Blätter Katalog 2020
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ART-WOOL Malerei auf Wolle in Acryl Katalog 2018
Durch den Farbauftrag auf dem lebendig wirkenden, unregelmäßigen Wollgrund erzielt ART-WOOL
eine ganz besondere haptische Qualität in diesen Arbeiten. Der Braille-Schrift Kundige erkennt,
dass die gelben Punkte im Haus „Fenster“ bedeuten und die große fühlbare Punktewolke der über
allem am oberen Bildrand thronende Bildtitel hier nochmals tastbar wiedergegeben wird.
Damit steigern die Künstler Martin Brauner und Angela Osman das Prinzip der
engen Verflechtung von Bilddarstellung und Schrift-Botschaft nochmals, und
zugleich auf der nächsten Ebene gespiegelt. Bildinhalte werden zu tastbaren
Aussagen, Botschaften generieren zu malerisch dargestellten Punktwolken, die
vom Betrachter ebenso auch als bunt tanzende Figur wahrgenommen werden
kann. Die Verdichtung komplexer Bezüge durch eine weitere Ordnung in der
dritten Ebene. Das Spiel der Spiegelung von Wort und Bild. Inklusion von Malerei und Sprache.
Anselm Kiefer hat gesagt, Künstler seien dazu da, Materialien in vollständig neuen, bislang unbedachten
Zusammenhängen und Beziehungen neu zu denken, sich neu erfinden zu lassen. Und:
Künstler sind dazu da, Fragen zu stellen!
Das Künstlerduo Brauner/Osman setzt dies in ihren Arbeiten mit beeindruckender Konsequenz und
immer wieder neu formulierter Präsenz im Bildausdruck um. Die Spannung zwischen wollweichem
und haptisch anschmiegsam gefühlten Bildgrund und der teilweise dualfarbenen bildnerischen
Morsezeichen in der ersten Bildebene, formuliert präzise und klar umrissen, die dem ersten Anschein
nach „nur“ idiomatisch gestalteten Bildsymbole, die gleichsam aber in ihrem Zusammenspiel und ihrer
Fülle eine faszinierende Matrix inhaltlicher Beziehungen entfaltet. Sie lädt den Betrachter zu einer
nicht enden wollenden Entdeckungsreise, in diesen sich dabei immer mehr öffnenden Bildraum, ein.
Die Reise ist immer wieder von Neuem mit grundsätzlich stellenden Fragen bestückt, deren mögliche
Antworten oder Suche danach, uns als Betrachter in immer wieder sich neu formierende Denkund
damit auch Bildräume gehen lässt.
Eine Entdeckungsreise, die so ungleich spannender und intensiver sich gestaltet, je mehr wir uns
darauf einlassen und diese Bildräume im Sehen und offenen Blicks erkunden wollen.
Peter Pabst
Vorwort
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