftige Technologien, noch Annahmen über „sinnvollen“ Konsum oder „notwendigen“ Lebensstandard. Der<br />

Begriff der Tragfähigkeit wird bewusst vermieden. Die Methodik ist 1994 entwickelt worden und seitdem grundsätzlich unverändert<br />

geblieben. Alte Zahlen sind mit neuen vergleichbar, Zahlen <strong>für</strong> vergangene Zeiträume errechenbar.


Dem stehen folgende Schwächen gegenüber: Die Reduktion auf eine Kenngröße ist auch eine elementare Schwäche. Die Autoren<br />

geben zu, dass dieses unvollständige Bild durch komplementäre Indikatoren ergänzt werden muss, die „andere wichtige Aspekte <strong>von</strong><br />

Nachhaltigkeit“ berücksichtigen. Daneben ist der Hektar-Ansatz nicht <strong>für</strong> alle biologischen Faktoren anwendbar (Wasserverbrauch,<br />

Biodiversität). Nichtbiologische Faktoren wie Abfälle, nichterneuerbare Ressourcen oder toxische und andere gefährliche Substanzen<br />

finden gar k<strong>einen</strong> Platz in der Methodik. Die Produktion <strong>von</strong> CO 2 trägt in den meisten Industrieländern mehr als die Hälfte des<br />

Fußabdrucks bei. Diese Dominanz eines einzigen Faktors, der ein Stück weit aus der Methodik der biologisch produktiven Flächen<br />

herausfällt, ist methodisch problematisch. Der Produktivitätsfaktor ist ebenfalls nicht unproblematisch – intensive und<br />

monokulturelle Landwirtschaft hat danach <strong>einen</strong> kleineren Flächenverbrauch als ökologischer Landbau und schneidet im Fußabdruck<br />

besser ab.<br />

Der ökologische Fußabdruck liefert <strong>einen</strong> Überblick über die Lage sowie Einsichten <strong>für</strong> einzelne Regionen. Ein ausgewogener<br />

ökologischer Fußabdruck ist jedoch nur eine notwendige Mindestbedingung <strong>für</strong> Nachhaltigkeit und nicht hinreichend. Es besteht die<br />

Gefahr der Instrumentalisierung durch Länder oder Organisationen, die nach diesem Kriterium relativ gut abschneiden.<br />

Als Alternative zum ökologischen Fußabdruck nach dem globalen Hektar dient der komplexe und umfangreiche Sustainable Process<br />

Index (SPI), mit welchem neben allen Stof- und Energieflüssen auch sämtliche Emissionen erfasst werden können.<br />

Daten <strong>von</strong> Kontinenten und Staaten<br />

Ökologischer Fußabdruck<br />

(Daten <strong>von</strong> 2013, veröfentlicht 2017) [12]<br />

5,3 – 10,7<br />

4,7 – 5,4<br />

4,0 – 4,7<br />

3,2 – 4,0<br />

2,5 – 3,2<br />

1,8 – 2,5<br />

1,1 – 1,8<br />

0,4 – 1,1<br />

keine Daten


Biokapazität<br />

(Daten <strong>von</strong> 2013, veröfentlicht 2017) [12]<br />

5,5 – 29,2<br />

4,7 – 5,5<br />

3,9 – 4,7<br />

3,0 – 3,9<br />

2,2 – 3,0<br />

1,4 – 2,2<br />

0,6 – 1,4<br />

0 – 0,6<br />

keine Daten<br />

Ökologisches Defizit (kleiner als 0) oder Reserve (größer als 0)<br />

(Daten <strong>von</strong> 2013, veröfentlicht 2017) [12]<br />

2 bis 27,9<br />

1 bis 2<br />

0 bis 1<br />

-1 bis 0<br />

-2 bis -1<br />

-3 bis -2<br />

-4 bis -3<br />

-9,8 bis -4<br />

keine Daten


Ökologischer Fußabdruck und Biokapazität (2013) [13]<br />

Region<br />

Bevölkerung*<br />

Ökologischer<br />

Fußabdruck**<br />

Biokapazität**<br />

Ökologisches Defizit<br />

(1)<br />

Welt 7.181,7 2,87 1,71 0,6<br />

Afrika 1.176,7 1,4 1,23 0,9<br />

Asien 4.291,3 2,32 0,77 0,3<br />

Nordamerika 352,4 8,61 5,02 0,6<br />

Südamerika 410,0 3,01 7,48 2,5<br />

Australien und Neuseeland 27,7 8,21 14,76 1,8<br />

Europa 736,8 4,87 3,24 0,7<br />

Land<br />

Bevölkerung*<br />

Ökologischer<br />

Fußabdruck**<br />

Biokapazität**<br />

Ökologisches Defizit<br />

oder Reserve**<br />

Amerika<br />

Brasilien 204,3 3,02 8,85 5,83<br />

Kanada 35,2 8,76 16,18 7,42<br />

USA 317,1 8,59 3,78 -4,81<br />

Asien<br />

VR China 1.393,6 3,59 0,93 -2,66<br />

Indien 1.279,5 1,06 0,44 -0,62<br />

Israel 7,8 5,96 0,32 -5,64<br />

Japan 126,9 4,99 0,71 -4,28<br />

Katar 2,1 12,6 1,21 -11,39<br />

Europa<br />

Belgien 11,15 6,89 1,13 - 5,76<br />

Dänemark 5,6 6,11 4,57 - 1,54<br />

Deutschland 80,57 5,46 2,25 - 3,21<br />

Finnland 5,45 6,73 13,34 6,61<br />

Frankreich 63,88 5,06 2,91 - 2,15<br />

Norwegen 5,1 5,76 7,9 2,14<br />

Schweden 9,62 6,53 10,41 3,88<br />

Schweiz 8,1 5,28 1,24 - 4,04<br />

UK 63,96 5,05 1,27 - 3,78<br />

* Millionen<br />

** gha/Person<br />

Den größten ökologischen Fußabdruck hatten im Jahr 2013 im Durchschnitt die Einwohner Luxemburgs mit 13,09 gha/Person, die<br />

Bewohner Katars mit 12,57 gha/Person und die Bevölkerung <strong>von</strong> Australien mit 8,8 gha/Person. Den geringsten hatten die Menschen<br />

in Burundi mit 0,63 gha/Person, Haiti mit 0,61 gha/Person und Eritrea mit 0,51 gha/Pers. [13]<br />

Die weltweite Inanspruchnahme zur Erfüllung menschlicher Bedürfnisse überschreitet nach Daten des Global Footprint Network und<br />

der European Environment Agency derzeit die Kapazität der verfügbaren Flächen um insgesamt 68 %. Danach werden gegenwärtig<br />

pro Person 2,87 gha verbraucht, es stehen allerdings lediglich 1,71 ha zur Verfügung. Dabei verteilt sich die Inanspruchnahme der<br />

Fläche sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Regionen: Europa beispielsweise benötigt 4,87 gha pro Person, kann aber selbst


nur 3,24 gha zur Verfügung stellen. Dies bedeutet eine Überbeanspruchung der europäischen Biokapazität um über 50 %. Frankreich<br />

beansprucht dabei annähernd das Doppelte, Deutschland knapp das Zweieinhalbfache und Großbritannien fast das Vierfache seiner<br />

jeweils vorhandenen Biokapazität. Ähnliche Ungleichgewichte finden sich auch zwischen Stadt und Land.<br />

Ecological Debt Day<br />

Anhand des ökologischen Fußabdrucks lässt sich der ökologische Overshoot berechnen. Der „Ecological Debt Day“ bzw. „Earth<br />

Overshoot Day“, der im Deutschen auch als „Ökoschuldentag“ oder „Welterschöpfungstag“ bezeichnet wird, ist eine jährliche<br />

Kampagne der Organisation Global Footprint Network. Dieser gibt den Kalendertag jeden Jahres an, ab welchem die <strong>von</strong> der<br />

Menschheit konsumierten Ressourcen die Kapazität der Erde übersteigen, diese zu generieren. Berechnet wird der Ecological Debt<br />

Day durch Division der weltweiten Biokapazität, also der während eines Jahres <strong>von</strong> der Erde produzierten natürlichen Ressourcen,<br />

durch den ökologischen Fußabdruck der Menschheit multipliziert mit der Zahl 365, der Anzahl <strong>von</strong> Tagen im Gregorianischen<br />

Kalender. Im Jahr 2012 lag er am 22. August. Derjährliche Trend zeigt eine Vorverlegung zu einem früheren Datum, wobei es jedoch<br />

aufgrund der Methodik sowie neuer Erkenntnisse zu einer gewissen Schwankungsbreite kommt. [14][15]<br />

Rezeption<br />

Ausstellung Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut <strong>für</strong> Biodiversität (ZFMK)<br />

in Bonn: Human Footprint – Menschliches Handeln im Satellitenbild(Januar bis März 2014) [16]<br />

Siehe auch<br />

Anthropozän<br />

Die Grenzen des Wachstums<br />

Happy Planet Index<br />

„Menschlicher Fußabdruck Index“ (Human footprint index) im Sinne der Studie „Last of the wild“<br />

Ökologischer Rucksack<br />

Material-Input pro Serviceeinheit<br />

Umweltraum<br />

Planetarische Grenzen<br />

Virtuelles Wasser, Water Footprint<br />

Veröffentlichungen<br />

Literatur<br />

Beyers, Bert; Kus, Barbara; Amend, Thora & Fleischhauer , Andrea (2010): Großer Fuß auf kleiner Erde? Bilanzieren<br />

mit dem Ecological Footprint – Anregungen <strong>für</strong> eine Welt begrenzter Ressourcen. 2. Auflage. In: Nachhaltigkeit hat<br />

viele Gesichter, Nr. 10. Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Eschborn, ISBN 978-<br />

3-925064-66-1<br />

Wackernagel, Mathis; Beyers, Bert (Original: 2010, Neue, verbesserte Auflage: 2016): Der Ecological Footprint. Die<br />

Welt neu vermessen. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg, ISBN 978-3-931705-32-9<br />

Wuppertal Institut <strong>für</strong> Klima, Umwelt und Energie (Hrsg.): Fair Future – Ein Report des Wuppertal Instituts.<br />

Begrenzte Ressourcen und globale Gerechtigkeit . 2. Auflage. Verlag C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52788-<br />

4 (bietet eine klare Definition auf Seite 36)<br />

Meadows, Dennis L. et al.: Limits to Growth: The 30-Year Update. Chelsea Green Publishing Company 2004, ISBN<br />

1-931498-58-X (englisch)<br />

Filme<br />

Nick Watts, Michael Dörfler: So viel lebst du, Summen menschlichen Lebens, Untertitel: Ein Deutscher lebt im<br />

Durchschnitt 2.495.840.256 Sekunden, trinkt während dieser Zeit 6.920,5 Liter Milch, verbraucht 3.651 Rollen


Toilettenpapier und gibt bis..., Dokumentation, Deutschland, 75 Min., 2008, 3sat.de: So viel lebst du. (Memento vom<br />

10. Februar 2013 im Webarchiv archive.is)<br />

Weblinks<br />

Global Footprint Network<br />

Ecological Footprint Atlas 2010(PDF-Datei; 16 MB)<br />

Plattform Footprint Aktionsbündnis in Österreich<br />

Plattform Footprint Deutschland e.V.<br />

WWF: Living Planet Report (aktuelle Version)<br />

Theorie<br />

Lexikon der Nachhaltigkeit: Ökologischer Fußabdruck<br />

Ecological Debt Day – Ab heute leben wir auf Pumpbei Telepolis (6. Oktober 2007)<br />

UmweltWissen: Der Ökologische FußabdruckBayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt (PDF-Datei; 261 kB)<br />

Die Idee des ökologischen FußabdrucksMathis Wackernagel im Interview<br />

Fußabdruck berechnen<br />

Ökologischer Fußabdruck, ökologischer Fußabdruck nach dem Sustainable Process Index (SPI) <strong>für</strong>: Personen und<br />

Alltagsleben, Landwirtschaft, Urlaub und Reisen, Schulen sowie Strom und Wärme.<br />

Berechne d<strong>einen</strong> ökologischen FußabdruckGrüne Jugend Kreis Gütersloh (barrierefrei, ausführlich)<br />

Spielerisch den ökologischen Fußabdruck berechnenBrot <strong>für</strong> die Welt (barrierefrei)<br />

Passt dein Fuß auf diese Erde?BUNDjugend (Flash erforderlich)<br />

Fußabdruck-Rechner Bundesministerium <strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Österreich)<br />

Fußabdruck-Test WWF Österreich (oberflächlich, Flash erforderlich)<br />

Unterrichtsmaterial<br />

Der Ökologische Fußabdruck im Unterricht an SchulenBayerisches Landesamt <strong>für</strong> Umwelt (PDF-Datei; 742 kB)<br />

Fair Future II – Der Ökologische FußabdruckBundesweites Schulprojekt (Unterrichtsmaterial PDF-Datei; 3,8 MB)<br />

Verwandtes Thema<br />

How many slaves work for you?slaveryfootprint.org, Fragebogen (englisch) zum Umfang persönlich in Anspruch<br />

genommener Sklavenarbeit<br />

Einzelnachweise<br />

1. Die Schreibweise ökologischer Fußabdruckist üblicher (vgl. Duden online, Fußabdruck (http://www.duden.de/rechts<br />

chreibung/Fuszabdruck). Daneben ist auch die Schreibweise Ökologischer Fußabdruckanzutreffen.<br />

2. Wackernagel, Mathis; Beyers, Bert (2010): Der Ecological Footprint. Die Welt neu vermessen. Europäische<br />

Verlagsanstalt, Hamburg, ISBN 978-3-931705-32-9<br />

3. Global Footprint Network, Einführung(http://www.footprintnetwork.org/de/index.php/GFN/page/basics_introduction/)<br />

4. Für die Methodik siehe insbesondere: Borucke, Michael et al.: Accounting for demand and supply of the biosphere’ s<br />

regenerative capacity: The National Footprint Accounts’ underlying methodology and framework (http://www.footprint<br />

network.org/images/article_uploads/NFA_Method_Paper_2011.pdf) In: Ecological Indicators 24 (2013), S. 518–533.<br />

5. Global Footprint Network, FAQ (http://www.footprintnetwork.org/de/index.php/GFN/page/frequently_asked_question<br />

s/)<br />

6. Borucke, Michael et al.: Accounting for demand and supply of the biosphere’ s regenerative capacity: The National<br />

Footprint Accounts’ underlying methodology and framework(http://www.footprintnetwork.org/images/article_uploads/<br />

NFA_Method_Paper_2011.pdf)In: Ecological Indicators 24 (2013), S. 519.<br />

7. Global Footprint Network, Technische FAQ (http://www.footprintnetwork.org/de/index.php/GFN/page/frequently_aske<br />

d_technical_questions/)<br />

8. Global Footprint Network, FAQ (http://www.footprintnetwork.org/de/index.php/GFN/page/frequently_asked_question<br />

s/)


9. Global Footprint Network, Technische FAQ (http://www.footprintnetwork.org/de/index.php/GFN/page/frequently_aske<br />

d_technical_questions/)<br />

10. Borucke, Michael et al.: Accounting for demand and supply of the biosphere’ s regenerative capacity: The National<br />

Footprint Accounts’ underlying methodology and framework(http://www.footprintnetwork.org/images/article_uploads/<br />

NFA_Method_Paper_2011.pdf)In: Ecological Indicators 24 (2013), S. 529 f. f<br />

11. Galli, Alessandro et al.: Integrating Ecological, Carbon and Water Footprint: Defining the „Footprint Family“ and its<br />

Application in Tracking Human Pressure on the Planet (http://www.oneplaneteconomynetwork.org/resources/progra<br />

mme-documents/WP8_Integrating_Ecological_Carbon_Water_Footprint.pdf) Hg. <strong>von</strong> OPEN:EU One Planet<br />

Economy Network<br />

12. Global Footprint Network Data Explorer (http://data.footprintnetwork.org/compareCountries.html?yr=2013&type=BCp<br />

c&cn=all)<br />

13. Data Explorer (http://data.footprintnetwork.org/index.html)des Footprintnetworks in aktualisierter Fassung <strong>von</strong> 2017<br />

14. „Welterschöpfungstag“ fällt heuer auf den 22. August (http://derstandard.at/1345164700616/Welterschoepfungstag-f<br />

aellt-heuer-auf-den-22-August). In: Der Standard, 21. August 2012. Abgerufen am 25. August 2012.<br />

15. Earth Overshoot Day. Ab heute geht es an die Substanz (http://www.taz.de/Earth-Overshoot-Day/!100194/). In: TAZ,<br />

23. August 2012. Abgerufen am 25. August 2012.<br />

16. un-dekade-biologische-vielfalt.de(http://www.un-dekade-biologische-vielfalt.de/123artikel35105_2225.html)(2. März<br />

2014)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ökologischer_Fußabdruck&oldid=171744968 “<br />

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Ökotourismus<br />

Ökotourismus (auch: naturnaher Tourismus) ist eine auf die Belange <strong>von</strong> Umwelt<br />

und ansässiger Bevölkerung besondere Rücksicht nehmende Form des Tourismus.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Definition<br />

2 Geschichte<br />

3 Beispiele<br />

4 Kritik<br />

5 Sonstiges<br />

6 Siehe auch<br />

7 Literatur<br />

8 Weblinks<br />

9 Einzelnachweise<br />

Ökotourismus in der Arktis<br />

(Spitzbergen)<br />

Definition<br />

Im Einzelnen ergeben sich freilich erhebliche Abgrenzungsschwierigkeiten. Einige verstehen darunter die Reise in relativ unberührte<br />

Gebiete, ohne dass die Umwelt und die lokale Bevölkerung negative Folgen da<strong>von</strong>tragen. Oft werden jedoch auch Flugreisen in<br />

naturnahe Gebiete (zum Beispiel Nationalparks) getätigt um dort Ökotourismus zu betreiben, was insgesamt nicht ökologisch<br />

nachhaltig ist.<br />

<strong>Eine</strong> strengere Definition <strong>von</strong> Ökotourismus nach The International Ecotourism Society (TIES): Ökotourismus ist eine<br />

verantwortungsvolle Form des Reisens in naturnahe Gebiete, die zum Schutz der Umwelt und zum Wohlergehen der ansässigen<br />

Bevölkerung beiträgt. (Responsible travel to natural areas that conserves the environment and improves the well-being of local<br />

people.)<br />

Das Bundesamt <strong>für</strong> Naturschutz beschreibt Ökotourismus wie folgt: Ökologischer Tourismus ist die Weiterentwicklung der<br />

Konzeptidee des umweltverträglichen bzw. umweltfreundlichen Tourismus. Da im deutschen Sprachgebrauch Umweltverträglichkeit<br />

tendenziell unter anthropozentrischer Sichtweise auf die Umwelt des Menschen eingegrenzt wird, obwohl umfassender eigentlich ein<br />

intakter Naturhaushalt und eine auch <strong>für</strong> wildlebende Pflanzen und Tiere angemessene Umwelt erforderlich ist, ist die Sichtweise im<br />

Ökotourismus auf ökosystemare Zusammenhänge ausgedehnt worden. Ziel, insbesondere <strong>von</strong> wissenschaftlicher und NGO-Seite, ist<br />

ein „Ökologisch verantwortlicher Tourismus“.<br />

Das Wort Ökotourismus bezieht sich dabei meist weniger auf die An- und Abreise, sondern (vor allem international) auf ein<br />

umweltfreundliches Verhalten am Urlaubsort.<br />

Zur Definition <strong>von</strong> Naturtourismus laut GTZ (Ludwig Ellenberg): Es handelt sich um ein spezielles Nachfragesegment, welches sich<br />

dadurch auszeichnet, dass naturbezogene Aktivitäten in attraktiven naturnahen Landschaften, bevorzugt in Schutzgebieten, ausgeübt<br />

werden.<br />

Dazu zählen:


Wissenschaftstourismus<br />

Tierbeobachtungen<br />

Naturphotographie<br />

Konsumtive Aktivitäten (Fischen, Jagen)<br />

Sport und Abenteuertourismus<br />

Um nicht nur r<strong>einen</strong> Naturtourismus, sondern Ökotourismus zu betreiben, sollte die Aktivität immer in nachhaltigem Sinne die Natur<br />

schützen und <strong>einen</strong> Beitrag <strong>für</strong> die lokale Bevölkerung leisten. Bei den konsumtiven Aktivitäten ist in Betracht zu ziehen, wie hoch<br />

die Rendite pro Reisenden im Vergleich zu anderen Aktivitäten liegt (Jagd ↔ Fotosafari). <strong>Eine</strong> Frage die vermutlich immer<br />

Widerspruch auslösen wird.<br />

Die Naturschutz-Organisation PAN Parks Foundation hat ein Konzept erarbeitet, um Ökotourismus, lokale Wirtschaftsförderung und<br />

Naturschutz in europäischen Schutzgebieten mit Wildnischarakter zu verbinden.<br />

Im spanischen Sprachgebrauch kann mit ecoturismo dagegen ein bloßer Ausflug ins Grüne gemeint sein.<br />

Im Vergleich zum Ökotourismus kann Nachhaltiger Tourismus nicht nur in beinahe unberührten Gebieten, sondern auch in Städten<br />

stattfinden.<br />

Geschichte<br />

Der Begriff Ökotourismus entstand in den 1960er-Jahren in den USA: Ecotourism is responsible travel to natural areas that<br />

conserves the environment and sustains the well being of local people (The Ecotourism Society 1991). Namibia war 1990 eines der<br />

ersten Länder der Erde, das dem Umweltschutz <strong>einen</strong> Verfassungsschutz einräumte und seitdem <strong>einen</strong> ökologischen Tourismus<br />

mittels des da<strong>für</strong> geschafenen Ministerium <strong>für</strong> Umwelt und Tourismus koordiniert.<br />

Im Jahr 1992 rückte das Thema Nachhaltigkeit auch in den Fokus der Vereinten Nationen: Während der Rio-Konferenz<br />

verständigte sich die Staatengemeinschaft auf das Nachhaltigkeitsprinzip, das auch im Tourismus eine Rolle spielen sollte. Konkret<br />

sollten die Gästezufriedenheit und die Stärkung der regionalen Wirtschaft mit dem Naturschutz und der Verbesserung der<br />

Lebensqualität der Einheimischen einhergehen. In Deutschland ist es Aufgabe des Bundesamtes <strong>für</strong> Naturschutz, diese Forderungen<br />

durch konkrete Projekte umzusetzen. [1]<br />

Beispiele<br />

Ökotourismus ist zu einem eigenen Marktsegment geworden und weltweit verbreitet. Zwei Beispiele in Afrika, die der WWF positiv<br />

bewertet, sind das Schutzgebiet Kavango-Zambezi (KAZA) und der Virunga-Nationalpark. [2]<br />

Kritik<br />

Meist handelt es sich beim Ökotourismus um Reisen in die Natur. Dabei wird sie oft durch übermäßigen Gebrauch geschädigt. Zum<br />

Beispiel wurden in Nepal ganze Wälder abgeholzt, um Trekker (Wanderer) mit Holz zu versorgen. Oft reisen so genannte Öko-<br />

Touristen in Gebiete, die viele seltene Pflanzen und Tiere beheimaten. Diese sind dadurch ernsthaft gefährdet und wurden bereits<br />

ausgerottet.<br />

Kritiker des Ökotourismus weisen darauf hin, dass Gebiete, die <strong>für</strong> den Ökotourismus geöffnet werden, bald ausgedehnte<br />

Erschließungen samt Infrastrukturausbau und schließlich gar Massentourismus mit all s<strong>einen</strong> umweltschädigenden Auswirkungen<br />

nach sich ziehen. Besonders gefährdet sind Entwicklungsländer mit ihren oft sehr geringen Umweltschutzauflagen, da sie <strong>für</strong><br />

ausländische Tourismusunternehmen, die mit geringem Kapitaleinsatz hohe Gewinne erzielen wollen besonders attraktiv sind.<br />

Außerdem werde die Anreise – vielfach mit dem stark umweltschädigenden Flugzeug – außer Acht gelassen.<br />

Im Übrigen bringt auch der Ökotourismus selbst Belastungen <strong>für</strong> das Zielgebiet mit sich. Die Idee, der Tourismus solle den Schutz<br />

der Natur mitfinanzieren, erscheint sinnvoll, doch geht die Rechnung oft nicht auf: So bringen etwa Reisen in die Laichgebiete <strong>von</strong><br />

Meeresschildkröten, mit denen angeblich deren Schutz finanziert wird, unabsehbare und vielleicht nicht offensichtliche


Beeinträchtigungen des betreffenden Ökosystems mit sich. Hier wäre zum Beispiel die Verschmutzung des Lebensraumes der<br />

Schildkröte durch die Hotelabwässer zu nennen, die in Entwicklungsländern oftmals ungeklärt in das Meer eingeleitet werden. Auch<br />

halten die Einnahmen aus dem Tauchtourismus in Kenia keineswegs das Riffesterben auf; Die ökologischen Belastungen durch den<br />

Tourismus jenseits der Parkzäune und auf dem Weg bis an die Tore der Parks (Speedboote, Hotelabwässer) müssen vollumfänglich<br />

mitberechnet werden. <strong>Eine</strong> naturverträgliche Lenkung der steigenden Besucherzahlen kostet zusätzlich Geld, das die Kassen vieler<br />

Parkverwaltungen gar nicht hergeben.<br />

Probleme ergeben sich auch im Kulturbereich. Besonders betroffen sind insofern die indigenen Völker, die rund 300 Millionen<br />

Menschen, die schätzungsweise 90 Prozent der Gebiete bewohnen, welche die höchste Artenvielfalt und die seltensten Arten der elt W<br />

beherbergen. Sie wurden etwa im Zuge ökologisch motivierter Tourismusprojekte aus ihrem angestammten Lebensraum vertrieben,<br />

indem ihnen das Betreten der Schutzgebiete durch Zäune verwehrt wurde. Da ihre Landrechte juristisch sehr labil sind, stellt der<br />

Tourismus vielfach eine reale Gefährdung ihrer Existenzgrundlage dar. <strong>Eine</strong> ähnliche Situation ist auch in Kenias Samburu<br />

Nationalpark anzutreffen. Der Vorsitzende des Kenya Pastoralist Forums beklagt, dass den Viehhirten selbst in der Trockenzeit der<br />

Zugang zum Wasser innerhalb des Parks unter Waffengewalt verwehrt wird. In Bangladesch bangen 1000 Familien um den Zugang<br />

zu ihren Wäldern, seit der Plan <strong>für</strong> <strong>einen</strong> »Eco-Park« bekannt wurde und die Forst- und Umweltbehörde die Siedlungen der<br />

Bewohner <strong>für</strong> illegal erklärte. Die Anwohner der historischen Stätte Kuelap in Peru sollen <strong>von</strong> ihren Anbaugebieten und ihrem<br />

kulturellen Erbe vertrieben werden, um einem touristischen Projekt Platz zu machen. Dabei verzichtet die nationale Kulturbehörde<br />

auch nicht auf Drohungen und gewaltsame Übergriffe auf die Bauern.<br />

Sonstiges<br />

Die UNO erkor 2002 zum internationalen Jahr des Ökotourismus.<br />

Siehe auch<br />

Sanfter Tourismus<br />

Blaue Flagge (Gütezeichen)<br />

Umweltschutz, Naturschutz<br />

Literatur<br />

Ellenberg, L. (u. a.) (1997): Ökotourismus: Reisen zwischen Ökonomie und Ökologie.Heidelberg (unter anderem).<br />

Lindberg, K. (u. a.) (1993): Ecotourism, A Guide For Planners and Managers.Volume 1. North Bennington.<br />

Lindberg, K. (u. a.) (1998): Ecotourism, A Guide For Planners and Managers.Volume 2. North Bennington.<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Hrsg.), 1995: Ökotourismus als Instrument<br />

des Naturschutzes?: Möglichkeiten zur Erhöhung der Attraktivität <strong>von</strong> Naturschutzvorhaben. Arbeitsgruppe<br />

Ökotourismus, München (u. a.)<br />

Danielli G.; Sonderegger R. (2009): Kompaktwissen Naturtourismus.Rüegger Verlag. Zürich, ISBN 978-3-7253-<br />

0924-5<br />

Siegrist, D.; Stremlow, M. (2009): Sehnsucht - Erlebnis - Landschaft. Naturnaher Tourismus in Pärken und<br />

UNESCO-Gebieten. Zürich, ISBN 978-3-85869-393-8<br />

Weblinks<br />

The International Ecotourism Society: www.ecotourism.org<br />

respect – Institut <strong>für</strong> Integrativen Tourismus und Entwicklung: www.respect.at<br />

Bundesamt <strong>für</strong> Naturschutz: www.bfn.de<br />

National Geographic Center for Sustainable Destinations<br />

Einzelnachweise<br />

1. http://www.bfn.de/0323_iye_nachhaltig.html , abgerufen am 6. Oktober 2014


2. http://www.dandc.eu/de/article/oekotourismus-afrika-verbindet-entwicklung-und-naturschutz<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ökotourismus&oldid=160246580 “<br />

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Öffentlicher Bücherschrank<br />

Ein öffentlicher Bücherschrank ist ein Schrank mit Büchern, der dazu dient,<br />

Bücher kostenlos, anonym und ohne jegliche Formalitäten zum Tausch oder zur<br />

Mitnahme anzubieten. In kirchlichen, gewerblichen oder öffentlichen Einrichtungen<br />

stehen die zum Tausch bzw. zur kostenlosen Entnahme vorgesehenen Bücher<br />

zumeist in separaten Bereichen, die in der Regel nur zu bestimmten Zeiten<br />

zugänglich sind.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Entstehung und Idee<br />

2 Nutzung und Akzeptanz<br />

3 Varianten<br />

4 Listen <strong>von</strong> Bücherschränken<br />

5 Siehe auch<br />

6 Weblinks<br />

7 Einzelnachweise<br />

Begehbarer Bücherschrank in<br />

München, Stadtteil Au-Haidhausen<br />

Entstehung und Idee<br />

Ähnlich der Idee zum Bookcrossing entwickelte sich bereits in den 1990er Jahren der<br />

Gedanke, Bücherschränke zu etablieren, die jederzeit und öffentlich zugänglich sein sollten,<br />

um den Austausch <strong>von</strong> Literatur zu unterstützen. [1] Ausgehend <strong>von</strong> Installationen als<br />

künstlerischem Akt (ab 1991 durch das Aktionskünstler-Duo Clegg & Guttmann, erstmals in<br />

Graz, auch in Mainz [2][3] ) wurden Ende der 1990er Jahre erste Bücherschränke zur Nutzung<br />

als „kostenlose Freiluft-Bibliothek“ in Darmstadt und Hannover realisiert, wobei es 2013<br />

bereits 31 Bücherschränke allein im Stadtgebiet Hannover gab. [4] Seitdem 2002 der Entwurf<br />

der Designerin und Bühnenbildnerin Trixy Royeck, damals Innenarchitekturstudentin in<br />

Mainz, im Rahmen eines Wettbewerbes der Bürgerstiftung Bonn prämiert wurde, [5] findet das<br />

Konzept zahlreiche Nachahmer. [6] In Hamburg gibt es rollende Bücherregale in 100<br />

Linienbussen der VHH, wo ebenfalls Bücher eingestellt oder entnommen werden können. [7]<br />

Auch in Österreich wurde in Wien im Februar sowie im Juni 2010 ein öffentlicher<br />

Bücherschrank eröffnet. [8] In Salzburg wurden 2012 zwei wetterfeste, rund um die Uhr<br />

geöffnete „Büchertankstellen“ in ausgedienten Telefonzellen errichtet und im ersten Jahr<br />

10.000 Bücher getauscht. [9] In Basel, wo in Cafés und Treffpunkten bereits öffentliche<br />

Bücherregale [10] eingerichtet sind, steht seit Juni 2011 der erste öffentliche Bücherschrank der<br />

Schweiz. [11][12]<br />

30 Jahre alte Telefonzelle<br />

als wetterfeste Bücherzelle<br />

in Trins<br />

Gefördert und finanziert durch unterschiedliche Träger entstehen seitdem speziell gebaute oder umgestaltete, wetterfeste<br />

Bücherschränke. In diese kann jeder Bürger seine Bücher einstellen, um sie anderen Lesern anzubieten. Man darf jederzeit Bücher<br />

entnehmen und diese zum Lesen mitnehmen; ob man sie zurückbringt, behält, tauscht oder nicht, entscheidet jeder Nutzer selbst. Als<br />

Träger und Finanziers fungieren u. a. Privatpersonen, Stiftungen, Lions-Clubs, Bürgervereine und ähnliche Organisationen; in Jülich<br />

[13]


existiert hierzu beispielsweise ein „Ofener Bücherschrank e. V.“ [13]<br />

Nutzung und Akzeptanz<br />

An zentral gelegenen Orten, die leicht erreichbar sind und genügend Zulauf haben, werden die<br />

öffentlichen Bücherschränke zumeist schnell akzeptiert und gerne genutzt. Der Gefahr <strong>von</strong><br />

Vandalismusschäden, wie sie in einzelnen Fällen vorgekommen sind, kann in der Regel durch<br />

so genannte „Bücherschrankpaten“ begegnet werden, die dem Zustand der Bücherschränke<br />

beständige Aufmerksamkeit widmen und den Bestand pflegen.<br />

Die Akzeptanz, Motivation und die Nutzerstruktur <strong>von</strong> öffentlichen Bücherschränken wurde<br />

im Jahr 2008 beispielhaft durch eine Studie der landwirtschaftlichen Fakultät/Professur <strong>für</strong><br />

Haushalts- und Konsumökonomik der Universität Bonn erforscht. [14][15] Dabei wurde<br />

festgestellt, dass sich das System als bemerkenswerte Alternative zum klassischen<br />

Buchhandel entwickelt habe. Man könne jedoch nicht <strong>von</strong> einer klassischen Tauschbörse<br />

sprechen, sondern <strong>von</strong> einer freiwilligen Übertragung. Die Befragung der Benutzer brachte<br />

hervor, dass die regelmäßige Nutzung beispielhaft sein könnte und ähnliche<br />

Versorgungssysteme <strong>für</strong> andere Waren erwünscht seien. Aufgrund der sehr guten Akzeptanz<br />

dieser Idee ist eine rasche Verbreitung <strong>von</strong> öffentlichen Bücherschränken in Deutschland<br />

festzustellen. <strong>Eine</strong> strapazierfähige und wetterfeste Bauweise fördert die dauerhafte<br />

Nutzbarkeit. [16]<br />

Leserinnen an einem<br />

Bücherschrank in Essen<br />

Zur Feier des zehnjährigen Jubiläums der Bürgerstiftung Bonn forderte diese – mit<br />

Unterstützung der privaten Alanus-Kunsthochschule – die Nutzer der öffentlichen<br />

Bücherschränke 2012 auf, ihre persönlichen Geschichten <strong>für</strong> und über den Bücherschrank an<br />

verschiedenen Bonner Standorten zu erzählen. Die hieraus entstandenen und teilweise<br />

prämierten Beiträge wurden zusammengefasst und veröf fentlicht. [17]<br />

Varianten<br />

<strong>Eine</strong> abgewandelte Version des klassischen Bücherschranks befindet sich in Oerlinghausen.<br />

Dort hat der Förderverein der Stadtbibliothek in Zusammenhang mit der Projektgruppe<br />

„Zusammenleben / Soziales / Kultur“ der lokalen Agenda 21 <strong>einen</strong> kleineren<br />

Bücherschrank am Simonsplatz eingerichtet. Das Besondere hier ist, dass der<br />

Bücherschrank bei Bedarf mit Büchern aus der sogenannten „Büchertauschbörse“<br />

bestückt wird. Diese Büchertauschbörse findet seit 2007 jeden Samstagvormittag im<br />

Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Oerlinghausen-Süd statt und funktioniert ähnlich wie<br />

ein Bücherschrank, also kostenlos und öffentlich, ist aber größer und zeitlich<br />

eingeschränkt. Das Besondere daran ist, dass man dort auch Buchwünsche<br />

hinterlegen kann, die <strong>von</strong> den Betreuern der Börse mit dem Bestand abgeglichen<br />

werden.<br />

Bücherturm in einem<br />

früheren Trafohäuschen in<br />

Holtensen<br />

Lesezeichen Salbke<br />

Im Magdeburger Stadtteil Salbke entstand mit dem Lesezeichen Salbke ein ungewöhnlich großes, auch städtebauliche Aufgaben<br />

erfüllendes Bauwerk, welches Träger mehrerer kleiner, frei zugänglicher Büchervitrinen ist. In einem benachbarten Ladengeschäft<br />

hält der örtliche Bürgerverein nach dem Prinzip der öffentlichen Bücherschränke mehr als 10.000 Bücher zu ehrenamtlich<br />

abgesicherten Öffnungszeiten bereit.<br />

In Marburg gibt es <strong>einen</strong> öffentlichen Bücherschrank, integriert in ein Café. Die Marburger Stadtbücherei ist dazu übergegangen,<br />

aussortierte Bücher statt – wie früher – in aufwändigen Ramsch-Veranstaltungen in einem Schrank zum kostenfreien Mitnehmen<br />

anzubieten. Diese Variante <strong>von</strong> öffentlichen Bücherschränken funktioniert offensichtlich durch den laufenden Betrieb und die soziale<br />

Kontrolle der Benutzer. In dem geschützten Raumbedarf es keiner Patenschaft und es gibt keine Probleme mit dem Wetterschutz.


Auch im baden-württembergischen Münsingen stehen in einem integrativen<br />

Gastronomiebetrieb, einer Begegnungsstätte, rund 5.000 Bücher zum kostenfreien<br />

Tauschen und Mitnehmen bereit. Das Besondere ist ein integriertes Tauschregal <strong>für</strong><br />

CDs, sowie <strong>für</strong> Gesellschaftsspiele.<br />

In Frankfurt (Oder) befindet sich seit November 2013 ein öffentliches Bücherregal<br />

im „Kunst&KulturWagen“, bei dem es sich um <strong>einen</strong> umgebauten Wohnwagen des<br />

Typs QEK Junior handelt.<br />

In Münchner Stadtteil Au gibt es seit April 2017 <strong>einen</strong> begehbaren Bücherschrank,<br />

gebaut im Stil eines Gartengeräteschuppens. Initiiert wurde die Bücherhütte <strong>von</strong><br />

Mitgliedern des Bezirksausschusses <strong>von</strong> Au-Haidhausen, mit Unterstützung der<br />

Pfarrei Maria-Hilf, auf deren Grundstück in einer Nische an der Straße die<br />

Bücherhütte platziert ist.<br />

tauschmich, Stadtbibliothek<br />

Schwabach<br />

Listen <strong>von</strong> Bücherschränken<br />

<strong>Eine</strong> Übersicht öffentlicher Bücherschränke befindet sich in der Liste öffentlicher<br />

Bücherschränke. Für die deutschsprachigen Länder, siehe:<br />

Liste öffentlicher Bücherschränke in Deutschland<br />

Liste öffentlicher Bücherschränke in Österreich<br />

Liste öffentlicher Bücherschränke in der Schweiz<br />

Siehe auch<br />

Bibliothek<br />

Umsonstladen<br />

Public bookcase mit Dachbegrünung<br />

in Berkeley/California<br />

Weblinks<br />

Commons: Öffentliche Bücherschränke – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

lesestunden.de - kartenbasiertes Verzeichnis öffentlicher Bücherschränke mit dazugehöriger Android App<br />

OpenBookCase.org - kartenbasiertes Verzeichnis öffentlicher Bücherschränke und Giveboxen<br />

Tauschgnom.de - Verzeichnis öffentlicher Bücherschränke<br />

Einzelnachweise<br />

1. Martin Ragg: Book Crossing: Offene Bücherschränke in Bonn. (http://www.reticon.de/reporte/book-crossing-offene-b<br />

uecherschraenke-in-bonn_121--1.html)reticon-Report, 2. April 2006<br />

2. Kulturserver Graz (http://offsite.kulturserver-graz.at/projekte/242)<br />

3. Rolf Dörlamm: Offene Bibliothek. (http://www.offenebibliothek.de/index.php?page=goethes+%22faust%22+neben+a<br />

sterix+abenteuer) Mainzer Allgemeine, Juni 1994<br />

4. Der Erfinder der Bücherschränke arbeitet beim Werkstatt-Treff. (http://www.haz.de/Hannover/Aus-den-Stadteilen/No<br />

rd/Der-Erfinder-der-Buecherschraenke-arbeitet-beim-Werkstatt-Treff) HAZ.de, 3. November 2012<br />

5. Offene Bücherschränke(http://www.buergerstiftung-bonn.de/projekte/offene-buecherschraenke/)auf buergerstiftungbonn.de;<br />

abgerufen am 4. Dezember 2013.<br />

6. Bücherwald- erstes öffentliches Bücherregal im Berliner Straßenraum. (http://www.stadtentwicklung.berlin.de/aktuel<br />

l/pressebox/archiv_volltext.shtml?arch_0806/nachricht3102.html)Presseerklärung. Berliner Senatsverwaltung <strong>für</strong><br />

Stadtentwicklung, 27. Juni 2008<br />

7. Einfach entspannend. (https://web.archive.org/web/20111103201416/http://www.vhhpvg.de/news/2010/04/Einfach_e<br />

ntspannend_1.php) (Memento vom 3. November 2011 im Internet Archive) vhhpvg.de<br />

8. offener Bücherschrank – Wien. (http://www.offener-buecherschrank.at/)2010; abgerufen am 8. Februar 2010.<br />

9. Literaturhaus Salzburg


10. Öffentliche Bücherregale.ch(http://www.öffentliche-bücherregale.ch/)<br />

11. Medienmitteilung der Christoph Merian Stiftung vom 14. Juni 2011. (https://web.archive.org/web/20140108234709/ht<br />

tp://www.merianstiftung.ch/presse/detail.cfm?ObjectID=8563D8F6-E24F-56B8-C18F4E451AFDC6D3)(Memento<br />

vom 8. Januar 2014 im Internet Archive)<br />

12. 3land.info: dies & das & ein neuer Bücherschrank(http://3landinfo.blogspot.com/2011/06/dies-das-ein-neuer-bucher<br />

schrank.html)<br />

13. Das JüLichT: Jülich ganz „sozial“(http://www.das-juelicht.de/nachrichten/artikel/10465.php) Beitrag 2. September<br />

2010<br />

14. Kerstin Hilt, Sandra Bichler, Olga Reger, Michael-Burkhard Piorkowsky: Der „Poppelsdorfer“ Bücherschrank – Ein<br />

merkwürdiges Versorgungssystem – Kurzfa sung der Ergebnisse des Projekts „Das Nutzungsverhalten am<br />

Poppelsdorfer Bücherschrank“(http://www.huk.uni-bonn.de/pdf-dateien/bo ner-buecherschrank-artikel)18. Januar<br />

1011 (PDF)<br />

15. Ulrike Klopp: Bonner „Gemeinschaftsmöbel“ – Studienobjekt: Offener Bücherschrank als soziales System. (https://w<br />

ww.uni-bonn.de/die-universitaet/publikationen/forsch/archiv/forsch-2-april-2009/lernen_und_lehren.pdf#page=4)<br />

(PDF) In: forsch/Bonner Universitäts-Nachrichten, 2/2009, S. 27<br />

16. Bettina Köhl: Ein Schrank <strong>für</strong> ausgesetzte Bücher – Die Bürgerstiftung Bonn eröffnet in den kommenden agen T zwei<br />

weitere Freiluft-Bibliotheken.(http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/Ein-Schrank-<strong>für</strong>-ausgesetzte-Bücher-article<br />

185546.html) General-Anzeiger (Bonn), 20. November 2008<br />

17. Ihre Geschichten <strong>für</strong> den Bücherschrank – Zum 10. Geburtstag der Bürgerstiftung Bonn. (http://www.buergerstiftungbonn.de/fileadmin/bue-2016-template/downloads/pdf/Buecherschrankgeschichten-Buergerstiftung_Bonn.pdf)<br />

(PDF)<br />

Website der Bürgerstiftung Bonn<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Öf fentlicher_Bücherschrank&oldid=168203177“<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 16. August 2017 um 15:27 Uhr bearbeitet.<br />

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Open Access<br />

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welche die freie Nach- und Weiternutzung, Vervielfältigung, Verbreitung oder auch<br />

Veränderung der Dokumente ermöglichen können.<br />

Bei der wissenschaftlichen Fachliteratur kann es sich um frei zugängliche Beiträge<br />

in elektronischen Zeitschriften, um Preprints oder Online-Versionen <strong>von</strong> Beiträgen<br />

in Büchern und Zeitschriften handeln (Postprints), die <strong>von</strong> den Wissenschaftlern auf<br />

Open-Access.net-Logo<br />

den Servern freier elektronischer Zeitschriften, universitären oder institutionellen Archiven, fachbezogenen Servern oder auf ihren<br />

privaten Websites frei zur Verfügung gestellt werden. Open Access schließt auch das Zugänglichmachen <strong>von</strong> wissenschaftlichen<br />

Primär- und Metadaten, Quellentexten und <strong>von</strong> digitalen Reproduktionenein. [1]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Geschichte<br />

2 Open-Access-Strategien<br />

2.1 Goldener Weg<br />

2.2 Grüner Weg<br />

2.3 Grauer Weg<br />

2.4 Hybrides Publizieren<br />

2.5 Open Access <strong>für</strong> Primärdaten<br />

2.6 Open Access <strong>für</strong> Bücher<br />

2.7 Digitalisate<br />

2.8 Open Access <strong>für</strong> Kulturgut<br />

3 Geschäftsmodelle<br />

3.1 Publikationsgebühren<br />

3.2 Institutionelle Mitgliedschaft<br />

3.3 Hybride Finanzierungsmodelle<br />

3.4 Weitere Finanzierungsmodelle<br />

4 Logos<br />

5 Umsetzung<br />

6 Kritik<br />

6.1 Veröffentlichungszwang in OA-Zeitschriften<br />

6.2 Interessenkonflikte<br />

6.3 Probleme bei der Aufindbarkeit und Langzeitarchivierung <strong>von</strong> Dokumenten<br />

6.4 Mangelhafter Peer-Review-Prozess<br />

7 Siehe auch<br />

8 Literatur<br />

9 Weblinks


9.1 Deutschsprachig<br />

9.2 Englischsprachig<br />

10 Einzelnachweise<br />

Geschichte<br />

Unter dem Druck der steigenden Preise <strong>für</strong> wissenschaftliche Publikationen bei gleichzeitig stagnierenden oder schrumpfenden Etats<br />

in den Bibliotheken während der Zeitschriftenkrise bildete sich seit Beginn der 1990er Jahre eine internationale Open-Access-<br />

Bewegung. Die zentrale Forderung dieser Bewegung ist, dass wissenschaftliche Publikationen als Ergebnisse der <strong>von</strong> der<br />

Öffentlichkeit geförderten Forschung dieser Öffentlichkeit wiederum kostenfrei zur Verfügung gestellt werden sollen. Die bisherigen<br />

Publikationsstrukturen stellen eine Privatisierung des <strong>von</strong> der Allgemeinheit finanzierten Wissens dar. Durch Open Access soll<br />

verhindert werden, dass dieses Wissen erneut <strong>von</strong> der Allgemeinheit finanziert <strong>von</strong> den Verlagen zurückgekauft werden muss, die<br />

durch die Publikation die Nutzungsrechte erhalten haben. Die Open-Access-Bewegung verfolgt auch das Ziel, die digitale Kluft zu<br />

verringern. Unter anderem sollen so Wissenschaftler mit geringem Budget an wissenschaftliche Ergebnisse gelangen und am Diskurs<br />

teilnehmen können. [2]<br />

Erst mit der Entwicklung des Internets, des elektronischen Publizierens und der<br />

damit schnellen und einfachen Verbreitung <strong>von</strong> Dokumenten wurde die Frage des<br />

freien Zugriffs auf wissenschaftliche Informationen aktuell. Zuvor waren die<br />

Voraussetzungen und die Realisierbarkeit durch die technischen<br />

Rahmenbedingungen eingeschränkt. [3] In den 1990ern erschienen unter dem Begriff<br />

des elektronischen Publizierens (Online-Publishing) die ersten deutschsprachigen<br />

Ratgeber <strong>für</strong> das Publizieren im Internet <strong>für</strong> Wissenschaftler, welche u. a. die<br />

unterschiedlichen Dienste – E-Mail, News, Usenet – beschrieben. [4] Viele<br />

Fachverlage gingen ab Mitte der 1990er dazu über, ihre Zeitschriften parallel oder<br />

ausschließlich elektronisch zur Verfügung zu stellen. Studenten und Wissenschaftler<br />

können seitdem diese Artikel über die Bibliotheks- oder Institutsrechner lesen und<br />

ausdrucken, falls ihre Institutionen die Lizenzgebühren <strong>für</strong> diese Zeitschriften<br />

bezahlen.<br />

Die Open-Access-Bewegung hat ihre Vorläufer in den Preprint- und<br />

Dissertationsservern der 1990er. [5] Sie beruht darauf, dass Wissenschaftler in der<br />

übergroßen Zahl der Fälle nicht aus kommerziellen Interessen publizieren, sondern<br />

dass das Publizieren als Dokumentations- und Kommunikationsweg zu ihrer<br />

Forschungs- und Lehrtätigkeit dazugehört.<br />

Open-Access-Logo der Public<br />

Library of Science<br />

Ein weiterer Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Forderung nach neuen Publikationsstrukturen<br />

war außerdem die Zeitschriftenkrise. Mit diesem Begriff wird eine Entwicklung bezeichnet, die vor allem im STM-Bereich (Science,<br />

Technology, Medicine) stattfand. Der Anteil der den Lesern zur Verfügung stehenden Literatur wurde laufend kleiner, bei steigendem<br />

Publikationsaufkommen. [6] Als Folge der Zeitschriftenkrise wurden Verlage wie BMC (1999) und PLoS (Anfang 2001) gegründet.<br />

2001 gründeten, initiiert durch eine vom Open Society Institute organisierte Konferenz in Budapest im November 2001, eine Reihe<br />

bekannter Wissenschaftler, unter ihnen Michael Eisen (Public Library of Science) und Rick Johnson (Scholarly Publishing and<br />

Academic Resources Coalition, SPARC), die Budapest Open Access Initiative (BOAI) und verabschiedeten am 14. Februar 2002<br />

eine Erklärung, [7] in der es u. a. heißt: „Frei zugänglich im Internet sollte all jene Literatur sein, die Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler ohne Erwartung, hier<strong>für</strong> bezahlt zu werden, veröffentlichen.“ [8] Diese Konferenz und die daraus entstandene BOAI<br />

wird als ein Startpunkt der Open-Access-Bewegung angesehen, [9] weil hier zum ersten Mal die verschiedenen Personen und bereits<br />

existierenden Initiativen zusammengeführt wurden. [10] Der Aufruf bezieht sich jedoch nur auf die Gewährleistung des freien Zugriffs<br />

auf Zeitschriftenartikel, <strong>für</strong> die die Autoren kein Entgelt erhalten haben, die zuvor <strong>einen</strong> Peer-Review-Prozess durchlaufen haben und<br />

die anschließend parallel im Netz zur freien Verfügung gestellt werden sollten. [3]


Am 11. April 2003 wurde in Bethesda, Maryland über die Möglichkeiten einer besseren Einbindung der Beteiligten am<br />

Publikationsprozess beraten und im Juni dazu das Bethesda Statement on Open Access Publishingveröffentlicht. [11]<br />

Die Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen vom Oktober 2003 ist eine Deklaration, die die Inhalte<br />

der Budapester Erklärung und der Bethesda-Erklärung aufgreift und die Ziele der Open-Access-Bewegung erweitert definiert. Von<br />

allen wichtigen deutschen Forschungsinstitutionen wurde die Erklärung unterschrieben, wie z. B. der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG), der Hochschulrektorenkonferenz, der Max-Planck-Gesellschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft, der<br />

Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW), der Deutschen Initiative <strong>für</strong> Netzwerkinformation (DINI) und<br />

dem Ministerium <strong>für</strong> Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, das mit DiPP eine eigene Initiative gegründet<br />

hatte. Außerdem haben auch internationale Organisationen unterschrieben wie z. B. Open Source Initiative (OSI), SPARC oder<br />

Europäische Organisation <strong>für</strong> Kernforschung CERN. Die Berliner Erklärung geht über die Forderungen der Erklärung der BOAI<br />

deutlich hinaus. Sie wird als Abschluss der Zielformulierungen der Bewegung und als Startpunkt in technischer und ganisatorischer<br />

Hinsicht angesehen. Seit der Berliner Konferenz gibt es im jährlichen Abstand Folgekonferenzen. [3]<br />

Open-Access-Strategien<br />

Die beiden wichtigsten Publikationswege des Open Access werden auch als „Goldener“ und „Grüner Weg“ bezeichnet. Sie werden<br />

manchmal als konkurrierende, meistens aber einander ergänzende Modelle angesehen: die Primärveröffentlichung und die<br />

Parallelveröffentlichung. Diese beiden Strategien wurden auf der Budapester Konferenz 2002 entworfen. [12] Die Bezeichnungen<br />

„Goldener“ und „Grüner Weg“ gehen auf den Kognitionswissenschaftler Stevan Harnad zurück. [13]<br />

Goldener Weg<br />

Als der „Goldene Weg“ wird die primäre Veröffentlichung des wissenschaftlichen Textes in einem Open-Access-Medium bezeichnet,<br />

das den Bedingungen des Open Access folgt. Dabei handelt es sich vor allem um Open-Access-Zeitschriften, die wie die<br />

konventionellen Zeitschriften ein Peer-Review-Verfahren einsetzen. Im Directory of Open Access Journals, einem Verzeichnis <strong>für</strong><br />

Open-Access-Zeitschriften, werden 9.512 Zeitschriften (Stand: 6. Februar 2017) gelistet, da<strong>von</strong> sind etwa 70,9 % auf Artikelebene<br />

durchsuchbar (6.745 Zeitschriften mit insgesamt 2.435.586 <strong>Artikeln</strong>). Schätzungen (basierend auf Ulrich's Periodicals Directory [14] )<br />

zufolge gibt es insgesamt etwa 28.000 aktive wissenschaftliche Zeitschriften, die ein Peer-Review-Verfahren einsetzen (Stand August<br />

2012), [15][16][17] somit wären etwa 35 % aller peer-reviewed journals „Open Access“. Auch die Publikation <strong>von</strong> Monografien in<br />

einem Open-Access-Verlag wird dem „Goldenen Weg“ zugeordnet. Die in der „Arbeitsgemeinschaft der Universitätsverlage“<br />

organisierten Verlage haben mehrheitlich eine Open-Access-Ausrichtung. [18] Parallel zu der elektronischen Publikation <strong>von</strong> Büchern<br />

kann eine Publikation in gedruckter Form erfolgen. Diese gedruckten Ausgaben sind dann meistens kostenpflichtig. Mit der OAPEN<br />

Library steht erstmals eine Bibliothek <strong>von</strong> begutachteten Open-Access-Monografien bereit. Der Schwerpunkt liegt zurzeit auf<br />

Publikationen aus den Geistes-, Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.<br />

Grüner Weg<br />

Der „Grüne Weg“ ist die Parallelveröffentlichung oder Selbstarchivierung, die auf privaten Homepages, Institutshomepages oder auf<br />

Dokumentenservern erfolgen kann. Die Autoren speichern eine Kopie ihres Aufsatzes oder ihrer Monographie, die sie beim Verlag<br />

eingereicht haben, öffentlich zugänglich auf einem der genannten Infrastrukturelemente. Dabei wird die nicht-standardisierte<br />

Selbstarchivierung zunehmend durch eine Archivierung auf Institutionellen Repositorien ergänzt und abgelöst. Bei diesen auf dem<br />

grünen Weg publizierten Dokumenten handelt es sich häufig um Preprints oder Postprints. Nur bei Postprints hat ein Peer Review<br />

stattgefunden. Auch Primärdaten können über den Grünen Weg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Bei der Archivierung<br />

<strong>von</strong> Dokumenten auf Dokumentenservern werden zwei verschiedene Formen unterschieden, je nachdem, um welche Art <strong>von</strong><br />

Repositorium es sich handelt. Institutionelle Repositorien werden <strong>von</strong> einer Institution (beispielsweise einer Hochschule) betrieben<br />

und sind meist fachübergreifend, während disziplinäre Repositorien bestimmte Fachgebiete abdecken, da<strong>für</strong> aber<br />

institutsübergreifend sind. Ein bekanntes Beispiel<strong>für</strong> ein disziplinäres Repositorium und zugleich eines der ältesten ist arXiv.


Die SHERPA/RoMEO-Liste [19] , die <strong>von</strong> der SHERPA-Organisation herausgegeben wird, listet Verlage nach ihren Leitlinien in Bezug<br />

auf Urheberrechte und Parallelpublikation auf und unterscheidet vier verschiedene Kategorien, je nachdem, ob die Selbstarchivierung<br />

<strong>von</strong> Preprints und Postprints, nur <strong>von</strong> Preprints, nur <strong>von</strong> Postprints oder gar nicht erlaubt wird.<br />

Die Open Archives Initiative (OAI) registriert die Betreiber dieser Repositorien und entwickelte ein Protokoll <strong>für</strong> Metadaten, OAI-<br />

PMH, das weite Verbreitung gefunden hat. Verschiedene Dienste nutzen dieses Protokoll zum Metadatenharvesting, so zum Beispiel<br />

die Suchmaschine OAIster <strong>von</strong> der University of Michigan, Scirus <strong>von</strong> Elsevier oder die Bielefeld Academic Search Engine (BASE).<br />

Grauer Weg<br />

Laut einigen Fachleuten gibt es noch <strong>einen</strong> dritten, „Grauen“ Weg. [20] Dieser Begriff ist jedoch umstritten. [21] Der „Graue Weg“<br />

beschreibt die Veröffentlichung Grauer Literatur, also solcher Veröffentlichungen, die über den Buchhandel nicht zu beziehen sind.<br />

Dazu gehören im wissenschaftlichen Bereich Abstract-<strong>Sammlung</strong>en, Seminar- und Diplomarbeiten, Dissertationen, Tagungsberichte<br />

und ähnliche Dokumente. Ein Peer Review findet bei diesen Dokumenten normalerweise nicht statt.<br />

Hybrides Publizieren<br />

Als hybrides Publizieren wird eine Publikationsvariante bezeichnet, bei der neben der online bereitgestellten Open-Access-Version<br />

auch eine kostenpflichtige gedruckte Version veröffentlicht wird. Dieses Modell kommt vor allem bei Monographien zum<br />

Einsatz. [22][23] Durch die frei zugängliche Online-Version wird die Auffindbarkeit durch Suchmaschinen und damit die Sichtbarkeit<br />

erhöht. Verlage erhoffen sich dadurch höhere Verkaufszahlen der Druckvariante. Das hybride Publizieren ist somit sowohl Open-<br />

Access-Strategie als auch Open-Access-„Geschäftsmodell“.<br />

Open Access <strong>für</strong> Primärdaten<br />

Siehe auch: E-Science<br />

Wissenschaftliche Primärdaten können durch die technische Entwicklung in ungeahnter Dimension und Qualität in den<br />

wissenschaftlichen Kommunikationsprozess integriert werden. [24] In der Berliner Erklärung wird auch der freie Zugang zu Daten mit<br />

eingeschlossen. Daten liegen teils als selbständige <strong>Sammlung</strong>en vor, teils werden sie indirekt, z. B. über Links in Publikationen,<br />

nachgewiesen.<br />

Open Access <strong>für</strong> Bücher<br />

<strong>Eine</strong> Erweiterung erfährt der Open-Access-Begrif, der sich zunächst vor allem auf Artikel in Fachzeitschriften bezog, durch die<br />

Veröffentlichung <strong>von</strong> Monografien unter Open-Access-Bedingungen. So plant beispielsweise das <strong>von</strong> der Europäischen Union<br />

geförderte Projekt OAPEN, das aus der Zusammenarbeit mehrerer Universitätsverlage hervorging, Bücher aus geistes- und<br />

sozialwissenschaftlichen Disziplinen frei zugänglich zu machen. Damit soll verhindert werden, dass die Wissenschaften, bei denen<br />

die Kommunikation hauptsächlich über Monographien und weniger über Fachaufsätze erfolgt, <strong>einen</strong> strukturellen Nachteil gegenüber<br />

Wissenschaften entwickeln, in denen die Open-Access-Strategien bereits eine höhere erbreitung V gefunden haben.<br />

Digitalisate<br />

Viele Verlage versuchen durch die Digitalisierung ihrer älteren Bestände weitere Geschäftsfelder zu erschließen. Manche tun dies in<br />

Kooperation mit den Bibliotheken, beispielsweise in Projekten wie DigiZeitschriften. Einige Großverlage haben ihre Bestände in<br />

Eigenregie gescannt, obwohl sie vor der Verabschiedung des zweiten Korbs nach dem Deutschen Urheberrecht keine Rechte da<strong>für</strong><br />

besaßen. [24]<br />

Open Access <strong>für</strong> Kulturgut


Die Berliner Erklärung spricht – der ECHO-Charta folgend – ausdrücklich die Kulturgüter in Archiven, Bibliotheken und Museen an.<br />

Auch sie sollen kostenlos und nachnutzbar nach den gleichen Prinzipien wie die wissenschaftliche Fachliteratur zugänglich sein. Dies<br />

führt allerdings zu Konflikten im Bereich der Bildrechte. Freie Projekte beschweren sich über das <strong>von</strong> ihnen behauptete Copyfraud<br />

der kulturgutverwahrenden Institutionen, die ihrer Ansicht nach gemeinfreie Werke remonopolisieren, indem nicht bestehende<br />

Urheberrechte behauptet werden. [25]<br />

Geschäftsmodelle<br />

Auch beim digitalen Veröffentlichen <strong>von</strong> Dokumenten entstehen Kosten, auch wenn sie nicht so hoch sind wie bei gedruckten<br />

Werken. In der traditionellen Publikationswirtschaft werden wissenschaftliche Publikation <strong>von</strong> den Wissenschaftsverlagen als<br />

verwertbare Marktware definiert, [26] während bei Open Access Wissenschaftler, Forschungsförderer, Institutionen und Bibliotheken<br />

teilweise an die Stelle der Verlage treten und damit die Produktionskette des Publikationsmarktes verändern. Für die Finanzierung<br />

<strong>von</strong> Open-Access-Publikationen gibt es unterschiedliche Modelle, die zum eil T bereits gut etabliert sind.<br />

Publikationsgebühren<br />

<strong>Eine</strong> große Zahl <strong>von</strong> Open-Access-Zeitschriften verlangt <strong>von</strong> den Autoren Publikationsgebühren, die sich üblicherweise an den<br />

Prozesskosten orientieren, die dem Verlag pro Online-Veröffentlichung durchschnittlich entstehen. Sie werden auch als Article<br />

Processing Charge [6] (APC) und das Geschäftsmodell als Autor-zahlt-Modell (engl. author pays model) bezeichnet. In einer Studie<br />

der Kaufmann-Wills-Group wurde festgestellt, dass dieses Finanzierungsmodell bei den Open-Access-Zeitschriften bei unter 50 %<br />

und damit unter dem Wert <strong>für</strong> konventionelle Zeitschriften liegt. [27] Zwischen den einzelnen Fachdisziplinen gibt es große<br />

Unterschiede: In solchen Wissenschaften, in denen eine Publikationsgebühr, oft in Form eines Druckkostenzuschusses, auch bei<br />

konventionellen Zeitschriften erhoben wird (zum Beispiel in den Biowissenschaften), ist der Anteil höher, bei<br />

geisteswissenschaftlichen Zeitschriften ist sie seltener. Manche Zeitschriften erlassen den Autoren die Gebühren, wenn sie finanziell<br />

benachteiligten Einrichtungen angehören.<br />

Etliche Förderorganisationen ermutigen oder verpflichten ihre Wissenschaftler zum Open-Access-Publizieren und übernehmen<br />

teilweise oder ganz die Veröffentlichungsgebühren, so dass die Etats der Arbeitsgruppen und Institute nicht oder weniger stark<br />

belastet werden.<br />

Institutionelle Mitgliedschaft<br />

In dem Mitgliedschaftsmodell zahlen Forschungsinstitutionen oder ihre Bibliotheken als Mitglieder eine Jahresgebühr, um den<br />

angehörigen Wissenschaftlern die Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse in einem Open-Access-Journal kostenfrei oder<br />

vergünstigt zu ermöglichen. Ein bekanntes Beispiel <strong>für</strong> dieses Mitgliedschaftsmodell ist der britische Verlag BioMed Central. Die<br />

Abgrenzung zwischen einem Abonnement und einer institutionellen Mitgliedschaft ist nicht immer ganz scharf. <strong>Eine</strong> Subskription<br />

<strong>von</strong> Zeitschriften, die bei Oxford University Press (OUP) ersch<strong>einen</strong>, kann beispielsweise <strong>einen</strong> Rabatt auf die Publikationsgebühren<br />

der Open-Access-Zeitschriften <strong>von</strong> OUP einschließen.<br />

Hybride Finanzierungsmodelle<br />

In hybriden Finanzierungsmodellen werden sowohl Open-Access-Artikel als auch zugangsbeschränkte Artikel innerhalb einer<br />

Zeitschrift publiziert. Der Verlag hält an den ursprünglichen Subskriptionsmodellen fest, bietet den Autoren aber zusätzlich an, gegen<br />

eine Gebühr den Artikel als Open Access freischalten zu lassen. Zahlen die Autoren die Extragebühren nicht, wird der Artikel nur<br />

gegen Entgelt abgegeben. Für die Bibliotheken bedeutet dieses hybride Modell zunächst keine finanzielle Entlastung. Der<br />

Wissenschaftsverlag Springer führte im Juli 2004 als einer der ersten Verlage das hybride Modell unter dem Namen Open choice ein.<br />

Für die Freischaltung zu Open Access werden 3000 US-Dollar pro Publikation verlangt. Etliche weitere Verlage folgten diesem<br />

Vorstoß und verlangen Gebühren zwischen 1000 und 5000 US-Dollar (Stand: September 2008). [6]


Weitere Finanzierungsmodelle<br />

Bei dem „Community-Fee-Modell“ werden die beispielsweise <strong>von</strong> einer Fachgesellschaft publizierten Artikel über die<br />

Mitgliedsbeiträge finanziert. Andere Verlage nutzen institutionelle Infrastruktur <strong>von</strong> Bibliotheken und Universitäten und werden so<br />

<strong>von</strong> diesen querfinanziert. Auch der Verkauf <strong>von</strong> Printprodukten kann zur Finanzierung der Online-Publikation mit beitragen.<br />

Logos<br />

Ein einheitliches Logo der Open-Access-Bewegung gibt es bislang nicht. Beim Open-Access-Day am 14. Februar 2008 wurde der<br />

Entwurf der Public Library of Science aufgegriffen, die Berlin-Konferenz der Max-Planck-Gesellschaft verwendet ebenfalls eine<br />

Schlüssel-Symbolik. Von vielen Universitäten und Bibliotheken in Deutschland wird das Logo der Informationsplattform openaccess.net<br />

verwendet.<br />

Umsetzung<br />

Für die Forderung nach Open Access spricht, dass damit stark subventionierte Forschungsergebnisse der Universitäten und anderer<br />

öffentlich unterstützter Forschungseinrichtungen frei zugänglich werden und nicht teuer verkauft werden: Open Access ist „die<br />

geeignete Antwort auf die Krise der wissenschaftlichen Literatur, die sich nicht nur auf die Zeitschriftenpreise auswirkt, sondern auch<br />

dazu führt, dass etwa ein Sammelband in vierfacher Weise <strong>von</strong> der öffentlichen Hand subventioniert wird und der Staat so seine<br />

eigenen Forschungsergebnisse <strong>von</strong> kommerziellenVerlagen zurückkauft“. [28]<br />

Open Access ist „(noch) weit da<strong>von</strong> entfernt, Alltag wissenschaftlichen Publizierens zu sein: Es handelt sich überwiegend um<br />

spezialisierte Diskurse in einigen besonders engagierten Disziplinen und um (wissenschafts-)politische Absichtserklärungen (wie die<br />

Berlin Declaration), die in der Praxis erst verankert werden müssen, damit wissenschaftliches Wissen tatsächlich das Allgemeingut<br />

sein kann, als das es finanziert wird“. [29]<br />

<strong>Eine</strong> der Barrieren <strong>für</strong> das Online-Publishing mit Open Access ist das akademische Belohnungssystem. [30] Problematisch ist auch,<br />

dass z. B. reine Online-Zeitschriften in traditionellen Datenbanken bisher nur selten erschlossen und indiziert sind. [31] Und <strong>für</strong> die<br />

Bibliotheken stellt sich die Frage der Erfassung und Speicherung der Daten.<br />

Es gibt große Unterschiede zwischen den Disziplinen. Das kostenlose Online-Publizieren ist, mit Ausnahme einiger Institute und<br />

Online-Zeitschriften im Bereich der Bildungsforschung, keine Selbstverständlichkeit. [32] In naturwissenschaftlich-technischen<br />

Disziplinen hingegen, insbesondere der Informatik und Physik, hat das kostenlose und freie Veröffentlichen im Internet schon eine<br />

weit bedeutendere, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle.<br />

Kritik<br />

Veröffentlichungszwang in OA-Zeitschriften<br />

Manche Wissenschaftler und Autoren wissenschaftlicher Arbeiten sehen in der zunehmenden Subventionierung <strong>von</strong> freien<br />

Veröffentlichungen durch Wissenschaftsförderer und -organisationen <strong>einen</strong> unrechtmäßigen Zwang zu dieser Art der<br />

Veröffentlichung. Nach Ansicht der Kritiker wird der Autor derart eingeschränkt, dass er nicht mehr frei entscheiden kann, auf<br />

welche Weise er die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit veröfentlichen möchte. [33] <strong>Eine</strong> ähnliche Au fassung vertreten auch<br />

die Autoren und Unterzeichner des so genannten Heidelberger Appells, die in der offenen Unterstützung der Allianz der<br />

Wissenschaftsorganisationen <strong>für</strong> open access „weitreichende Eingriffe in die Presse- und Publikationsfreiheit“ sehen [34] oder Uwe<br />

Jochum, der in der Wissenschaftszeitung Recherche resümiert, dass das, was „als Versuch begann, <strong>einen</strong> Ausweg aus der<br />

Zeitschriftenkrise zu finden“ unter der Hand „zu einem Projekt der Totaltransformation <strong>von</strong> Wissenschaft geworden“ ist, an dessen<br />

Ende eine vollständig digitalisierte Forschungsinfrastruktur stehen soll. [35] Die Vorwürfe werden <strong>von</strong> Seiten der in der Allianz<br />

zusammengeschlossenen Wissenschaftsorganisationen zurückgewiesen. [36]


Interessenkonflikte<br />

Bei Open-Access-Veröffentlichungen müssen in vielen Fällen <strong>von</strong> den Autoren oder ihren Einrichtungen Publikationsgebühren<br />

gezahlt werden, um die Kosten der digitalen Bereitstellung zu decken („Author-Pays-Modell“). Damit stellt sich die Frage, welcher<br />

Autor bei knappen Mitteln unter Anlegung welcher Kriterien in den Genuss einer <strong>von</strong> der Wissenschaftsorganisation<br />

subventionierten Veröffentlichung kommt. Lauten diese Kriterien (offen oder verdeckt) Stellung in der wissenschaftlichen<br />

Hierarchie, Anciennität, Macht o. ä., dann kann es zu einem Konflikt mit dem eigentlich maßgeblichen Kriterium Nachweis<br />

wissenschaftlicher Qualität durch externe Begutachtung kommen. Ein ähnlicher Konflikt entsteht, wenn eine Subventionierung der<br />

Veröffentlichung durch Firmen (und in deren Interesse) erfolgt. [37]<br />

Darüber hinaus kann es Interessenkonflikte bezüglich Gutachtensstandards geben. Immer wieder gibt es – nicht nur bei digitalen<br />

Publikationen – Auseinandersetzungen um die Qualität und Neutralität <strong>von</strong> Gutachten. Im Zusammenhang mit digitalen<br />

Publikationen wird dabei vor allem be<strong>für</strong>chtet, dass Gutachter auch solche Publikationen passieren lassen, die eigentlich nicht den<br />

Standards entsprechen, „da ein durch Gebühren gestütztes Publikationsmodell <strong>einen</strong> Anreiz <strong>für</strong> niedrige Ablehnungsquoten<br />

biete.“ [37] Im Folgenden sind zwei Beispiele <strong>für</strong> Interessenkonflikte bei Gutachtensstandards genannt.<br />

Im April 2009 veröffentlichte eine Gruppe <strong>von</strong> Wissenschaftlern in The Open Chemical Physics Journal Ergebnisse, nach denen der<br />

Nachweis <strong>von</strong> Nano-Thermit, einem experimentellen Explosivstoff, in unreagiertem und reagiertem Zustand in Proben des Staubs<br />

des World Trade Centers gelungen sei. Der Artikel erschien in einem Open-Access-Journal der Bentham-Science-Verlagsgruppe.<br />

Nach Angaben der Autoren hat ein Peer-Review-Verfahren stattgefunden, das bei dem betreffenden Journal nach Verlagsangaben<br />

Standard ist. [38] Der Artikel, der eine hohe Aufmerksamkeit bei Anhängern <strong>von</strong> Verschwörungstheorien findet, da er als erster<br />

Nachweis einer kontrollierten Sprengung angesehen wird, wurde jedoch massiv inhaltlich kritisiert. Zwei Chefredakteure des<br />

Journals traten wegen der Angelegenheit zurück, u. a. wegen massiver Unzufriedenheit mit der Handhabung <strong>von</strong> Veröffentlichung<br />

und Peer Review durch den Verlag. [39]<br />

Drei Monate später musste ein weiterer Chefredakteur eines Open-Access-Journals des Verlags zurücktreten. Die Zeitschrift hatte<br />

angeboten, <strong>einen</strong> Scherzartikel nach angeblich erfolgter Peer Review und gegen Zahlung <strong>von</strong> 800 US$ Kostenbeitrag zu<br />

veröffentlichen. Der Vorfall löste eine Diskussion um die Begutachtungsstandards <strong>von</strong> Open-Access-Journalen aus, die<br />

wissenschaftliche Beiträge gegen eine Geldzahlung veröf fentlichen. [40][41]<br />

Probleme bei der Auffindbarkeit und Langzeitarchivierung <strong>von</strong> Dokumenten<br />

Über die genannten Punkte hinaus wird kritisiert, dass die Auffindbarkeit <strong>von</strong> Open-Access-Dokumenten sowie deren<br />

Langzeitarchivierung Probleme darstellten, die bisher nicht gelöst seien. Be<strong>für</strong>worter halten dem entgegen, dass durch die<br />

Beschreibung der Dokumente mit Hilfe <strong>von</strong> Metadaten, die Möglichkeiten moderner Volltextsuche und die Vernetzung der Open-<br />

Access-Repositories die Auffindbarkeit und schnelle Bereitstellung <strong>von</strong> wissenschaftlichen Publikationen eher gegeben sei als bei<br />

gedruckten Medien. Bei stetig abnehmenden Kosten <strong>für</strong> elektronische Speicher und der systematischen Entwicklung nationaler und<br />

internationaler Archivsysteme verliert darüber hinaus das Problem der Langzeitarchivierung an Bedeutung. [37]<br />

Mangelhafter Peer-Review-Prozess<br />

Der Journalist und Biologe John Bohannon testete die Vertrauenswürdigkeit <strong>von</strong> Open-Access-Zeitschriften, indem er eine eigens<br />

verfasste, fehlerhafte Studie an 304 Open-Access-Zeitschriften schickte. Von diesen akzeptierten 157 Zeitschriften die Arbeit, 98<br />

wiesen sie ab. 36 Zeitschriften fielen die offensichtlichen wissenschaftlichen Fehler auf, bei 16 wollten die Herausgeber die Studie<br />

trotzdem veröffentlichen. So hatte das 2004 gegründete Directory of Open Access Journals ursprünglich nur formale Kriterien <strong>für</strong><br />

eine Aufnahme einer Zeitschrift in das Verzeichnis. [42] 2014 wurden die Kriterien <strong>für</strong> die Aufnahme in das DOAJ verschärft, sodass<br />

Zeitschriften, die bis März 2014 nach alten Kriterien registriert waren, eine erneute Aufnahme beantragen müssen. [43][44]<br />

Siehe auch<br />

Aktionsbündnis Urheberrecht <strong>für</strong> Bildung und Wissenschaft


Technische Informationsbibliothek, dort Abschnitt SCOAP3-DH<br />

Guerilla Open Access Manifest<br />

Literatur<br />

Maurice Erb, Simon Ganahl und Patrick Kilian: Wissen <strong>für</strong> alle? #Open Access und die Macht der<br />

Wissenschaftsverlage, in: geschichtedergegenwart.ch.<br />

Deutsche Forschungsgemeinschaft (Hrsg.): Publikationsstrategien im Wandel? Ergebnisse einer Umfrage zum<br />

Publikations- und Rezeptionsverhalten <strong>von</strong> Wissenschaftlern unter besonderer Berücksichtigung <strong>von</strong> Open Access.<br />

(PDF, 561 kB; 82 Seiten) Juli 2005. Tabellenband dazu (PDF, 660 kB, 221 Seiten), English edition (PDF, 393 kB; 66<br />

Seiten). Johannes Fournier: Response. (PDF) DFG<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Informationswissenschaft und -praxis (DGI) (Hrsg.): Schriftliche Ergebnisse zum Linzer<br />

Open-Access-Symposion(PDF; 5,4 MB) Information: Wissenschaft und Praxis (IWP) 5/2009.<br />

Deutsche UNESCO-Kommission (): Open Access. Chancen und Herausforderungen. Ein Handbuch(PDF)<br />

Deutsche UNESCO-Kommission, Bonn 2007, ISBN 3-927907-96-0 (auch: Internationale und politische Aspekte des<br />

O.A.)<br />

Gerhard Fröhlich: Die Wissenschaftstheorie fordert Open Access. Information: Wissenschaft & Praxis 60 (5), 2009,<br />

S. 253–258<br />

Klaus Graf: Urheberrechtsfibel – nicht nur <strong>für</strong> Piraten. Der Text des deutschen Urheberrechtsgesetzes, erklärt und<br />

kritisch kommentiert (PiratK-UrhG)(Reihe Netzbürger, Band 2). Contumax Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86199-<br />

002-4<br />

Stevan Harnad: Fast-Forward on the Green Road to Open Access: The Case Against Mixing Up Green and Gold . In:<br />

Ariadne, 42, Januar 2005<br />

Jörn Heckmann, Marc Philipp Weber: Open Access in der Informationsgesellschaft – § 38 UrhG de lege ferenda .<br />

(PDF), GRUR Int. Dezember 2006, S. 995<br />

Ulrich Herb: Open Science in der Soziologie: <strong>Eine</strong> interdisziplinäre Bestandsaufnahme zur offenen Wissenschaft und<br />

eine Untersuchung ihrer Verbreitung in der Soziologie. Schriften zur Informationswissenschaft; Bd. 67 [Zugleich:<br />

Diss., Univ. des Saarlandes, 2015]. Verlag Werner Hülsbusch, Glückstadt 2015, ISBN 978-3-86488-083-4,<br />

doi:10.5281/zenodo.31234.<br />

Ulrich Herb: Offenheit und wissenschaftliche Werke: Open Access, Open Review, Open Metrics, Open Science &<br />

Open Knowledge. In: Ulrich Herb (Hrsg.): Open Initiatives: Offenheit in der digitalen Welt und Wissenschaft.<br />

universaar, Saarbrücken 2012, S. 11–44<br />

Ulrich Herb (Hrsg.): Open Initiatives: Offenheit in der digitalen Welt und Wissenschaft. universaar, Saarbrücken<br />

2012, ISBN 978-3-86223-062-4, urn:nbn:de:bsz:291-universaar-873<br />

Ulrich Herb: Entgeltfreier Zugang zu wissenschaftlichen Informationen. Teil 1: Schöne neue Welt des Open Access<br />

(Memento vom 30. September 2006 im Internet Archive), Teil 2: Journale, Impact Factor, radikale Monopole und<br />

Karrieren (Memento vom 29. Januar 2009 im Internet Archive) in telepolis, 14. und 15. September 2006<br />

T. Hess, R.T. Wigand, F. Mann, B. <strong>von</strong> Walter: Open Access & Science Publishing – Results of a Study on<br />

Researchers’ Acceptance and Use of Open Access Publishing. In: Management Reports of the Institute for<br />

Information Systems and New Media, LMU München, München, Nr . 1/07<br />

Christian Koller: Openness oder »nordkoreanische Verhältnisse«? Top-down implementierter Open Access im<br />

britischen Hochschulsystem, in: Informationspraxis 3/1 (2017).<br />

Michaela Mader, Bettina Langeder: Digitale Freiheit <strong>für</strong> Forschung und Forscher/innen: Open Access macht<br />

wissenschaftliche Publikationen frei verfügbar . Und Wissenschaft besser. In: Leonhard Dobusch, Christian<br />

Forsterleitner (Hrsg.): Freie Netze. Freies Wissen. Echomedia, Wien 2007, ISBN 3-901761-64-0 unter Creative<br />

Commons Lizenz; Beitrag (PDF; 1,4 MB)<br />

Reto Mantz: Open Source, Open Content und Open Access: Gemeinsamkeiten und Unterschiede . (PDF) In: B.<br />

Lutterbeck, Matthias Bärwolf, R. A. Gehring (Hrsg.): OpenSourceJahrbuch – Zwischen freier Software und<br />

Gesellschaftsmodell, Lehmanns Media, Berlin 2007.<br />

Katja Mruck, Stefan Gradmann, Günter Mey: Open Access: Wissenschaft als Öffentliches Gut. Forum Qualitative<br />

Sozialforschung/ Forum: Qualitative Social Research 5(2), April 2004, Art. 14<br />

Uwe Müller: Open Access. <strong>Eine</strong> Bestandsaufnahme. (PDF; 548 kB) Juli 2007<br />

Roland Reuß/Volker Rieble (Hrsg.): Autorschaft als Werkherrschaft in digitaler Zeit (PDF) Vittorio Klostermann,<br />

Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-465-04090-3.<br />

Richard Sietmann: DFG legt Studie zu Open Access vor. heise newsticker, 23. Juli 2005<br />

Gerald Spindler (Hrsg.) (März 2006): Rechtliche Rahmenbedingungen <strong>von</strong> Open-Access-Publikationen . (PDF;<br />

3,6 MB) Universität Göttingen, Universitätsverlag Göttingen<br />

Eric W. Steinhauer: Das Recht auf Sichtbarkeit – Überlegungen zu Open Access und Wissenschaftsfreiheit. (PDF)<br />

Monsenstein und Vannerdat, Münster 2010, ISBN 978-3-86991-140-3.<br />

Peter Suber: Open Access. (PDF) MIT Press, Cambridge 2012.


Johannes Näder: Wissenschaftliches Publizieren im Zeitalter <strong>von</strong> Digitalität und InternetThelem, Dresden 2010,<br />

ISBN 978-3-942411-04-2.<br />

Weblinks<br />

Commons: Open Access – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

OLPE-OPEN der STM-Anteil der über die personengebundene Nationallizenz zugänglichen Journals sowie sehr<br />

vieler Hybriden und Open Access Journale, alphabetisch und thematisch erschlossen.<br />

Deutschsprachig<br />

Das Informationsportal open-access.net – Die Informationsplattform open-access.net hat das Ziel, den steigenden<br />

Informationsbedarf zum Thema Open Access zu decken. Sie bündelt bislang verstreute Informationen und bereitet<br />

diese <strong>für</strong> verschiedene Zielgruppen und Szenarien spezifisch auf.<br />

Handbuch zum Open Access der Deutschen Unesco-Kommission und des Auswärtigen Amtes (PDF; 2,75 MB)<br />

Informationen zum Thema Open Access – E-LIB SuUB Bremen<br />

Open Access – Aktuelle internationale und nationale Entwicklungen(PDF; 197 kB) FWF, Österreich, 2012<br />

edoc-server – Open-Access-Server der Humboldt-Universität zu Berlin<br />

DINI – Wissenschaftliches Publizieren / Open Access , enthält u. a. eine Liste deutscher Open Access Server ,<br />

bereitgestellt <strong>von</strong> der Deutschen Initiative <strong>für</strong> Netzwerkinformation<br />

Die Open Access Bewegungp@psych (Bildungsforschung und On-line-Publizieren)<br />

Open Access: Viele Initiativen, aber wenig Konkretes. In: Telepolis<br />

Vortragsmaterialien zu Open Access im Bildungswesen der Schweiz<br />

Open Access Policy der Max Planck Digital Library (MPDL)<br />

Dossier Open Access Goethe-Institut<br />

Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen (Hrsg.): Open Access – Positionen, Prozesse, Perspektiven<br />

(PDF; 892 kB)<br />

EconStor – Open-Access-Server der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft<br />

SSOAR – Social Science Open Access Repository– Open-Access-Server des GESIS – Leibniz-Institut <strong>für</strong><br />

Sozialwissenschaften<br />

Englischsprachig<br />

Verzeichnis <strong>von</strong> Open-Access-Zeitschriften<br />

Open Access Directory, wichtigstes Wiki zu Open Access<br />

Open Access Publishing in European Networks, betrif ft Buchpublikationen<br />

The European Commissions Open Access Pilot for Research Articles: Frequently Asked Questions<br />

PsychOpen: Europäische Open-Access-Publikationsplattform <strong>für</strong> Psychologie<br />

Einzelnachweise<br />

1. Berliner Erklärung über ofenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen: Berlin Declaration on Open Access to<br />

Knowledge in the Sciences and Humanities(http://openaccess.mpg.de/286432/Berlin-Declaration) . Max-Planck-<br />

Gesellschaft<br />

2. Katja Mruck, Stefan Gradmann, Günter Mey: Open Access: Wissenschaft als Öffentliches Gut(http://www.qualitative<br />

-research.net/index.php/fqs/article/view/624/1352) . In: Forum Qualitative Sozialforschung.Volume 5, Nummer 2, Mai<br />

2004, ISSN 1438-5627 (http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=1438-5627) , Artikel<br />

14: Die Initiativerklärung der BOAI ist zugleich eine Grundsatzerklärung gegen den Digital Divide, die digitale Kluft,<br />

da der beabsichtigte Abbau <strong>von</strong> Zugangsbeschränkungen zu wissenschaftlichen Publikationen zu verstärkter<br />

Diskussion und Kooperation ebenso beitragen soll wie zu wechselseitigem Lernen zwischen information rich und<br />

information poor.<br />

3. Peter Schirmbacher: Open Access – ein historischer Abriss.In: Open Access – Chancen und Herausforderungen. (h<br />

ttp://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Kommunikation/Handbuch_Open_Access.pdf)(PDF; 2,9 MB),<br />

Deutsche UNESCO-Kommission2007<br />

4. z. B. in: Jens Bleuel: Online Publizieren im Internet. Elektronische Zeitschriften und Bücher . Edition Ergon,<br />

Pfungstadt/Bensheim 1994, aktualisierte Auflage 2000(http://www.bleuel.com/ip-wel.pdf) (PDF; 570 kB)


5. Gerald Spindler (Hrsg.): Rechtliche Rahmenbedingungen <strong>von</strong> Open-Access-Publikationen.(http://www.lehrstuhl-spin<br />

dler.uni-goettingen.de/extern/openaccess/leit faden/) (PDF; 3,6 MB) Universität Göttingen, März 2006,<br />

Universitätsverlag Göttingen.<br />

6. Birgit Schmidt: Auf dem goldenen Weg? Alternative Geschäftsmodelle <strong>für</strong> Open-Access-Primärpublikationen(htt<br />

p://eprints.rclis.org/archive/00012048/). In: Zeitschrift <strong>für</strong> Bibliothekswesen und Bibliographie.54, Nr. 4–5, 2007, S.<br />

177–182.<br />

7. Budapest Open Access Initiative(http://www.soros.org/openaccess/read.shtml)<br />

8. Katja Mruck, Gradmann & Mey, 2004, Absatz 5; oder Budapest Open Access Initiative: Frequently Asked Questions.<br />

(https://web.archive.org/web/20080317194157/http://www.qualitative-research.net/fqs/boaifaq.htm)Archiviert vom<br />

Original (http://derefer.unbubble.eu?u=http://www.qualitative-research.net/fqs/boaifaq.htm)am 17. März 2008;<br />

abgerufen am 23. April 2010.<br />

9. Jean-Claude Guédon: The Green and Gold Roads to Open Access: The Case for Mixing and Matching . (http://epr<br />

ints.rclis.org/archive/00003039/01/science.pdf)(PDF) In: Serials Review, Volume 30, Issue 4, 2004, Seite 315–328<br />

10. Kristin Mosch: Einführung Open Access(http://oa.helmholtz.de/fileadmin/Links/Artikel/Wissenschafts_Management_<br />

Open_Access/Einfuehrung.pdf)(PDF; 129 kB) In: Wissenschaftsmanagement special1/2006<br />

11. Bethesda Statement on Open Access Publishing(http://www.earlham.edu/~peters/fos/bethesda.htm)<br />

12. Frank Scholze: Goldene und grüne Strategie des Open Access – Übersicht und Vergleich (http://elib.uni-stuttgart.de/<br />

opus/volltexte/2006/2859/). In: 95. Deutscher Bibliothekartag in Dresden 2006.Klostermann, Frankfurt.<br />

13. Stevan Harnad: Comments on Open Access FAQ of Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen.(http://epri<br />

nts.soton.ac.uk/id/eprint/272617)2011 (vgl. auch FAQs zu Open Access und Zweitveröf fentlichungsrecht als IUWIS-<br />

Dossier (http://www.iuwis.de/meldung/faqs-zu-open-access-und-zweitveröfentlichungsrecht-als-iuwis-dossier)und<br />

Open Access auf den Seiten der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen(http://www.allianzinitiative.de/<br />

de/handlungsfelder/open_access/).<br />

14. ulrichsweb.com – Global Serials Directory – Frequently Asked Questions (FAQs) (http://www.ulrichsweb.com/ulrichs<br />

web/faqs.asp)<br />

15. Ulrichs estimate of total number of active peer-reviewed journals: 28,094 in August 2012(http://listserv.crl.edu/wa.ex<br />

e?A2=LIBLICENSE-L;17e4abd4.1208)<br />

16. B-C. Björk, A. Roos, M. Lauri: Scientific journal publishing: yearly volume and open access availability . (http://informa<br />

tionr.net/ir/14-1/paper391.html)In: Information Research, 14(1), 2009, paper 391.<br />

17. Heather Morrison: Appendix C: how many active, scholarly peer reviewed journals?(http://pages.cmns.sfu.ca/heathe<br />

r-morrison/appendix-c-how-many-active-scholarly-peer-reviewed-journals/)1. Dezember 2011<br />

18. Ulrich Herb: Die Farbenlehre des Open Access. (https://www.heise.de/tp/features/Die-Farbenlehre-des-Open-Acces<br />

s-3408163.html) Telepolis, 14. Oktober 2006.<br />

19. SHERPA/RoMEO – Home – Publisher copyright policies & self-archiving(http://www.sherpa.ac.uk/romeo/).<br />

SHERPA. Abgerufen am 3. September 2011.<br />

20. Open-Access-Strategien. (http://open-access.net/de/allgemeines/was_bedeutet_open_access/open_access_strategi<br />

en/#c401) open-access.net<br />

21. Peter Suber: Is Grey different from Green?(http://www.earlham.edu/~peters/fos/2006/03/is-grey-different-from-gree<br />

n.html) Open Access News, 25. März 2006.<br />

22. Eric Steinhauer: Hybrides Publizieren als Marketing-Mix: Erfolgsmodell zur Verbreitung <strong>von</strong> Hochschulschriften und<br />

wissenschaftlichen Monografien(http://www.db-thueringen.de/servlets/DocumentServlet?id=7879). In: BuB Forum<br />

Bibliothek und Information.59, 2007, S. 280–283.<br />

23. Ulrich Herb: Online oder unsichtbar (https://www.heise.de/tp/features/Online-oder-unsichtbar-3415594.html).<br />

Telepolis, 5. Oktober 2007.<br />

24. Elmar Mittler: Open Access zwischen E-Commerce und E-Science – Beobachtungen zu Entwicklung und Stand (htt<br />

p://edoc.hu-berlin.de/docviews/abstract.php?lang=ger&id=28291) . In: Zeitschrift <strong>für</strong> Bibliothekswesen und<br />

Bibliographie. 54, Nr. 4–5, 2007, S. 163–169.<br />

25. Vgl. Klaus Graf: Kulturgut muß frei sein!In: Kunstchronik. 60, Nr. 11, 2007, S. 507–510 (online (http://archiv.ub.uni-h<br />

eidelberg.de/artdok/volltexte/2008/529/).<br />

26. (wissenschaftsmanagement special 1/2006)<br />

27. The Facts About Open Access. A study of the financial and non-financial fects ef of alternative business models for<br />

scholarly journals. (http://www.alpsp.org/ForceDownload.asp?id=70) (PDF)<br />

28. vgl. Zusammenfassung In: Klaus Graf: Wissenschaftliches E-Publizieren mit Open Access – Initiativen und<br />

Widerstände. (http://www.zeitenblicke.historicum.net/2003/02/graf.html) In: Zeitenblicke, 2(2), 2003<br />

29. Mruck, Gradmann & Mey (2004) (Absatz 23)<br />

30. vgl. z. B. Bo-Christer Björk: Open access to scientific publications – an analysis of the barriers to change(http://infor<br />

mationr.net/ir/9-2/paper170.html). Information Research, 9(2), Januar 2004, Paper 170<br />

31. vgl. Keller, 2003, Absatz 42<br />

32. Sandra Schafert (Juni 2004): Kostenlose Online-Literatur der Bildungsforschung(http://paedpsych.jku.at/ezine/200<br />

4/schaffert04/). p@psych e-zine, 9<br />

33. so z. B. Uwe Jochum (2009): Urheber ohne Recht. Wie Staat und Bürokratie mittels Open Access Wissenschaftler<br />

enteignen. In: Lettre International Nr. 87, 2009, S. 7–12.


34. Roland Reuss und andere: Für Publikationsfreiheit und die Wahrung der Urheberrechte. (http://www.textkritik.de/urh<br />

eberrecht/index.htm)<br />

35. Uwe Jochum: Open Access – ein Irrweg. (http://www.recherche-online.net/uwe-jochum-open-access-irrweg.html)<br />

Der Reparaturversuch am aktuellen wissenschaftlichen Publikationswesen erweist sich am Ende als teurer als das<br />

bisherige Modell.<br />

36. Open Access: Gemeinsame Erklärung der Wissenschaftsorganisationen vom 25. März 2009 (http://www.humboldt-fo<br />

undation.de/web/pressemitteilung-2009-08.html)<br />

37. Informationsplattform Open Access: Vorbehalte gegen OA. (https://web.archive.org/web/20150206190839/http://ope<br />

n-access.net/de/allgemeines/gruende_und_vorbehalte/vorbehalte_gegen_oa/)Freie Universität Berlin, Universität<br />

Bielefeld, Universität Göttingen, Universität Konstanz; archiviert vom Original (http://derefer.unbubble.eu?u=http://op<br />

en-access.net/de/allgemeines/gruende_und_vorbehalte/vorbehalte_gegen_oa/)am 6. Februar 2015; abgerufen am<br />

15. Februar 2017.<br />

38. Website des Verlags Bentham Science.(http://www.bentham.org/open/) Unter Important to know for Authorsfindet<br />

sich die Aussage: All submitted articles undergo a fast but rigorous peer-review procedure (…)<br />

39. Denis G. Rancourt: (Another) Editor in Chief resigned over the Harrit et al. nanothermite paper (http://beforeitsnews.<br />

com/9-11-and-ground-zero/2011/01/another-editor-in-chief-resigned-over-the-harrit-et-al-nanothermite-paper-34393<br />

8.html) beforeitsnews.com, 7. Januar 2011<br />

40. Phil Davis: Open Access Publisher Accepts Nonsense Manuscript for Dollars . (http://scholarlykitchen.sspnet.org/200<br />

9/06/10/nonsense-for-dollars/)scholarlykitchen.sspnet.org, 10. Juni 2009, abgerufen 11. März 2011<br />

41. Jessica Shepherd: Science journal fails to spot hoax despite heavy hints from authors . (https://www.theguardian.co<br />

m/education/2009/jun/18/science-editor-resigns-hoax-article)guardian.co.uk, 18. Juni 2009, abgerufen 11. März<br />

2011<br />

42. science.orf.at – Hälfte der Zeitschriften akzeptiert Pseudostudie(http://science.orf.at/stories/1725951/). Artikel vom<br />

4. Oktober 2013, abgerufen am 5. März 2015.<br />

43. DOAJ – Reapplications(https://doajournals.wordpress.com/category/reapplications/) . Abgerufen am 30. Januar<br />

2015.<br />

44. DOAJ – A note about Reapplications. (https://doajournals.wordpress.com/2014/05/29/a-note-about-reapplications/)<br />

29. Mai 2014; abgerufen am 30. Januar 2015.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Open_Access&oldid=171141540 <br />

Diese Seite wurde zuletzt am 18. November 2017 um 21:08 Uhr bearbeitet.<br />

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Open Data<br />

Als Open Data (aus englisch open data, wörtlich offene Daten) werden Daten bezeichnet, die <strong>von</strong> jedermann ohne jegliche<br />

Einschränkungen genutzt, weiterverbreitet und weiterverwendet werden dürfen. [1]<br />

Die Forderung danach beruht auf der Annahme, dass frei nutzbare Daten zu mehr Transparenz und Zusammenarbeit führen. Der<br />

volkswirtschaftliche Wert offener Daten aus der öffentlichen Verwaltung wurde 2016 <strong>von</strong> der Konrad-Adenauer-Stiftung auf jährlich<br />

43,1 Milliarden Euro geschätzt. [2] Um die Nachnutzbarkeit zu gewährleisten, werden Freie Lizenzen verwendet. Die Open-Data-<br />

Bewegung ist im Umfeld der Wissensallmende anzusiedeln und teilt viele Argumente mit den artverwandten Themen Open Source,<br />

Open Content, Open Access und Open Education. Die Bereitstellung offener Daten durch die öffentliche Hand wird als eine<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> Open Government angesehen.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Definition<br />

2 Geschichte<br />

3 Forderungen der Open-Data-Bewegung<br />

4 Argumente <strong>für</strong> Open Data<br />

5 Argumente gegen Open Data<br />

6 Projekte, die Open Data anbieten<br />

7 Open-Data-Hackathons<br />

8 Closed Data<br />

9 Organisationen, die Open Data unterstützen<br />

9.1 Deutschland<br />

9.2 Österreich<br />

9.3 Schweiz<br />

9.4 Italien<br />

9.5 Sonstige<br />

10 Siehe auch<br />

11 Weblinks<br />

11.1 deutschsprachig<br />

11.2 englischsprachig<br />

12 Literatur<br />

13 Einzelnachweise<br />

Definition<br />

Offene Daten sind sämtliche Datenbestände, die im Interesse der Allgemeinheit der Gesellschaft ohne jedwede Einschränkung zur<br />

freien Nutzung, zur Weiterverbreitung und zur freien Weiterverwendung frei zugänglich gemacht werden. [1] Die wissenschaftliche<br />

Literatur zitiert beispielhaft Lehrmaterial, Geodaten, Statistiken, Verkehrsinformationen, wissenschaftliche Publikationen,<br />

medizinische Forschungsergebnisse oder Hörfunk- und Fernsehsendungen. [1] Bei Open Data kann es sich über Datenbestände<br />

staatlicher Stellen hinaus auch um Daten privatwirtschaftlich agierender Unternehmen, Hochschulen sowie Non-Profit-Einrichtungen<br />

handeln. [3]


<strong>Eine</strong> ausführlichere Definition der Kriterien <strong>für</strong> offene Daten wurde erstmals 2006 <strong>von</strong> der Open Knowledge Foundation in der<br />

Offen-Definition veröffentlicht. [4] Hervorzuheben ist, dass offene Daten keine personenbezogenen Daten oder dem Datenschutz<br />

unterliegende Daten beinhalten dürfen. [5]<br />

Um die freie Nutzbarkeit offener Daten zu kennzeichnen, können geeignete freie Lizenzen verwendet werden. Lizenzen, die die<br />

Nutzung der Daten einschränken, beispielsweise indem sie Veränderungen oder kommerzielle Nutzung untersagen, entsprechen nicht<br />

der Vereinbarung der Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen und der Offen-Definition und gelten<br />

somit nicht als offene Daten.<br />

Geschichte<br />

Das Konzept hinter Open Data kann bis auf das Internationale Geophysikalische Jahr 1957/-58 zurückgeführt werden. Damaliges<br />

Ziel war, durch die Einrichtung <strong>von</strong> Datenaustauschzentren und die Standardisierung <strong>von</strong> Metadaten den Austausch und die Nutzung<br />

wissenschaftlicher Daten zu erleichtern. [6]<br />

In den 1970er Jahren wird der Begriff erstmals in einer Verordnung erwähnt. Wenn internationale Partner die NASA durch<br />

Bodenkontrollstationen beim Betrieb amerikanischer Satelliten unterstützten, erforderten die internationalen Vereinbarungen, dass<br />

diese Partner eine Open-Data-Richtlinie (im Original open data policy) einführten. Diese Richtlinie musste vergleichbare<br />

Anforderungen an die öffentliche Verfügbarkeit <strong>von</strong> Daten machen wie die hauseigenen Richtlinien der NASA und anderer<br />

teilnehmender US-Einrichtungen. Auch das Format, in dem die Daten bereitgestellt wurden, wurde darin spezifiziert. [7]<br />

1995 ging ein Bericht der National Academy of Sciences auf diese und vergleichbare Vereinbarungen zum Austausch<br />

wissenschaftlicher Daten ein: [8]<br />

International programs for global change research and environmental monitoring crucially depend on the<br />

principle of full and open exchange …. Experience has shown that increased access to scientific data,<br />

information, and related products has often led to significant scientific discoveries and the opportunity for<br />

educational enhancement.<br />

Internationale Programme zur Erforschung der Weltveränderung und zur Umweltüberwachung hängen<br />

entscheidend vom Prinzip des vollständigen und offenen Austauschs ab… Die Erfahrung zeigt, dass gesteigerter<br />

Zugang zu wissenschaftlichen Daten, Informationen und verwandten Ergebnissen häufig zu signifikanten<br />

wissenschaftlichen Entdeckungen und zu Gelegenheiten <strong>für</strong> die Verbesserung der Bildung geführt hat.<br />

– On the Full and Open Exchange of Scientific Data<br />

Aus diesem Antrieb, wissenschaftliche Daten und Erkenntnisse frei teilen und nachnutzen zu können, entstand auch die Open-<br />

Access-Bewegung, die peer-reviewte Forschungsergebnisse der Allgemeinheit frei zugänglich machen möchte.<br />

Der Open-Data-Begriff ist jedoch nicht nur auf wissenschaftliche Daten beschränkt. Die Konzepte Open Government und Open Data<br />

sind eng verwandt – in den Vereinigten Staaten wird zudem noch der Begriff Open Government Data verwendet, wobei dieser<br />

Begriff sowohl Daten, die einer Open Government entstammen als auch Ofene Daten, die einer Regierung entstammen bedeuten<br />

kann [7] . In Ländern, in denen transparentes Regierungshandeln durch Informationsfreiheitsgesetzeverbrieft ist, hatte die Bürgerschaft<br />

zwar rechtlichen Anspruch auf Daten aus Regierungshand, musste diese jedoch individuell anfragen. Ab der Verbreitung des World<br />

Wide Web in den 1990ern entstanden in Ländern mit Informationsfreiheitskultur Gesetzesinitiativen, Daten über Regierungshandeln<br />

auch ohne vorherige Anfrage maschinenlesbar im Netz zur Verfügung zu stellen. [7][9]<br />

Forderungen der Open-Data-Bewegung<br />

Open Data bezieht sich speziell auf Informationen, außerhalb einer Textform, wie zum Beispiel Wetterdaten, Karten, Genomen oder<br />

medizinischen Daten. Da dieses Material <strong>von</strong> kommerziellem Interesse ist, kommt es hier oft zu Widerspruch. Be<strong>für</strong>worter <strong>von</strong> Open<br />

Data argumentieren jedoch, es handle sich dabei um Allgemeingut, und die freie Verwendung der Daten dürfe nicht durch<br />

Restriktionen behindert werden.


Ein typischer Fall, der die Notwendigkeit <strong>von</strong> Open Data zeigen soll:<br />

Numerous scientists have pointed out the irony that right at the historical moment when we have the<br />

technologies to permit worldwide availability and distributed process of scientific data, broadening collaboration<br />

and accelerating the pace and depth of discovery […] we are busy locking up that data and preventing the use of<br />

correspondingly advanced technologies on knowledge.<br />

Viele Wissenschaftler haben die Ironie aufgezeigt, dass gerade jetzt, zu dem Zeitpunkt in der Geschichte, da wir<br />

die Technologien haben, die eine weltweite Verfügbarkeit <strong>von</strong> wissenschaftlichen Daten und verteilte<br />

Verarbeitung dieser ermöglichen, wo Zusammenarbeit vertieft werden und Entdeckungen beschleunigt werden<br />

können, dass genau zu diesem Zeitpunkt wir unsere Zeit darauf verwenden, ebendiese Daten verschlossen zu<br />

halten und dadurch die Anwendung ebenso fortschrittlicher Technologien zu ihrer Erschließung verhindern.<br />

– JOHN WILBANKS, EXECUTIVE DIRECTOR, SCIENCE COMMONS [10]<br />

Datenerzeuger vernachlässigen oftmals die Notwendigkeit, Benutzerrechte festzulegen. Zum Beispiel kann eine fehlende (eventuell<br />

freie) Lizenzierung Daten unnötig <strong>von</strong> einer weiteren freien Verwendung ausschließen.<br />

Die Open-Data-Bewegung fordert nicht nur den freien Zugang zu Daten, sondern generiert diese auch selber. Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist<br />

OpenStreetMap. Be<strong>für</strong>worter behaupten, dass durch das Open Data Konzept auch eine demokratischere Gesellschaft möglich sei – so<br />

ermöglicht beispielsweise die englische Webseite TheyWorkForYou.com, das Abstimmungsverhalten der britischen Abgeordneten<br />

nachzuverfolgen. [11] Im Zusammenhang mit Daten, die eine Regierung betreffen, wird auch <strong>von</strong> Open Government gesprochen. Rob<br />

McKinnon sagte bei einem Vortrag auf der re:publica, dass der Verlust des Datenprivilegs zu neuen Machtstrukturen innerhalb einer<br />

Gesellschaft führen kann. [12] Ein weiteres gutes Beispiel ist die Seite farmsubsidy.org, die zeigt, an wen EU-Agrarsubventionen<br />

gezahlt werden, die fast die Hälfte des Gesamtbudgets ausmachen. Speziell deutsche Politiker sperren sich seit langem, dass diese<br />

Informationen öffentlich werden.<br />

Daten, die den Kriterien <strong>von</strong> Open Data genügen sollen, müssen strukturiert und maschinenlesbar zur Verfügung gestellt werden, so<br />

dass sie sich filtern, durchsuchen und <strong>von</strong> anderen Anwendungen weiterverarbeiten lassen können. Daten <strong>von</strong> Regierungsstellen zum<br />

Beispiel liegen oft als PDF vor und sind somit nicht ohne Probleme weiterzuverarbeiten.<br />

Argumente <strong>für</strong> Open Data<br />

„Daten gehören den Menschen“ – typische Beispiele: Genome, medizinische Forschung, umweltwissenschaftliche<br />

Daten.<br />

Öffentliche Gelder haben die Generierung der Daten erst ermöglicht, also müssen sie auch öf fentlich zugänglich<br />

sein (tatsächlich treten Wissenschaftler in der Regel die Rechte an den <strong>von</strong> ihnen generierten Daten an private<br />

Verlage ab, wenn sie ihre Ergebnisse publizieren).<br />

Fakten können nicht dem Urheberrecht unterliegen.<br />

Die durch freien Zugang und Verwendung der Daten ermöglichte Zusammenarbeit erweitert die verwendbaren<br />

Daten und den Nutzen <strong>für</strong> die Allgemeinheit und den Autor . Berühmtestes Beispiel da<strong>für</strong> ist die <strong>Wikipedia</strong>.<br />

Forschung wird gefördert, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse <strong>für</strong> alle Forscher frei zugänglich sind.<br />

In den Behörden wird Geld gespart, weil z. B. weniger bzw. keine Anfragen mehr an die Behörden gestellt<br />

werden. [13]<br />

Unternehmen können einfacher und besser Geld erwirtschaften, weil die <strong>für</strong> bestimmte Projekte nötigen Daten<br />

besser bzw. überhaupt verfügbar sind. [14]<br />

Die Bürger können sich besser über ihre Umgebung informieren sowie Zusammenhänge, orhaben V und Zahlen und<br />

Fakten besser verstehen. [15]<br />

Argumente gegen Open Data<br />

Moralischer Anspruch auf das Urheberrecht<br />

Der Urheber möchte finanziellen Gewinn erzielen<br />

Innovationsschutz durch Marken- und Patentrecht. Der Urheber möchte seine neuen Ideen schützen.


Durch Open Data treten durch Steuergelder geförderte Informationssammlungen in Konkurrenz zu kommerziellen<br />

Angeboten (Wettbewerbsrecht, siehe auch Streit zur Tagesschau-App)<br />

Durch die einfache Zugänglichkeit <strong>von</strong> Daten und eventuell sogar dem Recht, Änderungen daran zu machen,<br />

besteht die Gefahr, dass die Daten absichtlich oder unabsichtlich verfälscht werden<br />

Durch das Offenlegen <strong>von</strong> Daten wird deren Missbrauch erleichtert. Beispiele sind Listen <strong>von</strong> Sicherheitslücken in<br />

IT-Systemen, Daten aus der Waffenforschung, oder Publikationen zu genmanipulierten hochansteckenden<br />

Vogelgrippeviren. [16]<br />

Datenschutzrechtliche Bedenken, z. B. wenn das Verhalten <strong>von</strong> Individuen aufgezeichnet wird, und die Datensätze<br />

nicht ausreichend anonymisiert wurden<br />

Haftung: Je nachdem, ob die ofenen Datensätze dem Kunden kostenlos oder kommerziell zugänglich gemacht<br />

werden, unterscheidet sich die Haftung wenn diese Datensätze genutzt werden, und es zu einem Schadensfall<br />

kommt. Die rechtliche Lage zur Haftung kann je nach Einzelfall stark variieren. [17]<br />

Projekte, die Open Data anbieten<br />

Projekt Inhalt Lizenz<br />

<strong>Wikipedia</strong> Wissen CC BY-SA<br />

Wikidata Daten CC0<br />

OpenStreetMap Geo-Daten ODbL<br />

PANGAEA Erdsystem CC BY<br />

Datahub.io Daten abhängig <strong>von</strong> jeweiligen Datensätzen<br />

Berlin Daten abhängig <strong>von</strong> jeweiligen Datensätzen<br />

Hamburg Daten abhängig <strong>von</strong> jeweiligen Datensätzen<br />

Deutsche Bahn Daten abhängig <strong>von</strong> jeweiligen Datensätzen<br />

Open-Data-Hackathons<br />

Der Hackathon Coding da Vinci wird seit 2014 jährlich in Deutschland ausgerichtet und fordert Entwickler auf, Anwendungen zu<br />

erarbeiten, die Daten aus Kultureinrichtungen nutzbar machen. 2015 veranstaltete die Stadt Freiburg im Breisgau <strong>einen</strong> Open-Data-<br />

Hackathon zur besseren Nutzung der Open Data der Stadt. [18] Die Deutsche Bahn 2015 eine DB Open Data-Train Challenge zur<br />

Entwicklung einer neuartigen Fahrplananzeige. [19]<br />

Closed Data<br />

Es existieren verschiedene Mechanismen, um den freien Zugang zu Daten und deren freie Weiterverwendung zu erschweren:<br />

Lagerung der Daten in nicht-digitalisierter (d. h. Papier-) Form<br />

Verwendung <strong>von</strong> proprietären Technologien (z. B. nicht-ofene Dateiformate)<br />

Urheberrecht<br />

Patente<br />

Lizenzvereinbarungen<br />

Zeitlich begrenzter oder kostenpflichtiger Zugang zu den Daten<br />

Kommerzielle Anbieter, die versuchen, mit Lobbyarbeit Einfluss auf die Politik zu erlangen, und Open Data<br />

einzuschränken. Dies geschah z. B. bei PubChem, einer US-amerikanischen Datenbank zu chemischen<br />

Verbindungen. [20]<br />

Organisationen, die Open Data unterstützen<br />

Deutschland


govdata.de: Ofizielles deutsches Metadatenportal rn<strong>für</strong> Bund, Länder und Gemeinden.<br />

okfn.de: Open Knowledge FoundationDeutschland e.V.<br />

openruhr.de: Initiative <strong>für</strong> Offene Daten im Ruhrgebiet<br />

deutschebahn.com: http://data.deutschebahn.com/<br />

deutschebahn.com: https://api.deutschebahn.com/<br />

Österreich<br />

Cooperation OGD Österreich<br />

Open Knowledge Österreich<br />

Open3.at - OpenGovernment, OpenData, OpenSociety<br />

Open Data Portal Österreich<br />

Land Oberösterreich<br />

Land Tirol<br />

Wikimedia Österreich<br />

Schweiz<br />

opendata.ch<br />

Open Data Portal Schweiz<br />

Open-Data-Plattform öV Schweiz<br />

Italien<br />

Open Data Südtirol - Open Data Plattform der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol<br />

Sonstige<br />

Europäische Union mit ihrem Open-Data-Portal in zahlreichen Sprachen<br />

CODATA<br />

Science Commons<br />

Scholarly Publishing and Academic Resources Coalition<br />

"Free our data" (The Guardian)<br />

Research Data Canada(Memento vom 18. September 2008 im Internet Archive)<br />

Open Knowledge Foundation<br />

Talis<br />

Web2Express.org, Open data on semantic web<br />

Linking Open Data on the Semantic Web<br />

Blue Obelisk (Memento vom 13. Oktober 2007 im Internet Archive)<br />

Infochimps.org<br />

Freebase<br />

Information Retrieval Facility<br />

KDZ - Zentrum <strong>für</strong> Verwaltungsforschung<br />

Siehe auch<br />

Aktionsbündnis Urheberrecht <strong>für</strong> Bildung und Wissenschaft<br />

Budapest Open Access Initiative<br />

Freie Inhalte<br />

Linked Open Data<br />

Open Government Data<br />

Linked Open Government Data


Open Medicine<br />

Richtlinie 2003/98/EG (PSI-Richtlinie)<br />

Weblinks<br />

deutschsprachig<br />

Tina Klopp: „Mit alten Daten neues Wissen schaffen“, in: Zeit online, 16. April 2010.<br />

GovData - Das Datenportal <strong>für</strong> Deutschland. Open Government: Verwaltungsdaten transparent, ofen und frei<br />

nutzbar<br />

Offene Daten<br />

Open Government Data - Let the sunshine in - Das Öf fentlichkeitsprinzip der Verwaltung Linksammlung am<br />

eGovernment Reference Server<br />

Open Government Data Austria<br />

Lasst die Daten frei! Open Government als kommunale Herausforderung und Chance(PDF; 746 kB). Kapitel 8 In:<br />

Freiheit vor Ort. Handbuch kommunale Netzpolitik.Open Source Press, München 2011, ISBN 978-3-941841-35-2.<br />

Open-Data-Portal der Deutschen Bahn<br />

Open Data Dossier der Bundeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung<br />

Open Data Baden-Württemberg<br />

Opendata.ch – Schweizer Sektion der Open Knowledge Foundation<br />

OpenDataCity realisierte Anwendungen mit Open Data<br />

Kudrnovsky, H. (2014): Open Data und freie und offene Geografische Informationssysteme (FOSSGIS) – ein<br />

Werkzeug <strong>für</strong> den (ehrenamtlichen) Naturschutz? – ANLiegen Natur 36(1): 103–107, Laufen. PDF 0,5 MB<br />

englischsprachig<br />

The Data Portal of the Linked Open Data University of Münster (LODUM)<br />

LinkedScience.org<br />

Talis Community License(Memento vom 14. Februar 2012 im Internet Archive)<br />

Open Data Commons Database Licence<br />

Open Data Commons<br />

Comprehensive Knowledge Archive Network (CKAN)<br />

A Comprehensive List of 2500+ Open Data Portals around the World<br />

Video <strong>von</strong> Tim Berners-Lee während der TED (Konferenz) 2009 "Raw Data Now"<br />

Video <strong>von</strong> Tim Berners-Lee während der TED (Konferenz) 2010 zeigt Beispiele <strong>für</strong> Open data<br />

Peter Murray-Rust, "Open Data In Science"Nature Artikel<br />

FarmSubsidy, Projekt, dass zeigt wohin EU-Agrarsubventionen fließen<br />

Youtube Video: The Road to Data Democracy: Introducing the CMS Dashboard<br />

Open Data Thesaurus<br />

Literatur<br />

Thilo Hagendorf (2016): Open Data. In: Jessica Heesen (Hg.): Handbuch Informations- und Medienethik. Stuttgart:<br />

Metzler, S. 227–233.<br />

Ulrich Herb (2012) (Hrsg.): Open Initiatives: Offenheit in der digitalen Welt und Wissenschaft. Saarbrücken:<br />

universaar. ISBN 978-3-86223-062-4. Open Access Version<br />

Einzelnachweise<br />

1. Jörn <strong>von</strong> Lucke, Christian Geiger: Open Government Data. Frei verfügbare Daten des öfentlichen Sektors. Hrsg.:<br />

zeppelin university. Friedrichshafen 3. Dezember 2010 (zu.de (https://www.zu.de/institute/togi/assets/pdf/TICC-1012<br />

03-OpenGovernmentData-V1.pdf)[PDF]).<br />

2. Marcus M. Dapp, Dian Balta, Walter Palmetshofer, Helmut Krcmar, Pencho Kuzev: Open Data the benefits. Das<br />

volkswirtschaftliche Potential <strong>für</strong> Deutschland. Hrsg.: Konrad-Adenauer-Stiftung. Berlin 2016, ISBN 978-3-95721-


202-3 (worldcat.org (https://www.worldcat.org/oclc/950728152).<br />

3. Jörn <strong>von</strong> Lucke: Innovationsschub durch Open Data, Datenportale und Umsetzungswettbewerbe . In: Reinbert<br />

Schauer, Norbert Thom, Dennis Hilgers (Hrsg.): Innovative Verwaltung : Innovationsmanagement als Instrument <strong>von</strong><br />

Verwaltungsreformen. Trauner, Johannes Kepler Universität Linz 2011, ISBN 978-3-85499-850-1, S. 261–272<br />

(worldcat.org (https://www.worldcat.org/oclc/846492327).<br />

4. The Open Definition. (http://opendefinition.org/)Open Knowledge Foundation; abgerufen am 18. Februar 2017<br />

(englisch).<br />

5. Was ist Open Data? (http://www.kas.de/wf/de/71.15333/)Konrad Adenauer Stiftung; abgerufen am 18. Februar<br />

2017.<br />

6. Keith G Jeffery: Open Data – The Time has Come. (https://blogs.ch.cam.ac.uk/pmr/2006/09/12/open-data-the-time-h<br />

as-come/#comment-2236)Blogkommentar. In: petermr's blog. 3. Oktober 2006; abgerufen am 18. Februar 2017<br />

(englisch): „Although the term open data is rather new, the concept is rather old. The International Geophysical Year<br />

of 1957-8 caused the setting up of several world data centres and - more importantly - set standards for descriptive<br />

metadata to be used for data exchange and utilisation.“<br />

7. Harlan Yu, David G. Robinson: The New Ambiguity of 'Open Government' . ID 2012489. Social Science Research<br />

Network, Rochester, NY 28. Februar 2012, doi:10.2139/ssrn.2012489 (https://dx.doi.org/10.2139%2Fssrn.2012489)<br />

(ssrn.com (https://papers.ssrn.com/abstract=2012489)[abgerufen am 18. Februar 2017]).<br />

8. National Research Council: On the Full and Open Exchange of Scientific Data. 1995, doi:10.17226/18769 (https://dx.<br />

doi.org/10.17226%2F18769)(nap.edu (http://www.nap.edu/catalog/18769)[abgerufen am 18. Februar 2017]).<br />

9. AB 1624 (Bowen).(http://leginfo.public.ca.gov/pub/93-94/bill/asm/ab_1601-1650/ab_1624_cfa_930604_175811_as<br />

m_floor) 18. Mai 1993; abgerufen am 18. Februar 2017(englisch).<br />

10. Science Commons (http://sciencecommons.org/)<br />

11. theyworkforyou.com (http://www.theyworkforyou.com/)<br />

12. Tina Klopp: Mit alten Daten neues Wissen schaffen. (http://www.zeit.de/digital/internet/2010-04/open-data-republica)<br />

Zeit online, 16. April 2010.<br />

13. Folie 13. (http://de.slideshare.net/Opendatazurich/open-data-der-stadt-zrich-was-bringt-es)Open Data der Stadt<br />

Zürich. Was bringt es? 27. November 2014; abgerufen 4. Februar 2015<br />

14. Folie 16. (http://de.slideshare.net/Opendatazurich/open-data-der-stadt-zrich-was-bringt-es)Open Data der Stadt<br />

Zürich. Was bringt es? 27. November 2014; abgerufen 4. Februar 2015<br />

15. Folie 17. (http://de.slideshare.net/Opendatazurich/open-data-der-stadt-zrich-was-bringt-es)Open Data der Stadt<br />

Zürich. Was bringt es? 27. November 2014; abgerufen 4. Februar 2015<br />

16. Vogelgrippe-Forscher stoppen Arbeit am Supervirus. (http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2012-01/supervirus-voge<br />

lgrippe-gestoppt) zeit.de, 21. Januar 2012; abgerufen 3. März 2012<br />

17. Open Source – Wer haftet, wenn es schief geht. (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/it/0,2828,322293,0<br />

0.html) manager-magazin.de, 11. Oktober 2004; abgerufen 3. März 2012<br />

18. Erster Open-Data-Hackathon in Freiburg: Apps <strong>für</strong> die Lebensqualität . (http://www.badische-zeitung.de/freiburg/erste<br />

r-open-data-hackathon-in-freiburg-apps-fuer-die-lebensqualitaet--101528507.html) badische-zeitung.de, 9. März<br />

2015<br />

19. DB Open Data-Train Challenge. (https://www.eventbrite.com/e/db-open-data-train-challenge-tickets-16026244930)<br />

eventbrite.com<br />

20. ACS Challenging NIH’s PubChem Database. (http://www.arl.org/pp/access/accessfunded/acs.shtml) arl.org;<br />

abgerufen am 3. März 2012<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Open_Data&oldid=170158735 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 20. Oktober 2017 um 15:15 Uhr bearbeitet.<br />

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Open Educational Resources<br />

Als Open Educational Resources (englisch, kurz OER) werden freie Lern- und<br />

Lehrmaterialien mit einer offenen Lizenz wie etwa Creative Commons oder GNU<br />

General Public License in Anlehnung an den englischen Begriff <strong>für</strong> Freie Inhalte<br />

(open content) bezeichnet.<br />

Das Konzept <strong>von</strong> OER kann als eine neue Art der Informationserstellung und -<br />

(ver-)teilung im Bildungsbereich verstanden werden. Es ist eine verstärkte<br />

Integration <strong>von</strong> OER im Bereich der internetbasierten Wissensvermittlung sowie in<br />

der Fern- und Hochschullehre zu beobachten. [1] Insbesondere im Bereich der Social<br />

Media ist eine zunehmende Verbreitung <strong>von</strong> OER zu erkennen. Auf diese Weise<br />

erhoffen sich Autoren <strong>von</strong> OER <strong>einen</strong> stärkeren Verbreitungsgrad ihrer Inhalte sowie<br />

eine damit einhergehende steigende Reputation. [2]<br />

Open-Educational-Resources-Logo<br />

Die Motivation der Be<strong>für</strong>worter reicht <strong>von</strong> der Zähmung des monopolistisch geprägten Buchmarktes, [3] bis zu der Vision eine<br />

Bildungswelt zu erzeugen, in welcher jeder Mensch auf der Welt Zugang zu einem global aggregierten Wissensbestand hat. <strong>Eine</strong><br />

große Hoffnung im Zuge der Verbreitung <strong>von</strong> OER ist der Ausgleich der globalen Unterschiede hinsichtlich des Zugangs zu digitalen<br />

Medien und Bildung. Insbesondere wenig entwickelte Länder sollen <strong>von</strong> dem Zugang und der Nutzung der OER profitieren. [4]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Begriff<br />

2 Geschichte<br />

3 Akteure<br />

4 Anreize und Hürden <strong>für</strong> OER<br />

5 Institutionelle Unterstützungen <strong>von</strong> OER-Initiativen<br />

5.1 OER im deutschen Sprachraum<br />

5.2 International<br />

6 Qualitätssicherungsverfahren <strong>für</strong> OER<br />

7 Neuere OER-Initiativen<br />

7.1 Belgien<br />

7.2 Deutschland<br />

7.3 Großbritannien<br />

7.4 Niederlande<br />

7.5 Norwegen<br />

7.6 USA<br />

7.7 International: Die Khan Academy<br />

8 Bewertung der OER-Bewegung<br />

9 Das OER-Logo<br />

10 Literatur<br />

11 Weblinks<br />

12 Einzelnachweise


Begriff<br />

Der Begriff wurde erstmals vom UNESCO 2002 Forum on the Impact of Open Courseware for Higher Education in Developing<br />

Countries [5] verwendet. Als OERs können sowohl freie Lernmaterialien, freie Software als auch freie Lizenzen begriffen und<br />

verstanden werden.<br />

Die unterschiedlichen Definitionen und Verständnisse <strong>von</strong> OER beinhalten nach Geser (2007) folgende Merkmale:<br />

„dass der Zugang zu freien Inhalten (einschließlich der Metadaten) <strong>für</strong> Bildungsinstitute, so genannte Content<br />

Services sowie Endverbraucher wie Lehrer , Schüler und Studenten und lebenslang Lernende kostenlos ist;<br />

dass Inhalte weniger restriktiv <strong>für</strong> die Weiterverbreitung zu Bildungszwecken lizenziert werden, so dass sie nach<br />

Möglichkeit verändert, kombiniert und in anderem Zusammenhang wiederverwendet werden können; folglich, dass<br />

Inhalte idealerweise unter Verwendung <strong>von</strong> offenen Standards und Formaten so gestaltet werden, dass sie einfach<br />

wiederzuverwenden sind;<br />

dass <strong>für</strong> Lernsysteme/-werkzeuge eine Software benutzt wird, deren Quellcode zugänglich ist (also eine Open-<br />

Source-Software) und dass ofene Schnittstellen (open APIs) und Genehmigungen <strong>für</strong> die Weiterverbreitung <strong>von</strong><br />

webbasierten Diensten sowie Inhalten vorhanden sind.“ [6]<br />

Die „William and Flora Hewlett Foundation“ definiert OER wie folgt:<br />

OER sind frei zugängliche Lehr-, Lern- und Forschungsressourcen, die gemeinfrei sind oder<br />

auf Basis freier Lizenzen die Verwendung und Veränderung erlauben. Open Educational<br />

Resources umfassen vollständige Kurse, Kursmaterialien oder -aufgaben, Lehrbücher,<br />

Videos oder Anwendungsprogramme sowie andere Werkzeuge, Materialien oder Techniken,<br />

die genutzt werden, um den Wissenserwerb zu unterstützen. [7]<br />

OER können aus unterschiedlichsten digitalen Inhalten und Formaten bestehen. Lerninhalte können z. B. Onlinekurse,<br />

Kursmaterialien, Open Textbooks, Aufgabensammlungen oder Zeitschriften etc. sein.<br />

Geschichte<br />

Der Begriff der Open Educational Resources ist vor dem Hintergrund der sozialen Bewegung des Open Source entstanden, die seit<br />

den 1960er und dann verstärkt seit den 1970er Jahren die Offenlegung, die Weitergabe und das Studium der Quelltexte <strong>von</strong> Software<br />

forderte. Die Hacker-Kultur, die unter den Programmierern am Massachusetts Institute of Technology gediehen war, führte zur<br />

Gründung des GNU-Projekts und schließlich Anfang der 1990er Jahre zur Veröffentlichung des freien Betriebssystems Linux. In den<br />

1990er Jahren entstand zudem die Open-Access-Bewegung, die sich <strong>für</strong> den offenen Zugang zu wissenschaftlicher Literatur<br />

einsetzte, insbesondere wenn diese Ergebnisse aus Forschungsprojekten enthalte, welche aus öffentlichen Mitteln finanziert worden<br />

waren. [8] Der nächste Schritt in dieser Richtung war die bildungspolitische Forderung nach Open Education, wonach Bildung als<br />

solche frei verfügbar zu machen sei. Im Jahr 2001 startete die <strong>Wikipedia</strong> zur gemeinschaftlichen Erstellung einer Online-<br />

Enzyklopädie.<br />

Vorreiter bei freien Inhalten im akademischen Bereich war das MIT-OpenCourseWare-Projekt, in dessen Rahmen seit 2002 Lehr- und<br />

Lerninhalte aus der Hochschullehre vom Massachusetts Institute of Technology unter einer freien Lizenz online veröffentlicht<br />

werden. [9] Dieses Angebot ließ die UNESCO insbesondere mit Blick auf die Bedürfnisse <strong>von</strong> Entwicklungsländern bewerten. Der<br />

abschließende Bericht des Forum on the impact of open courseware for higher education in developing countries führte seinerzeit<br />

den Begriff der Open Educational Resources ein. Als alternative Bezeichnungen wurden die Begriffe open courseware, open<br />

learning resources und open learning/teaching resources empfohlen. [10] Der Bericht zählte vier Merkmale auf, die OER<br />

auszeichnen: [10]<br />

Die allgemeine Vision, freien Zugang zu demLernmittel zu gewähren mit der Möglichkeit, es zu bearbeiten.<br />

Die Methode der Verteilung über Informations-/Kommunikationstechnologie.<br />

Die Zielgruppe: <strong>Eine</strong> divers zusammengesetzte Gruppe <strong>von</strong> Benutzern.<br />

Der Zweck: Die Bereitstellung einer didaktischen, nichtkommerziellen Ressource.


Im Vordergrund standen damals also insbesondere die Vorteile <strong>für</strong> ärmere Länder, die sich daraus ergeben, dass Lernmittel in Form<br />

<strong>von</strong> digitalen Medien mit vergleichsweise niedrigen Kosten verfügbar geworden waren. Man stellte sich enthusiastisch [11] eine<br />

„weltweite Gemeinschaft <strong>von</strong> Lehrern“ vor, die gemeinsam Lernmittel entwickeln und untereinander austauschen, und die eine<br />

wertvolle Ressource erstellen und pflegen, ähnlich wie das UNESCO-Welterbe. [12]<br />

Dieser Ansatz traf seinerzeit auf zwei Trends: Zum <strong>einen</strong> nahm die Bedeutung digitaler Medien <strong>für</strong> den Fernunterricht immer mehr<br />

zu. E-Learning, Blended Learning bzw. bimediales Lernen entstanden. Zum anderen nahm das Interesse am Einsatz digitaler Medien<br />

auch im Unterricht an Schulen und Hochschulen stetig zu. Das ZUM-Wiki wurde 2004 gegründet; 2006 folgte das ZUM-<br />

Grundschulwiki. In diesem Jahr wurden auch die Projekte Wikiversity und WikiEducator ins Leben gerufen.<br />

Im Jahr 2007 stellte die OECD, die sich eher am Rande mit Open Educational Resources beschäftigt, fest, das Interesse an OER sei<br />

im Wachsen begriffen, und gab Empfehlungen <strong>für</strong> die weitere Verbreitung <strong>von</strong> OER auf nationaler und internationaler Ebene. Die<br />

Untersuchung hob den Nutzen <strong>von</strong> OER <strong>für</strong> eine Reihe <strong>von</strong> Nutznießern hervor, darunter die Ersparnis öffentlicher Mittel und die<br />

Förderung lebenslangen Lernens. [13][11]<br />

Die entstehende „OER-Bewegung“ [11] fand ihre politische Form in der Cape Town Declaration, die im Jahr 2008 bei einem Treffen<br />

<strong>von</strong> Aktivisten verabschiedet wurde: Lehrer und Lernende wurden dazu aufgerufen, sich der OER-Bewegung anzuschließen,<br />

Regierungen und Bildungseinrichtungen sollten auf freie Lernmittel setzen. [14] Zu den Unterzeichnern zählen viele<br />

zivilgesellschaftliche Akteure, darunter auch die Wikimedia Foundation, Wikimedia Deutschland, [15] Wikimedia France, Wikimedia<br />

Polska und Wikimedia UK. Die Ziele der Cape Town Declaration wurden 2012 <strong>von</strong> der UNESCO in ihrer Pariser Erklärung<br />

aufgegriffen und weiter ausgeführt. [16]<br />

Die offene Ressource, die seitdem im Bildungswesen am weitesten Verbreitung gefunden hat, ist sicherlich die Online-Enzyklopädie<br />

<strong>Wikipedia</strong>, die der ARD/ZDF-Onlinestudie 2012 zufolge <strong>von</strong> 96 Prozent aller Schüler zur Unterrichtsvorbereitung verwendet wird<br />

(alle Internetnutzer: 72 Prozent). [17] Dem (N)ONLINER-Atlas 2012 zufolge greift auch etwa die Hälfte der Lehrer <strong>für</strong> die<br />

Unterrichtsvorbereitung auf <strong>Wikipedia</strong> zurück. Etwa ein Zehntel nutzen das ZUM-Wiki regelmäßig. Allerdings handelt es sich bei<br />

<strong>Wikipedia</strong> nicht um ein Lehr- und Lernmittel, weil sie als Universalenzyklopädie nicht unter didaktischen Gesichtspunkten angelegt<br />

ist.<br />

In Deutschland führte vor allem die umfangreiche Diskussion um den Schultrojaner seit dem November 2011 [18] zu einer erheblichen<br />

Zunahme des Interesses an freien Lehrmitteln. [19]<br />

Akteure<br />

<strong>Eine</strong>n Überblick über Organisationen, Projekte und Einzelpersonen im Bereich OER gibt die <strong>von</strong> der OER-Community gepflegte<br />

OER World Map [20] , die ein Verzeichnis der globalen OER-Bewegungzum Ziel hat.<br />

Neben den politischen Akteuren, die den Begriff der OER auf supranationaler Ebene in den Gremien der UNESCO geprägt haben,<br />

wird das Feld weitgehend <strong>von</strong> der William and Flora Hewlett Foundation geprägt, die schon den Start der MIT OpenCourseWare mit<br />

finanzierte. Sie unterstützt eine Vielzahl unterschiedlicher Organisationen und Projekte im OER-Kontext, zum Beispiel auch die OER<br />

World Map. [21]<br />

Obwohl die Wikimedia Foundation mit der <strong>Wikipedia</strong> die, je nach Zählung, fünft- bis siebtgrößte Website der Welt betreibt und<br />

Wikimedia-Projekte ausschließlich aus freien Inhalten bestehen, die im Bildungswesen weite Verbreitung gefunden haben, spielt das<br />

OER-Projekt Wikiversity bisher keine herausragende Rolle, weder unter den Wikimedia-Projekten noch sonst im Bereich der Open<br />

Educational Resources.<br />

Die Free Software Foundation tritt <strong>für</strong> den Einsatz freier Software im Bildungswesen ein. [22] Ursprünglich standen große „freie“<br />

Projekte wie die Wikimedia-Plattformen unter der GNU-Lizenz <strong>für</strong> freie Dokumentation (GFDL), die <strong>von</strong> der Free Software<br />

Foundation seit dem März 2000 herausgegeben wird. Aus Gründen der Praktikabilität ist man aber zwischenzeitlich mehrheitlich zu<br />

den Creative-Commons-Lizenzen übergegangen. Creative Commons ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Mountain View<br />

(Kalifornien), die 2001 <strong>von</strong> dem amerikanischen Verfassungsrechtler Lawrence Lessig gegründet wurde.


Anreize und Hürden <strong>für</strong> OER<br />

Die meisten diesbezüglichen Studien zu der Frage, warum Materialien als OER angeboten werden bzw. warum dies unterbleibt, sind<br />

um 2007/2008 erschienen, nachdem die „OER-Bewegung“ soweit Gestalt angenommen hatte, um ein erstes Resümee ziehen zu<br />

können. [23]<br />

Als technische Voraussetzungen sowohl <strong>für</strong> ein Angebot als auch <strong>für</strong> die Nutzung <strong>von</strong> OER werden die Verfügbarkeit eines<br />

breitbandigen Internetzugangs genannt sowie der Einsatz <strong>von</strong> freien Formaten, in denen OER zur Verfügung stehen. Hinzu treten<br />

Kostenargumente, insbesondere die sparsame Verwendung öffentlicher Mittel. [24] Aus rechtlicher Sicht ist die Verfügbarkeit <strong>von</strong><br />

freien Lizenzen, vor allem die GPL, die GFDL und die Lizenzfamilie Creative Commons, eine Voraussetzung <strong>für</strong> das Erstellen, das<br />

Verteilen und die Nutzung <strong>von</strong> freien Inhalten. [24] Hinzu treten soziale Aspekte wie die Bereitschaft, Wissen selbstlos weiterzugeben,<br />

und das Verfolgen einer bestimmten „OER-Policy“ durch die Politik oder durch Bildungseinrichtungen, die freie Inhalte<br />

begünstigt. [24] Unter umgekehrten Voraussetzungen liegen demnach jeweils mehr oder weniger hohe Hürden <strong>für</strong> OER vor . [24]<br />

Ein wichtiger Anstoß <strong>für</strong> die Bereitstellung <strong>von</strong> Kursmaterialien durch Universitäten ist die Werbung <strong>für</strong> deren Präsenzangebote.<br />

Dieses Motiv stand am Anfang der Entwicklung, noch bevor der Begriff OER geprägt worden war. Das MIT stellte seine<br />

OpenCourseWare frei ins Internet, um damit <strong>für</strong> sich zu werben. <strong>Eine</strong> Marktstudie hatte ergeben, dass die Inhalte nicht verkäuflich<br />

waren. Andererseits hatten 35 Prozent der befragten Studenten angegeben, sich unter dem Eindruck der OpenCourseWare <strong>für</strong> ein<br />

Studium am MIT entschieden zu haben. Deshalb wurde das Angebot beibehalten und weiter ausgebaut. Freie Bildungsplattformen<br />

helfen dabei, eine Bildungseinrichtung gegenüber konkurrierenden Hochschulen zu profilieren. Deshalb verschenkt auch die Open<br />

University, die auf Fernunterricht spezialisiert ist, seit einiger Zeit <strong>einen</strong> Teil ihrer Kursmaterialien. Altruistische Motive werden<br />

dadurch relativiert. Einzelne Lehrende versprechen sich <strong>von</strong> der Veröffentlichung ihres Materials neben dem Gewinn an Reputation<br />

auch mehr Feedback zur weiteren Verbesserung der Inhalte. [25][26]<br />

Die größte Hürde <strong>für</strong> OER dürfte aber die fehlende Bereitschaft zum Teilen sein sowie die Angst vor Kontrollverlust und vor der<br />

Kritik durch die Kollegen. [27]<br />

Institutionelle Unterstützungen <strong>von</strong> OER-Initiativen<br />

OER im deutschen Sprachraum<br />

Das Interesse an Open Educational Resources hat seit der Diskussion um den Schultrojaner 2011–2012 zugenommen, das Thema ist<br />

aber noch immer nicht im pädagogischen Mainstream angekommen. Das erste OERCamp, das aus dem EduCamp hervorgegangen<br />

war, fand vom 14.–16. September 2012 in Bremen statt. Im Sommer 2013 fand der Online-Kurs zu OER, COER13, statt. Im Herbst<br />

2013 veranstaltete Wikimedia Deutschland die OER-Konferenz 2013, ein Jahr später die OER-Konferenz 2014. Im Frühjahr 2016<br />

fand in Berlin das OER-Festival 2016 [28] mit der erstmaligen Verleihung des OER-Award [29] statt.<br />

Im Jahr 2011 räumte Deutschland bei einer Befragung als einziges <strong>von</strong> 28 OECD-Ländern dem Thema OER <strong>für</strong> die nahe Zukunft<br />

keine Priorität ein: [30] Der Mangel an digital verfügbarem Unterrichtsmaterial sei kein großes Problem. Erst <strong>für</strong> Ende 2014 wurde<br />

eine gemeinsame Bund-Länder-Stellungnahme zu OER angekündigt. [31]<br />

Anzeichen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> Wandel in der Einstellung gegenüber OER sind seitdem sowohl auf Bundesebene als auch in einigen<br />

Bundesländern erkennbar, etwa in Berlin. [32] Dort wurde zudem im Mai 2014 die erste Studie zu OER mit einem klaren<br />

Bundeslandbezug (Berlin) durch die Technologiestiftung Berlinherausgegeben. [33] 2013 wurden OER in den Koalitionsvertrag <strong>von</strong><br />

CDU, CSU und SPD auf Bundesebene aufgenommen: „Schulbücher und Lehrmaterial (…) sollen, soweit möglich, frei zugänglich<br />

sein, die Verwendung freier Lizenzen und Formate ausgebaut werden.“ [34]<br />

International<br />

Ein anderes Bild bietet sich in den USA. Die US-Regierung fasste 2011 den Entschluss in den folgenden vier Jahren 2 Mrd. $ in<br />

OER-Projekte zu investieren. [35]


Ein Großteil der früheren Arbeiten im Bereich der OER wurde <strong>von</strong> finanzstarken US Universitäten und Organisationen, wie z. B. der<br />

Flora Hewlett Foundation finanziert. Diese Organisationen unterstützten die OER-Initiativen <strong>von</strong> 2002 bis 2010 mit über 110 Mio. $,<br />

<strong>von</strong> denen mehr als 14 Mio. $ an das MIT gingen. [36] Weitere Finanzierungen wurden u. a. <strong>von</strong> der Shuttleworth Foundation sowie<br />

<strong>von</strong> britischen Organisationen wie der JISC und der HEFCE geleistet. [37]<br />

Die UNESCO nimmt eine führende Rolle ein, hinsichtlich der Schaffung eines internationalen Bewusstseins <strong>für</strong> OER. [38] Über das<br />

International Institute of Educational Planning wurde eine Debatte angestoßen, wie OER in der Praxis umgesetzt werden kann.<br />

Insbesondere wenn die OER-Bewegung auf internationaler Staatenebene sowie durch die Unterstützung professioneller<br />

Organisationen vorangetrieben wird, haben OER, nach Ansicht der UNESCO, das Potenzial eine globale und frei zugängliche Quelle<br />

qualitativ hochwertiger Bildungsinformationen zu werden. [39]<br />

Qualitätssicherungsverfahren <strong>für</strong> OER<br />

Einheitliche Standards gibt es bis heute nicht. Denkbar sind u. a. folgende Qualitätssicherungsverfahren, die <strong>von</strong> sehr offenen bis zu<br />

geschlossenen reichen und auch kombiniert werden können:<br />

1. Offene Kommentierung durch Nutzer: Angezeigt werden die Bewertungen bzw. Kommentare der vorherigen Nutzer.<br />

<strong>Eine</strong> automatische Anzeige der Downloadzahlen wird ebenfalls diskutiert, diese sind aber weniger aussagekräftig als<br />

Kommentare.<br />

2. Peer-Review-Prozess als Filter vor der Veröffentlichung: Es handelt sich um ein aufwändiges Verfahren.<br />

3. Nutzung des Namens einer Institution als Qualitätsgarantie: Auf diesem Weg könnten allerdings Autoritäten wie<br />

Universitäten oder staatliche Behörden durch Akkreditierungsverfahren Macht über OER erlangen: Die OER-<br />

Produzenten würden sie ihnen selbst einräumen, um den Nutzern die gewünschte Qualität garantieren zu können.<br />

Kerres und H<strong>einen</strong> warnen davor, dem Wunsch nach Ordnung nachzugeben. Sie plädieren <strong>für</strong> „informationell of fene<br />

Ökosysteme“ [40] <strong>für</strong> den Bereich der Bildung.<br />

Neuere OER-Initiativen<br />

Belgien<br />

Schon 1998 wurde das belgische Bildungsportal KlasCement gegründet [41] , ein<br />

Netzwerk <strong>von</strong> Lehrern. [42] Die Moderation des Netzwerks wird <strong>von</strong> der Regierung<br />

<strong>von</strong> Flandern unterstützt. Im Mai 2014 stellte das Portal schon über 30 000<br />

Unterrichtsmaterialien bereit [43] , etwa 70 % der Materialien waren 2013 mit einer<br />

CC-Lizenz versehen [44] und kostenfrei. [45] Logo <strong>von</strong> KlasCement<br />

Nur wenige Nutzer sind aber bereit,<br />

eigene Materialien mit anderen zu teilen; durch ein Punktesystem sollen sie dazu<br />

stärker motiviert werden. Willkommen sind Materialien <strong>für</strong> den Bereich der Primarstufe, der Sekundarstufe, der Lehrerbildung und<br />

der Erwachsenenbildung.<br />

Deutschland<br />

Bereits seit 1997 stellt der gemeinnützige und ehrenamtlich arbeitende<br />

Verein Zentrale <strong>für</strong> Unterrichtsmedien im Internet(ZUM) kostenlos<br />

Unterrichtsmaterialien ins Internet, die zur Nutzung im Schulunterricht<br />

freigegeben sind. Die Materialien werden meist <strong>von</strong> Lehrern erstellt. Die<br />

größte <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Open Educational Resources im deutschen<br />

Sprachraum <strong>für</strong> den Schulunterricht und <strong>für</strong> die Lehrerausbildung ist das Logo <strong>von</strong> Serlo<br />

ZUM-Wiki, das seit 2004 betrieben wird und seit 2008 unter der Lizenz<br />

CC-BY-SA steht. Die Seiten der ZUM haben monatlich etwa 2 Mio.<br />

Besucher mit rund 30 Mio. Hits. [46]<br />

Serlo Education, wurde im Februar 2010 gegründet und bietet Artikel, Aufgaben, Musterlösungen, ideos V und Kurse<br />

als konsistentes Lernwerk <strong>für</strong> Schüler. Betreiber ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in München. Das Material zu<br />

den Fächern Mathematik, Deutsch als Fremdsprache, Biologie, Chemie, Nachhaltigkeit und Informatik ist kostenlos,<br />

werbefrei und steht unter der Lizenz CC-BY-SA. Im März 2017 hatte Serlo 80.000 Besucher pro Monat. [47]


Das Lehrbuch <strong>für</strong> Lehren und Lernen mit Technologien ist im Februar 2011 unter der Lizenz CC-by-nc-nd 3.0<br />

erschienen. Die zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage liegt seit 2013 unter der Lizenz CC-BY -SA 3.0 DE<br />

vor. [48][49][50]<br />

Das Projekt Schulbuch-O-Mat [51] hat sich die kollaborative Erstellung <strong>von</strong> elektronischen OER-Schulbüchern zum<br />

Ziel gesetzt. Die Inhalte basieren auf geltenden Lehrplänen. Sie werden in modularer Form <strong>von</strong> Freiwilligen, u. a.<br />

Lehrern und Mediengestaltern, erarbeitet und kostenlos zum Austausch und zur freien eränderung V angeboten. Das<br />

Basiskapital stammte aus einer Crowdfunding-Aktion im Winter 2012/2013 [52] . Seit Sommer 2013 liegt das E-Book<br />

<strong>für</strong> Biologie 7./8. Jahrgangsstufe vor, das alle Pflichtinhalte des Berliner Rahmenlehrplans abdeckt [53] . Es wurde als<br />

E-Book und PDF bis Mai 2014 mehr als 30 000 Mal heruntergeladen. Die technischen Strukturen <strong>für</strong> eine<br />

Erweiterung auf andere Fächer, Altersstufen und Bundesländer sind vorhanden.<br />

Das Historische Institut der Universität zu Köln betreibt die nicht-kommerzielle Plattform segu [54] <strong>für</strong> selbstgesteuertentwickelnden<br />

Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe I. Segu bietet kostenlose Unterrichtsmaterialien, auch<br />

Videos, unter einer CC-BY-SA-Lizenz an, mit denen selbstbestimmtes Lernen, Differenzierung und Individualisierung<br />

gefördert werden sollen. Nur <strong>für</strong> <strong>einen</strong> Teil der Module ist ein Computer erforderlich; vieles kann als PDF oder ODT-<br />

Dokument heruntergeladen werden. [55] Auf der Website werden Lehrer dazu aufgefordert, ihre Materialien über<br />

segu ihren Kollegen zur Verfügung zu stellen.<br />

Ein weiteres Projekt aus dem Bereich der Hochschulen ist die Plattform OpenLearnWare der Technischen<br />

Universität Darmstadt, auf der Vorlesungen aus den Ingenieur-, Natur- und Geisteswissenschaften gesammelt und<br />

unter einer nichtkommerziellen Creative-Commons-Lizenz bereitgestellt werden. [56] Auch andere Hochschulen<br />

betreiben ähnliche Angebote, jedoch nicht alle veröf fentlichen die Inhalte unter freier Lizenz.<br />

Seit 2013 beschäftigt sich auch die Stadt Köln, als Bestandteil der Umsetzung des Stadtratsbeschlusses zur<br />

„Internetstadt Köln“ [57] , mit dem Thema OER. Federführend sind dabei das Amt <strong>für</strong> Schulentwicklung und das Amt<br />

<strong>für</strong> Informationsverarbeitung. Ein Teil der Bemühungen war das am 21. September 2013 durchgeführte OER Köln<br />

Camp am Joseph-DuMont-Berufskolleg. Dieses Camp wurde am 25. Oktober 2014 wiederholt. [58]<br />

Großbritannien<br />

Das britische Projekt Digital Futures in Teacher Education (DeFT) [59] hat die Lehrerbildung im Visier und wurde maßgeblich <strong>von</strong> der<br />

Sheffield Hallam University und der Universität Sheffield gestaltet. Das Lehrbuch ‚Digital Literacy (DL) for Open and Networked<br />

Learning‘ ist unter einer CC-BY-NC-SA-Lizenz verfügbar. Ziel des Projekts ist es, Lehrenden Hilfestellung <strong>für</strong> ihre Arbeit mit OER<br />

und die Vermittlung <strong>von</strong> digitaler Literalität zu geben.<br />

Niederlande<br />

2008 startete das OER-Projekt Wikiwijs [60] auf Initiative des niederländischen Ministeriums <strong>für</strong> Bildung, Kultur und Wissenschaft<br />

mit freien, kostenlosen Bildungsmaterialien <strong>für</strong> Universitäten und alle Schularten und -stufen. Wikiwijs verfolgt das Ziel, die<br />

Verfügbarkeit <strong>von</strong> OER zu verbessern und die Qualität des Unterrichts sowie die Medienkompetenz der Lehrenden zu erhöhen. Nach<br />

eigenen Angaben [61] erfolgten im Jahr 2012 etwa 1300 Uploads und 650000 Downloads.<br />

Norwegen<br />

In Norwegen wurde vom Staat die NDLA – National Digital Learning Arena [62]<br />

geschaffen. Sie bietet auf einer Open-Source-Plattform OER-Materialien <strong>für</strong> den<br />

Sekundarschulbereich unter einer CC-BY-SA-Lizenz an. Mit staatlicher Förderung<br />

und Überwachung durch die Universitäten werden Projekte finanziert und der<br />

Materialbestand erweitert. [63]<br />

NDLA-Logo<br />

USA<br />

Flat World Knowledge [64] ist eine Plattform mit Open Textbooks aus dem universitären Bereich. Es bot die digitalen<br />

Versionen zunächst kostenlos an und versuchte, über den Verkauf der gedruckten Bücher eine Kostendeckung zu<br />

erreichen, was aber misslang. [65] Nunmehr werden auch die digitalen Materialien verkauft, allerdings wohl zu<br />

vergleichsweise moderaten Preisen. Nach wie vor können die über 100 Bücher bearbeitet und auf die speziellen<br />

Bedürfnisse <strong>von</strong> Lehrenden und Lernenden zugeschnitten, also personalisiert werden. Sie stehen unter der<br />

Creative-Commons-Lizenz CC-BY-SA-NC.


CK-12 [66] bietet seit 2007 unter einer CC-Lizenz Lernmaterialien an. In elektronischer Form sind sie kostenlos, in der<br />

gedruckten Version fallen nur die Druckkosten an [67] . Laut eigenen Angaben [68] standen im Mai 2014 über 15000<br />

Inhalte aus den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften <strong>für</strong> den Altersbereich K-12 zur Verfügung. Die<br />

Materialien orientieren sich an den geltenden Lehrplänen. Sie umfassen exte, T Audiodokumente, Filme, Bilder und<br />

Lernspiele und lassen sich beliebig zu größeren Einheiten zusammenstellen. So wird eine Anpassung an individuelle<br />

Lerngeschwindigkeiten und unterschiedliche Vorkenntnisse möglich. Nach eigenen Angaben wird CK-12 <strong>von</strong> der<br />

Amar Foundation und dem Ehepaar Neeru und Vinod Khosla finanziert. Diese Initiative kommt der Idee eines OER-<br />

Schulbuches derzeit am nächsten [69] , und strahlt auch auf andere Länder aus: Teile des Materials sind im deutschen<br />

Projekt Schulbuch-O-Mat [70] wiederverwendet worden.<br />

Lumen Learning [71] wurde 2013 gegründet. Es bietet OER-Kursmaterialien <strong>für</strong> den universitären Bereich und die<br />

Altersgruppe K-12 an. Die Themenbereiche erstrecken sich <strong>von</strong> Mathematik und Naturwissenschaften bis zu<br />

Wirtschaft, Pädagogik und Geschichte. Bildungseinrichtungen werden bei der Einführung der Kurse unterstützt. Ziel<br />

<strong>von</strong> Lumen Learning ist nicht nur die Reduzierung der Materialkosten, sondern auch die erbesserung V der<br />

Lernergebnisse. Die Shuttleword Foundation spielt eine wichtige Rolle bei der Finanzierung. [72]<br />

International: Die Khan Academy<br />

Die gemeinnützige Khan Academy [73] bietet seit 2009 kostenlose Lernvideos und Übungen aus den Bereichen Mathematik,<br />

Naturwissenschaften, Geschichte und Wirtschaft unter der Creative-Commons-Lizenz CC-BY-SA-NC an. Zwar liegen die Ursprünge<br />

der Initiative in den USA, aber ein Teil der Filme sind bereits in eine ganze Reihe <strong>von</strong> Sprachen übersetzt. Diese Versionen können<br />

über die Website der Khan Academy aufgerufen werden. Auch eine deutsche Seite besteht und wird mit Hilfe ehrenamtlicher<br />

Übersetzer ständig erweitert. [74]<br />

Bewertung der OER-Bewegung<br />

Als Ende 2011 bekannt wurde, dass die Kultusministerien mit den Schulbuchverlagen vereinbart haben, Urheberrechtsverletzungen<br />

auf Rechnern in den Schulen durch den Einsatz eines sogenannten „Schultrojaners“ zu verfolgen, [75] entstand eine lebhafte<br />

Diskussion zum Einsatz <strong>von</strong> OER in den Schulen, weil dadurch der Austausch <strong>von</strong> Materialien zur Unterrichtsvorbereitung<br />

wesentlich erleichtert werden könnte. Außerdem wurde kritisiert, dass die proprietären Angebote der Schulbuchverlage immer mehr<br />

durch selbsterstellte Materialien <strong>von</strong> Pädagogen <strong>für</strong> den eigenen Unterricht verdrängt würden. Der vermehrte diesbezügliche Einsatz<br />

freier Inhalte würde den gegenseitigen Austausch auch aus rechtlicher Sicht ganz wesentlich vereinfachen. [76][77][78]<br />

Der OER-Bewegung wurde vorgeworfen, lediglich Insellösungen zu erzeugen, deren Potenzial nur in den jeweiligen interessierten<br />

Kreisen bekannt ist und genutzt wird. Daher seien OER nicht in der Lage, bildungspolitische Ziele wenig entwickelter Länder zu<br />

erreichen. Hierzu bedarf es einer verstärkten Kommunikation der Potenziale <strong>von</strong> OER, insbesondere <strong>von</strong> Seiten der Länder, die <strong>von</strong><br />

der OER-Bewegung bereits stark profitiert haben. [79]<br />

<strong>Eine</strong> tiefergehende Kritik zweifelt die altruistischen Motive der OER-Bewegung an. Der OER-Bewegung werden in diesem Kontext<br />

„imperialistische“ Motive vorgeworfen. Es werde vermutet, die Schaffung und Verbreitung <strong>von</strong> Wissen primär auf der Grundlage<br />

wirtschaftlicher, politischer und kultureller Präferenzen der hoch entwickelten Länder voranzutreiben. Letztlich handele man dabei<br />

eigennützig. [4]<br />

Das OER-Logo<br />

Das Global-OER-Logo wurde <strong>für</strong> den World Open Educational Resources Congress 2012 in der UNESCO-Zentrale in Paris<br />

entwickelt. Das Design soll die Idee und die Ziele des OER visualisieren. Umfangreiche Ausführungen zu dem OER Logo können<br />

über das OER Visual Identity Manual eingesehen werden. Der angedeutet entstehende Halbkreis steht <strong>für</strong> eine aufgehende Sonne.<br />

Die untere Struktur repräsentiert ein aufgeschlagenes Buch in der Profilansicht. In einer anderen Interpretation symbolisiert die<br />

untere Struktur <strong>einen</strong> fliegenden Vogel, welcher <strong>für</strong> Freiheit, grenzenlose Verfügbarkeit, Fortschritt und Verbreitung steht. Die drei<br />

Buchseiten im linken unteren Bereich stehen <strong>für</strong> die grundsätzliche Funktion eines Buches im Sinne einer traditionellen Ressource<br />

<strong>für</strong> Bildung. Die angedeutete Bewegung der Strukturen soll dabei Dynamik und Bewegung in Richtung des Zentrums der Abbildung<br />

andeuten. Folgt man den angedeuteten Buchseiten, sind drei Hände sichtbar. Sie stehen <strong>für</strong> Kollaboration und kollektives Wissen,<br />

welches sich in OER widerspiegelt. Die zentrale Darstellung der Hände innerhalb des Logos soll das Hauptanliegen der OER, die


menschliche Weiterbildung, bekräftigen. Die in Richtung Zentrum zunehmende Größe der Hände steht <strong>für</strong> das zunehmende Interesse,<br />

die fortschreitende Entwicklung und Nutzung der OER. Das Erscheinungsbild des Logos soll zusätzlich den menschlichen Aspekt<br />

<strong>von</strong> OER in den Fokus stellen. Technische Aspekte sollen nicht zum Ausdruck gebracht werden. Vielmehr soll das Logo Autoren<br />

aller Sprachen und Kulturen motivieren <strong>einen</strong> Beitrag zu OER zu leisten. Das Logo kann auf alle Sprachen der Welt angepasst<br />

werden. Das Logo wurde bereits <strong>von</strong> der Unesco [80] in sechs offiziellen Sprachen und portugiesisch bereitgestellt. Vorschläge <strong>für</strong><br />

weitere Sprachen können bei der OER Community in WSIS KC platform [81] eingereicht werden. Das jeweilige Logo wird dann auf<br />

die UNESCO-Homepage hochgeladen. Ebenso können Logos auf der Wiki-Seite <strong>für</strong> OER-Logo-Versionen eingesehen und<br />

runtergeladen werden. [82]<br />

Literatur<br />

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Frankfurt a. M: Freie Bildungsmedien (OER). Dossier: Offene Bildungsressourcen/Open Educational Resources <br />

Handlungsfelder, Akteure, Entwicklungsoptionen in internationaler Perspektive. Frankfurt am Main. Stand: Juni 2013.<br />

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Deutschland Whitepaper zu Grundlagen, Akteuren und Entwicklungsstand im März 2012 , v.1.0, Internet &<br />

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2016.<br />

Guntram Geser: Open Educational Practices and Resources: OLCOS Roadmap 2012 . Open eLearning Content<br />

Observatory Services (OLCOS). Salzburg Research, EduMedia Group, Salzburg Januar 2007.<br />

Seth Gurell, The Center for Open and Sustainable Learning (Hrsg.): OER Handbook for Educators 1.0. In:<br />

WikiEducator. Gedruckte Fassung über Printon demand. 2008.<br />

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ISBN 978-3-570-50144-3. Originaltitel der englischen Ausgabe: The One World Schoolhouse. Hodder and<br />

Stoughton Ltd., London 2012, ISBN 978-1-4447-5577-0.<br />

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Commons, Open Source… eine Orientierung. . In: Computer + Unterricht Lernen und lehren mit neuen Medien.<br />

Heft 93, 2014, ISSN 0941-519X, S. 6–9.<br />

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Emergence of Open Educational Resources. 2007, ISBN 92-64-03174-X ..<br />

Dominic Or, Jan Neuman, Joeran Muuss-Merhol: German OER Practices and Policy from Bottom-up to Top-down<br />

Initiatives.. UNESCO Institute for Information Technologies in Education, Moscow 2017, ISBN 978-5-9500869-0-8.<br />

Barbara Rossegger: Konzept <strong>für</strong> Open Educational Resources im sekundären Bildungsbereich . In: M. Ebner, S.<br />

Schön (Hrsg.): Band 3: Beiträge zu offenen Bildungsressourcen. Book on Demand, Norderstedt 2012.<br />

Gernot Vlaj: Das OER-Schulbuch Machbarkeitsstudie zum Einsatz/zur Umsetzung <strong>von</strong> Schulbüchern als freie<br />

Bildungsressource. = Martin Ebner, Sandra Schön (Hrsg.): Beiträge zu offenen Bildungsressourcen. , Band 8. Books<br />

on Demand GmbH, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7357-2151-8. Online verfügbar unter Das OER-Schulbuch <br />

Machbarkeitsstudie zum Einsatz/zur Umsetzung <strong>von</strong> Schulbüchern als freie Bildungsressource. , abgerufen am 2.<br />

Mai 2014.<br />

Freie elektronische Bildungsressourcen– Schritte zum Verständnis eines internationalen Phänomens. In: Zeitschrift<br />

<strong>für</strong> e-learning, 3/2010 (5. Jahrgang). StudienVerlag, Innsbruck, ISSN 1992-9579. [83]<br />

Ute Erdsiek-Rave, Marei John-Ohnesorg (Hrsg.): Schöne neue Welt? Open educational Resources an Schulen,<br />

2014, ISBN 978-3-95861-007-1(Sammelband)<br />

Weblinks<br />

Commons: Open Educational Resources – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Wikiversity: Open Educational Resources – Kursmaterialien, Forschungsprojekte und<br />

wissenschaftlicher Austausch<br />

Wikiversity: Schultrojaner – Kursmaterialien, Forschungsprojekte und wissenschaftlicher Austausch<br />

Wikibooks: Regal:Schule – Lern- und Lehrmaterialien


UNESCO OER Wiki<br />

World Bank Zunia OER discussion<br />

OER Africa – Understanding OER<br />

OpenScout Free online materials for business and management education<br />

Open Educational Resourcein der englischsprachigen Wikiversity<br />

Erläuterungen zum Thema<strong>von</strong> E-Teaching.org<br />

OER Commons<br />

Deutschsprachige Tutorials des OLCOS-Projekts zur Suche, Entwicklung, Teilen, Austausch, Modifizieren usw. <strong>von</strong><br />

OER<br />

Das Intergeo-Projekt, welches <strong>von</strong> der EU gefördert eine OER <strong>für</strong> Mathematik/Geometrie aufbaut<br />

Cape Town Open Education Declaration(auf Deutsch)<br />

Einzelnachweise<br />

1. unesdoc.unesco.org (http://unesdoc.unesco.org/images/0021/002136/213605e.pdf)UNESCO (2011), abgerufen am<br />

13. Juli 2013<br />

2. Russell Stannard: #loveHE: A wide-open web of potential(http://www.timeshighereducation.co.uk/story.asp?storycod<br />

e=411353). In: Times Higher Education, 24. April 2010. Abgerufen am 18. Dezember 2010.<br />

3. Anya Kamenetz: Eliminate Print Textbooks, Go Digital (http://www.nytimes.com/roomfordebate/2010/07/25/the-real-c<br />

ost-of-college-textbooks/eliminate-print-textbooks-go-digital) . In: New York Times, 25. Juli 2010. Abgerufen am<br />

27. Dezember 2010.<br />

4. Jorrit Mulder: Knowledge Dissemination in Sub-Saharan Africa: What Role for Open Educational Resources (OER)? .<br />

(http://www.gg.rhul.ac.uk/ict4d/workingpapers/mulderOER.pdf) In: University of Amsterdam (Hrsg.): Master’s Thesis<br />

International Relations. , Amsterdam2008, S. 58–67. Abgerufen am 1. Januar 2011.<br />

5. UNESCO: Forum on the Impact of Open Courseware for Higher Education in Developing Countries – Final Report (h<br />

ttp://unesdoc.unesco.org/images/0012/001285/128515e.pdf) , Paris, 2002, S. 24<br />

6. Guntram Geser: Open Educational Practices and Resources: OLCOS Roadmap 2012 . (http://www.olcos.org/english/<br />

roadmap/) Open eLearning Content Observatory Services (OLCOS). Salzburg Research, EduMedia Group,<br />

Salzburg Januar 2007, S. 20.<br />

7. A Review of the Open Educational Resources (OER) Movement: Achievements, Challenges, and New Opportunities<br />

(http://www.hewlett.org/uploads/files/Hewlett_OER_report.pdf)(PDF; 1,9 MB) Abgerufen am 15. März 2012.<br />

8. Katja Mruck, Günter Mey, Peter Purgathofer, Sandra Schön, Nicolas Apostolopoulos: Offener Zugang. Open Access,<br />

Open Educational Resources und Urheberrecht(http://l3t.eu/homepage/das-buch/ebook/kapitel/o/id/62) . Seite 3. In:<br />

Martin Ebner, Sandra Schön (Hrsg.): L3T Lehrbuch <strong>für</strong> Lehren und Lernen mit Technologien. Epubli. Berlin. 2011.<br />

ISBN 978-3-8442-0437-7<br />

9. <strong>Eine</strong> Chronologie der Entwicklung <strong>von</strong> OER findet man etwa bei: Mirjam Bretschneider , Jöran Muuß-Merholz, Felix<br />

Schaumburg: Open Educational Resources <strong>für</strong> Schulen in Deutschland(http://www.edushift.de/wp-content/uploads/2<br />

012/04/OER-<strong>für</strong>-Schulen-in-Dland.pdf). Whitepaper zu Grundlagen, Akteuren und Entwicklungsstand im März 2012.<br />

Erstellt im Auftrag des Internet & Gesellschaft Co:llaboratory . Anhang 2. Seite 29 f. (abgerufen am 6. Juni 2013).<br />

10. UNESCO (Hrsg.): Forum on the Impact of Open Courseware for Higher Education in Developing Countries: Final<br />

report (http://unesdoc.unesco.org/images/0012/001285/128515e.pdf) . Paris, 1-3 July 2002, S. 24 (abgerufen am<br />

13. Mai 2013).<br />

11. Susan DAntoni: Open Educational Resources: reviewing initiatives and issues.In: Open Learning: The Journal of<br />

Open and Distance Learning.24, 2009, S. 3–10, doi:10.1080/02680510802625443.<br />

12. UNESCO (Hrsg.): Forum on the Impact of Open Courseware for Higher Education in Developing Countries: Final<br />

report (http://unesdoc.unesco.org/images/0012/001285/128515e.pdf) . Paris, 1-3 July 2002, S. 28 (abgerufen am<br />

13. Mai 2013).<br />

13. OECD (Hrsg.): Giving Knowledge for Free: The Emergence of Open Educational Resources(http://www.oecd.org/da<br />

taoecd/35/7/38654317.pdf). 2007. S. 118–125, 118 (abgerufen am 13. Mai 2013).<br />

14. Cape Town Open Education Declaration: Unlocking the promise of open educational resources(http://www.capetow<br />

ndeclaration.org/read-the-declaration). 2008 (abgerufen am 19. Mai 2013; die Konferenz fand am 14./15. September<br />

2007 statt).<br />

15. Michail Jungierek : Wikimedia Deutschland unterzeichnet Cape Town Open Education Declaration(http://blog.wikim<br />

edia.de/2008/01/25/wikimedia-deutschland-unterzeichnet-cape-town-open-education-declaration/) . In: Wikimedia<br />

Deutschland. Blog. 25. Januar 2008 (abgerufen am 19. Mai 2013).<br />

16. 2012 Paris OER Declaration(http://www.unesco.org/new/fileadmin/MULTIMEDIA/HQ/CI/CI/pdf/Events/Paris%20OE<br />

R%20Declaration_01.pdf). 2012 World Open Educational Resources (OER) Congress. UNESCO, Paris, 20.–<br />

22. Juni 2012 (abgerufen am 19. Mai 2013).<br />

17. Katrin Busemann, Christoph Gscheidle: Web 2.0: Habitualisierung der Social Communitys (http://www.ard-zdf-online<br />

studie.de/fileadmin/Online12/0708-2012_Busemann_Gscheidle.pdf) . In: Media Perspektiven 7–8/2012, S. 380, 388<br />

mit Tabelle 1 auf S. 381.


18. Markus Beckedahl: Der Schultrojaner <strong>Eine</strong> neue Innovation der Verlage. (https://netzpolitik.org/2011/der-schultroja<br />

ner-eine-neue-innovation-der-verlage/)In: netzpolitik.org. 31. Oktober 2011; abgerufen am 31. Oktober 2017.<br />

19. Mirjam Bretschneider, Jöran Muuß-Merholz, Felix Schaumburg: Open Educational Resources <strong>für</strong> Schulen in<br />

Deutschland (http://www.edushift.de/wp-content/uploads/2012/04/OER-<strong>für</strong>-Schulen-in-Dland.pdf). Whitepaper zu<br />

Grundlagen, Akteuren und Entwicklungsstand im März 2012. Erstellt im Auftrag des Internet & Gesellschaft<br />

Co:llaboratory. Seite 5 f., 16 f.(abgerufen am 6. Juni 2013).<br />

20. OER World Map (https://oerworldmap.org)<br />

21. Grants an OER-Projekte und -Organisationen in der Grant Database der Hewlett Foundation. (http://www.hewlett.or<br />

g/grants/?search=oer) Abgerufen am 14. März 2017.<br />

22. Free Software Foundation Europe: Freie Software im Bildungsbereich(http://fsfe.org/activities/education/education) .<br />

Abgerufen am 19. Mai 2013.<br />

23. Zusammenfassend: Barbara Braun: Die Open Educational Resources Bewegung Optionen und Hürden <strong>für</strong><br />

Lehrende an deutschen Hochschulen(http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/8676/). Masterarbeit.<br />

Universität Mannheim. 2008. S. 42 (abgerufen am 20. Mai 2013). – Ausführlich zu diversen Anreizen („drivers and<br />

enablers“) vs. Hürden („inhibitors“) <strong>von</strong> OER: Guntram Geser (Hrsg.): Open Educational Practices and Resources.<br />

OLCOS Roadmap 2012(http://www.olcos.org/english/roadmap/). 2007. passim. – Weiterhin: OECD (Hrsg.): Giving<br />

Knowledge for Free: The Emergence of Open Educational Resources(http://www.oecd.org/dataoecd/35/7/3865431<br />

7.pdf). 2007. Kapitel 4: „Why People are Sharing: Incentives, Benefits and Barriers.“ S. 57–70 (abgerufen am<br />

13. Mai 2013). – Daniel E. Atkins, John Seely Brown, Allen L. Hammond: A Review of the Open Educational<br />

Resources (OER) Movement: Achievements, Challenges, and New Opportunities(http://www.hewlett.org/uploads/fil<br />

es/ReviewoftheOERMovement.pdf). Report to The William and Flora Hewlett Foundation. Februar 2007. S. 35–54<br />

(abgerufen am 7. Juni 2013).<br />

24. OECD (Hrsg.): Giving Knowledge for Free: The Emergence of Open Educational Resources(http://www.oecd.org/da<br />

taoecd/35/7/38654317.pdf). 2007. S. 59.<br />

25. Barbara Braun: Die Open Educational Resources Bewegung Optionen und Hürden <strong>für</strong> Lehrende an deutschen<br />

Hochschulen (http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/8676/). Masterarbeit. Universität Mannheim. 2008.<br />

S. 41 f. (abgerufen am 20. Mai 2013).<br />

26. OECD (Hrsg.): Giving Knowledge for Free: The Emergence of Open Educational Resources(http://www.oecd.org/da<br />

taoecd/35/7/38654317.pdf). 2007. S. 65.<br />

27. Barbara Braun: Die Open Educational Resources Bewegung Optionen und Hürden <strong>für</strong> Lehrende an deutschen<br />

Hochschulen (http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/8676/). Masterarbeit. Universität Mannheim. 2008.<br />

S. 47 (abgerufen am 20. Mai 2013).<br />

28. open-educational-resources.de(http://open-educational-resources.de/16/,)gesehen am 21. März 2016<br />

29. open-educational-resources.de(http://open-educational-resources.de/16/award/,)gesehen am 21. März 2016<br />

30. Jan Hylén, Dirk V. Damme, Fred Mulder, Susan DAntoni: Open Educational Resources: Analysis of Responses to<br />

the OECD Country Questionnaire.OECD Education Working Papers, 76, OECDPublishing 2012 (http://search.oec<br />

d.org/officialdocuments/displaydocumentpdf/?cote=EDU/WKP%282012%2913&docLanguage=En) , abgerufen am<br />

25. Januar 2014, S. 8.<br />

31. Senat der Freien Hansestadt Bremen (2013). Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der SPD vom<br />

22. Oktober 2013. Einsatz <strong>von</strong> freien Bildungsmaterialien in Bremen(http://www.senatspressestelle.bremen.de/sixc<br />

ms/media.php/13/20131126_Einsatz_Bildungsmaterialien.pdf) , abgerufen am 26. April 2014.<br />

32. Berlin. Ausschuss <strong>für</strong> Digitale Verwaltung, Datenschutz und Informationsfreiheit des Berliner Abgeordnetenhauses<br />

(2013). Wortprotokoll. 33. Sitzung. 9. Dezember 2013. (http://www.parlament-berlin.de/ados/17/ITDat/protokoll/it17-0<br />

33-wp.pdf), abgerufen am 26. April 2014.<br />

33. Studie: Potentiale <strong>für</strong> Open Education in Berlin. Netzpolitik.org(https://netzpolitik.org/2014/studie-potentiale-fuer-ope<br />

n-education-in-berlin/), abgerufen am 4. Juni 2014.<br />

34. CDU, CSU & SPD (2013): Deutschlands Zukunft gestalten. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU & SPD. 18.<br />

Legislaturperiode. (https://www.cdu.de/sites/default/files/media/dokumente/koalitionsvertrag.pdf), S. 22–23,<br />

abgerufen am 26. April 2014.<br />

35. New federal education fund makes available $2 billion to create OER resources in community colleges (http://creativ<br />

ecommons.org/weblog/entry/26100?utm_campaign=newsletter_1102&utm_medium=blog&utm_source=newsletter) .<br />

2012. Abgerufen am 9. März 2012.<br />

36. Harriet Swain: Any student, any subject, anywhere(https://www.theguardian.com/education/2009/nov/10/web-techno<br />

logy-degree-future-online). In: The Guardian, 10. November 2009. Abgerufen am 19. Dezember 2010.<br />

37. Open educational resources programme phase 1(http://www.jisc.ac.uk/whatwedo/programmes/elearning/oer). In:<br />

JISC. 2009. Abgerufen am 3. Dezember 2010.<br />

38. Initiative Background (http://oerworkshop.weebly.com/index.html). In: Taking OER beyond the OER Community.<br />

2009. Abgerufen am 1. Januar 2011.<br />

39. Communiqué: The New Dynamics of Higher Education and Research for Societal Change and Development (http://<br />

www.unesco.org/fileadmin/MULTIMEDIA/HQ/ED/ED/pdf/WCHE_2009/FINAL%20COMMUNIQUE%20WCHE%2020<br />

09.pdf) (PDF; 72 kB) 2009. Abgerufen am 29. Mai 2012.<br />

40. Michael Kerres, Richard H<strong>einen</strong>: Open Educational Resources und schulisches Lernen: Das Zusammenwirken <strong>von</strong><br />

Plattformen <strong>für</strong> Lernressourcen in informationell offenen Ökosystemen. In: Petra Missomelius, Wolfgang Stützl, Theo


Hug, Petra Grell, Rudolf Kammerl (Hrsg.): Medien Wissen Bildung: Freie Bildungsmedien und Digitale Archive.<br />

Media, Knowledge & Education: Open Educational Resources and Digital Archives. Innsbruck University Press,<br />

Innsbruck 2014, S. 14. Online-Dokument: mediendidaktik.uni-due.de(http://mediendidaktik.uni-due.de/sites/default/fi<br />

les/kerres-h<strong>einen</strong>-mwb13-130930-final.pdf), abgerufen am 19. Februar 2014.<br />

41. Infoseite <strong>von</strong> KlasCement(http://www.klascement.net/info/), abgerufen am 6. Mai 2014.<br />

42. OER in Belgien: Das Bildungsportal ClasCement(http://werkstatt.bpb.de/2013/09/oer-in-belgien-das-bildungsportal-k<br />

lascement/), abgerufen am 6. Mai 2014.<br />

43. Seite <strong>von</strong> KlasCement (http://www.klascement.net/alle/), abgerufen am 6. Mai 2014.<br />

44. Dokumentation der Veranstaltung zu KlasCement vom OER-Camp, September 2013 in Berlin(https://etherpad.wiki<br />

media.org/p/oer-belgium), abgerufen am 6. Mai 2014.<br />

45. OER in Belgien: Das Bildungsportal KlasCement(http://werkstatt.bpb.de/2013/09/oer-in-belgien-das-bildungsportal-k<br />

lascement/), abgerufen am 6. Mai 2014.<br />

46. Statistik der Seiten auf zum.de(http://www.zum.de/statistik/index2.html), abgerufen am 21. März 2016<br />

47. Serlo.org Traffic, Demographics and Competitors - Alexa. (http://www.alexa.com/siteinfo/serlo.org)Abgerufen am<br />

4. April 2017 (englisch).<br />

48. Lehrbuch <strong>für</strong> Lehren und Lernen mit Technologien (http://l3t.eu/homepage/)<br />

49. zweite Auflage (http://l3t.eu/2.0/) des L3T.<br />

50. l3t.eu (http://l3t.eu/homepage/das-projekt/lizenzierung)Lizenzierung <strong>von</strong> L3T 2.0<br />

51. Website Schulbuch-O-Mat(http://www.schulbuch-o-mat.de/), abgerufen am 17. Mai 2014.<br />

52. Martin Ebner, Martin Schön, Sandra Schön, Gernot Vlaj: Die Entstehung des ersten offenen Biologieschulbuchs.<br />

Evaluation des Projekts „Schulbuch-O-Mat“. Diskussion und Empfehlungen <strong>für</strong> offene Schulbücher . Reihe „Beiträge<br />

zu offenen Bildungsressourcen“, Band 6. Norderstedt: Books on Demand 2014, S.44/45. Online-Ressource: o3r.eu<br />

(http://o3r.eu/,) abgerufen am 7. Februar 2014.<br />

53. Website Schulbuch-O-Mat Biologie 7./8. Jahrgangsstufe (http://schulbuch-o-mat.oncampus.de/loop/BIOLOGIE_1) ,<br />

abgerufen am 18. Mai 2014.<br />

54. |Website <strong>von</strong> Segu (http://www.segu-geschichte.de/index.htm), abgerufen am 10. Mai 2014.<br />

55. Lernkonzept <strong>von</strong> segu (http://www.segu-geschichte.de/lernkonzept.htm), abgerufen am 10. Mai 2014.<br />

56. OpenLearnWare (https://openlearnware.tu-darmstadt.de/), abgerufen am 16. Dezember 2014.<br />

57. Internetstadt Köln. (http://www.offenedaten-koeln.de/sites/default/files/2012-04-19-konzept-internetstadt-koeln.pdf)<br />

Stadt Köln; 19. April 2012; abgerufen am 23. Oktober 2014(PDF).<br />

58. OER Camp. (http://oerkoeln.mixxt.de/)Stadt Köln; abgerufen am 23. Oktober 2014.<br />

59. Website des DeFT-Projekts (http://www.digitalfutures.org/about-deft/), abgerufen am 20. Mai 2014.<br />

60. Website <strong>von</strong> Wikiwijs in niederländischer Sprache (http://www.wikiwijsleermiddelenplein.nl/), abgerufen am 12. Mai<br />

2014.<br />

61. Interview <strong>von</strong> C. M. Rubin mit Robert Schuwer in der Huf fington Post vom 21. Januar 2013: The Global Search for<br />

Education: Internet Sharing Programs(http://www.huffingtonpost.com/c-m-rubin/the-global-search-for-edu_58_b_25<br />

23127.html), abgerufen am 12. Mai 2014.<br />

62. ndla.no (http://ndla.no/)<br />

63. Gernot Vlaj: Das OER-Schulbuch Machbarkeitsstudie zum Einsatz/zur Umsetzung <strong>von</strong> Schulbüchern als freie<br />

Bildungsressource. = Martin Ebner, Sandra Schön (Hrsg.): Beiträge zu offenen Bildungsressourcen. , Band 8. Books<br />

on Demand GmbH, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7357-2151-8. Online unter S. 41. (http://de.scribd.com/doc/22135<br />

5700/Das-OER-Schulbuch-Machbarkeitsstudie-zum-Einsatz-zur-Umsetzung-<strong>von</strong>-Schulbuchern-als-freite-Bildungsre<br />

ssource,)<br />

64. Seite <strong>von</strong> Flat World Knowledge (http://catalog.flatworldknowledge.com/about) , abgerufen am 4. Mai 2014.<br />

65. Gernot Vlaj: Das OER-Schulbuch Machbarkeitsstudie zum Einsatz/zur Umsetzung <strong>von</strong> Schulbüchern als freie<br />

Bildungsressource. = Martin Ebner, Sandra Schön (Hrsg.): Beiträge zu offenen Bildungsressourcen. , Band 8. Books<br />

on Demand GmbH, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7357-2151-8. Online verfügbar unter Das OER-Schulbuch <br />

Machbarkeitsstudie zum Einsatz/zur Umsetzung <strong>von</strong> Schulbüchern als freie Bildungsressource. (http://de.scribd.co<br />

m/doc/221355700/Das-OER-Schulbuch-Machbarkeitsstudie-zum-Einsatz-zur-Umsetzung-<strong>von</strong>-Schulbuchern-als-freit<br />

e-Bildungsressource), abgerufen am 2. Mai 2014, S. 44.<br />

66. Website <strong>von</strong> CK-12 (http://www.ck12.org/student/), abgerufen am 8. Mai 2014.<br />

67. Website <strong>von</strong> CK-12, Angaben zu den Kosten(http://help.ck12.org/hc/en-us/articles/200344655-What-Is-the-Cost-for-<br />

Using-CK-12-FlexBook-Textbooks-), abgerufen am 8. Mai 2014.<br />

68. Website <strong>von</strong> CK-12, Eigenvorstellung(http://www.ck12.org/about/), abgerufen am 8. Mai 2014.<br />

69. Gernot Vlaj: Das OER-Schulbuch Machbarkeitsstudie zum Einsatz/zur Umsetzung <strong>von</strong> Schulbüchern als freie<br />

Bildungsressource. (http://de.scribd.com/doc/221355700/Das-OER-Schulbuch-Machbarkeitsstudie-zum-Einsatz-zur-<br />

Umsetzung-<strong>von</strong>-Schulbuchern-als-freite-Bildungsressource) , abgerufen am 8. Mai 2014, S. 44.<br />

70. Website <strong>von</strong> Schulbuch-O-Mat(http://www.schulbuch-o-mat.de/), abgerufen am 8. Mai 2014.<br />

71. Website <strong>von</strong> Lumen Learning(http://lumenlearning.com/), abgerufen am 9. Mai 2014.<br />

72. Company Sees Opening for OER(http://www.insidehighered.com/news/2013/03/12/company-help-institutions-embra<br />

ce-open-educational-resources#sthash.qq3GwPuJ.dpbs) , abgerufen am 9. Mai 2014.


73. Website der Khan Academy USA(https://www.khanacademy.org/), abgerufen am 11. Mai 2014.<br />

74. Deutsche Website der Khan Academy(https://de.khanacademy.org/), abgerufen am 11. Mai 2014.<br />

75. Markus Beckedahl: Drittes Update zum Schultrojaner(http://netzpolitik.org/2011/drittes-update-zum-schultrojaner/) .<br />

In: netzpolitik.org. 2. November 2011. Abgerufen am 10. Dezember 2011.<br />

76. Peter Mühlbauer: Offenes Lehrmaterial: Sind Schulbuchverlage noch zeitgemäß?(https://www.heise.de/tp/features/<br />

Offenes-Lehrmaterial-3391916.html). In: Telepolis. 7. November 2011. Abgerufenam 10. Dezember 2011.<br />

77. David Pachali: Open-Source-Schulbücher: Wie der Schultrojaner neue Ideen ins Bildungssystem schmugelt (http://<br />

blog.zdf.de/hyperland/2011/12/open-source-schulbuecher -wie-der-schultrojaner-neue-ideen-ins-bildungssystem-sch<br />

muggelt/). In. blog.zdf.de. 8. Dezember 2011. Abgerufen am 10. Dezember 2011.<br />

78. Schulbuchtrojaner Urheberschutz oder Gefahr <strong>für</strong> die Freiheit <strong>von</strong> Lehre und Forschung?(https://www.youtube.co<br />

m/watch?v=z8JW8GzUXhs). Diskussion der Heinrich-Böll-Stiftung. Video. 8. Dezember 2011. – Audio (mp3) (http://s<br />

oundcloud.com/boellstiftung/schultrojaner-urheberschutz-freie-lerninhalte-diskussion) . Abgerufen am 10. Dezember<br />

2011.<br />

79. UNESCO and COL promote wider use of OERs(http://www.icde.org/UNESCO+and+COL+promote+wider+use+of+<br />

OERs.b7C_wlrQXZ.ips). In: International Council for Open and Distance Education, 24. Juni 2010. Abgerufen am<br />

1. Januar 2011.<br />

80. veröffentlichte Versionen (http://www.unesco.org/new/en/communication-and-information/access-to-knowledge/open<br />

-educational-resources/global-oer-logo/)<br />

81. OER community in WSIS KC platform(http://www.wsis-community.org/pg/groups/14358/open-educational-resources<br />

-oer/)<br />

82. 2012 World Open Educational Resources (OER) Congress(http://www.unesco.org/new/en/unesco/events/all-event<br />

s/?tx_browser_pi1%5BshowUid%5D=4936&cHash=6130ce5572)<br />

83. Abstracts der Zeitschriftenbeiträge(http://www.e-learning-zeitschrift.org/03_2010/), abgerufen am 1. Mai 2014.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Open_Educational_Resources&oldid=170520465 “<br />

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Open Government<br />

Open Government ist ein Synonym <strong>für</strong> die Öffnung <strong>von</strong> Regierung und Verwaltung gegenüber der Bevölkerung und der Wirtschaft.<br />

Dies kann zu mehr Transparenz, zu mehr Teilhabe, zu einer intensiveren Zusammenarbeit, zu mehr Innovation und zu einer Stärkung<br />

gemeinschaftlicher Belange beitragen. Im angelsächsischen Sprachraum hat sich <strong>für</strong> diese Entwicklung, die besonders <strong>von</strong> den Web-<br />

2.0-Techniken geprägt wird, die Bezeichnung „Open Government“ durchgesetzt.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Open Government<br />

2 Nutzen<br />

3 Historische Entwicklung<br />

4 Open Government und Deutschland<br />

5 Siehe auch<br />

6 Literatur<br />

7 Weblinks<br />

8 Einzelnachweise und Anmerkungen<br />

Open Government<br />

Open Government wird vor allem als ein Sammelbegriff <strong>für</strong> eine ganze Reihe unterschiedlicher Konzepte und Visionen verwendet,<br />

die sich mit bestimmten Facetten einer Öfnung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung auseinandersetzen. Hierzu zählen Überlegungen wie: [1]<br />

Offenheit und Transparenz (bzw. Transparenz 2.0)<br />

Government 2.0 - Einsatz <strong>von</strong> Web-2.0-Techniken in der öfentlichen Verwaltung<br />

Partizipation 2.0<br />

Offene Prozessketten und ofene Wertschöpfungsketten <strong>für</strong> gesteigerte Open Innovation und Kollaboration 2.0<br />

Offene gesellschaftliche Innovation<br />

Öffnung der Gesellschaft<br />

Informationsfreiheit<br />

Offene Staatskunst<br />

Freie Daten: Open Data, Linked Open Data, Open Government Dataund Linked Open Government Data<br />

Offenes Haushaltswesen und offene Haushaltsdaten<br />

Open Access<br />

Offene Standards und offene Schnittstellen (Interoperabilität)<br />

Quelloffene Software<br />

Nachhaltigkeit<br />

Fairness und Verantwortungsbewusstsein<br />

<strong>Eine</strong> solche Öffnung im Zeitalter des Web 2.0 mit mehreren Kommunikationskanälen und einem direkten Kontakt zwischen<br />

Verwaltung und Bürgerschaft, so die spanische EU-Ratspräsidentschaft in ihrer Granada Strategie 2010, könnte deren Transformation<br />

beschleunigen. Ein anzustrebendes Ziel sei daher die Errichtung eines laufenden Dialogs mit den Bürgern, um deren Bedürfnisse und<br />

Anforderungen zu verstehen und diese bei Entscheidungsfindungen zu berücksichtigen. Das erfordere eine offene, kooperative<br />

Zusammenarbeit der Verwaltung mit der Bevölkerung und verlange Transparenz und Offenheit bei all ihren Entscheidungen und


Handlungen. Dies bedingt <strong>einen</strong> kulturellen Wandel in den Köpfen, damit der öffentliche Sektor eine offene, <strong>für</strong> die Bürger<br />

verständliche Organisation wird – <strong>einen</strong> organisatorischen Wandel, um sich an den neuen Anforderungen zu orientieren und ein<br />

vertikales Mehrkanalmanagement, um niemanden auszuschließen. [2][3]<br />

In der Wissenschaft hat sich bisher noch keine allgemein akzeptierte Definition des Open Government-Begriffs durchgesetzt. Johann<br />

Herzberg etwa geht mit Blick auf die Begriffsentwicklung <strong>von</strong> einem „Zwei-Stadien“-Modell aus. Demnach sei Open Government<br />

seit den 1940er Jahren zunächst im Sinne <strong>von</strong> Transparenz staatlichen Handelns verstanden worden. Dieses Verständnis sei heute<br />

weiterhin wichtig, jedoch werde seit dem Wahlsieg Barack Obamas zum US-Präsidenten im Jahr 2008 Open Government zunehmend<br />

im Sinne <strong>von</strong> Interaktion verstanden. Offenheit bedeutet somit Interaktionsfähigkeit und Interaktionsfähigkeit bedeutet letztlich<br />

Lernfähigkeit. Unter einem offenen Staat werde daher heute faktisch ein interaktions- und lernfähiger Staat verstanden. Der Staat<br />

müsse verstärkt mit der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft kooperieren, um spezifische Steuerungs- und Akzeptanzprobleme<br />

heutiger politisch-administrativer Systeme zu entschärfen. Die gemeinsame Problemlösung <strong>von</strong> Politik, Wirtschaft und<br />

Zivilgesellschaft könne mit dem Unterbegriff „Open Innovation“ umschrieben werden, der somit zum zentralen Umsetzungskonzept<br />

des gegenwärtigen Open Government-Diskurses werde. Dabei gehe es – im Sinne eines mitlaufenden, jedoch klar abgrenzbaren<br />

Diskurses – immer auch um Fragen der Erneuerung der Demokratie. [4]<br />

Im Sinne dieser zweiten – normativen - Diskursebene könne da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass es sich bei Open Government um ein<br />

„politisches Programm zur Neudefinition der Staatstheorie und -praxis unter den Bedingungen der digital vernetzten Gesellschaft“<br />

handelt. [5] Der Ansatz könne insbesondere als der „erste ernsthafte Versuch verstanden werden, die politisch-administrativen<br />

Systeme der Nationalstaaten auf die seit einiger Zeit laufende Gesellschaftstransformation im Zuge der Umstellung aller<br />

Gesellschaftssysteme auf internetgestützte Kommunikation einzustellen“. [6]<br />

Nutzen<br />

Öffnung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung<br />

Bürgerorientierung der Verwaltung<br />

Teilhabe<br />

gemeinsame Zusammenarbeit<br />

Generierung <strong>von</strong> Innovationen <strong>für</strong> Behörden<br />

Neue Verantwortungsteilung zwischen Politik, Staat, Wirtschaft und Bürgergesellschaft [7]<br />

Historische Entwicklung<br />

In Zeiten <strong>von</strong> steigendem Systemmisstrauen, abnehmender Handlungsfähigkeit durch öffentliche Verschuldung, stetig sinkender<br />

Wahlbeteiligungen und fehlendem Vertrauen in öffentliche Prozesse scheint es an der Zeit zu sein, über die Öffnung der Prozesse und<br />

neue Formen der Arbeitsteilung nachzudenken. [8] Es wird somit wohl immer schwerer, so die Prognose, Politik auch weiterhin im<br />

viel zitierten „stillen Kämmerlein“ zu entwickeln und ohne die Integration der Bürger durchzusetzen. [9] Für diese Öffnung <strong>von</strong> Staat<br />

und Verwaltung hat sich im angelsächsischen Sprachraum die Bezeichnung „Open Government“ durchgesetzt. Vorreiter <strong>für</strong> diesen<br />

Verwaltungskulturwandel ist US-Präsident Barack Obama. Noch am Tage seiner Amtseinführung im Januar 2009 hat er im<br />

Memorandum „Transparency and Open Government“ die neuen verwaltungsstrategischen Grundpfeiler seiner Präsidentschaft<br />

verkündet: [10]<br />

Regierung und Verwaltung sollen transparent sein.<br />

Transparenz stärkt das Pflichtbewusstsein und liefert den Bürgern Informationen darüber , was ihre Regierung<br />

und ihre Verwaltung derzeit machen.<br />

Regierung und Verwaltung sollen partizipativsein.<br />

Politische Partizipation verstärkt die Ef fektivität <strong>von</strong> Regierung und Verwaltung und verbessert die Qualität ihrer<br />

Entscheidungen, indem das weit verstreute Wissen der Gesellschaft in die Entscheidungsfindung mit<br />

eingebunden wird.<br />

Regierung und Verwaltung sollen kollaborativsein.


Open Government Collaboration|Kollaboration bietet innovative Werkzeuge, Methoden und Systeme, um die<br />

Zusammenarbeit über alle Verwaltungsebenen hinweg und mit dem privaten Sektor zu forcieren.<br />

Durch diese strategischen Vorgaben zu mehr Offenheit, die die Demokratie stärken und die Effizienz und Effektivität in Regierung<br />

und Verwaltung erhöhen soll, bekommen Transparenz, Teilhabe und Zusammenarbeit <strong>einen</strong> hohen Stellenwert. Diese Vorgaben<br />

entstanden nicht spontan, sondern sind das Ergebnis einer über mehrere Jahrzehnte andauernden Entwicklung, die Barack Obama auf<br />

Grund eigener Überzeugung aufgriff. Bei seiner Wahl zum US-Präsidenten profitierte er besonders <strong>von</strong> den Web-2.0-Techniken, die<br />

es ihm ermöglichten, Unterstützer zu mobilisieren und Wähler zur Abstimmung zu bewegen. Diese neuen Arten der sozialen<br />

Interaktion funktionieren allerdings nur, wenn sie transparent sind (wenn sich die Nutzer sicher sind, dass sie offensichtlich nicht<br />

ausgenutzt werden und sinnvolle Zwecke verfolgt werden), wenn sie partizipativ sind (wenn die Nutzer das Gefühl haben,<br />

mitgestalten zu können) und wenn sie kollaborativ sind (wenn Aufgaben so aufgeteilt werden können, dass einzelne Nutzer mit<br />

einem kl<strong>einen</strong> Beitrag das gemeinsame Projekt vorantreiben können). [11][12][13]<br />

In den USA, Großbritannien, Australien und in Neuseeland haben die nationalen Regierungen das Potential einer vernetzten aktiven<br />

Bürgergesellschaft erkannt und Open Government 2009 zu einem wichtigen Pfeiler ihrer Verwaltungs- und Innenpolitik gemacht.<br />

Offenheit, Transparenz, Partizipation, Kollaboration, Innovation, Öffnung frei verfügbarer Daten, offene Standards und Schnittstellen<br />

sowie quelloffene Software prägen diesen kulturellen Wandel, der durch ein neues partnerschaftliches Verhältnis zum Bürger geprägt<br />

ist und mit dem neues Vertrauen aufgebaut werden kann. [14]<br />

Open Government und Deutschland<br />

<strong>Eine</strong> Öffnung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung im Sinne <strong>von</strong> Open Government wäre in Deutschland technisch möglich. E-Government und<br />

insbesondere die Web-2.0-Techniken tragen bereits heute dazu bei, mit „Transparenz 2.0“, „Partizipation 2.0“ und „Kollaboration<br />

2.0“ bewährte Konzepte <strong>für</strong> Staat und Verwaltung weiter zu entwickeln. Freie Information, Partizipation, Rechenschaft und offene<br />

Kommunikation prägen die Bundesrepublik Deutschland seit Jahrzehnten. Mittlerweile lassen sich über das Internet<br />

Verwaltungsinformationen in Echtzeit publizieren und weltweit abrufen. Portale ermöglichen die Bündelung und Aufbereitung<br />

verteilter Datenbestände in Tabellen, Berichten, Charts und Karten. Durch diesen gezielten Einsatz <strong>von</strong> Informationstechnologien<br />

lassen sich neuartige Informationsangebote und Abläufe generieren, die erheblich zur Transparenz in Staat und Verwaltung beitragen.<br />

Web-2.0-Techniken eröffnen eine verstärkte partizipative Einbindung der Bevölkerung und neuartige kollaborative Formen der<br />

Zusammenarbeit. Der wirtschaftliche Wert der Datenbestände des öffentlichen Sektors wird zudem zunehmend als nationales Gut<br />

erkannt. [15]<br />

Politisch würde eine Öffnung im Sinne <strong>von</strong> Open Government das Regieren und das Verwalten verändern. Allein durch die<br />

Bereitstellung leicht bedienbarer Anwendungen und Dienste wird sich das bisherige Verständnis <strong>von</strong> und der Umgang mit<br />

Transparenz, Teilhabe und Zusammenarbeit in Politik und Verwaltung weiter entwickeln. Schließlich stehen viele dieser Web-2.0-<br />

Techniken bereits heute allen Interessierten zur Verfügung. Zudem werden sie laufend verbessert. Durch die intensivere Einbindung<br />

der Bevölkerung und eine offene Informationspolitik lässt sich das Vertrauen der Bürger in staatliche Institutionen und in die<br />

gewählten Repräsentanten steigern und die Innovationskraft erhöhen. <strong>Eine</strong> Öffnung muss aber <strong>von</strong> den Führungskräften und den<br />

Politikern politisch gewollt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass nach den ersten Konflikten, nach verbalen oder realen<br />

Aggressionen ein Engagement durch ein Machtwort beendet wird. Insbesondere <strong>für</strong> Politiker könnte eine Öffnung mit<br />

Repräsentationsverlusten verbunden sein. Sie werden daher eine sorgsame Abwägung fordern, unter besonderer Berücksichtigung<br />

ihrer künftigen eigenen Rolle, eines denkbaren Populismus und der Privilegierung Einzelner, die sich im Umgang mit Web-2.0-<br />

Techniken besonders auskennen. Im Kern geht es um die politisch zu diskutierende Frage, inwieweit sich Staat und Verwaltung<br />

gegenüber Bürgern, Unternehmen und Verbänden überhaupt öffnen wollen. <strong>Eine</strong> Öffnung bedeutet eben nicht nur im technischen<br />

Sinne mehr Interoperabilität durch offene Daten, Standards, Schnittstellen und quelloffene Software. Vielmehr geht es um die<br />

verwaltungspolitische Linie im Sinne <strong>von</strong> Bürger- und Adressatenorientierung, um eine neue Verantwortungsteilung zwischen<br />

Politik, Staat, Wirtschaft und Bürgergesellschaft in Zeiten leerer Kassen sowie um die Gestaltung neuartiger,<br />

organisationsübergreifender Prozess- und Wertschöpfungsketten auf Grundlage ofener elektronischer Kommunikationssysteme. [16]<br />

So ergaben beispielsweise Analysen, dass in Deutschland bereits über 30 Städte und Gemeinden interaktive<br />

Kollaborationsplattformen nutzen, um durch innovative Partizipations-Mechanismen Bürger aktiv am Politikentwicklungsprozess zu<br />

beteiligen. Insbesondere Online-Bürgerhaushalte, Dialoge und Konsultationen erfreuen sich dabei großer Beliebtheit bei den


verantwortlichen Verwaltungen. [17]<br />

Seit Herbst 2011 beschäftigt sich in Berlin ein zivilgesellschaftlicher Arbeitskreis Open Government Partnership Deutschland [18] mit<br />

einer Kampagne, die Bundesregierung zum Beitritt zur Open Government Partnership zu bewegen, einer internationalen<br />

Übereinkunft zur Umsetzung <strong>von</strong> ofenen Regierungsstrategien weltweit.<br />

Im Rahmen des Steuerungsprojektes "Förderung des Open Government" [19] wurde im Juni 2012 eine Online-Konsultation zum<br />

Entwurf des Eckpunktepapiers durchgeführt. Alle Beiträge der Online-Konsultation und die Stellungnahme der IFK wurden im<br />

Anschluss an die Konsultation ausgewertet. Der Auswertungsbericht mitsamt einer Dokumentation aller Kommentare wurde auf der<br />

Plattform nach der Konsultation im September 2012 verfügbar gemacht [20] .<br />

Im Oktober 2012 hat die Fachgruppe Verwaltungsinformatik und der Fachbereich Informatik in Recht und öffentlicher Verwaltung<br />

der Gesellschaft <strong>für</strong> Informatik ein Memorandum zur Öffnung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung (Open Government) veröffentlicht, in dem<br />

das Themenfeld eher breit angelegt erschlossen werden soll.<br />

Am 19. Februar 2013 ging das Datenportal <strong>für</strong> Deutschland [21] des Bundesministerium des Innern <strong>für</strong> Bund, Länder und Gemeinden<br />

im Beta-Status live.<br />

Ende 2013 wurde die Teilnahme in der internationalen Initiative Open Government Partnership (OGP) als Ziel in den<br />

Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD aufgenommen [22] . <strong>Eine</strong> offizielle Ankündigung über <strong>einen</strong> angestrebten Beitritt<br />

seitens der Bundesregierung fand jedoch erst am 7. April 2016 statt [23] . Am 7. Dezember 2016 wurde die Teilnahme Deutschlands an<br />

der OGP mit Überreichung der Absichtserklärung of fiziell eingeleitet.<br />

Auskunft zur Nutzung und Erwartungen an Open Government Angebote aus Bürgerperspektive in der D-A-CH Region sowie<br />

weiteren Vergleichsländern liefert die seit 2010 jährlich durchgeführte Studie eGovernment MONITOR [24] der Initiative D21 und des<br />

Institute for Public Information Management [25] . Der Studie zufolge sind 17 % der deutschen Onliner ab 18 Jahren Portale zur<br />

Beteiligung an politischen Entscheidungen über das Internet, z. B. Online‐Bürgerhaushalte oder Petitionen, bekannt. 8 % haben diese<br />

Portale bereits genutzt. Zum Vergleich sind es in Österreich 31 % Kenner und 19 % Nutzer . [26]<br />

Siehe auch<br />

Anliegenmanagement<br />

Literatur<br />

Dennis Hilgers: Open Government: Theoretische Bezüge und konzeptionelle Grundlagen einer neuen Entwicklung in<br />

Staat und öffentlichen Verwaltungen, in: Zeitschrift <strong>für</strong> Betriebswirtschaft (ZfB) Band 82, Heft 6 (2012), Seite 631–<br />

660.<br />

Chapman et al.: Open Government in a Theoretical And Practical Context. Ashgate Publishing Limited, 2006, ISBN<br />

978-0754646426.<br />

Barack Obama: Memorandum for the Heads of Executive Departments and Agencies - SUBJECT : Transparency<br />

and Open Government, in: General Services Administration: Transparency and Open Government,<br />

Intergovernmental Solutions Division, GSA Of fice of Citizens Services and Communications, Washington DC 2009,<br />

S. 4.<br />

Lathrop & Ruma (eds.): Open Government: Transparency, Collaboration and Participation in Practice. O’Reilly , 2010,<br />

ISBN 978-0596804350.<br />

Offene Staatskunst - Bessere Politik durch "Open Government"? Abschlussbericht des Internet & Gesellschaft<br />

Co:llaboratory (PDF; 926 kB). 2. Auflage. Oktober 2010.<br />

Nils Barnickel, Jens Klessmann (2012): Open Data - Am Beispiel <strong>von</strong> Informationen des öffentlichen Sektors . In U.<br />

Herb (Hrsg.), Open Initiatives: Offenheit in der digitalen Welt und Wissenschaft, (S. 127–158). Saarbrücken:<br />

universaar. ISBN 978-3-86223-062-4. Open Access Version<br />

Johann Herzberg: Staatsmodernisierung durch Open Innovation: Problemlage, Theoriebildung,<br />

Handlungsempfehlungen. TICC-Schriftenreihe (Bd. 4), epubli / Verlagsgruppe Georg <strong>von</strong> Holtzbrinck, Berlin 2012.<br />

Johann Herzberg: „Open Government“ - Versuch einer Begrifsbestimmung, in: Verwaltung & Management 19 (1), S.<br />

40–44.


Jörn <strong>von</strong> Lucke: Entdeckung, Erkundung und Entwicklung 2.0: Open Government, Open Government Data und<br />

Open Budget 2.0, Schriftenreihe des Deutsche Telekom Institute for Connected Cities | TICC der Zeppelin<br />

Universität Friedrichshafen, Band 1, epubli GmbH, Berlin 2012, ISBN 978-3-8442-1799-5, ISSN 2193-8946.<br />

Gedruckte Version<br />

Fachgruppe Verwaltungsinformatik und Fachbereich Informatik in Recht und öfentlicher Verwaltung der Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Informatik e.V.: Memorandum zur Öfnung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung (Open Government)(PDF; 309 kB) -<br />

Positionspapier der Fachgruppe Verwaltungsinformatik und des Fachbereichs Informatik in Recht und öf fentlicher<br />

Verwaltung der Gesellschaft <strong>für</strong> Informatik, Gesellschaft <strong>für</strong> Informatik e.V., Bonn 2012.<br />

Jörn <strong>von</strong> Lucke: Open Government Collaboration - Of fene Formen der Zusammenarbeit beim Regieren und<br />

Verwalten (PDF; 725 kB), Stand: 25. Oktober 2012, Deutsche Telekom Institute for Connected Cities, Zeppelin<br />

Universität gemeinnützige GmbH, Friedrichshafen 2012.<br />

Jörn <strong>von</strong> Lucke: Open Government, das ofene Regierungs- und Verwaltungshandeln und die Open Government<br />

Partnership, BBE-Newsletter Nr. 23, Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE), Berlin 2013.<br />

Weblinks<br />

www.whitehouse.gov/open – Weißes Haus (USA): Open Government Initiative<br />

Open Government Data - Let the sunshine in - Das Öf fentlichkeitsprinzip der Verwaltung – Linksammlung am<br />

eGovernment Reference Server<br />

Forsa-Studie zu Meinungen und Erwartungen der Bundesbürger hinsichtlich Open Government (2010)<br />

www.opengovpartnership.de– zivilgesellschaftliche Kampagne zum Beitritt Deutschlands zur Open Government<br />

Partnership<br />

Einzelnachweise und Anmerkungen<br />

1. Jörn <strong>von</strong> Lucke: Open Government - Öfnung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung – Gutachten <strong>für</strong> die Deutsche Telekom AG<br />

zur T-City Friedrichshafen (https://www.zu.de/institute/togi/assets/pdf/JvL-100509-Open_Government-V2.pdf)(PDF;<br />

419 kB), Deutsche Telekom Institute for Connected Cities, Zeppelin University gGmbH, Friedrichshafen 2010, S. 3.<br />

2. In Anlehnung an Ministerio de Industria, Turismo y Comercio: Spanish Proposal for a Digital Europe: The Granada<br />

Strategy, Granada 2010, S. 26 f.<br />

3. Jörn <strong>von</strong> Lucke: Open Government - Öfnung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung – Gutachten <strong>für</strong> die Deutsche Telekom AG<br />

zur T-City Friedrichshafen (https://www.zu.de/institute/togi/assets/pdf/JvL-100509-Open_Government-V2.pdf)(PDF;<br />

419 kB), Deutsche Telekom Institute for Connected Cities, Zeppelin University gGmbH, Friedrichshafen 2010, S. 2.<br />

4. Herzberg, Johann (2013): „Open Government“ - Versuch einer Begrifsbestimmung, in: Verwaltung & Management<br />

19 (1), S. 40–44.<br />

5. Herzberg, Johann (2012): Staatsmodernisierung durch Open Innovation: Problemlage, Theoriebildung,<br />

Handlungsempfehlungen. TICC-Schriftenreihe (Bd. 4), Berlin: epubli / Verlagsgruppe Georg <strong>von</strong> Holtzbrinck, S. 51.<br />

6. Ebd., S. 52.<br />

7. Jörn <strong>von</strong> Lucke: Open Government - Öfnung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung – Gutachten <strong>für</strong> die Deutsche Telekom AG<br />

zur T-City Friedrichshafen (https://www.zu.de/institute/togi/assets/pdf/JvL-100509-Open_Government-V2.pdf)(PDF;<br />

419 kB), Deutsche Telekom Institute for Connected Cities, Zeppelin University gGmbH, Friedrichshafen 2010, S. 19.<br />

8. Giordano Koch, Maximilian Rapp, Dennis Hilgers und Johann Füller: Funktionsmechanismen einer Open<br />

Government Plattform: Erkenntnisse aus Wissenschaft & Praxis, In: eGovernment Review . Nr 9<br />

9. Maximilian Rapp und Giordano Koch: Bürgerbeteiligung 2.0, In: Das Rathaus Heft 4 2012, S. 103<br />

10. Barack Obama: Memorandum for the Heads of Executive Departments and Agencies - SUBJECT : Transparency<br />

and Open Government, in: General Services Administration: Transparency and Open Government,<br />

Intergovernmental Solutions Division, GSA Of fice of Citizens Services and Communications, Washington DC 2009,<br />

S. 4.<br />

11. Philipp Müller: Von Facebook lernen - Transparenz, Partizipation, Kollaboration: Bürger machen ihre Verwaltung, in:<br />

Wiener Zeitung – Verwaltung Innovativ, 23. Juni 2009, S. 9<br />

12. Jörn <strong>von</strong> Lucke: Transparenz 2.0 - Transparenz durch E-Government, in: Verwaltung & Management, 15. Jahrgang,<br />

Heft 6, Nomos Verlag, Baden-Baden 2009, S. 329<br />

13. Jörn <strong>von</strong> Lucke: Open Government - Öfnung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung – Gutachten <strong>für</strong> die Deutsche Telekom AG<br />

zur T-City Friedrichshafen (https://www.zu.de/institute/togi/assets/pdf/JvL-100509-Open_Government-V2.pdf)(PDF;<br />

419 kB), Deutsche Telekom Institute for Connected Cities, Zeppelin University gGmbH, Friedrichshafen 2010, S. 2 f.<br />

14. Jörn <strong>von</strong> Lucke: Open Government - Öfnung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung – Gutachten <strong>für</strong> die Deutsche Telekom AG<br />

zur T-City Friedrichshafen (https://www.zu.de/institute/togi/assets/pdf/JvL-100509-Open_Government-V2.pdf)(PDF;<br />

419 kB), Deutsche Telekom Institute for Connected Cities, Zeppelin University gGmbH, Friedrichshafen 2010, S. 1.<br />

15. Jörn <strong>von</strong> Lucke: Open Government - Öfnung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung – Gutachten <strong>für</strong> die Deutsche Telekom AG<br />

zur T-City Friedrichshafen (https://www.zu.de/institute/togi/assets/pdf/JvL-100509-Open_Government-V2.pdf)(PDF;


419 kB), Deutsche Telekom Institute for Connected Cities, Zeppelin University gGmbH, Friedrichshafen 2010, S. 18<br />

f.<br />

16. Jörn <strong>von</strong> Lucke: Open Government - Öfnung <strong>von</strong> Staat und Verwaltung – Gutachten <strong>für</strong> die Deutsche Telekom AG<br />

zur T-City Friedrichshafen (https://www.zu.de/institute/togi/assets/pdf/JvL-100509-Open_Government-V2.pdf)(PDF;<br />

419 kB), Deutsche Telekom Institute for Connected Cities, Zeppelin University gGmbH, Friedrichshafen 2010, S. 19.<br />

17. Giordano Koch und Maximilian Rapp: Open Government Platforms in Municipality Areas: Identifying elemental<br />

design principles, In: Public Management im Paradigmenwechsel, Trauner Verlag, 2012.<br />

18. https://opengovpartnership.de/<br />

19. http://www.itplanungsrat.de/DE/Projekte/Steuerungsprojekte/Steuerungsprojekte_NEGS/OpenGovernment/opengovernment.html?<br />

nn=1308406<br />

20. Open Government Konsultation - Ablauf(https://web.archive.org/web/20130401142643/http://e-konsultation.de/open<br />

gov/ablauf) (Memento vom 1. April 2013 im Internet Archive)<br />

21. GovData.de - Datenportal <strong>für</strong> Deutschland(https://www.govdata.de/) (auch daten-deutschland.de (http://daten-deuts<br />

chland.de))<br />

22. https://www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/2013/2013-12-17-koalitionsvertrag.pdf?<br />

__blob=publicationFile&v=2<br />

23. https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2016/04/2016-04-07-deutschfranz%C3%B6sischer-ministerrat.html<br />

24. eGovernment MONITOR (http://www.egovernment-monitor.de)<br />

25. Institute for Public Information Management(http://www.ipima.de/)<br />

26. Initiative D21; ipima (Hrsg.): eGovernment MONITOR 2015. Nutzung undAkzeptanz <strong>von</strong> elektronischen<br />

Bürgerdiensten im internationalen Vergleich (http://www.egovernment-monitor.de/fileadmin/uploads/Studien/2015/15<br />

0715_eGovMon2015_FREIGABE_Druckversion1.pdf)(PDF; 1,97MB), 2015, S. 33.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Open_Government&oldid=170417643 “<br />

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Open Innovation<br />

Der Begriff Open Innovation bzw. offene Innovation bezeichnet die Öffnung des Innovations prozesses <strong>von</strong> Organisationen und<br />

damit die aktive strategische Nutzung der Außenwelt zur Vergrößerung des Innovationspotenzials. Das Open-Innovation-Konzept<br />

beschreibt die zweckmäßige Nutzung <strong>von</strong> in das Unternehmen ein- und ausdringendem Wissen, unter Anwendung interner und<br />

externer Vermarktungswege, um Innovationen zugenerieren. [1]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Geschichte<br />

2 Motivation<br />

3 Kernprozesse<br />

3.1 Outside-In-Prozess<br />

3.2 Inside-Out-Prozess<br />

3.3 Coupled-Prozess<br />

4 Ansätze<br />

5 Abgrenzung<br />

6 Weitere Anwendungsgebiete<br />

7 Siehe auch<br />

8 Literatur<br />

9 Weblinks<br />

10 Einzelnachweise<br />

Geschichte<br />

Der Begriff „Open Innovation“ stammt <strong>von</strong> Henry Chesbrough (Haas School of Business/University of California, Berkeley).<br />

Motivation<br />

Gassmann und Enkel (2006) nennen den steigenden Wettbewerbsdruck durch die Globalisierung, kürzere Produktlebenszyklen und<br />

den damit höheren Innovationsdruck als maßgebliche treibende Faktoren <strong>für</strong> die Notwendigkeit, den Innovationsprozess zu<br />

optimieren und als Folge zu öffnen. In vielen Branchen überfordern die <strong>für</strong> die Durchsetzung <strong>von</strong> Innovationen notwendigen<br />

Investitionen und sonstigen Vorleistungen die Ressourcen einzelner Akteure, so dass sich auch aus Gründen der Risikominimierung<br />

die Notwendigkeit zur Innovation im Verbund mit anderen Anbietern, Zulieferern oder Kunden ergibt.<br />

Kernprozesse<br />

Open Innovation kann nach Gassmann und Enkel (2006) in drei Kernprozesse zerlegt werden:<br />

(Als Voraussetzung ist jedoch zu beachten, dass das Unternehmen die Fähigkeit aufweisen muss, externes Wissen zu internalisieren<br />

oder internes Wissen zu externalisieren. Vgl. implizites Wissen bzw. tacit knowledge)<br />

Outside-In-Prozess


Der Outside-In-Prozess ist die Integration externen Wissens in den Innovationsprozess. Das Know-how der Lieferanten, Kunden und<br />

externen Partner (z. B. Universitäten) soll genutzt werden, um die Qualität und Geschwindigkeit des Innovationsprozesses zu<br />

erhöhen. Bereits 1986 hat Eric <strong>von</strong> Hippel die Lead-User-Methodik beschrieben – also die Einbeziehung besonders fortschrittlicher<br />

Verbraucher in die Entwicklung neuer Produkte. Mit Hilfe dieses Instruments, welches noch heute Anwendung findet, soll das Risiko<br />

<strong>von</strong> Innovationsflops und die damit verbundenen wirtschaftlichen Gefahren eines Unternehmens eingedämmt werden. Damit hat er<br />

eine frühe Methode des Outside-In-Prozesses entwickelt.<br />

Der Outside-In-Prozess verdeutlicht, dass der Ort, an dem neues Wissen kreiert wird, nicht notwendig mit dem Ort übereinstimmen<br />

muss, an dem Innovationen entstehen.<br />

Inside-Out-Prozess<br />

Der Inside-Out-Prozess ist die Externalisierung <strong>von</strong> internem Wissen. Unternehmen nutzen diesen Prozess zum Beispiel, um<br />

Lizenzgebühren <strong>für</strong> Patente bzw. Innovationen einzunehmen, die sie nicht <strong>für</strong> die operative Geschäftstätigkeit nutzen. Ein Beispiel<br />

hier<strong>für</strong> ist der ab 1938 durch den Chemiekonzern DuPont <strong>für</strong> die Raumfahrt entwickelte Kunststoff Polytetrafluorethylen, der heute<br />

unter dem Namen Teflon zur Beschichtung <strong>von</strong> Pfannen eingesetzt wird.<br />

Der Inside-Out-Prozess verdeutlicht, dass der Ort, an dem Wissen bzw. die Innovation entsteht, nicht mit dem Ort übereinstimmen<br />

muss, an dem die Innovation genutzt und in neue Produkte umgesetzt wird.<br />

Coupled-Prozess<br />

Der Coupled-Prozess ist eine Mischform aus dem Outside-In-Prozess und dem Inside-Out-Prozess: Die Internalisierung <strong>von</strong><br />

externem Wissen in Verbindung mit der Externalisierung <strong>von</strong> internem Wissen.<br />

Das Schaffen <strong>von</strong> Standards und der Aufbau <strong>von</strong> Märkten stehen beim Coupled-Prozess im Fokus. Die jeweilige Umwelt soll aktiv<br />

bei der Entwicklung <strong>von</strong> Innovationen integriert werden, und durch die gleichzeitige Externalisierung dieser Innovation soll sich ein<br />

Markt um die Innovation herum aufbauen (z. B. die Freigabe des Solaris-Quellcodes <strong>von</strong> Sun Microsystems).<br />

Ansätze<br />

Netnography, Crowdsourcing und webbasierte Innovationsstudien sind wesentliche Ansätze, um Anwender und Konsumenten in die<br />

Neuproduktentwicklung einzubeziehen. Netnography ist eine Methode, um die Innovationskraft <strong>von</strong> Online-Communitys zu nutzen.<br />

Crowdsourcing bezeichnet eine offene Gruppe <strong>von</strong> Internetnutzern, die über eine virtuelle Plattform an einer definierten<br />

Aufgabenstellung arbeitet [2] und damit interaktiv Wert schöpft. [3]<br />

Abgrenzung<br />

Open Innovation grenzt sich <strong>von</strong> Closed Innovation ab, also dem Innovationsverständnis, welches nach Schumpeter (1942) die<br />

Exklusivität einer Innovation als wesentliche Rente des Innovators bezeichnet. Die Notwendigkeit <strong>für</strong> eine Umstellung des<br />

Wissensmanagements <strong>von</strong> einem Closed Innovation-Modell zu verteilten Innovationsaktivitäten, die andere Marktteilnehmer<br />

miteinbeziehen, sieht Chesbrough [4] insbesondere in Sektoren wie der Pharma- oder Softwareindustrie gegeben, welche sich durch<br />

kurze Innovationszyklen auszeichnen und in denen die Kosten <strong>für</strong> die Produktentwicklung ansteigen bzw. der eigene Markt nicht<br />

mehr ausreicht, um diese zu decken. Die Open-Source-Entwicklung<strong>von</strong> Produkten kann als eine Extremform <strong>von</strong> Open Innovation<br />

verstanden werden.<br />

Weitere Anwendungsgebiete<br />

Neben der herstellenden Industrie wird Open Innovation in der Finanzbranche angewandt, wobei Institute eigene und Produkte <strong>von</strong><br />

anderen Firmen – auch <strong>von</strong> Konkurrenten – anbieten. Diese Partnerschaftskonzepte <strong>für</strong> den Vertrieb <strong>von</strong> fremden Innovationen<br />

wurden <strong>von</strong> der herstellenden Industrie adaptiert und sind heute unter dem Begriff Open Architecture zu einem De-facto-Standard in


der Finanzbranche geworden. Durch diesen Ansatz erzielen Anbieter <strong>von</strong> Finanzprodukten eine unabhängigere Beratung und bessere<br />

Kundenakzeptanz.<br />

Die Adaption und Nutzung geeigneter betriebswirtschaftlicher Open-Innovation-Ansätze zur Lösung gesellschaftlicher<br />

Herausforderungen durch Staat und Gesellschaft wird im Sinne der Seealemannischen Definition als Offene gesellschaftliche<br />

Innovation (OGI) bezeichnet.<br />

Auch in der Wissenschaft hat Open Innovation Eingang gefunden. Die Ludwig Boltzmann Gesellschaftsetzt dieses Konzept in ihrem<br />

Projekt "Reden Sie mit!" [5] ein und startete im Frühling 2016 auch ein "Lab for Open Innovation in Science", [6] in dessen einjährigen<br />

Verlauf 20 Wissenschaftler dieses Konzept näher gebracht bekommen. [7][8] Auf einer Facebook-Seite [9] informiert die Ludwig<br />

Boltzmann Gesellschaft über das Lab, die teilnehmenden Personen und Lehrenden und über internationale Beispiele im Bereich<br />

Open Innovation in der Wissenschaft.<br />

Neben diesen positiven Anwendungsgebieten gibt es aber auch negative Auswirkungen <strong>von</strong> Open Innovation. Fasnacht (2009) erklärt<br />

zum Beispiel, dass zu offene Geschäftsmodelle zu komplexen und unkontrollierten Systemen führen. Dieses systemische Risiko<br />

würde unterschätzt und gälte als Mitauslöser der globalen Finanzkrise. [10]<br />

Siehe auch<br />

Innovationskommunikation<br />

Gemeinsame Wissenskonstruktion<br />

Kollektive Intelligenz<br />

Literatur<br />

Julien Penin, Caroline Hussler, Thierry Burger-Helmchen: New shapes and new stakes: a portrait of open innovation<br />

as a promising phenomenon.In: Journal of Innovation Economics.n°7, 2011, S. 11–29.<br />

Daniel Fasnacht: Open Innovation in the Financial Services: Growing through Openness, Flexibility and Customer<br />

Integration. Springer, Berlin 2009.<br />

M. Bartl: Open Innovation! (PDF; 7,0 MB). White Paper, München 2009.<br />

A. Brem: The Boundaries of Innovation and Entrepreneurship – Conceptual Background and Essays on Selected<br />

Theoretical and Empirical Aspects.Gabler, Wiesbaden 2008.<br />

A. Brem, K. I. Voigt: Innovation Management in Emerging Technology Ventures – The Concept of an Integrated Idea<br />

Management. 2007.<br />

Viktor R. G. Braun: Barriers to user-innovation & the paradigm oflicensing to innovate. Dissertation. Technische<br />

Universität Hamburg-Harburg, 2007.<br />

H. W. Chesbrough: Open Innovation. The New Imperative for Creating and Profiting from Technology. Harvard<br />

Business School Press, Boston 2003.<br />

H. W. Chesbrough, W. Vanhaverbeke, J. West (Hrsg.): Open Innovation. Researching a New Paradigm.Oxford<br />

University Press, Oxford 2006.<br />

O. Gassmann, E. Enkel: Open Innovation. Die Öffnung des Innovationsprozesses erhöht das Innovationspotential .<br />

(PDF; 172 kB). In: zfo. 75. Jg., 3/2006, S. 132–138.<br />

A. Gerber: Antennen müssen auf Empfang stehen. Offene Kommunikation entscheidend <strong>für</strong> den Erfolg <strong>von</strong> Open<br />

Innovation. In: wissenschaftsmanagement.4/2008, S. 20–29.<br />

A. Gerber: Gemeinsam Wert schöpfen. Wissenschaft als strategischer Partner der Wirtschaft. In: Wissenschaft<br />

kommunizieren. 4/2009, S. 2–13.<br />

Johann Herzberg: Staatsmodernisierung durch Open Innovation: Problemlage, Theoriebildung,<br />

Handlungsempfehlungen. (= Schriftenreihe des Deutsche Telekom Institute for Connected Cities (TICC) der<br />

Zeppelin Universität Friedrichshafen. Band 4). epubli / Verlagsgruppe Georg <strong>von</strong> Holtzbrinck, Berlin 2012<br />

E. v. Hippel: Lead Users. A Source of novel product concepts.In: Management Science. Vol. 32, 1986, S. 791–805.<br />

E. v. Hippel: Democratizing Innovation.MIT Press, Boston, Mass./ London 2005.<br />

U. Klotz: Vom Taylorismus zur »Open Innovation« – Innovation als sozialer Prozess. In: D. Streich, D. Wahl (Hrsg.):<br />

Innovationsfähigkeit in einer modernen Arbeitswelt.Campus-Verlag, Frankfurt/ New York 2007, S. 181–193.<br />

J. <strong>von</strong> Lucke, J. Herzberg, U. Kluge, J. vom Brocke, H. D. Zimmermann: Offene gesellschaftliche Innovation – Die<br />

Seealemannische Definition (Stand: 15. September 2012) . Weblog „eSociety Bodensee 2020“, Friedrichshafen St.<br />

Gallen und Vaduz 2012.


C. Raffl, J. <strong>von</strong> Lucke, O. Müller, H. D. Zimmermann, J. vom Brocke: Handbuch <strong>für</strong> offene gesellschaftliche<br />

Innovation. (= TOGI-Schriftenreihe. Band 11). ePubli GmbH, Berlin 2014, ISBN 978-3-7375-2027-0.<br />

R. Reichwald, F. Piller, C. Ihl: Interaktive Wertschöpfung: Open Innovation,Individualisierung und neue Formen der<br />

Arbeitsteilung. 2. Auflage. Gabler (unter Creative Commons-Lizenz), Wiesbaden 2009.<br />

R. Reichwald, A. Meyer, M. Engelmann, D. Walcher: Der Kunde als Innovationspartner. Gabler, Wiesbaden 2007.<br />

R. Rohrbeck, K. Hölzle, H. G. Gemünden: „Opening up for competitive advantage – How Deutsche Telekom creates<br />

an open innovation ecosystem“. In: R&D Management. Vol. 39, 2009, S. 420–430.<br />

A. Sänn: Klasse statt Masse. In: Innovationsmanager. Vol. 16, 2011, S. 66–67.<br />

Thomas Söbbing: Open Innovation und Crowdsourcing – Die rechtlichen Risiken offener Innovationsprozesse. In: IT<br />

Rechtsberater. Dr. Otto-Schmidt Verlag, 2011, S. 206–208.<br />

V. Vemuri, V. Bertone: Will the open Source Movement Survive a Litigious Society?In: Electronic Markets. Vol. 14,<br />

No. 2, 2004, S. 114–123.<br />

D. Walcher: Der Ideenwettbewerb als Methode der aktiven Kundenintegration.DUV, Wiesbaden 2007.<br />

L. Zhao, F. Deek: User Collaboration in Open Source Software Development.In: Electronic Markets. Vol. 14, No. 2,<br />

2004, S. 89–103.<br />

Weblinks<br />

„Open Innovation Best Practice“, Video mit Open Innovation Praxisbeispielenunterschiedlicher Unternehmen wie<br />

BMW, Siemens, Henkel, Swarovski oder Beiersdorf.<br />

www.iao.fraunhofer.de (PDF; 4 MB), Studie: Managing Open Innovation in large firms. Der Garwood Center for<br />

Corporate Innovation an der University of California, Berkeley (USA) und die Fraunhofer-Gesellschaft haben<br />

repräsentativ erhoben, wie große Unternehmen Open Innovation anwenden.<br />

Einzelnachweise<br />

1. H. W. Chesbrough: Open Innovation: The new imperative for creating and profiting from technology . Harvard<br />

Business School Press, Boston 2003, S. XXIV.<br />

2. Michael Bartl: Open Innovation. Der offene Umgang mit Wissen verändert das Innovationsmanagement . (http://www.<br />

community-of-knowledge.de/beitrag/open-innovation-der-of fene-umgang-mit-wissen-veraendert-das-innovationsman<br />

agement/) In: Open Journal of Knowledge Management.29. März 2010.<br />

3. Siehe Reichwald u. a., 2009.<br />

4. H. W. Chesbrough: Open Innovation: The new imperative for creating and profiting from technology . Harvard<br />

Business School Press, Boston 2003<br />

5. Crowdsourcing Research Questions in Science - Open Innovation in Science. (http://www.openinnovationinscience.a<br />

t/das-cris-projekt.html) In: www.openinnovationinscience.at.Abgerufen am 17. Juni 2016.<br />

6. The Programme - Open Innovation in Science.(http://www.openinnovationinscience.at/das-programm.html) In:<br />

www.openinnovationinscience.at.Abgerufen am 17. Juni 2016.<br />

7. "Lab for Open Innovation"-Lehrgang der Ludwig Boltzmann Gesellschaft | PROFIL.at. (http://www.profil.at/portfolio/la<br />

b-open-innovation-lehrgang-ludwig-boltzmann-gesellschaft-6273505)In: profil.at. 17. März 2016; abgerufen am<br />

19. Juni 2016.<br />

8. Open Innovation: Ausbildungsprogramm gestartet.(http://futurezone.at/science/open-innovation-ausbildungsprogra<br />

mm-gestartet/193.115.115)In: futurezone.at. Abgerufen am 19. Juni 2016.<br />

9. Sicherheitskontrolle erforderlich.(https://www.facebook.com/Lab-for-Open-Innovation-in-Science-161687441852674<br />

9/) In: www.facebook.com. Abgerufen am 17. Juni 2016.<br />

10. Offene Geschäftsmodelle als Mitauslöser der globalen Finanzkrise. (http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/<br />

offene_geschaeftsmodelle_als_mitausloeser_der_globalen_finanzkrise_1.1668074.html)In: Neue Zürcher Zeitung.<br />

9. Januar 2009.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Open_Innovation&oldid=170614915 “<br />

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Offene Wissenschaft<br />

Offene Wissenschaft (auch Öffentliche Wissenschaft, engl. Open Science) ist ein<br />

Oberbegriff <strong>für</strong> verschiedene Strömungen, die zum Ziel haben, Wissenschaft einer<br />

größeren Zahl <strong>von</strong> Menschen einfacher zugänglich zu machen. Dazu zählen<br />

einerseits produktorientierte Ansätze, die (Zwischen-)Ergebnisse möglichst offen<br />

zugänglich machen, etwa Open Access, Open Data oder Reproducible Research.<br />

Andererseits kann darunter auch die Öffnung <strong>von</strong> Prozessen der Wissenschaft<br />

verstanden werden, die etwa Bürgerbeteiligung einschließt. [2] Anderen<br />

Wissenschaftlern, Studierenden und der interessierten Öffentlichkeit werden<br />

Einblicke in die Entstehung wissenschaftlicher Ergebnisse gewährt oder<br />

Möglichkeiten eröffnet, selbst daran teilzuhaben. Offene Wissenschaft in diesem<br />

weiten Sinne wird insbesondere im Kontext <strong>von</strong> Citizen Science-Projekten<br />

praktiziert.<br />

Die sechs Prinzipien <strong>von</strong> Open<br />

Science [1]<br />

0:00<br />

Ein Podcast der Helmholtz-<br />

Gemeinschaft zum Thema Open<br />

Science<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Geschichte<br />

2 Siehe auch<br />

3 Literatur<br />

4 Weblinks<br />

5 Einzelnachweise<br />

Geschichte<br />

In den 1990er Jahren wurde der Begriff der ‚Öffentlichen Wissenschaft‘ neu und entscheidend <strong>für</strong> den deutschen Sprachraum <strong>von</strong> der<br />

Soziologin und Kulturwissenschaftlerin Caroline Y. Robertson-<strong>von</strong> Trotha geprägt. In den Eröffnungsreden der Karlsruher Gespräche<br />

<strong>von</strong> 1997 und 1998 entwarf sie <strong>einen</strong> Begriff der ‚Öffentlichen Wissenschaft‘ als Synonym einer interdisziplinären und<br />

dialogbasierten Wissenschaftskommunikation. [3][4] In der Folge bettete sie das Konzept in den historisch-soziologischen Kontext<br />

ein [5][6] und führte im Jahr 2012 eine erste <strong>von</strong> mehreren Analysen „im Spiegel der Web 2.0-Kultur“ [7] durch. [8] Zugleich etablierte<br />

sie als Gründungsdirektorin des Zentrums <strong>für</strong> Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale (ZAK) in Karlsruhe ihre<br />

Konzeption der ‚Öffentlichen Wissenschaft in Theorie und Praxis‘ auch institutionell: Neben der Forschung und der Lehre bildet<br />

diese eine der drei gleichberechtigten Säulen, auf denen das Zentrum basiert. [9][10]<br />

Siehe auch<br />

Open Access<br />

Open Source<br />

Open Data<br />

Open Educational Resources<br />

Offenes Peer-Review<br />

Forschung


Literatur<br />

Ulrich Herb: "Open Science in der Soziologie: <strong>Eine</strong> interdisziplinäre Bestandsaufnahme zur fenen of Wissenschaft<br />

und eine Untersuchung ihrer Verbreitung in der Soziologie. Schriften zur Informationswissenschaft; Bd. 67 [Zugleich:<br />

Diss., Univ. des Saarlandes, 2015]. Verlag Werner Hülsbusch : Glückstadt 2015. ISBN 978-3-86488-083-4.<br />

doi:10.5281/zenodo.31234.<br />

Ulrich Herb: „Offenheit und wissenschaftliche Werke: Open Access, Open Review, Open Metrics, Open Science &<br />

Open Knowledge.“ In: ders. (Hrsg.): Open Initiatives: Offenheit in der digitalen Welt und Wissenschaft. Saarbrücken<br />

2012, ISBN 978-3-86223-061-7, S. 11–44.<br />

Caroline Y. Robertson-<strong>von</strong> Trotha und Jesús Muñoz Morcillo (Hrsg.): Öfentliche Wissenschaft und Neue Medien.<br />

Die Rolle der Web 2.0-Kultur in der Wissenschaftsvermittlung. KIT Scientific Publishing, Karlsruhe 2012<br />

Oliver Tacke: „Open Science 2.0: How Research and Education can benefit from Open Innovation and Web 2.0.“ In:<br />

Theo J. Bastiaens, Ulrike Baumöl, Bernd J. Krämer (Hrsg.): On Collective Intelligence. Berlin, Heidelberg 2011,<br />

ISBN 978-3-642-14480-6, S. 37–48.<br />

Michael Nielsen: Reinventing Discovery: The New Era of Networked Science. Princeton, N. J. 2011, ISBN 978-0-<br />

691-14890-8.<br />

Peter Faulstich: Öffentliche Wissenschaft. Bielefeld 2006, ISBN 978-3-89942-455-3.<br />

Sönke Bartling & Sascha Friesike: Opening Science – The Evolving Guide on How the Internet is Changing<br />

Research, Collaboration and Scholarly Publishing. Springer Open 2014, ISBN 978-3-319-00026-8<br />

Andreas E. Neuhold: Open Science: Potentiale eines neuen Wissenschaftansatzes. Books on Demand 2016, ISBN<br />

978-3741226106<br />

Weblinks<br />

Open Science AG der Open Knowledge Foundation<br />

Einzelnachweise<br />

1. Was ist Open Science? (http://openscienceasap.org/open-science/)abgerufen am 23. Juni 2014 <strong>von</strong> OpenScience<br />

ASAP<br />

2. „Von Open Access zu Open Science“(http://oa.helmholtz.de/bewusstsein-schaerfen/newsletter/archiv/newsletter-49-<br />

vom-12062014.html#c3186), helmholtz.de, Helmholtz Open Science Newsletter No. 49 vom 12. Juni 2014; zu<br />

„intelligent openness“ siehe Geofrey Boulton (Chair) et al.: Science as an open enterprise(https://royalsociety.org/p<br />

olicy/projects/science-public-enterprise/report/) . London: Royal Society, 2012<br />

3. Robertson-Wensauer, C. Y. (1999): Einleitung. Wozu ‚Angewandte Kulturwissenschaft‘ an einer technischen<br />

Hochschule? In: dies. (Hrsg.). Interfakultatives Institut <strong>für</strong> Angewandte Kulturwissenschaft. Universität Karlsruhe<br />

(TH). 1989‐1999 Zehn Jahre interdisziplinäre Institutsarbeit. Karlsruhe, S. 19–23.<br />

4. Interfakultatives Institut <strong>für</strong> Angewandte Kulturwissenschaft der Universität Karlsruhe (TH) [= IAK] (1998): Öfentliche<br />

Wissenschaft. In: iak newsletter, Jg. 1, Heft 1, S. 3–4.<br />

5. Robertson-<strong>von</strong> Trotha, C. Y. (2007): ‚Öffentliche Wissenschaft‘ – ein notwendiger Dialog. In: Klaus, J./Vogt, H.<br />

(Hrsg.): Wissensmanagement und wissenschaftliche Weiterbildung. Dokumentation der Jahrestagung der deutschen<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium an der Universität Karlsruhe (TH). Hamburg, S.<br />

7–20.<br />

6. Vergara Gomez, Silke (2011): Erfolgsfaktoren<strong>von</strong> Weiterbildungsstudiengängen: eine empirische Analyse. Kasseler<br />

Management Forum Band 6. Kassel, S. 31–32.<br />

7. Robertson-<strong>von</strong> Trotha, C. Y. (2012): Öffentliche Wissenschaft im Spiegel der Web 2.0-Kultur (http://www.zak.kit.edu/<br />

3232.php). In: dies./Jesús Muñoz Morcillo (Hrsg.): Öf fentliche Wissenschaft und Neue Medien. Die Rolle der Web<br />

2.0-Kultur in der Wissenschaftsvermittlung. Karlsruhe, S. 19–35.<br />

8. Robertson-<strong>von</strong> Trotha, C. Y. (zusammen mit Jesús Muñoz Morcillo) (2014): Öffentliche Wissenschaft in<br />

Sonderforschungsbereichen: Inside Science(http://digbib.ubka.uni-karlsruhe.de/volltexte/1000041163) . Erweiterter<br />

Abschlussbericht des DFG-Pilotprojekts SFB 588 TP Ö. Berichtszeitraum vom 1. Juni 2010 bis 30. Dezember 2013.<br />

In: EVA STAR, Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie.<br />

9. Orgeldinger, Sibylle (2002): Zentrum an der Uni fördert den Dialog der Wissenschaften. Institut <strong>für</strong><br />

Kulturwissenschaft fusioniert mit Studium generale [sic]. In: Badische Neueste Nachrichten, 16. Juli 2002.<br />

10. Rümmele, Klaus (2002): Schwer auf ZAK. In: UNIKATH, 33. Jahrgang, Heft 4, S. 40–41.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Of fene_Wissenschaft&oldid=170172414“<br />

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Partizipation<br />

Der Begriff Partizipation (lat., Substantiv participatio aus lat., Substantiv pars: Teil und Verb capere: fangen, ergreifen, sich<br />

aneignen, nehmen usw., bedeutet Teilhaftigmachung, Mitteilung [1] ) wird übersetzt mit Beteiligung, Teilhabe, Teilnahme, Mitwirkung,<br />

Mitbestimmung, Mitsprache, Einbeziehung, usw.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Partizipation als wissenschaftlicher Begriff<br />

1.1 Soziologie<br />

1.2 Pädagogik<br />

1.3 Kunst<br />

1.4 Architektur<br />

1.5 Politik<br />

1.5.1 Definition, Formen und Einflussfaktoren<br />

1.6 Weitere Ansätze<br />

2 Siehe auch<br />

3 Literatur<br />

4 Weblinks<br />

5 Einzelnachweise<br />

Partizipation als wissenschaftlicher Begriff<br />

Soziologie<br />

In der Soziologie bedeutet Partizipation die Einbeziehung <strong>von</strong> Individuen und Organisationen (sogenannte Stakeholder) in<br />

Entscheidungs- und Willenbildungsprozessen. Aus emanzipatorischen, legitimatorischen oder auch aus Gründen gesteigerter<br />

Effektivität gilt Partizipation häufig als wünschenswert. Partizipation kann die unterschiedlichsten Beteiligungsformen annehmen<br />

(z. B. Bürgerbeteiligung, betriebliche Mitbestimmung, Interessenverband, politische Partei). Partizipation gilt als gesellschaftlich<br />

relevant, weil sie zum Aufbau <strong>von</strong> sozialem Kapital führen kann und dann soziales Vertrauen verstärkt.<br />

Pädagogik<br />

In der Pädagogik versteht man unter dem Begriff der Partizipation die Einbeziehung <strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen bei allen das<br />

Zusammenleben betreffenden Ereignissen und Entscheidungsprozessen. So werden z. B. Hausregeln <strong>von</strong> Kinder- und<br />

Jugendhilfeeinrichtungen gemeinsam ausgehandelt und Kinder bei einer Entscheidung über eine Fremdunterbringung einbezogen [2] .<br />

Bei der Wahl <strong>von</strong> Entscheidungsträgern in der Jugendverbandsarbeit wird das Stimmrecht auch an unter 18-Jährige vergeben, um<br />

diese direkt am Entscheidungsprozess partizipieren zu lassen. Klassensprecher nehmen an den SV-Stunden teil und berichten den<br />

übrigen Klassenkameraden anschließend da<strong>von</strong>.<br />

Kunst<br />

→ Hauptartikel: Partizipation (Kunst)


In der Kunst bedeutet Partizipation die Mitwirkung des Publikums an einer Aufführung (Darstellende Kunst) oder an einem<br />

Kunstwerk (Bildende Kunst). Dabei kann bereits das Zuschauen an sich und Reaktionen wie Klatschen, Lachen und Buhrufe als<br />

Partizipation betrachtet werden oder aber das aktive Einbeziehen der Zuschauer in das künstlerische Geschehen durch<br />

Aufforderungen zum Handeln. Das erstere wird nach dem Kunsttheoretiker Max Glauner als Interaktion, das zweitere als<br />

Kooperation charakterisiert, in der das Publikum an der Entstehung des Kunstwerkes maßgeblich mitwirkt. Die Teilhabe bzw.<br />

Partizipation im emphatischen Sinn als koproduktiver Faktor der Werkentstehung bzw. der Aufführungspraxis bezeichnet Glauner als<br />

Kollaboration [3] .<br />

Architektur<br />

→ Hauptartikel: N. John Habraken und Strukturalismus (Architektur)<br />

In den 1960er Jahren entsteht die Partizipations-Bewegung im Wohnungsbau. Sie ist eine Reaktion auf die monotonen Wohnblöcke<br />

der Nachkriegsarchitektur. In der Architektur werden zwei Sorten unterschieden: einerseits die "Baukunst" (u.a. öffentliche Gebäude)<br />

und andererseits die "alltägliche Architektur" (Wohnungsbau mit Partizipation), die teilweise nicht mehr zur Kunst gezählt wird.<br />

Wichtige Grundsätze der Partizipation im Wohnungsbau sind: Architektur als Halbprodukt <strong>für</strong> die individuellen Interpretationen der<br />

Bewohner (sowohl innen als außen), Struktur und Einfüllung, Integration <strong>von</strong> hoher und alltäglicher Kultur im Städtebau.<br />

Politik<br />

→ Hauptartikel: Politische Partizipation<br />

Politische Partizipation ist allgemein die Teilhabe und Beteiligung <strong>von</strong> Bürgerinnen und Bürgern an politischen Willensbildungs- und<br />

Entscheidungsprozessen. Sie ist Gegenstand der politischen Partizipationsforschung, an der als Gebiet der politischen Soziologie<br />

neben der Politikwissenschaft auch die Soziologie beteiligt ist.<br />

Definition, Formen und Einflussfaktoren<br />

Unter politischer Partizipation werden in Anlehnung an Max Kaase alle Verhaltensweisen <strong>von</strong> Bürgern verstanden, die (allein oder in<br />

einer Gruppe) nach Einflussnahme auf politische Entscheidungen auf den verschiedenen Ebenen des politischen Systems streben. Es<br />

gibt zahlreiche Aktivitäten <strong>von</strong> Bürgern, die der politischen Partizipation zugerechnet werden. In der systematischen Erfassung dieser<br />

durch die politische Partizipationsforschung wird unter anderem zwischen verfassten bzw. institutionalisierte Formen, die den<br />

rechtlich geregelten Verfahren und Institutionen wie politische Wahlen, politische Parteien und Gewerkschaften entsprechen, und<br />

nicht verfassten Formen der Partizipation unterschieden. Ein weiteres Beispiel <strong>für</strong> die Differenzierung zwischen verschiedenen<br />

Partizipationsformen ist die zwischen konventionellen, also etablierten, üblichen und sozial akzeptierten, Formen der politischen<br />

Partizipation einerseits und unkonventionellen Partizipationsformen andererseits. Neben weiteren Kriterien zur Erfassung und<br />

Differenzierung der zahlreichen Aktivitäten politischer Partizipation differenziert die Partizipationsforschung auch zwischen legalen<br />

und illegalen politischen Partizipationsformen.<br />

Leicht zu messende konventionelle und institutionalisierte Partizipationsformen sind die Wahlbeteiligung, die Partizipation in<br />

Parteien oder Interessenverbänden und die Übernahme <strong>von</strong> politischen Ämtern in Parlamenten und Regierungen. Die weniger<br />

konventionellen, nicht institutionalisierten oder illegalen Formen der politischen Partizipation sind oft weniger leicht messbar,<br />

inzwischen aber ebenfalls Gegenstand der wissenschaftlichen Erforschung politischer Partizipation. Beispiele <strong>für</strong> weniger<br />

konventionelle und nicht institutionalisierte Partizipationsformen sind der Politische Konsum, die Mitwirkung in Bürgerinitiativen<br />

oder allgemeiner in Neuen sozialen Bewegungen, die Beteiligung an Petitionen, öffentlichen Diskursen, Demonstrationen oder<br />

Streiks.<br />

Das Internet, und insbesondere die Entwicklungen des Web 2.0, ermöglichen sog. E-Partizipation als eine neuartige, breite und<br />

gleichzeitig individualistische, zeitlich und örtlich ungebundene Beteiligungsform. [4]<br />

Innerhalb der politischen Partizipationsforschung konkurrieren verschiedene Theorien und Modelle um die angemessene<br />

Beschreibung und Erklärung des Gegenstands. Beispielsweise gibt es zur Analyse der politischen Partizipation <strong>von</strong> Frauen<br />

verschiedene Perspektiven und Ansätze. Bei dieser genderorientierten Betrachtung der politischen Partizipation werden verschiedene


hemmende oder fördernde Faktoren wie sozio-ökonomische Lage, die nationale politische Kultur, die individuelle politische<br />

Orientierung, das "politische Kompetenz-Gefühl", Frauenförderung und gleichzeitige strukturelle Diskriminierung und die<br />

geschlechtstypischen Sozialisationsprozesse berücksichtigt.<br />

Weitere Ansätze<br />

Innerhalb der Verwaltungswissenschaft entwickelt sich das Feld der Verwaltungsethik, das Möglichkeiten der Partizipation sowohl<br />

Interner (z. B. Mitarbeiter) als auch Externer (z. B. Bürger) in den Fokus rückt.<br />

Im Unternehmen (auch in der Arbeits-, Wirtschafts-, Industrie- und Organisationssoziologie, aber auch in einschlägigen<br />

Lehrmeinungen z. B. der Betriebswirtschaftslehre) bedeutet Partizipation die Beteiligung <strong>von</strong> Beschäftigten an der Entscheidungsund<br />

Willensbildung, auch z. B. hierarchisch höherer gesetzter Ebenen der Organisation. Neben der Arbeitnehmerbeteiligung ist eine<br />

andere Möglichkeit <strong>für</strong> Partizipation in Unternehmen die Einbeziehung <strong>von</strong> Kunden in Entscheidungsprozesse.<br />

Partizipation in der Quartiersplanung; <strong>Sammlung</strong> und Erfahrung mit Instrumenten: In der Schweiz ist der partizipative<br />

Mitwirkungsprozess weit ausgebaut, aber nicht transparent strukturiert. Je nach Kanton kommen verschiedene Instrumente zur<br />

Anwendung. Dies geht <strong>von</strong> politischen über wirtschaftliche bis hin zu verwaltungstechnischen Instrumenten. Im Kanton Basel ist ab<br />

dem 1. Juni 2007 aufgrund der Verfassung ein neuer Mitwirkungsartikel in Kraft getreten.<br />

Siehe auch<br />

Antizipation<br />

Jugendpartizipation<br />

Demokratisierung<br />

Mitarbeiterbeteiligung<br />

Beschäftigungsfähigkeit<br />

Methexis<br />

Partizipatorische Demokratie<br />

Netzsensibilität<br />

Crowdsourcing<br />

Literatur<br />

Brigitte Geißel, Virginia Penrose: Dynamiken der politischen Partizipation und Partizipationsforschung - Politische<br />

Partizipation <strong>von</strong> Frauen und Männern.In: gender ...politik...online. September 2003. (online)<br />

Harald Heinrichs: Kultur-Evolution: Partizipation und Nachhaltigkeit. In: Jasmin Godemann, Gerd Michelsen (Hrsg.):<br />

Handbuch Nachhaltigkeitskommunikation. Grundlagen und Praxis.München 2005, ISBN 3-936581-33-9, S. 709–<br />

720.<br />

Ansgar Klein, Rainer Schmalz-Bruns (Hrsg.): Politische Beteiligung und Bürgerengagement in Deutschland-<br />

Möglichkeiten und Grenzen.Bundeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung, Bonn 1997, ISBN 3-89331-295-1<br />

Franz Kohout: Vom Wert der Partizipation. <strong>Eine</strong> Analyse partizipativ angelegter Entscheidungsfindung inder<br />

Umweltpolitik. Lit Verlag, Münster 2002, ISBN 3-8258-6511-8.<br />

Bernhard Kornelius, Dieter Roth: Politische Partizipation in Deutschland. Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage.<br />

Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2004, ISBN 3-89204-787-1. (online) (PDF; 2,0 MB)<br />

Jean-Pol Martin, Lernziel Partizipationsfähigkeit und Netzsensibilität.In: Guido Oebel (Hrsg.): LdL - Lernen durch<br />

Lehren goes global: Paradigmenwechsel in der Fremdsprachendidaktik und kulturspezifische Lerntraditionen. Verlag<br />

Dr. Kovac, Hamburg 2009, ISBN 978-3-8300-4096-5, S. 115–127<br />

N. John Habraken, Die Träger und die Menschen - Das Ende des Massenwohnungsbaus, Den Haag 2000. Ausgabe<br />

in mehreren Sprachen, über Partizipation im Wohnungsbau. (Ursprüngliche Ausgabe De Dragers en de Mensen -<br />

Het Einde van de Massawoningbouw, Amsterdam 1961).<br />

Weblinks<br />

Wiktionary: Partizipation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


Website <strong>von</strong> Partizipation.at<br />

Einzelnachweise<br />

1. Heinrich Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Band 2, Sp. 1489<br />

2. Daniela Reimer; Klaus Wolf: Partizipation der Kinder als Qualitätskriterium der Pflegekinderhilfe. (http://pflegekinder.<br />

ch/Dokumente/Reimer-Wolf-Partizipation.pdf) Abgerufen am 18. November 2016.<br />

3. Kunstforum international Bd.240, Juni-Juli 2016, S.28f<br />

4. Karsten Polke-Majewski: Politik im Netz - Wenn User mitregieren: DasInternet ist nicht nur ein Protestmedium – es<br />

kann auch politische Teilhabe ermöglichen. Drei Beispiele aus dem digitalen Deutschland.(http://www.zeit.de/2010/2<br />

4/Politik-im-Internet?page=all)In: Die Zeit. 24/2010, S. 11.<br />

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Commons-based Peer Production<br />

Commons-based Peer Production (deutsch: „Allmendefertigung durch Gleichberechtigte“) ist ein Vorschlag <strong>von</strong> Yochai Benkler,<br />

Professor an der Harvard Law School, zur Erweiterung der Neuen Institutionenökonomik. Demnach können weder die gängigen<br />

Theorien der neoklassischen Volkswirtschaftslehre, die auf dem Annahmen-Modell des Homo oeconomicus als rational und<br />

eigennützig handelndem Individuum basieren, noch Ansätze wie die Neue Institutionenökonomik erklären, weshalb<br />

nichtkommerzielle Phänomene wie Open-Source-Softwareentwicklung oder <strong>Wikipedia</strong> überhaupt möglich sind.<br />

Benkler bezieht sich mit seiner Commons-based Peer Production speziell auf die Informationsökonomik und begreift diese<br />

ausdrücklich als Erweiterung, nicht als Ersatz <strong>für</strong> die etablierten Theorien. Ähnlich wie in den Theorien des deutschen<br />

Wirtschaftswissenschaftlers Axel Ockenfels werden dabei neben monetärem Entgelt auch soziopsychologische und hedonistische<br />

„Belohnungen“ einbezogen.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Entstehung des Begriffs<br />

2 Siehe auch<br />

3 Literatur<br />

4 Weblinks<br />

4.1 Weitere Quellen<br />

5 Einzelnachweise<br />

Entstehung des Begriffs<br />

In Coase's Penguin, or Linux and the Nature of the Firm beschreibt Benkler Peer Production als grundlegendes Phänomen der<br />

vernetzten Wissensökonomie. [1] In The Wealth of Networks geht er außerdem auf die sozialen und politischen Implikationen ein. [2]<br />

Siehe auch<br />

Allmende<br />

Commons<br />

Copyleft<br />

Information-Sharing<br />

Wissensallmende<br />

Literatur<br />

Benkler, Yochai (2005): Coase's Penguin, or, Linux and the Nature ofthe Firm. In: Ghosh, Rishab A. (Hg.): CODE.<br />

Collaborative Ownership and the Digital Economy. Cambridge, Mass.: MIT Press, S. 169–206. Online-Fassung.<br />

Benkler, Yochai (2006): The wealth of networks. How social production transforms markets and freedom.New<br />

Haven Conn. u.a.: Yale University Press. Wiki zum Buch.<br />

Siefkes, Christian (2008): Beitragen statt tauschen. Materielle Produktion nach dem Modell Freier Software.Neu-<br />

Ulm: AG SPAK Bücher. Wiki zum Buch.<br />

Hilgers, D. / Müller-Seitz, G. / Piller, F. (2010): Benkler revisited – Venturing beyond the open source software<br />

arena?, ICIS Proceedings 2010, Paper 97, http://aisel.aisnet.org/icis2010_submissions/97.


Weblinks<br />

Literaturverzeichnis zu Commons auf www.benkler.org<br />

www.peerconomy.org – Wiki zur Peer Economy, englisch- und deutschsprachig<br />

Weitere Quellen<br />

Surowiecki, James; (2004). The Wisdom Of Crowds: Why The Many Are Smarter Than The Few And How Collective<br />

Wisdom Shapes Business, Economies, Societies And Nations Little, Brown ISBN 0-316-86173-1. Deutsch: Die<br />

Weisheit der Vielen: warum Gruppen klüger sind als Einzelne und wie wir das kollektive Wissen <strong>für</strong> unser<br />

wirtschaftliches, soziales und politisches Handeln nützen können. Bertelsmann 2005, ISBN 3-570-00687-5.<br />

Shirky, Clay (2008): Here comes everybody. How digital networks transform our ability to gather and cooperate. New<br />

York: Penguin Press.<br />

Tapscott, Don; Williams, Anthony D.: Wikinomics: How Mass Collaboration Changes Everything, B&T, New York<br />

2006, ISBN 978-1-59184-138-8. Deutsch: Wikinomics : die Revolution im Netz, Hanser 2007, ISBN 3-446-41219-0.<br />

Siefkes, Christian: Peer-Produktion der unerwartete Aufstieg einer commonsbasierten Produktionsweise (2012)<br />

Einzelnachweise<br />

1. Benkler (2005)<br />

2. Benkler (2006)<br />

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Permakultur<br />

Permakultur ist ein Konzept, das auf die Schaffung <strong>von</strong> dauerhaft<br />

funktionierenden <strong>nachhaltigen</strong> und naturnahen Kreisläufen zielt. [1]<br />

Ursprünglich <strong>für</strong> die Landwirtschaft entwickelt, ist sie inzwischen<br />

ein Denkprinzip, das auch Bereiche wie Energieversorgung,<br />

Landschaftsplanung und die Gestaltung sozialer Infrastrukturen<br />

umfasst. [2]<br />

Grundprinzip ist ein ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges<br />

Wirtschaften mit allen Ressourcen.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Definition<br />

2 Konzept<br />

3 Anfänge und Entwicklung<br />

4 Ausbildung<br />

5 Permakultur-Ethik<br />

6 Leitsätze<br />

6.1 Langfristig statt kurzfristig<br />

6.2 Vielfalt statt Einfalt<br />

6.3<br />

Nachhaltige Optimierung statt kurzfristiger<br />

Maximierung<br />

6.4 Optimieren statt Maximieren<br />

6.5 Kooperation statt Konkurrenz<br />

7 Gestaltungsprozess<br />

7.1 Planungshilfen<br />

7.2 Gestaltungsprinzipien<br />

7.3 Erhaltung<br />

8 Beispiele angewandter Permakultur<br />

8.1 Zonierung<br />

8.2 Optimierung <strong>von</strong> Randzonen<br />

9 Beispiele <strong>für</strong> Permakultur-Systeme<br />

9.1 Aquakultur<br />

9.2 Waldgarten<br />

9.3 Transition Towns<br />

9.4 Gründüngung, Mulch, Direktsaat<br />

10 Literatur<br />

11 Siehe auch<br />

12 Weblinks<br />

13 Einzelnachweise<br />

Ein Permakulturgarten am Stadtrand <strong>von</strong> Sheffield,<br />

UK, 2009<br />

Ein mit Lehm verputztes Strohballenhaus in<br />

Swalmen, Niederlande


Definition<br />

Konzept<br />

„Permakultur ist das bewusste Design sowie die Unterhaltung <strong>von</strong> landwirtschaftlich produktiven Ökosystemen,<br />

die die Diversität, Stabilität und Widerstandsfähigkeit <strong>von</strong> natürlichen Ökosystemen besitzen. Die Philosophie<br />

hinter Permakultur ist eine Philosophie, die mit und nicht gegen die Natur arbeitet, eine Philosophie der<br />

fortlaufenden und überlegten Observation und nicht der fortlaufenden und gedankenlosen Aktion; sie betrachtet<br />

Systeme in all ihren Funktionen, anstatt nur eine Art <strong>von</strong> Ertrag <strong>von</strong> ihnen zu verlangen, und sie erlaubt<br />

Systemen, ihre eigenen Evolutionen zu demonstrieren.“<br />

– URSPRÜNGLICHE DEFINITION DER PERMAKULTUR NACH BILL MOLLISON<br />

Permakulturell gestaltete Lebensräume werden als Systeme aufgefasst, in denen das Zusammenleben <strong>von</strong> Menschen, Tieren und<br />

Pflanzen so miteinander kombiniert wird, dass die Systeme zeitlich unbegrenzt funktionieren und die Bedürfnisse aller Elemente so<br />

weit wie möglich erfüllt werden. Bei der Gestaltung solcher Systeme werden auch integrative Denkansätze und Erkenntnisse aus<br />

Systemtheorie, Biokybernetik und Tiefenökologie angewandt. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit nicht nur auf die einzelnen<br />

Bestandteile eines Systems, sondern insbesondere auch auf die Beziehungen zwischen diesen und ihre optimale Nutzung <strong>für</strong> den<br />

Aufbau produktiver Systeme.<br />

Ziel einer permakulturellen Planung ist die Erhaltung und schrittweise Optimierung, um ein sich selbst regulierendes System zu<br />

schaffen, das höchstens minimaler Eingriffe bedarf, um dauerhaft in einem dynamischen Gleichgewicht zu bleiben. Dabei stehen sich<br />

die Befriedigung kurzfristiger Bedürfnisse und die nachfolgender Generationen gleichwertig gegenüber. Das System soll stets<br />

produktiv und anpassbar bleiben. Vorbild sind dabei meist beobachtbare Selbstregulations prozesse in Ökosystemen wie etwa<br />

Wäldern, Seen und Ozeanen.<br />

Anfänge und Entwicklung<br />

Bill Mollison, 2008<br />

Mitte der 1970er Jahre entwickelten die beiden Australier Bill Mollison und David<br />

Holmgren Ideen zum Aufbau langfristig ertragreicher landwirtschaftlicher Systeme<br />

als <strong>nachhaltigen</strong> Gegenentwurf zum vorherrschenden industriellen Agrarsystem. Im<br />

Prinzip „entdeckten“ sie die Kreisläufe des in Europa bereits bekannten Biolandbaus<br />

<strong>für</strong> sich und ihren Kontinent neu. Sie beobachteten, dass die industrielle<br />

Landwirtschaft durch ihre Präferenz <strong>für</strong> Monokulturen und den massiven Einsatz<br />

<strong>von</strong> Pestiziden Böden und Wasser verschmutze, die Biodiversität reduziere und<br />

ehemals fruchtbaren Boden der Erosion ausliefere. Heute werden solche<br />

Beobachtungen weltweit bestätigt und die Zustände in der Agrarindustrie<br />

zunehmend kritisiert. [3]<br />

Mollison und Holmgren prägten <strong>für</strong> ihren neuen Denkansatz den Begriff Permakultur. Er entstand aus der Verknüpfung der Begriffe<br />

permanent agriculture (dt. 'dauerhafte Landwirtschaft'). Der Terminus permanent agriculture wurde bereits 1911 vom<br />

amerikanischen Agrarwissenschaftler Franklin Hiram King in einem ähnlichen Sinne verwendet, um die <strong>nachhaltigen</strong><br />

Anbaumethoden in China, Korea und Japan zu beschreiben. [4] 1978 veröffentlichte Mollison sein erstes Buch über dieses Konzept<br />

(Permaculture One). [5] Drei Jahre später wurde er <strong>für</strong> die Erforschung und Beschreibung der Prinzipien dieser Form der naturnahen<br />

Landwirtschaft mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.<br />

Mollison und Holmgren definierten Permakultur zunächst als Planung, Entwicklung und Bewirtschaftung integrierter, sich selbst<br />

entwickelnder Systeme aus mehrjährigen und sich selbst vermehrenden einjährigen Pflanzen und Tierarten, die im Einklang mit den<br />

jeweiligen Umweltbedingungen und den Bedürfnissen ihrer Nutzer stehen. Im Laufe der Jahre erweiterten und verfeinerten sie ihre<br />

Designprinzipien, indem sie diese in Hunderten <strong>von</strong> Projekten erprobten. Dabei wurde ihnen die Notwendigkeit der Einbeziehung<br />

sozialer Aspekte immer mehr bewusst.


So wurde während der 1980er Jahre aus dem ursprünglich landwirtschaftlichen Konzept ein holistisch-integrativer Denkansatz zur<br />

Gestaltung sozialer Siedlungsräume in Harmonie mit natürlich gewachsenen Habitaten im Sinne einer permanent culture. Mit der<br />

Zeit erfuhr permakulturelles Denken und Handeln über die weltweit vernetzten neueren sozialen Bewegungen eine rasante<br />

Ausbreitung. Heute werden Permakulturprinzipien auch in vielen weiteren Gebieten umgesetzt, wie etwa der Architektur, der Stadtund<br />

Regionalplanung sowie in der kooperativen Ökonomie und Software entwicklung.<br />

Die <strong>von</strong> Mollison und Holmgren entwickelte Gestaltung mit Hilfe <strong>von</strong> Mustern weist Parallelen zum 1977 <strong>von</strong> Christopher<br />

Alexander vorgestellten Prinzip der Pattern Language auf (siehe unten, Gestaltprinzipien).<br />

Ausbildung<br />

Da die Begriffe „Permakultur“ und „Permaculture“ markenrechtlich nicht geschützt sind und es in Deutschland k<strong>einen</strong> staatlich<br />

anerkannten Ausbildungsberuf zum Erlernen <strong>von</strong> Permakultur gibt, [6] hat sich unter Permakultur-Anhängern ein eigenes weltweit<br />

anerkanntes Ausbildungssystem etabliert. Die Basis-Ausbildung findet weltweit in Form sogenannter „Permaculture Design<br />

Certificate“ Kurse (PDK oder englisch PDC) statt. In mindestens 72 Unterrichtsstunden werden dort Grundlagen der Permakultur<br />

vermittelt. Die Kurse bauen auf dem Buch Permaculture Designer's Manual <strong>von</strong> Bill Mollison und David Holmgren auf und werden<br />

<strong>von</strong> zahlreichen Einrichtungen angeboten. [7] Sie richten sich bewusst an jedermann, auch ohne Vorkenntnisse.<br />

Aufbauend auf diesen Kurs bietet in Deutschland u. a. die Permakultur Akademie deutschlandweit eine Ausbildung zum Diplom-<br />

Permakultur-Designer an. [8] Diese dauert zwei bis drei Jahre und schließt mit dem ebenfalls in internationalen Permakultur-<br />

Netzwerken anerkannten „Diploma of Applied Permaculture“ ab. Beide Abschlüsse sind in Deutschland nicht staatlich anerkannt.<br />

Die Akademie ist jedoch seit 2006 ein <strong>von</strong> der UN-Dekade „Bildung <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnetes Projekt. Durch<br />

die Professionalisierung des Ausbildungskonzeptes wird die Stärkung eines innovativen und zukunftsfähigen Berufsbildes angestrebt.<br />

Seit 2013 bietet der Permakultur-Campus (Hamburg) auch im norddeutschen Raum eine anderthalb- bis zweijährige Ausbildung zum<br />

Diplom-Permakultur-Designer an. [9]<br />

Das Bildungskonzept empfiehlt den Beginn mit kl<strong>einen</strong> überschaubaren Systemen (small scale design). Bevorzugte Lernmethode ist<br />

das Action Learning, Denken und Handeln sollen sich abwechseln.<br />

Permakultur-Ethik<br />

Die Anwendung <strong>von</strong> Permakulturprinzipien im Sinne einer integrativen, zukunftsfähigen Gestaltung unserer Lebensräume hat <strong>von</strong><br />

Beginn an zur Formulierung ethischer Grundgedanken geführt. Auch diese wurden und werden ständig weiterentwickelt und bilden<br />

die Grundhaltung permakulturellen Denkens und Handelns. Sie sollen als Richtlinie <strong>für</strong> jegliches Permakultur-Design aufgefasst<br />

werden, sei es ein Garten-, Landwirtschafts- oder Forstprojekt, sei es der Bau eines Hauses oder einer ganzen Siedlung.<br />

Diese ethischen Grundwerte decken die oben erwähnten ökologischen, ökonomischen und sozialen Komponenten ab und lassen sich<br />

mit folgenden drei Termini zusammenfassen [10]<br />

Achtsamer Umgang mit der Erde (Earthcare)– diese ökologische Komponente zielt auf den behutsamen und<br />

vorausschauenden Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen Ressourcen), (<br />

die als ein Geschenk der Erde <strong>für</strong><br />

alle Lebewesen aufgefasst werden. Um ein Permakultur-Design als nachhaltig bezeichnen zu können, sollen die<br />

natürlichen Regenerations zyklen (Stoff- und Energiekreisläufe) der lebenserhaltenden Systeme bewusst und<br />

langfristig eingeplant werden.<br />

Achtsamer Umgang mit den Menschen (Peoplecare)– diese soziale Komponente nimmt insbesondere Rücksicht<br />

auf die Selbstbestimmungsrechtealler Menschen. Hier wird das Problem <strong>von</strong> Freiheit und Verantwortung besonders<br />

deutlich. Allen das Recht auf eine frei gestaltbare Nutzung der Lebensgrundlagen zu gewährleisten, erfordert eine<br />

Balance zwischen individuellen und gemeinschaftlichen Bedürfnissen. Hieraus entspringt eine ethische Forderung<br />

nach sozialer Gerechtigkeit. Alle Menschen sollen das gleiche Recht auf Zugang zu den Lebensgrundlagen haben.<br />

Selbstbegrenzung (Wachstumsrücknahme) und Überschussverteilung (Limits to consumption and growth,<br />

redistribution of surpluses)– Diese ökonomische Komponente leitet sich <strong>von</strong> der begrenzten Belastbarkeit und<br />

Regenerationsfähigkeitdes Planeten Erde ab. Menschen sollen lernen, eine zukunftsfähige Selbstbegrenzung in<br />

Bezug auf die Befriedigung ihrer Bedürfnisseauszuüben, als Einzelne und als Gemeinschaft. Die dritte Komponente<br />

steht daher <strong>für</strong> eine bewusste Umsetzung <strong>von</strong> Selbstbegrenzung und einer (Rück)V erteilung der gemeinsam<br />

erzielten Überschüsse. Letztere bezieht sich auch auf die adäquate Rückführung in natürliche Kreisläufe. Damit<br />

schließt sich der Kreis zu Earthcare und Peoplecare, bzw. überschneiden sich die drei ethischen Aspekte.


Leitsätze<br />

Als eine nachhaltige Bewirtschaftungsform zielt Permakultur darauf ab, Erträge langfristig in ausreichender Höhe sicherzustellen und<br />

dabei den Arbeitsaufwand (Energieverbrauch) zu minimieren.<br />

Permakultursysteme zeigen, wie sich Einzelne und Gemeinschaften mit einem geringen Ressourcen-, Platz- und Zeitaufwand und<br />

einem Verständnis <strong>für</strong> natürliche Kreisläufe weitgehend selbst versorgen können. Permakultur-Projekte nutzen dabei u. a. die<br />

Speicherung <strong>von</strong> Regenwasser und Sonnenenergie, verwenden sie effizient, verbessern die Bodenfruchtbarkeit und praktizieren eine<br />

naturnahe Abfallvermeidung, bei der der Output des <strong>einen</strong> Systemelements als Input <strong>für</strong> die anderen genutzt wird.<br />

Langfristig statt kurzfristig<br />

Permakultur sieht sich ethisch verpflichtet, nachfolgenden Generationen <strong>einen</strong> größtmöglichen Gestaltungsspielraum zu<br />

gewährleisten. Boden, Wasser und alle anderen lebenserhaltenden Ressourcen sollen <strong>für</strong> langfristige Nutzung bewirtschaftet und so<br />

bewahrt werden.<br />

Die internationale Permakulturbewegung unterstützt und praktiziert den Aufbau <strong>von</strong> produktiven Strukturen und Systemen, die allen<br />

Menschen ein gesundes, selbstbestimmtes und friedliches Leben ermöglichen.<br />

Vielfalt statt Einfalt<br />

Die Gestaltung und Bewahrung <strong>von</strong> Vielfalt ist ein zentrales Anliegen <strong>von</strong><br />

Permakultur. Natürlich gewachsene Ökosysteme sind Vorbild. Kulturell geschaffene<br />

Systeme seien gesünder, produktiver und nachhaltiger, wenn sie ebenso vielfältig<br />

sind. Mischkulturen statt Monokulturen werden als Beispiel genannt.<br />

Für ein permakulturelles Design sind vier Aspekte <strong>von</strong> Vielfalt bedeutsam:<br />

Artenvielfalt – die Anzahl unterschiedlicher Arten an Pflanzen und<br />

Tieren. Sie ist eine unerlässliche Bedingung zum Aufbau und Erhalt <strong>von</strong><br />

Ökosystemen, sowie <strong>für</strong> eine beständige Anpassungsfähigkeit an Sicherstellung regenerativer<br />

evolutionäre Veränderungen.<br />

Stoffkreisläufe durch ökologische<br />

Genetische Vielfalt – die Anzahl verschiedener Sorten und Arten an<br />

Vielfalt<br />

Pflanzen und Tieren. Sie ist wichtig <strong>für</strong> die Sicherstellung regional<br />

angepasster, gesunder und ausreichender Nahrung. Genmanipulation<br />

und einseitige Hochzüchtung bestimmter Sorten gefährden nach Ansicht<br />

der Permakultur das menschliche Überleben, wenn andere Sorten dadurch nicht weiterhin genutzt werden, bzw .<br />

sukzessive verschwinden.<br />

Ökologische Vielfalt – Ökosysteme/Biotope mit ihren Wildpflanzen und Tierarten, sowie die zahlreichen Nischen, die<br />

diese <strong>für</strong> sich nutzen. Diese unterschiedliche Nutzung vorhandener Ressourcen wiederum fördert und gewährleistet<br />

Artenvielfalt und genetische Vielfalt. Diese Nischenstrategie wird auf Permakultur-Systeme übertragen: So fressen<br />

etwa Schafe kurze Gräser, und Rinder längere: was die <strong>einen</strong> zurücklassen, fressen die anderen. Darum kann<br />

jemand mit einer Herde Kühe eine etwa ebenso große Anzahl Schafe halten, ohne die Weidefläche auszuweiten.<br />

Weizen und Bohnen oder Gerste und Linsenbesetzen ebenfalls leicht unterschiedliche Nischen, und es ist bekannt,<br />

dass solche Mischkulturen <strong>einen</strong> deutlich höheren Gesamtertrag erzielen als eine Monokultur derselben Größe. Die<br />

gleichen Steigerungen durch unterschiedliche Nischen können bei einer durchdachten Kombination <strong>von</strong><br />

fruchttragenden Bäumen und Sträuchern und Nutztieren erreicht werden.<br />

Kulturelle Vielfalt – insbesondere die unterschiedlichen Anbautechniken, Ver- und Entsorgungssysteme, Architektur<br />

und Siedlungsbau. Hier bedeutet Permakultur die genaue Beobachtung und Planung mit lokalen/regionalen<br />

Besonderheiten und die vorwiegende Nutzung vorhandener Ressourcen. Dieses orgehen V führt zum Einsatz jeweils<br />

angepasster Technologien und setzt auf den Erhalt erfolgreicher gewachsener Strukturen.<br />

Nachhaltige Optimierung statt kurzfristiger Maximierung<br />

Die oben erwähnte Übertragung der Nischenstrategie auf die Landwirtschaft veranschaulicht diesen Leitsatz. Anstatt die<br />

Weideflächen zu vergrößern oder Monokulturen anzubauen, um kurzfristig wirtschaftlich effizienter zu sein, ermöglicht ein Einsatz<br />

<strong>von</strong> Vielfalt (mehrere Nutztiere, Mischkulturen, ...), die Fläche langfristig bzw. nachhaltig effizient zu nutzen, das System klein zu


halten und die Produktivität insgesamt zu erhöhen. Permakulturelle Ziele werden<br />

dadurch besser erreicht.<br />

<strong>Eine</strong> nachhaltig effiziente Gestaltung nutzt die vorhandenen Ressourcen besser.<br />

Diesen Vorteil <strong>von</strong> nachhaltiger gegenüber kurzfristiger Effizienz zeigen uns die<br />

abfallfreien Nährstoffkreisläufe in der Natur. Pflanzen und Tiere produzieren k<strong>einen</strong><br />

'Abfall', weil sie Teil eines <strong>nachhaltigen</strong> Systems sind, das die Überreste des <strong>einen</strong><br />

als Nahrung <strong>für</strong> die anderen wiederverwendet, zum Beispiel als Futter oder Dünger.<br />

Je höher also die Vielfalt in einem System, desto nachhaltig effizienter werden die<br />

vorhandenen Ressourcen genutzt. Ein rein auf kurzfristige Effizienz ausgelegtes<br />

System würde nur darauf achten, eine einzige Ressource bestmöglich zu nutzen, bis<br />

sie schließlich aufgebraucht ist; die anderen Ressourcen bleiben ungenutzt und<br />

verkümmern. Darum sind auf bloß kurzfristige Effizienz ausgelegte Systeme<br />

langfristig unproduktiver als nachhaltig efizient genutzte.<br />

Vorbild <strong>für</strong> permakulturelle<br />

Gestaltung: Nachhaltige efiziente<br />

kleinräumige Nutzung vorhandener<br />

Ressourcen durch Vielfalt und<br />

kooperative Nischen<br />

Das Foto zeigt, wie Laufenten, Hühner und Schafe ungestört ihre jeweiligen Bedürfnisse befriedigen. Gleichzeitig werden die<br />

vorhandenen Ressourcen nachhaltig effizient genutzt; was die <strong>einen</strong> nicht mögen, essen die anderen. Die unterschiedlichen Nischen<br />

ermöglichen eine Kooperation auf relativ kleinem Raum. Permakulturell gestaltete Systeme nutzen diese erfolgreiche ökologische<br />

Strategie zum Aufbau und Erhalt integrierter Lebensräume <strong>von</strong> Menschen, ieren T und Pflanzen.<br />

Optimieren statt Maximieren<br />

Das Verständnis <strong>von</strong> Ökosystemen und der Leitsatz nachhaltige Effizienz statt bloß<br />

kurzfristiger Effizienz führt unmittelbar zur Einsicht, selbst gestaltete Systeme<br />

vorrangig durch Optimierung klein zu halten, statt sie zu vergrößern, um die Erträge<br />

zu maximieren. Das wäre langfristig gesehen eine Energieverschwendung, denn je<br />

höher die genutzte Vielfalt und deren produktives Umsatzvermögen, desto weniger<br />

Energie muss in das System hineingesteckt werden. Nebenbei erhöht die Vielfalt die<br />

Ausfallsicherheit des Systems.<br />

Aus diesem Grund wird bei einem permakulturellen Design mehr auf die<br />

Beziehungen zwischen den Elementen geachtet, als nur auf die Elemente an sich.<br />

Außerdem sind kleine Systeme prinzipiell überschaubarer als große, denn wir<br />

Menschen haben ein begrenztes Auffassungsvermögen im Hinblick auf komplexe<br />

Vorgänge. Systemisches Denken erfordert komplexes Denken, was aber nicht<br />

kompliziert heißen muss, solange das System klein und die Menge der Elemente<br />

adäquat bleibt.<br />

Optimieren statt Maximieren: <strong>Eine</strong><br />

Kräuterspirale – ein<br />

dreidimensionales Beet – im<br />

Frühsommer<br />

Ein Beispiel <strong>für</strong> intelligent genutzte Kleinräumigkeit (small scale design) ist die Kräuterspirale. Das Foto zeigt, wie durch die<br />

Nutzung verschiedener Dimensionen und Ebenen mit unterschiedlichem Bodenprofil die benötigte Anbaufläche klein gehalten<br />

werden kann. Insbesondere in dicht besiedelten Gebieten mit wenig verfügbarer Anbaufläche ist diese Strategie eine adäquate und<br />

hilfreiche Lösung.<br />

Das Design größerer Systeme hingegen geschieht am besten in Form eines Mosaiks aus Subsystemen. Die Bildung <strong>von</strong> Subsystemen<br />

setzt in der Natur bei Erreichen einer kritischen Größe ein, dient dem Systemerhalt (Überleben) und kann als eine Strategie zur<br />

Optimierung (statt Maximierung) verstanden werden. So gibt es <strong>für</strong> alle Systeme eine optimale Größe, deren Überschreitung<br />

existenzgefährdende Nachteile mit sich bringen würde:<br />

kurz- oder langfristige Inefizienz (Abnahme der Produktivität bzw. des Wirkungsgrades, Unternutzung <strong>von</strong><br />

Ressourcen, negative Gesamtenergiebilanz)<br />

Erstarrung (Abnahme der Flexibilität, destruktive Eigendynamik, Kollaps)


Die optimale Größe betrifft sowohl das räumliche Ausmaß als auch die Wachstumsdynamik der Systemelemente: kurze Wege und<br />

dichte Kreisläufe sind kurz- oder langfristig effizienter als großräumige Strukturen; Vielfalt <strong>von</strong> Beziehungen (Multifunktionalität)<br />

und begrenztes Wachstum (Sättigung) der Elemente gewährleisten Flexibilität, Dauerhaftigkeit und Selbstregulation <strong>von</strong> Systemen.<br />

Kooperation statt Konkurrenz<br />

Um z. B. <strong>einen</strong> Garten, der uns ernähren soll, mit geringst möglichem<br />

Energieaufwand lange produktiv zu halten, brauchen wir Strategien, mit denen wir<br />

ihn weitgehend sich selbst überlassen können. Dazu gehört auch die Nutzung<br />

kooperativer Strukturen, wie etwa eine biologische Schädlingsregulation. Mit hohem<br />

Energieaufwand hergestellte Pestizide vertreiben nicht nur die 'Schädlinge', sondern<br />

auch die 'Nützlinge', die uns viel Arbeit abnehmen können. Sobald nämlich die<br />

'Schädlinge' wieder einwandern fehlen die 'Nützlinge', weil sie lange keine Nahrung<br />

fanden. Nun wird der Schaden erst richtig groß, weil die Population der 'Schädlinge'<br />

außer Kontrolle gerät, was den neuerlichen Energieaufwand verstärkt.<br />

Solche selbst verursachten destruktiven Rückkopplungen entwickeln die oben<br />

erwähnte Eigendynamik und gefährden das System bis hin zum Kollaps. Statt also<br />

mit verschwenderischem Einsatz <strong>von</strong> Pestiziden zu versuchen, mit den 'Schädlingen'<br />

zu konkurrieren, hilft die Nutzung kooperativer Selbstregulation die Produktivität<br />

mit minimalem Aufwand zu sichern.<br />

Leitsatz und permakulturelle<br />

Strategie: Kooperation <strong>von</strong> Mensch<br />

und Tier; Laufenten und Gänse als<br />

produktive Gartenhelfer<br />

Das Foto zeigt, wie Laufenten und Gänse den gärtnernden Menschen als kooperative Gartenhelfer zur Seite stehen. Die Laufenten<br />

erledigen so manches Schneckenproblem und halten gemeinsam mit den Gänsen das Gras auf den Wegen kurz. Dadurch hat der<br />

Mensch energie- und kostensparende Vorteile: weniger Pflegeaufwand bei gleichzeitiger Erhöhung des Gesamtertrages. Auf den<br />

Einsatz <strong>von</strong> Pestiziden und/oder Herbiziden kann durch eine geschickt gewählte Pflanzen- und Tierkombination verzichtet werden.<br />

Bei einem hohen Anspruch an Selbstversorgung hat diese Strategie <strong>einen</strong> entsprechend hohen Stellenwert.<br />

Gestaltungsprozess<br />

Ein vollständiger Gestaltungsprozess umfasst <strong>einen</strong> sich permanent wiederholenden Kreislauf aus Planung, Errichtung und Erhaltung<br />

der Gestaltung mit dem Ziel einer sukzessiven Optimierung. Genutzt werden dabei die Beobachtungen und Reflexionen aus dem<br />

Action-Learning-Prozess. Die folgende Auflistung enthält eine (unvollständige) Auswahl an Planungshilfen, Gestaltungsprinzipien<br />

und Überlegungen zur Erhaltung einer Gestaltung.<br />

Planungshilfen<br />

Planung nach Zustandsunterschieden:Beobachtung und Analyse eines Ortes nach gegensätzlichen qualitativen<br />

Merkmalen (warm – kalt, feucht – trocken, ruhig – belebt, sonnig – schattig, …)mit dem Ziel, die gegebenen<br />

Bedingungen besser beurteilen und in die Planung einbeziehen zu können. In den gemäßigten Klimaten ist dieses<br />

Planungsinstrument nur vollständig, wenn sich die Analyse über alle Jahreszeiten erstreckt.<br />

Planning for Real: Der gesamte Gestaltungsprozess wird <strong>von</strong> Beginn <strong>für</strong> alle Betrof fenen, bzw. Interessierten<br />

geöffnet. Es können alle erdenklichen Datenerhebungsmethoden zum Einsatz kommen (Interview, Open Space,<br />

Papiercomputer, Rollenspiele, …).<br />

Data Overlay: Übereinanderlegen mehrerer transparenter Folien, die jeweils besondere, <strong>für</strong> sich variable<br />

Planungselemente enthalten (Wasserkreislauf, Anbauflächen, Wohnraum,Spiel- und Erholungsareale, …), um sich<br />

vor der Umsetzung <strong>einen</strong> optischen Gesamteindruck <strong>von</strong> der späteren Umsetzung machen zu können.<br />

Flussdiagramme: Graphische Verdeutlichung <strong>von</strong> Ressourcenflüssen (Energien, Stoffe, Informationen), um<br />

systemimmanente Dynamiken (Rückkopplungen, etc.) zu verstehen.<br />

Zonierung und Sektorierung:Gestaltung durch eine Verknüpfung <strong>von</strong> räumlich und zeitlich gegebenen Einflüssen<br />

(Sektoren) und selbst gestaltbaren Elementen (Zonen).<br />

Gestaltungsprinzipien


Permakultur orientiert sich vorwiegend an Erkenntnissen aus ökologischen und sozialen Systemen. Die Beobachtung und Reflexion<br />

systemischer Abläufe soll im Sinne des Systemdenkens zu einem ganzheitlichen Verständnis führen. Um dieses Verständnis auf jedes<br />

Permakultur-Konzept anwenden zu können, wurden frei kombinierbare Prinzipien entwickelt.<br />

Gestaltungsprinzipien nach Mollison<br />

Aus der Beobachtung <strong>von</strong> Ökosystemen leitete Bill Mollison folgende Gestaltungsgrundsätze ab:<br />

1. Multiple Elements –<br />

Jede Funktion des Systems wird <strong>von</strong> mehreren Elementen<br />

erzeugt.<br />

2. Multiple Functions – Jedes Element des Systems hat mehrere Funktionen.<br />

3. Zones –<br />

4. Natural Succession –<br />

5. Optimize Edges –<br />

6. Relative Location –<br />

Anordnung der einzelnen Systembereiche nach<br />

Nutzungsintensität.<br />

Berücksichtigung der natürlichen Entwicklung eines Elementes<br />

bzw. des Systems.<br />

Optimierung der Randzonen als besonders aktive Bereiche des<br />

Systems.<br />

Der relative Aufenthaltsort (Nische) eines Elements innerhalb des<br />

Systems.<br />

7. Elevational Planning – Systementwicklung durch aufeinander aufbauende Elemente.<br />

8. Energy Recycling –<br />

Wiederverwendung <strong>von</strong> Energien und Stoffen innerhalb des<br />

Systems.<br />

9. Natural Ressources – Nutzung der natürlichen Ressourcen eines Systems.<br />

10. Sectors –<br />

11. Patterns –<br />

12. Diversity –<br />

Erweiterte Gestaltungsprinzipien nach Holmgren<br />

Identifizierung und Nutzung der <strong>von</strong> außen auf das System<br />

wirkenden Einflüsse (Sektoren).<br />

Verwendung <strong>von</strong> Entwurfsmustern zur Strukturierung des<br />

Systems.<br />

Schaffung einer großen Vielfalt <strong>von</strong> Elementen innerhalb des<br />

Systems.<br />

In seinem 2002 erschienenen Buch Permaculture. Principles and Pathways Beyond Sustainability geht David Holmgren<br />

insbesondere auf die kommenden Herausforderungen in Bezug auf die Energiesicherheit künftiger Generationen ein. Rund 25 Jahre<br />

nach Bill Mollisons Permaculture One sieht er in der Anwendung <strong>von</strong> Permakultur ein hilfreiches Instrumentarium <strong>für</strong> <strong>einen</strong> sanften<br />

und gleichzeitig produktiven Übergang <strong>von</strong> einer destruktiven High-Energy-Industriegesellschaft hin zu einer <strong>nachhaltigen</strong> und<br />

lebensfreundlichen Low-Energy-Kultur.<br />

Holmgren definiert folgende 12 Gestaltungsprinzipien: [11]<br />

1.<br />

2.<br />

Observe<br />

and<br />

Interact<br />

Catch and<br />

Store<br />

Energy<br />

3. Obtain a<br />

Yield<br />

–<br />

–<br />

Sorgfältige Beobachtung systemischer Abläufe und durchdachte Interaktion<br />

mit den Systemelementen.<br />

Wiederentdeckung und adäquate Nutzung <strong>von</strong> Energieträgern, die <strong>für</strong> alle<br />

Kulturen ein (überlebens)wichtiger natürlicher Reichtum waren: Wasser,<br />

Bodenhumus, Saatgut und Bäume. Besonderes Augenmerk auf lokale und<br />

regionale Autonomie, um im Zeitalter einer Energiewende nicht '<strong>von</strong> außen<br />

abhängig' zu sein.<br />

– Implementierung und Erhaltung ertragreicher Systeme wird Nachahmer<br />

inspirieren. Erfolgreiche Permakultursysteme werden sich ausbreiten (private<br />

und kommunale Selbstversorgung).


4.<br />

Apply Selfregulation<br />

and<br />

Accept<br />

Feedback<br />

–<br />

Selbstregulationsprozesse (produktive Feedbackschleifen) in den Systemen<br />

erkennen und nutzen. Je weniger in Systeme eingegriffen werden muss,<br />

desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, störend einzugreifen und<br />

arbeitsintensive Folgeschäden zu verursachen.<br />

5.<br />

Use and<br />

Value<br />

Renewable<br />

Resources<br />

–<br />

Behutsame aber produktive Nutzung <strong>von</strong> erneuerbaren Ressourcen (Sonne,<br />

Wind, Wasser, Biomasse). Gleichzeitig verminderter Input nicht-erneuerbarer<br />

Ressourcen.<br />

6.<br />

Produce<br />

No Waste<br />

–<br />

Abfallvermeidungs- und -verwertungskaskade: refuse, reduce, reuse, repair,<br />

recycle (dt. verzichten, vermindern, wiederverwenden, reparieren, recyceln).<br />

7.<br />

Design<br />

from<br />

Patterns to<br />

Details<br />

–<br />

Erfolgreiche Gestaltung erfordert zunächst ein Verständnis der<br />

übergeordneten Muster in der Natur. Die geplanten und gewünschten Details<br />

eines Permakulturprojekts berücksichtigen diese Muster und richten sich<br />

nach ihnen (top-down thinking, bottom-up action).<br />

8.<br />

Integrate<br />

Rather<br />

than<br />

Segregate<br />

–<br />

Kooperation vielfältiger Elemente statt Eliminierung einzelner und<br />

Konkurrenz untereinander.<br />

9.<br />

Use Small<br />

and Slow<br />

Solutions<br />

–<br />

Kleine und langsame Lösungsstrategien machen Systeme <strong>für</strong> Menschen<br />

leichter überschaubar und langfristig produktiver als große mit hohem<br />

Energie- und Zeitaufwand.<br />

10.<br />

Use and<br />

Value<br />

Diversity<br />

–<br />

Die Vielfalt <strong>von</strong> Elementen in Systemen nutzen und bewahren. Dies erhöht<br />

die Ausfallsicherheit und ermöglicht wiederum langfristige<br />

Selbstorganisation.<br />

11.<br />

Use Edges<br />

and Value<br />

the<br />

Marginal<br />

–<br />

Den Reichtum und die Bedeutung <strong>von</strong> Randzonen (Übergänge <strong>von</strong><br />

Systemen) erkennen und nutzen.<br />

12.<br />

Creatively<br />

Use and<br />

Respond<br />

to Change<br />

–<br />

Kreative Nutzung natürlicher Kreisläufe und Sukzessionsfolgen, um auf<br />

kommende Herausforderungen flexibel und adäquat antworten zu können.<br />

Erhaltung<br />

Die Erhaltung eines permakulturell gestalteten Systems zielt auf eine Optimierung im Sinne einer langfristigen Produktivität. Die<br />

Erweiterungen, bzw. Verfeinerungen der implementierten Gestaltungslösungen erfolgt durch kontinuierliche Beobachtung und<br />

Evaluation. Ziel ist eine bestmögliche Selbstregulation durch<br />

geringe und behutsame Eingrife<br />

vorrangigen Einsatz <strong>von</strong> Low-Energy und Low-Cost-Techniken<br />

Beispiele angewandter Permakultur<br />

Die oben beschriebenen Prinzipien treten in der praktischen Anwendung nicht als getrennte Phänomene auf, sondern sind auf<br />

vielfältige Art miteinander verknüpft. So bilden zum Beispiel die durch Zonierung optimierten Randzonen selbstorganisierende<br />

Muster aus, die wiederum mit anderen Elementen des Systems in nutzbringende Interaktion treten können. Im Folgenden sollen hier<br />

einige Designprinzipien erläutert werden, um die damit verbundenen Ideen zu verdeutlichen.<br />

Zonierung


<strong>Eine</strong> der oben beschriebenen Möglichkeiten, mit Permakultur zu planen, ist die<br />

Zonierung. Sie dient unter anderem der Energieeffizienz, zum Beispiel der<br />

Optimierung <strong>von</strong> zurückzulegenden Wegen. Für eine Selbstversorger-Landwirtschaft<br />

könnte eine Zonierung zum Beispiel so aussehen [12] :<br />

Zone 0 –<br />

Zone I –<br />

Zone II –<br />

Zone III –<br />

Zone IV –<br />

Zone V –<br />

Gilt als Wohn-Zone/Kernbereich, aber auch als<br />

Beschreibung des Nutzers eines<br />

permakulturellen Systems.<br />

Unmittelbare Nähe <strong>von</strong> Wohnbereichen. Hier<br />

werden Pflanzen angebaut, die täglich genutzt<br />

und intensiv gepflegt werden, Kräuter oder<br />

Feingemüse.<br />

Gemüsegarten mit weniger intensiver Pflege und<br />

Nutzung, wie zum Beispiel Salate, Kohl- oder<br />

Wurzelgemüse.<br />

Landwirtschaftliche Zone mit Getreide, Kartoffeln<br />

und all denjenigen Anbauprodukten, die weniger<br />

Pflege brauchen und jeweils in großen Mengen<br />

gleichzeitig geerntet werden.<br />

Wiesen, Obstbäume, Nussbäume. Diese Zone<br />

benötigt kaum Pflege. Die Ernte beschränkt sich<br />

auf <strong>einen</strong> bestimmten Zeitpunkt im Jahr.<br />

Wildnis / Urwald als Ruhezone <strong>für</strong> die Natur.<br />

Idealerweise finden hier keine Eingriffe des<br />

Menschen mehr statt.<br />

Permakultur Zonen 0-5<br />

Dieses Zonensystem ist als Hilfsmittel anzusehen. Es handelt sich hierbei nicht um harte Grenzen. Auch die Zonierung als solche ist<br />

den Erfordernissen eines Systems frei anpassbar und folgt keinem starren Konzept. Üblicherweise werden jedoch, wie oben<br />

dargestellt fünf Zonen verwendet, oft erweitert durch eine sogenannte Zone 0. Sie ist eher philosophischer Natur und ermöglicht es<br />

dem Betrachter einer solchen Zonierung sich selbst zum Objekt seiner Betrachtungen zu machen.<br />

Optimierung <strong>von</strong> Randzonen<br />

Unter Randzone versteht man den Übergangsbereich zwischen verschiedenen Elementen eines Systems. Sie sind die Bereiche <strong>von</strong><br />

Wechselwirkung (Beziehung und Austausch) zwischen den einzelnen Systemkomponenten. Durch das Aufeinandertreffen zweier<br />

unterschiedlicher Zustände kommt es im Bereich der Ränder zu zahlreichen Interaktionen. Je nach gewünschtem Effekt kann es<br />

sinnvoll sein, die Randzonen in einem System zu vergrößern oder zu verkleinern. [13]<br />

Der Übergang <strong>von</strong> einem Wald zur freien Landschaft (Waldrand) ist durch das Aufeinandertreffen zweier Ökosysteme eine besonders<br />

artenreiche und produktive Zone. Analog dazu könnte in einer Permakulturplanung z. B. eine Hecke oder ein Beetrand in<br />

geschwungenen Linien angelegt sein um die Randzone gegenüber einer linearen Anordnung zu ver größern.<br />

Umgekehrt wird beim energieeffizienten Hausbau argumentiert: durch die Verringerung <strong>von</strong> Randzonen, etwa der Außenwände,<br />

versucht man den Wärmeverlust an die Umgebung während der Heizperiode zu minimieren, da Vorsprünge, Erker und andere<br />

Anbauten wie Kühlrippen wirken.<br />

Beispiele <strong>für</strong> Permakultur-Systeme<br />

Aquakultur


In einem Fischteich zum Beispiel wird nicht nur eine Fischart aufgezogen, sondern mehrere Fischarten. Der Teich weist Zonen<br />

unterschiedlicher Tiefe und auch unterschiedlicher Bepflanzung auf. Die Raubfische werden nicht gefüttert, sondern ernähren sich<br />

<strong>von</strong> anderen Fischen. Diese finden aber <strong>für</strong> sich genügend günstige Nischen vor, sodass sie nicht aussterben. Das System reguliert<br />

sich als Ganzes weitgehend selbst. Der Mensch fischt „überschüssige“ Fische ab.<br />

Gleichzeitig können essbare Pflanzen am Rand des Fischteichs angebaut werden. Weitere (und zum Teil dieselben) Pflanzen können<br />

ihrerseits den Pflegeaufwand des Teiches verringern (Reinigungspflanzen). Die Erhöhung der ökologischen Vielfalt sorgt <strong>für</strong> ein<br />

dynamisches Gleichgewicht, erhöht die Flexibilität und sichert kontinuierliche Erträge.<br />

Waldgarten<br />

Aufbau und Pflege <strong>von</strong> Waldgärten (engl.: forest garden) in Europa basieren auf<br />

einem Konzept des Engländers Robert Hart. Im indischen Bundesstaat Kerala gibt es<br />

bereits eine jahrhundertealte Tradition, ebenso bei den Chagga am Kilimandscharo<br />

(insbesondere vor der Zeit des ausgeprägten Kolonialismus). Dabei werden<br />

naturnahe Waldwirtschaft und umfangreiche Nahrungsproduktion miteinander<br />

kombiniert.<br />

Ein gesundes Ökosystem Mischwald besteht aus sich permanent regenerierenden<br />

Bäumen, Sträuchern, Büschen, Kräutern, Bodendeckern und Rankepflanzen. Diese<br />

Vielfalt an Vegetationsschichten unterschiedlicher Höhe gewährleistet eine optimale<br />

Lichtausbeute und stellt zahlreiche Nischen <strong>für</strong> eine Vielfalt dort lebender Tierarten<br />

bereit; hohe kontinuierliche Produktivität auf relativ kleinem Raum. Diese<br />

Beobachtung und die praktischen Erfahrungen aus Indien waren ausschlaggebend <strong>für</strong> die Entwicklung eines Waldgartenkonzeptes <strong>für</strong><br />

das gemäßigte Klima in Mitteleuropa.<br />

Die Skizze zeigt, wie sich ein solches Ökosystem prinzipiell mit einem gezielten Anbau unterschiedlicher essbarer Pflanzen<br />

kultivieren lässt: Walnuss- und Obstbäume in den hochgelegenen Schichten, darunter Beerensträucher und fruchttragende Büsche,<br />

und in Bodennähe unterschiedliche Kräuter bis hinab zu den Bodendeckern. In der Humusschicht lassen sich z. B. rhizombildende<br />

Gemüse anbauen. Durch eine intelligente Auswahl an kooperierenden Pflanzengesellschaften kann über mehrere Jahre hinweg ein<br />

sich tendenziell selbst erhaltender Waldgarten zur Nahrungsversorgung aufgebaut werden. Die ökologische Vielfalt sorgt <strong>für</strong><br />

Flexibilität und Stabilität.<br />

Waldgärten sind Beispiele <strong>für</strong> Agroforstsysteme. [14]<br />

Selbstversorgung auf kleinem Raum:<br />

Nutzung mehrerer Schichten in<br />

einem Waldgarten<br />

Transition Towns<br />

→ Hauptartikel: Transition Towns Transition Town bedeutet „Stadt im Übergang“ bzw. „Stadt im Wandel“.<br />

Louise Rooney und Rob Hopkins transferierten 2004 die Permakulturidee, die bisher eher im ländlichen Raum Anwendung fand, in<br />

die Stadt. Bei ihren Überlegungen fließen zwei weitere Aspekte ein: der Klimawandel und das Erdölfördermaximum Peak Oil. Sie<br />

gehen da<strong>von</strong> aus, dass die Nutzung fossiler Energieträger wie Öl, Kohle und Gas zwar vielen Menschen <strong>einen</strong> hohen Lebensstandard<br />

ermöglicht, aber auch die meisten sozialen und ökologischen Probleme mitverursacht hat.<br />

Mit Energiewende. Das Handbuch. Anleitung <strong>für</strong> zukunftsfähige Lebensweisen veröffentlichte Hopkins 2008 eine <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong><br />

Ideen, Erfahrungen, Herangehensweisen, Beispielen und praktischen Werkzeugen, um in der eigenen Kleinstadt oder im Stadtteil<br />

gemeinsam <strong>einen</strong> lokalen Plan B auf den Weg zu bringen. Die Rückbesinnung auf lokale und regionale Wirtschaftskreisläufe, so<br />

Hopkins, werde eine entscheidende Rolle spielen, wenn in wenigen Jahren die Schere zwischen Erdölfördermenge und Nachfrage<br />

auseinandergehen und der Ölpreis rapide ansteigen werde.<br />

Gründüngung, Mulch, Direktsaat


Mithilfe <strong>von</strong> Gründüngung wird der Boden aufgelockert und die Bodengare verbessert. Pflanzenteile <strong>von</strong> stickstoffsammelnden<br />

(siehe Knöllchenbakterien) Leguminosen wie Süßlupinen (deren Samen als eiweissreiches Nahrungs- oder Futtermittel dienen<br />

können), Klee oder Robinien (deren Äste zudem gutes Holz <strong>für</strong> Pflanzenstützen ergeben). Akazienzweige in Afrika [15] sowie die<br />

krautigen Stängel <strong>von</strong> ausdauernden (beispielsweise <strong>von</strong> Topinambur) oder eiweisshaltigen Pflanzen (beispielsweise Beinwell)<br />

werden im Ganzen oder gehäckselt als stickstoffhaltiges aufdüngendes Mulchmaterial verwendet. Wege zwischen Beeten oder<br />

Ackerfurchen werden mit Klee besamt, der (vor der Samenbildung gemäht) gleich daneben mehrmals im Jahr als Mulch zur<br />

Verfügung steht. Wegen der Mulchnutzung kommen neue Methoden wie Direktsaat oder Mulchsaat zur Anwendung.<br />

Literatur<br />

Christoph Bachmann, Eva Bührer, Kurt Forster: Permakultur. Grundlagen und Praxisbeispiele <strong>für</strong> nachhaltiges<br />

Gärtnern, Haupt Verlag, 2017, ISBN 978-3-258-08004-8.<br />

Graham Bell: Der Permakultur-Garten. Anbau in Harmoniemit der Natur. 2. überarbeitete Auflage. Pala-Verlag,<br />

Darmstadt 2004, ISBN 3-89566-196-1<br />

Graham Bell: Permakultur praktisch. Schritte zum Aufbau einer sich selbst erhaltenden Welt. 2. überarbeitete<br />

deutsche Auflage. Pala-Verlag, Darmstadt 2006, ISBN 3-89566-197-X<br />

Sepp & Margit Brunner: Permakultur <strong>für</strong> alle. Loewenzahn, Innsbruck u. a. 2007, ISBN 978-3-7066-2394-0<br />

Martin Crawford: Creating a Forest Garden.Green Books, ISBN 9781900322621.<br />

Robert Hart: Der Waldgarten. PiKS-Verlag, Steyerberg 1992, ISBN 3-929321-00-9<br />

Toby Hemenway: Gaia’s Garden: A Guide to Home-Scale Permaculture. Chelsea Green Pub., ISBN<br />

9781603580298<br />

David Holmgren: Permaculture: Principles & Pathways Beyond Sustainability . Chelsea Green Pub., ISBN 978-<br />

0646418445<br />

Sepp Holzer: Sepp Holzers Permakultur. Leopold Stocker Verlag, Graz 2004, ISBN 3-7020-1037-8.<br />

Gerda & Eduard W. Kleber: Gärtnern im Biotop mit Mensch.OLV Organischer Landbau Verlags-Gesellschaft,<br />

Xanten 1999, ISBN 3-922201-31-8<br />

Fukuoka Masanobu: Der große Weg hat kein Tor. Pala-Verlag, Schaafheim 1984, ISBN 3-923176-14-7<br />

Fukuoka Masanobu: Rückkehr zur Natur. Die Philosophie des natürlichen Anbaus. 2. Auflage. Pala-Verlag,<br />

Darmstadt 1998, ISBN 3-923176-46-5<br />

Fukuoka Masanobu: In Harmonie mit der Natur. Die Praxis des natürlichen Anbaus. Pala-Verlag, Schaafheim 1998,<br />

ISBN 3-923176-47-3<br />

Bill Mollison: Das Handbuch der Permakultur-Gestaltung. Permakultur-Akademie im Alpenraum<br />

Bill Mollison: Permakultur II. Praktische Anwendungen.pala-verlag, Schaafheim 1994, ISBN 3-923176-05-8<br />

Bill Mollison & David Holmgren: Permakultur. Landwirtschaft und Siedlungen in Harmonie mit der Natur. pala-verlag,<br />

Schaafheim 1984, ISBN 3-923176-04-X<br />

John Paull: Permanent Agriculture: Precursor to Organic Farming.In: Elementals. Journal of Bio-Dynamics<br />

Tasmania. 83, 2006, S. 19–21 (PDF; 331 KB)<br />

John Paull: Permanent Agriculture: Precursor to Organic Farming.In: Elementals. Journal of Bio-Dynamics<br />

Tasmania. 83, 2006, S. 19–21 (PDF; 331 KB)<br />

Mark Shepard: Restoration Agriculture – Redesigning Agriculture in Nature’ s Image. Acres U.S.A, 2013, ISBN<br />

1601730357<br />

Dave Jacke & Eric Toensmeier: Edible Forest Gardens.Chelsea Green Pub., Vermont 2005<br />

Volume I: Ecological Vision and Theory for Temperate-Climate Permaculture.ISBN 1-931498-79-2<br />

Volume II: Ecological Design and Practice for Temperate-Climate Permaculture.ISBN 1-931498-80-6<br />

Patrick Whitefield: Permakultur kurz & bündig. Schritte in eine ökologische Zukunft . 3. Auflage. OLV Organischer<br />

Landbau Verlag Kurt Walter Lau, Kevelaer 2003, ISBN 3-922201-15-6<br />

Patrick Whitefield: The earth care manual. A permaculture handbook for Britain and other temperate climates.<br />

Permanent Publications, East Meon Hampshire 2004, ISBN 1-85623-021-X<br />

Patrick Whitefield: Das große Handbuch Waldgarten. Biologischer Obst-, Gemüse- und Kräuteranbau auf mehreren<br />

Ebenen. OLV Organischer Landbau Verlag Kurt Walter Lau, Kevelaer 2007, ISBN 978-3-922201-25-0<br />

Siehe auch<br />

Agroforstwirtschaft<br />

Ökologische Landwirtschaft<br />

Umweltkulturpark Dortmund-Barop


Plants for a Future<br />

Weblinks<br />

Commons: Permakultur – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Permaculture Commons: <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Permakulturinhalten unter freier Lizenz.<br />

PIA – Permakultur-Akademie im Alpenraum.<br />

Permakultur Info Seite: Informationen, Initiativen und Projekte im deutschsprachigen Raum.<br />

Karte mit Permakultur-Projekten im deutschsprachigen Raum und Ungarn.<br />

Transition Town Initiativen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />

Verein Permakultur-Landwirtschaft<br />

Permakultur Schule<br />

Einzelnachweise<br />

1. The Living Earth. (http://books.google.com/books?id=0sNFAAAAYAAJ&pg=PA14). Conservation Society of New<br />

South Wales., 1980, , S. 14.<br />

2. B. C. Mollison: Permaculture: A Practical Guide for a Sustainable Future. (http://books.google.com/books?id=PAbyA<br />

AAAMAAJ&pg=PA36). Island Press, 1990, , ISBN 978-1-55963-048-1, S. 36.<br />

3. Report der FAO:Investing in smallholder agriculture for food security, A report by The High Level Panel of Experts on<br />

Food Security and Nutrition June 2013(http://www.fao.org/fileadmin/user_upload/hlpe/hlpe_documents/HLPE_Repo<br />

rts/HLPE-Report-6_Investing_in_smallholder_agriculture.pdf)<br />

4. Franklin Hiram King: 4000 Jahre Landbau in China, Korea und Japan, Olv, 2005 (Originaltitel: Farmers of Forty<br />

Centuries. Permanent Agriculture in China, Korea, and Japan, englisch online (http://www.gutenberg.org/ebooks/535<br />

0))<br />

5. Bill Mollison, David Holmgren: Permaculture One: A Perennial Agriculture for Human Settlements.Transworld,<br />

Melbourne, 1978.<br />

6. Es findet sich kein Eintrag in der Liste der staatlich anerkannten Ausbildungsberufe(https://www.bibb.de/dokumente/<br />

pdf/Verzeichnis_anerk_AB_2015.pdf)Stand: 19. Juni 2015<br />

7. Permaculture Design Course FAQ (http://www.patternliteracy.com/courses/permaculture-design-course-faq)<br />

8. Permakultur Akademie(http://permakultur-akademie.net/front_content.php?idcat=143)<br />

9. Permakultur-Campus Hamburg(http://permakultur-campus.de/)<br />

10. Ökotraining – Google Books(https://books.google.de/books?id=5g2krjCdVr0C&pg=PA39&dq=Achtsamer#v=onepag<br />

e) in der Google-Buchsuche<br />

11. Permaculture PrinciplesPermaculture Design Principles(http://permacultureprinciples.com/principles/)<br />

12. The Permaculture Research Institute: What is Zone Zero? (http://permaculturenews.org/2008/11/08/what-is-%E2%<br />

80%98zone-zero%E2%80%99/)<br />

13. Permaculture Principles: Principle 11: Use edges & value the marginal(http://permacultureprinciples.com/principles/<br />

_11/)<br />

14. Agroforestry Research Trust (http://www.agroforestry.co.uk/), vgl. Autorenbeschreibung <strong>von</strong> Martin Crawford(http://w<br />

ww.greenbooks.co.uk/Contributor/58/Martin-Crawford.html) bei greenbooks.co.uk.<br />

15. Volker Mrasek: Immergrüne Landwirtschaft <strong>für</strong> Afrika, Ackerbau in Zeiten des Klimawandels(http://www.dradio.de/dl<br />

f/sendungen/forschak/1310283/)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Permakultur&oldid=169004007 “<br />

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Politische Ökologie<br />

Die Politische Ökologie ist ein relativ junger Zweig der Sozialwissenschaften. Sie befasst sich mit den Auswirkungen ökologischer<br />

Veränderungen auf menschliche Gemeinschaften und deren Wechselwirkungen. Im Fokus steht dabei die praktische Umsetzung<br />

naturwissenschaftlich-ökologischer Erkenntnisse in politisches Handeln. Insbesondere in der Politikwissenschaft, aber auch innerhalb<br />

der Geographie und der Ethnologie, hat das Konzept eine breite Rezeption erfahren. Aufgeschlossene Bereiche der<br />

Umweltwissenschaften, der Landschaftsökologie, der Geoökologie sowie der Biologie sehen die Politische Ökologie ebenfalls als<br />

notwendigen Handlungsbereich eines evidenzbasierten Natur -, Umwelt- und Klimaschutzes.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Definitionen<br />

2 Hintergrund<br />

3 Kritik<br />

4 Siehe auch<br />

5 Literatur<br />

5.1 Fachzeitschriften<br />

5.2 Bücher<br />

6 Weblinks<br />

7 Einzelnachweise<br />

Definitionen<br />

<strong>Eine</strong> grundlegende Definition der Politischen Ökologie stammt <strong>von</strong> den Geographen Piers Blaikie und Harold Brookfield (1987):<br />

„Der Ausdruck 'Politische Ökologie' vereint die Anliegen der Ökologie und einer weit definierten Politischen Ökonomie“. [1]<br />

Nach einer engen Definition werden Umweltprobleme nicht als Resultat <strong>von</strong> unangemessener Technologie, falscher Bewirtschaftung<br />

oder Überbevölkerung gesehen, wie es eine Betrachtung aus humanökologischer Perspektive besagen würde, sondern haben soziale<br />

Ursachen. Daher müssen Umweltprobleme immer in ihrem historischen, politischen und ökonomischen Kontext gesehen werden.<br />

Zentral bei einer Analyse ist die Aufdeckung der Interessen und Machtverhältnisse der beteiligten Akteure und deren Diskurse.<br />

Teilweise fragt die PÖ auch danach, wie "Natur" oder "Umwelt" <strong>von</strong> den jeweiligen Akteuren konstruiert wird, da dies großen<br />

Einfluss auf normative Sichtweisen dessen hat, was und wie geschützt werden soll.<br />

In Abgrenzung zur biologischen Ökologie ist die Politische Ökologie anthropozentrisch ausgerichtet und kann sogar ideologische<br />

Züge annehmen. Politische Ökologie wird teilweise als Überbegriff <strong>für</strong> Ansätze <strong>von</strong> "De-Naturalization" und "Re-Construction" <strong>von</strong><br />

Natur genutzt. Auch erheben Denkschulen des Öko-Feminismus und Gender Studies Anspruch Aussagen im Bereich der Politischen<br />

Ökologie zu machen. [2]<br />

Hintergrund<br />

Entstanden ist die politische Ökologie aus den Herausforderungen, welche die Industrialisierung der westlichen Staaten mit sich<br />

brachte. Deren Auswirkungen waren mit Beginn der 1960er Jahre nicht mehr übersehbar und führten beispielsweise 1972 zur<br />

Gründung des UN-Umweltprogramms UNEP. Grenzüberschreitende Luft- und Wasserverschmutzung ließen sich nicht länger im


souveränen Nationalstaat allein lösen, sondern bedurften internationaler Anstrengungen. Auf globaler Ebene stellt heute insbesondere<br />

die globale Erwärmung, aber auch fortschreitende Desertifikation oder die ungebremste Entwaldung eine wesentliche Bedrohung des<br />

menschlichen Zusammenlebens dar.<br />

Politische Ökologen bemängelten, dass die Theorien der Internationalen Beziehungen häufig blind blieben <strong>für</strong> die spezifischen<br />

Auswirkungen <strong>von</strong> ökologischen Veränderungen zum Beispiel auf die menschliche Sicherheit. Diese Lücke soll mithilfe der<br />

politischen Ökologie geschlossen werden.<br />

In der politischen Ökologie wird versucht, Ursachen <strong>für</strong> Folgen <strong>von</strong> Umweltveränderungen in politischen Systemen zu verorten,<br />

Alternativen aufzuzeigen und sowohl theoretisch fundiert als auch praktisch orientiert die menschliche Systematik <strong>von</strong><br />

Umweltzerstörungen zu erfassen. Sie kann als Querschnittsdisziplin verstanden werden, die sich in verschiedenen klassischen<br />

Bereichen der Politikwissenschaft zugleich bewegt.<br />

Kritik<br />

Kritik an der Politischen Ökologie kommt teilweise <strong>von</strong> Biologen und Politischen Ökologen selbst. Kritisch werden die Naturbilder<br />

gesehen, aufgrund deren die Politische Ökologie ihre Positionen begründet. eilweise T gelten sie als konservativ bis romantisiert.<br />

Die teilweise vorhandene Diskrepanz zwischen Naturnutzung und Naturschutz wird neutralisiert.<br />

Siehe auch<br />

Gesellschaftliche Naturverhältnisse<br />

Kritische Geographie<br />

Naturschutzpolitik<br />

Kapitalismuskritik<br />

Ökologische Gerechtigkeit<br />

Technischer Umweltschutz<br />

Umweltgerechtigkeit<br />

Literatur<br />

Fachzeitschriften<br />

Journal of Political Ecology, ältestes Fachjournal zur PÖ (Hrsg. University of Arizona)<br />

Politische Ökologie, Zeitschrift des oekom Verlages<br />

Ecology and Society, Zeitschrift des Universität Stockholm<br />

Moins, Schweizer, französischsprachige Zeitschrift der Decrasion-Bewegung<br />

Bücher<br />

Bruno Latour: Das Parlament der Dinge. Für eine politische Ökologie, 2001.ISBN 3-518-41282-5<br />

Richard Peet, Paul Robbins, Michael Watts: Global Political Ecology, ISBN 9780415548151<br />

Timothy Forsyth: Critical Political Ecology: The Politics of Environmental Science. 2003. Timothy Forsyth<br />

Peter C. Mayer-Tasch: Politische Ökologie, 1999. ISBN 3-8100-2276-4<br />

Bryant Raymond, Bailey Sinead: Third World Political Ecology,1997. ISBN 0-415-12744-0<br />

Richard Peet u. Michael Watts: Liberation Ecologies. Environment, Development, Social Movements , 2. Aufl., 2004.<br />

ISBN 0-415-31235-3<br />

Paul Robbins: Political Ecology: A Critical Introduction (Blackwell Critical Introductions to Geography) , 2004. ISBN<br />

978-1-4051-0266-7


Weblinks<br />

politische ökologie - Fachzeitschrift, erscheint seit 1988 im oekom verlag<br />

Politische Ökologie - Zeitschrift <strong>für</strong> Kulturwissenschaften, bei transcript<br />

Einzelnachweise<br />

1. Piers Blaikie, Harold Brookfield: Land Degradation and Society. Methuen, London / New York 1987, ISBN 0-416-<br />

40150-3.<br />

2. Enrique Leff: Political Ecology: A Latin American Perspective<br />

http://www.geopolitica.ws/media/uploads/lefpoliticalecologyeolss.pdf<br />

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Positive Peer Culture<br />

Positive Peer Culture (PPC) ist ein Ansatz zur Förderung <strong>von</strong> Resilienz im Jugendalter. Er wurde in den 1960er Jahren in den USA<br />

<strong>von</strong> Harry H. Vorrath und Larry K. Bendtro entwickelt.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Ausgangslage<br />

2 Gruppentreffen<br />

3 Wirkungen<br />

4 Siehe auch<br />

5 Weblinks<br />

6 Literatur<br />

7 Einzelnachweise<br />

Ausgangslage<br />

Im Kern will PPC Jugendliche anleiten, trotz all ihrer Probleme ihre positive Aufmerksamkeit auf andere Jugendliche zu richten und<br />

ihnen zu helfen. In der Forschung finden sich viele Hinweise, dass <strong>von</strong> Gleichaltrigen im Jugendalter eher Gefahren ausgehen. Die<br />

Rede ist <strong>von</strong> Cliquen und Banden, weniger vom Freundeskreis oder Netzwerk. Dabei fehlt es nicht an Hinweisen, warum, wo und<br />

wie sich Jugendliche gegenseitig unterstützen können und sollen. Weil die Bedeutung Gleichaltriger in der Jugend zunimmt,<br />

verbinden sich mit Peerbeziehungen Risiken, aber auch besondere Chancen. Jugendliche orientieren sich in ihrem Verhalten in ihren<br />

Einstellungen und ihrer Identität an anderen Jugendlichen. PPC hat den Anspruch, <strong>einen</strong> positiven Ort des sozialen Lernens, <strong>einen</strong><br />

Ort, der sich durch eine Kultur der gegenseitigen Hilfe auszeichnet, zu schaf fen.<br />

Positive Peer Culture ist ein Angebot, das in der Heimerziehung entwickelt wurde und nun auch in außerschulischen und schulischen<br />

Angeboten umgesetzt wird. Der Ansatz nutzt die Kraft der Peer Group konstruktiv. Es wurde parallel in anderen theoretischen<br />

Kontexten vorangetragen <strong>von</strong> Howard W. Polsky. Wine Delinquenteneinrichtung in Philadelphia geht ähnlich vor und nennt die<br />

Herangehensweise (Grou Guided Interaction). Inzwischen gibt es auch im deutschsprachigen Raum Einrichtungen, die diesem<br />

Ansatz folgen, z.B. Seehaus Leonberg oder Projekt Chance. Erfahrungen gibt es auch mit schulischen und Freizeitangeboten.<br />

Die Jugendlichen werden aufgefordert und angeleitet, sich innerhalb ihrer Gruppe gegenseitig zu helfen. Unabhängig <strong>von</strong> den<br />

eigenen Problemen machen Jugendliche hier die Erfahrung, dass sie <strong>für</strong> andere hilfreich sein können. Dies stabilisiert den eigenen<br />

Selbstwert positiv und nachhaltig.<br />

Gruppentreffen<br />

Die Gruppentreffen im PPC-Ansatz folgen bestimmten Regeln.<br />

1. Problembenennung: Jeder Jugendliche benennt ein aktuelles Problem, etwas, das sich in den letzten agen T ereignet<br />

hat, das ihn beschäftigt und unangenehme Gefühle hervorgerufen hat. Es geht dabei um Alltagsprobleme. Die<br />

Probleme können anhand <strong>von</strong> Listen eingeordnet werden. Probleme werden als Herausforderungen verstanden,<br />

nicht als etwas, das man nicht haben sollte.<br />

2. Problemfindungsrunde: Bei jedem Treffen wird immer nur ein Problem behandelt. Die Jugendlichen versuchen<br />

einstimmig zu beschließen, wer bei diesem Treffen sein Problem einbringen darf. Das darf in der Gruppe diskutiert<br />

werden. Am Ende müssen aber alle Jugendlichen mit der Entscheidung einverstanden sein.


3. Problemschilderung: Der betrefende Jugendliche schildert sachlich sein Problem und damit verbundene Ereignisse,<br />

möglichst in chronologischer Reihenfolge. Er stellt dar , wer alles mit diesem Problem zu tun hat. Die anderen<br />

Jugendlichen unterbrechen ihn dabei nicht.<br />

4. Nachfragen zum Sachstand: Die übrigen Jugendlichen können nun nachfragen, wenn sie etwas nicht verstanden<br />

haben oder sie noch Informationen brauchen. Diese Fragen sollen sachlich bleiben.<br />

5. Nachfragen zur Gefühlslage und möglichen Verhaltensalternativen der Beteiligten: Nun sollen die übrigen<br />

Jugendlichen durch Nachfragen versuchen, etwas über die Gefühlslage der am Problem beteiligten Personen zu<br />

erfahren. Außerdem soll darüber gesprochen werden, welche Verhaltensalternativen in der betrefenden Situation<br />

möglich gewesen wären.<br />

6. Lösungsmöglichkeiten entwerfen: Die Gruppe überlegen jetzt gemeinsam, welche Lösungsmöglichkeiten es gibt. Die<br />

Lösungsmöglichkeiten sollen diskutiert werden.<br />

7. Hausaufgaben werden verteilt: Die Jugendlichen überlegen, wer welche Hausaufgaben übernehmen kann. Der<br />

Jugendliche, der sein Problem eingebracht hat, soll nicht allein die Lösungsverantwortung übernehmen. Es wird<br />

überlegt, welche Jugendlichen ihn unterstützen können und wie dies geschehen kann. Dabei soll möglichst die<br />

ganze Gruppe einbezogen werde. Ob die Hausaufgaben gemacht wurden und wie das abgelaufen ist, wird beim<br />

nächsten Treffen als erstes angesprochen.<br />

8. Rückmelderunde: Der Moderator gibt jedem Jugendlichen eine Rückmeldung über sein Verhalten bei der<br />

Gruppensitzung. [1]<br />

Wirkungen<br />

Durch die Möglichkeit anderen zu helfen, kann Wertschätzung erfahren und ein positives Selbstbild aufgebaut werden. Indem einer<br />

dem anderen hilft, gewinnt er an positiver Bedeutung <strong>für</strong> die anderen. Im Wechselspiel <strong>von</strong> Hilfehandeln und positiver<br />

Fremdeinschätzung kommt es zu einer positiven Selbstbewertung und zu einer Stabilisierung des Selbstwerts. Vertrauen,<br />

Hilfsbereitschaft, Verantwortung untereinander und soziale Kompetenz wachsen. Akzeptanz, Verstehen, Toleranz untereinander<br />

nehmen zu. Die Jugendlichen sprechen über eigene Probleme, Schwächen und Stärken. Konflikte und Krisen werden angesprochen,<br />

Zuhören wird gelernt. Mit PPC liegt ein Ansatz vor, der bei Jugendlichen, die als schwierig gelten, tief greifende Veränderungen<br />

möglich machen soll. Die Veränderungen gehen über reine Verhaltensänderungen hinaus und greifen nachhaltig in die<br />

Persönlichkeitsentwicklung ein.<br />

Siehe auch<br />

Glen Mills Schools<br />

Seehaus Leonberg<br />

Weblinks<br />

positive-peerkultur.de<br />

ppc-netzwerk.de<br />

augustinusheim.de<br />

kh-freiburg.de (Memento vom 5. Mai 2013 im Webarchiv archive.is)<br />

Seehaus e.V.<br />

Literatur<br />

L. K. Brendtro, M. Mitchell: The organizational ethos: From Tension to teamwork. In: L. K. Brendtro, A. E. Ness<br />

(Hrsg.): Re-education troubled youth. Environments for teaching and treatment.Aldine, New York 1983, S. 94–122.<br />

L. K. Brendtro, S. J. Larson: The resilience revolution.solution-tree, Bloomington 2006.<br />

L. K. Brendtro, A. Ness, M. Mitchell: No disposable kids. National educational service, Bloomington 2005.<br />

K. Breuker, U. Bächle-Hahn, A. Schrenk: Positive Peerkultur im Heimkontext.In: G. Opp, J. Teichmann (Hrsg.):<br />

Positive Peerkultur. Best Practices in Deutschland. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2008, S. 103–128.<br />

G. Opp, M. Fingerle (Hrsg.): Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. 2. Auflage. Reinhardt,<br />

München 2007.<br />

G. Opp, J. Teichmann (Hrsg.): Positive Peerkultur. Best Practices in Deutschland. Klinkhardt, Bad Heilbrunn.<br />

G. Opp, N. Unger (Hrsg.): Kinder stärken Kinder. Positive Peer Culture in der Praxis. Körber, Hamburg 2006.


C. Steinebach, U. Steinebach, L. K. Brendtro: Peerbeziehungen und Gesundheit im Jugendalter . In: C. Steinebach,<br />

D. Jungo, R. Zihlmann (Hrsg.): Positive Psychologie in der Praxis.Beltz, Weinheim 2012, S. 153–161.<br />

C. Steinebach, U. Steinebach: Hilfsbereitschaft statt Gewalt. Wirkungen <strong>von</strong> Positive Peer Culture (PPC) in der<br />

stationären Jugendhilfe.In: Unsere Jugend. 60(7/8), 2008, S. 312–320.<br />

C. Steinebach, U. Steinebach: Positive Peer Culture with German Youth. In: Reclaiming Children and Youth. 18(2),<br />

2009, S. 27–33.<br />

C. Steinebach, U. Steinebach: Resilienzförderung im Jugendalter. Die Stärken der Peerbeziehungen nutzen.In: H.<br />

Hackauf, H. Ohlbrecht (Hrsg.): Jugend und Gesundheit.Juventa, München 2010, S. 304–320.<br />

U. Steinebach, C. Steinebach: Stärken gezielt fördern.In: Care Management. 3(1), 2010, S. 13–18.<br />

U. Steinebach, Ch. Steinebach: Best Practice prüfen. In: G. Opp (Hrsg.): PPC in der Praxis. Klinkhardt, Bad<br />

Heilbrunn, 2008, S. 157–173.<br />

H. Vorrath, L. Brendtro: Positive Peer Culture. 2. Auflage. Aldine, New York 2007.<br />

Einzelnachweise<br />

1. vgl. C. Steinebach, U. Steinebach: Hilfsbereitschaft statt Gewalt.2008 und C. Steinebach, U. Steinebach:<br />

Resilienzförderung im Jugendalter. 2010.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Positive_Peer_Culture&oldid=161966452 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 24. Januar 2017 um 21:18 Uhr bearbeitet.<br />

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Gemeinfreiheit<br />

Der Gemeinfreiheit unterliegen alle geistigen Schöpfungen, an denen<br />

keine Immaterialgüterrechte, insbesondere kein Urheberrecht,<br />

bestehen. Die im anglo-amerikanischen Raum anzutreffende Public<br />

Domain (PD) ist ähnlich, aber nicht identisch mit der europäischen<br />

Gemeinfreiheit. Nach dem Schutzlandprinzip bestimmt sich die<br />

Gemeinfreiheit immer nach der jeweiligen nationalen Rechtsordnung,<br />

in der eine Nutzung vorgenommen wird.<br />

Gemeinfreie Güter können <strong>von</strong> jedermann ohne eine Genehmigung<br />

oder Zahlungsverpflichtung zu jedem beliebigen Zweck verwendet<br />

werden. Wer Immaterialgüterrechte geltend macht<br />

(Schutzrechtsberühmung), obwohl das Gut in Wahrheit gemeinfrei ist, Die verschiedenen Formen der<br />

kann Gegenansprüche des zu Unrecht in Anspruch Genommenen Immaterialgüterrechte; der Raum außerhalb<br />

auslösen. [1]<br />

entspricht der Gemeinfreiheit.<br />

Der Begriff der Gemeinfreiheit wird vor allem in Bezug auf<br />

Urheberrechte benutzt, in Bezug auf andere Immaterialgüterrechte sind Begriffe wie Freihaltebedürfnis im Markenrecht oder Freier<br />

Stand der Technik und naheliegende Weiterentwicklung im Patentrecht üblich. Im gewerblichen Feld wird auch <strong>von</strong><br />

Wettbewerbsfreiheit gesprochen. [2] Sie fallen alle unter die Gemeinfreiheit im weiteren Sinne. [3]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Struktur<br />

1.1 Strukturelle Gemeinfreiheit<br />

1.2 Gemeinfreiheit durch Zeitablauf<br />

1.3 Entlassung in die Gemeinfreiheit<br />

1.4 Schrankenbestimmungen<br />

2 Abgrenzung zu verwandten Konzepten<br />

2.1 Public Domain<br />

2.2 Copyleft<br />

3 Public domain mark<br />

4 Literatur<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Struktur<br />

Die Gemeinfreiheit ist die Grundnorm allen Wissens und aller geistigen Schöpfungen. [4] Von der Nutzung gemeinfreier Güter kann<br />

niemand ausgeschlossen werden, die Nutzung durch eine Person verhindert nicht, dass andere dasselbe gemeinfreie Gut nutzen: Sie<br />

ist nicht exklusiv und nicht rivalisierend. [5]


Verschiedene Bereiche wirken in der Gemeinfreiheit zusammen: Ökonomisch sind gemeinfreie Güter nicht knapp und da die<br />

Nutzung nicht-rivalisierend ist, ergeben sich auch bei intensivem Zugriff auf gemeinfreie Güter positive Externalitäten. [6]<br />

Demokratische, rechtsstaatliche Funktionen zeigen sich bei amtlichen Werken. Diese müssen gemeinfrei sein und eine möglichst<br />

weite Verbreitung anstreben, da ihre Kenntnis Voraussetzung <strong>für</strong> das Funktionieren der Gesellschaft und des Staates ist. Kulturell ist<br />

Gemeinfreiheit im Bereich Bildung und Wissenschaft angelegt, Ideen und Wissen können nicht geschützt und damit monopolisiert<br />

werden. <strong>Eine</strong> Weiterentwicklung der Wissenschaft setzt den Zugang zum aktuellen Stand voraus. In der Kunst ist der kulturelle<br />

Grundbestand der nicht mehr geschützten Werke das gemeinschaftliche kulturelle Erbe der Menschheit. Daraus, aber auch aus<br />

Reflexionen und Kritik ergibt sich die Inspiration <strong>für</strong> neue Werke. [7]<br />

Die Gemeinfreiheit, als Abwesenheit <strong>von</strong> Immaterialgüterrechten, ist ein Feld des offenen Wettbewerbs. Reto M. Hilty stellt fest,<br />

dass dieser Kreativität und Wachstum fördert. Der Eingriff in den Wettbewerb mit einem Monopolrecht muss daher immer begründet<br />

werden und kann keinesfalls Selbstzweck sein. Die plakative These „Mehr Schutz = mehr Kreativität“ weist er ausdrücklich<br />

zurück. [8] Gemeinfreiheit ist Ausdruck der allgem<strong>einen</strong> Handlungsfreiheit und kann nur durch gesetzliche Regelungen beschränkt<br />

werden. Die Immaterialgüterrechte sind solche gesetzlichen Regelungen.<br />

Die herrschende Meinung sieht <strong>einen</strong> Gleichrang <strong>von</strong> Gemeinfreiheit und Immaterialgüterrechten und strebt daher ein ausgewogenes<br />

Verhältnis zwischen beiden an. Rechtsdogmatisch wird dagegen das Regel-Ausnahme-Verhältnis vorgebracht, nach dem die<br />

Gemeinfreiheit Vorrang genießt, „die erstmalige Gewährung <strong>von</strong> Immaterialgüterrechten ist rechtfertigungbedürftig.“ [9]<br />

Auf dieser Grundlage kann Gemeinfreiheit in verschiedenen Formen begründet sein:<br />

Schöpfungen, die nie einem Immaterialgüterrecht unterlagen,<br />

Werke, deren Schutz abgelaufen ist,<br />

Werke, die vom Schöpfer in die Gemeinfreiheit entlassen wurden.<br />

In konkreten Anwendungsbereichen können auch Schranken des Urheberrechtsdie Wirkung der Gemeinfreiheit entfalten.<br />

Strukturelle Gemeinfreiheit<br />

Das Urheberrecht und andere Immaterialgüterrechte schützt nur Werke, nicht jedoch jede geistige Schöpfung. Voraussetzungen sind<br />

zum <strong>einen</strong>, dass die Schöpfung in einer konkreten Form verkörpert ist, also über eine Idee hinausgeht, und auch nur diese Form<br />

geschützt ist, und zum anderen ist eine gewisse Schwelle an Individualität oder Originalität erforderlich, da ein Sockel aus<br />

Basiswissen, Gestaltungsprinzipien und einfachen Leistungen <strong>für</strong> jedermann zur Verfügung stehen muss. Auch kleine, naheliegende<br />

Innovationen sind als routinemäßige Weiterentwicklungen nicht schutzfähig. [10] Derartige Schöpfungen und Leistungen unterliegen<br />

direkt der Gemeinfreiheit.<br />

Gemeinfreiheit durch Zeitablauf<br />

Alle Immaterialgüterrechte, die als Schutz <strong>von</strong> Innovationen angelegt sind, haben nur eine begrenzte Laufzeit. [11] Die Dauer des<br />

Schutzes unterscheidet sich nach den verschiedenen Schutzarten und richtet sich nach deren Regelungen. <strong>Eine</strong> Leistung wird nach<br />

der Regelschutzfrist mit Ablauf des Schutzes gemeinfrei.<br />

Dabei ist jedoch an Urheberpersönlichkeitsrechte zu denken, die etwa im französischen Urheberrecht als ewiges droit moral<br />

dauerhaft fortbestehen. [12]<br />

<strong>Eine</strong> Ausnahme sind Marken, die unbegrenzt verlängert werden können, solange sie im Markt benutzt werden.<br />

Entlassung in die Gemeinfreiheit<br />

Auf die Mehrzahl der Immaterialgüterrechte kann nach Belieben des Schöpfers verzichtet werden. Patente müssen ausdrücklich<br />

angemeldet werden, Designs eingetragen. Bei Leistungen, die in einem Arbeitsverhältnis erbracht werden, sind jedoch<br />

gegebenenfalls die Regelungen des Arbeitnehmererfindungsgesetzeszu prüfen.


Nach deutschem und österreichischem Recht ist umstritten, ob ein Totalverzicht auf das Urheberrecht zugunsten der Allgemeinheit<br />

möglich ist. Die wohl herrschende Meinung schließt dies unter Berufung auf § 29 UrhG-D bzw. § 19 UrhG-Ö aus. Daher gibt es dort<br />

keine Gemeinfreiheit durch Rechteverzicht wie in den USA, wo auf alle Rechte verzichtet werden kann und das Public-Domain-<br />

Werk den gleichen Status besitzt wie ein noch nie oder nicht mehr geschütztes Werk. Problematisch ist diese Position insbesondere<br />

mit Blick auf verwaiste Werke, die urheberrechtlich geschützt bleiben, aber <strong>für</strong> eine legale, lizenzierte Verwendung unzugänglich<br />

bleiben. Nach einer anderen Ansicht dient das Verbot des Verzichts auf das Urheberrecht nur dem Schutz des Urhebers vor<br />

Ausbeutung bei einer Übertragung <strong>von</strong> Urheber- und Nutzungsrechten auf <strong>einen</strong> Dritten. Bei Aufgabe zugunsten der Allgemeinheit<br />

gibt es k<strong>einen</strong> einzelnen Begünstigten und daher auch keine Ausbeutung. Diese Auslegung hält die Entlassung eines Werkes in die<br />

Gemeinfreiheit auch nach deutschem Urheberrecht <strong>für</strong> zulässig und argumentiert unter anderem mit der Gesetzesbegründung bei der<br />

Einführung der Linux-Klausel. [13]<br />

In jedem Fall ist es möglich, das Werk unter einem solchen Nutzungsrecht zur Verfügung zu stellen, dass es <strong>von</strong> jedermann frei<br />

veränderbar ist - durch eine freie Lizenz. Zur Kennzeichnung der Freigabe weitest möglicher Nutzungsrechte unter Verzicht auf eine<br />

Vergütung wurde <strong>von</strong> der Organisation Creative Commons die CC Zero-Lizenz erstellt.<br />

In den USA wurde Mitte der 2000er Jahre das Public Domain Enhancement Act diskutiert. Nach diesem Vorschlag würde jedes<br />

urheberrechtlich geschützte Werk, <strong>für</strong> welches nach Ablauf <strong>von</strong> 50 Jahren keine symbolische Gebühr bezahlt wird, unwiderruflich in<br />

die Gemeinfreiheit fallen. Dies würde nicht nur das Problem verwaister Werke lösen, sondern auch die Gemeinfreiheit stärken.<br />

Schrankenbestimmungen<br />

Die Schranken der Immaterialgüterrechte erlauben die freie Benutzung <strong>von</strong> ansonsten geschützten Leistungen in einem bestimmten<br />

Kontext. Innerhalb dieser Grenzen kann die Leistung genutzt werden, als wäre sie gemeinfrei. [14]<br />

So sind amtliche Werke nach deutschem Recht gemeinfrei; in den Vereinigten Staaten geht diese Regel noch weiter: alle Leistungen<br />

<strong>von</strong> Angehörigen der Bundesregierung, die diese in Ausübung ihres Dienstes erbringen, sind unmittelbar in der Public Domain.<br />

Zu Zwecken der Rechtspflege und öffentlichen Sicherheit können alle urheberrechtlich geschützten Werke in Deutschland verwendet<br />

werden.<br />

Die freie Benutzung noch geschützter Werke ist zulässig, wenn die persönlichen Züge des Originalwerkes verblassen und die des<br />

neuen Urhebers in den Vordergrund treten. [15]<br />

Abgrenzung zu verwandten Konzepten<br />

Public Domain<br />

Der Rechtsbegriff Public Domain [16] steht im angelsächsischen Common Law <strong>für</strong> „frei <strong>von</strong><br />

Urheberrechten“. Die Bedeutung englischer Begriffe wie „Copyright“ und „Public Domain“ kann<br />

nicht ohne weiteres auf die deutschen Begriffe „Urheberrecht“ und „Gemeinfreiheit“ übertragen<br />

werden.<br />

So kennt das angelsächsische Copyright kein ausdrückliches Urheberpersönlichkeitsrecht, das in<br />

kontinentaleuropäischen Rechtsordnungen dazu führen kann, dass trotz Gemeinfreiheit einer<br />

Schöpfung bestimmte Nutzungsformen im Einzelfall als Verletzung <strong>von</strong> Persönlichkeitsrechten<br />

des Urhebers unzulässig sein können; in Frankreich sogar mit ewiger Dauer. Aus demselben<br />

Grund ist eine Aufgabe des Copyrights und die Entlassung eines Werkes in die Public Domain<br />

unproblematisch, während sie in Kontinentaleuropa umstritten und nach der herrschenden<br />

Meinung unzulässig ist.<br />

Älteres PD Symbol als<br />

Negierung des<br />

Copyrightzeichens.


Copyleft<br />

Das rechtliche Prinzip des Copylefts ist nicht vereinbar mit dem der Gemeinfreiheit, da Copyleft auf dem Urheberrecht aufbaut,<br />

anstatt wie die Gemeinfreiheit darauf zu verzichten. Die Motivation hinter Copyleft-Lizenzen ist jedoch ähnlich der <strong>von</strong> gemeinfreien<br />

Inhalten, nämlich den Nutzern Freiheiten bezüglich der Weiterverwendung der Werke zu geben, also Kopien und modifizierte<br />

Versionen zu gestatten (siehe auch freie Inhalte). Bei gemeinfreien Werken kann eine dritte Person urheberrechtlich geschütztes<br />

Material zu dem gemeinfreien Werk hinzufügen, so dass das Gesamtwerk urheberrechtlich geschützt ist und Einschränkungen der<br />

Kopien und Bearbeitungen enthalten kann. Die Freiheit der Benutzer, die Inhalte zu modifizieren, kann also durch Änderungen<br />

Dritter verlorengehen. Um dies zu verhindern, nutzt Copyleft die Befugnisse des Autors, das Urheberrecht (Copyright), um alle<br />

weiteren Autoren eines Werkes dazu zu zwingen, das Werk mit all s<strong>einen</strong> Änderungen wieder unter die ursprüngliche Lizenz zu<br />

stellen.<br />

Copyleft hat also aus der Sicht der Verbraucher den Vorteil, dass auch langfristig die Freiheit sichergestellt ist, während die<br />

Gemeinfreiheit den Vorteil bietet, auch ohne komplizierte Lizenz-Bedingungen Kopien und modifizierte Versionen zu erlauben.<br />

Copyleft-Lizenzen sind zum Beispiel die GNU General Public License, die GNU Free Documentation License oder Creative-<br />

Commons-Lizenzen, die den Baustein Share Alike (Englisch, Weitergabe unter gleichen Bedingungen) enthalten.<br />

Public domain mark<br />

Die Creative Commons schlugen 2010 das Public Domain Mark (PDM) als Symbol zur Anzeige<br />

<strong>von</strong> Schöpfungen vor, die frei <strong>von</strong> Copyright-Ansprüchen und damit in der Public domain<br />

sind. [17][18] Es ist das Analogon zum Copyrightzeichen, welches als „Copyright Mark“ agiert.<br />

Die Europeana Datenbank nutzt diese Zeichen, und auf den Wikimedia Commons sind im Februar<br />

2016 2,9 Millionen Arbeiten (~10 % aller) in die Kategorie PDM eingeordnet. [19]<br />

Literatur<br />

Alexander Peukert: Die Gemeinfreiheit – Begriff, Funktion, Dogmatik.Mohr Siebeck,<br />

Tübingen 2012, ISBN 978-3-16-151714-3.<br />

Ansgar Ohly, Diethelm Klippel (Hrsg.): Geistiges Eigentum und Gemeinfreiheit.Mohr<br />

Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 978-3-16-149469-7.<br />

Creative Commons'<br />

Public Domain Mark<br />

Weblinks<br />

Wiktionary: Gemeinfreiheit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

DFG-Graduiertenkolleg „Geistiges Eigentum und Gemeinfreiheit“an der Universität Bayreuth<br />

Einzelnachweise<br />

1. Peukert 2012, S. 246 f., 252.<br />

2. Ansgar Ohly: Geistiges Eigentum und Gemeinfreiheit: Forschungsperspektiven. In: Ohly, Klippel 2007, S. 2.<br />

3. Universität Bayreuth: DFG-Graduiertenkolleg »Geistiges Eigentum und Gemeinfreiheit«(http://www.gkrw.uni-bayreut<br />

h.de/index.php?id=95)<br />

4. Peukert 2012, S. 66–72, 69.<br />

5. Peukert 2012, S. 282.<br />

6. Peukert 2012, S. 56.<br />

7. Peukert 2012, S. 62 f.<br />

8. Reto M. Hilty: Sündenbock Urheberrecht?In: Ohly, Klippel 2007, S. 111.<br />

9. Peukert 2012, S. 72.<br />

10. Peukert 2012, S. 20–23.<br />

11. Peukert 2012, S. 28–30.<br />

12. Reto M. Hilty: Sündenbock Urheberrecht?In: Ohly, Klippel 2007, S. 132.


13. Peukert 2012, S. 205–211.<br />

14. Peukert 2012, S. 32 f.<br />

15. Vinck in Fromm/Nordemann, Urheberrecht, 9. Aufl, § 24 Rdn. 2.<br />

16. vgl. James Boyle: The Public Domain: Enclosing the Commons of the Mind. Yale University Press, ISBN 978-0-300-<br />

13740-8 (thepublicdomain.org(http://thepublicdomain.org/thepublicdomain1.pdf)[PDF; abgerufen am 18. Februar<br />

2010]).<br />

The Public Domain. In: James Doyle (Hrsg.): Law and Contemporary Problems. Band 66, Nr. 1&2, 2003<br />

(scholarship.law.duke.edu (http://scholarship.law.duke.edu/lcp/vol66/iss1/) [abgerufen am 3. Januar 2013]).<br />

17. Creative Commons announces the Public Domain Mark(http://www.h-online.com/open/news/item/Creative-Common<br />

s-announces-the-Public-Domain-Mark-1106052.html) . In: The H Open, The H, 12. Oktober 2010.<br />

18. Diane Peters: Improving Access to the Public Domain: the Public Domain Mark(http://creativecommons.org/weblog/<br />

entry/23830). Creative Commons. 11. Oktober 2010. Abgerufen am 12. Oktober 2010.<br />

19. Category:CC-PD-Mark Februar 2016.<br />

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gemeinfreiheit&oldid=170907300 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 12. November 2017 um 03:45 Uhr bearbeitet.<br />

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Recycling<br />

Beim Recycling, Rezyklierung bzw. Müllverwertung werden Abfallprodukte<br />

wiederverwertet bzw. deren Ausgangsmaterialien werden zu Sekundärrohstoffen.<br />

Der Begriff „Recycling“ ist ein Lehnwort aus dem Englischen (recycling –<br />

ausgesprochen [ɹɪˈsaɪklɪŋ] – <strong>für</strong> „Wiederverwertung“ oder „Wiederaufbereitung“);<br />

etymologisch leitet es sich vom griechischen kýklos (Kreis) sowie dem lateinischen<br />

Präfix re- (zurück, wieder) ab.<br />

„Recycling“ ist definiert als „jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle zu<br />

Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder <strong>für</strong> den ursprünglichen Zweck oder<br />

<strong>für</strong> andere Zwecke aufbereitet werden. Es schließt die Aufbereitung organischer<br />

Materialien ein, aber nicht die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu<br />

Materialien, die <strong>für</strong> die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt<br />

sind“ (§ 3 Abs. 25 deutsches Kreislaufwirtschaftsgesetz). [1]<br />

Wiederverwertung gebrauchter<br />

Nägel (1946)<br />

Gesetzlich wird erst <strong>von</strong> „Recycling“ gesprochen, wenn der Rohstoff zuvor als<br />

„Abfall“ einzustufen war; andernfalls handelt es sich um „Wiederverwendung“. Der umgangssprachliche Gebrauch des Begriffs<br />

Recycling umfasst oft beide Bedeutungen. [2][3]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Politische Ziele<br />

2 Downcycling und Upcycling<br />

3 Geschichte<br />

4 Nationales<br />

4.1 Deutschland<br />

4.2 Österreich<br />

4.3 Schweiz<br />

5 Siehe auch<br />

6 Weblinks<br />

7 Einzelnachweise<br />

Politische Ziele<br />

Gemäß EU-Vorgaben besteht folgende Abfallhierarchie [4] , die allen Rechtsvorschriften und politischen Maßnahmen im Bereich der<br />

Abfallvermeidung und -bewirtschaftung als Prioritätenfolge zugrunde liegt:<br />

1. Abfallvermeidung: hierzu gehört unter anderem auch das Verbot <strong>von</strong> umweltgefährdenden Stoffen wie PCB, FCKW.<br />

2. Vorbereitung zur Wiederverwendung: das heißt eine erneute Nutzung des Guts wie Pfandflasche, Second-Hand-<br />

Use.<br />

3. Recycling durch stofliche Verwertung: definierte Abfallstofströme oder Teile da<strong>von</strong> werden aufbereitet, um daraus<br />

wieder vermarktungsfähige Sekundärrohstofe zu gewinnen.<br />

4. sonstige Verwertung, z. B. durch energetische Verwertung: die Stoffe werden verbrannt oder vergast, jedoch mit<br />

dem alleinigen Ziel der Energiegewinnung.


5. Beseitigung, z. B. durch Deponieren.<br />

Entgegen dem häufig etwas unklaren allgem<strong>einen</strong> Sprachgebrauch beinhaltet<br />

Recycling demnach nur den Punkt 3) dieser Liste. Recycling wird gemäß EU-<br />

Richtlinie definiert als jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfallmaterialien zu<br />

Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder <strong>für</strong> den ursprünglichen Zweck oder<br />

<strong>für</strong> andere Zwecke aufbereitet werden. Es schließt die Aufbereitung organischer<br />

Materialien ein, aber nicht die energetische Verwertung und die Aufbereitung zu<br />

Materialien, die <strong>für</strong> die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt<br />

sind.<br />

Möbel aus alten Felgen<br />

(aufgenommen in Osttimor)<br />

Downcycling und Upcycling<br />

Ein möglicher Nachteil <strong>von</strong> beispielsweise Kunststoff ist, dass – bei vertretbarem Aufwand – das Material nicht mehr die<br />

ursprüngliche Qualität oder dessen Verarbeitbarkeit erreicht wie bei der Primärherstellung vor dem Recyclingprozess. Diese<br />

Abwertung wird auch als Downcycling bezeichnet, während beim Upcycling aus Abfallstoffen eines Prozesses hochwertigere<br />

Produkte hergestellt werden können. Reststoffe, die während des Recyclingvorganges bestimmter organischer Materialien anfallen,<br />

werden Spuckstoffe genannt.<br />

Die Neigung eines Polymers, bei der Wiederverarbeitung zu degradieren, hängt vom gewählten Aufbereitungsverfahren ab und vom<br />

jeweiligen Grundpolymertyp sowie dem Gehalt an Additiven, die den thermisch-oxidativen Abbau der Molekülketten bei der<br />

Verarbeitung stark herabsetzen können. In einigen Fällen erreicht der verwertete Kunststoff durchaus das Eigenschaftsniveau der<br />

Originalware. Es kommt hierbei auf die Qualität und Sortenreinheit der gesammelten Altteile und den Aufbereitungsprozess und die<br />

Nachadditivierung an. Auch der Gesamtenergieverbrauch bei der Wiederaufbereitung wird vielfach überschätzt. Mit nicht mehr als<br />

rund 10 bis 15 MJ/kg Polymer (Thermoplast) ist bei Teilen, die eine Einzelmasse <strong>von</strong> mehr als 100 g besitzen, die komplette<br />

Aufbereitung durchführbar (in diesem Zusammenhang wird auf Originalliteratur aus den Jahren 1990 bis 1997 sowie auf die<br />

Quellen [5][6][7][8][9] verwiesen).<br />

Bei der Wiederaufarbeitung <strong>von</strong> Kernbrennstoffen ist kein vollständiges Recycling möglich. Nach der Abtrennung und Entsorgung<br />

der Spaltprodukte können die restlichen Bestandteile des Kernbrennstoffs jedoch wieder zur Produktion neuer Brennelemente genutzt<br />

werden.<br />

Geschichte<br />

Vor der Industrialisierung bestand der Müll hauptsächlich aus den Exkrementen <strong>von</strong> Menschen und Tieren, aus Lebensmittelabfällen,<br />

Ton- oder Glasscherben und wahrscheinlich auch Asche <strong>von</strong> den Feuerstellen. Die wohl älteste Form des Recyclings ist die<br />

traditionelle Düngemittelnutzung <strong>von</strong> pflanzlichen und tierischen Abfällen, insbesondere Ernteresten, Mist und Gülle, in der<br />

Landwirtschaft, die wohl so alt ist wie diese selbst. Diese vollständige Wiederverwertung ist Basis der Subsistenzwirtschaft. Im<br />

antiken Rom wurden die Exkremente eingesammelt und den Bauern im Umland verkauft. Im Mittelalter verfiel diese Organisation<br />

größtenteils – Exkremente und Abfälle wurden teilweise einfach nur auf die Straße gekippt und allenfalls <strong>von</strong> Haustieren „verwertet“.<br />

Später waren es Schrott- und Lumpensammler, die sich um das Einsammeln, Sortieren und Weiterleiten <strong>von</strong> wiederverwertbarem<br />

Material kümmerten. Die „Wegwerf-Mentalität“ der Industriezeit existierte aufgrund des Mangels an Gütern wie leeren Flaschen,<br />

gebrauchten Holz- oder Metallgegenständen und Ähnlichem nicht. Es war selbstverständlich, diese Gegenstände weiter zu verwerten.<br />

Aus Lebensmittelabfall wurde Haustierfutter, aus Knochen und Haaren wurden nützliche Dinge und aus Lumpen wurde Papier<br />

hergestellt. Holz- und Papierabfälle verheizte manund Metallteile wurden sowieso eingeschmolzen oder umgeschmiedet.<br />

Mit der Industrialisierung veränderte sich auch Menge und Zusammenstellung des Mülls, so dass in London erste Kehrichtöfen<br />

entstanden, später auch die ersten Deponien. Im Ersten Weltkrieg wurden mit großem Propagandaerfolg <strong>für</strong> die <strong>Sammlung</strong> auch <strong>von</strong><br />

wieder verwertbaren Abfällen geworben. Als die Menschen nach den Weltkriegen zu immer mehr Wohlstand gelangten und sich auch<br />

Luxusgüter leisten konnten, zu denen auch eine aufwändigere Verpackung gehörte (Flaschen, Alufolie, Frischhaltebeutel,<br />

Blechdosen, Kunststoffflaschen), standen die Industrieländer vor einem akuten Müllnotstand. Ein normaler Haushalt, der vor 150<br />

Jahren mit etwa 150 Dingen auskam, verwendete nun mehr als 20.000 Gegenstände, vom Zahnstocher bis zum Haarfestiger, vom


Kleiderschrank bis zur Heftzwecke, und produzierte beispielsweise in der Bundesrepublik in<br />

den 1970er Jahren im Durchschnitt eine Hausmüllmenge <strong>von</strong> 4,7 kg pro Einwohner und<br />

Woche, das sind 244 kg pro Einwohner und Jahr. Dieser wurde großteils nicht mehr<br />

wiederverwendet, sondern weitgehend vollständig deponiert. Wiederwertung war nur in<br />

Notzeiten, besonders während und nach Kriegen, ein Thema.<br />

Erst mit Aufkommen der Grünen Bewegung in den 1970/80ern fand ein Umdenken statt, dass<br />

Müllentsorgung einer der Hauptfaktoren der Umweltverschmutzung darstellt. Gleichzeitig<br />

entstand einerseits ein Bewusstsein um die Begrenztheit natürlicher Ressourcen insgesamt<br />

(etwa nach dem Ölschock der frühen 80er), andererseits wurde das Deponieren etwa in<br />

urbanen Ballungsräumen (Megacyties) zunehmend undurchführbar. Erste Anfänge zurück zu<br />

einer neuen Wiederverwertung war die anfangs freiwillige Mülltrennung, die zum Sinnbild<br />

einer ganzen Generation in der westlichen Welt wurde. Ausgehend <strong>von</strong> Altpapier-<br />

Wiederverwendung wurden zunehmend Technologien erarbeitet, die die Wiederaufbereitung<br />

aller Arten <strong>von</strong> Altstoffen wirtschaftlich machen, wodurch Abfall zu einem bedeutenden<br />

Wirtschaftsgut wurde: Geprägt wurde da<strong>für</strong> der Ausdruck Sekundärrohstoff.<br />

Zunehmend Bedeutung erlangt das Recycling auch bei Elementen, deren Vorkommen<br />

begrenzt sind oder deren Gewinnung aufwändig ist. Das trif ft besonders auf die in der Elektround<br />

Elektronikindustrie häufig verwendeten Seltenen Erden zu, die früher mit den<br />

weggeworfenen Geräten auf dem Müll landeten.<br />

US-Regierungsplakat aus<br />

der Zeit des Zweiten<br />

Weltkriegs, das zur<br />

Trennung <strong>von</strong> Essens- und<br />

Metallabfällen aufordert<br />

Nationales<br />

Deutschland<br />

Schrott wird schon seit Urzeiten teils wiederverwertet, Eisenteile etwa durch Umschmieden. Besonders in Zeiten der<br />

Kriegswirtschaft wird auf Metallgegenstände des zivilen Gebrauches zurückgegriffen zwecks Sekundär-Rohstoffgewinnung zur<br />

Waffenproduktion, wie etwa 1940 unter dem Motto Metallspende des deutschen Volkes.<br />

Die Verwertung <strong>von</strong> Fasern aus verwertbaren Altkleidern beherrschten bereits Papiermühlen der Renaissance. Altpapier-<br />

Wiederverwertungsverfahren gab es schon seit 1774, sodann beschrieben <strong>von</strong> Justus Claproth. Erst später kam es zur Anwendung in<br />

größerem Maßstab, verstärkt besonders in Zeiten der Kriegswirtschaft. [13] Mit zunehmendem Umwelt- und Kostenbewusstsein ab<br />

den 1980er Jahren wuchs die Nachfrage nach Recyclingpapier erheblich, so dass der Altpapiermarkt bereits umkämpft ist unter<br />

Recyclingunternehmen. [14]<br />

In den 1960er Jahren begann die DDR, vermittels Altstoffsammlungs aktionen und dem SERO-System der VEB Kombinat Sekundär-<br />

Rohstofferfassung Rohstoffe, u. a. zwecks Devisen einsparung, systematisch mehrfach zu nutzen. Dabei gab es festgelegte<br />

Rücknahmepreise <strong>für</strong> verschiedene Altmaterialien.<br />

In den 1970er Jahren wurden Umweltschutz und Abfallvermeidung zum offiziellen Aufgabengebiet der Bundesrepublik erklärt: 1972<br />

wurde das erste Abfallbeseitigungsgesetzder BRD beschlossen, 1975 das Abfallwirtschaftsprogramm '75 der Bundesregierung und<br />

1986 die TA Luft <strong>für</strong> die Vermeidung <strong>von</strong> Emissionen durch Abfälle und ihre Behandlung. Hinzu kamen später die Altölverordnung,<br />

die Verpackungsverordnung und 1996 das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG). [15] Dieses Gesetz und die<br />

zugehörigen Verordnungen verzeichnen detaillierte Vorschriften zur Vermeidung, Verwertung und Ablagerung <strong>von</strong> Abfällen.<br />

Prinzipiell ging es nicht mehr vorrangig um Kapazitätsfragen <strong>von</strong> Deponien, sondern in erster Linie darum, Müll zu vermeiden, wenn<br />

nicht möglich, ihn zu verwerten, und erst wenn dies nicht möglich ist, ihn zu deponieren (vgl. § 4 Kreislaufwirtschafts- und<br />

Abfallgesetz). Es folgte der Europäische Abfallkatalogund das Duale System Deutschland(Grüner Punkt).<br />

1994 wurde die Direktive des Umweltschutzes im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen, wo es in Artikel 20a<br />

heißt:


„Der Staat schützt auch in Verantwortung <strong>für</strong> die<br />

zukünftigen Generationen die natürlichen<br />

Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der<br />

verfassungsgemäßen Ordnung durch die<br />

Gesetzgebung und nach Maßgabe <strong>von</strong> Gesetz und<br />

Recht durch die vollziehende Gewalt und die<br />

Rechtsprechung.“<br />

Seit 2005 gilt das Elektro- und Elektronikgerätegesetz(ElektroG).<br />

Diese Richtlinie nahm die EU-Mitgliedstaaten in die Pflicht, bis<br />

zum 13. August 2005 ein funktionierendes E-Schrott Recycling-<br />

System in Betrieb einzurichten und ab Dezember 2006<br />

mindestens vier Kilogramm pro Person und Jahr zu recyclen.<br />

Neben gängigem Elektronikschrott fallen auch LED- und<br />

Energiesparlampen (Kompaktleuchtstoflampen) unter diese<br />

Richtlinie, denn sie enthalten neben Quecksilber und weiteren<br />

problematischen Stoffen auch elektronische Bauteile. Die<br />

<strong>Sammlung</strong> wird in Deutschland <strong>von</strong> dem<br />

Retourlogistikunternehmen Lightcycle organisiert und erfolgt<br />

unter anderem in mehr als 2100 kommunalen Sammelstellen<br />

(Wertstoffhöfen, Schadstoffmobile etc.) und 4000 Sammelstellen<br />

im Handel und Handwerk (Drogeriemärkte, Baumärkte,<br />

Elektrohandwerker etc.). Für gewerbliche Mengen stehen mehr<br />

als 400 Großmengensammelstellen zur Verfügung. Mengen ab<br />

einer Tonne (etwa 5000 Altlampen) werden <strong>von</strong> dem<br />

Logistikunternehmen abgeholt.<br />

<strong>Eine</strong> Systematik wurde durch den Recycling-Code eingeführt,<br />

den man im Wesentlichen auf Produkten aus Kunststoff, aber<br />

auch auf anderen Gegenständen finden kann.<br />

Als Wiederverwertung sollte in erster Linie eine<br />

Wieder-/Weiterverwendung ('Second Hand') verstanden werden,<br />

auch wenn sich dies in der einschlägigen Gesetzgebung nicht in<br />

dieser Form wiederfindet. Direkte Wiederverwendung <strong>von</strong><br />

gebrauchten Gegenständen und Stoffen ist die am wenigsten<br />

energie- und damit am wenigsten CO 2 -aufwändige Weiternutzung<br />

<strong>von</strong> Ressourcen.<br />

Recyclingquote Europa 2001/2011 in %<br />

(Siedlungsabfälle, Auswahl)<br />

W … werkstofliches Recycling 2011<br />

O … organisches Recycling 2011<br />

Land 01 11 ± W O<br />

Europa* 26 39 +13 25 14<br />

Belgien 50 56 + 7 36 20<br />

Tschechien 1 17 +16 15 2<br />

Dänemark* 27 50 +23 31 19<br />

Deutschland 49 62 +13 45 17<br />

Irland 12 36 +24 33 3<br />

Griechenland 9 20 +11 8 12<br />

Spanien 21 29 + 8 17 12<br />

Frankreich 26 37 +11 19 18<br />

Kroatien* − 8 − 7 1<br />

Italien 18 32 +14 20 12<br />

Luxemburg 37 47 +10 27 20<br />

Ungarn 1 22 +21 17 5<br />

Niederlande 45 51 + 6 27 24<br />

Österreich* 57 63 + 6 30 33<br />

Polen 4 23 +19 9 14<br />

Slowenien 2 34 +32 29 5<br />

Slowakei 3 10 + 7 4 6<br />

Finnland 34 35 + 1 22 13<br />

Schweden 39 48 + 9 33 15<br />

Vereinigtes Königreich 10 39 +29 25 14<br />

Island 16 15 − 1 13 2<br />

Norwegen 44 40 − 4 25 15<br />

Schweiz 49 51 + 2 35 16<br />

Quelle: Eurostat, 2012 [10]<br />

klein … geschätzte Daten [11] ; * … Zeitreihen korrekturen [12]<br />

1991 wurde <strong>von</strong> der Bundesregierung die Verpackungsverordnung erlassen, der zufolge zwecks Müllvermeidung ab einem<br />

bestimmten Markt-Anteil <strong>von</strong> Einwegverpackungen <strong>für</strong> Getränke ein Einwegpfand erhoben werden sollte. Dieses Pfand wird seit<br />

2003 auf die meisten Einweg-PET-Flaschen und Getränkedosen erhoben. Die halbautomatische Pfandflaschen-Rücknahme in<br />

Supermärkten wurde inzwischen vielerorts entsprechend angepasst durch Rücknahme-Automaten, die Dosen und PET-<br />

Einwegflaschen zusammenpressen und separieren <strong>von</strong> Pfandflaschen, oder ergänzt um entsprechende separate Einwegverpackungs-<br />

Rücknahmeautomaten. Für die Getränkedosen wurde dadurch eine Recyclingquote erreicht, die fast dem Ideal der<br />

Kreislaufwirtschaft entspricht, während PET-Flaschen teils auch verbrannt oder zu Polyesterfasern verarbeitet werden.<br />

Wertstoffhöfe werden in der Regel in einer Gemeinde in Ergänzung zu den aufgestellten Mülltonnen und der Sperrmüll-<br />

Straßensammlung angeboten. Der Einzugsbereich je Einrichtung liegt in Deutschland in der Regel bei 50.000 Haushalten und einem<br />

Anlieferungsradius <strong>von</strong> 15 km. Diese Sammelstellen <strong>für</strong> die Entsorgung <strong>von</strong> Abfällen gibt es deutschlandweit. Allein in Berlin sind<br />

über 20 Wertstoffhöfe zu finden, wobei die Berliner Stadtreinigung (BSR)in Deutschland als größter kommunaler Entsorger gilt.


Österreich<br />

In Österreich ist Recycling heute als zentrale Zielsetzung im § 1 des Abfallwirtschaftsgesetzes(AWG 2002) verankert. [16] Sammelund<br />

Verwertungssysteme sind genehmigungspflichtig, haben die Maßgaben und Zielsetzungen der Umweltgesetze zu erfüllen und<br />

unterliegen der Aufsicht des Umweltministers. [17] Sie müssen „<strong>für</strong> zumindest eine Sammel- und Behandlungskategorie errichtet und<br />

betrieben werden“, [18] ob der Betreiber selbst recyclet oder einer Spezialfirma zuführt, bleibt der Geschäftsgebarung überlassen. In<br />

der Praxis beruht Recycling auf Organisationen wie der Altstoff Recycling Austria (ARA-System im Verpackungsrecycling) oder<br />

dem Baustoff-Recycling Verband (BRV), die eine Schnittstelle zwischen den Verursachern, den Abfallsammlern (Gemeinden,<br />

gewerbliche Sammler, Altstoffsammelzentrum) und den spezialisierten Recyclingunternehmen darstellt. Dieses System entwickelte<br />

sich auf freiwilligen Kooperationen ab den 1960ern.<br />

Recycling ist in Österreich, das über wenig eigene Massenbodenschätze verfügt, und sich schon lange auf Veredelung spezialisiert<br />

hat, eine gut entwickelte Branche. Dazu gehört beispielsweise die Spezialstahlindustrie, auch Buntmetall wird vollständig in<br />

heimischen Betrieben wiederverwertet, oder die Verarbeitung <strong>von</strong> Holzabfall zu Werkstoffen (Spanplatten) oder Brennstoffen<br />

(Pellets, Pressbriketts) und <strong>von</strong> Papier und Kartonagen, die zu 100 % recyclet werden, ist gut entwickelt. [19] Insgesamt liegt<br />

Österreich beim werkstoflichen Recycling mit einer Quote <strong>von</strong> 30 % (2011) im guten europäischen Mittelfeld.<br />

In der Gesamtrecyclingquote findet sich Österreich aber seit vielen Jahren an der Spitze aller europäischen Länder. Dies ist<br />

insbesondere dem organischen Recycling, also der Wiederaufbereitung biologisch abbaubarer Materialien zu verdanken. Aus den<br />

etwa 4 Millionen Tonnen Bioabfällen (biogene Abfälle ohne Holz und Papier, etwa 8 % des Gesamtabfalls <strong>von</strong> 52 Mio. t), da<strong>von</strong><br />

700.000 t Pflanzen- und Speisereste aus Haushalten, [20] etwa dieselbe Menge aus Kleingärten und in der Landwirtschaft, und<br />

750.000 t aus öffentlicher Grünflächenpflege, [21] werden geschätzt 1,5 Mio. t privat zu Kompost verarbeitet, [22] und mindestens<br />

1,3 Mio. t gewerblich (es gibt etwa 465 Anlagen in Österreich), [23] weitere 300.000 t werden in Biogasanlagen verarbeitet<br />

(169 Anlagen, Kapazität bis 1 Mio. t). [24] Zusammen mit der traditionellen Düngemittel nutzung in der Landwirtschaft (Mist, Gülle<br />

und Ernteabfälle) ist die Recyclingquote bei Bioabfällen sehr hoch, und erreicht mit 33 % im Bereich der Siedlungsabfälle <strong>einen</strong><br />

europäischen Spitzenwert mit Ausnahmecharakter (Niederlande als Nr . 2: 24 %, EU-27-Durchschnitt 14 %). [25]<br />

Bei den getrennt erfassten Altstoffen aus Haushalten (und ähnlichen Einrichtungen, etwa 1,4 Mio. t) liegt die Recyclingquote mit<br />

85 % weit über der Gesamtquote, [26] während der gemischte Siedlungsabfall (etwa dieselbe Menge) nur zu 2,1 % stofflich, und zu<br />

19,6 % biotechnisch verwertet wird, der Rest wird der thermischen Verwertung zugeführt. [27] Das zeigt, dass die Entwicklungsfelder<br />

zum <strong>einen</strong> eine noch bessere Mülltrennung im Haushalt sind, und zum anderen hauptsächlich die in Gewerbe und Industrie.<br />

Schweiz<br />

Die Schweiz erreicht heute sowohl im Investitions- wie im Konsumgüterbereich beachtliche Recycling-Quoten. So gilt das Land<br />

beim Rücklauf <strong>von</strong> Alu-Dosen mit einer Quote deutlich über 90 % als „Weltmeister“, beim Papier blieb die Sammelmenge trotz<br />

rückläufigem Verbrauch <strong>von</strong> 2007 bis 2011 konstant hoch. [28] Möglich macht dies eine optimierte logistische Organisation und die<br />

verursachergerechte Volumengebühr durch eine steuerliche Belastung der Abfallsäcke, die sogenannte Sackgebühr.<br />

Auch in der Schweiz wurde die Verwertung der industriellen Abfallprodukte in der Verfassung verankert:<br />

„Bund und Kantone streben ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer<br />

Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen andererseits an. Der Bund erlässt<br />

Vorschriften über den Schutz des Menschen und seiner natürlichen Umwelt vor schädlichen oder lästigen<br />

Einwirkungen.“<br />

Der Verein PET-Recycling Schweiz ist <strong>für</strong> die flächendeckende getrennte <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> PET-Einweggetränkeflaschen<br />

verantwortlich. Vetrorecycling ist der Geschäftsbereich der Vetropack, der das gesamte Glas-Recycling übernimmt. Für die<br />

<strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Aluminium ist die Igora-Genossenschaft zuständig. Die Getränkekartonsammlung (Schweiz)ist nicht weit verbreitet<br />

und wird im Detailhandel erst <strong>von</strong> Aldi Suisse mit entsprechenden Sammelstellen unterstützt. [29]


Recyclist EFZ ist ein schweizerischer Lehrberuf im Recyclingwesen. Recyclisten verarbeiten Altstoffe zu Wertstoffen und sortieren<br />

und lagern diese fachgerecht. Nach der Aufbereitung mit Maschinen und Werkzeugen verladen sie die Wertstoffe sicher und stellen<br />

sie <strong>für</strong> die Wiederverwertung bereit. Nebenprodukte entsorgen sie umweltgerecht. Damit leisten sie <strong>einen</strong> wichtigen Beitrag zur<br />

Schonung der natürlichen Ressourcen.<br />

Siehe auch<br />

Konzepte<br />

Recyclingkreislauf<br />

Rohstoffrückgewinnung<br />

Aluminiumrecycling | Betonrecycling | Recycling <strong>von</strong> digitalen Datenträgern |<br />

Getränkekartonrecycling | Glasrecycling | Kupferrecycling | Papierrecycling | Urban Mining |<br />

Wasseraufbereitung<br />

Downcycling<br />

Fahrzeugrecycling | Elektro-/Elektronikrecycling | Kunststoffrecycling | Recycling-Baustoff<br />

(Straßenbau) | Kernschrott<br />

Abfallentsorgung<br />

Müllverbrennung | Bioabfall<br />

Weiterverwendung <strong>von</strong> Gegenständen<br />

Refurbishing | Remarketing | Umsonstladen | containern | Secondhandladen | Brockenhaus |<br />

Bring- und Holtag<br />

Weitere Konzepte<br />

Freecycle | Recycling-Code | Recycling-Designpreis<br />

Weblinks<br />

Wiktionary: Recycling – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Commons: Recycling – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Amtsblatt der Europäischen Union vom 22. November 2008(PDF)<br />

Vom Müllproblem zur <strong>nachhaltigen</strong> Marktwirtschaft<br />

„Wissensplattform ASK; ständig aktualisierte News und Fachbeiträge <strong>von</strong> Universitäten, eranstalter, V Verbänden<br />

und Fachverlagen“<br />

Der grosse Recycling-Reportin: NZZ Folio, Juli 2009<br />

Artikel über Direktrecyclingim Umweltwiki bei Wikia<br />

Einzelnachweise<br />

1. Gesetzestext im Original.(http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/krwg/gesamt.pdf) Abgerufen am<br />

24. Januar 2013 (PDF; 191 kB).<br />

2. Gießener Zeitung: Recycling – (…) spätere Wiederverwendung(http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/46<br />

417/recycling-eingesammelte-kunststof fbecher-werden-fuer-eine-spaetere-wiederverwendung-im-meer-gereinigt-ges<br />

ehen-in-havanna/), abgerufen am 4. Juli 2013.<br />

3. Berliner Zeitung: „Die ersten Kunden waren Mitarbeiter“(http://www2.mpnrs.com/maxx/11125/11125.php?wi=800&h<br />

e=600&title=StayFriends&adr=58&adl=3127&adm=19316&adc=11125&rid=1372923457276&clicktag=http%3A%2<br />

F%2Fwww1.mpnrs.com%2Ftracker%2Ftracker2%2Fadl.3127%2Fada.3%2Fadm.19316%2Fadc.11125%2F) , Zitat:<br />

„Fast alles wird wiederverwendet: Unternehmen an der Rothenbachstraße betreibt Möbel-Recycling“, abgerufen am<br />

4. Juli 2013.<br />

4. Richtlinie 2008/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. November 2008 über Abfälle und zur<br />

Aufhebung bestimmter Richtlinien.<br />

5. H. Kindler, A. Nikles, München 1980.<br />

6. Johannes Brandrup, Michaeli, München 1995.<br />

7. VDI Gesellschaft Entwicklung Konstruktion und Vertrieb, Düsseldorf 1991.<br />

8. K. Grefermann, K. Halk, K.-D. Knörndel, München 1998.<br />

9. ecological manufacturing.TU Berlin SFB CRC. 281.2003.


10. Managing municipal solid waste a review of achievements in 32 European countries . EEA Report No 2/2013,<br />

ISSN 1725-9177 (http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=1725-9177) , Figure 2.5<br />

Municipal waste recycling rates in 32 European countries, 2001 and 2010 , S. 13 (pdf (http://www.eea.europa.eu/publ<br />

ications/managing-municipal-solid-waste/download) , Artikel, mit Links auf die Länderberichte(http://www.eea.europ<br />

a.eu/publications/managing-municipal-solid-waste) , beide eea.europa.eu).<br />

EUROSTAT Data Explorer (http://epp.eurostat.ec.europa.eu/): Themen → Umwelt → Abfallstatistik → Abfallströme<br />

→ Kommunale Abfälle (env_wasmun)<br />

Vergl. auch Highest recycling rates in Austria and Germany but UK and Ireland show fastest increase. (http://www.<br />

eea.europa.eu/pressroom/newsreleases/highest-recycling-rates-in-austria)European Environment Agency,<br />

eea.europa.eu/pressroom, 19. März 2013.<br />

11. Indizes e geschätzt und s Eurostat Schätzung in EUROSTAT Data Explorer.<br />

12. EU: EU-27 mit Assoziierten und schon früher erhobenen Daten der Beitrittskandidaten.<br />

Dänemark: per 2010 neue Richtlinien <strong>für</strong> recyclebares Material aus Unternehmen; Municipal waste management in<br />

Denmark (http://www.eea.europa.eu/publications/managing-municipal-solid-waste/denmark-municipal-waste-manag<br />

ement), Februar 2013, S. 3 u. 5. (pdf, eea.europa.eu).<br />

Kroatien: Keine Angaben <strong>für</strong> 2001.<br />

Österreich: Werte <strong>für</strong> Klärschlamm im Ausmaß <strong>von</strong> etwa 7 % wurden bei organischem Recycling angegeben,<br />

obwohl sie die Kriterien nicht erfüllen und deponiert wurden. Werte bezüglich Eurostat Data Explorer korrigiert laut<br />

Municipal waste management in Austria(http://www.eea.europa.eu/publications/managing-municipal-solid-waste/aus<br />

tria-country-paper-on-municipal), Februar 2013, S. 3, Fußnote 1 sowie Figure 2.1 Recycling of MSW in Austria, S. 7<br />

(pdf, eea.europa.eu). Vergl. auch allgemeine Quellen.<br />

13. Fazit aus einem Report über Altpapier-Recycling 1939/40 (Zweiter Weltkrieg) (http://link.springer.com/article/10.100<br />

7/BF02718097) <strong>von</strong> Harald Ditges.<br />

14. Der Spiegel, 2008, Kostbarer Müll: Brutaler Kampf ums Altpapier(http://www.spiegel.de/wirtschaft/kostbarer-muell-br<br />

utaler-kampf-ums-altpapier-a-543315.html).<br />

15. Kreislaufwirtschaftsgesetz – KrWG(http://www.bmub.bund.de/themen/wasser-abfall-boden/abfallwirtschaft/abfallpolit<br />

ik/kreislaufwirtschaft/).<br />

16. "§ 1 Ziele und Grundsätze Abs. 2 Z. 3. und Abs. 2a Z. 4. Bundesgesetz über eine nachhaltige Abfallwirtschaft<br />

(Abfallwirtschaftsgesetz2002 – AWG 2002) (https://www.ris.bka.gv.at/Ergebnis.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Titel=<br />

AWG+2002&VonParagraf=1) StF BGBl. I Nr. 102/2002 (ris.bka).<br />

17. § 29 ff AWG 2002; siehe auch Genehmigung <strong>von</strong> Sammel- und Verwertungssystemen (https://www.usp.gv.at/Portal.<br />

Node/usp/public/content/umwelt_und_verkehr/abfallsammlung_abfallbehandlung/70702.html) , usp.gv.at.<br />

18. § 29 (4) Weiters … AWG 2002.<br />

19. Umweltbundesamt, Bundesministerium <strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft – Abteilung<br />

VI/3: Die Bestandsaufnahme der Abfallwirtschaft in Österreich Statusbericht 2013(http://www.bmlfuw.gv.at/dam/jc<br />

r:f0b04935-4401-487d-b07c-6b673f62c29d/31_Abfall_Statusbericht_2013.pdf) , diverse Abschnitte aus 1.2<br />

Zusammenfassung der Bestandsaufnahme zur Abfallwirtschaft in Österreich , S. 2 ff und Spezialkapitel (pdf,<br />

lebensministerium.at).<br />

20. Statusbericht 2012, 2.6 Getrennt gesammelte biogene Abfälle aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen , S. 40 f.<br />

21. Statusbericht 2012, 2.8 Abfälle aus dem Grünflächenbereich, S. 43 f.<br />

22. Statusbericht 2012, 2.7 Einzel- und Gemeinschaftskompostierung in Hausgärten, S. 42.<br />

23. Statusbericht 2012, 3.9. Aerobe biotechnische Behandlungsanlagen (Kompostierungsanlagen) , S. 135 f.<br />

24. Statusbericht 2012, 3.10. Anaerobe biotechnische Behandlungsanlagen (Biogasanlagen) , S. 137 f.<br />

25. European Environment Agency: Municipal waste management in Austria(http://www.eea.europa.eu/publications/ma<br />

naging-municipal-solid-waste/austria-country-paper -on-municipal), Februar 2013, S. 3, sowie Figure 2.1 Recycling of<br />

MSW in Austria, S. 7 (pdf, eea.europa.eu). Vergl. auch Managing municipal solid waste a review of achievements<br />

in 32 European countries. EEA Report No 2/2013, ISSN 1725-9177 (http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT<br />

=SRCHA&IKT=8&TRM=1725-9177), Figure 2.5 Municipal waste recycling rates in 32 European countries, 2001 and<br />

2010, S. 13 (pdf (http://www.eea.europa.eu/publications/managing-municipal-solid-waste/download),<br />

eea.europa.eu).<br />

26. Statusbericht 2012, 2.5 Getrennt gesammelte Altstoffe aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen , S. 39.<br />

27. Statusbericht 2012, 2.2 Gemischter Siedlungsabfall aus Haushalten und ähnlichen Einrichtungen , S. 30.<br />

28. Zahlen Papier-Recycling <strong>für</strong> die Schweiz 2011(http://www.altpapier.ch/NeoDownload?docId=379536)<br />

29. Kommt die Milchkarton-Rückgabe – samt Gebühr?(http://www.20min.ch/finance/news/story/Kommt-die-Milchkarton-<br />

Rueckgabe---samt-Gebuehr--29903713)20 Minuten vom 25. Oktober 2017.<br />

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Regionalisierung (Wirtschaft)<br />

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ein Vorgang in fiktionalen Darstellungen oder in Darstellungen in Kunst oder Werbung, bei dem insbesondere<br />

Figuren, Handlungsweisen, Mentalitäten etc., die als realistisch gelten sollen, mit Hilfe ästhetischer (literarischer ,<br />

künstlerischer etc.) Mittel als besonders „typisch“ <strong>für</strong> die jeweilige Region und zu ihr quasi „natürlich“ hinzugehörend<br />

präsentiert werden.<br />

Regionalisierung <strong>von</strong> Systemen ist die Matrixbildung der Elemente und Funktionen dieser Systeme einerseits mit den Regionen eines<br />

Gebietes andererseits. Solche Systeme können beispielsweise Prozesse und Produkte sein, die gänzlich oder teilweise regionalen<br />

Bedürfnissen entsprechend angepasst oder segmentiert werden müssen.<br />

Regionalisierung beziehungsweise Lokalisierung (L10N) <strong>von</strong> Produkten, Identitäten oder Selbstbildern kann den regionsspezifischen<br />

Interessen regionaler Bevölkerungen und Marktteilnehmer entgegenkommen, aber auch ihre Wahlfreiheit im globalen Markt der<br />

Waren oder Identitäten einschränken.<br />

Regionalisierung ist ein Prozess, mit dem einerseits bestehende Grenzen regionaler Unterschiede mit dem Ziel der Anpassung an<br />

regionale Anforderungen erkannt werden, oder andererseits durch das Schaffen <strong>von</strong> Grenzen die Entwicklung regionale Unterschiede<br />

erst begünstigt wird.<br />

Globalisierung und Internationalisierung sind nicht notwendigerweise Gegenpole zu Regionalisierung und Lokalisierung, sondern<br />

Regionalisierung und Lokalisierung sind Elemente <strong>von</strong> Marktsegmentierungs-Strategien unter den Bedingungen der Globalisierung<br />

und der Internationalisierung.<br />

Literatur<br />

Arthur Benz, Dietrich Fürst, Heiderose Kilper, Dieter Rehfeld: Regionalisierung: Theorie — Praxis — Perspektiven.<br />

Leske und Budrich, Opladen 1999, ISBN 3-8100-2517-8.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Regionalisierung_(Wirtschaft)&oldid=166908859 “<br />

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Regionalwährung<br />

<strong>Eine</strong> Regionalwährung, auch Regionalgeld oder Lokalwährung genannt, ist eine lokale Komplementärwährung, die innerhalb des<br />

regionalen Währungsgebiets als Zahlungs-, Investitions- und Schenkungsmittel zwischen Verbrauchern, Anbietern und Ver<strong>einen</strong><br />

verwendet wird.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Funktionsweise<br />

1.1 Merkmale<br />

1.2 Deckung<br />

1.3 Rechtslage<br />

2 Bewertung<br />

2.1 Vorteile<br />

2.1.1 Regionalität / Raumbildung / Fair Trade<br />

2.1.2 Negativzins / Umlaufsicherung / Liquiditätsgebühr<br />

2.2 Nachteile<br />

3 Geschichte<br />

4 Gegenwart<br />

4.1 Kongresse<br />

5 Neue Technologien<br />

6 Literatur<br />

7 Filme<br />

8 Weblinks<br />

9 Einzelnachweise<br />

Funktionsweise<br />

Merkmale<br />

Typisch <strong>für</strong> Regiogelder sind sechs Merkmale:<br />

Regionalbindung des Zahlungsmittels: Die überregionale Verwendung ist nicht oder bei fortgeschrittenen Systemen<br />

begrenzt möglich.<br />

Komplementär zum gesetzlichen Zahlungsmittel ohne Annahmeverpflichtung seitens der Unternehmen<br />

Konkurrenz zu anderen Zahlungsmedien wie z. B. Bargeld, Girocard, Kreditkarte, Gutschein, Bonuskarte<br />

Die Landeswährung ist in der Regel Bezugsrahmen <strong>für</strong> die Wertmessung (z. B. 1 Regio = 1 Euro), wobei im Falle<br />

einer hohen Inflation Alternativen diskutiert und im Einzelfall erprobt werden<br />

Geldpolitische Steuerung sowohl über die emittierte Menge als auch über die Umlaufgeschwindigkeit des<br />

Regiogeldes mit Hilfe <strong>von</strong> Instrumenten wie Negativzins, Ablaufdatum oder soziale Kontrolle.<br />

Geringe Umsätze im Vergleich zu den Umsätzen, die in der Region mit der Landeswährung getätigt werden.<br />

Deckung


Um den Regiogeldern <strong>einen</strong> Wert zu geben, sind diese durch hinterlegte Währungen oder durch Leistungsversprechen gedeckt. Die<br />

meisten in Deutschland befindlichen Regiogelder sind durch Euro gedeckt (Regiogelder in der Schweiz durch Schweizer Franken)<br />

oder durch Leistungsversprechen. Die Emission erfolgt dabei durch Eintausch <strong>von</strong> Euro im Verhältnis 1:1. Der Rücktausch ist zu<br />

einem Festkurs (meist ca. 95 %) garantiert. Neuere Regiogelder sind durch Leistungsgarantien bzw. Akzeptanzverpflichtungen der<br />

teilnehmenden Unternehmen gedeckt. Bei diesen erfolgt die Emission in Verbindung mit der vertraglichen Verpflichtung zur<br />

Akzeptanz des Regiogeldes. Die Emission ähnelt damit einer gemeinsamen Gutscheinausgabe durch die Unternehmen. Mit dem<br />

Regiogeld kann man dadurch bei allen Teilnehmern Leistungen einkaufen. Der Rücktauschkurs in Euro kann nicht garantiert werden<br />

und entwickelt sich am Markt. Leistungsgedeckte Regiogelder sind Verrechnungssysteme auf der Basis <strong>von</strong> wechselseitigem Kredit.<br />

Funktional entsprechen sie damit teilweise den bekannten Bartersystemen, erheben aber in der Regel keine Umsatzgebühr .<br />

Rechtslage<br />

In Deutschland ist die rechtliche Zulässigkeit <strong>von</strong> Regiogeld nicht abschließend geklärt. Die Vertragsfreiheit, nach der<br />

Vertragspartner die Charakteristika ihrer Vereinbarungen frei bestimmen können, wird angeführt, um die Ausgabe des Regiogeldes,<br />

beispielsweise durch Gründung eines entsprechenden Vereins, auf eine privatrechtliche Basis zu stellen. Jedoch endet der Schutz der<br />

Vertragsfreiheit, wenn durch die Vereinbarungen Gesetze gebrochen werden.<br />

Umsätze in Regiogeld unterliegen der Umsatzsteuerpflicht, sofern sie über den engeren Bekanntenkreis hinausgehen, vergleichbar<br />

mit der Einnahme (im Euro-Raum) <strong>von</strong> Beträgen in US-Dollar oder tschechischen Kronen.<br />

Das Nichtabführen der Umsatzsteuer ist allerdings nicht dem Emittenten des Regiogeldes anzulasten. Er bricht das<br />

Währungsmonopol, ein Monopol zur Ausgabe <strong>von</strong> Banknoten, über das die Europäische Zentralbankund die Deutsche Bundesbank<br />

laut EG-Vertrag verfügen. [1][2][3][4]<br />

Bewertung<br />

Vorteile<br />

Das Ziel <strong>von</strong> Regiogeldsystemen ist es, die regionale Wirtschaft zu fördern und zu stabilisieren. Durch den kl<strong>einen</strong> Raum, in dem das<br />

Regiogeld verwendet wird, bleibt die Kaufkraft <strong>für</strong> damit getätigte Geschäfte in der Region, statt ins Ausland oder in Finanzmärkte<br />

abzuwandern. Dadurch soll der Verlagerung <strong>von</strong> Arbeitsplätzen ins Ausland entgegengewirkt werden.<br />

Das Geldsystem ist ein bedeutender Bestandteil der sozialen Umwelt der Menschen. Die Konditionen dieser Umwelt in ihren<br />

wesentlichen Aspekten innerhalb möglichst überschaubarer Strukturen selbst beeinflussen zu können, ist eine Grundvoraussetzung<br />

<strong>für</strong> demokratisches Engagement. In diesem Sinn entsprechen regionale Geldsysteme dem Prinzip der Subsidiarität. Sie stehen der<br />

Behauptung politischer Alternativlosigkeit entgegen und sollen die Behauptung globaler finanzpolitischer Sachzwänge im Sinne des<br />

Thatcherismus widerlegen, indem sie den demokratischen Handlungsspielraum der Menschen erweitern.<br />

Die Be<strong>für</strong>worter erhoffen sich die Stärkung der regionalen Vernetzung und <strong>einen</strong> direkteren Kontakt zwischen Herstellern und<br />

Endverkäufern.<br />

Regionalität / Raumbildung / Fair Trade<br />

Gemäß dem Slogan <strong>von</strong> Leopold Kohr "Small is beautiful" versuchen Regiogeld-Initiativen, Regionen mit überschaubaren und<br />

transparenten Geldflüssen zu bilden. Was man vom höchsten Berggipfel der Gegend wahrnehmen könne, da soll der Mensch<br />

sozusagen einkaufen, investieren und das Leben genießen. Der globale Güteraustausch beschränkt sich dagegen auf das Nötige,<br />

Sinnvolle und Besondere, auf eine sinnvolle Balance <strong>von</strong> Globalisierung und Regionalisierung nach dem Motto „Laptops und<br />

Lederhosen“. Anstatt dass Geld in undurchschaubaren Kanälen <strong>von</strong> Konzernen und Märkten ins Anonyme und Unverständliche<br />

entschwindet, bringt es in seiner regionalisierten Form Konsumenten, Sparer und Unternehmer zusammen. Der überregionale<br />

Austausch wird <strong>von</strong> Regiogeld-Be<strong>für</strong>wortern positiv gesehen und explizit gefördert, wenn die Produktions- und Handelsbedingungen<br />

ökologisch, sozial und fair sind. Den möglichen Wertschöpfungsanteil aus der Region schätzen Experten auf mindestens 50 %. Wo


das genaue Optimum zwischen quantitativen Skaleneffekten der Globalisierung und qualitativen Werteffekten der Regionalisierung<br />

liegen soll, hängt laut den Be<strong>für</strong>wortern <strong>von</strong> den jeweiligen Voraussetzungen in der Region und den Vor- und Nachteilen des<br />

Freihandels ab.<br />

Theoriebezüge: Leopold Kohr, Ernst Friedrich Schumacher, Paul A. Samuelson, Niko Paech<br />

Negativzins / Umlaufsicherung / Liquiditätsgebühr<br />

→ Hauptartikel: Umlaufgesichertes Geld<br />

Liegt der Realzins über der realen Wachstumsrate, be<strong>für</strong>chtet ein Teil der Regiogeld-Be<strong>für</strong>worter Akkumulationseffekte bei<br />

Geldvermögen. Um der übermäßigen Konzentration <strong>von</strong> Geldvermögen in Händen Weniger vorzubeugen, wendet ein Teil der<br />

Initiativen <strong>einen</strong> Negativzins auf das emittierte Regiogeld an. Der Negativzins wirkt der Geldhortung und Spekulation an<br />

Finanzmärkten entgegen. Sofern sich im Regiogeldsystem ein funktionierender Finanzmarkt mit Spar-, Kredit- und<br />

Investitionsmöglichkeiten herausbildet, sind nach diesem Ansatz zinsgünstigere Kredite zu erwarten. Bei angenommenen zwei<br />

Prozent Realzins und einem Nullwachstum würde ein Regiogeld-Kredit somit zwei Prozent unter den marktüblichen Zinsen <strong>für</strong> Euro-<br />

Kredite liegen. Be<strong>für</strong>worter argumentieren, dass durch die Zinsminimierung nachhaltige Investitionen in regenerative Energien,<br />

Klimaschutz und Ähnliches in den Bereich der Rentabilität gelangen können. Der Negativzins auf Geld wird dabei als ein Baustein<br />

gesehen, den im Finanzsystem immanenten Wachstumsdruck zu minimieren.<br />

Theoriebezüge: Silvio Gesell, John Maynard Keynes, Irving Fisher, Willem Buiter, Taylor-Regel<br />

Nachteile<br />

Sowohl die regionale Begrenzung des Geldumlaufs als auch die Umlaufsicherungsgebühr werden kritisch gesehen:<br />

Mit Regiogeld können Produkte, die <strong>von</strong> außerhalb des Währungsraums kommen, nicht bezahlt werden. Um eigene Produkte in<br />

anderen Regionen verkaufen bzw. um <strong>von</strong> außerhalb importierte Güter bezahlen zu können, ist entweder eine Komplementärwährung<br />

notwendig oder eine Möglichkeit zum Tausch zwischen den verschiedenen Währungen – beispielsweise über interregionale<br />

Verrechnungsstellen (Clearinghäuser). Dies verursacht jedoch Transaktionskosten und wirkt also wie ein Zoll auf Produkte, die <strong>von</strong><br />

außerhalb der Region „importiert“ werden. Dies ist zwar gerade der Sinn <strong>von</strong> Regiogeld, bringt aber die üblichen negativen<br />

Zollwirkungen (bspw. Handelsbegrenzung, Rückgang <strong>von</strong> Produzenten- und Konsumentenrente) mit sich.<br />

Ist das Regiogeld als Komplementärwährung konzipiert, so werden diese Nachteile <strong>für</strong> extraregionale Unternehmen abgemildert.<br />

Allerdings stellt sich dann die Frage nach dem Sinn des Regiogeldsystems. Für die Bürger bietet das Regiogeld dann nämlich <strong>einen</strong><br />

geringeren Nutzen als das supraregionale Geld, da man zwar mit beiden Währungen regionale Anbieter bezahlen kann, aber nur das<br />

supraregionale Geld als Zahlungsmittel <strong>für</strong> supraregionale Anbieter taugt. Somit ist es wahrscheinlich, dass das Regiogeld<br />

hauptsächlich <strong>von</strong> denjenigen Haushalten nachgefragt wird, die sowieso regionale Anbieter stärken würden.<br />

Auch der Nutzen einer Umlaufsicherungsgebühr wird kritisch hinterfragt. Ziel der Umlaufsicherungsgebühr ist es, die Funktion des<br />

Geldes als Zahlungsmittel gegenüber der Funktion als Wertaufbewahrungsmittel zu stärken – also den Konsum gegenüber dem<br />

Sparen zu bevorzugen. Zum <strong>einen</strong> stellt dies gemäß Kritikern eine Einschränkung der Handlungs- und Entschließungsfreiheit der<br />

Wirtschaftssubjekte dar. Zum Anderen wird durch die Umlaufsicherungsgebühr die Akkumulation <strong>von</strong> Geld gebremst, was<br />

hauptsächlich Kleinsparer belastet, da die Akkumulation <strong>von</strong> Kapital in Form <strong>von</strong> Investitionen etwa in Wertpapiere oder Immobilien<br />

nicht <strong>von</strong> der Umlaufsicherungsgebühr betroffen ist.<br />

Zum anderen bemängeln Kritiker <strong>von</strong> Regiogeldsystemen (auch innerhalb der Bewegung besteht ein Diskurs zu diesem Thema, im<br />

Wesentlichen zwischen einer wirtschaftlichen und einer politischen Betrachtungsweise), dass diese durch die<br />

Umlaufsicherungsgebühr entgegen der eigentlichen Intention nicht zu einer Begrenzung des kritisierten quantitativen Wachstums<br />

beitragen. Ansatzpunkt ist hierbei wieder die Bevorzugung <strong>von</strong> Konsum gegenüber Sparen. Gemäß der neoklassischen<br />

Wachstumstheorie gibt die Konsumnachfrage hauptsächlich kurzfristige Wachstumsimpulse, während <strong>für</strong> ein nachhaltiges,<br />

langfristiges Wachstum das Sparen unerlässlich ist. Gemäß der keynesianischen Theorie können jedoch auch kurzfristige<br />

Nachfragesteigerungen langfristige Wohlfahrtseffekte haben.


Weiterhin führt die Verwendung <strong>von</strong> Regiogeld nicht notwendigerweise zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaftsweise: Zwar<br />

reduziert sich durch die regionale Produktion das Transportaufkommen und die damit verbundenen Umweltbelastungen. <strong>Eine</strong><br />

eventuell geringere Produktionseffizienz kleiner, regionaler Anbieter kann diesen Effekt jedoch relativieren. Wenn etwa der Import<br />

<strong>von</strong> Äpfeln aus Neuseeland oder Südafrika im Frühsommer umweltfreundlicher als die Lagerung und Kühlung heimischer Äpfel bis<br />

dahin ist [5] , so lässt sich der positive Umwelteffekt <strong>von</strong> Regionalwährungen nur aufrechterhalten, wenn bei Angebot und Nachfrage<br />

nicht nur Regionalität, sondern auch Saisonalität vorrangig sind.<br />

Geschichte<br />

Folgende historische Freigeldexperimente waren<br />

ihrer Umsetzung nach Regionalgelder und teils<br />

Vorbilder <strong>für</strong> die modernen Regiowährungen:<br />

Am bekanntesten wurde das Freigeld<br />

<strong>von</strong> Wörgl in Österreich auf Initiative des<br />

Bürgermeisters Michael<br />

Unterguggenberger in den Jahren<br />

1932/33. Durch die Verwendung <strong>von</strong><br />

Freigeld als Zweitwährung gelang es, die<br />

Regionalwirtschaft wieder anzukurbeln<br />

und damit die Auswirkungen der<br />

Weltwirtschaftskrise wesentlich zu<br />

mildern. Es beruhte auf <strong>von</strong> der<br />

Gemeinde ausgegebenen<br />

Arbeitsgutsch<strong>einen</strong>, die mit hinterlegten<br />

Schilling gedeckt und mit einer<br />

monatlichen Umlaufsicherungsgebühr<br />

<strong>von</strong> 1 Prozent versehen waren, also<br />

12 Prozent im Jahr. Es wurde nach<br />

kurzer Zeit auf Druck der<br />

Österreichischen Nationalbank verboten.<br />

Das Physiokratische Geld – Vorläufer der WÄRA-Tauschbons (1919)<br />

Funktionsweise: Auf die<br />

Vorderseite musste monatlich<br />

eine Marke mit 1 % des Wertes<br />

geklebt werden.<br />

Wära-Gutscheine Erfurt, Herausgeber:<br />

Tauschgesellschaft Erfurt 1931.<br />

Rückseite eines Arbeitswertscheins aus Wörgl, Österreich 1932/33<br />

Stückelung 0,5; 1; 2, 5 und 10 Wära.<br />

Umlaufsicherungsgebühr <strong>von</strong> ebenfalls<br />

12 Prozent jährlich. (Fotografien <strong>von</strong><br />

Wära-Gutsch<strong>einen</strong> beim Deutschen Historischen Museum (DHM) – Vorderseite im Bauhaus-Stil gestaltet)<br />

WÄRA in Schwanenkirchen bei Deggendorf im Bayerischen Wald. Initiator war der Bergwerksingenieur Max<br />

Hebecker.<br />

Wära in Ulm (1931). Markengeld mit einer jährlichen Abwertung <strong>von</strong> etwa 6 Prozent. Abb.: DHM<br />

Geraer Tauscher (1931). Tabellengeld mit einer jährlichen Abwertung <strong>von</strong> etwa 20 Prozent. Abb. : DHM<br />

Wära-Experiment in Norden (Ostfriesland) und auf Norderney. Initiatoren dieses Projekts waren der Norderneyer<br />

Badearzt Anton Nordwall und sein Freund, der Künstler Hans Trimborn [6]<br />

Depotscheine in Mediasch, Rumänien (1933). Tabellengeld mit einer monatlichen Abwertung <strong>von</strong> 2 Prozent.<br />

Brakteaten waren <strong>von</strong> Mitte des 12. Jahrhunderts bis ins 14. Jahrhundert fast im gesamten deutschsprachigen<br />

Raum (mit Ausnahme des Rheinlands, Westfalens und des Mittelrheingebiets) die vorherrschende regionale<br />

Münzsorte. In einigen Regionen wurden die Brakteaten in regelmäßigen Abständen verrufen (in Magdeburg im 12.<br />

Jh. mehrmals jährlich), mussten also gegen neues Brakteatengeld eingetauscht werden. Dabei waren z. B. drei<br />

neue gegen vier alte Münzen zu wechseln. Die einbehaltene 4. Münze wurde als Schlaggeld bezeichnet und war oft<br />

die einzige Steuereinnahme des Münzherrn (Renovatio Monetae)


Gegenwart<br />

Weltweit gibt es mehrere hundert Regionalwährungen mit unterschiedlichen Konzeptionen und Ausprägungen. In Deutschland ist der<br />

Chiemgauer die größte Regionalwährung mit einer Verbreitung in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein. Der Regiogeld-<br />

Verband mit Sitz in Magdeburg verzeichnet etwa 30 aktive Regionalwährungen in Deutschland, die in einer Karte fortlaufend<br />

aktualisiert werden. Weitere Beispiele sind der Bristol Pound in Großbritannien, der Sardex in Sardinien [7] und der Banco Palmas in<br />

Brasilien. Weitere in der Liste der Regionalgelder.<br />

Siehe auch: Liste der Regionalgelder<br />

Kongresse<br />

Drei „Regiogeldkongresse“ fanden 2003 bis 2005 in Prien am Chiemsee statt – mit der rasanten Gründung neuer Regiogeld-<br />

Initiativen und einem gemeinsamen Regiogeld-Verband wurde die Idee eines „wandernden Kongresses“ geboren.<br />

1. Regiogeld-Kongress: März 2003 in Prien am Chiemsee im Dachatelier der Waldorfschule, 150 Teilnehmer<br />

2. Regiogeld-Kongress: Vom 19. bis 21. März 2004 in Prien am Chiemsee im Kl<strong>einen</strong> Kursaal, 200 Teilnehmer<br />

3. Regiogeld-Kongress: 5. bis 8. Mai 2005 in Prien am Chiemsee im Großen Kursaal, 250 eilnehmer T<br />

4. Regiogeld-Kongress: 30. September bis 1. Oktober 2006 im neuen Uni-Bibliotheksgebäude in Weimar, 300<br />

Teilnehmer<br />

5. Regiogeld-Kongress: 3. bis 5. Mai 2013 im Rathaussaal Traunstein zum 10-jährigen Jubiläum des Chiemgauer<br />

Regionalgeldes, 400 Teilnehmer<br />

Des Weiteren:<br />

„Komplementärwährungen in Europa“ vom 19. bis 22. Juli 2004 im Katholisch-Sozialen Institut Bad in Honnef<br />

Internationaler Regionalwährungskongress vom 18. bis 21. August 2005 in Schrems im Waldviertel (Österreich) statt<br />

„Zweitgeld-Kongress“ vom 30. bis 31. Oktober 2006 in St. Arbogast (Vorarlberg, Österreich)<br />

Vernetzungstrefen der österreichischen Komplementärwährungs-Initiativen: 21. April 2007 und 20. April 2008 in St.<br />

Virgil, Salzburg<br />

„Geldkongress“ im März 2012 in Köthen (Anhalt)<br />

Neue Technologien<br />

Mit der Einführung der Blockchain-Technologie (BitCoin) eröffnen sich <strong>für</strong> Regionalgeldinitiativen und Parallelwährungen neue<br />

Möglichkeiten. Der <strong>von</strong> Banken unabhängige Geldtransfer, sowie die Geldschöpfungsmöglichkeiten (Mining) können selbständige<br />

Wirtschaftskreisläufe etablieren. Die Diskussion und Umsetzungsmöglichkeiten [8] befinden sich jedoch erst am Anfang.<br />

Literatur<br />

Margrit Kennedy, Bernard A. Lietaer: Regionalwährungen. Riemann, München 2004. ISBN 3-570-50052-7.<br />

Christian Thiel: Das 'bessere' Geld. <strong>Eine</strong> ethnographische Studie über Regionalwährungen.VS Verlag, Wiesbaden<br />

2011. ISBN 978-3-531-18333-6<br />

Mathias Weis, Heiko Spitzeck: Der Geldkomplex. Haupt, Bern-Stuttgart-Wien 2008. ISBN 978-3-258-07314-9. Mit<br />

Beiträgen zum Regionalgeld <strong>von</strong> Christian Gelleri, Hugo Godschalk, Bernard Lietaer , Gerhard Rösl.<br />

Gerald Braunberger: Lieber Urstromtaler als Euro.in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 28. Januar 2007, S.<br />

34. ISSN 0174-4909.<br />

Hans Eisenkolb: Die Tiefen des Geldes. (download PDF)<br />

Christian Gelleri: Regiogeld und Spieltheorie.(PDF; 69 kB) In: Zeitschrift <strong>für</strong> Sozialökonomie.Gauke, Lütjenburg<br />

2005, 2. ISSN 0342-1163.<br />

Michael Hönnig: Hansemark – Konzept <strong>für</strong> ein leistungsgedecktes Gutscheinsystem als Regiowährung. (PDF)<br />

Nils Klawitter: Bunte Blüten. In: Der Spiegel. Nr. 10, 2007, S. 84 (online).<br />

Bernard A. Lietaer: Die Welt des Geldes. Arena, Würzburg 2001. ISBN 3-401-05287-X.<br />

Bernard A. Lietaer: Das Geld der Zukunft. Riemann, München 1999. ISBN 3-570-50008-X.<br />

Gerhard Rösl: Regionalwährungen in Deutschland – Lokale Konkurrenz <strong>für</strong> den Euro?Diskussionspapier.<br />

Volkswirtschaftliche Studien. Reihe 1, Nr 43. Deutsche Bundesbank, Frankfurt 2006 (PDF). ISBN 3-86558-237-0.


Michael Ruhland: So wird's gemacht - Das neue Geld.Süddeutsche Zeitung; 18. Dezember 2006; abgerufen am<br />

2. Oktober 2010.<br />

Fritz Schwarz: Das Experiment <strong>von</strong> Wörgl.überarb. Neuaufl., Darmstadt 2006, ISBN 978-3-9810894-5-5.<br />

Tobias Plettenbacher: Neues Geld – Neue Welt. Die drohende Wirtschaftskrise – Ursachen und Auswege.<br />

(Download PDF) 2. Auflage, Creative Commons Lizenz, planetVERLAG, Wien 2008. ISBN 978-3-902555-16-8.<br />

Margarete Endl: Waldviertler statt Euro, in: Augustin Nr. 258/2009.<br />

Filme<br />

Der NEUKI im ORF im Juni 2013.<br />

Der Chiemgauer im Bayerischen Fernsehen vom 27. Juli 2009.<br />

Der Geist des Geldes (2007) Die Erfindung Geld und ihre Folgen <strong>für</strong> die Menschheit. Dokumentarfilm <strong>von</strong> orick Y<br />

Niess, 88 Minuten. Ausschnitte des Filmes online (85 min).<br />

Im Film Weltverbesserungsmaßnahmenwird der sorbische Euro als Komplementärwährung vorgestellt.<br />

Ithaka Hours Lokale Komplementärwährung in Ithaka (New York) Spiegel Online Video, Englisch mit deutschen<br />

Untertiteln.<br />

Der Schein trügt (2009) <strong>von</strong> Claus Strigel. [9]<br />

Polypoly-Geld <strong>für</strong> alle! (2012) Dokumentarfilm <strong>von</strong> Dinah und Roland Pfaus, 84 Minuten.<br />

Weblinks<br />

Commons: Regionalwährungen – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Commons: Regionalwährungen in Deutschland – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Wiktionary: Regionalgeld – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Dachverband der deutschen Regiogeld-Initiativen<br />

Adressen der Regiogeld-Initiativen und <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Pressemeldungen zum Thema<br />

Linkkatalog zum Thema Lokales Geld (en)bei dmoztools.net (ehemals DMOZ)<br />

Regionalwährung in: Die Zeit, 33/2004<br />

Einzelnachweise<br />

1. Art. 106 (1) Satz 3, Gründungsvertrag<br />

2. Art. 16 Abs. 1 S. 3, Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank<br />

3. Art. 10 S. 2 VO (EG) 974/98 (ABl. EG Nr . L 139/1), Einführung des Euro in der durch VO (EG) 2596/2000 (ABl. EG<br />

Nr. L 300/2) geänderten Fassung<br />

4. § 14 Abs. 1 S. 2, Bundesbankgesetze<br />

5. Süddeutsche Zeitung vom 13. Juli 2008(http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/439709)<br />

6. Hans-Joachim Werner: Geschichte der Freiwirtschaftsbewegung, Münster / New York 1989, S. 42<br />

7. The Sardex factor. (https://www.ft.com/content/cf875d9a-5be6- 1e5-a28b-50226830d644)In: Financial Times.<br />

Abgerufen am 14. Oktober 2016.<br />

8. Wirtschaftsförderung durch Blockchain-Technologie | (Cryptobeitrag 3) | kowabit.(https://kowabit.de/wirtschaftsfoerd<br />

erung-durch-blockchain-technologie-cryptobeitrag-3/)Abgerufen am 17. April 2017.<br />

9. Hans <strong>von</strong> der Hagen: Geld kann brutal zurückschlagen.(http://www.sueddeutsche.de/geld/interview-mit-regisseur-str<br />

igel-geld-kann-brutal-zurueckschlagen-1.937772)Süddeutsche Zeitung; 6. April 2010; abgerufen am 2. Oktober<br />

2010 (Interview mit Regisseur Strigel zu seinem Film Der Schein trügt).<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Regionalwährung&oldid=168857315 “<br />

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Rekommunalisierung<br />

Mit Rekommunalisierung werden Prozesse bezeichnet, in denen eine Privatisierung zuvor öffentlich-rechtlicher Aufgaben und<br />

Vermögen wieder rückgängig gemacht wird und diese erneut in kommunale Trägerschaft übergehen.<br />

Nach „ernüchternden bis schlechten Erfahrungen“ mit Privatisierungen in Deutschland, vor allem in den 1990er und 2000er Jahren,<br />

gibt es seither eine gegenläufige Entwicklung hin zur Rekommunalisierung. [1]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Gründe<br />

1.1 Enttäuschte Erwartungen<br />

1.2 Öffentliche Meinung<br />

1.3 Positive regionalwirtschaftliche Efekte<br />

1.4 Steuern<br />

1.4.1 Steuerlicher Querverbund<br />

1.4.2 Umsatzsteuer<br />

1.5 Interventionen des Kartellamtes<br />

2 Problematiken der Rekommunalisierung<br />

2.1 Durch Vergaberecht gesetzte Grenzen<br />

2.2 Bewertung bei Konzessionsübernahmen<br />

3 Entwicklung und Beispiele <strong>für</strong> Rekommunalisierungspolitik<br />

3.1 Rekommunalisierung im Bereich der Energieversorgung<br />

3.2 Rekommunalisierung in Berlin<br />

3.3 Rekommunalisierung in Hamburg<br />

3.3.1 Privatisierungen und Beteiligungsverwaltung<br />

3.3.2 Energienetze<br />

4 Kritik<br />

3.4 Rekommunalisierung in Stuttgart<br />

5 Siehe auch<br />

6 Literatur<br />

7 Weblinks<br />

8 Einzelnachweise<br />

Gründe<br />

Entscheidungen über Privatisierungen und Rekommunalisierungen fallen in den politischen Gremien der betroffenen Kommunen. In<br />

diese Entscheidungsprozesse fließen die politischen Erwägungen der handelnden Personen und Erwartungen in die Reaktion der<br />

Bevölkerung ein.<br />

Da einer Rekommunalisierung stets eine Auslagerung vorausgeht, beeinflussen auch die individuellen Werte und Erfahrungen mit<br />

beiden Organisationsformen den Willensbildungsprozess erheblich. Teils spielen enttäuschte Erwartungen eine Rolle, teilweise weil<br />

das Privatisierungspotential der Kommunen ausgeschöpft ist.<br />

Enttäuschte Erwartungen


In den 1980er und 1990er Jahren wurden zahlreiche kommunale Einrichtungen, Betriebe und Unternehmen aus unterschiedlichen<br />

Gründen privatisiert. Es wird argumentiert, dass die Privatwirtschaft nicht zwangsläufig besser oder kostengünstiger arbeite als<br />

Betriebe in öffentlicher Hand; ein städtischer Eigenbetrieb, der keine nennenswerten Überschüsse erwirtschaften darf, könne bei<br />

vergleichbaren Gebühren höhere Mittel in Qualität und Infrastruktur investieren als ein Privatunternehmen, das Gewinne<br />

erwirtschaften muss. Kommunale Daseinsvorsorge und regionale Arbeitsplatzpolitik lasse sich in profitorientierten Unternehmen<br />

kaum als vorrangige Ziele durchsetzen. Bei einer Auslagerung verblieben in höherem Umfang als erwartet Aufgaben und Kosten bei<br />

der Kommune. Nach erfolgter Privatisierung fehle regelmäßig die Möglichkeiten zur Quersubventionierung defizitärer kommunaler<br />

Aufgaben (Klassische Beispiele: ÖPNV und Bäderbetriebe) durch die Überschüsse des Energievertriebs (Strom, Erdgas und<br />

Fernwärme) der privatisierten Stadtwerke.<br />

Da der Betrieb kommunaler Infrastruktur mit langjährigen Konzessionen (10 Jahre und länger) verbunden ist, ist der private<br />

Konzessionär in dieser Zeit keinem Wettbewerb ausgesetzt; vielmehr hat er ein temporäres Monopol. Dieses unterliegt der<br />

Missbrauchsaufsicht (bei Netzen beispielsweise durch die Bundesnetzagentur).<br />

Die These, eine Privatisierung erhöhe Qualität der Daseinsvorsorge, wurde und wird hinterfragt. Vor dem Hintergrund enttäuschter<br />

Erwartungen kommentierte im Juli 2010 Ole <strong>von</strong> Beust (CDU), seinerzeit scheidender Hamburger Bürgermeister, den Verkauf der<br />

Hamburgische Electricitäts-Werke AG (HEW) an den schwedischen Energiekonzern Vattenfall mit den Worten „ein staatliches<br />

Monopol“ sei „durch ein ‚Quasi-Monopol‘ auf privater Seite ersetzt worden“. [2]<br />

Öffentliche Meinung<br />

In mehreren Umfragen hat die Bevölkerung der Erledigung öffentlicher Aufgaben durch die Kommunen deutlich Vorrang vor<br />

privatwirtschaftlichen Betrieben gegeben. Im kommunalen Bereich rechnet der Deutsche Städte- und Gemeindebund mangels<br />

verkaufbarer kommunaler Vermögensmassen nicht mehr mit einer Verkaufswelle staatlicher Vermögenswerte, mit der Finanzkrise sei<br />

zudem das Misstrauen in der Bevölkerung gegen Privatisierungen gestiegen. [3]<br />

Positive regionalwirtschaftliche Effekte<br />

Von Rekommunalisierungen wird erwartet, dass sie die regionale Wirtschaft fördern. [4] Bei Privatisierungen besteht hingegen die<br />

Gefahr, dass erwirtschaftete Gewinne und Steuern (z.B. Gewerbesteuer) aus der Region abfließen. Darüber hinaus spielen in diesem<br />

Zusammenhang auch standortpolitische Erwägungen eine Rolle, vor allem das Risiko, ob Unternehmenssitze beziehungsweise -<br />

zentralen aus der eigenen Region abwandern. Dies hätte neben genannten fiskalpolitischen Folgen auch den Verlust <strong>von</strong><br />

wirtschaftlichen Kompetenzen einer Region zur Folge. So waren diese genannten standort- und wirtschaftspolitischen Erwägungen<br />

beispielsweise <strong>für</strong> die Stadt Dresden ausschlaggebend, die Ener gie-Holding GESO zu rekommunalisieren. [5]<br />

Steuern<br />

Steuerlicher Querverbund<br />

Der steuerliche Querverbund erlaubt es auch kommunalen Unternehmen, im Rahmen <strong>von</strong> Konzernstrukturen und<br />

Gewinnabführungs- und Beherrschungsverträgen zwischen Mutter- und Tochtergesellschaften steuerliche Vorteile zu nutzen. Dabei<br />

werden steuerlich zulässige Gestaltungsspielräume in ähnlicher Weise wie in nicht kommunalen Unternehmen genutzt.<br />

Nach Diskussionen über die rechtliche Zulässigkeit dieser Konstruktionen ist der steuerliche Querverbund nunmehr gesetzlich<br />

verankert. [6] Schwerpunktmäßig geht es um Verlustverrechnungsmöglichkeiten des steuerlichen Querverbundes <strong>für</strong> die Finanzierung<br />

dauerverlustbehafteter kommunaler Bereiche im Rahmen der Daseinsvorsorge. Durch Verlustverrechnungen wird die Steuerlast des<br />

steuerlichen Querverbundes insgesamt gesenkt. D.h. insgesamt zahlt der Verbund weniger, als wenn jedes Unternehmen jeweils <strong>für</strong><br />

sich betrachtet veranlagt würde.


Da Leistungen kommunaler Dauerverlustbetriebe (z.B. Bibliotheken, Pflegeheime, Sportanlagen, Kindergärten) mangels Lukrativität<br />

selten <strong>von</strong> Privaten übernommen werden, kommen in diesem Zusammenhang die Grundsätze der verdeckten Gewinnausschüttung<br />

nicht zur Anwendung.<br />

Umsatzsteuer<br />

Kommunale Betriebe und Unternehmen hatten früher unter bestimmten Voraussetzungen eine Befreiung <strong>von</strong> der Umsatzsteuer (§ 2<br />

Abs. 3 UstG). Dies wurde als vorteilhaft erachtet, weil zum Beispiel Mehrwertsteuerbelastungen an Verbraucher (z.B. bei<br />

Abwassergebühren) nicht weitergegeben wurden. Dieses Besteuerungsprivileg wurde vom Bundesfinanzhof erheblich eingeschränkt<br />

und gilt nicht mehr, wenn der öffentliche Betrieb als Gesellschaft des Zivilrechts (z.B. GmbH, AG) geführt wird. [7]<br />

Interventionen des Kartellamtes<br />

Interventionen des Kartellamtes verhinderten Unternehmensverkäufe an große Energiekonzerne oder gestatteten diese nur unter<br />

Auflagen. Teilweise müssen diese daher Beteiligungen wieder abstoßen. Einige kleinere Kommunen beginnen, eigene Firmen zu<br />

gründen oder Anteile der großen Vier zurückzukaufen.<br />

Problematiken der Rekommunalisierung<br />

Durch Vergaberecht gesetzte Grenzen<br />

Kommunen können Aufträge ausschreibungsfrei an ihre eigenen Gesellschaften nur beschränkt vergeben; die Anforderungen an<br />

ausschreibungsfreie In-House-Vergaben wurden durch die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) streng begrenzt.<br />

Der EuGH setzt <strong>für</strong> die Inhouse-Fähigkeit ein hohes Maß an Einflussnahme durch die Kommune voraus. Dies ist bei<br />

hundertprozentigen Eigengesellschaften der Fall, da die Kommune <strong>einen</strong> Einfluss „wie über eine eigene Dienststelle“ ausüben kann.<br />

Aufträge an gemischtwirtschaftliche Unternehmen unterliegen in jedem Fall der Ausschreibungspflicht. [8] Insbesondere bei<br />

Konzessionsvergaben <strong>für</strong> Energienetze argumentiert das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur in einem gemeinsamen<br />

Leitfaden, dass die aus den europäischen Grundfreiheiten abgeleiteten Vergabeprinzipien anwendbar seien. Demnach muss eine<br />

Bekanntmachung in geeigneter Form erfolgen und die Vergabe transparent und nichtdiskriminierend durchgeführt werden; die<br />

Entscheidung <strong>für</strong> <strong>einen</strong> Konzessionär ist ferner zu begründen und es müssen Rechtsschutzmöglichkeiten gewährleistet werden. Die<br />

Schwelle <strong>für</strong> die Betrofenheit des innergemeinschaftlichen Handels sei bei Konzessionen dabei äußerst niedrig anzusetzen. [9]<br />

Bewertung bei Konzessionsübernahmen<br />

Rekommunalisierungen erfolgen oft im Rahmen der Neuvergabe <strong>von</strong> (Netz)Konzessionen. Dies ergibt sich durch das auslaufen<br />

„alter“ Konzessionen (d.h. die Laufzeit <strong>von</strong> Konzessionsverträgen ist gesetzlich befristet, beispielsweise dürfen diese gemäß § 46<br />

Energiewirtschaftsgesetz <strong>für</strong> den Bereich der Strom- und Gasnetze nicht länger als 20 Jahre dauern). Laufen diese ab, muss neu<br />

konzessioniert werden. Die Vergabeverfahren sind dann mit einem gewissen Aufwand und dem Risiko <strong>von</strong> Konkurrentenklagen<br />

verbunden, da bei Verfahrensfehlern Schadenersatzforderungen drohen können. Infolge des Auslaufens <strong>von</strong> Konzessionsverträgen <strong>für</strong><br />

die Aufgaben früherer Stadtwerke bietet sich den Kommunen die Möglichkeit des Rückkaufs dieser Betriebe, der vollständigen<br />

Privatisierung, der Zusammenarbeit mit dem Altkonzessionär über gemeinsame Gesellschaften oder die Zusammenarbeit im Wege<br />

eines Stadtwerkeverbundes mit Nachbargemeinden oder Nachbarkreisen.<br />

Aus § 46 Energiewirtschaftsgesetz folgt die Verpflichtung des Altkonzessionärs, die bestehenden Strom- beziehungsweise Gasnetze<br />

dem Neukonzessionär zu überlassen. Ob diese Überlassungspflicht eine Eigentumsverschaffung oder lediglich eine<br />

Besitzverschaffung (Pacht) zur Folge hat, wird vom Gesetz nicht beantwortet. In der rechtswissenschaftlichen Literatur und auf<br />

Ebene der Untergerichte ist dies strittig. <strong>Eine</strong> höchstrichterliche Rechtsprechung existiert hierzu nicht.


Die Bestimmungen zur Konzessionsvergabe enthalten <strong>für</strong> die Kommunen gleich mehrere Regelungen, die zu einer asymmetrischen<br />

Wettbewerbssituation führen. So ist in § 46 EnWG bislang nicht klar geregelt, zu welchem Preis ein Netz verkauft werden soll. Die<br />

Rechtsprechung (z.B. im Fall Kaufering, BGH-Urteil <strong>von</strong> 1999) sowie die Empfehlungen <strong>von</strong> Bundeskartellamt und<br />

Bundesnetzagentur [9] sind inzwischen eindeutig: Demnach ist als Preis nicht der Sachzeitwert, sondern der oft weitaus niedrigere<br />

Ertragswert heranzuziehen. Die Formulierung, dass das Netz einem neuen EVU „gegen Zahlung einer wirtschaftlich angemessen<br />

Vergütung zu überlassen“ sei, hat in der Vergangenheit häufig zu langwierigen Rechtsstreitigkeiten geführt. Dabei argumentieren die<br />

Altkonzessionäre, ihr Netz sei nur zum Sachzeitwert zu erwerben. Die in § 48 festgelegte Frist, dass die Zahlung der vertraglich<br />

vereinbarten Konzessionsabgaben nach Ablauf des Wegenutzungsvertrages nur <strong>für</strong> ein Jahr fortbesteht, ist eine weitere unfaire<br />

Bedingung <strong>für</strong> die Gemeinden. Es kommt sogar vor, dass sich die Altkonzessionäre gleich nach Auslaufen des Konzessionsvertrages<br />

weigern (oder bereits im Vorfeld damit drohen), die Konzessionsabgaben an die Kommune auszuzahlen. Damit setzt man die<br />

betroffenen Kommunen finanziell erheblich unter Druck, da die Einnahmen aus Konzessionsabgaben <strong>für</strong> sie eine wichtige<br />

Einnahmequelle darstellen. Ein weiteres Regelungsdefizit betrifft die Herausgabe der netzrelevanten Daten. Trotz der 2011<br />

eingeführten Regelung, dass die Altkonzessionäre die notwendigen Daten rechtzeitig zur Verfügung stellen müssen (…), enthält das<br />

heutige EnWG keine besondere Regelung über Art und Umfang dieser Daten. Dieses veranlasst die Altkonzessionäre in vielen Fällen<br />

dazu, die netzrelevanten Daten entweder nicht rechtzeitig und/oder nicht im notwendigen Umfang herauszugeben, was dann beim<br />

Vergabeverfahren zu weiteren zeitlichen Verzögerungen führen kann.<br />

Entwicklung und Beispiele <strong>für</strong> Rekommunalisierungspolitik<br />

Rekommunalisierung im Bereich der Energieversorgung<br />

Ein Großteil der bestehenden, bundesweit auf ca. 20.000 geschätzten Konzessionsverträge <strong>für</strong> Strom und Gas läuft als Folge ihrer auf<br />

20 Jahre begrenzten Laufzeit gegenwärtig und in den kommenden Jahren aus; [9] in diesem Rahmen prüfen zahlreiche Kommunen,<br />

die Strom-, Gas- und Fernwärmeversorgung wieder in die eigene Hand zu nehmen. Hierbei versuchen sie, vermeintlich<br />

verlorengegangenen energiepolitischen Einfluss und einnahmepolitische Handlungsspielräume wiederzugewinnen. [10] Neben Berlin<br />

und Hamburg werden unter anderem in Stuttgart und Konstanz bürgernahe Stadtwerke aufgebaut, die sich mit erneuerbaren Energien<br />

versorgen sollen. Ein weiteres Beispiel <strong>für</strong> Rekommunalisierung ist Thüringen. Im Mai 2013 wurde dort der Wechsel in der<br />

Anteilseignerstruktur der Thüringer Energie, vormals einer Tochter der E.ON, abgeschlossen. Sie gehört nun zu 46 Prozent dem<br />

Kommunalen Energiezweckverband Thüringen (KET), einem Zusammenschluss <strong>von</strong> rund 400 Kommunen. Weitere 36 Prozent hält<br />

die Kommunale Energie BeteiligungsgesellschaftThüringen (KEBT), die rund 800 Kommunen vertritt. [11][12]<br />

Rekommunalisierung in Berlin<br />

Ein Beispiel, um <strong>einen</strong> Betrieb der Daseinsvorsorge wieder komplett zu rekommunalisieren, sind die Berliner Wasserbetriebe, die seit<br />

1999 teilprivatisiert sind (Verkauf eines Anteils <strong>von</strong> 49,9 % an RWE und Veolia). Am 13. Februar 2011 gab es <strong>einen</strong> erfolgreichen<br />

Volksentscheid über die Offenlegung der Teilprivatisierungsverträge bei den Berliner Wasserbetrieben. Be<strong>für</strong>worter des<br />

Volksentscheids sahen darin <strong>einen</strong> Schritt, die BWB wieder komplett zu verstaatlichen. [13] In der Folge erwarb das Land Berlin die<br />

Anteile <strong>von</strong> RWE im April 2012 <strong>für</strong> 618 Millionen Euro zuzüglich 39 Millionen Euro Nebenkosten und <strong>von</strong> Veolia im September<br />

2013 <strong>für</strong> 590 Millionen Euro plus Nebenkosten <strong>von</strong> 54 Millionen Euro.<br />

Parallel bemüht sich die Initiative Berliner Energietisch um die Rekommunalisierung des Stromnetzes und den Aufbau eines<br />

Stadtwerkes, das ökologischen und sozialen Kriterien folgt. Nachdem ein entsprechendes Volksbegehren im Juni 2013 ausreichende<br />

Unterschriften gesammelt hatte, kam es am 3. November 2013 zum Volksentscheid über die Rekommunalisierung der Berliner<br />

Energieversorgung [14] , der jedoch nicht die nötigen Ja-Stimmen erhalten konnte. [15]<br />

Im Oktober 2013, nur wenige Tage vor dem Volksentscheid, beschloss das Berliner Abgeordnetenhaus mit den Stimmen <strong>von</strong> SPD<br />

und CDU die Gründung eines Stadtwerks unter dem Dach der Berliner Wasserbetriebe; das Land Berlin bekräftigte ebenso, dass es<br />

auch als Eigenbewerber <strong>für</strong> die Übernahme des Strom- und Gasnetzes konkurrieren werde. <strong>Eine</strong> Alternative zur Rekommunalisierung


ist der Versuch der 2012 neu gegründeten Bürgergenossenschaft Bürgerenergie Berlin (BEB) das gesamte Berliner Stromnetz vom<br />

bisherigen Konzessionsinhaber Vattenfall Ende 2014 zu übernehmen. Dies entweder allein oder evtl. auch in Zusammenarbeit mit<br />

neu gegründeten Berliner Stadtwerken. [16]<br />

Rekommunalisierung in Hamburg<br />

Privatisierungen und Beteiligungsverwaltung<br />

In Hamburg wurden in der Vergangenheit zahlreiche öffentliche Betriebe privatisiert. Insbesondere im letzten Jahrzehnt wurden diese<br />

aus finanzpolitischen Erwägungen verkauft. [17] Hierzu gehören der Landesbetrieb Krankenhäuser (seit 2007 zu 74,9 % in Besitz <strong>von</strong><br />

Asklepios Kliniken), die städtischen Energieversorger (HeinGas Hamburger Gaswerke GmbH (seit 2003 E.ON Hanse),<br />

Hamburgische Electricitäts-Werke AG (seit 2002 Vattenfall)) und zahlreiche weitere Unternehmen, sowie die erste Teilprivatisierung<br />

durch <strong>einen</strong> Börsengang der HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG) im Jahr 2007. [18]<br />

Unter dem damaligen Finanzsenator Wolfgang Peiner wurden im Jahr 2001 die öffentlichen Unternehmen nach Wichtigkeit in vier<br />

Kategorien eingeteilt. [17] In der ersten will die Stadt Hamburg mindestens die Mehrheit an dem Unternehmen halten, in der vierten<br />

möchte sie vollständig aussteigen, dazwischen liegen Minderheitsbeteiligungen <strong>von</strong> über oder unter 25 Prozent. Es gibt keine<br />

öffentlich bekannt gemachten objektiven Kriterien <strong>für</strong> diese Kategorisierung. Es erfolgen regelmäßige Überprüfungen der<br />

Kategorisierungen im Hinblick auf Privatisierungsmöglichkeiten. In jedem Einzelfall werden die finanziellen gegen die sozialen und<br />

strukturpolitischen Aspekte abgewogen, deren Gewichtung einem politischen Wandel unterliegt.<br />

Für die Hamburger GAL war neben anderen Gründen ein weiterer Grund zur Aufkündigung der CDU/GAL-Koalition im November<br />

2010 eine Senatsdrucksache mit dem Titel „Kategorisierung der Beteiligungen“, an der der letzte Finanzsenator Carsten Frigge<br />

(CDU) vor seinem Rücktritt noch gearbeitet und in die Behördenabstimmung gegeben hatte. Demnach ging es in dieser Drucksache<br />

um <strong>einen</strong> Passus, wonach alle zehn Jahre bei allen kommunalen Unternehmen überprüft werden soll, ob sich die Stadt Hamburg <strong>von</strong><br />

diesen trennen könne. [19] So hat es in diesem Zusammenhang auch Überlegungen gegeben, das städtische Wohnungsbauunternehmen<br />

SAGA GWG sowie den Wasserver- und Abwasserentsorger Hamburg Wasser zu privatisieren.<br />

Energienetze<br />

Die Konzessionsinhaber <strong>für</strong> das Stromnetz ist ab Januar 2015 die städtische Stromnetz Hamburg GmbH. Die Konzession <strong>für</strong> das<br />

Fernwärmenetz besitzt im November 2014 Vattenfall. Zuvor war die Vattenfall-Gruppe alleiniger Konzessionsinhaber <strong>für</strong> das Stromund<br />

Fernwärmenetz. Der Inhaber der Konzession des Gasversorgungsnetzes ist 2014 E.ON Hanse.<br />

Vor dem Hintergrund, dass das Kohlekraftwerk Moorburg und die dazugehörige Fernwärmetrasse seitens der Stadt Hamburg nicht<br />

verhindert werden konnte und der andauernden Konflikte der Stadt Hamburg mit der Vattenfall-Gruppe, erfolgte 2009 die Gründung<br />

der Hamburg Energie GmbH. Die 100-prozentige Tochtergesellschaft des Wasserver- und Abwasserentsorgers Hamburg Wasser hat<br />

das Ziel, verlorengegangenen energiepolitischen Einfluss zurückzugewinnen. [20] Ziel bis 2014 ist letztlich die Übernahme der<br />

Energienetze (Strom, Gas, Fernwärme), um <strong>einen</strong> Umbau der städtischen Energieversorgung hin zu Erneuerbaren Energien<br />

vorzunehmen, insbesondere zur Abkehr <strong>von</strong> Kernenergie und fossilen Brennstoffen. Zu dem Zeitpunkt laufen die<br />

Konzessionsverträge aus beziehungsweise sind durch die Stadt Hambur g kündbar. [21]<br />

Seit 2010 existiert die Volksinitiative »Unser Hamburg – Unser Netz«, die das Ziel einer Rekommunalisierung der Energienetze und<br />

der Etablierung „echter“ Stadtwerke, d.h. eines Stadtwerks mit Energienetzen, hat. Getragen wird diese Initiative <strong>von</strong> 24<br />

Organisationen, dazu gehören unter anderem der BUND Hamburg, die Verbraucherzentrale Hamburg, Kirchen sowie Verbände aus<br />

dem Bereich Erneuerbare Energien. [22] Der Bund der Steuerzahler Hamburg e.V. unterstützt diese Initiative [23] und favorisiert dabei<br />

Bürgerbeteiligungen über Genossenschaftsmodele. Die Handelskammer Hamburg spricht sich in einem Positionspapier gegen eine<br />

Beteiligung der Stadt an den Energieverteilnetzen aus. [24]


Der SPD-Senat der Freien und Hansestadt Hamburg unter Olaf Scholz hat sich gemäß Regierungsprogramm im Gegensatz zur<br />

Volksinitiative das Ziel gesetzt, lediglich eine Minderheitsbeteiligung an den Energienetzen <strong>von</strong> mindestens 25,1 % zu<br />

erwerben. [25][26] Vom schwarz-grünen Vorgängersenat zunächst zurückgehaltene Gutachten zum Rückkauf der Energienetze<br />

empfehlen eine hundertprozentige, mindestens jedoch eine Rekommunalisierung mit dem Ziel einer Mehrheitsbeteiligung an den<br />

Netzen und zwar mit dem Argument, dass solche Maßnahmen grundsätzlich finanzierbar sind; die Gutachten sind mittlerweile<br />

veröffentlicht. [27] Im April 2012 segnete die SPD-Mehrheit den Kauf <strong>von</strong> 25,1 Prozent der Anteile an den Netzen <strong>für</strong> Gas (E.on),<br />

Fernwärme (Vattenfall) und Strom (Stromnetz Hamburg) ab. Die Stadt bezahlt da<strong>für</strong> 543,5 Mio. Euro und erhält eine jährliche<br />

Dividende <strong>von</strong> gut vier Prozent des Kaufpreises. [28]<br />

Am 22. September 2013 fand parallel zur Bundestagswahl 2013 der Volksentscheid statt. 50,9 % der Bürger sprachen sich <strong>für</strong> <strong>einen</strong><br />

vollständigen Rückkauf der Verteilnetze <strong>für</strong> Strom und Gas aus. Im Januar 2014 einigten sich daraufhin Hamburg und Vattenfall auf<br />

eine Übernahme des Stromnetzes; die Stromnetz Hamburg GmbH wird zu 100 % <strong>von</strong> der Hamburger Vermögensholding HGV<br />

übernommen. Andere Gesellschaftsteile <strong>von</strong> Vattenfall sollen folgen. Der Mindestpreis <strong>für</strong> Stromnetz Hamburg soll 495 Mio. Euro<br />

betragen. Hinzu kommen noch weitere Kosten <strong>für</strong> die Servicegesellschaften. Der letztendliche Preis wird <strong>von</strong> unabhängigen<br />

Gutachtern bestimmt. Für das Fernwärmenetz wurde ebenfalls eine Vereinbarung getroffen. Hamburg erhält 2019 eine Kaufoption.<br />

Der zukünftige Kauf würde entweder nur das Netz an sich umfassen und <strong>einen</strong> Mindestpreis <strong>von</strong> 950 Mio. Euro haben. <strong>Eine</strong> zweite<br />

Option würde das Netz sowie die Kraftwerke in Wedel und Tiefstack beinhalten und wird mindestens 1,15 Mrd. Euro kosten. Der<br />

letztendliche Preis wird <strong>von</strong> unabhängigen Gutachtern bestimmt. [29][30]<br />

Parallel zu der Übernahme der Stromnetz Hamburg läuft jedoch bis Ende 2014 die Neuvergabe der Konzession <strong>für</strong> das Stromnetz, da<br />

die aktuelle Konzession der Stromnetz Hamburg ausläuft. Die neue Konzession soll <strong>von</strong> der Stadt Hamburg unter der Aufsicht der<br />

Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamtes an den geeignetsten Bewerber vergeben werden. Für die neue Konzession <strong>für</strong> das<br />

Hamburger Stromnetz bewerben sich neben der Stromnetz Hamburg die Genossenschaft Energienetz Hamburg im Verbund mit dem<br />

niederländischen Unternehmen Alliander, E.ON Hanse und der Veolia-Konzern über seine Tochter BS Energy. [31]<br />

Am 12. November 2014 stimmte der Senat dem Abschluss eines Konzessionsvertrages mit der Stromnetz Hamburg GmbH zu. Der<br />

Vertrag läuft 20 Jahre, sieht Investitionen <strong>für</strong> den Ausbau und die Modernisierung der Netze <strong>von</strong> zwei Milliarden Euro bis zum Jahr<br />

2024 vor und sieht als Ziel die Umsetzung "einer sicherer, preisgünstigen, verbraucherfreundlichen, effizienten und umweltgerechten<br />

Energieversorgung" vor. Alle Mitbewerber hattenzuvor ihre Bewerbung zurückgezogen. [32]<br />

Rekommunalisierung in Stuttgart<br />

Nachdem der Stuttgarter Gemeinderat unter dem damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Schuster im Jahr 2002 den Verkauf der<br />

Stuttgarter Neckarwerke beschlossen hatte, gingen diese im darauffolgenden Jahr an EnBW Energie Baden-Württemberg. EnBW<br />

wurde damit u.a. Eignerin der Stuttgarter Wasser-, Strom-, Gas- und Fernwärmeversorgung, mehrerer Kraftwerke sowie der zuvor<br />

kommunalen Anteile an der Bodensee-Wasserversorgung. Das Unternehmen wurde auch zum größten Grundbesitzer Stuttgarts. [33]<br />

2010 war ein Bürgerbegehren „100-Wasser“ der Bürgerinitiative Stuttgarter Wasserforum erfolgreich. Der Stuttgarter Gemeinderat<br />

beschloss am 17. Juni 2010 den kompletten Rückkauf der Wasserversorgung.<br />

Der Stuttgarter Gemeinderat beschloss außerdem im Mai 2011 Stadtwerke ins Leben zu rufen, mit dem erklärten Ziel, an der<br />

Ausschreibung <strong>für</strong> Konzessionsverträge <strong>für</strong> die kommunalen Verteilnetze <strong>für</strong> Gas, Strom und Fernwärme teilzunehmen, die bis Ende<br />

2013 bei EnBW (ursprünglich bei deren Tochter Neckarwerke) lagen. [34] Die formale Gründung der Stadtwerke Stuttgart erfolgte<br />

schließlich Ende Juli des gleichen Jahres. [35] Ein weitergehendes Bürgerbegehren „Energie- & Wasserversorgung Stuttgart“ der<br />

Aktion Stadtwerke, mit dem Ziel, die Netze <strong>von</strong> Strom-, Gas- und Fernwärme und deren Betrieb, sowie die Wasserversorgung ohne<br />

Ausschreibung zu rekommunalisieren, wurde hingegen im Dezember 2012 vom Gemeinderat als rechtlich unzulässig abgelehnt.<br />

Nach Abschluss des Konzessionsvergabeverfahren an dem u.a. EnBW (über Töchter mehrfach), Stadtwerke Stuttgart sowie eine<br />

Reihe weiterer Bieter (Alliander, Energieversorgung Schönau-Schwäbisch Hall, Stadtwerke Schwäbisch Hall, Thüga und Veolia) [36]<br />

teilnahmen, wurde im März 2014 bekannt, dass die Stadtwerke Stuttgart gemeinsam mit der EnBW-Tochter Netze BW den Zuschlag<br />

<strong>für</strong> die ausgeschriebene Konzession <strong>für</strong> die Strom- und Gasnetze <strong>für</strong> eine Dauer <strong>von</strong> 20 Jahren erhalten haben; das<br />

Kooperationsmodell zwischen den Stadtwerken und EnBW sieht vor, dass die kommunalen Stadtwerke Haupteigentümer (75


Prozent) der Netze werden, die EnBW-Tochter aber noch fünf Jahre als Netzbetreiber auftritt. Ab 2019 halten dann die Stadtwerke 75<br />

Prozent an Eigentum und Betrieb. Der Erwerb des Stromnetzes kostet dabei ca. 100 Millionen Euro. [37] <strong>Eine</strong> Entscheidung in der<br />

Vergabe der Fernwärmekonzession steht trotz Ablauf der aktuellen Konzession noch aus; ebenfalls ist noch keine Entscheidung in der<br />

anvisierten Rückübertragung der Wasserversorgung <strong>von</strong> EnBW an die Stadt gefallen.<br />

Kritik<br />

In einem Sondergutachten vom September 2011 zum Energiemarkt in Deutschland äußert sich die Monopolkommission kritisch zum<br />

Trend der Rekommunalisierung:<br />

Siehe auch<br />

„Die Idee, dass der Staat im Rahmen der Daseinsvorsorge als Unternehmer tätig werden muss, gilt heute nicht<br />

mehr als stichhaltig. Zum <strong>einen</strong> birgt das Konzept der Daseinsvorsorge keine schlüssige Abgrenzung dessen, was<br />

Daseinsvorsorge umfassen soll, und trifft in diesem Zusammenhang auch keine Aussage über<br />

Energieversorgungsnetze. Zum anderen kann der Staat die Rahmenbedingungen dergestalt setzen, dass auch<br />

private Akteure bestimmte Anforderungsprofile, z.B. hinsichtlich Sicherheit, Qualität und Umwelteffekten (z.B.<br />

durch Festlegung <strong>von</strong> CO2-Emissionsrechten) erfüllen.“ [38]<br />

Das Thema ist eng verknüpft mit dem entgegengesetzten Vorgang Privatisierung. Siehe dort insbesondere die<br />

Abschnitte:<br />

Ziele der Privatisierung(Gründe gegen Rekommunalisierung)<br />

Privatisierung in der Diskussion<br />

Literatur<br />

Öffentliches Unternehmen<br />

Literatur<br />

Ludwig Einhellig: Rekommunalisierung in der Energieversorgung: Zwischen Daseinsvorsorge und Wettbewerb. In:<br />

Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 60. Jg., Heft 12, etv Energieverlag, Essen 2010.Dezember 2010; S. 26–30,<br />

archiviert vom Original am 23. Oktober 2013; abgerufen am 22. Oktober 2013.<br />

Jens Libbe, Stephanie Hanke, Maic Verbücheln: Rekommunalisierung – <strong>Eine</strong> Bestandsaufnahme.Berlin 2011. (Difu-<br />

Papers)<br />

Hartmut Bauer, Christiane Büchner, Lydia Hajasch: Rekommunalisierung öffentlicher Daseinsvorsorge.(= KWI-<br />

Schriften. 6). Potsdam 2012. (Volltext unter URL http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2012/5806/)<br />

Christian Theobald, Wolf Templin: Strom- und Gasverteilnetze im Wettbewerb. C. H. Beck-Verlag, München 2011,<br />

ISBN 978-3-406-62583-1.<br />

Kurt Berlo, Oliver Wagner: Harter Gegenwind bei der Rekommunalisierung – Wie überregionale Stromkonzerne um<br />

die Verteilnetzebene kämpfen.In: Alternative KommunalPlanung.(AKP), Heft 3/2013, S. 22 u. 23.<br />

Kurt Berlo, Oliver Wagner: Stadtwerke-Neugründungen und Rekommunalisierungen – Sondierungs-Studie.<br />

September 2013<br />

Weblinks<br />

Alles muss raus. In: Die Zeit. 22. Juni 2006; abgerufen am 20. August 2009.<br />

Rekommunalisierung der Abfallwirtschaft statt Privatisierung und interkommunale Kooperation statt<br />

Kirchturmdenken: Besser und billiger unter kommunalen Dach!European Public Sector Award; abgerufen am<br />

20. August 2009.<br />

Auslaufende Konzessionsverträge <strong>für</strong> Stromnetze.Wuppertal Institut; abgerufen am 4. Juli 2013.<br />

Einzelnachweise<br />

1. Lokale Politik und Verwaltung im Zeichen derKrise?; Michael Haus, Sabine Kuhlmann; Springer-Verlag, 2013, ISBN<br />

978-3-531-19160-7, S. 150


2. Hamburg: Beust bedauert Verkauf der HEW an Vattenfall. (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,494025,00.html)<br />

In: Spiegel Online. 12. Juli 2010; abgerufen am 21. November 2010.<br />

3. Privatisierungen: „Kein Tafelsilber, sondern Essbesteck“.(https://www.dstgb.de/dstgb/Homepage/Aktuelles/Archiv/Ar<br />

chiv%202011/Privatisierungen%3A%20%22Kein%20Tafelsilber,%20sondern%20Essbesteck%22/)4. August 2010,<br />

auf der Webseite des Deutschen Städte und Gemeindebundes.<br />

4. Rekommunalisierung als Stabilisator der Wirtschaft. (https://archive.is/20130210192746/http://www.cireview.de/leitlin<br />

ien/rekommunalisierung-als-stabilisator-fur-die-wirtschaft/)City Innovations Review; archiviert vom Original (http://de<br />

refer.unbubble.eu?u=http://www.cireview.de/leitlinien/rekommunalisierung-als-stabilisator-fur-die-wirtschaft/)am<br />

10. Februar 2013; abgerufen am 20. August 2009.<br />

5. Stadtrat stimmt dem Kauf der GESO-Energieholding zu.(https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilu<br />

ngen/archiv/2010/03/pm_065.php)In: dresden.de. Landeshauptstadt Dresden; 19. März 2010; abgerufen am<br />

16. August 2015 (Pressemitteilung).<br />

6. Himmelstoß Gerhard und Entsfellner, Martin in: Geschäftsbericht 2008, Steuerlicher Querverbund nun gesetzlich<br />

verankert. (http://www.bkpv.de/ver/pdf/gb2008/himmelstoss_entsfellner .pdf) Abgerufen am 4. Dezember 2010(PDF;<br />

123 kB).<br />

7. Umsatzbesteuerung der öffentlichen Hand(http://www.rechtslupe.de/steuerrecht/ust/umsatzbesteuerung-der-oefentl<br />

ichen-hand-319798) 23. Juni 2010, auf der Webseite: „Rechtslupe – Nachrichten aus Recht und Steuern“<br />

8. EuGH-Urteile erzwingen Rekommunalisierung – oder Komplettverkauf. (http://www.wasser-in-buergerhand.de/recht/<br />

eugh-urteile.htm) Wasser in Bürgerhand!; abgerufen am 20. August 2009.<br />

9. Gemeinsamer Leitfaden <strong>von</strong> Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur zur Vergabe <strong>von</strong> Strom- und<br />

Gaskonzessionen und zum Wechsel des Konzessionsnehmers. (http://www.bundeskartellamt.de/SharedDocs/Publik<br />

ation/DE/Leitfaden/Leitfaden%20-%20Vergabe%20<strong>von</strong>%20Strom-%20und%20Gaskonzessionen.pdf?__blob=public<br />

ationFile&v=7) BKartA und BNetzA; 21. Mai 2015; abgerufen am 7. Dezember 2017(PDF; 219 kB).<br />

10. Christof Schorsch, Jessica Faber: Rekommunalisierung der Energieversorgung – Chancen und Risiken. (http://www.<br />

lbd.de/cms/pdf-veroefentl-fachpresse/1002-LBD-Presse-Rekommunalisierung-der-Energieversorgung-Demo.pdf)<br />

LDB-Beratungsgesellschaft; 4. Februar 2010; abgerufen am 7. Dezember 2017.<br />

11. Matthias Machnig: Energiewende in den Kommunen(https://archive.is/20130629191848/http://www.demo-online.de/<br />

content/energiewende-den-kommunen)(Memento vom 29. Juni 2013 im Webarchiv archive.is), in: DEMO –<br />

Monatszeitschrift <strong>für</strong> Kommunalpolitik, 24. Juni 2013.<br />

12. First we take Berlin: Wie Bürger die Stromnetze in den Großstädten übernehmen(https://www.heise.de/tp/features/F<br />

irst-we-take-Berlin-Wie-Buerger-die-Stromnetze-in-den-Grossstaedten-uebernehmen-3397838.html)<br />

13. Joachim Fahrun, Daniel Müller: Die Wasserkrieger und das blaue Wunder. (http://www.webcitation.org/5wTEfCtx5)<br />

Volksentscheid. In: Berliner Morgenpost Online.Axel Springer Verlag; 13. Februar 2011; archiviert vom Original (htt<br />

p://derefer.unbubble.eu?u=http://www.morgenpost.de/berlin/article1543259/Die-Wasserkrieger-und-das-blaue-Wund<br />

er.html) am 13. Februar 2011; abgerufen am 13. Februar 2011.<br />

14. Amtliche Information zum Volksentscheid über die Rekommunalisierung der Berliner Energieversorgung.(https://ww<br />

w.wahlen-berlin.de/abstimmungen/VE2013_NEnergie/Broschüre_Energie.pdf)Die Landesabstimmungsleiterin<br />

Berlin; S. 30, abgerufen am 24. Oktober 2013(PDF).<br />

15. Volksentscheid „Neue Energie“ am 3. November 2013 – Ergebnis des Volksentscheids. (https://www.wahlen-berlin.d<br />

e/abstimmungen/VE2013_NEnergie/Ergebnisprozent.asp?sel1=6052&sel2=0798)Die Landeswahlleiterin <strong>für</strong> Berlin.<br />

Abgerufen am 3. November 2013.<br />

16. „Bürger Energie Berlin“: Wir kaufen uns das Berliner Stromnetz.(http://www.berliner-kurier.de/kiez-stadt/buerger-ene<br />

rgie-berlin---beb-berliner-kaufen-stromnetz,7169128,14998650.html)Berliner Kurier, 26. April 2012.<br />

17. Ulrike Meyer-Timpe: Käufliches Hamburg. (http://www.zeit.de/2006/28/Priv-Hamburg)In: Die Zeit. 6. Juli 2006.<br />

18. Fluch und Segen der Privatisierung.(https://www.welt.de/regionales/hamburg/article969563/Fluch-und-Segen-der-Pr<br />

ivatisierung.html) auf: Welt online. 23. Juni 2007.<br />

19. Deshalb platzte die Koalition: Kerstan rechnet mit Ahlhaus ab(http://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/articl<br />

e1711591/Deshalb-platzte-die-Koalition-Kerstan-rechnet-mit-Ahlhaus-ab.html) In: Hamburger Abendblatt.20.<br />

November 2010.<br />

20. Sauberer Strom füllt die Stadtkasse.(http://www.taz.de/1/nord/artikel/1/sauberer-strom-fuellt-die-stadtkasse/)In: Die<br />

Tageszeitung. 31. Oktober 2010.<br />

21. Sven-Michael Veit: Hamburg gründet Öko-Stadtwerke.(http://www.taz.de/1/nord/artikel/1/hamburg-gruendet-oeko-st<br />

adtwerke/) In: Die Tageszeitung. 18. Mai 2009.<br />

22. Unser Hamburg – Unser Netz.(http://unser-netz-hamburg.de/)21. November 2010<br />

23. Steuerzahlerbund unterstützt Rückkauf der Netze(https://archive.is/20120913060124/http://www.steuerzahler-hamb<br />

urg.de/Steuerzahlerbund-unterstuetzt-Rueckkauf-der-Netze/34243c41295i1p1465/index.html) (Memento vom 13.<br />

September 2012 im Webarchiv archive.is), 5. November 2010.<br />

24. Rekommunalisierungstendenzen in Hamburg am Beispiel des Energiemarktes: Bewertung und Empfehlungen (http<br />

s://web.archive.org/web/20130928120159/http://www.hk24.de/linkableblob/hhihk24/innovation/downloads/1512510/.<br />

7./data/Rekommunalisierungstendenzen_in_Hamburg-data.pdf)(Memento vom 28. September 2013 im Internet<br />

Archive), Analysen und Bewertungen der Handelskammer Hamburg (PDF; 233 kB)<br />

25. Bereit <strong>für</strong> die Wahl: Regierungsprogramm und Landesliste verabschiedet(https://archive.is/20120913191054/http://w<br />

ww.spd-hamburg.de/cms/2137/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=3090&cHash=311fca255f658f6bf36dc766b29f103a)


(Memento vom 13. September 2012 im Webarchiv archive.is), SPD-Hamburg, 15. Januar 2011.<br />

26. SPD Hamburg: Energiepolitik. (https://archive.is/20140116125213/http://www.spd-hamburg.de/themen/79956/energi<br />

e_und_klimaschutz.html)Klimaschutz und Energie. In: spd-hamburg.de. 29. November 2012; archiviert vom Original<br />

(http://derefer.unbubble.eu?u=http://www.spd-hamburg.de/themen/79956/energie_und_kl imaschutz.html) am<br />

16. Januar 2014; abgerufen am 16. Januar 2014.<br />

27. Gutachten zum Rückkauf der Energienetze online(https://web.archive.org/web/20110826042254/http://umwelthaupt<br />

stadt.hamburg.de/contentblob/2914526/data/pm-energienetze.pdf)(Memento vom 26. August 2011 im Internet<br />

Archive), Pressemitteilung des Senats der Stadt Hamburg mit Links zu den Gutachten, 23. Mai 2011.<br />

28. Gunther Latsch: Hamburg: Leere Hülle. In: Der Spiegel. Nr. 17, 2012 (online (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-85<br />

157585.html) – 23. April 2012).<br />

29. Hamburg kauft Stromnetz <strong>von</strong> Vattenfall. (https://archive.is/20161126191042/https://www.ndr.de/nachrichten/hambur<br />

g/Hamburg-kauft-Stromnetz-<strong>von</strong>-Vattenfall,netzrueckkauf169.html) In: ndr.de. 16. Januar 2014; archiviert vom<br />

Original (http://derefer.unbubble.eu?u=https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Hamburg-kauft-Stromnetz-<strong>von</strong>-Vatte<br />

nfall,netzrueckkauf169.html)am 26. November 2016; abgerufen am 16. Januar 2014.<br />

30. cte, dpa: Übernahme nach Volksentscheid. (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/hamburg-kauft-stromnetz<strong>von</strong>-vattenfall-fuer-rund-495-millionen-euro-a-943845.html)Hamburg<br />

zahlt halbe Milliarde <strong>für</strong> Vattenfall-Netz. In:<br />

spiegel.de. 16. Januar 2014; abgerufen am 16. Januar 2014.<br />

31. Veolia-Konzern interessiert sich <strong>für</strong> Hamburger Stromnetz (https://web.archive.org/web/20140305054751/http://www.<br />

faz.net/agenturmeldungen/unternehmensnachrichten/roundup-veolia-konzern-interessiert-sich-fuer-hamburger-strom<br />

netz-12778977.html) (Memento vom 5. März 2014 im Internet Archive), faz.net vom 3.Februar 2014<br />

32. Konzessionsvertrag. (http://www.hamburg.de/bsu/nofl/4402998/2014-11-12-bsu-stromnetze/)Stromverteilung bleibt<br />

in städtischer Hand. hamburg.de; 12. November 2014; abgerufen am 17. November 2014.<br />

33. Dietrich Heißenbüttel: Wasser-Poker. In: Kontext:Wochenzeitung. Nr. 80, 10. Oktober 2012 (online (http://www.konte<br />

xtwochenzeitung.de/macht-markt/80/wasser-poker-956.html)[abgerufen am 1. Dezember 2013]).<br />

34. Ringen um Details bei den Stadtwerken. (http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stromversorgung-ringen-um-de<br />

tails-bei-den-stadtwerken.6b4cb13f-c81a-4a84-af8b-37f f3c5bffc6.html) In: Stuttgarter Nachrichten.25. Mai 2011.<br />

Abgerufen am 18. September 2012.<br />

35. Gemeinderat gründet Stadtwerke Stuttgart GmbH(https://archive.is/20130212035157/http://newsroom.stuttgart.de/a<br />

ktuelles/detail/4e2fdd027321445eed000005/gemeinderat-gruendet-stadtwerke-stuttgart-gmbh) (Memento vom 12.<br />

Februar 2013 im Webarchiv archive.is). In: Landeshauptstadt Stuttgart Newsroom.27. Juli 2011.<br />

36. Information an die Bürgerinnen und Bürger zum Stand des Konzessionsvergabeverfahrens der Landeshauptstadt<br />

Stuttgart. (http://www.stuttgart.de/img/mdb/item/473309/87557.pdf) Stadt Stuttgart; Mai 2013; abgerufen am<br />

24. März 2014 (PDF).<br />

37. Neue Konzessionen <strong>für</strong> Strom und Gas: Kooperationsmodell aus Stadtwerken und Netze BW erhält Zuschlag. (http<br />

s://archive.is/20151031032340/http://www.stuttgart.de/item/show/273273/1/9/529915)Pressemitteilung der Stadt<br />

Stuttgart. 13. März 2013; archiviert vom Original (http://derefer.unbubble.eu?u=http://www.stuttgart.de/item/show/273<br />

273/1/9/529915) am 31. Oktober 2015; abgerufen am 24. März 2014.<br />

38. Energie 2011: Wettbewerbsentwicklung mit Licht und Schatten. (https://web.archive.org/web/20131203001730/http://<br />

www.monopolkommission.de/sg_59/s59_voll text.pdf?bcsi_scan_134AC0A7F1E2510F=0&bcsi_scan_filename=s59_<br />

volltext.pdf) Sondergutachten der Monopolkommission gemäß 62 Abs. 1 EnWG. S. 49, archiviert vom Original (htt<br />

p://derefer.unbubble.eu?u=http://www.monopolkommission.de/sg_59/s59_volltext.pdf?bcsi_scan_134AC0A7F1E251<br />

0F=0&bcsi_scan_filename=s59_volltext.pdf)am 3. Dezember 2013; abgerufen am 2. Dezember 2013(PDF;<br />

6,8 MB).<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rekommunalisierung&oldid=171764981 “<br />

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Deglobalisierung<br />

Mit dem Begriff Deglobalisierung wird ein wirtschaftspolitischer Kurs <strong>von</strong> Staaten oder Staatenbündnissen beschrieben, die sich<br />

<strong>von</strong> einer weiteren Weltmarktintegration distanzieren. Deglobalisierung wird auch als eine Strategie des grünen Sozialismus [1]<br />

betrachtet, gemeinsam mit Dezentralisierung und Kommunalisierung, wie sie <strong>von</strong> einer neuen Mosaik-Linken [2][3] erwartet wird. [4]<br />

Unter anderem wird darauf abgezielt, die Differenz zwischen Kapitaleinkommen und Arbeitseinkommen zu verringern. [5] Nach dem<br />

Denkansatz <strong>von</strong> Walden Bello wird Globalisierung nicht als unumkehrbarer Prozess verstanden. [6] Nach Bello soll die<br />

Wirtschaftsaktivität wieder zurück auf die lokale und regionale Ebene geholt werden. [7]<br />

Um verschiedene politische Zielsetzungen zu erreichen, sei eine Nichterfüllung der WTO-Regeln notwendig, um z. B. durch<br />

Kapitalverkehrskontrollen, Protektionismus <strong>für</strong> heimische Industrien und gezielte Subventionen eigenständige Wirtschaftskraft zu<br />

fördern. [8] Als Beispiel wird <strong>von</strong> Deglobalisierungs-Be<strong>für</strong>wortern oft auf die asiatischen Tigerstaaten hingewiesen, die dieser<br />

Strategie gefolgt seien und somit <strong>von</strong> Entwicklungsländern zu Industrieländern aufgestiegen sind. Wirtschaftsentscheidungen sollten<br />

sich nicht an der Marktlogik, sondern an Fairness, Solidarität und Sicherheit orientieren.<br />

Während <strong>für</strong> diese Staaten der Schritt zu einer Deglobalisierung vor allem der Förderung einer eigenständigen Wirtschaft zugutekam,<br />

fließt heutzutage ein weiterer erheblicher Aspekt mit ein. Durch die Globalisierung werden die Staaten quasi gezwungen, <strong>einen</strong><br />

Schritt in Richtung Deglobalisierung zu machen. Wirtschaftliche und soziale Verflechtungen werden auf globaler Ebene<br />

unterbrochen, um den eigenen Staat zu schützen. Dies ist mit erheblichen Kosten verbunden, deren Auswirkungen sich in<br />

verschiedenen Sektoren niederschlagen. So gehen im Zuge der Deglobalisierung die Produktionszahlen, die Beschäftigung, der<br />

Welthandel, die ausländischen Investitionen sowie die grenzüberschreitende Mobilität stark zurück [9][10]<br />

Schon in der Vergangenheit zeigten sich, wie zwischen 1914 und 1915, Unterbrechungen der Globalisierung, die als Deglobalisierung<br />

bezeichnet worden sind. [11]<br />

Prozesse der Deglobalisierung<br />

<strong>Eine</strong>r der Prozesse der Deglobalisierung ist der Handelsprotektionismus. Zu ihm gehören beispielsweise wirtschaftspolitische<br />

Eingriffe wie die Auferlegung <strong>von</strong> Konjunkturpaketen, die Subventionierung der eigenen Wirtschaft oder die Anhebung <strong>von</strong><br />

Importzöllen. Letzteres findet besonders oft Anwendung in Schwellen- und Entwicklungsländern, deren einheimische Nachfrage<br />

gering ist und wo eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht. Aufgrund verhältnismäßig niedriger Produktionskosten im Inland wird vom<br />

Import oftmals abgesehen. Verfolgen nun mehrere Länder in derselben Zeitspanne diese Strategie, führt dies zu einem Rückgang des<br />

Welthandels und somit zu einem Rückgang der Produktion sowie der Beschäftigung. Es wird jedoch auch die Meinung vertreten,<br />

dass Deglobalisierung nicht den "Rückfall in die Kleinstaaterei mit hohen Schutzzöllen gegen alles und jeden" verlangt. [12]<br />

Zum Protektionismus gehört ebenfalls der ökonomische Nationalismus, bei dem die im Inland produzierten Waren und die<br />

inländische Beschäftigung beispielsweise durch Subventionierungen an Attraktivität gewinnen. Daraus folgt, dass die Investitionen<br />

im Ausland reduziert werden, oftmals auf Kosten der im Ausland ansässigen Unternehmen, deren Handel dadurch stark<br />

beeinträchtigt wird. Auch die fortschreitende Segmentierung des Weltmarktes in EU, NAFTA oder MERCOSUR wird als Tendenz<br />

zur Deglobalisierung betrachtet. [13] , die zum Abbau <strong>von</strong> Leistungsbilanzungleichgewichten und der Exportfixierung beiträgt. [14]<br />

Auch der Finanzprotektionismus ist ein Prozess der Deglobalisierung. Er beinhaltet Rettungspläne <strong>für</strong> vorrangig inländische Banken,<br />

sodass der Kapitalfluss ins Ausland sinkt. [15] Betrachtet man auf diesem Hintergrund die zunehmende Währungskonkurrenz, wird<br />

die Deglobalisierung und ihre Auswirkungen greifbar: Die Länder versuchen den Wert ihrer Währung durch expansive Geldpolitik<br />

niedrig zu halten, um ihre Exportgüter attraktiver zu machen. Da nicht nur ein Land, sondern mehrere Länder diese Währungspolitik<br />

verfolgen, um konkurrenzfähig bleiben zu können, bleibt der nominale Wert der Währungen zwar gleich, der reale Wert jedoch sinkt.<br />

Dies führt eine massive Inflation und Senkung der Kaufkraft mit sich.


Literatur<br />

Bello, Walden: De-Globalisierung. Widerstand gegen die neue Weltordnung., Hamburg 2005.<br />

Niggli, Peter: Nach der Globalisierung. Entwicklungspolitik im 21. Jahrhundert. , Zürich 2004.<br />

Einzelnachweise<br />

1. Grüner Sozialismus. (http://www.zeitschrift-luxemburg.de/lux/wp-content/uploads/2013/07/LUX_1203_klein.pdf)In:<br />

Luxemburg 3/2012. 2012; abgerufen am 20. August 2015.<br />

2. Hans-Jürgen Urban: Die Mosaik-Linke. In: Blätter <strong>für</strong> deutsche und internationale Politik. S. 71–78 (blaetter.de (http<br />

s://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2009/mai/die-mosaik-linke)[abgerufen am 20. August 2015]).<br />

3. Mosaiklinke als Krankenpflegerin des Kapitalismus? | akl.(http://www.antikapitalistische-linke.de/?p=871) In:<br />

www.antikapitalistische-linke.de.Abgerufen am 20. August 2015.<br />

4. Transformation im Kapitalismus und darüber hinaus. (http://s3.amazonaws.com/academia.edu.documents/3100229<br />

5/Papers_Transformationkonferenz_1.pdf?AWSAccessKeyId=AKIAJ56TQJRTWSMTNPEA&Expires=1440066927&<br />

Signature=WfexIGhkxOk%2BPwZojmDM/7mDNc4%3D&response-content-disposition=inline#page=136) In:<br />

Beiträge zur ersten Transformationskonferenz, ab Seite 143. Michael Brie, Mario Candeias; 2011; abgerufen am<br />

20. August 2015.<br />

5. Günther Moewes: Ein etwas anderer Bericht zur gesamtwirtschaftlichen Lage.(http://www.humane-wirtschaft.de/02-<br />

2006/moewes_gesamtwirtschaftliche-lage.pdf)In: Zeitschrift Humanwirtschaft 02/2006, S. 15.2006; abgerufen am<br />

20. August 2015.<br />

6. Hermann Mückler: Staat, Migration, Globalisierung in der Kultur - und Sozialanthropologie.(https://esowi.univie.ac.at/<br />

fileadmin/user_upload/esowi/debattenksa_mueckler .pdf) Seite 7; 2011; abgerufen am 20. August 2015.<br />

7. David Koch: <strong>Eine</strong> Welt ohne Wachstum ist möglich. (https://www.freidok.uni-freiburg.de/fedora/objects/freidok:8922/d<br />

atastreams/FILE1/content)In: Bachelor-Arbeit, ab Seite 24. 2012; abgerufen am 20. August 2015.<br />

8. Hans Schäppi: Krise des Finanzmarkt-Kapitalismus.(http://www.denknetz-online.ch/IMG/pdf/schaeppi_wsp_55.pdf)<br />

In: Widerspruch 55/08, Seite 25.2008; abgerufen am 20. August 2015.<br />

9. Rainer Falk: Deglobalisierung: Gespenst oder Gefahr?(http://www.weltwirtschaft-und-entwicklung.org/wearchiv/042a<br />

e69bad0d77c01.php) 2009; abgerufen am 20. August 2015.<br />

10. Kolumne: Das Risiko Deglobalisierung - manager magazin.(http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/a-6144<br />

75.html) Abgerufen am 20. August 2015.<br />

11. Natalie Lorenz, Michael Bachlechner: Was ist Globalisierung? (https://webapp.uibk.ac.at/ojs/index.php/historiascribe<br />

re/article/viewFile/225/114)In: Historia Scribere, Seite 12.2010; abgerufen am 20. August 2015.<br />

12. C. Methmann, A. Haack und J. Eisgruber: Wem gehört der Himmel?(http://www.researchgate.net/profile/Jesko_Eisg<br />

ruber/publication/206211700_Wem_gehrt_der_Himmel_Das_Klima_in_der_Globalisierungsfalle/links/0f966b15d49b<br />

9d82e0c6ec19.pdf) In: Attac Basistexte 26, Seite 84.2007; abgerufen am 20. August 2015.<br />

13. Christoph Butterwegge: Globalisierung, Neoliberalismus und (Elite-)Bildung.(http://ww.w.christophbutterwegge.de/te<br />

xte/Globalisierung%20und%20Bildung.pdf)Abgerufen am 20. August 2015.<br />

14. Mario Candeias: Ein fragwürdiger Weltmeister: Deutschland exportiert Arbeitslosigkeit.(http://edoc.vifapol.de/opus/v<br />

olltexte/2011/2842/pdf/Standpunkte_14_2010.pdf)In: Standpunkte 14/2010. 2010; abgerufen am 20. August 2015.<br />

15. Bankensysteme: «Deglobalisierung» als Folge der Finanz- und Schuldenkrise. (http://www.nzz.ch/meinung/komment<br />

are/deglobalisierung-als-folge-der-finanz--und-schuldenkrise-1.18393686) In: Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen am<br />

20. August 2015.<br />

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Repair-Café<br />

Ein Repair-Café (Eigenschreibung meist englisch Repair Café, weitere<br />

gebräuchliche Namen: Reparatur Café, Reparier-Bar, Elektroniksprechstunde,<br />

Reparatur-Treff, Elektronikhospital oder Café Kaputt u. ä.) ist ein<br />

Veranstaltungsformat mit temporär eingerichteter Selbsthilfewerkstatt zur Reparatur<br />

defekter Alltags- und Gebrauchsgegenstände und kleinem Verpflegungsangebot,<br />

meist in Form <strong>von</strong> Kaffee und Kuchen. [1]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Repair-Café<br />

1 Organisation<br />

2 Geschichte<br />

3 Siehe auch<br />

4 Rundfunkberichte<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Organisation<br />

Die meisten veranstaltenden Initiativen in Deutschland sind Teil des Netzwerks Reparatur-Initiativen. [2] Auf internationaler Ebene<br />

agiert das niederländische Netzwerk Stichting Repair Café. [3] Reparatur-Veranstaltungen verstehen sich sowohl als Beitrag gegen<br />

industrielle Strategien geplanter Obsoleszenz, als auch als gelebte Praxis, ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft zu setzen und<br />

Müll zu vermeiden. [4][5][6]<br />

Die Repair Cafés werden im Regelfall <strong>von</strong> ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern gestaltet, vor- und nachbereitet. Neben der<br />

technischen und Ressourcenschutz-Komponente sind Repair Cafés auch soziale Treffpunkte <strong>für</strong> Menschen aus den<br />

unterschiedlichsten Kontexten. [7]<br />

Einige Repair-Cafés haben in MakerSpaces damit begonnen, Bauteile mittels 3D-Druck zu replizieren. [8] Zerbrochene Bauteile <strong>von</strong><br />

Haushaltsgeräten können provisorisch zusammengeklebt um mit einem 3D Hand-held Laser Scanner im ganzen gescannt werden.<br />

Mechanisch stabil werden ihre Abbildungen <strong>von</strong> einem 3D-Drucker nachgefertigt.<br />

Geschichte<br />

Erste Veranstaltungen, bei denen Alltagsgegenstände gemeinschaftlich repariert wurden, gibt es schon länger, seit 2002 die<br />

Reparaturtage im Kempodium in Kempten. [9] 2009 verschriftlichte die niederländische Umweltjournalistin Martine Postma das<br />

Konzept unter dem Namen Repair Café und stellt seither eine Anleitung zum Gründen eines Repair Cafés unter einer Franchise-<br />

Lizenz zur Verfügung. [10][11] Sie fand zahlreiche Nachahmer in ihrem Heimatland und andernorts. Im März 2016 hatten sich<br />

weltweit 1000 Repair-Cafés registriert. [12]


In Deutschland sind derzeit rund 500 Initiativen tätig, [13] die meisten da<strong>von</strong> organisiert im Netzwerk Reparatur-Initiativen. Das <strong>von</strong><br />

der anstiftung gGmbH [14] koordinierte Netzwerk befördert mit Beratung, Informationsmaterialien, Vernetzungstreffen und einer<br />

Online-Infrastruktur den Wissensaustausch der Aktiven und beteiligt sich unter anderem am Runden Tisch Reparatur [15] und an den<br />

Abfallvermeidungsdialogen des Umweltbundesamts und Bundesumweltministeriums. [16] Initiativen in der Gründungsphase erhalten<br />

auf der Netzwerk-Plattform kostenfreie Informationen zum Start. [17]<br />

Siehe auch<br />

Selbsthilfewerkstatt<br />

Rundfunkberichte<br />

Andrea Baier, Christa Müller und Karin Werner: Revolution mit Hammer und Lasercutter, SWR2 vom 3. Juli 2017<br />

Weblinks<br />

Commons: Repair Café – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Netzwerk Reparatur-Initiativen<br />

Stiftung Repair Café<br />

Einzelnachweise<br />

1. Andrea Baier, Christa Müller, Karin Werner (Hrsg.): Stadt der Commonisten. Neue urbane Räume des Do it yourself.<br />

Bielefeld 2013, ISBN 978-3-8394-2367-7, S. 171f.<br />

2. www.reparatur-initiativen.de(http://www.reparatur-initiativen.de/)<br />

3. www.repaircafe.org (http://www.repaircafe.org/)<br />

4. Niko Paech: Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie.München 2012, ISBN 978-3-<br />

86581-181-3, S. 60f, S. 121, S. 133.<br />

5. Anja Humburg: Reparaturkultur. In: Make: 5/2015, S. 103f.<br />

6. Gabi Schlag, Dörte Wustrack: Reparieren statt Wegwerfen - Gegen den geplanten Produkttod. (http://www.swr.de/s<br />

wr2/wissen/reparieren-statt-wegwerfen/-/id=661224/did=12543518/nid=661224/zr19xq/index.html) auf: swr.de, 16.<br />

Dezember 2013.<br />

7. TV Halle: Ein Bericht über das Repair Café Halle(https://www.youtube.com/watch?v=MwcUr6p2MqE)<br />

8. Repair Café Kuringen using 3D printer(http://www.hbvl.be/cnt/aid1565685/repair-cafe-maakt-onvindbare-wisselstukk<br />

en-met-3d-printer)<br />

9. Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis (Hrsg.): Reparieren. Projekte, Orte und Akteure einer Bewegung.<br />

München 2014, S. 70.<br />

10. Anja Humburg: Reparaturkultur. In: Make: 5/2015, S. 99.<br />

11. www.repaircafe.org/winkel(http://repaircafe.org/winkel/)<br />

12. www.repaircafe.org/bezoeken(http://repaircafe.org/bezoeken/)<br />

13. www.reparatur-initiativen.de(https://www.reparatur-initiativen.de/seite/ueber-uns/)<br />

14. www.anstiftung.de (http://www.anstiftung.de/selbermachen/reparatur-initiativen)<br />

15. www.runder-tisch-reparatur.de (http://www.runder-tisch-reparatur.de/)<br />

16. www.umweltbundesamt.de (http://www.umweltbundesamt.de/abfallvermeidung-reparatur)<br />

17. www.reparatur-initiativen.de(https://www.reparatur-initiativen.de/seite/initiative-gruenden/)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Repair-Café&oldid=170168921 “<br />

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Ressourceneffizienz<br />

Ressourceneffizienz ist als das Verhältnis eines bestimmten Nutzens zu dem da<strong>für</strong> erforderlichen Einsatz an natürlichen Ressourcen<br />

definiert. Der Nutzen kann in Form eines Produktes oder einer Dienstleistung erbracht werden. Je geringer der da<strong>für</strong> nötige Input an<br />

natürlichen Ressourcen oder je höher der Nutzen des Produktes bzw. der Dienstleistung, desto höher ist die Ressourcenef fizienz.<br />

Bezieht sich Ressourceneffizienz auf Produkte, kann sie entlang des Lebenszyklus mit Hilfe geeigneter Maßnahmen verbessert<br />

werden. Beispiele sind Leichtbau und Miniaturisierung bereits im Produktdesign, Einsparungen <strong>von</strong> Rohstoffen während der<br />

Fertigung, Reduktion <strong>von</strong> Verbrauchsmaterial in der Nutzungsphase sowie die Möglichkeit der sortenr<strong>einen</strong> Trennung und<br />

Rückführung der Materialien in die technischen oder natürlichen Kreisläufe.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Ansätze zur Messung <strong>von</strong> Ressourceneffizienz auf volkswirtschaftlicher Ebene<br />

2 Erhöhung der Ressourceneffizienz als politisches Ziel<br />

3 Kritik<br />

4 Literatur<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Ansätze zur Messung <strong>von</strong> Ressourceneffizienz auf<br />

volkswirtschaftlicher Ebene<br />

Auf volkswirtschaftlicher Ebene wird häufig der Indikator Rohstoffproduktivität (der Quotient <strong>von</strong> BIP und Rohstoffeinsatz)<br />

verwendet. In der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie wird der Rohstoffeinsatz mit dem Indikator DMI (Direct Material Input) [1]<br />

gemessen. Der DMI wird in Tonnen (t) gemessen und gibt die Summe der abiotischen, inländisch geförderten Rohstoffe und der<br />

importierten Rohstoffe, Halb- und Fertigwaren an. Auf europäischer Ebene ist auch die Verwendung des Indikators Domestic<br />

Material Consumption, DMC [1] üblich. Ein wesentlicher Kritikpunkt an der Verwendung dieser Indikatoren ist, dass damit eine<br />

Verlagerung <strong>von</strong> Ressourcenaufwendungen ins Ausland missverständlich als Fortschritt abgebildet wird. Denn die<br />

Primärmaterialaufwendungen, die mit der Herstellung <strong>von</strong> importierten Halb- und Fertigwaren einhergehen, werden nicht<br />

mitberücksichtigt.<br />

Erhöhung der Ressourceneffizienz als politisches Ziel<br />

Die Notwendigkeit zur Erhöhung der Ressourceneffizienz mit dem Ziel der Entkopplung der wirtschaftlichen Leistung vom<br />

Umweltverbrauch wurde Anfang der 1990er Jahre <strong>von</strong> Wissenschaftlern formuliert. So schlug Friedrich Schmidt-Bleek <strong>für</strong><br />

Industrieländer <strong>einen</strong> Faktor 10 der langfristigen Verminderung des Ressourcenverbrauchs vor und Ernst Ulrich <strong>von</strong> Weizsäcker<br />

<strong>einen</strong> Faktor 4 zur Erhöhung der Ressourcenproduktivität.<br />

Das Ziel der Entkopplung der Wirtschaftsleistung vom Ressourceneinsatz wurde in der Folge auch in Politikstrategien verankert. Die<br />

deutsche Bundesregierung hat sich in der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie [2] unter anderem dazu verpflichtet, die<br />

Rohstoffproduktivität, [3] d. h. den gesamtwirtschaftlichen Einsatz <strong>von</strong> abiotischen Primärmaterialienim Verhältnis zum BIP, bis 2020<br />

gegenüber dem Stand <strong>von</strong> 1994 zu verdoppeln. Daneben enthält die Strategie weitere Indikatoren zur Nutzung und zum Zustand


natürlicher Ressourcen in Deutschland, unter anderem <strong>für</strong> die Energieproduktivität, die Flächeninanspruchnahme und die<br />

Artenvielfalt. Im Februar 2012 hat die Bundesregierung das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess) [4] verabschiedet.<br />

Dieses fokussiert auf die effiziente Nutzung <strong>von</strong> nicht energetisch genutzten abiotischen Rohstoffen. In ProgRess ist die Absicht<br />

verkündet, künftig sowohl die indirekten Materialaufwendungen der Importe als auch ungenutzte Extraktion <strong>von</strong> Primärmaterial im<br />

In- und Ausland bei der Berechnung der Rohstof fproduktivität zu berücksichtigen.<br />

Auf europäischer Ebene zielen die 2005 vorgelegte Thematische Strategie <strong>für</strong> eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen<br />

sowie die Leitinitiative <strong>für</strong> ein ressourcenschonendes Europa [5] und der Fahrplan <strong>für</strong> ein ressourcenschonendes Europa [5] auf die<br />

Erhöhung der Ressourceneffizienz und Ressourcenschonung. Die Europäische Kommission nutzt dabei <strong>einen</strong> weiten<br />

Ressourcenbegriff, der auch Ökosystemleistungen, die Umweltmedien Wasser, Boden, Luft und Biodiversität umfasst.<br />

Begründungszusammenhänge <strong>für</strong> die Erhöhung der Ressourcenef fizienz sind:<br />

Die Vermeidung <strong>von</strong> Versorgungsengpässen (technisch-ökonomische Verfügbarkeit bestimmter Rohstofe);<br />

die Hebung <strong>von</strong> Marktpotentialen und Wettbewerbsvorteilen <strong>für</strong> Ressourcenefizienztechnologien im Sinne einer<br />

ökologischen Modernisierung der Wirtschaft;<br />

die Verminderung negativer Umweltefekte, die aus der Gewinnung und Verarbeitung der Rohstofe, der Fertigung<br />

der Halb- und Fertigwaren, der Nutzung der daraus erzeugten Produkte und deren Entsorgung resultieren und damit<br />

die Einhaltung planetarer Tragfähigkeitsgrenzen sowie<br />

die Bewahrung <strong>von</strong> natürlichen Ressourcen <strong>für</strong> die zukünftigen Generationen.<br />

Kritik<br />

Die Erhöhung der Ressourcenproduktivität führt nicht zwangsläufig zu einer absoluten Senkung des Ressourceneinsatzes. Sofern die<br />

Wirtschaftsleistung stärker zunimmt als die Effizienzsteigerungen im Ressourceneinsatz, kommt es absolut zu einem Mehrverbrauch<br />

an Ressourcen. Die absolute Senkung des Ressourcenverbrauchs ist aber notwendig, weil nur so <strong>für</strong> alle Menschen weltweit und <strong>für</strong><br />

die zukünftigen Generationen eine faire Teilhabe an der Nutzung der natürlichen Ressourcen gewährleistet werden kann. <strong>Eine</strong> solche<br />

Begrenzung soll durch Suffizienzpolitik erreicht werden.<br />

Literatur<br />

Schmidt-Bleek, Friedrich: Wieviel Umwelt braucht der Mensch. Faktor 10 – das Maß <strong>für</strong> ökologisches Wirtschaften.<br />

Dtv, München 1997.<br />

Statistisches Bundesamt 2012: Umweltnutzung und Wirtschaft –'Bericht zu den Umweltökonomischen<br />

Gesamtrechnungen – 2012.<br />

Umweltbundesamt 2012: Glossar zum Ressourcenschutz.<br />

UNEP International Resource Panel 2011: Decoupling Natural Resource Use and Environmental Impacts from<br />

Economic Growth (PDF). A Report of the Working Group on Decoupling to the International Resource Panel. Paris.<br />

Weizsäcker, Ernst-Ulrich: Faktor Vier: doppelter Wohlstand – halbierterNaturverbrauch; der neue Bericht an den<br />

Club of Rome (zusammen mit Amory B. und L. Hunter Lovins), Droemer Knaur , München 1995.<br />

Weblinks<br />

Website des Forschungsprojekts PolRess.Unter anderem mit Verweisen auf aktuelle Studien, Positionspapiere,<br />

Veranstaltungen.<br />

Website des „VDI Zentrum Ressourcenef fizienz“<br />

UBA-Glossar (PDF) – Glossar zum Ressourcenschutz<br />

Überblick zum Deutschen Ressourcenef fizienzprogramm (ProgRess), Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz,<br />

Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), 31. März 2015<br />

Deutsches Ressourcenefizienzprogramm II, Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz, Bau und<br />

Reaktorsicherheit (BMUB), März 2016<br />

Ressourcenverbrauch und Ressourcenef fizienz in Österreich (PDF)<br />

Ressourcenefizienz im Rahmen der Umweltgesamtrechnungen<br />

„In den letzten 150 Jahren haben wir im Wesentlichen die Arbeits-Produktivität gesteigert, jetzt kommt es darauf an<br />

die Ressourcen-Produktivität zu steigern“, Verleihung des Innovations-Ehrenpreises anErnst-Ulrich <strong>von</strong> Weizsäcker


<strong>für</strong> sein Engagement <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>nachhaltigen</strong> Umgang mit Ressourcen (V ideo).<br />

Einzelnachweise<br />

1. Umweltbundesamt 2012: Glossar zum Ressourcenschutz,(http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/4242.h<br />

tm) S. 4.<br />

2. http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2005:0670:FIN:DE:PDF<br />

3. http://www.umweltbundesamt-daten-zur-umwelt.de/umweltdaten/public/theme.do?nodeIdent=2893<br />

4. http://www.bmu.de/P1742/<br />

5. http://ec.europa.eu/resource-eficient-europe/pdf/resource_eficient_europe_de.pdf<br />

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Sanfter Tourismus<br />

Sanfter Tourismus (auch: Nachhaltiger Tourismus [1][2] ) ist eine Form des<br />

Reisens, die drei wesentliche Anliegen verfolgt:<br />

1. so wenig wie möglich auf die bereiste Natur einzuwirken bzw. ihr zu<br />

schaden,<br />

2. die Natur möglichst nah, intensiv und ursprünglich zu erleben,<br />

3. sich der Kultur des bereisten Landes möglichst anzupassen.<br />

Sanfter Tourismus gehört zum Konzept einer starken Nachhaltigkeit, verbunden mit<br />

der Forderung, die verbleibenden Bestände an Naturkapital zu erhalten und darüber<br />

hinaus in diese zu investieren.<br />

Fahrradtransport im ÖPNV<br />

Neben dem ökologischen Aspekt spielen der soziokulturelle und der wirtschaftliche<br />

Aspekt hier eine wichtige Rolle: Laut der Welttourismusorganisation (UNWTO) ist<br />

Tourismus nachhaltig, wenn seine gegenwärtigen und zukünftigen ökonomischen,<br />

sozialen und ökologischen Auswirkungen vollumfänglich berücksichtigt und die<br />

Bedürfnisse der Besucher, der Industrie, der Umwelt und der Einheimischen<br />

integriert werden. [3]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Sanfter Tourismus als Gegenentwurf zumMassentourismus<br />

2 Praktische Beispiele <strong>für</strong> den sanften Tourismus<br />

3 Begriffsgeschichte und Entwicklung der Idee<br />

4 Siehe auch<br />

5 Literatur<br />

6 Weblinks<br />

7 Einzelnachweise<br />

Barfußpfade werden <strong>von</strong> Gemeinden<br />

angelegt und gepflegt<br />

Sanfter Tourismus als Gegenentwurf zum<br />

Massentourismus<br />

Durch den sanften Tourismus wird versucht, die negativen Auswirkungen des<br />

Massentourismus in den Urlaubsgebieten zu verringern. Z. B. vermeidet der<br />

nachhaltige Tourismus, die natürlichen Gegebenheiten am Urlaubsort zu verändern.<br />

Die Anreise soll mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖPNV) möglich sein. Im<br />

Urlaubsgebiet reduziert man die verkehrsmäßige Erschließung auf ein Minimum, die<br />

Gäste sollen sich stattdessen auf die ursprüngliche Weise fortbewegen, das heißt<br />

Swingolfanlage<br />

überwiegend zu Fuß, ggf. mit Booten oder Reittieren. Neben Erholungsangeboten gibt es häufig auch Angebote zur Umweltbildung.<br />

Bei einer zu großen Anzahl an Touristen werden durch Besucherlenkung die schützenswerten Kernzonen der Natur mit der<br />

Einrichtung <strong>von</strong> Totalreservaten respektiert, was etwa bei der Erschließung <strong>von</strong> Schauhöhlen oder bei Rote-Liste-Arten und<br />

Naturdenkmälern im Urlaubsgebiet <strong>von</strong> Bedeutung ist. Schutzgebietsbetreuung, Naturerfahrungs- und Naturerlebnisangebote wie<br />

[4]


etwa Baumwipfelpfade können die Besucherlenkung ergänzen. [4]<br />

Auch in dem Hotelwesen gibt es Bestrebungen zu mehr Nachhaltigkeit und<br />

Unterstützung des sanften Tourismus. Immer öfter werden regenerative Energien<br />

genutzt, das Abfallaufkommen wird reduziert und auch Trinkwasser wird sparsamer<br />

verwendet. Bei der Wahl der Einrichtung wird auf umweltschonendes Material<br />

geachtet und regionales Handwerk bevorzugt. Nachhaltige Hotellerien werden mit<br />

entsprechenden Zertifikaten ausgezeichnet.<br />

Der sanfte Tourismus macht es sich zum Ziel, die Eigenart des bereisten Gebiets<br />

unverfälscht und „mit allen Sinnen“ erlebbar zu machen. Mit dieser Eigenart sind<br />

sowohl natürliche als auch kulturelle Charakteristika gemeint (Stadtführungen).<br />

Dabei soll das Leben der ansässigen Bevölkerung möglichst wenig beeinträchtigt<br />

werden, wodurch auch der Besucher <strong>einen</strong> möglichst unverfälschten Eindruck <strong>von</strong><br />

der bereisten Kulturzone erhält.<br />

Praktische Beispiele <strong>für</strong> den sanften<br />

Tourismus<br />

Beispielhafte Angebote des sanften Tourismus sind:<br />

Themenwanderwege, die durch geschickte Besucherlenkung<br />

geschützte Bereiche mit versteckten Beobachtungsstationen erlebbar<br />

machen.<br />

Barfußpfade, die <strong>einen</strong> ursprünglichen Naturkontakt und auch<br />

gesundheitlichen Nutzen vermitteln.<br />

Swingolfanlagen, die eine vereinfachte Golfspielvariante darstellen und<br />

durch örtliche Initiativen aus eigener Kraft entwickelt werden<br />

Geführte Schneeschuhtouren, die eine ökologisch verträglichere<br />

Variante des Wintersports in sensiblen Bergregionen darstellt als die<br />

aufwändige Bereitstellung <strong>von</strong> technischem Wintersport mit Skiliften,<br />

Pistenraupen und energetisch problematischen Schneekanonen.<br />

Hofläden, die mit lokal erzeugten Lebensmitteln handeln.<br />

Begriffsgeschichte und Entwicklung der<br />

Idee<br />

Den Begriff des sanften Tourismus prägte und umschrieb erstmals der Berner<br />

Architekt und Raumplaner Fred Baumgartner 1977 in seinem Beitrag „Tourismus in<br />

der Dritten Welt – Beitrag zur Entwicklung?“ (Neue Zürcher Zeitung vom 16.<br />

September 1977). Robert Jungk vertiefte den Begriff 1980 in einem Artikel in der<br />

Zeitschrift GEO. Als Erweiterung des sanften Tourismus kann der Begriff<br />

integrativer Tourismus verstanden werden, der 1995 <strong>von</strong> den Naturfreunden und<br />

dem Institut <strong>für</strong> Integrativen Tourismus und Freizeitforschung geprägt wurde.<br />

Integrativer Tourismus fördert diesen Vereinigungen zufolge die Vernetzung des<br />

Tourismus mit allen anderen Wirtschafts- und Lebensbereichen im Rahmen einer<br />

eigenständigen Regionalentwicklung und fordert die Mitverantwortlichkeit der<br />

Reisenden <strong>für</strong> die Tourismusregionen. Die deutsche Bundesregierung hat 2006 eine<br />

Beratungsstelle <strong>für</strong> Nachhaltige Tourismusentwicklung gegründet.<br />

Schneeschuhtouren durch<br />

winterliche Berglandschaft<br />

Auch das Inlineskaten und<br />

Rollschuhfahren gehören, wie das<br />

Radfahren, zu den Formen des<br />

Sanften Tourismus und der Sanften<br />

Mobilität<br />

Einrichtung zum Wassertreten in<br />

einem natürlichen Bachlauf als Form<br />

<strong>von</strong> sanftem Gesundheitstourismus<br />

Hofladen


Zahlreiche Zertifizierungsprogramme versuchen, den Nachhaltigkeitsgedanken in verschiedenen Segmenten des Tourismus zu<br />

präzisieren, Standards zu definieren, unabhängige Prüfungen durchzuführen und bei Einhaltung der Standards Umweltgütesiegel zu<br />

vergeben. Touristen sollen so die Nachhaltigkeit <strong>von</strong> Angeboten richtig einschätzen können und den Anbietern Anreize und<br />

Hilfestellung bei der Verbesserung ihrer Angebote gegeben werden. Seit Ende der 1980er Jahre entstanden mehr und mehr<br />

Zertifizierungsprogramme. Insgesamt gab es im Jahr 2001 über 100 solcher Umweltzeichen weltweit. Nur wenige dieser Programme<br />

sind sektorübergreifend und global aktiv. Zu den wichtigsten gehört Green Globe. [5] Beispiele <strong>für</strong> sektorspezifische, nationale bzw.<br />

regionale Programme und Umweltzeichen sind im Strandmanagement und <strong>für</strong> Marinas die Blaue Flagge, <strong>für</strong> Hotels der Grüne<br />

Schlüssel oder das Umweltgütesiegel <strong>für</strong> Alpenvereinshütten, <strong>für</strong> Reiseveranstalter TourCert. Für das Europäische Umweltzeichen<br />

wurden Standards <strong>für</strong> Beherbergungsbetriebe (2009/578/EG) und Campingdienste (2009/564/EG) entwickelt, allerdings wurde es in<br />

diesen Kategorien bis 2013 kaum vergeben. [6]<br />

Die Landesregierung <strong>von</strong> Baden-Württemberg hat im März 2008 das Sonderprogramm Sanfter Tourismus gestartet. Im Rahmen<br />

dieses Sonderprogramms können im Land Baden-Württemberg investive Vorhaben zur Verbesserung der Tourismusinfrastruktur in<br />

den Bereichen des Sanften Tourismus gefördert werden. Dazu zählen insbesondere<br />

Fahrrad-,<br />

Gesundheits-,<br />

Kultur-,<br />

Öko- sowie<br />

Wandertourismus, speziell „barrierefreies“ Wandern.<br />

Mit diesem Sonderprogramm soll die Tourismuswirtschaft des Landes Baden-Württemberg vor dem Hintergrund struktureller<br />

Herausforderungen wie dem Klimawandel und der demografischen Entwicklung gestärkt werden.<br />

Siehe auch<br />

Sanfte Mobilität<br />

Literatur<br />

Torsten Kirstges: Sanfter Tourismus. Chancen und Probleme der Realisierung eines ökologieorientierten und<br />

sozialverträglichen Tourismus durch deutsche Reiseveranstalter. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte<br />

Auflage. Oldenbourg, München und Wien 2003, ISBN 978-3-486-25756-4<br />

Weblinks<br />

igmobil.at: Interessensgemeinschaft <strong>für</strong> sanfte Mobilität in Österreichs Tourismus<br />

ikzm-d.de: Lernmodul über <strong>nachhaltigen</strong> Tourismus an den Ostseeküsten<br />

nationalgeographic.com: National Geographic Center for Sustainable Destinations<br />

respect.at: Institut <strong>für</strong> Integrativen Tourismus und Entwicklung (Österreich)<br />

Einzelnachweise<br />

1. Martin Schmied: Traumziel Nachhaltigkeit. Innovative Vermarktungskonzepte nachhaltiger Tourismusangebote <strong>für</strong><br />

den Massenmarkt. Springer, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-7908-2095-9.<br />

2. Helmut Schneider (Hrsg.): Nachhaltigkeit als regulative Idee in der geographischen Stadt- und Tourismusforschung.<br />

LIT, Hamburg 2006, ISBN 978-3-8258-7814-6.<br />

3. Welttourismusorganisation über <strong>nachhaltigen</strong>Tourismus (http://sdt.unwto.org/content/about-us-5), abgerufen am 29.<br />

Juli 2014<br />

4. Informationsblatt Naturpark Sirnitz Hochrindl(http://www.hochrindl.at/data/download/naturpark_2/7_Naturpark_Hoch<br />

rindl_Informationsblatt.pdf)(PDF), mit Österreichischem Leitbild <strong>für</strong> Naturparke, abgerufen am 21. Januar 2014.<br />

5. Xavier Font: Environmental certification in tourism and hospitality: progress, process and prospects . In: Tourism<br />

Management. Nr. 23, 2002, S. 197–205, doi:10.1016/S0261-5177(01)00084-X(https://dx.doi.org/10.1016%2FS0261<br />

-5177%2801%2900084-X).


6. EU-Ecolabel - Übersicht aller Produktgruppen und Kriterien.(http://www.eu-ecolabel.de/produktgruppen-kriterien.htm<br />

l) RAL gemeinnützige GmbH, 13. April 2012; abgerufen am 21. Juni 2013.<br />

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Schenkökonomie<br />

Der Begriff Schenkökonomie (auch „Kultur des Schenkens“) bezeichnet eine<br />

soziologische Theorie, die dem Strukturfunktionalismus zugeordnet wird. Die<br />

Schenkökonomie ist demzufolge ein soziales System, in dem Güter und<br />

Dienstleistungen ohne direkt erkennbare Gegenleistung weitergegeben werden,<br />

tatsächlich allerdings meist mit verzögerter Reziprozität. [1][2] Sie unterscheidet sich<br />

somit vom Tauschhandel und gründet sich häufig auf dem Prinzip allgemeiner<br />

Solidarität. Ursprünglich wurde der Begriff <strong>für</strong> ein vorherrschendes Phänomen in<br />

urgeschichtlichen und Stammesgesellschaften verwendet, in denen soziale oder<br />

immaterielle Gegenleistungen wie Karma, Ansehen oder Loyalität und andere<br />

Formen <strong>von</strong> Dank erwartet wurden. Anthropologen und anderen Wissenschaftlern<br />

ist es gelungen, den wechselseitigen Gabentausch auch in gegenwärtigen Kulturen<br />

nachzuweisen. [3]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Begriffsherkunft<br />

2 Begriffsabgrenzung<br />

2.1 Waren- und Gabentausch<br />

2.2 Gabe und Handel<br />

2.3 Gabe und Handelsware<br />

3 Ältere wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung<br />

3.1 Einheit <strong>von</strong> Moral und Ökonomie<br />

3.2 System der totalen Leistung<br />

4 Neuere wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung<br />

4.1 Gabentausch und perfekte Preisdiskriminierung<br />

4.2 Gabentausch und Handel<br />

4.3 Kritik<br />

5 Soziologische Betrachtung<br />

5.1<br />

Schenkökonomie aus rationalistischer und utilitaristischer Sicht<br />

5.2<br />

Schenkökonomie aus normativistischer und kollektivistischer Sicht<br />

5.3 Grenzen der Schenkökonomie<br />

6 Anthropologische Betrachtung<br />

7 Historische Entwicklung der Schenkökonomie<br />

7.1 Schenkökonomie in archaischen Gesellschaften<br />

7.1.1 Kula-Tausch<br />

7.1.2 Potlatch<br />

7.2 Zeitgenössische Schenkökonomie<br />

8 Siehe auch<br />

9 Literatur<br />

10 Weblinks<br />

11 Einzelnachweise<br />

Erstveröffentlichung Marcel Mauss'<br />

Essai sur le don


Begriffsherkunft<br />

Erstmals wird der Ausdruck „Schenkökonomie“ in Marcel Mauss' Essai sur le don (1923/24) erwähnt im Zusammenhang mit der<br />

Untersuchung des Austausches und der Verteilung <strong>von</strong> Gaben bei den Indianerstämmen der Tlingit, Haida, Tsimshian und Kwakiutl<br />

in Nordamerika. Mauss hat dabei die systemische Bedeutung des Gabentauschs ethnologisch untersucht und Kriterien aufgestellt,<br />

nach denen sich Gabentausch grundsätzlich vom Warentausch unterscheidet. In Geschenkwirtschaften wird zwar durchaus eine<br />

Gegenleistung erwartet, sie ist jedoch meist nicht materieller Natur und vor allem nicht in derselben Weise formalisiert.<br />

Sein bekanntestes Beispiel ist der Potlatch, ein periodisch wiederkehrendes Fest einzelner Indianerstämme, bei welchem der<br />

Gabentausch zum Wettbewerb um Großzügigkeit und Verschwendung ausuferte. [2] Mauss geht da<strong>von</strong> aus, dass es sich beim<br />

Gabentausch um ein sozialanthropologisches Grundmuster handelt und dass die Gabe sowohl ein beziehungsstiftendes Element als<br />

auch eine Möglichkeit ist, den sozialen Abstand zu manifestieren.<br />

Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommt auch Bronisław Malinowski, der das Phänomen des Kula-Tausches untersuchte, das er bei<br />

den gartenbauenden Trobriandern entdeckt hatte. [4]<br />

Begriffsabgrenzung<br />

Die Gabe wird in der Wissenschaftsgemeinde unterschiedlich thematisiert. Einige Wissenschaftler betrachten die Gabe als r<strong>einen</strong><br />

Eigennutz, andere betrachten die Gabe aus der tauschtheoretischen Perspektive, andere wiederum verknüpfen die Gabe mit<br />

ökonomischem Kalkül, welches tabuisiert bleibt. Manchmal wird die Gabe auch als Schnittmenge zwischen Eigennutz und<br />

Altruismus interpretiert und im extremsten Fall als Gabe ohne Reziprozitätserwartung verstanden und somit als Ideal dargestellt.<br />

Waren- und Gabentausch<br />

Sowohl der Waren- als auch der Gabentausch beinhalten jeweils <strong>einen</strong> Transfer, <strong>für</strong> welchen eine Gegenleistung erwartet wird. Wie<br />

anfangs bereits erwähnt, kann diese Gegenleistung auch verzögert stattfinden und an Ereignisse geknüpft sein. [5] Beim Gabentausch<br />

bleiben sowohl der Wert der Gegenleistung als auch die zeitliche Erfüllung dem Gabenempfangenden überlassen. Als Beispiel <strong>für</strong><br />

diese verzögerte Gegenleistung wird die Einladung zum Essen unter Bekannten angeführt. Die Gegenleistung kann aber auch indirekt<br />

erfolgen, das heißt, der Gabenempfangende muss keine Gegenleistung erbringen, sondern der Gabengebende erhält durch die<br />

Vergabe Anerkennung in der Gemeinschaft. Als Beispiel hier<strong>für</strong> wird die (teilweise vormalige) bedingungslose Gastfreundschaft der<br />

mediterranen, [6] arabischen, [7] persischen [8] und indischen [9] Völker angesehen.<br />

Gabe und Handel<br />

Die Gabe transportiert das Signal der Achtung und Ehrerbietung gegenüber einer anderen Person. Der Handel im Gegensatz liefert<br />

meist keine externe Bestätigung. Die Gabe kann billig, materiell oder symbolisch sein. Sie ist aber mit Kosten, also zunächst<br />

negativen Konsequenzen einer Aktion angesichts eines bestimmten Planes und Entscheidungsfeldes, verbunden. Aber die Gabe ist<br />

Anerkennung, und Anerkennung ist eine knappe Ressource. [10] Die Knappheit der Anerkennung ist bedingt durch die eingeschränkte<br />

Verfügbarkeit <strong>von</strong> Zeit und psychischer Energie.<br />

Gabe und Handelsware<br />

<strong>Eine</strong> strikte Trennung <strong>von</strong> Gabe und Handelsgut, wie sie Marcel Mauss vorschlug, beruht überwiegend auf der zu seiner Zeit<br />

vorherrschenden Lehre und der Unterschätzung der dualen Natur der Gabe und des Gabentausches. [11] So sieht zum Beispiel<br />

Maurice Godelier die Gabe als eine Kombination aus beidem, Gabe und Handelsware. Die Gabe bestehe aus der nicht monetär<br />

messbaren Gabe und dem monetär messbaren Wirtschaftsgut. [12] Dabei erhält beim Austausch das Austauschobjekt bzw. der<br />

Gabenempfangende neben der Funktion des Austauschobjektes <strong>einen</strong> besonderen Status und eine besondere Identität. [13]


Ältere wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung<br />

Um das Thema Gabentausch fand zum Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts eine intensive wissenschaftliche Diskussion statt.<br />

Diese war <strong>von</strong> unterschiedlichen Auffassungen der verschiedenen Wissenschaftsbereiche geprägt. Die eine Seite wurde durch die<br />

Wirtschaftswissenschaftler vertreten, die aber wiederum unter sich durchaus unterschiedliche Auffassungen hatten, und die andere<br />

Seite durch die Soziologen und Philosophen.<br />

Einheit <strong>von</strong> Moral und Ökonomie<br />

Standpunkte wie die des Bronisław Malinowskis, der Gaben als eine sinnlose Form des Güteraustauschs bezeichnete [4] und <strong>von</strong><br />

Gesellschaftsformen berichtete, die im Gegensatz zur damals vorherrschenden Wirtschaftsform Europas eine alternative Lebensweise<br />

bieten würden, dienten ebenfalls wie Marcel Mauss’ Ausführungen als Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Kritik an den Prinzipien des<br />

Rationalismus und Merkantilismus. Mauss kritisierte insbesondere, dass Begriffe wie „Individuum“ und „Profit“ eine immer größere<br />

Bedeutung erfahren und dies nicht nur der Gesellschaft, sondern sogar letztendlich auch dem Einzelnen selbst schade. [14] Mauss’<br />

Ansichten decken sich in diesem Bereich mit denen seines Onkels und Lehrers Émile Durkheim, dem Begründer der empirischen<br />

soziologischen Wissenschaft, der die fortschreitende Trennung <strong>von</strong> Moral und Ökonomie kritisierte und die Idee des Individualismus<br />

ablehnte. [15] Mit der Kritik am Individualismus reiht sich Durkheim in die Vertreter der Historischen Schule der Nationalökonomen<br />

ein, zu der zum Beispiel auch Gustav <strong>von</strong> Schmoller gehörte und bei dem Durkheim studiert hatte. Der Kerngedanke der<br />

Historischen Schule war die Idee der strikten ethischen Wirtschaftsauffassung, also einer Verbundenheit beziehungsweise Einheit der<br />

Moral und Ökonomie. [16] Zu Schmoller gesellte sich auch Karl Bücher als Kritiker der vorhandenen Wirtschaftsstruktur, welche<br />

mehr und mehr einzig auf den geregelten Tausch ausgerichtet gewesen sei. Schmoller und Bücher schlugen als Alternative die<br />

Weitergabe <strong>von</strong> Dienstleistungen und Gütern im unentgeltlichen Sinne vor. Aus diesem solle sich dann <strong>für</strong> das Gegenüber die<br />

implizite, moralische Verpflichtung entwickeln, <strong>für</strong> die erhaltenen Gaben ebenso Dienste zu leisten oder Güter zu ver geben.<br />

System der totalen Leistung<br />

Marcel Mauss definiert den Gabentausch als „système des prestations totales“ (System der totalen Leistung). Dieses Prinzip des<br />

Systems der totalen Leistung beruht darauf, dass ein Austausch <strong>von</strong> Gütern und Dienstleistungen nicht im streng ökonomischen<br />

Sinne abläuft, sondern freiwillig in Form <strong>von</strong> Gaben und Geschenken erfolgt. Mauss hebt insbesondere hervor, dass es sich in diesem<br />

System nicht nur um das Geben („donner“) und das Annehmen („recevoir“) eines Geschenkes handelt, sondern eben gerade auch<br />

die Erwiderung („rendre“) als drittes Element <strong>von</strong> besonderer Bedeutung ist.<br />

Neuere wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung<br />

Mit dem Wiederaufleben der wissenschaftlichen Diskussion über den Gabentausch in den 1960er bis 1990er Jahren wurde vereinzelt<br />

aus wirtschaftshistorischer und wirtschaftstheoretischer Sicht das System der Schenkökonomie wieder aufgegrif fen.<br />

Verhaltensökonomisch betrachtet, beinhaltet der Gabentausch zwei Elemente: erstens den Gewinn und Nutzen <strong>für</strong><br />

den Gabenempfänger und zweitens die Zufriedenheit und den Nutzen aus der Vergabe <strong>für</strong> den Gabegebenden. Die<br />

Effizienz des Gabentausches ergibt sich aus der Kombination dieser Elemente.<br />

Mikroökonomisch betrachtet entspricht der Gabentausch einer perfekten Preisdiskriminierung unter<br />

Monopolbedingungen (Abb. 1). [17] Diese Analogie wird im folgenden Abschnitt dargestellt.<br />

Gabentausch und perfekte Preisdiskriminierung<br />

Bei der perfekten Preisdiskriminierung unter Monopolbedingungen erhält der Anbieter (der Gabengebende) <strong>von</strong> jedem Kunden<br />

(Gabenempfänger) den Reservationspreis (die individuelle Wertschätzung). Er erhält also nicht den Marktpreis, sondern den<br />

individuellen Preis auf der Nachfragekurve. Mit anderen Worten entspricht die individuelle Wertschätzung einer Gabe beim<br />

Gabenempfänger genau dem Preis, den er maximal bereit wäre zu zahlen.


Dies bedeutet auch, dass jeglicher Gewinn bei dem Monopolisten (Gabengebenden)<br />

entsteht und es keine Konsumentenrente gibt. In der Marktwirtschaft ist das<br />

Auftreten einer perfekten Preisdiskriminierung unter Monopolbedingungen selten.<br />

Denn um diese Preisdiskriminierung erreichen zu können, müssen zwei<br />

Bedingungen erfüllt sein: Der Monopolist muss den Reservationspreis jedes<br />

individuellen Käufers kennen und Arbitrage muss unterbunden sein, das heißt, der<br />

Weiterverkauf und Handel zwischen den Käufern muss ausgeschlossen sein. [2] Die<br />

zweite Bedingung ist beim Gabentausch dadurch gegeben, dass jeder Anbieter<br />

Monopolist ist. Das bedeutet, dass die Anerkennung, die er vergibt, individuell ist<br />

und <strong>von</strong> niemand anderem vergeben werden kann; dementsprechend kann sie auch<br />

nicht gehandelt oder weiterverkauft werden. Die erste Bedingung, das Kennen des<br />

Reservationspreises, ist etwas schwieriger zu erfüllen; es wird aber angenommen,<br />

dass durch individuelle Erfahrungswerte und Beobachtungen sich die vergebene<br />

Anerkennung an die Bedürfnisse des Empfängers annähert. Bei eintretender Reziprozität wird der vorige Gabenempfänger, nun<br />

Gabengebender, wiederum zum Monopolist. Dies bedeutet, dass nun jeglicher Gewinn bei diesem anfällt. Durch diese sich<br />

wiederholende Reziprozität ist es möglich, dass die beiden Kontrahenten im Gabentausch abwechselnd die Produzentenrente erhalten<br />

und ein effizientes Gleichgewicht entsteht. Es bleibt jedoch die Unsicherheit darüber, ob die Gabe erwidert wird und wie lange der<br />

Prozess der Erwiderung anhält.<br />

Abb.1: Perfekte Preisdiskriminierung<br />

unter Monopolbedingungen<br />

Gabentausch und Handel<br />

Avner Offer hat die Interaktion und die Grenzen des Gabentausches und des Handels<br />

anhand der nebenstehenden heuristischen Abbildung (Abb. 2) untersucht. Die<br />

Abszisse (horizontale Achse) misst das quantitative Angebot eines bestimmten<br />

Gutes (oder aller Güter) innerhalb eines marktwirtschaftlichen Austausches (Handel)<br />

oder innerhalb eines Gabentausches. Die Ordinate (vertikale Achse) gibt dabei den<br />

Preis (Preisäquivalent) an. Die Abbildung enthält zwei Schnittpunkte <strong>von</strong> Angebot<br />

und Nachfrage, je <strong>für</strong> den marktwirtschaftlichen Austausch und den<br />

Gabentausch . Beim Gabentausch im Gegensatz zum marktwirtschaftlichen<br />

Austausch sind sowohl Angebot- als auch Nachfragefunktionen preisunelastischer,<br />

das bedeutet, dass das Angebot beziehungsweise die Nachfrage unterproportional<br />

auf Preisveränderungen reagiert.<br />

Abb. 2: Die Grenzen des<br />

Gabentausches und des Handels<br />

Der Abschnitt auf der Abszisse zwischen bis beinhaltet die Güter oder Dienstleistungen, die nur der Gabentausch liefern kann<br />

(z. B. romantische Liebe). Die vertikale Gerade ist die Marktgrenze und die Marktnachfragekurve. Zwischen<br />

und gibt es eine Überlappung der Marktangebotskurve und der Nachfragekurve des Gabentausches . Dies<br />

resultiert daraus, dass einige Güter oder Dienstleistungen mit oder ohne Anerkennung angeboten werden. Der Abschnitt<br />

würde dementsprechend eine authentische Wirtschaft mit Gabentausch und marktwirtschaftlichem Tausch und die Gerade<br />

die Grenze zwischen Gabentausch und der Marktwirtschaft repräsentieren. Über die Grenze <strong>von</strong> läuft die Nachfragekurve des<br />

Gabentausches abwärts in Richtung des Marktgleichgewichtpreises . Dieser Teil der Nachfrage außerhalb des Gabentausches<br />

soll aber verdeutlichen, dass das Ausnutzen <strong>von</strong> Anerkennung beim Prozess des Verkaufens als sogenannte „Pseudoanerkennung“<br />

nützlich zur Preisdiskriminierung sein kann. Ein Beispiel <strong>für</strong> diese Anerkennung wäre das Geschäftsessen. Hier findet die Übergabe<br />

eines Geschenkes (das Essen) statt in der Hoffnung auf Reziprozität, hier den Vertragsabschluss.<br />

Die marktwirtschaftliche Grenzkostenkurve ist elastischer (flacher) als die Gabentauschangebotskurve . Wenn die<br />

Produktivität zunimmt, dann verschiebt sich diese zu und die Produktionsgrenze zu . Dies entspricht in der<br />

Regel der historischen Transformation <strong>von</strong> der vorindustriellen Gesellschaft zu derjenigen, die stärker am Markt orientiert ist. [2]<br />

Kritik


Kritik an der neoklassischen Analyse und Einordnung des Wirtschaftens innerhalb einer Schenkökonomie wird überwiegend <strong>von</strong><br />

Anthropologen geäußert. [18] Die Anwendung neoklassischer Modelle auf archaische Systeme des Wirtschaftens und Tausches<br />

verlangt meist eine unangemessene und verzerrende Versachlichung <strong>von</strong> immateriellen Beziehungen. [19]<br />

Soziologische Betrachtung<br />

Marcel Mauss’ Werk Essai sur le don gilt als Ausgangspunkt der soziologischen<br />

Auseinandersetzung mit dem Gabentausch und der Schenkökonomie. Als Soziologe<br />

und Ethnologe, geprägt durch s<strong>einen</strong> Lehrer und Onkel Émile Durkheim, der bereits<br />

über die Thematik des Gabenaustausches referierte, gelang es Mauss, <strong>einen</strong><br />

allgemeingültigen Begriff des Gabentausches zu prägen und in der ökonomischen,<br />

juristischen, moralischen und soziogenetischen Wissenschaft zu etablieren.<br />

Vorwiegend sind seine Thesen aber insbesondere soziologisch und kulturell geprägt.<br />

Aus der oben angesprochenen Kritik des Individualismus, insbesondere der Vertreter<br />

der historischen Schule, entwickelten sich unterschiedliche soziologische Theorien<br />

bezüglich des sozialen Systems einer Schenkökonomie und der Motivation und<br />

Gegenseitigkeit des Gabentausches.<br />

Schenkökonomie aus rationalistischer und<br />

utilitaristischer Sicht<br />

Die Rationalitätsannahme besagt, dass das rationalistisch handelnde Individuum bei<br />

gegebenen Handlungsalternativen diejenige Alternative wählt, bei der der Wert des<br />

Handlungserfolges und die Wahrscheinlichkeit des Eintritts des Handlungserfolges<br />

am größten ist. [20] Aus dem rationalistischen Handlungsprinzip wurde abgeleitet,<br />

Émile Durkheim, Onkel und Lehrer<br />

<strong>von</strong> Marcel Mauss<br />

dass Gabentausch und Handel in einer solchen Art und Weise vollzogen werden, wie sie dem individuellen Nutzen <strong>für</strong> jede einzelne<br />

Partei entspricht. [21] Da der Mensch im Utilitarismus Nutzenmaximierer ist, hat er eine natürliche Aversion gegenüber<br />

Verlustsituationen. Vorübergehende Verluste allerdings können in Kauf genommen werden, wenn diese zum Aufbau einer<br />

ertragsförderlichen Zusammenarbeit führen. [22]<br />

Schenkökonomie aus normativistischer und kollektivistischer Sicht<br />

Pierre Bourdieu setzt zwar k<strong>einen</strong> expliziten Automatismus (Gabe und Erwiderung der Gabe durch Gegengabe) voraus, da auch die<br />

Ungewissheit der Erwiderung zu berücksichtigen sei, geht aber da<strong>von</strong> aus, dass ein Großteil der Geschenke in einer Schenkökonomie<br />

erwidert werden. Die Gegenseitigkeit beruht nach s<strong>einen</strong> Vorstellungen auf zwei Prinzipien: die zeitliche Verzögerung, bevor eine<br />

Gegengabe gegeben wird, und die Unterschiedlichkeit der Gegengabe zur ersten Gabe. Wenn diese Prinzipien beachtet werden,<br />

entstehe ein System, das bei einer Gabe die Gegengabe nicht als Gegenleistung ersch<strong>einen</strong> lässt. Das heißt, das Geschenk wird nicht<br />

zurückgezahlt. Der Gabengebende und der Gabenempfangende – auf der Grundlage der zeitlichen Verzögerung und ohne<br />

Verhandlungen – geben ihre Gaben aus Großzügigkeit. Nach Bourdieu sei dies jedoch weit entfernt <strong>von</strong> der Realität, und das<br />

Schenken beinhalte immer die Berücksichtigung eventueller strategischer Vorteile. Bourdieu zufolge wird beim Prozess des sozialen<br />

Schenkens die Reziprozität absichtlich verschleiert. Er unterstellt den Akteuren der Schenkökonomie eine absichtliche, kollektive<br />

Verkennung und Verschleierung der realen Tatsachen: die Bedingungen eines Tausches, die implizite Abhängigkeit des Gebens und<br />

des Nehmens. [23]<br />

Gegen Bourdieus Theorie stehen die wissenschaftlichen Untersuchungen zum Blutspenden. Die Blutspende wird dabei als die Gabe<br />

in Reinform angesehen, da der Blutspender den Empfänger nicht kennt und nur eine symbolische Entschädigung erhält. Die<br />

Blutspende sei daher in der modernen Gesellschaft das klassische Beispiel altruistischen Verhaltens gegenüber anonymen<br />

Anderen. [24]


Der US-amerikanische Soziologe Alvin W. Gouldner betrachtet Reziprozität als moralische Norm, die aus zwei Minimalforderungen<br />

besteht: „Man sollte denjenigen helfen, die einem geholfen haben, und man sollte jene nicht kränken, die einem geholfen haben.“ [25]<br />

Gouldner geht da<strong>von</strong> aus, dass – wenn diese moralische Norm <strong>von</strong> Akteuren im schenkökonomischen System internalisiert ist – diese<br />

Norm das Risiko, welches mit der erstmaligen Vergabe eines Geschenkes verbunden ist, durch das Schaffen <strong>von</strong> Vertrauen und<br />

Entstehen einer Verpflichtung reduziert wird. Gouldner geht dabei noch weiter und unterscheidet die Motivebene und die<br />

Wirkungsebene. So kann der Prozess des Schenkens auf der Motivebene aus Wohltätigkeit heraus entstehen, auf der Wirkungsebene<br />

aber den unbeabsichtigten Efekt der reziproken Erwiderung haben. [25]<br />

Grenzen der Schenkökonomie<br />

Durch den Gabentausch kann sich eine Verpflichtung ergeben, mit anderen Worten eine Schuld entstehen. Der Gebende erhält durch<br />

die Gabe <strong>einen</strong> emotionalen und materiellen Nutzen oder Vorteil gegenüber dem Empfänger. Durch einmaliges, aber insbesondere<br />

wiederholtes Verteilen <strong>von</strong> Gaben entstehen Bindungen in unterschiedlicher Form: im Sinne einer vertraglichen Verpflichtung<br />

(finanziell) und im Sinne <strong>von</strong> menschlichen Bindungen (emotional). Dies kann soweit gehen, dass Gabentausch die schwächere<br />

Partei in eine ständige hierarchische Unterdrückung führt. [26][27]<br />

<strong>Eine</strong> starke Schenkökonomie, beziehungsweise ein Wirtschaftssystem, das überwiegend auf Reziprozität beruht, kann den Markt und<br />

Handel verdrängen. [3] Als Beispiel da<strong>für</strong> werden <strong>von</strong> Anthropologen soziale Strukturen gesehen, in denen ein Regime einer<br />

allgem<strong>einen</strong> Reziprozität vorherrscht, wie die Cosa Nostra in Italien, die russische Mafia [28] und die Triaden in China [29][30] .<br />

Anthropologische Betrachtung<br />

In der Anthropologie wird ebenfalls zwischen den zwei Arten des Tausches unterschieden: dem marktwirtschaftlichen Tausch und<br />

dem Gabentausch. Der Ursprung der sogenannten anthropologischen „Geschenk versus Handelsgut“-Debatte geht auf Marcel Mauss<br />

zurück. Mauss hinterfragte die Ansicht der Be<strong>für</strong>worter der freien Marktwirtschaft, dass das menschliche Wesen durch das Streben<br />

nach Gewinn getrieben sei und dass alle menschlichen Interaktionen und ihre Motive daher unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

analysiert werden könnten. [31]<br />

Die Vorstellung, dass der Gabentausch eine Wirtschaftsform ist, die entgegengesetzt<br />

zum marktwirtschaftlichen Austausch steht, wurde insbesondere <strong>von</strong> Christopher<br />

Gregory [32][33][34] und Marilyn Strathern [35] propagiert. Gregory sieht den<br />

Gabentausch als persönliche Beziehung auf der Mikrogesellschaftsebene,<br />

wohingegen der Warentausch zum Handel und den unpersönlichen Beziehungen<br />

zugehörig sei. Gregorys Zuordnung und Unterscheidungskriterien berufen sich dabei<br />

zum großen Teil auf die Arbeiten <strong>von</strong> Karl Marx. [36]<br />

Die <strong>von</strong> Christopher Gregory eingeführte scharfe Trennung zwischen Geschenk und<br />

Handelsgut wurde im Laufe der letzten Jahre immer wieder <strong>von</strong> Anthropologen<br />

hinterfragt und kritisiert. [37] Die Auffassung, eine Aufteilung in zwei Strukturen<br />

vorzunehmen und so zwischen der sozial verankerten und kulturell entwickelten<br />

Schenkökonomie einerseits und der unpersönlichen, rationalen Marktwirtschaft<br />

andererseits zu unterscheiden, basiere auf westlichen, ethnozentrischen Annahmen,<br />

die künstliche Formalisierung des Begriffs „reines Geschenk“ der industrialisierten<br />

westlichen Gesellschaft und der Romantisierung des Gabentausches der archaischen<br />

Gesellschaften. [38][39][40][41]<br />

Karl Marx (1875)<br />

Ebenfalls wird <strong>von</strong> Kritikern angeführt, dass Christopher Gregorys und Stratherns<br />

strikte Trennung den Gabentausch trivialisiere, [42][43][44] dabei seien aber Geschenke <strong>für</strong> die industrialisierten Gesellschaften mit<br />

ganz erheblichen wirtschaftlichen Funktionen verbunden. So seien zum Beispiel Weihnachtsgeschenke in den Vereinigten Staaten


einer der wichtigsten wirtschaftlichen Motoren <strong>für</strong> den Einzelhandel. [45] Des Weiteren seien in westlichen Gesellschaften viele<br />

Beispiele zu finden, die Merkmale der Schenkökonomie aufweisen, wie zum Beispiel der Austausch <strong>von</strong> Wissen in der<br />

wissenschaftlichen Gemeinschaft [46] und die freie Nutzung <strong>von</strong> Dateien und Informationen im Internet. [47]<br />

Der anthropologische Konsens scheint ein Kompromiss zwischen dem Geschenk und dem Handelsgut zu sein. So seien der<br />

Gabentausch und der Warentausch keine zwei völlig unterschiedliche und gegenseitig ausschließende Gesellschaftsformen, sondern<br />

nur zwei idealisierte Typen des Austausches. [37] In der Realität sei jedes Wirtschaftssystem eine Mischung aus beiden. [40] Die zwei<br />

Arten des Austausches sind miteinander verflochten und es finden sich häufig beide Komponenten in<br />

Austauschsituationen. [48][49][50]<br />

Historische Entwicklung der Schenkökonomie<br />

Prinzipiell ist sowohl bei der historischen als auch der gegenwärtigen Betrachtung festzustellen, dass es das Ideal eines<br />

Wirtschaftssystems, welches ausschließlich auf dem schenkökonomischen System beruht, welches auf der r<strong>einen</strong> Gabe, also ohne<br />

Erwartung der Reziprozität beruht, weder in der Vergangenheit existiert hat noch in der Gegenwart existiert. Dennoch ziehen<br />

Anthropologen immer wieder Parallelen zu schenkökonomischen Systemen.<br />

Schenkökonomie in archaischen Gesellschaften<br />

Die wohl am meisten zitierten und wissenschaftlich untersuchten schenkökonomischen Systeme sind der Kula-Tausch und der<br />

Potlatch. Diesen beiden Phänomenen ist gemein, dass sie im Gegensatz zur r<strong>einen</strong> Gabe im Sinne der Opfergabe oder des Opfers, ein<br />

soziales System, teilweise ein Wirtschaftssystem innerhalb einer Wirtschaftsordnung darstellen.<br />

Kula-Tausch<br />

→ Hauptartikel: Kula-Tausch<br />

Im Kula-Tausch der Trobriander, bei welchem wertvolle Muscheln über Hunderte<br />

<strong>von</strong> Kilometern <strong>von</strong> Person zu Person in einem großen Ring weitergegeben werden,<br />

ist die Beziehung zwischen jedem Paar <strong>von</strong> Handelspartnern dyadisch. Dies<br />

bedeutet, dass jeder Tauschprozess aus zwei meist gegensätzlichen Positionen<br />

zusammengesetzt ist und demzufolge eine ausgewogene Balancierung des Wertes<br />

bei jeder Weitergabe erfolgt. [51] Der Wert eines Kulas ergibt sich dabei aus dem<br />

Zusammenhang mit der Fertigung (Arbeit), der Knappheit des Rohmaterials und der<br />

besonderen Historie des Weiterreichungsprozesses, der überwiegend bei jährlich<br />

wiederkehrenden Besuchen der Handelspartner benachbarter Inseln entsteht.<br />

<strong>Eine</strong> soulava (Halskette), die im<br />

Kula weitergegeben wird<br />

Die Gaben, die im Kula ausgetauscht werden, sind Halsketten (soulava) und<br />

Armbänder (mwali), die aber weder aus besonders seltenen Materialien bestehen,<br />

noch eine große Kunstfertigkeit aufweisen. Malinowski sieht im Kula-Tausch drei wichtige gesellschaftliche Funktionen. Erstens<br />

diene er dazu, die freundschaftlichen Beziehungen, den friedlichen Kontakt und die Kommunikation über große Entfernungen mit<br />

den Handelspartnern zwischen den Bewohnern der einzelnen Inseln zu erhalten. Zweitens kann mit dem Kula im Zuge der jährlichen<br />

Expeditionen ebenfalls Handel verbunden und es können Gebrauchsgegenstände getauscht werden. Drittens sieht Malinowski im<br />

Kula eine Festigung und Begründung des sozialen Status, der durch den Besitz der wertvollsten Muscheln gekennzeichnet ist.<br />

Potlatch<br />

→ Hauptartikel: Potlatch<br />

Marcel Mauss sah nicht nur die Vorzüge der Schenkökonomie, sondern hob auch deutlich hervor, dass das schenkökonomische<br />

System <strong>einen</strong> zerstörerischen Charakter besitze und zu einem ruinösen Wettbewerb führen könne. Als Beispiel <strong>für</strong> übermäßige<br />

Reziprozität führte er den Potlach an. Im Potlach, bei welchem der Gabentausch zum Wettbewerb um Großzügigkeit und<br />

Verschwendung ausufere, führte er den zerstörerischen Charakter allerdings nicht ausschließlich auf die Reziprozität zurück,


vielmehr sei es das Zusammenspiel <strong>von</strong> religiösen, wirtschaftlichen, militärischen,<br />

ethischen und politischen Faktoren.<br />

Mauss sieht zwei Grundvoraussetzungen als notwendig zum Funktionieren der<br />

Schenkökonomie im Potlach. Erstens ein ausreichendes Vorhandensein <strong>von</strong><br />

natürlichen Ressourcen zum Lebenserhalt, wie Fisch und Wild, und zweitens eine<br />

kompakte und hierarchische Struktur der Gesellschaft. Der große Überschuss an<br />

Nahrungsproduktion der Stämme, die den Potlach veranstalteten, ermöglichte eine<br />

Etablierung der Oberschicht, die nicht in der täglichen Praxis der<br />

Nahrungsversorgung eingebunden werden musste. Das Abhalten eines Schenkfestes<br />

ermöglichte die Etablierung innerhalb der Hierarchie und den Erwerb eines höheren<br />

Status, der sich über Titel manifestierte. Bei den Stämmen der Kwakiutl gab es zum<br />

Beispiel 651 Titel, die <strong>einen</strong> bestimmten Rang in der Gesellschaftshierarchie<br />

ausdrückten. Allerdings wurden Potlatch nicht wechselseitig ausgerichtet und<br />

niemand führte Buch, wer ein Potlatch gegeben hatte und wie oft. Dies lag auch an<br />

Angehörige des Klallamstammes<br />

beim Verteilen <strong>von</strong> Potlatch.<br />

(Wasserfarbengemälde <strong>von</strong> James<br />

G. Swan)<br />

der Tatsache, dass er relativ selten stattfand und die Anlässe, wie der Tod eines Häuptlings, nicht vorhersehbar waren.<br />

Zeitgenössische Schenkökonomie<br />

Wie bereits erwähnt, sind der Gabentausch und der Warentausch keine zwei völlig unterschiedlichen und sich gegenseitig<br />

ausschließende Systeme, sondern nur zwei idealisierte Typen des Austausches. In der Realität sei jedes Wirtschaftssystem eine<br />

Mischung aus beiden.<br />

Anthropologische Studien vergleichen Phänomene der heutigen Zeit mit dem schenkökonomischen System und kommen zum<br />

Schluss, dass auch in der heutigen Zeit Transfers, die nicht auf einer direkten Gegenseitigkeit beruhen, stattfinden, so zum Beispiel in<br />

Form <strong>von</strong> Organ- und Blutspenden, Wohltätigkeit, Filesharing [52] und Vermächtnissen. Meistens findet jedoch heutzutage der<br />

Gabentausch im Kontext der Gegenseitigkeit statt. [3]<br />

Für seine Analyse der inneren Mechanismen der Open-Source-Bewegung zieht Gerd Sebald eine Analogie zur Geschenkökonomie<br />

der archaischen Gesellschaften nach dem Muster <strong>von</strong> Marcel Mauss' Untersuchungen heran. Er schlägt vor, die Hackerkultur als eine<br />

Gabentauschkultur zu fassen: Das meiste Ansehen genieße derjenige, der der Gemeinschaft die größten Geschenke bereite. [53]<br />

Die Vorläufer der heutigen Umsonstläden entstanden Ende der 1960er Jahre im Zuge der Protestbewegungen der Sechzigerjahre in<br />

den USA. Ausgangspunkt war eine Kritik an Geld und das Ideal einer Umsonstökonomie, das aufgrund ihrer Gegenleistungsfreiheit<br />

sogar über den Mechanismus der Reziprozität der Geschenkwirtschaft hinausweist. So gründete die anarchistische Bewegung der<br />

Diggers, eine Guerilla-Theatergruppe, neben vielen anderen „freien Aktivitäten“ wie dem Free Medical Center, Free Stores in San<br />

Francisco und <strong>einen</strong> in New York. Auch in Australien gab es Anfang der 1970er Jahre <strong>einen</strong> solchen Free Store in Melbourne, der<br />

ebenfalls aus der anarchistischen Bewegung und deren Kapitalismuskritik hervorging. 2010 gab es sie auf der ganzen nördlichen<br />

Welthalbkugel und in Deutschland in jeder größeren Stadt. [54][55]<br />

Siehe auch<br />

Gegenseitige Hilfe<br />

Literatur<br />

Marcel Mauss: Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften . Suhrkamp, 2009,<br />

ISBN 3-518-28343-X, S. 208 (französisch: Essai sur le don. Forme et raison de léchange dans les sociétés<br />

archaïques (1925). Lewis Hyde nannte das Buch Das klassische Werk über Gabentausch.).<br />

Lewis Hyde: The Gift. Imagination and the Erotic Life of Property. Vintage, 1983, ISBN 0-394-71519-5, S. 328<br />

(Insbesondere Teil 1: A Theory of Gifts).


Lewis Hyde: The Gift Must Always Move. In: Quarterly. Band 35, Nr. 3, 1982, ISSN 0095-134X ( Seite nicht mehr<br />

abrufbar; Suche in Webarchiven: wholeearth.com – Vorabdruck, Anpassung des Untertitels in jeder Neuauflage).<br />

Theodor Waitz: Anthropologie der Naturvölker Von Theodor Waitz, Georg Karl Cornelius Gerland, Georg Gerland.<br />

Veröffentlicht 1862.<br />

Frank Adloff, Steffen Mau: Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie derReziprozität. Hrsg.: Jens Beckert, Rainer<br />

Forst, Wolfgang Knöbl, Frank Nullmeier und Shalini Randeria. Band55. Campus, 2005, ISBN 3-593-37757-8, S.<br />

308.<br />

Charles Eisenstein: Die Ökonomie der Verbundenheit, Wie das Geld die Welt an den Abgrund führte - und sie<br />

dennoch jetzt retten kann. Scorpio, Berlin / München 2013, ISBN 978-3-943416-03-9(englisch: Sacred Economics –<br />

Money, Gift, and Society in the Age of Transition. 2011. Übersetzt <strong>von</strong> Nikola Winter).<br />

Christian Siefkes: Beitragen statt tauschen. Materielle Produktion nach dem Modell Freier Software.AG SPAK<br />

Bücher, 2008, ISBN 978-3-930830-99-2, S. 186 (peerconomy.org [PDF]).<br />

Weblinks<br />

The Economy of Gifts (Thanissaro Bhikkhu) (englisch)<br />

FreeeBay – Concepts: Anarchism, Gift Economy(englisch)<br />

Seite nicht mehr abrufbar; Suche in Webarchiven: The Digger Archives (englisch)<br />

Gift Economy (Genevieve Vaughan)<br />

Einzelnachweise<br />

1. David Cheal: "The Gift Economy" (1998), Routledge, S.105.<br />

2. A. Offer "Between the Gift and the Market: The Economy of Regard", The Economic History Review, New Series,<br />

Vol. 50, No. 3 (Aug., 1997), S. 450–476<br />

3. R. Kranton: Reciprocal exchange: a self-sustaining system.In: American Economic Review. Band 86, Nr. 4<br />

(September), 1996, S. 830–851.<br />

4. B. Malinowski, Argonauten des westlichen Pazifik: ein Bericht über Unternehmungen und Abenteuer der<br />

Eingeborenen in den Inselwelten <strong>von</strong> Melanesisch-Neuguinea. Mit einem Vorw. <strong>von</strong> James G. Frazer. Aus dem Engl.<br />

<strong>von</strong> Heinrich Ludwig Herdt. Hrsg. <strong>von</strong> Fritz Kramer , Erstveröffentlichung 1922.<br />

5. So z. B. das Hxarosystem welches sowohl bei den San der Kalahari als auch bei den Enga <strong>von</strong> Papua-Neuguinea<br />

vorzufinden war. Hierbei handelte es sich auch um Gabentausch mit Gegenleistungen, diese wurde aber nur dann<br />

eingefordert, wenn die Umstände (schlechte persönliche Situation) gegeben waren. Siehe dazu: . PWiessner:<br />

Connecting the connected: The inheritance of social ties among the Ju/’hoan Bushmen and the Enga of Papua New<br />

Guinea, unpublished paper, Department of anthropology, University of Utah.<br />

6. J. du Boulay: Strangers and gifts: hostility and hospitality in rural Greece, J. Med. Stud., 1 (1991), S. 37–53.<br />

7. A. Gingrich: Is wa milh: Brot und Salz. Vom Gastmahl bei den Hawlan bin Amir im Jemen, Mitteilungen der<br />

Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 116 (1986), S. 41–69.<br />

8. M. Simpson-Herbert: Women, food and hospitality in Iranian society, Canberra Anthropology, 10, (1987), S. 24–34.<br />

9. J. Pitt-Rivers: The stranger, the guest and the hostile host: introduction to the study of the laws of hospitality, in J. G.<br />

Peristiany, ed., Contributions to Mediterranean sociology (Paris, 1968), S. 13–30.<br />

10. S. Gifford: "The allocation of entrepreneurial attention", Journal of Economic Behavior & Organization, 19 (1992), S.<br />

265–84.<br />

11. D. K. Feil: The morality of exchange, in: George N. Appell, T.N. Madan: Choice and morality in anthropological<br />

perspective: Essays in honor of Derek Freeman, State University of New York Press, 1988, ISBN 0-88706-606-2.<br />

12. Maurice Godelier: Perspectives in Marxist anthropology, Issue 18, Cambridge studies in social anthropology ,<br />

Cambridge University Press, 1977, S. 128.<br />

13. Jan van Baal: Reciprocity and the position of women, Anthropological papers, Van Gorcum, 1975, S. 54ff., ISBN 90-<br />

232-1320-3.<br />

14. Vgl. M. Mauss: Die Gabe, Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften , Suhrkamp<br />

Taschenbuch Verlag, 6. Auflage, Berlin, 1990, S. 135–147.<br />

15. E. Durkheim: Über die Teilung der sozialen Arbeit,eing. Von Niklas Luhmann, Hrsg.: Franz v. Ludwig, Frankfurt,<br />

1977, S. 39–71<br />

16. Vgl. H. Winkel: Die deutsche Nationalökonomie im 19. Jahrhundert , Darmstadt, 1977.<br />

17. Robert H. Frank: Microeconomics and behavior , McGraw-Hill Education, 1. Auflage, 1991, ISBN 0-07-021870-6, S.<br />

393–395<br />

18. P. Bohannan, G. Dalton: Markets in Africa. Evanston, IL, Northwestern University Press, 1962.<br />

19. K. Polanyi, C. M. Arensberg, H. W. Pearson: Trade and markets in the early empires.Glencoe, IL, Free Press, 1957.<br />

20. Vgl. z. B. Homans, G.C.: Sentiments and Activities: Essays in Social Science.Free Press, New York 1962.


21. M. Sahlins: Stone Age Economics. Routledge Chapman & Hall, 2003, ISBN 978-0-415-32010-8.<br />

22. M. Schmid: Rationales Handeln und soziale Prozesse.VS Verlag <strong>für</strong> Sozialwissenschaften; ISBN 3-531-14081-7,<br />

2004, S. 221.<br />

23. P. Bourdieu: Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1987, ISBN 3-518-28666-8<br />

(französisch 1980), S. 180 f.<br />

24. Vgl. R. M. Titmuss: The Gift Relationship: From Human Blood to Social Policy . Pantheon Books, New York 1971. –<br />

Interessanterweise wurde zum Beispiel auch in Studien gezeigt, dass die Qualität der Blutspender sinkt, wenn die<br />

Entlohnung <strong>für</strong> das Blutspenden steigt.<br />

25. A. W. Gouldner: Die Norm der Reziprozität. In: Reziprozität und Autonomie, Ausgewählte Aufsätze.Frankfurt am<br />

Main, Suhrkamp, S. 79–117, cit. 1 S. 98, cit. 2, S. 110.<br />

26. Ein bekanntes Sprichwort dazu ist With gifts you make slaves (deutsche: Mit Gaben machst du dir Sklaven).<br />

Siehe dazu: R. L. Kelly: The foraging spectrum: diversity in hunter-gatherer lifeways. Washington, D.C. 1995.<br />

27. M. Mauss: The gift: the form and reason for exchange in archaic societies.trans. W. D. Halls 1990<br />

(Erstveröffentlichung 1925), S. 37.<br />

28. F. Varese: Is Sicily the future of Russia? Private protection and the emergence of the Russian mafia. Archives<br />

Europeennes de Sociologies 35 (1994), S. 224–258.<br />

29. M. Booth: The Triads: The Chinese criminal fraternity. London 1990.<br />

30. D. H. Murray with Q. Baoqi: The origins of the Tiandihui: the Chinese triads in legend and history, (Stanford, 1994).<br />

31. D. Kaplan: Gift Exchange. In: Thomas Barfield (Hrsg.): The Dictionary of Anthropology. Blackwell Publishing, Oxford<br />

1997, S. 224–225.<br />

32. Christopher A. Gregory: Gifts to Men and Gifts to God: Gift Exchange and Capital Accumulation in Contemporary<br />

Papua. Man 15, 1980, S. 626–652.<br />

33. Christopher A. Gregory: Gifts and Commodities, Academic Press, 1982, London<br />

34. Christopher A. Gregory: Savage money: the anthropology and politics of commodity exchange , Amsterdam, 1997,<br />

Harwood Academic.<br />

35. M. Strathern: Qualified value: the perspective of gift exchange.In: C. Humphrey and S. Hugh-Jones (Hrsg.), Barter ,<br />

exchange and value: an anthropological approach. Cambridge, 1992, Cambridge University Press, S. 169–190.<br />

36. Christopher A. Gregory: Gifts and Commodities.Academic Press, 1982, London, S. 12: Marx was able to develop a<br />

very important proposition: that commodity-exchange is an exchange of alienable things between transactors who<br />

are in a state of reciprocal independence […]. The corollary of this is that non-commodity (gift) exchange is an<br />

exchange of inalienable things between transactors who are in a state of reciprocal dependence. This proposition is<br />

only implicit in Marx’s analysis but it is […] a precise definition of gift exchange. (deutsch: Marx war in der Lage,<br />

eine sehr wichtige Aussage zu entwickeln: dass der Warenaustausch ein Austausch <strong>von</strong> veräußerlichen Gütern<br />

zwischen Wirtschaftssubjekten ist, die in einem Zustand der gegenseitigen Unabhängigkeit […] stehen. Die logische<br />

Folge daraus ist, dass Nichtgütertausch [Geschenktausch] ein Austausch <strong>von</strong> unveräußerlichen Dinge zwischen<br />

Wirtschaftssubjekten ist, die in einem Zustand gegenseitiger Abhängigkeit stehen. Dieser Satz ist nur implizit in<br />

Marxs Analyse zu finden, aber es ist […] eine genaue Definition der Austausch <strong>von</strong> Geschenken.)<br />

37. A. Rus: Gift vs. commodity debate revisited, Anthropological notebooks 14 (1), 2008, S. 81–102, ISSN 1408-032X<br />

(http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=1408-032X)<br />

38. A. Appadurai: Introduction: commodities and the politics of value.In: Arjun Appadurai (Hrsg.): The social life of<br />

things. Cambridge University Press, New York 1986, S. 3–63.<br />

39. J. G. Carrier: Gifts in a world of commodities: the ideology of the perfect gift in American society . In: Social Analysis.<br />

29, 1990, S. 19–37.<br />

40. J. Parry: The gift, the Indian gift, and the Indian gift.Man (n.s.) 21, 1986, S. 453–73.<br />

41. J. Parry, M. Bloch: Introduction: money and the morality of exchange.In: Jonathan Parry, Maurice Bloch (Hrsg.):<br />

Money and the morality of exchange.Cambridge University Press, Cambridge 1989, S. 1–32.<br />

42. David Cheal: The gift economy, New York, 1988, Routledge, S. 6<br />

43. F. Bailey: Gifts and Poison, Oxford, 1971, Oxford Basil Blackwell.<br />

44. D. Miller: Consumption and Commodities, Annual Rev. Anthropology 24, 1995, S. 141–64.<br />

45. R. Hunt: Reciprocity, In: Thomas Barfield (Hrsg.), The dictionary of Anthropology . Oxford, 1997, Blackwell<br />

Publishing, S. 398.<br />

46. M. Bergquist, J. Ljungberg: The power of gifts: organizing social relationships in open source communities. Info<br />

Systems Journal 11, 2001, S. 305–320.<br />

47. P. Kollock: The Economies of Online Cooperation: Gifts and Public Goods in Cyberspace. In: Marc Smith and Peter<br />

Kollock (Hrsg.), Communities in Cyberspace. London, 1999, Routledge, S. 220–242.<br />

48. N. Thomas: Entangled objects: Exchange, material culture, and colonialism in the Pacific , Cambridge, 1991, MA:<br />

Harvard University Press.<br />

49. D. Miller: Alienable gifts and inalienable commodities.In: Fred R. Myers (Ed.), The empire of things: Regimes of<br />

value and material culture. Oxford, England, 2001, Currey , S. 91–105.<br />

50. J. G. Carrier: Gifts and Commodities: Exchange and Western Capitalism since 1700.Routledge, London 1995, S. 9.


51. B. Malinowski: Argonauts of the Western Pacific: An Account of Native Enterprise and Adventure in the<br />

Archipelagoes of Melanesian New Guinea.1922, S. 95–99.<br />

52. H. Kovacic: Do ut des – <strong>Eine</strong> Analyse <strong>von</strong> Reziprozität und Kooperation beim Tausch im Internet Saarbrücken: VDM,<br />

2009<br />

53. Gerd Sebald: Open Source als Geschenkökonomie(http://parapluie.de/archiv/cyberkultur/opensource/)<br />

Geschenkökonomie im luftleeren Raum<br />

54. Umsonstläden (Arbeitskreis Lokale Ökonomie e.V., Hamburg) (http://www.ak-loek.de/Umsonstladen/HomePage)<br />

55. Umsonstläden (Arbeitskreis Lokale Ökonomie e.V., Hamburg) (http://www.ak-loek.de/Umsonstladen/WeitereUmsons<br />

tlaeden)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schenkökonomie&oldid=170794622 <br />

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Ziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung<br />

Die Ziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung (englisch Sustainable Development Goals<br />

(SDGs), französisch Objectifs de développement durable) sind politische<br />

Zielsetzungen der Vereinten Nationen (UN), die der Sicherung einer <strong>nachhaltigen</strong><br />

Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. [1]<br />

Die Ziele wurden in Anlehnung an den Entwicklungsprozess der Millenniums-<br />

Entwicklungsziele (MDGs) entworfen und traten am 1. Januar 2016 mit einer<br />

Laufzeit <strong>von</strong> 15 Jahren (bis 2030) in Kraft. [2] Im Unterschied zu den MDGs, die<br />

insbesondere Entwicklungsländern galten, gelten die SDGs <strong>für</strong> alle Staaten.<br />

Der offizielle Titel lautet Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 <strong>für</strong><br />

nachhaltige Entwicklung. [3][4] Als Synonym zu den SDGs wird auch Ziele <strong>für</strong><br />

nachhaltige Entwicklung, globale Nachhaltigkeitsagenda, 2030-Agenda bzw.<br />

Agenda 2030, Post-2015-Entwicklungsagenda und Weltzukunftsvertrag Logo der Ziele <strong>für</strong> nachhaltige<br />

verwendet. [5][6][7][8] Entwicklung der UNO<br />

Als weiteres Synonym wird Globale Ziele der UN<br />

verwendet. [9][10][11]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Zielsetzung<br />

2 Entwicklung<br />

3 Messung der SDG<br />

4 Der Beschluss zur Entwicklung <strong>von</strong> SDGs im Kontext einer Post-2015-Agenda<br />

4.1 Entwicklungsziele (MDGS und Post-MDG-Prozess)<br />

4.2 Ziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung (SDG-Prozess)<br />

4.3 Zusammenführung der Arbeitsstränge<br />

5 Umsetzung in Deutschland<br />

6 Siehe auch<br />

7 Literatur<br />

8 Weblinks<br />

9 Einzelnachweise<br />

Zielsetzung<br />

Auf der Rio+20-Konferenz im Jahr 2012 beschlossen die UN-Mitgliedsstaaten die Entwicklung der Ziele (SDGs, siehe Abschnitt<br />

unten). Obwohl noch keine konkreten Ziele ausformuliert oder beschlossen wurden, konnte man sich bereits auf Grundsätze einigen,<br />

aus denen die thematischen Prioritäten der Nachhaltigkeitsziele hervorgingen. Im Gegensatz zu den Millenniums-<br />

Entwicklungszielen, bei denen die soziale Entwicklungsdimension sehr stark im Vordergrund stand, sollten die SDGs das Thema<br />

Nachhaltigkeit wesentlich stärker betonen. Damit wurden neben sozialen auch ökonomische sowie insbesondere ökologische Aspekte<br />

mit in die Entwicklungsagenda aufgenommen. [1]


Zentrale Aspekte der Ziele sind das Voranbringen des Wirtschaftswachstums, die Reduzierung <strong>von</strong> Disparitäten im Lebensstandard,<br />

die Schaffung <strong>von</strong> Chancengleichheit sowie ein nachhaltiges Management <strong>von</strong> natürlichen Ressourcen, das den Erhalt <strong>von</strong><br />

Ökosystemen gewährleistet und deren Resilienz stärkt. [12]<br />

In der Ausgestaltung der Ziele wird die Bedeutung der Menschen, welche "das Zentrum einer <strong>nachhaltigen</strong> Entwicklung sind",<br />

betont [13] Dabei ist vor allem die Wahrung <strong>von</strong> Menschenrechten ein wichtiger Aspekt. [14] Um die Menschen mit den Zielen besser<br />

ansprechen zu können, soll die Umsetzung der SDGs zudem eine starke regionale bzw. lokale Dimension bekommen. Dies soll vor<br />

allem ermöglichen, dass die Umsetzung einer <strong>nachhaltigen</strong> Entwicklungin konkrete Tätigkeiten gewährleistet werden kann. [15]<br />

Die Anzahl der Ziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung wurde limitiert, um u. a. auch deren Kommunikation zu erleichtern. [16] Die<br />

Themen <strong>für</strong> potenzielle Zielsetzungen, die im Ergebnisdokument des Rio+20-Gipfels aufgelistet sind, umfassen jedoch eine Reihe<br />

<strong>von</strong> Gebieten. Nachdem überwiegend amerikanische Stiftungen und Organisationen die Ziele auf wirtschaftliche und humanitäre<br />

Anliegen beschränken wollten, äußerte Antonio Guterres, der UN-Generalsekretärs in seiner Rede vor den Vereinten Nationen am 1.<br />

Januar 2017: "Lasst uns darauf einigen, Frieden (Ziel 16) an den Anfang zu stellen". Zuvor ergab eine Umfrage unter den<br />

Mitgliedsstaaten die folgenden zehn Themen, die als am wichtigsten <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>nachhaltigen</strong> Entwicklungsprozess empfunden<br />

wurden [17] (sortiert nach absteigender Priorität):<br />

Frieden (neu an der Spitze der Liste nach der Rede <strong>von</strong> UN Generalsekretär Antonio Guterres vom 1. Januar<br />

2017 [18] )<br />

Ernährungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft<br />

Wasser und Verbesserung der Hygiene<br />

Energie<br />

Bildung<br />

Armutsbekämpfung<br />

Gesundheit<br />

Mittel zur Durchführung des SDG-Prozesses<br />

Klimawandel<br />

Umwelt/ Management natürlicher Ressourcen<br />

Beschäftigung<br />

Die Priorisierung <strong>von</strong> Ziel 16 − Frieden wird <strong>von</strong> den USA und <strong>von</strong> US-amerikanischen Stiftungen und Förderern der<br />

Nachhaltigkeitsziele, <strong>von</strong> der EU und der OECD bisher abgelehnt, während China, Indien und zahlreiche Entwicklungsländer das<br />

Ziel unterstützen, die bereits 2013 in der UN-Vollversammlung verlangt hatten, dass das Recht auf Frieden ein Menschenrecht<br />

werden soll. Die Ablehnung erfolgt in der Ignorierung und fehlenden Erwähnung <strong>von</strong> Ziel 16, z. B. in einem Papier der OECD zur<br />

Agenda 2030. [19] Aus diesen Prioritäten und unter Einbezug <strong>von</strong> Beiträgen anderer Akteure erarbeitete die Offene Arbeitsgruppe<br />

(Open Working Group, OWG) Zielsetzungen <strong>für</strong> eine nachhaltige Entwicklung.<br />

Entwicklung<br />

Am 19. Juli 2014 hatte die OWG <strong>einen</strong> Vorschlag <strong>für</strong> die SDGs vorgelegt: Dieser umfasste 17 Oberziele, die durch 169 Unterziele<br />

erläutert und konkretisiert werden. [20] Am 4. Dezember 2014 hatte die Generalversammlung der Vereinten Nationen dem Vorschlag<br />

des Generalsekretärs zugestimmt, die Post 2015-Agenda auf diesem Vorschlag aufzubauen. [21]<br />

Am 25. September 2015 wurden auf dem Weltgipfel <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung 2015 am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New<br />

York die 17 „Ziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung“ <strong>von</strong> der Generalversammlung der Vereinten Nationen entsprechend<br />

verabschiedet. [5]<br />

Die Ziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung (SDGs) [22]<br />

1. Armut beenden – Armut in all ihren Formen und überall beenden<br />

2. Ernährung sichern – den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine<br />

nachhaltige Landwirtschaft fördern<br />

3. Gesundes Leben <strong>für</strong> alle – ein gesundes Leben <strong>für</strong> alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen<br />

fördern


4. Bildung <strong>für</strong> alle – inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen<br />

Lernens <strong>für</strong> alle fördern<br />

5. Gleichstellung der Geschlechter– Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur<br />

Selbstbestimmung befähigen<br />

6. Wasser und Sanitärversorgung <strong>für</strong> alle – Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung <strong>von</strong> Wasser und<br />

Sanitärversorgung <strong>für</strong> alle gewährleisten<br />

7. Nachhaltige und moderne Energie<strong>für</strong> alle – Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer<br />

Energie <strong>für</strong> alle sichern<br />

8. Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit <strong>für</strong> alle – dauerhaftes, breitenwirksames und<br />

nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit <strong>für</strong> alle fördern<br />

9. Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung – eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen,<br />

breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen<br />

10. Ungleichheit verringern – Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern<br />

11. Nachhaltige Städte und Siedlungen – Städte und Siedlungen inklusiv , sicher, widerstandsfähig und nachhaltig<br />

gestalten<br />

12. Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen – nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen<br />

13. Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen – umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des<br />

Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen<br />

14. Ozeane erhalten – Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer <strong>nachhaltigen</strong> Entwicklung erhalten und<br />

nachhaltig nutzen<br />

15. Landökosysteme schützen – Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern,<br />

Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem<br />

Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen<br />

16. Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen. Friedliche und inklusive Gesellschaften <strong>für</strong> eine nachhaltige<br />

Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige<br />

und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen<br />

17. Umsetzungsmittel und globale Partnerschaft stärken – Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft <strong>für</strong><br />

nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben füllen<br />

Zur Konkretisierung der 17 Ziele wurde ein Katalog <strong>von</strong> 169 Zielvorgaben verabschiedet, darunter unter anderem das Auslaufen der<br />

Subventionen <strong>für</strong> fossile Energien [23] und <strong>für</strong> Agrar-Exportsubventionen und aller Exportmaßnahmen mit gleicher Wirkung. [24] Die<br />

169 Zielvorgaben lassen sich unterteilen in 107 inhaltliche Ziele, die <strong>für</strong> die SDGs 1–16 mit arabischen Ziffern gekennzeichnet sind<br />

und in 62 Umsetzungs-Maßnahmen (engl.: Means of Implementation) mit denen meist finanzielle oder institutionelle Strukturen<br />

beschrieben werden. Das 17. SDGs enthält ausschließlich Umsetzungs-Maßnahmen. [25]<br />

Messung der SDG<br />

Zur konkreten Messbarmachung wurde unter Beteiligung u.a. des Deutschen Statistischen Bundesamts ein Katalog <strong>von</strong> Indikatoren<br />

erarbeitet, der im März 2016 <strong>von</strong> der UN-Statistikkommission beschlossen wurde. [26][27][28]<br />

Der bisher vom statistischen Amt der UN verfolgte Messansatz sieht vor, ausschließlich bereits vorhandene Daten der nationalen<br />

statistischen Ämter zu berücksichtigen. <strong>Eine</strong> im Jahr 2016 veröffentlichten Studie [29] <strong>für</strong> das deutsche Bundesministerium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kritisiert diesen Ansatz, da die zur Messung der SDG überwiegend<br />

verwandten Indikatoren, stark vom Bruttosozialprodukt pro Einwohner abhingen - und deshalb immer die gleichen Länder an die<br />

Spitze setzten. Damit verbunden war eine Kritik an der Übergewichtung des Bruttosozialproduktes auch im Index der menschlichen<br />

Entwicklung der UN. Die Expertengruppe zur Messung der SDG, der Inter-agency and Expert Group on Sustainable Development<br />

Goals Indicators [30] (IAEG-SDGs) hat zu derartigen Fragen ein Treffen veranstaltet und die Stellungnahmen der Teilnehmer als<br />

Tabelle veröffentlicht [31] .<br />

Der Beschluss zur Entwicklung <strong>von</strong> SDGs im Kontext einer Post-<br />

2015-Agenda<br />

Entwicklungsziele (MDGS und Post-MDG-Prozess)


Auf dem Millennium-Gipfel der Vereinten Nationen in New York im Jahr 2000<br />

wurden acht konkrete Entwicklungsziele (MDG) beschlossen, die bis zum Jahr 2015<br />

erreicht werden sollen. [32] Damit Länder auch nach Ablauf des MDG-Zeitraumes<br />

weiterhin konkreten entwicklungspolitischen Leitlinien folgen, wurde auf dem<br />

MDG-Gipfel 2010 ein Post-2015-Prozess angestoßen. Dabei wurde der UN-<br />

Generalsekretär Ban Ki-moon beauftragt, in seinem jährlichen Bericht zur<br />

Evaluation der Millenniums-Entwicklungsziele auch Vorschläge zu weiteren<br />

Schritten zur Verbesserung der Post-2015-Entwicklungsagenda der Vereinten<br />

Nationen einzubringen und so <strong>einen</strong> Denkprozess anzustoßen. [33] Durch die<br />

Gründung des UN Task Teams (UN TT) im Januar 2012 und dessen Beauftragung<br />

mit einem Bericht zur Post-2015-Agenda wurden die Bestrebungen weiter<br />

verschärft. [34] Dieser Bericht wurde im Juni 2012 unter dem Titel "Realizing the<br />

Future we want for all" veröffentlicht. [35] <strong>Eine</strong>n Monat später wurde eine weitere<br />

Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit dem Entwurf einer Post-MDG-Agenda befassen<br />

soll. Dieses so genannte Hochrangige Gremium (High-level Panel of Eminent<br />

Persons) ist aus bedeutenden Personen, wie etwa dem ehemaligen britischen<br />

Premierminister David Cameron, der zu einem der drei Co-Vorsitzenden ernannt<br />

wurde, oder dem ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler<br />

zusammengesetzt. [36][37] Die 27 Mitglieder dieses Gremiums erarbeiteten <strong>einen</strong><br />

Bericht, der im Mai 2013 unter dem Namen "A New Global Partnership" [38]<br />

veröffentlicht wurde. [37] Durch dieses Dokument wurde die konzeptionelle Wegbereitung <strong>für</strong> eine spätere Zusammenlegung der<br />

verschiedenen Arbeitsstränge geschafen.<br />

Schaubild über die verschiedenen<br />

Meilensteine in den<br />

(Post-)MDG/SDG-Arbeitssträngen<br />

Ziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung (SDG-Prozess)<br />

Parallel zur Entwicklung einer Post-2015-Agenda wurde im Juni 2012 durch die Rio+20 UN-Konferenz zu nachhaltiger Entwicklung<br />

ein weiterer Prozess angestoßen. Auf dem Gipfel wurde das Ergebnisdokument "The Future We Want" erarbeitet, in dem sich die<br />

Mitgliedsstaaten der UN darauf einigten, Ziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung zu entwerfen, die nach dem Auslaufen der MDGS Ende<br />

2015 verfolgt werden sollen. [1] Als einer der zentralen Schritte in diesem Dokument zur Entwicklung <strong>von</strong> SDGs ist der Antrag zur<br />

Gründung einer Offenen Arbeitsgruppe (OWG), die an der Konkretisierung und Ausformulierung der Ziele <strong>für</strong> nachhaltige<br />

Entwicklung arbeiten soll. [39] Die Gründung wurde am 22. Januar 2013 durch die Entscheidung der Generalversammlung der<br />

Vereinten Nationen (decision 67/555 [40] ) vollzogen. [16]<br />

Die OWG wurde durch die Rio+20-Einigungen beauftragt, <strong>einen</strong> Entwurf zur Weiterentwicklung und Konkretisierung der SDGs zu<br />

erstellen und diesen der Generalversammlung zum Ende ihrer 68. Sitzungsperiode im Herbst 2014, vorzulegen. [1] Dieser Bericht<br />

diente während der darauffolgenden einjährigen Sitzungsperiode der Generalversammlung der Vereinten Nationen (September 2014<br />

bis September 2015) als Grundlage <strong>für</strong> die Verhandlungen zur Post-2015-Agenda.<br />

Darüber hinaus wurde in der Rio+20-Erklärung ebenfalls festgelegt, dass die OWG über ihre Arbeitsweise und Methodik unmittelbar<br />

nach der Aufnahme ihrer Arbeit selbstständig entscheiden soll. [41] Dabei soll sie <strong>einen</strong> bestmöglichen Einbezug relevanter Akteure<br />

schaffen, um die Berücksichtigung einer Vielzahl <strong>von</strong> Perspektiven und Erfahrungen zu gewährleisten. [42] Damit nimmt die<br />

Arbeitsgruppe eine vermittelnde Rolle zwischen verschiedenen Akteuren wie der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft sowie anderen<br />

UN-Organen und der Generalversammlung der Vereinten Nationen ein. Inhaltliche Unterstützung erhält die OWG zudem aus dem<br />

Arbeitsstrang der UN zur Post-2015-Agenda selbst. So wurde ein technisches Unterstützungsteam (Technical Support Team, UN<br />

TST), das dem UN TT untergeordnet ist, gegründet. [16] Das UN TST legt der Arbeitsgruppe beispielsweise Informationspapiere (so<br />

genannte issues briefs) vor, die zu den verschiedenen Themen des Rio+20-Ergebnisdokuments verfasst wurden und neben einem<br />

Status-Quo Bericht auch Vorschläge und Ansätze in Bezug auf die Formulierung <strong>von</strong> Zielsetzungen und deren Konkretisierung<br />

beinhalten (vgl. bspw. Informationspapier zur Armutsbekämpfung). [43] Auch vom Generalsekretär, der in enger Rücksprache mit den<br />

einzelnen Regierungen steht, erhält die OWG Unterstützung bei ihrer Arbeit. [16]


Zusammenführung der Arbeitsstränge<br />

Durch die Gründung der OWG wurde neben dem bereits laufenden Post-MDG-Prozess ein weiterer Arbeitsstrang, der sich mit einer<br />

Post-2015-Agenda beschäftigt, ins Leben gerufen. Die einzelnen Arbeitsstränge arbeiten inhaltlich unabhängig <strong>von</strong>einander, werden<br />

aber durch ein Sekretariat und eine Koordinierungsgruppe (informal senior coordination group) betreut, die eine kohärente Arbeit<br />

zwischen den Strängen gewährleisten sollen. [44] Um eine einheitliche und übersichtliche Post-2015-Agenda zu entwickeln, wurden<br />

Überlegungen zu einer Zusammenlegung der Arbeitsstränge angestellt, die vor allem auf das Wirken des hochrangigen Gremiums<br />

zurückzuführen sind. Auf einer Sonderveranstaltung zur Konzeptualisierung einer Reihe <strong>von</strong> Zielen nachhaltiger Entwicklung, die<br />

<strong>einen</strong> Tag vor Beginn der 68. Generalversammlung der Vereinten Nationen im September 2013 stattfand, beschlossen die Teilnehmer,<br />

die verschiedenen Arbeitsstränge zusammenzuführen und somit in <strong>einen</strong> einzigen Strang konver gieren zu lassen. [45]<br />

Umsetzung in Deutschland<br />

Die 169 globalen Zielvorgaben der 2030-Agenda müssen national umgesetzt werden. [5] Deutschland wollte mit gutem Beispiel<br />

vorangehen und hat im Rahmen des Hochrangigen Politischen Forums <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung (HLPF, engl.: High-level<br />

Political Forum on Sustainable Development) am 19. Juli 2016 als eines der ersten Länder über die nationale Umsetzung der Agenda<br />

berichtet. [5][46] Das HLPF soll auf globaler Ebene eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Agenda spielen. [22] Von der<br />

Bundesregierung bereits beschlossen wurde ein Nationales Programm <strong>für</strong> <strong>nachhaltigen</strong> Konsum [7][47] und die Fortschreibung des<br />

Deutschen Ressourceneffizienzprogramms (ProgRess II), in das Ziele und Maßnahmen zur Umsetzung der SDGs aufgenommen<br />

werden sollten. [5]<br />

Basis <strong>für</strong> die Umsetzung der SDGs in Deutschland ist die im Januar 2017 <strong>von</strong> der Bundesregierung verabschiedete Deutsche<br />

Nachhaltigkeitsstrategie. [48]<br />

Über das Portal 2030 Watch der Open Knowledge Foundationsteht ein Monitoring-Instrumentarium zur Umsetzung der <strong>nachhaltigen</strong><br />

Entwicklungsziele zur Verfügung. Das Portal wird u. a. vom Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ) gefördert. [49]<br />

Bertelsmann-Stiftung und Sustainable Development Solutions Network (SDSN) schlagen <strong>einen</strong> SDG-Index vor, über den der Status<br />

<strong>von</strong> bislang 149 Ländern bei der Umsetzung der SDGs ver glichen werden kann.<br />

Vom Forum Umwelt und Entwicklung wurde im März 2016 das <strong>von</strong> 39 deutschen NGOs unterzeichnete Positionspapier Die<br />

Umsetzung der globalen 2030-Agenda <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung veröffentlicht, in dem Stellung genommen wird zur Umsetzung<br />

der SDGs in und durch Deutschland. [50]<br />

Siehe auch<br />

Sustainable Development Solutions Network<br />

Literatur<br />

David Griggs et al: Policy: Sustainable development goals for people and planet . Nature 495, 2013, Seite 305–307<br />

(doi:10.1038/495305a)<br />

Weblinks<br />

International<br />

UN Sustainable Development Knowledge Platform<br />

World Social Capital Monitor (auch deutscheVersion) in der UN Sustainable Development Platform<br />

Rio+20 Ergebnisdokument "The future we want"<br />

Website des Hochrangigen Gremiums


SDGs in deutscher Übersetzung: Die 2030-Agenda, Globale Zukunftsziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung(PDF),<br />

<strong>von</strong> Jens Martens und Wolfgang Obenland, Hrsg.: Global Policy Forum und terre des hommes, Februar 2016<br />

Ziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016, UN, 2016<br />

Deutschland<br />

M.-L. Abershagen, FUE (2016): Zwischen Vision und Realität. Warum demokratische Strukturen<br />

Grundvoraussetzung <strong>für</strong> die SDGs sind.(PDF)<br />

D. Dückers (2017): Die Agenda 2030: Weniger als das Nötigste, GIGA Focus Global.<br />

Schweiz<br />

Strategie Nachhaltige Entwicklung 2016–2019 des Schweizer Bundesrates(PDF).<br />

Einzelnachweise<br />

1. Rio+20 Ergebnisdokument "The future we want" (http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/RES/66/288<br />

&Lang=E) (A/RES/66/288)<br />

2. TST Issues Brief: Conceptual Issues (http://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/1729tstissuesconcep<br />

tual2.pdf)<br />

3. Siebzigste Tagung, Tagesordnungspunkte 15 und 116(http://www.un.org/depts/german/gv-70/a70-l1.pdf),<br />

Generalversammlung der Vereinten Nationen, 18. September 2015<br />

4. Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, Neuauflage 2016, Entwurf(https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Statisch<br />

eSeiten/Breg/Nachhaltigkeit/0-Buehne/2016-05-31-download-nachhaltigkeitsstrategie-entwurf.pdf?__blob=publicatio<br />

nFile&v=4), Bundesregierung, Stand: 30. Mai 2016, S. 18<br />

5. Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD, UN-Ziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung – 2030- Agenda konsequent<br />

umsetzen (http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/073/1807361.pdf) , Deutscher Bundestag, 26. Januar 2016<br />

6. Resolution der Generalversammlung, verabschiedet am 1. September 2015(http://www.un.org/depts/german/gv-69/<br />

band3/ar69315.pdf), Resolution 69/315. Entwurf des Ergebnisdokuments des Gipfeltref fens der Vereinten Nationen<br />

zur Verabschiedung der Post-2015-Entwicklungsagenda, UN-Generalversammlung, 10. September 2015<br />

7. Nationales Programm <strong>für</strong> <strong>nachhaltigen</strong> Konsum(http://www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Pr<br />

odukte_und_Umwelt/nat_programm_konsum_bf.pdf) , Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz, Bau und<br />

Reaktorsicherheit (BMUB), 16. Februar 2016<br />

8. BMZ – Afrikapolitik: Neue Herausforderungen und Akzente(http://www.bmz.de/de/mediathek/publikationen/reihen/st<br />

rategiepapiere/Strategiepapier367_04_2016.pdf) , Bundesministerium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung, April 2016<br />

9. SAP und die globalen Ziele der UN(http://news.sap.com/germany/sap-und-die-globalen-ziele-der-un/) , SAP,<br />

22. Januar 2016<br />

10. Globale Ziele der UN – Investing in What Matters(http://webershandwick.de/globale-ziele-der-un-investing-matters/) ,<br />

Weber Shandwick 23. November 2015<br />

11. Arbeitstreffen des Deutschen Global Compact Netzwerks (DGCN)(https://www.globalcompact.de/wAssets/docs/Arb<br />

eitstreffen-und-Teilnehmerkonferenz/Arbeitstrefen-vor-2014/protokoll_dgcn_arbeitstref fen_20131015.pdf),<br />

Deutsches Global Compact Netzwerk, 15. Oktober 2013<br />

12. ebd. (http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/RES/66/288&Lang=E), para 4<br />

13. ebd. (http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/RES/66/288&Lang=E), para 6<br />

14. ebd. (http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/RES/66/288&Lang=E), para 8, 9<br />

15. ebd. (http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/RES/66/288&Lang=E), para 97<br />

16. UN Sustainable Development Knowledge Platform(http://sustainabledevelopment.un.org/)<br />

17. Secretary-General’s Initial Input to the Open Working Group on Sustainable Development Goals(http://sustainabled<br />

evelopment.un.org/content/documents/1494sgreportsdgs.pdf)<br />

18. Rede <strong>von</strong> UN Generalsekretär Antonio Guterres(http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=55899#.WLw3xvk<br />

1-M8), UN News Centre, abgerufen am 5. März 2017<br />

19. Better Policies for 2030 –An OECD Action Plan on the Sustainable Development Goals (http://www.oecd.org/dac/Bet<br />

ter%20Policies%20for%202030.pdf), OECD, 13. Dezember 2016<br />

20. Open Working Group Proposals for Sustainable Development Goals, UN Document A/68/970,<br />

http://undocs.org/A/68/970<br />

21. Synthesis report of the Secretary-General on the post-2015 sustainable development agenda<br />

(http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/69/700&Lang=E)<br />

22. Jens Martens, Wolfgang Obenland: Die 2030-Agenda, Globale Zukunftsziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung. (https://w<br />

ww.globalpolicy.org/images/pdfs/GPFEurope/Agenda_2030_online.pdf)Global Policy Forum, terre des hommes;<br />

Februar 2016; abgerufen am 20. Januar 2017(PDF ).<br />

23. Resolution der Generalversammlung, verabschiedet am 1. September 2015(http://www.un.org/depts/german/gv-69/<br />

band3/ar69315.pdf), Resolution 69/315. Entwurf des Ergebnisdokuments des Gipfeltref fens der Vereinten Nationen


zur Verabschiedung der Post-2015-Entwicklungsagenda, UN-Generalversammlung, 10. September 2015,<br />

Zielvorgabe 12c<br />

24. Resolution der Generalversammlung, verabschiedet am 1. September 2015(http://www.un.org/depts/german/gv-69/<br />

band3/ar69315.pdf), Resolution 69/315. Entwurf des Ergebnisdokuments des Gipfeltref fens der Vereinten Nationen<br />

zur Verabschiedung der Post-2015-Entwicklungsagenda, UN-Generalversammlung, 10. September 2015,<br />

Zielvorgabe 2b<br />

25. Linkages between the Means of implementation of the Sustainable Development Goals and the Addis Ababa Action<br />

Agenda (http://www.un.org/esa/ffd/wp-content/uploads/sites/2/2015/07/SDG-MoIs_AAAA.pdf) , United Nations<br />

26. Was hat die amtliche Statistik mit den SDGs zu tun? (https://www.destatis.de/DE/Methoden/2030Agenda/AmtlicheSt<br />

atistikUndSDGs.html), Statistisches Bundesamt, abgerufen am 7. April 2016<br />

27. SDG Indicators - Global Database(http://unstats.un.org/sdgs/indicators/database/) , United Nations - Sustainable<br />

Development Goals, abgerufen am 15. Januar 2017<br />

28. Ziele <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung – Bericht 2016(http://www.un.org/depts/german/millennium/SDG%20Bericht%202<br />

016.pdf), UN, 2016, S. 3<br />

29. Redundancy, Unilateralism and Bias beyond GDP - Results of a Global Index Benchmark(https://mpra.ub.uni-muen<br />

chen.de/74268/1/MPRA_paper_74268.pdf), <strong>von</strong> Alexander Dill and Nicolas Gebhart, Basel Institute of Commons<br />

and Economics, University of Basel, 25. September 2016<br />

30. Fourth meeting of the IAEG-SDGs(https://unstats.un.org/sdgs/meetings/iaeg-sdgs-meeting-04) , United Nations<br />

Economic Commission for Europe, 15. - 18. November 2016<br />

31. Open Consultation on Possible Refinements to the Global Indicator Framework: Compilation of Inputs by Observers<br />

of the IAEG-SDGs and other Stakeholders(https://unstats.un.org/sdgs/files/meetings/iaeg-sdgs-meeting-04/Open%2<br />

0Consultation%20on%20Refinements-All%20Responses_for%20web.xlsx) , 19. - 28. September 2016<br />

32. UN Millennium Development Goals and beyond 2015(http://www.un.org/millenniumgoals/)<br />

33. Ergebnisdokument des 2010er MDG-Gipfels(http://www.un.org/en/mdg/summit2010/pdf/mdg%20outcome%20docu<br />

ment.pdf) (A/65/L.1)<br />

34. UN System Task Team to support the preparation of the Post-2015 UN Development Agenda (http://www.un.org/en/d<br />

evelopment/desa/policy/untaskteam_undf/concept_note.pdf)(Draft Concept Note)<br />

35. "Realizing the future we want for all"(http://www.un.org/millenniumgoals/pdf/Post_2015_UNTTreport.pdf)<br />

36. UN Press Release (http://www.post2015hlp.org/wp-content/uploads/2012/12/PRpost2015.pdf)<br />

37. Website High-level Panel(http://www.post2015hlp.org/)<br />

38. "A new global partnership"(http://www.post2015hlp.org/wp-content/uploads/2013/05/UN-Report.pdf)<br />

39. ebd. (http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/RES/66/288&Lang=E), para 248<br />

40. Draft decision submitted by the President of the General Assembly . Open Working Group of the General Assembly<br />

on Sustainable Development Goals(http://civicus.org/downloads/SDG_decision_L48.rev1.pdf)(A/67/L.48/Rev.1)<br />

41. Rio+20 Ergebnisdokument "The future we want" (http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/RES/66/288<br />

&Lang=E) (A/RES/66/288), para 248<br />

42. edb. (http://www.un.org/ga/search/view_doc.asp?symbol=A/RES/66/288&Lang=E), para 248<br />

43. UN TST Informationspapier zur Armutsbekämpfung(http://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/1728t<br />

stissuespoverty.pdf)<br />

44. ebd. (http://sustainabledevelopment.un.org/)<br />

45. Summary of the special event of the Second Committee of the UN General Assembly . (http://sustainabledevelopmen<br />

t.un.org/content/documents/1433Long%20Summary%20SDG%20event.pdf)Conceptualizing a Set of Sustainable<br />

Development Goals<br />

46. Globale Nachhaltigkeitsziele: Deutschland stellt sich auf den Prüfstand(http://www.bmub.bund.de/presse/pressemit<br />

eilungen/pm/artikel/globale-nachhaltigkeitsziele-deutschland-stellt-sich-auf-den-pruefstand/?tx_ttnews%5BbackPid%<br />

5D=1&cHash=d3e960ca4604f6c541ee5ebbc9f7530b) , Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz, Bau und<br />

Reaktorsicherheit (BMUB), 19. Juli 2016<br />

47. Nachhaltigen Konsum stärken(https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2016/02/2016-02-24-nachhaltige<br />

n-konsum-staerken.html), Die Bundesregierung, 24. Februar 2016<br />

48. Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie – Neuauflage 2016(https://www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/2017/<br />

01/2017-01-11-nachhaltigkeitsstrategie.pdf?__blob=publicationFile&v=5) , Hrsg.: Die Bundesregierung, Stand:<br />

1. Oktober 2016, Kabinettbeschluss vom 11. Januar 2017<br />

49. 2030 Watch, Deutschland wird nachhaltig(https://2030-watch.de/), Open Knowledge FoundationDeutschland (OKF<br />

DE)<br />

50. Forum Umwelt & Entwicklung | Die Umsetzung der globalen 2030-Agenda <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung. (http://www.f<br />

orumue.de/die-umsetzung-der-globalen-2030-agenda-fuer-nachhaltige-entwicklung/) In: www.forumue.de.<br />

Abgerufen am 6. Dezember 2016.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ziele_<strong>für</strong>_nachhaltige_Entwicklung&oldid=171696341 “


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Secondhandladen<br />

Ein Gebrauchtwarenladen oder auch Secondhandladen kauft und verkauft<br />

gebrauchte Waren, vor allem Kleidung.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Secondhandläden im engeren Sinn<br />

2 Gebrauchtwarenläden im weiteren Sinne<br />

3 Gemeinnützige Einrichtungen<br />

4 Verwandte Begriffe<br />

5 Siehe auch<br />

Sozialkaufhaus "fairKauf" in der<br />

Innenstadt <strong>von</strong> Hannover<br />

Secondhandläden im engeren Sinn<br />

Traditionell heißen Geschäfte <strong>für</strong> gebrauchte Bekleidung „Second-Hand-Shop“. Die<br />

meisten Läden verfügen nur über eine begrenzte Ladenfläche und finden sich abseits<br />

der Hauptgeschäftsstraßen der Innenstädte - seltener sind Secondhandshops <strong>für</strong><br />

Designerware, wie zum Beispiel das 1970 eröfnete Secondella in Hamburg oder das<br />

2007 in Trier eröffnete Le Fyn.<br />

Verschiedene Secondhandläden, besonders im Bekleidungsbereich, sprechen<br />

unterschiedliche Käufergruppen an:<br />

Liebhaber der Mode bestimmter Jahrzehnte. Die unterschiedlichen<br />

Trends hin zu sog. Retro-Mode, „Trash-Style“ und „Second-Hand-Optik“<br />

in den unterschiedlichen subkulturellen Szenen, sowie teilweise auch in<br />

der Massenmode lassen die originalen Kleidungsstücke aus den<br />

begehrten Jahrzehnten als wertvoller oder authentischer gegenüber den<br />

imitierten Retro-Modellen ersch<strong>einen</strong>.<br />

Sammler <strong>von</strong> historischen Kleidungsstücken und Uniformen.<br />

Experimentierfreudige oder kreative Menschen.<br />

Menschen mit alternativen, konsumkritischen Lebensvorstellungen, die sich <strong>einen</strong> eigenen nonkonformen und ihrer<br />

Meinung nach unkommerzielleren Bekleidungsstil zusammenstellen wollen. Hier wird häufig eine bewusste Anti-<br />

Ästhetik und ein Gammellook oder Shabby Chic gepflegt, der sich dem oberflächlichen Schick konsumfreudiger ,<br />

konformistischer Menschen bewusst verweigert. Second-Hand-Kleidung mit sichtbaren Gebrauchsspuren kommt<br />

dieser Absicht entgegen.<br />

Finanzschwache Menschen, die aus Kostengründen in Secondhandläden kaufen. Sie bevorzugen meist möglichst<br />

aktuelle Kleidung, oft auch ursprünglich teure Markenware, der man nicht ansieht, dass sie gebraucht wurde. Bei<br />

dieser Zielgruppe gilt Second-Hand manchmal als Makel.<br />

Zu einmaligen bzw. seltenen Anlässen nötige, auch <strong>für</strong> die breite Masse der Bevölkerung kostspielige Kleidung, wie<br />

z. B. das Hochzeitskleid oder die Kleidung <strong>für</strong> die Initiationsriten der Religionen.<br />

<strong>Eine</strong> besondere Rolle spielen die Kinder-Secondhandläden. Angesichts der hohen Preise und vergleichsweise geringen<br />

Benutzungsdauer werden Kinderkleidung, Kinderwagen, Spielzeug u. ä. oft in der Familie oder im Bekanntenkreis weitergegeben.<br />

Durch den Geburtenrückgang seit den späten 1960er Jahren und die zunehmende Individualisierung besonders im städtischen<br />

Bereich hat sich diese Möglichkeit verringert.<br />

Second-Hand-Shop <strong>für</strong> gebrauchte<br />

Bekleidung in der Wallstraße,<br />

Düsseldorf-Altstadt, 2011


Gebrauchtwarenläden im weiteren Sinne<br />

Seit mehreren Jahrzehnten nennt sich die Branche „An- und Verkauf“, nachdem der Begriff Trödler eine abwertende Note erhalten<br />

hatte. Zusätzlich zu ihrem Ladengeschäft beteiligen sich die Gebrauchtwarenhändler (wie andere neben einem Hauptberuf) oft an<br />

Flohmärkten.<br />

Antiquariate, die gebrauchte oder vergriffene Bücher und andere Druckwerke an- und verkaufen, gibt es parallel - sie sind als<br />

Sonderform des Gebrauchtwarenladens einzustufen. Zeitlich parallel zu den Secondhandläden <strong>für</strong> gebrauchte Kleidung haben sich<br />

entsprechende Geschäfte <strong>für</strong> Unterhaltungsmedien (Schallplatten, später CDs und Videos sowie Computer- und Konsolenspiele)<br />

etabliert.<br />

Gemeinnützige Einrichtungen<br />

Zunehmend betreiben und eröfnen Organisationen wie Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt oder Selbsthilfever<strong>einen</strong> Wohnungsloser<br />

(wie „motz & co“ in Berlin) gemeinnützige Gebrauchtwarenläden (in der Schweiz oft Brockenhaus oder Brockenstube genannt). Sie<br />

erhalten ihre Waren meist kostenlos und haben vorwiegend ehrenamtliche Mitarbeiter. Dadurch können sie ihre Waren günstiger<br />

anbieten als gewerbliche Händler, teilweise auch zu nur symbolischen Preisen. Manche solcher Einrichtungen sind regelrechte<br />

Gebrauchtwaren-Kaufhäuser mit einer breiten Warenpalette <strong>von</strong> Kleidung über Bücher, Küchenbedarf und Elektrogeräte bis zu<br />

Möbeln.<br />

Auch öffentliche Entsorgungsbetriebe (z.B. die Halle 2 des Abfallwirtschaftsbetriebs München) betreiben immer öfter<br />

Gebrauchtwarenkaufhäuser mit gebrauchten Gegenständen aus der Sperrmüllsammlung bzw . <strong>von</strong> den Wertstoffhöfen.<br />

Verwandte Begriffe<br />

„Upperwear party“ und „Hand me down“ (zu Hause oder privat Klamotten verkaufen, tauschen oder verschenken)<br />

Siehe auch<br />

Umsonstladen<br />

Sozialkaufhaus<br />

Brockenhaus<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Secondhandladen&oldid=170585781 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 2. November 2017 um 18:36 Uhr bearbeitet.<br />

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Selbsterfahrung<br />

Der Begriff Selbsterfahrung ist einerseits ein populärwissenschaftlich psychologischer Ausdruck <strong>für</strong> das Kennenlernen und<br />

Reflektieren über das Erleben und Agieren der eigenen Person (Selbst) insbesondere in herausfordernden Situationen. Im Rahmen<br />

einer Ausbildung zum Psychotherapeuten, Familientherapeuten, Coach oder Supervisor bezeichnet Selbsterfahrung andererseits den<br />

Prozess im Rahmen eines Rollentauschs, bei dem der (angehende) Therapeut die anzuwendenden Arbeitsweisen und Methoden in der<br />

Klientenrolle an sich selbst erfährt. Der Ausbilder bzw. Supervisor ist dabei der Coach.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Selbsterfahrung (nicht-therapeutisch)<br />

2 Selbsterfahrung (therapeutisch)<br />

3 Selbsterfahrungsgruppe<br />

4 Weblinks<br />

5 Quellen<br />

Selbsterfahrung (nicht-therapeutisch)<br />

Selbsterfahrung in nicht-therapeutischem Rahmen wird ermöglicht durch das Sprechen über sich selbst (in sozialen und<br />

therapeutischen Gesprächen), durch das Sich-selbst-Erleben in Gruppen und gruppendynamischen Prozessen sowie auch durch<br />

Grenzerfahrungen, z. B. auch im Rahmen <strong>von</strong> Überlebenstrainings, Extremsportarten, Trainings zur Förderung der Teambildung oder<br />

intensiven Befragungen. Selbsterfahrung kann <strong>einen</strong> Beitrag leisten, eigene Verhaltensmuster bewusst zu machen, auch loszulassen.<br />

Sie zielt nicht auf die Linderung einer Erkrankung.<br />

Selbsterfahrung (therapeutisch)<br />

Wesentlicher Bestandteil in der Ausbildung zum Psychotherapeuten [1] , Familientherapeuten, Gruppenpsychotherapeuten,<br />

Gruppendynamiker und Supervisor ist die therapeutische bzw. Gruppen-Selbsterfahrung. Der Ausbildungskandidat erlebt in der Rolle<br />

als Betroffener die Methode und die Wirkung direkt und persönlich an sich selbst, bevor er sie bei Klienten anwendet. Dadurch<br />

erfährt er alle damit verbundenen Gefühle (Hoffnungen, Be<strong>für</strong>chtungen) und erkennt hinderliche Widerstände und förderliche<br />

Mechanismen. Wesentlich ist auch die Beziehungserfahrung in der Rolle des Klienten zum Therapeuten. Für alle hier genannten<br />

qualifizierten Ausbildungen gilt therapeutische Selbsterfahrung mit einer vor geschriebenen Stundenzahl als Zulassungskriterium.<br />

Für Berater-Ausbildungen (Coaching) wird Selbsterfahrung in der Beratungsmethode angeboten.<br />

Siehe auch: Lehranalyse und Holotropes Atmen<br />

Selbsterfahrungsgruppe<br />

<strong>Eine</strong> Selbsterfahrungsgruppe ist eine Form der Gruppentherapie. In kl<strong>einen</strong> Gruppen (mit einem knappen Dutzend Teilnehmern)<br />

dient das Erfahren „seiner selbst“ dem persönlichen Erkenntnisgewinn, der persönlichen Entwicklung und dem sozialen Lernen. Dies<br />

geschieht in Bezug auf andere und die Gruppe und auf Autorität, in Beziehung mit den Anderen der Gruppe.<br />

Siehe auch: Encounter (Psychologie)


Weblinks<br />

Wiktionary: Selbsterfahrung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Quellen<br />

1. http://www.bundesaerztekammer.de/30/Weiterbildung/05MWBO/MWBO067.html<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Selbsterfahrung&oldid=136948774 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 20. Dezember 2014 um 12:41 Uhr bearbeitet.<br />

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Sharing Economy<br />

Der Begriff Sharing Economy, seltener auch Share Economy, ist ein Sammelbegriff <strong>für</strong> Firmen, Geschäftsmodelle, Plattformen,<br />

Online- und Offline-Communitys und Praktiken, die eine geteilte Nutzung <strong>von</strong> ganz oder teilweise ungenutzten Ressourcen<br />

ermöglichen. [1]<br />

Darüber finden im englischsprachigen Raum auch die Bezeichnungen Collaborative Consumption und Collaborative Economy<br />

Anwendung.<br />

Das französische Netzwerk OuiShare hebt in seiner Definition des Begriffs die Merkmale gemeinschaftlicher Konsum, kollaborative<br />

Produktion, kollaboratives Finanzwesen, offen und frei zugängliches Wissen sowie horizontale und offene Verwaltungsstrukturen<br />

hervor. [2]<br />

Beispiele <strong>für</strong> professionelle Sharing-Konzepte sind seit langem aus der Landwirtschaft bekannt. So organisierten sich in den 1950er<br />

Jahren speziell kleinere Betriebe, die <strong>einen</strong> eigenen Ankauf komplexer Maschinen nicht finanzieren konnten, in Form <strong>von</strong><br />

Maschinenringen. In dieser Organisation können gemeinsame Beschaffungen landwirtschaftlichen Geräts realisiert werden. Ebenso<br />

können vorhandene Maschinen, die nicht ganzjährig eingesetzt werden, vom Besitzer innerhalb der Gemeinschaft verliehen werden.<br />

<strong>Eine</strong> bekannte Rechtsform ist die Genossenschaft.<br />

Das in jüngster Zeit zunehmende Interesse an der Sharing Economy lässt sich besonders auf die verstärkte Nutzung sozialer<br />

Netzwerke und elektronischer Marktplätze sowie die Verbreitung mobiler Zugriffsgeräte und elektronischer Dienstleistungen<br />

zurückführen. Darüber hinaus spielen aber auch soziale Aspekte wie Konsumentenverhalten und -gewöhnung, Wertschätzung <strong>von</strong><br />

Eigentum bzw. Verzicht darauf eine entscheidende Rolle. [3] Aufgrund des wachsenden Interesses und der gesellschaftlichen<br />

Bedeutung machte die CeBit Shareconomy 2013 zu ihrem Leitthema. [4][5]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Definition<br />

2 Wirtschaftliche Bedeutung der Sharing Economy<br />

3 Kontroversen und Kritik<br />

4 Regulierung der Sharing Economy<br />

5 Bewegungen<br />

6 Initiativen und Projekte<br />

7 Siehe auch<br />

8 Einzelnachweise<br />

9 Literatur<br />

10 Weblinks<br />

Definition<br />

Verschiedene Publizisten, Journalisten, Firmen und Protagonisten der Sharing Economy verstehen den Begriff mitunter sehr<br />

unterschiedlich. <strong>Eine</strong> allgemein anerkannte Definition bzw. Abgrenzung der Sharing Economy existiert nicht. [6][7] Der Begriff ist eng<br />

verwandt mit dem der Collobarative Consumption, der bereits im Kontext <strong>von</strong> Mitfahrgelegenheiten in den 1970er-Jahren geprägt


wurde. [8] Die Bezeichnung Sharing Economy selbst wurde im Jahr 2008 erstmals <strong>von</strong> Lawrence Lessig verwendet. Er definiert den<br />

Begriff folgendermaßen:<br />

[Sharing Economy is the] collaborative consumption made by the activities of sharing, exchanging, and rental of<br />

resources without owning the good.<br />

– LAWRENCE LESSIG [9]<br />

Die Publizistin Rachel Botsman war eine der ersten, die sich näher mit dem Phänomen der Sharing Economy im heutigen Sinne<br />

beschäftigt und mit ihrem Buch (zusammen mit Ko-Autor Roo Rogers) [10] und einem TED-Vortrag [11] populär gemacht hat. Sie<br />

unterscheidet drei wesentliche Konzepte: redistribution markets (z.B. Ebay), collaborative lifestyles (z.B. Taskrabbit) und productservice<br />

systems (z.B. Airbnb). Gemein sind diesen die Faktoren kritische Masse, freie Ressourcen, Gemeinschaftsgedanke und<br />

Vertrauen zwischen einander Unbekannten. [12][13] Den Begriff der Sharing Economy definiert Botsman wie folgt:<br />

The Sharing Economy is an economy built on distributed networks of connected individuals and communities<br />

versus centralized institutions, transforming how we can produce, consume, finance, and learn.<br />

– RACHEL BOTSMAN<br />

Lisa Gansky betrachtet das Phänomen der Sharing Economy im Rahmen eines Netzwerkes, das auf dezentral in einem Netz (Mesh)<br />

<strong>von</strong> Firmen und Privatpersonen eingebrachten Ressourcen basiert: [14]<br />

The Mesh is a model in which consumers have more choices, more tools, more information and more power to<br />

guide those choices.<br />

– LISA GANSKY<br />

Dabei wird zwischen Full-Mesh und Own-to-Mesh Modellen unterscheiden. Full-Meshs sind Geschäftsmodelle, bei denen eine<br />

zentrale Organisation eine <strong>von</strong> vielen Personen genutzte Ressource anbietet und managt, wie z.B. die Carsharing-Anbieter Zipcar,<br />

Car2Go und Stadtmobil. Own-to-Mesh hingegen beschreibt Geschäftsmodelle, bei denen eine zentrale Instanz lediglich als ermittler V<br />

in einem mehrseitigen Plattform-Markt auftritt. Beispiele sind Airbnb, Drivy oder BlaBlaCar.<br />

Alex Stephany definiert die Sharing Economy wie folgt: [15]<br />

The Sharing Economy is the value in underutilized assets and making them accessible online to a community,<br />

leading to a reduced need for ownership of those assets.<br />

– ALEX STEPHANY<br />

Diese Definition wird anhand <strong>von</strong> fünf Kriterien weiter spezifiziert. 1) (Online-)Plattformen generieren Wertschöpfung bzw. haben<br />

das Potenzial dazu. 2) Brachliegende Kapazitäten <strong>von</strong> un- oder nur teilweise genutzten Ressourcen können gewinnbringend<br />

vermarktet werden. 3) Diese Kapazitäten können online zugänglich gemacht werden. 4) Das System wird durch eine aktive und<br />

engagierte Gemeinschaft getragen. 5) Das Ressourcennutzungsverhalten in der Gemeinschaft (access) verändert das<br />

Konsumentenverhalten weg <strong>von</strong> Besitzmodellen (ownership). Dieser Gedanke des access over ownership wurde in der Literatur<br />

häufig diskutiert. [16][17][18]<br />

In der wissenschaftlichen Literatur werden zur Klassifikation und Abgrenzung <strong>von</strong> Sharing Economy Geschäftsmodellen die<br />

Dimensionen Grad der Kommerzialität und Art der Ressource (Produkt/Service-Charakter), bzw. die Kriterien (i) Nonprofessionalism,<br />

(ii) Commercialism, (iii) Temporality und (iv) Tangibility verwendet. [1] Das Schaubild illustriert den durch die<br />

Abgrenzungskriterien aufgespannten Raum, dem gemeinhin Geschäftsmodelle der Sharing Economy zuzuordnen sind.<br />

Neben diesen hauptsächlich mikroökonomisch orientierten Definitionen des Begriffs ist auch die Betrachtung der Sharing Economy<br />

aus makroökonomischer Sicht interessant. In diesem Kontext ist die Sharing Economy ein entscheidender Faktor bei der<br />

Untersuchung hybrider Marktmodelle. Diese basieren auf der Koexistenz klassischer, transaktionsbasierter Märkte neben nicht<br />

marktbasierten Modellen. Forschungsgegenstand ist dabei, warum Konsumenten an der Sharing Economy, die an der Schnittstelle<br />

beider Modelle angesiedelt ist, teilhaben und diese womöglich den konventionellen Modellen vorziehen. [3]


Wirtschaftliche<br />

Bedeutung der<br />

Sharing Economy<br />

Die Sharing Economy im heutigen<br />

Sinne erfährt seit ihrem Aufkommen<br />

eine stetig wachsende wirtschaftliche<br />

Bedeutung. <strong>Eine</strong> Studie <strong>von</strong> PwC<br />

schätzt, dass die weltweiten Umsätze<br />

<strong>für</strong> die Sharing-Economy-<br />

Teilbereiche travel, car sharing,<br />

finance, staffing sowie music &<br />

Mögliche Eingrenzung <strong>für</strong> Peer-to-Peer Sharing<br />

video streaming <strong>von</strong> $15 Mrd. US$ im Jahr 2015 bis 2025 auf rund 335 Mrd. US$ steigen werden. [19] Für den Bereich Mobilität<br />

schätzt die Beratungsfirma Roland Berger folgende weltweiten Umsatzpotenziale bis 2020: Car Sharing 3,7–5,6 Mrd. Euro, Ride<br />

Sharing 3,5–5,2 Mrd. Euro, Bike Sharing 3,6–5,3 Mrd. Euro und Shared Parking 1,3–1,9 Mrd. Euro. [20]<br />

Ein häufig genanntes Beispiel ist Airbnb. Die Plattform hat weltweit insgesamt bereits über 200 Mio. Gäste vermittelt. Sie listet über<br />

3 Mio. Inserate in 65.000 Städten, bzw. 191 Ländern weltweit. [21] Basierend auf den letzten Finanzierungsrunden ist Airbnb mit rund<br />

25,5 Milliarden US-Dollar bewertet. [22] <strong>Eine</strong> Studie <strong>für</strong> den US-Bundesstaat Texas schätzt, dass ein 1-%-Anstieg der Anzahl der<br />

Airbnb-Listings dort eine Schmälerung der Hotelumsätze <strong>von</strong> 0,05 % verursacht. [23]<br />

Sharing-Economy-Dienste und -Plattformen spielen auch in Deutschland mittlerweile eine beträchtliche Rolle. So wurden im Jahr<br />

2015 14,6 Mio. Übernachtungen in deutschen Städten über Dienste wie Airbnb, Wimdu und 9flats vermittelt, was etwa 9 % aller<br />

Übernachtungen in den 46.400 dauerhaft an Touristen vermieteten Wohnungen ausmacht. [24] Allerdings sind allein in Paris<br />

beispielsweise mehr Airbnb-Inserate als in der kompletten Bundesrepublik Deutschland gelistet. In Deutschland sind es insgesamt ca.<br />

40.000. [25]<br />

Die Zahlen <strong>für</strong> Deutschland allerdings steigen. So ist die Anzahl der Airbnb-Listings in Deutschland zwischen September 2013 und<br />

2014 um 49% gestiegen. Die Anzahl der Gäste, die mit Airbnb in Deutschland übernachten, ist um 124 % gestiegen und 133 % mehr<br />

Deutsche haben mit Airbnb im Ausland übernachtet. [26]<br />

Die Ride-Sharing-Plattform BlaBlaCar ist in 22 Ländern aktiv, verzeichnet weltweit rund 25 Mio. registrierte Nutzer und vermittelt<br />

10 Mio. Reisende pro Quartal. Die BlaBlaCar-App (iOS und Android) wurde insgesamt über 15 Mio. Mal heruntergeladen. [27]<br />

Allerdings sind auch andere Trends zu beobachten. Bei Ebay vollzog sich eine Verschiebung <strong>von</strong> den ursprünglich sehr beliebten<br />

Auktionen hin zu Festpreisen. [28][29] Auch setzen sich viele Sharing-Economy-Modelle am Markt nicht durch. Beispiele sind die<br />

Verleih-Apps Whyownit und SnapGoods. [30][31] Bemerkenswert ist ebenfalls, dass lediglich 44 % der Konsumenten in den USA mit<br />

den Angeboten der Sharing Economy vertraut sind und nur 19 % je ein Angebot aktiv genutzt haben. [19] Häufig wird daher auch <strong>von</strong><br />

einem ungerechtfertigten (Medien-)Hype oder einer Sharing-Economy-Blase gesprochen. [32]<br />

Kontroversen und Kritik<br />

Die Sharing Economy ist ein kontrovers diskutiertes Thema, das gleich auf mehreren Ebenen Kritik hervorruft. [33] Ein wichtiger<br />

Punkt ist dabei, dass verschiedene Auffassungen oder Varianten einer "Sharing Economy" existieren und einige Geschäftsmodelle<br />

bzw. Konzepte häufig inkorrekt zugeordnet werden. [34] Als zentrale Kritik wird häufig genannt, dass Sharing Economy Anbieter ihre<br />

Produkte und Dienstleistungen ohne jede regulatorische Auflage und Kontrolle anbieten können und damit <strong>einen</strong> ungerechtfertigten<br />

Vorteil gegenüber klassischen, regulierten Angeboten haben (z.B. Hotels, Taxis, Restaurants). [35] Die zunehmende<br />

Professionalisierung wirft jedoch die Frage auf, ob das gelegentliche und z.T. entgeltliche Teilen der eigenen Wohnung oder anderer<br />

Ressourcen als eine gewerbliche Konkurrenz zu Hotels vor Ort oder vielmehr als ein Privatgeschäft zu werten ist. [36][37] Obwohl<br />

beispielsweise Airbnb betont, dass die meisten Anbieter nur eine Wohnung inserieren, stammen rund 40 Prozent des Umsatzes in


Berlin aus Angeboten <strong>von</strong> Anbietern mit mehr als einem Inserat. Es ist daher zu vermuten, dass in vielen Fällen eine gewerbsmäßige<br />

Tätigkeit vorliegt. [38] Als Schlagwort dieser Kritik wird in Anlehnung an Greenwashing zunehmend vom sogenannten<br />

Sharewashing gesprochen, das den Missbrauch <strong>von</strong> Sharing zum wirtschaftlichen Nutzen einzelner Akteure beschreibt. [39]<br />

Weiter wird argumentiert, dass Anbieter privater Dienstleistungen und Produkte steuerpflichtig sind, auch wenn Vermietungen nur<br />

gelegentlich geschehen. In aller Regel werden Einnahmen nicht deklariert und versteuert. [40] Zum anderen entsteht möglicherweise<br />

aufgrund <strong>von</strong> Sharing ein gesetzlicher Veränderungsbedarf: Diese Veränderungen betreffen bei Airbnb beispielsweise das Mietrecht,<br />

das Meldegesetz, das Versicherungsrecht, die Gewerbeordnung oder Sicherheitsstandards. In Bezug auf Steuern und Abgaben wird<br />

kritisiert, dass die jeweiligen Behörden aufgrund datenschutzrechtlicher Barrieren ihre Kontrolltätigkeit nicht im vollen Ausmaß<br />

durchführen können. [41] Die Politik fordert daher eine ordnungsgemäße Versteuerung der Einnahmen. [42] In den Niederlanden führt<br />

beispielsweise Airbnb eine Steuer direkt ab. [43]<br />

Zudem wird Plattformbetreibern wie Uber vorgeworfen, dass sie über Vermittlungsgebühren (20%) mitverdienen und sich damit<br />

ungebührlich an den <strong>von</strong> anderen erbrachten Leistungen bereichern, gleichzeitig aber jede Verantwortung <strong>für</strong> ihre Fahrer mit dem<br />

Argument, lediglich als Vermittler tätig zu sein, ablehnen. [44][45] Wichtige Aspekte in diesem Zusammenhang sind<br />

Kündigungsschutz, Mindestlöhne, Arbeitsschutz und Arbeitszeitregeln. So wird Anbietern wie Uber oder Helpling vorgeworfen, die<br />

Entstehung neuer Formen prekärer Solo-Selbstständigkeit zu fördern, was DGB-Chef Reiner Hoffmann als moderne Sklaverei<br />

bezeichnete. [42][46]<br />

Über die regulatorischen Aspekte hinaus wird kritisiert, dass die Sharing Economy entgegen der eigentlichen Zielsetzung häufig zu<br />

nicht-nachhaltige Lösungen führt. So wird vermutet, dass Airbnb den Notstand auf dem Wohnungsmarkt verschärft, da Wohnungen,<br />

die ehemals zur Langzeitmiete verwendet wurden, jetzt <strong>für</strong> Kurzfrist-Vermietungen (bevorzugt an Touristen) über Airbnb angeboten<br />

werden. [47] Ebenso werden die potentiellen negativen Einflüsse auf die Umwelt thematisiert. Für den New Yorker Taximarkt wurde<br />

beispielsweise ermittelt, dass die Anzahl der registrierten Taxifahrten seit Uber’s Markteintritt stark angestiegen ist, was erhöhte<br />

CO 2 -Emissionen zur Folge hat. [48]<br />

Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass Plattformen der Sharing Economy erhebliches Gefahrenpotential <strong>für</strong> die Privatsphäre<br />

darstellen, da die dort verfügbaren Daten (insbesondere auf Seite der Anbieter) sehr informativ hinsichtlich persönlicher Aspekte<br />

(Aufenthaltsorte, Vorlieben, Interessen, etc.) sein können. Dies beinhaltet <strong>von</strong> den Nutzern selbst bereitgestellte Daten (z.B. Namen,<br />

Wohnort, Profilbilder, Innenaufnahmen der Wohnung auf Airbnb, Reisepläne auf BlaBlaCar), sowie <strong>von</strong> dritten generierte<br />

Informationen (z.B. gegenseitige Bewertungstexte). [49]<br />

Ein weiteres Thema ist Diskriminierung, z.B. auf Basis <strong>von</strong> Hautfarbe oder Herkunft. Studien zu Airbnb zeigen, dass weiße Anbieter<br />

<strong>von</strong> Apartments um 12 % höhere Preise durchsetzen können als afro-amerikanische Anbieter. [50][51] Ebenso werden Anfragen <strong>von</strong><br />

Nutzern mit typisch afro-amerikanischen Namen um 16 % seltener akzeptiert als identische Anfragen <strong>von</strong> Nutzern mit typisch<br />

kaukasischen Namen. [52]<br />

Ferner wird kritisiert, dass die Sharing Economy ehemals kostenlos, eher aus Freundschaft oder aufgrund sozialer Normen<br />

angebotene Dinge in marktfähige Güter verwandelt und so - entgegen ihrer sonst behaupteten Zielsetzung - <strong>für</strong> eine zunehmende<br />

Kommerzialisierung vieler Lebensbereiche sorgt. [53][54] Die Kritik richtet sich auch auf den Umstand, dass die Sharing Economy –<br />

wie auch andere Internet-basierten Geschäftsmodelle – den Gesetzen des freien Marktes unterliegt. Der Soziologe Harald Welzer<br />

bezeichnet sie als Plattformkapitalismus. Die Tendenz, dass sich große Anbieter durchsetzen, während kleine Anbieter die kritische<br />

Masse nicht erreichen und vom Markt verdrängt werden, ist auch in diesem Fall zu beobachten. [37][35] Als Ursache hier<strong>für</strong> kommen<br />

Netzwerkeffekte in Frage, die zu sogenannten Winner-takes-all-Märkten bei Plattformen führen. [55]<br />

Regulierung der Sharing Economy<br />

Verschiedene Gruppen und Interessenverbände fordern eine stärkere Regulierung der Sharing Economy durch die nationalen<br />

Gesetzgeber und die Europäische Union. Zahlreiche Kritikpunkte wie mangelhafte Versicherungen und Haftungsregulierung,<br />

Arbeitnehmerschutz, Wettbewerbsverzerrung und Steuerschlupflöcher [56] werden als Gründe genannt, um die Regulierung oder gar<br />

ein Verbot <strong>von</strong> solchen Angeboten durchzusetzen. [57][58]


Im März 2015 hat das Landgericht Frankfurt beispielsweise UberPop den Betrieb in Deutschland verboten. [59] Den Privatfahrern<br />

fehle die zur gewerblichen Personenbeförderung notwendige Lizenz. Uber stifte die Fahrer zum Rechtsbruch an, indem es<br />

Privatpersonen das Anbieten <strong>von</strong> Fahren ohne die Notwendigkeit einer Taxi- oder Chauffeurlizenz ermöglicht. Geklagt hatte in<br />

Frankfurt das deutsche Taxigewerbe. Auch in anderen Ländern wie Spanien [60] , den Niederlanden [61] , Belgien [62] , Thailand [63] und<br />

Frankreich [64] wurde Uber komplett, bzw. in Teilen verboten.<br />

Anbieter <strong>von</strong> Unterkünften wie Airbnb, Wimdu und 9Flats stehen beispielsweise in Berlin in Konflikt mit den Behörden. So hat das<br />

Verwaltungsgericht Berlin im Juni 2016 prinzipiell die Vermietung <strong>von</strong> normalen Wohnungen an Touristen untersagt. [65] Einige<br />

Vermieter und die Plattform Wimdu sind mit ihren Klagen gegen das Urteil gescheitert. [66][67]<br />

In New York City verbietet ein Gesetz bereits seit 2010 die Vermietung der Wohnungen <strong>für</strong> weniger als 30 Tage. <strong>Eine</strong><br />

Konkretisierung des Tatbestandes (das Annoncieren ist bereits verboten) sowie eine Verschärfung der Strafen auf bis zu 7.500 US$ je<br />

Verstoß sollen den bislang mäßigen Durchsetzungserfolg nun verbessern. Für den größten Anbieter vor Ort – Airbnb – ist New York<br />

City mit mehr als 40.000 Inseraten einer der wichtigsten Märkte in den USA. [68] Die Verabschiedung des Gesetzes hat sich durch<br />

Einsprüche und Klagen jedoch bereits mehrere Male verzögert. Mit neuen Informationen zum Verfahren wird zum 18. November<br />

2016 gerechnet. [69]<br />

Aufgrund der unterschiedlichen Rechtslage in verschiedenen Ländern bzw. Städten ist vielen Verbrauchern nicht klar, welcher Dienst<br />

in welcher Form erlaubt oder verboten ist. [70] Die Europäische Union möchte deshalb mit neuen, einheitlichen Leitlinien <strong>für</strong> Klarheit<br />

sorgen und zu einer ausgewogenen Entwicklung der Wirtschaft beitragen. [71] Die im September 2013 gegründete European Sharing<br />

Economy Coalition (EURO-SHE) setzt sich da<strong>für</strong> ein, der Sharing Economy eine einheitliche Stimme zu geben. Die EU-Kommission<br />

warnte im Juni 2016 nationale Regierung vor pauschalen Verboten <strong>von</strong> Sharing-Angeboten. [72]<br />

Bewegungen<br />

Freie-Software-Bewegungist eine globale Bewegung, welche Freie Software produziert und verbreitet. Freie Software ist Software,<br />

die Programmierer mit der ganzen Welt teilen, wobei jeder das Recht hat, diese kostenlos zu nutzen, zu inspizieren, zu verändern und<br />

veränderte Versionen weiterzuverteilen.<br />

Initiativen und Projekte<br />

ShareNL ist eine Wissens- und Networking-Plattform in Amsterdam, deren Ziel es ist, die eilnehmer T der Sharing<br />

und Collaborative Economy zu vernetzen und Start-Ups, Firmen, Regierungen und andere Stakeholder zu<br />

informieren.<br />

Ouishare ist eine internationale Non-Profit-Organisation, die anstrebt, die Aktivitäten in der Sharing und<br />

Collaborative Economy zu bündeln um ein globales Netzwerk zu schaf fen.<br />

Shareable ist ein Non-Profit-Hub <strong>für</strong> Neuigkeiten, Aktionen und Verbindungen der Sharing Transformation und<br />

versteht sich als globales Onlinemagazin <strong>für</strong> die Sharing Economy .<br />

Collaborative Consumptionist eine Art Online-Nachschlagewerk und versteht sich als Netzwerk der globalen<br />

Sharing Economy Gemeinschaft.<br />

Das iShare-Forschungsprojektanalysiert Businessmodelle der deutschen Sharing Economy Landschaft aus<br />

wissenschaftlicher Sicht.<br />

The People Who Shareist ein soziales Start-Up, das Menschen und Firmen den Zugang zur Sharing Economy<br />

ermöglichen möchte.<br />

Lets Share ist ein Blog mit <strong>Artikeln</strong> und Links zu Sharing Economy Anbietern.<br />

Sharecon versteht sich als erster Ansprechpartner <strong>für</strong> Interessenten der Schweizer Sharing Economy Szene.<br />

Die European Sharing Economy Coalitionist eine Interessensgemeinschaft europäischer Akteure der Sharing<br />

Economy, die Einfluss auf EU-Politik nehmenund so die Sharing Economy unterstützen möchten.<br />

Sharing Economy UK ist eine Institution, die eng mit der britischen Regierung zusammenarbeitet, die Sharing<br />

Economy Gemeinschaft repräsentiert und Lobbyarbeit leistet, um Änderungen zum Schutz der erbraucher V und<br />

Sharing Economy Unternehmen zu bewirken.<br />

Die Initiative for Sharing Economy Research (ISE)ist ein regionaler Hub <strong>für</strong> Unternehmen und Organisationen, die in<br />

die Sharing Economy involviert sind.<br />

Die Peers Foundation möchte clevere und einfache Lösungen anbieten, um die weltweite Gemeinschaft der Sharing<br />

Economy im 21. Jahrhundert zu vernetzen.


Die Sharing Economy Association Singaporewurde 2014 an der Singapore University of Technology and Design<br />

etabliert, um Forschung im Bereich der Sharing Economy zu unterstützen und zu koordinieren.<br />

Siehe auch<br />

Kooperation<br />

Commons-based Peer Production<br />

FabLab<br />

Einzelnachweise<br />

1. Teubner, T., Hawlitschek, F., Gimpel, H. (2016). Motives in the Sharing Economy: An Empirical Investigation of<br />

Drivers and Impediments of Peer-to-Peer Sharing. Working Paper. Paper retrieved on im.iism.kit.edu (http://im.iism.k<br />

it.edu/downloads/Motives%20in%20the%20Sharing%20Economy .pdf)<br />

2. OuiShare The think and be-tank for a collaborative society(http://ouishare.net/en/about/collaborative_economy/) .<br />

3. Puschmann, T., Alt, R. (2016). Sharing Economy. In: Business & Information Systems Engineering, Vol. 58 (2016).<br />

S. 93–99.<br />

4. CeBIT 2013: Das Leitthema lautet "Shareconomy"(https://www.heise.de/newsticker/meldung/CeBIT-2013-Das-Leitth<br />

ema-lautet-Shareconomy-1704377.html). heise online. 11. September 2012.<br />

5. Infografik: Die deutsche Shareconomy-Landschaft(https://www.friendsurance.de/blog/infografik-shareconomy-lands<br />

chaft/).<br />

6. The Sharing Economy Lacks A Shared Definition(http://www.fastcoexist.com/3022028/the-sharing-economy-lacks-a<br />

-shared-definition). 21. November 2013.<br />

7. Teubner, T., 2014, Thoughts on the Sharing Economy. Proceedings of the International Conference on e-Commerce.<br />

Vol. 11. S. 322–326.<br />

8. Felson, M., Spaeth, J. L. (1978). Community Structure and Collaborative Consumption: A Routine Activity Approach .<br />

In: American Behavioral Scientist, Vol. 21, No. 4. S. 614–624.<br />

9. Lessig, L. (2008). Remix: Making Art and Commerce Thrive in the Hybrid Economy . Penguin.<br />

10. Botsman, R., Rogers, R. (2010). Whats Mine is Yours: How Collaborative Consumption is Changing the Way We<br />

Live. Collins London.<br />

11. The case for collaborative consumption(http://www.ted.com/talks/rachel_botsman_the_case_for_collaborative_cons<br />

umption).<br />

12. Hawlitschek, F., Teubner, T., & Gimpel, H. (2016). Understanding the Sharing EconomyDrivers and Impediments<br />

for Participation in Peer-to-Peer Rental. In: Proceedings of the 49th Hawaii International Conference on System<br />

Sciences (HICSS), S. 4782–4791.<br />

13. Hawlitschek, F., Teubner, T., Weinhardt, C. 2016, Trust in the Sharing Economy. Die Unternehmung – Swiss Journal<br />

of Business Research and Practice 70(1), S. 26–44.<br />

14. Gansky, L. (2010). The Mesh: Why the Future of Business is Sharing. Penguin.<br />

15. Stephany, A. (2015). The Business of Sharing: Making It in the New Sharing Economy . Palgrave Macmillan.<br />

16. Belk, R. (2014). You are what you can access: Sharing and collaborative consumption online. Journal of Business<br />

Research, 67(8), 1595-1600.<br />

17. Hamari, J., Sjöklint, M., and Ukkonen, A. (2016). The Sharing Economy: Why People Participate in Collaborative<br />

Consumption. Journal of the Association for Information Science and Technology 67(9), 2047-2059.<br />

18. Moeller, S., Wittkowski, K. (2010). The Burdens of Ownership: Reasons for Preferring Renting. In: Managing Service<br />

Quality: An International Journal, Vol. 20, No. 2. S. 176–191.<br />

19. PricewaterhouseCoopers LLP (2015). The Sharing Economy. Consumer Intelligence Series. Paper retrieved on<br />

www.pwc.com (https://www.pwc.com/us/en/technology/publications/assets/pwc-consumer-intelligence-series-the-sha<br />

ring-economy.pdf)<br />

20. Roland Berger Strategy Consultants GmbH (2014). Shared Mobility: How New Businesses Are Rewriting the Rules<br />

of the Private Transportation Game. Think Act. Paper retrieved on www.rolandberger.com/ (https://www.rolandberge<br />

r.com/publications/publication_pdf/roland_berger_tab_shared_mobility_1.pdf)<br />

21. Über uns Airbnb (https://www.airbnb.de/about/about-us).<br />

22. Ranking der wertvollsten digitalen Start-Ups weltweit 2016 Statistik(http://de.statista.com/statistik/daten/studie/157<br />

889/umfrage/ranking-der-wertvollsten-digitalen-start-ups).<br />

23. Proserpio, D., Zervas, G. (2016). The Rise of the Sharing Economy: Estimating the Impact of Airbnb on the Hotel<br />

Industry. Paper retrieved on cs-people.bu.edu (http://cs-people.bu.edu/dproserp/papers/airbnb.pdf)<br />

24. Etwa jeder elfte Städtereisende in Deutschland schläft bei Airbnb & Co. (http://www.gbi.ag/2016/04/etwa-jeder-elfte-s<br />

taedtereisende-in-deutschland-schlaeft-bei-airbnb-co/) .


25. Airbnb: Wohnungsvermittlung boomt(http://www.computerbild.de/artikel/cb-News-Internet-Airbnb-Wohnungsvermittl<br />

ung-boomt-11483705.html).<br />

26. Airbnb-Unterkünfte: Wachstum in Deutschland 2015 Statistik (http://de.statista.com/statistik/daten/studie/419593/u<br />

mfrage/wachstum-<strong>von</strong>-airbnb-in-deutschland) .<br />

27. Über uns BlaBlaCar (https://www.blablacar.de/ueber-uns).<br />

28. Kai Biermann: Ebay-Auktionen: Kunden mögen nichts mehr ersteigern ZEIT ONLINE(http://www.zeit.de/digital/inte<br />

rnet/2013-05/ebay-auktionen-studie). 29. Mai 2013.<br />

29. Sales Mechanisms in Online Markets: What Happened to Internet Auctions?(http://www.nber.org/papers/w19021.pd<br />

f)<br />

30. Start-up Whyownit ist gescheitert WiWo Gründer (http://gruender.wiwo.de/start-whyownit-ist-gescheitert/).<br />

25. Februar 2015.<br />

31. The "Sharing Economy" Is Dead, And We Killed It (http://www.fastcompany.com/3050775/the-sharing-economy-is-de<br />

ad-and-we-killed-it). 14. September 2015.<br />

32. Don't buy the 'sharing economy' hype: Airbnb and Uber are facilitating rip-offs(https://www.theguardian.com/comme<br />

ntisfree/2014/may/27/airbnb-uber-taxes-regulation). 27. Mai 2014.<br />

33. Malhotra, A., Van Alstyne, M. (2014). The Dark Side of the Sharing Economy… and How to Lighten . ItIn:<br />

Communications of the ACM, Vol. 57, No. 11. S. 24–27.<br />

34. Defining The Sharing Economy: What Is Collaborative Consumption–And What Isn’t?(https://www.fastcompany.co<br />

m/3046119/defining-the-sharing-economy-what-is-collaborative-consumption-and-what-isnt)<br />

35. Koen Frenken, Toon Meelen, Martijn Arets, Pieter van de Glind: Smarter regulation for the sharing economy(https://<br />

www.theguardian.com/science/political-science/2015/may/20/smarter-regulation-for-the-sharing-economy). 20. Mai<br />

2015.<br />

36. Julian Dörr, Nils Goldschmidt: Share Economy: Vom Wert des Teilens (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/share-eco<br />

nomy-vom-wert-des-teilens-13990987-p4.html?printPagedArticle=true#pageIndex_4) . 2. Januar 2016.<br />

37. "Sharing Economy" Fluch und Segen der Ökonomie des Teilens (http://www.deutschlandfunk.de/sharing-economyfluch-und-segen-der-oekonomie-des-teilens.724.de.html?dram:article_id=303971).<br />

38. Slee, T. (2016). What’s Yours is Mine: Against the Sharing Economy. Or Books.<br />

39. Sharewashing P2P Foundation(http://p2pfoundation.net/Sharewashing).<br />

40. Joachim Jahn, Manfred Schäfers: Online-Vermittlungsbörsen: Der Fiskus ist Airbnb und Uber auf der Spur(http://ww<br />

w.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/steuerermittler-sind-nutzern-<strong>von</strong>-ebay-airbnb-und-uber-auf-der-spur-132<br />

37373.html). 30. Oktober 2014.<br />

41. Simon Schumich: Sharing Economy, Die Ökonomie des Teilens aus Sicht der ArbeitnehmerInnen. ÖGB Verlag,<br />

Wien 2016, ISBN 978-3-99046-248-5.<br />

42. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Online-Firmen: DGB warnt vor neuen Modellen der Ausbeutung(http://www.<br />

spiegel.de/wirtschaft/soziales/uber-und-andere-dgb-warnt-vor-moderner-sklaverei-a-986545.html).<br />

43. USA-Niederlande-Unternehmen-Gastgewerbe-Internet: Online-Portal Airbnb erhebt <strong>von</strong> ouristen T in Amsterdam<br />

bald Steuer WELT (https://www.welt.de/newsticker/news2/article135532016/Online-Portal-Airbnb-erhebt-<strong>von</strong>-Touri<br />

sten-in-Amsterdam-bald-Steuer.html).<br />

44. Sharing Economy: Mitverdienen, wenn Geld fließt(http://www.zeit.de/2014/27/sharing-economy-tauschen/seite-2).<br />

10. Juli 2014.<br />

45. Thorsten Schröder: Taxi-Alternative: Die Uber-Flieger (http://www.zeit.de/mobilitaet/2014-02/verkehr-taxi-uber).<br />

12. Februar 2014.<br />

46. Julia Wadhawan: "Am Ende setzt sich immer Uber durch"(http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-06/sharing-economy-ar<br />

beitsrecht-uber-digitalisierung-gefahren/komplettansicht). Zeit Online. 22. Juni 2016.<br />

47. The dark side of Uber: why the sharing economy needs tougher rules(https://www.theguardian.com/business/grogo<br />

nomics/2016/apr/18/uber-airbnb-sharing-economy-tougher-rules-australia). 17. April 2016.<br />

48. Share Economy Teilen allein nutzt der Umwelt noch nicht (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/share-economy-t<br />

eilen-allein-nutzt-der-umwelt-noch-nicht-1.2763990)<br />

49. Teubner, T., Flath, C. M. (2016). Privacy in the Sharing Economy. Working Paper. Paper retrieved on im.iism.kit.edu<br />

(http://im.iism.kit.edu/downloads/privacy%20in%20the%20sharing%20economy .pdf)<br />

50. HBS Working Knowledge: Racial Discrimination In The Sharing Economy(http://www.forbes.com/sites/hbsworkingkn<br />

owledge/2014/02/24/racial-discrimination-in-the-sharing-economy/#128099837274) .<br />

51. Edelman, B., Luca, M. (2014). Digital Discrimination: The Case of Airbnb.com. Working Paper. Paper retrieved on<br />

www.hbs.edu (http://www.hbs.edu/faculty/Publication%20Files/Airbnb_92dd6086-6e46-4eaf-9cea-60fe5ba3c596.pdf)<br />

52. Edelman, B., Luca, M., Svirsky, D. (2016). Racial Discrimination in the Sharing Economy: Evidence from a Field<br />

Experiment. Forthcoming, American Economic Journal: Applied Economics. Paper retrieved on<br />

www.benedelman.org (http://www.benedelman.org/publications/airbnb-guest-discrimination-2016-01-06.pdf)<br />

53. Sharing Economy: Fluch oder Segen?(http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/deutscher-verbrauchertag-sharing-eco<br />

nomy-fluch-oder-segen/11985980.html).<br />

54. Don't believe the hype, the 'sharing economy' masks a failing economy(https://www.theguardian.com/commentisfre<br />

e/2014/sep/28/sharing-economy-internet-hype-benefits-overstated-evgeny-morozov) . 27. September 2014.


55. Plattformökonomie. (http://www.oeffentliche-it.de/-/plattformokonomie)In: Mike Weber (Hrsg.): ÖFIT-Trendschau:<br />

Öffentliche Informationstechnologie in der digitalisierten Gesellschaft.Kompetenzzentrum Öfentliche IT; ; abgerufen<br />

am 13. Juli 2017 (ISBN 978-3-9816025-2-4).<br />

56. Albtraum Share Economy Alle Inhalte DW.COM 27.08.2014 (http://www.dw.com/de/albtraum-share-economy/a<br />

v-17880607).<br />

57. Dietmar H. Lamparter, Götz Hamann: Uber: Kampf um den Fahrgast(http://www.zeit.de/2014/38/uber-pro-contra).<br />

27. September 2014.<br />

58. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Urteil zum Fahrdienst: UberPop in Deutschland verboten gut so(http://ww<br />

w.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/uber-urteil-gegen-fahrdienst-ist-gut-a-1024253.html) .<br />

59. Gericht verbietet UberPop in Deutschland(http://www.sueddeutsche.de/news/wirtschaft/verkehr-gericht-verbietet-ub<br />

erpop-in-deutschland-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-150318-99-05739)<br />

60. Jon Russell: Uber Suspends Its Uber Pop Ride-Sharing Service In Spain Following A Court Ruling(http://social.tech<br />

crunch.com/2014/12/30/fiz-pop-ban/).<br />

61. Ingrid Lunden: More Woe For Uber As Ride Sharing Service UberPop Ban Upheld In The Netherlands [Updated (htt<br />

p://social.techcrunch.com/2014/12/08/uber-holland-uberpop/)].<br />

62. Startup Uber: Privater Taxidienst Uberpop verboten Golem.de (http://www.golem.de/news/startup-uber-privater-taxi<br />

dienst-uberpop-verboten-1404-105922.html) .<br />

63. Thailand suspends Uber and Grab motorcycle taxi service(http://www.bbc.com/news/business-36328840). 19. Mai<br />

2016.<br />

64. Natasha Lomas: France Bans UberPop Starting January 1(http://social.techcrunch.com/2014/12/15/uberpop-non/) .<br />

65. AirBnB, Wimdu & Co. Zweckentfremdung <strong>von</strong> Wohnungen in Berlin bleibt verboten(http://www.deutschlandfunk.d<br />

e/airbnb-wimdu-co-zweckentfremdung-<strong>von</strong>-wohnungen-in-berlin.1818.de.html?dram:article_id=356575) .<br />

66. This website is currently unavailable.(http://presse.wimdu.de/wimdu-hat-gegen-verbot-<strong>von</strong>-ferienwohnungen-klage-g<br />

egen-stadt-berlin-eingereicht-rasche-entscheidung-wird-erhofft/) .<br />

67. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: AirBnB und Co.: Gericht bestätigt Ferienwohnungsverbot in Berlin(http://ww<br />

w.spiegel.de/reise/aktuell/berlin-klage-gegenferienwohnungsverbot-abgeschmettert-a-1096411.html)<br />

.<br />

68. Nils Röper: Neues Gesetz: Airbnb in New York vor dem Aus (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzwirtschaft/neue<br />

s-gesetz-airbnb-in-new-york-vor-dem-aus-14491695.html). 27. Oktober 2016.<br />

69. Josh Barbanel: The Enforcement of Airbnb Law Postponed Again(http://www.wsj.com/articles/the-enforcement-of-air<br />

bnb-law-postponed-again-1478305423). 5. November 2016.<br />

70. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: New York: Airbnb-Vermietern droht Ärger mit dem Gesetz(http://www.spieg<br />

el.de/reise/aktuell/probleme-mit-airbnb-illegale-vermietungen-in-new-york-a-902112.html) .<br />

71. LTO: Leitlinien der Europäischen Kommission(http://www.lto.de/recht/nachrichten/n/europaeische-kommission-leitlin<br />

ien-share-economy-ende-nationale-regulierungsversuche/) .<br />

72. Reuters Editorial: EU-Kommission warnt Regierungen vor Verbot <strong>von</strong> Airbnb und Uber(http://de.reuters.com/article/<br />

eu-uber-airbnb-idDEKCN0YN3AL).<br />

Literatur<br />

Don Tapscott, Anthony D. Williams: Wikinomics: die Revolution im Netz.1. Auflage. Hanser, München 2007, ISBN<br />

978-3-446-41219-4.<br />

Clay Shirky: Here comes everybody: The Power of Organizing without Organizations.1. Auflage. Penguin Press,<br />

New York 2008, ISBN 978-1-59420-153-0.<br />

Jeremy Rifkin: The Zero Marginal Cost Society: The Internet of Things, the Collaborative Common ; deutsche<br />

Ausgabe: Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft: Das Internet der Dinge, kollaboratives Gemeingut und der Rückzug<br />

des Kapitalismus. 1. Auflage. Campus, 2014, Bernhard Schmid (Übersetzer), ISBN 978-3593399171.<br />

Kurt Matzler, Viktoria Veider, Wolfgang Kathan: Adapting to the Sharing Economy, MIT Sloan Management Review,<br />

56(2), 2015, S. 71–77.<br />

Weblinks<br />

Teilen als Milliardengeschäft die Sharing Economy – Beitrag <strong>von</strong> Jeanette Seifert mit Zusatzmaterial im Funkkolleg<br />

Wirtschaft<br />

Wer teilt, verliert. Ein Feature über Chancen und Risiken der „Sharing Economy“– ARD-Radio-Feature <strong>von</strong> Caroline<br />

Michel, 24. Juni 2015<br />

Tauschen statt kaufen wie verändert Technologie den Konsum?– future.arte.tv<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sharing_Economy&oldid=171736696 “


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Social Entrepreneurship<br />

Unter Social Entrepreneurship oder sozialem Unternehmertumbzw. Sozialunternehmertum versteht man eine unternehmerische<br />

Tätigkeit, die sich innovativ, pragmatisch und langfristig <strong>für</strong> die Lösung sozialer Probleme oder allgemeiner: <strong>für</strong> <strong>einen</strong> wesentlichen,<br />

positiven Wandel einer Gesellschaft (<strong>für</strong> sog. metaökonomische Oberziele) einsetzen will. Ein Unternehmer, der eine solche Tätigkeit<br />

leitet, wird Social Entrepreneur genannt. Gebiete, auf denen sich ein Social Entrepreneur engagiert, sind zum Beispiel Bildung,<br />

Umweltschutz, Arbeitsplatzschaffung <strong>für</strong> Menschen mit Behinderungen, Armutsbekämpfung oder Menschenrechte. Der<br />

Profitgedanke steht <strong>für</strong> Social Entrepreneurs im Hintergrund, weshalb viele dieser Unternehmer in Non-Profit-Organisationen<br />

organisiert sind, andere Rechtsformen leiten oderunterstützen.<br />

Gelegentlich wird der Begriff Social Economy als Oberbegriff <strong>für</strong> Organisationen des Dritten Sektors und marktwirtschaftliche<br />

Aktivitäten mit sozialen Zielen verwendet. Er schließt das Sozialunternehmertum ein. [1]<br />

In einigen Ländern lassen sich Sozialunternehmen bzw. Social Entrepreneurs registrieren und erlangen damit <strong>einen</strong> besonderen<br />

Status. [2] Ihre steuerliche Behandlung ist international sehr uneinheitlich.<br />

Ein ca. im Jahr 2000 geprägter Oberbegriff sowohl <strong>für</strong> Social Entrepreneurship als auch <strong>für</strong> Eco-entrepreneurship ist Sustainable<br />

Entrepreneurship oder Sustainability Entrepreneurship, kurz Sustainopreneurship. [3] Typisch da<strong>für</strong> ist die Verflechtung <strong>von</strong><br />

mehreren, nicht primär auf Profit gerichteten Unternehmenszielen, z.B. <strong>von</strong> Beschäftigungsförderung, Bildung, Innovation und/oder<br />

Umweltschutz. In den letzten Jahren kamen die Cultural Heritage-Aktivitäten dazu, die sich der Erhaltung und Pflege kultureller<br />

Denkmäler und Traditionen widmen.<br />

Die Versuche zur Evaluation der Wirksamkeit des Sozialunternehmens in Form der Ermittlung einer Sozialrendite bzw. des Social<br />

Impact sind methodisch noch wenig vereinheitlicht.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Merkmale und Formen<br />

2 Abgrenzung<br />

3 Erfolgsmessung und Wirkungskontrolle<br />

4 Wirkungsberichterstattung<br />

5 Maximale Verbreitung des Nutzens<br />

6 Förderung und Ausbildung<br />

7 Auszeichnungen<br />

8 Geschichte<br />

9 Siehe auch<br />

10 Literatur<br />

11 Weblinks<br />

12 Einzelnachweise<br />

Merkmale und Formen<br />

Ein Social Entrepreneur wird in der Literatur definiert als ein Unternehmer , der (idealerweise)


eine nicht oder bisher nur unzureichend gelöste gesellschaftliche Aufgabe auf innovative Weise zu bewältigen sucht,<br />

indem er sozialen Mehrwert produziert (sog. „metaökonomische Oberziele“ anstrebt),<br />

die Gewinnerzielung nicht in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten stellt und den erzielten Gewinn nicht zu großen eilen T<br />

an Investoren ausschüttet,<br />

ein leistungsbasiertes Einkommen erzielt (also z.B. nicht <strong>von</strong> Subventionen lebt),<br />

nicht nur die Gewinne aus einem beliebigen Geschäft <strong>für</strong> die Erreichung der metaökonomischen Oberziele<br />

verwendet,<br />

<strong>für</strong> die Erfüllung der selbst gestellten Aufgabe eine geeignete Organisation aufbaut, welche eine nachhaltige<br />

Entwicklung <strong>für</strong> die Gesellschaft anstrebt,<br />

demokratische Werte und die Menschenwürde achtet,<br />

weitere interessierte Personen zur Mitwirkung, zum ständigen Lernen und Verbessern zu motivieren sucht und<br />

die nötigen finanziellen und materiellen Ressourcen akquirieren kann, ohne in Abhängigkeit <strong>von</strong> einzelnen großen<br />

Geldgebern zu geraten, und sich nicht durch limitierte Ressourcen entmutigen lässt. [4]<br />

Kennzeichnend <strong>für</strong> Social Enterprises ist, dass Sachziele (d. h. Aspekte der Leistungsproduktion wie Zielrichtung und Zielgruppe)<br />

Formalziele wie z. B. Kostendeckung oder Liquiditätssicherung dominieren. Während einige Social Entrepreneurs das Ziel der<br />

Gewinnerzielung durch das Angebot besonderer sozialer Leistungen – z. B. die Beschäftigung <strong>von</strong> Arbeitslosen – zu erreichen<br />

suchen, stellt der Gewinn <strong>für</strong> andere ein Mittel dar, um darüber hinaus soziale Zwecke realisieren zu können. Andere<br />

Sozialunternehmen stehen eher in der Tradition der Genossenschaften und betonen den Solidar - bzw. Selbsthilfeaspekt. [5]<br />

Aufgrund der speziellen ökonomischen Situation <strong>von</strong> Sozialunternehmen stellt ihre Finanzierung oftmals eine besondere<br />

Herausforderung dar. <strong>Eine</strong>rseits sind die Renditechancen <strong>für</strong> Investoren aufgrund der Einkommensmodelle <strong>von</strong> Sozialunternehmen<br />

oft eingeschränkt, andererseits ergibt sich durch die "soziale Rendite" <strong>für</strong> einige Investorentypen ein besonderer Investitionsanreiz. [6]<br />

Seit ca. 2003 gibt es in Deutschland Risikokapitalgeber <strong>für</strong> Sozialunternehmen Social ( Venturing).<br />

<strong>Eine</strong> besondere Variante des Social Entrepreneurship ist das Social Franchising. Die wichtigste Differenzierung gegenüber<br />

traditionellen Franchises betrifft den Zweck <strong>von</strong> Social Franchising. Obwohl es auch bei Social Franchising um Verbreitung eines<br />

Geschäftskonzepts geht, stehen bei letzterem nicht die einheitliche Marktpräsenz zur Generierung einer hohen Markenbekanntheit<br />

und Aufbau eines wiederkehrenden Kundenstocks im Vordergrund, sondern eine möglichst hohe gemeinnützige Rendite und die<br />

bestmögliche Befriedigung sozialer Bedürfnisse. [7] Ein Beispiel ist die Ladenkette CAP. [8]<br />

Helga Hackenberg und Stefan Empter bezeichnen in einem <strong>von</strong> ihnen 2011 herausgegebenen Sammelband (Social Entrepreneurship<br />

– Social Business: Für die Gesellschaft unternehmen) das Phänomen als 'nichts Neues' ("die Strategien des boomenden social<br />

entrepreneurship-Sektors schon") und Social Entrepreneurship als ein begrifflich wie konzeptionell noch nicht definiertes 'Phänomen<br />

im Spannungsfeld <strong>von</strong> Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft'. [9] Social Entrepreneurs füllen Lücken, die weder der Markt noch die<br />

wenig dynamischen staatlichen Aktivitäten abdecken können.<br />

Abgrenzung<br />

Die Abgrenzung zum Social Business (deutsch oft mit dem Begriff Sozialwirtschaft oder Dritter Sektor bezeichnet) ist nicht immer<br />

eindeutig. Gelegentlich wird dieses zwar als eine spezielle Form des Social Entrepreneurship verstanden. [10] Meist liegt das Social<br />

Business jedoch in den Händen traditioneller Wohlfahrtsverbände und -träger, die Erlöse durch Abrechnung <strong>von</strong> sozialen Leistungen<br />

erwirtschaften, die sie selbst oder ihre Tochtergesellschaften erwirtschaften. Auf diese Träger des Dritten Sektors und ihre<br />

Ausgründungen in der Rechtsform <strong>von</strong> (teils gemeinnützigen) Kapitalgesellschaften trifft der Begriff des Entrepreneurship nicht zu,<br />

da sie mit ständigen Zuwendungen oder leistungsbasierten Einkünften <strong>von</strong> Seiten der Sozialversicherungsträger, Träger der<br />

Sozialhilfe wirtschaften. Dies dürfte auch <strong>für</strong> viele der Unternehmen zutreffen, die in den Feldern Arbeitsmarktintegration, Bildung<br />

und soziale Dienste arbeiten, also <strong>für</strong> die Bereiche, in denen deutsche Sozialunternehmen mit Abstand am häufigsten tätig sind. [11]<br />

Auch sozial motivierte Unternehmen, die ihren Gewinn an Investoren ausschütten, werden im Allgem<strong>einen</strong> nicht mit dem Begriff<br />

Social Entrepreneurship belegt. [12]<br />

Erfolgsmessung und Wirkungskontrolle


Von Social Entrepreneurs wird häufig erwartet, dass sie mithilfe einer<br />

Wirkungsanalyse gegenüber Investoren und anderen Stakeholdern ihren Erfolg bzw.<br />

ihren social impact, d. h. die (positiven) Wirkungen auf ihr Themenfeld,<br />

nachweisen.<br />

Relevant in diesem Zusammenhang ist der Unterschied zwischen Output (z. B. die<br />

Anzahl der arbeitslosen Jugendlichen, die geschult werden) und Outcome (Anzahl<br />

der Jugendlichen, die tatsächlich <strong>einen</strong> Arbeitsplatz erhalten). [13] Das Hauptproblem<br />

bei der Bestimmung des Outcome bzw. des Social Impact im Rahmen einer Impact<br />

Value Chain ist die Attribution, d. h. die Frage, ob der Output wirklich zur<br />

Zielerreichung beigetragen hat und welche anderen Faktoren sich förderlich oder<br />

Die Wirkungstreppe veranschaulicht,<br />

wie sich Outputs, Outcomes und<br />

Impact <strong>von</strong>einander abgrenzen<br />

hinderlich auf die Zielerreichung ausgewirkt haben. [14] Zusätzlich stellt sich die Frage, ob die Wirkung auch ohne die Maßnahme<br />

oder das Zutun des Entrepreneurs eingetreten wäre, also ob z. B. ein Jugendlicher auch ohne Besuch einer Weiterbildungsmaßnahme<br />

<strong>einen</strong> Arbeitsplatz gefunden hätte. Dies ist häufig nur mit Kontrollgruppenstudien zu beantworten. [15]<br />

Die verbreitete Annahme, dass die Methoden und Standards der Privatwirtschaft zur Wirkungsmessung im Social Entrepreneurship<br />

verwendet werden können, ist irrig. Ein sozialer Impact tritt häufig erst nach sehr langer Zeit auf. Zudem unterliegt ein Impact stets<br />

mehreren Einflüssen, und nicht dem Wirken eines einzelnen Akteurs. [16]<br />

Ersatzweise wird oft das Capacity Assessment Grid zur Identifizierung der Leistungsfähigkeit einer Organisation aufgrund <strong>von</strong><br />

Strukturmerkmalen, Skills und anderen Ressourcen herangezogen, ferner die Social Enterprise Scorecard, eine Anpassung der<br />

Balanced Score Card, die auch soziale Langfristziele berücksichtigt. [17]<br />

Wirkungsberichterstattung<br />

Für die Berichterstattung der sozialen Wirkung gibt es noch keine verpflichtenden, einheitlichen Reporting-Standards. Die<br />

Organisation Ashoka hat jedoch in Zusammenarbeit mit weiteren Partnern den Social Reporting Standard(SRS) entwickelt, der <strong>einen</strong><br />

Rahmen <strong>für</strong> die Berichterstattung vorschlägt. Der SRS hilft dabei, die Wirkungskette <strong>von</strong> Programmen, Projekten und Organisationen<br />

zu dokumentieren und zu kommunizieren. Darüber hinaus erfasst der SRS systematisch weitere wesentliche Elemente der<br />

Berichterstattung wie Organisationsstruktur und Finanzen. [18]<br />

Maximale Verbreitung des Nutzens<br />

Ein wichtiger Aspekt der Beurteilung <strong>von</strong> Geschäftsmodellen des Social Entrepreneurship ist die Frage nach ihrer Skalierbarkeit.<br />

Hier kommt es den Gründern nicht in erster Linie darauf an, ihren Wettbewerbsvorsprung vor anderen zu halten und somit eine<br />

dauerhafte Rendite zu erzielen. Es ist vielmehr erwünscht, dass positive soziale Effekte, die durch das einzelne Sozialunternehmen<br />

erfolgreich demonstriert wurden, in kurzer Zeit in der Gesellschaft verbreitet werden. Viele Sozialunternehmen streben an, möglichst<br />

rasch eine kritische Masse <strong>von</strong> Nutzern und Nachahmern zu erreichen, damit sich die gewünschten Effekte durch das ”Klonen” des<br />

Geschäftsmodells und andere Lernprozesse weiter verbreiten (sog. Skalierungseffizienz). Solche Skalierungsprozesse werden u. a.<br />

durch Expansion oder durch eine hohe Replizierbarkeit des Modells z. B. mittels Franchising: Nachahmer können den Ansatz gegen<br />

eine Schulungs- oder Lizenzgebühr übernehmen. So wird die eigene Infrastruktur des Urhebers der Idee bzw. des Franchisegebers<br />

gering gehalten. Auch die Kooperation mit etablierten Akteuren im Wohlfahrtsbereich erscheint unter diesem Gesichtspunkt<br />

chancenreich. [19] Skalierung kann aber auch einfach durch Wissensdiffusion erreicht werden; die Überzeugungskraft der Gründer<br />

spielt dabei eine wichtige Rolle. Weitere Faktoren erfolgreicher Skalierung sind die Managementkompetenz, die Mobilisierbarkeit<br />

<strong>von</strong> Ressourcen, die Reputation, die Kontrolle der Partner und die Kosten des ransfers T des Geschäftsmodells. [20] [21]<br />

Förderung und Ausbildung<br />

Die Schwab Foundation for Social Entrepreneurship fördert Social Entrepreneurs vor allem in Deutschland und der Schweiz. Als<br />

erste Beteiligungsgesellschaft im deutschsprachigen Raum fördert die BonVenture Gruppe seit 2003 Social Entrepreneurs, wobei<br />

diesen neben Sozial Verantwortlichem Risikokapital auch Beratung und Netzwerkkontakte zur Verfügung gestellt werden. [22]


Der Social Venture Fund finanziert Sozialunternehmen und investiert in den Bereichen Bildung, Integration, Leben im Alter,<br />

Bekämpfung <strong>von</strong> Langzeitarbeitslosigkeit, Gesundheit. Um Sozialunternehmen mit dem nötigen Eigenkapital auszustatten, können<br />

sich außerdem Leih-Schenkgemeinschaften zusammenfinden. Jedes Mitglied verpflichtet sich, über <strong>einen</strong> bestimmten Zeitraum (z. B.<br />

fünf Jahre) monatlich <strong>einen</strong> bestimmten Betrag zu spenden. Die Spender schließen <strong>einen</strong> Vertrag mit der GLS-Bank, die die Spenden<br />

einzieht. Die Gesamtsumme stellt sie dem Sozialunternehmen sofort (ohne Gewinnmarge) zur Verfügung. Die GLS-Bank gibt den<br />

Gesamtbetrag der Leih-Schenkgemeinschaft als Spende.<br />

Bei der seit 2008 jährlich stattfindenden Entrepreneurship - Entrepreneurial Impact International Summer School unter dem Motto<br />

Billion Euro Projects to Foster Societal Change der TU München [23] soll unternehmerisches Denken angeregt werden, mit dem Ziel<br />

Lösungen <strong>für</strong> weltweite soziale Probleme zu finden. Konkretes Ziel ist es, in kl<strong>einen</strong> internationalen und interdisziplinären Teams<br />

nachhaltige Geschäftsideen zu entwickeln, die eine Milliarde Euro erwirtschaften, einsparen oder kosten. 2011 wurde die Gründung<br />

der Social Entrepreneurship AkademieSEA bekanntgegeben, einem Kooperationsprojekt der vier Münchener Hochschulen. [24]<br />

Im Herbst 2010 hat die deutsche Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Engagementstrategie die Förderung des sozialen<br />

Unternehmertums verabschiedet. [25] Seit dem 1. Januar 2012 gibt es gemeinsam vom Bundesfamilienministerium und der KfW<br />

Bankengruppe ein Finanzierungsprogramm <strong>für</strong> Social Entrepreneurship. [26]<br />

Seit 2011 bietet die Social Entrepreneurship Initiative & Foundation (seif) in der Schweiz Professionalisierungsprogramme in Form<br />

<strong>von</strong> Seminaren speziell <strong>für</strong> soziale Unternehmer an. Diese erhalten hier zur Förderung unter anderem Mentoring, Kontakt zu<br />

Finanzierungsquellen und die Möglichkeit an dem Businessplan-Wettbewerb seif Awards teilzunehmen.<br />

Länder mit umfangreichen Aktivitäten und speziellen Ausbildungs- und Beratungseinrichtungen im Bereich des Social<br />

Entrepreneurship sind u. a. Indien, Italien, Brasilien oder Mexiko, aber auch die nordischen Länder. Wegweisend in der Ausbildung<br />

<strong>von</strong> Social Entrepreneurs ist u. a. die 1993 gegründete Tiimiakatemia (Team Academy) [27] an der Jyväskylä University of Applied<br />

Sciences im südlichen Mittelfinnland.<br />

Auszeichnungen<br />

Seit 2013 vergibt die seif ein social entrepreneurship label in Kooperation mit der eidgenössischen Kommission <strong>für</strong> Technologie und<br />

Innovation. [28] Zudem vergibt seif im deutschsprachigen Raum seit 2011 die mit jeweils CHF 10.000 dotierten seif Awards in<br />

unterschiedlichen Kategorien. [29]<br />

Die Schwab Foundation for Social Entrepreneurshipvergibt den internationalen Preis Social Entrepreneur of the Year. [30]<br />

Geschichte<br />

Bereits in der Geschichte finden sich zahlreiche sozial engagierte Unternehmer , zum Beispiel:<br />

Florence Nightingale, die Gründerin der Florence-Nightingale-Stiftung und mehrerer ärztlicher Schulen,<br />

Robert Owen, den Begründer des Genossenschaftswesens<br />

Vinoba Bhave, den Gründer der indischen Landschenkungsbewegung<br />

Friedrich <strong>von</strong> Diergardt(1795–1869)<br />

Der Begriff Social Entrepreneur wurde zuerst in den 1960er und 1970er Jahren in der englischsprachigen Literatur über sozialen<br />

Wandel verwendet. In den 1980er und 1990er Jahren fand der Begriff weite Verbreitung im englischsprachigen Raum. Dies ist unter<br />

anderem auf die Arbeit <strong>von</strong> Bill Drayton, den Gründer der Organisation Ashoka zur Förderung <strong>von</strong> gemeinnützigen Unternehmern<br />

zurückzuführen, aber auch auf die Verwendung des Begriffs durch den britischen Trendforscher Charles Leadbeater in seinem Buch<br />

The Rise of the Social Entrepreneur <strong>von</strong> 1997. Von den 1950er bis in die 1990er Jahre war der britische Soziologe und Politiker<br />

Michael Young einer der führenden Förderer und Unterstützer soziale Wirtschaftsbetriebe. Deshalb wurde er in den 1980er Jahren<br />

<strong>von</strong> Professor Daniel Bell an der Harvard University aufgrund seiner Rolle bei der Neugründung <strong>von</strong> über 60 Organisationen<br />

weltweit – darunter auch eine Reihe <strong>von</strong> Schulen <strong>für</strong> Social Entrepreneurs – als weltweit erfolgreichster Unternehmer im Bereich<br />

sozialer Wirtschaftsbetriebe bezeichnet. Young verstarb 2002, nach ihm wurde die 2005 gegründete Young Foundation benannt, die<br />

ihren Tätigkeitsschwerpunkt in der Stimulierung sozialer Innovationen in Gemeinden sieht. [31]


Etwa seit 1998 wurde die Idee des Social Entrepreneurship in Deutschland popularisiert, v.a. durch die in diesem Jahr erfolgte<br />

Gründung der Schwab Foundation durch das Weltwirtschaftsforum.<br />

Seit ca. 2005 sind in vielen Ländern Verbände <strong>von</strong> Sozialunternehmen entstanden. In der Schweiz ist die Arbeitsgemeinschaft<br />

Schweizer Sozialfirmen (ASSOF) eine Vertretung <strong>von</strong> Unternehmen, die Arbeit <strong>für</strong> Menschen mit Behinderungen oder<br />

Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt schafft (mindestens 30 % Anteil an der Beschäftigung) und dabei mindestens 50 % ihrer<br />

Kosten aus dem Erlös <strong>von</strong> Produkten und Dienstleistungen decken. Am 11. März 2013 wurde die Auflösung des Vereins per Juni<br />

2013 durch die Generalversammlung beschlossen. [32]<br />

Siehe auch<br />

Social Business<br />

Corporate Social Responsibilityals freiwillige Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung<br />

Social Investor<br />

Social Return on Investment<br />

Social Investment<br />

Soziale Innovation<br />

Unternehmertum Abschnitt "Entrepreneurausbildung" zur Ausbildung <strong>von</strong> Social Entrepreneurs<br />

SensAbility - The Social Enterprise Conference<br />

Wirkungsanalyse<br />

Literatur<br />

Rafael Ziegler, Lena Partzsch, Jana Gebauer, Marianne Henkel, Justus Lodemann, Franziska Mohaupt (2014),<br />

Social Entrepreneurship In The Water Sector. Getting Things Done Sustainably. Cheltenham: Edward Elgar, ISBN<br />

978 1 78347 130 0 | Ebook ISBN 978 1 78347 131 7<br />

Gidron, B., Y. Hasenfeld (Hrsg.), Social Enterprises: An Organisational Perspective.New York: Palgrave Macmillan<br />

2012.<br />

Thomas Scheuerle, Gunnar Glänzel, Rüdiger Knust, Volker Then (CSI der Universität Heidelberg), Social<br />

Entrepreneurship in Deutschland: Potentiale und Wachstumsproblematiken. Im Auftrag der KfW Bankengruppe<br />

Research, Frankfurt 2013 (PDF-Datei 4 MB).<br />

Boris Franssen, Peter Scholten (2009), Handbuch <strong>für</strong> Sozialunternehmertum, ISBN 978-90-232-4463-9<br />

Barbara Roder (2011), Reporting im Social Entrepreneurship. Konzeption einer externen<br />

Unternehmensberichterstattung <strong>für</strong> soziale Unternehmer , Entrepreneurial and Financial Studies, Wiesbaden /<br />

München: Gabler / Springer<br />

Weber, M. (2007), Towards Sustainable Entrepreneurship: A Value Creating Perspective on Corporate Societal<br />

Strategies. Discussion Paper. Lüneburg: Centre for Sustainability Management CSM Lüneburg (PDF-Datei; 381 kB)<br />

Marianne Henkel, Jana Gebauer, Justus Lodemann, Franziska Mohaupt, Lena Partzsch, Eva Wascher, Rafael<br />

Ziegler (Hrsg.), Social Entrepreneurship – Status Quo 2009: (Selbst)Bild, Wirkung und Zukunftsverantwortung,<br />

Tagungsband. Berlin HUB, 16. und 17. Juni 2009. Geozon Science Media, ISBN 978-3-941971-02-8,<br />

doi:10.3285/g.00003, PDF (1,69 MB)<br />

Jana Gebauer, Franziska Mohaupt, Rafael Ziegler (eds.), Special Issue: Social Entrepreneurship. English Edition,<br />

December 2009. Zuerst in deutscher Sprache veröf fentlicht in: Ökologisches Wirtschaften 2/2009 (München, ökom<br />

verlag), PDF (1 MB)<br />

Wolf Rainer Wendt, Sozialwirtschaftliche Leistungen: Versorgungsgestaltung und Produktivität, Augsburg 2011<br />

Lorenz, T., Social Entrepreneurs at the Base of the Pyramid, Metropolis Verlag 2012<br />

Weblinks<br />

Social Marketing im Wandel: Virtueller Rückenwind <strong>für</strong> Social Entrepreneurship<br />

Einzelnachweise<br />

1. Zu den verschiedenen Definitionen vgl. Salamon, L. M., Anheier , H. K.: In Search of the Non-Profit Sector I: The<br />

Question of Definitions.In: Voluntas. International Journal of Voluntary and Nonprofit Sector Organizations (1992), S.<br />

267 - 309.


2. Zum Beispiel in Finnland, wenn sie <strong>einen</strong> bestimmten Anteil <strong>von</strong> Menschen mit Behinderungen oder Arbeitslose<br />

beschäftigen.<br />

3. Hockerts, K. (2003): Sustainability Innovations.Ecological and Social Entrepreneurship and the Management of<br />

Antagonistic Assets. University St. Gallen, Dissertation; Gerlach, A. (2003): Sustainable entrepreneurship and<br />

innovation. Conference Proceedings of Corporate Social Responsibility and Environmental Management, Leeds<br />

4. Siehe u.a. J. Gregory Dees: Was bedeutet soziales Unternehmertum?Berlin, Heidelberg, New York 2002, S. 94 f.,<br />

T. Scheurle u.a. 2013, S. 7 f.<br />

5. Zur Typologie vgl. http://www.samfundsansvar.dk/graphics/Samfundsansvar.dk/csrinnovation/Dokumenter/csr-direport_final.pdf<br />

CSR-Driven Innovation – Studie über nordeuropäische Sozialbetriebe<br />

6. T. Scheuerle u.a. 2013, S. 65 f.<br />

7. Valerie Hackl, Social Franchising – Social Entrepreneurship. Aktivitäten multiplizieren.Dissertation, St. Gallen 2009,<br />

http://www1.unisg.ch/www/edis.nsf/wwwDisplayIdentifier/3674/$FILE/dis3674.pdf<br />

8. Social Franchising bietet neue Möglichkeiten, WDG 1/2012, http://www.capmarkt.de/fileadmin/ext/hgcapmarkt1/dat_Berichte/CAP-Maerkte_erobern_Europa_aus_WDG_1.2012.pdf<br />

Zugriff 5.<br />

April 2012<br />

9. [1] (http://www.springerlink.com/content/978-3-531-17759-5/#section=882224&page=1&locus=0)<br />

10. Lorenz, T.: Social Entrepreneurs at the Base of the Pyramid. Diss., Metropolis Verlag. 2012.<br />

11. Scheuerle u.a. 2013, S. 21.<br />

12. Ann-Kristin Achleitner u.a.: Social Entrepreneurship: Ein Überblick. Stuttgart 2007, S. 7.<br />

13. Was ist Wirkung? (https://www.wirkung-lernen.de/wirkung-planen/was-ist-wirkung/) www.wirkung-lernen.de,<br />

abgerufen am 18. September 2017.<br />

14. Schmitz, Björn; Then, Volker, Legitimation durch Narration, in: Hackenberg, Helga; Empter, Stefan (Hrsg.), Social<br />

Entrepreneurship – Social Business. Für die Gesellschaft unterwegs , Wiesbaden: VS-Verlag 2011, S. 339–350<br />

15. Roder 2011, S. 101<br />

16. Schwer zu erhebende Wirkungen (https://www.wirkung-lernen.de/wirkungsanalyse/daten/schwer-zu-erhebende-wirk<br />

ungen/) www.wirkung-lernen.de, abgerufen am 20. Oktober 2017.<br />

17. Vgl. Roder 2011 und Wendt 2011<br />

18. http://social-reporting-standard.de/<br />

19. T. Scheuerle u.a. 2013, S. 57 f.<br />

20. Christiana Weber u. a., Skalierung sozialer Wirkung, Hg. Bertelsmann Stiftung 2013, insbes. S. 19<br />

21. Wirkung verbreiten und skalieren: Denken Sie groß!(https://www.wirkung-lernen.de/wirkung-verbessern/lernen/wirku<br />

ng-verbreiten/) www.wirkung-lernen.de, abgerufen am 19. Oktober 2017.<br />

22. Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften(https://web.archive.org/web/20140103141935/http://w<br />

ww.bvkap.de/privateequity.php/cat/137/aid/380/title/Beispiel:_BonVenture_-_Portrait) (Memento vom 3. Januar 2014<br />

im Internet Archive)<br />

23. http://www.international.tum.de/fileadmin/w00bhr/www/Sommeruniversitaet/Sommerunibroschuere_2012.pdfZugriff<br />

10. Februar 2013<br />

24. https://heldenrat.wordpress.com/2011/02/28/social-entrepreneurship-forschung-bildung/ Zugriff 10. Februar 2013<br />

25. Friemel, Thomas; Winkelmann, Marc: Wir stehen am Anfang. Die Bundesregierung will Sozialunternehmer fördern ,<br />

in: enorm. Wirtschaft <strong>für</strong> den Menschen. Ausgabe: 01/2011, S. 56.<br />

26. Bundesfamilienministerium und KfW stellen neues Instrument zur Wachstumsfinanzierung <strong>von</strong> Sozialunternehmen<br />

vor (http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/freiwilliges-engagement,did=175092.html)Bundesministerium <strong>für</strong> Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend vom 25. Oktober 2011<br />

27. http://www.tiimiakatemia.fi/en/ Website der Team Akademie<br />

28. http://seif.org/seif/history/Webseite der Social Entrepreneurship Initiat ive & Foundation<br />

29. http://seif.org/award/ Webseite der seif Awards<br />

30. http://www.schwabfound.org/content/selection-process Webseite der Schwab Foundation<br />

31. http://youngfoundation.org/about-us/history/<br />

32. http://www.assof.ch/ Website des Verbandes<br />

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Solidarische Landwirtschaft<br />

Als Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi, auch: Gemeinschaftshof,<br />

Landwirtschaftsgemeinschaft, Versorgungsgemeinschaft, insbesondere in der<br />

Schweiz regionale Vertragslandwirtschaft) wird eine Form der<br />

Vertragslandwirtschaft bezeichnet, bei der eine Gruppe <strong>von</strong> Verbrauchern auf lokaler<br />

Ebene mit einem Partner-Landwirt kooperiert.<br />

Die Verbraucher geben eine Abnahmegarantie (<strong>für</strong> 6 Monate oder ein Jahr) <strong>für</strong> die<br />

Produktion des Landwirtes und erhalten im Gegenzug Einblick und Einfluss auf die<br />

Produktion. In einigen Fällen geben die Verbraucher dem Landwirt auch ein<br />

zinsgünstiges Darlehen, um zum Beispiel den Aufbau des Hofes oder die<br />

Umstellung auf ökologische Produktion zu ermöglichen. Diese Partnerschaft<br />

unterstützt eine lokale Produktion und eine lokale Ernährung. Viele Solidarische<br />

Landwirtschaften folgen ökologischen Anbaumethoden.<br />

Wochenanteil an Gemüse und Obst<br />

eines Community-Supported<br />

Agriculture-Projektes in den USA.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Entwicklung<br />

2 Film<br />

3 Literatur<br />

4 Siehe auch<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Entwicklung<br />

Das Konzept entstand in den 1960er Jahren in Japan, wo heute etwa ein Viertel der Haushalte an einem Teikei (deutsch<br />

„Partnerschaft“) beteiligt sind.<br />

In den USA entwickelte sich die dort Community-supported agriculture (CSA) genannte Wirtschaftsweise jedoch unabhängig da<strong>von</strong><br />

in einem Kreis um den biodynamischen Landwirt Trauger Groh und durch den aus der Schweiz eingewanderten Jan VanderTuin.<br />

Dort bestehen CSA-Gemeinschaften seit 1985, zurzeit mit etwa 1500 Gruppen.<br />

Bei Genf in der Schweiz besteht seit 1978 die Kooperative Les jardins de Cocagne („Schlaraffengärten“). [1] Im Februar 2011 in<br />

Altstetten / Zürich gründete sich der Verband regionale Vertragslandwirtschaft (RVL) mit zurzeit 52 Mitgliedern.<br />

In Österreich gilt die 2011 gegründete Initiative GeLa (Gemeinsam Landwirtschaften) Ochsenherz [2] um den gleichnamigen<br />

Demeter-Gärtnerhof in Gänserndorf als Keimzelle <strong>von</strong> inzwischen über 20 weiteren Initiativen [3] .<br />

In Frankreich existiert dieses Kooperationskonzept unter dem Namen „Association pour le maintien de l’agriculture paysanne“, kurz<br />

AMAP (Verbrauchervereinigung <strong>für</strong> die Beibehaltung der bäuerlichen Landwirtschaft). Es handelt sich dabei um regional agierende<br />

Vereine, die der gesicherten Abnahme <strong>von</strong> landwirtschaftlichen Produkten aus deren Herkunftsregion durch ihre Mitglieder und<br />

Unterstützer dienen. Typische Produkte sind Früchte, Gemüse, Eier , Käse, Fleisch und weitere Erzeugnisse. [4][5][6]


In Deutschland gilt der Demeter-Betrieb Buschberghof in Fuhlenhagen als Keimzelle <strong>für</strong> die zurzeit (März 2016) 102<br />

Gemeinschaften (SoLaWi). [7] Viele weitere Ökobauernhöfe sowie Foodcoops bieten als wesentlich einfachere Variante sogenannte<br />

Ökokisten im regelmäßig kündbaren Abonnement an. Das Münchner Kartoffelkombinat ist noch in der Testphase; Ziel ist die<br />

komplette Übernahme einer Biogärtnerei in Form einer Genossenschaft. Foodcoops, Ökokisten und landwirtschaftliche<br />

Genossenschaften sind keine Solidarischen Landwirtschaften.<br />

CSA war eines der favorisierten Konzepte auf dem Weltsozialforum 2001 in Porto Alegre (Brasilien).<br />

Film<br />

In Deutschland und weiteren Ländern wurde das Konzept einem breiteren Publikum erstmals 2005 durch den Dokumentarfilm<br />

Farmer John – Mit Mistgabel und Federboa bekannt. [8] Im Frühjahr 2013 wurde der Dokumentarfilm Die Strategie der krummen<br />

Gurken über ein Projekt Solidarischer Landwirtschaft in Deutschland, der Gartencoop Freiburg, vom alternativen Filmkollektiv Cine<br />

Rebelde veröffentlicht. [9] Die Dokumentation Bauer sucht Crowd aus dem Jahr 2015 porträtiert verschiedene CSA-Höfe in<br />

Österreich. [10]<br />

Literatur<br />

Andrew Christopher Lorand: Community Supported Agriculture (CSA) - Landwirtschaftsgemeinschaften in den USA.<br />

(1995)<br />

Katharina Kraiß, Thomas van Elsen: Community Supported Agriculture (CSA) in Deutschland.(PDF; 862 kB) In:<br />

Lebendige Erde 2/2008<br />

Jan-Hendrik Cropp: Die Post-Revolutionäre Möhre.In: Streifzüge 53/2011<br />

Jan-Hendrik Cropp: Entmonetarisierte Landnutzung konkret – Solidarische Landwirtschaft 2.0.auf keimform<br />

Stephanie Wild (Hrsg.):„Sich die Ernte teilen ...“ Einführung in die Solidarische Landwirtschaft. (2012) ISBN 978-3-<br />

938295-61-8.<br />

Helmut Woll: Ivan Illich und die Solidarische Landwirtschaft in Mitteleuropa. (2016)<br />

Siehe auch<br />

Marktschwärmer<br />

Weblinks<br />

Susanne Schlicht et al., agronauten.net: Community Supported Agriculture: An overview of characteristics, diffusion<br />

and political interaction in France, Germany, Belgium and Switzerland<br />

coforum.de: Gemeinschaftlich getragener Ackerbau<br />

deutschlandfunk.de, Umwelt und Verbraucher, 5. Oktober 2016, Susann El Kassar: Gegenentwurf zum anonymen<br />

Konsum<br />

hofgruender.de: Plattform mit Informationen zur Gründung einer CSA und Praxisbeispielen<br />

erdling.at: Verein <strong>für</strong> kooperative Landwirtschaft, Salzburg<br />

Kooperationsstelle <strong>für</strong> Solidarische LandwirtschaftSchweiz<br />

ernte-teilen.org: Karte mit CSA-Initiativen und Höfen in Deutschland und der Schweiz<br />

solidarische-landwirtschaft.org: deutschsprachiges CSA-Netzwerk<br />

urgenci.net: internationale Plattform <strong>von</strong> CSA-Bewegungen<br />

Einzelnachweise<br />

1. cocagne.ch (http://www.cocagne.ch), abgerufen am 2. Januar 2012<br />

2. ochsenherz.at (http://www.ochsenherz.at), abgerufen am 4. Mai 2017<br />

3. Liste der österreichischen Initiativen(http://www.ochsenherz.at/csa-in-oesterreich/), abgerufen am 4. Mai 2017<br />

4. Kurznotiz auf RFI International(http://www.rfi.fr/actude/articles/121/article_2154.asp) (abgerufen am 19. Januar<br />

2010)


5. Site national des AMAP(http://www.reseau-amap.org/amap.php)(französisch) (abgerufen am 19. Januar 2010)<br />

6. Beschreibung des französischen Konzeptes(http://www.iar.u-3mrs.fr/Fiches%20DD%20OK%2003-07/-%20Meth.%2<br />

0AMAP.pdf) (PDF, französisch)<br />

7. Liste der Höfe auf solidarische-landwirtschaft.org(http://www.solidarische-landwirtschaft.org/de/solawis-finden/solawi<br />

-hoefe-initiativen)<br />

8. Dokumentarfilm „Farmer John - Mit Mistgabel und Federboa“(http://www.oekofilm.de/index.php?id=35,83,0,0,1,0)<br />

9. Der Dokumentarfilm Die Strategie der krummen Gurken(http://www.cinerebelde.org/die-strategie-der-krummen-gurk<br />

en-p-121.html?language=de)ist auf der Homepage <strong>von</strong> Cine Rebelde zu sehen.<br />

10. Dokumentarfilm Bauer sucht Crowd <strong>von</strong> Nina Rath (https://www.youtube.com/watch?v=Q4RoHopcAr8)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Solidarische_Landwirtschaft&oldid=169155784 “<br />

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Solidarische Ökonomie<br />

Solidarische Ökonomie ist eine alternative Form des Wirtschaftens, die Teile des Korporatismus und Teile des Syndikalismus in sich<br />

vereint. Es handelt sich hierbei um k<strong>einen</strong> wissenschaftlichen Fachbegriff, sondern um ein politisches Konzept. Sie orientiert sich an<br />

bedürfnisorientierten, sozialen, demokratischen und ökologischen Ansätzen. Solidarökonomische Projekte sollen grundsätzlich im<br />

Dienste des Menschen stehen. Darüber hinaus basiert sie auf der Idee, dass jeder Mensch ein Teil der Gesellschaft und seine Arbeit<br />

damit ein entscheidender Bestandteil <strong>für</strong> den Fortschritt der Menschheit sei.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Begriff und Ziele<br />

2 Entwicklung<br />

2.1 Deutschland<br />

2.2 Österreich<br />

2.3 Kanada<br />

2.4 Argentinien<br />

2.5 Brasilien<br />

3 Literatur<br />

4 Weblinks<br />

5 Einzelnachweise<br />

Begriff und Ziele<br />

Die Begriffe Solidarökonomie und Solidarische Ökonomie sind nicht klar definiert, da es in vielen Bereichen unterschiedliche<br />

Konzepte, Theorien und Ansätze gibt. Solidarökonomische Projekte bestehen derzeit vor allem in Lateinamerika, wo es sehr viele<br />

solidarökonomische Betriebe gibt, und in Europa. Zu diesen Projekten zählen unter anderem Open Source-Programme, Workshops<br />

und alternative Bildungseinrichtungen, Tauschbörsen, Sozialmärkte, selbstverwaltete Betriebe und Wohngemeinschaften. Die<br />

Projekte und Modelle haben in der Regel jeweils drei ähnliche theoretische und praktische Ziele:<br />

das soziale Ziel: Die Gemeinschaft soll demokratisch und sozial geordnet werden. Der Materialismus soll<br />

überwunden und das Individuum wieder in das geordnete, gesellschaftliche Leben integriert werden.<br />

das politische Ziel: Mitbestimmung und Demokratie sollen erweitert werden. Dabei soll eine Art Solidargemeinschaft<br />

entstehen, welche sich als ein System <strong>von</strong> Werten und Normen versteht, das vorsieht, dass der Mensch im<br />

Mittelpunkt des Bürger- und Staatsinteresses steht.<br />

das wirtschaftliche Ziel: Lebens- und Arbeitsbedingungen sollen verbessert werden. Verschiedene Bestrebungen wie<br />

die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, Nachhaltigkeit und bedürfnisorientiertes Wirtschaften sowie alle<br />

Maßnahmen zum Schutze der Umwelt stehen hier im Mittelpunkt. Gegebenenfalls sollen durch den Menschen<br />

verursachte Beeinträchtigungen oder Schäden behoben werden. Das wirtschaftliche Ziel überschneidet sich<br />

demnach mit dem politischen und sozialen Ziel.<br />

Entwicklung<br />

Bisher sind verschiedene Neue Soziale Bewegungen entstanden. In ihnen engagieren sich Menschen auch gegen die Folgen des<br />

globalisierten Kapitalismus, vor allem aber gegen Ausgrenzung, Marginalisierung, Prekarisierung, Arbeitslosigkeit und Armut. Sie<br />

schließen sich zusammen und versuchen mit anderen Ökonomie-Modellen zu arbeiten.


Deutschland<br />

Der Genossenschaftsgedanke lässt sich auf die bereits vom Mittelalter her bekannten Organisationsformen (Einungen, Gilden)<br />

zurückführen. Er reichte schon früh in die entstehende Arbeiterbewegung, aber auch in die Gewerkschaftsbewegung und den<br />

Anarchosyndikalismus hinein. Er wurde als soziale Bewegung in England und auf dem europäischen Festland ab Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts <strong>von</strong> der Genossenschaftsbewegung in moderner Form wieder aufgenommen. Sie bediente sich dabei einer<br />

zweckrationalen und theoriegestützten Planung. Die Genossenschaftsbewegung ist als bedeutender Lösungsversuch derjenigen<br />

sozialen Probleme zu verstehen, die der im Wettbewerb sehr effiziente frühe Kapitalismus aufwarf.<br />

Nach Rückschlägen im 20. Jahrhundert, zum Beispiel der Zerschlagung der Gewerkschaften und Genossenschaften durch das NS-<br />

Regime, und Affären in den 1980er Jahren (siehe Neue Heimat und Konsumgesellschaft „co op“) erfolgte zwischen 1968 und 1989<br />

eine Gründungswelle im Bereich Alternativer Ökonomie. [1] Die Gewerkschaftsfusion verschiedener Teilgewerkschaften in die<br />

Vereinte Dienstleistungsgewerkschaftverdi bis 2001 sollte die Privatisierungen kompensieren.<br />

Solidarische Ökonomie ist in Deutschland bisher an der Universität Kassel [2] und an der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />

Münster [3] Gegenstand <strong>von</strong> Forschung und Lehre.<br />

In Deutschland haben Wissenschaftler der Universität Kassel im Jahr 2007 erstmals begonnen, unter dem Begriff „Solidarische<br />

Ökonomie“ alternative Wirtschaftsformen zu erheben, die darauf zielen, auf andere Weise zu produzieren, zu verkaufen, zu<br />

konsumieren und zu leben. Indem die Arbeit kollektiv, solidarisch und hierarchiefrei organisiert wird, verkörpere sie eine Strategie<br />

zur Bekämpfung sozialer Ausgrenzung. Für die Abgrenzung solcher Betriebe haben die Kasseler Forscher fünf Kriterien aufgestellt:<br />

Selbstverwaltung: Sie beinhaltet gemeinsamen Besitz und gemeinsame Entscheidungsprozesse<br />

Ökologie: Ökologische Ziele und Sensibilität beim Nutzen <strong>von</strong> Material, Energie, Wasser und Boden.<br />

Kooperation: Sie betrifft das gemeinsame Nutzen <strong>von</strong> Gütern durch verschiedene Betriebe. Auf diese Weise sollen<br />

sich zunehmend solidarische Netzwerkeentwickeln.<br />

Wirtschaftlichkeit: Bedingung ist, dass es sich um ein echtes Wirtschaftsunternehmenhandelt, nicht um <strong>einen</strong><br />

Wohltätigkeitsorganisation.<br />

Gemeinwesenorientierung: Der Einsatz <strong>für</strong> die Verbesserung der Lebensbedingungen der Gemeinschaft. [4]<br />

Vom 5. bis 13. September 2015 fand in Berlin der Kongress Solikon 2015 statt, den ein Bündnis aus 30 bis 40 Organisationen<br />

vorbereitet hatte. [5] Der praxisorientierte Teil der Veranstaltung bestand aus Exkursionen zu Projekten alternativen, ökologischen und<br />

kooperativen Wirtschaftens in Berlin und Brandenburg im Rahmen einer sogenannten Wandelwoche. Während des eigentlichen<br />

Kongresses unter dem Motto „Wir können auch anders! Solidarische Ökonomie in der Praxis“ fanden während vier Tagen an der<br />

Technischen Universität Berlin [6] mit rund 1000 teilnehmenden Menschen Podiumsdiskussionen, Foren und Workshops statt: Diese<br />

boten zu Themen wie Gemeinwohlwirtschaft, Commons, fairer Handel oder Transition Towns <strong>einen</strong> Überblick über den vielfältigen<br />

Ansatz einer Solidarischen Ökonomie und die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung. [7][8] Die Wandelwoche<br />

wurde im Jahr 2016 wiederholt und findet im September 2017 erneut in Berlin und Umgebung statt. [9]<br />

Österreich<br />

Vom 20. bis zum 22. Februar 2009 fand an der Universität <strong>für</strong> Bodenkultur Wien der Kongress Solidarische Ökonomie statt. Er wurde<br />

<strong>von</strong> über 1000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen besucht. Der Kongress zeigte das Bestehen einer Vielzahl <strong>von</strong> solidarisch<br />

ökonomischen Initiativen in Österreich auf: Tauschbörsen, Umsonstläden (Schenkökonomie), Foodcoops, Regionalwährungen,<br />

Gemeinschaftsgärten, solidarische Wohnprojekte wie Baugruppen (Bauherrengemeinschaft) und vieles mehr. In Österreich ist ein<br />

Netzwerk <strong>von</strong> Tauschbörsen entstanden, die sich im Rahmen des Treffens der österreichischen Tauschkreise regelmäßig austauschen.<br />

Mit za:rt, der Plattform <strong>für</strong> Zusammenarbeit regionaler Transaktionssysteme, wurde eine Clearingstelle <strong>für</strong> den Tausch zwischen<br />

verschiedenen Tauschkreisen gegründet. [10] Neben kl<strong>einen</strong>, lokalen Tauschkreisen existieren auch größere Systeme und Verbunde, an<br />

denen sich mehrere Regionalgruppen beteiligen. Verschiedene Modelle <strong>von</strong> Regionalwährungen sind z.B. in Vorarlberg [11] , der<br />

Steiermark [12] und in Niederösterreich (Waldviertel) [13] entstanden. In Wien werden ebenfalls mehrere Tauschbörsen [14] ,<br />

Gemeinschaftsgärten [15] , Umsonstläden und FoodCoops [16] betrieben. Der nächste Solidarische Ökonomie Kongress [17] wird in<br />

einem offenen Beteiligungsprozess geplant und organisiert und wird <strong>von</strong> 22. bis 24. Februar 2013 wieder in Wien an der Universität<br />

<strong>für</strong> Bodenkultur Wien stattfinden.


Kanada<br />

In Québec wurde vor 10 Jahren der Chantier de l’economie socialegegründet. Stark betont wird die Bedeutung der Solidarökonomie<br />

<strong>für</strong> die Regionale Entwicklung. Auf Grund der direkten Beziehungen der solidarischen Betriebe zum Umfeld, in dem sie sich<br />

befinden, sollen neue Bedürfnisse schneller erkannt und interpretiert werden können. Der Chantier vertritt die rund 6200<br />

solidarischen Betriebe im Gebiet mit etwa 65.000 beschäftigten Personen und pflegt Kontakte mit der brasilianischen Organisation,<br />

dem Fórum, [18] Charles Guindon vom Chantier war bei der nationalen Konferenz in Brasília anwesend, wo an einem gemeinsamen<br />

Projekt weitergearbeitet wurde. Die Problematik liegt bei der kanadischen Regierung, da sie nur Geld zur Verfügung stellt, wenn<br />

Kanada Entwicklungshilfe leistet. Die würde einem einseitigen Wissensaustausch entsprechen. Die solidarökonomische Geschichte<br />

hat in Kanada eine lange Tradition. [19]<br />

Argentinien<br />

Nach dem Zusammenbruch der Wirtschaft in Argentinien 2001 waren 20 % der argentinischen Bevölkerung arbeitslos und über 50 %<br />

verarmt. Massendemonstrationen, Straßenblockaden, Streiks und landesweite Fabrikbesetzungen waren die Folge. Die Betriebe<br />

wurden zuvor <strong>von</strong> ihren Besitzern aufgegeben. Gründe waren teilweise wirtschaftliche Probleme wegen der Wirtschaftskrise.<br />

Zusätzlich beabsichtigte Konkurse bzw. Insolvenzen um mit neuen Mitarbeitern woanders <strong>einen</strong> neuen Betrieb zu gründen. Andere<br />

investierten das aus dem Betrieb herausgezogene Kapital in anderen Branchen, vor allem im Agrarexport. Einige Fabrikeigentümer<br />

verließen das Land. Dies führte dazu dass viele Arbeiter begannen, Fabrikgelände zu besetzen und die Produktion wieder<br />

aufzunehmen. Teilweise wurden die Übernahmen mit den ehemaligen Besitzern ausgehandelt, ohne den Betrieb zu besetzen. Da in<br />

der überwiegenden Mehrzahl der Betriebe das Management und große Teile der Verwaltung zusammen mit den Besitzern den Betrieb<br />

verließen, wurden meist mehr als 50 % der Personalkosten eingespart. Dadurch wurden viele Betriebe wieder wirtschaftlich. Die<br />

Fabriken wurden mit dem Ziel der Existenzsicherung anstelle der Gewinnmaximierung fortgeführt. Heute befinden mehr als 200<br />

Fabriken in den Händen <strong>von</strong> Arbeitern und sichern die Existenz <strong>von</strong> mehr als 10.000 Mitarbeitern.<br />

Als Rechtsform der Fabriken wurden meist Kooperativen gewählt. Sie sehen sich selbst als neue Generation der in Argentinien<br />

weitverbreiteten Kooperativen. Im Gegensatz zu traditionellen Kooperativen ist die Betriebsversammlung das firmeninterne<br />

Entscheidungsorgan. Jedes Mitglied hat eine Stimme. Die Betriebsversammlungen finden in der Regel mindestens einmal monatlich<br />

statt. Dort werden alle Firmen betrefenden Entscheidungen getroffen. Nur <strong>für</strong> das Alltagsgeschäft gibt es teilweise Untergruppen, die<br />

bestimmte Arbeitsbereiche wie Verkauf, Verwaltung usw. abdecken. Jedoch ist die Betriebsversammlung immer letzte<br />

Entscheidungsinstanz und Informationsorgan. Die Entwicklung war nicht so erfolgreich wie in Brasilien. Das Arbeitsentgelt dieser<br />

Betriebe ist in 52 % der Fälle gesunken. Die Arbeitszeiten blieben in der Regel gleich. Auch die rechtliche Situation dieser Betriebe<br />

ist in vielen Fällen noch immer nicht geklärt. In manchen Fällen konnten Räumungen oder Zwangsversteigerungen nicht verhindert<br />

werden. Einige dieser Betriebe baten daher um Verstaatlichung, wobei aber die Selbstverwaltung der Betriebe beibehalten werden<br />

sollte. <strong>Eine</strong> weitere Forderung an die argentinische Republik war die Schaffung eines Fonds, der den Kooperativen das notwendige<br />

Startkapital zur Verfügung stellen sollte. Damit sollte sichergestellt werden, dass Maschinen, Grund und Boden im Besitz der<br />

Unternehmung bleiben.<br />

Brasilien<br />

Besonders in Brasilien wird versucht, die Solidarökonomie in die Praxis umzusetzen. Während einer Wirtschaftskrise in den 1980er<br />

und 1990er Jahren gingen viele brasilianische Unternehmen in Konkurs. Arbeiter kauften und sanierten solche Firmen, um ihre<br />

Arbeitsplätze zu erhalten. Heute sind viele dieser Fabriken solidarökonomische Betriebe. <strong>Eine</strong>s ihrer Mottos ist Outra economia<br />

acontece (eine andere Wirtschaft geschieht). Als maßgeblich <strong>für</strong> den Erfolg wird die Unterstützung durch Gewerkschaften und die<br />

Regierung angesehen. 1996 setze sich der gewerkschaftliche Dachverband Brasiliens Central Única dos Trabalhadores (CUT) <strong>für</strong> die<br />

Kooperativen ein. Die ANTEAG (Associacao Nacional dos Trabalhadores e Empresas de Autogestao e Participacao Acionara, deut.<br />

nationale Vereinigung der Arbeiter in selbstverwalteten Betrieben) und die 2003 gegründete SENAES (Secretaria Nacional de<br />

Economia Solidaria, deut. das nationale Sekretariat <strong>für</strong> die Solidarökonomie) sind <strong>für</strong> die Gründung neuer Kooperativen <strong>für</strong> den<br />

Zusammenschluss der Kooperativen zuständig.


Das nationale Sekretariat hat dabei eine Schlüsselposition. Es besitzt derzeit den<br />

Status einer Abteilung des Arbeitsministeriums und wird seit 2003 <strong>von</strong> dem<br />

Ökonomen Paul Singer geleitet. Es repräsentiert die Bewegung <strong>für</strong> Solidarökonomie<br />

in Brasiliens mit allen Forderungen gegenüber staatlichen und privaten Institutionen<br />

sowie internationalen Organisationen. Weitere Hauptaufgaben des Sekretariats sind<br />

die Verbreitung <strong>von</strong> Informationen über das Konzept der Solidarökonomie und die<br />

politische und materielle Unterstützung der Kooperativen in ganz Brasilien. Seit<br />

2004 verfügt das Sekretariat über ein eigenes Budget. Es wird <strong>für</strong> verschiedene<br />

Projekte verwendet:<br />

Paul Singer auf dem attac-Ratschlag<br />

die Einrichtung <strong>von</strong> Foren und Zentren <strong>für</strong> Kooperativen, um die<br />

in Gladbeck 2007<br />

Interessen zu bündeln und somit den gemeinsamen Verkauf der<br />

Produkte zu ermöglichen,<br />

die Vermittlung <strong>von</strong> Handelspartnern, Treffen oder Kursen, Beratung bei juristische Fragen<br />

Hilfe bei der Organisation <strong>von</strong> Messen und Seminaren<br />

Hilfe bei der Erstellung <strong>von</strong> Bilanzen und Statistiken<br />

SENAES setzt sich auch <strong>für</strong> die Frage der gesetzlichen Regelungen ein, z. B. ob eine Kooperative fiziell of als<br />

Rechtsform einer Gesellschaft anerkannt wird<br />

das Erstellen <strong>von</strong> Richtlinien <strong>für</strong> die Solidarökonomie und die Beobachtung ihrer Durchführung<br />

Die Kooperativen werden bei der Entwicklung einer Alternativen Wirtschaft durch Regierungsorgane, Intellektuelle, Universitäten<br />

und Genossenschaften unterstützt. Über 3000 alternative Betriebe, über 500 Unterstützungsorganisationen, mehr als 80 Städte und<br />

die öffentlichen Verwaltungen <strong>von</strong> sechs Staaten organisieren sich über das Brasilianische Forum <strong>für</strong> Solidarische Ökonomie. [20]<br />

Der Aufbau <strong>von</strong> Genossenschaften wird unterstützt durch Innovationswerkstätten, die an brasilianischen Hochschulen durchgeführt<br />

werden. Ein Beispiel ist die Innovationswerkstatt der Universität <strong>von</strong> São Paulo (USP) unter der Leitung <strong>von</strong> Paul Singer und Sylvia<br />

Leser de Mello.<br />

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt des SENAES ist die Stärkung der regionalen Wirtschaft. Dabei wird es <strong>von</strong> Kirchen,<br />

Gewerkschaften, Universitäten und Parteien landesweit unterstützt. [21][22]<br />

Literatur<br />

Jörg Bergstedt, Annette Schlemm und Jan-Hendrik Cropp: Herrschaftsfrei Wirtschaften SeitenHieb-Verlag,<br />

Reiskirchen 2012, ISBN 978-3867470117. Download (PDF; 11,3 MB)<br />

Internationale Sommerschule / Clarita Müller-Plantenberg (Hrsg.): Solidarische Ökonomie in Brasilien und<br />

Deutschland: Wege zur konkreten UtopieKassel: Universität Kassel, 2005.<br />

Richard Douthwaite und Hans Dieffenbacher: Jenseits der Globalisierung – Handbuch <strong>für</strong> lokales Wirtschaften,<br />

Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz.<br />

Tilo Klöck (Hg.): Solidarische Ökonomie und Empowerment . Jahrbuch Gemeinwesenarbeit, Band 6, AG SPAK<br />

Bücher – M 133 – Reihe Gemeinwesenarbeit, Neu-Ulm.<br />

Elmar Altvater, Nicola Sekler (Hrsg.), Solidarische Ökonomie. Reader des wissenschaftlichen Beirats <strong>von</strong> Attac ,<br />

Hamburg 2006<br />

Oliver Bierhof: Wem gehört die Welt? Die Eigentumsfrage in einer solidarischen Ökonomie, in: Contraste –<br />

Monatszeitschrift <strong>für</strong> Selbstorganisation, Nr. 264, Herbst 2006<br />

Contraste – Monatszeitschrift <strong>für</strong> Selbstorganisation<br />

Holger Marcks: Strategie der Nische. Solidarische Ökonomie zwischen Hoffnung und Illusion . In: Direkte Aktion, Nr.<br />

179, Jan./Feb. 2007 (PDF), S. 3.<br />

Sven Giegold / Dagmar Embshof (Hrsg.), Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus. VSA-Verlag<br />

Hamburg 2008 ISBN 978-3-89965-227-7(in Kooperation mit der Bewegungsakademie und der tageszeitung)<br />

Wolfgang Fabricius: Solidarische Ökonomie auf der Basis <strong>von</strong> Reproduktionsgenossenschaften.BoD, Norderstedt<br />

2008, ISBN 978-3-837042-65-8<br />

Elisabeth Voß: Wegweiser Solidarische Ökonomie. Anders Wirtschaften ist möglich. AG SPAK Bücher, Neu-Ulm<br />

2010, ISBN 978-3-930830-50-3<br />

Christian Felber, Gemeinwohl-Ökonomie. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft. Deuticke Wien 2010 ISBN 978-3-552-<br />

06137-8


Weblinks<br />

akademie-solidarische-oekonomie.de: Grundlagen, Systemansätze und Transformationsstrategien<br />

10 Thesen zur Entwicklung einer postkapitalistischen Ökonomie<br />

fbes.org.br: Brasilianisches Forum Solidarische Ökonomie, (portugiesisch)<br />

lokale-oekonomie.de<br />

pw-portal.de: Politikwissenschaftliche Literatur zum Thema Solidarische Ökonomie und alternatives Wirtschaften<br />

(Annotierte Bibliografie der Politikwissenschaft)<br />

Das Forum Solidarische Ökonomie(Deutschland)<br />

solidarische-oekonomie.at: Solidarische Ökonomie in Österreich<br />

workerscontrol.net: Textsammlung zu Solidarischer Ökonomie (deutsch und englisch)<br />

Center for Popular Economics(englisch)<br />

Brasilianisches Forum Solidarische Ökonomie(englisch, spanisch und französisch)<br />

Einzelnachweise<br />

1. Dagmar Embshof und Sven Giegold:Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus(http://www.vsa-verlag.d<br />

e/uploads/media/VSA_Giegold_ua_Solidarische_Oekonomie_komplett.pdf) , VSA Verlag, (PDF 1,7MB)<br />

2. [1] (http://www.uni-kassel.de/fb5/soziologie/sel/fachgebiet/fachgebiet.htm)<br />

3. Projekt Solidarische Ökonomie(http://prosol.uni-muenster.de/)<br />

4. Inseln im kapitalistischen Meer(http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?sid=7ece73a394e4e8c3c<br />

a75ef47f077f572&em_cnt=1363540)<br />

5. Der SOLIKON 2015 | SOLIKON.(http://www.solikon2015.org/de/solikon-2015) Abgerufen am 18. Juli 2017.<br />

6. Zentrum Technik und Gesellschaft: SOLIKON2015 an der TU Berlin.(https://www.tu-berlin.de/ztg/menue/veranstaltu<br />

ngen/tagungen/tagungsordner/solikon_2015_an_der_tu_berlin/)Abgerufen am 18. Juli 2017.<br />

7. Solidarische Ökonomie: Bewegung in der Bewegung. In: die tageszeitung. (taz.de (http://www.taz.de/!161147/)<br />

[abgerufen am 18. Juli 2017]).<br />

8. Konzept SOLIKON2015 | SOLIKON.(http://www.solikon2015.org/de/konzept-solikon2015) Abgerufen am 18. Juli<br />

2017.<br />

9. Wandelwoche 2017 – Anders Leben und Arbeiten in Berlin und Brandenburg.(http://bbb.wandelwoche.org/)<br />

Abgerufen am 18. Juli 2017(deutsch).<br />

10. za:rt (http://www.zart.org/)<br />

11. Talente-Tauschkreis Vorarlberg (http://www.talentiert.at)<br />

12. STYRRION (http://www.styrrion.at)<br />

13. Waldviertler Regionalwährung(http://www.waldviertler-regional.at)<br />

14. Tauschkreis-Verbund (http://tauschkreis.at)<br />

15. Gartenpolylog - Plattform zu Gemeinschaftsgärten in Österreich(http://www.gartenpolylog.org/de)<br />

16. foodcoops.at (http://foodcoops.at/)<br />

17. Solidarische Ökonomie Kongress 2013(http://www.solidarische-oekonomie.at)<br />

18. Chantier (http://www.chantier.qc.ca), abgerufen am 16. Juli 2007<br />

19. economiesocialequebec(http://economiesocialequebec.ca)(auf Französisch)<br />

20. http://www.fbes.org.br<br />

21. [2] (http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/126964/)PDF bei www.uni-protokolle.de (http://web.fu-berlin.de/gewer<br />

kschaftskooperation/pdf/Flyer_soschu.pdf)<br />

22. Paul Singer ist Mitglied des Ehrenpräsidiums des Paulo Freire Zentrums in Wien [3] (http://www.paulofreirezentrum.a<br />

t/index.php?Art_ID=667)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Solidarische_Ökonomie&oldid=171107779 “<br />

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Soziale Ökologie<br />

Soziale Ökologie ist eine Konzeption, die vor allem innerhalb der sozial-ökologischen Forschungverwendet wird.<br />

Unter Berücksichtigung der Kritischen Theorie, der ökologischen Technik- und Wissenschaftskritik und des Feminismus lassen sich<br />

(nach Becker und Jahn) sozial- und naturwissenschaftliche Erkenntnisse theoriegeleitet aufeinander beziehen. Auf diese Weise kann<br />

Soziale Ökologie als Wissenschaft <strong>von</strong> den gesellschaftlichen Naturverhältnissenbegründet werden. Es handelt sich dabei um <strong>einen</strong><br />

theoretisch und methodisch besonders anspruchsvollen Versuch einer sozial-ökologischen Forschung, der vor allem im<br />

deutschsprachigen Raum bekannt ist und auch in der Geographie als Integrationskonzept erwendung V findet. [1]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Entstehungskontext<br />

2 Siehe auch<br />

3 Literatur<br />

4 Einzelnachweise<br />

Entstehungskontext<br />

Durch Übertragungen <strong>von</strong> Vorstellungen und Begriffen aus der biologischen Ökologie in den sozialen Bereich haben sich<br />

verschiedene Forschungsansätze herausgebildet, bei denen es immer um die wechselseitigen Beziehungen zwischen Menschen und<br />

ihren sozialen, biologischen und physischen Umwelten geht. In den 1920er Jahren ist in den USA in der Form einer raumbezogenen<br />

Soziologie eine „Sozialökologie“ ausgearbeitet worden, die auch heute noch in der Stadtforschung und in der Humanökologie eine<br />

wichtige Rolle spielt. Aus einer Kritik an der unreflektierten Übertragung biologischer Vorstellungen auf die Gesellschaft und als<br />

wissenschaftliche Reaktion auf die ökologische Krise war in den 1980er Jahren in Deutschland - zunächst außerhalb der<br />

Universitäten und quer zum akademischen Fächerkanon - eine fachübergreifende und problemorientierte sozial-ökologische<br />

Forschung entstanden.<br />

Siehe auch<br />

Umweltsoziologie<br />

Institut <strong>für</strong> sozial-ökologische Forschung<br />

Institut <strong>für</strong> Soziale Ökologie, Alpen-Adria Universität Klagenfurt<br />

Literatur<br />

Egon Becker, Thomas Jahn (Hrsg.): Soziale Ökologie. Grundzüge einer Wissenschaft <strong>von</strong> den gesellschaftlichen<br />

Naturverhältnissen. Campus, Frankfurt a.M. 2006, ISBN 3-593-37993-7.<br />

Marina Fischer-Kowalskiu. a. (Hrsg.): Gesellschaftlicher Stoffwechsel und Kolonisierung <strong>von</strong> Natur . Ein Versuch in<br />

Sozialer Ökologie. Gordon & Breach, Amsterdam 1997, ISBN 90-5708-018-4.<br />

Christoph Görg: Gesellschaftliche Naturverhältnisse. Westfälisches Dampfboot (Einstiege: Bd.7),Münster 1999,<br />

ISBN 3-89691-693-9.<br />

Einzelnachweise


1. Geographischer Arbeitskreis Entwicklungstheorien Soziale Ökologie in der Geographischen Entwicklungsforschung:<br />

Theorie, Konzepte, empirische Anwendung.Universität Bonn. 30. Mai-1. Juni 2008. Universität Bonn. Vgl. auch L.<br />

Mönter Die integrative Behandlung <strong>von</strong> Phänomenen des Globalen Wandels – Ein einlösbares Versprechen des<br />

geographischen Unterrichts?In: H. Fassmann /T. Glade, (Hrsg.): Geographie <strong>für</strong> eine Welt im Wandel: 57.<br />

Deutscher Geographentag 2009 in Wien Göttingen 2012, S. 333–357<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Soziale_Ökologie&oldid=165079655 “<br />

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Soziokratie<br />

Soziokratie ist eine Organisationsform, mit der Organisationen verschiedener Größe – <strong>von</strong> der Familie, über Unternehmen und<br />

NGOs bis zum Staat – konsequent Selbstorganisation umsetzen können. In ihrer modernen Fassung basiert sie auf Erkenntnissen der<br />

Systemtheorie. Ihr Hauptziel besteht in der Garantie einer Untergrenze <strong>für</strong> soziale Sicherheit, weil ein Ignorieren <strong>von</strong> Bedürfnissen<br />

strukturell vermieden wird. Die Mitglieder einer Organisation entwickeln Mitverantwortung kollektiver Intelligenz sowohl <strong>für</strong> den<br />

Erfolg der Organisation als Ganzes als auch <strong>für</strong> jeden Einzelnen.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Etymologie<br />

2 Entwicklung im 20. Jahrhundert<br />

2.1 Kees Boeke<br />

2.2 Gerard Endenburg<br />

3 Herausforderungen der Soziokratie als Moderationsmethode<br />

4 Siehe auch<br />

5 Literatur<br />

5.1 Vertreter der Soziokratie<br />

6 Weblinks<br />

7 Einzelnachweise<br />

Etymologie<br />

Abgeleitet ist Soziokratie <strong>von</strong> den lateinischen und altgriechischen Wörtern socius ‚Begleiter‘ und kratein ‚regieren‘. Der<br />

französische Philosoph Auguste Comte, der auch den Ausdruck Soziologie schuf, prägte 1851 das Wort sociocratie. Später wurde es<br />

vom US-amerikanischen Soziologen Lester Frank Ward in einem Papier benutzt, das er <strong>für</strong> die Penn Monthly 1881 verfasste.<br />

Entwicklung im 20. Jahrhundert<br />

Kees Boeke<br />

Mitte des 20. Jahrhunderts aktualisierte der Reformpädagoge Kees Boeke die Ideen <strong>von</strong> Ward und erweiterte sie erheblich. Boeke sah<br />

Soziokratie als eine Form der Regierung oder des Managements an, die <strong>von</strong> einer Gleichberechtigung der Individuen ausgeht und auf<br />

dem Prinzip des Konsents beruht. Diese Gleichberechtigung wird im Unterschied zur Demokratie nicht durch den Grundsatz „Ein<br />

Mensch – eine Stimme“ verkörpert, sondern durch den Grundsatz, dass eine Entscheidung nur getroffen werden kann, wenn niemand<br />

der Anwesenden <strong>einen</strong> schwerwiegenden und begründeten Einwand im Sinne der gemeinsamen Ziele hat. Die Entscheidungen<br />

bekommen eine hohe Akzeptanz und werden auch <strong>von</strong> den Ausführenden mitgetragen solange sie sich als hilfreich erweisen.<br />

Soziokratie gibt der Mehrheit in Gruppenentscheidungsprozessen weniger Macht und dem Einzelnen mehr Macht als die Demokratie.<br />

Daher wurde sie <strong>von</strong> ihren Begründern als der nächste Schritt nach der Demokratie gesehen. Das Erfordernis eines Konsenses würde<br />

sie anfällig <strong>für</strong> politische Lähmung machen (außer in kl<strong>einen</strong>, homogenen Gruppen): Ein Mensch kann mit einem entschlossenen,<br />

unbegründeten Einwand jede Entscheidung blockieren. Um dieses Problem zu verringern, wird nicht gefragt, ob jeder zustimmt,<br />

sondern ob jemand dagegen ist (was eine psychische Hürde erzeugt). <strong>Eine</strong> bloße Missbilligung des Antrages reicht nicht aus, sondern


man muss ein triftiges Argument vorbringen, welches wiederum dabei hilft eine verfeinerte Lösung zu finden welche dieses<br />

Argument berücksichtigt. Soziokratie beruht damit nicht auf dem Konsensprinzip, sondern auf dem Konsentprinzip (engl.: consent),<br />

was bedeutet, dass sich nicht alle Teilnehmer einig sein müssen, aber ihren Konsent (ihr Einverständnis) zu einer Lösung geben, die<br />

entsprechend den Umständen geeignet ist.<br />

Um Soziokratie in größeren Gruppen anzuwenden, wird ein System der Delegation benötigt, bei dem die Gruppe Repräsentanten<br />

auswählt, die <strong>für</strong> sie die Entscheidungen auf einer höheren Ebene treffen. Kees Boeke führte die Ausdrücke naasthoger und<br />

naastlager ein. Naast (niederländisch <strong>für</strong> ‚nächst‘) bezieht sich darauf, dass eine höhere Ebene nicht höhergestellt ist als eine<br />

niedrigere. Das Entscheidungsgremium einer „nächsthöheren“ Ebene darf in einer soziokratischen Organisation seine Politiken nicht<br />

einer „nächstniedrigeren“ Ebene aufzwingen.<br />

Gerard Endenburg<br />

1970 übertrug Gerard Endenburg die Arbeit seines Lehrers Boekes auf das elektrotechnische Unternehmen, das er zwei Jahre zuvor<br />

<strong>von</strong> s<strong>einen</strong> Eltern übernommen hatte. Es entstand die Organisationsmethode Sociocratische Kringorganisatiemethode (englisch<br />

Sociocratic Circle organisation Method), die 1976 eine Unternehmenskrise überwinden half und weltweite Beachtung fand. [1]<br />

Laut Endenburg gibt es vier Grundprinzipien in der Soziokratie:<br />

1. Der Konsent regiert die Beschlussfassung, das Konsentprinzip [2] .<br />

2. Die Organisation wird in Kreisen aufgebaut, die innerhalb ihrer Grenzen autonom ihre Grundsatzentscheidungen<br />

treffen.<br />

3. Zwischen den Kreisen gibt es eine doppelte Verknüpfung, indem jeweils mindestens zwei Personen an beiden<br />

Kreissitzungen teilnehmen: ein funktionaler Leiter sowie mindestens ein Delegierter . [3]<br />

4. Die Kreise wählen die Menschen <strong>für</strong> die Funktionen und Aufgaben, die <strong>für</strong> die Verwirklichung des gemeinsamen<br />

Zieles als notwendig erachtet wurden, im Konsent nach of fener Diskussion.<br />

Herausforderungen der Soziokratie als Moderationsmethode<br />

Die Soziokratie will ohne Abstimmungen auskommen, es sollen Argumente zählen und nicht die Anzahl der Stimmen. Jedes<br />

Kreismitglied kann durch <strong>einen</strong> schwerwiegenden Einwand die Entscheidungsfindung verlangsamen. Dabei entscheidet jeder ganz<br />

individuell, ob es sich um <strong>einen</strong> „schwerwiegenden“ Einwand handelt im Hinblick auf das gemeinsame Ziel. Allerdings gehört zu<br />

dem Einwand auch immer ein Argument, was hinter dem schwerwiegenden Einwand steckt. Mit Hilfe dieses Argumentes wird in der<br />

Gruppe eine neue Lösung gefunden, die dieses Argument auch berücksichtigt. Diese Entscheidungsfindung braucht etwas mehr Zeit<br />

und eine kompetente Moderation. Wenn bei Problemen, die eine terminierte Entscheidung erfordern, keine Lösung in einem Kreis<br />

gefunden werden kann, so wird das Thema zur Lösung an den nächsthöheren Kreis delegiert.<br />

Siehe auch<br />

Emergente Ordnung<br />

Anomie<br />

Heterarchie<br />

Spontane Ordnung<br />

Holacracy<br />

Literatur<br />

Lester Frank Ward: The Psychic Factors of Civilization. Ginn & Company, Boston 1893, Kapitel 38: Sociocracy<br />

#page=336 (Memento vom 25. Februar 2010 auf WebCite). Übersetzung <strong>von</strong> Dinu C. Gherman: Soziokratie.<br />

Oktober 2011<br />

Vertreter der Soziokratie


Kees Boeke: Sociocratie. Veröffentlicht am 5. Mai 1945; siehe auch Erläuterungen seiner Ehefrau Beatrice C.<br />

Boeke: Sociacracy. Democracy as it might be; first published in May 1945 by Kees Boeke (1884-1966)<br />

Gerard Endenburg#Buchveröfentlichungen<br />

Isabell Dierkes/ Pieter van de Meché: Mitglieder des Soziokratischen Zentrums Deutschland [1]<br />

Christian Rüther: Was ist Soziokratie? – Überblick und Nutzen(PDF; 79 kB) sowie Soziokratie. Ein<br />

Organisationsmodell. Grundlagen, Methoden und Praxis(PDF; 3,5 MB)<br />

Ralph Westphal: Soziokratie-afiner Softwareentwickler [2] und [3]<br />

John a. Buck und Gerard Endenburg: http://governance.server306.com/wp-content/uploads/2010/02/Creative-<br />

Forces-of-Self-Organization1.pdf<br />

Weblinks<br />

Sociocratisch Centrum Nederland, 1974 <strong>von</strong> Gerard Endenburg gegründet (niederländisch)<br />

Soziokratie Zentrum Österreich<br />

Soziokratie Zentrum Deutschland<br />

Artikel in Brandeins zum Thema Soziokratie<br />

Vielzahl <strong>von</strong> Videos über die Soziokratie<br />

Umfassende Link-<strong>Sammlung</strong> zum Thema Soziokratie<br />

Einzelnachweise<br />

1. Gerhard Waldherr: Die ideale Welt (http://www.brandeins.de/archiv/2009/wirtschaft-neu/die-ideale-welt).<br />

Veröffentlicht in Brand eins, Ausgabe 01/2009<br />

2. Beschreibung Konsent bei Soziokratie.at(http://www.soziokratie.at/ueber-soziokratie/grundlagen/konsent/),<br />

weiterführende Informationen bei Soziokratie.at.<br />

3. John A. Buck, Gerard Endenburg, The creative forces of self-organization, 1984, Seite 5. Zitiert durch: Stefan Kühl:<br />

Wenn die Affen den Zoo regieren: die Tückender flachen Hierarchien, Campus, erweiterte Neuauflage 1998, ISBN<br />

3-593-35906-5, S. 79 (http://books.google.de/books?id=yxslocpnocQC&pg=PA79).<br />

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Tandem (Sprachlernmethode)<br />

Tandem ist eine Sprachlernmethode, bei der sich zwei Personen mit unterschiedlicher Muttersprache gegenseitig die jeweils fremde<br />

Sprache beibringen.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Allgemeiner Hintergrund<br />

2 Tandem-Geschichte<br />

3 Einsatzmöglichkeiten<br />

4 Wirkungen<br />

5 Siehe auch<br />

6 Weblinks<br />

Allgemeiner Hintergrund<br />

Grundsätzlich können sich die beiden Partner persönlich tref fen (Präsenz-Tandem) oder per E-Mail, Telefon oder mit anderen Medien<br />

lernen (eTandem, auch Distanz-Tandem). Das Lernen kann auf unterschiedliche Weise geschehen, mit Vorlagen, Lehrbüchern oder<br />

einfach im lockeren Gespräch. Es gibt vollkommen autonome Formen (Tandem-Partnerschaft <strong>von</strong> zwei Personen, <strong>von</strong> Beratern<br />

unterstützt) und andere, die das selbständige Lernen fördern (binationaler Tandem-Kurs <strong>für</strong> Gruppen, <strong>von</strong> Moderatoren organisiert).<br />

Oft hängt die Übungsmethode da<strong>von</strong> ab, wie gut man die Fremdsprache schon beherrscht. Beim klassischen Prinzip gilt: Die Hälfte<br />

der Zeit wird der <strong>einen</strong> Person gewidmet, die andere Hälfte der anderen Person.<br />

Tandem wird seit langem wissenschaftlich begleitet. Durch zahlreiche Begleituntersuchungen sind die Wirkungen <strong>von</strong> Tandem<br />

besonders <strong>für</strong> das freie Sprechen und die Entwicklung des Hörverstehens gesichert, ebenfalls die des eTandems <strong>für</strong> das<br />

Leseverstehen. Die Schreibfertigkeit hängt <strong>von</strong> der Qualität der Korrekturen ab. Voraussetzung <strong>für</strong> die Teilnahme am autonomen<br />

Tandem sind Grundkenntnisse.<br />

Tandem-Geschichte<br />

Die Ursprünge des Gedankens „Sprachen lernen im Austausch“liegen in den Verfahren des Unterrichtsaustauschs <strong>von</strong> Studenten im<br />

Ausland, dem Partnerlernen, „peer teaching“, Tutorenmodellen und „Zweierschaften“. Man unterscheidet mehrere Etappen:<br />

Der Begriff „Tandem“ <strong>für</strong> ein Lernpaar gleicher Sprache tauchte zuerst 1971 im Zusammenhang mit der<br />

„Audiovisuellen Methode“ bei Wambach auf, <strong>von</strong> dort wurde er auf dieseit 1968 bei deutsch-französischen<br />

Jugendbegegnungen veranstalteten binationalen Kurse übertragen. In diesem Zusammenhang sind besonders die<br />

Namen Bazin, Göbel, Robert Jean, Leupold, Gaston Schott, Raasch, Scherfer , Wambach, Wessling, Zindler und<br />

Zamzow und die Einrichtungen Deutsch-Französisches Jugendwerk, Arbeitsgruppe Angewandte Linguistik<br />

Französisch, Bureau International de Liaison et Documentation und Sprachinstitut Tübingen zu nennen.<br />

1979 regte Klaus Liebe-Harkort Jürgen Wolff an, die Tandem-Lernpartner-Einzelvermittlung zu entwickeln, zunächst<br />

<strong>für</strong> Spanisch und Deutsch. Daraus entstand ab 1982, in Zusammenarbeit mit Marisa Delgado, Bernhard Leute und<br />

Gracia Martín Torres ebenfalls ein Kursprogramm, organisatorisch dann <strong>von</strong> der damaligen Kooperative ’Centro<br />

Cultural Hispano-Alemán Tandem’ getragen, Vorläuferin der heutigen ’Escuela Internacional Tandem Madrid’. Die<br />

Einzelvermittlung wurde später zur Grundlage <strong>für</strong> das Tandem-Netz.<br />

Ab 1983 setzte infolge einer lebhaften Veröffentlichungs-, Reise- und Ausbildungstätigkeit eine schnelle Verbreitung<br />

der Idee ein, hauptsächlich durch Gründung kleiner „Alternativsprachschulen“, die sich inzwischen als anerkannte<br />

Sprachenschulen etabliert haben. Das Material zur Einzelvermittlung wurde in fast alle wichtigen europäischen


Sprachen übertragen. Die Netz-Struktur erleichterte Kurse im Ausland, Jugendaustausch, ourneen T <strong>von</strong><br />

Kulturveranstaltungen, Klassenkorrespondenz und ähnliche grenzüberschreitende Aktivitäten.<br />

Einsatzmöglichkeiten<br />

Tandem ist ein Ansatz <strong>für</strong> jedes Alter, <strong>von</strong> Kindern bis zu Senioren. Es kann in Kindergärten, Grundschulen, weiterführenden<br />

Schulen, berufsbildenden Schulen und Ausbildungseinrichtungen, Jugendorganisationen, Universitäten und Fachhochschulen, der<br />

Lehrerbildung, der Erwachsenenbildung, in Betrieben in der Gewerkschaftsbildung und Arbeit mit Migranten eingesetzt werden.<br />

Es ist im Land der <strong>einen</strong> Kurs-Gruppe, im Land der anderen Gruppe, gemeinsam an einem Drittort, grenzüberschreitend oder im<br />

Internet durchführbar. Es vereint viele Ziele untereinem Dach:<br />

allgemeines Sprach-Tandem,<br />

kulturaustauschorientiertes Begegnungs-Tandem,<br />

berufliches Fach-Tandem,<br />

antirassistisches Interkultur-Tandem,<br />

mehrsprachiges Babylonia-Tandem,<br />

grenzüberschreitendes Mugaz Gain und<br />

eTandem im Internet<br />

Es bietet als eine Form des autonomen Lernens Flexibilität der Inhalte: Konversation, Erzählen, Lesen, berufliche Tätigkeiten<br />

(Telefonieren, Dolmetschen, Übersetzen …), Freizeitaktivitäten, interkulturelle Unterschiede. Tandem ist inzwischen <strong>von</strong> einer<br />

Sprachlernmethode zu einer pädagogischen Bewegung geworden. Tandem-Verfahren werden in Kindergärten, öffentlichen Schulen,<br />

bei Klassenfahrten, im Jugendaustausch, bei binationalen Organisationen wie dem DFJW und DPJW, an VHS, Goethe-Instituten und<br />

ähnlichen Erwachsenenbildungseinrichtungen, an Universitäten im Rahmen <strong>von</strong> Erasmus-Programmen und in der Lehreraus- und<br />

Fortbildung, in Betrieben als Fach-Tandem und mit Immigranten als Interkultur-Tandem verwendet, erforscht und weiterentwickelt.<br />

Wirkungen<br />

Zunächst kreiste die Fachdiskussion hauptsächlich um die Frage der Effektivität im Vergleich mit dem herkömmlichen<br />

Sprachunterricht. Aus diesem Grund wurde in den 'Pionierzeiten <strong>von</strong> Tandem 1983 am Goethe-Institut Madrid eine Untersuchung<br />

durchgeführt, bei der Individual-Tandem, Kurs-Tandem und lehrergesteuerte Phasen miteinander verbunden und die sprachlichen<br />

Fortschritte mit einer Kontrollgruppe verglichen wurden. Beide wurden auf das Zertifikat DaF vorbereitet. Dabei zeigte sich, dass<br />

die Tandem-Teilnehmer in den Fertigkeiten Hörverstehen und Sprechen besser abschnitten, beim Lesen und Schreiben dagegen<br />

schwächer, sowie das Zertifikat insgesamt genauso gut ablegten. Als ein weiterer Vorteil wurde die gegenseitige Fehlerkorrektur<br />

genannt, der 'Intake ist höher als in großen Klassen.<br />

Bei Tandem geht es seit jeher um eine gleichberechtigte Verbindung <strong>von</strong> Sprachen verstehen und lernen mit dem Kulturen<br />

verstehen und kennenlernen. Dementsprechend muss eine kritische Analyse seiner Tragfähigkeit auch dieses zweite 'Standbein<br />

untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass im Tandem ein Perspektivenwechsel und Vergleich eigener und fremder Innen- und<br />

Außenperspektive stattfinden können. Das ist auch bei der Übersetzerausbildung sehr hilfreich.<br />

Muttersprachler berichten außerdem <strong>von</strong> einer Zunahme des Bewusstseins über ihre eigene Sprache im Lauf des Tandems, daher ist<br />

es als eine Art Vor-Praktikum unter vier Augen <strong>für</strong> die Lehrerausbildung geeignet. Bezüglich der Notwendigkeit und Qualität der<br />

Beratung gilt es als unverzichtbar, in einer praktischen Einführung zu Beginn des Tandems, folgende 'Grundwerkzeuge mit auf den<br />

Weg zu geben:<br />

Metakommunikationsformeln zum Nachfragen in der Fremdsprache, <strong>für</strong> die Lernerrolle, und<br />

wichtigste Erklärtechniken in der Erstsprache, <strong>für</strong> die Lernhelferrolle.<br />

Für Vermittlungen mit großen Teilnehmerzahlen stellte sich die „Cocktailvermittlung“, bei der viele Personen gleichzeitig nach einer<br />

Einführung in Tandem Partnerschaften bilden, als genauso effektiv wie die Vermittlung mit Fragebogen und Vorstellung heraus.<br />

Diese Form, die viel Aufwand spart und bei Universitäten oft die einzig gangbare ist, schadet der Qualität nicht. Sie kann also als<br />

gleichwertige Form der Lernpartnerfindung empfohlen werden, unter der Voraussetzung, dass <strong>für</strong> übrig Gebliebene vorher die


Möglichkeit der Fragebogenvermittlung angekündigt wird. Die Ergebnisse der Personen ohne jede Unterstützung sind im<br />

sprachlichen Bereich schwächer, was sich mit der Vermittlungserfahrung deckt. Die Erreichung der kulturellen Ziele scheint stark<br />

<strong>von</strong> anderen Faktoren abhängig zu sein, sie erreicht bei Personen, die gar nicht vermittelt wurden, sogar höhere Werte. Nach dem<br />

vermutlichen Verlauf bei Selbstsuche gefragt, meint in allen Gruppen ein Drittel bis die Hälfte, dass das Tandem gleich verlaufen<br />

wäre. Manche differenzieren zwischen Suche und Verlauf, d. h., sie sehen die Vermittlung/Kennenlernveranstaltung zwar nicht als<br />

Erfolgsgarantie, aber als Erleichterung des Partnerfindens.<br />

In einer weiteren Untersuchung wurden Tandem-Partner in Bozen/Bolzano und Meran, die seit mehr als einem Jahr zusammen<br />

lernten und dementsprechend als Experten betrachtet werden können, nach ihren Erfahrungen befragt. Auf diese Weise sollten<br />

ebenfalls Kriterien <strong>für</strong> gute Tandems extrapoliert werden. Es ergaben sich (Reihenfolge nach Häufigkeit, Mehrfachnennungen<br />

möglich): menschliches Verständnis / Sympathie, gemeinsame Interessen, zeitliche Verfügbarkeit, Pünktlichkeit / Zuverlässigkeit,<br />

Beständigkeit, gemeinsame Ziele. Die Unterstützung am Anfang wurde <strong>von</strong> allen als wichtige Starthilfe oder „Anschub“ angesehen.<br />

Das Tandem-Netz kooperierte auch mit dem International (E-Mail) Tandem Network, das als RiBO 1992 <strong>von</strong> Helmut Brammerts,<br />

Ruhr-Universität Bochum gegründet worden war. Daneben begannen immer mehr öffentliche Einrichtungen wie Universitäten,<br />

Volkshochschulen, Goethe-Institute und sogar Primarschulen, Erfahrungen mit dem Verfahren zu sammeln. Die Genossenschaft<br />

alpha beta in Bolzano/Bozen und Meran(o) begann 1991, das Tandem-Prinzip auf die gesamte Region Alto Adige/Südtirol<br />

anzuwenden. Später folgten die Gründung der Tandem-Stiftung, Inhaberin der Urheberrechte und Marke 'Tandem, und des<br />

Sprachschulvereins Tandem International. 2009 wurde mit der Qualitätszertifizierung <strong>für</strong> die Vermittlungen begonnen.<br />

Tandem-Einrichtungen<br />

Tandem International: 2002 gegründeter Verein <strong>von</strong> Sprachschulen in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und<br />

Chile. TANDEM International ist seit März 2014 Lizenzinhaber der Marke 'TANDEM' <strong>für</strong> Sprachenunterricht.<br />

Tandem Fundazioa: Tandem-Stiftung, Materialpool <strong>für</strong> Lernendeund Tandem-Vermittlungen.<br />

Tandem-Server Bochum / Tandem Agency: Von Helmut Brammerts und Karin Kleppin betrieben (Umbenennung des<br />

1994 gegründeten ’International (E-Mail) Tandem Network'-Servers) z.Zt. (20. Februar 2016) of fline<br />

Siehe auch<br />

Persönliches Lernnetzwerk<br />

Weblinks<br />

Schulverband Tandem International<br />

Materialbank <strong>für</strong> Tandem-Berater<br />

Tandem-Portal <strong>für</strong> Sprachenlernende<br />

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Subsistenz<br />

Subsistenz (<strong>von</strong> lateinisch subsistentia „Bestand“: „durch sich selbst,<br />

Selbständigkeit“) ist ein philosophischer Begriff <strong>für</strong> das Prinzip der<br />

Selbsterhaltung. Die Bezeichnung wird vor allem <strong>für</strong> jegliche<br />

menschliche Auseinandersetzung mit der Umwelt zur Sicherung des<br />

Lebensunterhaltes und zur Befriedigung der Grundbedürfnisse<br />

verwendet. Subsistenz ist alles, was materiell und sozial zum<br />

alltäglichen Überleben benötigt wird: Nahrung, Kleidung, eine<br />

Behausung sowie Fürsorge und Geselligkeit. [1] Die Bezeichnungen<br />

„Existenzgrundlage“ und „Lebensunterhalt“ werden synonym<br />

verwendet. Die Art und Weise dieses Bestrebens wird<br />

Subsistenzstrategie genannt. [2]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Wortherkunft<br />

2 Wirtschaft<br />

2.1 Subsistenzstrategie<br />

2.2 Subsistenzwirtschaft<br />

2.3 Subsistenzniveau und Subsistenzgut<br />

3 Philosophie<br />

4 Literatur<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Pflanzenanbau <strong>für</strong> den Eigenbedarf ist eine<br />

wichtige traditionelle Subsistenzstrategie <strong>für</strong><br />

lokale Gemeinschaften, auch wenn sie nur noch<br />

ergänzend betrieben wird wie hier bei den Shuar-<br />

Indianern im südamerikanischen Berg-<br />

Regenwald in Ecuador (2011)<br />

Wortherkunft<br />

Das deutsche Wort „Subsistenz“ geht auf das lateinische Verb subsisto zurück, das in den meisten Wörterbüchern mit „stocken,<br />

verweilen, standhalten, stillstehen“ übersetzt wird. Es stammt ab <strong>von</strong> altgriechisch hypistemi oder hypo-histemi „unterstellen,<br />

drunterlegen, zu Grunde legen“; diese Bedeutung lässt sich nur im entferntesten Sinne ins Lateinische übertragen, weil es dort das<br />

Verb subsido gibt („sich niedersetzen, zurückbleiben, sitzen bleiben“). Insofern bildet Subsistenz eine Einheit mit den Wörtern<br />

Existenz, Konsistenz oder Resistenz und könnte transitiv höchstens im Sinne <strong>von</strong> „widerstehen, widersetzen“ („Untersteh dich!“)<br />

gebraucht werden. Diese Bezeichnung wird bereits vom antiken griechischen Geschichtsschreiber Herodot um 450 v. Chr. benutzt;<br />

nicht sicher ist, ob ihn auch der Philosoph Aristoteles um 350 v. Chr. im erläuterten Sinn verwendete – wenngleich es auch Sinn<br />

ergibt, Subsistenz zusammen mit dem Wort Substanz in einem Satz zu gebrauchen.<br />

Wirtschaft<br />

Subsistenzstrategie


Vor allem in der Ethnologie (Völkerkunde), Anthropologie (Menschenkunde),<br />

Soziologie und Archäologie sowie allgemein in der Wirtschaftsgeschichte<br />

bezeichnet Subsistenzstrategie, Subsistenztyp oder Subsistenzform übergreifend<br />

bestimmte Verhaltensweisen, die auf die Gewährleistung der Versorgung abzielen. In<br />

diesem Sinne ist die Art und Weise jeglicher „Strategie zum Lebenserhalt“ gemeint,<br />

beispielsweise die Jagd oder der Anbau <strong>von</strong> Feldfrüchten; in weiter gefasster<br />

Bedeutung auch die moderne Strategie „intensive Agrikultur und Handel“ [3] oder<br />

die industrielle Produktion. Zur Abgrenzung gegenüber modernen marktorientierten<br />

Produktionsweisen wird jedoch häufig die Bezeichnung traditionelle<br />

Wirtschaftsform verwendet, obwohl die Definition dieses Begriffes umfassender<br />

ist. [2]<br />

Der Anthropologe James C. Scott spricht <strong>von</strong> einer "Subsistenzethik" und beschreibt<br />

damit die Subsistenzstrategie, die dem "safety-first"-Prinzip folgt und<br />

Nahrungsengpässe zu vermeiden versucht. Dazu zählen Risikovermeidung und -<br />

Auch der Handel ist eine<br />

Subsistenzstrategie. Der Begriff darf<br />

jedoch nicht mit<br />

Subsistenz(land)wirtschaft<br />

verwechselt werden.<br />

streuung, die Bevorzugung direkt konsumierbarer Nahrungsmittel sowie das Abzielen auf stabile und sichere Erträge. Dies wiederum<br />

umfasst einerseits technische Aspekte wie bestimmte Saatgüter, Anbautechniken usw. und andererseits bestimmte soziale<br />

Arrangements, z. B. bestimmte Formen der Reziprozität, Gemeindeland oder (erzwungene) Freigiebigkeit. [4]<br />

Subsistenzwirtschaft<br />

→ Hauptartikel: Subsistenzwirtschaft<br />

Im Zusammenhang mit den Wirtschaftsformen traditioneller Gesellschaften wird der Begriff Subsistenz(land)wirtschaft oder<br />

Bedarfswirtschaft verwendet, bei der die wirtschaftliche Produktion in erster Linie der Selbstversorgung dient und auf die Deckung<br />

des Eigenbedarfs ausgerichtet ist. Derzeit ermöglicht die Subsistenzwirtschaft mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung ein<br />

weitgehend unabhängiges und selbstbestimmtes Auskommen. [5] Andererseits sind bis zu 1,2 Milliarden der in Subsistenz lebenden<br />

Kleinbauern akut <strong>von</strong> Hunger und Armut betroffen und nicht <strong>für</strong> alle ist die Subsistenzwirtschaft eine zukunftssichere Alternative. [6]<br />

Subsistenzniveau und Subsistenzgut<br />

Im klassischen Wachstumsmodell nach Smith und Malthus bezeichnet das Subsistenzniveau den Lohnsatz, auf den langfristig die<br />

Entlohnung nach einer Produktivitätssteigerung wieder zurücksinkt.<br />

In der Mikroökonomie werden Subsistenzgüter durch quasilineare Nutzenfunktionen beschrieben. Auf das Subsistenzgut wirken<br />

dabei keine Einkommenseffekte.<br />

Philosophie<br />

Philosophisch bedeutet Subsistenz das „Bestehen durch sich selbst und <strong>für</strong> sich selbst“. [7] Diese grundlegende Eigenschaft kommt in<br />

der aristotelischen und der scholastischen Philosophie der Substanz zu, genau genommen: nur der geistigen Substanz, im Unterschied<br />

zu den Akzidenzien (sich Veränderndes), die nur durch <strong>einen</strong> Träger bestehen und ihm innewohnen. Die Bezeichnung Subsistenz<br />

wurde vom römischen Gelehrten Marius Victorinus um 330 n. Chr. geprägt, der den griechischen Ausdruck hypóstasis („Grundlage“)<br />

aufgreift.<br />

Der deutsche Philosoph Immanuel Kant definiert „Subsistenz“ 1783 in seiner Schrift Prolegomena zu einer jeden künftigen<br />

Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können: „[…] d.i. der Notwendigkeit, […] dass dem Dasein der Dinge ein Subjekt<br />

zugrunde liege, das selbst kein Prädikat <strong>von</strong> irgendeinem anderen Dinge sein könne.“ [8] In klassischer ontologischer Perspektive wird<br />

der Grund <strong>für</strong> die Wahrheit einer einstelligen Zuschreibung (Beispiel: „dieser Tisch ist braun“) darin gesehen, dass die Eigenschaft<br />

(braun) dem bezeichneten Objekt (dieser Tisch) innewohnt. [9]


In der jüngeren Zeit wurde der Begriff z.B. in den Arbeiten <strong>von</strong> James C. Scott (1976, The Moral Economy of the Peasant) unter dem<br />

Schlagwort "Subsistenzethik" aufgegriffen; in den rechtsphilosophischen Arbeiten <strong>von</strong> Henry Shue (1996, Basic Rights) taucht der<br />

Begriff als "Subsistenzrecht" (right to subsistence) auf und beschreibt ein menschliches Grundrecht. [10][11] In beiden Fällen wird<br />

"Subsistenz" im Sinne einer Grundsicherung verstanden, die aber nicht auf die rein physischen Grundbedürfnisse beschränkt bleibt,<br />

sondern die Teilnahme und Teilhabe an einer Gesellschaft beinhaltet.<br />

Literatur<br />

Veronika Bennholdt-Thomsen: Subsistenzwirtschaft, Globalwirtschaft, Regionalwirtschaft . In: Maren A. Jochimsen,<br />

Ulrike Knobloch (Hrsg.): Lebensweltökonomie in Zeiten wirtschaftlicher Globalisierung. Kleine, Bielefeld 2006, S. 65–<br />

88.<br />

Susanna Gartler: Subsistenz: <strong>Eine</strong> Anthropologische Begriffsanalyse. Diplomarbeit. AV Akademikerverlag,<br />

Saarbrücken 2014, ISBN 978-3-639-48890-6[auch als PDF über die Universität Wien: [1] ].<br />

Daniel Dahm: Zukunftsfähige <strong>Lebensstil</strong>e – Städtische Subsistenz <strong>für</strong> mehr Lebensqualität . Dissertation,<br />

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Köln, Köln 2003.<br />

Daniel Dahm und Gerhard Scherhorn: Urbane Subsistenz. Die zweite Quelle des Wohlstands.3. Auflage. oekom<br />

Verlag, München 2016, ISBN 978-3-86581-109-7.<br />

James C. Scott: The Moral Economy of the Peasant: Rebellion and Subsistence in Southeast Asia . Yale University<br />

Press, 1976, ISBN 978-0-300-02190-5.<br />

Henry Shue: Basic Rights: Subsistence, Affluence, and U.S. Foreign Policy . 2. Auflage. Princeton University Press,<br />

Princeton, New Jersey 1996, ISBN 978-0-691-02929-0.<br />

Sebastian Thieme: Menschengerechtes Wirtschaften? Subsistenzethische Perspektiven auf die katholische<br />

Sozialethik, feministische Ökonomik und Gesellschaftspolitik . Budrich, Opladen, Berlin und Toronto 2017, ISBN 978-<br />

3-8474-2077-4.<br />

Sebastian Thieme: Das Subsistenzrecht. Begriff, ökonomische Traditionen und Konsequenzen. Dissertation,<br />

Metropolis, Marburg 2012, ISBN 978-3-89518-910-4.<br />

Claudia <strong>von</strong> Werlhof, Veronika Bennholdt-Thomsenund Nicholas Faraclas (Hrsg.): Subsistenz und Widerstand.<br />

Alternativen zur Globalisierung. Promedia, Wien 2003, ISBN 978-3-85371-205-4.<br />

Weblinks<br />

Wiktionary: Subsistenz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Susanna Gartler: Subsistenz: <strong>Eine</strong> Anthropologische Begriffsanalyse. Diplomarbeit. Universität Wien 2011 (PDF,<br />

2.4MB).<br />

Sebastian Thieme: Subsistenz, Viabilität und Sozialstaat. Grundzüge einer Subsistenzethik. In: Zeitschrift <strong>für</strong><br />

Wirtschafts- und Unternehmensethik (zfwu), Jg. 15, Heft 2, 2014 (PDF, 215 KB).<br />

Einzelnachweise<br />

1. Veronika Bennholdt-Thomsen: Subsistenzwirtschaft, Globalwirtschaft, Regionalwirtschaft.In: Maren A. Jochimsen,<br />

Ulrike Knobloch (Hrsg.): Lebensweltökonomie in Zeiten wirtschaftlicher Globalisierung.Kleine, Bielefeld 2006, S. 65–<br />

88, hier S. ??.<br />

2. Walter Hirschberg (Hrsg.): Wörterbuch der Völkerkunde.Neuausgabe, 2. Auflage. Reimer, Berlin 2005, ISBN 3-496-<br />

02650-2, S. 360-361, Stichwort: Subsistenz<br />

3. Rebecca Renneberg: Molekulargenetische Untersuchungen an Überresten präkolumbischer Neuwelt-Camelidae aus<br />

dem Palpa-Tal (Peru). Dort „Tabelle 8: Charakteristika der SozialenOrganisation (nach Service 1971)“, Dissertation,<br />

Göttingen 2008, pdf-Version (http://d-nb.info/989985547/34)S. 62.<br />

4. James. C. Scott: The Moral Economy of the Peasant: Rebellion and Subsistence in Southeast Asia . Yale University<br />

Press, 1976, ISBN 978-0-300-02190-5.<br />

5. Urs Fankhauser: Mystery. Lokal, selbstbestimmt und nachhaltig. Weltweite Bedeutung des Family Farming.<br />

éducation21, Bern 2014, S. 8.<br />

6. Food and Agriculture Organisation of the UN, Food security for sustainable development and urbanization(http://ww<br />

w.un.org/en/ecosoc/integration/pdf/foodandagricultureorganization.pdf), 2014<br />

7. Regenbogen, Meyer: Subsistenz. In: Wörterbuch der philosophischen Begriffe.2005, S. ??.<br />

8. Immanuel Kant: Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können.<br />

1783, S. ??.<br />

9. Edmund Runggaldier: Formal semantische Erneuerung der Metaphysik.In: Matthias Lutz-Bachmann (Hg.):<br />

Metaphysik heute. Probleme und Perspektiven der Ontologie.Alber, Freiburg 2007, S. 57 (66).


10. Henry Shue: Basic Rights: Subsistence, Affluence, and U.S. Foreign Policy . 2. Auflage. Princeton University Press,<br />

Princeton, New Jersey 1996, ISBN 978-0-691-02929-0.<br />

11. Joachim Ritter und Karlfried Gründer: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 10. Wissenschaftliche<br />

Buchgesellschaft, Darmstadt 1998, ISBN 978-3-7965-0115-9.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Subsistenz&oldid=171241375 “<br />

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Suffizienz (Ökologie)<br />

Der Begriff Suffizienz (<strong>von</strong> lat. sufficere, dt. ausreichen) steht in der Ökologie <strong>für</strong> das Bemühen um <strong>einen</strong> möglichst geringen<br />

Rohstoff- und Energieverbrauch. In der praktischen Nachhaltigkeits diskussion wird Suffizienz komplementär (ergänzend) zu<br />

Ökoeffizienz und Konsistenz gesehen. [1][2] Er wird im Sinne der Frage nach dem rechten Maß sowohl in Bezug auf<br />

Selbstbegrenzung, Konsumverzicht oder sogar Askese, aber auch Entschleunigung und dem Abwerfen <strong>von</strong> Ballast gebraucht. [2][3] In<br />

jedem Fall geht es um Verhaltensänderungen (insbesondere) als Mittel des Umweltschutzes – im Gegensatz zu technischen<br />

Umweltschutzstrategien wie einer gesteigerten Energie- und Ressourceneffizienz oder dem vermehrten Einsatz regenerativer<br />

Ressourcen (Konsistenz).<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Begriff<br />

2 Forschung<br />

3 Siehe auch<br />

4 Literatur<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Begriff<br />

Der Begriff wurde im deutschsprachigen Raum 1993 erstmals <strong>von</strong> Wolfgang Sachs verwendet, [4] der erklärte:<br />

„<strong>Eine</strong>r naturverträglichen Gesellschaft kann man in der Tat nur auf zwei B<strong>einen</strong> näherkommen: durch eine<br />

intelligente Rationalisierung der Mittel wie durch eine kluge Beschränkung der Ziele. Mit anderen Worten: die<br />

„Effizienzrevolution“ bleibt richtungsblind, wennsie nicht <strong>von</strong> einer „Sufizienzrevolution“ begleitet wird.“<br />

– WOLFGANG SACHS [5]<br />

Sachs definierte Suffizienz als Entschleunigung, Entflechtung, Entkommerzialisierung und Entrümpelung. [5] Manfred Linz<br />

beschreibt Suffizienz als die Frage nach dem rechten Maß und definiert die Öko-Suffizienz als „Lebens- und Wirtschaftsweise, die<br />

dem übermäßigen Verbrauch <strong>von</strong> Gütern und damit Stoffen und Energie ein Ende setzt“ [6] und damit Ökoeffizienz und Konsistenz<br />

flankiert. [6] Dies kann durch eine geringe Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, die <strong>einen</strong> hohen Ressourcen verbrauch<br />

erfordern, erreicht werden. [7] Das nötige Umdenken wird als schwieriger als die Adaptionen neuer Technologien eingeschätzt.<br />

„Die Suffizienz ist politisch ungleich heikler als die Effizienzfrage.“<br />

– JOACHIM LOHSE, GESCHÄFTSFÜHRER DES ÖKO-INSTITUT [8]<br />

Forschung<br />

Die Suffizienz-Forschung hinterfragt, welche persönlichen, sozialen und politischen Bedingungen einer Orientierung an maßvollem<br />

Verbrauch im Weg stehen und wie sich diese Hemmnisse überwinden lassen. Dies schließt ein, wie das Konsum verhalten der<br />

Wegwerfgesellschaft und die Bindung des Wohlstands verständnisses an materielle Güter veränderbar ist und welche Folgen


maßvolles Handeln in Privathaushalten, Unternehmen und Institutionen <strong>für</strong> Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftswachstum hat. [6] Die<br />

Jahrestagung 2011 der Vereinigung <strong>für</strong> Ökologische Ökonomie stellt Suffizienz hierbei in das Spannungsfeld zwischen Glück und<br />

Verzicht. [9]<br />

Genauso wie die Ökoeffizienz ist auch die Suffizienz nicht frei <strong>von</strong> Rebound-Effekten. [10] <strong>Eine</strong> zentrale offene Forschungsfrage<br />

lautet, inwieweit <strong>für</strong> <strong>einen</strong> wirksamen Umweltschutz neben technischen Maßnahmen (wie Effizienz und Konsistenz) tatsächlich<br />

Suffizienz erforderlich ist. Die drohenden Rebound-Effekte primär bei der Effizienz sind ein Argument <strong>für</strong> die Notwendigkeit der<br />

Suffizienz, aber auch das Problemausmaß in Bereichen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit oder Biodiversitätsverlust.<br />

Siehe auch<br />

Anthropozän<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

Einfaches Leben<br />

Energiesuffizienz<br />

Genügsamkeit<br />

Happy Planet Index<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

Literatur<br />

Manfred Linz: Suffizienz als politische Praxis. Ein Katalog. 2015 (wupperinst.org(PDF; 2619 kB)).<br />

Felix Ekardt: Theorie der Nachhaltigkeit: Rechtliche, ethische und politische Zugänge – am Beispiel <strong>von</strong><br />

Klimawandel, Ressourcenknappheit und Welthandel. 2015.<br />

Mark A. Burch: The Hidden Door. Mindful Sufficiency as an Alternative to Extinction. Simplicity Institute, Melbourne,<br />

2013.<br />

Uwe Schneidewind, Angelika Zahrnt: Damit gutes Leben einfacher wird: Perspektiven einer Suffizienzpolitik . Oekom<br />

Verlag, 2013.<br />

Vom rechten Maß. Suffizienz als Schlüssel zu mehr Lebensglück und Umweltschutz. politische ökologie Nr . 135,<br />

2013.<br />

Oliver Stengel: Suffizienz. Die Konsumgesellschaft in der ökologischen Krise. oekom verlag, 2011, ISBN 978-3-<br />

86581-280-3 (wupperinst.org(PDF; 10.402 kB)).<br />

Konrad Ott et al: Suffizienz: Umweltethik und <strong>Lebensstil</strong>fragen. In: Vordenken – Ökologie und Gesellschaft 2.<br />

Heinrich Böll Stiftung, 2007 (boell.de (PDF; 141 kB)).<br />

Thomas Princen: The Logic of Sufficiency. MIT Press, Cambridge, 2005.<br />

Manfred Linz: Weder Mangel noch Übermaß: über Suffizienz und Suffizienzforschung. In: Wuppertal Institut. 2004<br />

(econstor.eu (PDF; 319 kB)).<br />

Wolfgang Sachs: Die vier E's: Merkposten <strong>für</strong> <strong>einen</strong> maß-vollen Wirtschaftsstil. In: Wuppertal Institut. 1993<br />

(wupperinst.org(PDF; 172 kB)).<br />

Weblinks<br />

"Suffizienz" – Publikationen und Meldungen des Wuppertal Instituts <strong>für</strong> Klima, Umwelt, Energie<br />

Politikwissenschaftliche Literatur zum Thema Suf fizienz und alternatives Wirtschaftenin der Annotierten Bibliografie<br />

der Politikwissenschaft<br />

Effizienz und Sufizienz – Debattenseite der deutschen Umweltverbände<br />

Bundesamt <strong>für</strong> Umwelt (Schweiz): Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Effizienz versus Suffizienz: Kluges<br />

Wachstum oder Genügsamkeit aus Einsicht?<br />

Armin Mahler, Michael Sauga: Interview mit Kurt Biedenkopf: Jahrhundert der Bescheidenheit. In: Der Spiegel. Nr.<br />

31, 2009 (online).<br />

Uta <strong>von</strong> Winterfeld, Frederik Lippert, Alicja Darksi, Claudia Kaiser: <strong>Eine</strong> nachhaltige Gesellschaft braucht Suffizienz.<br />

project21.ch, 2008<br />

Kai Biermann: Das V-Wort. In: Die Zeit, 22. Juni 2007 (über Sufizienz und Verzicht)


Einzelnachweise<br />

1. Joseph Huber: Nachhaltige Entwicklung durch Suffizienz, Effizienz und Konsistenz . In: Peter Fritz et al. (Hrsg.):<br />

Nachhaltigkeit in naturwissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Perspektive . Stuttgart, S. 31–46.<br />

2. Manfred Linz: Weder Mangel noch Übermaß: über Suffizienz und Suffizienzforschung. In: Wuppertal Institut. 2004<br />

(Online (https://www.econstor.eu/bitstream/10419/21832/3/WP145.pdf)[PDF]).<br />

3. Niko Paech, Björn Paech: Suffizienz plus Subsistenz ergibt ökonomische Souveränität. Stadt und<br />

Postwachstumsökonomie. In: Politische Ökologie. Nr. 124, 2011, S. 54–60.<br />

4. Gerhard Scherhorn: Über Effizienz hinaus: Ökoefizienz scheitert, wenn sie nicht mit Suf fizienz verbunden wird (htt<br />

p://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:wup4-opus-29564) , abgerufen am 14. Oktober 2011<br />

5. Wolfgang Sachs: Die vier E's: Merkposten <strong>für</strong> <strong>einen</strong> maß-vollen Wirtschaftsstil. In: Politische Ökologie. Nr. 33, 1993,<br />

S. 69–72.<br />

6. Manfred Linz: wupperinst.org (http://www.wupperinst.org/projekte/themen_online/oeko_sufizienz/index.html)<br />

7. vgl. z. B. wachstumimwandel.at(http://www.wachstumimwandel.at/diskussionsforum/wachstum-und-ressourcenverbr<br />

auch/)<br />

8. Kai Biermann: Klimawandel: Das V-Wort. (http://www.zeit.de/online/2007/26/Sufizienz) In: Die Zeit. 22. Juni 2007;<br />

abgerufen am 14. Oktober 2011.<br />

9. Jubiläumstagung 2011 (http://www.voeoe.de/jubilaumstagung-2011/): „Suffizienz: Verzicht oder Glück!?“ auf der<br />

Seite der VÖÖ, abgerufen am 14. Oktober 2011<br />

10. Blake Alcott: The sufficiency strategy: Would rich-world frugality lower environmental impact?(http://www.blakealcot<br />

t.org/pdf/Alcott+2008+Suficiency+strategy.pdf) (PDF; 461 kB). Ecological Economics 64 (2007), Nr . 4. Seiten 770–<br />

786<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Suf fizienz_(Ökologie)&oldid=166180970“<br />

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Tauschbörse<br />

Als Tauschbörse bezeichnet man eine Börse oder allgemeiner eine Plattform bzw. <strong>einen</strong> Ort, wo Menschen die Gelegenheit zum<br />

Tauschhandel bzw. zum kostenfreien Austausch oder gegen geringe Gebühr geboten wird. In der realen Welt stehen dazu zum<br />

Beispiel so genannte Tauschkreise zur Verfügung, die meist <strong>einen</strong> starken regionalen und sozialen Bezug haben. Im Internet stehen<br />

verschiedene Tausch-Websites (Internet-Tauschbörsen) zur Verfügung, über die Tauschwaren (meist Medien wie Bücher, CDs,<br />

DVDs), Dienstleistungen oder Rechte angeboten, gesucht und auch verhandelt werden können. Erst danach wird der eigentliche<br />

Tauschprozess zum Beispiel über den Versand bzw. durch die Erfüllung der ausgehandelten Dienstleistung und Vergütung vollzogen.<br />

Oft zeichnen sich Tauschbörsen durch eine eigene Währung aus, die entweder gekauft oder durch erfolgreiche Tauschaktionen<br />

erlangt werden kann.<br />

Im Internet wird außerdem Filesharing häufig mit dem Begriff Tauschbörse verbunden. Dabei handelt es sich um die Verteilung <strong>von</strong><br />

Dateien über das Internet, meist <strong>von</strong> Endnutzer zu Endnutzer (Peer-to-Peer). Online-Tauschbörsen stehen außerdem in engem<br />

Zusammenhang mit dem Begrif der Share Economy.<br />

Siehe auch<br />

Haustausch<br />

Umsonstladen<br />

Internet-Tauschbörse<br />

Liste <strong>von</strong> Internet-Tauschbörsen<br />

Weblinks<br />

Wiktionary: Tauschbörse – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Linkkatalog zum Thema Tauschbörsen bei dmoztools.net (ehemals DMOZ)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tauschbörse&oldid=157091956“<br />

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Tauschkreis<br />

In einem Tauschkreis oder Tauschring (auch Tauschzirkel, Zeittauschbörse, Nachbarschaftshilfeverein, LETS, Talentemarkt,<br />

Tauschnetz) werden vorrangig Dienstleistungen, gelegentlich auch Waren, ohne Einsatz gesetzlicher Zahlungsmittel zwischen den<br />

Teilnehmern getauscht.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Entwicklung<br />

1.1 Erste Tauschmittel in der Moderne<br />

1.2 LETS: Local Exchange Trading System<br />

1.3 Bewertung der Arbeit<br />

2 Tauschringe und alternative Ökonomie<br />

3 Deutschland<br />

3.1 In Deutschland übliche Verfahren<br />

3.2 Rechtsform<br />

3.3 Steuerliche und vereinsrechtliche Aspekte<br />

3.3.1 Tauschring als steuerbegünstigte Körperschaft<br />

3.3.2 Haftung – Versicherungspflicht<br />

3.3.3 Umsatzsteuerpflicht<br />

3.4 Überregionales Tauschen<br />

3.5 Verwaltungs- und Verrechnungsprogramme<br />

3.5.1 Offline<br />

3.5.2 Online<br />

4 Literatur<br />

5 Siehe auch<br />

6 Weblinks<br />

7 Einzelnachweise<br />

Entwicklung<br />

Erste Tauschmittel in der Moderne<br />

Neben einigen Versuchen, die bis ins 19., teilweise bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen, ist wohl Silvio Gesells „Die natürliche<br />

Wirtschaftsordnung“ (1911) zu nennen, mit seiner Freigeld-Theorie. Auf diese Freigeldtheorie bezogen sich dann einige Experimente<br />

im Zuge <strong>von</strong> Weltwirtschaftskrise und Inflation. Hans Timm und Helmut Rödinger gründeten Ende der 1920er Jahre in Erfurt die<br />

Wära. Es folgten weitere Wära-Experimente in Schwanenkirchen, die Gemeinde Wörgl, Tirol beschloss 1931 ein sog. Notgeld<br />

einzuführen (Wörgler Geldexperiment).<br />

Nachdem die Gemeinden, in denen mit Freigeld oder Notgeld gehandelt wurde, wirtschaftlich innerhalb kürzester Zeit aufblühten,<br />

kam sehr schnell das endgültige Aus: 1931 in Deutschland durch die brüningschen Notgeldverordnungen und 1933 durch die<br />

österreichische Notenbank, die <strong>einen</strong> Gerichtsbeschluss erwirkte, der das Notgeld verbot.


1931 versuchte man durch Gründung <strong>von</strong> sog. Ausgleichskassen der Situation zu begegnen, im Gegensatz zu Wära und Notgeld<br />

wurde hier bargeldlos verrechnet. Aber am Ende wurden auch sie verboten.<br />

LETS: Local Exchange Trading System<br />

Vancouver Island, Kanada, 1983: Als nach Abwanderung <strong>von</strong> Luftwaffe und Industrie die Arbeitslosigkeit stark anstieg, florierte der<br />

Tauschhandel. Für die Erfindung des „Green Dollars“ und die Einführung einer Tauschzentrale, die die Konten der Mitglieder<br />

verwaltete sowie die Angebote und Nachfragen sammelte und veröffentlichte, kann Michael Linton als Gründer der modernen<br />

Tauschsysteme gesehen werden.<br />

Michael Linton zufolge müssen die folgenden 7 Kriterien erfüllt sein, damit man ein Netzwerk als LETS bezeichnen kann:<br />

Es ist ein Non-Profit-System.<br />

Bargeld wird weder ein- noch ausgezahlt.<br />

Jeder beginnt sein Konto mit einem Null-Saldo.<br />

Es gibt keine Kosten oder Einnahmen aus Zinsen.<br />

Es besteht kein Zwang etwas zu kaufen oder zu verkaufen.<br />

Die lokale Verrechnungseinheit ist wertmäßigan die Landeswährung gekoppelt (nicht zwingend).<br />

Innerhalb aller Teilnehmer werden die Kontostände und Umsatzvolumen ofengelegt.<br />

Nicht alle sieben Punkte werden heute <strong>von</strong> allen LETS-Netzwerken gleich gesehen. Manche geben als Anreiz anfänglich ein<br />

Guthaben – bei Austritt muss das Konto wieder dieses Guthaben aufweisen. Und gerade die wertmäßige Koppelung an die<br />

Landeswährung wird häufig abgelehnt.<br />

Bewertung der Arbeit<br />

Zeitbörse: Jede Tätigkeit wird als gleichwertig angesehen und demzufolge stellt die errechnungseinheit V<br />

eine<br />

Referenz zur Zeit statt zur Landeswährung dar . <strong>Eine</strong> Stunde Baby-Sitting wird also genauso bewertet wie eine<br />

Stunde Programmierung. „<strong>Eine</strong> Stunde ist eine Stunde, ist eine Stunde, ist eine Stunde…“<br />

Leistungsbörse: Für „höher“ qualifizierte Tätigkeiten wird mehr angerechnet als <strong>für</strong> „einfache“. Allerdings ist die<br />

Spanne nicht so groß wie sonst üblich. Es kann sein, dass eine Maximalspanne <strong>von</strong> z. B. 2:1 festgelegt wird.<br />

Freies Aushandeln: Die Tauschpartner handeln den Wert der zu tauschenden Sache oder Tätigkeit frei aus, ohne<br />

Vorgaben vom Tauschring.<br />

Am weitesten verbreitet ist eine Praxis, die im Wesentlichen der Zeitbörse entspricht. Allerdings ist es auch üblich, darüber hinaus<br />

relativ frei zu verhandeln, insbesondere um einzelnen Tauschpartnern, die eher Vertreter des Leistungsprinzips sind, etwas<br />

entgegenzukommen. Sehr strenge Vorgaben im Sinne einer Überreglementierung sind allgemein äußerst unbeliebt. Leistungsbörsen<br />

haben bisher größere Chancen, mehr gewerbliche Teilnehmer zu gewinnen.<br />

Tauschringe und alternative Ökonomie<br />

Nach Auffassung der Tauschringbe<strong>für</strong>worter kann die selbstorganisierte Form des Wirtschaftens in Tauschringen die Bedürfnisse der<br />

Teilnehmer oft besser erfüllen als das gewöhnliche geldförmige Wirtschaftssystem. Sowohl Be<strong>für</strong>worter als auch Kritiker <strong>von</strong><br />

Tauschringen weisen darauf hin, dass wichtige Lebensbereiche wie Wohnen und Erwerbsarbeit <strong>von</strong> Tauschringen praktisch nicht<br />

erfasst werden und die Ziele alternativen Wirtschaftens nur innerhalb eines ökonomischen und gesellschaftlichen Gesamtkonzeptes<br />

zu verwirklichen seien. Ein Diskussionsthema ist in diesem Zusammenhang, inwieweit Tauschwährungen etwa durch Zinsfreiheit<br />

und lokale Gebundenheit Vorteile gegenüber gewöhnlichem Geld haben.<br />

Grundlegend <strong>für</strong> die Verrechnung in Tauschringen mit Zeitwährung ist allein die aufgewendete Zeit der Teilnehmer.<br />

Tauschringbe<strong>für</strong>worter sehen in der Gleichbewertung aller Tätigkeiten <strong>einen</strong> Vorteil gegenüber dem üblichen geldförmigen<br />

Wirtschaften. Kritiker behaupten, dass in Zeittauschkreisen die Eigenschaften einer Marktstruktur <strong>von</strong> Angebot und Nachfrage<br />

weitgehend reproduziert werde, es somit nicht zwangsläufig eine Gleichstellung der Teilnehmer gebe. Kritisiert wird auch, dass die<br />

meisten Tauschringe <strong>einen</strong> Äquivalenztausch organisieren würden, der zum Beispiel vermehrt Hilfsbedürftigen nicht gerecht werde<br />

und keine grundlegende Alternative zum kapitalistischen Wirtschaftssystem darstelle (siehe auch Kapitalismuskritik).


Deutschland<br />

In Deutschland übliche Verfahren<br />

Üblicherweise erstellen Tauschkreise ein nach Rubriken geordnetes Verzeichnis mit allen Angeboten und Gesuchen der Mitglieder,<br />

das regelmäßig aktualisiert wird. Wann, wo und auf welche Weise eine angebotene Tätigkeit ausgeführt wird, vereinbaren die jeweils<br />

Beteiligten. In der Organisationsform, die am verbreitetsten ist, werden Leistungen und Gegenleistungen in eigenen Währungen<br />

verrechnet. Für jedes Mitglied wird ein fiktives Konto geführt. Nimmt das Mitglied eine Leistung in Anspruch, so verringert sich der<br />

Kontostand, wird eine Leistung erbracht, erhöht er sich. Negative Kontostände sind in der Regel zulässig. Die Zentrale der<br />

Tauschbank bildet hierbei die zentrale Verrechnungsstelle aller Soll und Haben. Dies wird häufig durch eine eigenverantwortliche<br />

Führung <strong>von</strong> sog. Tauschheften ersetzt, in denen die Aktivitäten festgehalten werden. Die komplementäre Währung arbeitet gänzlich<br />

zinsfrei und ist nicht mit der Arbeit einer Zentralbank zu verwechseln. Die Währungen der Tauschkreise sind kein einfaches Abbild<br />

offizieller Landeswährungen, indem Eigenschaften wie Inflation, Verschuldung und Deflation allein durch administrative Beschlüsse<br />

reguliert werden. In einer Minderheit dieser Tauschkreise wird durch <strong>einen</strong> negativen Zins oder eine Gebühr auf Guthaben eine<br />

Anregung des Tauschens angestrebt (siehe Umlaufsicherung).<br />

Viele Tauschkreise verwenden Währungen, in denen geleistete Dienste analog zur aufgebrachten Zeit in Einheiten verbucht werden.<br />

Dies dient in erster Linie dazu, Missbrauch zu verhindern und weniger einer Buchhaltung. Einige Tauschringe stellen es den jeweils<br />

an einem Tausch Beteiligten frei, ob und nach welchem Maßstab eine Verrechnung in der Tauschwährung geschieht; jedoch wird<br />

Verkaufstätigkeit bzw. ein Anbieten <strong>von</strong> Leistungen gegen Geldzahlung abgelehnt. In Zusammenhang mit der Diskussion über eine<br />

Umsonstökonomie werden seit einiger Zeit Nutzergemeinschaften propagiert. In einigen Praxismodellen sind diese ähnlich zu den<br />

schon länger bekannten Freiwilligenagenturen organisiert. Sie bilden zusammen mit Formen organisierter Nachbarschaftshilfe eine<br />

Gruppe <strong>von</strong> Tauschkreisen, in denen keine Verrechnung und kein Verbuchen <strong>von</strong> Leistungen und Gegenleistungen in einer<br />

Tauschwährung stattfindet.<br />

Die meisten Tauschkreise sind lokal gebunden. Neben Dienstleistungen wie „Nachhilfe geben“ oder „Babysitten“ werden<br />

gelegentlich auch Waren (etwa gebrauchte Kinderkleidung) gegen die Umrechnungseinheit getauscht. In ländlichen Tauschringen<br />

kann der Warentausch eine größere Bedeutung bekommen. Nur wenige Tauschkreise beschränken den Tausch ausschließlich auf<br />

Dienstleistungen.<br />

Rechtsform<br />

Interessengemeinschaft: <strong>Eine</strong> IG besteht oft vor der ofiziellen Gründung eines Tauschrings, sie wird gerne bei<br />

kleineren Tauschkreisen oder bei Tauschringen, die bewusst auf eine of fizielle Verrechnung verzichten, fortgeführt.<br />

Verein<br />

nicht eingetragener Verein: Diese Form des Vereins kann den nötigen Zweck bei minimalem Aufwand erfüllen,<br />

da er lediglich zwei Gründungsmitglieder benötigt aber keine schriftlich abgefasste Satzung. (Er stellt die Urform<br />

eines Vereins dar.) Der nicht eingetragene Verein wird auch "nicht rechtsfähiger Verein" genannt, ist aber laut<br />

aktueller Rechtsprechung zumindest (teil-)rechtsfähig. [1]<br />

eingetragener Verein: Tauschringe, die auf der Grundlage einer Satzung (die Mindestzahl <strong>von</strong> 7 Mitgliedern zur<br />

Vereinsgründung wird im Falle <strong>von</strong> Tauschringen immer erfüllt sein) und der üblichen Organe wie der eines<br />

Vorstands Wert darauf legen, auch als juristische Person nach außen handeln zu können, lassen sich ins<br />

Vereinsregister eintragen. Man nennt ihn auch "rechtsfähigen Verein".<br />

Steuerliche und vereinsrechtliche Aspekte<br />

Tauschring als steuerbegünstigte Körperschaft<br />

Tauschringe in der Form <strong>von</strong> Ver<strong>einen</strong> können grundsätzlich nicht als steuerbegünstigte Körperschaft i.S.d. § 51 ff. Abgabenordnung<br />

anerkannt werden, weil regelmäßig durch die gegenseitige Unterstützung – unabhängig <strong>von</strong> Alter oder Krankheit – in erster Linie<br />

eigenwirtschaftliche Interessen der Mitglieder gefördert werden und damit gegen den Grundsatz der Selbstlosigkeit (§ 55 Abs. 1 AO)


verstoßen wird.<br />

Sofern der Verein lediglich Zeitkonten seiner Mitglieder verwaltet und Dienstleistungen vermittelt, erfüllt er zudem nicht die<br />

Voraussetzung der Unmittelbarkeit (§ 57 Abs. 1 Satz 1 AO).<br />

Beschränkt sich dagegen der Zweck des Vereins nach Satzung und tatsächlicher Geschäftsführung auf die Förderung der Jugend- und<br />

Altenhilfe sowie die Förderung mildtätiger Zwecke, kann er als steuerbegünstigte Körperschaft anerkannt werden. In diesen Fällen<br />

kann die Selbstlosigkeit i.S.d. § 55 Abs. 1 Satz 1 AO unbeschadet des Entgelts <strong>für</strong> die aktiven Mitglieder erhalten bleiben, da diese<br />

Vorschrift nicht voraussetzt, dass der Verein und seine Mitglieder <strong>für</strong> erbrachte Dienstleistungen im Rahmen der satzungsmäßigen<br />

Zwecke auf angemessene materielle Vorteile verzichten. Es reicht aus, wenn die eigene Opferwilligkeit nicht zugunsten eigennütziger<br />

Interessen in den Hintergrund gedrängt wird. Um die Voraussetzungen der Unmittelbarkeit (§ 57 Abs. 1 AO) zu erfüllen, müssen die<br />

aktiven Mitglieder ihre Dienstleistungen als Hilfspersonen des Vereins i.S.d. § 57 Abs. 1 Satz 2 AO ausüben.<br />

Haftung – Versicherungspflicht<br />

Rechtliche Aspekte der Tauschring-Mitglieder, wie Produkthaftung, Versicherungspflicht und Steuerpflicht, ergeben sich auf Basis<br />

der Freundschafts- und Nachbarschaftshilfe oder aus der rechtlichen Situation eines Tauschhandels.<br />

Umsatzsteuerpflicht<br />

Für Unternehmer stellt der Tausch ein umsatzsteuerrelevantes Rechtsgeschäft dar, das nach handels- und steuerrechtlichen<br />

Grundsätzen (Bruttoprinzip, Einzelbewertung, Vollständigkeit) zu erfassen ist. [2]<br />

Überregionales Tauschen<br />

Tauschringe können mittels Verrechnungsstellen auch überregional tauschen. In Deutschland existieren zwei bekannte<br />

Verrechnungsstellen. Der Ressourcentauschring (RTR) (Die Verwaltung des RTR findet nicht auf dieser Website statt. Sie läuft über<br />

die Online-Tauschringverwaltung "Tauschen ohne Geld".Änderung 16. Januar 2014) und die Verrechnungsstelle <strong>für</strong> Tauschringe<br />

(VeSTa).(Website beendet 31. Dezember 2012)<br />

In solchen Verrechnungsstellen sind Tauschringe als Mitglieder angemeldet und ermöglichen so ihren Mitgliedern, Tauschaktivitäten,<br />

die im eigenen Tauschring nicht zu finden sind oder nicht angeboten werden, in Anspruch zu nehmen.<br />

Zudem gibt es seit 2008 das 3Länder Clearing <strong>von</strong> zart. Damit können angeschlossene Tauschkreise aus Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz untereinander tauschen. Als Basis dazu dient die Software Cyclos.<br />

Lokales und überregionales Tauschen ermöglicht auch das Community Exchange Systemseit 2003 (seit 2010 auch in deutsch).<br />

Zu dem steht seit 2010 die Online-Plattform AcrossLETS zur Verfügung. Diese dient wie RTR oder VeSTa der Verrechnung <strong>von</strong><br />

Tauschleistungen, nutzt dazu aber eine eigene Verrechnungseinheit, welche es ermöglicht auch einzelne Mitglieder <strong>von</strong> Tauschringen<br />

oder auch Personen, die gar keinem lokalen Tauschring angeschlossen sind, in überregionales Tauschen einzubeziehen.<br />

Die überregionalen Tauschaktivitäten bieten sich <strong>für</strong> Tätigkeiten (wie z. B. Korrekturlesen, Übersetzungen u. ä.) an, die k<strong>einen</strong><br />

räumlichen Bezug benötigen. Für Übernachtungen oder Umzüge <strong>von</strong> Tauschringmitgliedern können sie ebenfalls genutzt werden.<br />

Verwaltungs- und Verrechnungsprogramme<br />

Obwohl <strong>für</strong> die Verwaltung <strong>von</strong> Mitgliederstammdaten und -anzeigen sowie <strong>für</strong> die Verrechnung der jeweiligen Tauschwährung<br />

zwischen den Mitgliedern eines Tauschrings keine spezielle Software notwendig ist, erleichtert sie die Verwaltungsaufgaben eines<br />

Tauschrings jedoch und sorgt <strong>für</strong> eine bessere Übersicht.<br />

Neben Standard-Buchhaltungsprogrammengibt es extra <strong>für</strong> Tauschringe entwickelte oder angepasste Programme. In Deutschland<br />

werden vor allem die folgenden genutzt:


Offline<br />

Tauschrausch [3] – 1997 entwickeltes Programm<br />

Online<br />

Cyclos [4] – <strong>Eine</strong> <strong>für</strong> Tauschringe anpassbare Open-Source-Bankensoftware (überregionaler Einsatz über das<br />

3Länder Clearing <strong>von</strong> zart)<br />

Obelio eLETS Service [5] – Überregionaler Einsatz über das dort integrierte AcrossLETS [6]<br />

Tauschnetz Elbtal [7] – Bisher regional eingesetztes System<br />

Tauschen ohne Geld [8] – Tauschring-übergreifende Online-Plattform<strong>für</strong> Tauschanzeigen, dient ebenfalls zur<br />

Mitgliederverwaltung, Buchhaltung sowie als Webpräsenz mit internem Bereich und Forum<br />

Tauschring Online – <strong>Eine</strong> Web-basierte Mitglieder-Verwaltungs- und Buchführungssoftware mit Anzeigenmarktplatz;<br />

ursprünglich proprietär, inzwischen existiert mindestens eine weiterentwickelte freie Version, kommt bei der Kölner<br />

TalentSkulptur zum Einsatz<br />

Literatur<br />

Günter Hoffmann: Tausche Marmelade gegen Steuererklärung.Ganz ohne Geld. Die Praxis der Tauschringe und<br />

Talentbörsen. Piper Verlag, München/Zürich 1998, ISBN 3-492-22603-5.<br />

Niklas Pieper: Die rechtliche Struktur bargeldloser Verrechnungssysteme unter besonderer Berücksichtigung <strong>von</strong><br />

Barter-Clubs und LET-Systemen. Weißensee-Verl., Berlin 2002, ISBN 3-934479-70-7 (Zugl.: Köln, Univ., Diss.,<br />

2002).<br />

Eva-Maria Hubert: Tauschringe und Marktwirtschaft: eine ökonomische Analyse lokaler Komplementärökonomien.<br />

Duncker & Humblot, Berlin 2004, ISBN 3-428-11501-5 (Zugl.: Hohenheim, Univ., Diss., 2003).<br />

Norbert Kuhn: Tauschringe. Möglichkeiten und Grenzen einer „geldlosen“ Wirtschaft. Inst. <strong>für</strong><br />

Genossenschaftswesen, Marburg 2002, ISBN 3-926553-29-4.<br />

Claus Offe, Rolf G. Heinze: Organisierte Eigenarbeit. Das Modell Kooperationsring. Campus-Verlag, Frankfurt/New<br />

York 1990, ISBN 3-593-34121-2.<br />

Heidemarie Schwermer: Das Sterntalerexperiment. Mein Leben ohne Geld. Riemann, München 2001, ISBN 3-570-<br />

50016-0.<br />

Siehe auch<br />

Liste <strong>von</strong> Internet-Tauschbörsen<br />

WIR-Geld<br />

Weblinks<br />

Commons: Tauschkreis – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

Tauschwiki.de – Informationsportal <strong>für</strong> deutschsprachige Tauschringe<br />

http://www.tauschring.de/adressen.php– bundesweite Adressliste in Deutschland<br />

Verzeichnis Schweizer Tauschsysteme<br />

Politikwissenschaftliche Literatur zum Thema Alternatives Wirtschaftenin der Annotierten Bibliografie der<br />

Politikwissenschaft<br />

Einzelnachweise<br />

1. BGH, Urt. v. 2. Juli 2007, Az. II ZR 111/05.<br />

2. http://www.urs-beratung.de/Download_PDF/Tausch.pdf<br />

3. http://www.ruben-schnelle.de/tauschrausch<br />

4. http://project.cyclos.org<br />

5. http://obelio.com<br />

6. http://www.acrosslets.org<br />

7. http://www.tauschnetz-elbtal.de/infos/tauschring-gruendung/


8. http://www.tauschen-ohne-geld.de<br />

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tauschkreis&oldid=170134176“<br />

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Teilzeitarbeit<br />

Von Teilzeitarbeit (umgangssprachlich auch in<br />

Teilzeit) spricht man, wenn Arbeitnehmer regelmäßig<br />

kürzer arbeiten als vergleichbare Vollzeitarbeitnehmer.<br />

Verglichen wird in der Regel die Wochenarbeitszeit –<br />

bei unregelmäßiger Arbeitszeit die Jahresarbeitszeit –<br />

<strong>von</strong> Arbeitnehmern des gleichen Betriebs mit<br />

derselben Art des Arbeitsverhältnisses und der<br />

gleichen oder einer ähnlichen Tätigkeit. Fehlen<br />

vergleichbare Arbeitnehmer im Betrieb, gilt in<br />

Deutschland als Vergleichsmaßstab ein anwendbarer<br />

Tarifvertrag oder Kollektivvertrag, ansonsten die<br />

branchenübliche Vollarbeitszeit (vgl. <strong>für</strong> das deutsche<br />

Arbeitsrecht: § 2 Teilzeit- und Befristungsgesetz).<br />

Teilzeitarbeit kommt durch eine entsprechende<br />

Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

zustande. In Deutschland gibt es im bestehenden<br />

Arbeitsverhältnis nach § 8 Teilzeit- und<br />

Befristungsgesetz unter bestimmten Voraussetzungen <strong>einen</strong> Rechtsanspruch auf Verringerung der Arbeitszeit. Im Arbeitsrecht<br />

mancher Staaten muss sie Müttern in Karenz auf Wunsch gewährt werden.<br />

In den Industriestaaten nimmt die Teilzeitarbeit tendenziell zu. Relativ deutlich zeigt sich das in der Schweiz, wo der Anteil unter<br />

Angestellten seit den 1990er-Jahren <strong>von</strong> 27 Prozent der Angestellten auf 36 Prozent anstieg. [1] Auch der arbeitsfreie Freitag wird in<br />

Europa zunehmend in Anspruch genommen.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Durchführung<br />

1.1 Verteilung<br />

1.2 Umfang<br />

2 Arbeitsrecht<br />

3 Bedeutung und Motive<br />

3.1 Vorteile der Teilzeitarbeit<br />

3.2 Nachteile der Teilzeitarbeit<br />

3.3 Weitere Aspekte<br />

4 Erwerb <strong>von</strong> Rentenansprüchen<br />

5 Teilzeit zur Abfederung betrieblicher Auftragsschwankungen<br />

6 Situation in der Schweiz<br />

7 Statistische Daten<br />

7.1 Anteil der voll- und teilzeitbeschäftigten Arbeitnehmer in Deutschland 2007<br />

7.2 Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den Erwerbstätigen 1989<br />

7.3 Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den Erwerbstätigen 2007<br />

8 Siehe auch


9 Literatur<br />

10 Weblinks<br />

11 Einzelnachweise<br />

Durchführung<br />

Verteilung<br />

Teilzeitarbeit kann verschieden organisiert sein:<br />

Es können fixe Arbeitszeiten vereinbart werden, die aber nicht die volle Arbeitszeit ausmachen.<br />

Es können, je nach Arbeitsanfall, flexible Arbeitspläne erstellt werden. In Deutschland muss bei dieser sogenannten<br />

Arbeit auf Abruf die Mindeststundenzahl je Woche und Einsatz angegeben werden, andernfalls hat der Arbeitgeber<br />

die Arbeitsleistung <strong>für</strong> zehn Stunden je Woche in Anspruch zu nehmen, wobei die Arbeitszeit je Einsatz drei Stunden<br />

nicht unterschreiten darf. Der Arbeitnehmer ist zur Arbeitsleistung nur verpflichtet, wenn ihm der Einsatz spätestens<br />

vier Tage vor dem geplanten Einsatz angekündigt wurde. [2]<br />

An allen Arbeitstagen in der Woche wird im Vergleich zu Normalarbeitszeit in reduziertem Umfang gearbeitet.<br />

Die Anzahl der Arbeitstage ist reduziert, es wird aber an den betref fenden Tagen im Umfang eines<br />

Normalarbeitsverhältnisses gearbeitet.<br />

<strong>Eine</strong> (Weiter-)Beschäftigung in Teilzeit kann befristet (beispielsweise als Elternteilzeit) oder unbefristet vereinbart werden.<br />

Umfang<br />

Man unterscheidet ferner nach zeitlichem Umfang der Arbeit zwischen vollzeitnaher und vollzeitferner Teilzeit.<br />

Vollzeitnahe Teilzeit: oft wird ab einer wöchentlich durchschnittlichen Arbeitszeit <strong>von</strong> 30 Stunden <strong>von</strong> vollzeitnaher<br />

Teilzeit gesprochen; sie steht in der Familienpolitik im Hinblick auf eine partnerschaftliche Arbeitszeitverteilungin der<br />

Diskussion. [3] So sehen einige Konzepte einer Familienteilzeiteine vollzeitnahe Teilzeit vor.<br />

Vollzeitferne Teilzeit: beispielsweise Halbtagsarbeit.<br />

Arbeitsrecht<br />

Auf Grund der Teilzeitrichtlinie 97/81/EGvom 15. Dezember 1997 [4] wurden europaweit gesetzliche Regelungen eingeführt, die die<br />

Diskriminierung <strong>von</strong> Teilzeitbeschäftigten verbieten und (unterschiedlich weitgehend) <strong>einen</strong> Anspruch <strong>von</strong> Arbeitnehmern auf<br />

Reduzierung ihrer Arbeitszeit begründen.<br />

In Deutschland ist diese Richtlinie nach einer entsprechenden Vorgängervorschrift im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz vom<br />

7. August 1972 (die sich allerdings nur auf das nach der Rechtsprechung ohnehin schon geltende Diskriminierungsverbot bezog) mit<br />

dem Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) mit Wirkung ab 1. Januar 2001 umgesetzt worden. Teilzeitbeschäftigte haben nach § 4<br />

TzBfG grundsätzlich die gleichen arbeitsrechtlichen Ansprüche wie Vollzeitbeschäftigte. Nach § 8 TzBfG haben Arbeitnehmer in<br />

Betrieben mit mehr als 15 Arbeitnehmern nach mindestens sechsmonatiger Beschäftigung <strong>einen</strong> vor dem Arbeitsgericht einklagbaren<br />

Anspruch auf Verringerung der Arbeitszeit und auf eine bestimmte Verteilung der Arbeitszeit auf die Woche, wenn betriebliche<br />

Gründe nicht entgegenstehen, etwa wenn die Verringerung der Arbeitszeit die Organisation, den Arbeitsablauf oder die Sicherheit im<br />

Betrieb nicht wesentlich beeinträchtigt oder unverhältnismäßige Kosten verursacht. Dies gilt nach § 6 TzBfG auch <strong>für</strong><br />

Führungskräfte. Die Ablehnungsgründe können nach § 8 TzBfG durch Tarifvertrag festgelegt werden.<br />

Der Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit nach § 8 TzBfG begründet lediglich <strong>einen</strong> Anspruch auf eine unbefristete Teilzeitarbeit, nicht<br />

auf eine befristete Teilzeitarbeit. Je nach Umständen können zudem andere Regelungen zum Tragen kommen: So begründen die<br />

Regelungen zur Elternteilzeit nach § 15 Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) <strong>einen</strong> Anspruch auf eine befristete Teilzeit,<br />

und schwerbehinderte Menschen haben <strong>einen</strong> Anspruch auf Teilzeitbeschäftigung, wenn die kürzere Arbeitszeit wegen Art oder<br />

Schwere der Behinderung notwendig ist (§ 81 Abs. 5 Satz 3 SGB IX).


Ein Rückkehrrecht <strong>von</strong> unbefristeter Teilzeitarbeit auf eine Vollzeittätigkeit ist im deutschen Teilzeit- und Befristungsgesetz, anders<br />

als etwa in der niederländischen Gesetzgebung, nicht vorgesehen. Falls jedoch neue oder freie Stellen zu besetzen sind, müssen nach<br />

dem bundesdeutschen Recht (§ 9 TzBfG) teilzeitbeschäftigte Mitarbeiter vorrangig berücksichtigt werden, die den Wunsch nach<br />

Arbeitszeitverlängerung geäußert haben.<br />

Beamte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst haben allerdings Anspruch auf eine befristete Teilzeitarbeit zur Betreuung <strong>von</strong><br />

Kindern, Jugendlichen oder Pflegebedürftigen: Nach § 11 Abs. 1 TVöD (ähnlich wie zuvor auch § 15b Abs. 1 BAT) legt fest: „Mit<br />

Beschäftigten soll auf Antrag eine geringere als die vertraglich festgelegte Arbeitszeit vereinbart werden, wenn sie a) mindestens ein<br />

Kind unter 18 Jahren oder b) <strong>einen</strong> nach ärztlichem Gutachten pflegebedürftigen sonstigen Angehörigen tatsächlich betreuen oder<br />

pflegen und dringende dienstliche bzw. betriebliche Belange nicht entgegenstehen. Die Teilzeitbeschäftigung nach Satz 1 ist auf<br />

Antrag auf bis zu fünf Jahre zu befristen. Sie kann verlängert werden; der Antrag ist spätestens sechs Monate vor Ablauf der<br />

vereinbarten Teilzeitbeschäftigung zu stellen. Bei der Gestaltung der Arbeitszeit hat der Arbeitgeber im Rahmen der dienstlichen<br />

bzw. betrieblichen Möglichkeiten der besonderen persönlichen Situation der/des Beschäftigten nach Satz 1 Rechnung zu tragen.“<br />

Nach dem Grundsatz des § 91 Abs. 2 S. 1 BBG dürfen teilzeitbeschäftigte Beamte in Deutschland Nebentätigkeiten neben ihrem<br />

Dienst nur in demjenigen Umfang ausüben, wie er auch <strong>für</strong> vollzeitbeschäftigte Beamtinnen und Beamte zulässig ist. Bei<br />

Teilzeitbeschäftigung aus familiären Gründen (§ 92 BBG) dürfen einschränkend „nur solche Nebentätigkeiten genehmigt werden, die<br />

dem Zweck der Freistellung nicht zuwiderlaufen“. Dem Zweck der Betreuung <strong>von</strong> Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen<br />

nicht zuwiderzulaufen bedeutet, dass die Betreuung wegen des zeitlichen Umfangs der Nebentätigkeit nicht beeinträchtigt sein<br />

darf. [5] Teilzeitbeschäftigte im öffentlichen Dienst erhalten ein Leistungsentgelt in (mindestens) der Höhe, die anteilig ihrer<br />

Arbeitszeit entspricht, sofern tarifvertraglich nichts anderes geregelt ist (§ 24 Abs. 2 TVöD [6] ). Zeiten einer Teilzeitbeschäftigung<br />

werden beim Aufsteigen in den Erfahrungsstufen des Grundgehaltsgenauso berücksichtigt wie die einer Vollzeitbeschäftigung. [7] Für<br />

den Erwerb einschlägiger Berufserfahrung ist es gleichgültig, ob eine Vorbeschäftigung in Teilzeit oder Vollzeit ausgeübt wird; [8]<br />

wurden mehrere Tätigkeiten nebeneinander ausgeübt, kommt es auf die Hauptberuflichkeit an. [9] Trotz des Benachteiligungsverbots<br />

erleben Teilzeitbeschäftigte im öfentlichen Dienst Karrierenachteile. [10]<br />

<strong>Eine</strong> Benachteiligung Teilzeitbeschäftigter stellt mithin eine mittelbare geschlechtsspezifische Diskriminierung dar, wie das<br />

Bundesverfassungsgericht 2008 bestätigte. Im konkreten Fall erklärte es <strong>einen</strong> Versorgungsabschlag <strong>für</strong> Zeiten der<br />

Teilzeitbeschäftigung eines Beamten – sprich <strong>einen</strong> Verlust <strong>von</strong> Ansprüchen, der über eine anteilige Verringerung <strong>für</strong> die in Teilzeit<br />

gearbeitete Zeiten hinausginge – <strong>für</strong> unzulässig. Zur Begründung erläuterte das Gericht:<br />

<strong>Eine</strong> Anknüpfung an das Geschlecht kann deshalb auch dann vorliegen, wenn eine<br />

geschlechtsneutral formulierte Regelung überwiegend Frauen trifft und dies auf natürliche<br />

oder gesellschaftliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern zurückzuführen ist. [11]<br />

Bedeutung und Motive<br />

In Deutschland arbeiteten nach den Erhebungen des Bundesamts <strong>für</strong> Statistik 1999 bei 32,5 Mio. abhängig Beschäftigten rund<br />

6,3 Mio. in Teilzeit (= 19,4 %). Trotz Anstiegs des Anteils der teilzeitbeschäftigten Männer wurde Teilzeitarbeit mit 87 % aller<br />

Teilzeitbeschäftigten immer noch <strong>von</strong> Frauen durchgeführt. Hauptgrund <strong>für</strong> Teilzeitbeschäftigung waren in den alten Bundesländern<br />

mit 65 % familiäre oder persönliche Umstände (neue Bundesländer: 21 %). (Zu den Ergebnissen des Mikrozensus 2002 vgl. Neun<br />

<strong>von</strong> zehn Teilzeitkräften in Deutschland sind Frauen. Statistisches Bundesamt, 24. März 2003, archiviert vom Original am<br />

26. September 2003; abgerufen am 16. Juni 2013.)<br />

2012 arbeiten in Deutschland Frauen mit 45 % deutlich häufiger Teilzeit als im EU-Durchschnitt. Nur in den Niederlanden arbeiteten<br />

Frauen mit 76 % noch deutlich häufiger Teilzeit. [12] Dabei gilt, dass Frauen, die in Teilzeit arbeiten, das im Westen meist auf eigenen<br />

Wunsch tun, während dies im Osten auf weniger die Hälfte zutrifft. [13] Gemessen am Grad der Zustimmung zur Aussage „dass es <strong>für</strong><br />

alle Beteiligten am besten wäre, wenn der Mann voll berufstätig ist und die Frau sich um den Haushalt und die Kinder kümmert“<br />

akzeptierten laut Datenreport des Statistischen Bundesamtes <strong>von</strong> 1997 knapp die Hälfte (47 %) des weiblichen Geschlechts<br />

althergebrachte Rollenmuster, in denen der Mann voll berufstätig ist und die Frau zu Hause bleibt; [14] in einer Umfrage <strong>von</strong> 2012 lag<br />

die volle Zustimmung zu dieser Aussage hingegen bei ungefähr einem Zehntel (10,4 %) aller Befragten. [15]


Bei der Frauen-Teilzeitquote liegt Österreich innerhalb der EU an dritter Stelle. [12] Jede zweite junge Frau wäre gerne Hausfrau,<br />

wenn der Lebensunterhalt durch den Partner gesichert wäre. [16][17][18]<br />

In der Schweiz gehen mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Frauen, aber nur rund einer <strong>von</strong> sieben Männern, einer Teilzeitarbeit<br />

nach. [19] Tendenziell reduziert die Person mit dem tieferen Lohn ihr Pensum. [20]<br />

Vorteile der Teilzeitarbeit<br />

Weniger zu arbeiten passt zum <strong>Lebensstil</strong> des Downshiftings (Freiwillige Einfachheit).<br />

Es bleibt genügend Zeit <strong>für</strong> andere Beschäftigungen (etwa Kinderbetreuung, Hobbys, Haushalt, Aus- und<br />

Weiterbildung, Doktorarbeit; politisches Engagement; Ehrenamt; siehe auch: Familienteilzeit).<br />

Der Arbeitgeber kann die Mitarbeiter so einteilen, wie es der Betrieb erfordert. Dies trif ft insbesondere auf<br />

Teilzeitarbeit in Form <strong>von</strong> Abrufarbeit (bzw. KAPOVAZ) zu. [21]<br />

Es kann steuerliche Vorteile bringen, nicht soviel zu arbeiten (aufgrund der Steuerprogression bleibt <strong>von</strong> einem<br />

halben Bruttogehalt mehr als ein halbes Nettogehalt).<br />

Durch das Aufteilen einer Stelle auf mehrere Personen (Arbeitsplatzteilung) bekommen mehr Personen die<br />

Gelegenheit, sich zu bewähren.<br />

Aus gesundheitlichen Gründen nicht voll belastbare Mitarbeiter bleiben im Arbeitsverhältnis<br />

Gleitender Übergang in den Ruhestand, siehe auch: Altersteilzeit.<br />

Höhere Leistung der Mitarbeiter durch mehr Erholung.<br />

Teilzeitarbeit erleichtert es, sich nach der Geburt eines Kindes sowohl um die Haus- und Familienarbeitzu kümmern,<br />

als auch weiterhin berufstätig zu sein bzw. nach einer Babypause wieder im Beruf Fuß zu fassen und somit Familie<br />

und Beruf zu vereinbaren.<br />

Nachteile der Teilzeitarbeit<br />

Höhere Lohnnebenkosten und Investitionen in die Weiterbildung sowie ggf. höherer Koordinationsaufwand seitens<br />

des Arbeitgebers.<br />

Finanzielle Einbußen durch anteilig geringeres Leistungsentgelt, Probleme bei Teilzeitformen mit verhältnismäßig<br />

kurzen Ankündigungsfristen.<br />

Mögliche Karriere-Hemmnisse bei den Arbeitnehmern.<br />

Bei unbefristeter Teilzeit i.A. kein Rückkehrrecht auf eine Vollzeitstelle; informell auch als Teilzeitfalle<br />

bezeichnet. [21]<br />

Meist nur unzureichende soziale Sicherung <strong>für</strong> Alter und Ausfallszeiten.<br />

Gesellschaftlich betrachtet kann eine Arbeitsmarktsegregationzwischen Vollzeit- und Teilzeitarbeit entstehen bzw.<br />

aufrechterhalten werden. [21]<br />

Weitere Aspekte<br />

Überwiegend arbeiten Frauen in Teilzeit-Beschäftigungsverhältnissen. Während in Deutschland 69 % der Mütter mit minderjährigen<br />

Kindern teilzeitbeschäftigt sind, sind es nur 5 % der Männer mit minderjährigen Kindern. Von den Frauen ohne minderjährige Kinder<br />

sind 36 % teilzeitbeschäftigt, Männer ohne minderjährige Kinder jedoch nur zu 9 %. [22] Teilzeitarbeit verfestigt somit Kritikern<br />

zufolge das klassische Rollenverhalten und die Entstehung <strong>von</strong> Frauenarbeitsplätzen mit einem geringeren Sozialprestige.<br />

Im Management ist die Teilzeitarbeit vergleichsweise selten (siehe hierzu auch: Präsenzkultur). Sozialwissenschaftler betonen, eine<br />

größere Verbreitung <strong>von</strong> „Teilzeit-Managern“ könne „die Akzeptanz <strong>für</strong> teilzeitarbeitende Männer auf allen betrieblichen Ebenen<br />

erhöhen und eine gleichmäßigere Verteilung <strong>von</strong> Führungspositionen und Arbeitszeiten <strong>für</strong> beide Geschlechter begünstigen“. [23]<br />

In der öffentlichen Diskussion um Teilzeitarbeit in Führungspositionen dominieren zwei extreme Sichtweisen: dass sich Teilzeitarbeit<br />

und Führungspositionen prinzipiell ausschlössen, oder aber dass Teilzeitarbeit prinzipiell in allen Funktionen möglich sei. [24]<br />

Zugleich werden Mittel entwickelt, um Unternehmen darin zu unterstützen, allgemein die Eignung <strong>von</strong> Stellen <strong>für</strong> eine Besetzung in<br />

Teilzeit zu überprüfen. [25]


Ein Rechtsanspruch auf eine befristete Teilzeitarbeit mit Rückkehrrecht, wie er insbesondere in den Niederlanden realisiert wurde,<br />

wird in der Politik teils als eine sinnvolle Maßnahme zur Prävention <strong>von</strong> Altersarmut angesehen, wohingegen Wirtschaftsvertreter<br />

<strong>von</strong> einer unnötigen Bereitstellung <strong>von</strong> Arbeitsplätzen sprechen [26] (siehe hierzu auch: Reformbestrebungen zum deutschen Teilzeitund<br />

Befristungsgesetz).<br />

In Teilzeitangeboten liegende Potenziale zur Verbesserung der Situation auf dem Arbeitsmarkt werden bislang noch wenig beachtet.<br />

Förderung der Teilzeitarbeit wird jedoch ansatzweise als gesellschaftliche Notwendigkeit erkannt. In den Statistiken Deutschlands<br />

werden jedoch immer die Anzahl der Arbeitsplätze angegeben und nicht die Anzahl der geleisteten Stunden. So wird durch<br />

Unterlassung in der Berichterstattung das wahre Ausmaß der Unterbeschäftigung unzureichend dargestellt, weil dort kaum die<br />

unfreiwillige Teilzeitbeschäftigung Erwähnung findet.<br />

Erwerb <strong>von</strong> Rentenansprüchen<br />

In der Sozialversicherung bewirkt die Teilzeit zum Teil eine geringere Absicherung.<br />

In Deutschland werden bei dem Erwerb der gesetzlichen Rentenansprüche Entgeltpunkte im Verhältnis zum verdienten Entgelt<br />

erworben. Das heißt, eine Person, die in Vollzeit genau so viel verdient wie der Durchschnittsbeitragszahler, erhält bei Vollzeitarbeit<br />

<strong>einen</strong> Entgeltpunkt pro Jahr, bei 50%iger Teilzeit <strong>einen</strong> halben Entgeltpunkt pro Jahr. Allerdings werden dabei vollwertige<br />

Wartezeiten erworben. (Bei Beamten verhält es sich ähnlich: In Teilzeit gearbeitete Jahre werden bei der Pension anteilig<br />

berücksichtigt; ein darüber hinausgehender Versorgungsabschlag ist unzulässig. [27] ) Während der Elternzeit bewirkt die Ausübung<br />

einer Teilzeitarbeit eine Steigerung der Rentenansprüche über die <strong>für</strong> die Kinderberücksichtigungszeit erworbenen Rentenansprüche<br />

hinaus (und zwar bis maximal 100 % der Beitragsbemessungsgrenze). Bei der Altersteilzeit wurden die Rentenversicherungsbeiträge<br />

aufgestockt (bis maximal 90 % der Beitragsbemessungsgrenze), so dass mehr Rentenansprüche erworben wurden, als es dem<br />

prozentualen Anteil entspräche.<br />

Teilzeit zur Abfederung betrieblicher Auftragsschwankungen<br />

Teilzeit wird auch zur Abfederung <strong>von</strong> Auftragsschwankungen verwendet. Das verbreitetste Modell hier<strong>für</strong> ist in Deutschland die<br />

Kurzarbeit.<br />

Alternativ wurde in einem Pilotprojekt die frei gewordene Arbeitszeit <strong>für</strong> gemeinnützige Arbeit aufgewendet. In dem <strong>von</strong> 2002 bis<br />

2004 in Dresden <strong>von</strong> Kreishandwerkerschaft, Umweltzentrum und Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit mit 200 Mitarbeitern aus 38<br />

Unternehmen in 48 Ver<strong>einen</strong> durchgeführten Modell „Teilzeit Plus“ arbeiteten Beschäftigte <strong>von</strong> Handwerksbetrieben, als die<br />

Auftragslage zurückging, verkürzt in ihrer Firma und arbeiteten die übrige Arbeitszeit <strong>für</strong> gemeinnützige Vereine ihrer Wahl. Den<br />

Lohn <strong>für</strong> die Zeit in den Ver<strong>einen</strong> und <strong>für</strong> die Koordination des Projekts finanzierte die Agentur <strong>für</strong> Arbeit. [28]<br />

Situation in der Schweiz<br />

In der Schweiz ist Teilzeitarbeit eine sehr weit verbreitete Arbeitsform, allerdings ebenfalls nur <strong>für</strong> Frauen: Fast drei Fünftel der<br />

erwerbstätigen Frauen sowie rund 14 % der erwerbstätigen Männer arbeiten teilzeitlich. [29] Bei den Frauen sind die Motive <strong>für</strong> die<br />

Teilzeitarbeit primär familienbedingt, bei den Männern sind neben der Familie andere Motive (Zeit <strong>für</strong> Hobbys, Politik,<br />

Weiterbildung) gleichwertig.<br />

Für Teilzeitarbeit gibt es in der Schweiz kaum gesetzliche Sondervorschriften. Sie wird in Bezug auf Anstellungsbedingungen,<br />

Kündigungsfristen, Lohnfortzahlung bei Krankheit usw. vom Gesetz her grundsätzlich gleich behandelt wie Vollzeitarbeit. Werden<br />

Teilzeitangestellte in einem Betrieb systematisch mit schlechteren Arbeitsbedingungen als Vollzeitangestellte beschäftigt, liegt eine<br />

indirekte Diskriminierung nach Gleichstellungsgesetz vor, weil die grosse Mehrheit der Teilzeitarbeitenden Frauen sind. [30] Bei der<br />

Altersvorsorge in der 2. Säule (Pensionskasse) sind Teilzeitarbeitende schlechter abgesichert, weil sie den <strong>für</strong> eine obligatorische<br />

Absicherung nötigen Mindestjahreslohn nicht immer erreichen und der obligatorisch versicherte Lohn (Betrag über dem sogenannten<br />

Koordinationsabzug) anteilsmäßig kleiner ist. [31]


Obwohl Teilzeitarbeit <strong>für</strong> Unternehmen mit Chancen bezüglich betrieblicher Flexibilität oder Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt<br />

verbunden ist und aufgezeigt werden kann, dass Teilzeitarbeitende bezüglich Leistung und Motivation Vollzeitarbeitenden oftmals<br />

überlegen sind, ist Teilzeitarbeit bis heute keine gleichwertige Arbeitsform und das Potenzial der verschiedenen Teilzeitmodelle wird<br />

noch zu wenig erkannt. [32]<br />

Teilzeitarbeit hat <strong>für</strong> Beschäftigte im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit <strong>von</strong> Familie und Beruf und allgemein im Bemühen um<br />

eine Balance der Lebensbereiche eine grosse Bedeutung. Allerdings ist Teilzeitarbeit bis heute oft mit geringeren beruflichen<br />

Entwicklungsmöglichkeiten und geringerer Arbeitsplatzsicherheit verbunden.<br />

Bemühungen zur Förderung der Teilzeitarbeit fokussieren deshalb in der Schweiz auf status- und geschlechtsneutrale Modelle. Das<br />

bedeutet einerseits, dass Teilzeitarbeit mit geeigneten Modellen (z. B. Job-Sharing) auch in Führungspositionen ermöglicht werden<br />

soll. [33] Andererseits soll der Männeranteil bei Teilzeitarbeitenden erhöht und Teilzeitarbeit damit zu einer Arbeitsform <strong>für</strong> beide<br />

Geschlechter werden. [34] Instrumente wie die Tool-Box Teilzeit der Staatskanzlei des Kantons Bern [25] ermöglichen es Unternehmen,<br />

Vollzeitstellen auf ihr Teilzeitpotenzial hin zu prüfen.<br />

Statistische Daten<br />

Anteil der voll- und teilzeitbeschäftigten Arbeitnehmer in Deutschland 2007<br />

Arbeitnehmer insgesamt<br />

35.291.000<br />

da<strong>von</strong> Vollzeitbeschäftigte: 23.452.000<br />

da<strong>von</strong> Männer: 15.008.000<br />

da<strong>von</strong> Frauen: 8.444.000<br />

da<strong>von</strong> Teilzeitbeschäftigte: 11.839.000<br />

da<strong>von</strong> Männer: 2.998.000<br />

da<strong>von</strong> Frauen: 8.841.000<br />

Quelle: Berechnung des Instituts <strong>für</strong> Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, Nürnberg<br />

In Deutschland haben Frauen im europäischen Vergleich besonders kurze Wochenarbeitszeiten, oft weniger als 20 oder 15<br />

Stunden. [21]<br />

Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den Erwerbstätigen 1989<br />

33 % Niederlande<br />

26 % Norwegen<br />

24 % Dänemark<br />

24 % Schweden<br />

22 % Großbritannien<br />

20 % USA<br />

18 % Japan<br />

13 % Bundesrepublik Deutschland<br />

12 % Frankreich<br />

10 % Belgien<br />

7 % Österreich<br />

6 % Italien<br />

5 % Spanien<br />

Quelle: Bundesverband deutscher Banken


Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den Erwerbstätigen 2007<br />

Land Männer Frauen<br />

EU-27 6,9 % 30,7 %<br />

Eurozone (EA-13 bzw. Euro-13) 6,9 % 34,8 %<br />

Belgien 7,1 % 40,5 %<br />

Bulgarien 1,1 % 1,9 %<br />

Tschechien 1,7 % 7,9 %<br />

Dänemark 12,5 % 35,8 %<br />

Deutschland 8,5 % 45,3 %<br />

Estland 3,8 % 10,6 %<br />

Irland 6,5 % 31,9 %<br />

Griechenland 2,5 % 9,9 %<br />

Spanien 3,9 % 22,7 %<br />

Frankreich 5,5 % 30,2 %<br />

Italien 4,6 % 26,8 %<br />

Zypern 3,0 % 10,4 %<br />

Lettland 4,4 % 6,9 %<br />

Litauen 6,5 % 9,7 %<br />

Luxemburg 2,6 % 37,1 %<br />

Ungarn 2,5 % 5,5 %<br />

Malta 4,0 % 24,9 %<br />

Niederlande 22,5 % 74,8 %<br />

Österreich 6,2 % 40,7 %<br />

Polen 5,8 % 11,7 %<br />

Portugal 4,7 % 13,6 %<br />

Rumänien 8,3 % 8,9 %<br />

Slowenien 6,5 % 10,0 %<br />

Slowakei 1,0 % 4,3 %<br />

Finnland 8,3 % 18,8 %<br />

Schweden 10,5 % 39,5 %<br />

Vereinigtes Königreich 9,4 % 41,6 %<br />

Norwegen 12,8 % 43,6 %<br />

Schweiz 10,8 % 58,5 %<br />

Quelle: Eurostat [35]<br />

Siehe auch<br />

Altersteilzeit<br />

Arbeitszeitkonto<br />

Familienteilzeit


Flexible Arbeitszeit<br />

Frauenerwerbsquote<br />

Geringfügige Beschäftigung<br />

Kurzarbeit<br />

Lebensphasenorientierte Arbeitszeit<br />

Polarisierung <strong>von</strong> Arbeitszeiten<br />

Salaire minimum interprofessionnel de croissance<br />

Unfreiwillige Teilzeitbeschäftigung<br />

Vollzeitäquivalent<br />

Literatur<br />

Jürg Baillod (Hrsg.): Chance Teilzeitarbeit. Argumente und Materialien <strong>für</strong> Verantwortliche. Mit Arbeitsmaterialien auf<br />

CD-ROM. VDF Hochschulverlag, Zürich 2002, ISBN 978-3-7281-2809-6.<br />

Weblinks<br />

Statistische Daten zur Entwicklung der Teilzeitbeschäftigung in Deutschland, 1999-2011.Bundeszentrale <strong>für</strong><br />

politische Bildung<br />

Teilzeitarbeit. Pflegewiki<br />

Teilzeitmann: Schweizer Programm zur Förderung <strong>von</strong> Teilzeitarbeit bei Männern<br />

Vertiefte Infos (Memento vom 6. Mai 2008 im Internet Archive) der Uni Köln, Lehrstuhl <strong>für</strong> Bürgerliches Recht,<br />

Arbeits- und Sozialrecht<br />

Schweizer Programm zur Förderung <strong>von</strong> Teilzeitarbeit<br />

Teilzeit & Arbeitszeitmodelle.Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales (BMAS)<br />

Einzelnachweise<br />

1. Der Freitag wird zum neuen Samstag (Schweiz-News Juli 2014)(http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Der-Freita<br />

g-wird-zum-neuen-Samstag-22600156)<br />

2. § 12 (https://www.gesetze-im-internet.de/tzbfg/__12.html) §12 TzBfG<br />

3. Dagmar Terbeznik: Arbeitszeiten <strong>für</strong> Beschäftigte mit Familie: flexibel – reduziert – zuverlässig. (http://berlin.business<br />

-on.de/arbeitszeiten-fuer-beschaeftigte-mit-familie-flexibel-reduziert-zuverlaessig_id695.html) In: business-on.de, 11.<br />

April 2008<br />

4. Richtlinie 97/81/EG (http://eur-lex.europa.eu/pri/de/oj/dat/1998/l_014/l_01419980120de00090014.pdf) (PDF)<br />

5. Teilzeit im öffentlichen Dienst.(http://www.beamten-informationen.de/teilzeit_im_oeffentlichen_dienst) Info-Service<br />

Öffentlicher Dienst/Beamte;abgerufen am 5. Juli 2014.<br />

6. TVöD: § 24 Berechnung und Auszahlung des Entgelts.(http://www.der-oeffentliche-sektor.de/infoundrat/infothek/147<br />

7) www.der-oeffentliche-sektor.de, 2015; abgerufen am 19. Dezember 2015.<br />

7. Teilzeit im öffentlichen Dienst.(http://www.beamten-informationen.de/teilzeit_im_oeffentlichen_dienst) In: beamteninformationen.de.<br />

Abgerufen am 20. März 2017.<br />

8. BAG, Urteil vom 27. März 2014, Aktenzeichen 6 AZR 571/12. Zitiert nach: Stufenzuordnung nach<br />

Teilzeitbeschäftigung. (http://www.dbb.de/arbeitnehmer/rechtsprechung/tarifrecht/t/teilzeit-stufenzuordnung.html)<br />

DBB Beamtenbund und Tarifunion; abgerufen am 30. März 2017.<br />

9. Anerkennung <strong>von</strong> Erfahrungszeiten nach § 28 des Bundesbesoldungsgesetzes (BBesG) (http://www.verwaltungsvor<br />

schriften-im-internet.de/bsvwvbund_20112013_D3302001056.htm) , RdSchr. d. BMI v. 20.11.2013 - D 3 -<br />

30200/105#6<br />

10. Silke Hoock: Öffentlicher Dienst: Ein Teilzeit-Paradies? (http://www.zeit.de/karriere/beruf/2016-04/oeffentlicher-dienst<br />

-arbeit-teilzeit-karriere/komplettansicht)Zeit online, 8. April 2016; abgerufen am 11. Juni 2017.<br />

11. BVerfG, Beschluss vom 18. Juni 2008, Az.: 2BvL 6/07 (https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Ents<br />

cheidungen/DE/2008/06/ls20080618_2bvl000607.html)<br />

12. EU-weit arbeiten Frauen nur in den Niederlanden häufiger Teilzeit als in Deutschland.(https://www.destatis.de/DE/Pr<br />

esseService/Presse/Pressemitteilungen/2013/03/PD13_086_132.html)Statistisches Bundesamt, 17. März 2013;<br />

abgerufen am 15. Juni 2013.<br />

13. Ulrike Herrmann: Freiwillig in die Teilzeit-Falle. (http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?resso<br />

rt=sp&dig=2008/02/23/a0256&cHash=a63f675152)taz, 23. Februar 2008; abgerufen am 28. November 2008.<br />

14. Das Rattenrennen nicht mitmachen. In: Der Spiegel. Nr. 10, 1998 (online (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7834<br />

326.html)). Zitat: Nach dem Datenreport des Statistischen Bundesamtes vom vergangenen Jahr stimmen 47


Prozent aller westdeutschen Frauen der Aussage zu, es sei <strong>für</strong> alle Beteiligten besser , wenn der Mann voll im<br />

Berufsleben steht und die Frau zu Hause bleibt und sich um den Haushalt und die Kinder kümmert.<br />

15. Umfrage zur Be<strong>für</strong>wortung der klassischen Rollenverteilung in der Familie 2012. (http://de.statista.com/statistik/date<br />

n/studie/176902/umfrage/meinung-klassische-rollenverteilung-in-der-familie/)statista; abgerufen am 10. Januar<br />

2013: Im Jahr 2012 stimmten 10,4 Prozent der Befragten der Aussage Es ist <strong>für</strong> alle Beteiligten viel besser , wenn<br />

der Mann voll im Berufsleben steht und die Frau zu Hause bleibt und sich um den Haushalt und die Kinder kümmert<br />

voll zu.<br />

16. Jede zweite junge Frau wäre gerne Hausfrau, wenn der Mann genug verdient. (http://derstandard.at/130455259594<br />

4) Der Standard, 23. Mai 2011; abgerufen am 16. Juni 2013: Sehr traditionelle Vorstellungen ortet Karmasin beim<br />

Thema Teilzeit: 85 Prozent der Frauen können sich vorstellen, <strong>für</strong> eine gewisse Zeit Teilzeit zu arbeiten, um sich um<br />

die Kinder zu kümmern, bei den Männern sind es nur 31 Prozent. Ein Ausgleich zwischen Familie und Beruf ist 76<br />

Prozent der Frauen, aber nur 53 Prozent der Männer wichtiger als Karriere zu machen und viel Geld zu verdienen.<br />

Wenn der Partner gut verdient, wären 55 Prozent der jungen Frauen gerne Hausfrau. Umgekehrt könnten sich 34<br />

Prozent der jungen Männer vorstellen, einmal "Hausmann" zu sein.<br />

17. Thomas Pany: Kontakt mit der Realität.(https://www.heise.de/tp/news/Kontakt-mit-der-Realitaet-2011608.html)<br />

heise.de, 26. Mai 2011; abgerufen am 21. Januar 2012: <strong>Eine</strong> österreichische Jugendstudie bringt an den Tag, dass<br />

14-24Jährige mehrheitlich eine Familie gründen und Frauen zuhause bleiben wollen, wenn der Lebensunterhalt<br />

durch den Partner gesichert wäre<br />

18. Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft, Familie und Jugend(Hrsg.): Der neue Jugendmonitor. 4. Welle: Meinungen und<br />

Einstellungen der Jugend zur Familie. Wien 23. Mai 2011 (PDF; 984 kB (http://www.bmwfj.gv.at/Jugend/Forschung/<br />

Documents/Jugendmonitor_Mai_2011.pdf).<br />

19. Gleichstellung <strong>von</strong> Frau und Mann – Daten, Indikatoren: Teilzeitarbeit. (http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/t<br />

hemen/20/05/blank/key/erwerbstaetigkeit/teilzeitarbeit.html)Bundesamt <strong>für</strong> Statistik, 25. April 2013; abgerufen am<br />

16. Juni 2013.<br />

20. Bundesamt <strong>für</strong> Sozialversicherungen(Hrsg.): Faktenblatt Gleichstellungspolitik. Bern 18. Januar 2013 (Seite nicht<br />

mehr abrufbar (https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=<strong>Wikipedia</strong>:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.bsv.admin.ch/d<br />

okumentation/gesetzgebung/00092/03236/index.html?lang=de&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Z<br />

n4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCEdIN3f2ym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A--), Suche in Webarchiven: bsv.admin.ch (http://timetra<br />

vel.mementoweb.org/list/2010/http://www.bsv.admin.ch/dokumentation/gesetzgebung/00092/03236/index.html?lang<br />

=de&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCEdIN3f2ym162epYbg2c_JjKbNo<br />

KSn6A--) [PDF; 39 kB; abgerufen am 16. Juni 2013]).<br />

21. Die Teilzeitfalle. (http://www.sueddeutsche.de/karriere/vereinbarkeit-<strong>von</strong>-familie-und-beruf-die-teilzeitfalle-1.2640174)<br />

In: sueddeutsche.de. 10. September 2015; abgerufen am 20. September 2015.<br />

22. Mütter arbeiten immer häufiger in Teilzeit. (https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/20<br />

09/10/PD09_391_122.html)Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes Nr . 391 vom 14. Oktober 2009,<br />

abgerufen am 12. Januar 2013<br />

23. Lena Hipp, Stefan Stuth: Management und Teilzeitarbeit – Wunsch und Wirklichkeit. (https://www.wzb.eu/sites/defaul<br />

t/files/publikationen/wzbrief/wzbriefarbeit152013hippstuth.pdf)WZBrief Arbeit, 15, Mai 2013, S. 2–3 (PDF).<br />

24. Jürg Baillod: Chance Teilzeitarbeit: Argumente und Materialien <strong>für</strong> Verantwortliche, VDF Hochschulverlag, Zürich<br />

2002, ISBN 978-3-7281-2809-6, S. 115 (http://books.google.com/books?id=IQkPVpZGxL4C&pg=PA115).<br />

25. Tool-Box Teilzeit. (http://www.sta.be.ch/sta/de/index/gleichstellung/gleichstellung/familie_und_beruf/vereinbarkeitsfre<br />

undlichearbeitsbedingungen.html)Staatskanzlei des Kantons Bern;abgerufen am 21. März 2016.<br />

26. Koalitionsverhandlungen: Union und SPD <strong>für</strong> Recht auf befristete Teilzeitarbeit. (http://www.faz.net/aktuell/politik/koal<br />

itionsverhandlungen-union-und-spd-fuer-recht-auf-befristete-teilzeitarbeit-12648787.html#/elections) BRF<br />

Nachrichten, 5. November 2013;abgerufen am 19. März 2016.<br />

27. BVerfG, Beschluss vom 18. Juni 2008, Az.: 2BvL 6/07 (https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Ents<br />

cheidungen/DE/2008/06/ls20080618_2bvl000607.html)<br />

28. Antrag. Innovative Arbeitsförderung ermöglichen – Projektförderung nach § 10 SGB III zulassen. (http://dipbt.bundes<br />

tag.de/dip21/btd/16/038/1603889.pdf)In: Drucksache 16/3889. Deutscher Bundestag, 14. Dezember 2006;<br />

abgerufen am 1. November 2010(PDF; 56 kB). S. 2 (http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/16/038/1603889.pdf#page=<br />

2)<br />

29. Aktuelle Zahlen zur Verbreitung des Bundesamtes <strong>für</strong> Statistik (http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/2<br />

0/05/blank/key/erwerbstaetigkeit/teilzeitarbeit.htm)<br />

30. Info-Schrift Nr. 5 Teilzeitarbeit des Schweizerischen Kaufmännischen Verbandes (http://www.kvschweiz.ch/htm/168<br />

5/de/Infoschrift-pop-up-Teilzeit.htm)<br />

31. Seite nicht mehr abrufbar (https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=<strong>Wikipedia</strong>:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.bsv.a<br />

dmin.ch/kmu/ratgeber/00848/00851/index.html?lang=de) , Suche in Webarchiven: Bundesamt <strong>für</strong> Sozialversicherungen -<br />

2. Säule (http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://www.bsv.admin.ch/kmu/ratgeber/00848/00851/index.htm<br />

l?lang=de)<br />

32. Teilzeitarbeit aus Unternehmenssicht vgl. Bai llod (Hrsg.), 2002<br />

33. vgl. topsharing.ch (http://www.topsharing.ch/)<br />

34. vgl. teilzeitkarriere.ch (http://www.teilzeitkarriere.ch/)<br />

35. Anteil der Teilzeitbeschäftigung bei Frauen viermal so hoch wie bei Männern.(http://europa.eu/rapid/pressReleases<br />

Action.do?reference=STAT/08/158&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en) In:


Arbeitskräfteerhebung – Abstand zwischen den Beschäftigungsquoten <strong>von</strong> Männern und Frauen in der EU27<br />

verringert. Eurostat, 13. November 2008; abgerufen am 22. Januar 2012: In der EU27 hatten im Jahr 2007 30,7 %<br />

der erwerbstätigen Frauen und 6,9 % der erwerbstätigen Männer eine eilzeitbeschäftigung. T<br />

Die Anteile haben sich<br />

seit 2000 nur geringfügig geändert, damals arbeiteten 28,7 % der erwerbstätigen Frauen und 5,9 % der<br />

erwerbstätigen Männer Teilzeit.<br />

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!<br />

Abgerufen <strong>von</strong> https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Teilzeitarbeit&oldid=169422426<br />

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Transition Town<br />

Im Rahmen der Transition-Town-Bewegung (etwa „Stadt im Wandel“) gestalten seit 2006 Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen<br />

in vielen Städten und Gemeinden der Welt den geplanten Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirtschaft. Initiiert wurde die<br />

Bewegung u. a. <strong>von</strong> dem irischen Permakulturalisten Rob Hopkins und Studenten des Kinsale Further Education College in Irland.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Konzept<br />

2 Initiativen<br />

2.1 Transition-Town-Initiativen in Deutschland<br />

3 Siehe auch<br />

4 Literatur<br />

5 Weblinks<br />

5.1 Initiativen<br />

5.2 Eigendarstellungen<br />

5.3 Berichte<br />

6 Einzelnachweise<br />

Konzept<br />

Ausgehend <strong>von</strong> der Beobachtung, dass die nationale und internationale Politik nicht entsprechend auf die Herausforderungen des<br />

Klimawandels und des bevorstehenden globalen Ölfördermaximums (Peak Oil) reagiert und daher die Kommunen <strong>von</strong> sich aus mit<br />

ersten vorbereitenden Maßnahmen auf eine Zukunft knapper werdender Roh- und Treibstoffe reagieren müssen, initiieren Transition<br />

Towns Gemeinschaftsprojekte. Hierzu gehören u. a. Maßnahmen zur Verbrauchsreduktion <strong>von</strong> fossilen Energieträgern sowie zur<br />

Stärkung der Regional- und Lokalwirtschaft. <strong>Eine</strong> wichtige Rolle spielen dabei auch die Gestaltungsprinzipien der Permakultur, die<br />

es insbesondere landwirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Systemen ermöglichen sollen, ähnlich effizient und resilient zu<br />

funktionieren wie natürliche Ökosysteme.<br />

Initiativen<br />

Zu den „offiziellen“ Transition Towns gehörten im August 2011 nach eigenen Angaben über 450 Gemeinden und Städte, vor allem in<br />

der industrialisierten westlichen Welt. Die größte Anzahl <strong>von</strong> Initiativen findet sich im Vereinigten Königreich <strong>von</strong> Großbritannien,<br />

da hier die Bewegung ihren Anfang nahm. Mit Ausnahme Afrikas, wo in vielen ländlichen Gebieten die Menschen sowieso noch<br />

fossilarm und weitestgehend autark wirtschaften, gibt es jedoch auf jedem Kontinent mindestens eine lokale Initiative. Besondere<br />

Resonanz hat die Transition-Bewegung in den USA, Kanada und Australien gefunden. [1]<br />

Transition-Town-Initiativen in Deutschland<br />

In Deutschland gibt es über 100 Initiativen, die sich zum größten Teil noch in der Gründungsphase befinden. Die erste deutsche<br />

Initiative war als weltweit 107. Initiative die Transition Town Friedrichshain-Kreuzberg. Inzwischen haben weitere Initiativen<br />

offiziellen Status erlangt. [2]


Siehe auch<br />

Energiewende<br />

Einfaches Leben (Simple living), auch Freiwillige Einfachheit (Voluntary Simplicity), Minimalismus oder Downshifting<br />

genannt<br />

Sozialethik (auch: Gesellschaftsethik): Teilbereich der Ethik, der sich vorwiegend mit den gesellschaftlichen<br />

Bedingungen eines guten Lebens befasst<br />

Transition (Politikwissenschaft)<br />

Voices of Transition, Dokumentarfilm <strong>von</strong> 2011<br />

Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag <strong>für</strong> eine Große Transformation<br />

Literatur<br />

Rob Hopkins: Energiewende: das Handbuch. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-86150-882-3.<br />

Rob Hopkins: The Transition Handbook: From Oil Dependency to Local Resilience. Green Books, Totnes, De<strong>von</strong><br />

2008, ISBN 978-1-900322-18-8.<br />

Rob Hopkins: EINFACH. JETZT. MACHEN!: Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen. oekom, München<br />

2014, ISBN 978-3-86581-458-6.<br />

Weblinks<br />

Initiativen<br />

Webseite Transition-Initiativen (momentan aktivste soziale Web-Plattform zur Vernetzung aller deutschen,<br />

österreichischen und Schweizer Transition-Initiativen, -Interessenten und -Aktiven)<br />

Transition Towns WIKI; zentrale internationale Website aller Transitioner aus UK<br />

Transition-Town Wiki (deutsch); Wiki <strong>für</strong> Transition-Themen im deutschsprachigen Raum<br />

Eigendarstellungen<br />

Blog <strong>von</strong> Rob Hopkins<br />

Transition Town Bristol<br />

Energiewende-Blog; läuft langsam aus<br />

Rob Hopkins, Begründer der Transition-Town-Bewegung, über Peak Oil und die Dynamik <strong>von</strong> über 200 Transition-<br />

Town-Projekten weltweit, Kontext TV (15-minütiges Video-Interview auf Deutsch)<br />

Rob Hopkins on the transition movement(33-minütiges Interview, Audio mit Abschrift)<br />

THE ROCKY ROAD TO A REAL TRANSITION: THE TRANSITION TOWNS MOVEMENT AND WHAT IT MEANS<br />

FOR SOCIAL CHANGE(Memento vom 6. August 2009 im Internet Archive) (PDF-Datei; 2,44 MB)<br />

Videobeitrag <strong>von</strong> Evidero "Transition Town Witzenhausen – <strong>Eine</strong> Kleinstadt wappnet sich"<br />

Berichte<br />

Bericht „Transition Town: Testfall Totnes“, GEO 05/10, Mai 2010<br />

Deutschlandfunk, Das Feature, 29. November 2011, Ursula Rütten: Zukunft im Selbstversuch. Vom Leben in<br />

Transition Towns: Text als PDF (Audio leider nicht mehr verfügbar, 6. Juni 2016)<br />

Einzelnachweise<br />

1. Transition Initiatives Directory(https://transitionnetwork.org/transition-near-me/initiatives/)Alphabetisches<br />

Verzeichnis <strong>von</strong> Transition-Initiativen (engl.).<br />

2. Transition Netzwerk (http://www.transition-initiativen.de/page/aktuelle-transition-inis) Aktuelle Transition-Initiativen in<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz (D/A/CH).


Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Transition_Town&oldid=168462985“<br />

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Umsonstladen<br />

Ein Umsonstladen, auch Kost-Nix-Laden oder Schenkladen, ist ein privates, sozial oder politisch motiviertes Projekt, wo neue oder<br />

gebrauchte Gegenstände zur kostenlosen Mitnahme bereitgestellt sowie tauschfrei mitgenommen werden können.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Funktionsweise<br />

1.1 Produkte<br />

1.2 Arbeitszeit<br />

1.3 Betriebskosten<br />

1.4 Lagerkosten<br />

2 Verbreitung und Lage<br />

3 Ökonomischer Hintergrund<br />

3.1 Umsonstläden und Gratisökonomie<br />

3.2<br />

Umsonstläden als Teil <strong>von</strong> Projektgemeinschaften gegenseitiger<br />

Hilfe<br />

Umsonstladen in Freiburg<br />

4 Geschichte, Vorgänger<br />

5 Leihladen<br />

6 Siehe auch<br />

7 Literatur<br />

8 Weblinks<br />

9 Einzelnachweise<br />

Funktionsweise<br />

In einem Umsonstladen können Gegenstände, die <strong>für</strong> Besucher des Gebrauchtladens nützlich sein können, weitergegeben werden,<br />

und umgekehrt können Besucher ausgestellte Gegenstände mitnehmen. Die Mitnahme der Gegenstände ist nicht an eine Prüfung <strong>von</strong><br />

Bedürftigkeit, wie dies oft bei Tafeln und Kleiderkammern der Fall ist, gebunden. Im Gegensatz zu karitativen Einrichtungen sehen<br />

sich viele Umsonstläden und Schenkergemeinschaften meist mit politischen Zielen verbunden. [1]<br />

Produkte<br />

In die Läden sollten nur gut erhaltene gebrauchsfähige Gegenstände mitgebracht<br />

werden. Defekte Geräte könnten vorher in gegenseitiger Hilfe repariert werden. In<br />

eine Fähigkeitenliste sind dann die Nutzer eingetragen, die solche Reparaturen<br />

kostenfrei ausführen können und wollen. Immer stark gefragt sind Kleinutensilien<br />

wie Geschirr, Besteck, Romane und Sachbücher (zum Beispiel Lexika oder<br />

Wörterbücher), Werkzeug, Lampen, verwendbare Farben, Kosmetika, bequeme<br />

Kleidung, Schuhe, Elektrogeräte, Computer, Software, CDs und vieles mehr.<br />

Unverderbliche Lebensmittel, zum Beispiel Marmeladen, Honig und haltbare<br />

Konserven, können ebenfalls angeboten werden.<br />

Kostnix Umsonstladen in Innsbruck,<br />

Österreich


Arbeitszeit<br />

Durch die Organisationsweise ist der Zeitaufwand <strong>für</strong> die Betreiber verhältnismäßig gering. Das Annehmen und Einräumen der<br />

Dinge kann auf einige Umsonstladen-Aktive verteilt werden. Häufig werden die Nutzer daran beteiligt. Ein Zahlungs vorgang entfällt<br />

und man kann – solange es keine Mitnahmebegrenzung gibt – gar nichts „klauen“. Zudem lassen sich die Gegenstände gratis<br />

ausleihen bzw. testen, da sie jederzeit wieder zurückgebracht werden können. Diese Möglichkeit wird insbesondere bei Kleidung und<br />

Büchern oft genutzt.<br />

Betriebskosten<br />

Einige Läden erbitten <strong>von</strong> den Nutzern Spenden <strong>für</strong> Betriebskosten, es muss jedoch im Gegensatz zu Recyclingkaufhäusern und<br />

Abfallbörsen nicht <strong>für</strong> einzelne Gegenstände gezahlt werden. Anders als bei Tauschringen findet auch keine Verrechnung statt. In<br />

einigen Läden gibt es allerdings Einschränkungen dieses Prinzips. Es wird zum Beispiel häufig ein Limit <strong>von</strong> Gegenständen gesetzt,<br />

die eine Person an einem Öffnungstag mitnehmen darf. Damit soll insbesondere verhindert werden, dass Kleidung säckeweise<br />

mitgenommen wird, um sie auf dem nächsten Flohmarkt zu verkaufen.<br />

Lagerkosten<br />

Größere und schwer transportable Gegenstände (wie Möbel, Zweiräder, Maschinen, Kühlschränke oder Autos) können sich die<br />

Nutzer mittels an einem Schwarzen Brett angebrachten Zetteln selbst vermitteln – in Einzelfällen auch gegenseitige Hilfsleistungen.<br />

Falls die Nutzer mitgebrachte Gegenstände endgültig aus dem monetären Kreislauf herausziehen wollen, bietet es sich an, die Dinge<br />

mit einem entsprechenden Stempel zu versehen (bei Büchern erschwert dies den Weiterverkauf in Antiquariaten).<br />

Produkte wie alte Romane, veraltete Elektronik oder unmodische Kleidung, die mehr gebracht als mitgenommen werden, sammeln<br />

sich oft im Laden an. Mit solchen „Ladenhütern“ wird unterschiedlich umgegangen. Teilweise wird dazu aufgefordert, bestimmte<br />

Dinge weniger abzuliefern, manchmal gibt es „Annahmestopps“, oder es werden solche Gegenstände auf andere Art<br />

weiterverwendet, etwa durch Übergabe an Kleiderkammern. Manche Umsonstläden veranstalten auch öffentliche Modenschauen mit<br />

solchen Ladenhütern (z. B. in der Innenstadt).<br />

Verbreitung und Lage<br />

Im Dezember 2014 gab es im deutschsprachigen Raum mindestens 83<br />

Umsonstläden, vorwiegend in größeren Städten, aber auch in einigen Orten unter<br />

10.000 Einwohnern. Die Umsonstläden sind örtlich gebundene Projekte, darin<br />

unterscheiden sie sich <strong>von</strong> netzbasierten Gratisprojekten wie zum Beispiel freecycle,<br />

bei denen über das Internet Güter angeboten und dann versendet oder abgeholt<br />

werden.<br />

Angestrebt wird wie bei vielen Einzelhandelsgeschäften eine zentrale,<br />

verkehrsgünstige Lage. In einigen Fällen werden <strong>von</strong> städtischen sozialen Zentren<br />

Räume zur Verfügung gestellt. Es wird aber auch einfach eine leerstehende Garage<br />

mit Regalen oder ein entsprechender Keller genutzt. Vorteilhaft ist es<br />

erfahrungsgemäß, wenn ein Teil der Mitwirkenden in der Nähe des Ladens wohnt –<br />

Freebox in Berlin<br />

etwa wenn eine Wohngemeinschaft Träger des Projektes ist. Umsonstläden sind insbesondere in Deutschland und Österreich sowie<br />

in den Niederlanden verbreitet. [2]<br />

In vielen sozialen Projekten und Wohnhäusern sind Freeboxes aufgestellt, die nach demselben Prinzip funktionieren wie ein<br />

Umsonstladen, aber k<strong>einen</strong> ganzen Raum einnehmen, sondern nur aus einem Regal oder ähnlichem Möbel bestehen. [3][4]<br />

2011 kamen in Berlin die ersten Giveboxes [5] als offene, überdachte Häuschen auf, die beispielsweise (Bonn) durch private Initiative<br />

und durch Crowdfunding und Spenden finanziert auf <strong>von</strong> kirchlichen Einrichtungen zur Verfügung gestelltem Grund stehen [6][7] .


Ökonomischer Hintergrund<br />

Viele Betreiber <strong>von</strong> Umsonstläden betonen, dass es ihnen nicht um Warentausch ginge,<br />

sondern um das freie Geben und Nehmen. Das Ziel bestehe darin, eine Möglichkeit <strong>für</strong> den<br />

Erwerb, die Nutzung und die Weitergabe <strong>von</strong> Gütern außerhalb des kapitalistischen<br />

Warensystems zu bieten. Von den Be<strong>für</strong>wortern der Projekte wird damit oft die Vision einer<br />

geldfreien Umsonstökonomie verbunden.<br />

Umsonstläden und Gratisökonomie<br />

Umsonstläden werden <strong>von</strong> ihren Betreibergruppen verschiedene Zielsetzungen<br />

zugeschrieben: [8]<br />

als praktische Kapitalismuskritik (Konkrete Utopie),<br />

Givebox Siegen<br />

als Projekt einer <strong>nachhaltigen</strong>, umweltschonenden Abfallvermeidung, oder<br />

als Ausübung einer christlichen, karitativen Sozialethik.<br />

Die Umsonstläden sollen zudem <strong>einen</strong> Beitrag zur <strong>nachhaltigen</strong> Entwicklung leisten, indem Ressourcen geschont werden und<br />

Menschen ohne großes Einkommen die Chance erhalten, Güter ohne Geld zu erwerben. Für diesen Ansatz wurde der Umsonstladen<br />

des Arbeitskreises Lokale Ökonomie in Hamburg-Altona im Jahre 2004 mit dem Altonaer Nachhaltigkeits preis durch die<br />

Bezirksversammlung Altona ausgezeichnet.<br />

Umsonstläden als Teil <strong>von</strong> Projektgemeinschaften gegenseitiger Hilfe<br />

Ausgehend vom im März 1999 gegründeten Hamburger Umsonstladen [2] gibt es<br />

den Versuch, Umsonstläden als Teilprojekt einer Gemeinschaft gegenseitiger Hilfe<br />

weiterzuentwickeln. Wer in einem der Projekte aktiv ist und sich an den nötigen<br />

Absprachen (Kooperation) beteiligt, kann alle Ressourcen der Projektgemeinschaft<br />

nutzen. Der Umsonstladen soll Bestandteil einer gemeinschaftlich organisierten<br />

Struktur werden, mit deren Hilfe die Abhängigkeit <strong>von</strong> Erwerbsarbeit so weit wie<br />

möglich reduziert werden soll. Zum Hamburger Projekte-Verbund gehören bisher –<br />

Givebox am Wohnzimmer<br />

neben dem Umsonstladen als Kernaktivität – ein Kleinmöbellager, ein Alsenstraße in Bochum<br />

Bildungsprojekt (die „Freie Uni Hamburg“), eine Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt, eine<br />

Stadtteil-Reparatur-Werkstatt, eine Theoriegruppe, eine Textilgruppe und ein paar<br />

Ein-Personen-Projekte. Für die Aktiven in den Projekten sind sämtliche<br />

Dienstleistungen und Dinge aus allen Projekten kostenlos. Anderen Nutzern werden<br />

sie gegen eine Aufwandsspende zur Deckung der Kosten, die deutlich unter den<br />

Marktpreisen liegt, zur Verfügung gestellt. Über die weitere Aneignung <strong>von</strong><br />

Fähigkeiten soll allmählich eine Produktion <strong>für</strong> den Selbstbedarf der<br />

Projektgemeinschaft entwickelt werden. <strong>Eine</strong> praktische Verbindung mit Kommunen<br />

und Projekten nicht-kommerzieller Landwirtschaft wird angestrebt. Auch in anderen<br />

Umsonstläden wird über dieses und ähnliche Modelle diskutiert.<br />

Alsengarten hinter dem Wohnzimmer<br />

Alsenstraße in Bochum<br />

An der TU Berlin gründeten Studierende im Frühjahr 2009 <strong>einen</strong> Umsonstladen auf<br />

dem Campus der Universität, direkt neben der studentischen Fahrradwerkstatt<br />

Unirad. Die Gründer sind in mehreren studentischen Projekten aktiv und hoffen, durch den Umsonstladen Nachhaltigkeit und<br />

Solidarwirtschaft campusweit zu fördern. [9]<br />

Geschichte, Vorgänger


Die Diggers waren Ende der 1960er Jahre eine Aktionsgruppe mit politisch-künstlerischen Hintergrund im Haight-Ashbury District<br />

in San Francisco. Ob ihrer anarchistischen Geldkritik betrieben sie <strong>von</strong> 1966 bis 1968 u. a. einige „Free Stores“. <strong>Eine</strong>n in der 1762<br />

Page Street, <strong>einen</strong> zweiten in der 520 Frederick Street sowie <strong>einen</strong> dritten in der Cole Street mit dem Namen „The Trip Without A<br />

Ticket“. Zusätzlich verteilten sie täglich „free food“ in Berkeleys Civic Center Park. Dort veranstalteten sie ebenfalls kostenlose<br />

Konzerte und Theateraufführungen und betrieben eine „free bakery“, die „Haight-Ashbury Free Medical Clinic“ in der 588 Clayton<br />

Street. Des Weiteren <strong>einen</strong> „Free Print Shop“. Auch in anderen Städten gab es Free Stores der Diggers. Beispielsweise in New York<br />

in der 264 East Tenth Street (Lower East Side). Diesen Vorbild folgend gab es in dem Ort Cotati in Kalifornien <strong>einen</strong> Freestore vom<br />

Ende der 60er Jahre bis 1983.<br />

In Melbourne (Australien) gab es <strong>von</strong> 1971 bis 1972 in der 42 Smith Street, im Stadtteil Collingwood <strong>einen</strong> <strong>von</strong> Anarchisten<br />

betriebenen Free Store, den „Collingwood Freestore“.<br />

In Deutschland wurde die Idee 1999 <strong>von</strong> Hilmar Kunath in Hambur g aufgegriffen. [10][11]<br />

Leihladen<br />

<strong>Eine</strong> Sonderform des Umsonstladens ist der Leihladen. In einem Leihladen werden ebenfalls Privatgegenstände unentgeltlich zur<br />

Verfügung gestellt, diese werden jedoch nicht verschenkt, sondern verliehen. [12] Nach Ablauf einer bestimmten Frist wird der<br />

entliehene Gegenstand in den Leihladen zurückgebracht. So können Gegenstände, die <strong>von</strong> Einzelpersonen selten bzw. nur zu<br />

besonderen Anlässen oder Jahreszeiten genutzt werden, einem größeren Nutzerkreis zugänglich gemacht werden. [13][14] Leihläden<br />

bestehen unter anderem in Berlin [15] , Graz [16] , Heidelberg [17] , Innsbruck [18] , Leipzig [19] und Wien. [20]<br />

Siehe auch<br />

Repair Café<br />

Literatur<br />

Hanna Kunas: Schenken als ökonomisches Handeln. <strong>Eine</strong> Analyse <strong>von</strong> Umsonstläden in Deutschland , Köln 2010,<br />

Online (pdf, 191 kb)<br />

Weblinks<br />

Commons: Umsonstläden – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

„Spielregeln“ - Vorschlag <strong>für</strong> Umsonstläden<br />

portal: lokale ökonomie<br />

Kostnix-Läden in Österreich<br />

<strong>Eine</strong> Adressenliste <strong>von</strong> Umsonstläden in Deutschland, Österreich und den Niederlanden, auch weitere Informationen<br />

Selbstkritik <strong>von</strong> Aktiven eines Umsonstladens(PDF-Datei; 489 kB)<br />

Umsonstläden auf alles-und-umsonst.de- eine Liste aktiver Umsonstläden<br />

Einzelnachweise<br />

1. Jürgen Klute, Sandra Kotlenga: Sozial- und Arbeitsmarktpolitik nach Hartz: fünf Jahre Hartzreformen.<br />

Bestandsaufnahme - Analysen - Perspektiven, 2008, ISBN 3-940344-33-8, S. 249, online (http://books.google.de/bo<br />

oks?hl=de&lr=&id=wr-VqcRAXQEC&oi=fnd&pg=PA243&dq=Umsonstladen&ots=m2hcfTQuKf&sig=EpS85Kwed5Ge<br />

XTf17lZu95F5iF4#v=onepage&q=Läden&f=false) .<br />

2. <strong>Eine</strong> Selbstkritik der Umsonstläden - Rückblick und Ausblick.(http://www.coforum.de/?78) Abgerufen am<br />

27. September 2009.<br />

3. http://www.neues-deutschland.de/artikel/240024.umsonstlaeden-einfach-zum-mitnehmen.html<br />

4. http://www.taz.de/!84357/<br />

5. Tagesspiegel, Berlin vom 3. September 2011(http://www.tagesspiegel.de/berlin/geschenkt-givebox-projekt-schenke<br />

n-ist-das-neue-shoppen/4571686.html)


6. Julia Bauer: Die Bonnbox in den Medien.(https://bonnbox.jimdo.com/medienecho/)17. Mai 2017; abgerufen am<br />

24. Juni 2017.<br />

7. Stefan Knopp: Weitergeben statt wegwerfen.Im Bonner General-Anzeiger, Seite 21, 22. Juni 2017,<br />

8. Weitere Umsonstläden. (http://www.ak-loek.de/Umsonstladen/WeitereUmsonstlaeden) Arbeitskreis lokale<br />

Ökonomie; abgerufen am 27. September 2009.<br />

9. Studentenkonzept: Umsonstladen(http://service.zitty.de/magazin-berlin/43053/) Artikel im Berliner Stadtmagazin<br />

zitty vom 25. Mai 2009<br />

10. Was nix kostet ist auch nix wert? - Erfahrungen aus dem Umsonstladen - Hamburg (Altona)(http://www.ak-loek.de/U<br />

msonstladen/KurzberichtAusDemUmsonstladenAltona)auf der Website Arbeitskreis Lokale Ökonomie Hamburg,<br />

abgerufen 11. Juni 2014<br />

11. Umsonstläden liegen im Trend (http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1036923/) Meldung der dapd auf der<br />

Website der Märkischen Onlinezeitung, abgerufen am 11. Juni 2014<br />

12. Sueddeutsche.de: Leihen statt neu kaufen – der Leihladen in Berlin(http://www.sueddeutsche.de/panorama/leihen-s<br />

tatt-neu-kaufen-der-leihladen-in-berlin-1.1485463) , Video vom 2. Oktober 2012, dapd, 1:27 min.<br />

13. Lukas Dubro: Leihladen Leila, in: taz, 29. Mai 2012, S. 27. (pdf; 229 kB)(http://www.leila-berlin.de/fileadmin/pdf/taz_<br />

S27-plan2-bln-02.ebook.pdf)<br />

14. Camilla Hildebrandt: Das Leila-Prinzip, dradio, 28. Juni 2012. (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/corso/1797154/)<br />

15. Website des Leihladens Leila in Berlin (http://www.leila-berlin.de)<br />

16. AllerLEIHLaden (http://www.allerleihladen.at)<br />

17. Leila – Leihladen Heidelberg(http://transition-heidelberg.org/?page_id=1537)<br />

18. Eva Schwienbacher: Heckenschere zu verleihen(https://www.6020online.at/ausgaben/feber-2016/heckenschere-zuverleihen/),<br />

in: 6020 Stadtmagazin.<br />

19. Leila Leipzig (http://leila-leipzig.de/)<br />

20. Elisabeth Mittendorfer: Erster Wiener Leihladen: <strong>Eine</strong> Bibliothek <strong>für</strong> Dinge. (http://derstandard.at/1397522174685/Ers<br />

ter-Wiener-Leihladen-<strong>Eine</strong>-Bibliothek-fuer-Dinge)in: Der Standard, 6. Mai 2014.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Umsonstladen&oldid=167565824 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 25. Juli 2017 um 08:04 Uhr bearbeitet.<br />

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Upcycling<br />

Beim Upcycling (englisch up nach oben und recycling Wiederverwertung) werden Abfallprodukte oder (scheinbar) nutzlose<br />

Stoffe in neuwertige Produkte umgewandelt. Im Gegensatz zum Downcycling kommt es bei dieser Form des Recyclings zu einer<br />

stofflichen Aufwertung. Die Wiederverwertung <strong>von</strong> bereits vorhandenem Material reduziert die Verwendung <strong>von</strong> Rohstoffen.<br />

Erstmalige Erwähnung findet der Begriff 1994 in einem Artikel in der britischen Zeitschrift Salvo [1] , in dem der Ingenieur Reiner<br />

Pilz <strong>von</strong> der Burgdorfer [2] Pilz GmbH mit seiner Kritik an der Abfallrahmenrichtlinie und der Praxis beim Baustoffrecycling zitiert<br />

wird:<br />

‚Recycling‘, he said, ‚I call it down-cycling. They smash bricks, they smash everything. What we need is upcycling<br />

where old products are given more value, not less.‘<br />

‚Recycling‘, sagte er, ‚ich nenne es Down-cycling. Sie schlagen Steine kaputt, sie schlagen alles kaputt. Was wir<br />

brauchen, ist Up-cycling, bei dem alte Produkte <strong>einen</strong> höheren Wert erhalten, k<strong>einen</strong> geringeren.‘<br />

Durch den Schwund der natürlichen Ressourcen und durch gesellschaftlichen Wandel gewinnt Upcycling an Bedeutung,<br />

Kosteneinsparungen und neue Vermarktungsmöglichkeiten sind weitere Vorteile. [3]<br />

In ärmeren Gesellschaften wird Upcycling überdurchschnittlich häufig angewendet: In vielen Entwicklungsländern sind zum Beispiel<br />

Flechttechniken verbreitet, mit denen sich aus alten Gummi- und Plastikprodukten neue Produkte fertigen lassen: so werden z. B. aus<br />

alten Autoreifen Sohlen <strong>für</strong> Flip-Flops.<br />

Einzelnachweise<br />

1. Thornton Kay: Salvo in Germany (http://www.salvoweb.com/files/sal<strong>von</strong>ews/sn99v3.pdf#page=11). Salvo Monthly<br />

No 23, Oktober 1994, S. 11–14 (Zitat: S. 14), abgerufen am 3. November 2012<br />

2. Thornton Kay: Salvo in Germany (http://www.salvoweb.com/files/sal<strong>von</strong>ews/sn99v3.pdf#page=14). Salvo Monthly<br />

No 23, Oktober 1994, S. 14<br />

3. Belinda Goldsmith: Trash or treasure? Upcycling becomes growing green trend (http://www.reuters.com/article/2009/<br />

09/30/us-trends-upcycling-life-idUSTRE58T3HX20090930) . Reuters, 30. September 2009, abgerufen am 3.<br />

November 2012<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Upcycling&oldid=171500318 “<br />

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Urbaner Gartenbau<br />

Urbaner Gartenbau, auch Urban Gardening, ist die meist kleinräumige,<br />

gärtnerische Nutzung städtischer Flächen innerhalb <strong>von</strong> Siedlungsgebieten<br />

oder in deren direktem Umfeld. Die nachhaltige Bewirtschaftung der<br />

gärtnerischen Kulturen, die umweltschonende Produktion und ein bewusster<br />

Konsum der landwirtschaftlichen Erzeugnisse stehen im Vordergrund. [1]<br />

Städtischer Gartenbau ist eine Sonderform des Gartenbaus. Sie gewinnt<br />

aufgrund des urbanen Bevölkerungswachstums bei gleichzeitiger Reduktion<br />

landwirtschaftlicher Anbauflächen als Folge des Klimawandels oder durch<br />

Flucht aus ländlichen Bürgerkriegsregionen in sichere Städte [2] auch <strong>für</strong> die<br />

Armutsbekämpfung an Bedeutung.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

„Zwiebeln, Grünkohl und Hopfen“ –<br />

Hochbeet-Projekt auf dem Hanseatenhof in<br />

der Bremer Innen stadt, 2017<br />

1 Funktionen<br />

2 Geschichte<br />

3 Beispiele <strong>für</strong> zeitgenössischen städtischen Gartenbau<br />

4 Formen<br />

5 Literatur<br />

6 Film<br />

7 Weblinks<br />

8 Einzelnachweise<br />

Funktionen<br />

Städtischer Gartenbau erlebt in den letzten Jahren wachsendes Interesse aufgrund folgender Aspekte:<br />

Durch lokale Nahrungsmittelherstellung und ortsnahen Konsum können ransportwege T<br />

(und somit den Ausstoß <strong>von</strong><br />

Kohlendioxid) verringert werden. [3] Insbesondere durch den Einsatz <strong>von</strong> Gewächshäusern können die Erträge auf<br />

begrenzten Anbauflächen optimiert und Energie eingespart werden. [4]<br />

Integration <strong>von</strong> Landwirtschaft und städtischer Lebensweise in die natürlichen Stof fkreisläufe durch lokales<br />

Recycling <strong>von</strong> kompostierbaren Abfällen und Abwässern [5]<br />

Das steigende Interesse an lokaler Nahrungsmittelproduktion fügt sich ein in die generelle soziale Bewegung, die<br />

sich um das Wissen, Aufwerten oder Erhalten lokaler Spezialitäten gruppiert (z.B. Slow Food).<br />

Es steigt der Bedarf an Nahrungsmitteln, die umweltverträglich und sozial gerecht produziert werden, was häufig<br />

durch Eigenproduktion oder lokalen Erwerb zu erreichen versucht wird. [6]<br />

In armen Ländern erhalten Bewohner <strong>von</strong> Städten Möglichkeiten zur Subsistenzwirtschaft. Solche Projekte werden<br />

<strong>von</strong> internationalen Organisationen unterstützt. [7][2]<br />

Überbrückung <strong>von</strong> Engpässen in der Versorgung städtischen Raums mit Lebensmitteln.<br />

Neben der (Teil-)Versorgung mit lokal angebauten Produkten hat das Gärtnern in der Stadt noch weitere Effekte: Verbesserung des<br />

städtischen Mikroklimas, Beitrag zur Artenvielfalt, nachhaltige Stadtentwicklung sowie Bildung und Sensibilisierung <strong>für</strong> nachhaltige<br />

<strong>Lebensstil</strong>e. Beim Gärtnern entstehen Begegnung, Gemeinschaft und Engagement <strong>für</strong> den Stadtteil.


Geschichte<br />

Städtischer Gartenbau wird betrieben, seit es Städte gibt. Wegen der geringen Haltbarkeit<br />

vieler Lebensmitteln war es bis zu der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzenden<br />

Verbesserung <strong>von</strong> Transportmöglichkeiten nicht möglich, diese weit zu transportieren. Städte<br />

wiesen deswegen in der Regel Viertel auf, in denen frisches Obst und Gemüse produziert<br />

wurden (Marktgärten). Der deutsche Landbesitzer und Wirtschaftsgeografen Johann Heinrich<br />

<strong>von</strong> Thünen entwickelte im 19. Jahrhundert ein Landnutzungsmodell (die sogenannten<br />

Thünensche Ringe), das die Nachfrage der Stadtbevölkerung und die Transportkosten und -<br />

möglichkeiten gewichtete. <strong>Eine</strong> rational handelnde Bevölkerung baute in unmittelbarer Nähe<br />

der Städte schnell verderbliche Lebensmittel an, die auf den Märkten der Stadt hohe Preise<br />

erzielen konnte. Je transportfähiger ein Lebensmittel war, desto weiter entfernt wurde es <strong>von</strong><br />

den Absatzmärkten angebaut. [8]<br />

Idealschema der Anordnung<br />

der Land nutzungs zonen im<br />

Thünen’schen Modell<br />

<strong>Eine</strong> Reihe <strong>von</strong> schnell verderblichen Lebensmitteln traf auf so hohe Nachfrage, dass der<br />

Anbau trotz des knappen und teuren Raums in den Städten stattfand. In Paris befanden sich<br />

beispielsweise in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Stadtgärten im Bezirk Le Marais, der<br />

heute dem 3. und 4. Arrondissement entspricht. [9] Geschätzte 8.500 selbständige Gärtner<br />

bauten auf etwa 1400 Hektar, ein Sechstel der Stadtfläche <strong>von</strong> Paris, Obst und Gemüse an.<br />

Der jährliche Ertrag wird auf 100.000 Tonnen geschätzt. [10] Die Abhängigkeit der<br />

Stadtbevölkerung wurde auch während Kriegszeiten thematisiert. In den Vereinigten Staaten<br />

<strong>von</strong> Amerika, Kanada, Großbritannien und Deutschland wurde die Bevölkerung aufgefordert,<br />

jede verfügbare Fläche <strong>für</strong> den Anbau <strong>von</strong> Lebensmitteln zu nutzen ("Dig for Victory"). Im<br />

englischsprachigen Raum nannte man diese Form des Gartenbaus Victory Gardens.<br />

In der heutigen Zeit wird dem städtischen Gartenbaus erneut höhere Aufmerksamkeit zuteil.<br />

Der Lagerbestand <strong>von</strong> Supermärkten ist, insbesondere bei verderblichen Waren, auf <strong>einen</strong><br />

Verkauf innerhalb <strong>von</strong> drei Tagen ausgerichtet. [11] Die Blockade <strong>von</strong> Transportwegen<br />

während eines Streiks britischer Lastwagenfahrern und Landwirten im Jahr 2000 und Naturkatastrophen wie der Hurrikan Katrina im<br />

Jahr 2005 haben gezeigt, dass es in Großstädten nach drei Tagen zu massiven Versorgungsengpässen kommt, wenn diese vom<br />

Umland abgeschnitten sind. [12] Ewen Cameron, Baron Cameron of Dillington, der Leiter einer Kommission, die im Auftrag der<br />

britischen Regierung die Versorgungslage <strong>von</strong> britischen Städten untersuchte, umschrieb 2007 die störanfällige Versorgungslage mit<br />

nine meals from anarchy (neun Mahlzeiten bis zur Anarchie). [13]<br />

An der Humboldt-Universität zu Berlin wurde an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät im Institut <strong>für</strong><br />

Gartenbauwissenschaften im Januar 2003 die erste Professur <strong>für</strong> Urbanen Gartenbau (seit 2009 Urbane Ökophysiologie der Pflanzen)<br />

in Deutschland eingerichtet. [14] In Bamberg soll das vom Bund geförderte Modellprojekt Urbaner Gartenbau die bestehenden<br />

Strukturen innerhalb der Stadt stärken und als Vorbild <strong>für</strong> zukünftige Projekte dienen.<br />

Beispiele <strong>für</strong> zeitgenössischen städtischen Gartenbau<br />

Städtischer Gartenbau kann störanfällige Versorgungslagen <strong>von</strong> Städten verbessern:<br />

US-amerikanisches Werbe ‐<br />

plakat aus der Zeit des<br />

Zweiten Welt kriegs, das <strong>für</strong><br />

sogenannte Victory Gardens<br />

wirbt.<br />

In Moskau und St. Petersburg, beides Städte, in der die Bevölkerung immer wieder schlechte ersorgung V mit<br />

Lebensmitteln durchlebt, bauen 65 respektive 50 Prozent der Stadtbevölkerung <strong>einen</strong> eil T ihrer Nahrungsmittel<br />

selbst an. [15]<br />

In Kuba führte der Zusammenbruch der Sowjetunion, dem bis dahin wichtigsten Handelspartner , zu weitreichenden<br />

Versorgungsproblemen. Bis dahin war Kuba in der Lage, durch den Verkauf <strong>von</strong> Zucker an die Sowjetunion zu<br />

Preisen, die über dem Weltmarktniveau lagen, den Import <strong>von</strong> zwei Drittel der benötigten Lebensmittel, den<br />

gesamten Ölbedarf und 80 Prozent seiner landwirtschaftlichen Maschinen zu finanzieren. [16] In Kuba wurde die<br />

Versorgung der Bevölkerung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion <strong>von</strong> großen, auf den Einsatz <strong>von</strong><br />

Traktoren angewiesenen Farmen auf organoponicos, kleine landwirtschaftliche Betriebe in oder am Rande <strong>von</strong><br />

Städten umgestellt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts stammten 90 % der frischen Lebensmittel, die in Havanna


verkauft wurden, aus solchen organoponicos, die weder auf große landwirtschaftliche Maschinen angewiesen sind<br />

noch <strong>einen</strong> hohen Ölbedarf haben, um ihre Produkte zum Verbraucher zu transportieren. [17]<br />

Zu den bekannteren Beispielen zeitgenössischen städtischen Gartenbaus zählen zwei Projekte im USamerikanischen<br />

Bundesstaat Kalifornien. Die später zwangsgeräumte South Central Farm wurde <strong>von</strong><br />

lateinamerikanischen Immigranten errichtet, deren verarmter Stadtteil mit Supermärkten unterversorgt war . Sie<br />

nutzten eine Stadtbrache <strong>für</strong> den Anbau frischer Lebensmittel und als sozialen reffpunkt. T Langfristig erfolgreicher<br />

war die Fairview Gardens Farmin einem Vorort <strong>von</strong> Santa Barbara, die 1997 als eines der ersten<br />

landwirtschaftlichen Anbaugebiete der USA unter Schutz gestellt wurde. [18]<br />

Salatanbau in einem<br />

städtischen Gemein ‐<br />

schafts garten (Spring‐<br />

field Park, Clapton, North<br />

London)<br />

Im Inselgarten (2016) auf<br />

der Roten Insel in Berlin-<br />

Schöneberg werden die<br />

Hoch beete mehrsprachig<br />

ausgezeichnet. Das<br />

Gemeinschafts projekt<br />

soll Integration<br />

unterstützen.<br />

Mobiler Gemein schafts ‐<br />

garten mit typischem<br />

Hoch beet<br />

umgebauten Paletten.<br />

aus<br />

Hochbeet-Projekt auf<br />

dem Hanseatenhof in der<br />

Bremer Innenstadt, 2017<br />

Von Einzelpersonen<br />

betreute Grünfläche im<br />

öffentlichen Raum in<br />

Wien<br />

Formen<br />

Gemeinschaftsgarten (Community Gardens)<br />

Guerilla Gardening<br />

Interkulturelle Gärten<br />

Kleingarten (Schrebergärten)<br />

Dachgarten<br />

Permakultur<br />

Vertikale Landwirtschaft<br />

Aquaponik<br />

Literatur


Jennifer Cockrall-King: Food and the City – Urban Agriculture and the New Food Revolution. Prometheus Books,<br />

New York 2012, ISBN 978-1-61614-459-3.<br />

Frank Lohrberg: Stadtnahe Landwirtschaft in der Stadt- und Freiraumplanung = Ideengeschichte, Kategorisierung<br />

<strong>von</strong> Konzepten und Hinweise <strong>für</strong> die künftige PlanungStuttgart, Fakultät Architektur und Stadtplanung, Institut <strong>für</strong><br />

Landschaftsplanung und Ökologie, 2001, DNB 962773948 (Dissertation Universität Stuttgart, 2001, 203 Seiten<br />

online 2 PDF-Dateien, kostenfrei, 203 Seiten, 8,94 MB).<br />

Christa Müller (Hrsg.): Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt . Oekom, München 2011, ISBN<br />

978-3-86581-244-5.<br />

Martin Rasper: Vom Gärtnern in der Stadt. Die neue Landlust zwischen Beton und AsphaltOekom, München 2012,<br />

ISBN 978-3-86581-183-7.<br />

Carolyn Steel: Hungry City – How Food Shapes Our Lives. Vintage Books, London 2013, ISBN 978-1-446-49609-1<br />

(englisch).<br />

Philipp Stierand: Stadt und Lebensmittel. Die Bedeutung des städtischen Ernährungssystems <strong>für</strong> die<br />

Stadtentwicklung. Dissertation an der TU Dortmund, Dortmund 2008, abgerufen am 18. Juni 2012 (PDF 4,0 MB).<br />

Philipp Stierand: Speiseräume. Die Ernährungswende beginnt in der Stadt.Oekom, München 2014, ISBN 978-3-<br />

86581-670-2.<br />

Film<br />

2008: The Garden, oscar-nominierter Dokumentarfilm über den South Central Park<br />

Weblinks<br />

Commons: Urban agriculture – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern, Videos und Audiodateien<br />

stadtacker.net – Bundesweite Datenbank über Projekte und Ansprechpartner sowie Links zu Detailinformationen<br />

Periurban Vegetable Project, Xavier University, Philippines<br />

Stadt Bamberg, Projektbeschreibung Modellprojekt<br />

Urban Gardening – zwischen privat und öf fentlich orf.at<br />

enorm (Zeitschrift) 2/2014: Raus in die Stadt (Titel) – ein Bericht <strong>von</strong> Constantin Wißmann<br />

Seite nicht mehr abrufbar; Suche in Webarchiven: Das Projekt „Urban Farmers“im Basler Industriequartier Dreispitz.<br />

Urban Farmes UF, Basel / Berlin / Zürich – abgerufen am 29. Juli 2014<br />

Einzelnachweise<br />

1. Christian Ulrichs: Urban Horticulture – eine junge Wissenschaft: VDL-Journal, Magazin <strong>für</strong> Agrar , Ernährung,<br />

Umwelt. 2006, 3 (56): S. 12–13<br />

2. City Farming. Urban Gardening in Monrovia, Liberia.Film <strong>von</strong> Roland Brockmann. Welthungerhilfe, 2012, online (htt<br />

ps://www.youtube.com/watch?v=s2ln9stAtTU), abgerufen am 15. August 2012<br />

3. Brian Halweil, Thomas Prugh: Home grown: the case for local food in a global market(https://books.google.de/book<br />

s?hl=de&lr=&id=9cef41L_nVEC&oi=fnd&pg=PT3&dq=local+food+co2&ots=eOPKdj3F5J&sig=N18TM1elHaPEq1Ax<br />

Uv8J4k99It8&redir_esc=y#v=onepage&q=local%20food%20co2&f=false) , 2002<br />

4. Katsumi Ohyama, Michiko Takagaki, Hidefumi Kurasaka: Urban horticulture: its significance to environmental<br />

conservation. In: Sustainability Science 3, 2008, S. 241–247.<br />

5. M. N. Rojas-Valencia, M. T. de Orta Velasquez, Victor Franco: Urban agriculture, using sustainable practices that<br />

involve the reuse of wastewater and solid waste. In: Agricultural Water Management 98, 2011, S. 1388–1394.<br />

6. Michael Nairn, Domenic Vitello: Lush Lots. Everyday Urban Agriculture. Harvard Publications, 2010.<br />

7. FAO: Growing greener cities.Projekte der FAO, (http://www.fao.org/ag/agp/greenercities/en/projects/index.html)<br />

online, abgerufen am 15. August 2012.<br />

8. Carol Steel: Hungry City – How Food shapes our Lives, Pos. 1306<br />

9. Jennifer Cockrall-King: Food and the City – Urban Agriculture and the New Food Revolution , S. 82<br />

10. Jennifer Cockrall-King: Food and the City – Urban Agriculture and the New Food Revolution , S. 83.<br />

11. Jennifer Cockrall-King: Food and the City – Urban Agriculture and the New Food Revolution , S. 30.<br />

12. Jennifer Cockrall-King: Food and the City – Urban Agriculture and the New Food Revolution , S. 31.<br />

13. Jennifer Cockrall-King: Food and the City – Urban Agriculture and the New Food Revolution , S. 29.<br />

14. Fachgebiet Urbane Ökophysiologie der Pflanzen an der HU zu Berlin(https://www.agrar.hu-berlin.de/de/institut/depa<br />

rtments/dntw/oekophysiologie)<br />

15. Jennifer Cockrall-King: Food and the City – Urban Agriculture and the New Food Revolution , S. 107.


16. Jennifer Cockrall-King: Food and the City – Urban Agriculture and the New Food Revolution , S. 285.<br />

17. Jennifer Cockrall-King: Food and the City – Urban Agriculture and the New Food Revolution , S. 286.<br />

18. Jennifer Cockrall-King: Food and the City – Urban Agriculture and the New Food Revolution , S. 144.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Urbaner_Gartenbau&oldid=171563436 “<br />

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Vegetarismus<br />

Vegetarismus bezeichnet ursprünglich eine Ernährungs- und Lebensweise des<br />

Menschen, bei der neben Nahrungsmitteln pflanzlichen Ursprungs nur solche<br />

Produkte verzehrt bzw. benutzt werden, die vom lebenden Tier stammen. Der<br />

Vegetarismus weist in der Praxis zahlreiche Facetten der Durchführung auf. Allen<br />

vegetarischen Kostformen gemeinsam ist das Meiden <strong>von</strong> Nahrungsmitteln (und<br />

anderen Konsumgütern), die <strong>von</strong> getöteten Tieren stammen, wie Fleisch, Fisch (und<br />

Leder). Unterschiede zeigen sich bei der Einbeziehung <strong>von</strong> Lebensmitteln, die vom<br />

lebenden Tier stammen, wie Eier, Milch und Honig. [1] Im Veganismus wird auf alle<br />

Nahrungsmittel und Konsumgüter tierischen Ursprungs verzichtet.<br />

Vegetarismus beschränkt sich nicht nur auf die vegetarische Küche, sondern wird<br />

auch als Weltanschauung und alternative Lebensweise verstanden. Dabei geht es<br />

meist um ein gesteigertes Gesundheitsstreben oder um ethische Ideale. Der Anteil<br />

Vegetarische und vegane Speisen<br />

mit Tofu<br />

der Vegetarier an der Gesamtbevölkerung liegt inder westlichen Welt typischerweise im einstelligen Prozentbereich.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Begriff und Begriffsgeschichte<br />

2 Ausprägungen des Vegetarismus<br />

3 Abgrenzung zum Flexitarismus<br />

4 Motive der Vegetarier<br />

4.1 Ethische Aspekte<br />

4.2 Gesundheit<br />

4.3 Umweltverträglichkeit<br />

4.4 Welternährung<br />

4.5 Ernährung der Vorfahren des modernen Menschen<br />

4.6 Religiöse und kulturelle Einstellungen<br />

5 Gesundheitliche Aspekte<br />

5.1 Studien<br />

5.2 Meinungen und Empfehlungen<br />

5.2.1 Deutschland<br />

5.2.2 Anglosphäre<br />

6 Geschichte<br />

6.1 Vorchristliche Antike<br />

6.2 Christliche Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit<br />

6.3 Entwicklung im 19. Jahrhundert<br />

6.4 Entwicklung seit dem 20. Jahrhundert<br />

7 Kennzeichnung vegetarischer Produkte<br />

8 Anzahl und Soziologie der Vegetarier<br />

8.1 Deutschland<br />

8.2 Österreich<br />

8.3 Schweiz<br />

8.4 Frankreich<br />

8.5 Großbritannien


8.6 USA<br />

8.7 Indien<br />

9 Organisationen<br />

10 Vegetarische Haustierhaltung<br />

11 Literatur<br />

12 Dokumentarfilme<br />

13 Weblinks<br />

14 Einzelnachweise<br />

Begriff und Begriffsgeschichte<br />

Die Wörter „Vegetarismus“ und „Vegetarier“ sind seit Ende des 19. Jahrhunderts bezeugte, heute allgemein gebräuchliche gekürzte<br />

Formen der zuvor üblichen Bezeichnungen „Vegetarianismus“ und „Vegetarianer“. [2] Letztere sind Übersetzungen der englischen<br />

Wörter vegetarianism und vegetarian. Das englische Wort vegetarian ist eine moderne Kunstbildung aus vegetable („pflanzlich“,<br />

„Gemüse“) [3] und -arian („eine Überzeugung haben“). [4] Ausgangspunkt ist das lateinische vegetare („ körperlich und geistig<br />

beleben“) [5] , welches sich wiederum auf vegetus („belebt, rüstig“) und vegere („munter sein“, „leben“, „lebensfroh sein“)<br />

bezieht. [6][7]<br />

Die Wortbildung vegetarian wird vom Oxford English Dictionary auf „Mitte 19. Jahrhundert“ datiert. [4] Allgemein gebräuchlich<br />

wurde vegetarian erst durch die Gründung der englischen Vegetarian Society im Jahr 1847. Hiermit beschrieben die<br />

Gründungsmitglieder der Gesellschaft Individuen, die weder Fleisch noch Geflügel oder Fisch essen. [8] Bis dahin war meist <strong>von</strong><br />

einer pflanzlichen Diät (vegetable regimen, vegetable system of diet) die Rede. Seltener sprach man <strong>von</strong> einer „pythagoreischen<br />

Diät“, da die Anhänger des antiken griechischen Philosophen Pythagoras Vegetarier waren. [9]<br />

Ausprägungen des Vegetarismus<br />

Alle Formen vegetarischer Ernährung basieren auf pflanzlichen Lebensmitteln,<br />

wobei auch Pilze und Produkte aus Bakterienkulturen akzeptiert werden. Es werden<br />

vier Formen unterschieden:<br />

1. Die ovo-lacto-vegetarische Kost [10] bezieht zusätzlich Vogel-Eier,<br />

Eiprodukte, Milch und Milchprodukte <strong>von</strong> Säugetieren ein.<br />

2. Die lacto-vegetarische Kost schließt zusätzlich nur Milch und<br />

Milchprodukte <strong>von</strong> Säugetieren ein.<br />

3. Die ovo-vegetarische Kost wird lediglich durch den Konsum <strong>von</strong> Vogel-<br />

Eiern und Ei-Produkten ergänzt.<br />

4. Die streng vegetarische bzw. vegane Kost meidet alle Lebensmittel<br />

tierischen Ursprungs, außer der menschlichen Muttermilch.<br />

Zudem unterscheiden sich die Vegetarier hinsichtlich der Konsequenz, mit der sie<br />

sich an ihre Prinzipien halten. Beispielsweise sind viele Käsesorten und klare Säfte<br />

Buddhas Delight ist ein traditionelles<br />

Gericht der chinesischen Küche<br />

nicht vegetarisch, da bei ihrer Produktion tierisches Lab beziehungsweise Gelatine verwendet werden. Das gleiche gilt <strong>für</strong> andere<br />

Schlachtnebenerzeugnisse oder etwa Schmalz in Backwaren. Nur ein Teil der Vegetarier berücksichtigt das in seinem Kauf- und<br />

Essverhalten. Ovo-Vegetarier begründen ihre Entscheidung, Eier zu essen damit, dass Haushühner Eier legen, auch wenn diese nicht<br />

befruchtet sind, und daher kein Lebewesen getötet werde, da diese Eier k<strong>einen</strong> lebendigen Or ganismus enthalten.<br />

Frutarier streben eine Ernährung mit ausschließlich pflanzlichen Produkten an, die nicht die Beschädigung der Pflanze selbst zur<br />

Folge haben. Dazu gehören etwa Obst und Nüsse als Pflanzenteile, die botanisch gesehen als Früchte oder Samen klassifiziert<br />

werden. Der Verzehr einer Karotte beispielsweise bringt die Vernichtung dieser einzelnen Pflanze mit sich und ist folglich nicht mit<br />

der frutarischen Ernährungsweise vereinbar. Bei Äpfeln treten diese Bedenken nicht auf, da die Ernte und der Verzehr eines Apfels<br />

den Apfelbaum an sich nicht verletzt.


Der Veganismus vermeidet tierische Produkte nicht nur in der Nahrung, sondern in<br />

allen Lebensbereichen, z. B. Kleidung aus Leder, Pelz, Seide oder Wolle, Schmuck<br />

aus Horn oder Elfenbein und tierische Organtransplantate oder Hormone, und kann<br />

sogar die Haustierhaltung und die Verwendung als Reit- oder Lasttiere ablehnen.<br />

Pescetarier verzichten auf Fleisch, verzehren jedoch Fisch oder Meeresfrüchte. In<br />

einigen Lexika [11] werden sie den Vegetariern im weiteren Sinn zugeordnet,<br />

Vegetarierverbände grenzen sich da<strong>von</strong> in der Regel ab und zählen Pescetarier nicht<br />

zu den Vegetariern.<br />

„Pudding-Vegetarier“ ist eine Bezeichnung <strong>für</strong> Vegetarier, welche zwar Fleisch<br />

und Fisch in ihrer Ernährung meiden, jedoch übermäßig Fertigprodukte und<br />

Süßigkeiten zu sich nehmen. Diese Ernährungsweise kann aufgrund ihres hohen<br />

Kaloriengehalts und der ungünstigen Nährstoffzusammensetzung negative Folgen<br />

<strong>für</strong> die Gesundheit haben. [12] Der Begriff Pudding-Vegetarier bezog sich in seiner<br />

Auf pflanzlicher Basis hergestellte<br />

Nahrungsmittel können<br />

Fleischspeisen nachahmen – hier<br />

Burger<br />

ursprünglichen Definition jedoch auf die britische Variante des Puddings, wie sie der schwedische Naturphilosoph Are Waerland in<br />

den 1920er Jahren bei s<strong>einen</strong> Reisen in Großbritannien als Hauptbestandteil einer vegetarischen Ernährung kennenlernte. [13]<br />

Abgrenzung zum Flexitarismus<br />

Flexitarier bezeichnen sich auch als „Teilzeit-Vegetarier“ oder „Wochenend-Vegetarier“. Der Ausdruck Flexitarismus ist ein<br />

Portmanteauwort aus den Wörtern flexibel und Vegetarismus. Allerdings gehört die Gruppe der Flexitarier eigentlich nicht zu den<br />

Vegetariern, da sie – wenn auch wenig – Fleisch verzehren. Anfang des 21. Jahrhunderts stand der Ausdruck noch <strong>für</strong> die<br />

Bezeichnung einer vegetarischen Ernährungsweise, welche den gelegentlichen Konsum <strong>von</strong> Fleisch einschloss. Inzwischen ist der<br />

Flexitarismus ein breiter zu interpretierendes Konzept; zentral ist eine bewusste Reduktion des Fleischkonsums, ohne jedoch<br />

grundsätzlich auf den Konsum <strong>von</strong> Fleisch zu verzichten. [14]<br />

Motive der Vegetarier<br />

Die Gründe <strong>für</strong> vegetarische Ernährung sind je nach Person und Kulturkreis verschieden. Ethisch argumentierende Vegetarier geben<br />

oftmals an, dass sie nicht möchten, dass ihretwegen Tiere leiden müssen und getötet werden. Auch tierrechtliche Überlegungen<br />

können eine Rolle spielen. [15] Daneben steht die gesundheitliche Motivation derjenigen Vegetarier, die ihre Ernährungsweise <strong>für</strong><br />

generell gesünder halten als die nichtvegetarische. Ein Teil der Vegetarier empfindet eine Abneigung gegen den Geschmack <strong>von</strong><br />

Fleisch. [16] Auch halten einige Vegetarier ihre Ernährungsweise <strong>für</strong> ökologisch sinnvoll, und zwar insbesondere deshalb, weil ein<br />

hoher Fleischkonsum, zu dem sie nicht beitragen wollen, eine Intensive Tierhaltung erforderlich mache. Ferner argumentieren<br />

manche, dass Tierhaltung eine inefiziente Art der Nahrungsmittelproduktion ist und angesichts <strong>von</strong> Hungersnöten in der Dritten Welt<br />

unverantwortlich sei. Sie gehen oft da<strong>von</strong> aus, dass ein genereller Verzicht auf Fleischkonsum die globale Ernährungssituation<br />

signifikant verbessern würde.<br />

In einigen Religionen beziehungsweise religiösen Richtungen bestehen zudem Prinzipien und Ernährungsregeln, die den<br />

Vegetarismus fordern (Jainismus und einzelne Richtungen des Hinduismus) oder <strong>für</strong> seine Ausbreitung günstige Voraussetzungen<br />

schaffen (Buddhismus).<br />

Ethische Aspekte<br />

Ethisch motivierte Vegetarier wollen grundsätzlich nicht, dass ihretwegen Tiere getötet werden. Oft konstituieren<br />

Tierrechtsargumente so auch gleichzeitig eine moralphilosophische Herleitung <strong>für</strong> Menschenrechte. Aufgrund der<br />

naturwissenschaftlichen Unschärfe des Artbegriffs auf der Subjektebene, könne allein aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Art<br />

niemandem ein subjektives Recht zugeschrieben oder aberkannt werden. Dieser Fehlschluss wird alspeziesistisch bezeichnet.


Im deutschsprachigen Raum waren vegetarische Strukturen in der Gründerzeit unter den Landreformern und im Zusammenhang mit<br />

biozentrischen Ideen zu finden. [17] In den Anfängen des modernen Vegetarismus spielte die prinzipielle Ablehnung des Tötens eine<br />

wichtige Rolle, wobei zunächst vor allem argumentiert wurde, es fördere im Menschen die Neigung zur Grausamkeit. [18] Im<br />

anglophonen Raum hingegen waren pathozentrisch-utilitaristische Ansätze führend und entsprechende Strukturen mehr unter elitären<br />

Strömungen der Linken wie in den Frauenbewegungen und Sufragetten verwurzelt. [19] Als eine relevante politische Kraft waren<br />

beide allenfalls sehr regional beschränkt.<br />

Die Philosophien dieser frühen Ansätze unterscheiden sich <strong>von</strong> den modernen insofern, als zum <strong>einen</strong> die Forschung um die<br />

Geisteszustände <strong>von</strong> Tieren durch neue medizinische, bildgebende Verfahren einige Erkenntnisse gewonnen hat, [20] andererseits das<br />

theoretische Umfeld der Tierrechte, die damals kaum explizit gefordert wurden, [21] <strong>einen</strong> erheblichen Wandel erfahren hat.<br />

Klassischerweise wird in Peter Singers Buch Animal Liberation [22] <strong>von</strong> 1975 eine<br />

Zäsur gesehen, in dem die Diskussion um den Veganismus eine neue Qualität<br />

gewonnen hat. Darin argumentiert er, es gebe keine moralische Rechtfertigung, das<br />

Leid eines Wesens, gleich welcher Natur es sei, nicht in Betracht zu ziehen.<br />

Spezielle „nichtmenschliche Tiere“ <strong>von</strong> diesem Gleichheitsprinzip [23]<br />

auszuschließen sei so willkürlich, wie Menschen anderer Hautfarbe, Kultur , Religion<br />

oder Geschlecht auszunehmen. [24] Helmut F. Kaplan betont die politischstrategische<br />

Funktion des Vegetarismus <strong>für</strong> die Förderung des Veganismus („Wer<br />

Veganer will, muß den Vegetarismus fördern“). Er geht nämlich unter anderem<br />

da<strong>von</strong> aus, dass eine geringere Nachfrage an Fleisch automatisch auch die<br />

Produktion <strong>von</strong> anderen tierischen Produkten weniger rentabel machen würde, da<br />

diese Produktionszweige oft in Verbindung stehen. Menschen, die bereits auf Fleisch<br />

verzichten, seien dann auch deutlich leichter <strong>für</strong> die vegane Lebensweise<br />

sensibilisierbar. [25]<br />

Peter Singer<br />

Einige Vegetarier verweisen heute in erster Linie auf die geistigen Fähigkeiten<br />

mancher Arten, die mit erheblicher Intelligenz und Leidensfähigkeit ausgestattet sind und ein komplexes Sozialverhalten zeigen. [26]<br />

Ein pathozentrischer Ansatz wird hauptsächlich <strong>von</strong> Tierschützern vertreten. Je nach Gewichtung der Relevanz einzelner<br />

herangezogener Präferenzen <strong>von</strong> Individuen kann so ein hinreichendes Argument <strong>für</strong> eine vegetarische Ernährung oder vegane<br />

Lebensweise folgen. Ein weiteres ethisches Motiv bildet das Bestreben, vermeidbares Leid, das mit der Schlachttierhaltung<br />

verbunden ist, durch Verzicht auf deren Produkte zu vermeiden. Dabei geht es um Vorgänge vor und während der Schlachtung, vor<br />

allem auch in der modernen Fleischindustrie, und um eine nicht artgerechte Tierhaltung, vor allem die Massentierhaltung, die <strong>von</strong> der<br />

starken Nachfrage nach Fleisch gestützt werde. [27] Der Philosoph Tom Regan schreibt gewissen Tieren <strong>einen</strong> inhärenten<br />

(naturgegebenen) Wert zu. [28] Martin Balluch argumentiert auch <strong>für</strong> eine angeblich naturwissenschaftliche Kontinuität <strong>von</strong><br />

Bewusstsein. Ausgehend <strong>von</strong> einer Kritik am Pathozentrismus fordert er gewisse Grundrechte, derer zugrundeliegenden Interessen<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> alle weitergehenden Interessen seien. <strong>Eine</strong> hinreichende Voraussetzung <strong>für</strong> die Grundrechte sieht er im<br />

Bewusstsein gegeben. [29][30]<br />

Gesundheit<br />

<strong>Eine</strong> Mitgliederbefragung des Vegetarierbund Deutschland(VEBU) ergab, dass der Wunsch nach einer gesünderen Ernährungsweise<br />

das <strong>von</strong> den Teilnehmern am häufigsten genannte Einzelmotiv <strong>für</strong> die Hinwendung zum Vegetarismus war. Auch die Heilung <strong>von</strong><br />

bestimmten Krankheiten stellte ein bedeutendes Motiv dar. Des Weiteren treiben die VEBU-Mitglieder mehr Sport und rauchen<br />

deutlich weniger als der Bundesdurchschnitt. [31]<br />

Umweltverträglichkeit<br />

→ Hauptartikel: Umweltverträglichkeit der Tierproduktion


<strong>Eine</strong> fleischbasierte Ernährungsweise beansprucht bei<br />

extensiver Tierhaltung mehr Land-, Energie- und<br />

Wasserressourcen als eine vegetarische. Jedoch m<strong>einen</strong><br />

manche, dass dem Menschen pflanzliche Nährstoffe aus<br />

Flächen, die <strong>für</strong> den Anbau <strong>von</strong> Nutzpflanzen ungeeignet<br />

sind, erst über den Umweg der Tierproduktion verfügbar<br />

gemacht werde. Allerdings reicht das <strong>für</strong> die Fleisch- und<br />

Milchproduktion nicht aus, es muss durch zusätzliches<br />

Futter, das reich an Energie und Eiweiß ist (Kraftfutter),<br />

ergänzt werden. [33] Hinzu kommt, dass die Viehhaltung<br />

mehr Treibhausgase emittiert als die Pflanzenproduktion.<br />

Neben der insbesondere in Südamerika durch extensive<br />

Tierhaltung hervorgerufenen Entwaldung tragen so in<br />

Treibhausgasemissionenbei der Produktion <strong>für</strong> verschiedene<br />

Ernährungstypen in England [32]<br />

Gruppe<br />

Emissionen pro Tag<br />

[kg CO 2 -Äquivalente]<br />

Hoher Fleischverzehr (≥ 100 g/d) 7,2<br />

Mittlerer Fleischverzehr (50–99 g/d) 5,6<br />

Geringer Fleischverzehr (< 50 g/d) 4,7<br />

Fischverzehr 3,9<br />

Vegetarisch 3,8<br />

Vegan 2,9<br />

erster Linie Verdauungsprodukte (Mist sowie Methan bei Wiederkäuern) zur globalen Erwärmung bei. <strong>Eine</strong>r Simulation zufolge<br />

würde der Kapitalwert der Vermeidungskosten <strong>von</strong> Treibhausgasemissionen im Zeitraum <strong>von</strong> 2000 bis 2050 unter Annahme eines<br />

kompletten globalen Fleischverzichts massiv reduziert. <strong>Eine</strong> Halbierung des Fleischkonsums allein in den Industrieländern hätte<br />

hingegen höchstens geringe Emissionsreduktion zur Folge, da die Entwicklungsländer ihren Konsum aufgrund sinkender Preise<br />

entsprechend ausweiten würden.<br />

Aus diesen Gründen wird teilweise die Forderung nach einer Besteuerung des Fleischkonsums oder der Tierhaltung und<br />

Subventionierung einer veganen Landbewirtschaftung geäußert. [34][35]<br />

Welternährung<br />

→ Hauptartikel: Bedeutung <strong>für</strong> die Welternährung<br />

Auf Basis der niedrigen Futterkonversionsraten der Tierproduktion wird häufig angenommen, dass eine vegetarische<br />

Ernährungsweise die Ernährungssituation signifikant verbessern könnte. <strong>Eine</strong>r Simulation aus dem Jahr 1998 zufolge ist diese Sicht<br />

jedoch nicht gerechtfertigt, wenn ein Rückgang lediglich in den Industrieländern erfolgte, da der Fleischkonsum in den<br />

Entwicklungsländern in der Folge auf Grund fallender Marktpreise zunähme, der Getreidekonsum hingegen kaum. Zudem ist die<br />

Ernährung <strong>von</strong> Tieren und Menschen nicht deckungsgleich. Bei Wiederkäuern besteht die Kalorienaufnahme zum weitaus<br />

überwiegenden Teil aus <strong>für</strong> den Menschen nicht verwertbarem Material. Viele Weideflächen sind nicht zur Pflanzenproduktion<br />

nutzbar. Laut Edward O. Wilson ergibt die aktuell landwirtschaftlich nutzbare Fläche bei ausschließlich vegetarischer Ernährung eine<br />

Kapazität der Lebensmittelversorgung <strong>für</strong> ca. 10 Milliarden Menschen. [36] Prognosen zufolge wird die globale Nachfrage nach<br />

tierischen Produkten – insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern – mittelfristig weiter ansteigen. [37][38]<br />

Ernährung der Vorfahren des modernen Menschen<br />

Biologisch gesehen ist der Mensch ein Omnivore („Allesfresser“) und hat daher die Fähigkeit, sich sowohl <strong>von</strong> pflanzlicher als auch<br />

<strong>von</strong> tierischer Kost zu ernähren. Die Stammesgeschichte des Menschen verlief ansch<strong>einen</strong>d <strong>von</strong> Pflanzenfressern über omnivore<br />

Pflanzen- und Aasfresser [39] (Homo habilis) zu anfangs noch pflanzen- und aasfressenden und später zusätzlich jagenden [40] Homo-<br />

Arten wie Homo erectus, Homo heidelbergensis und Neandertaler. Aus Homo erectus ging in Afrika vor etwa 160.000 Jahren Homo<br />

sapiens hervor, der offenbar <strong>von</strong> Anfang an ebenfalls auf die Jagd ging, denn zahlreiche Funde aus verschiedenen Regionen<br />

bezeugen, dass die steinzeitlichen Vorfahren der heutigen Menschen Jäger und Sammler waren. [41] Ein zusätzliches Indiz liefert die<br />

Existenz des Rinderbandwurmes und des Schweinebandwurmes. Diese zwei Parasiten haben sich evolutionär auf den Menschen als<br />

einzig möglichen Endwirt spezialisiert. Sie sind auf ihn zur Fortpflanzung angewiesen und können ihn nur durch den Konsum <strong>von</strong><br />

Fleisch befallen. [42] Für eines der ältesten, zuverlässig datierten Fossilien des modernen Menschen – das rund 40.000 Jahre alte<br />

Fossil Tianyuan 1 – gilt als gesichert, dass dieser Mensch sich zu Lebzeiten in erheblichem Maße <strong>von</strong> Süßwasserfischen ernährte. [43]


Seit den Anfängen der modernen vegetarischen Bewegung argumentieren manche Vegetarier, die vegetarische Ernährung sei<br />

naturgemäß. [44] Unter anderem wird angeführt, der Mensch sei nach der Beschaffenheit seines Gebisses und der Länge seines Darms<br />

nicht als Raubtier anzusehen, sondern <strong>für</strong> pflanzliche Kost eingerichtet. [45]<br />

Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein war man der Ansicht, dass der Mensch der einzige omnivor lebende Primat sei. [46] Dies ist<br />

inzwischen widerlegt. Einige Affenarten verzehren auch Fleisch, jedoch selten und in wesentlich geringeren Mengen als<br />

Menschen. [46][47][48]<br />

Heute spielen <strong>von</strong> Seiten der Vegetarier Argumentationsmuster der „Natürlichkeit“ eine untergeordnete Rolle.<br />

Religiöse und kulturelle Einstellungen<br />

Außerhalb der auf den antiken griechischen Kulturraum zurückgehenden Traditionslinie finden sich Formen des Vegetarismus in<br />

Religionen indischen Ursprungs. Strengen Vegetarismus praktizieren alle Anhänger des Jainismus, der Bishnoi und einzelner<br />

Richtungen des Hinduismus sowie manche Buddhisten. Die Motivation ist übereinstimmend der Glaube an die Seelenwanderung.<br />

Aus der Idee, dass alle Lebewesen beseelt seien, resultiert auch das Ahimsa (Gebot der Gewaltlosigkeit), welches das Verletzen und<br />

Töten <strong>von</strong> Tieren untersagt und daher verbietet, da<strong>von</strong> auf irgendeine Weise zu profitieren. [49] Im Prinzip gilt Ahimsa <strong>für</strong> alle<br />

Lebewesen (sarva-bhuta), da nach hinduistischer Auffassung auch zwischen Tieren und Pflanzen kein prinzipieller<br />

Wesensunterschied besteht. Dennoch wird z. B. im hinduistischen Schrifttum der Schonung <strong>von</strong> Pflanzen wenig Beachtung<br />

geschenkt. Immerhin untersagt die Manusmriti (11.145) die willkürliche, unnötige Zerstörung <strong>von</strong> Wild- und Nutzpflanzen.<br />

Asketische Einsiedler (Sannyasins) ernähren sich ihren Regeln zufolge nur frutarisch, d. h. <strong>von</strong> pflanzlichen Produkten wie Früchten,<br />

deren Gewinnung ohne Zerstörung der Pflanze möglich ist. [50] Ein Verstoß wird als Anlass zur Entstehung <strong>von</strong> schlechtem Karma<br />

aufgefasst. Milch und Milchprodukte sind in allen diesen asiatischen Traditionen erlaubt. [51] Aus religiösen Gründen dürfen<br />

vegetarische Hindus und Buddhisten Fische essen, die durch Fischotter oder durch Kormoranfischerei getötet wurden. [52]<br />

Hinduismus<br />

Im Hinduismus war ursprünglich Fleischnahrung (einschließlich Rindfleisch) unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Das<br />

Gesetzbuch des Manu, das grundlegende Gesetzeswerk des Hinduismus, erlaubt den Fleisch- und Fischverzehr und legt die<br />

Bedingungen fest, an die er geknüpft ist. Im Lauf der Zeit setzte sich der Lakto-Vegetarismus besonders in streng religiösen Kreisen<br />

durch. In der Kolonialzeit wurde er <strong>von</strong> der Oberschicht weitgehend befolgt, während die armen, im Kastensystem niedrig<br />

eingestuften Menschen <strong>für</strong> gewöhnlich das aßen, was sie bekommen konnten. [53]<br />

Strikt lakto-vegetarisch leben die Yoga-Praktizierenden und die Vaishnavas (Verehrer Vishnus). [54] Sie schreiben dem Fleisch<br />

unerwünschte Auswirkungen auf Bewusstseinszustand und Charakter des Essenden zu. Nach ihren Lehren sind Fleischspeisen der<br />

Guna Tamas zugeordnet, dem Eigenschaftstypus der Trägheit und Verwirrung. Daher und wegen des schlechten Karmas gilt die<br />

Fleischnahrung als Hindernis auf dem Weg zur Reinigung und Erlösung.<br />

Aktuell ernähren sich 43 Prozent der indischen Hindus, die täglich beten, vegetarisch; bei den nicht praktizierenden Hindus sind es<br />

28 Prozent. [55]<br />

Buddhismus<br />

Auch im Buddhismus ergibt sich aus der Lehre <strong>von</strong> Ursache und Wirkung (Karma) der Grundsatz der Gewaltlosigkeit. Daher gilt<br />

generell, dass Buddhisten weder ein Schlachttier töten noch bei einer Schlachtung anwesend sein sollen. Sie sollen kein Fleisch <strong>von</strong><br />

Tieren essen, die eigens ihretwegen geschlachtet wurden. [56] Gelübde <strong>für</strong> Mönche, Nonnen und Laien enthalten entsprechende<br />

Selbstverpflichtungen. Es gibt jedoch keine allgemeine Regel, die Fleisch- und Fischnahrung grundsätzlich ausschließt. Daher hat<br />

sich der Vegetarismus in der buddhistischen Bevölkerung der ostasiatischen Länder und in den Klöstern nicht auf breiter Basis<br />

durchgesetzt. Er wird vielfach gelobt und als moralisch höherwertig betrachtet, jedoch nehmen buddhistische Bettelmönche Fleisch<br />

als Almosen an und verzehren es. [57]


Manche Lehrschriften des Mahayana empfehlen den Vegetarismus, wenige schreiben ihn sogar vor, wobei auch die Askese eine<br />

Rolle spielt. Das Lankavatara-Sutra be<strong>für</strong>wortet ihn nachdrücklich, und manche heutige buddhistische Lehrer äußern sich in diesem<br />

Sinne. [58]<br />

Jainismus<br />

Die Anhänger des Jainismus, vor allem die Mönche, sind äußerst konsequent bei der Umsetzung der allgem<strong>einen</strong> Gewaltlosigkeit im<br />

Alltag. Sie vermeiden jegliche Nutzung <strong>von</strong> Produkten, deren Gewinnung mit der Verletzung <strong>von</strong> Lebewesen einhergehen. [59]<br />

Weiterhin kehren sie beim Gehen mit einem Besen möglichst behutsam kleine Lebewesen wie Käfer und Mikroorganismen aus dem<br />

Weg, um sie nicht zu zertreten.<br />

Christentum<br />

Biblisch argumentierende christliche Vegetarier betrachten den Vegetarismus als <strong>von</strong><br />

Gott gewollt und begründen dies unter anderem mit der Stelle Jesaja 11,6–9 , die ein<br />

friedfertiges Leben anpreist. [60] Sie verweisen auf das biblische Buch Genesis 1,29 .<br />

Dort spricht Gott zu Adam und Eva und weist den Menschen alle Pflanzen und<br />

Früchte als Nahrung zu; Tiere erwähnt er dabei nicht. In Genesis 9,2–3 hingegen, wo<br />

Gott sich nach der Sintflut an Noah wendet, gibt er ausdrücklich die Tiere ebenso<br />

wie die Pflanzen dem Menschen zur Nahrung. Daraus hat schon der Kirchenvater<br />

Hieronymus gefolgert, die Fleischnahrung sei bis zur Sintflut unbekannt gewesen<br />

und daher als minderwertig zu betrachten. [61] Für die Zeit seit Noah zeigen die<br />

Ernährungsregeln des Alten Testaments jedoch keinerlei grundsätzlichen Vorbehalt<br />

gegen den Fleischverzehr als solchen. [62]<br />

Das Neue Testament kennt keine Verbote bestimmter Nahrungsmittel außer dem<br />

Blutverbot (Apostelgeschichte 15,28–29 ). Nach Matthäus 15,11 sagt Jesus: „Nicht<br />

das, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt, macht ihn unrein, sondern<br />

was aus dem Mund des Menschen herauskommt, das macht ihn unrein“ (ebenso Mk<br />

7,15 ). Das wird im Christentum gewöhnlich als Aufhebung aller Speisevorschriften<br />

gedeutet. [63] Dennoch haben moderne christliche Vegetarier, darunter Ellen G.<br />

White, die Mitbegründerin der Siebenten-Tags-Adventisten, das Argument der<br />

vegetarischen Ernährung im Paradies aufgegriffen. In der Lehre der Siebenten-Tags-<br />

Adventisten wird Vegetarismus empfohlen. [64]<br />

Gesundheitliche Aspekte<br />

Historische Illustration der Großen<br />

Kette des Seins (1579) durch<br />

Didacus Valades in der Rhetorica<br />

Christiana. Die Illustration stellt die<br />

Welt in mehreren gottgegebenen<br />

Hierarchieebenen dar, an deren<br />

Spitze Gott selbst mit den Menschen<br />

und an deren Sockel die Pflanzen<br />

und nichtmenschliche Tiere stehen.<br />

Studien<br />

Die Auswertung zweier Studien zeigte im Jahre 2002, dass britische Vegetarier eine niedrigere Mortalität bzw. höhere<br />

Lebenserwartung als die Gesamtbevölkerung haben. Die Sterberaten (Mortalität) in dieser Auswertung waren allerdings ähnlich<br />

denen vergleichbarer Nichtvegetarier. Die Autoren vermuten deshalb, dass sich der Vorteil der britischen Vegetarier gegenüber der<br />

Gesamtbevölkerung hauptsächlich in ihrem abweichenden sozioökonomischen Status, im gesünderen <strong>Lebensstil</strong> sowie in<br />

Ernährungsaspekten begründet, die nichts mit der prinzipiellen Vermeidung <strong>von</strong> Fleisch und Fisch zu tun haben. [65]<br />

Die Auswertung <strong>von</strong> EPIC-Daten im Jahre 2009 bestätigte die im Vergleich zum nationalen Durchschnitt niedrigere Sterblichkeit<br />

britischer Vegetarier. Bereinigt um die Einflüsse Alter, Geschlecht, Rauchen und Alkoholkonsum ergaben sich jedoch auch hier keine<br />

signifikanten Vorteile bei der Sterblichkeit wegen Kreislauferkrankungen oder der Kombination aller Todesursachen gegenüber<br />

„Fleischessern“. [66] <strong>Eine</strong> prospektive Kohortenstudie mit Siebenten-Tags-Adventisten aus 2013 ergab eine gegenüber den<br />

Nichtvegetariern geringere Sterblichkeit in der Gruppe der Vegetarier, zeigte jedoch auch, dass diese Gruppe älter, besser gebildet,


körperlich aktiver und dünner waren und zudem auf Genussmittel wie Alkohol und Nikotin eher verzichteten. Männer der<br />

untersuchten Gruppe würden demnach 9,5 Jahre und Frauen 6,1 Jahre länger leben als die übrige kalifornische Bevölkerung. <strong>Eine</strong><br />

empirische Kausalität zwischen der erniedrigten Sterblichkeit und dem Verzicht auf Fleisch konnte nicht bestätigt werden. [67][68]<br />

<strong>Eine</strong> Metaanalyse der Daten <strong>von</strong> fünf unterschiedlichen prospektiven Vergleichsstudien in drei westlichen Ländern fand im Jahre<br />

1999 heraus, dass die Mortalität durch koronare Herzerkrankungbei Vegetariern im Vergleich zu Nichtvegetariern – bereinigt um die<br />

Einflüsse <strong>von</strong> Alter, Geschlecht, Rauchen, Alkohol, Bildung, körperliche Betätigung und Body-Mass-Index – um 24 Prozent<br />

reduziert ist. Die Autoren vermuten, dass dies auf den niedrigeren Cholesterinspiegel der Vegetarier, eine reduzierte Oxidation des<br />

LDL-Cholesterins oder Änderungen der Gerinnungsfaktoren des Blutes zurückzuführen ist. Die Mortalität durch zerebrovaskuläre<br />

Krankheiten, Magenkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs oder die Kombination aller anderen Todesursachen<br />

unterschied sich nicht signifikant zwischen Vegetariern und Nichtvegetariern. [69]<br />

Die <strong>für</strong> die Auswertungen herangezogene Oxford Vegetarian Study zeigte, dass Veganer den niedrigsten Cholesterinspiegel hatten.<br />

Vegetarier und Pescetarier lagen im Mittelfeld, die höchsten Werte hatten Fleischesser. Die Mortalität wegen koronarer<br />

Herzerkrankung stand im Zusammenhang mit der gemessenen Aufnahme an tierischem Fett insgesamt, gesättigtem tierischen Fett<br />

und Nahrungscholesterin. [70]<br />

In der Berliner Vegetarierstudie aus den 1980er Jahren konnte beim Vergleich <strong>von</strong> Vegetariern und Nichtvegetariern nachgewiesen<br />

werden, dass ernährungsbedingte Veränderungen im Phytosteringehalt [71] und in der Qualität der Serumtriglyceride [72][73] vorliegen.<br />

Starke Unterschiede fanden sich auch im Fettsäurespektrum der Serumlipide. So waren die hochungesättigten Fettsäuren Linol- und<br />

Linolensäure in den Serumlipiden <strong>von</strong> Vegetariern deutlich stärker vertreten, als in denen <strong>von</strong> Nichtvegetariern. Die Anteile der<br />

Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), die bevorzugt in Fetten marinen Ursprungs<br />

vorkommen, waren in den Serumlipiden der Vegetarier jedoch deutlich geringer vertreten. [74] <strong>Eine</strong> Studie (1994) kommt jedoch zu<br />

dem Schluss, dass eine α-Linolensäure-reiche (ALA) und Linolsäure-arme (LA) Ernährung (z. B. mit Leinöl) die<br />

Eicosapentaensäure-Werte im Gewebe vergleichbar ansteigen lässt, wie die Supplementierung mit Fischöl. [75] Weiterhin kann der<br />

Körper ausreichend Docosahexaensäure bilden, wenn genug α-Linolensäure pro Tag aufgenommen wird. [76] Die meisten positiven<br />

Effekte stellen sich jedoch erst ab 1 g EPA pro Tag und mehr ein. [77][78][79] Durch den ALA-Gehalt <strong>von</strong> etwa 46 g pro 100 ml<br />

handelsüblichem Leinöl [80] und der geringen Konversionsrate <strong>von</strong> maximal 5 bis 10 Prozent ALA zu EPA [81][82][83] ergibt sich, dass<br />

mindestens 25 bis 50 ml Leinöl pro Tag konsumiert werden müssten. Da diese Menge jedoch regelmäßig zu Magenbeschwerden und<br />

Übelkeit führen würde, stellt Leinöl keine praktikable Quelle <strong>für</strong> eine ausreichende ersorgung V mit EPA und DHA dar.<br />

Vegetarier weisen, im Gegensatz zu Fleischessern, im Blutplasma sowie in der Körpermasse <strong>einen</strong> signifikant niedrigeren Kreatin-<br />

Gehalt auf. [84][85][86][87] Kreatin wird vom menschlichen Körper in Mengen <strong>von</strong> 1 bis 2 g pro Tag gebildet und zusätzlich über<br />

Fleisch und Fisch aufgenommen. [88] Es wird vor allem <strong>für</strong> die Muskelkontraktion, [89] aber auch <strong>für</strong> Hirn- und Nervenfunktion [90] in<br />

Form <strong>von</strong> Kreatinphosphat benötigt. [91] Kreatin ist hauptsächlich in Fleisch und Fisch in Mengen <strong>von</strong> etwa 2 bis 7 g pro kg Nahrung<br />

enthalten; Milchprodukte, Obst und Gemüse enthalten nur Spuren da<strong>von</strong>. [92] <strong>Eine</strong> Placebo-kontrollierte, doppelblinde Studie (2003)<br />

stellte fest, dass eine Gruppe <strong>von</strong> 45 Vegetariern und Veganern, die 5 g Kreatin pro Tag <strong>für</strong> 6 Wochen supplementierten, eine<br />

signifikante Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten (Ravens Progressive Matrizen, Fluide-Intelligenz-Tests) zeigten. Die<br />

Behandlungsgruppe konnte längere Sequenzen <strong>von</strong> Zahlen aus dem Gedächtnis wiederholen (WAIS) und hatte höhere Gesamt-IQ-<br />

Werte als die Kontrollgruppe. Die Autoren weisen in ihrer Studie allerdings auf erwartbar vergleichbare Leistungssteigerungen<br />

genauso bei allen nicht-Vegetariern hin, welche weniger als 2 kg Fleisch pro Tag aufnehmen und zusätzlich Kreatin<br />

supplementieren. [93] Signifikante Leistungssteigerungen bei zusätzlicher Aufnahme <strong>von</strong> Kreatin wurde in zahlreichen Studien<br />

ebenfalls bei Nicht-Vegetariern nachgewiesen, sowohl kognitiv als auch körperlich. [85][87][94][95][96][97]<br />

Meinungen und Empfehlungen<br />

Deutschland


Die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Ernährung (DGE) vertritt die Position, dass (ovo-)lacto-vegetarische Ernährung als Dauerernährung<br />

geeignet sein könne, betont dabei aber die Notwendigkeit einer sorgfältigen Lebensmittelauswahl, besonders <strong>für</strong> die Ernährung <strong>von</strong><br />

Kindern. [98] Nach vorliegenden und <strong>von</strong> der DGE ausgewerteten Studienergebnissen könne Stand April 2016 nicht <strong>von</strong> einem<br />

gesundheitlichen Vorteil der Vegetarier gegenüber sich vergleichbar ernährenden Mischköstlern mit einem geringen Fleischanteil in<br />

der Ernährung ausgegangen werden. Allerdings könne angenommen werden, dass eine pflanzenbetonte Ernährungsform – mit oder<br />

ohne <strong>einen</strong> geringen Fleischanteil – gegenüber der derzeitig in Deutschland üblichen Ernährung mit einer Risikosenkung <strong>für</strong><br />

ernährungsmitbedingte Krankheiten verbunden ist. [99]<br />

Nach Auffassung der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Kinder- und Jugendmedizin erfordert die ovolaktovegetarische<br />

Ernährung <strong>von</strong> Säuglingen wegen des Risikos einer marginalen Eisenversorgung eine sorgfältige<br />

Lebensmittelauswahl und bei klinischer Indikation eine Überwachung des Eisenstatus. [100]<br />

Laut der Ökotrophologin Ulrike Becker vom Verband <strong>für</strong> Unabhängige Gesundheitsberatung (UGB) kommen Vegetarier im<br />

Durchschnitt dem <strong>von</strong> der DGE empfohlenen Nährstoffverhältnis <strong>von</strong> Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß (50 bis 60 Prozent, 25 bis 30<br />

Prozent, 10 bis 15 Prozent) näher als Nichtvegetarier, da sie mehr Kohlenhydrate, oft weniger Fett und weniger Eiweiß zu sich<br />

nehmen. Zudem sei die Fettzusammensetzung der vegetarischen Kost günstig, da sie relativ viele ungesättigte und relativ wenige<br />

gesättigte Fettsäuren und wenig Cholesterin enthalte. Die Versorgung mit Vitamin B 1 , B 6 , Vitamin C, Magnesium, Ballaststoffen und<br />

sekundären Pflanzenstoffen sei bei Vegetariern besser als im Bevölkerungsdurchschnitt. Die meisten Ovo-Lacto-Vegetarier setzten<br />

eine Ernährungsweise um, die weitgehend den Empfehlungen der Vollwert-Ernährung entspreche: Sie äßen reichlich pflanzliche<br />

Lebensmittel, bevorzugten Vollkornprodukte, verzehrten weniger Fett, tränken weniger Kaffee und Alkohol und vermieden stark<br />

verarbeitete Fertigprodukte. „Puddingvegetarier“, die lediglich Fleisch wegließen und ebenso viel Fettiges und Süßes wie<br />

durchschnittliche Mischköstler äßen, hätten dagegen aus gesundheitlicher Sicht nichts gewonnen. [101]<br />

Besonders thematisiert wird die ausreichende Versorgung mit dem Vitamin B 12 . Es ist ausschließlich in Lebensmitteln tierischer<br />

Herkunft enthalten. Bei einer starken Reduzierung oder völligen Vermeidung tierischer Nahrung (Veganismus) kann ein Mangel<br />

auftreten. [102] <strong>Eine</strong> vegetarische Ernährung mit einem ausreichenden Anteil an Milchprodukten, Eiern oder entsprechend<br />

angereicherten Lebensmitteln ist in der Lage, die Versorgung sicherzustellen. Auch kann das Vitamin gezielt supplementiert<br />

werden. [103]<br />

Laut Aussage des Ernährungswissenschaftlers Claus Leitzmann – Leiter des wissenschaftlichen Beirats des UGB und ehemaliger<br />

Leiter des Instituts <strong>für</strong> Ernährungswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen – zeigt eine zunehmende Anzahl <strong>von</strong><br />

Untersuchungen, dass eine lakto-ovo-vegetarische Ernährungsweise zu einer besseren Gesundheit führe. So könne eine solche<br />

Ernährung in erheblichem Maße dazu beitragen, Erkrankungen wie Übergewicht, Diabetes, Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen, Hypertonie, Gicht und verschiedenen Krebserkrankungen vorzubeugen. [104]<br />

Anglosphäre<br />

Die US-amerikanische Academy of Nutrition and Dietetics (A.N.D.), vormals bekannt unter dem Namen American Dietetic<br />

Association (ADA), und der Verband kanadischer Ernährungsberater (Dietitians of Canada) sprechen sich in einem gemeinsamen<br />

Positionspapier aus dem Jahr 2003 <strong>für</strong> eine vegetarische Ernährungsweise aus. <strong>Eine</strong> solche habe <strong>einen</strong> gesundheitlichen Nutzen <strong>für</strong><br />

die Prävention und Behandlung bestimmter Erkrankungen. Die Todesrate <strong>für</strong> ischämische Herzerkrankungen sei geringer, Vegetarier<br />

hätten niedrigere Cholesterin-Blutwerte, würden seltener an Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 sowie Prostata- und Darmkrebs leiden.<br />

<strong>Eine</strong> vegetarische Ernährung würde den Körper ausreichend mit allen Nährstoffen versorgen und sei <strong>für</strong> alle Phasen des<br />

Lebenszyklus geeignet, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und Adoleszenz. <strong>Eine</strong> Neuauflage des Positionspapiers ist<br />

im Jahr 2009 erschienen. [105][106]<br />

In Australien empfiehlt die National Health and Medical Research Council des Gesundheitsministeriums ebenfalls seit 2013 die<br />

vegetarische Ernährung. <strong>Eine</strong> vollwertige vegetarische Ernährungsform sei gesund und <strong>für</strong> alle Phasen des Lebenszyklus geeignet.<br />

Wer sich streng vegan ernähre, solle jedoch ein Vitamin B12-Präparat zu sich nehmen. [107]<br />

Geschichte


Der Vegetarismus entstand in Indien und unabhängig da<strong>von</strong> im antiken griechischen Kulturkreis (östlicher Mittelmeerraum,<br />

Süditalien). In beiden Regionen war er <strong>von</strong> Anfang an ein Bestandteil religiös-philosophischer Bestrebungen.<br />

Weltweit konnte bisher bei keinem Naturvolk oder indigenen Volk konsequenter Vegetarismus als kollektive prinzipielle Haltung<br />

nachgewiesen werden. Aktuelle Untersuchungen an ägyptischen Mumien aus der Zeit 3500 v. Chr. bis 600 n. Chr. lassen auf eine<br />

fleischarme Ernährung schließen. Trotz reichlich vorhandenem Vieh und Fisch am Nil ernährten sich die Menschen über viele<br />

Jahrtausende überwiegend <strong>von</strong> Getreide und Gemüse. [108]<br />

Vorchristliche Antike<br />

In der Antike wurde der Vegetarismus als Enthaltung vom Beseelten (altgriechisch ἀὴ ἐύ apoche empsychon)<br />

bezeichnet. [109] Er blieb stets auf eine relativ kleine Zahl <strong>von</strong> Anhängern beschränkt, die der gebildeten, philosophisch interessierten<br />

Oberschicht angehörten. Die große Masse der Bevölkerung ernährte sich notgedrungen fleischarm, da sie sich Fleisch nur<br />

gelegentlich leisten konnte; Fisch hingegen war ein beliebtes Volksnahrungsmittel. [110]<br />

Mythos<br />

Erstmals taucht die Idee einer rein pflanzlichen Ernährung des Menschen im Mythos auf, wobei <strong>von</strong> ganzen Völkern die Rede ist.<br />

Homer (Odyssee 9, 82–104) erzählt <strong>von</strong> den Lotophagen („Lotosessern“), einem märchenhaften, friedfertigen Naturvolk, das sich<br />

<strong>von</strong> der süßen Frucht der Vergessen schenkenden Zauberpflanze Lotos ernährt habe. Allerdings behauptet erst Herodot (4, 177)<br />

ausdrücklich, der Lotos sei die einzige Nahrung der Lotophagen gewesen. Diodor (3, 23–24) beschreibt Völker in Äthiopien, die<br />

„Wurzelesser“, „Samenesser“ und „Holzesser“, deren Kost auf bestimmte Pflanzen beschränkt gewesen sei. Diese Berichte, <strong>von</strong><br />

denen es in der Antike noch weitere gab, [111] tragen sagenhafte Züge und gelten daher nicht als glaubhaft; teilweise ist der<br />

Märchencharakter offenkundig. Meist werden den angeblich ohne Fleischnahrung lebenden Völkern in den Quellen positiv bewertete<br />

Eigenschaften wie Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Friedlichkeit zugeschrieben.<br />

Verbreitet war in der Antike die Ansicht, in einem vergangenen Goldenen Zeitalter habe es noch keine Fleischkost gegeben und die<br />

Erde habe <strong>von</strong> sich aus alle benötigte Nahrung hervorgebracht. Dieser Mythos findet sich bei Hesiod (Werke und Tage 109 ff.), Platon<br />

(Staatsmann 271–2), Ovid (Metamorphosen 1,89 ff.; 15,96 ff.) und anderen.<br />

Historische Entwicklung<br />

Als historisches Phänomen ist der Vegetarismus in Europa erstmals im 6. Jahrhundert v. Chr. bezeugt. Vegetarier waren die Orphiker,<br />

eine religiöse Bewegung, die sich damals in Griechenland verbreitete, sowie Pythagoras und zumindest der engere Kreis der<br />

Pythagoreer. In beiden Traditionen wurde auf Eier und auf die damals allgemein üblichen rituellen Tieropfer verzichtet. [112] Die<br />

Motivation der Orphiker und der Pythagoreer war religiös; die Seelenwanderungslehre, die sie vertraten, führte zu einer höheren<br />

Einschätzung des Werts tierischen Lebens. Im 5. Jahrhundert v. Chr. trat Empedokles als radikaler Vertreter des Vegetarismus und<br />

einer allgem<strong>einen</strong> Verschonung der Tiere hervor. [113]<br />

Die antiken Vegetarier betrachteten Fleischnahrung als nachteilig <strong>für</strong> ihre asketischen und philosophischen Bestrebungen. Großenteils<br />

waren sie ethisch motiviert, verwarfen Tieropfer und betonten die Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier (während ihre<br />

Gegner die Unterschiede hervorhoben). Die Frage, ob es ethische Pflichten gegenüber den Tieren gibt, wurde kontrovers<br />

diskutiert. [114] Oft war der Vegetarismus mit religiösen Überzeugungen verbunden. [115]<br />

Unter den Platonikern war der Anteil der Vegetarier und Tierfreunde relativ hoch, in den anderen Philosophenschulen (Peripatetiker,<br />

Stoiker, Epikureer) sehr klein oder nicht vorhanden. Die Stoiker waren fast alle entschieden antivegetarisch. Wegen der<br />

Vernunftlosigkeit der Tiere waren sie der Überzeugung, dass der Mensch gegenüber der Tierwelt keinerlei ethische Pflichten<br />

habe. [116] Die extreme Anspruchslosigkeit der Kyniker bewog sie zu weitgehend fleischloser Ernährung, jedoch machten sie daraus<br />

kein Prinzip. [117]


In der Platonischen Akademie traten die Scholarchen Xenokrates und (wahrscheinlich) Polemon <strong>für</strong> den Vegetarismus ein, [118] unter<br />

den Peripatetikern Theophrastos. [119] Ein Teil der prominenten kaiserzeitlichen Platoniker und Neuplatoniker lebte vegetarisch,<br />

darunter Plutarch (mutmaßlich nur zeitweilig), Apollonios <strong>von</strong> Tyana, Plotin und Porphyrios. [120] Porphyrios verfasste eine<br />

umfangreiche Schrift Über die Enthaltung vom Beseelten [121] zur Begründung des Vegetarismus. Da er darin auf Einwände eingeht,<br />

sind durch ihn auch Argumente aus nicht erhaltenen gegnerischen Schriften überliefert.<br />

Ein Wortführer der Gegner des Vegetarismus war Clodius <strong>von</strong> Neapel. Er verfasste im 1. Jahrhundert v. Chr. eine Schrift Gegen die<br />

Verächter der Fleischkost, die nicht erhalten ist. Einige seiner Argumente sind jedoch überliefert. Clodius verwies unter anderem<br />

darauf, dass manche tierische Nahrungsmittel auch <strong>für</strong> Heilzwecke benötigt würden. Ein anderes, möglicherweise <strong>von</strong> Clodius<br />

angeführtes Argument der Gegner war, dass zwischen Menschen und Tieren ein naturgegebener und gerechter Krieg herrsche, da<br />

manche Tiere Menschen angreifen oder die Ernte zerstören; daher sei es legitim, die Feinde zu töten. Ferner wurde <strong>von</strong> gegnerischer<br />

Seite vorgebracht, <strong>für</strong> den menschlichen Körper sei Fleischnahrung vorteilhaft, was man daran erkenne, dass sie <strong>von</strong> Athleten<br />

bevorzugt und <strong>von</strong> Ärzten <strong>für</strong> die Rekonvaleszenz empfohlen werde. [122]<br />

Bei den Manichäern waren die Electi (Auserwählte) ethisch motivierte Vegetarier, die auch keine Eier aßen und grundsätzlich nicht<br />

töteten; <strong>für</strong> den breiteren Kreis der Auditores (Hörer) galten weniger strenge Regeln. [123]<br />

Christliche Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit<br />

Im Urchristentum der apostolischen Zeit gab es Be<strong>für</strong>chtungen, das Fleischessen könne zu einer kultischen Verunreinigung führen.<br />

Der Apostel Paulus wandte sich nachdrücklich gegen diese Auf fassung (Röm 14,2–21; vgl. 1 Kor 8,8–9, Kol 2,20–22). [124]<br />

Unter den spätantiken Christen und in der mittelalterlichen Kirche verzichteten viele Mönche und Einsiedler im Rahmen der Askese<br />

auf Fleischverzehr (z. B. Onophrius). [125] Zu ihnen gehörte der Kirchenvater Hieronymus ( † 419), auf den sie sich meist<br />

beriefen. [126] Den Benediktinern gestattete ihre Ordensregel das Fleisch vierfüßiger Tiere nur im Krankheitsfall; Fisch und Geflügel<br />

waren ihnen jedoch erlaubt. [127] Viele andere Ordensregeln enthielten ähnliche Fleischverbote und dehnten sie zum Teil auf Geflügel<br />

aus, jedoch niemals auf Fisch. Dabei ging es den Mönchen und Nonnen um bescheidene Lebensweise, freiwillige Entbehrung und<br />

Abtötung der Begierden. [128] Für <strong>einen</strong> ethisch motivierten Vegetarismus aus Rücksichtnahme auf die Tiere gibt es im kirchlichen<br />

Christentum der Antike und des Mittelalters keine Belege. Mitunter wird der heilige Franziskus wegen der Einbeziehung der Tiere in<br />

seine religiöse Gedankenwelt irrtümlich zu den Vegetariern gezählt; er hat aber in Wirklichkeit Vegetarismus weder praktiziert noch<br />

propagiert. [129]<br />

Viele Häretiker der Antike wie die Enkratiten, Ebioniten und Eustathianer betrachteten den Verzicht auf Fleisch als notwendigen Teil<br />

ihrer Askese. [130] Auch mittelalterliche Häretiker wie die Bogomilen und die Katharer lehnten Fleischnahrung ab. [131]<br />

Erst in der frühen Neuzeit traten wieder prominente Persönlichkeiten <strong>für</strong> <strong>einen</strong> ethisch begründeten Vegetarismus ein. Zu ihnen<br />

zählten Leonardo da Vinci (1452–1519) [132] und Pierre Gassendi (1592–1655). [133] Der führende Theoretiker des Vegetarismus im<br />

17. Jahrhundert war der Engländer Thomas Tryon (1634–1703). [134] Andererseits vertraten einflussreiche Philosophen wie René<br />

Descartes [135] und Immanuel Kant [136] die Auffassung, dass es keine ethischen Pflichtengegenüber der Tierwelt geben könne.<br />

Entwicklung im 19. Jahrhundert<br />

Im angelsächsischen Raum war die Bereitschaft zur praktischen Umsetzung und Verbreitung der vegetarischen Idee am größten.<br />

Schon im 18. Jahrhundert traten in England und Nordamerika kleine christliche Gemeinschaften aus asketischen und ethischen<br />

Motiven <strong>für</strong> <strong>einen</strong> Verzicht auf die als „unnatürlich“ kritisierte Fleischkost ein. [137] 1801 wurde in London der erste Vegetarierverein<br />

gegründet, dem bald ähnliche Vereinigungen in anderen englischen Städten folgten. Im frühen 19. Jahrhundert war der prominenteste<br />

Wortführer des ethisch motivierten Vegetarismus der Dichter Shelley. [138] 1847 kam es zur Gründung der Vegetarian Society. Ein<br />

typischer Repräsentant des in der Öffentlichkeit aktiven englischen Vegetarismus war George Bernard Shaw. [139] Im 19. und frühen<br />

20. Jahrhundert handelte es sich in der Regel um Ovo-lacto-Vegetarismus; nur vereinzelt traten Anhänger einer völlig<br />

tierproduktfreien Ernährung auf. [140]<br />

In Russland war Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828–1910) der prominenteste Be<strong>für</strong>worter des Vegetarismus. [141]


Der deutsche Apotheker und Heilpraktiker Theodor Hahn (1824–1883), Schüler <strong>von</strong> Heinrich<br />

Friedrich Francke, ließ sich durch das Studium <strong>von</strong> Christoph Wilhelm Hufelands<br />

Makrobiotik erstmals über die schädlichen Folgen des Fleischessens belehren und zur Idee der<br />

„Naturheilkräfte“ leiten. [142] Im Winter 1850/51 las Hahn Jean-Jacques Rousseaus<br />

Erziehungsroman Émile ou De l’éducation und stieß dort auf ein Zitat des griechischen<br />

Philosophen Plutarch, in dem dieser den „Mord“ des Menschen am Tier zwecks<br />

Fleischgewinnung als grausam und widernatürlich geißelt. Der Text ließ Hahn die Frage des<br />

Fleischgenusses „auch <strong>von</strong> der sittlichen Seite betrachten“. [143] 1852 begann Hahn<br />

konsequent fleischlos zu leben und <strong>von</strong> da an zeitlebens aktiv <strong>für</strong> den Vegetarismus zu<br />

werben. Für ihn konnte nun nur noch eine vegetarische Ernährungsweise „Heilkost“ sowie<br />

Dauernahrung zur Erhaltung eines leistungsfähigen Lebens sein. [142] Wenig später stieß Hahn<br />

auf das „vortreffliche Werk“ Der Weg zum Paradies. <strong>Eine</strong> Beleuchtung der Hauptursachen<br />

des physisch-moralischen Verfalls der Culturvölker, so wie naturgemäße Vorschläge, diesen<br />

Verfall zu sühnen. des Jenaer Lehrers und Vegetariers Johann Wilhelm Zimmermann und<br />

machte sich viele der dort entwickelten Ideen zu Eigen. [143] In Die naturgemäße Diät, die<br />

Diät der Zukunft begründete Hahn 1859 ausführlich mit historischen, vergleichendanatomischen<br />

und physiologischen Argumenten, warum seiner Meinung nach nur die vegetarische Diät die einzig wahre Naturkost<br />

ist. Dieses Buch ist eine überarbeitete Übersetzung des 1838 veröffentlichten Werkes Vegetable Diet <strong>von</strong> William Andrus Alcott.<br />

Hahn war der erste deutsche Heilpraktiker, der seine Patienten primär mit einer pflanzlichen Diät behandelte. 1865 erschien erstmals<br />

Das Praktische Handbuch der naturgemäßen Heilweise, in dem er sein Konzept der Diättherapie erläutert. [142]<br />

Hahns Bekenntnis zum Vegetarismus wurde <strong>von</strong> anderen Anhängern der frühen Naturheilkunde fast ausnahmslos als Grundsatz der<br />

naturgemäßen Lebensweise übernommen. [143] 1868 stellte Rudolf Virchow fest:<br />

„In den letzten Jahren hat sich unter dem Namen Vegetarianer eine, wenn auch unzusammenhängende und wenig<br />

zahlreiche, so doch recht thäthige Sekte erhoben, welche mit allen Hülfsmitteln der Wissenschaft und mit allem<br />

Ernste eines tief sittlichen Strebens das Fleischessen als eine der schlimmsten und widernatürlichsten Verirrungen<br />

des Menschengeschlechtes bekämpft und durch ein eigenes Beispiel den Beweis zu liefern bestrebt ist, daß die<br />

Pflanzennahrung genügt, um dem menschlichen Körper Gesundheit und Kraft zu erhalten.“<br />

George Bernard Shaw<br />

– RUDOLF VIRCHOW: Über Nahrungs- und Genussmittel, Berlin 1868. [144]<br />

Vegetariers Jean-Antoine Gleizes.<br />

Verzicht auf Fleisch ethisch und mit einer gesundheitlichen Selbsterfahrung im Winter 1831/32. [153]<br />

Stark vom Werk Hahns beeinflusst, kam 1866 der freireligiöse Pfarrer Eduard Baltzer (1814–1887) zur vegetarischen<br />

Lebensweise. [145] Bereits 1867 gründete dieser in Nordhausen <strong>einen</strong> „Verein <strong>für</strong> natürliche Lebensweise“, der rasch wuchs. [146] Auf<br />

der Vereinssitzung vom 9. Juli 1868 wurde die Umbenennung in „Deutscher Verein <strong>für</strong> natürliche Lebensweise“ beschlossen, [147] ab<br />

dem 19. Mai 1869 nannte man sich „Deutscher Verein <strong>für</strong> naturgemässe Lebensweise“. [148] In den Jahren 1867–1872 verfasste<br />

Baltzer unter dem Titel Die natürliche Lebensweise ein vierbändiges Werk, [145] in dem er den Vegetarismus religiös, moralisch,<br />

politisch, volkswirtschaftlich und gesundheitlich zu begründen versucht. Baltzer entwarf die Utopie der Entstehung eines neuen und<br />

höheren Menschengeschlechts, das sich durch die Vermeidung des Verzehrs <strong>von</strong> Fleisch und eine naturgemäße Lebensweise „zum<br />

Wahren, Richtigen und Guten“ entwickelt, um sich schließlich „Gott zu nähern“. Auch sah er in der vermeintlich billigeren<br />

vegetarischen Kost die Möglichkeit, die ärmere Bevölkerungsschicht besser zu ernähren. [149] Baltzer war Herausgeber des ab Juni<br />

1868 ersch<strong>einen</strong>den Vereinsblattes <strong>für</strong> Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer). Nach seinem Tod erhielt diese erste<br />

Zeitschrift der vegetarischen Bewegung in Deutschland den Namen Thalysia, in Anknüpfung an das 1872 erschienene Buch Thalysia<br />

oder Das Heil der Menschheit, die deutsche Fassung eines 1840–1842 veröffentlichten Werks des führenden französischen<br />

Als weiterer wichtiger Begründer der vegetarischen Bewegung in Deutschland gilt Gustav Struve (1805–1870). [150] Nach eigenen<br />

Angaben erfolgte seine Hinwendung zur fleischfreien Ernährung bereits am 3. Mai 1832, nachdem er in Rousseaus Émile ou De<br />

l’éducation Plutarchs Schilderung der Lehre des Pythagoras gelesen hatte. [151][152] 1868 gründete Struve mit Gesinnungsgenossen<br />

aus Stuttgart und Umgebung <strong>einen</strong> vegetarischen Verein, der noch heute besteht. 1869 erschien sein Werk Pflanzenkost, die<br />

Grundlage einer neuen Weltanschauung, das die vegetarische Bewegung nachhaltig beeinflusste. Hierin begründet Struve s<strong>einen</strong>


Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gewann die vegetarische Bewegung an Bedeutung. Zahlreiche Vereine wurden gegründet.<br />

1892 schlossen sich zwei Dachverbände zum „Deutschen Vegetarier-Bund“ mit Sitz in Leipzig zusammen. 1893 wurde <strong>von</strong><br />

Anhängern der Lebensreformbewegung in Oranienburg bei Berlin die vegetarische Obstbaugenossenschaft Edengegründet. Kurz vor<br />

Beginn des Zweiten Weltkriegs lebten fast 1000 Menschen im genossenschaftlich organisierten „Eden“. Ausgehend <strong>von</strong> der<br />

vegetarischen Lebensgemeinschaft des Malers Karl Wilhelm Diefenbach auf dem Himmelhof bei Wien (1897–1899) gründeten die<br />

Brüder Gusto Gräser [154] und Karl Gräser mit anderen im Herbst 1900 die Siedlung Monte Verità [155] bei Ascona, die ein<br />

Sammelpunkt <strong>von</strong> Pazifisten, Theosophen und Künstlern wurde. Monte Verità gilt heute als Wiege <strong>von</strong> Ausdruckstanz und<br />

Alternativbewegung.<br />

Die Begründungen <strong>für</strong> eine fleischlose Lebensweise waren unterschiedlich, teils sogar gegensätzlich. <strong>Eine</strong>rseits sollte das Tier vor<br />

dem Menschen geschützt werden, anderseits der Mensch vor dem Verzehr <strong>von</strong> Tieren. [156] Der „hygienische“ Vegetarismus führte<br />

vor allem physiologisch-anatomische Argumente ins Feld und behauptete, dass der Fleischkonsum <strong>für</strong> eine Vielzahl <strong>von</strong> Krankheiten<br />

verantwortlich sei. Andere Vegetarier begründeten den Verzicht auf Fleischkonsum sozioökonomisch. Oft waren ihre Konzepte mit<br />

einer scharfen Zivilisationskritik verbunden und trugen stark romantische oder gar utopische Züge. [157] <strong>Eine</strong> dritte Richtung, die im<br />

Kaiserreich <strong>von</strong> einer Vielzahl <strong>von</strong> Initiativen und Gruppen vertreten wurde, betonte die Aspekte des Tierschutzes und einer <strong>für</strong><br />

möglich gehaltenen Veredelung der Menschheit durch Verzicht auf Fleischgenuss. Ein prominenter Vorreiter dieser Strömung war –<br />

unter dem Einfluss <strong>von</strong> Gleizes – Richard Wagner. [158] Er forderte eine allgemeine Abkehr vom Fleischverzehr sowie <strong>von</strong><br />

Tierversuchen, ernährte sich selbst aber erst in s<strong>einen</strong> letzten Lebensjahren vegetarisch. [159] Bei manchen Vertretern dieser Richtung<br />

spielten antisemitische [160] und völkische Konnotationen eine wichtige Rolle.<br />

Es gab aber immer auch Strömungen und Personen, bei denen die Forderung nach Vegetarismus Teil linker, sozialistischer oder<br />

anarchistischer, Politik und eingebettet in emanzipatorische Imperative war. So spielte Vegetarismus im Abolitionismus (zuerst<br />

vertreten <strong>von</strong> Benjamin Lay, im 19. Jahrhundert etwa durch Amos Bronson Alcott und dessen Freunde Ralph Waldo Emerson und<br />

Henry David Thoreau) ebenso eine Rolle wie im Feminismus (etwa bei den Suffragetten [161] ) sowie in Teilen der Arbeiterbewegung<br />

(zum Beispiel im Rahmen der Pariser Kommune bei Kommunarden wie Louise Michel oder Élisée Reclus) und der<br />

Friedensbewegung (Clara Wichmann, Bertha <strong>von</strong> Suttner, Magnus Schwantje).<br />

Entwicklung seit dem 20. Jahrhundert<br />

Nachdem sich bereits im neunzehnten Jahrhundert mehrere nationale Vegetarierverbände gebildet hatten, entstand im Jahr 1908 die<br />

Internationale Vegetarier-Union als Dachverband. In Deutschland war die Mitgliederzahl des Vegetarierbunds bis zum Jahr 1905 auf<br />

1550 angestiegen, [162] doch zur Zeit der Weimarer Republik war sie stark rückläufig. 1935 löste sich der Bund auf, um seiner<br />

geplanten Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen. Die Genossenschaft Eden hingegen, die sich schon zur<br />

Zeit des Ersten Weltkriegs völkischem und rassistischem Gedankengut geöffnet hatte, konnte weiterbestehen. Adolf Hitler wurde <strong>von</strong><br />

der NS-Propaganda als asketisch lebender Nichtraucher, Vegetarier und Tierfreund dargestellt. Er ernährte sich stark fleischreduziert,<br />

wenn auch nicht vollständig fleischlos. [163] Hitler und andere nationalsozialistische Sympathisanten des Vegetarismus waren dabei<br />

<strong>von</strong> Wagners Schrift Religion und Kunst beeinflusst, in der Fleischkonsum und Kochen als semitisches, nichtarisches Erbe kritisiert<br />

wurden. [164]<br />

In der Schweiz war es der Arzt Maximilian Oskar Bircher-Benner (1867–1939), der eine vegetarische Vollwertkost als Heilmethode<br />

vertrat. Das <strong>von</strong> ihm entwickelte laktovegetabile Birchermüesli hat nicht nur bei Vegetariern internationale Verbreitung gefunden.<br />

1946 wurde die Vegetarier-Union Deutschlands gegründet, die zeitweilig (1974–1985) den Namen Bund <strong>für</strong> Lebenserneuerung trug<br />

und nach 1985 Vegetarier-Bund Deutschlands hieß. Seit März 2008 trägt der Verein den Namen Vegetarierbund Deutschland.<br />

Albert Schweitzer setzte sich seit seiner Jugend intensiv mit der ethischen Problematik der Anwendung tödlicher Gewalt gegen Tiere<br />

auseinander. Das <strong>von</strong> ihm entwickelte Prinzip der „Ehrfurcht vor dem Leben“ spielt noch heute in einschlägigen Diskussionen eine<br />

Rolle. [165] Er selber ging jedoch erst kurz vor seinem Tod zur vegetarischen Ernährung über. [166] Die Formulierung „Ehrfurcht vor<br />

dem Leben“ geht auf den Tierrechtler Magnus Schwantje zurück, <strong>einen</strong> Schüler <strong>von</strong> Diefenbach. Ein weiterer prominenter<br />

Be<strong>für</strong>worter des Vegetarismus war Gandhi. [167]<br />

Mitte der 1970er Jahre entstand die Tierrechtsbewegung, als deren Auslöser Peter Singers Buch Animal Liberation gilt. [168]


Die indische Stadt Palitana wurde zur vegetarischen Stadt erklärt, da dort viele Jains leben. [169]<br />

Kennzeichnung vegetarischer Produkte<br />

Manche Fertigprodukte und verarbeitete Nahrungsmittel enthalten nichtvegetarische Bestandteile wie Gelatine und Lab. Zur<br />

Kennzeichnung vegetarischer Produkte werden unterschiedliche Erkennungssymbole verwendet. Neben zahlreichen internationalen<br />

und nationalen Kennzeichnungskonzepten hat auch die Europäische Vegetarier-Union ein Label eingeführt, das V-Label, [170] mit<br />

dem <strong>für</strong> Vegetarier geeignete Produkte und Dienstleistungen gekennzeichnet werden können.<br />

V-Label: Kennzeichnung<br />

vegetarischer und<br />

veganer Lebensmittel in<br />

Europa<br />

Kennzeichnung veganer<br />

Lebensmittel und<br />

Produkte weltweit mit<br />

Schwerpunkt Europa<br />

Pflichtkennzeichnung in<br />

Indien, links <strong>für</strong><br />

vegetarische, rechts <strong>für</strong><br />

nichtvegetarische<br />

Produkte<br />

Anzahl und Soziologie der Vegetarier<br />

Bei soziologischen Untersuchungen stellen die verschiedenen konkurrierenden Begriffe <strong>von</strong> Vegetarismus eine Schwierigkeit dar.<br />

Forscher stehen vor der Wahl, entweder mit selbst gesetzten Definitionen zu arbeiten und in ihren Kategorisierungen den<br />

Selbstbezeichnungen der Befragten zu widersprechen, oder aber mit den Selbstbezeichnungen der Befragten zu arbeiten und da<strong>für</strong><br />

eine relativ große Varianz der Begriffe bis hin zu offenen Widersprüchen in Kauf zu nehmen. [171] Hinzu kommt die Schwierigkeit<br />

einer relativ spärlichen Datenlage [171][172] und die These mancher Soziologen, dass große Teile der Geisteswissenschaften <strong>einen</strong><br />

anthropozentrischen Begriff <strong>von</strong> „Gesellschaft“ haben [173] und sich daher schwer tun, die Motivationskomplexe des Vegetarismus<br />

nachzuvollziehen und in ihren Forschungen abzubilden. [172]<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass einerseits der Pro-Kopf-Konsum <strong>von</strong> Tierprodukten und insbesondere Fleisch überall auf der<br />

Welt in den letzten 50 Jahren gestiegen ist und den Prognosen nach weiter steigen wird, [174] sich andererseits westliche Einstellungen<br />

zu „Fleisch“, insbesondere rotem Fleisch, in demselben Zeitraum gewandelt haben. [171][175][176][177] Der Anteil der westlichen<br />

Vegetarier an der Gesamtbevölkerung liegt dabei, abhängig <strong>von</strong> der gewählten Definition, im einstelligen Prozentbereich und steigt<br />

seit etwa den 1970er Jahren langsam und stetig. [171] Wesentlich stärker als die Anzahl der Vegetarier sind in diesem Zeitraum ihre<br />

„Sichtbarkeit“ und ihr Organisationsgrad gewachsen. [171] Unter den Vegetariern sind etwa doppelt so viele Frauen wie Männer. Im<br />

englischsprachigen Raum waren traditionell eher Arbeiter und Angehörige des Mittelstandes Vegetarier; diese Tendenz konnte aber<br />

seit etwa der Jahrtausendwende nicht mehr nachgewiesen werden und der Vegetarismus war in allen sozialen Schichten vergleichbar<br />

verbreitet. [178]<br />

Deutschland<br />

Nach der Nationalen Verzehrsstudie <strong>von</strong> 2007 mit 20.000 Teilnehmern ernähren sich in Deutschland 1,6 % der erwachsenen<br />

Bevölkerung (Männer 1 %, Frauen 2,2 %) fleischlos (entweder vegetarisch oder mit Einbeziehung <strong>von</strong> Fisch). 0,1 % der<br />

Studienteilnehmer bezeichneten sich als vegan. [179] <strong>Eine</strong> Studie des Marktforschungsinstituts Produkt + Markt ermittelte im Jahr<br />

2006 die Zahl der Personen in Deutschland, welche sich zumindest teilweise nach vegetarischen Ernährungsgrundsätzen ernähren.


Die Ergebnisse werden unterschiedlich interpretiert. Die Europäische Vegetarier-Union geht aufgrund dieser Studie da<strong>von</strong> aus, dass<br />

9 % der deutschen Bevölkerung, etwa 7,4 Millionen, vegetarisch leben. [180] Die Tierschutzorganisation PETA nennt 6 Millionen<br />

Vegetarier in Deutschland als Ergebnis dieser Studie. [181]<br />

Die im Juli 2013 veröffentlichte Onlinebefragung der Universitäten Göttingen und Hohenheim ermittelte <strong>für</strong> Deutschland <strong>einen</strong><br />

Vegetarieranteil <strong>von</strong> 3,7 %, Veganer eingeschlossen. Hier<strong>für</strong> wurden 1.174 Teilnehmer repräsentativ in Hinblick auf die Kriterien<br />

Alter, Geschlecht, Einkommen und Wohnregion ausgewählt. [182] Im August 2013 veröffentlichte das Meinungsforschungsinstitut<br />

YouGov eine <strong>für</strong> Deutschland repräsentative Umfrage im Auftrag der Wochenzeitung Die Zeit, wonach 6 % der Teilnehmer angaben,<br />

in einer „normalen Woche“ kein Fleisch zu essen. Zwischen den Geschlechtern gab es demnach kaum Unterschiede, bei Männern<br />

waren es 5 %, bei den Frauen 7 %. Den größten Anteil an Vegetariern und Veganern gab es in der Altersgruppe der 18 bis 24-<br />

Jährigen mit 9 %. Den größten Anteil gemessen an der Berufsgruppe gab es bei Schülern und Berufsschülern mit 13 [183] %.<br />

Der Vegetarierbund Deutschland(VEBU) geht seit 2015 da<strong>von</strong> aus, dass rund 10 % der Bevölkerung in Deutschland Vegetarier sind.<br />

Diese Schätzung basiert auf Umfrageergebnissen des Instituts <strong>für</strong> Demoskopie Allensbach (IfD) und <strong>von</strong> YouGov. [184] Hierbei<br />

wurden allerdings auch die sogenannten Flexi-Vegetarier („Flexi-Vegetarier essen zumindest selten Fleisch“) mitgezählt. Konsequent<br />

vegetarisch ernährten sich in der 2014 veröfentlichten YouGov-Umfrage 4,3 % der Teilnehmer. [185]<br />

Nach einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) ernähren sich 4 % der Deutschen vegetarisch. Unter Frauen beträgt der Anteil 6,1<br />

Prozent, bei den Männern sind es lediglich 2,5 Prozent. Ausgewertet wurden Daten <strong>von</strong> 6933 Menschen, deren Essverhalten<br />

zwischen 2008 und 2011 analysiert worden war. [186]<br />

Österreich<br />

In einer vom VGT beauftragten [187] Befragung des Wiener Instituts <strong>für</strong> empirische Sozialforschung (IFES) aus dem Jahr 2013<br />

bezeichneten sich 9 % der Österreicher als Vegetarier oder Veganer, also circa 765.000 Menschen. In der Gruppe der unter 40-<br />

Jährigen wurde gar ein Prozentsatz <strong>von</strong> 17% Vegetarier oder Veganer ermittelt. Auch leben mehr Frauen als Männer vegetarisch oder<br />

vegan. [188]<br />

In einem Bericht der Kronen Zeitung wird <strong>für</strong> Österreich die Zahl <strong>von</strong> 800.000 Vegetariern genannt. [189]<br />

Schweiz<br />

In der Konsumstudie MACH Consumer 2015 bezeichneten sich rund 2,9 % der Schweizer Bevölkerung ab 14 Jahren als<br />

Vegetarier. [190] In der <strong>von</strong> Swissveg beauftragten, laut Auftraggeber repräsentativen CAWI-ad-hoc-Umfrage des<br />

Marktforschungsunternehmens DemoSCOPE aus dem Jahr 2017 erklärten sich 11 % der Teilnehmer zu Vegetariern, 3 % zu<br />

Veganern. Ausnahmslos vegetarisch ernährten sich 6,8 % der Befragten, ausnahmslos vegan 1,5 %. [191]<br />

Frankreich<br />

In Frankreich leben etwa zwei Prozent der Menschen vegetarisch und stammen über proportional aus dem Bildungsbürgertum und der<br />

Oberschicht. Die Hauptmotivationen französischer Vegetarier sind Annahmen über die Gesundheit vegetarischer Ernährung und<br />

ethische Gründe. [192]<br />

Großbritannien<br />

Daten aus der Zeit der Rationierung <strong>von</strong> Nahrungsmitteln in England um 1945 lassen auf 100.000 Vegetarier schließen. [172] Laut<br />

Gallup-Umfragen bezeichneten sich zwischen 1984 und 1993 im Vereinigten Königreich 2,1 % respektive 4,3 % der Befragten als<br />

Vegetarier. [171] <strong>Eine</strong> Umfrage des Realeat Survey Office <strong>von</strong> 1995 setzt diesen Trend fort und findet 4,9 % erwachsene Vegetarier. In<br />

der Gruppe der 16- bis 25-jährigen Frauen gaben in derselben Umfrage 12,4 % an, Vegetarierinnen zu sein. [171] Die Zahl derjenigen,<br />

die „kaum oder kein Fleisch“ konsumierten, sich jedoch nicht als „Vegetarier“ bezeichneten, war dabei allen Umfragen etwa doppelt


so hoch. [171] <strong>Eine</strong> Studie der University of Bradford im Auftrag der Vegetarian Society <strong>von</strong> 1991 befragte rund 1000 Erwachsene<br />

sowie 2500 junge Erwachsene (11–18 Jahre) und konnte die These der höheren Affinität <strong>von</strong> jungen Erwachsenen und insbesondere<br />

<strong>von</strong> jungen Frauen zum Vegetarismus erhärten. [171]<br />

USA<br />

<strong>Eine</strong> landesweite Studie des Landwirtschaftsministeriums der Vereinigten Staaten <strong>von</strong> 1977 bis 1978 fand unter 37.000 Befragten<br />

1,2 % Vegetarier, allerdings gaben manche der Teilnehmer, die sich selbst als Vegetarier bezeichneten, an, selten auch Fische oder<br />

Hühner zu essen. [171] Die Vegetarian Ressource Group veröffentlicht seit 1994 alle drei Jahre die Ergebnisse einer landesweiten<br />

Umfrage durch das Roper Center in den USA. Dort werden Menschen gefragt, welche Nahrungsmittel sie niemals essen. 1994<br />

befanden die Autoren da<strong>von</strong> ausgehend 0,3 % bis 1 % der Befragten <strong>für</strong> Vegetarier. [193] 2009 fanden sie in einer vergleichbaren<br />

Umfrage drei Prozent Vegetarier. Wieder war in der Gruppe der Frauen und unter jungen Menschen der Anteil der Vegetarier<br />

erheblich höher. [193]<br />

Indien<br />

In einer Studie <strong>von</strong> The Hindu-CNN-IBN gaben 40 % der Befragten an, Vegetarier zu sein, darunter überproportional viele Hindus,<br />

Frauen und ältere Menschen. [55]<br />

Organisationen<br />

In Deutschland informiert neben zahlreichen weiteren regionalen und überregionalen Organisationen u. a. der Vegetarierbund<br />

Deutschland (VEBU) über die vegetarische Lebensweise. Er gibt die Zeitschrift natürlich vegetarisch heraus und ist in<br />

Regionalgruppen organisiert. In der Schweiz besteht der Verein Swissveg. Er gibt die Zeitschrift Veg-Info heraus. In Österreich gibt<br />

es die Österreichische Vegetarier Union (ÖVU). Dort kann das vierteljährlich ersch<strong>einen</strong>de Magazin anima gegen freiwillige Spende<br />

bestellt werden.<br />

Der Welt-Vegetarier-Tag (1. Oktober) ist ein internationaler Aktionstag; vergleichbar mit dem Weltvegantag (1. November). Ersterer<br />

wurde am Welt-Vegetarier-Kongress in Schottland 1977 <strong>von</strong> der „North American Vegetarian Society“ eingeführt, inzwischen gilt die<br />

Zeit zwischen den beiden Daten als Vegetarian Awareness Month (etwa: Bewusstsein <strong>für</strong> Vegetarier-Monat).<br />

Ein regelmäßigerer Aktionstag sind die „vegetarischen Wochentage“, die vorwiegend öffentliche Einrichtungen zu einer Küche mit<br />

weniger Fleisch motivieren wollen. Sie finden in einigen Städten wöchentlich und häufig an Montagen und Donnerstagen statt.<br />

Die Europäische Vegetarier-Union (EVU) ist eine Dachorganisation <strong>für</strong> vegetarische Vereine und Gruppen in Europa und arbeitet in<br />

den Bereichen Vegetarismus, Ernährung, Gesundheit, Verbraucherschutz, Kampf gegen den Hunger in der Welt, Tierrechte, Ökologie<br />

und allgemeine Information. Die Internationale Vegetarier-Union (IVU) ist eine gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, den<br />

Vegetarismus weltweit zu fördern.<br />

Vegetarische Haustierhaltung<br />

Es kommt vor, dass vegetarisch lebende Hunde- und Katzenhalter gängiges Tierfutter ablehnen und ihre Haustiere fleischlos<br />

ernähren. Laut PETA Deutschland ernähren viele Vegetarier und Veganer ihre Haustiere mit fleischloser Kost. Die Nährwert-<br />

Bedürfnisse <strong>von</strong> Hunden und Katzen könnten PETA zufolge durch eine „vegane Ernährung und bestimmte Ergänzungen leicht<br />

befriedigt werden“. Hunde und Katzen, die vegetarisch oder vegan leben, genössen „sowohl ihr Futter als auch ihre gute<br />

Gesundheit“. Auch aus ethischer Sicht entspreche ein vegetarisches Futter der Tierrechts-Philosophie. [194] Für Katzen warnt der<br />

Deutsche Tierschutzbund vor einer fleischfreien Fütterung. Katzen seien auf Taurin angewiesen, das nur in tierischem Protein<br />

enthalten sei. Die <strong>für</strong> Katzen ebenfalls lebensnotwendige Arachidonsäure sei nur in tierischen Fetten enthalten. Sollte sich<br />

herausstellen, dass ein vegetarisches Futter den Nährstoffbedarf der Katze nicht decken kann, könne die Prägung darauf eine<br />

gesundheitlich gebotene Futterumstellung unmöglich machen. [195] Für Hunde könnte man unter Umständen eine<br />

„abwechslungsreiche Ernährung aus Milch- und Eiprodukten, Gemüse, Reis und Teigwaren“ zusammenstellen. Aus


wissenschaftlichen Feldstudien ließe sich ableiten, dass es grundsätzlich möglich sei, <strong>einen</strong> Hund vegetarisch zu ernähren. Damit es<br />

jedoch auf lange Sicht nicht zu Fehlernährungen komme, müsse die Zusammensetzung des Futters den Energie- und Proteinbedarf<br />

sowie den Bedarf an allen Mineralstoffen und Vitaminen decken. Die Inhaltsstoffe müssten in einem ausgewogenen Verhältnis<br />

zueinander stehen. Der Tierschutzbund empfiehlt, das Verhalten des Hundes und seine Abstammung nicht außer Acht zu lassen. Der<br />

Hund sei ein Carnivore und fresse gerne Fleisch. Bei der Ernährung sollte nicht ganz auf die Verfütterung <strong>von</strong> Fleisch verzichtet<br />

werden. Es sei aber nichts dagegen einzuwenden, wenn der Hund zwischendurch einmal vegetarisch ernährt wird. [196]<br />

Literatur<br />

Jonathan Safran Foer: Tiere essen. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010, ISBN 978-3-462-04044-9(englisch: Eating<br />

Animals. Übersetzt <strong>von</strong> Isabel Bogdan, Ingo Herzke, Brigitte Jakobeit).<br />

Claus Leitzmann, Markus Keller: Vegetarische Ernährung. 2. Auflage. Ulmer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8252-<br />

1868-3.<br />

Eva Barlösius: Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende. Frankfurt<br />

1997.<br />

Adolf Just: Kehrt zur Natur zurück !: Die Heilweise d. Natur nach ewigen Gesetzen , 12. Auflage 1930.<br />

Hasso Spode und Eva Barlösius: Der Kreuzzug der Kohlrabi-Apostel. Die Ursprünge des Vegetarismus. In: NZZ-<br />

Folio 4/1997, S. 24–30 Link.<br />

Hans-Jürgen Teuteberg: Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus. In: Vierteljahrschrift <strong>für</strong> Sozial- und<br />

Wirtschaftsgeschichte. 1994, S. 33–65. Volltext.<br />

Gabriel Cousens: Harmonie und Gesundheit mit vegetarischer Ernährung. Vegetarismus aus wissenschaftlicher und<br />

spiritueller Sicht. Hans-Nietsch-Verlag, Freiburg 1998, ISBN 3-929475-67-7.<br />

Manuela Linnemann, Claudia Schorcht (Hrsg.): Vegetarismus – Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise.<br />

Harald Fischer Verlag, Erlangen 2001, ISBN 3-89131-403-5.<br />

Helmut F. Kaplan: Leichenschmaus. Ethische Gründe <strong>für</strong> eine vegetarische Ernährung . Rowohlt Taschenbuch,<br />

Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-499-19513-5.<br />

Birgit Klaus: Tier zuliebe. Vegetarisch leben – eine Kostprobe. Diederichs, München 2011, ISBN 978-3-424-35050-0.<br />

Wolfgang R. Krabbe: Gesellschaftsveränderung durch Lebensreform. Strukturmerkmale einer sozialreformerischen<br />

Bewegung im Deutschland der Industrialisierungsperiode.Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1974, ISBN 3-525-<br />

31813-8.<br />

Helmut Wurm: Der Einfluß der Ernährung auf die menschliche Konstitution unter besonderer Berücksichtigung des<br />

Nahrungseiweißes. <strong>Eine</strong> Zusammenstellung <strong>von</strong> Ansichten, Beobachtungen und Lehrmeinungen <strong>von</strong> der Antike bis<br />

zur Gegenwart. (= Ernährung und Konstitution, 1) In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.Band 3, 1985, S.<br />

283–320, passim.<br />

Dokumentarfilme<br />

Earthlings (2005, kommentiert <strong>von</strong> Joaquín Phoenix und mit Musik <strong>von</strong> Moby)<br />

Devour the Earth (YouTube) Dokumentation der englischen Vegetarierorganisation (VSUK) aus dem Jahre 1995,<br />

kommentiert <strong>von</strong> Paul McCartney (mit Untertiteln)<br />

Quarks & Caspers: Vegetarier – 7 Dinge, die Sie wissen sollten, WDR vom 8. April 2014<br />

Weblinks<br />

Commons: Vegetarische Lebensmittel – <strong>Sammlung</strong> <strong>von</strong> Bildern<br />

Wiktionary: Vegetarismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Wiktionary: Vegetarier – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Wikiquote: Vegetarismus – Zitate<br />

Vegetarische Ernährung – kindergesundheit-info.de: unabhängiges Informationsangebot der Bundeszentrale <strong>für</strong><br />

gesundheitliche Aufklärung (BZgA)<br />

Vegetarierbund Deutschland<br />

Österreichische Vegetarier Union<br />

Swissveg<br />

Europäische Vegetarier Union (EVU)<br />

Internationale Vegetarier-Union (IVU)


Einzelnachweise<br />

1. Claus Leitzmann: Vegetarismus: Grundlagen, Vorteile, Risiken, C. H. Beck, 2012; S. 10–11. ISBN 978-3-406-64194-<br />

7<br />

2. Hans Schulz/Otto Basler (Hrsg.): Deutsches Fremdwörterbuch, Bd. 6, Berlin 1983, S. 133 f. (mit zahlreichen<br />

Belegen).<br />

3. <strong>von</strong> lateinisch vegetabilis „belebend“: Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Band 2, Spalte<br />

3381.<br />

4. vegetarian (http://www.oxforddictionaries.com/definition/english/vegetarian) In: Oxford English Dictionary.<br />

5. Georges, Ausführliches lateinische-deutsches Handwörterbuch. Band 2, Spalte 3381.<br />

6. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearbeitet <strong>von</strong> Elmar Seebold, 24. Auflage,<br />

Berlin 2002, Sp. 948 f.; Oxford English DictionaryBd. 19, 2. Auflage (1989), S. 476; Webster’s Third New<br />

International DictionaryS. 2537; The Oxford Dictionary of English Etymology, Oxford 1966, S. 972; Colin Spencer:<br />

The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism, London 1993, S. 252.<br />

7. Helmut Wurm: Der Einfluß der Ernährung auf die menschliche Konstitution unter besonderer Berücksichtigungdes<br />

Nahrungseiweißes. <strong>Eine</strong> Zusammenstellung <strong>von</strong> Ansichten, Beobachtungen und Lehrmeinungen <strong>von</strong> der Antike bis<br />

zur Gegenwart. (= Ernährung und Konstitution, 1) In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen.Band 3, 1985, S.<br />

283–320, hier: S. 293.<br />

8. Joanne Stepaniak, Virginia Messina: What's in a name? In: The Vegan Sourcebook. 2. Auflage, McGraw-Hill<br />

Professional, 2000; S. 2. ISBN 0-7373-0506-1. In Google books (http://books.google.de/books?id=6Ia5eZIlgLUC&pg<br />

=PA2#v=onepage&q&f=false).<br />

9. Antonio Cocchi: Del vitto pitagorico per uso della medicina, Florenz 1743; Jon Gregerson: Vegetarianism. A History,<br />

Fremont 1994, S. 71 f.<br />

10. Das Wort wird mit den lateinischen Präfixen aus den Ablativformen der lateinischen Wörterovum (Ei) und lac (Milch)<br />

gebildet.<br />

11. Zum Beispiel Erhard Gorys: Das neue Küchenlexikon.<br />

12. Pudding-Vegetarier In: lebensmittellexikon(http://www.lebensmittellexikon.de/p0002570.php)<br />

13. Claus Leitzmann und Markus Keller: Vegetarische Ernährung (http://www.beck-shop.de/fachbuch/leseprobe/978382<br />

5218683_Excerpt_001.pdf), Verlag Eugen Ulmer Stuttgart, 2010, 2. Auflage, ISBN 978-3-8252-1868-3, S. 22.<br />

14. Verain, M.C.D.; Dagevos, H.; Antonides, G., Flexitarianism : a range of sustainable food styles, Erschienen in:<br />

Handbook of Research on Sustainable Consumption, Herausgeber: Reisch, L.A., Thogersen, J., Edward Elgar ,<br />

2015, ISBN 9781783471263, Seiten 209–223.<br />

15. Siehe Helmut F. Kaplan: Leichenschmaus – Ethische Gründe <strong>für</strong> eine vegetarische Ernährung , 3. Auflage, Reinbek<br />

2002.<br />

16. Siehe eine Befragung <strong>von</strong> Vegetariern durch die Universität Jena (http://www.vegetarierstudie.uni-jena.de/)<br />

17. Joachim Joe Scholz: Haben wir die Jugend, so haben wir die Zukunft. Die Obstbausiedlung Eden/Oranienburg als<br />

alternatives Gesellschafts- und Erziehungsmodell (1893–1926) . (Bildungs- und kulturgeschichtliche Beiträge <strong>für</strong><br />

Berlin und Brandenburg, Bd. 3). Berlin: Weidler, 2002, ISBN 3-89693-217-9.<br />

18. Teuteberg (1994) S. 53 f.<br />

19. Hilda Kean, Animal Rights: Political and Social Change in Britain since 1800. Reaktion Books, 1998, ISBN 1-86189-<br />

014-1.<br />

20. Vgl. The Journal of Ethics Nummer 3/September 2007, Special issue on Animal Minds.<br />

vgl. auch Balluch 2005.<br />

21. <strong>Eine</strong> Ausnahme <strong>von</strong> diesem allgem<strong>einen</strong> Prinzip konstituiert das Werk des Briten Henry Salt (1851–1939) Animal<br />

Rights (1892). Zu Zeiten seiner Veröffentlichung wurde es weitestgehend ignoriert. Es erfuhr erst posthum etwas<br />

breitere Beachtung.<br />

22. <strong>Eine</strong> Tierbefreiungsbewegunggab es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches praktisch nicht. Die Forderung<br />

nach der Befreiung der Tiere ist nach Singer als Metapher zu verstehen. Er fordert eine strikte Gewaltfreiheit (vgl.<br />

Vorwort der 1990er Ausgabe).<br />

23. Gleichheit versteht Singer nicht als deskriptive Gleichheit <strong>von</strong> Zuständen, sondern als präskriptive Norm zur<br />

gegenseitigen Behandlung<br />

24. Singer, Animal Liberation (HarperCollins Publishers 2002): S. 5–9 (englisch), deutsch: Die Befreiung der Tiere,<br />

Hirthammer, München 1976.<br />

25. Wege zum Veganismus (http://www.tierrechte-kaplan.org/kompendium/frames.php?url=a458.htm), Helmut F. Kaplan<br />

2010.<br />

26. Günther Stolzenberg: Weltwunder Vegetarismus, München 1980, S. 164 f.; John Lawrence Hill: The Case for<br />

Vegetarianism, Lanham 1996, S. 52–67.<br />

27. Paul Amato/Sonia Partridge: The New Vegetarians, New York 1989, S. 31 f.: werten eine internationale Umfrage in<br />

englischsprachigen Ländern aus, bei der zwei Drittel der 320 befragten Vegetarier Begründungen dieser Art<br />

angaben. Solche Gründe werden auch in der einschlägigen populären Literatur häufig genannt und diskutiert,<br />

Helmut Kaplan: Warum Vegetarier?, Frankfurt 1989, S. 31 f., 61 f.; Axel Meyer: Warum kein Fleisch?, München


1990, S. 79 ff.; vgl. auch Leitzmann (1996) S. 16–21; Vegetarisch leben, Hrsg. Evangelische Akademie Baden,<br />

Karlsruhe 1999, S. 12 f., 23–25.<br />

28. Zentral in Regans Philosophie ist das Subjekt-eines-Lebens-Kriterium (7.5), nach dem allen Tieren mit Präferenzen,<br />

Wünschen, Wahrnehmung, Gedächtnis, Gefühlswelt <strong>von</strong> mindestens Schmerz und Freude, der Fähigkeit, aufgrund<br />

<strong>von</strong> Präferenzen Handlungen zu setzen, einer psychophysikalische[n] Identität(Kap. 2), und eines Wohlbefinden[s]<br />

(Kap. 3) unabhängig <strong>von</strong> außenstehenden Interessen eine Subjekteigenschaft zustehe. Nach Regan qualifiziere<br />

diese Subjekteigenschaft <strong>für</strong> ein wenngleich relatives, subjektives Recht (eine legitime Forderung im Sinne <strong>von</strong> John<br />

Stuart Mill). Aufgrund der diskreten Subjekteigenschaft könne dieses Recht kategorisch und <strong>für</strong> alle Subjekte<br />

gleichermaßen gültig zugesprochen werden. Wenngleich Regan unter gewissen Umständen eine Abwägung dieser<br />

Rechte zulässt, sei Fleischkonsum (9.1) und andere Verwertung nichtmenschlichen Lebens (9.5) moralisch im<br />

Allgem<strong>einen</strong> nicht zu rechtfertigen. Tom Regan: The Case for Animal Rights, Berkeley 1983 (Neuauflage 2004).<br />

29. Ausgehend <strong>von</strong> einer Charakterisierung <strong>von</strong> Bewusstsein durch hinreichende Kriterien formuliert er ein<br />

deontologisches Argument, das durch die implizit gegebenen Interessen qua Bewusstsein arbeitet. Unabhängig <strong>von</strong><br />

einer Interessengewichtung müssen seiner Ansicht nach gewisse Grundvoraussetzungen (mindestens Recht auf<br />

Leben, Freiheit und Unversehrtheit im Sinne Art. 3 AEMR) <strong>für</strong> die Erfüllung <strong>von</strong> (sekundären) Interessen gegeben<br />

sein. Indem man diese Voraussetzungen <strong>für</strong> jemanden fordere, müsse man sie qua eines Universalitätsprinzips <strong>für</strong><br />

jeden, der dieselben Voraussetzungen erfüllt, mitfordern, und die formulierten „Grundrechte“ würden zu<br />

kategorischen Prinzipien.<br />

30. Martin Balluch: Die Kontinuität <strong>von</strong> Bewusstsein. Wien 2005.<br />

31. Christine Baumann, Tilman Becker: Charakteristika einer vegetarischen Lebensweise(http://www.vebu.de/gesundhe<br />

it/studien/330-charakteristika-einer-vegetarischen-lebensweise)In: VEBU Gesundheit Studien<br />

32. Peter Scarborough, Paul N. Appleby, Anja Mizdrak, Adam D. M. Briggs, Ruth C. Travis, Kathryn E. Bradbury,<br />

Timothy J. Key: Dietary greenhouse gas emissions of meat-eaters, fish-eaters, vegetarians and vegans in the UK.<br />

In: Climatic Change. 125, 2014, S. 179–192, doi:10.1007/s10584-014-1169-1(https://dx.doi.org/10.1007%2Fs10584<br />

-014-1169-1).<br />

33. Fleischatlas 2013 (https://web.archive.org/web/20140209152206/http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikatione<br />

n/landwirtschaft/130108_bund_landwirtschaft_fleischatlas.pdf)(Memento vom 9. Februar 2014 im Internet Archive)<br />

S. 30 ff. (herausgegeben <strong>von</strong> der Heinrich-Böll-Stiftung, dem BUND und Le Monde diplomatique) (PDF-Datei;<br />

3,2 MB)<br />

34. Robert Goodland: Environmental sustainability in agriculture: diet matters.(http://www.is.cnpm.embrapa.br/bibliografi<br />

a/1997_Environmental_sustainability_in_agriculture_diet_matters.pdf) In: Ecological Economics, Bd. 23, Nr. 3, 5.<br />

Dezember 1997, S. 189–200 (PDF-Datei; 940 kB)<br />

35. Felix Hnat: Agrarsubventionen in Österreich aus einer tierrechtlerischen Perspektive(https://web.archive.org/web/20<br />

141105124044/http://archiv.vegan.at/newsundinfo/studien/subventionsstudie.pdf)(Memento vom 5. November 2014<br />

im Internet Archive) (PDF-Datei; 1,3 MB), 2006<br />

36. Edward O. Wilson: The Future of Life. Abacus, 2003, ISBN 978-0-349-11579-5<br />

37. C. L. Delgado: Rising consumption of meat and milk in developing countries has created a new food revolution. (htt<br />

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52. Otto Gabriel: Fish Catching Methods of the World.Wiley, 2005, ISBN 978-0-85238-280-6, S. 34. eingeschränkte<br />

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58. Schmithausen S. 177–193. <strong>Eine</strong> Zusammenstellung solcher Texte bietet Geshe Thubten Soepa: Zwei Texte in der<br />

Tradition des Buddha Shakyamuni: Die Udambara-Lotusblume, die das Leben hilfloser Wesen beschützt. Aussagen<br />

aus den Sutras zum Thema Fleischessen; und: Buddha-Puja: Rezitation <strong>für</strong> buddhistische Feiertage [deutsch und<br />

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101. Ulrike Becker: Vegetarismus: Gesünder Leben ohne FleischIn: UGB-Forum Spezial 2007: Ernährungsrichtungen<br />

aktuell bewertet; S. 6-8. Volltext (PDF) (https://www.fairberaten.net/vegetarismus/gesund-leben-ohne-fleisch-vegetari<br />

smus-gruende-vorteile/druckansicht.pdf).<br />

102. BfR: Verwendung <strong>von</strong> Vitaminen in Lebensmitteln(http://www.bfr.bund.de/cm/238/verwendung_<strong>von</strong>_vitaminen_in_le<br />

bensmitteln.pdf) (PDF-Datei; 1,3 MB), S. 212.<br />

103. Vitamin B12: Mangel-Symptomen mit diesenLebensmitteln vorbeugen(http://www.lifeline.de/llspecial/vitamine/vitam<br />

inlexikon/die_wichtigsten_naehrstoffe/content-124741.html)<br />

104. Claus Leitzmann, Markus Keller: Vegetarische Ernährung. UTB-Verlag (2010). Kurzfassung: Welche Vorteile und<br />

Risiken hat eine vegetarische Kost?In: Gesunde Ernährung. Die 101 wichtigsten Fragen. Beck-Verlag (2013),<br />

S. 87–88<br />

105. American Dietetic Association; Dietitians of Canada: Position of the American Dietetic Association and Dietitians of<br />

Canada: vegetarian diets.In: Can J Diet Pract Res. 64 (2): S. 62–81; Sommer 2003. PMID 12826028. Volltext (PDF)<br />

(https://www.vrg.org/nutrition/2003_ADA_position_paper.pdf).<br />

106. W. J. Craig, A. R. Mangels: Position of the American Dietetic Association: vegetarian diets.In: Journal of the<br />

American Dietetic Association.Bd. 109, Nummer 7, Juli 2009, S. 1266–1282, ISSN 1878-3570 (http://dispatch.opac.<br />

d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=1878-3570) . PMID 19562864. Volltext (PDF) (http://www.vrg.org/<br />

nutrition/2009_ADA_position_paper.pdf).<br />

107. National Health and Medical Research Council: EAT FOR HEALTH. Australian Dietary Guidelines Providing the<br />

scientific evidence for healthier Australian diets(http://www.nhmrc.gov.au/_files_nhmrc/publications/attachments/n55<br />

_australian_dietary_guidelines_130530.pdf)(2003; PDF; 2,0 MB), S. 35<br />

108. Frühe Vegetarierer: Ägypter mochten k<strong>einen</strong>Fisch. (http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/ausgegraben-aegy<br />

pter-waren-vegetarierer-a-970267.html)In: Spiegel Online. 19. Mai 2014; abgerufen am 27. Dezember 2014.<br />

109. Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike, Berlin 1935, S. 85, 101, 318.<br />

110. Alfred C. Andrews: Ernährung: Nichtchristlich. In: Reallexikon <strong>für</strong> Antike und ChristentumBd. 6, Stuttgart 1966,<br />

Sp. 222 f., 226–228.<br />

111. Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike, Berlin 1935, S. 26–33.<br />

112. Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike, Berlin 1935, S. 79–157; Rudolph Arbesmann: Fasten. In:<br />

Reallexikon <strong>für</strong> Antike und ChristentumBd. 7, Stuttgart 1969, Sp. 466 f.<br />

113. Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike, Berlin 1935, S. 157–163.


114. Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike, Berlin 1935, S. 198–342; Urs Dierauer: Vegetarismus und<br />

Tierschonung in der griechisch-römischen Antike. In: M. Linnemann/C. Schorcht (Hrsg.): Vegetarismus. Erlangen<br />

2001, S. 20–49, 55, 56.<br />

115. Urs Dierauer: Vegetarismus und Tierschonung in der griechisch-römischen Antike. In: M. Linnemann/C. Schorcht<br />

(Hrsg.): Vegetarismus, Erlangen 2001, S. 15–20.<br />

116. Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike, Berlin 1935, S. 245–272.<br />

117. Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike, Berlin 1935, S. 167–184.<br />

118. Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike, Berlin 1935, S. 198–201, 205.<br />

119. Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike, Berlin 1935, S. 237–244.<br />

120. Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike, Berlin 1935, S. 212–228, 299–312, 315–337.<br />

121. Peri apochés empsýchōn, lateinisch De abstinentia, ins Englische übersetzt <strong>von</strong> Gillian Clark: Porphyry: On<br />

Abstinence from Killing Animals, Ithaca (N.Y.) 2000.<br />

122. Porphyrios, De abstinentia 1,14 f.; 1,17. Zu Clodius siehe Johannes Haussleiter: Der Vegetarismus in der Antike,<br />

Berlin 1935, S. 288–296 und Gillian Clark: Porphyry: On Abstinence from Killing Animals, Ithaca (N.Y.) 2000, S. 123<br />

Anm. 13.<br />

123. Urs Dierauer: Vegetarismus und Tierschonung in der griechisch-römischen Antike. In: M. Linnemann/C. Schorcht<br />

(Hrsg.): Vegetarismus, Erlangen 2001, S. 52 f.<br />

124. Hubertus Lutterbach: Der Fleischverzicht im Christentum. In: Saeculum 50/II, 1999, S. 181–183.<br />

125. Hubertus Lutterbach: Der Fleischverzicht im Christentum. In: Saeculum 50/II, 1999, S. 189–194.<br />

126. Hubertus Lutterbach: Der Fleischverzicht im Christentum. In: Saeculum 50/II, 1999, S. 185–189.<br />

127. Regula Benedicti 36,9 und 39,11, Hrsg. Rudolph Hanslik, Wien 1975, S. 96 und S. 100.<br />

128. Hubertus Lutterbach: Der Fleischverzicht im Christentum. In: Saeculum 50/II, 1999, S. 194–198, 203–208; Theodor<br />

Klauser: Ernährung: Christlich. In: Reallexikon <strong>für</strong> Antike und ChristentumBd. 6, Stuttgart 1966, Sp. 232–237.<br />

129. John Passmore: The Treatment of Animals. In: Journal of the History of Ideas36, 1975, S. 199–200; Colin Spencer:<br />

The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism, London 1993, S. 172–174.<br />

130. Rudolf Arbesmann: Fasten. In: Reallexikon <strong>für</strong> Antike und ChristentumBd. 7, Stuttgart 1969, Sp. 473 und 475.<br />

131. Colin Spencer: The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism, London 1993, S. 154–168.<br />

132. Colin Spencer: The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism, London 1993, S. 190–192.<br />

133. Tristram Stuart: The Bloodless Revolution. A Cultural History of Vegetarianism from 1600 to Modern Times, New<br />

York 2007, S. 138–150.<br />

134. Colin Spencer: The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism, London 1993, S. 206–209; Tristram Stuart: The<br />

Bloodless Revolution. A Cultural History of Vegetarianism from 1600 to Modern Times, New York 2007, S. 60–77.<br />

135. Colin Spencer: The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism, London 1993, S. 201 f.; Tristram Stuart: The<br />

Bloodless Revolution. A Cultural History of Vegetarianism from 1600 to Modern Times, New York 2007, S. 131–137.<br />

136. Ursula Wolf: Das Tier in der Moral, 2. Auflage, Frankfurt am Main 2004, S. 33–38.<br />

137. Hans-Jürgen Teuteberg: Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus. In: Vierteljahrschrift <strong>für</strong> Sozial- und<br />

Wirtschaftsgeschichte 81, 1994, S. 43–45.<br />

138. Colin Spencer: The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism, London 1993, S. 244–251; Tristram Stuart: The<br />

Bloodless Revolution. A Cultural History of Vegetarianism from 1600 to Modern Times, New York 2007, S. 372–398.<br />

139. Colin Spencer: The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism, London 1993, S. 379–382. <strong>Eine</strong> gründliche<br />

Darstellung des frühen englischen Vegetarismus bietet James Gregory: Of Victorians and Vegetarians. The<br />

Vegetarian Movement in Nineteenth-century Britain, London 2007.<br />

140. James Gregory: Of Victorians and Vegetarians. The Vegetarian Movement in Nineteenth-century Britain, London<br />

2007, S. 11, 76 f.<br />

141. Peter Brang: Ein unbekanntes Rußland. Kulturgeschichte vegetarischer Lebensweisen <strong>von</strong> den Anfängen bis zur<br />

Gegenwart, Köln 2002, S. 59–113.<br />

142. Sabine Merta: Wege und Irrwege zum modernen Schlankheitskult: Diätkost und Körperkultur als Suche nach neuen<br />

<strong>Lebensstil</strong>formen 1880–1930, Franz Steiner Verlag 2003; S. 43–44. ISBN 978-3-515-08109-2.<br />

143. Uwe Heyll: Vegetarismus, Grahambrot, RohkostIn: Wasser, Fasten, Luft und Licht: Die Geschichte der<br />

Naturheilkunde in Deutschland, Campus Verlag 2006; S. 89–91. ISBN 9783593379555.<br />

144. Sabine Merta: Wege und Irrwege zum modernen Schlankheitskult: Diätkost und Körperkultur als Suche nach neuen<br />

<strong>Lebensstil</strong>formen 1880–1930, Franz Steiner Verlag 2003; S. 63. ISBN 978-3-515-08109-2.<br />

145. International Vegetarian Union (IVU): Eduard Baltzer (1814–1887)(http://www.ivu.org/history/europe19b/baltzer.htm<br />

l)<br />

146. Eva Barlösius: Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende , Frankfurt<br />

1997, S. 36–47; Hans-Jürgen Teuteberg: Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus. In: Vierteljahrschrift <strong>für</strong> Sozialund<br />

Wirtschaftsgeschichte 81, 1994, S. 48 f.<br />

147. Eduard Baltzer: Vereinsblatt <strong>für</strong> Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer), Nr. 2, 1. August 1868. In:<br />

Vereinsblatt <strong>für</strong> Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer) 1868–1870, Nordhausen 1870; S. 26. PDF-<br />

Volltext, 114 MB (http://www.magnus-schwantje-archiv.de/files/Vereinsblatt_1868-1870.pdf).


148. Eduard Baltzer: Vereinsblatt <strong>für</strong> Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer), Nr. 10, 7. Juni 1869. In:<br />

Vereinsblatt <strong>für</strong> Freunde der natürlichen Lebensweise (Vegetarianer) 1868–1870, Nordhausen 1870; S. 145. PDF-<br />

Volltext, 114 MB (http://www.magnus-schwantje-archiv.de/files/Vereinsblatt_1868-1870.pdf).<br />

149. Claus Leitzmann: Vegetarismus: Grundlagen, Vorteile, Risiken., 4. Auflage, C. H. Beck 2012; S. 34–35. ISBN 978-3-<br />

406-64194-7.<br />

150. Eva Barlösius: Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende , Frankfurt<br />

1997, S. 47–57.<br />

151. Ansgar Reiss: Radikalismus und Exil: Gustav Struve und die Demokratie in Deutschland und Amerika , Franz Steiner<br />

Verlag 2004; S. 32. ISBN 978-3-515-08371-3.<br />

152. Gustav Struve: Pflanzenkost, die Grundlage einer neuen Weltanschauung, Stuttgart, 1869; S. 1.<br />

153. Gustav Struve: Pflanzenkost, die Grundlage einer neuen Weltanschauung, Stuttgart, 1869. Digitalisat der<br />

Bayrischen Staatsbibliothek(http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10474938-<br />

4).<br />

154. Hermann Müller (Hrsg.): „Nun nahet Erdsternmai!“ Gusto Gräser . Grüner Prophet aus Siebenbürgen.<br />

Recklinghausen 2012.<br />

155. Martin Green: Mountain of Truth. The Counterculture begins. Ascona, 1900–1920. Hannover/London,1986<br />

156. Eva Barlösius und Hasso Spode: Der Kreuzzug der Kohlrabi-Apostel. Die Ursprünge des Vegetarismus. In: NZZ-<br />

Folio 4/1997, S. 27f.<br />

157. Hans-Jürgen Teuteberg: Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus. In: Vierteljahrschrift <strong>für</strong> Sozial- und<br />

Wirtschaftsgeschichte 81, 1994, S. 46–64.<br />

158. Hannu Salmi: Die Sucht nach dem germanischen Ideal. Bernhard Förster (1843–1889) als Wegbereiter des<br />

Wagnerismus. In: Zeitschrift <strong>für</strong> Geschichtswissenschaft6, 1994, S. 485–496.<br />

159. Karl Richter: Richard Wagner: Visionen, Vilsbiburg 1993, S. 335–351.<br />

160. So bei Bernhard Förster: Der Vegetarismus als ein Theil der socialen Frage, Hannover 1882.<br />

161. So veröffentlichte beispielsweise Victoria Woodhull ab 1870 Artikel zum Vegetarismus. Susan Zahabzadeh: Victoria<br />

Woodhull. Die erste Frau, die US-Präsidentin werden wollte(http://www.sueddeutsche.de/politik/victoria-woodhull-di<br />

e-erste-frau-die-us-praesidentin-werden-wollte-1.3097248) . In: Süddeutsche Zeitung online, 28. Juli 2016.<br />

162. Hans-Jürgen Teuteberg: Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus. In: Vierteljahrschrift <strong>für</strong> Sozial- und<br />

Wirtschaftsgeschichte 81, 1994, S. 50.<br />

163. Christoph Drösser: Stimmt’s?: Fleischloser Führer. (http://www.zeit.de/2001/17/200117_stimmts.xml) In: zeit.de.<br />

19. April 2001; abgerufen am 27. Dezember 2014.<br />

164. Joachim C. Fest: Hitler. <strong>Eine</strong> Biographie. Frankfurt am Main 1973, S. 74 f.<br />

165. Michael Hauskeller: Verantwortung <strong>für</strong> alles Leben? Schweitzers Dilemma. In: Michael Hauskeller (Hrsg.): Ethik des<br />

Lebens, Zug 2006, S. 210–236.<br />

166. Albert Schweitzer in einem Brief <strong>von</strong> 1964, zitiert <strong>von</strong> Gotthard M. Teutsch: Mensch und Tier – Lexikon der<br />

Tierschutzethik, Göttingen 1987, S. 47.<br />

167. M. K. Gandhi: Die ethische Grundlage der vegetarischen Ernährung.In: Christian Bartolf (Hrsg.): Die erste Stufe,<br />

Berlin 1996, S. 72–76; Tristram Stuart: The Bloodless Revolution. A Cultural History of Vegetarianism from 1600 to<br />

Modern Times, New York 2007, S. 424–430.<br />

168. Peter Singer: Animal Liberation. Deutsch: Die Befreiung der Tiere, München 1976.<br />

169. tagesschau: Pilgerort <strong>für</strong> die Jains: Palitana - die Stadt der Vegetarier. (https://web.archive.org/web/2015091422205<br />

7/http://www.tagesschau.de/ausland/weltspiegel-indien-vegetarier-101.html)(Memento vom 14. September 2015 im<br />

Internet Archive)<br />

170. Europäisches Vegetarismus-Label (http://www.v-label.info/)<br />

171. Alan Beardsworth, Teresa Keil: Sociology on the Menu: An Invitation to the Study of Food and Society . Routledge,<br />

19977, ISBN 978-0415114257, S. 223 ff.<br />

172. Richard Carmichael: Becoming Vegetarian and Vegan: Rhetoric, Ambivalence and Repression in Self-Narrative.<br />

Loughborough University, 2002, S. 15 ff.<br />

173. Rainer Wiedenmann: Tiere, Moral und Gesellschaft: Elemente und Ebenen humanimalischer Sozialität , 2009.<br />

Auflage, VS Verlag <strong>für</strong> Sozialwissenschaften,, ISBN 3-8100-2527-5, S. 17 ff.<br />

174. E. Amine, N. Baba, M. Belhadj, M. Deurenbery-Yap, A. Djazayery, T. Forrester, D. Galuska, S. Herman, W. James, J.<br />

MBuyamba, others: Global and regional food consumption patterns and trends(http://www.fao.org/DOCREP/005/AC<br />

911E/ac911e05.htm) (Table 4). In:Diet, nutrition and the prevention of chronic diseases: report of a Joint WHO/FAO<br />

Expert Consultation. World Health Organization, 2003.<br />

175. Nick Fiddes: Declining meat. In:Food, health, and identity. Routledge, 1997, ISBN 978-0-415-15680-6, S. 252–266.<br />

176. Realeat Survey Ofice: The Realeat Survey 1984–1995 Changing Attitudes to Meat Consumption . Realeat Survey<br />

Office, Bucks 1995.<br />

177. Anne Murcott: The Nation’s Diet: The Social Science of Food Choice. Longman, 1998, ISBN 0-582-30285-4.<br />

178. Colin Spencer: Vegetarianism: A History. Da Capo Press, 2004, ISBN 1-56858-291-9, S. 324 f..<br />

179. Max Rubner-Institut – Bundesforschungsinstitut <strong>für</strong> Ernährung und Lebensmittel: Nationale Verzehrsstudie II –<br />

Ergebnisbericht, Teil 1, Karlsruhe 2008; S. 97–98. PDF-Volltext (http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ernaeh


ung/NVS_Ergebnisbericht.pdf?__blob=publicationFile) .<br />

180. European Vegetarian Union (http://www.euroveg.eu/lang/en/info/howmany.php)<br />

181. peta.de (http://www.peta.de/vegetarismus/vegetarismus_essen_frs_leben.149.html)<br />

182. Anette Cordts, Achim Spiller, Sina Nitzko, Harald Grethe, Nuray Duman: Fleischkonsum in Deutschland. (https://ww<br />

w.uni-hohenheim.de/uploads/media/Artikel_FleischWirtschaft_07_2013.pdf)In: Fleischwirtschaft. Nr. 7, 2013.<br />

183. Yougov-Umfrage. Der Fleischkonsum steigt mit dem Einkommen.(http://www.zeit.de/lebensart/essen-trinken/2013-0<br />

8/umfrage-fleischkonsum-veggie-day)Die Zeit, 8. August 2013; abgerufen am 8. August 2013.<br />

184. Vegetarierbund Deutschland: Anzahl der Vegetarier in Deutschland.(https://vebu.de/themen/lifestyle/anzahl-der-veg<br />

etarierinnen) Abgerufen am 23. Oktober 2017.<br />

185. YouGov: Wer will's schon vegan? Aktuelle Ernährungsvorlieben und Lieblingsmarken in Deutschland 2014 – Typ <strong>für</strong><br />

Typ (http://www.lebensmittelzeitung.net/studien/pdfs/658_.pdf)<br />

186. Nur vier Prozent der Menschen in Deutschland leben vegetarisch(http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/veg<br />

etarier-nur-vier-prozent-der-menschen-in-deutschland-leben-fleischlos-a-1128290.html) , Spiegel Online<br />

187. Martin Balluch: Sensationell: bereits 9% bzw. 760.000 VegetarierInnen in Österreich!(http://www.martinballuch.com/<br />

sensationell-bereits-760-000-vegetarierinnen-in-osterreich-9/) , 21. August 2013.<br />

188. Vegane Gesellschaft Österreich: 9 % leben vegetarisch oder vegan(http://www.vegan.at/inhalt/9-leben-vegetarischoder-vegan)<br />

189. Wien als vegane Hauptstadt Europas_27. November 2017(http://www.krone.at/600310)<br />

190. statista: Anteil der Vegetarier an der Bevölkerung in der Schweiz <strong>von</strong> 2014 bis 2015(https://de.statista.com/statistik/<br />

daten/studie/388189/umfrage/umfrage-in-der-schweiz-zu-vegetarischer-ernaehrung/) .<br />

191. Swissveg: Veg-Umfrage 2017 (http://www.swissveg.ch/veg-umfrage).<br />

192. Julia A. Abramson: France. In:Cultural Encyclopedia of Vegetarianism. Greenwood, Santa Barbara, CA 2010, ISBN<br />

978-0-313-37556-9, S. 104–111.<br />

193. Ergebnisse der Roper Polls, finanziert <strong>von</strong> der Vegetarian Ressource Group: 1994 (http://www.vrg.org/nutshell/poll.h<br />

tm), 1997 (http://www.vrg.org/journal/vj97sep/979poll.htm), 2000 (http://www.vrg.org/nutshell/poll2000.htm), 2003 (htt<br />

p://www.vrg.org/journal/vj2003issue3/vj2003issue3poll.htm), 2006 (http://www.vrg.org/journal/vj2006issue4/vj2 06iss<br />

ue4poll.htm), 2009 (http://www.vrg.org/press/2009poll.htm).<br />

Ergebnisse vergleichbarer Umfragen unter 8–18-Jährigen: 1995 (http://www.vrg.org/journal/95nov.htm#kids), 2000<br />

(http://www.vrg.org/journal/vj2001jan/2001janteen.htm), 2005 (http://www.vrg.org/journal/vj2005issue4/vj2 05issue4y<br />

outh.htm), 2010 (http://www.vrg.org/press/youth_poll_2010.php).<br />

194. PETA Deutschland: Die Wahrheit über Tiernahrung (https://www.peta.de/vegetarischehundeundkatzen), Stand:<br />

August 2013.<br />

195. Deutscher Tierschutzbund e. V.: Katzen vegetarisch ernähren(https://web.archive.org/web/20141105151203/http://w<br />

ww.tierschutzbund.de/faq/heimtiere/katzen-vegetarisch-ernaehren.html)(Memento vom 5. November 2014 im<br />

Internet Archive)<br />

196. Deutscher Tierschutzbund e. V.: Hunde vegetarisch ernähren(https://web.archive.org/web/20141105150550/http://w<br />

ww.tierschutzbund.de/faq/heimtiere/hunde-vegetarisch-ernaehren.html)(Memento vom 5. November 2014 im<br />

Internet Archive)<br />

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Verpackungsfreier Laden<br />

Ein verpackungsfreier Laden ist ein Einzelhandelsgeschäft, das sich <strong>von</strong> anderen Läden dadurch unterscheidet, dass das gesamte<br />

Sortiment lose also ohne Gebinde und somit verpackungs frei angeboten wird. [1] Ziel ist es dadurch, Lebensmittel- und<br />

Verpackungsmüll zu vermeiden. Besonders in westlichen Wirtschaftsländern zeichnet sich das verpackungsfreie Einkaufen als Trend<br />

ab und es eröffnen seit ca. 2010 immer mehr verpackungsfreie Läden. [2] Teilweise „ist der Hype um den Supermarkt mit dem<br />

besonderen Konzept vorbei“. [3]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Idee<br />

1.1 Warenaufbewahrung<br />

1.2 Funktion<br />

1.3 Konzept<br />

2 Zero Waste Movement<br />

3 Open Source Movement<br />

4 Situation in Deutschland<br />

5 Hygienebestimmungen<br />

6 Kritik<br />

7 Weblinks<br />

8 Einzelnachweise<br />

Idee<br />

Der Fokus <strong>von</strong> verpackungsfreien Läden liegt auf dem Angebot <strong>von</strong> unverpackten Lebensmitteln und Produkten. Diese lassen sich in<br />

eigene, mitgebrachte Behälter in beliebiger Menge abfüllen. Meistens werden zusätzlich auch biologisch abbaubare Verpackungen<br />

oder Mehrwegbehälter zum Kauf oder Pfandbehälter im Geschäft angeboten. Ziel ist es so, zum <strong>einen</strong> der Überproduktion <strong>von</strong><br />

Lebensmitteln entgegen zu wirken und zum anderen konsequent Verpackungs- und Plastikmüll zu vermeiden. [4][5]<br />

Warenaufbewahrung<br />

Für die Aufbewahrung der Lebensmittel im Laden werden unterschiedliche Systeme genutzt. Mehle werden meist in verschließbaren<br />

Boxen oder Säcken angeboten, Gemüse und Obst in Holzkisten, frische Erzeugnisse in Kühltheken. Die Besonderheit liegt in den<br />

sogenannten Gravity-Bins, vertikal angebrachte Behälter, die das Entnehmen der Ware in gewünschter Menge und unter Wahrung der<br />

Hygiene vorschriften erlauben: Durch eine verschließbare Öffnung lässt sich das Produkt einfüllen und durch ein Portionier-Rad in<br />

gewünschter Menge in ein Gefäß abfüllen. Die im Handel erhältlichen Dispenser-Lösungen sind meist aus Kunststoff gefertigt.<br />

Einige verpackungsfreie Läden haben jedoch eigene Systeme aus Edelstahl, Holz und Glas entwickelt, um auch hier auf Kunststoff<br />

verzichten zu können. [6]<br />

Funktion<br />

Der Ablauf des Einkaufs erfolgt meist wie folgt:


1. Wiegen des leeren Gefäßes und notieren des Leergewichts (entweder durch <strong>einen</strong> Aufkleber oder mit Folienstift auf<br />

den Behälter)<br />

2. Abfüllen des Produktes in gewünschter Menge<br />

3. Erneutes Wiegen des Behälters (eigenständig oder an der Kasse)<br />

4. Das Leergewicht wird vom Gesamtgewicht abgezogen und die Ware bezahlt<br />

Konzept<br />

Das Konzept des verpackungsfreien Einkaufs zielt auf eine nachhaltige Entwicklung ab. Aus diesem Grund wird bei der Wahl des<br />

Sortiments meistens auch auf folgende Standards gesetzt: Biologisch, regional und saisonale Produkte. [7] So können lokale<br />

Strukturen gestützt und lange Transportwege vermieden werden. Häufig schließt sich auch eine eigene Verwertungsküche, in der<br />

übrig gebliebene Lebensmittel verarbeitet werden, an den Laden an.<br />

Zero Waste Movement<br />

Durch die Ziele, die verpackungsfreie Läden verfolgen, lassen sie sich dem Zero Waste Movement zuordnen. Dieser Bewegung liegt<br />

die Neugestaltung <strong>von</strong> Produktionsweisen und dem Lebenszyklus <strong>von</strong> Ressourcen zugrunde. Zero Waste bedeutet „Kein Müll“ und<br />

mit der Methode „reduce, reuse, recycle“, also „reduzieren, wiederverwenden, recyclen“ wird auf die Reduktion <strong>von</strong> Abfallprodukten<br />

hingearbeitet. Andere wichtige Prinzipien sind das „Cradle-to-Cradle“ Prinzip sowie der „Precycle“-Ansatz. Verpackungsfreie<br />

Supermärkte versuchen <strong>einen</strong> müllfreien Einkauf zu ermöglichen oder bieten Verpackungslösungen, die nachhaltig und<br />

wiederverwendbar sind.<br />

Open Source Movement<br />

Auch wenn die Verbreitung der verpackungsfreien Läden weiter zunimmt können die bereits bestehenden als Pioniere betrachtet<br />

werden. Bisher finden sich auch online noch wenige Referenzen. Aus diesem Grund besteht unter einigen der (vor allem<br />

deutschsprachigen) Läden ein loses Kommunikationsnetzwerk um sich auszutauschen. NOVO Bozen, ein Laden der noch in der<br />

Entwicklungsphase steckt, verfolgt <strong>einen</strong> Open Content-Ansatz. [8] Neben der Offenlegung des Projektverlaufs und<br />

Rechercheergebnisse werden zum Beispiel auch Konstruktionsanleitungen als freie Inhalte zur Verfügung gestellt.<br />

Situation in Deutschland<br />

In Deutschland sind im internationalen Vergleich wenige verpackungsfreie Läden vorhanden. An verschiedenen Standorten werden<br />

dennoch Läden nach oben stehendem Konzept eröffnet und betrieben. So wurde 2014 der verpackungsfreie Laden „Unverpackt <br />

lose, nachhaltig, gut“ in Kiel eröffnet und ist damit in Deutschland das erste Projekt dieser Art. Weitere Läden in deutschen<br />

Großstädten wie München („Plastikfreie Zone“, 2014), Berlin („Original Unverpackt“ [9] , 2014), Münster („Einzelhandel zum<br />

Wohlfühlen“, 2015; „Natürlich Unverpackt“, 2015), Hannover („Lola der Loseladen“, „Edel unverpackt“ [10] , 2016), Bremen<br />

(„SelFair“, 2016), Freiburg („Glaskiste“, 2017) und anderen folgten. Seit Anfang 2017 haben in Deutschland mehr als 40<br />

verpackungsfreie Läden eröfnet bzw. werden im Laufe des Jahres eröfnet. [11]<br />

Hygienebestimmungen<br />

„Für Läden ohne Verpackung gelten die gleichen Hygienevorschriften, wie <strong>für</strong> den normalen Lebensmittelhandel. Die<br />

abgeschlossenen Spender garantieren dabei die saubere Lagerung der Produkte. Bislang gibt es <strong>von</strong> offizieller Seite keine<br />

Beanstandung gegen diese Art der Aufbewahrung.“ [12] Die meisten Produkte werden im Laden zur Selbstbedienung angeboten. Um<br />

die Hygienebestimmungen zu erfüllen, bieten einige Läden frische tierische Produkte an bedienten Frischetheken an.<br />

Kritik<br />

„Ganz so konsequent ist „Edel Unverpackt“ nicht: Die Behälter in Michels Laden sind aus Plastik.“


Weblinks<br />

SARAH FRANKE UND ISABELL ROLLENHAGEN IN HAZ<br />

Internetpräsenz ecocycle.org zum Thema Zero Waste<br />

Einzelnachweise<br />

1. Plastikfreie Läden: Hier kannst du verpackungsfrei einkaufen. In: Utopia.de. 11. April 2016 (utopia.de (https://utopia.<br />

de/ratgeber/verpackungsfreier-supermarkt/)[abgerufen am 7. Oktober 2016]).<br />

2. Verpackungsfrei einkaufen: Tüten und Kartons bleiben uns erhalten. (http://www.wiwo.de/unternehmen/handel/verpa<br />

ckungsfrei-einkaufen-tueten-und-kartons-bleiben-uns-erhalten/11233144.html) In: www.wiwo.de. Abgerufen am<br />

8. Oktober 2016.<br />

3. Julian Vetten und Wilhelmine Bach: Tristesse im Tante-Emma-Laden. (http://www.n-tv.de/panorama/Tristesse-im-Tan<br />

te-Emma-Laden-article14442576.html)In: n-tv. 3. Februar 2015; abgerufen am 23. Oktober 2017.<br />

4. Phillip Bittner: Deutschland wird verpackungsfrei . In: enorm. 19. Oktober 2015 (enorm-magazin.de(http://enorm-mag<br />

azin.de/deutschland-wird-verpackungsfrei)[abgerufen am 8. Oktober 2016]).<br />

5. Christian Endt: Lebensmittel: Verpackungsfrei einkaufen. In: Die Zeit. 7. April 2014, ISSN 0044-2070 (http://dispatch.<br />

opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=0044-2070)(zeit.de (http://www.zeit.de/wirtschaft/unterneh<br />

men/2014-04/lebensmittel-einzelhandel-konsum-nachhaltig/)[abgerufen am 8. Oktober 2016]).<br />

6. Umweltschutz: So funktionieren verpackungsfreie Supermärkte - WELT. (https://www.welt.de/wirtschaft/article127920<br />

929/So-funktionieren-verpackungsfreie-Supermaerkte.html)In: DIE WELT. Abgerufen am 8. Oktober 2016.<br />

7. Barbara Vorsamer: Nachhaltigkeit im Supermarkt: Wie böse ist die Plastikverpackung?In: sueddeutsche.de.<br />

ISSN 0174-4917 (http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8&TRM=0174-4917)<br />

(sueddeutsche.de(http://www.sueddeutsche.de/leben/nachhaltigkeit-im-supermarkt-wie-boese-ist-die-plastikverpack<br />

ung-1.2892418) [abgerufen am 8. Oktober 2016]).<br />

8. NOVO Project Timeline. (http://novobz.github.io/timeline/)In: novobz.github.io. Abgerufen am 8. Oktober 2016.<br />

9. Carmen Schucker: Testkauf bei „Original unverpackt“ in Kreuzberg Kein Kleckern, kein Fleisch und jede Menge<br />

Müsli. (http://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/friedrichshain-kreuzberg/testkauf-bei-original-unverpackt-in-kreuzbe<br />

rg-kein-kleckern-kein-fleisch-und-jede-menge-muesli/10732530.html)Der Tagesspiegel; 25. September 2014;<br />

abgerufen am 23. Oktober 2017.<br />

10. Sarah Franke und Isabell Rollenhagen: Erster verpackungsfreier Laden Hannovers öffnet.(http://www.haz.de/Hanno<br />

ver/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Edel-unverpackt-Erster-verpackungsfreier-Laden-in-Hannover-eroef fnet) In:<br />

Hannoversche Allgemeine Zeitung.16. Februar 2016; abgerufen am 23. Oktober 2017.<br />

11. Alle Unverpackt-Geschäfte in Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg auf <strong>einen</strong> Blick. (https://plastikfreiheit.d<br />

e/unverpackt-geschaefte/)Plastikfreiheit.de; 12. April 2017; abgerufen am 22. April 2017.<br />

12. Verpackungsfrei einkaufen: Tüten und Kartons bleiben uns erhalten. (http://www.wiwo.de/unternehmen/handel/verpa<br />

ckungsfrei-einkaufen-tueten-und-kartons-bleiben-uns-erhalten/11233144.html%20%E2%80%9CF%C3%BCr%20Su<br />

perm%C3%A4rkte%20ohne%20Verpacku) In: www.wiwo.de. Abgerufen am 8. Oktober 2016.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Verpackungsfreier_Laden&oldid=171201607“<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 20. November 2017 um 18:21 Uhr bearbeitet.<br />

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Warentauschtag<br />

Ein Warentauschtag, in der Schweiz unter dem Namen Bring- und Holtag bekannt, selten auch Hol-Bring-Markt, [1] ist ein<br />

Aktionstag, der es der regionalen Bevölkerung ermöglicht, nicht mehr gebrauchte, aber noch gut erhaltene, gebrauchsfähige<br />

Gegenstände unentgeltlich abzugeben oder zu erwerben.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Ziel und Zweck<br />

2 Organisation<br />

3 Zugelassene und nicht zugelassene Waren<br />

4 Geschichte und Verbreitung<br />

4.1 Deutschland<br />

4.2 Schweiz<br />

5 Einzelnachweise<br />

Ziel und Zweck<br />

Mit Warentauschtagen wird die Wiederverwendung <strong>von</strong> Gebrauchtwaren gefördert, Abfall vermieden und so die Menge des<br />

Sperrmülls und Abfalls reduziert. So kann auch die in diesen Gegenständen enthaltene graue Energie über eine längere Zeit<br />

amortisiert werden. Dies entspricht der Zielsetzung des Gesetzes zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der<br />

umweltverträglichen Bewirtschaftung <strong>von</strong> Abfällen (Kreislaufwirtschaftsgesetz– KrWG) vom 24. Februar 2012 (BGBl. I S. 212)<br />

und der allgem<strong>einen</strong> EU-Abfallrahmenrichtlinie (Richtlinie 2008/98/EG über Abfälle).<br />

Organisation<br />

Warentauschtage werden <strong>von</strong> Gemeinden, kommunalen Abfallwirtschaftsbetrieben oder Ortsver<strong>einen</strong> (z.B. Frauenvereine,<br />

Ortsparteien, Sportvereine, Umweltschutzgruppen) organisiert. Meist stellt die Gemeinde oder der Abfallwirtschaftsbetrieb <strong>einen</strong><br />

grossen Platz oder eine Halle zur Verfügung. Die Anlieferung der Gegenstände erfolgt mindestens zwei Stunden vor dem Beginn der<br />

Abgabe, oft auch am Vorabend. Sie endet spätestens zwei Stunden vor dem Ende der Abgabe. <strong>Eine</strong> Annahmekontrolle stellt sicher,<br />

dass die Aktion nicht zur Sperrgutentsorgung missbraucht wird. Die Sachen können zumeist kostenlos gebracht und geholt werden.<br />

Teilweise wird zur Deckung der Veranstaltungskosten um eine Spende gebeten. Für wertvollere Gegenstände wird teilweise ein<br />

geringer Betrag erhoben, der demselben Zweck dient. [2][3][4]<br />

Zugelassene und nicht zugelassene Waren<br />

Der Veranstalter entscheidet zum Voraus, welche Gegenstände abgegeben werden dürfen und welche nicht. In der Regel müssen die<br />

Gegenstände <strong>von</strong> einer Person getragen werden können. In Frage kommen beispielsweise Kleinmöbel, Haushaltsgegenstände,<br />

elektrische Kleingeräte, Geschirr, Spielsachen, Sportartikel, Kleider, Schuhe, Bücher oder Bilder. Kaputte, schmutzige oder nicht voll<br />

funktionsfähige Gegenstände werden nicht angenommen.


Was am Schluss der Veranstaltung übrig bleibt, wird der Verwertung zugeführt. Noch brauchbares kann an wohltätige Organisationen<br />

verschenkt oder an Altwarenhändler abgegeben werden. Der Restmüll wird auf dem üblichen Weg dem Recycling zugeführt oder<br />

thermisch verwertet.<br />

Geschichte und Verbreitung<br />

Deutschland<br />

In Deutschland gibt es seit den 1990er Jahren Warentauschtage. Die Stadt Reutlingen hat seit 1991 schon 44 Aktionstage<br />

durchgeführt (Stand 2013). [5] Im Jahr 2013 wurden in über hundert Städten, Landkreisen und Gemeinden Warentauschtage<br />

durchgeführt, vorwiegend in Baden-Württemberg (Bspw. in Stuttgart, Offenburg, Rastatt, Tübingen, Lörrach, [6] Göttingen,<br />

Rottenburg [7] oder Grenzach-Wyhlen) [8] aber auch im Ruhrgebiet wurde in Ascheberg [9] ein Aktionstag vermeldet.<br />

Schweiz<br />

In der Schweiz gibt es seit der zweiten Hälfte der 1980er Jahre Bring- und Holtage. <strong>Eine</strong> der ersten Gemeinden war Baar, das 1987<br />

damit angefangen hatte. [10] Bis zum Jahr 2013 haben über 200 Städte und Gemeinden in den deutschsprachigen Kantonen der<br />

Schweiz Aktionstage durchgeführt, bspw. Zürich, Bern, Basel, Riehen [11] und viele andere.<br />

Einzelnachweise<br />

1. Amt <strong>für</strong> Landwirtschaft und Umwelt. Hol-Bring-Markt in Sarnen (PDF; 725 kB) (http://www.ow.ch/dl.php/de/52400318<br />

1d360/38_19.September_Seite1561-1599.pdf) , In: Obwaldner Amtsblatt, Nr. 38/13, 19. September 2013, S. 1567<br />

2. Praxistipps Warentauschtag (http://verbandsnetz2012.nabu-web03.inet.de/fileadmin/Dateien/Bilder/NABU_allgemei<br />

n/Aktionen/Sonstige/Praxistipps_Warentauschtag.pdf) (PDF; 160 kB) des Naturschutzbund Deutschland<br />

3. Flohmarkt -Bring- und Holtag(http://www.umweltschutz.ch/index.php?pid=759&l=de&id=1&PHPSESSID=18dad9c48<br />

af971da665911aa38fb601d)der Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz<br />

4. Hol-Bring-Markt in Stans(http://www.umwelt-info.ch/holbringstans), Informationsseite des Vereins natur & umwelt<br />

ob- nidwalden, abgerufen am 25. September 2013<br />

5. Reutlinger Generalanzeiger(http://www.gea.de/region+reutlingen/reutlingen/warentauschtag+nuetzliches+und+uebe<br />

rfluessiges.3090463.htm)vom 25. März 2013<br />

6. Bring- und Holtag Lörrach(http://www.loerrach.de/739?view=publish&item=article&id=2228)<br />

7. Warentauschtag Rottenburg(http://www.rottenburg.de/sixcms/detail.php?id=71547&lnav=1)<br />

8. Badische Zeitung vom 23. September 2013(http://www.badische-zeitung.de/grenzach-wyhlen/zu-beginn-ist-der-andr<br />

ang-am-groessten--75442913.html)<br />

9. Ruhrnachrichten (http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/herbern/Warentauschtag-Wenn-Ausrangiertes-moch-zu-geb<br />

rauchen-ist;art1766,1996395)<br />

10. Bring- und Holtag Baar(http://www.zio.ch/images/events/images/pop/ziofyler462033einladungsblatt.pdf)(PDF;<br />

235 kB)<br />

11. Bring- und Holtag Riehen(http://www.riehen.ch/natur-und-umwelt/abfall-und-entsorgung/bring-und-holtag)<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Warentauschtag&oldid=168193424“<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 16. August 2017 um 08:53 Uhr bearbeitet.<br />

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Wissenschaftsladen<br />

Als Wissenschaftsladen wird eine Einrichtung bezeichnet, die es sich zum Ziel gesetzt hat, einerseits wissenschaftliche Ergebnisse<br />

<strong>für</strong> Fragestellungen der Zivilgesellschaft zu nutzen, andererseits Fragestellungen aus der Gesellschaft in die Wissenschaft zu tragen<br />

(sogenannte „community based research“ / CBR). Ein Beispiel <strong>für</strong> <strong>einen</strong> Wissenschaftsladen in Deutschland ist der<br />

Wissenschaftsladen Bonn, der seit 1984 existiert. [1] Ein innerhalb einer Universität agierender Wissenschaftsladen ist die<br />

Kooperations- und Beratungsstelle <strong>für</strong> Umweltfragen an der Technischen Universität Berlin. [2]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Funktion<br />

2 Geschichte<br />

3 Literatur<br />

4 Weblinks<br />

5 Einzelnachweise<br />

Funktion<br />

Wissenschaftsläden gehören meist zu einer Universität oder einer nichtstaatlichen Or ganisation. Sie leisten unabhängige, partizipative<br />

und interdisziplinäre Unterstützung bei der Forschung an zivilgesellschaftlichen Problemstellungen. Wissenschaftsläden ermöglichen<br />

und vermitteln Laien und deren Organisationen kostenlos oder <strong>für</strong> wenig Geld Zugang zu Wissenschaft und Technologie, tragen<br />

deren Themenstellungen an Wissenschaftler heran und fördern so den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.<br />

Wissenschaftsläden sind im Allgem<strong>einen</strong> thematisch nicht begrenzt – sie bearbeiten und vermitteln Themen in allen<br />

wissenschaftlichen Disziplinen, <strong>von</strong> den Natur- bis zu Geisteswissenschaften. Ein Teil der Einrichtungen hat sich jedoch spezialisiert<br />

auf bestimmte Fachrichtungen (Ökologie, Chemie, Sozialarbeit, etc.).<br />

Geschichte<br />

Wissenschaftsläden sind zuerst in den 1970er-Jahren in den Niederlanden entstanden. Das holländische System hat sich jedoch schon<br />

bald auf andere europäische Länder, wie Dänemark, Österreich, Deutschland, Norwegen, Großbritannien, Belgien und Rumänien<br />

ausgedehnt. Außerdem gibt es zurzeit Wissenschaftsläden und ähnliche Einrichtungen in Kanada, Asien, Amerika, Afrika, Australien<br />

und Neuseeland. Dabei wurde die Struktur der Wissenschaftsläden jeweils an unterschiedliche Gesellschaftssysteme und Kulturen<br />

sowie verschiedene historische und politische Hintergründe angepasst. Die Wissenschaftsläden in der Tschechischen Republik,<br />

Ungarn und in Rumänien wurden während der EU-Anwartschaftszeit gegründet, die gekennzeichnet war durch eine gewachsene<br />

Rolle der Zivilgesellschaft, das Öffnen akademischer Aktivitäten in diverse neue Richtungen und die zunehmende Transparenz in<br />

Entscheidungsprozessen. [3]<br />

Wissenschaftsläden sind weltweit vernetzt durch Netzwerke – Living Knowledge ist das bedeutendste unter ihnen.<br />

Literatur<br />

Loet Leydesdorf, Peter van den Besselaar: Erfahrungen im Amsterdamer Wissenschaftsladen. In: Wechselwirkung,<br />

Nr. 40, Februar 1989, S. 8, ISSN 0172-1623


Weblinks<br />

Loet Leydesdorf, Peter van den Besselaar: What we have learned from the Amsterdam Science Shop. 1987<br />

(englisch)<br />

Einzelnachweise<br />

1. Wissenschaftstransfer, Arbeitsmarktanalyse, Stellenangebote, berufliche Weiterbildung (http://www.wilabonn.de/642<br />

_1277.htm?h101)<br />

2. Zentraleinrichtung Wissenschaftliche Weiterbildung und Kooperation (ZEWK) / Kooperations- und Beratungsstelle<br />

<strong>für</strong> Umweltfragen (kubus)(http://www.zewk.tu-berlin.de/v-menue/kooperation_wissenschaftgesellschaft/kubus/)<br />

3. R. Worthington, B. Balázs, D. Cupsa, L. Georgescu, J. Holas, V. Holasova, I. Telcean: Wissenschaftsläden in Mittelund<br />

Osteuropa: Herausforderungen und Chancen. 2008. LivingKnowledge-Artikel, Übersetzung: R. Holmes 2008<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wissenschaftsladen&oldid=166864535 “<br />

Diese Seite wurde zuletzt am 30. Juni 2017 um 20:10 Uhr bearbeitet.<br />

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Wohngemeinschaft<br />

Das Wort Wohngemeinschaft (kurz WG) bezeichnet das Zusammenleben mehrerer<br />

unabhängiger, meist nicht verwandter Personen in einer Wohnung. Allgemeine<br />

Räume wie Badezimmer, Küche oder auch ein Wohnzimmer werden dabei<br />

gemeinsam genutzt.<br />

In vielen anderen Ländern ist diese Form des Wohnens nicht so verbreitet wie in<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seit den 1960ern ist sie dort vor allem<br />

unter Studenten verbreitet. Niederländische studentenhuizen (wörtlich<br />

„Studentenhäuser“) sind grob mit Zweck-WGs (auch oft in Wohnheimen),<br />

woongroepen („Wohngruppen“) teilweise eher mit Kommunen vergleichbar.<br />

Zwischenformen sind seltener als in Deutschland.<br />

WG-Zimmer-Angebote und -Gesuche<br />

an einem Schwarzen Brett in Berlin<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Geschichte<br />

2 Soziologische Aspekte<br />

3 Arten des Zusammenlebens<br />

4 Rechtliche Aspekte<br />

4.1 Gestaltung des Mietvertrages<br />

4.1.1 Ein Hauptmieter und Untermieter<br />

4.1.2 Mehrere Hauptmieter in einem Mietvertrag<br />

4.1.3 Einzelne Mietverträge mit jedem Bewohner<br />

4.2 Ehen und Lebensgemeinschaften<br />

4.3 Rechtliches Verhältnis der Mitbewohner zueinander<br />

4.4 Haushalts- und Bedarfsgemeinschaft<br />

5 Statistische Erhebungen<br />

6 Siehe auch<br />

7 Literatur<br />

8 Weblinks<br />

9 Einzelnachweise<br />

Geschichte<br />

Modelle <strong>für</strong> Lebensgemeinschaften in Privathaushalten gab und gibt es in allen Kulturen viele. Den Gedanken, sich als Nicht-<br />

Verwandte eine Wohnung aus Kostengründen zu teilen, gab es bereits im 19. Jahrhundert; ein literarischer Beleg findet sich in den<br />

Romanen Arthur Conan Doyles, der den Beginn der Freundschaft zwischen Sherlock Holmes und Dr. Watson als reine Zweck-WG<br />

beschreibt. <strong>Eine</strong> Zunahme westlicher Wohngemeinschaften ist seit den 1960ern zu beobachten.<br />

Seit neuestem ist ein starker Trend zur Wohngemeinschaft zu verzeichnen. Immer mehr Menschen, vor allem Jugendliche, wollen mit<br />

ihren Freunden zusammenleben. Auch ältere Menschen, die nicht allein sein wollen, leben zunehmend in Wohngemeinschaften. [1][2]<br />

Soziologische Aspekte


Heute unterscheidet man umgangssprachlich die „Zweck-WG“, deren Bewohner aus Gründen der Kostenersparnis zusammenleben,<br />

in der das Gemeinschaftsleben eine untergeordnete Rolle spielt, <strong>von</strong> der „Nicht-Zweck-WG“, in der persönliche Beziehungen,<br />

gemeinsame Unternehmungen und die Gemeinschaft unter den Mitbewohnern stärker im ordergrund V stehen.<br />

Die Hierarchie in WGs ist aufgrund der eher progressiven Nutzergruppe meistens flach, obwohl natürlich Alter, Dauer der WG-<br />

Zugehörigkeit und vor allem der Charakter eines jeden Mitglieds eine gewisse Hierarchie erzeugen. Da jede soziale Beziehung<br />

zwischen Menschen mit gewissen Regeln verbunden ist, können in Nicht-Zweck-WGs, auch aufgrund der Pflichten (z. B. Sauberkeit,<br />

Eigentumsverhältnisse im Kühlschrank), durchaus größere Spannungen zwischen Freunden entstehen; andererseits entstehen in<br />

sogenannten Zweck-WGs durch die Akzeptanz und das wechselseitige Kennenlernen im alltäglichen Umfeld auch Freundschaften.<br />

In einigen Fällen entstehen auch WG-ähnliche Wohnformen verschiedener nicht verwandter Personen oder <strong>von</strong> Paaren aus<br />

unterschiedlichen Generationen, wie Mehr-Generationen-Haus, Mehrgenerationenprojekt, oder mit Eltern oder Geschwistern<br />

entstehen Mehrgenerationen-Haushalte in Form der Großfamilie.<br />

Arten des Zusammenlebens<br />

Anfangs lebten vor allem Studenten und Auszubildende in Wohngemeinschaften, vorrangig um die Miete zu teilen und so Geld zu<br />

sparen. Zunehmend leben heute auch Berufstätige in Wohngemeinschaften, beispielsweise in einer Business-Wohngemeinschaft.<br />

Berufstätige und Einsteiger leben so zusammen und knüpfen private und manchmal geschäftliche Kontakte. Besondere Bedeutung<br />

hat diese Form <strong>für</strong> Menschen, die oft den Arbeitsort wechseln und nicht lange in einer Stadt bleiben. Zumeist sind<br />

Wohngemeinschafts-Bewohnerzwischen Anfang 20 und Anfang 30. [3] Danach löst häufig die Familie oder das Zusammenleben als<br />

Paar die Wohngemeinschaft auf. Ausnahmen bilden „Wohngemeinschaften <strong>für</strong> Alleinerziehende“ und „Senioren-<br />

Wohngemeinschaften“.<br />

In einer „WG <strong>für</strong> Alleinerziehende“ oder auch einer „Wohngemeinschaft mit Kindern“ können sich die Bewohner gegenseitig bei der<br />

Kinderbetreuung unterstützen und sich dadurch finanziell entlasten. Wohngemeinschaften werden zur Alternative <strong>für</strong> das Wohnen im<br />

Alter, indem gleichaltrige Senioren in einer „Senioren-Wohngemeinschaft“ leben bleiben sie weiterhin selbstständig, aber leben in<br />

Gemeinschaft. Als gemischtes Konzept gibt es auch die „Mehrgenerationen-WG“. Von der Senioren-WG oder dem Konzept<br />

Betreutes Wohnen grenzt sich die „Plus-WG“ ab. Das Plus steht dabei <strong>für</strong> ein Lebensalter ab 50 Jahren, es sind ältere Menschen die<br />

keine externe Hilfe zum Leben benötigen. Während sich in einer klassischen Wohngemeinschaft mehrere Bewohner eine Wohnung<br />

teilen, bewohnen die Mitglieder einer „Plus-WG“ häufig jeweils eine eigene Wohnung in einem gemeinsamen Haus. [3]<br />

Des Weiteren wurden <strong>für</strong> behinderte Menschen, psychisch Erkrankte, sowie Senioren Wohngemeinschaften mit professioneller<br />

Betreuung eingerichtet. Diese sollen Menschen, die nicht in der Lage sind allein zu leben, eine Möglichkeit bieten, ein Leben mit<br />

größtmöglicher Selbstständigkeit außerhalb <strong>von</strong> Heimen oder Krankenhäusern zu führen. Für Personen mit Altersdemenz ist die<br />

sogenannte Demenz-WG eine mögliche Wohn- und Betreuungsform.<br />

<strong>Eine</strong> spezielle Form bilden Wohngemeinschaften im Rahmen <strong>von</strong> „Wohnen <strong>für</strong> Hilfe“-Projekten, bei denen junge Menschen Ältere<br />

oder Familien unterstützen und da<strong>für</strong> günstigen Wohnraum bei ihnen erhalten.<br />

Rechtliche Aspekte<br />

Gestaltung des Mietvertrages<br />

Zivilrechtlicher Aspekt: Wohnungsgemeinschaften sind im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch nicht ausdrücklich geregelt. Daher<br />

sind verschiedene zivilrechtliche Konstruktionen des Mietvertrags denkbar:<br />

Ein Hauptmieter und Untermieter


Ein Bewohner der WG fungiert als Hauptmieter, der den Mietvertrag mit dem Vermieter schließt. Die restlichen Mitbewohner<br />

schließen mit dem Hauptmieter <strong>einen</strong> Untermietvertrag (in der Regel nur nach Genehmigung des Vermieters; die unberechtigte<br />

Untervermietung ist ein Kündigungsgrund). Diese Konstruktion räumt dem Hauptmieter eine privilegierte Stellung mit weitgehenden<br />

Rechten und Pflichten ein: Er ist der (einzige) Vertragspartner des Vermieters.<br />

Praktisch gesehen hat dies <strong>für</strong> den Hauptmieter im Vergleich zu einzelnen Mietverträgen zwischen Vermieter und Mietern den<br />

Nachteil, dass er alle Pflichten aus dem Gesamtmietvertrag erfüllen muss. So haftet (nur) der Hauptmieter dem Vermieter gegenüber<br />

<strong>für</strong> die Zahlung der gesamten Miete. Falls die Untermieter ihre Miete nicht (rechtzeitig) zahlen, trägt er die alleinige Verantwortung.<br />

Generell trägt der Hauptmieter dem Vermieter gegenüber auch das Haftungsrisiko an der Mietsache und muss <strong>für</strong> die Einhaltung der<br />

Hausordnung durch seine Untermieter (= Mitbewohner) geradestehen. Als Vorteil <strong>für</strong> den Hauptmieter lässt sich anführen, dass er<br />

einzelnen seiner Mitbewohner (evtl. fristlos) kündigen kann. Daneben kann nur der Hauptmieter selbst durch seine Kündigung dem<br />

Vermieter gegenüber den gesamten Mietvertrag zu Fall bringen. Bei einer Kündigung des Hauptmietvertrages muss der Hauptmieter<br />

aber darauf achten, dass er auch die Untermietverträge mit s<strong>einen</strong> Mitbewohnern (rechtzeitig) kündigt, da er sich diesen gegenüber<br />

sonst schadensersatzpflichtig machen könnte.<br />

Die Untermieter haben bei einer solchen Konstruktion zwar den Vorteil, dass sie nur dem Hauptmieter gegenüber vertraglich haften.<br />

Indes hat der Untermieter den Nachteil, dass er dem Vermieter gegenüber keinerlei Wohnrecht hat, wenn der Hauptmietvertrag<br />

gekündigt wurde (oder ausgelaufen ist).<br />

Der Vermieter schließlich hat den Nachteil, dass statt mehreren Personen nur der Hauptmieter vertraglich haftet; im Gegenzug hat er<br />

(etwa bei einem Untermieterwechsel) <strong>einen</strong> festen Ansprechpartner , was Mietzahlung usw. anbelangt.<br />

Die hier beschriebene Konstruktion hat außerdem den Vorteil, dass die verschiedenen Bewohner nicht als Haushaltsgemeinschaft<br />

angesehen werden, mit weitreichenden Folgen <strong>für</strong> die Sozialleistungsansprüche.<br />

Ein möglicher Nachteil dieser Konstruktion kann in Schwierigkeiten bei einem Wohnungswechsel des Hauptmieters bestehen: Zieht<br />

der Hauptmieter aus, wollen die Untermieter aber weiterhin die Wohnung bewohnen, muss entweder ein neuer Vertrag mit dem<br />

Hauptvermieter geschlossen werden oder einer der Untermieter in den bestehenden Mietvertrag zwischen Hauptvermieter und<br />

Hauptmieter eintreten (also den Vertrag übernehmen). Aufgrund der allgem<strong>einen</strong> Vertrags(abschluss)freiheit ist der Hauptvermieter<br />

jedoch nicht verpflichtet, mit einem der Untermieter <strong>einen</strong> neuen Mietvertrag abzuschließen oder der Vertragsübernahme (Eintritt)<br />

durch <strong>einen</strong> der Untermieter zuzustimmen. Aus diesem Grund ist es ratsam, schon vor Abschluss des Hauptmietvertrages mit dem<br />

Hauptvermieter eine Eintrittsklausel zugunsten der Untermieter zu vereinbaren und diese in den Vertrag aufzunehmen. Nur so kann<br />

sichergestellt werden, dass die Untermieter auch tatsächlich in der Wohnung bleiben können, sollte der Hauptmieter ausziehen. Nach<br />

österreichischer Rechtslage ist ferner eine Vertragsübernahme ebenso zu vergebühren wie der Abschluss eines neuen Mietvertrages,<br />

was in der Regel vom Mieter zu übernehmen ist und durchaus einige hundert Euro ausmachen kann. [4]<br />

Mehrere Hauptmieter in einem Mietvertrag<br />

Alle Bewohner der WG sind Hauptmieter. Damit haben alle gleiche Pflichten gegenüber dem Vermieter. Jedoch sind Entscheidungen<br />

der Mietpartei in der Regel gemeinsam und einstimmig zu fällen. So muss etwa die Kündigung gemeinsam erfolgen, ein einzelner<br />

Mitbewohner kann den Mietvertrag nicht kündigen. Sollte nur ein Mitbewohner ausziehen wollen, kann eine<br />

Abänderungsvereinbarung („X tritt <strong>für</strong> Y in den bestehenden Mietvertrag ein“) getroffen werden. Da eine solche der Mitwirkung<br />

oder Zustimmung des Vermieters bedarf, gestaltet sie sich in der Praxis oftmals schwierig. Deshalb sollte <strong>von</strong> vornherein eine<br />

sogenannte Nachfolgeklausel in den Mietvertrag aufgenommen werden. Grundsätzlich muss der Vermieter einem Austausch der<br />

Hauptmieter in einer Wohngemeinschaft aber zustimmen. [5][6] Im Übrigen haftet jeder einzelne Hauptmieter gesamtschuldnerisch,<br />

das heißt <strong>für</strong> die ganze Vertragsschuld der Mietpartei gegenüber dem Vermieter.<br />

Einzelne Mietverträge mit jedem Bewohner<br />

Der Vermieter schließt mit jedem Bewohner <strong>einen</strong> Mietvertrag einzeln ab, zum Beispiel über ein einzelnes Zimmer in einer<br />

Mehrzimmerwohnung mit anteiliger Benutzung <strong>von</strong> Küche und Bad. Folglich haftet auch nur jeder Mitbewohner <strong>für</strong> sich selbst.


Ehen und Lebensgemeinschaften<br />

Für Ehen und sonstige Partnerschaften gilt regelmäßig, dass sie nicht unter den Begriff der „Wohngemeinschaft“ fallen. Kurzfristiger<br />

Besuch <strong>von</strong> bis zu sechs bis acht Wochen oder die Aufnahme eines Familienmitglieds ebenso nicht. Der Ehegatte darf jederzeit beim<br />

jeweiligen Partner einziehen und das auch ohne Zustimmung des Vermieters, sofern die Wohnung nicht dadurch überbelegt ist.<br />

Nichteheliche Lebenspartner werden vor dem Gesetz als Dritte angesehen und müssen dem Vermieter angemeldet werden. Der<br />

Vermieter darf die Aufnahme eines Dritten in die Wohnung jedoch nur im Falle einer Überbelegung ablehnen.<br />

Für eine nicht-eheliche Lebensgemeinschaft ergibt sich jedoch das Problem, dass der Partner, welcher nicht Vertragspartner ist, de<br />

facto in einer rechtlichen Abhängigkeit vom anderen Partner steht. Denn spätestens mit dem Ende der Partnerschaft kann der Partner,<br />

der Hauptmieter ist, den anderen aufordern, aus der Wohnung auszuziehen.<br />

Rechtliches Verhältnis der Mitbewohner zueinander<br />

Es ist wohl da<strong>von</strong> auszugehen, dass die an einer Wohngemeinschaft beteiligten Mitmieter regelmäßig eine BGB-Innengesellschaft<br />

bilden. [7] Der hier<strong>für</strong> erforderliche gemeinsam verfolgte Gesellschaftszweck besteht darin, das Zusammenleben in der gemeinsam<br />

gemieteten Wohnung zu ermöglichen. Aus dem meist nur konkludent geschlossenen Gesellschaftsvertrag ergeben sich einzelne<br />

Rechte und Pflichten der Mitmieter untereinander.<br />

So ist gerade in dem Fall, dass alle Mitmieter Hauptmieter sind, eine interne Vereinbarung darüber denkbar, wer welchen Anteil an<br />

der Gesamtmiete aufbringen muss. <strong>Eine</strong> solche Vereinbarung ändert nichts an der Haftung im Außenverhältnis (bei Hauptmietern<br />

gesamtschuldnerische Haftung), sondern entfaltet nur interne Wirkung. Als weiteres Beispiel kann etwa die Pflicht zur Befolgung<br />

eines gemeinsamen Putzplans genannt werden. Auch wechselseitige Schutzpflichten im Sinn <strong>von</strong> § 241 Abs. 2 BGB ergeben sich aus<br />

dem Gesellschaftsvertrag.<br />

Haushalts- und Bedarfsgemeinschaft<br />

<strong>Eine</strong> Wohngemeinschaft kann dazu führen, dass die Gemeinschaft als Bedarfsgemeinschaft im Sinne des SGB und/oder als<br />

Haushaltsgemeinschaft im Sinne des EStG eingeschätzt wird, was zu Leistungskürzungen beziehungsweise einer höheren<br />

Besteuerung führen kann.<br />

Statistische Erhebungen<br />

Die Bundesrepublik Deutschland führt in ihren Jahresberichten zur amtlichen Bevölkerungsstatistik keine genauen Erhebungen über<br />

Wohngemeinschaften. Wohngemeinschaften werden im Mikrozensus als mehrere Ein-Personen-Haushalte erfasst. Somit können<br />

keine verlässlichen Daten zur Verbreitung und Bedeutung <strong>von</strong> Wohngemeinschaften und Singlehaushalten in Deutschland<br />

bereitgestellt werden.<br />

Lediglich <strong>für</strong> spezifische Gruppen der Bevölkerung ist der Anteil der in Wohngemeinschaften lebenden Menschen erfasst. So kommt<br />

beispielsweise die 17. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2003 etwa 22 Prozent der<br />

Studierenden (bei einer Gesamtzahl <strong>von</strong> 2 Millionen Studierenden sind dies etwa 445.000) in der Bundesrepublik Deutschland in<br />

Wohngemeinschaften lebten.<br />

Im Jahr 2013 wohnten in Deutschland 3,60 Millionen Personen in Wohngemeinschaften.<br />

Siehe auch<br />

Cohousing<br />

Kommune<br />

Kommunalka


Literatur<br />

Steve B. Peinemann: Wohngemeinschaft. Problem oder Lösung?4. Auflage. Verlag Rita Hau, Hattersheim/Main<br />

1975, DNB 945315449.<br />

David Thiele: Wohngemeinschaften <strong>für</strong> Senioren und Menschen mit Behinderung.Springer VS, 2016, ISBN 978-3-<br />

658-11774-0<br />

T. Fischer, A. Worch, J. Nordheim, I. Wulff, J. Gräske, S. Meye, K. Wolf-Ostermann: Ambulant betreute<br />

Wohngemeinschaften <strong>für</strong> alte, pflegebedürftige Menschen – Merkmale, Entwicklung und Einflussfaktoren . In: Pflege<br />

(Memento vom 13. Mai 2012 im Internet Archive). 2011: 24(2), S. 97–109, doi:10.1024/1012-5302/a000105<br />

Weblinks<br />

Wiktionary: Wohngemeinschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen<br />

Einzelnachweise<br />

1. php5.arte.tv (http://php5.arte.tv/yourope/de/2012/10/06/freunde-als-familienersatz/)<br />

2. dradio.de (http://www.dradio.de/dlf/programmtipp/lebenszeit/1915961/)<br />

3. WG-Arten und ihre Bewohner(http://www.wg-gesucht.de/de/wg-arten)<br />

4. § 33 TP 5 Gebührengesetz(http://www.ris2.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?QueryID=Bundesnormen&Gesetzesnu<br />

mmer=10003882); VwGH 16. Oktober 1989 88/15/0086(http://www.ris2.bka.gv.at/Dokumente/Vwgh/JWR_19881500<br />

86_19891016X03/JWR_1988150086_19891016X03.html) ; UFS 8. Oktober 2004 RV/3631-W/02 (https://findok.bmf.g<br />

v.at/findok/docCheck.do?bPage=1&sort=Relevanz&searchNr=1&docCheck=showDoc&bDokT ypBez=Berufungsents<br />

cheidung+-+Steuer+%28Referent%29&bAppDat=1097186400000&timeContext_to=1215122400000&base=UfsTx&t<br />

imeContext_from=1215122400000&gid=SDUFSTX-12186.1.1+09.11.2004+09%3A14%3A49%3A00-1&bBehoerde=<br />

UFSW&sortDesc=true&searchIn=1&bGz=RV%2F3631-W%2F02&bRequestName=Freie+Suche&rid=3495#) .<br />

5. [1] (http://www.bmgev.de/mietrecht/urteile/detailansicht/zustimmung-zum-mieterwechsel-beieiner-wohngemeinschaf<br />

t.html)<br />

6. [2] (http://www.mieterschutzverein-frankfurt.de/urteileffm/sw/S-A035.htm)<br />

7. MSS-Saar - A bis Z „Mitmieter: Wohngemeinschaft = BGB-Gesellschaft“(http://www.mietrecht-saar.de/modul1e2.as<br />

p?spr=1&InhaltID=1103)<br />

Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!<br />

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Wohnprojekt<br />

Als ein Wohnprojekt verstehen sich Wohngemeinschaften, die ein Haus oder mehrere gemeinsam entwickeln, bewohnen und<br />

verwalten. Solche gemeinschaftlich organisierten Wohnformen kommen etwa seit den 1980er Jahren vor allem in Deutschland und<br />

Westeuropa auf und können als Antwort auf das Altern der Gesellschaft, auf die Knappheit bezahlbaren Wohnraums und als Beitrag<br />

zur Ausbreitung bedürfnisgerechterer Lebensformen gesehen werden.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Geschichte<br />

2 Erscheinungsformen<br />

3 Projekte<br />

3.1 Deutschland<br />

3.2 Österreich / Schweiz<br />

3.3 international<br />

4 Einzelnachweise<br />

5 Siehe auch<br />

6 Literatur<br />

7 Weblinks<br />

Geschichte<br />

Ihre Wurzeln haben viele Wohnprojekte bei den Hausbesetzungen, in emanzipatorischen Bewegungen wie der Lesbenszene und im<br />

politisch linken oder alternativen Spektrum. Anders als Eigentümergemeinschaften versuchen Wohnprojekte, Beteiligten die Chance<br />

zu eröffnen, auch ohne viel Eigenkapital selbstbestimmt zu leben, oft als Alternative zum isolierten Leben in der Singlewohnung oder<br />

im Altenheim. Soziologisch geht damit einher, dass die Kleinfamilie mit Alleinverdiener schwindet und Patchwork- sowie<br />

Wahlfamilien zunehmen.<br />

Erscheinungsformen<br />

Charakteristisch <strong>für</strong> Wohnprojekte sind Selbstverwaltung und basisdemokratische Arbeitsweisen; die Spekulation mit Wohneigentum<br />

als Kapitalanlage wird in der Regel abgelehnt. So kommen nicht-kommerzielle Beteiligungsformen und genossenschaftliche<br />

Strukturen den Idealen vieler Wohnprojekt-Aktiven weitaus näher als Erwerbermodelle. Häufiger als der Neubau ist die Ressourcen<br />

schonende Umnutzung <strong>von</strong> Kasernen oder Fabrikgebäuden und anderer Altbauten, deren Abriss oder Verfall droht. Wichtig <strong>für</strong><br />

Wohnprojekte ist die organisierte Gruppenselbsthilfe als Eigenkapitalersatz. In vielen Fällen wird auch darauf Wert gelegt, Barrieren<br />

gegen Kinder und alte Menschen abzubauen und Menschen mit Migrationshintergrund ausdrücklich einzubeziehen. Einzelne<br />

Projekte machen sich interkulturelles Wohnen auch zum zentralen Anliegen. [1]<br />

Verwandte Lebensformen waren oder sind z. B. Siedlungsgenossenschaft, Ökosiedlung, Kibbuz und Landkommune. Auch Autofreies<br />

Wohnen, Mehrgenerationenhäuser, Wagenburgen oder (Bau-)Wagenplätze, autonome Zentren, Gewerbehöfe und <strong>von</strong> Frauen<br />

bewohnte Beginenhöfe zeigen Überschneidungen zu Wohnprojekten. Die Grenzen zum r<strong>einen</strong> Marketing-Namen sind allerdings<br />

fließend; so werden auch neue Immobilienobjekte mitunter verkaufsfördernd als Wohnprojekt angeboten, wenn sie z. B. in<br />

irgendeiner Weise generationenübergreifend konzipiert sind.


Projekte<br />

Deutschland<br />

In Deutschland gibt es viele dem Ansatz nach „alternative“ Wohnprojekte, etwa die Schellingstraße in Tübingen, die WiG - Wohnen<br />

in Gemeinschaft in Herne, die MiKa in Karlsruhe, SUSI und Grether in Freiburg, den Aegidienhof in Lübeck, Wohnsinn [2] und<br />

Agora [3] in Darmstadt, Wagnis in München, die ALLMEIND [4] in Regensburg/Burgweinting, die ehemalige Yorck59, die Rigaer 94<br />

und die Köpi in Berlin oder die Hafenstraße in Hamburg. Hamburg ist mit über 120 genossenschaftlich organisierten Wohnprojekten<br />

eine Hochburg. Besonders in Baden-Württemberg gibt es viele Initiativen, die als selbstverwaltete GmbHs ihre Projekthäuser über<br />

eine Minderheiten-Beteiligung des Mietshäuser-Syndikats dem Kapital- und Immobilienmarkt entzogen haben. Die Finanzierung der<br />

Wohnprojekte erfolgt über Direktkredite und häufig über Darlehen der GLS-Gemeinschaftsbank.<br />

Österreich / Schweiz<br />

Überregional bekannt sind die Sargfabrik im Westen Wiens mit einem großen Kulturzentrum und KraftWerk in Zürich mit Raum <strong>für</strong><br />

gemeinschaftliches Wohnen und Arbeiten. Beide haben inzwischen Ableger gebildet.<br />

international<br />

In Dänemark (allen voran die Freistadt Christiania in Kopenhagen), dann auch in anderen Ländern Skandinaviens, in den<br />

Niederlanden und in den USA sind vielfältige Cohousing-Projekte entstanden, die mit Planung durch die Bewohner sowie Elementen<br />

<strong>von</strong> Selbstverwaltung arbeiten und damit Parallelen zu Wohnprojekten in Deutschland aufweisen.<br />

Einzelnachweise<br />

1. Interkulturelles Wohnen.(http://www.schader-stiftung.de/druck.php?pid=474) Schader Stiftung; abgerufen am<br />

20. September 2009.<br />

2. Wohnsinn (http://www.wohnsinn-darmstadt.de)<br />

3. Agora (http://www.agora-da.de)<br />

4. Bewohnerverein ALLMEIND e.V. (http://www.allmeind.de) (abgerufen 25. Februar 2013)<br />

Siehe auch<br />

Global Ecovillage Network<br />

Gemeinschaft, Hausgemeinschaft, Kommunalka<br />

Literatur<br />

Dorette Deutsch: Schöne Aussichten <strong>für</strong>s Alter. Wie ein italienisches Dorf unser Leben verändern kann. Piper<br />

Verlag, München 2005, ISBN 3-492-04873-0. (Piper Taschenbuch 2007)<br />

Dorette Deutsch: Lebensträume kennen kein Alter. Neue Ideen <strong>für</strong> das Zusammenwohnen in der Zukunft . Krüger<br />

Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-901811-56-2<br />

Dietmar Walberg: Leitfaden <strong>für</strong> Gruppenwohnprojekte, Hrsg. v.d. Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> zeitgemäßes Bauene.V.<br />

Kiel 2015. ISBN 978-3-939268-22-2<br />

Axel Janitzki, Walter Burkart (Hrsg.): Alternativen zu Mietwohnung und Eigenheim – gemeinsam finanzieren, selbst<br />

verwalten. Freies Geistesleben, Stuttgart 1992. ISBN 3-7725-0951-7<br />

STATTBAU HAMBURG (Hrsg.): Wohnprojekte, Baugemeinschaften, Soziale Stadtentwicklung - das Stattbau-Buch .<br />

Hamburg 2002. ISBN 3-9808222-0-6<br />

Micha Fedrowitz, Ludger Gailing: Zusammen wohnen. Dortmunder Beiträge zur Raumplanung, Bd 112. Dortmund<br />

2003. ISBN 3-88211-141-0 Download<br />

Christine Philippsen: Soziale Netzwerke in gemeinschaftlichen Wohnprojekten. <strong>Eine</strong> empirische Analyse <strong>von</strong><br />

Freundschaften und sozialer Unterstützung. Budrich UniPress, Opladen 2014, ISBN 978-3-86388-086-6


Weblinks<br />

Interaktive Allgäukarte, allgäuweite Interessenvertretung<br />

Forum gemeinschaftliches Wohnen, bundesweite Interessenvertretung<br />

wohnbund e.V.<br />

Wohnprojekte-Portal<br />

Informationen zu Baugruppengründung, Rechtsformen, Finanzierung u.ä. im Wohnportal-Berlin<br />

Bundesverband Baugemeinschaften e. V.<br />

Abgerufen <strong>von</strong> „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wohnprojekt&oldid=161700462“<br />

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Zeitwohlstand<br />

Zeitwohlstand ist ein Konzept der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, das mit der individuell erlebten Zeit verknüpft ist und mit<br />

dem die „eigene Zeit“ als besondere Ressource hervorgehoben wird. Das Konzept ist nicht eindeutig definiert und das Fehlen einer<br />

solchen Eindeutigkeit wird teils als kennzeichnendes Merkmal betont. [1]<br />

Teils steht das Konzept Zeitwohlstand <strong>für</strong> <strong>einen</strong> immateriellen Wohlstand, der in einer Ressource begründet ist, welche eng an die<br />

Lebenszeit geknüpft ist und mehrere Dimensionen umfasst. Als Dimensionen werden insbesondere folgende betrachtet: das Ausmaß<br />

der „eigenen Zeit“ (Zeitreichtum etwa in Form <strong>von</strong> Freizeit, Muße), die Selbstbestimmung über die Zeit (Zeitsouveränität), die<br />

subjektive Qualität der gelebten Zeit (entdichtete Zeit, Wohlbefinden) und die Einbindung in Zeitinstitutionen (etwa Wochenenden<br />

und Feiertage als gemeinsame Zeit, Bildungsurlaub). In dieser Interpretation ist Zeitwohlstand durch eine Verknüpfung mehrerer<br />

Indikatoren messbar, wobei die Art der Verknüpfung nicht vorgegeben ist.<br />

Teils wird das Konzept Zeitwohlstand im Sinne einer Wertehierarchie verwendet („Primat der Zeit-Bedürfnisse der Menschen<br />

gegenüber den Ansprüchen der Ökonomie“). [2]<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Kontext<br />

2 Anwendung<br />

2.1 Politik und Politikwissenschaft<br />

2.2 Ökonomie<br />

2.3 Personalwesen<br />

3 Siehe auch<br />

4 Literatur<br />

5 Weblinks<br />

6 Einzelnachweise<br />

Kontext<br />

Der Begriff des Zeitwohlstands wurde in den 1980er Jahren <strong>von</strong> dem Politologen Jürgen Rinderspacher eingeführt und in den 1990er<br />

Jahren <strong>von</strong> dem Ökonomen Gerhard Scherhorn weiter verbreitet, der besonders das Konkurrenzverhältnis zwischen (materiellem)<br />

Güterwohlstand und (immateriellem) Zeitwohlstand hervorhob. [3] Scherhorn schlug zudem vor, den materiellen Wohlstand, den<br />

Zeitwohlstand und den Raumwohlstand als gleichberechtigte Ziele zu betrachten. [4]<br />

Zeitnot, als Gegenbegriff zu Zeitwohlstand, bezeichnet insbesondere das Fehlen <strong>von</strong> verfügbarer Zeit.<br />

Robert E. Goodin, Autor <strong>von</strong> Discretionary Time, setzt neben das materielle Existenzminimum (quantifiziert durch den Warenkorb)<br />

ein zeitliches Existenzminimum (notwendige Zeit). Als „notwendige Zeit“ bezeichnet er die Summe der Zeit, die <strong>für</strong> eine das<br />

Überschreiten der Armutsschwelle erforderliche Erwerbsarbeit und <strong>für</strong> die Haus- und Familienarbeit einschließlich der persönlichen<br />

Pflege erforderlich ist; als Gegenstück steht hierzu die übrige Zeit als eine zur freien Verfügung stehende Zeit (discretionary time),<br />

welche er als Wohlstandsindikator aufasst. [5][6]


Anwendung<br />

Politik und Politikwissenschaft<br />

In der modernen Familienpolitik wird „Zeitwohlstand <strong>für</strong> Familien“ häufig als eines der angestrebten Werte genannt. Mit dem Begrif<br />

sind insbesondere Aspekte wie Zeitsouveränität, genügend Freizeit und gemeinsame Familienzeit (auch: quality time) sowie ggf. eine<br />

Vereinbarkeit <strong>von</strong> Familie und Beruf in <strong>einen</strong> positiv konnotierten Begriff zusammengefasst. Entsprechend wird der Begriff oft auch<br />

als Schlagwort <strong>für</strong> eine auf die Bedürfnisse <strong>von</strong> Familien ausgerichtete Politik verwendet.<br />

Im Sinne einer ökologisch <strong>nachhaltigen</strong> Politik wird die Betrachtung des Zeitwohlstands als eine Form <strong>von</strong> (immateriellem)<br />

Wohlstand hervorgehoben, die mit vergleichsweise geringem Verbrauch an natürlichen Ressourcen einhergehe.<br />

Ökonomie<br />

In der Ökonomie spielen, vor allem auf die Erwerbsarbeit bezogen, Tauschgeschäfte als Tausch <strong>von</strong> Zeitwohlstand gegen materiellen<br />

Wohlstand und umgekehrt eine wesentlich Rolle. [7]<br />

Im Sinne eines erweiterten Wohlstandsmodells ist der Zeitwohlstand als eigenes Ziel neben dem materiellen Wohlstand zu<br />

betrachten, das – wie auch die Ziele <strong>von</strong> Gesundheit, sauberer Umwelt, persönliche Sicherheit und bekömmlicher Lebensraum – eine<br />

Rolle spielt, sobald primäre materielle Bedürfnisse gedeckt sind. [8]<br />

Der britische Ökonom Richard Layard stellte fest, dass Personen tendenziell weniger Neid auf Zeitwohlstand (im Sinne eines<br />

längeren Urlaubs) zeigten als auf Güterwohlstand.<br />

Siehe auch: Glücksforschung#Ökonomische Glücksforschung<br />

Personalwesen<br />

Das Konzept wird auch innerhalb der Erwerbstätigkeit angewendet. In diesem Rahmen wird retrospektiv auch die Diskussion der<br />

1970er Jahre um die Humanisierung der Arbeitswelt gefasst. [9] Ebenso zählt dazu der Ansatz einer lebensphasenorientierten<br />

Arbeitszeit.<br />

Siehe auch<br />

Zeitsouveränität<br />

Work-Life-Balance<br />

Quality time<br />

Eigenzeit (Soziologie)<br />

Entschleunigung<br />

Einfaches Leben<br />

Zeitsoziologie<br />

Literatur<br />

Verwendete Literatur (Auswahl)<br />

Rinderspacher, Jürgen P. (1985): Gesellschaft ohne Zeit. Individuelle Zeitverwendung und soziale Organisation der<br />

Arbeit. Frankfurt a. M., New York: Campus<br />

Held, M. (2001): Nachhaltiges Naturkapital: Ökonomik und zukunftsfähige Entwicklung. Campus erlag. V ISBN 978-3-<br />

593-36746-0.<br />

Rinderspacher, J.P (Hrsg.)(2002): Zeitwohlstand. Ein Konzept <strong>für</strong> <strong>einen</strong> anderen Wohlstand der Nation. Berlin:<br />

edition Sigma


Rinderspacher, J. P. (2000). Zeitwohlstand in der Moderne(No. P00-502). Veröffentlichungsreihe der<br />

Querschnittsgruppe Arbeit & Ökologie beim Präsidenten des Wissenschaftszentrum Berlin <strong>für</strong> Sozialforschung.<br />

EconStor<br />

Weiterführende Literatur<br />

Rinderspacher, Jürgen P. (2012): Zeitwohlstand - Kriterien <strong>für</strong> <strong>einen</strong> anderen Maßstab <strong>von</strong> Lebensqualität. IN: WISO<br />

Nr. 1/2012, S. 11–26<br />

Rosa, H., Paech, N., Habermann, F., Haug, F., Wittmann, F., Kirschenmann, L. (2014). Zeitwohlstand. Wie wir<br />

anders arbeiten, nachhaltig wirtschaften und besser leben. Konzeptwerk Neue Ökonomie (Hrsg.). oekom. ISBN 978-<br />

3-86581-476-0 (www.zeitwohlstand.info: PDF; 1,3 MB).<br />

Mückenberger, U. (2002). Zeitwohlstand und Zeitpolitik. Überlegungen zur Zeitabstraktion. Zeitwohlstand: <strong>Eine</strong><br />

Konzept <strong>für</strong> <strong>einen</strong> anderen Wohlstand der Nation. Berlin: sigma edition, 117-141.<br />

Wotschack, P. (2002). Zeitwohlstand als Problem sozialer Ungleichheit. Rinderspacher , J. P. (Hg.): Zeitwohlstand.<br />

Ein Konzept <strong>für</strong> <strong>einen</strong> anderen Wohlstand der Nation. Berlin: edition sigma, 143-163. ISBN 978-3-89404-899-0.<br />

Garhammer, M. (2001). Arbeitszeit und Zeitwohlstand im internationalen Vergleich – eine Schlüsselfrage <strong>für</strong> die<br />

Lebensqualität in Europa. WSI-Mitteilungen, 4(2001), 231-241.<br />

Schlote, A. (2000). Zeit genug! Wege zum persönlichen Zeitwohlstand. Beltz. ISBN 978-3-40736-365-7.<br />

Reisch, L. A. (1999). Güterwohlstand und Zeitwohlstand – Zur Ökonomie und Ökologie der Zeit. Hofmeister ,<br />

Sabine/Spitzner, Meike (Hg.): Zeitlandschaften. Perspektiven Öko-sozialer Zeitpolitik. Stuttgart, Leipzig, 131-157.<br />

Rinderspacher, Jürgen P. (2009): Zeitwohlstand und Zeitsouveränität - gegensätzliche Konzepte oder zwei Seiten<br />

der gleichen Medaille? In: Heitkötter, M. Jurczyk, K., Lange, A., Meier-Gräwe, U. (Hrsg.), Zeit <strong>für</strong> Beziehungen? Zeit<br />

und Zeitpolitik <strong>für</strong> Familien. Opladen: Budrich, S. 373–400<br />

Scherhorn, G. (1995). Güterwohlstand versus Zeitwohlstand – Über die Unvereinbarkeit des materiellen und des<br />

immateriellen Produktivitätsbegrifs. Biervert, Held, 147-168.<br />

Weblinks<br />

Zeitglossar, Stichworte „Flexibilisierung“, „Recht auf eigene Zeit“, „Zeitinstitutionen“, „Zeitkonflikte“, „Zeitwohlstand“<br />

(PDF-Datei; 418 kB)<br />

Einzelnachweise<br />

1. Jürgen P. Rinderspacher: Zeitwohlstand in der Moderne(http://www.econstor.eu/handle/10419/50297),<br />

Veröffentlichungsreihe der Querschnittsgruppe Arbeit & Ökologie beim Präsidenten des Wissenschaftszentrum<br />

Berlin <strong>für</strong> Sozialforschung (No. P00-502). EconStor, 2000, Zusammenfassung<br />

2. Jürgen P. Rinderspacher: Zeitwohlstand – Kriterien <strong>für</strong> <strong>einen</strong> anderen Maßstab <strong>von</strong> Lebensqualität , S. 7.<br />

3. Martin Held: Nachhaltiges Naturkapital: Ökonomik und zukunftsfähige Entwicklung , Campus Verlag, 2001, ISBN<br />

978-3-593-36746-0, S. 207 ff. (http://books.google.com/books?id=Bbhi87YH0xYC&pg=PA207)<br />

4. Martin Held: Nachhaltiges Naturkapital: Ökonomik und zukunftsfähige Entwicklung , Campus Verlag, 2001, ISBN<br />

978-3-593-36746-0, S. 222 (http://books.google.com/books?id=Bbhi87YH0xYC&pg=PA222)<br />

5. Ajit Zacharias: The measurement of time and income poverty(http://www.econstor.eu/handle/10419/56982),<br />

EconStor, 2011, S. 6 ff.<br />

6. Ulrich Mückenberger, Katja Marjanen: Lebensqualität durch Zeitpolitik: wie Zeitkonflikte gelöst werden können , 2012,<br />

edition sigma. ISBN 978-3-8360-8742-1, S. 99–100 (http://books.google.com/books?id=P6dBu7QG-9AC&pg=PA99).<br />

7. Zeitglossar (http://www.zeitpolitik.de/pdfs/zeit-glossar.pdf), Stichwort „Zeitwohlstand“, S. 27 (PDF-Datei; 418 kB)<br />

8. Enzensberger, 1996. Zitiert nach: Martin Held: Nachhaltiges Naturkapital: Ökonomik und zukunftsfähige<br />

Entwicklung, Campus Verlag, 2001, ISBN 978-3-593-36746-0, S. 222 (http://books.google.com/books?id=Bbhi87YH<br />

0xYC&pg=PA222)<br />

9. Martin Held: Nachhaltiges Naturkapital: Ökonomik und zukunftsfähige Entwicklung , Campus Verlag, 2001, ISBN<br />

978-3-593-36746-0, S. 212 ff. (http://books.google.com/books?id=Bbhi87YH0xYC&pg=PA212)<br />

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Zero waste<br />

Zero Waste is a philosophy that encourages the redesign of<br />

resource life cycles so that all products are reused. The goal is<br />

for no trash to be sent to landfills or incinerators. The process<br />

recommended is one similar to the way that resources are<br />

reused in nature. The definition adopted by the Zero Waste<br />

International Alliance (ZWIA) [1] is:<br />

Zero Waste is a goal that is ethical, economical,<br />

efficient and visionary, to guide people in<br />

changing their lifestyles and practices to<br />

emulate sustainable natural cycles, where all<br />

discarded materials are designed to become<br />

resources for others to use.<br />

Used products dumped in a landfill<br />

Zero Waste means designing and managing<br />

products and processes to systematically avoid<br />

and eliminate the volume and toxicity of waste<br />

and materials, conserve and recover all<br />

resources, and not burn or bury them.<br />

Implementing Zero Waste will<br />

eliminate all discharges to land, water<br />

or air that are a threat to planetary,<br />

human, animal or plant health<br />

Zero Waste refers to waste management and planning approaches which emphasize waste prevention as opposed to end-of-pipe waste<br />

management. [2] It is a whole systems approach that aims for a massive change in the way materials flow through society, resulting in<br />

no waste. [2] Zero waste encompasses more than eliminating waste through recycling and reuse, it focuses on restructuring production<br />

and distribution systems to reduce waste. [3] Zero waste is more of a goal or ideal rather than a hard target. [4] Zero Waste provides<br />

guiding principles for continually working towards eliminating wastes.<br />

[2]<br />

Advocates expect that government regulation is needed [3] [2] to influence industrial choices over product and packaging design,<br />

manufacturing processes, and material selection.<br />

[5]<br />

Advocates say eliminating waste eliminates pollution, and can also reduce costs due to reduced need for raw materials.<br />

Contents<br />

1 Cradle-to-cradle / cradle-to-grave<br />

2 Benefits<br />

3 History<br />

3.1 1970s: Zero Waste Systems Inc<br />

3.2 2002–2003<br />

3.3 Present day<br />

4 Packaging example


5 Recycling and rotting (composting)<br />

5.1 Reduce, reuse and recycle<br />

6 Significance of dump capacity<br />

6.1 Corporate initiatives<br />

6.2 Re-use or rot of waste<br />

7 Construction and deconstruction<br />

8 Market-based campaigns<br />

9 How to achieve<br />

9.1 Zero Waste Hierarchy<br />

10 Zero waste jurisdictions<br />

11 See also<br />

12 References<br />

13 Further reading<br />

14 External links<br />

14.1 Advocacy organizations<br />

14.2 Regional advocacy organisations<br />

14.3 Zero waste stores and services<br />

Cradle-to-cradle / cradle-to-grave<br />

Cradle-to-grave is a term used to describe a linear model for materials that begins with resource extraction, moves to product<br />

manufacturing, and, ends with a grave, where the product is disposed of in a landfill. Cradle-to-grave is in direct contrast to cradleto-cradle.<br />

Cradle-to-cradle is a term used in life-cycle analysis to describe a material or product that is recycled into a new product at<br />

the end of its life, so that ultimately there is no waste.<br />

[6]<br />

Cradle-to-cradle focuses on designing industrial systems so that materials flow in closed loop cycles which mean that waste is<br />

minimized, and waste products can be recycled and reused. Cradle-to-cradle simply goes beyond dealing with issues of waste after it<br />

has been created, by addressing problems at the source and by re-defining problems by focusing on design. [6] The cradle-to-cradle<br />

model is sustainable and considerate of life and future generations.<br />

[6]<br />

The cradle-to-cradle framework has evolved steadily from theory to practice. [3] In the industrial sector, it is creating a new notion of<br />

materials and material flows. Just as in the natural world, in which one organisms waste, cycles through an ecosystem to provide<br />

nourishment for other living things, cradle-to-cradle materials circulate in closed-loop cycles, providing nutrients for nature or<br />

industry. [6]<br />

An example of a closed loop, cradle-to-cradle product design is DesignTex Fabric. It has designed an upholstery fabric, Climatex<br />

Lifecycle, which is a blend of pesticide- and residue-free wool and organically grown ramie, dyed and processed entirely with<br />

nontoxic chemicals.<br />

Benefits<br />

Societal Benefits:<br />

The spread of industrialization worldwide has been accompanied by a large increase in waste production. In 2012 the World Bank<br />

stated that 1.3billion tonnes of municipal waste was produced by urban populations and estimates that that number will reach 2.2<br />

billion tonnes by 2025 (Global Solid Waste Management Market - Analysis and Forecast). The increase in solid waste production<br />

increase the need for landfills. With the increase in urbanization these landfills are being placed closer to communities. These<br />

landfills are disproportionately located in areas of low socioeconomic status with primarily non-white populations. Findings


indicated these areas are often targeted as waste sites because permits are more easily acquired and there was generally less<br />

community resistance. Additionally, within the last five years, more than 400 hazardous waste facilities have received formal<br />

enforcement actions for unspecified violations that were considered to be a risk to human health.<br />

[7]<br />

There is a growing global population that is faced with limited resources from the environment. [7] To relieve the pressures placed on<br />

the finite resources available it has become more important to prevent waste. To achieve zero waste, waste management has to move<br />

from a linear system to being more cyclical so that materials, products and substances are used as efficiently as possible. Materials<br />

must be chosen so that it may either return safely to a cycle within the environment or remain viable in the industrial cycle.<br />

[8]<br />

Zero waste promotes not only reuse and recycling, but, more importantly, it promotes prevention and product designs that consider<br />

the entire product life cycle. [8] Zero waste designs strive for reduced materials use, use of recycled materials, use of more benign<br />

materials, longer product lives, reparability, and ease of disassembly at end of life. [3] Zero waste strongly supports sustainability by<br />

protecting the environment, reducing costs and producing additional jobs in the management and handling of wastes back into the<br />

industrial cycle. [8] A Zero waste strategy may be applied to businesses, communities, industrial sectors, schools and homes.<br />

Benefits proposed by advocates include:<br />

Saving money. Since waste is a sign of ineficiency, the reduction of waste can reduce costs.<br />

Faster Progress. A zero waste strategy improves upon production processes and improving environmental<br />

prevention strategies which can lead to take larger , more innovative steps.<br />

Supports sustainability. A zero waste strategysupports all three of the generally accepted goals of sustainability -<br />

economic well-being, environmental protection, and social well-being.<br />

[8]<br />

Improved material flows. A zero waste strategy would use far fewer new raw materials and send no waste materials<br />

to landfills. Any material waste would either return as reusable or recycled materials or would be suitable for use as<br />

compost. [8]<br />

Health Benefits:<br />

A major issue with landfills is hydrogen sulfide, which is released during the natural decay of waste. Studies have shown a<br />

positive association between increased lung cancer mortality rates and increased morbidity and mortality related to respiratory<br />

disease and hydrogen sulfide exposure. These studies also showed that the hydrogen sulfide exposure increased with proximity to the<br />

landfill. [8] Household chemicals and prescription drugs are increasingly being found in large quantities in the leachate from landfills.<br />

This is causing concern about the ability of landfills to contain these materials, and the possibility of these chemicals and drugs<br />

making their way into the ground water and the surrounding environment.<br />

[9]<br />

Zero waste promotes a circular material flow that allows materials to be used over and over, reducing the need for landfill<br />

space. [10] Through zero waste the number of toxins released into the air and water would be decreased and products examined to<br />

determine what chemicals are used in the production process.<br />

Health Issues related to landfills:<br />

Birth Defects and Low birth weight: Associated with close proximity to landfills, exposure to particle matter and<br />

Nitrogen dioxide<br />

Respiratory disease and Lung Cancer: Related to the release of Hydrogen Sulfide<br />

Zero wastes promotion of a cyclical product life can help reduce the need to create and fill landfills. This can help reduce incidences<br />

of respiratory diseases and birth defects that are associated with the toxins released from landfills. Zero waste also can help preserve<br />

local environments and drinking water sources by preventing pollutants from entering the ecosystem.<br />

History<br />

1970s: Zero Waste Systems Inc


The term zero waste was first used publicly in the name of a company, Zero Waste Systems Inc. (ZWS), which was founded by PhD<br />

chemist Paul Palmer in the mid-1970s in Oakland, California. The mission of ZWS was to find new homes for most of the chemicals<br />

being excessed by the nascent electronics industry. They soon expanded their services in many other directions. For example, they<br />

accepted free of charge, large quantities of new and usable laboratory chemicals which they resold to experimenters, scientists,<br />

companies and tinkerers of every description during the 1970s. ZWS arguably had the largest inventory of laboratory chemicals in all<br />

of California, which were sold for half price. They also collected all of the solvent produced by the electronics industry called<br />

developer/rinse (a mixture of xylene and butyl acetate). This was put into small cans and sold as a lacquer thinner. ZWS collected all<br />

the "reflow oil" created by the printed circuit industry, which was filtered and resold into the "downhole" (oil well) industry. ZWS<br />

pioneered many other projects.<br />

Because they were the only ones in the world in this business, they achieved an international reputation. Many magazine articles were<br />

written about them and several television shows featured them. The California Integrated Waste Management Board produced a slide<br />

show featuring ZWS's business and the EPA published a number of studies of their business, calling them an "active waste<br />

exchange".<br />

The heir to the ZWS mantle is the Zero Waste Institute (ZWI), also founded by Paul Palmer, which can be found on<br />

http://www.zerowasteinstitute.org. Building on the lessons learned from ZWS, the ZWI considers recycling to be no more than an<br />

appendage to garbage creation and the garbage industry. ZWI likewise rejects all attempts to reuse garbage or any kind of waste<br />

product. Instead, ZWI calls for the redesign of all of the products of industry and commerce, and the processes that produce, sell and<br />

make use of them, so that discard never takes place and there is no waste generated needing to be reused or recycled. Discard is seen<br />

as the critical step, a commercial and psychological transfer of responsibility which breaks the chain of custody of a product, removes<br />

its owner and subjects it to the degradation of garbage management.<br />

The website offers numerous specific examples of ways in which products can be designed so that discard is unnecessary since the<br />

lifetime of the product is extended to at least a threshold value of approximately a human lifetime of 100 years. A fully worked out<br />

set of principles and analysis is presented, revolving, among other changes, around standardization, modularization and robust<br />

design. A theory of design efficiency leading to design effectiveness is presented, which means that once a product is designed to be<br />

used in perpetuity, it can be fitted out with robust features, strong materials and special conveniences that could not be afforded in a<br />

product designed to be discarded after a single use. That theory is applied to packages as an example.<br />

The ZWI rejects all association with the world of recycling, pointing out that there is no theory of recycling in existence; only a<br />

trusting hope that it can be useful.<br />

2002–2003<br />

The movement gained publicity and reached a peak in 1998–2002, and since then has been moving from "theory into action" by<br />

focusing on how a "zero waste community" is structured and behaves. The website of the Zero Waste International Alliance has a<br />

listing of communities across the globe that have created public policy to promote zero-waste practices. See also the Eco-Cycle<br />

website for examples of how this large nonprofit is leading Boulder County, Colorado on a Zero-Waste path and watch a 6-minute<br />

video about the zero-waste big picture. Finally, there is a USA zero-waste organization named the GrassRoots Recycling Network<br />

that puts on workshops and conferences about zero-waste activities.<br />

The California Integrated Waste Management Board established a zero waste goal in 2001. [11] The City and County of San<br />

Franciscos Department of the Environmentestablished a goal of zero waste in 2002,<br />

[12] which led to the City's Mandatory Recycling<br />

and Composting Ordinance in 2009. [13] With its ambitious goal of zero waste and policies, San Francisco reached a record-breaking<br />

80% diversion rate in 2010, [14] the highest diversion rate in any North American city. San Francisco received a perfect score in the<br />

waste category in the Siemens US and Canada Green City Index, which named San Francisco the greenest city in North America.<br />

[15]<br />

Present day


The tension between zero waste, viewed as post-discard total recycling of materials only, and zero waste as the reuse of all high level<br />

function remains a serious one today. It is probably the defining difference between established recyclers and emerging zero-wasters.<br />

A signature example is the diference between smashing a glass bottle (recovering cheap glass) and refilling the bottle (recovering the<br />

entire function of the container).<br />

The tension between the literal application of natural processes and the creation of industry-specific more efficient reuse modalities is<br />

another tension. Many observers look to nature as an ultimate model for production and innovative materials. Others point out that<br />

industrial products are inherently non-natural (such as chemicals and plastics that are mono-molecular) and benefit greatly from<br />

industrial methods of reuse, while natural methods requiring degradation and reconstitution are wasteful in that context.<br />

Biodegradable plastic is the most prominent example. One side argues that biodegradation of plastic is wasteful because plastic is<br />

expensive and environmentally damaging to make. Whether made of starch or petroleum, the manufacturing process expends all the<br />

same materials and energy costs. Factories are built, raw materials are procured, investments are made, machinery is built and used,<br />

humans labor and make use of all normal human inputs for education, housing, food etc. Even if the plastic is biodegraded after a<br />

single use, all of those costs are lost so it is much more important to design plastic parts for multiple reuse or perpetual lives. The<br />

other side argues that keeping plastic out of a dump or the sea is the sole benefit of interest.<br />

Companies moving towards "zero landfill" plants include Subaru, Xerox and Anheuser-Busch. [16]<br />

The movement continues to grow among the youth around the world under the organization Zero Waste Youth, which originated in<br />

Brazil and has spread to Argentina, Puerto Rico, Mexico, the United States, and Russia. The organization multiplies with local<br />

volunteer ambassadors [17] who lead zero waste gatherings and events to spread the zero waste message.<br />

Packaging example<br />

Milk can be shipped in many forms. One of the traditional forms was reusable<br />

returnable glass milk bottles, often home delivered by a milkman. While some<br />

of this continues, other options have recently been more common: one-way<br />

gable-top paperboard cartons, one-way aseptic cartons, one-way recyclable<br />

glass bottles, one-way milk bags, and others. Each system claims some<br />

advantages and also has possible disadvantages. From the zero waste<br />

standpoint, the reuse of bottles is beneficial because the material usage per trip<br />

can be less than other systems. The primary input (or resource) is silica-sand,<br />

which is formed into glass and then into a bottle. The bottle is filled with milk<br />

and distributed to the consumer. A reverse logistics system returns the bottles<br />

for cleaning, inspection, sanitization, and reuse. Eventually the heavy duty<br />

bottle would not be suited for further use and would be recycled. Waste and<br />

landfill usage would be minimized. The material waste is primarily the wash<br />

water, detergent, transportation, heat, bottle caps, etc. While true zero waste is<br />

never achieved, a life cycle assessment can be used to calculate the waste at<br />

each phase of each cycle. [18][19][20][21]<br />

Returnable glass milk bottles<br />

Recycling and rotting (composting)<br />

It is important to distinguish recycling from Zero Waste.<br />

Some claim that the key component to zero waste is recycling while others reject that notion in favor of reusing high function. The<br />

common understanding of recycling is simply that of placing bottles and cans in a recycle bin. The modern version of recycling is<br />

more complicated and involves many more elements of financing and government support. For example, a 2007 report by the U.S.<br />

Environmental Protection Agency states that the US recycles at a national rate of 33.4% and includes in this figure composted<br />

materials. In addition many worldwide commodity industries have been created to handle the materials that are recycled. At the same


time, claims of recycling rates have sometimes been exaggerated, for example by the inclusion of soil and organic matter used to<br />

cover garbage dumps daily, in the "recycled" column. In states with recycling incentives, there is constant local pressure to pump up<br />

the recycling rate figures.<br />

The movement toward recycling has separated itself from the concept of zero waste. One example of this is the computer industry<br />

where worldwide millions of PC's are disposed of as electronic waste each year (160 million in 2007). Those computers that enter the<br />

recycling stream are broken down into a small amount of raw materials while most merely enter dumps through export to third world<br />

countries. Companies are then able to purchase some raw materials, notably steel, copper and glass, reducing the use of new<br />

materials. On the other hand, there is an industry, more aligned with the Zero Waste principle of design for long term reuse, that<br />

actually repairs computers. It is called the Computer Refurbishing industry and it predates the current campaign to just collect and<br />

ship electronics. They have organizations and conferences and have for many years donated computers to schools, clinics and nonprofits.<br />

Zero Waste planning demands that components be redesigned for effective reuse over long lives leading to even more<br />

refurbishing and repair.<br />

There is one seminal example that brings out the dif ference between Zero Waste and recycling in stark relief. That example, quoted in<br />

Getting To Zero Waste, is the software business. Zero Waste is sensitive to the waste of intellectual effort that would be caused by the<br />

need to recreate certain basic inventions of software (called objects in software design) as opposed to copying them over and over<br />

whenever needed. The waste would occur as the software developers consume resources while solving problems already solved<br />

earlier. The application of Zero Waste analysis is straightforward as it recommends conserving human effort. On the other hand, the<br />

usual approach of recycling would be to look for some materials that could be found to reuse. The materials on which software is<br />

saved (such as paper or diskettes)is of little significance compared to the saving of human effort and if software is saved<br />

electronically, there is no media at all. Thus Zero Waste correctly identifies a wasteful behavior to avoid while recycling has no<br />

application.<br />

The recycling movement has been embraced by the garbage industry because it serves so well as greenwashing i.e. a way to show<br />

that design for garbage creation is acceptable because materials will be kept out of a dump by recycling them. Zero Waste, on the<br />

other hand, offers the garbage industry no such screen against public condemnation of waste, and therefore actually threatens the<br />

continued need for garbage disposal. For example, in Alameda County, California, garbage dumping is charged a surcharge of $8/ton<br />

(as of 2009) which goes entirely for a recycling subsidy but none of which goes for any kind of Zero Waste style designing. Zero<br />

Waste has received no support from the garbage industry or politicians under their control except in those cases where it can be<br />

claimed to consist solely of more recycling.<br />

Reduce, reuse and recycle<br />

Zero waste is poorly supported by the enactment of government laws to enforce the waste hierarchy of refuse, reduce, reuse, recycle<br />

and rot (compost). In practice, these laws invariably emphasize destruction and recycling, while the reuse component is mar ginalized.<br />

A special feature of Zero Waste as a design principle is that it can be applied to any product or process, in any situation or at any<br />

level. Thus it applies equally to toxic chemicals as to benign plant matter. It applies to the waste of atmospheric purity by coal<br />

burning or the waste of radioactive resources by attempting to designate the excesses of nuclear power plants as "nuclear waste". All<br />

processes can be designed to minimize the need for discard, both in their own operations and in the usage or consumption patterns<br />

which the design of their products leads to. Recycling, on the other hand, deals only with simple materials.<br />

Zero Waste can even be applied to the waste of human potential by enforced poverty and the denial of educational opportunity. It<br />

encompasses redesign for reduced energy wasting in industry or transportation and the wasting of the earth's rainforests. It is a<br />

general principle of designing for the eficient use of all resources, however defined.<br />

The recycling movement may be slowly branching out from its solid waste management base to include issues that are similar to the<br />

community sustainability movement.


Zero waste on the other hand, is not based in waste management limitations to begin with but requires that we maximize our existing<br />

reuse efforts while creating and applying new methods that minimize and eliminate destructive methods like incineration and<br />

recycling. Zero Waste strives to ensure that products are designed to be repaired, refurbished, re-manufactured and generally reused..<br />

("What is Zero Waste?", para 2).<br />

Online web services, like Free Cycle or the reGives Network have risen in popularity over the last decade where locals can give items<br />

that they no longer need to others locally in an ef fort to keep items out of landfills and work toward a zero waste lifestyle.<br />

Significance of dump capacity<br />

Many dumps are currently exceeding carrying capacity. This is often, mistakenly used as a justification for moving to Zero Waste.<br />

Others counter by pointing out that there are huge tracts of land available throughout the USA and other countries which could be<br />

used for dumps. The underlying need to move to a society designed along Zero Waste principles arises from the huge waste of<br />

resources that is inherent in poorly made, short-lived articles and production processes. The locus of the most egregious wasting takes<br />

place as articles are built and processes are run wastefully. The actual placing of a now useless item in a dump is barely the icing on<br />

the cake, in terms of the waste it represents. Poorly conceived proposals, that appear with a dismaying regularity on the Internet, to<br />

blithely destroy all garbage as a way to solve the garbage problem, make use of the common delusion that it is the garbage itself<br />

which is the problem. These proposals typically claim to convert all or a large portion of existing garbage into oil and sometimes<br />

claim to produce so much oil that the world will henceforth have abundant liquid fuels. One such plan, called Anything Into Oil was<br />

promoted by Discover Magazine and Fortune Magazine in 2004, even though it absurdly claimed to be able to convert a refrigerator<br />

into "light Texas crude" by the application of high pressure steam. Zero Waste analysis, which is long on scientific results and short<br />

on spectacular claims, receives no such promotion by the media.<br />

Corporate initiatives<br />

An example of a company that has demonstrated a change in landfill waste policy is General Motors (GM). GM has confirmed their<br />

plans to make approximately half of its 181 plants worldwide "landfill-free" by the end of 2010. Companies like Subaru, Toyota, and<br />

Xerox are also producing landfill-free plants. GM is supposed to have about eighty producing plants twenty months. Furthermore,<br />

The United States Environmental Protection Agency (EPA) has worked with GM and other companies for decades to minimize the<br />

waste through its WasteWise program. The goal for General Motors is finding ways to recycle or reuse more than 90% of materials<br />

by: selling scrap materials, adopting reusable parts boxes to replace cardboard, and even recycling used work gloves. The remainder<br />

of the scraps might be incinerated to create energy for the plants. Besides being nature friendly, it also saves money by cutting out<br />

waste and producing a more efficient production. All these organizations push forth to make our world clean and producing zero<br />

waste.<br />

Re-use or rot of waste<br />

The waste sent to landfills may be harvested as useful materials, such as in the production of solar energy or natural fertilizer /decomposted<br />

manure for crops.<br />

It may also be reused and recycled for something that we can actually use. [22] "The success of General Motors in creating zerolandfill<br />

facilities shows that zero-waste goals can be a powerful impetus for manufacturers to reduce their waste and carbon<br />

footprint," says Latisha Petteway, a spokesperson for the EPA. [23]<br />

Construction and deconstruction<br />

Zero Waste is a goal, a process, a way of thinking that profoundly changes our approach to resources and production. Zero Waste is<br />

not about recycling and diversion from landfills but about restructuring production and distribution systems to prevent waste from<br />

being manufactured in the first place. The materials that are still required in these re-designed, resource-efficient systems will be<br />

reused many times as the products that incorporate them are reused. Deconstruction can be described as construction in reverse. It<br />

involves carefully taking apart a building to maximize the reuse of materials, thereby reducing waste and conserving resources.


Deconstruction can capture materials and some components from the millions of buildings that are existing and that were poorly<br />

designed for high level reuse but it is not a favored approach from a Zero Waste point of view. Zero Waste favors the design of<br />

buildings as assemblages of high level components, not their creation from rough materials such as lumber, cement or plaster. The<br />

details are not worked out yet but to the extent that entire rooms, entire walls, roofs or floors or entire utility systems can be pre-built<br />

and installed as completed components, that will be the goal of Zero Waste design. Until buildings are built as components capable of<br />

later dismantling, deconstruction is a stop-gap process that the United States can use to minimize the waste of building materials. For<br />

now, the largest parts that we are able to save tend to be architectural elements, windows, doors, and metals, many of which are being<br />

saved and resold by reuse yards such as Urban Ore in Berkeley, California. The main parts that still need to be crushed are wood<br />

flooring, brick walls, and structural timbers. [22] The demolition of traditional buildings has been long done by wrecking ball or<br />

bulldozer. Social and political artifacts, such as demolition contractor licenses and required permits that can only be satisfied by<br />

destruction and discard (with partial recycling of rubble and steel), render the destruction and disposal costs cheaper than<br />

deconstruction. Approximately seventy pounds of the waste is generated for about every square foot of the residential building<br />

demolition. It is arguable that this is artificial economics, based on the cultural preference for wastefulness and that Zero Waste<br />

designs of dismantlable components will ultimately be the cheapest as well as the most conservative way to reuse buildings. Further<br />

discussions of this topic may be found on the ZWI website.<br />

[22]<br />

Roper's comments in the paragraph above are either misquoted or wrong concerning wood flooring, structural wood and bricks<br />

needing to be crushed. Brick, wood and stone are among the oldest truly recyclable materials used in construction. A historic review<br />

of old buildings, barns and bridges clearly shows that brick, stones and timber are reused from older buildings. Some of the oldest<br />

structures on the planet are built with materials that were recycled from previous structures. One recent example is the Mayflower<br />

Barn at Jordans just north of High Wycombe, UK. The barn is clearly built of reused timbers, possibly sourced from the salvage of<br />

the Mayflower ship. It is simply a fact of life that historically materials that could be reused were reused.<br />

In more recent construction, structural timber components, including large timbers, glued laminated beams, floor joists, studs and<br />

flooring are some of the most valuable structural components salvaged when a structure is demolished if there is an interest in<br />

salvaging. If you need proof, go down to any local construction salvage yard and look at the value of trusses, wood beams, floor<br />

joists, studs and flooring. Today they have value when someone saves them.<br />

One of the barriers of reusing structural materials is the bias of building code officials and building departments that discriminate<br />

against reusing materials. Codes and building departments require compliance to codes, including the source of materials. Your<br />

average contractor cannot just use 100-year-old 2x8 (50x200) salvaged floor joists because the building department requires a graded<br />

joist. The contractor then has to find an engineer or wood technologist to verify the material suitability for its use. While the codes<br />

technically allow this under alternative method, modern attention to cost usually prevents that option.<br />

Market-based campaigns<br />

Market-based, legislation-mediated campaigns like Extended Producer Responsibility (EPR) and the Precautionary Principle are<br />

among numerous campaigns that have a Zero Waste slogan hung on them by means of claims they will ineluctably lead to policies of<br />

Zero Waste. At the moment, there is no evidence that EPR will increase reuse, rather than merely moving discard and disposal into<br />

private-sector dumping contracts. The Precautionary Principle is put forward to shift liability for proving new chemicals are safe<br />

from the public (acting as guinea pig) to the company introducing them. As such, its relation to Zero Waste is dubious. Likewise,<br />

many organizations, cities and counties have embraced a Zero Waste slogan while pressing for none of the key Zero Waste changes.<br />

In fact, it is common for many such to simply state that recycling is their entire goal. Many commercial or industrial companies claim<br />

to embrace Zero Waste but usually mean no more than a major materials recycling effort, having no bearing on product redesign.<br />

Examples include Staples, Home Depot, Toyota, General Motors and computer take-back campaigns. Earlier social justice campaigns<br />

have successfully pressured McDonalds to change their meat purchasing practices and Nike to change its labor practices in Southeast<br />

Asia. Those were both based on the idea that organized consumers can be active participants in the economy and not just passive<br />

subjects. However, the announced and enforced goal of the public campaign is critical. A goal to reduce waste generation or dumping<br />

through greater recycling will not achieve a goal of product redesign and so cannot reasonably be called a Zero aste W campaign. [22]


How to achieve<br />

National and provincial governments often set targets and may provide some funding, but on a practical level, waste management<br />

programs (e.g. pickup, dropoff, or containers for recycling and composting) are usually implemented by local governments, possibly<br />

with regionally shared facilities. [24]<br />

Reaching the goal of zero waste requires the products of manufacturers and industrial designers to be easily disassembled for<br />

recycling and incorporated back into nature or the industrial system; durability and repairability also reduce unnecessary churn in the<br />

product lifecycle. Minimizes packaging also solves many problems early in the supply chain. If not mandated by government,<br />

choices by retailers and consumers in favor of zero-waste-friendly products can influence production. To prevent material from<br />

becoming waste, consumers, businesses, and non-profits must be educated in how to reduce waste and recycle successfully . [2]<br />

Zero Waste Hierarchy<br />

The "Zero Waste Hierarchy" describes a progression of policies and strategies to support the Zero Waste system, from highest and<br />

best to lowest use of materials. It is designed to be applicable to all audiences, from policy-makers to industry and the individual. It<br />

aims to provide more depth to the internationally recognized 3Rs (Reduce, Reuse, Recycle); to encourage policy, activity and<br />

investment at the top of the hierarchy; and to provide a guide for those who wish to develop systems or products that move us closer<br />

to Zero Waste. It enhances the Zero Waste definition by providing guidance for planning and a way to evaluate proposed<br />

solutions.All over the world, in some form or another, a pollution prevention hierarchy is incorporated into recycling regulations,<br />

solid waste management plans, and resource conservation programs. In Canada, a pollution prevention hierarchy otherwise referred<br />

to as the Environmental Protection Hierarchy was adopted. This Hierarchy has been incorporated into all recycling regulations within<br />

Canada and is embedded within all resource conservation methods which all government mandated waste prevention programs<br />

follow. While the intention to incorporate the 4th R (recovery)prior to disposal was good, many organizations focused on this 4th R<br />

instead of the top of the hierarchy resulting in costly systems designed to destroy materials instead of systems designed to reduce<br />

environmental impact and waste. Because of this, along with other resource destruction systems that have been emerging over the<br />

past few decades, Zero Waste Canada along with the Zero Waste International Alliance have adopted the only internationally peer<br />

reviewed Zero Waste Hierarchy that focuses on the first 3Rs; Reduce, Reuse and Recycle including Compost<br />

http://zerowastecanada.ca/wp-content/uploads/2015/10/zw-hierarchy-6-0.pdf<br />

Zero waste jurisdictions<br />

Various governments have declared zero waste asa goal, including:<br />

California - see California Integrated Waste Management Board<br />

Kamikatsu, Tokushima<br />

Fort Collins, Colorado [25]<br />

Capannori [26]<br />

An example of network governance approach can be seen in the UK under New Labour who proposed the establishment of regional<br />

groupings that brought together the key stakeholders in waste management (local authority representatives, [24] waste industry,<br />

government offices etc.) on a voluntary basis. [27] There is a lack of clear government policy on how to meet the targets for diversion<br />

from landfill which increases the scope at the regional and local level for governance networks. [27] The overall goal is set by<br />

government but the route for how to achieve it is left open, so stakeholders can coordinate and decide how best to reach<br />

[28]<br />

it.<br />

Zero Waste is a strategy promoted by environmental NGOs but the waste industry is more in favour of the capital intensive option of<br />

energy from waste incineration. [27] Research often highlights public support as the first requirement for success. [29] In Taiwan,<br />

public opinion was essential in changing the attitude of business, who must transform their material use pattern to become more<br />

sustainable for Zero Waste to work. [29][30]


The latest development in Zero Waste is the city of Masdar in Abu Dhabi which promises to be a Zero Waste city. Innovation and<br />

technology is encouraged by government creating an innovation friendly environment without being prescriptive. [28] To be a<br />

successful model of sustainable urban development it will also require the involvement and co-operation from all members of society<br />

emphasizing the importance of network governance.<br />

See also<br />

Paul Connett<br />

Waste<br />

Precycling<br />

Source reduction<br />

Composting<br />

Environmentalism<br />

Miniwaste<br />

Phase-out of lightweight plastic bags<br />

Sustainable packaging<br />

Zero waste agriculture<br />

Zero-waste event<br />

Zero-waste fashion<br />

References<br />

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7. Stretesky, P.; McKie, R. (2016)."A perspective on the historical analysis of race and treatment storage and disposal<br />

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12. http://www.sfenvironment.org/zero-waste/overview/legislation<br />

13. http://www.sfenvironment.org/article/recycling-and-composting/mandatory-recycling-and-composting-ordinance


14. http://sfmayor.org/index.aspx?recordid=113&page=846<br />

15. http://www.siemens.com/entry/cc/features/gr encityindex_international/all/en/pdf/report_northamerica_en.pdf<br />

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19. Spitzly, David (1997), Life Cycle Design of Milk and Juice Packaging(http://www.umich.edu/~nppcpub/research/milkj<br />

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21. Van Doorsselaer, K; Fox (2000),"Estimation of the energy needs in life cycle analysis of one-way and returnable<br />

glass packaging" (http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/(SICI)1099-1522(199909/10)12:5%3C235::AID-PTS47<br />

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22. Roper, William E. (2006). "Strategies for building material reuse and recycle". International Journal of Environmental<br />

Technology and Management. 6 (3/4): 313–345. doi:10.1504/IJETM.2006.009000(https://doi.org/10.1504%2FIJET<br />

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23. Cary, S. S. (4 September 2008). "GM plans to dump use of landfills"(https://www.usatoday.com/money/autos/enviro<br />

nment/2008-09-04-gm-zero-landfill_N.htm). USA Today. Retrieved 23 September 2008.<br />

24. Cole, C; et al. (2014). "Towards a Zero Waste Strategy for an English Local Authority". Resources, Conservation and<br />

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25. http://www.fcgov.com/recycling/pdf/RoadtoZeroWasteReport_FINAL.pdf<br />

26. "Pioneering Italian Town Leads Europe in Waste Recycling" (http://www.ipsnews.net/2013/05/pioneering-italian-townleads-europe-in-waste-recycling/).<br />

Inter Press Service. 17 May 2013. Retrieved 9 April 2017.<br />

27. Davoudi, S; Evans (2005). "The Challenge of governance in regional waste planning". Environment and Planning C:<br />

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28. Geels, F (2008). The feasibility of systems thinking in sustainable consumption and production policy: A report to the<br />

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29. Young, C-Y; Ni, S-P; Fan, K-A (2010). "Working towards a zero waste environment in Taiwan". Waste Management<br />

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30. Frosch, R; Gallopoulos (1989). "Strategies for manufacturing". Scientific American. 261 (3): 144–152.<br />

doi:10.1038/scientificamerican0989-144(https://doi.org/10.1038%2Fscientificamerican0989-144) .<br />

Further reading<br />

Palmer, Paul (January 2005). Getting to Zero Waste. Purple Sky Press. ISBN 0-9760571-0-7.<br />

External links<br />

Advocacy organizations<br />

Zero Waste Institute<br />

Zero Waste Network<br />

Zero Waste International Alliance(ZWIA)<br />

Zero Waste Alliance<br />

Zero Waste Youth<br />

Zero Waste - On the New Economy<br />

Regional advocacy organisations


News<br />

Sustainable concepts towards a Zero Outflow Municipality(Zer0-M)<br />

Zero Waste Alliance UK<br />

Zero Waste Scotland<br />

Zero Waste Australia<br />

Zero Waste Europe<br />

Zero Waste California<br />

Zero Waste New Zealand<br />

Zero Waste Japan<br />

Product policy Institute<br />

The Product Stewardship Institute<br />

Container Recycling Institute<br />

GrassRoots Recycling Institute<br />

Winter, Jessica (11 March 2007). "A world without waste". The Boston Globe.<br />

Zero waste stores and services<br />

Fillgood refill service<br />

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Zivilgesellschaft<br />

Das Wort Zivilgesellschaft (lateinisch societas civilis, französisch société civile, englisch civil society) ist im Deutschen ein<br />

Neologismus, der mit unterschiedlichen Bedeutungen verwendet wird.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Bedeutung<br />

2 Die verschiedenen Dimensionen der Zivilgesellschaft<br />

2.1 Historischer Rückblick<br />

2.2 Die normativen Implikationen der Zivilgesellschaft<br />

2.3 Zivilgesellschaftliche Akteure und ihre Motive<br />

3 Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages<br />

4 Die verschiedenen Sichtweisen auf Zivilgesellschaft<br />

5 Literatur<br />

6 Weblinks<br />

6.1 Allgemein<br />

6.2 Sonderaspekte<br />

7 Einzelnachweise<br />

Bedeutung<br />

→ Hauptartikel: Bürgergesellschaft<br />

Die Bedeutung des Begriffs Zivilgesellschaft ist in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wie der Geschichts-, Sozialund<br />

Verwaltungswissenschaft unterschiedlich akzentuiert und ausgerichtet. Ein verwandter und je nach zugrunde liegender<br />

Konzeption synonym verwendeter Begriff ist "Bürgergesellschaft". Ein anderer Strang begreift Zivilgesellschaft als die Gesamtheit<br />

der in einer Gesellschaft bestehenden Artikulationsmechanismen. Allgemein wird unter dem Begriff meist der Teil der Gesellschaft<br />

verstanden, der nicht durch den Staat und seine Organe (Behörden, Verwaltungen) gesteuert und organisiert wird. Nicht selten wird<br />

„Zivilgesellschaft“ auch bedeutungsgleich mit Gesellschaft verwendet.<br />

Die verschiedenen Dimensionen der Zivilgesellschaft<br />

Zivilgesellschaft kann unter drei verschiedenen Dimensionen betrachtet werden. Aus normativer Perspektive wird Zivilgesellschaft<br />

mit einem demokratischen Gemeinwesen und einer gerechten Gesellschaft gleichgesetzt. Die habituelle Perspektive bezieht sich auf<br />

<strong>einen</strong> bestimmten Typus sozialen Handelns. Die akteurszentrierte Sichtweise legt den Fokus auf konkret handelnde Personen und<br />

Organisationen, die selbstorganisiert tätig sind.<br />

Historischer Rückblick<br />

Zivilgesellschaft als Begriff und Konzept kann auf eine lange Tradition zurückblicken. In der Klassischen Antike war societas civilis<br />

Synonym <strong>für</strong> die ideale Lebensweise <strong>von</strong> freien Bürgern. Alexis de Tocqueville, ein französischer Adeliger, der zu Beginn des 19.<br />

Jahrhunderts die Vereinigten Staaten bereiste, war fasziniert <strong>von</strong> der Dynamik der amerikanischen Zivilgesellschaft mit ihrer Vielfalt<br />

<strong>von</strong> freiwilligen Vereinigungen (Assoziationen, Vereine) und ihrer Bedeutung <strong>für</strong> friedliches Zusammenleben, Problembewältigung,<br />

Demokratie und Selbstorganisation. Tocquevilles Beschreibung der damaligen Gesellschaft in den USA bietet die Blaupause <strong>für</strong> das


Konzept einer "Zivilgesellschaft", in der die gesellschaftliche Selbstorganisation auf dem Engagement <strong>von</strong> Bürgern und Bürgerinnen<br />

beruht, das sich weder an den Kalkülen des Marktes orientiert, noch sich den Hoheitsansprüchen des Staates widerspruchslos beugt.<br />

Seitdem wird eine enge Verbindung zwischen der Fähigkeit einer Gesellschaft zur Selbstorganisation und der Robustheit ihrer<br />

demokratischen Verfasstheit gesehen.<br />

Zivilgesellschaft wurde als Begriff auch <strong>von</strong> Antonio Gramsci geprägt. Er sah darin die Gesamtheit aller nichtstaatlichen<br />

Organisationen, die auf den Alltagsverstand und die öffentliche Meinung Einfluss haben. Hier findet die Auseinandersetzungen um<br />

kulturelle Hegemonie statt, die <strong>für</strong> das Überleben der Hegemonie des Kapitalismus erforderlich sind.<br />

Die normativen Implikationen der Zivilgesellschaft<br />

Die Meinungsbildung im Diskurs sowie unter Austausch gegensätzlicher Standpunkte sind zentrale Komponenten des Konzepts der<br />

Zivilgesellschaft. Das Konzept hat seit den frühen Anfängen eine normative Dimension (Kneer 1997). Zivilgesellschaft fungiert als<br />

Leitbild eines guten und gerechten Zusammenlebens in der Demokratie und hat als solches immer auch eine kritische Funktion<br />

gegenüber den herrschenden Entscheidungsinstanzen der Politik, Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung. Insofern erklärt sich die<br />

Nähe des Konzeptes zu sozialen Bewegungen, wie etwa der Frauen-, Umwelt- oder Anti-Atomkraftbewegung (Roth/Rucht 2007; vgl.<br />

Klein 2001). Mehr noch besteht in autoritär oder autokratisch regierten Ländern ein enger Bezug <strong>von</strong> Zivilgesellschaft und<br />

Regimegegnern. So sind die Friedensnobelpreisträger Aung San Suu Kyi (1991) aus Myanmar und Liu Xiaobo (2010) aus China<br />

aufgrund ihres Einsatzes <strong>für</strong> die gewaltlose Einführung <strong>von</strong> Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in ihren Ländern wichtige Vertreter<br />

der Zivilgesellschaft.<br />

Gewaltlosigkeit, d. h. der "zivile" Umgang miteinander ist eine weitere zentrale Komponente des Konzepts "Zivilgesellschaft".<br />

Strittige Themen oder Pläne sollen unter beiderseitigem Respekt der Beteiligten gewaltfrei diskutiert und einem Kompromiss<br />

zugeführt werden. Insofern können zivilgesellschaftliche Aktivitäten auch wirksam sein als "Schule der Demokratie", in der<br />

Verfahren des Meinungsaustausches sowie das Prozedere <strong>von</strong> Kompromissbildung und Verständigung erlernt werden.<br />

Zivilgesellschaft steht somit <strong>für</strong> eine Gesellschaft, die sich durch Zivilität im Sinne <strong>von</strong> Demokratie, Toleranz, Verantwortung und<br />

Vertrauen auszeichnet.<br />

Zivilgesellschaftliche Akteure und ihre Motive<br />

Zivilgesellschaft ist ein Bereich, in dem freiwillige Vereinigungen (Vereine), Stiftungen, Initiativen, Nichtregierungsorganisationen<br />

bzw. Non-gouvernemental Organizations (NGOs), Nonprofit-Organisationen (NPOs) tätig sind. Der Übergang zu sozialen<br />

Bewegungen ist fließend, da Bewegungen zivilgesellschaftliche Organisationen umfassen, aber als solche keine Organisationen sind.<br />

Ziele und Zwecke zivilgesellschaftlicher Akteure können auf allgemeingesellschaftliche Probleme wie auch auf Anliegen und<br />

Bedürfnisse spezieller Gruppen gerichtet und lokaler, regionaler oder internationaler Natur sein. Zivilgesellschaft bildet den Rahmen,<br />

innerhalb dessen sich bürgerschaftliches Engagement entfalten kann. Dabei geht es um die Schaffung bzw. Erbringung<br />

gemeinwohlorientierter Güter und Leistungen (z. B. Tafeln <strong>für</strong> Bedürftige, Hospizbewegung), wie um die Einflussnahme auf die<br />

öffentliche Meinung durch die Beteiligung an Debatten, Protesten und anderen öffentlichkeitswirksamen Aktionen (Leserbriefe,<br />

Partei-, Gewerkschafts- oder Bürgerinitiavenengagement).<br />

In dieser Absicht übernehmen gemeinnützige Einrichtungen (Stiftungen, Genossenschaften, GmbHs) sowie Vereine, Verbände und<br />

Initiativen als freiwillige Vereinigungen Aufgaben in einem breiten Tätigkeitsspektrum: Sie informieren über<br />

Menschenrechtsverletzungen oder Umweltschädigungen, helfen Opfern <strong>von</strong> Naturkatastrophen, organisieren Armenküchen,<br />

betreiben Krankenhäuser und Kindergärten, markieren Wanderwege oder ermöglichen Sporttreiben <strong>von</strong> Aerobic bis Fußball. Das<br />

konkrete Engagement <strong>von</strong> Bürgern und Bürgerinnen bezieht sich also auf ein weites Feld gesellschaftlicher Probleme und<br />

Bedürfnisse, es dient karitativen oder politischen Anliegen wie auch der Freizeitbereicherung. Und es findet in traditionsreichen<br />

Organisationen ebenso statt wie in mitunter nur temporären sozialen Bewegungen. [1]<br />

Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages


Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements verwendete die Begriffe<br />

„Zivilgesellschaft“ und „Bürgergesellschaft“ synonym (vgl. Enquete-Kommission 2002: S. 59) obgleich Bürgergesellschaft und<br />

insbesondere bürgerliche Gesellschaft hierzulande lange Zeit mit einem Negativimage behaftet waren. Die Kommission hat eine<br />

umfassende Bestandsaufnahme des Forschungsstandes zur Zivilgesellschaft geleistet und dieser eine weite Definition des Begriffs des<br />

bürgerschaftlichen bzw. zivilgesellschaftlichen Engagements zu Grunde gelegt. Dementsprechend zählen dazu das politische und<br />

soziale Engagement, Aktivitäten in Ver<strong>einen</strong>, Verbänden und Kirchen sowie die Übernahme öffentlicher Funktionen (z. B. Schöffen),<br />

Formen der Gegenseitigkeit (z. B. Nachbarschaftshilfen), Selbsthilfe und Engagement in und <strong>von</strong> Unternehmen (Corporate<br />

Citizenship und Corporate Social Responsibility) (Enquete-Kommission 2002: S. 65 f.).<br />

Es ist ein sehr umfassendes Verständnis <strong>von</strong> zivilgesellschaftlichem Engagement, das hier zugrunde gelegt wurde, wobei auch <strong>von</strong><br />

der Enquete-Kommission mit dem Leitbild der Bürger- bzw. Zivilgesellschaft die Vision einer gerechteren und demokratischeren<br />

sowie wesentlich auf Partizipation beruhenden Gesellschaft verbunden wurde. Konkret benennt der Bericht der Kommission Ziele,<br />

Inhalte und Verfahrensweisen <strong>von</strong> Bürger- bzw. Zivilgesellschaft: "In der Bürgergesellschaft geht es um die Qualität des sozialen,<br />

politischen und kulturellen Zusammenlebens, um gesellschaftlichen Zusammenhalt und ökologische Nachhaltigkeit. So verstanden<br />

bildet das bürgerschaftliche Engagement in der Bundesrepublik <strong>einen</strong> zentralen Eckpfeiler in einer Vision, in der die demokratischen<br />

und sozialen Strukturen durch die aktiv handelnden, an den gemeinschaftlichen Aufgaben teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger<br />

mit Leben erfüllt, verändert und auf zukünftige gesellschaftliche Bedürfnisse zugeschnitten werden. Bürgergesellschaft betreibt eine<br />

gesellschaftliche Lebensform, in der sowohl den bürgerschaftlich Engagierten als auch ihren vielfältigen Formen und Vereinigungen<br />

mehr Raum <strong>für</strong> Selbstbestimmung und Selbstorganisation überlassen wird." (Enquete-Kommission 2002: 59) [2]<br />

Die verschiedenen Sichtweisen auf Zivilgesellschaft<br />

Zivilgesellschaft kann unter einer normativen, einer habituellen bzw. handlungsorientierten sowie einer akteurszentrierten<br />

Perspektive betrachtet werden. Aus normativer Perspektive wird Zivilgesellschaft gleichgesetzt mit dem positiv in die Zukunft<br />

gerichteten Projekt eines demokratischen Gemeinwesens und einer gerechten Gesellschaft. Diese Sichtweise wurde insbesondere <strong>von</strong><br />

den Dissidentenbewegungen in Osteuropa sowie <strong>von</strong> oppositionellen Kräften gegen die Militärdiktaturen in Lateinamerika vertreten:<br />

Zivilgesellschaft als demokratischer Gegenentwurf gegenüber dem bestehenden autoritären oder diktatorischen gesellschaftlichen<br />

und politischen Status quo (Klein 2001). Diese Perspektive wird immer dann eingenommen, wenn auf Zivilgesellschaft als<br />

Alternative und kritisches Potential verwiesen wird, wie es in den Medien bei Berichten über autoritäre oder anti-demokratische<br />

Regimes in Afrika, Asien, Lateinamerika sehr oft der Fall ist. Demgegenüber wird in etablierten Demokratien Zivilgesellschaft nicht<br />

als Alternative zum Status quo betrachtet, sondern vor allem mit Reformprojekten sozialer Bewegungen unter direkter Beteiligung<br />

<strong>von</strong> Bürgern und Bürgerinnen in Verbindung gebracht. Die habituelle oder handlungsorientierte Perspektive auf Zivilgesellschaft<br />

bezieht sich auf <strong>einen</strong> bestimmten Typus sozialen Handelns, nämlich auf den zivilen Umgang miteinander, gewaltfrei und<br />

kompromissorientiert: eine Gesellschaft, die sich durch Zivilität auszeichnet.<br />

Dass ihre Mitglieder zivil miteinander umgehen, wird unterstützt durch politische Rahmenbedingungen, die ebenfalls durch Zivilität<br />

geprägt sind. Hierzu zählen die verfassungsrechtlich garantierten Menschen- und Grundrechte ebenso wie die Gleichheit vor dem<br />

Gesetz sowie die Ermöglichung menschenwürdiger Lebensumstände etwa im Sinne der Sicherung eines Existenzminimums (Rucht<br />

2010a: 88). Zivilgesellschaft ist insofern Ausdruck einer politischen Kultur, die sich durch Gewaltfreiheit, Toleranz und<br />

Kompromissbereitschaft auszeichnet.<br />

Die dritte Perspektive auf Zivilgesellschaft ist akteurszentriert. Das heißt, dass hier der Fokus auf konkret handelnden Personen und<br />

Organisationen liegt, die selbstorganisiert tätig werden. Dies geschieht nicht in traditionellen Familienstrukturen und auch nicht im<br />

Rahmen <strong>von</strong> privatwirtschaftlichen Unternehmen oder staatlichen Behörden, sondern primär in einem gesellschaftlichen Bereich<br />

jenseits <strong>von</strong> Markt, Staat und Privatsphäre und damit im Kontext <strong>von</strong> Ver<strong>einen</strong>, Verbänden, Stiftungen Netzwerken, informellen<br />

Zirkel, sozialen Beziehungen und Bewegungen sowie Nichtregierungsor ganisationen (NGOs). [3]<br />

Literatur<br />

Kurzdefinitionen


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V. Finn Heinrich, Lorenzo Fioramonti (Hrsg.): CIVICUS Global Survey of the State of Civil Society. Comparative<br />

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ISBN 3-933127-88-2.<br />

Daniel Kremers, Shunsuke Izuta: Bedeutungswandel der Zivilgesellschaft oder das Elend der Ideengeschichte: <strong>Eine</strong><br />

kommentierte Übersetzung <strong>von</strong> Hirata Kiyoakis Aufsatz zum Begrif f shimin shakai bei Antonio Gramsci (Teil 1).<br />

Asiatische Studien 71(2): 713-739, doi:10.1515/asia-2017-0044.<br />

Nationale Darstellungen<br />

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Sabine Reimer: Die Stärken der Zivilgesellschaft in Deutschland. <strong>Eine</strong> Analyse im Rahmen des CIVICUS Civil<br />

Society Index Projektes / The Strength of Civil Society in Germany: An Analysis in the Context of the CIVICUS Civil<br />

Society Index Project. Maecenata Institut <strong>für</strong> Philanthropie und Zivilgesellschaft. Maecenata Verlag, Berlin 2006,<br />

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Richard Traunmüller, Isabelle Stadelmann-Stefen, Kathrin Ackermann, Markus Freitag: Zivilgesellschaft in der<br />

Schweiz. Analysen zum Vereinsengagement auf lokaler Ebene. Seismo Verlag, Sozialwissenschaften und<br />

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Helmut K. Anheier, Stefan Toepler: International Encyclopedia of Civil Society. 1. Auflage. Springer-Verlag New York<br />

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und Stadtentwicklung in den Metropolenregionen der USA.Berlin 2007, ISBN 978-3-937735-06-1.<br />

Jean-Claude Boual, Horst Grützke (Hrsg.): Auf zu einer europäischen Zivilgesellschaft.Paris/Potsdam 2002.<br />

Veröffentlicht auf dem Internetportal des Vereins „Bürger in Bewegung – <strong>für</strong> eine andere Welt“ e. V.<br />

Berthold Kuhn: Entwicklungspolitik zwischen Markt und Staat. Möglichkeiten und Grenzen zivilgesellschaftlicher<br />

Organisationen. Frankfurt a.M. 2005, ISBN 3-593-37742-X.<br />

Kritik an Konzepten der Zivilgesellschaft<br />

Frane Adam u. Borut Roncevic: Social Capital. Recent Debates and Research rends. T In: Social Science<br />

Information Jg. 42, 2003, ISSN 0539-0184.<br />

Jan W. van Deth u. Sonja Zmerli: Introduction. Civicness, Equality, and Democracy – A „Dark Side“ of Social<br />

Capital? In: American Behavioral Scientist Jg. 53, 2010, S. 631–639, ISSN 0002-7642 .<br />

Robert Heise, Daniel Watermann, Vereinsforschung in der Erweiterung: Historische und sozialwissenschaftliche<br />

Perspektiven. In: Geschichte und Gesellschaft Jg. 43, 2017, S. 5–31, ISSN 0340-613X.


Roland Roth: Die dunklen Seiten der Zivilgesellschaft. Grenzen einer zivilgesellschaftlichen Fundierung <strong>von</strong><br />

Demokratie, in: Ansgar Klein u. a. (Hrsg.): Zivilgesellschaft und Sozialkapital. Herausforderungen politischer und<br />

sozialer Integration, Wiesbaden 2004, S. 41–64, ISBN 978-3-322-80963-6.<br />

Sheri Berman: Civil Society and the Collapse of the Weimar Republic. In: World Politics Jg. 49, 1997, S. 401–429,<br />

ISSN 0198-0300.<br />

Weblinks<br />

Wikiquote: Zivilgesellschaft – Zitate<br />

Allgemein<br />

Institut <strong>für</strong> Entwicklung und Frieden der Gerhard-Mercator -Universität Duisburg Zivilgesellschaft – eine vielschichtige<br />

Debatte (PDF-Datei; 469 kB)<br />

Forschungsschwerpunkt „Zivilgesellschaft und Demokratie“.Westfälische Friedrich-Wilhelms-Universität Münster –<br />

Institut <strong>für</strong> Politikwissenschaft;abgerufen am 1. Januar 2013.<br />

Institut <strong>für</strong> Philanthropie und Zivilgesellschaft.Maecenata Stiftung; abgerufen am 10. Juni 2014.<br />

Förderverein Zivilgesellschaftsforschung.Abgerufen am 10. Juni 2014.<br />

Sonderaspekte<br />

Zivilgesellschaft und Revolution– Antonio Gramscis Definition eines Begrifs, der zum Modewort wurde<br />

Initiativen <strong>für</strong> Zivilgesellschaft und demokratische Kultur– Website der Amadeu Antonio Stiftung<br />

Alain Touraine: Loblied auf die Zivilgesellschaft.In: Die Zeit Nr. 49, 1999.<br />

Ruth Simsa: Die Zivilgesellschaft als Hoffnungsträger zur Lösung gesellschaftlicher Probleme? – Zwischen<br />

Demokratisierung und Instrumentalisierung gesellschaftlichen Engagements. (PDF) In: Europäische Integration als<br />

Herausforderung – Rolle und Reform der sozialen Dienste in Europasoziale-dienste-in-europa.de, Oktober 2001.<br />

Philanthropie und Zivilgesellschaft(Memento vom 10. März 2013 im Internet Archive), Schwerpunkt-Thema auf der<br />

Website des Goethe-Instituts China<br />

Einzelnachweise<br />

1. Bundeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung, Zimmer, Annette, 2012 (http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verha<br />

eltnisse-eine-sozialkunde/138713/dimensionen)<br />

2. Bundeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung, Zimmer, Annette, 2012 (http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verha<br />

eltnisse-eine-sozialkunde/138713/dimensionen)<br />

3. Bundeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung, Zimmer, Annette, 2012 (http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verha<br />

eltnisse-eine-sozialkunde/138713/dimensionen)<br />

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