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Nr. 42 - November / Dezember 2012

Drôme-Tal: ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen Paris mit Kindern Lothringen: Maison de Robert Schuman Südwesten: Bastiden, die neuen Städte des Mittelalters Orange: eine Stadt spielt Theater Cognac: von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen Fassaden Gesellschaft: Libérez les menhires ! Rezept: Poires safranées et ses tuiles à l'orange Wein: Clairette de Die Genuss: die AOC des Elsass

Drôme-Tal: ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen
Paris mit Kindern
Lothringen: Maison de Robert Schuman
Südwesten: Bastiden, die neuen Städte des Mittelalters
Orange: eine Stadt spielt Theater
Cognac: von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen Fassaden
Gesellschaft: Libérez les menhires !
Rezept: Poires safranées et ses tuiles à l'orange
Wein: Clairette de Die
Genuss: die AOC des Elsass

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>42</strong> · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />

Paris mit Kindern<br />

Provence<br />

Von den Alpen an die Rhône<br />

ORANGE<br />

Eine Stadt spielt Theater<br />

Südwesten<br />

Erfindung des mittelalterlichen Städtebaus<br />

Cognac<br />

Über betrunkene Spinnen<br />

und verdächtige Fassaden<br />

Marseille Eine Stadt im Strudel explodierender Gewalt<br />

Europa Im Wohnhaus eines der Gründungsväter der EU<br />

Hotel Übernachten im Zimmer von Antoine de Saint-Exupéry<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Deutschland 5,90 €<br />

Österreich 6,50 €<br />

Schweiz 9,60 CHF<br />

Frankreich & Benelux 7,00 €<br />

Italien 7,00 €


© Froggies Media<br />

© Getty Images/iStockphoto<br />

DIE GANZE GESCHICHTE VON PARIS<br />

VON GESTERN BIS HEUTE<br />

IN 4 FOLGEN AUF<br />

www.tv5monde.com/de<br />

Doku-Fiktion als TV-Weltpremiere mit deutschen Untertiteln<br />

jeweils am Mittwoch, 14. und 21. <strong>November</strong> um 21.00 Uhr<br />

Entdecken Sie das Kulturerbe Frankreichs und der ganzen Welt<br />

in spannenden Magazinen jeden Mittwoch um 21.00 Uhr!<br />

TV5MONDE ist via Kabel, Satellit und DSL zu empfangen.


EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

zurzeit wird viel über Europa gesprochen.<br />

Dabei geht es vor allem um Probleme. Um die Euro-<br />

Krise und unterschiedliche Ansichten, wie man ihr entgegentreten<br />

muss. Es geht um Geld, um eigene Vorteile und<br />

manchmal auch um Vorurteile. Leider gerät dabei<br />

zu schnell in Vergessenheit, was für ein Glück wir<br />

haben, heute in einem friedlich vereinten<br />

Europa leben zu dürfen. Ein Kontinent, der<br />

durch Kriege dramatisch gezeichnet wurde,<br />

hat endlich zusammengefunden. Es ist deshalb<br />

in diesen schweren Zeiten wichtiger denn<br />

je, uns dieses kleinen historischen<br />

Wunders bewusst zu werden, und ein<br />

guter Anlass, uns mit den Menschen<br />

zu beschäftigen, denen wir diese<br />

Entwicklung zu verdanken haben.<br />

Wir in der Redaktion sind jedenfalls<br />

fest davon überzeugt und<br />

haben uns auf den Weg nach<br />

Metz gemacht, wo in einem<br />

Vorort das Wohnhaus eines der<br />

Gründungsväter der europäischen<br />

Vereinigung für Besucher offensteht:<br />

die Maison de Robert Schuman. Ein<br />

Ort, der – wie die Adenauer-Villa in Bad<br />

Honnef – die jüngere Geschichte lebendig<br />

werden lässt und uns ermahnt, das historische<br />

Erbe nicht leichtfertig zu verspielen.<br />

Als wir später die Themen der Ausgabe<br />

zusammenstellten, fiel uns darüber<br />

hinaus auf, dass wir<br />

unbewusst<br />

noch in die Heimat<br />

eines weiteren Gründungsvaters<br />

gefahren sind. Nach Cognac,<br />

woher Jean Monnet stammt. Wenn das<br />

kein Omen ist, diese Ausgabe Europa zu widmen...<br />

Während Cognac weltbekannt ist, zumindest der Digestif,<br />

kann man das von einer anderen alkoholischen Köstlichkeit<br />

nicht behaupten: die Clairette de Die. Einer unserer<br />

Redakteure hat den Schaumwein, den er aus seinen<br />

jungen Jahren noch gut in Erinnerung hat, während<br />

einer Reportage durch das Drôme-Tal wiederentdeckt.<br />

Er war von dem Schaumwein und dem<br />

Drôme-Tal gleichermaßen so sehr begeistert, so<br />

dass wir kurzerhand beidem einen eigenen<br />

Artikel in dieser Ausgabe gewidmet haben.<br />

Wenn Sie schon in der Gegend sind,<br />

sollten Sie auch noch einen Abstecher<br />

nach Orange machen. Oder gleich<br />

weiter in den Südwesten des Landes<br />

fahren und die Bastiden besichtigen, Städte aus<br />

dem Mittelalter, die damals ganz neue städtebauliche<br />

Regeln definierten. Wenn Sie Kinder<br />

haben, ist sicherlich auch unser diesmaliger<br />

Paris-Artikel sehr spannend. Welche Eltern<br />

wissen nicht, wie schwer es ist, den Nachwuchs<br />

für eine Städtereise zu begeistern. Mit<br />

unseren Tipps dürfte es etwas leichter fallen.<br />

Wie immer viel Spaß beim Schmökern der folgenden<br />

Seiten. Kommen Sie gut durch den Herbst!<br />

Titelblatt: Lavendelfeld nahe Chamaloc nördlich von Die (Drôme-Tal)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 3


INHALT<br />

Bastiden · 46<br />

Lothringen · 40<br />

Drôme-Tal · 24<br />

Cognac · 66<br />

Wein · 82<br />

Orange · 58<br />

AOC Elsass · 88<br />

Paris · 34<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Frankreich heute<br />

78 · Carnac<br />

46 · Bastiden<br />

34 · Paris<br />

66 · Cognac<br />

40 · Maison Schuman<br />

46 · Bastiden<br />

56 · Hotel<br />

88 · AOC Elsass<br />

24 · Drôme-Tal 82 · Wein<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

58 · Orange<br />

76 · Marseille<br />

24 Drôme-Tal<br />

Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen<br />

Die Lavendelfelder erinnern an die Provence, die<br />

Gipfel der umliegenden Berge an die Alpen: Das<br />

Drôme-Tal bietet das beste aus beiden Welten.<br />

34 Paris<br />

Paris mit Kindern<br />

Spezielle Museen für Kinder, ein Freizeitpark, eine<br />

Ballonfahrt, ein Aquarium und vieles mehr machen<br />

eine Parisreise auch für den Nachwuchs spannend.<br />

40 Lothringen<br />

Maison de Robert Schuman<br />

Einige Visionäre legten nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

den Grundstein für ein vereinigtes Europa. Robert<br />

Schuman war einer von ihnen. Sein Wohnhaus<br />

ist heute ein sehenswertes Museum.<br />

46 Südwesten<br />

Bastiden, die neuen Städte des Mittelalters<br />

Mit mittelalterlichen Städten verbindet man gemeinhin<br />

dreckige Gassen und baulichen Wildwuchs. Im Südwesten<br />

Frankreichs kann man aber entdecken, dass<br />

die Epoche städtebaulich durchaus innovativ war.<br />

56 Hotel<br />

Le Grand Balcon, Toulouse<br />

58 Orange<br />

Eine Stadt spielt Theater<br />

Auf über 2.000 Jahre kann die provenzalische Stadt<br />

inzwischen zurückblicken. Ein einzigartiges Amphitheater<br />

zeugt bis heute von dieser stolzen Vergangenheit.<br />

66 Cognac<br />

Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

schwarzen Fassaden<br />

Die Heimat des weltberühmten Digestifs birgt so<br />

manches Geheimnis, das man auf den ersten Blick<br />

nicht vermuten würde. Eine Ortsbesichtigung.<br />

72 Interview<br />

Michel Chevalet, der Mann, der den<br />

Franzosen die Wissenschaft erklärt<br />

Er ist einer der großen Wissenschaftsjournalisten des<br />

französischen Fernsehens. In diesem Interview erzählt er<br />

unter anderem, warum Franzosen die Wissenschaft<br />

mögen, Wissenschaftssendungen aber trotzdem kaum<br />

geschaut werden.<br />

76 Kriminalität<br />

Angst über der Stadt<br />

Marseille galt noch nie als besonders sicher, doch die<br />

Gewaltwelle, die die Hafenstadt zurzeit erlebt, er schreckt<br />

selbst hartgesottene Einheimische. Drogen kriege und<br />

Perspektivlosigkeit bilden ein explosives Ge misch in<br />

Frankreichs zweitgrößter Stadt.<br />

78 Gesellschaft<br />

Libérez les menhires<br />

Die Hinkelsteine im bretonischen Carnac sind eine<br />

einzigartige Sehenswürdigkeit. Kein Zweifel. Sie sind<br />

aber auch ein trauriges Beispiel, wie das Verhältnis<br />

zwischen Staat und Bürgern aus den Fugen geraten<br />

kann. Die Geschichte einer langen Bürgerbewegung.<br />

Art de vivre<br />

82 Wein<br />

Clairette de Die<br />

Im Drôme-Tal wird ein ganz besonderer Schaumwein<br />

produziert, der einerseits an den berühmten Bruder aus der<br />

Champagne erinnert, andererseits aber doch ganz anders ist.<br />

86 Chantals Rezept<br />

Poires safranées et ses tuiles à l’orange<br />

88 Genuss<br />

Die AOC des Elsass<br />

Wenn es um kulinarische Erzeugnisse mit einer kontrollierten<br />

Herkunftsbezeichnung geht, kann das Elsass vor allem mit<br />

Wein aufwarten. In dem Bereich ist die Region spitze: Alle<br />

produzierten Weine gehören zu einer geschützten Appellation.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Frankreichkalender<br />

14 On lit<br />

18 On écoute<br />

19 Abonnement<br />

20 On regarde<br />

22 On surfe<br />

90 Nachbestellungen<br />

94 Kulturschock<br />

96 Guéwen a testé<br />

97 Leserbriefe<br />

97 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

AVALLON<br />

Eine neue Kunstgalerie macht von sich reden<br />

Claire und Jean-Marc Rouzaut sind Menschen, die für<br />

ihre Träume kämpfen. Als durch Frankreichs Justizreform<br />

das einstige Amtsgericht von Avallon in Burgund<br />

zum Verkauf angeboten wird, sehen die beiden Antiquitätenhändler,<br />

die sich leidenschaftlich für zeitgenössische<br />

Kunst interessieren, die einmalige Chance, einen langjährigen<br />

Traum zu verwirklichen: die Eröffnung einer eigenen Galerie,<br />

in der sie ihre Lieblingskünstler und -werke präsentieren können.<br />

Sie kaufen das Gebäude, das sich inmitten der Kleinstadt<br />

gegenüber der romanischen Stiftskirche Saint-Lazare befindet,<br />

und zeigen mit ihrer ersten Ausstellung, wie man eine<br />

neue Galerie auf geschickte Weise bekannt macht. Denn eine<br />

Installation des bekannten Bildhauers Diadji Diop sorgt<br />

gleich für einen kleinen Skandal und damit für Schlagzeilen.<br />

Der Künstler befestigt an der Stirnseite des Hauses den überdimensionierten<br />

Kopf eines Rhinozeros’ und lässt aus der Seitenfassade ein Bein des Tieres<br />

herauswachsen. Beides aus knallrotem Harz. Während einige die Originalität des Objektes bewundern,<br />

stören sich andere daran, dass die beiden Hörner des Tieres in Richtung Kirche zeigen.<br />

Perfekt also, um ein wenig Publicity zu bekommen. Bis Ende <strong>November</strong> soll das Werk<br />

noch die Fassaden der neuen Galerie verzieren. Dann wird es wieder abgebaut.<br />

KULTUR<br />

Le Louvre-Lens öffnet seine Türen<br />

Alle Kunst freunde aus Eu ro pas Norden wird es<br />

freuen: Ab <strong>Dezember</strong> muss man nicht mehr bis<br />

nach Paris fahren, sondern kann schon im nordfran<br />

zö sischen Lens an halten, um die Schätze des<br />

Louvre zu bewundern. Dann näm lich eröffnet<br />

die brandneue Zweigstelle des welt berühmten<br />

Pariser Museums seine Türen im Departement<br />

Pas-de-Calais, die in einem Neu bau aus Glas<br />

und Stahl auf dem Gelände einer ehemaligen<br />

Zeche untergebracht ist. Das Museum besitzt<br />

keine eigene Sammlung, sondern wird in<br />

wechselnden Ausstellungen Werke aus dem<br />

Mutterhaus präsentieren.<br />

LEBENSMITTEL<br />

Fische bekommen eine<br />

Pseudo-Nationalität<br />

Während es bei Landtieren oder pflanzlichen<br />

Produkten einfach ist, die geografische<br />

Herkunft zu bestimmen, stellt sich dies bei<br />

Fischen aus den großen Meeren als schwierig<br />

dar. Um den französischen Konsumenten aber<br />

auch bei Fischen etwas Äquivalentes wie<br />

« Made in France » anzubieten, wurde von der<br />

französischen Fischereiwirtschaft das neue<br />

Label « Pavillon France » ins Leben gerufen. Da<br />

Fische nicht wirklich eine Nationalität besitzen,<br />

dürfen damit alle Fische geadelt werden, die<br />

von französischen Fischerbooten im Atlantik<br />

oder Ärmelkanal gefangen wurden. Ob<br />

dieses neue Label die Konsumgewohnheiten<br />

nachhaltig verändern wird, bleibt allerdings<br />

fraglich: 80 Prozent der in Frankreich verzehrten<br />

Fische werden importiert.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


E-MOBILITÄT<br />

Twizys für die<br />

Polizei<br />

Die Pariser Polizei geht<br />

als Vorbild voran und<br />

hat sich für die Patrouillen<br />

im Bois de Vincennes<br />

zwei Twizys angeschafft. Dieses<br />

autoähnliche Stadtfahrzeug<br />

bietet Platz für zwei Personen,<br />

hat einen Elektromotor, der 80<br />

Stundenkilometer schnell<br />

fährt und mit einem Aufladevorgang<br />

50 bis 80 Kilometer<br />

schafft, und stammt aus dem<br />

Hause Renault. Wie die echten<br />

Polizeiwagen besitzen auch<br />

diese Fahrzeuge Blaulicht und<br />

tragen das Logo der Polizei.<br />

Macht die Polizei positive Erfahrungen<br />

mit diesen beiden<br />

Neuanschaffungen, könnten<br />

Twizys zukünftig auch in den<br />

Pariser Fußgängerzonen und<br />

Vierteln mit engen Gassen als<br />

Dienstwagen in Erscheinung<br />

treten.<br />

FLUGPLAN<br />

Air France streicht<br />

Verbindungen ab<br />

Deutschland<br />

Air France stellt die Verbindungen<br />

von Hamburg nach Lyon und von<br />

Leip zig/Halle nach Paris komplett<br />

ein. Die Flüge von Hamburg nach<br />

Mar seille und von Berlin nach Toulouse<br />

werden mindestens über den<br />

Win ter nicht mehr geflogen. Von<br />

Stutt gart nach Lyon geht es nur noch<br />

zweimal anstatt dreimal täg lich.<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

"Ziemlich beste Freunde" » schlägt «"Die fabelhafte Welt der<br />

Amélie" ++ Der Kinoerfolg « Ziemlich beste Freunde » lockte außerhalb Frankreichs<br />

mehr Menschen in die Kinos als jeder andere französische Film zuvor. Ein Rekord, den bisher<br />

der Film « Die fabelhafte Welt der Amélie » mit 23,11 Millionen Zuschauern hielt. Dabei ist<br />

« Ziemlich beste Freunde » noch gar nicht in Großbritannien, Australien und Neuseeland<br />

angelaufen. In Deutschland schaffte der Streifen sensationelle 8,6 Millionen verkaufte<br />

Eintrittskarten.<br />

airberlin kooperiert mit Air France ++ Deutschlands zweitgrößte Flug gesell<br />

schaft wird ungeachtet ihrer oneworld-Mitgliedschaft künftig mit Air France, die selbst Teil<br />

von SkyTeam ist, zusammenarbeiten. Durch Codesharing-Flüge können beide Ge sell schaften<br />

ihr Streckennetz zwischen dem deutschsprachigen Raum und Frankreich ausbauen.<br />

Kanadisches Carsharing-Unternehmen kommt nach Paris ++ Das<br />

kommunale Pariser Autolib’ bekommt Konkurrenz: Das älteste Carsharing-Unternehmen<br />

auf nordamerikanischem Boden, die kanadische Firma Communauto, will in Paris 4.000<br />

Fahrzeuge stationieren und dieses Angebot unter dem Namen « Mobizen » vermarkten.<br />

Gigantische Feriendörfer bei Disneyland Paris ++ Pierre et Vacances<br />

und Euro Disney planen in der Nähe von Disneyland Paris bis 2016/17 den Bau von 1.730<br />

Ferienwohnungen auf einer Fläche von 259 Hektar, angeordnet in vier Feriendörfern.<br />

Bußgeld für fehlenden Alkoholtest erst ab März 2013 ++ Verstöße<br />

gegen die kürzlich eingeführte Pflicht für Autofahrer, einen funktionstüchtigen Alkoholtest<br />

im Auto mitzuführen, werden erst ab März 2013 geahndet.<br />

Keine Air-France-Flüge mehr von Paris-DCG nach Straßburg ++<br />

Air France wird die Flüge zwischen dem Drehkreuz Paris-CDG und Straßburg einstellen. Als<br />

Ausgleich richtet die Fluglinie am Hauptbahnhof der elsässischen Hauptstadt einen Schalter<br />

ein und bietet Sitzplätze zu gesonderten Konditionen in den TGV-Zügen der SNCF ein.<br />

Neue Terminalaufteilung in Paris-CDG ++ Durch die Eröffnung des<br />

zweiten Satelliten in Paris-CDG diesen Sommer (Satellit 4 bzw. Fluggastbereich M genannt)<br />

und Anpassungen im Terminal 2F kann Air France ab Ende des Jahres alle Flüge auf die<br />

Terminals östlich des TGV-Bahnhofs konzentrieren (Terminal 2F, Terminal 2E, Terminal 2G,<br />

Satellit 3 und Satellit 4). Dadurch wird das Umsteigen für Transitreisende vereinfacht. Früher<br />

notwendige Sicherheitskontrollen beim Umsteigen werden durch neue direkte Transitwege<br />

entfallen.<br />

Citroën DS4 Gay-Car des Jahres <strong>2012</strong> ++ Zum achten Mal ließ der<br />

französische Oldtimerclub Ledorga das Gay-Car des Jahres wählen. Der Citroën DS4 hat<br />

die schwule Gemeinde dabei am meisten überzeugt. Außerdem wurde Citroën auch zur<br />

schwulen Automarke des Jahres <strong>2012</strong> gewählt.<br />

Garten des Elysée-Palastes wird zugänglich ++ François Hollande hat<br />

festgelegt, dass der Garten des Elysée-Palastes zukünftig jeden letzten Sonntag des Monats<br />

für die Öffentlichkeit geöffnet wird. In den Wintermonaten bis Ende März von 12.00 bis 17.00<br />

Uhr, in den Sommermonaten von April bis September von 13.00 bis 19.00 Uhr.<br />

Thalys verstärkt Angebot ab Düsseldorf und dem Ruhrgebiet<br />

++ Statt bisher einmal am Tag gibt es ab dem 9. <strong>Dezember</strong> drei tägliche Verbindungen<br />

mit dem Hochgeschwindigkeitszug Thalys von Düsseldorf, Duisburg und Essen nach Paris.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

GESCHICHTE<br />

Frankreich bekennt sich zu<br />

Internierungslagern<br />

Lange Zeit breitete sich ein Mantel des Schweigens<br />

über ein wenig rühmliches Kapitel der neueren französischen<br />

Geschichte aus. Nun aber bekennt sich<br />

Frankreich zu der Verantwortung des Vichy-Regimes für<br />

mehr als 200 Internierungs- und Deportationslagern im<br />

Land, durch die von 1938 bis 1946 mehr als 600.000 Menschen geschleust wurden. Zum ersten Mal<br />

wurde in einem dieser Lager, dem Camp des Milles in Aix-en-Provence, eine Gedenkstätte eingerichtet.<br />

In dem 1939 in Betrieb genommenen Lager wurden insgesamt 10.000 Menschen gefangen<br />

gehalten. Einige von ihnen wurden von dort an Deportationslager weitergereicht. Die Arbeiten für<br />

eine zweite Gedenkstätte im Camp de Rivesaltes im Departement Pyrénées-Orientales sollen demnächst<br />

beginnen.<br />

STAATSDEFIZIT I<br />

Neue Regierung streicht<br />

Infrastrukturprojekte<br />

Nicolas Sarkozys großspurige<br />

milliardenschwere Pläne für diverse<br />

neue Infrastrukturmaßnahmen im Land<br />

stehen unter dem neuen Präsidenten<br />

und seiner Regierung angesichts der<br />

schwierigen Lage der Staatsfinanzen auf dem Prüfstand.<br />

Alle Vorhaben werden auf ihre Wirtschaftlichkeit hin neu<br />

überprüft, bevor man dann bei vielen Projekten vermutlich<br />

den Rotstift ansetzen wird. Als wahrscheinlich gilt, dass der<br />

geplante Kanal von der Seine in den Norden des Landes<br />

(Canal Seine-Nord), dessen Baukosten auf 4,3 Milliarden<br />

Euro geschätzt werden, den Sparmaßnahmen zum Opfer<br />

fallen wird. Gleiches Schicksal könnte die neu geplanten<br />

Bahntrassen von Paris über Orléans und Clermont-Ferrand<br />

nach Lyon und von Paris in die Normandie ereilen. Was die<br />

neuen Hochgeschwindigkeitstrassen im Land angeht, gilt<br />

die Verlängerung der bereits im Bau befindlichen Trasse<br />

von Tours nach Bordeaux bis an die spanische Grenze als<br />

Wackelkandidat. Fraglich ist auch, wie es mit den TGV-<br />

Trassen von Marseille über Toulon nach Nizza sowie von<br />

Perpignan an die spanische Grenze weitergeht. Bei den<br />

Autobahnprojekten ist ebenfalls mit Einschnitten zu rechnen.<br />

Wenn die A89 von Lyon nach Bordeaux Ende dieses Jahres<br />

komplett fertiggestellt ist, werden bis 2015 vermutlich nur<br />

noch drei kleine Vorhaben realisiert: der Ausbau der N10 von<br />

Bordeaux nach Bayonne zur A63, der Anschluss von Vichy<br />

ans Autobahnnetz durch die Konstruktion der A719 sowie<br />

ein vier Kilometer langes Autobahnstück im Großraum Lyon,<br />

die A466, die die Anbindung der neuen A89 an die A46 und<br />

damit die östliche Umfahrung der Metropole verbessert.<br />

STAATSDEFIZIT II Einsparungen bei Kulturprojekten<br />

Die Kulturministerin Aurélie Filippetti hat angekündigt,<br />

wegen der notwendigen Einsparungen<br />

im Staatshaushalt diverse von der Vorgängerregierung<br />

geplante Kulturprojekte nicht fortzuführen bzw.<br />

ihre Realisierung zu verschieben. Es handelt sich dabei<br />

um Vorhaben, die laut der Ministerien « die alte Regierung<br />

ohne Bedacht angekündigt hat, ohne dass die dafür<br />

notwendige Finanzierung sichergestellt war ». Der<br />

Haushalt soll dadurch um über eine Milliarde Euro entlastet<br />

werden. Die symbolträchtigste Kürzung betrifft<br />

die nun nicht mehr weiterverfolgte Errichtung eines<br />

Museums für die Geschichte Frankreichs. Ein Projekt,<br />

das Nicolas Sarkozy ganz besonders am Herzen lag. Außerdem<br />

werden der als « Lascaux 4 » bekannte Nachbau<br />

der weltberühmten Höhle gleichen Namens, die Schaffung<br />

eines zusätzlichen Theaters für die Comédie Française<br />

an der Bastille sowie die Einrichtung eines Museums<br />

der Fotografie in Paris gestrichen.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


PARIS<br />

Seine-Ufer endlich ohne Schnellstraße<br />

Schon lange wird darüber diskutiert und es ist eines der<br />

Herzensprojekte des Pariser Bürgermeisters Bertrand Delanoë:<br />

die Verkehrsberuhigung der Ufer der Seine. Zwar sind die<br />

Autos von der Voie rapide<br />

Georges Pompidou auf<br />

der rechten Uferseite<br />

noch nicht gänzlich<br />

verschwunden – der<br />

Widerstand der Autolobby<br />

und der konservativen<br />

Opposition war und<br />

ist enorm –, doch der<br />

Schnellstraße wurde jetzt ein menschlicheres Gesicht<br />

gegeben. 40 Jahre nach ihrem Bau müssen sich die<br />

Autofahrer nun den Raum mit Fußgängern und Fahrradfahren<br />

teilen. Sechs neu eingerichtete Ampeln ermöglichen das<br />

Überqueren der Straße. Zwischen dem Hôtel de Ville und dem<br />

Bassin de l’Arsenal wurde eine neue begrünte Promenade<br />

angelegt. Die Pflasterung ist besonders rollstuhl- und<br />

kinderwagenfreundlich. Die Fugen zwischen den Platten<br />

wurden begrünt, um der Natur mehr Platz einzuräumen. Auf<br />

der linken Uferseite sollen die Umbauarbeiten im nächsten<br />

Frühling fortgesetzt werden. Es ist sogar geplant, dass der<br />

2,3 Kilometer lange Abschnitt zwischen dem Musée d’Orsay<br />

und dem Pont de l’Alma ganz vom Autoverkehr befreit<br />

wird, auch wenn die Opposition momentan noch versucht,<br />

dagegen Stimmung zu machen. Wie auch immer es auf dem<br />

linken Ufer weitergeht, eines ist sicher: Die Zeiten, als 1967 der<br />

damalige Staatspräsident George Pompidou erklärte, dass<br />

sich Paris an die Erfordernisse des Autoverkehrs anpassen<br />

müsse, sind an der Seine definitiv vorbei.<br />

Ferienhäuser<br />

in Burgund<br />

600 Häuser öffnen für Sie ihre Türen für einen Aufenthalt<br />

mit der Familie oder mit Freunden, um Zeit<br />

zu haben, ein bemerkenswertes historisches Kulturerbe<br />

im Herzen einer üppigen Natur, ein außergewöhnliches<br />

Weinbaugebiet und eine berühmten<br />

Gastronomie zu entdecken.<br />

Unterkunft für 4 Personen<br />

ab 12 Euro pro Tag und Person.<br />

Informationen und<br />

Reservierung unter:<br />

www.gites-de-france-cotedor.com<br />

reservation@gites-de-france-bourgogne.com<br />

Fotos (von oben nach unten): Jean-Marc SCHWARZ, Jean-Louis BERNUY, A. MUZARD, B. LOUET<br />

EXPORTERFOLG<br />

Kühe aus dem Limousin für die Mongolei<br />

173 Kühe und acht Bullen einer Rasse, die als besonders<br />

widerstands fähig und robust gilt, haben die heimischen<br />

Felder des Limousin verlassen und sich auf eine weite<br />

Reise nach Fernost begeben. Vom Frachtflughafen in<br />

Châteauroux wurden sie nach Ulan-Bator in der Mongolei<br />

geflogen, von wo aus sie mit Lkws in die mongolische Provinz<br />

transportiert wurden. In der neuen Heimat müssen die Tiere<br />

Temperaturschwankungen von minus 40 Grad im Winter bis<br />

plus 40 Grad im Sommer aushalten. 900.000 Euro kostete die<br />

Aktion. Schon zum zweiten Mal brachte man Rinder aus dem<br />

Limousin in die Mongolei. Die Tiere sollen dort die Basis für<br />

eine lokale Zucht werden.


ON EN PARLE<br />

PARIS<br />

Tour Montparnasse im neuen Glanz<br />

Kenner der französischen Hauptstadt wissen, dass man<br />

den schönsten Blick auf die Seine-Metropole nicht vom<br />

weltbekannten Eiffelturm, sondern von der von außen<br />

eher unspektakulären Tour Montparnasse hat. Die Aussichtsterrasse<br />

des Hochhauses befindet sich zwar « nur » auf einer<br />

Höhe von 210 Metern – gegenüber 280 Metern bei der höchsten<br />

Plattform des Eiffelturms –,bietet dafür aber den großen<br />

Vorteil, dass man von dort oben alle wichtigen historischen, die<br />

Stadtsilhouette prägenden Gebäude auf einmal sehen kann,<br />

Eiffelturm inklusive. Bis 1990, als der Messeturm in Frankfurt<br />

am Main fertiggestellt wurde, war die ab 1970 errichtete Tour<br />

Montparnasse sogar das höchste Hochhaus Europas. Da das<br />

Gebäude im Laufe der Zeit jedoch in die Jahre gekommen ist,<br />

wurden letztes Jahr umfangreiche Modernisierungsarbeiten<br />

initiiert. Das Resultat dieser Arbeiten kann sich sehen lassen:<br />

Das generalüberholte Restaurant « Le Ciel de Paris » ist kaum<br />

wiederzuerkennen und wartet nun mit einem gelungenen modernen Designdekor auf. Auch die<br />

Aussichtsterrasse auf dem Dach ist viel schöner geworden. Nach Einbruch der Dunkelheit wird<br />

sie dank eines neuen Lichtkonzeptes nun in ein sanftes Licht gehüllt, das für eine ganz besondere<br />

Atmosphäre in luftiger Höhe sorgt. Der Fahrstuhl ist mit einer Geschwindigkeit von 60<br />

Stundenkilometern unverändert einer der schnellsten der Welt geblieben.<br />

KULTFIGUR<br />

Asterix im Dienste der<br />

Deutschen Telekom<br />

Asterix, die berühmte Comic-<br />

Figur von René Goscinny und<br />

Albert Uderzo, soll nach einem<br />

Bericht der französischen<br />

Wirtschaftszeitung Les Echos<br />

zukünftig eine Marketingaufgabe<br />

bei der Deutschen Telekom<br />

übernehmen. Der deutsche<br />

Telekommunikationskonzern, der<br />

kürzlich für zwei Millionen Euro<br />

das auf Onlinespiele spezialisierte<br />

Startup-Unternehmen Flaregames<br />

gekauft hat, soll demnach<br />

die weltweiten Rechte für die<br />

Benutzung der Asterix-Figur als<br />

zukünftiges Markenzeichen der<br />

Spiele erworben haben. Nicht<br />

bekannt ist, was Asterix’ Freund<br />

Obelix dazu sagt.<br />

ILE DE LA CITÉ<br />

Neue Zukunft fürs Hôtel-Dieu<br />

Das Hôtel-Dieu am Fuße der Kathedrale Notre-Dame auf der Ile de la Cité,<br />

gegründet um das Jahr 650, ist das älteste Krankenhaus der französischen<br />

Hauptstadt. Doch trotz dieser ehrwürdigen Vergangenheit gilt die Klinik seit<br />

Jahren als nicht mehr für den modernen Medizinbetrieb ausreichend geeignet.<br />

Nun wurde entschieden, was aus der Einrichtung werden soll. Bis 2016 sind<br />

umfangreiche Umbauarbeiten geplant. In dem « neuen » Hôtel-Dieu wird der<br />

eigentliche Krankenhausbetrieb nur noch halb so groß sein wie heute. Dafür<br />

zieht die Verwaltung der Pariser Krankenhäuser in das Gebäude und es werden<br />

Räume für eine<br />

K ra n ke n s c hwe s te r-<br />

und Chirur genschu<br />

le her gerichtet.<br />

Außer dem soll ein<br />

Mu seum ein ge richtet<br />

wer den.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


MARKEN<br />

Ricard innovativer als Apple<br />

Das USamerikanische<br />

Magazin Forbes hat<br />

die französische<br />

Gruppe Pernod<br />

Ricard, die<br />

insbesondere für<br />

den anishaltigen<br />

Aperitif Ricard<br />

berühmt ist, zur<br />

15. innovativsten<br />

Firma der Welt gekürt, vor Google (Platz 24), Apple (Platz<br />

26) oder SAP (Platz 77). Sogar das Unternehmen selbst war<br />

von dieser Einschätzung überrascht, wie man ganz offen<br />

in der Unternehmenszentrale zugab. Als Maßstab für das<br />

Ranking wurde festgelegt, inwieweit Investoren glauben,<br />

dass ein Unternehmen über sein gewohntes Geschäftsgebiet<br />

hinauswachsen und sich mit neuen Produkten profilieren kann.<br />

Auch wenn diese Hitliste nicht unumstritten sein dürfte, so ist die<br />

Platzierung ein großer Marketingcoup für einen Alkohol, dessen<br />

Rezept niemals verändert wurde.<br />

LYON<br />

Ein Sternekoch zieht weiter<br />

Der Senator und Bürgermeister von Lyon, Gérard<br />

Collomb, fand es nicht besonders lustig, als er<br />

durch eine SMS an seine Frau davon erfuhr, dass<br />

der junge Spitzenkoch Nicolas Le Bec, der vom Guide<br />

Michelin zwei Sterne verliehen bekommen hat und vom<br />

Guide Gault et Millaut zum Koch des Jahres gekürt wurde,<br />

seine Zelte zukünftig im chinesischen Shanghai aufschlagen<br />

will, da er sich dort angeblich besser entfalten<br />

könne. Zurück lässt der Koch nicht nur fünf Millionen<br />

Euro Schulden, sondern auch rund 50 Mitarbeiter, die<br />

plötzlich ohne Job dastehen. Dabei schien alles in bester<br />

Ordnung: Seit drei Jahren führte Nicolas Le Bec eines<br />

der trendigsten Restaurants der Rhône-Metropole, das in<br />

einem 2.000 Quadratmeter großen alten Lagerhaus in<br />

dem neuen Stadtviertel Confluences untergebracht war.<br />

In Lyon dachte man, dem Spitzenkoch damit den roten<br />

Teppich ausgerollt zu haben. Anscheinend war es aber<br />

noch nicht genug.<br />

VOM REGISSEUR VON „SWIMMINGPOOL“ UND „DAS SCHMUCKSTÜCK“<br />

MANDARIN CINÉMA PRÄSENTIERT<br />

IN IHREM HAUS<br />

Ein Film von FRANÇOIS OZON<br />

AB 29. NOVEMBER IM KINO<br />

©JEAN-CLAUDE MOIREAU<br />

FABRICE LUCHINI<br />

KRISTIN SCOTT THOMAS EMMANUELLE SEIGNER DENIS MÉNOCHET ERNST UMHAUER<br />

JEAN-FRANÇOIS BALMER<br />

BASTIEN UGHETTO<br />

WWW.INIHREMHAUS-DERFILM.DE


FRANKREICHKALENDER<br />

Paris vu par<br />

Hollywood<br />

Paris, bis 15.12.<strong>2012</strong><br />

Des fleurs en hiver<br />

Paris, bis 15.12.<strong>2012</strong><br />

L’art contemporain<br />

raconté aux enfants<br />

Lyon, bis 21.12.<strong>2012</strong><br />

Paris und Hollywood, das ist eine wahre<br />

und bereits lang andauernde Liebesgeschichte.<br />

Seit den Anfängen der Filmindustrie<br />

in Südkalifornien diente die<br />

französische Hauptstadt in mehr als 800<br />

Hollywood-Filmen als Kulisse. Sei es,<br />

dass direkt in der Seine-Metropole vor<br />

Ort gedreht wurde, sei es, dass Teile der<br />

Stadt in den Studios der Filmkonzerne<br />

nachgebaut wurden. Diese Ausstellung<br />

im Rathaus von Paris zeigt Filmausschnitte,<br />

Fotografien, Dekormodelle,<br />

Kostüme und Plakate, die von dieser<br />

Verbundenheit zwischen der Stadt und<br />

der US-amerikanischen Filmindustrie<br />

erzählen. Sie ist in vier Bereiche unterteilt:<br />

in das historische Paris in der<br />

Stummfilmzeit, das Paris der sentimentalen<br />

Komödien, das Paris des Cancan<br />

und das Paris seit der 1960er-Jahre.<br />

Hôtel de ville<br />

Salle Saint-Jean<br />

5, rue de Lobau<br />

75004 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 <strong>42</strong> 76 51 53<br />

www.paris.fr/hollywood<br />

Mo – Sa 10.00 – 19.00 Uhr<br />

<br />

Eintritt kostenlos<br />

Das 19. Jahrhundert ist nicht nur das<br />

Jahrhundert der Industrialisierung, der<br />

Kohlebergwerke und des Eisenbahnbaus,<br />

sondern auch ein Jahrhundert,<br />

in dem die Sehnsucht nach der Natur<br />

wuchs. Das Pariser Musée Eugène-<br />

Delacroix versammelt zum ersten Mal<br />

in einer Ausstellung die wichtigsten<br />

Blumengemälde und -aquarelle aus<br />

dieser Zeit, die aus diversen Museen<br />

stammen. Außerdem sind Werke<br />

von zwei zeitgenössischen Künstler<br />

zu sehen, die sich ebenfalls vor allem<br />

durch Blumen inspirieren lassen: Jean-<br />

Michel Othoniel und Johan Creten.<br />

Diese durchaus ungewöhnliche Gegenüberstellung<br />

kann erstaunen, sie<br />

zeigt aber auch, wie Blumen die Kreativität<br />

in zwei sehr unterschiedlichen<br />

Jahrhunderten zu fördern wussten.<br />

<br />

Musée Eugène-Delacroix<br />

6, rue de Furstenberg<br />

75006 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 44 41 86 50<br />

www.musee-delacroix.fr<br />

<br />

Mi – Mo 9.30 – 17.00 Uhr<br />

7,00 Euro, kostenlos mit einer<br />

Eintrittskarte für den Louvre<br />

Die Grundidee hinter dieser Ausstellung<br />

ist simpel: Der italienische<br />

Künstler Gianni Colosimo versucht,<br />

berühmte Kunstwerke des 20. und 21.<br />

Jahrhunderts, darunter welche von Sol<br />

le Witt, Daniel Buren und Yves Klein,<br />

mit den Augen eines Kindes zu sehen.<br />

Auf diese Weise entdeckt man auch<br />

als Erwachsener altbekannte Werke<br />

plötzlich vollkommen neu. An vielen<br />

Stellen kann man sich ein Lächeln<br />

nicht verkneifen, ist der Künstler doch<br />

mit viel Humor an diese Herausforderung<br />

herangegangen. Die Ausstellung<br />

ist wie ein Märchen, wo es an jeder<br />

Ecke etwas zu entdecken gibt und bei<br />

dem man ganz nebenbei eine Reise zur<br />

zeitgenössischen Kunst unternimmt.<br />

Außerdem eine originelle Möglichkeit,<br />

den eigenen Nachwuchs an die<br />

Kunst heranzuführen.<br />

La Sucrière<br />

49-50, quai Rambaud<br />

69002 Lyon<br />

Telefon: +33 (0)2 27 82 69 40<br />

www.lasucriere-lyon.com<br />

Mi – So 11.00 – 18.00 Uhr<br />

<br />

8,00 Euro, ermäßigt 5,00 Euro<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


La Belle Epoque<br />

de Jules Chéret<br />

Albi, bis 31.12.<strong>2012</strong><br />

Fantastic<br />

Lille, bis 13.01.2013<br />

Au temps<br />

des Gaulois<br />

Bordeaux, bis 17.03.2013<br />

Jules Chéret war ein Meister der Plakatmalerei<br />

in der Belle Epoque. Seine<br />

lebendigen Plakate, sein dynamischer<br />

Stil und seine bunten Farben ließen<br />

andere Künstler seiner Epoche auf ihn<br />

aufmerksam werden, etwa Georges<br />

Seurat oder Henri Toulouse-Lautrec.<br />

Diese Retrospektive zeigt die wichtigsten<br />

Werke von Jules Chéret und stellt<br />

sie in einen Zusammenhang mit den<br />

Arbeiten von Henri Toulouse-Lautrec,<br />

so dass man einen guten Eindruck davon<br />

bekommt, wie sich beide Künstler<br />

gegenseitig beeinflusst haben. Außerdem<br />

werden noch Werke von weniger<br />

bekannten Malern ausgestellt. Eine<br />

lohnende Exposition.<br />

Musée Toulouse-Lautrec<br />

Palais de la Berbie<br />

Place Sainte Cécile<br />

81000 Albi<br />

Telefon: +33 (0)5 63 49 48 70<br />

www.museetoulouselautrec.com<br />

Mi – Mo 10.00 – 12.00 Uhr &<br />

14.00 – 17.30 Uhr<br />

10,00 Euro, Studenten 7,00 Euro,<br />

Kinder bis 13 Jahre kostenlos,<br />

Familienticket (Ehepaar und ein Kind<br />

über 13 Jahre) 17,00 Euro<br />

Nachdem man sich in der Veranstaltungsreihe<br />

« lille3000 », die aus dem<br />

Jahr als europäische Kulturhauptstadt<br />

hervorgegangen ist, mit Indien und<br />

Europa befasst hat, geht es dieses Mal<br />

in ein Universum voller Magie und<br />

Poesie. Über 25 Installationen und<br />

Aktionen verwandeln die nordfranzösische<br />

Metropole in eine Fantasiewelt.<br />

Darunter ein Haus, das vom Himmel<br />

gefallen zu sein scheint, eine fahrende<br />

Untertasse, die auf Reisende am<br />

Bahnhof Lille-Flandres wartet, ein<br />

zotteliger Riese oder große gemeinsame<br />

Banketts unter freiem Himmel.<br />

Außerdem beteiligen sich Theater, Kinos<br />

und andere Kultureinrichtungen<br />

mit einem passenden Programm an<br />

den fantastischen Wochen. Neben Lille<br />

selbst nehmen noch 71 benachbarte<br />

Kommunen an den Festivitäten teil.<br />

Diverse Veranstaltungsorte<br />

+33 (0)3 28 52 30 00<br />

www.fantastic<strong>2012</strong>.com<br />

Pass « Saison » 35,00 Euro,<br />

ermäßigt 25,00 Euro,<br />

Pass « Journée lille3000 » 7,10 Euro<br />

Diese Ausstellung lädt zu einer Zeitreise<br />

ein und will den Besuchern den<br />

Alltag der Menschen näherbringen,<br />

die von 800 v. Chr. bis zum Anfang<br />

der römischen Zeit im Südwesten des<br />

heutigen Frankreich lebten. Man betritt<br />

dabei den Nachbau eines typisch<br />

gallischen Dorfes. Außerdem werden<br />

bisher noch nie präsentierte Exponate<br />

gezeigt, die bei neueren Grabungen in<br />

Bordeaux und der Umgebung gefunden<br />

wurden und so manche Ansicht<br />

über das Leben damals in ein neues<br />

Licht rücken. Durch die gleichzeitig<br />

wissenschaftliche als auch spielerische<br />

Präsentation ist die Exposition für ein<br />

breites Publikum von Interesse. Um<br />

auch die jungen Besucher zu begeistern,<br />

gibt es spezielle Erklärungen und<br />

Spiele für die Kleinen.<br />

Musée d’Aquitaine<br />

20, cours Pasteur<br />

33000 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)5 56 01 51 00<br />

www.bordeaux.fr<br />

<br />

Di – So 11.00 – 18.00 Uhr<br />

5,00 Euro, ermäßigt 2,50 Euro,<br />

bis 18 Jahre kostenlos<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 13


ON LIT<br />

COMIC<br />

In Erinnerung an den Algerienkrieg<br />

Azouz Begag, Forscher, Schriftsteller<br />

und von 2005 bis 2007<br />

Minister für Chancengleichheit,<br />

kennt bestens die<br />

kom plexe Ge schich te<br />

zwi schen Frank reich<br />

und seinen Ex-Ko lonien.<br />

1957 in Lyon<br />

ge boren, ist er der<br />

Sohn algerischer Eltern<br />

aus der Stadt Sétif<br />

rund 300 Kilometer<br />

östlich von Algier. In<br />

diesem Ort feierten<br />

die Algerier – als sie<br />

noch zu Frankreich<br />

gehörten – wie auch<br />

anderswo das Ende<br />

des Zweiten Weltkrieges.<br />

Allerdings stellten die Feierlichkeiten in<br />

Sétif zugleich einen der Ausgangspunkte für den<br />

folgenden Algerienkrieg dar, da zum ersten Mal<br />

Schilder mit Sprüchen wie « Es lebe ein freies und<br />

unabhängiges Algerien » und « Nieder mit dem Kolonialismus<br />

» in der Menge auftauchten.<br />

Die Reaktion der französischen Kolonialmacht<br />

ließ nicht lange auf sich warten und führte zu<br />

einem der traurigsten Kapitel des Konflikts, dem<br />

Massaker von Sétif. Frankreich mobilisierte mehr<br />

als 40.000 Soldaten und bombardierte die Dörfer<br />

der Rebellen. Bis heute gibt es keine präzise Angaben<br />

über die Opferzahlen. Die französischen<br />

Behörden gaben damals eine Zahl von 1.500 an,<br />

gehen heute aber von rund 20.000 Opfern aus. Die<br />

algerische Regierung spricht dagegen von mindestens<br />

45.000 Toten.<br />

Mit diesem Comic will Azouz Begag einen<br />

Beitrag leisten, das Gedenken an das historische<br />

Erbe von Sétif wachzuhalten. Es geht ihm nicht<br />

darum, festzustellen, wer die Schuld an welchen<br />

Vorkommnissen trug. Die Handlung des Comics<br />

endet vor dem eigentlichen Gemetzel. Vielmehr<br />

wird die Geschichte von einer jungen Frau erzählt,<br />

die als Lehrerin neu nach Algerien kommt und<br />

auf der Suche nach menschlichen und beruflichen<br />

Erfahrungen ist. Schnell wird sie jedoch mit kulturellen<br />

und politischen Widerständen konfrontiert<br />

und entdeckt ein Land, das bereits durch die<br />

Rivalität zwischen Kolonialherren und Einheimischen<br />

geprägt ist.<br />

Damit wirft der Comic einen originellen Blick<br />

auf die damalige Zeit, ohne Verantwortlichkeiten<br />

unter den Teppich kehren zu wollen. Er ist einfühlsam<br />

und aufhellend geschrieben und lässt sich<br />

leicht lesen. Die Veröffentlichung in diesem Jahr<br />

hätte zudem nicht besser passen können, denn<br />

<strong>2012</strong> jährte sich der Abschluss<br />

der Verträge von Evian, dank<br />

derer Algerien im Juli 1962 unabhängig<br />

wurde, zum 50. Mal.<br />

Azouz Begag & Djillali Defali:<br />

Leçons coloniales • Editions<br />

Delcourt • ISBN 978-2756026954<br />

GESCHICHTSBUCH<br />

Das verschwundene Schloss Ludwigs XIV.<br />

Mit dem Umzug 1682 nach Versailles, wo die Bautätigkeiten noch nicht abge<br />

schlossen waren, wollte Ludwig XIV. seiner Macht Glanz verleihen. Doch<br />

alsbald musste der Sonnenkönig feststellen, dass es ihm im neuen Schloss an<br />

Intimität fehlte. Deshalb erwarb er zusätzlich ein Anwesen einige Kilometer<br />

nördlich in Richtung Saint-Germain-en-Laye und ließ dort das Château de<br />

Marly errichten, was seiner Familie und ihm ein beschaulicheres Umfeld<br />

bescheren sollte. Nach der Französischen Revolution wurde das Schloss mehr und mehr zerstört, so dass heute<br />

nichts mehr davon übrig geblieben ist, außer ein paar Fundamente und einem großen Park. Letzterer wird von<br />

diesem Buch in Szene gesetzt, ergänzt mit vielen wenig bekannten Plänen aus der damaligen Epoche.<br />

Gérard Mabille, Luois Benech, Stéphane Castelluccio: Vues des jardins de Marly, le<br />

roi jardinier • Editions Gourcuff Gradenigo • ISBN 978-2353401093<br />

Bücher in deutscher Sprache: · Bücher in französischer Sprache: = leicht verständlich, = mittleres Niveau, = für Fortgeschrittene<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


ROMAN<br />

Vom Anderssein<br />

Die Geschichte von drei Menschen,<br />

die besonders sind und deren Wege<br />

sich kreuzen, als einer der drei an der<br />

Universität eine Anzeige für die Betreuung<br />

eines autistischen Jungen entdeckt. Im<br />

Ferienhaus in der Normandie trifft er dann<br />

zum ersten Mal auf den Jungen und seine Mutter, die<br />

erotische Geschichten schreibt und Liebesabenteuern<br />

gegenüber offen ist. Der bereits 2004 in Frankreich<br />

erschienene Roman, der vom Erwachsenwerden und<br />

Anderssein erzählt, wurde mehrfach ausgezeichnet<br />

und war ein beliebtes Werk in den Regalen der<br />

französischen Buchläden. Nun gibt es den Roman<br />

auch auf Deutsch.<br />

Philippe Grimbert: Ein besonderer Junge •<br />

dtv premium • ISBN 978-3<strong>42</strong>3249218<br />

COMIC<br />

Der Blick aus der<br />

Vorzeit auf die Welt<br />

von heute<br />

Im Jahr 40.000 v. Chr. leben<br />

die Bewohner der Erde nach<br />

den Gesetzen der natürlichen<br />

Auslese, außer in einem Tal, das sich gegen die<br />

Evolution wehrt. Dort lebt auch die Familie Dotcom, die<br />

fürchtet, ihr « Triple A » zu verlieren. Mit einem zeitlichen<br />

Abstand von 40.000 Jahren und viel Komik merkt man,<br />

wie absurd einige Probleme von heute wirken. Die<br />

ersten beiden Bände wurden bereits über 160.000-mal<br />

verkauft und als Serie bei Arte gezeigt. Der dritte Band<br />

wird dem sicherlich in nichts nachstehen.<br />

Jul: Silex and the City (Band 3), le néolithique, c’est pas<br />

automatique • Editions Dargaud • ISBN 978-2205068160<br />

AUSSTELLUNGSKATALOG<br />

Eine Frau in Versailles<br />

Die Portugiesin Joana Vasconcelos ist die erste Frau und jüngste Künstlerin, die<br />

ihre Werke im Rahmen der jährlichen Sommerausstellung der zeitgenössischen<br />

Kunst in den ehrwürdigen Räumen des Schlosses von Versailles ausstellen<br />

durfte. Ihre Arbeit bezieht sich auf Gegenstände des Alltags, die sie auf<br />

ihre Weise künstlerisch anpasst, wobei sie klassische Materialien und<br />

Arbeitsmethoden ihrer Heimat anwendet. Zu den Ausstellungsexponaten<br />

in Versailles zählte zum Beispiel ein überdimensioniertes Pumps-Paar. Der<br />

Ausstellungskatalog erlaubt es allen, die die Exposition verpasst haben oder<br />

nicht besuchen konnten, einen guten Eindruck von der Veranstaltung zu<br />

gewinnen. Er ist auch eine gute Geschenkidee für alle Liebhaber moderner Kunst oder Fans des Schlosses<br />

von Versailles.<br />

Jean-François Chougnet & Elisabeth Lebovici: Joana Vasconcelos<br />

• Editions Flammarion • ISBN 978-2081282711<br />

RATGEBER<br />

Die Weinbibel<br />

Der « Guide Hachette des vins 2013 » ist erschienen. 40.000 Weine wurden blind<br />

verkostet, wovon es 10.000 in diesen Weinführer schafften, darunter 550 besondere<br />

Empfehlungen und 2.000 Weine mit einem besonders guten Preis-Leistungsverhältnis.<br />

Das 1.368 Seiten starke Buch ist eine wahrhafte Bibel für alle Weinliebhaber.<br />

Le Guide Hachette des vins 2013 •<br />

Editions Hachette • ISBN 978-<strong>2012</strong>384309<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 15


ON LIT<br />

RATGEBER<br />

Die Suche nach dem<br />

Glück<br />

« Ein Leitfaden der Philosophie<br />

des Lebens », sagt Valérie<br />

Trierweiler, die Lebensgefährtin<br />

von François Hollande und<br />

zwischenzeitliche Première<br />

Dame der Französischen<br />

Republik, über diesen<br />

Ratgeber, geschrieben von<br />

einem bekannten französischen Schriftsteller,<br />

Philosophen, Religionskritiker und Soziologen.<br />

In dem Buch geht es nicht um Theorie, sondern<br />

um gelebtes Leben.<br />

Frédéric Lenoir: Was ist ein geglücktes Leben?<br />

• dtv premium • ISBN 978-3<strong>42</strong>3249270<br />

SACHBUCH<br />

Frankreich und seine Klischees<br />

Es gibt viele Klischees über Frankreich. Eines der berühmtesten<br />

ist sicherlich, dass Frankreich die Heimat der Menschen<br />

rechte sei. Aber auch weniger Schmeichelhaftes<br />

wird über das Land erzählt. So heißt es etwa gerne, dass es unmöglich sei,<br />

Frankreich zu reformieren. Frankreich gilt als die älteste Tochter der Kirche<br />

und als ein Land des Luxus. Man produziert dort angeblich den günstigsten<br />

Strom Europas und ist stolz auf die schönste Avenue der Welt, die Champs-<br />

Elysées. Die Franzosen seien dünn und elegant gekleidet, aber auch<br />

arrogant und eingebildet. Außerdem immer im Streik.<br />

Dieses Buch stellt diese und noch viele weitere Klischees auf den Prüfstand<br />

und sucht nach historischen, sozialen und politischen Belegen, ob die<br />

Ansichten stimmen könnten oder nicht. Das Ergebnis: Viele der Vorurteile<br />

sind übertrieben, wenn nicht gar ganz falsch. Einige haben aber auch einen<br />

wahren Kern. Zwar würde man sich an manchen Stellen wünschen, dass die<br />

Erläuterungen noch mehr in die Tiefe gingen, unterm Strich ist die Lektüre<br />

trotzdem interessant und unterhaltsam.<br />

Michel Musolino: 150 idées reçues sur la<br />

France • Editions First • ISBN 978-2754032407<br />

COMIC<br />

Der Louvre, wie man ihn<br />

noch nie gesehen hat<br />

Mit diesem Comic besucht man den Louvre einmal anders. Der Autor zeichnet<br />

sich, wie er in den zwölf Kilometer langen Gängen und 352 Räumen des weltberühmten<br />

Museums unterwegs ist. Dabei fällt sein Blick nicht auf die Exponate,<br />

sondern auf die Besucher, die die Ausstellungsstücke bewundern und fotografieren. Ein einfach<br />

zu lesendes Buch, da die Zeichnungen für sich sprechen, und ein Werk voller Humor,<br />

beispielsweise wenn man den Blickwinkel einnimmt, den die Mona Lisa haben muss.<br />

David Prudhomme: La traversée du Louvre • Editions Futuropolis • ISBN 978-2754807852<br />

ROMAN<br />

Die Revolution individuell erlebt<br />

Wie gestaltet sich das Wechselspiel zwischen einem welthistorischen Umbruch wie die Französische<br />

Revolution und den Schicksalen einzelner Menschen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die 1945 in<br />

Görlitz geborene und heute als freie Autorin in Erlangen lebende Schriftstellerin. Sie erzählt von zwei<br />

Engländerinnen und einem Deutschen, die wie viele andere als Revolutionstouristen aus der ganzen<br />

Welt nach Paris kommen, angezogen von einem die Welt verändernden Ereignis.<br />

Ursula Naumann: Auf Forsters Canapé • Insel Verlag • ISBN 978-34581<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


mönchgut<br />

living<br />

FERIENHÄUSER & APARTMENTS<br />

IM PORT GAGER (RÜGEN)<br />

BUCHEN SIE JETZT: Tel. (038 308) 664 70<br />

reservierung@moenchgut-living.de<br />

Urlaub unterm Reetdach, in einem Design-<br />

Apartment mit Kamin und eigener Sauna oder<br />

in einem Ferienhaus mit Garten, mönchgut<br />

living bietet vielfältige Unterkunftsmöglichkeiten.<br />

Die Häuser und Wohnungen der Anlage sind<br />

hochwertig eingerichtet und bieten einen Blick<br />

auf die malerischen Zickerschen Berge oder<br />

den Rügischen Bodden.<br />

Die einzigartige Lage im Herzen des romantischen<br />

Fischerdorfes Gager im UNESCO-<br />

Biosphärenreservat Südost-Rügen verspricht<br />

einen unvergesslichen Aufenthalt voller<br />

Entspannung und Genuss inmitten unberührter<br />

Natur nur wenige Minuten vom Ostseestrand<br />

entfernt.<br />

• Apartment unterm Reetdach<br />

mit Terrasse/Balkon für 2 Personen ab 39 Euro*<br />

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und Terrasse für 2 Personen ab 59 Euro*<br />

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und Kurtaxe (nur im Sommer)<br />

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ON ÉCOUTE<br />

CHANSON<br />

Marc Lavoine: Je descends du singe<br />

In Frankreich heißt es, Marc Lavoine habe Revolveraugen – in Anspielung<br />

an sein Chanson « Elle a les yeux revolver » aus dem Jahre 1985. Seine<br />

Augen sind in der Tat ungewöhnlich blau. Auf dem elften Album seiner<br />

Karriere geht es mal wieder um die Liebe. Allerdings nicht nur um die Liebe<br />

zwischen Mann und Frau, sondern auch um die Liebe innerhalb einer Familie.<br />

Das Lied « Ballade pour Michelle » ist eine Hommage an seine vor einigen<br />

Monaten verstorbene Mutter. Mit « Auprès de toi mon frère » würdigt er<br />

seinen Bruder. Die sehr akustische Musik ist voller Ehrlichkeit und Großherzigkeit,<br />

so wie es der beliebte Sänger und Schauspieler selbst ist.<br />

I Muvrini: Imaginà<br />

Korsika ist für seine<br />

landschaftliche<br />

Schönheit, aber auch für<br />

Anschläge von militanten<br />

Unabhängigkeitskämpfern berühmt. Letztere bremsen leider<br />

zu Unrecht die Neugierde auf das reiche kulturelle Erbe<br />

der Insel. Das korsische Trio I Muvrini, das sich am Anfang<br />

der 1970er-Jahre gründete, ist Teil dieses kulturellen Erbes.<br />

Das neue Album, das ganz und gar nicht folkloristisch<br />

daherkommt, erlaubt es, die Insel auf authentische Weise<br />

musikalisch kennenzulernen. Aufgenommen wurde es in<br />

Deutschland und Frankreich.<br />

Khaled: C’est<br />

la vie<br />

Khaled ist ein<br />

algerischer Sänger,<br />

der 1992 mit seinem<br />

internationalen Hit<br />

« Didi » während<br />

der Boomjahre der<br />

als Raï bezeichneten algerischen Popmusik<br />

groß herauskam. Auf seinem neuen Album<br />

verschmelzen die musikalischen Traditionen<br />

seiner Heimat mit urbanen elektronischen<br />

Rhythmen von heute. Produziert wurde das<br />

Ganze vom berühmten Musikproduzenten<br />

RedOne, der sich auch um Lady Gaga oder<br />

Usher kümmert.<br />

WELTMUSIK<br />

WELTMUSIK<br />

Claude Nougaro<br />

et ses interprètes 1955-1961<br />

Mit « Ô Toulouse » ist Claude Nougaro nicht nur<br />

berühmt geworden, sondern hat auch eine der<br />

schönsten Hymnen geschrieben, die je ein Sänger für<br />

seine Geburtsstadt verfasst hat. Auf diesem Album<br />

befinden sich die ersten Lieder des 2004 verstorbenen<br />

Künstlers sowie Stücke, die er für andere Interpreten<br />

geschrieben hat, jeweils aus den Jahren von 1955<br />

bis 1961. Eine gute<br />

Möglichkeit, einen<br />

großen Liebhaber<br />

der Musik und<br />

der französischen<br />

Sprache wiederzuentdecken.<br />

CHANSON<br />

Francis Cabrel: Vise le ciel<br />

(ou Bob Dylan revisité)<br />

Der 35-jährige Francis Cabrel ist ein großer<br />

zeitgenössischer Poet. Das beweist er auch mit<br />

seinem zwölften Album. Es ist eine Hommage<br />

an sein Idol Bob Dylan, dessen Lieder er auf<br />

diesem Album mit ein paar Anpassungen auf<br />

Französisch interpretiert.<br />

JAZZ/CHANSON<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


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ON REGARDE<br />

THRILLER<br />

Die Gefahr, einen<br />

zu talentierten Schüler<br />

zu haben<br />

DRAMA<br />

Die Suche nach der Mutter<br />

Mélina (Karin Viard) führt ein Doppelleben: Mit 40 Jahren ist sie die<br />

bekannteste Stimme Frankreichs und als Radiomoderatorin spätabends<br />

auf Sendung und somit Vertraute sowie Freundin für viele Zuhörer. Privat<br />

allerdings vermeidet sie jeglichen Kontakt mit anderen Menschen. Was<br />

Mélina antreibt, ist die Suche nach ihrer Mutter Joëlle (Nadia Barentin),<br />

von der sie als Kleinkind verlassen worden ist. Als sie den Hinweis erhält,<br />

dass ihre Mutter mit ihrer Familie ganz in der Nähe wohnt, macht sich<br />

Mélina sofort auf den Weg dorthin. Durch einen Zufall wird sie in das<br />

Haus eingeladen und findet sich plötzlich mitten im turbulenten Leben<br />

ihrer Mutter wieder. Wird Joëlle sie erkennen und die Tochter die Mutter<br />

wiederfinden?<br />

Sag, dass Du mich liebst • Frankreich <strong>2012</strong>, 89 min •<br />

Originaltitel: Parlez-moi de vous • Ein Film von Pierre Pinaud<br />

mit Karin Viard, Nadia Barentin, Nicolas Duvauchelle,<br />

Catherine Hosmalin u.a. • Kinostart: 1. <strong>November</strong> <strong>2012</strong><br />

Der von seinem Leben frustrierte Lehrer<br />

Germain (Fabrice Luchini) müht<br />

sich vergeblich, seinen 16-jährigen<br />

Schülern die Literatur schmackhaft zu machen.<br />

Diese liefern immer das gleiche trostlose<br />

und desinteressierte Gekritzel ab. Eines Tages<br />

gibt er seiner Klasse die Aufgabe, einen Essay<br />

über ihr letztes Wochenende zu schreiben.<br />

Enttäuscht über die unkreativen und farblosen<br />

Ergebnisse, entdeckt er zwischen all den Arbeiten<br />

das Werk von Claude (Ernst Umhauer),<br />

der stets schweigend in der letzten Reihe sitzt.<br />

Beim Korrigieren des Essays stockt ihm schier<br />

der Atem! Claude beschreibt bis ins intimste<br />

Detail, wie er sich das Vertrauen eines Mitschülers<br />

erschleicht, um am Wochenende in<br />

dessen Elternhaus heimlich die Familie zu beobachten.<br />

Mit einem starken Hang zum Voyeurismus<br />

schafft es Claude, den Lehrer mit<br />

seinem Text in den Bann zu ziehen. Germain<br />

und seine Frau Jeanne (Kristin Scott Thomas)<br />

wähnen ein verborgenes Talent entdeckt zu<br />

haben, und da Germain seinen Schüler unbedingt<br />

fördern will, ermuntert er ihn zum Weiterschreiben.<br />

Doch mit seiner Ermutigung löst<br />

er eine Kette von Ereignissen aus, die bald<br />

nicht mehr zu kontrollieren sind...<br />

In Ihrem Haus • Frankreich <strong>2012</strong>, 100 min •<br />

Originaltitel: Dans la maison • Ein Film von François<br />

Ozon mit Fabrice Luchini, Ernst Umhauer, Kristin<br />

Scott Thomas, Yolande Moreau, Emmanuelle<br />

Seigner u.a. • Kinostart: 29. <strong>November</strong> <strong>2012</strong><br />

TRAGIKKOMÖDIE<br />

Die Suche nach der Liebe<br />

Vom Paris der 1960er-Jahre bis heute spannt sich der bunte<br />

Reigen des Lebens und der amourösen Abenteuer von<br />

Madeleine (Ludivine Sagnier und Catherine Deneuve) und<br />

ihrer Tochter Véra (Chiara Mastroianni). Zwei Frauen, die<br />

sich mit Leidenschaft und Charme durch die Irrungen und<br />

Wirrungen des Lebens schlagen. Der Film ist nun auf DVD<br />

erschienen.<br />

RETROSPEKTIVE<br />

Die Liebenden • Frankreich 2011, 135 min •<br />

Originaltitel: Les bien-aimés • Ein Film von<br />

Christophe Honoré mit Catherine Deneuve,<br />

Ludivine Sagnier, Chiara Mastroianni<br />

u.a. • Sprachen: deutsch/französisch,<br />

Untertitel: deutsch • Ab sofort im Handel<br />

François Truffaut zum Besten<br />

Als einer der wichtigsten Nouvelle-Vague-Regisseure bietet François<br />

Truffaut französisches Kino der Extraklasse. Diese ihm gewidmete Edition<br />

vereint sein sozialkritisches Filmdebüt « Sie küssten und sie<br />

schlugen ihn », die poetische Dreiecksgeschichte « Jules<br />

und Jim » und das preisgekrönte Drama « Die letzte Metro ».<br />

François Truffaut • Frankreich 1959-1980, 323 min •<br />

3 DVDs • Sprachen: deutsch/französisch,<br />

Untertitel: deutsch • Ab sofort im Handel<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


SPIELFILME<br />

Arte Filmfestival<br />

Arte feiert diesen <strong>November</strong> das internationale Kino: Beim Filmfestival<br />

des Senders laufen 15 zumeist preisgekrönte deutsche, französische<br />

und internationale Kinofilme, die vom Sender koproduziert<br />

wurden. Außerdem zeigt der Sender einen restaurierten Stummfilm.<br />

Die zweite Ausgabe des Filmfestivals knüpft an den Erfolg von 2010 an<br />

und zeigt TV-Premieren zur besten Sendezeit, begleitet von Chats mit den<br />

Regisseuren auf www.arte.tv.<br />

Mademoiselle Chambon<br />

Spielfilm von Stephane Brize<br />

Sonntag, 11.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />

Lebanon<br />

Spielfilm von Samuel Maoz<br />

Sonntag, 11.11.<strong>2012</strong>, 21.50 Uhr<br />

Tournee<br />

Spielfilm von Mathieu Amalric<br />

Montag, 12.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />

Unter Dir die Stadt<br />

Spielfilm von Christoph Hochhäusler<br />

Montag, 12.11.<strong>2012</strong>, 22.00 Uhr<br />

Honig<br />

Spielfilm von Semih Kaplanoglu<br />

Dienstag, 13.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />

Mammuth<br />

Spielfilm von Gustave Kervern/Benoît<br />

Delepine • Mittwoch, 14.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />

Die Eigenheiten einer jungen Blondine<br />

Spielfilm von Manoel de Oliveira<br />

Mittwoch, 14.11.<strong>2012</strong>, 22.40 Uhr<br />

Drei<br />

Spielfilm von Tom Tykwer<br />

Freitag, 16.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />

Der Vater meiner Kinder<br />

Spielfilm von Mia Hansen-Love<br />

Montag, 19.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />

Hadewijch<br />

Spielfilm von Bruno Dumont<br />

Montag, 19.11.<strong>2012</strong>, 22.00 Uhr<br />

Verfolgung<br />

Spielfilm von Patrice Chéreau<br />

Dienstag, 20.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />

Mutter Krausens Fahrt ins Glück<br />

Stummfilm von Piel Jutzi<br />

Dienstag, 20.11.<strong>2012</strong>, 23.15 Uhr<br />

Ajami<br />

Spielfilm von Shani Yaron/Copti Scandar<br />

Mittwoch, 21.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />

Antichrist<br />

Spielfilm von Lars von Trier<br />

Mittwoch, 21.11.<strong>2012</strong>, 23.05 Uhr<br />

Zwischen uns das Paradies<br />

Spielfilm von Jasmila Zbanic<br />

Freitag, 23.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />

DOKUMENTATION<br />

Die Kathedrale –<br />

Baumeister des Straßburger Münsters<br />

Diese Doku-Fiktion in 3D lädt den Zuschauer ein, in die Welt des Mittelalters<br />

einzutauchen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts galt die Kathedrale von Straßburg<br />

als das höchste Bauwerk des Okzidents. Bis heute zählt sie zu den größten Sandsteinbauten der Welt. Das<br />

beeindruckende architektonische Meisterwerk ist das Ergebnis jahrhundertelanger Arbeiten. Wie gelang es den<br />

Baumeistern, dieses Wunderwerk zu erschaffen? Welches technische Wissen hatten sie? Mit welchen Mitteln<br />

arbeiteten die Handwerker? Neben Experten und Wissenschaftlern, die die neuesten Erkenntnisse der Forschung<br />

zur Geschichte des Münsters erläutern, sowie aufwendigen, digitalen Infografiken, die komplexe technische<br />

Verfahren veranschaulichen, folgt die Doku-Fiktion dem Leben und Arbeiten einiger der wichtigsten Baumeister<br />

der Kathedrale. Der Film ist Teil eines 3D-Abends auf Arte.<br />

Samstag 15. <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 21


ON SURFE<br />

RATGEBER<br />

Für eine bessere Orientierung in Paris-CDG<br />

Der zweitgrößte Flughafen Europas bzw. der größte Flughafen Kontinentaleuropas<br />

kann mit seinen vielen Terminals und Gängen manchmal<br />

ganz schön verwirrend sein. Aéroport de Paris (ADP), die Betreibergesellschaft<br />

des Flughafens, ist sich dessen bewusst und investiert seit<br />

Monaten in ein komplett überarbeitetes Beschilderungssystem, das sehr viel<br />

übersichtlicher ist als das alte und den Stress der Reisenden verringern soll.<br />

Damit aber noch nicht genug. Zusätzlich bietet ADP nun eine kostenlose<br />

App an, die das Zurechtfinden noch einfacher macht. Mit einer Präzision auf<br />

fünf Meter genau zeigt die App die eigene Position an und leitet einen zum<br />

gewünschten Ziel, egal ob man zu einem anderen Terminal, einem Parkplatz,<br />

Taxistand oder Hotel will. Neben der Wegbeschreibung wird angegeben, wie<br />

groß die Distanz ist und ob man zwischendurch auf eines der angebotenen<br />

Verkehrsmittel zurückgreifen sollte. Zudem werden die Abflugzeiten und<br />

Gates abgehender Flüge eingeblendet. Um die App zu nutzen, muss man sich nach der Ankunft nur mit dem<br />

WLAN des Flughafens verbinden. Die WLAN-Nutzung für diese App ist intelligenterweise kostenlos. Die<br />

App gibt es zurzeit auf Französisch und Englisch.<br />

App My Airport<br />

BASTELN<br />

Vaubans Festungen zum<br />

Nachbauen<br />

Saint-<br />

Martin-de-<br />

Ré, Arras,<br />

Besançon,<br />

Longwy, Briançon,<br />

Blaye – viele Orte wurden durch<br />

Vauban, den Baumeister von Ludwig XIV.,<br />

befestigt. Auf dieser Internetseite lassen<br />

sich 14 Modelle kostenlos herunterladen,<br />

mit denen man die Festungen<br />

nachbauen kann. Ein Spaß für Groß und<br />

Klein (ab acht Jahren), bei dem man<br />

nebenbei spielerisch mehr über<br />

die Architektur der Bauten<br />

erfährt. Man muss dafür<br />

nur die Muster auf dickes<br />

Papier ausdrucken,<br />

die Schere aus der<br />

Schublade holen<br />

und schon kann es<br />

losgehen.<br />

www.sites-vauban.org/kits-decoupage<br />

RATGEBER<br />

Ein Espresso für einen Euro<br />

Wirtschaftskrisen haben manchmal auch gute<br />

Nebenwirkungen. So befeuern sie die Kreativität auf<br />

der Suche nach Sparmöglichkeiten. Ein Beispiel ist ein<br />

Stadtplan von Paris, auf dem Cafés eingezeichnet<br />

sind, in denen eine Tasse Espresso einen Euro oder weniger kostet –<br />

im Gegensatz zu sonst oft zwei Euro oder mehr. Leider ist die Karte<br />

etwas umständlich zu finden. Man geht am besten auf die Seite der<br />

Stadt Paris und gibt als Suche die Schlagwörter « 1 Euro café » ein. Als<br />

Suchergebnis wird dann der Link zu der Seite « Où boire un café pour<br />

1 Euro à Paris? » angezeigt, auf der man den Stadtplan findet.<br />

BUCHUNGSTOOL<br />

Verbesserte Informationen von Air France<br />

und der SNCF<br />

Die zwei großen französischen Reisekonzerne Air France und<br />

SNCF haben beide eine überarbeitete Version ihrer Apps für<br />

Smartphones und iPads herausgebracht. In beiden Fällen ist<br />

es nun einfacher geworden, die Angebote und Informationen<br />

der Unternehmen zu konsultieren. Insbesondere die iPad-App<br />

von Air France ist in Sachen Übersichtlichkeit vorbildhaft.<br />

www.paris.fr<br />

App Air France • App Voyages-SNCF.com<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Willkommen<br />

am Point Of Touch!<br />

Direkt per Finger auf großen Screens<br />

• in digitalen Produktkatalogen blättern<br />

• Imagefilme und Werbespots starten<br />

• Objekte in 360°-Ansicht von allen Seiten betrachten<br />

• durch 3D-Galerien navigieren und jedes Bild per Touch aufzoomen<br />

• virtuelle Welten mit dem Finger voran entdecken<br />

• Informationen anfordern oder an Gewinnspielen teilnehmen<br />

data-touch entwickelt und vertreibt<br />

modulare Touchsysteme XXL mit<br />

frei wählbaren Komponenten und in<br />

variablen Formaten: für individuelle<br />

Auftritte am PoS, auf Messen und<br />

Events und Inhalte, die Menschen<br />

wirklich berühren.<br />

www.data-touch.de


UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme-Tal<br />

Drôme-Tal<br />

Ein Geheimtipp<br />

zwischen Provence und Alpen<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Das Drôme-Tal ist ein Ort für Kenner. Die meisten rasen entweder westlich vom Tal<br />

über die Rhône-Tal-Autobahn gen Süden oder erkunden östlich davon die Alpen<br />

rund um Gap. Dabei zeigt das Drôme-Tal, was zwei wunderschöne Landschaften,<br />

die Provence und die Alpen, gemeinsam als Höchstleistung hervorbringen können.<br />

Mit Berggipfeln und Lavendelfeldern verwöhnt das Tal selbst anspruchsvolle Touristen.<br />

Ein echter Geheimtipp, der jedoch eine große Gefahr birgt: Wer einmal im Drôme-Tal<br />

war, will unter Umständen nie mehr nach Hause.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme-Tal<br />

Ich dachte immer, dass die Autobahn A7<br />

zwischen Avignon und Lyon, die ich aus<br />

beruflichen Gründen regelmäßig befahre,<br />

keine Überraschungen mehr für mich bereithält.<br />

Gerade der Abschnitt nördlich von Orange,<br />

wo sich die Strecke der Rhône nähert und<br />

ich mich jedes Mal darüber aufrege, wie man in<br />

Pierrelatte ein Kernkraftwerk in diese Landschaft<br />

bauen konnte, interessierte mich nie besonders.<br />

Doch eines Tages, als ich mit Freunden aus<br />

Holland zusammensaß, die mich gut kennen<br />

und wissen, dass ich oft im Rhône-Tal unterwegs<br />

bin, kam das Gespräch auf das Drôme-<br />

Tal. Die beiden konnten einfach nicht glauben,<br />

dass ich noch nie an der Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 16 abgefahren<br />

war, um dieses – nach ihren Worten –<br />

Kleinod zu erkunden. « Mensch Gérard, schon<br />

seit zehn Jahren machen wir immer einen Abstecher<br />

dorthin, wenn wir nach Hause fahren.<br />

Und Du warst noch nie dort? », fragten sie, als<br />

wollten sie ihrer Verwunderung noch mehr<br />

Ausdruck verleihen und mir Schuldgefühle<br />

einflößen.<br />

Die Bemerkung verfehlte ihre Wirkung jedenfalls<br />

nicht. Ich fragte mich plötzlich selbst,<br />

warum ich bisher immer so ignorant gewesen<br />

war. In meinen Vorstellungen verbarg sich<br />

hinter der Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 16 eine Transitstrecke.<br />

Eine Abkürzung für alle, die von Valence oder<br />

Montélimar aus in die Alpen wollen, ohne den<br />

Umweg über Grenoble in Kauf zu nehmen.<br />

Aber anscheinend täuschte ich mich. Meine<br />

Neugierde war geweckt.<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Aprikosen und Pfirsiche<br />

am Straßenrand<br />

Als ich mein nächstes freies Wochenende<br />

habe, gibt es deshalb nur ein Ziel: die Ausfahrt<br />

<strong>Nr</strong>. 16 und das Drôme-Tal. Als ich die ersten<br />

Kilometer nach der Autobahnausfahrt auf der<br />

D104 in Richtung Crest zurücklege, bin ich<br />

allerdings ein wenig enttäuscht. Nicht nur,<br />

dass ich wegen der vielen Radarfallen ständig<br />

auf meinen Tacho achten und zwischen<br />

unzähligen Wohnwagen und Wohnmobilen,<br />

von denen viele aus den Niederlanden und<br />

Großbritannien kommen, Slalom fahren muss,<br />

vor allem die Landschaft wirkt noch nicht viel<br />

anders als zuvor.<br />

Am Straßenrand fallen mir jedoch unzählige<br />

Schilder auf, die für den Verkauf von<br />

Aprikosen und Pfirsichen werben. Alle paar<br />

Kilometer hat ein Obstbauer seinen Verkaufsstand<br />

aufgebaut, meist bestehend aus einem<br />

Tisch, einem Stuhl, einer Waage, einem Sonnenschutz<br />

und ganz viel leckeren Früchten.<br />

Ich frage mich, ob das für die Bauern wirklich<br />

rentabel ist. Aber wahrscheinlich geht es vielen<br />

wie mir: Nachdem man ein paar Stände passiert<br />

hat, wird man irgendwann schwach und<br />

gibt dem Drang nach, selbst anzuhalten und<br />

von dem köstlichen Obst naschen zu wollen.<br />

Genau in dem Moment, in dem ich mir frische<br />

Aprikosen kaufe, die im Tal zudem überwiegend<br />

aus biologischem Anbau stammen,<br />

und in die erste Frucht beiße, passiert es: Ich<br />

fange an, meine Freunde und ihre Liebe zum<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme-Tal<br />

Nebenstrecke<br />

von Die nach<br />

Sallières. Rechte<br />

Seite: Blick auf<br />

Châtillon-en-Diois.<br />

S. 26/27: Blick vom<br />

Donjon von Crest<br />

mit den Alpen<br />

im Hintergrund.<br />

S. 24/25: In der<br />

Umgebung von<br />

Vercheny.<br />

Drôme-Tal zu verstehen. Die Aprikosen sind<br />

einfach zu köstlich.<br />

Frankreichs<br />

längste Holzbrücke<br />

Ich setze meine Fahrt fort. Während meine<br />

Hand immer wieder zu den Aprikosen auf<br />

dem Beifahrersitz greift, entdecke ich nach<br />

einigen Kilometern<br />

im Dunst ein ungewöhnlich<br />

massives<br />

Gebäude in der<br />

Ferne. Es sieht aus<br />

wie eine Art Turm.<br />

Allerdings ein sehr<br />

breiter und mächtiger.<br />

Je mehr ich mich<br />

dem Gebäude nähere,<br />

desto neugieriger<br />

werde ich.<br />

Ich beschließe<br />

deshalb, die D104,<br />

die inzwischen D164<br />

heißt, in Richtung<br />

Norden zu verlassen<br />

und ins Zentrum von<br />

Crest zu fahren. Das<br />

« st » im Ortsnamen<br />

wird übrigens nicht<br />

ausgesprochen, so,<br />

als ob der Ortsname<br />

« Cré » geschrieben<br />

würde. Bevor ich das<br />

Herz der Kleinstadt<br />

erreiche, überquere<br />

ich eine Brücke über<br />

die Drôme. Sie ist<br />

jedoch keine Brücke<br />

wie jede andere, sondern<br />

mit 92 Metern<br />

die längste Holzbrücke<br />

von ganz Frankreich.<br />

Besonders erstaunlich ist dabei, dass es<br />

sich nicht um eine alte Brücke handelt, die<br />

aus einer Zeit stammt, in der man noch nicht<br />

ausreichend Stahl und Beton zur Verfügung<br />

hatte. Ganz im Gegenteil, die Stadt Crest hat<br />

erst vor einigen Jahren entschieden, aus ökologischen<br />

Gründen die Brücke aus Holz zu<br />

errichten. 2001 wurde sie eingeweiht. Es war<br />

eine große Premiere in Frankreich. Heute ist<br />

die Holzbrücke ein Symbol für das nachhaltige<br />

Denken in der Kleinstadt, die sich als Tor<br />

zum Drôme-Tal sieht. Mir fällt vor allem die<br />

Eleganz der Brücke auf.<br />

Der höchste Donjon<br />

Frankreichs<br />

Die Brücke ist nicht der einzige Superlativ<br />

von Crest. Wie mir eine Serviererin in einem<br />

Café erklärt, wo ich gerade eine Pause bei einer<br />

Tasse Espresso einlege, handelt es sich bei<br />

dem Gebäude, weswegen ich überhaupt in den<br />

Ort gekommen bin, um den höchsten Donjon<br />

Frankreichs. Die 52 Meter hohe Tour de Crest<br />

ist der große Stolz der Kleinstadt. Der Turm<br />

dominiert die Silhouette des attraktiven Ortes.<br />

Ich trinke meinen Espresso aus und mache<br />

mich auf den Weg zum Donjon. Anfangs gehe<br />

ich davon aus, dass ich kurz hinaufsteige und<br />

in einer Viertelstunde wieder unten bin. Am<br />

Ende verbringe ich aber fast zwei Stunden in<br />

dem Bauwerk. Zu spannend sind die Erläuterungen<br />

und zu faszinierend die Architektur<br />

und der Ausblick. Der 20 Meter breite, 32<br />

Meter lange und 52 Meter hohe Donjon war<br />

ursprünglich Teil einer Zitadelle, die 1633 geschliffen<br />

wurde. Danach nutzte man den Turm<br />

als Gefängnis. Diverse Graffiti an den zum<br />

Teil bis zu vier Meter dicken Wänden erinnern<br />

bis heute an diese Zeit. Eine wunderschöne<br />

Treppe aus Holz und Stein führt zu einer Aussichtsterrasse<br />

auf dem Turm.<br />

Als ich auf der schließlich ankomme, erwartet<br />

mich ein einzigartiger Panoramablick.<br />

Jetzt erst wird mir richtig deutlich, wie sehr<br />

ich mich an der Schnittstelle von zwei Landschaftsformen<br />

befinde. Auf der einen Seite das<br />

südländische Rhône-Tal mit der Ebene von<br />

Valence und den vielen Obstbäumen, auf der<br />

anderen Seite die alpine Landschaft der beginnenden<br />

Alpen. Allein dieser Ausblick von hier<br />

oben lohnt einen Besuch von Crest.<br />

Das einstige Land<br />

der Seidenraupen<br />

Ich setze meine Tour fort in Richtung Osten.<br />

Aus der D164 wird die D93. Mit jedem<br />

Kilometer, den ich zurücklege, werden das Tal<br />

enger und die Berge höher. Einige Minuten<br />

später fällt mir wieder ein Schild am Straßenrand<br />

auf. Dieses Mal geht es nicht mehr um<br />

Pfirsiche und Aprikosen, sondern um eine<br />

Seidenraupenzuchtstätte, die Magnanerie de<br />

Saillans. Ich hatte schon einmal von der Seidenproduktion<br />

im Drôme-Tal gehört, die vor<br />

der Entdeckung künstlicher Seide für lokalen<br />

Reichtum sorgte. In Frankreich wurde seit<br />

dem 13. Jahrhundert Seidenraupenzucht betrieben.<br />

Ich hätte aber nicht gedacht, dass es<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme-Tal<br />

Oben: Der Donjon von Crest<br />

und Blick über den Ort.<br />

Unten: In der Seidenraupenzuchtstation<br />

von Claudine und Serge Martinez.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


heute noch so etwas gibt. Natürlich<br />

muss ich mir das anschauen und stelle<br />

auf dem schattigen Parkplatz der<br />

Anlage mein Auto ab.<br />

Am Eingang lerne ich zwei<br />

Menschen kennen, die es verdient<br />

hätten, bekannter zu sein: Claudine<br />

und Serge Martinez. Das Ehepaar,<br />

das sich schon immer für Seide und<br />

die Geschichte der Seidenproduktion<br />

begeisterte, gründete diese Seidenraupenstation<br />

1992. Zwar züchtete<br />

Claudines Großmutter bereits Seidenraupen,<br />

so dass man von einer<br />

gewissen familiären Vorbestimmung<br />

sprechen könnte, trotzdem war es<br />

extrem mutig von den beiden, eine<br />

Zuchtstation im Drôme-Tal neu<br />

aufzubauen – in einer Zeit, in der in<br />

ganz Frankreich nichts Vergleichbares<br />

mehr existierte.<br />

Natürlich handelt es sich um<br />

eine kleine Zucht, die vor allem<br />

Besuchern zeigen soll, wie Seide<br />

entsteht. Die Anlage ist nicht zu<br />

vergleichen mit den vielen großen<br />

Zuchtstationen des 19. Jahrhunderts,<br />

als Hunderte von Kilometern<br />

an Seidenfäden im Tal produziert<br />

wurden.<br />

Vielfraße mit<br />

einzigartigem Talent<br />

Als Besucher erfährt man aber alles<br />

Wesentliche und sieht die Tiere in<br />

ihren verschiedenen Entwicklungsstadien.<br />

Um den großen Hunger der<br />

Raupen zu stillen, hat Serge über<br />

700 Maulbeerbäume auf der Anlage<br />

gepflanzt. Die Blätter von zwei<br />

Bäumen braucht er pro Tag für die<br />

Raupen. Faszinierend ist auch zu erfahren,<br />

dass Seidenraupen die einzigen<br />

Lebewesen sind, die einen Faden<br />

von bis zu zwei Kilometern Länge<br />

produzieren können. Die Fäden sind<br />

zehnmal dünner als ein Haar, aber<br />

genauso reißfest wie Stahl. Dies und<br />

noch viel mehr erfährt man während<br />

des Rundgangs, der normalerweise<br />

von dem Ehepaar selbst geleitet wird.<br />

Die Seidenproduktion war früher<br />

aber nicht der einzige Wohlstandsbringer<br />

im Drôme-Tal. Weitere, die<br />

bis heute Geld einbringen, werde ich<br />

jetzt entdecken, wo ich mich auf den<br />

Weg in Richtung Die mache. Entlang<br />

der Straße fallen mir viele blühende<br />

Felder auf. Im Drôme-Tal gedeihen<br />

zahlreiche Heil- und Aromapflanzen,<br />

natürlich auch Lavendel.<br />

Ein Geschäftszweig, der sich vor<br />

allem seit den 1980er-Jahren wieder<br />

entwickelt, als sich hier einige<br />

nordeuropäische Farmer ansiedelten.<br />

Die klimatischen Bedingungen sind<br />

ideal, da die Alpen vor kalten Luftströmen<br />

schützen und das Tal noch<br />

im Einzugsgebiet des warmen provenzalischen<br />

Klimas liegt. In diesem<br />

Umfeld können die Pflanzen ihre<br />

aromatische und heilende Wirkung<br />

bestens entfalten.<br />

Ein ganz besonderer<br />

Schaumwein<br />

Noch mehr als die Blütenfelder<br />

stechen aber die Weinberge ins Auge.<br />

Je mehr ich mich Die nähere, desto<br />

mehr Weinstöcke stehen links und<br />

rechts der Straße. Das Weinanbaugebiet<br />

gehört zu einem der höchsten im<br />

Land. Einige Weinstöcke stehen auf<br />

Höhen von bis zu 700 Metern. Im<br />

ersten Moment hätte ich in einem so<br />

alpinen Umfeld nicht so viele Weinberge<br />

erwartet. Doch natürlich profitieren<br />

auch die Weinstöcke wie der<br />

Lavendel und die anderen Pflanzen<br />

von den jährlich rund 300 Sonnentagen<br />

im Tal. Gleichzeitig macht die<br />

Frische der Berge die Weine einzigartig.<br />

Wiederum lassen die Werbeschilder<br />

am Straßenrand keinen Zweifel<br />

daran, was die lokale Spezialität ist.<br />

Es ist der Schaumwein « Clairette de<br />

Die ». In Vercheny mache ich beim<br />

Musée de la Clairette der Caves Carod<br />

Halt. Die Winzerfamilie Carod ist<br />

eine lokale Größe im Tal. Als eine der<br />

ersten der Gegend haben die Brüder<br />

die Chancen des Weintourismus’ für<br />

sich entdeckt. Neben der Produktion<br />

und dem Verkauf des Schaumweines<br />

richteten sie ein kleines charmantes<br />

Museum ein, in dem man mehr über<br />

die Entwicklung des Schaumweines<br />

und die Lebensbedingungen der<br />

Winzer im Spiegel der Zeit erfährt.<br />

»Beeindruckend ist die Tiefe<br />

des Erlebens und die<br />

philosophische Spannweite<br />

der Reflexion.«<br />

Dr. Marion Gräfin Dönhoff<br />

15 französische Regionen,<br />

4.000 Kilometer Wegstrecke,<br />

über 50 verzehrte Crêpes …<br />

Folgen Sie Thomas Bauer in das<br />

spannendste Land Europas!<br />

Thomas Bauer • Frankreich erfahren<br />

Eine Umrundung per Postrad<br />

ISBN 978-3-931989-73-6 • Softcover • 14,90 €<br />

288 Seiten mit 8 Zeichnungen und Karte<br />

Leseprobe auf www.drachenmond.de<br />

Bücher mit Herzblut


UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme-Tal<br />

Im Uhrzeigersinn:<br />

Auf dem Gipfel<br />

des Croix de Justin.<br />

Blick auf Die. In der<br />

Cave Coopérative<br />

von Die.<br />

Die, mehr als ein<br />

deutscher Artikel<br />

Nachdem ich mich noch ein wenig mit<br />

Benjamin le Berre unterhalten habe, Önologe<br />

und Manager der Caves Carod, geht es wieder<br />

zurück auf die Straße Richtung Osten. Als ich<br />

schließlich das Ortsschild von Die passiere,<br />

muss ich lachen. Was würde ein Deutschsprachiger<br />

wohl denken, wenn man ihm auf die<br />

Frage, wo man wohne, mit « Die » antworten<br />

würde? Er würde es wohl kaum verstehen und<br />

das Wort als weiblichen Artikel auffassen.<br />

Doch Die ist kein weiblicher Artikel, Die ist<br />

so etwas wie die heimliche Hauptstadt des<br />

Drôme-Tals.<br />

Mir gefällt die Kleinstadt auf den ersten<br />

Blick. Sie hat etwas sehr Gemütliches und einen<br />

recht mittelalterlichen Charme. Reste der<br />

alten Befestigungsanlage findet man in der<br />

Nähe des örtlichen Krankenhauses. Schmale<br />

Gassen, hübsche Häuser mit Fassaden aus Stein<br />

und dicken Holztüren und eine Kirche aus dem<br />

11. bis 13. Jahrhundert prägen das Stadtbild.<br />

Wunderschön ist auch die Lage des Ortes<br />

inmitten der umliegenden Berge. Die Alpen<br />

schwingen sich an dieser Stelle schon auf respektable<br />

Höhen empor. Die Montagne des<br />

Glandasse sind dabei so etwas wie die Hausberge<br />

von Die. Zahlreiche Wanderwege führen<br />

aus den Dörfern Valcroissant und Romeyer<br />

auf die Gipfel. Ein beliebter Wochenendspaß<br />

für Einheimische und Touristen.<br />

Neben all diesen architektonischen und<br />

landschaftlichen Verlockungen spielt in Die<br />

der Schaumwein, der die Ortsbezeichnung im<br />

Namen trägt, allerdings die Hauptrolle. Man<br />

ist stolz auf die Clairette de Die, ohne dabei<br />

aber arrogant zu sein, wie es in manchen anderen<br />

Weinanbaugegenden durchaus der Fall ist.<br />

Die Winzer vor Ort pflegen eine angenehme<br />

Bodenständigkeit. Natürlich besuche ich die<br />

Kooperative im Ort, die sich in der Avenue de<br />

la Clairette befindet. Es ist ein sehr informativer<br />

Besuch. Hier verstehe ich erst, wie aufwendig<br />

die Herstellung dieses Schaumweines ist.<br />

Am Ende des Rundgangs kann ich natürlich<br />

nicht widerstehen und koste ihn auch.<br />

Ein Tal unerwarteter Vielfalt<br />

Es ist ein guter Augenblick, innezuhalten<br />

und den Tag Revue passieren zu lassen. Als ich<br />

mich heute Morgen auf den Weg gemacht habe,<br />

diesen vergessenen Winkel Frankreichs auf Rat<br />

meiner holländischen Freunde hin zu erkunden,<br />

hätte ich nicht geglaubt, was für ein vielfältiger<br />

Ausflug mich erwartet. Ich habe auf wenigen<br />

Kilometern nicht nur ein wunderschönes Tal,<br />

das zwei großartige Landschaftsformen miteinander<br />

verbindet, vorgefunden, sondern auch<br />

Menschen kennengelernt, die warmherzig und<br />

stolz auf ihre Traditionen sind. Ich hatte keine<br />

Ahnung, was für ein Schatz sich hinter der<br />

Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 16 verbirgt.<br />

Spontan entscheide ich deshalb, mir in Die<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Le Mans<br />

A11/E501<br />

Orleans<br />

Auxerre<br />

Châtillon-sur-Seine<br />

Mu<br />

A<br />

Be<br />

holet<br />

Angers<br />

A28/E502<br />

A10/E5-E60 Chambord<br />

ein Zimmer für die Nacht zu suchen und erst<br />

Cheverny<br />

Tours<br />

A86/E60<br />

einen Tag später zurück nach Avignon zu fahren.<br />

So kann ich morgen A85<br />

A71/E9<br />

Chenonceau<br />

die idyllischen Dörfer<br />

Châtillon-en-Diois Monts<br />

und Barsac und weitere<br />

A10/E5<br />

spannende Menschen aus dem Tal kennen-<br />

Bouges-le-Château<br />

A6/E15<br />

A31/E17-E21<br />

lernen. Keine Frage, ich werde es ab jetzt wie<br />

Vézelay Avallon Flavigny<br />

meine holländischen Freunde tun und regelmäßig<br />

einen Abstecher ins Drôme-Tal planen.<br />

Dijon<br />

A38<br />

Vielleicht schaffen wir es sogar, dass nächste<br />

Mal zusammen dorthin zu fahren.<br />

Bourges<br />

Beaune<br />

Besançon<br />

A20/E9<br />

A71/E11<br />

Chalon-sur-Saône<br />

int-Sigismond<br />

le<br />

E5/A10<br />

37<br />

ce<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

Pau<br />

Niort<br />

Angoulême<br />

<br />

Das Drôme-Tal liegt südöstlich von<br />

Poitiers Valence. Aus dem deutschsprachigen<br />

Raum reist man am besten über den<br />

Osten Frankreichs bzw. die Schweiz<br />

und die Rhône-Tal-Autobahn an.<br />

An der Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 16 verlässt man<br />

die Autobahn, um über die D104 in<br />

Richtung Osten der Drôme zu folgen.<br />

Die …<br />

… Berlin 1.400 km<br />

… Köln 920 km<br />

… Wien 1.322 km<br />

… Hamburg 1.350 km<br />

… München 830 km<br />

… Zürich 530 km<br />

Der nächste aus dem deutsch sprachigen<br />

A89/E70 Raum angeflogene Flug hafen ist<br />

in Lyon. Lufthansa bietet Non stopflüge<br />

ab Berlin, Düsseldorf, Frankfurt a.M. und<br />

München, Air France ab Düsseldorf<br />

und Stuttgart, Swiss ab Zürich, Austrian<br />

ab Wien und EasyJet ab Berlin in die<br />

Rhône-Metropole an.<br />

Der neue TGV von Frankfurt a.M.<br />

über Karlsruhe und Baden-Baden<br />

nach Marseille hält in Lyon. Von dort<br />

verkehren Züge nach Valence, von wo<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33<br />

Limoges<br />

Palais Idéal du Facteur Cheval:<br />

Die Kraft eines Traumes<br />

Zwischen Lyon und<br />

Valence steht eines der<br />

kuriosesten Bauwerke<br />

Frankreichs: der ideale<br />

Palast des Briefträgers Cheval. Es ist<br />

das Werk eines einzigen Mannes, eines<br />

Andorra<br />

einfachen Postboten, der damit zeigt, was<br />

Kreativität und Entschlossenheit bewirken<br />

können. Ein Fantasiepalast, dessen<br />

Architektur keinem bestimmten Stil folgt, der<br />

heute aber als Kunstwerk anerkannt ist und<br />

seinem Erbauer posthum Ruhm beschert.<br />

aus Busse und Nahverkehrszüge ins<br />

Drôme-Tal fahren.<br />

www.ladrometourisme.com<br />

Montluçon<br />

<br />

Agence de Développement<br />

A71/E11<br />

Touristique de la Drôme<br />

8, rue Baudin<br />

Clermont-<br />

26000 Valence Ferrand<br />

Telefon: A89/E70 +33 (0)4 75 82 19 26<br />

<br />

La Tour le de Mont-Dore Crest<br />

Rue de la Tour<br />

26400 Crest<br />

Telefon: +33 (0)4 75 25 32 53<br />

www.mairie-crest.fr<br />

<br />

La Magnanerie de Saillans<br />

26340 Saillans<br />

Telefon: +33 (0)4 75 21 56 60<br />

www.elevage-ver-a-soie.com<br />

<br />

Caves Carod<br />

Musée de la Clairette<br />

D93<br />

26340 Vercheny<br />

Telefon: +33 (0)4 A75/E11 21 73 77<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

Toulouse<br />

NarbonneMontélimar<br />

A81/E80 Die Geschichte einer<br />

Limoux Süßigkeit aus Eiweiß,<br />

France<br />

A9/E15 Honig und Mandeln,<br />

deren Ursprung im<br />

antiken Orient liegt und die ihren Erfolg<br />

Perpignan<br />

auch der legendären Route Nationale 7<br />

Céret<br />

verdankt. Heute ist Nougat der Botschafter<br />

der provenzalischen Stadt Montélimar<br />

im Departement AP7/E15 Drôme. Er ist einer der<br />

Spanien<br />

unschlagbaren Stars der französischen<br />

Pâtisserie.<br />

A75/E11<br />

A72/E70<br />

Puy de Dôme<br />

Lodève<br />

Montpellier<br />

A9/E15<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

Genuss: Nougat Bézier aus<br />

Collioure<br />

Nîmes<br />

A6/E15<br />

www.caves-carod.com<br />

Cluny<br />

<br />

Cave de Die Jaillance<br />

Avenue de la Clairette<br />

26150 Die<br />

Telefon: +33 (0)4 75 22 30 15<br />

www.jaillance.com<br />

Lyon<br />

St.-Etienne<br />

Valence<br />

A7/E15<br />

A9/E15<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

A49/E713<br />

Crest<br />

A7/E15<br />

A43/E70<br />

Saillans<br />

Die<br />

Drôme-Tal<br />

Orange<br />

Avignon<br />

Apt<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

Chambéry<br />

Grenoble<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

A8/E80<br />

A55<br />

A52<br />

Jardin Zen d‘Erik Borja: Auf<br />

Marseille<br />

der Suche nach A50 dem<br />

Toulon<br />

verlorenen Garten<br />

Gap<br />

A51/E712<br />

Nördlich von Valence<br />

auf dem Gebiet<br />

der kleinen Kommune<br />

Beaumont-Monteux befindet sich für alle<br />

Gartenfreunde eine Überraschung: der Jardin<br />

Zen von Erik Borja. Es ist das Lebenswerk<br />

eines Künstlers, der sein Leben im Pariser<br />

Künstlermilieu aufgab, um im Departement<br />

Drôme einen japanischen Garten zu erschaffen,<br />

den viele für den schönsten japanischen<br />

Garten außerhalb Japans halten.<br />

Genève<br />

Annecy<br />

Lausanne<br />

Briançon<br />

A57<br />

I<br />

Fran<br />

A<br />

Can<br />

su<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Paris<br />

Wenn man mit Kindern eine Großstadt besucht, ist es nicht immer einfach,<br />

den Nachwuchs bei Laune zu halten. Doch die französische Hauptstadt<br />

hat für Kinder jeden Alters einiges zu bieten. Manche Museen sind speziell<br />

auf Kinder ausgerichtet, andere besitzen einen eigenen Bereich für kleine<br />

Besucher und in jedem Stadtteil gibt es Spielplätze und Grünanlagen zum<br />

Austoben. Ein paar Vorschläge, wie man einen Parisaufenthalt für Kinder<br />

spannender gestalten und eine klassische Stadtbesichtigung unterwegs<br />

auflockern kann.<br />

Musée en Herbe<br />

Seit über 30 Jahren gibt es<br />

dieses Museum, das von sich<br />

selbst behauptet, das erste Museum<br />

zu sein, das sich der Kunst<br />

und Kindern gleichzeitig widmet.<br />

Der Ansatz dahinter ist ambitioniert<br />

und ehrenwert: Man will<br />

schon die Kleinen für die Welt<br />

der Kunst begeistern. Um das zu<br />

erreichen, ermutigt man den Nachwuchs,<br />

sich mit viel Humor und ein<br />

wenig Respektlosigkeit Kunstwerken zu nähern. Zurzeit<br />

gibt es eine Retrospektive über Victor Vasarely, die man im<br />

Rahmen sogenannter « baby-visites » (dt. Baby-Besuche),<br />

geeignet für Kleinkinder von zweieinhalb bis viereinhalb<br />

Jahren, sowie « des visites dont vous êtes le héros » (dt. Besuche,<br />

in denen ihr die Helden seid),<br />

geeignet ab fünf Jahren, besuchen<br />

kann. Insgesamt werden 70 Bilder<br />

dieses französischen Künstlers<br />

ausgestellt, der dafür bekannt ist,<br />

dass sich seine Werke verändern,<br />

je länger man sie betrachtet. Auf<br />

die ganz jungen Besucher warten<br />

dabei 14 interaktive Stationen,<br />

an denen man sich spielerisch<br />

mit jeweils einem Bild auseinandersetzt.<br />

So vergessen selbst<br />

die ganz Kleinen schnell, dass sie sich in einem Museum<br />

befinden. Gleichzeitig ist die Ausstellung aber auch für die<br />

Eltern spannend.<br />

Le Musée en Herbe, 21 rue Herold, 75001 Paris; www.musee-enherbe.com;<br />

6,00-10,00 Euro; Reservierung empfohlen.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Jardin du Palais Royal<br />

Der Garten des Palais<br />

Royal ist trotz seiner zentralen<br />

Lage in der Nähe<br />

des Louvre und neben der<br />

Comédie Française eine der<br />

am besten versteckten Parkanlagen<br />

der Stadt. Er wird<br />

von allen Seiten von wunderschönen<br />

Altbauten eingefasst,<br />

so dass kein Großstadtlärm<br />

in diese grüne Oase dringt. Stattdessen hört man Vogelgezwitscher<br />

und das Rauschen der Blätter und Brunnen.<br />

Kinder lieben vor allem die in schwarz und weiß gehaltenen<br />

Säulen im südlichen Bereich des Parks, ein modernes Straßenkunstwerk<br />

von Daniel Buren. Ein guter Ort, um sich<br />

ohne die Gefahren des Autoverkehrs ein wenig auszutoben.<br />

Unter den Arkaden am Rande des Parks befinden sich diverse<br />

Boutiquen, darunter auch welche, die Holzspielzeug<br />

verkaufen.<br />

Weihnachtlich dekorierte Schaufenster<br />

Kleine Pariser sind<br />

von ihnen genauso<br />

begeistert wie die<br />

Kinder von Touristen:<br />

die weihnachtlich<br />

dekorierten Schaufenster<br />

der großen<br />

Pariser Kaufhäuser,<br />

die längst zu einer<br />

Tradition geworden<br />

sind. Ab Mitte <strong>November</strong><br />

verwandeln sich die Vitrinen in eine fantastische Weihnachtswelt.<br />

Stofftiere, nachgestellte Szenen, bunte Lichter,<br />

viel Dekoration, echte Weihnachtsmänner, nichts ist aufwendig<br />

genug, um Groß und Klein zu verzaubern. Die Galeries<br />

Lafayette gehen dieses Jahr sogar noch einen Schritt<br />

weiter und laden in Zusammenarbeit mit Disney Aschenputtel<br />

ein, die sich inmitten eines Märchengartens befinden<br />

wird. Ein Muss bei einem Parisbesuch mit Kindern in der<br />

Vorweihnachtszeit.<br />

Les Galeries Lafayette, 40 boulevard Haussmann, 75009 Paris; Le<br />

Printemps, 64 boulevard Haussmann, 75009 Paris; BHV, 52 rue de<br />

Rivoli, 75004 Paris; Le Bon Marché, 24 rue de Sèvres, 75007 Paris.<br />

Grande Galerie de l’Evolution<br />

Sobald die Kinder die große Halle des Pariser Naturkundemuseums<br />

betreten, staunen sie über die Exponate<br />

und sind völlig begeistert. 3.000 Lebewesen erzählen die<br />

Geschichte der Evolution von vier<br />

Milliarden Jahren. Allerdings nicht<br />

in einem verstaubten Museum wie<br />

sonst oft bei Naturkundemuseen,<br />

sondern in einem zeitgenössischen<br />

Rahmen eines rundum modernisierten<br />

Hauses. Ein ausgeklügeltes<br />

Lichtsystem sorgt zudem für eine besonders<br />

reizvolle Atmosphäre. Kinder<br />

sind im ganzen Museum willkommene<br />

Gäste. Ein Bereich ist für sie aber<br />

sogar extra hergerichtet worden. Allerdings ist dieser meist<br />

überlaufen, so dass eine vorzeitige Reservierung empfehlenswert<br />

ist. Ansonsten ist aber auch der Rest der Ausstellung<br />

bereits ausreichend spannend für den Nachwuchs.<br />

Grande Galerie de l’Evolution, Jardin des Plantes, 36 rue Geoffroy-<br />

Saint-Hilaire, 75005 Paris; www.mnhn.fr; 7,00 Euro, bis 26 Jahre 5,00<br />

Euro.<br />

Jardin d’Acclimatation<br />

1860 von Napoleon III.<br />

eingeweiht, zur gleichen Zeit<br />

wie der nahe Bois de Boulogne,<br />

lässt dieser Freizeitpark<br />

mit einer Größe von 19 Hektar<br />

seit Generationen Kinderherzen<br />

höher schlagen. Vom schicken Viertel rund um die Porte<br />

Maillot führt eine kleine Eisenbahn zum Haupteingang<br />

des Parks. Die Lokomotiven stammen aus den einstigen<br />

Renault-Fabrikhallen in Boulogne-Billancourt, wo sie 1956<br />

gefertigt wurden. Bereits diese Anfahrt ist ein Erlebnis für<br />

Groß und Klein. Im Park selbst gibt es ganz unterschiedliche<br />

Attraktionen, beispielsweise eine Tour mit Booten,<br />

Ponys zum Reiten, Karussells, ein Labyrinth, ein Puppentheater,<br />

ein Kindertheater und noch vieles mehr. Alles ist<br />

auf die Bedürfnisse der Kleinen abgestellt, die hier spielend<br />

Stunden verbringen können, ohne sich zu langweilen.<br />

Jardin d’Acclimatation, Bois de Boulogne, 75116 Paris; www.<br />

jardindacclimatation.fr; 3,00 Euro bzw. 5,60 Euro inkl. Zugfahrt.<br />

Attraktionen jeweils 2,70 Euro, Mehrfachtickets sind ebenfalls<br />

im Angebot, zum Beispiel 15 Fahrscheine für 32,00 Euro oder 25<br />

Fahrscheine für 48,00 Euro.<br />

Musée des Arts Forains<br />

Das Kirmesmuseum ist eines der Museen der französischen<br />

Hauptstadt, das sich perfekt für einen Besuch mit<br />

Kindern anbietet. Leider kann es nur von Gruppen (mindestens<br />

15 Personen) nach Voranmeldung besichtigt werden.<br />

Wenn man selbst nicht so zahlreich ist, bietet die Einrichtung<br />

zum Glück auf der Internetseite die Möglichkeit an,<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Paris<br />

sich per E-Mail für eine<br />

Gruppenbesichtigung mit<br />

anderen Individualbesuchern<br />

zusammenzuschließen<br />

(visites spécial internautes).<br />

Je nach Nachfrage<br />

und Verfügung der Räume<br />

stellt das Museum dann<br />

Gruppen zusammen und<br />

kommuniziert kurzfristig<br />

Datum und Uhrzeit. Gegründet wurde dieses Museum von<br />

einem Mann, der leidenschaftlich alles sammelte, was eine<br />

traditionelle Kirmes ausmacht: Holzpferde, alte Karussells,<br />

Klaviere etc. So entstand die vermutlich weltweit größte<br />

Sammlung dieser Art, eine echte Ali-Baba-Höhle. Zu der<br />

magischen Atmosphäre des Museums trägt bei, dass die<br />

einzelnen, immer noch funktionsfähigen Exponate nicht in<br />

Glasvitrinen in einem schmucklosen Zweckbau verschwinden,<br />

sondern in einem kunstvoll inszenierten Umfeld präsentiert<br />

werden, das perfekt zu den Ausstellungsstücken<br />

passt.<br />

Musée des Arts Forains, Pavillons de Bercy, 53 avenue des Terroirs de<br />

France, 75013 Paris; www.pavillons-de-bercy.com & www.arts-forains.<br />

com; 14,00 Euro, Kinder bis 12 Jahre 5,00 Euro; für Anmeldungen<br />

diane@pavillons-de-bercy.com; geöffnet für alle ohne Anmeldung<br />

vom 26.12.<strong>2012</strong> bis 06.01.2013.<br />

Aquarium tropical de<br />

la Porte Dorée<br />

Als das Aquarium 1931<br />

eröffnet wurde, war das<br />

Gebäude, in dem es sich bis<br />

heute befindet, Teil einer<br />

Ausstellung über Frankreichs<br />

Kolonien. Dank des Aquariums sollten die Pariser<br />

mehr über die Unterwasserfauna in den Überseegebieten<br />

erfahren. Heute nennt sich das Gebäude Cité Nationale de<br />

l’Histoire de l’Immigration. In dem im Untergeschoss untergebrachten<br />

Aquarium lassen sich 300 Spezies und 5.000<br />

Tiere bestaunen. Besonders die Haifische und Krokodile<br />

begeistern die Kinder. Dieses Museum bietet sich auch an,<br />

wenn der eigene Nachwuchs noch im Buggy sitzt.<br />

Aquarium tropical de la Porte Dorée, 293 avenue Daumesnil, 75015<br />

Paris; www.aquarium-portedoree.fr; 4,50 Euro, ermäßigt 3,00 Euro,<br />

Familienticket 6,00 Euro.<br />

Ballon Air de Paris<br />

Welches Kind träumt nicht davon, einmal mit einem<br />

Heißluftballon in die Höhe zu steigen? Im Parc André<br />

Citroën im Südwesten von<br />

Paris ist genau dies möglich,<br />

zudem ohne jegliche<br />

Risiken. Ein mit dem Boden<br />

durch ein Kabel verbundener<br />

Ballon steigt 150 Meter<br />

hoch und ermöglicht einen<br />

schönen Blick auf das Pariser Häusermeer. Der Korb ist<br />

vollkommen abgesichert, so dass ein Herausfallen unmöglich<br />

ist.<br />

Ballon Air de Paris, Parc André Citroën, 2 rue de la Montagne de la<br />

Fage, 75015 Paris; www.ballondeparis.com; 6,00-12,00 Euro je nach<br />

Tag und Alter, kostenlos für Kinder bis 3 Jahre.<br />

Cité des Enfants<br />

Wie der Name schon andeutet, handelt es sich um einen<br />

speziell auf Kinder ausgerichteten Bereich der Cité des<br />

Sciences et de l’Industrie de la Villette, dem großen Pariser<br />

Technik- und Wissenschaftsmuseum im Nordosten der<br />

Stadt. Die Cité des Enfants ist in zwei Bereiche unterteilt:<br />

einmal für die Zwei- bis Siebenjährigen und einmal für die<br />

Fünf- bis Zwölfjährigen. Für die Kleineren geht es vor allem<br />

ums Entdecken, um die eigene Lebenswirklichkeit, um<br />

das Erlernen simpler Zusammenhänge. Für die etwas Größeren<br />

sind auch komplexere Themen wie ein Fernsehstudio<br />

oder eine kleine Fabrik im Angebot.<br />

Cité des Sciences et de l’Industrie, 30 avenue Corentin Cariou, 75019<br />

Paris; www.cite-sciences.fr; 6,00-8,00 Euro; eine Reservierung im<br />

Internet wird empfohlen.<br />

Palais de la découverte<br />

Neben der Cité des Sciences et de l’Industrie ist der<br />

Palais de la découverte das zweite Wissenschaftsmuseum<br />

der französischen Hauptstadt, das sich praktischerweise im<br />

Herzen der Metropole in einer Seitenstraße der Champs-<br />

Elysées befindet. Kleine Pariser lieben das praxisorientierte<br />

Museum, insbesondere zwei Attraktionen mögen sie besonders<br />

gerne: das Planetarium sowie den berühmten Saal der<br />

Elektrostatik, wo einem bei einem Versuch<br />

die Haare zu Berge stehen können und<br />

man mehr über einen Faraday’schen Käfig<br />

erfährt. Ein Museum, in dem es viel zu<br />

staunen und zu lachen gibt, definitiv ein<br />

Vergnügen für Groß und Klein.<br />

Palais de la découverte, avenue Franklin Delano<br />

Roosevelt, 75008 Paris; www.palais-decouverte.<br />

fr; 8,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro, kostenlos<br />

für Kinder bis 6 Jahre, 3,00 Euro Aufpreis fürs<br />

Planetarium.<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Paris<br />

Jardin des Tuileries<br />

Der großzügige<br />

Jardin des Tuileries zwischen<br />

Place de la Concorde<br />

und Louvre ist der<br />

perfekte Park, wenn man<br />

während einer Stadtbesichtigung<br />

ein wenig<br />

pausieren möchte. Grünflächen<br />

und Cafés laden<br />

zum Verweilen ein. Der Nachwuchs kann gefahrlos herumtollen.<br />

An den Wasserflächen lassen Kinder der Umgebung<br />

oft ihre ferngesteuerten Boote fahren – ein nett zu beobachtendes<br />

Spektakel. Überall im Park stehen auch Stühle<br />

herum, die man nach eigenen Wünschen anordnen kann.<br />

Wer will, kann auf einem Pony durch den Park reiten.<br />

Cirque d’Hiver<br />

Dieser 1852 von Napoleon III. eingeweihte Zirkus ist<br />

einer der ältesten der Welt. Auch wenn der Name etwas anderes<br />

vermuten lassen könnte, werden das ganze Jahr über<br />

Vorführungen angeboten, die regelmäßig erneuert werden.<br />

Dahinter steht die Zirkusfamilie Bouglione. Akrobaten,<br />

Clowns, Tiger, Hunde, Pferde und vieles mehr bringen<br />

Kinderaugen zum Leuchten.<br />

Cirque d’Hiver Bouglione, 110 rue Amelot, 75011 Paris; www.<br />

cirquedhiver.com; 27,00-62,00 Euro.<br />

Musée de la magie<br />

Vom Museum der Zauberei sprechen die meisten Kinder<br />

nach einem Besuch noch lange. In den in einem Gewölbe<br />

im 4. Arrondissement untergebrachten Ausstellungsräumen<br />

dreht sich alles um Gegenstände, die die Zauberkunst<br />

im Laufe der Zeit geprägt haben, was vor allem für schon<br />

etwas ältere Kinder spannend ist. Für die kleineren Sprösslinge<br />

kann man sich dagegen von echten Magiern begleiten<br />

lassen, die am Ende der Tour einen unvergesslichen Zaubertrick<br />

vorführen. Im gleichen Gebäude befindet sich außerdem<br />

ein zweites Museum, in dem es um Spielautomaten<br />

geht.<br />

Musée de la magie, 11 rue Saint-Paul, 75004 Paris; www.<br />

museedelamagie.com; 9,00 Euro, ermäßigt 7,00 Euro, kostenlos für<br />

Kinder bis 3 Jahre, Kombiticket für beide Museen 12,00 Euro, ermäßigt<br />

9,00 Euro.<br />

Les étoiles du Rex<br />

Im 2. Arrondissement hat man<br />

die einzigartige Gelegenheit, die Kulissen<br />

eines Kinos zu entdecken, zumal<br />

in einem der schönsten und größten<br />

Kinos des Kontinents. Während<br />

des interaktiven, rund eine Stunde<br />

dauernden Rundgangs warten diverse<br />

Überraschungen auf die Besucher. Zu<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


den Höhepunkten gehört ein Blick hinter die Leinwand sowie<br />

ein Aufnahmestudio. Ein Spaß für die ganze Familie.<br />

Le Grand Rex, 1 boulevard Poissonnière, 75002 Paris; www.legrandrex.<br />

com; Rundgänge beginnen alle fünf Minuten; 10,00 Euro, ermäßigt<br />

9,50 Euro.<br />

Croisière enchantée<br />

Eine Bootstour auf der<br />

Seine mit den bateaux-mouches<br />

ist der Klassiker einer Stadtbesichtigung.<br />

Doch sobald der<br />

Nachwuchs das Schiff erkundet<br />

hat, kommt bei ihm schnell<br />

Langeweile auf, zumal die Ansagen aus den Lautsprechern<br />

nicht besonders spannend für die Kleinen sind. Deshalb<br />

gibt es nun schon seit 13 Saisons spezielle Bootstouren für<br />

Familien. Eine Stunde lang können die Kleinen mit ihren<br />

Eltern Paris vom Wasser aus entdecken und werden dabei<br />

von zwei verkleideten Schauspielern bespaßt. Es wird gemeinsam<br />

gesungen und Klamauk gemacht. Am Ende der<br />

Fahrt wollen die meisten Kinder gar nicht vom Schiff gehen,<br />

so kurzweilig ist das Spektakel. Am besten geeignet<br />

für Kinder von vier bis zehn Jahren.<br />

Musée Grévin<br />

Das Musée Grévin ist die französische Version von<br />

Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett. Ob Michael<br />

Jackson, Elisabeth II., George Clooney, Barack Obama,<br />

Céline Dion oder der « kleine Prinz » von Antoine de Saint-<br />

Exupéry, lebensechte Wachsfiguren begeistern die Kinder.<br />

Gerade die ganz jungen können oft nicht glauben, dass es<br />

sich nicht um die Vorbilder in lebender Gestalt handeln<br />

soll. Außerdem hat man in dem Museum mit dem « parcours<br />

découverte » die Möglichkeit, einen Blick hinter die<br />

Kulissen zu werfen und zu erfahren, wie die Figuren angefertigt<br />

werden. Allerdings ist der ganze Spaß nicht gerade<br />

billig.<br />

Musée Grévin, 10 boulevard Montmartre, 75009 Paris; www.grevin.<br />

com; 22,00 Euro, ermäßigt<br />

15,00 Euro,<br />

kostenlos<br />

für<br />

Kinder<br />

bis 6 Jahre.<br />

Croisière enchantée; Schiffsanleger: Port de la Boudonnais am Fuße<br />

des Eiffelturms, 75007 Paris; www.bateauxparisiens.com; ab 12,00<br />

Euro.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Lothringen<br />

Maison de<br />

Robert Schuman<br />

ZU BESUCH BEI EINEM DER VÄTER<br />

DES VEREINTEN EUROPAS<br />

Der kleine Ort Scy-Chazelles,<br />

einige Kilometer westlich von<br />

Metz, beheimatet das Wohnhaus<br />

von Robert Schuman, einer der<br />

Gründungsväter der Europäischen<br />

Union. Ein Besuch des Hauses<br />

ermöglicht Einblicke in das Privatleben<br />

und berufliche Wirken eines<br />

Mannes, der sein ganzes Leben<br />

einer großen Idee gewidmet hat:<br />

der Schaffung eines vereinigten<br />

Kontinents. Außerdem bietet der<br />

schöne Garten des Anwesens<br />

einen Moment der Ruhe und<br />

Entspannung.<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Die örtlichen Reiseleiter können ein Lied<br />

davon singen: Wenn man zum ersten<br />

Mal eine Reisegruppe nach Scy-Chazelles<br />

auf die Höhen des Mont Saint-Quentin<br />

führt, sollte man eines sofort klarstellen: Der<br />

Robert Schuman, von dem im Dorf die Rede<br />

ist, schreibt sich mit einem « n ». Er hat nichts<br />

mit dem bekannten deutschen Komponisten<br />

Robert Schumann mit zwei « n » zu tun. Immer<br />

wieder kommt es zu Missverständnissen diesbezüglich,<br />

gerade bei deutschen und französischen<br />

Touristen. Allerdings ist die Aussage,<br />

dass beide Männer nichts miteinander verbindet,<br />

nicht ganz wahr. Denn beide waren große<br />

Europäer.<br />

Robert Schuman (1886-1963) war einer<br />

der vier großen Politiker, die die Grundlagen<br />

für ein vereinigtes Europa schufen. Außer ihm<br />

zählten dazu Konrad Adenauer (1876-1967),<br />

Alcide de Gasperi (1881-1954) und Jean<br />

Monnet (1888-1979). Erfreulicherweise sind<br />

die Häuser dieser vier Visionäre heute alle der<br />

Öffentlichkeit zugänglich. So kann man im<br />

deutschen Bad Honnef das Adenauer-Haus,<br />

im italienischen Pieve Tesino das Museo Casa<br />

de Gasperi, im französischen Bazoches-sur-<br />

Guyonne westlich von Paris die Maison de<br />

Jean Monnet und in Scy-Chazelles die Maison<br />

de Robert Schuman besichtigen. Gemeinsam<br />

bieten die vier Häuser die einzigartige<br />

Möglichkeit, einen intimen Blick hinter die<br />

Kulissen der jüngeren Geschichte des Kontinents<br />

zu werfen.<br />

Wenn man sich dem Wohnhaus von Robert<br />

Schuman in Lothringen nähert, versteht<br />

man schnell, warum sich der Politiker in<br />

dieses Anwesen verliebte. Das Haus befindet<br />

sich einerseits im Herzen der Kommune,<br />

andererseits öffnet sich der Garten recht unerwartet<br />

zum Mosel-Tal hin und gibt einen<br />

schönen Blick frei. Er ist eine wahrhafte Oase<br />

der Ruhe, ideal zum Nachdenken, Lesen und<br />

Schreiben.<br />

Doch das ist nicht das einzige, was auffällt.<br />

Ebenfalls erstaunlich ist, wie schlicht und<br />

nüchtern das Haus insbesondere im Inneren<br />

daherkommt. Gekauft hat es der aus Luxemburg<br />

stammende Politiker im Jahr 1926. Doch<br />

im Gegensatz zu den wichtigen Ämtern, die<br />

er im Laufe seines Lebens bekleidete,<br />

etwa als Abgeordneter, Finanzund<br />

Außenminister sowie als<br />

Ratspräsident, spiegelt sich der<br />

Glanz seiner Tätigkeiten nicht<br />

in einer prunkvollen Einrichtung<br />

wider.<br />

Ein solcher Werdegang würde die meisten<br />

Politiker heute sicherlich dazu verleiten, in<br />

einer großen prächtigen Villa in einem angesagten<br />

Viertel einer Hauptstadt logieren zu<br />

wollen. Nicht so Robert Schuman. Für ihn<br />

sollte Macht nicht zur Prahlerei führen. Vielmehr<br />

legte er Wert darauf, dass Diskretion<br />

und Effizienz im Vordergrund standen. Dies<br />

spürt man im Inneren seines Wohnhauses, das<br />

bescheiden wirkt, genauso wie von außen, wo<br />

keine verschnörkelte Fassade die Blicke auf<br />

sich zieht. Schumans Haus ist ein Haus wie<br />

jedes andere in der Region. Seine Architektur<br />

ist regionaltypisch.<br />

Das Leben im Inneren des Hauses verteilt<br />

sich auf zwei Etagen. Im Erdgeschoss, das<br />

ziemlich düster und beengt wirkt, befinden<br />

sich neben dem Eingangsflur eine Küche,<br />

Der « Phare de<br />

l’Europe » des<br />

Bildhauers J. Y.<br />

Lechevallier im<br />

Garten von Robert<br />

Schuman.<br />

Linke Seite: In dem<br />

modernen Anbau<br />

ist ein Museum<br />

über das Leben<br />

des Politikers<br />

untergebracht.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Lothringen<br />

Eine Büste von<br />

Robert Schuman.<br />

Rechte Seite:<br />

Wohnhaus und<br />

Garten des Politikers.<br />

An einer Wand<br />

vor der Kirche<br />

sind Tafeln mit<br />

allen Fahnen der<br />

Mitgliedsstaaten<br />

der EU angebracht.<br />

ein Speisezimmer, ein Vorratsraum für die<br />

Früchte und Gemüse aus dem eigenen Garten<br />

sowie eine Garage, in der bis heute ein<br />

Simca Aronde P60 aus dem Jahre 1954 steht,<br />

das einzige wirkliche Luxusobjekt im Haus.<br />

Schuman erwarb ein solches Modell am Ende<br />

seines Lebens im Jahr 1960, obwohl er selbst<br />

keinen Führerschein besaß und ihm derartige<br />

Statussymbole eher zuwider waren. Viel lieber<br />

fuhr er mit dem Bus oder Zug, da er stets<br />

die Nähe zu den Menschen suchte. Mit<br />

diesem Auto ließ sich Schuman von<br />

seinem Sekretär vor allem nach Straßburg<br />

fahren, wo sich die ersten Institutionen<br />

der Europäischen Union<br />

befanden.<br />

Im Obergeschoss liegen die Privaträume,<br />

die nur wenige Vertraute<br />

von Schuman betreten durften. Dazu<br />

gehören eine Bibliothek, ein Schlafzimmer,<br />

zwei kleine Badezimmer, ein<br />

Büro, der größte Raum im Haus, sowie<br />

das Zimmer einer Frau, die Schuman<br />

viel bedeutete: Marie Kelle, die Gouvernante.<br />

Sie begleitete den Politiker<br />

50 Jahre lang, von 1913 bis zu seinem<br />

Tod. Während der ganzen Jahre redete<br />

die Hausdame ihren Chef stets<br />

mit « Monsieur Schuman » an.<br />

Wenn man heute<br />

durch diese Räume geht,<br />

beschleicht einen das<br />

Gefühl, die Zeit sei<br />

stehen geblieben. Dazu<br />

trägt auch die Restaurierung<br />

aus dem Jahr<br />

2004 bei, als man alles in<br />

den Originalzustand versetzte. Dank diverser<br />

Fotos und Erinnerungen von Zeitzeugen sind<br />

die 1960er-Jahre wieder detailgetreu auferstanden.<br />

Das Haus ist wieder so, wie es vor<br />

Schumans Tod war. Man hat fast das Gefühl,<br />

Robert Schuman oder Marie Kelle könnten<br />

gleich um die Ecke kommen.<br />

Besonders emotionsgeladen ist natürlich<br />

das Büro von Robert Schuman, in dem<br />

sich zwei Schreibtische, ein Ledersessel und<br />

mehrere Schränke und Regale befinden. In<br />

diesem Raum bereitete der Politiker die Erklärung<br />

vor, die er am 9. Mai 1950 im Salon<br />

de l’Horloge im Außenministerium in Paris<br />

verlas. Dieser Text gilt als der Geburtsakt der<br />

europäischen Einigung. Das einzige Möbelstück,<br />

das in diesem seriösen Umfeld für ein<br />

wenig Zerstreuung sorgt, ist ein Klavier.<br />

Beeindruckend ist zudem die Bibliothek<br />

von Robert Schuman. Sie umfasst rund 8.000<br />

Bücher, darunter einige Raritäten. Viele seiner<br />

Bücher wurden nach seinem Tod leider<br />

verkauft. Doch dank einiger Spenden und<br />

nachträglicher Zukäufe konnte die Büchersammlung<br />

auf bis zu 5.000 Bücher wiederhergestellt<br />

werden. In der Bibliothek befindet sich<br />

außerdem ein Bett, was man eigentlich nicht<br />

vermuten würde. Der Raum diente auch als<br />

Gästezimmer. Schaut man einige der aufgeschlagenen<br />

Bücher genauer an, kann man ein<br />

Hobby von Schuman entdecken: Der Politiker<br />

sammelte Autogramme. Dank der verschiedenen<br />

hohen Posten, die er bekleidete, hatte er<br />

natürlich die Möglichkeit, wichtige Persönlichkeiten<br />

seiner Zeit zu treffen.<br />

Insgesamt bleibt bei einer Hausbesichtigung<br />

aber die Frage offen, wie ein solch<br />

nüchternes, eher dunkles und kaum mit per-<br />

<strong>42</strong> · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Lothringen<br />

In einer Kirche<br />

unweit des<br />

Wohnhauses<br />

befindet sich<br />

seit 1966 das<br />

Grab von Robert<br />

Schuman.<br />

Rechte Seite:<br />

Historische<br />

Aufnahme<br />

des Politikers.<br />

sönlichen Gegenständen versehenes Haus den<br />

Rahmen für eine so grandiose Vision wie die<br />

Vereinigung eines Kontinents bilden konnte.<br />

Ein Rätsel, dessen Auflösung nur Robert<br />

Schuman selbst kennt. Es ist aber bekannt,<br />

dass der Politiker seinen Garten liebte, was<br />

sehr viel einfacher nachzuvollziehen ist. Es<br />

heißt, dass Schuman die Ideen für seine zahlreichen<br />

Reden und Schriften oft im eigenen<br />

Garten gefunden habe. Man kann sich als Besucher<br />

gut vorstellen, dass man in dieser grünen<br />

Idylle leicht auf neue Gedanken kommen<br />

kann und es sich dort gut philosophieren lässt.<br />

Der Garten ist in mehrere Bereiche unterteilt<br />

und wurde – wie das Haus – anhand<br />

von alten Fotografien rekonstruiert. Zunächst<br />

trifft man auf einen klassischen Ziergarten,<br />

wie man ihn in der Umgebung noch oft findet.<br />

Ab dem Frühling bis zum Herbst verwandelt<br />

er sich in ein buntes Blütenmeer. Dahinter<br />

befindet sich der Gemüsegarten. Er ist groß<br />

und erstaunlich stark strukturiert. Man merkt<br />

sofort, dass Robert Schuman viel Wert auf<br />

sein eigenes Obst und Gemüse legte. Noch ein<br />

Stückchen weiter, hinter einer kleinen Mauer,<br />

liegt aber der eigentliche Schatz dieser ruhigen<br />

Oase, der dem Politiker ganz besonders<br />

am Herzen lag: der Garten der einheimischen<br />

Gewächse. In ihm wachsen Pflanzen, die in<br />

der Region einst zu Hause waren, im Laufe<br />

der Zeit aber in Vergessenheit geraten sind. Im<br />

unteren Teil des Gartens steht schließlich seit<br />

1977 ein Werk des Bildhauers J. Y. Lechevallier,<br />

der « Phare de l’Europe » (dt. « Leuchtturm<br />

Europas »), das zur Feier des 20. Jahrestages<br />

der Römischen Verträge aufgestellt wurde.<br />

Ergänzt wird das ganze Ensemble durch<br />

einen modernen Anbau mit großen Fensterfronten,<br />

der sich direkt an Schumans<br />

Wohnhaus anschließt und zum Garten hin<br />

ausgerichtet ist. In diesem Neubau, der einen<br />

gelungenen architektonischen Kontrast<br />

zum restlichen Anwesen darstellt, ist in der<br />

ersten Etage ein Museum über das Leben<br />

von Robert Schuman und die Anfänge der<br />

europäischen Annährung untergebracht. Das<br />

Ausstellungskonzept ist erfrischend modern.<br />

Das Erdgeschoss wird für temporäre Ausstellungen<br />

genutzt.<br />

Wenn man die Maison de Robert Schuman<br />

besichtigt hat, sollte man vor dem<br />

Verlassen des Dorfes unbedingt noch einen<br />

Abstecher zu der kleinen Kirche unweit des<br />

Wohnhauses machen. Das wie eine Festung<br />

wirkende Gotteshaus wurde gegen 1177 errichtet.<br />

Seit 1966 befindet sich in der Kirche<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


das Grab von Robert Schuman. Nach der<br />

Trauerfeier im September 1963 in der Kathedrale<br />

von Metz hatte man den Politiker erst auf<br />

dem kommunalen Friedhof von Scy-Chazelles<br />

bestattet. Doch schon kurz darauf wurde entschieden,<br />

sein Grab in die Kirche nahe seines<br />

Wohnhauses zu verlegen.<br />

An einer Mauer vor der Kirche befinden<br />

Dunkerque<br />

Calais<br />

sich 27 Tafeln. Sie zeigen die Flaggen der 27<br />

<br />

Scy-Chazelles liegt westlich von Metz,<br />

das man aus dem A16/E402 deutschsprachigen<br />

Raum über die Autobahn A4 Arras von<br />

Straßburg bzw. Saarbrücken oder über A1/E15<br />

Dieppe<br />

Boulogne<br />

die A31 und via Luxemburg erreicht.<br />

A28/E402<br />

Von der Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 31 Amiens der A31 führt die<br />

D603 in den Ort.<br />

Lille<br />

Roubaix<br />

Alternativ bieten sich die Flughäfen von<br />

Charlroi<br />

Luxemburg und Saarbrücken an.<br />

Douai<br />

EU-Mitgliedsstaaten sowie jeweils<br />

das Jahr, in dem die Länder<br />

der Gemeinschaft beigetreten<br />

sind. Es ist das bescheidene<br />

Symbol einer großen Tat. Ganz<br />

Antwerpen<br />

so, wie es einer der Väter der europäischen<br />

Gent Integration gemocht<br />

hätte.<br />

Bruxel<br />

Aus Saarbrücken und Luxemburg verkehren<br />

Nahverkehrszüge nach Metz.<br />

A26/E17<br />

Scy-Chazelles ist nicht ans Bahnnetz<br />

A29/E44 angeschlossen. Charleville-Mézières<br />

Liege<br />

15.12. – 15.01.: komplett geschlossen<br />

<br />

4,00 Euro, ermäßigt 2,00 Euro<br />

A4/E25<br />

Luxembourg<br />

vre<br />

A131<br />

onfleur<br />

A13/E46<br />

A29/E44 Scy-Chazelles…<br />

A1/E15-19<br />

… Berlin 818 km … Hamburg 695 km<br />

Rouen<br />

Beauvais<br />

… Köln 285 km … München 535 km<br />

… Wien 955 km … Zürich 360 km<br />

A28/E402<br />

A16<br />

Der nächste Flughafen ist der gemeinsame<br />

Flughafen A13/E5 von Metz und Nancy,<br />

der südlich von Metz liegt. PARIS Aus dem<br />

deutsch sprachigen Raum gibt es allerdings<br />

keine Flugverbindungen dorthin.<br />

www.maison-robert-schuman.eu A34/E46<br />

<br />

Maison de Robert Schuman<br />

8-12, rue Robert Schuman Reims<br />

57150 Scy-Chazelles<br />

Telefon: +33 (0)3 87 35 01 40 A4/E50<br />

A4/E50<br />

Epernay Châlons-en-<br />

Champagne<br />

<br />

01.04. – 30.10.: Mi – Mo 10.00 – 18.00 Uhr<br />

01.11. – 14.12. & 16.01. – 31.03.: nur für<br />

Gruppen nach Reservierung<br />

A31/E21-E23<br />

Scy-Chazelles<br />

A4<br />

Metz<br />

A31/E21-E23<br />

Nancy<br />

Saarbrücken<br />

A4/E25<br />

Strasbourg<br />

çon<br />

Le Mans<br />

A10/E5<br />

A28/E502<br />

A11/E50<br />

A10/E5-E60<br />

Chartres<br />

A10/E5<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Städtevergleich: Metz versus<br />

Nancy Orléans<br />

Sie teilen sich einen Flughafen<br />

A71/E9<br />

und werden auf vielen<br />

Richtungsschildern auf<br />

den Straßen in einem<br />

Tours<br />

Atemzug genannt.<br />

A85<br />

Aber zwischen den<br />

Azay-le-Rideau<br />

beiden Metropolen<br />

Lothringens gibt es auch eine gesunde Bourges<br />

Poitiers<br />

Angoulême<br />

Rivalität. Wilhelminische Stadt versus<br />

A20/E9<br />

Architekturensemble des 18. Jahrhunderts;<br />

A71/E11<br />

wo leben mehr Menschen, welche Stadt<br />

ist reicher? Fragen, denen wir nachgehen.<br />

A5/E54<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBEUNG<br />

A6/E15<br />

Sens<br />

Auxerre<br />

Saint-Fargeau<br />

Troyes<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Neufchef & Aumetz:<br />

Das stolze Erbe der<br />

lothringischen Kumpel<br />

Lothringen war<br />

A5/E17-E54<br />

A6/E15früher eines A31/E17-E21<br />

Avallon der größten Flavigny<br />

Vézelay<br />

Fördergebiete Dijon<br />

A38<br />

der Welt. Doch<br />

wegen günstigerer<br />

Förderbedingungen in anderen Regionen<br />

Beaune<br />

ist der Ort für seine imposante Zitadelle.<br />

der Welt wurde der Eisenerzbergbau in Über Jahrhunderte hinweg galt Bitche<br />

Lothringen Ende des 20. Jahrhunderts Chalon-sur-Saône als strategisch sehr bedeutend, da man<br />

ausgelöscht. Einige Bergmänner wollten A6/E15<br />

sich aber nicht damit abfinden, dass<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Colmar<br />

F<br />

Bitche: France Das zweite Leben<br />

A35/E25<br />

einer Zitadelle<br />

D<br />

Rund 50 Kilometer Mulhouse<br />

südöstlich Belfort von<br />

Saarbrücken<br />

Montbéliard<br />

Base<br />

befindet A36/E60 sich<br />

Bitche, eine kleine Schw<br />

Besançon<br />

lothringische<br />

Stadt. Bekannt<br />

von hier aus eine wichtige Passage<br />

durch die Vogesen kontrollieren Lausanne konnte.<br />

dieses industrielle Erbe in Vergessenheit Doch dann verfiel die Festung. 2004<br />

Cluny<br />

gerät. Ihrem Mut und Engagement ist es zu wurden schließlich umfangreiche<br />

verdanken, dass zwei Museen in Neufchef Mâcon<br />

Montluçon<br />

Renovierungsarbeiten durchgeführt, die<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG und Aumetz die Vergangenheit der A6/E15 Bourg-en-Bresse der Zitadelle ein zweites Leben Genèveschenkten,<br />

A26/E17<br />

A31/E21-E23<br />

Haut-Kœnigsbourg<br />

DIESER UND ANDERER AUSGABEN A71/E11 Region wachhalten. Eine Geschichte, die dieses Mal nicht militärischer Art, sondern<br />

Villars-les-Dombes<br />

FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

menschlich berührt.<br />

als Touristenattraktion für Groß und Klein.<br />

Annecy<br />

A<strong>42</strong><br />

Clermont-<br />

A72/E70<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

A41/E712 Albertville<br />

A89/E70<br />

Lyon<br />

Puy de Dôme<br />

A430<br />

A75/E11<br />

Frankreich erleben Chambéry · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 45<br />

le Mont-Dore<br />

Val d’Isère<br />

St. Etienne A7/E15<br />

A46/E70<br />

A35<br />

Bern


UNTERWEGS IN FRANKREICH Südwesten<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Die neuen Städte des Mittelalters<br />

Im Mittelalter, insbesondere im 13. und 14. Jahrhundert, entstanden in den<br />

meisten europäischen Ländern aus politischen, militärischen, wirtschaftlichen<br />

oder demo grafischen Gründen neue Dörfer und Städte. So auch in<br />

Frankreich, vor allem in den Regionen Aquitanien, Midi-Pyrénées und Languedoc-Roussillon<br />

im Südwesten des Landes. Man schätzt, dass dort damals<br />

rund 600 neue Siedlungen gegründet wurden, die alle dem gleichen<br />

Grundmuster folgten. Bis heute sind rund 300 der als Bastiden bezeichneten<br />

Städte erhalten. Es gibt dabei einige Parallelen zu Immobilienprojekten<br />

aus heutiger Zeit.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Südwesten<br />

In den Gassen<br />

von Najac.<br />

S. 46/47: Die Kirche<br />

von Villeréal, gebaut<br />

ab 1267, in der die<br />

Dorfbevölkerung<br />

regelmäßig Zuflucht<br />

suchte, daher<br />

die imposante<br />

Architektur.<br />

Wenn wir heute an Städte im Mittelalter<br />

denken, stellen wir uns ein<br />

undurchsichtiges Labyrinth aus<br />

engen und feuchten Gassen vor, die dreckig<br />

und gefährlich sind. In unseren Augen schien<br />

der Städtebau damals keinem Plan zu folgen,<br />

vielmehr wucherten die Siedlungen unkontrolliert<br />

vor sich hin. Einer der besten und<br />

bekanntesten Filme, der diese unwirtliche<br />

Umgebung auf die Leinwand bannte, ist die<br />

Verfilmung von Umberto Ecos Roman « Der<br />

Name der Rose » von Jean-Jacques Annaud<br />

aus dem Jahre 1980. Nach Meinung vieler<br />

Historiker bildet dieser Film sehr detailgetreu<br />

das Leben und die Atmosphäre in den Städten<br />

des Mittelalters ab.<br />

Es wäre aber falsch und vermessen, das<br />

Mittelalter nur auf schmutzige und dunkle<br />

Gassen zu beschränken. Denn anders als<br />

man geneigt ist zu denken, war das Mittelalter<br />

im Städtebau mehr als nur eine « verlorene<br />

Epoche » vor der Renaissance. Vielmehr<br />

wurde in diesen Jahrhunderten die europäische<br />

Landschaft nachhaltig verändert. In<br />

Frankreich spielte vor allem der Bau diverser<br />

Bastiden eine gewichtige Rolle.<br />

Um diese Zeit aber wirklich einordnen zu<br />

können, sollte man noch einen Schritt weiter<br />

zurückgehen. In den Jahrzehnten von 1000<br />

bis 1350 erlebte Europa eine beachtliche<br />

demografische Entwicklung. Außerdem entwickelte<br />

sich der länder- und kontinentübergreifende<br />

Handel. Die Route der Gewürze<br />

oder der Seide sind Beispiele dafür. Beides<br />

blieb natürlich nicht ohne Auswirkungen<br />

auf die Lebenssituation der Menschen. Die<br />

bis dahin bestehenden Wohnformen waren<br />

nicht mehr zeitgemäß. Es wurde notwendig,<br />

etwa aus Gründen des Schutzes der Bevölkerung,<br />

sich zu gruppieren, was wiederum eine<br />

Organisation des urbanen Zusammenlebens<br />

erforderte.<br />

In Frankreich entstanden damals die ersten<br />

Siedlungen. Im Südwesten und der Mitte<br />

des Landes bildeten sie sich meist um Kirchen<br />

herum. Beispiele dafür sind Aurillac im Departement<br />

Cantal, Mimizan im Departement<br />

Landes oder Nogaro im Departement Gers.<br />

Später versammelten sich die Menschen um<br />

Schlösser herum. Mit Bezug zur franzö-<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Südwesten<br />

Cordes-sur-Ciel, Domme und Najac, drei Beispiele<br />

für die unterschiedlichen Lagen der Bastiden<br />

Rechte Seite oben:<br />

In der Altstadt von<br />

Cordes-sur-Ciel.<br />

Unten: Die Kirche<br />

Saint-Jean in Najac.<br />

Cordes-sur-Ciel ist das<br />

Beispiel schlechthin für<br />

eine Bastide, die auf<br />

einem Hügel errichtet<br />

wurde, der felsigen Spitze<br />

des Puech de Mordagne<br />

nordwestlich von Albi.<br />

Gegründet 1222 vom<br />

Grafen von Toulouse<br />

Raimund VII., ist sie eine<br />

der ältesten Bastiden in<br />

Frankreichs<br />

überhaupt.<br />

Südwesten<br />

Domme wurde dage gen<br />

an den Ufern eines Flusses<br />

errichtet. Dank der Lage<br />

konnte das Dordogne-Tal<br />

gut überblickt werden.<br />

Najac im Departe ment<br />

Aveyron ist das Beispiel<br />

für eine Bas tide, die sich<br />

um eine Burg herum entwickelte.<br />

Die Stadt liegt<br />

spektakulär auf einer<br />

felsigen Anhöhe an einer<br />

Schleife des Aveyron.<br />

D e r z u g r u n d e l i e g e n -<br />

de Grund riss ist originell:<br />

Der Ort gruppiert sich<br />

auf einer Länge von 1,2<br />

Kilometern entlang einer<br />

Straße. Bis heute wird er<br />

von der Ruine der Festung<br />

und der Kirche des Ortes<br />

dominiert.<br />

sischen Bezeichnung für Schloss, château,<br />

entstand der Name castelnaux. Bei diversen<br />

Siedlungen aus dieser Zeit ist die Bezeichnung<br />

bis heute Bestandteil des Ortsnamens,<br />

etwa Castelnau-de-Médoc im Departement<br />

Gironde, Castelnau-Tursan im Departement<br />

Landes oder Castelnaud-la-Chapelle im Departement<br />

Dordogne. Andere haben Städtenamen,<br />

die keinen Rückschluss mehr auf die<br />

Entstehung zulassen, wie Motesquiou und<br />

Lavardens im Departement Gers.<br />

Diesen beiden Siedlungsarten folgten<br />

im 13. Jahrhundert schließlich die Bastiden.<br />

Die Initiative für sie ging meist von Königen,<br />

Adligen oder Abteien aus. Es waren aber oft<br />

wenige Pioniere, die aus politischen oder<br />

wirtschaftlichen Gründen den Startschuss<br />

für den Bau einer Bastide gaben. So entstanden<br />

im Südwesten die bastides comtales auf<br />

Initiative des Grafen von Toulouse Raimund<br />

VII., die bastides alphonsines, angestoßen von<br />

Alfons von Poitiers, und die bastides royales,<br />

die von den Kapetinger- und Plantagenets-<br />

Königen ins Leben gerufen wurden.<br />

Raimund VII. war der erste, der nach der<br />

Niederlage der Grafen von Toulouse gegen<br />

die Albigenser seine Untertanen vom Jahre<br />

1222 an in Städten ansiedelte, die völlig<br />

neuartig waren. Er allein stand hinter dem<br />

Bau von rund 40 Bastiden, die sich zwischen<br />

Toulouse und Albi erstreckten. Alfons von<br />

Poitiers, der zugleich Graf von Toulouse war,<br />

führte das Werk fort und gründete zwischen<br />

1249 und 1271 fast 50 weitere Bastiden. Außerdem<br />

legte er als erster feste Regeln für die<br />

Gründung dieser Städte fest. Die Errichtungen<br />

von Bastiden professionalisierte sich.<br />

Was wiederum die königlichen Bastiden<br />

angeht, so ist ihre Geschichte stark mit der<br />

Rivalität zwischen den Dynastien der Kapetinger<br />

und der Plantagenets verbunden, die<br />

die Entwicklung des französischen Südwestens<br />

prägte. Jede Seite ließ in den Jahren von<br />

1271 bis 1373 rund 50 Bastiden errichten,<br />

um jeweils die eigene Macht unter Beweis zu<br />

stellen. Die Kapetinger bauten dabei im Hinterland<br />

der Gascogne und die Plantagenets<br />

auf einem Streifen zwischen dem Bordelais<br />

und dem Baskenland.<br />

Bei den Errichtungen der Bastiden ging<br />

es aber nicht nur um die Demonstration der<br />

eigenen Macht. Die neuen Städte als administrative,<br />

steuerliche und juristische Körperschaft<br />

machten es den Herrschenden auch<br />

einfacher, das eigene Territorium zu verwalten.<br />

Hinter ihrer Gründung und Entwicklung<br />

verbarg sich ein ausgeklügeltes Konzept.<br />

Zunächst einmal bedurfte es eines Gründungsaktes.<br />

Die Prozeduren erinnern in ihrer<br />

Ausgereiftheit durchaus an heutige Zeiten.<br />

Wenn der Gründer einer Bastide, etwa ein<br />

Graf oder König, bereits im Besitz der dafür<br />

notwendigen Grundstücke war, konnte die<br />

neue Stadt ohne weiteren Gründungsakt in<br />

die Höhe wachsen. Wenn ihm dafür jedoch<br />

die notwendigen Flächen fehlten, musste er<br />

diese erst käuflich erwerben oder – was ein<br />

Novum zur damaligen Zeit war – sich durch<br />

eine Art Erbbauvertrag die Rechte an den<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Südwesten<br />

Oben und unten links: Markthalle von<br />

Villeréal. Links: In der Kirche von Villeréal.<br />

Unten rechts: Statue an der Außenfassade<br />

der Kirche Saint-Dominique in Monpazier.<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Grundstücken sichern. Nicht selten gehörten<br />

diese Klöstern. In den Verträgen wurde genau<br />

festgelegt, welche Rechte und Pflichten<br />

jede Seite hatte und wie der erhoffte Ertrag<br />

Der Marktplatz als Herz der Bastide<br />

Der Marktplatz bildete das Herz jeder Bastide. Seine Form und Ausgestaltung<br />

war aber durchaus unterschiedlich.<br />

aufgeteilt werden sollte.<br />

Besonders innovativ für die damalige Zeit<br />

war der Gedanke, dass jemand zwar die Entwicklung<br />

eines Stückes Land voranbrachte<br />

und auch für die spätere Verwaltung und<br />

Den typischsten Grund -<br />

riss findet man zum<br />

B e i s p i e l i n M o nf l a n -<br />

quin im De parte ment<br />

Sicherheit der Bewohner aufkam, jemand Lot-et-Ga ronne. Die<br />

anderes dafür aber Grund und Boden zur Platz mitte ist eine<br />

Verfügung stellte und auf einen Teil möglicher<br />

Einnahmen verzichtete. Es war das erste<br />

große Frei fläche, auf<br />

der die Händ ler ihre<br />

Mal, dass ein solches Konzept, das man heute<br />

Stän de auf bau en<br />

in ähnlicher Form aus dem Erbbaurecht<br />

kennt, formalisiert und rechtlich abgesichert<br />

wurde.<br />

Waren die Grundstücksfragen geklärt,<br />

konnten. Ar ka den gänge<br />

um den Platz herum<br />

sorgten bei Regen<br />

für Schutz.<br />

konnte mit dem eigentlichen Bau begonnen<br />

werden. Meist errichtete man die Bastiden<br />

um etwas bereits Existierendes, zum Beispiel<br />

In Monpazier, ebenfalls<br />

im Departement<br />

eine Häuseransammlung, eine Kirche, einen Lot-et-Garonne, wird<br />

Hafen oder einen Handelsweg. Dabei war es<br />

durchaus möglich, dass eine neue Stadt nicht<br />

im Tal, sondern auf einem Hügel gebaut<br />

wurde. Berühmtes Beispiel ist das malerische<br />

Cordes-sur-Ciel im Departement Tarn.<br />

der Markplatz noch<br />

durch eine einfache<br />

Überdachung, die als<br />

Markthalle fungierte,<br />

ergänzt.<br />

Beliebt waren auch Lagen an Flüssen, etwa<br />

Domme im Departement Dordogne.<br />

Damit eine Bastide aber zum Erfolg<br />

In Villeréal im gleichen<br />

Departement ist die<br />

wurde, bedurfte es nicht nur dem Bau von Markthalle größer.<br />

Häusern. Schon damals musste man sich vor<br />

und bei der Errichtung überlegen, wie man<br />

die zukünftigen Bewohner anziehen konnte.<br />

In gewisser Weise war es der Beginn der Immobilienprojektentwicklung<br />

und des Immobilienmarketings.<br />

Als erste Bewohner ließen sich meist<br />

Bauern aus der Umgebung gewinnen, die<br />

von den Arbeiten hörten und sich durch den<br />

Wunsch nach einem besseren Leben angezogen<br />

Außerdem ist das Haus<br />

des Konsuls integraler<br />

Bestandteil. Man erreicht<br />

es durch eine<br />

Trep pe von der Halle<br />

aus. Heute befindet<br />

sich in den Räumen<br />

der erste assoziative<br />

Radiosender des Departe<br />

ments, Radio 4.<br />

fühlten. Die Bastiden verfügten zudem<br />

über gewisse Vorteile. So wurden Adlige<br />

und Kirchenmänner nicht zugelassen, um<br />

keine juristischen Ungleichgewichte im Stadtgefüge entstehen<br />

zu lassen. Eine immense Neuerung zu dieser Zeit.<br />

Außerdem gab es eine professionelle Struktur zur inneren<br />

Verwaltung. Ein lokaler Repräsentant des Gründers<br />

der Bastide (le bayle) kümmerte sich um die Wohnhäuser<br />

und die öffentlichen Gebäude. Unterstützt wurde er von<br />

Konsuln, die sich ebenfalls um Gebäude sowie die Straßen<br />

kümmerten. Dieser Ansatz unterschied sich von den<br />

Siedlungen davor, wo jeder auf sich alleine gestellt war. Es<br />

entstand eine Art Gemeinwesen.<br />

Wenn dies noch nicht ausreichte, eine Bastide attraktiv<br />

genug zu machen, konnten weitere Maßnahmen eingeleitet<br />

werden. So durfte der Gründer eine Charta der Sitten und<br />

Bräuche erlassen, die zum Beispiel die individuelle Freiheit<br />

und den Schutz des Eigentums garantierten, was im Mittelalter<br />

keine Selbstverständlichkeit war. Er konnte genau festlegen,<br />

welche Befugnisse sein Statthalter und die Konsuln<br />

besaßen, ein Justizsystem entwickeln, das die am meisten<br />

verbreiteten Straftaten sanktionierte, oder wirtschaftliche<br />

Privilegien einräumen, etwa Nutzungsrechte an Wäldern<br />

oder Lizenzen zum Abhalten von Märkten und Kirmessen.<br />

Zudem durfte er die Höhe der Besteuerung bestimmen.<br />

Für die Menschen im Mittelalter waren die Bastiden<br />

deshalb ein Quantensprung in der Verbesserung ihres All-<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 53


UNTERWEGS IN FRANKREICH Südwesten<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Cherbourg-<br />

Octeville<br />

tags. Sie bekamen mehr Sicherheit und eine<br />

bessere Lebensqualität. Durch die Professionalisierung<br />

des Städtebaus wurde zudem<br />

die wirtschaftliche Entwicklung gefördert,<br />

da die Bedürfnisse des Handels schon beim<br />

Stadt. Die große Freifläche in der Platzmitte<br />

erlaubte das Aufstellen zahlreicher Stände.<br />

Rennes<br />

Quimper<br />

D768<br />

Die umliegenden Arkaden ermöglichten das<br />

Abhalten von Märkten bei widrigen N24 Wetterverhältnissen.<br />

Wohlhabende Lorient Bastiden besa-<br />

N165/E60<br />

Vannes<br />

ßen meist sogar Markthallen. An alles war<br />

gedacht.<br />

Mehr Übersichtlichkeit N165/E60<br />

Quiberon<br />

brachte zudem<br />

ein durchdachtes Grundmuster anstelle La Bauledes<br />

sonst üblichen Wildwuchses. Zwar sieht<br />

keine Bastide aus wie die andere, dieselben<br />

Grundstrukturen lassen sich aber fast überall<br />

erkennen.<br />

Sehr verbreitet war das aquitanische<br />

Modell. Es handelte sich dabei um eine achteckige<br />

Grundform der Stadt. Die Hauptstraßen<br />

(charretières) führten zum Hauptplatz.<br />

Linke Seite oben: Rathaus von Villeréal.<br />

Unten: Gasse und Marktplatz von Monpazier.<br />

St. Nazaire<br />

Ergänzt<br />

wurden<br />

sie durch Sekun-<br />

Saint-Lô<br />

därstraßen (traversières),<br />

die zwar<br />

A84/E401<br />

schmaler waren,<br />

Lannion<br />

Dinard Saint-Malo<br />

Bau berücksichtigt werden konnten. Dies aber immer Avranches noch<br />

N12/E50<br />

kann man bis heute bei einem Besuch einer<br />

le Mont-Saint-Michel<br />

N176/E401 genug Platz für<br />

Brest<br />

Saint-Brieuc<br />

Bastide erkennen: Der Markplatz ist fast immer<br />

von zentraler Bedeutung innerhalb<br />

Karren<br />

A84ließen. Da-<br />

Dinan<br />

N12/E50<br />

der<br />

N164<br />

nach folgten Gassen<br />

(carrerots), die<br />

nur für Fußgänger<br />

gedacht waren,<br />

und ganz kleine<br />

Durchgänge, die<br />

die Häuser voneinander<br />

trennten<br />

(andrones). Beispiele<br />

dieses A11/E60 Modells<br />

Le Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

A29/E44<br />

Caen A13/E46<br />

Welche Bastiden<br />

A28/E402sollte<br />

Angers A86/E60<br />

A10/E5<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

die eine oder andere Lehre für die Stadtentwicklung<br />

selbst heute daraus Poitiers A83<br />

ziehen.<br />

beherbergt auch das lohnenswerte Musée des<br />

A11/E50 A10/E5<br />

Bastides. Im Anschluss lassen sich einige schöne<br />

Najac weiter östlich einen Besuch abstatten.<br />

A71/E9<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

Rouen<br />

man besichtigen?<br />

A10/E5-E60<br />

Beauvais<br />

Wenn man alle noch erhaltenen Bastiden A13/E5 im<br />

Südwesten Frankreichs besichtigen will, braucht<br />

man Wochen. Wer einen guten Eindruck von<br />

diesen mittelalterlichen Städten gewinnen<br />

will, sollte in Monflanquin beginnen. Der Ort ist<br />

Chartres<br />

Alençon nicht nur ein sehenswertes Beispiel, sondern<br />

A85<br />

A16<br />

Villeréal, Le Monpazier Mans und Domme. Wer noch<br />

Orléans<br />

mehr Zeit hat, sollte auch Cordes-sur-Ciel und<br />

Tours<br />

sind Domme, Beaumont-du-Périgord, Castillonnès,<br />

Nantes Molières, Monpazier oder Monflanquin.<br />

A87<br />

Azay-le-Rideau<br />

A83<br />

Cholet<br />

Unterm Strich lässt sich also sagen, dass<br />

die Bastiden vom Konzept und den sozialen<br />

Ambitionen her selbst in heutiger Zeit noch<br />

äußerst modern wirken. Sicherlich ließe sich<br />

Außerdem sind die Bastiden sehenswerte<br />

Niort<br />

Zeugnisse einer Epoche, die gar nicht so<br />

N11/E601<br />

dunkel und düster war, wie gemeinhin gedacht<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

wird.<br />

Bastiden in der Umgebung entdecken, etwa<br />

PARIS<br />

A71/E11<br />

A1/E<br />

S<br />

Bourg<br />

Mo<br />

Limoges<br />

<br />

Den Südwesten Frankreichs erreicht<br />

man aus dem deutschsprachigen<br />

Raum entweder über Lyon, Clermont-<br />

Ferrand, Brive-la-Gaillarde oder über<br />

Lyon und entlang des Mittelmeers.<br />

Wer mehr Zeit hat, kann das Land<br />

auch per Landstraße in Richtung<br />

Südwesten durchqueren, etwa von<br />

Lyon über Le Puy-en-Velay, Rodez und<br />

Albi. Monflanquin, Villeréal, Monpazier<br />

und Domme liegen nordwestlich von<br />

Montauban, Cordes-sur-Ciel und Najac<br />

östlich.<br />

Monflanquin…<br />

… Berlin 1.687 km<br />

… Köln 1.118 km<br />

… Wien 1.888 km<br />

… Hamburg 1.535 km<br />

… München 1.244 km<br />

… Zürich 938 km<br />

Hossegor<br />

Die nächsten großen Flughäfen sind in<br />

Bordeaux und Toulouse. Nach Toulouse Biarritz Bayonne<br />

Hendaye<br />

Sare<br />

Donostia-<br />

S. Sebastian<br />

Pamplona<br />

gibt es diverse Direktflüge aus dem<br />

deutschsprachigen Raum, etwa mit<br />

Air France ab Hamburg, mit Lufthansa<br />

Montalivet<br />

ab Frankfurt a.M. und München, mit Olt<br />

Express ab Bremen sowie mit TwinJet<br />

und EasyJet ab Basel/Mulhouse.<br />

Manche Le PorgeBastiden sind ans Zugnetz<br />

angeschlossen, andere Bordeaux nicht. Für<br />

eine Cap-Ferret Rundtour ist ein Auto daher fast<br />

unabdingbar.<br />

<br />

Musée des Bastides<br />

Place Mimizan des Arcades<br />

47150 Monflanquin<br />

Telefon: +33 E5-E70/A63 (0)5 53 36 40 19<br />

www.monflanquin-museedesbastides.<br />

jimdo.com<br />

France<br />

A64/E80<br />

Pau<br />

E5/A10<br />

Angoulême<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Bergerac<br />

Villeréal<br />

A52/E72<br />

Villeneuve-s-Lot<br />

A20/E9<br />

Monflanquin<br />

Brive-la-<br />

Gaillarde<br />

Domme<br />

Monpazier<br />

Montauban<br />

A89/E70<br />

Najac<br />

Cordes-sur-Ciel<br />

Toulouse<br />

A81/E80<br />

Carcassonne<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 55<br />

Limoux<br />

le<br />

Na


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

Le Grand Balcon<br />

Design-Hotel mit Originalzimmer von Antoine de Saint-Exupéry<br />

Khair Okda sieht man sofort an, dass er ein glücklicher<br />

Mann ist. Nach einem Anglistikstudium<br />

an der Sorbonne und ersten Erfahrungen in der<br />

Hotelbranche in Häusern der Accor-Gruppe, insbesondere<br />

im Sofitel Versailles, ist der Literatur- und<br />

Geschichtsbegeisterte heute Direktor des Grand Balcon<br />

Hôtel, das sich im Herzen von Toulouse an der<br />

berühmten Place du Capitole befindet. Für ihn ist es<br />

der ideale Arbeitsplatz, verbindet dieses legendäre<br />

Hotel doch auf einzigartige Weise seine Leidenschaft<br />

zu Literatur und Geschichte mit der Hotellerie.<br />

Le Grand Balcon Hôtel ist nämlich mehr als<br />

ein gewöhnlicher Beherbergungsbetrieb. Es ist ein<br />

Haus mit Geschichte, ein Haus voller Anekdoten<br />

aus vergangenen Zeiten. Denn in den 1920er-Jahren<br />

schliefen in dem Hotel die ersten<br />

französischen Helden der Luftfahrt,<br />

die Piloten der Aéropostale, der<br />

Luftpostfliegerei. Darunter illustre<br />

Persönlichkeiten wie Jean Mermoz<br />

und Antoine de Saint-Exupéry.<br />

Das Design des 2005 komplett<br />

erneuerten Hotels nimmt bis heute<br />

Bezug auf diese besondere Vergangenheit.<br />

So erwartet einen hinter dem Hoteleingang<br />

keine Rezeption mit einem klassischen Tresen.<br />

Vielmehr stehen zwei silberfarbene zylindrische<br />

Check-in-Säulen im Flur, die an Check-in-Schalter<br />

an Flughäfen erinnern. Auf dem Fußboden liegen<br />

noch Originalfliesen von früher, die einen schönen<br />

Kontrast zu den modernen Designelementen des<br />

heutigen Eingangsbereichs bilden. « Tradition trifft<br />

Moderne » gilt auch für ein Möbelstück hinter den<br />

Check-in-Säulen: Es ist das Schlüsselbord der einstigen<br />

Pension. In diesem Umfeld erwartet man fast,<br />

eine Bordkarte und keinen magnetischen Zimmerschlüssel<br />

überreicht zu bekommen.<br />

Während das Personal noch mit den Formalitäten<br />

beschäftigt ist, sticht zur linken Seite eine Bar ins<br />

Auge. Ihre Form erinnert an ein Flugzeugcockpit.<br />

An den Wänden hängen in schwarz-weiß gehaltene<br />

Porträts von drei legendären Piloten der Aéropostale:<br />

Henri Guillaumet, Jean Mermoz und Antoine de<br />

Saint-Exupéry, dem Erfinder des « kleinen Prinzen ».<br />

Alle drei nächtigten während ihrer dienstlichen Reisen<br />

in dieser Herberge, die damals noch als die « Pension<br />

de Famille des Sœurs Marquès » bekannt war.<br />

62 Zimmer besaß die Pension früher. Hinsichtlich<br />

der Belegung gab es eine feste Hierarchie: Die<br />

ersten beiden Etagen waren für die Piloten reserviert.<br />

In der dritten Etage, die wegen der niedrigeren<br />

Decken den Spitznamen « Hühnerstall » trug,<br />

logierten die Mechaniker. Heute ist das natürlich<br />

nicht mehr so.<br />

2005 hat Gilles Douillard, Präsident einer kleinen<br />

Hotelgruppe, entschieden, das Hotel einer Gene-<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


alüberholung zu unterziehen. Lannion Um das altersmüde DinardSaint-Malo<br />

Avranches<br />

Gebäude aus dem 19. Jahrhundert<br />

N12/E50<br />

an die Bedürfnisse<br />

Brest<br />

le Mont-Saint-Michel<br />

eines 5-Sterne-Hotels im 21. Jahrhundert Saint-Brieuc anzupassen,<br />

schlug man einen radikalen Weg ein. Bis auf Dinan<br />

N176/E401<br />

N12/E50<br />

A84<br />

die Fassade, einen Fahrstuhl und ein Zimmer wurde<br />

N164<br />

Ile de Sein<br />

das Hotel komplett neu gebaut. Geplant wurde das<br />

Ganze vom Architekten Quimper Philippe Nuel. Khair Okda<br />

D768<br />

Pointe<br />

beaufsichtigte du Raz die zwei Jahre andauernden Arbeiten.<br />

N165/E60<br />

N24<br />

Anstatt der einstigen 62 Zimmer richtete man nun<br />

nur noch <strong>42</strong> Doppelzimmer und Lorient fünf Suiten ein.<br />

Vannes<br />

Ein Zimmer hat den Umbau allerdings überlebt.<br />

N165/E60<br />

Es ist das Zimmer mit der Nummer 32. Es steht unter<br />

Quiberon<br />

Denkmalschutz, da in ihm früher Antoine de Saint-<br />

Exupéry übernachtete. Gleiches gilt für einen alten<br />

La Baule<br />

Holzfahrstuhl, der unverändert funktionstüchtig,<br />

allerdings nicht mehr in Gebrauch ist, da er die modernen<br />

Sicherheitsanforderungen nicht mehr erfüllt.<br />

Auch er wurde erhalten. Beides war eine bauliche und<br />

architektonische Herausforderung, die man aber mit<br />

Bravour meisterte.<br />

Während man heute in fast allen Zimmern des<br />

Hotels in einem Dekor aus modernem Design wohnt,<br />

kann man in Zimmer 32 dem Charme vergangener<br />

Zeiten nachspüren. Alles wirkt so, als habe sich seit<br />

der Zeit von Antoine de Saint-Exupéry nichts verändert.<br />

Vor einem Fenster mit Blick auf die Place<br />

du Capitole steht ein kleiner Schreibtisch, an dem<br />

der Autor einige seiner berühmten Zeilen verfasste.<br />

Wenn man in diesem Zimmer übernachten will,<br />

muss man aber nicht auf modernen Komfort verzichten.<br />

Die Matratzen und Zudecken sind neu und in<br />

einem angrenzenden Raum wurde ein modernes Badezimmer<br />

eingerichtet.<br />

Die anderen Zimmer im Hotel sind in vier Kategorien<br />

eingeteilt: « cosy », « classique », « privilège »<br />

und « deluxe ». Auf einer Wand im Zimmer ist jeweils<br />

ein Himmel mit Wolken gemalt, was Fernweh weckt<br />

und an die einstige Verbundenheit des Hauses mit der<br />

Fliegerei erinnert. Der Stil ist insgesamt so, wie man<br />

es von einem Design-Hotel erwarten darf. Die technische<br />

Ausstattung mit WLAN, Flachbildschirm<br />

und iPod-Docking-Station ist auf der Höhe der Zeit.<br />

In jedem Zimmer liegt zudem eine kleine Broschüre<br />

über das Hotel aus. Aufwendig gestaltet und<br />

illustriert, erzählt sie von der besonderen Vergangenheit<br />

und Atmosphäre des Hauses. Außerdem wird<br />

das Personal mit Bildern und Namen vorgestellt, was<br />

woanders keine Selbstverständlichkeit ist. Ihr Lächeln<br />

erinnert an das Lächeln von Jean Mermoz auf<br />

dem Porträt in der Bar im Erdgeschoss. Wahrscheinlich<br />

sind sie auch stolz darauf, in einem solch außer-<br />

St. Nazaire<br />

Hossegor<br />

Biarritz<br />

Hendaye<br />

gewöhnlichen Hotel arbeiten zu dürfen. Gemeinsam<br />

mit ihrem Direktor haben sie jedenfalls einen Ort geschaffen,<br />

an dem sich Antoine de Saint-Exupéry und<br />

sein « kleiner Prinz » auch heute noch wohl fühlen<br />

würden. Eine schöne Erfolgsgeschichte.<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Donostia-<br />

S. Sebastian<br />

Pamplona<br />

Rennes<br />

Montalivet<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

Mimizan<br />

A83<br />

A11/E60<br />

Spanien<br />

Caen<br />

Saint-Lô<br />

A84/E401<br />

A87<br />

A83<br />

N11/E601 Niort<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

Angers<br />

France<br />

E5/A10<br />

<br />

Le Grand Balcon<br />

E5-E70/A63<br />

8 & 10, rue Romiguières<br />

Bayonne <br />

www.grandbalconhotel.com<br />

Sare<br />

Nantes<br />

Clisson<br />

Bordeaux<br />

31000 Toulouse<br />

Cholet<br />

Pau<br />

Alençon<br />

A11/E501<br />

A13/E46<br />

Le Mans<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Poitiers<br />

Saint-Maixent-l’Ecole<br />

Telefon: +33 (0)5 34 25 44 09<br />

<br />

DZ ab 160 Euro<br />

<br />

47 Zimmer, WLAN<br />

A28/E402<br />

A10/E5<br />

A89/E70<br />

A28/E502<br />

Tours<br />

Angoulême<br />

A64/E80<br />

A13/E5<br />

Evreux<br />

Rolleboise<br />

Dreux<br />

A11/E50<br />

A10/E5-E60<br />

Chartres<br />

Chenonceau<br />

A52/E72<br />

A85<br />

A20/E9<br />

Andorra<br />

A10/E5<br />

A81/E80<br />

Versaille<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

Bouges-le-Château<br />

Limoges<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 57<br />

Toulouse<br />

Orle<br />

A71<br />

Fr


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />

ORANGE<br />

Das südfranzösische Orange im Departement Vaucluse ist mit seinen<br />

30.000 Einwohnern nicht besonders groß, macht aber dennoch viel von<br />

sich reden. Zuallererst wegen des beeindruckenden architektonischen<br />

Erbes: Ein antikes Amphitheater, das viele als das am besten erhaltene<br />

aus römischer Zeit ansehen, und ein restaurierter Triumphbogen lohnen<br />

definitiv einen Besuch. Dann wegen des kulturellen Angebots: Jedes<br />

Jahr findet mit den « Chorégies d’Orange » eines der wichtigsten<br />

französischen Festivals der Oper und der klassischen Musik statt.<br />

Schließlich wegen der Politik: 1995 wurde in dieser Stadt als in einer<br />

der ersten im Land ein Politiker des rechtsextremen Front National<br />

zum Bürgermeister gewählt, was bis heute für landesweite<br />

Schlagzeilen sorgt. Sollte man Orange aus diesem letzten<br />

Grund boykottieren? Sicherlich nicht. Die alten Steine in der<br />

Stadt erinnern daran, dass man immer neugierig bleiben<br />

soll und sich manche Ereignisse im Angesicht einer<br />

Jahrtausende alten Geschichte relativieren.<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


EINE STADT<br />

SPIELT THEATER<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />

Links und rechts:<br />

Außenfassade des<br />

Amphitheaters<br />

von Orange.<br />

S. 58/59: Bühne und<br />

Zuschauerraum<br />

des Theaters. Seit<br />

2006 wird die<br />

Bühnenwand durch<br />

ein 200 Tonnen<br />

schweres Glasdach<br />

geschützt, das 32<br />

Meter über der<br />

Bühne schwebt. Da<br />

die menschliche<br />

Stimme nur 25<br />

Meter und Gesang<br />

nur 27 Meter hoch<br />

steigen, wird die<br />

Akustik dadurch<br />

nicht beeinträchtigt.<br />

Wenn man sich für Orange interessiert, gerade als<br />

Journalist, wird man um die jüngere Geschichte<br />

der Stadt nicht herumkommen. Selbst wenn man<br />

einen rein touristischen Artikel plant, wird man irgendwann<br />

mit der Frage nach den politischen Verhältnissen konfrontiert,<br />

spätestens in einem der Gespräche vor Ort. Denn seit<br />

1995 ist das Tor zur Provence trotz aller Beschaulichkeit<br />

keine Stadt mehr wie jede andere. In dem Jahr schaffte es<br />

der Front National – wie in Toulon und Marignane bei Marseille<br />

–, mit Jacques Bompard die Kommunalwahlen zu gewinnen<br />

und den Bürgermeister zu stellen. Eine traurige<br />

Premiere im Land der Menschenrechte. Die rechtsextreme<br />

Partei, die über Jahrzehnte von Jean-Marie Le Pen geführt<br />

wurde und an dessen Spitze heute seine Tochter Marine<br />

steht, frohlockte. Der Blick von außen auf Orange veränderte<br />

sich.<br />

Noch verstärkt hat sich dieses fragwürdige Image, als<br />

klar wurde, dass die Wahl kein einmaliger « Unfall » der<br />

Demokratie gewesen war. Denn Jacques Bompard wurde<br />

seitdem zweimal von den Bewohnern von Orange in seinem<br />

Amt bestätigt, 2001 und 2008, und regiert bis heute<br />

die Stadt. Bei den Parlamentswahlen im Juni gelang es ihm<br />

sogar, zusätzlich einen Sitz in der Nationalversammlung<br />

in Paris zu ergattern, wo er den vierten Wahlbezirk des<br />

Departements Vaucluse vertritt. Dies zeigt, wie sehr der<br />

Bürgermeister von vielen Menschen auch jenseits der Stadtgrenzen<br />

geschätzt wird. Zwar hat der Politiker zwischenzeitlich<br />

den Front National offiziell verlassen und seine<br />

eigene Partei gegründet, die Ligue du Sud, doch diese hat<br />

eine nicht weniger rechtspopulistische Partei zum Vorbild,<br />

die italienische Lega Nord.<br />

Viele französische Medien haben deshalb lange Zeit<br />

Orange « boykottiert » bzw. sich primär mit diesen politischen<br />

Aspekten befasst. So wurde die alljährliche Berichterstattung<br />

über das in der Stadt stattfindende Opernfestival<br />

« Chorégies » regelmäßig zum Anlass genommen, sich vor<br />

allem mit der politischen Ausrichtung der Stadt zu beschäftigen.<br />

Erst seit ein paar Jahren verändert sich der mediale<br />

Blick wieder langsam, da man allseits festgestellt hat, dass<br />

die neuen Machthaber das Leben in Orange glücklicherweise<br />

nicht grundlegend verändern konnten.<br />

Wenn es selbstverständlich wichtig ist, die Geschehnisse<br />

seit 1995 im Kopf zu haben und gegen diesen Rechtsruck<br />

zu kämpfen, so darf man auch nicht vergessen, dass Orange<br />

auf eine über zwei Jahrtausende alte Geschichte zurückblickt.<br />

Das einstige Arausio wurde bereits 103 vor Christi<br />

Geburt zum ersten Mal erwähnt. Eine kleine Ewigkeit, in<br />

der die Stadt schon so manche Katastrophe überlebte und<br />

Widerstände überwand. Es wird den aktuellen Bürgermeister<br />

nicht freuen, doch es ist zu vermuten, dass auch seine<br />

Amtszeit irgendwann überwunden ist und Orange wieder<br />

zu einer ganz « normalen » Stadt des Südens wird. Die bis-<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


herigen 17 Jahre von Jacques Bompard werden dann zwar<br />

ein trauriges, aber lächerlich kurzes Intermezzo im Geschichtsbuch<br />

der Stadt sein. Deshalb sollte man auch nicht<br />

zögern, der Kleinstadt einen Besuch abzustatten.<br />

EIN ANTIKES THEATER<br />

IN BESTEM ZUSTAND<br />

Denn mit dem antiken Amphitheater der Römer besitzt<br />

Orange eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Wenn man<br />

sich beim ersten Besuch in der Stadt von seinem Navigationsgerät<br />

zu dem Theater leiten lässt, könnte man sein Ziel<br />

fast verfehlen. Denn anders als etwa in Nîmes, wo die antike<br />

Arena auf einem großen Platz steht, auf den die Straßen<br />

sternförmig zuführen, wirkt die 103 Meter lange und 37<br />

Meter hohe Außenfassade des Amphitheaters entlang der<br />

Rue Madeleine Roch fast wie die gewöhnliche Fassade eines<br />

Häuserblocks, gerade wenn sie im Schatten des grellen<br />

Sonnenlichtes liegt. Erst auf den zweiten Blick realisiert<br />

man, dass diese monumentale, 1,80 Meter dicke Fassade<br />

Teil eines einzigartigen architektonischen Erbes aus römischer<br />

Zeit ist.<br />

Für die Römer waren solche Arenen mehr als nur ein<br />

Ort des Amüsements. Vielmehr versteckte sich hinter ihrem<br />

Bau ein politisches Instrument, konnten die Römer<br />

durch die Theater in ihrem großen Reich doch ihre eigene<br />

Kultur propagieren und gleichzeitig die einheimische Bevölkerung<br />

belustigen, damit diese erst gar nicht auf die Idee<br />

kam zu revoltieren.<br />

Die römische Geschichte von Orange begann 35 vor<br />

Christi Geburt. Legionäre suchten in der Gegend nach<br />

einem geeigneten Platz für den Bau einer Stadt. Selbstverständlich<br />

sollte das Herzstück dieser neuen Siedlung<br />

ein Amphitheater sein. An der Stelle des heutigen Orange<br />

fanden sie einen idealen Standort dafür, den Hügel Saint-<br />

Eutrope. Er würde den Bau der Zuschauertribünen erleichtern.<br />

Man musste nur noch zur Ebene hin die Theaterbühne<br />

errichten und schon war ein Amphitheater fertig. So entwickelte<br />

sich unter Kaiser Augustus die neue Stadt Arausio in<br />

rasanter Geschwindigkeit.<br />

2.000 JAHREN SPÄTER WIRD<br />

DIE BÜHNE NOCH BESPIELT<br />

Was heute besonders beeindruckend ist, wenn man vor<br />

dem Theater steht und die Eintrittskarte für eine Besichtigung<br />

kauft, ist die Tatsache, dass das grandiose Bauwerk<br />

wieder die gleiche Bestimmung hat wie früher und erneut<br />

als Theater fungiert. Unweigerlich fühlt man sich, in Anbetracht<br />

der langen Historie und der monumentalen Ausmaße<br />

des Gebäudes, plötzlich selbst ganz klein und unbedeutend.<br />

Ein Gefühl, das nicht schwächer wird, wenn man auf der<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />

Oben: Statue vor<br />

dem Amphitheater.<br />

Mitte: Museum über<br />

die Antike. Unten:<br />

Der Triumphbogen<br />

von Orange.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


anderen Seite des Eingangs das Innere der<br />

Anlage erkundet.<br />

Zwar hinterließen 2.000 Jahre Geschichte<br />

ihre Spuren. Die ursprünglichen<br />

Marmorverzierungen und Mosaike fielen<br />

Plünderungen und Zerstörungen zum<br />

Opfer, so dass das Theater heute sehr viel<br />

schlichter wirkt als zur römischen Zeit.<br />

Dies hat aber nichts an der Großartigkeit<br />

des Bauwerkes geändert, das mit seiner<br />

großen Bühne, der monumentalen Bühnenwand<br />

und den riesigen Zuschauerrängen<br />

fasziniert. Eine 3,55 Meter hohe<br />

Augustus-Statue wirkt von den oberen<br />

Plätzen geradezu winzig, was einem verdeutlicht,<br />

welche Ausmaße diese Arena<br />

besitzt, die früher bis zu 10.000 Zuschauer<br />

fasste.<br />

In Zeiten, in denen viele Menschen<br />

einen Großteil ihrer Freizeit vor dem<br />

Fernseher verbringen, wobei sie die Wahl<br />

zwischen unzähligen Programmen haben,<br />

kann man es sich nur schwer vorstellen,<br />

aber als zu römischer Zeit eine Aufführung<br />

im Amphitheater gegeben wurde,<br />

versuchte die ganze Stadt, einen Platz<br />

dafür zu ergattern. Die Händler schlossen<br />

ihre Läden und jeder machte sich auf dem<br />

Weg zur Arena. Anders als sonst im öffentlichen<br />

Leben durften auch Frauen die<br />

Vorführungen besuchen.<br />

Gezeigt wurden recht unterschiedliche<br />

Spektakel. So gab es Parodien über<br />

das private und politische Leben, Dialoge<br />

zwischen Schauspielern, Tanz- und Gesangsdarbietungen<br />

oder Theaterstücke,<br />

die der italienischen Commedia dell’arte<br />

ähnelten und bei denen die immer gleichen<br />

vier maskierten Figuren auftraten.<br />

EIN THEATER ALS<br />

SPIEGELBILD<br />

DER GESELLSCHAFT<br />

Der Eintritt zu den Spektakeln war<br />

für jedermann kostenlos. Bei der Sitzordnung<br />

gab es aber feste Regeln. Direkt<br />

vor der Bühne nahmen auf Stühlen die<br />

wichtigsten militärischen und zivilen Persönlichkeiten<br />

Platz. Dahinter, getrennt<br />

durch eine kleine Mauer, saßen in den<br />

ersten Zuschauerreihen die Mitglieder<br />

des Reitercorps. Etwas weiter höher waren<br />

Plätze für die Magistraten sowie die<br />

Künstler und Händler, die im Ort eine bedeutende<br />

Rolle spielten, reserviert. Ihnen<br />

folgten die normalen Bürger. Ganz oben,<br />

auf den letzten Plätzen, saßen schließlich<br />

die Randgruppen der Gesellschaft, etwa<br />

Prostituierte, Bettler und Ausländer. Die<br />

Zugänge waren dafür nach einem so ausgeklügelten<br />

System gebaut, dass sich die<br />

einzelnen Gruppen niemals über den Weg<br />

laufen mussten. So spiegelte der Zuschauerraum<br />

perfekt die hierarchischen Strukturen<br />

der römischen Zeit wider.<br />

Um die einstige Atmosphäre heute<br />

besser nachempfinden zu können, besteht<br />

während einer Besichtigung die Möglichkeit,<br />

einen kurzen Film über die damalige<br />

Zeit zu sehen. Dabei erfährt man nicht nur<br />

viel über das Leben im Römischen Reich<br />

und die politische Bedeutung der Amphitheater,<br />

sondern sieht auch die schönsten<br />

Ausschnitte des Festivals « Chorégies »,<br />

das dieser Tage Besucher in die Arena<br />

lockt. Außerdem lässt in weiteren Räumen<br />

das Multimediaspektakel « Les Fantômes<br />

du théâtre » mit optischen Effekten, Videoprojektionen<br />

und Musikausschnitten<br />

Theaterfiguren aus der Antike bis heute<br />

lebendig werden. Kinder und Erwachsene<br />

sind gleichermaßen von dieser Ausstellung<br />

begeistert.<br />

Allerdings sollte man dabei nicht vergessen,<br />

dass das römische Spektakel nicht<br />

immer nur ein Ort der harmlosen Belustigung<br />

war. So wie das Römische Reich<br />

irgendwann seine Blütezeit hinter sich<br />

hatte, veränderte sich auch die Kultur in<br />

den Arenen. Das gesprochene Wort verlor<br />

immer mehr an Bedeutung auf der Bühne<br />

und wurde zunehmend durch grausige<br />

Spektakel ersetzt, bei denen zum Beispiel<br />

zu Tode verurteilte Gefangene vor den<br />

Zuschauern vergewaltigt und ermordet<br />

wurden. Als 391 das Christentum zur offiziellen<br />

Religion im Reich ernannt wurde,<br />

setzte die Kirche dem barbarischen<br />

Treiben alsbald ein Ende und erkämpfte<br />

die Schließung der Theater.<br />

EINE WECHSELVOLLE<br />

GESCHICHTE<br />

MIT HAPPY END<br />

Für das antike Theater von Orange begann<br />

ein langer, zeitweise sehr schmerzhafter<br />

Dornröschenschlaf. 412 wurde die<br />

Stadt von den Westgoten überfallen und<br />

geplündert. Das Dach über der Bühne<br />

fiel dabei einem Brand zum Opfer und<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 63


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />

Oben: Multimediaspektakel « Les Fantômes<br />

du théâtre ». Rechts: Augustus-Statue in<br />

der Bühnenwand des Amphitheaters.<br />

Steine der Zuschauertribüne dienten zum Bau von Särgen.<br />

Weitere Plünderungen folgten. Der Marmor, die Mosaike<br />

und auch die normalen Steine des Theaters wurden für den<br />

Bau anderer, privater oder öffentlicher, Gebäude verwendet.<br />

Während der Religionskriege war Orange ein Zentrum<br />

der Reformation. Blutige Massaker zwischen Katholiken<br />

und Protestanten fanden statt und die Bevölkerung suchte<br />

Schutz in der antiken Arena.<br />

1672 eroberte Ludwig XIV. persönlich Orange. Er<br />

nannte die Bühnenwand des Amphitheaters die « schönste<br />

Mauer des Königreiches ». Dies hinderte die Menschen<br />

aber nicht daran, auf den Zuschauerrängen kleine Häuser<br />

zu errichten, um der Enge der Stadt zu entkommen. Während<br />

der Französischen Revolution mussten die Mauern des<br />

Theaters sogar als Gefängnis herhalten. Es schien so, als ob<br />

das Theater von Orange für immer seine kulturelle Bestimmung<br />

verloren hätte.<br />

Es dauerte bis 1825, bis endlich ein großes Restaurierungsprojekt<br />

angeschoben wurde, initiiert von Prosper<br />

Mérimé, dem damaligen Inspektor für die historischen<br />

Monumente im Land. Ab 1902 fanden dann auch wieder<br />

Aufführungen im Amphitheater statt. Das jährliche Festival<br />

« Chorégies » war geboren. Sarah Bernhardt, eine der<br />

berühmtesten französischen Schauspielerinnen des 19. und<br />

frühen 20. Jahrhunderts, hatte 1903 einen legendären Auftritt<br />

in der Arena. 1971 wurde die Organisationsstruktur<br />

des Festivals professionalisiert. Große Namen zog und zieht<br />

es seitdem nach Orange: Barbara Hendrix, Placido Domingo<br />

oder Roberto Alagna, um nur einige zu nennen. Das antike<br />

Theater von Orange hat den Glanz seiner Anfangsjahre<br />

wiedergefunden.<br />

SYMPATHISCHE ALTSTADT<br />

UND SEHENSWERTER<br />

TRIUMPHBOGEN<br />

Doch das Amphitheater ist nicht die einzige Sehenswürdigkeit<br />

von Orange. Wenn man wieder vor dem Eingang<br />

steht, lohnt sich durchaus ein kleiner Abstecher zu<br />

einem Museum, das gegenüber der Arena liegt. Es zeigt<br />

Überbleibsel aus der antiken Zeit. Einer der Höhepunkte<br />

ist ein Grundbuch aus dem 1. Jahrhundert. Es ist eines der<br />

vollständigsten aus der damaligen Epoche.<br />

Außerdem sollte man einen Spaziergang durch die<br />

sich nördlich dem Theater anschließende Innenstadt zum<br />

Triumphbogen von Orange machen. Unterwegs liegen die<br />

sehenswerte Cathédrale de Nazareth sowie schöne Plätze<br />

wie die Place aux Herbes. Der Triumphbogen selbst ist wiederum<br />

ein weiteres einzigartiges Bauwerk aus gallorömischer<br />

Zeit, gebaut im 1. Jahrhundert nach Christi Geburt.<br />

Der Grund für den Bau ist allerdings ungeklärt. Es ist kein<br />

Triumph bekannt, der hier gefeiert wurde. Wahrscheinlich<br />

sollte der Bogen schlicht Augustus ehren.<br />

Zurzeit wird das Umfeld des Triumphbogens, das<br />

städtebaulich bisher ein Randdasein fristete, komplett neu<br />

gestaltet. Nach Abschluss der Arbeiten dürfte der Platz ein<br />

attraktives Tor zur Kleinstadt werden. Orange bereitet sich<br />

auf das nächste Jahrtausend in seiner Geschichte vor. Bleibt<br />

nur noch zu hoffen, dass der Wind der Erneuerung auch im<br />

Rathaus bald für neue Köpfe sorgt.<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


La Rochelle<br />

E5/A10<br />

A71/E11<br />

A6/E15<br />

Genève<br />

et<br />

e<br />

-Port<br />

en<br />

E602/A837<br />

Bordeaux<br />

E5-E70/A63<br />

France<br />

A64/E80<br />

<br />

Aus Deutschland und der Schweiz<br />

erreicht man Orange über die Rhône-<br />

Tal-Autobahn, die man an der Abfahrt<br />

21 verlässt. Aus Österreich ist eine Anreise<br />

entweder über A89/E70 Süddeutschland, die<br />

E5/A10<br />

Schweiz und das Rhône-Tal möglich<br />

A52/E72<br />

Pau<br />

oder via Norditalien und entlang der<br />

Côte d’Azur.<br />

Orange …<br />

… Berlin 1.<strong>42</strong>9 km<br />

… Köln 924 km<br />

… Wien 1.379 km<br />

… Hamburg 1.380 km<br />

… München 938 km<br />

… Zürich 625 km<br />

A65Der nächste Flughafen ist in Avignon. Er<br />

wird aus dem deutschsprachigen Raum<br />

allerdings nicht angeflogen. Auch Air<br />

France hat die Stadt inzwischen aus<br />

ihrem Flugplan gestrichen. Der nächste<br />

Flughafen, den man aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz entweder<br />

direkt oder mit Umsteigen erreicht, ist<br />

Marseille.<br />

Angoulême<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />

Limoges<br />

Der neue TGV von Frankfurt a.M. über<br />

Karls ruhe und Baden-Baden nach Marseille<br />

hält in Avignon. Von dort verkehren<br />

A89/E70<br />

Nahverkehrszüge nach Orange. A75/E11<br />

www.ville-orange.fr Aurillac<br />

www.theatre-antique.com<br />

Office de Tourisme<br />

5, cours Aristide Briand<br />

84100 Orange<br />

Telefon: +33 (0)4 90 34 70 88<br />

Théâtre Antique et Musée d’Orange<br />

Rue Madeleine Roch<br />

84100 Orange<br />

Telefon: +33 (0)4 90 51 17 60<br />

Öffnungszeiten:<br />

Toulouse Sommer 9.00 – 19.00 Uhr,<br />

Winter 9.30 – 16.30 Uhr<br />

Eintrittspreise:<br />

Bézier<br />

9,00 A81/E80 Euro, ermäßigt 7,00 Euro,<br />

Narbonne<br />

Kinder Carcassonne bis 7 Jahre kostenlos<br />

Limoux<br />

LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

France Perpignan<br />

Andorra<br />

Santons: Krippenfiguren aus der Provence<br />

Zu Besuch bei Freunden in der Provence entdeckte<br />

ich letztes Jahr die Santons de Provence. Es war<br />

den kleinsten Botschaftern der Provence.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Weihnachten und die kleinen Tonfiguren<br />

strahlten mich aus einer liebevoll<br />

Viaduc de Garabit<br />

Spanien<br />

gestalteten Krippe an. Als ich erfuhr, dass<br />

es sich um eine typisch provenzalische<br />

Tradition handelte, wollte ich mehr über<br />

die sympathischen Tonfiguren in Erfahrung<br />

bringen und machte mich auf die Reise zu<br />

Avignon: Ein Tag in der Stadt der Päpste<br />

Wo die Durance in die Rhône mündet und sich<br />

drei Departements treffen, liegt Avignon. Der<br />

monumentale Palast der Päpste erinnert<br />

an die glorreiche Vergangenheit<br />

der Stadt, die bis heute für viele ein<br />

Sehnsuchtsziel geblieben ist. Ein<br />

Rundgang durch die Altstadt einer<br />

lebendigen provenzalischen Stadt.<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A9/E15<br />

AP7/E15<br />

A75/E11<br />

Lodève<br />

A72/E70<br />

Nîmes<br />

A9/E15<br />

Montpellier<br />

Lyon<br />

St. Etienne<br />

A7/E15<br />

Orange<br />

Avignon<br />

A<strong>42</strong><br />

Valence<br />

A49/E713<br />

Arles A7/E15<br />

A54/E805<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A55<br />

Apt<br />

Marseille<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Collioure<br />

Dentelles Port-Vendres de Montmirail: Mit dem Mountainbike<br />

Banyuls-sur-Mer<br />

durch Cerbèredas kleine Gebirge<br />

In der Provence zieht nicht nur der Mont Ventoux<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Mountainbikefahrer an, auch die<br />

Dentelles de Montmirail, ein Höhenzug<br />

im Norden des Departements Vaucluse,<br />

unweit des legendären Berges, sind<br />

ein beliebtes Ziel für leidenschaftliche<br />

Zweiradfans. Ein schweißtreibender<br />

Selbstversuch.<br />

Grignan: Im Land der schönen Briefe: eine Reise<br />

nach Grignan<br />

Auf einem Hügel thronend und mit einem<br />

Lavendelfeld zu Füßen, könnte Grignans<br />

Anmutung nicht provenzalischer sein,<br />

obwohl das Dorf noch im Departement<br />

Drôme liegt. Grignan verheißt die<br />

Verlockungen des Südens. Doch<br />

Grignan ist noch mehr als eine perfekte<br />

Postkartenidylle. Der Ort ist bekannt für<br />

einen berühmt gewordenen Schriftwechsel zwischen einer Mutter<br />

und ihrer Tochter, heute ein Meisterwerk der französischen Literatur.<br />

Annecy<br />

A41/E712<br />

Chamébry<br />

A51/E712<br />

Grenoble<br />

A51/E7<br />

A51/E712<br />

A8/E8<br />

A52<br />

A50<br />

Toulon<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 65


Cognac<br />

Von betrunkenen Spinnen und<br />

verdächtig schwarzen Fassaden<br />

UNTERWEGS IN FRANKREICH Cognac<br />

Mit Cognac werden gerne Lederclubsessel vor einem<br />

knisternden Kaminfeuer assoziiert, in denen man es<br />

sich gemütlich macht, um mit Freunden zu diskutieren,<br />

während man eine Zigarre raucht. Cognac hat für<br />

viele etwas Dekadentes. Doch anders als das Getränk<br />

liefert die Kleinstadt Cognac, die im Westen Frankreichs<br />

zwischen Poitiers und Bordeaux liegt, auf den<br />

ersten Blick kein besonders luxuriöses Bild ab. Vielmehr<br />

wirkt sie wie eine typische Provinzstadt mit knapp<br />

20.000 Einwohnern. Doch von diesem Eindruck sollte<br />

man sich nicht in die Irre führen lassen. Hinter einigen<br />

der dunklen Fassaden verbergen sich wertvolle Schätze.<br />

Umso schwarzer die Fassade, desto größer sogar<br />

die Schätze. Dies ist eines der Geheimnisse, das man<br />

bei einem Besuch vor Ort erfahren kann.<br />

Als ich mich dem kleinen Cognac nähere,<br />

erschleicht mich ein gewisses<br />

Déjà-vu-Gefühl. Den Grund dafür<br />

kann ich mir nicht wirklich erklären, schließlich<br />

war ich noch nie hier. Vielleicht liegt es<br />

an den Fassaden der Häuser und den Steinen,<br />

aus denen sie erbaut sind. Sie erinnern mich<br />

an andere Städte in der Umgebung, etwa Poitiers,<br />

Saintes, Angoulême oder Bordeaux. Aus<br />

dem als tuffeau bezeichneten weißen Kalkstein<br />

wurden schließlich viele Orte der Region<br />

errichtet. Vielleicht ist es aber auch die<br />

Lage an einem Fluss, die dieses Gefühl hervorruft.<br />

Denn wie viele andere Städte verdankt<br />

auch Cognac seine Entwicklung dem<br />

Handel, der wiederum mit der Existenz eines<br />

Flusses in Zusammenhang steht. Im Falle von<br />

Cognac die Charente.<br />

Als ich vom Norden kommend die Brücke<br />

zum Zentrum überquere, breitet sich<br />

vor mir die Silhouette der Altstadt mit dem<br />

königlichen Schloss und seiner mächtigen<br />

Architektur aus. Ich parke mein Auto auf<br />

einem der Parkplätze direkt an den Ufern<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


und beginne meine Stadterkundung. Da ich<br />

es ursprünglich gar nicht vorhatte, einen<br />

Abstecher nach Cognac zu unternehmen,<br />

wird es ein spontanes Abenteuer werden.<br />

Ganz bewusst entscheide ich mich gegen<br />

das Herunterladen eines Stadtplanes auf<br />

mein iPhone oder einen Besuch im örtliche<br />

Tourismusbüro, das ausgeschildert ist.<br />

Nein, ich will mich einfach treiben lassen,<br />

ich will schauen, wie Cognac ohne jegliches<br />

Vorwissen auf mich wirkt. Schließlich ist<br />

die Kommune klein genug, um nicht verloren<br />

zu gehen.<br />

Zunächst fallen mir zwei massive runde<br />

Türme auf, das mittelalterliche Eingangsportal<br />

zur Altstadt. Als ich zwischen ihnen<br />

hindurchgehe, lese ich auf einem Schild,<br />

dass sie in den Jahren 1499 und 1500 erbaut<br />

wurden und heute eines der letzten<br />

Überbleibsel der Stadtbefestigung darstellen.<br />

Etwas weiter dahinter erhebt sich<br />

ein weiterer Turm (Tour du Comte Jean),<br />

der die mittelalterliche Atmosphäre in den<br />

kopfsteingepflasterten Gassen noch verstärkt.<br />

An seinem Fuße steht ein Brunnen<br />

mit dem Namen « Fontaine François 1er ».<br />

Schließlich wurde der berühmte König am<br />

12. September 1494 im Schloss, zu dem der<br />

Turm gehört, geboren.<br />

Als ich vor dem Brunnen ein wenig<br />

verweile, komme ich mit einer Frau, die<br />

gerade ihren Hund auszuführen scheint, ins<br />

Gespräch. « Wissen Sie, dass Franz I. nicht<br />

der einzige berühmte Sohn der Stadt ist? »,<br />

fragt sie mich. « Auch Jean Monnet, der<br />

neben seinem Landsmann Robert Schuman<br />

als einer der Väter des vereinigten Europas<br />

gilt, erblickte bei uns in Cognac das Licht<br />

der Welt. 1888 in der Rue Neuve des Remparts.<br />

Er war Zeit seines Lebens stets seiner<br />

Heimatstadt verbunden », erklärt sie mir<br />

sogleich. Dann erfahre ich, dass der Politiker,<br />

der immerhin zwei Weltkriege erlebte,<br />

gesagt haben soll, dass « die Einwohner von<br />

Cognac nicht nationalistisch waren in einer<br />

Epoche, als Frankreich es war ».<br />

Wir unterhalten uns weiter und gehen<br />

dabei langsam voran. Die Frau erzählt mir,<br />

dass die Stadt schon vor dem Cognac dem<br />

Handel sehr zugeneigt gewesen sei. Waren,<br />

insbesondere Wein und Salz, hätte man mit<br />

Holzschiffen über den Fluss transportiert,<br />

angetrieben von Segeln oder mit Hilfe von<br />

ziehenden Menschen und Tieren an den<br />

In den Kellern von Baron Otard. Unten links: Die Spinnweben lassen die sonst<br />

gewohnte kunstvolle Ordnung vermissen. Unten rechts: Die ältesten Flaschen<br />

sind so mit Staub bedeckt, dass man sie kaum noch erkennt.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 67


UNTERWEGS IN FRANKREICH Cognac<br />

Ufern. Am<br />

Ende des 19.<br />

Jahrhunderts wären einiger dieser Schiffe bis<br />

zu 30 Meter lang gewesen. Güter von rund<br />

sechs Millionen Tonnen, was dem Volumen<br />

von 150.000 Lkws entspräche, wären auf diese<br />

Weise von Cognac aus verschifft worden.<br />

Als wir schließlich vor ihrer Haustür ankommen,<br />

erklärt sich mir noch, dass viele Kellergewölbe<br />

in der Stadt miteinander verbunden<br />

seien. Die Unterwelt von Cognac sei wie ein<br />

durchlöcherter Käse und ein wahrhaftiges Labyrinth.<br />

Wir verabschieden uns voneinander,<br />

nicht allerdings ohne dass sie mir einen letzten<br />

Tipp mit auf den Weg gibt: « Sie müssen sich<br />

unbedingt die Rue Grande anschauen ».<br />

Natürlich folge ich ihrem Rat und schlendere<br />

zu der Straße. An der Ecke der Rue<br />

Grande mit der Rue Magdeleine fällt mir ein<br />

ungewöhnliches Haus auf. Ein kleines Schild<br />

informiert, dass es sich um die Maison de la<br />

Lieutenance handelt, die am Ende des 15.<br />

Jahrhunderts gebaut wurde. Originell ist vor<br />

allem die Architektur: Während das Erdgeschoss<br />

aus massivem Stein errichtet ist, wurden<br />

die Fassaden der ersten und zweiten Etage aus<br />

Fachwerk gebaut, allerdings ebenfalls in unterschiedlichen<br />

Stilen. Ich erfreue mich an dem<br />

Anblick dieses unorthodoxen Gebäudes und<br />

sage mir, dass wir heute bei der Gestaltung von<br />

Fassaden durchaus etwas Fantasievoller sein<br />

könnten.<br />

Ein paar Schritte weiter in Richtung der<br />

schönen Place François Ier lockt mich der<br />

Duft aus einer Crêperie mit dem Namen<br />

« L’Olympia » an. Ich kann der Versuchung<br />

nicht widerstehen und kehre in dieses Restaurant<br />

ein, das man eigentlich eher in der Bretagne<br />

denn in Cognac erwarten würde. Die Atmosphäre<br />

ist sehr gesellig. Die Chefin erzählt<br />

mir, dass sie aus der Normandie stamme. Nach<br />

einem kleinen Gespräch über die Normandie<br />

und Cognac sagt sie mir, dass ich im Anschluss<br />

unbedingt das Musée des Arts du Cognac<br />

besuchen müsse. Als ich ihr erkläre, dass ich<br />

heute eigentlich nicht in Stimmung für einen<br />

Museumsbesuch bin, will sie mir nicht meinen<br />

Crêpe mit Butter und Zucker servieren. Ich<br />

muss ihr erst versprechen, dass ich ihrem Rat<br />

folgen werde. « Sie werden sehen, das Museum<br />

ist genial », versucht sie ihren scherzhaften Erpressungsversuch<br />

zu rechtfertigen.<br />

Wohl gestärkt, mache ich mich also auf<br />

den Weg zum Museum. Und in der Tat, das<br />

Museum, das von der Geschichte des Cognacs<br />

und seiner Entwicklung erzählt, überrascht<br />

mich positiv. Es ist in einem modernen Gebäude<br />

untergebracht. Das Ausstellungskonzept ist<br />

ansprechend und interaktiv. Man kann Sachen<br />

anfassen, riechen, vergleichen. Ein wenig wie<br />

sonst in Technikmuseen. So erfahre ich beispielsweise,<br />

dass man mit der Zunge nur salzig,<br />

süß, bitter und sauer schmecken kann. Andere<br />

Aromen entwickeln sich erst im Gaumen. Außerdem<br />

wird erklärt, das man den Alkohol, der<br />

beim Alterungsprozess des Cognacs aus den<br />

Fässern verdunstet, la part des anges (dt. Anteil<br />

der Engel) nennt. Spannend sind zudem die<br />

Erläuterungen zum Cognac hors d’age. Dazu<br />

zählen Cognacs, die beispielsweise während<br />

des Zweiten Weltkrieges produziert wurden<br />

und die man heute erst trinkt, aber genauso<br />

solche, die heute hergestellt werden, um sie in<br />

den 2050- oder 2060-Jahren zu trinken. Kurzum,<br />

der Museumsbesuch hat sich gelohnt.<br />

Ein Rätsel muss ich aber noch auflösen:<br />

Warum sind manche Fassaden in Cognac<br />

so schwarz? Man könnte glauben, sie sind<br />

schwarz vor Ruß. Doch in Cognac hat die<br />

schwarze Farbe nichts mit Luftverschmutzung<br />

zu tun. Ein Cognac-Produzent, den ich am<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Eingang zum Schloss treffe, klärt mich auf:<br />

« Die schwarze Farbe wird durch einen Pilz<br />

namens Torula compniacensis verursacht. Er<br />

entwickelt sich durch die Verdunstung von Alkohol.<br />

Ist eine Fassade also besonders schwarz,<br />

kann man davon ausgehen, dass Fässer mit<br />

Cognac nicht weit sind. Dieses Phänomen nutzen<br />

die Behörden lange Zeit, um illegale Lager<br />

aufzuspüren. » Zum Schluss gibt er mir noch<br />

den Tipp, das Geburtsschloss von Franz I. und<br />

die sich dort befindlichen Kellergewölbe der<br />

Marke Baron Otard von innen zu besichtigen.<br />

« Achten Sie auf die Spinnenweben im Keller »,<br />

fordert er mich auf. « Sie werden verstehen, was<br />

ich mit Verdunstung meine. »<br />

Ich nehme also an einer Schlossführung<br />

teil. Nachdem uns zunächst viel über die Vergangenheit<br />

des Schlosses erzählt wird, führt<br />

der Guide unsere Gruppe in die Kellergewölbe.<br />

Ich kann es kaum erwarten, endlich nach<br />

den Spinnweben Ausschau zu halten. Wir gelangen<br />

über eine Holztreppe in einen kunstvoll<br />

beleuchteten Raum, der beinahe etwas Religiöses<br />

hat, wie eine Krypta. Die vielen Fässer,<br />

die zum Teil blau illuminiert sind, sorgen für<br />

eine festliche Atmosphäre. Was jedoch wie ein<br />

Keller aussieht, ist in Wirklichkeit die Etage<br />

unter dem Hochparterre. Wir sind also nicht<br />

wirklich tief unter der Erde, selbst wenn man<br />

es glauben könnte. Dies hatte für den Transport<br />

der Fässer früher einen großen Vorteil.<br />

Durch eine Öffnung zur Straße hin konnten<br />

die Fässer direkt nach draußen gereicht werden,<br />

von wo aus man sie zum Fluss rollte, wo<br />

Schiffe den Abtransport sicherstellten.<br />

Die Konditionen für die Reifung des Cognacs<br />

sind in diesen Gewölben ideal, wie der<br />

Baron Otard einst persönlich herausfand. Die<br />

zwei bis drei Meter dicken Mauern des Schlosses<br />

sorgen für eine konstante Luftfeuchtigkeit<br />

von 90 Prozent und eine ganzjährige Temperatur<br />

von um die 15 Grad.<br />

Zwischen den Fässern, im Licht der indirekten<br />

Beleuchtung, erblicke ich schließlich<br />

die Spinnweben. Aber kann man noch von<br />

Spinnweben sprechen? Während man sonst<br />

gewöhnt ist, dass Spinnen ihre Spinnweben<br />

wie kleine Kunstwerke weben, sehen sie hier<br />

wie völlig planlose Gebilde aus. Alle Fäden<br />

sind kreuz und quer durcheinander. Als ob die<br />

Spinnen verrückt geworden sind.<br />

Die Erklärung dafür kommt von unserem<br />

Führer. Sie hängt wieder mit dem « Anteil<br />

der Engel » zusammen. Da die Spinnen<br />

Tag und Nacht den Alkoholverdunstungen<br />

ausgesetzt sind, befindet sie sich vermutlich<br />

– wissenschaftlich ist es noch nicht untersucht<br />

worden – in einem Dauerrausch. Betrunken ist<br />

es nicht mehr so einfach, vernünftige Spinnweben<br />

anzufertigen. Das können wir Menschen<br />

gut nachvollziehen. Aber auch wenn die<br />

Spinnen betrunken sind, steht es außer Frage,<br />

sie aus dem Gewölbekeller zu entfernen. Ihre<br />

Arbeit sorgt nämlich dafür, dass sich ein Käfer<br />

nicht zu sehr ausbreitet, der Eichenholz liebt<br />

und eine Gefahr für die Eichenfässer darstellt.<br />

Bei unserer Besichtigungstour kommen wir<br />

anschließend noch an einer ganz besonders<br />

wertvollen Stelle des Kellers vorbei, die chais<br />

paradis (dt. paradiesische Lager) genannt wird.<br />

Hier werden die ältesten Schätze des Hauses<br />

gelagert, einige Cognac-Flaschen stammen<br />

sogar aus dem Jahr 1820. Zum Teil sind die<br />

Körbe mit den Flaschen derart mit Staub<br />

überdeckt, dass man die Flaschen kaum noch<br />

erkennt. Mich beschleicht ein ehrfürchtiges<br />

Gefühl, wenn ich diesen Cognac sehe, der<br />

soviel älter ist als ich selbst. Was die Flaschen<br />

wohl alles erlebt haben?<br />

Die Kleinstadt Cognac ist wirklich ein erstaunlicher<br />

Ort. Schwarze Fassaden, die nicht<br />

vom Ruß dunkel geworden sind, Spinnen, die<br />

betrunken sind und trotzdem ihrer wertvollen<br />

Arbeit nachgehen, und Schätze<br />

von großem Wert, die sich unter der<br />

Erde verstecken. Wer würde das<br />

vermuten, wenn er sich diesem<br />

unscheinbaren Ort zum ersten<br />

Mal nähert. Voller neuer Eindrücke<br />

kehre ich zu meinem<br />

Auto zurück, glücklich diese<br />

Kleinstadt endlich kennengelernt<br />

zu haben. Sollte ich mal<br />

in einem Ledersessel vor einem<br />

Kamin mit einem Glas Cognac<br />

in der Hand sitzen, werde ich<br />

sicherlich an diese kurzweiligen<br />

Stunden in den Gassen<br />

von Cognac denken.<br />

Unten: Die Tour du<br />

Comte Jean. Linke<br />

Seite oben: Das Schloss<br />

von Cognac. Linke<br />

Seite unten: Die Maison<br />

de la Lieutenance.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 69


Quimper<br />

UNTERWEGS IN FRANKREICH Cognac<br />

<br />

Aus Deutschland und Österreich erreicht<br />

man Cognac über Paris und<br />

die Autobahn A 10 von Paris nach Bordeaux.<br />

Man verlässt die Autobahn in der<br />

Höhe von Saintes, von wo aus die N141<br />

nach Cognac führt. Aus der Schweiz<br />

ist es unter Umständen güns tiger,<br />

Frankreich in der Mitte von Ost nach<br />

West zu durchqueren (zum Teil über<br />

Landstraßen) oder über Lyon, Clermont-<br />

Ferrand und Limoges an zu reisen.<br />

Cognac …<br />

… Berlin 1.555 km<br />

… Köln 988 km<br />

… Wien 1.760 km<br />

… Hamburg 1.400 km<br />

… München 1.330 km<br />

… Zürich 890 km<br />

Die nächsten Flughäfen sind in Bordeaux,<br />

La Rochelle, Limoges und<br />

Poitiers, die allesamt nicht aus<br />

dem deutschsprachigen Raum<br />

angeflogen werden. Air France bietet<br />

aus Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz Umsteigeverbindungen via<br />

Paris und Lyon nach Bordeaux sowie<br />

via Lyon nach Limoges und Portiers an.<br />

N164<br />

D768<br />

N24<br />

N165/E60<br />

Lorient<br />

Vannes<br />

reichs Westen gibt es nicht. Cognac<br />

ist aber an das Regionalbahnnetz<br />

N165/E60<br />

Quiberon der französischen Eisenbahn angeschlossen.<br />

Von Paris La Baule aus erreicht man<br />

Cognac mit Umsteigen St. in Nazaire Niort und<br />

Saintes bzw. Angoulême. Nantes<br />

<br />

www.tourism-cognac.com<br />

<br />

Office de Tourisme<br />

16, rue du 14 Juillet<br />

16100 Cognac<br />

Telefon: +33 (0)5 45 82 10 71<br />

Crêperie L’Olympia<br />

34, rue du Canton<br />

16100 Cognac<br />

Telefon: +33 (0)5 45 32 01 72<br />

Musée des arts du cognac<br />

Les Remparts<br />

Place de la Salle Verte<br />

16100 Cognac<br />

Telefon: +33 (0)5 45 36 21 10<br />

www.musees-cognac.fr<br />

Eintrittspreis: 4,80 Euro<br />

N12/E50<br />

Rennes<br />

A83<br />

Montalivet<br />

16100 Cognac<br />

Telefon: +33 (0)5 45 36 88 86<br />

Angers<br />

www.baronotard.com<br />

A11/E60<br />

Ausschließlich geführte<br />

A83<br />

Besichtigungstouren<br />

A86/E60<br />

Eintrittspreise: A87<br />

9,00 Cholet Euro, ermäßigt 4,00 Euro,<br />

Kinder bis 12 Jahre kostenlos<br />

La Rochelle<br />

E602/A837<br />

E5/A10<br />

Niort<br />

A11/E501<br />

Cognac<br />

Alençon<br />

E5/A10<br />

Le Mans<br />

A28/E502<br />

A10/E5<br />

Tours<br />

Poitiers<br />

Angoulême<br />

A89/E70<br />

A11/E50<br />

A10/E<br />

Limoge<br />

Direkte Zugverbindungen aus dem<br />

deutsch sprachigen Raum in Frank-<br />

Cognac Baron Otard<br />

Château de Cognac<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

Bordeaux<br />

A52/E72<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30<br />

La Rochefoucauld: Eine<br />

Familiensaga<br />

Das im De parte ment<br />

Charentes<br />

gelegene<br />

Château de<br />

la Rochefoucauld<br />

zählt<br />

nicht zu den<br />

berühmtesten<br />

Schlössern<br />

Frankreichs und steht eher im Schatten der<br />

bekannten Anwesen entlang der Loire oder<br />

der Dordogne. Dabei kann es durchaus<br />

eine Einzigartigkeit aufweisen: Seit seiner<br />

Errichtung im Jahre 980 ist es im Besitz ein<br />

und derselben Familie, der Rochefoucauld,<br />

die es bis heute bewohnt.<br />

LESETIPPS FÜR AUS FLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />

E5-E70/A63<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38 Mimizan<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Marais Poitevin: Die<br />

grünen Kanäle des Marais<br />

Poitevin<br />

Eine der<br />

beein-<br />

Hossegor<br />

druckend sten<br />

Biarritz Bayonne<br />

Hendaye Land schaften<br />

A64/E80<br />

riesigen grünen Sumpfgebiet Pamplona westlich der<br />

Stadt Niort fungieren Kanäle als Straßen<br />

France<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Frank reichs<br />

Donostia-<br />

Pau<br />

S. Sebastian ist der Marais<br />

Poite vin.<br />

Saint-Jean-Pied-de-Port<br />

In diesem<br />

Spanien<br />

Klöster: Abteien, die sogar<br />

Kinder A65 begeistern<br />

Kann der Besuch von alten<br />

von Poitiers und Niort beweisen es.<br />

Klöstern aus<br />

dem Mittelalter<br />

ein spannender<br />

Ausflug für die<br />

ganze Familie<br />

sein? Ja! Drei<br />

Abteien in<br />

der Nähe<br />

Außerdem lockt die Hauptstadt der Region<br />

und gibt es Boote anstatt Autos. Selbst das Poitou-Charentes mit einem Besuch. Ein<br />

präziseste GPS-System schafft es nicht, den Erlebnisbericht.<br />

Weg zu weisen. Mehr als anderswo kommt<br />

es einem im Marais Poitevin so vor, als wäre<br />

die Zeit stehen geblieben.<br />

And<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


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Telefon: +33 (0)2 35 71 36 10<br />

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Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 71


FRANKREICH HEUTE Interview<br />

Michel Chevalet<br />

DER MANN, DER DEN FRANZOSEN DIE WISSENSCHAFT ERKLÄRT<br />

Es ist unmöglich, mit Michel Chevalet durch<br />

Frankreichs Straßen zu spazieren, ohne dass<br />

sich jeder nach ihm umdreht. 40 Jahre lange<br />

leitete der bei Jung und Alt beliebte heute<br />

73-Jährige die Wissenschaftsredaktion beim<br />

größten französischen Fernsehsender TF1. Er<br />

erklärte den Fernsehzuschauern über viele<br />

Jahre auf verständliche Weise hochkomplexe<br />

wissenschaftliche Vorgänge wie die nukleare<br />

Kernfusion, den Start einer Rakete oder die<br />

Kunst der Wettervorhersage. Seine einleitenden<br />

Worte « Comment ça marche ? » (dt.<br />

« Wie funktioniert das? ») sind legendär. Bis<br />

heute begeistert sich der « französische Ranga<br />

Yogeshwar » für die Wissenschaft und moderiert<br />

eine Sendung auf dem französischen<br />

Spartenkanal i>TELE. Wir haben ihn getroffen,<br />

als er live von der Cité de l’Espace in Toulouse<br />

die Marslandung des Roboterfahrzeugs « Curiosity<br />

» für den Sender kommentierte. Eine Gelegenheit,<br />

mit ihm über das Verhältnis der<br />

Franzosen zu Technik und Wissenschaft zu<br />

sprechen.<br />

Bonjour Michel Chevalet. Sie sind in Frankreich<br />

wahrscheinlich derjenige, der am meisten<br />

wissenschaftliche Themen einem breiten<br />

Massenpublikum nahegebracht hat. Dank Ihrer<br />

Fernsehsendungen wurden zahlreiche Franzosen<br />

neugierig auf die Wissenschaft, manche entdeckten<br />

so sogar ihre berufliche Bestimmung. Um Ihre legendäre<br />

Frage aufzunehmen: Die Franzosen und<br />

die Wissenschaft, wie funktioniert das?<br />

(lacht) Über Jahre musste ich die schwierigsten<br />

wissenschaftlichen Fragen beantworten.<br />

Aber ich gebe zu, diese Frage ist vielleicht sogar<br />

die schwerste. Durch meine Berufserfahrung bin<br />

ich mir heute sicher, dass die Franzosen der Wissenschaft<br />

gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen<br />

sind. Die Franzosen haben Lust darauf,<br />

wissenschaftliche Vorgänge zu verstehen. Sie<br />

wollen Neues erfahren, mögen es zu experimentieren.<br />

Doch es gibt einen nicht zu verleugnenden<br />

Widerspruch: Wenn Sie Franzosen danach<br />

befragen, ob sie sich Wissenschaftssendungen<br />

im Fernsehen wünschen, wird dies fast durchweg<br />

bejaht. Wenn Sie aber solche Sendungen ins<br />

Programm nehmen, werden Sie feststellen, dass<br />

Sie damit weniger Zuschauer erreichen als mit<br />

einer simplen US-amerikanischen Serie. Es gibt<br />

eine Diskrepanz zwischen den Bekundungen<br />

der Menschen und dem wirklichen Verhalten.<br />

Ich musste das während meiner Karriere<br />

beim Fernsehen oft beobachten und ich war<br />

nicht der einzige. Einmal wurde aus diesem<br />

Grund von einem meiner Chefs ein Projekt für<br />

eine Wissenschaftssendung abgelehnt. Er führte<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Theoretisch interessiert<br />

man sich für<br />

die Wissenschaft,<br />

will man Dinge verstehen.<br />

Doch wenn<br />

es darum geht, sich<br />

konkret für etwas zu<br />

begeistern, kommen<br />

schnell die alten Gewohnheiten<br />

hoch.<br />

genau dieses Argument an und erklärte mir, dass<br />

die von mir geplante Sendung, die ohnehin erst<br />

später am Abend ausgestrahlt werden könnte,<br />

da ein solches Programm<br />

zur Primetime<br />

um 20.30 Uhr<br />

undenkbar gewesen<br />

wäre, viel kosten,<br />

aber maximal einen<br />

Zu schau eranteil<br />

von zehn Prozent<br />

erzielen würde. Die<br />

alte Serie « Inspektor<br />

Columbo » würde<br />

den Sender dagegen<br />

nur einen Bruchteil<br />

kosten, aber leicht<br />

einen Marktanteil von 30 Prozent erreichen.<br />

Was soll man einem solchen Argument entgegensetzen?<br />

Bedeutet dies nach Ihrer Ansicht, dass die<br />

Franzosen zwar der Technik und Wissenschaft<br />

gegenüber aufgeschlossen sind, es aber an der richtigen<br />

Motivation fehlt, wenn sich dieses Interesse<br />

konkretisieren soll?<br />

Das ist genau richtig! Es bleibt zu oft beim<br />

Symbolhaften. Theoretisch interessiert man sich<br />

für die Wissenschaft, will man Dinge verstehen.<br />

Doch wenn es darum geht, sich konkret für<br />

etwas zu begeistern, kommen schnell die alten<br />

Gewohnheiten hoch. Es siegen die üblichen<br />

Reflexe.<br />

Das könnte man als eine gewisse intellektuelle<br />

Faulheit interpretieren...<br />

Leider ist seit<br />

Jahrhunderten alles<br />

in der Gesellschaft<br />

so eingerichtet, dass<br />

die Wissenschaft als<br />

eine fremde, schwer<br />

verständliche,<br />

undurchsichtige<br />

Welt erscheint.<br />

Sicherlich. Aber ich glaube, man sollte es<br />

den Menschen nicht zu sehr vorwerfen. Leider<br />

ist seit Jahrhunderten<br />

alles in der<br />

Gesellschaft so eingerichtet,<br />

dass die<br />

Wissenschaft als<br />

eine fremde, schwer<br />

verständliche, undurchsichtige<br />

Welt<br />

erscheint; als eine<br />

Welt, die nur wenigen<br />

Spezialisten<br />

offen steht. So ist<br />

es normal, dass sich<br />

die Menschen nicht unbedingt trauen, in dieses<br />

Universum vorzustoßen.<br />

Deshalb ist es so wichtig, dass die Medien<br />

die Leute genau darin unterstützen. Sie müssen<br />

die Menschen ermutigen. Dem Normalbürger<br />

muss das Gefühl gegeben werden, dass auch<br />

er wissenschaftliche Vorgänge verstehen kann,<br />

dass die Wissenschaft gar nicht so kompliziert<br />

ist, wie es immer heißt. Glauben Sie mir, in<br />

meiner ganzen Karriere habe ich stets versucht,<br />

wissenschaftliche Themen auf einem verständlichen<br />

Niveau zu erklären. Es ist möglich! Die<br />

Franzosen sind weder geistig faul noch wissenschaftlichen<br />

Themen gegenüber ablehnend.<br />

Ganz im Gegenteil, sie sind neugierig. Man<br />

muss ihnen nur helfen.<br />

Was sind denn darüber hinaus die Hemmnisse<br />

für ein stärkeres Interesse an der Wissenschaft?<br />

Die sind vielfältig. Es fängt an beim nationalen<br />

Bildungssystem. Ich habe mein Abitur<br />

an einem technischen Gymnasium gemacht<br />

und anschließend<br />

ein Ingenieurstudium<br />

absolviert.<br />

Doch damals war<br />

das nicht unbedingt<br />

hoch angesehen.<br />

Viele Eltern fanden,<br />

dass ein technisches<br />

oder wissenschaftliches<br />

Fach für ihre<br />

Kinder nicht gut<br />

genug war.<br />

Wenn ein junger<br />

Mensch erklärt, dass<br />

er ein technisches<br />

Fachabitur machen<br />

will, wird er noch<br />

immer skeptisch<br />

angeschaut.<br />

Das Pro blem ist, dass sich diese Ein stel lung<br />

bis heu te nur we nig ge än dert hat. Wenn ein<br />

jun ger Mensch er klärt, dass er ein tech ni sches<br />

Fach a bi tur mach en will, wird er noch immer<br />

skeptisch angeschaut. Was für ein Blödsinn!<br />

Dabei hat er damit die besten Chancen, nach<br />

seiner Ausbildung einen Arbeitsplatz zu finden.<br />

Doch so ist das in diesem Land. Die technischen<br />

und wissenschaftlichen Berufe werden<br />

nicht ausreichend wertgeschätzt.<br />

Dabei sind wissenschaftliche Zweige in das<br />

Bildungssystem integriert und es gibt entsprechende<br />

Kaderschmieden im Land...<br />

Auf dem Papier stimmt das. Aber wie sieht<br />

die Realität aus? Nehmen wir erneut die Schulausbildung.<br />

Einverstanden, es gibt technische<br />

Gymnasien. Ich weiß das sehr gut, da ich selbst<br />

an solchen unterrichtet habe. Doch was bringt<br />

man den Schülern dort bei? Wie man einen elektrischen<br />

Schaltkreis zeichnet oder ein Türschloss<br />

baut? Alles sehr interessant, aber unzureichend.<br />

Man muss die Leidenschaft für die Wissenschaft<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Interview<br />

Mich beunruhigt<br />

aber, dass in einem<br />

Land wie Frankreich,<br />

dem die Bewahrung<br />

des kulturellen<br />

Erbes heilig ist, das<br />

industrielle Erbe so<br />

wenig erhalten wird.<br />

und Technik wecken. Doch den Schulen fehlt es<br />

an Vermittlern, die die Wissenschaft popularisieren.<br />

Dabei wäre das möglich. Nehmen Sie<br />

jemanden wie Georges Charpak, Nobelpreisträger<br />

der Physik. Er entwickelte ein Bildungskonzept<br />

zum Unterrichten in Schulklassen.<br />

Vom Kindergarten an sind die Kinder danach<br />

aufgefordert, ihre Umgebung zu beobachten,<br />

etwa Tiere oder was bei einem Fieberthermometer<br />

passiert. Es geht bei seinem Ansatz darum,<br />

schon von klein auf neugierig zu machen.<br />

Warum kann die nationale Schulbehörde nicht<br />

solche Ansätze verfolgen anstatt bei dem immer<br />

gleichen Programm zu bleiben?<br />

Was die Eliteuniversitäten betrifft, so gibt<br />

es diese natürlich. Aber wie viele davon sind<br />

neben der Ecole<br />

Polytechnique wirklich<br />

wissen schaftlich<br />

ausgerichtet?<br />

Nehmen wir ein<br />

Beispiel, bei dem ich<br />

mich gut auskenne:<br />

die Intendanten<br />

der französischen<br />

Fernsehsender. Die<br />

meis ten, die ich<br />

während meiner<br />

Karriere getroffen<br />

habe, stammten in der Tat von den sogenannten<br />

Eliteuniversitäten, aber von der Ecole Nationale<br />

d’Administration (ENA) oder der Ecole de<br />

Scienes Politiques (Sciences Po’). Kein Wunder<br />

also, dass sie sich für wissenschaftliche Themen<br />

nicht wirklich interessierten und ich mich mit<br />

meinen Wissenschaftssendungen irgendwo zwischen<br />

Sport und Boulevard wiederfand.<br />

Dabei sind die Franzosen doch sehr stolz auf<br />

ihre technischen Ikonen, etwa das Kreuzfahrtschiff<br />

« Le France », die Concorde oder Minitel. Wie passt<br />

das zusammen?<br />

(lacht) Sie werden sicherlich selbst zugeben,<br />

dass diese Beispiele schon ein paar Jahre<br />

auf dem Buckel haben. Außerdem eignen sich<br />

die Franzosen manchmal Spitzenleistungen an<br />

und machen daraus ein nationales Symbol, wie<br />

die Concorde beispielsweise, die sie gar nicht<br />

alleine entwickelt haben. Aber natürlich ist es<br />

gut, wenn die Menschen stolz auf technische<br />

Entwicklungen sind.<br />

Mich beunruhigt aber, dass in einem Land<br />

wie Frankreich, dem die Bewahrung des kulturellen<br />

Erbes heilig ist, das industrielle Erbe so<br />

wenig erhalten wird. Nehmen Sie zum Beispiel<br />

die Ile Seguin inmitten der Seine im Pariser<br />

Großraum. Ein ganz wichtiges Kapitel in der<br />

Industriegeschichte des Landes spielte sich<br />

auf dieser Insel ab, wo Renault seine Fabriken<br />

hatte und Louis Renault sogar sein Privathaus.<br />

Heute, wo der Autokonzern längst woanders<br />

produziert, wird die Insel dem Schicksal der<br />

Immobilienentwickler überlassen.<br />

In den USA hätte man an einem derart geschichtsträchtigen<br />

Ort einen Attraktionspark<br />

zu Ehren von Renault errichtet. Man hätte<br />

alles ganz groß aufgezogen und inszeniert. In<br />

Frankreich wurde dagegen alles dem Boden<br />

gleich gemacht. Nichts erinnert auf der Insel<br />

mehr an früher. Es gibt noch nicht einmal<br />

ein kleines Museum auf dieser symbolträchtigen<br />

Insel. Ich habe in meinem Alter genug<br />

Abstand und Erfahrung, um leider sagen zu<br />

können, dass Frankreich sein industrielles Erbe<br />

langsam verschwinden lässt.<br />

Dabei spreche ich gar nicht einmal von der<br />

Gegenwart und der Deindustrialisierung des<br />

Landes. Stellen Sie sich vor, es würde mal wieder<br />

einen militärischen Konflikt geben. Heute<br />

müsste das Land angesichts der Schließung<br />

oder Verlagerung vieler Industrien seine Granaten<br />

in China oder Indien kaufen. Was für ein<br />

Symbol, oder?<br />

Sie zeichnen aber ein sehr düsteres Bild...<br />

Ja und nein. In der Wissenschaft muss man<br />

den Mut haben, die Dinge beim Namen zu<br />

nennen. Man darf keine Angst vor der Realität<br />

haben. Nur so kommt man voran. Wenn ich<br />

auch sehr kritisch gegenüber dem Bildungssystem<br />

im Land bin und skeptisch betrachte, wie<br />

wenig die Wissenschaft und die Technik den<br />

Menschen allgemein nahegebracht werden, so<br />

kann ich mich doch an einigen kleinen Initiativen<br />

sehr erfreuen.<br />

Während ich mich beispielsweise für das<br />

Luft- und Raumfahrtmuseum in Le Bourget,<br />

das vom Militär betrieben wird, wegen seiner<br />

fehlenden Dramaturgie schäme, begeistert<br />

mich die Cité de l’Espace in Toulouse sehr.<br />

Hier spürt man sofort, dass die Köpfe hinter<br />

der Einrichtung ein Konzept voller Leidenschaft<br />

umgesetzt haben. Hier wird Wissenschaft<br />

lebendig. Es ist der Beweis, dass<br />

Wissenschaft und Kurzweiligkeit kein Widerspruch<br />

sein müssen.<br />

Michel Chevalet, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


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FRANKREICH HEUTE Kriminalität<br />

Angst über der Stadt<br />

Marseille versinkt in einem Strudel der Gewalt<br />

Marseille galt noch nie als eine der sichersten Städte<br />

Frankreichs. Doch die Entwicklung der letzten Monate<br />

erschreckt sogar die an Kriminalität gewohnten Einwohner<br />

der Hafenstadt. Soll Marseille nicht endgültig Bandenkriegen<br />

und dem Drogenhandel ausgeliefert sein, müssen endlich<br />

echte Veränderungen her.<br />

Es ist die Geschichte von zwei Ereignissen, die auf den<br />

ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Eines<br />

basiert auf Fiktion, das andere ist bittere Realität. Am 2.<br />

Juli erzielte der Klassiker « Angst über der Stadt » aus dem<br />

Jahre 1975 von Henri Verneuil mit Jean-Paul Belmondo und<br />

Charles Denner einen Zuschauerrekord auf Arte und bewies<br />

damit, dass die Franzosen es manchmal lieben, sich Angst zu<br />

machen. In dem Thriller geht es um einen Serienmörder, der<br />

Paris in Atem hält und erzittern lässt.<br />

Nur knapp vier Wochen später, am 29. Juli, ereignete<br />

sich in Marseille ein Vorfall, der leider nichts Fiktives hat<br />

und zum Filmtitel « Angst über der Stadt » perfekt passt. An<br />

diesem Tag wurde ein junger Mann im Alter von 25 Jahren<br />

in einem Marseiller Stadtviertel am helllichten Tag mit einer<br />

Kalaschnikow erschossen. Ein Mord, der in der heutigen<br />

Zeit in einer Großstadt leider einmal passieren kann? Wohl<br />

kaum, denn es war bereits der 16. Mord seit Beginn des<br />

Jahres. Eine solche Häufung ist kein Normalfall mehr. Die<br />

Angst macht sich breit in Frankreichs zweitgrößter Stadt.<br />

Natürlich gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen<br />

dem Film und der Realität in der Hafenstadt. Belmondo<br />

jagte einst nach einem Serienkiller. In Marseille hält dagegen<br />

kein einzelner Täter die Stadt in Atem. Vielmehr geht<br />

es um Bandenkriege, Drogenhandel und die Nebenwirkungen,<br />

die davon ausgehen. Die Angst, die die Bewohner verspüren,<br />

unterscheidet sich aber nicht wesentlich.<br />

Kriminalität ist nichts Neues in Marseille. Bereits seit<br />

Jahren, gar Jahrzehnten, plagt sich die Hafenmetropole<br />

damit herum. Schon oft haben die Bewohner Alarm geschlagen.<br />

Doch angesichts der aktuellen wirtschaftlichen<br />

Situation und einer immer bedrückender werdenden Arbeitslosigkeit<br />

explodiert die Kriminalität geradezu. In manchen<br />

Vierteln bilden Armut und Gewalt eine unheilvolle<br />

Symbiose.<br />

Eine Reportage auf France 2, einem der großen französischen<br />

Fernsehsender, zeigte kürzlich, wie erschreckend die<br />

Verhältnisse inzwischen sind. Man konnte sehen, wie ein<br />

junger, gerade erst verurteilter Straftäter stolz darauf war,<br />

nun eine Fußfessel tragen zu müssen, da sie ihn gegenüber<br />

seinen Kumpels als Held auszeichnet. Die Fußfessel als Trophäe?<br />

Man würde sich wünschen, es wäre nur ein Spielfilm.<br />

Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sich viele Politiker,<br />

Polizisten und Sozialarbeiter, aber auch die ganz normalen<br />

Bewohner fragen, wie sich die Stadt überhaupt noch<br />

befrieden lässt. Wie kann man es schaffen, die meist jugendlichen<br />

Täter wieder auf den richtigen Weg zu bringen?<br />

Wie soll man ihnen Werte wie Respekt und Gewaltfreiheit<br />

nahebringen, die für ein friedliches Zusammenleben unerlässlich<br />

sind? Wie konnte es überhaupt so weit kommen?<br />

Marseille befindet sich seit Jahren in einem Teufelskreis.<br />

Der Hafen, der früher der wirtschaftliche Motor der Stadt<br />

war, läuft nicht mehr rund, wenn er nicht gleich tagelang<br />

durch die sich ständig wiederholenden und inzwischen alle<br />

nur noch nervenden Streiks der Hafenarbeiter lahmgelegt<br />

ist. Die Industrie hat – auch wegen mangelnder Infrastruktur<br />

– die Stadt in Scharen verlassen, um sich im Speckgürtel,<br />

insbesondere rund um den Etang de Berre, anzusiedeln.<br />

Gleichzeitig hat der öffentliche Personenverkehr mit dieser<br />

Entwicklung nicht Schritt gehalten, so dass Bewohner ohne<br />

Auto dort kaum einen Job finden können. Ohnehin leben<br />

viele, die Geld haben, lieber in einem der schicken Orte in<br />

der Umgebung als im gefährlichen Marseille.<br />

Einige statistische Zahlen sprechen für sich: Während<br />

die Arbeitslosigkeit landesweit zurzeit knapp zehn Prozent<br />

beträgt, sind es in Marseille 17,3 Prozent. Außerdem ist<br />

Marseille die französische Großstadt mit der größten Armut:<br />

31 Prozent der Haushalte müssen im Monat mit weniger<br />

als 954 Euro auskommen. In ganz Frankreich sind dies<br />

nur 13,5 Prozent, also weniger als die Hälfte.<br />

Dies alles trägt dazu bei, dass der Anteil der Bevölkerung,<br />

der sich von der Gesellschaft und dem Wohlstand<br />

ausgeschlossen fühlt, immer größer wird. Dieses Phänomen<br />

gibt es auch in anderen Städten. Aber anders als etwa in<br />

Paris, wo sich die sozialen Brennpunkte bisher auf einige<br />

Vororte konzentrieren, liegen Armut und Wohlstand in<br />

Marseille oftmals enger zusammen. Die Kriminalität aus<br />

den berüchtigten Trabantenstädten im Norden der Stadt hat<br />

sich längst bis ins Zentrum ausgedehnt. So muss man bei-<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


spielsweise sogar am Tag in einer belebten Innenstadtstraße<br />

inzwischen befürchten, dass einem jemand den Schmuck<br />

vom Hals reißt. Eine Tat, die zurzeit sehr in Mode gekommen<br />

ist und bei der manche Opfer bereits bedrohlich verletzt<br />

wurden.<br />

Außerdem ist die Kriminalität längst professionell organisiert,<br />

schließlich geht es um einen lukrativen « Geschäftszweig<br />

». Man schätzt, dass ein junger Straftäter zwischen<br />

5.000 und 8.000 Euro pro Tag verdienen kann. Die extremsten<br />

Schattenseiten lassen sich regelmäßig als Schlagzeilen<br />

in den Tageszeitungen nachlesen. In den letzten vier<br />

Jahren wurden rund 50 Morde begangen, die jeweils mehr<br />

oder weniger Menschen betrafen, die im Drogengeschäft<br />

tätig waren. Heute geben selbst die Verantwortlichen zu,<br />

dass es in Marseille rechtsfreie Viertel gibt, in die sich selbst<br />

die Polizei nicht mehr traut.<br />

Die Lage ist so verfahren, dass Anfang September die<br />

sozialistische Senatorin und Bürgermeisterin eines Marseiller<br />

Arrondissements, Samia Ghali, ihren Unmut lautstark<br />

zum Ausdruck brachte und öffentlich forderte, die Armee in<br />

den nördlichen Trabentenstädten einrücken zu lassen, damit<br />

die öffentliche Ordnung wiederhergestellt würde. Nur so<br />

könnte man ihrer Meinung nach die Drogenbanden endlich<br />

entmachten. Es war ein Hilfeschrei, der bei den Menschen<br />

ankam. Eine wenige Tage später durchgeführte repräsentative<br />

Umfrage ergab, dass 58 Prozent der Franzosen diesen<br />

Vorschlag unterstützten. Dabei gab es das eigentlich noch<br />

nie, dass in der Fünften Republik die Armee eingesetzt werden<br />

sollte, um gesellschaftliche Probleme zu lösen.<br />

Zwölf Minister der Regierung trafen sich daraufhin mit<br />

dem Premierminister Jean-Marc Ayrault. Zusammen wollte<br />

man nach geeigneten Maßnahmen suchen. Das war erneut<br />

eine Premiere, denn noch nie trafen sich auf nationaler Ebene<br />

so viele Minister, um sich mit den Sorgen von nur einer<br />

einzigen Stadt zu befassen. Beides zeigt, welche Dimension<br />

die Lage in der Hafenstadt inzwischen angenommen hat<br />

und wie dringend es wird, endlich einen Wandel einzuleiten.<br />

« Marseille ist in seinem Kern getroffen und in seinem<br />

Image beschädigt. Die Situation ist unerträglich für die<br />

Marseiller und nicht tolerabel für unser Land, so dass es<br />

einer generellen Mobilisierung bedarf », verkündete der<br />

Innenminister Manuel Valls anschließend. Ähnliches sagte<br />

auch die Justizministerin Christine Taubira: « Wir werden<br />

nicht kapitulieren. Das muss sich in den Köpfen festsetzen.<br />

Der Staat wird Marseille nicht aufgeben, der Staat ist zurück<br />

in der Stadt. »<br />

Die ersten Sofortmaßnahmen hören sich zum Teil recht<br />

klassisch an: So sollen die Polizei und Gendarmerie personell<br />

verstärkt werden. 205 neue Polizisten werden außerdem<br />

kurzfristig vor Ort geschickt. Darüber hinaus sollen neue<br />

Strategien im Kampf gegen die Drogen verfolgt werden.<br />

Neu sind die Ausrufung einer Sicherheitszone für die nördlichen<br />

Vororte, die Ernennung eines zusätzlichen Polizeipräfekten<br />

zur besseren Koordination der Polizeiarbeit sowie<br />

ein Ausbau der Kleinkinderbetreuung an den Schulen.<br />

Außerdem hat der Premierminister versprochen, dass<br />

die Stadt und ihr Umland eine neue administrative Struktur<br />

erhalten sollen. Es soll eine echte Metropolregion entstehen,<br />

ein Wunsch, der seit Jahren von vielen Einheimischen und<br />

Abgeordneten geäußert wird. In der Tat könnte ein solches<br />

Projekt langfristig die Situation entschärfen. Denn während<br />

die meisten Großstädte im Land längst mit den Kommunen<br />

im Speckgürtel an einem Strang ziehen, kocht in Marseille<br />

und Umgebung jeder sein eigenes Süppchen.<br />

Zwar hat der aktuelle Bürgermeister Jean-Claude<br />

Godin von der konservativen UMP unter dem Namen<br />

« Marseille Provence Métropole » eine stadtübergreifende<br />

Zusammenarbeit ins Leben gerufen, doch im Gegensatz zu<br />

den Metropolregionen der anderen Großstädte verbindet<br />

diese nur 18 Nachbarkommunen mit Marseille, zudem<br />

überwiegend solche, die noch ärmer sind als die Hafenstadt<br />

selbst. Auf diese Weise ist es nicht möglich, Marseille<br />

und seiner Region die ausgewogene Entwicklung zu<br />

ermöglichen, die es verdient hätte.<br />

Viele Menschen und Unternehmen aus den reicheren<br />

Vororten profitieren von den Vorzügen der Großstadt, etwa<br />

im kulturellen, sportlichen oder medizinischen Bereich,<br />

ohne dass die Stadt aber eine Gegenleistung in Form von<br />

Steuereinnahmen erhält, Geld, womit sie die eigenen<br />

Probleme angehen könnte. Für die Politiker steht deshalb<br />

fest, dass nur eine engere Zusammenarbeit ein weiteres<br />

finanzielles Ausbluten stoppen und die Isolierung einiger<br />

Problemviertel auflösen kann.<br />

Doch um eine solche Metropole zu schaffen, braucht<br />

es Partner, die hinter diesem Projekt stehen. Die meisten<br />

wohlhabenden Kommunen im Speckgürtel haben aber alles<br />

andere im Sinn, als sich mit dem großen armen Bruder zu<br />

vereinen. Manche Lokalpolitiker fordern deshalb, noch<br />

weiter zu gehen und gleich eine Metropolregion zu gründen,<br />

die bis nach La Ciotat, Martigues und Aix-en-Provence<br />

reicht. Dabei waren die Verantwortlichen von Martigues<br />

und Aix-en-Provence in der Vergangenheit noch nicht<br />

einmal dazu bereit, beim öffentlichen Nahverkehr mit<br />

Marseille gemeinsame Sache zu machen. Es ist kaum zu<br />

vermuten, dass sie kooperationswilliger werden, wenn sie<br />

jetzt sogar ihre Stadtkasse öffnen sollen.<br />

Allerdings könnte die Regierung in Paris einen solchen<br />

Schritt erzwingen, indem das Parlament ein entsprechendes<br />

Gesetz erlässt. Gleiches hat Charles de Gaulle 1966 getan,<br />

um die Metropolregionen von Lyon, Lille, Bordeaux und<br />

Straßburg gegen Widerstände durchzusetzen. Heute würde<br />

in den Städten niemand mehr die Uhren zurückdrehen<br />

wollen.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass sich die gescheitesten Köpfe<br />

in der Region endlich zusammensetzen und man einen<br />

gemeinsamen Weg aus der Krise findet. Schließlich ist es<br />

kein Geheimnis, dass man gemeinsam stärker ist als alleine.<br />

Denn Marseille braucht einen echten Wandel, will man<br />

verhindern, dass die Stadt endgültig in einen infernalen<br />

Strudel aus Kriminalität und Gewalt abrutscht. Die<br />

Hafenstadt hätte es mehr als verdient.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 77


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

libérez les menhirs!<br />

An der bretonischen Südküste bilden fast 4.000<br />

Menhire bei Carnac eine der bedeutendsten<br />

megalithischen Stätten der Welt. Eine<br />

Sehenswürdigkeit, die Besucher von überall<br />

her anzieht, was eine Herausforderung für das<br />

kleine Dorf und seine Bewohner ist, gerade in<br />

den stark besuchten Sommermonaten. Was die<br />

meisten Besucher aber nicht ahnen: Um die<br />

Menhire herrscht seit mehr als 20 Jahren ein<br />

erbitterter Streit zwischen dem Staat als Eigentümer<br />

und den Einheimischen, die seit jeher mit den<br />

Hinkelsteinen leben und dem Staat vorwerfen,<br />

dem Ort seine ursprüngliche Aura genommen<br />

zu haben.<br />

Ein Volk ist wie ein Mensch. Wenn er<br />

verschwunden ist, bleibt nichts vom<br />

« ihm zurück, es sei denn, er hat darauf<br />

geachtet, eine Spur zu hinterlassen. » Worte,<br />

die Elie Faure, ein simpler Arzt, aber auch<br />

genialer Autor des 1919 in Frankreich erschienen<br />

Nachschlagewerks « Histoire de<br />

l’art » (dt. « Geschichte der Kunst »), einst notierte.<br />

Vielleicht hatten unsere Vorfahren im<br />

Pays d’Armor, der heutigen Bretagne, ähnliche<br />

Gedanken, als sie sich vor einer Ewigkeit<br />

die Mühe machten, Hinkelsteine in gradlinigen<br />

Steinreihen aufzustellen. Ihnen verdanken<br />

wir es jedenfalls, dass wir heute mit den<br />

Steinreihen von Menec, Kermario, Kerlescan<br />

und Petit Menec eine einzigartige sagenumwobene<br />

Sehenswürdigkeit in der Nähe von<br />

Carnac bewundern dürfen.<br />

Emotionslos erheben sich fast 4.000<br />

Granitsteine aus den Halmen einer wilden<br />

Wiese. Aufgestellt in Reih und Glied von<br />

jungsteinzeitlichen Völkern zwischen 5.000<br />

und 2.000 Jahren vor Christi Geburt. Monolithen,<br />

massiv und kalt und dennoch voller<br />

Anmut, errichtet zur gleichen Zeit, als in<br />

Ägypten die Pyramiden in die Höhe wuchsen.<br />

Dazwischen, nicht zu vergessen, einige<br />

Dolmen. Monumente wie kleine Bauwerke,<br />

nicht weniger mystisch, bestehend aus Hinkelsteinen,<br />

auf denen ein großer Steinblock<br />

liegt, dessen Gewicht Dutzende von Tonnen<br />

wiegen kann und wie ein Dach aussieht.<br />

Soweit eine kurze Beschreibung der Örtlichkeit.<br />

Doch wenn wir dieses Mal über die<br />

Menhire von Carnac sprechen, dann ist es<br />

nicht unter einem touristischen Aspekt. Vielmehr<br />

geht es um einen in der Öffentlichkeit<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


wenig bekannten Streit, der über dem majestätischen<br />

Ort wie ein böser Geist schwebt. Ein<br />

Streit, in dem der französische Staat und die<br />

einheimische Bevölkerung die Hauptrollen<br />

einnehmen und den nichtsahnenden Touristen<br />

die Nebenrolle zugeordnet wird. Ein Streit,<br />

der schon mehr als 20 Jahre andauert und bis<br />

heute die Gemüter nicht zur Ruhe kommen<br />

lässt.<br />

Wir sind uns dabei bewusst, dass man mit<br />

diesem Thema vermintes Territorium betritt.<br />

Selbst als Obelix, der bekanntlich eine große<br />

Liebe zu Hinkelsteinen pflegte, und Asterix<br />

verkleidete Demonstranten konnten mit ihrem<br />

Humor bei einer Manifestation 2007 nicht<br />

wirklich zur Entschärfung des Konfliktes<br />

beitragen. Versuchen wir also zu verstehen,<br />

was die Hintergründe für diesen Streit sind,<br />

den manche vielleicht für typisch bretonisch<br />

halten.<br />

Ein Satz kann wahrscheinlich das ganze<br />

Problem bestens auf den Punkt bringen. Er<br />

stammt aus dem Munde des einstigen Bürgermeisters<br />

von Carnac, Senators und Innenministers<br />

Christian Bonnet in den 1970er-Jahren,<br />

als die Menhire langsam anfingen, unter dem<br />

Dickicht der Natur zu verschwinden. « Es wird<br />

Zeit, dass die Hinkelsteine endlich Geld einbringen<br />

», ließ der Politiker damals<br />

verlauten.<br />

In Folge investierte der Staat,<br />

dem der Großteil der Flächen gehört,<br />

sieben Jahre lang in die Wiederherrichtung<br />

der Steinreihen.<br />

Dabei beging er in den Augen der<br />

Einheimischen den ersten großen<br />

Fehler, da er bei den Arbeiten nicht<br />

das notwendige Feingefühl an den<br />

Tag legte, das für einen derart<br />

historischen Ort geboten gewesen<br />

wäre. Traktoren und Motorsensen kamen<br />

genauso zum Einsatz wie Herbizide, die<br />

damals als Allheilmittel galten. Zurück blieben<br />

viel kahle Erde und das Gefühl, dem Staat<br />

fehle es an Sensibilität.<br />

Doch die wirkliche Eskalation der Situation<br />

folgte in den 1990er-Jahren. Ohne jegliche<br />

Konsultation mussten die Einheimischen mit<br />

ansehen, wie plötzlich Zäune um die Steinreihen<br />

gesetzt wurden. Zäune, die damals<br />

1,60 Meter hoch waren und eine Gesamtlänge<br />

von zehn Kilometern aufwiesen. Konnten<br />

die Menschen der Region und Besucher über<br />

Jahrzehnte und Jahrhunderte Tag und Nacht<br />

zwischen den Menhiren frei umherwandern,<br />

waren die sonderbaren Hinkelsteine auf<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 79


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

einmal abgesperrt – als stünden sie auf dem<br />

Privatgrundstück eines Eigentümers, der seine<br />

Schätze nicht teilen wollte. Der Zugang<br />

unterlag ab sofort festen Regeln und kostete<br />

Geld. Die Einheimischen fühlten sich « ihrer »<br />

Dolmen und Menhire beraubt.<br />

Offiziell hieß es dazu, dass der Staat den<br />

Ort durch diese Maßnahme vor einer zu hohen<br />

touristischen Nutzung schützen wolle, die<br />

nach Meinung einiger Experten die Steinreihen<br />

gefährden könnte. Positiver Nebeneffekt:<br />

Durch die Erhebung eines Eintrittsgeldes<br />

– damals 25 Francs, was rund 3,80 Euro<br />

entspricht – wurden die Zeugnisse aus vorgeschichtlicher<br />

Zeit endlich zu einem Geldbringer,<br />

so, wie es sich der Bürgermeister und<br />

Senator gewünscht hatte.<br />

In einer solchen Situation gedeihen natürlich<br />

Gerüchte. Einige Bewohner des Dorfes<br />

befürchteten das Schlimmste, als der damalige<br />

Kulturminister Jack Lang in Paris verkündete,<br />

ein Projekt « Grand Carnac » ins Leben rufen<br />

zu wollen. Drohte eine Art Menhirland, ein<br />

Disneyland der Hinkelsteine? Die Pläne führten<br />

zur Gründung einer Vereinigung mit dem<br />

provokanten Namen « Menhirs libres » (dt.<br />

« freie Menhire »). An deren Spitze stand das<br />

Ehepaar Mary, das ganz besonders von den<br />

staatlichen Plänen betroffen war. Denn beide<br />

besitzen ein typisches Bauernhaus (La Petite<br />

Métairie) an den Hinkelsteinfeldern, wo sie<br />

Crêpes verkaufen und welches nun vom Staat<br />

enteignet werden sollte. Übrigens nicht als<br />

einziges Anwesen.<br />

Die Vereinigung machte die Einheimischen<br />

stark. Schon bald konnten sie einen ersten Erfolg<br />

für sich verbuchen. So erzwangen die Bewohner,<br />

dass die Zäune um die Hälfte niedriger<br />

gemacht wurden. Zwar blieben die Menhire<br />

eingesperrt, aber wenigstens konnte man nun<br />

vom Rand wieder einen ungestörten Blick auf<br />

die Steinfelder werfen und Fotos machen, ohne<br />

dafür auf Bäume klettern zu müssen.<br />

Als der Druck immer größer wurde, ließ<br />

der Staat 1996 ein Referendum durchführen.<br />

Das Ergebnis war mehr als eindeutig: 87 Prozent<br />

der befragten Bevölkerung sprach sich<br />

gegen die staatlichen Ausbaupläne für die Sehenswürdigkeit<br />

aus. Doch der Staat ließ sich<br />

dadurch nicht beeindrucken und plante weiter<br />

wie zuvor. Dabei hat er jedoch die Dickköpfigkeit<br />

der Bretonen unterschätzt. 250 von Enteignungen<br />

bedrohte Einheimische, darunter<br />

zahlreiche Landwirte, zogen vors Gericht.<br />

Unterm Strich ist es wahrscheinlich kaum<br />

noch möglich zu sagen, wer Recht hat und<br />

wer im Unrecht ist. Dass die Steinreihen von<br />

Carnac eines gewissen Schutzes bedürfen,<br />

bestreiten selbst die Einheimischen nicht.<br />

Sie scheinen sich auch mit einer gewissen<br />

Kommerzialisierung arrangiert zu haben und<br />

akzeptierten den Bau einer Maison des Mégalithes,<br />

welche als Informationszentrum für die<br />

Besucher fungiert, mit ihren Souvenirangeboten<br />

aber primär kommerzielle Interessen verfolgt<br />

– im Gegensatz zum echten Musée des<br />

Mégalithes, das sich seit jeher im Dorf Carnac<br />

befindet. Nicht vergessen ist jedoch, mit welcher<br />

Ignoranz der Staat gegenüber der lokalen<br />

Bevölkerung und deren Bedürfnissen aufgetreten<br />

ist und zum Teil immer noch auftritt.<br />

Der Streit hat die Fronten so verhärtet,<br />

dass selbst pragmatische Änderungen kaum<br />

mehr Chancen auf eine Realisierung haben.<br />

Ein gutes Beispiel, wie verfahren die Lage<br />

inzwischen ist, stellt die aktuelle Situation an<br />

den eingezäunten Steinfeldern dar. Eine schmale<br />

Landstraße, die D196, verbindet die einzelnen<br />

Felder miteinander. Über sie schieben<br />

sich nicht nur Autos, sondern auch zahlreiche<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Besucher. Gerade im Sommer kommt es immer<br />

wieder zu gefährlichen Situationen. Die<br />

Straße ist kurvig und schmal. Ein entsprechender<br />

Fußweg fehlt.<br />

Doch die Besucher haben keine andere<br />

Wahl. Wollen sie die Menhire sehen und dafür<br />

nicht an einer sechs Euro teuren Führung<br />

zu einer festgelegten Zeit teilnehmen, müssen<br />

sie diese Straße nehmen. Was machen<br />

also die meisten Besucher, viele darunter<br />

mit Kindern? Sie laufen auf einem sich im<br />

erbärmlichen Zustand befindenden Straßenrand,<br />

an dem die Autos vorbeirasen. Wer sich<br />

diesen Gefahren nicht aussetzen will und wer<br />

vor allem die Hinkelsteine in Ruhe und vom<br />

Nahen genießen möchte, dem bleibt nur die<br />

kostenpflichtige Führung. Wie meinte doch<br />

Christian Bonnet? Die Menhire müssten<br />

endlich Geld einbringen.<br />

Der Staat ist sich durchaus bewusst, wie<br />

gefährlich sich die Verkehrssituation darstellt.<br />

Er ist sogar bereit, für Abhilfe zu sorgen<br />

und die Straße zu verbreitern und so auch<br />

zusätzlichen Platz für Fußgänger zu schaffen.<br />

Doch um dies umzusetzen, müsste er Land<br />

ankaufen... oder enteignen. Beides trifft bei<br />

den Einheimischen nach all den Jahren des<br />

Kampfes auf wenig Gegenliebe. Und so geht<br />

er weiter, der Streit um die Menhire.<br />

Am 28. Juli fand in der Crêperie « La Petite<br />

Métairie », die zum symbolischen Ort des<br />

Widerstandes geworden ist, eine fest-noz statt,<br />

ein Fest nach bretonischer Tradition. Freunde<br />

und Mitglieder von « Menhirs libres » trafen<br />

sich zu Crêpes und Cidre, sangen bretonische<br />

Lieder und tanzten. Alle waren fröhlich und<br />

entspannt. Es bleibt zu hoffen, dass man dies<br />

eines Tages auch endlich wieder vom Verhältnis<br />

zwischen dem Staat und den Menschen vor<br />

Ort sagen kann.<br />

Menhire ohne Zäune<br />

Wer die Menhire ohne Führung und trotzdem ohne Zäune sehen will, hat dazu<br />

die Chance östlich des Dorfes Kerlescan jenseits der D186. Ein Wanderweg<br />

führt zum Steinfeld « Petit Ménec ». An ihm stehen Hinkelsteine ohne<br />

Zugangsbeschränkungen. Ein Paradies für alle Besucher und Fotografen, die den<br />

Monolithen einmal ganz nahe kommen möchten. Eine gute Wanderkarte der<br />

Region ist für die Orientierung jedoch vorteilhaft.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 81


ART DE VIVRE Wein<br />

Clairette de Die<br />

Der Schaumwein für glückliche Menschen<br />

Die Winzer im Drôme-Tal stellen<br />

mit der Clairette de Die ein<br />

ganz besonderes Produkt her.<br />

Die Clairette de Die ist ein<br />

Schaumwein, der mit seinem<br />

perlenden Charakter und von<br />

der Farbe her an Champagner<br />

erinnert. Der Geschmack und<br />

die Herstellungsmethode<br />

unterscheiden sich dagegen<br />

vollkommen von dem edlen<br />

Tropfen aus der Champagne.<br />

Entstanden ist die Clairette de<br />

Die, zumindest der Legende<br />

nach, aus Zufall. Nicht zufällig<br />

ist jedoch, dass sich der Schaumwein<br />

überall großer Beliebtheit<br />

erfreut und den Franzosen ans<br />

Herz gewachsen ist.<br />

Wenn man mit Franzosen über die Clairette de Die spricht,<br />

weckt man meist zahlreiche Erinnerungen. Schnell kommen<br />

dann wieder Bilder hoch, die sie mit dem Schaumwein in<br />

Verbindung bringen. Da es sich um ein Getränk handelt, das man eher<br />

bei angenehmen Anlässen verkostet, sind es meist schöne Erinnerungen.<br />

Die Clairette de Die ist – wie etwa auch die Madeleine – eines dieser<br />

mythischen kulinarischen Erzeugnisse des Landes, zu denen die Franzosen<br />

ein ganz spezielles Verhältnis pflegen und die ihnen ganz besonders<br />

am Herzen liegen.<br />

Die Clairette de Die ist mit sieben bis neun Prozent nicht sehr stark<br />

alkoholhaltig und schmeckt sanft und süßlich. Wenn man den Geschmack<br />

genauer beschreiben müsste, würde man sicherlich sagen, dass<br />

der Schaumwein nach Rosen und exotischen Früchten schmeckt. Auch<br />

eine Note weißer Blumen wie Jasmin lässt sich erkennen. Es ist ein Geschmack,<br />

den viele Franzosen mit einem Besuch bei ihren Großeltern<br />

in Verbindung bringen, die immer eine Flasche im Kühlschrank bereithielten,<br />

sollte mal jemand auf einen Besuch vorbeischauen. Man kann<br />

die Clairette de Die am Ende einer Mahlzeit genießen, zum Beispiel<br />

als Begleiter zu einem Dessert, oder auch am Nachmittag zu einem<br />

Stück Kuchen.<br />

Doch trotz dieser vielseitigen Einsatzmöglichkeiten ist der<br />

Schaumwein mitnichten ein charakterloses, gar fades Getränk. Wie<br />

könnte er es auch sein, wenn man sieht, wie aufwendig der Herstellungsprozess<br />

ist. Die Produktionsmethoden sind einzigartig und seit<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Generationen überliefert. Die Clairette de Die ist ein Unikat mit<br />

Tradition, das sich trotzdem der Moderne nicht verschlossen hat.<br />

Am Anfang der Geschichte des Schaumweines stand ein Zufall<br />

und nicht der menschliche Erfindungsreichtum. Die Clairette de<br />

Die ist streng genommen aus einem Vergessen heraus geboren worden.<br />

Zumindest sagt dies die Legende, die den Schaumwein bis heute<br />

umrankt und die bildlich im Weinkeller der örtlichen Kooperative<br />

dargestellt ist. Demnach soll ein Bauer vor sehr langer Zeit einen<br />

Krug mit dem Saft von Weintrauben in einem kalten Gebirgsbach<br />

über Winter vergessen haben. Als er den Krug im Frühling wiederentdeckte<br />

und den Inhalt kostete, war er erstaunt über den Geschmack,<br />

der sich von allem bisher Gekannten unterschied und auf<br />

ganz eigene Weise prickelte. Er erzählte seinen Freunden von seiner<br />

Entdeckung und alsbald stellten auch andere Winzer und Bauern<br />

ihre Krüge in das kalte Wasser des Gebirgsbaches. Die Clairette de<br />

Die war geboren.<br />

Einen weiteren Hinweis zur Geschichte des Schaumweines gibt<br />

Plinius der Ältere, ein römischer Gelehrter. Im Jahre 70 nach Christi<br />

Geburt interessierte er sich in seinem Werk « Naturalis historia » ebenfalls<br />

für diesen sonderbaren Wein. Er schrieb von einer späten Weinlese<br />

und von Weinreben, die an Muskat erinnern. Außerdem hatte er<br />

verstanden, dass der Saft nach der Pressung in eiskaltem Wasser reifen<br />

musste und dass dies eines der großen Geheimnisse für den Charakter<br />

des Schaumweines war.<br />

Die Clairette de Die in Zahlen<br />

Gründungsjahr der Appellation (AOC): 19<strong>42</strong><br />

Größe der Appellation: 1.500 Hektar<br />

Anzahl der Traubenarten: 2 (Muskat und<br />

Clairette blanche)<br />

Höhe der Weinberge: 250 bis 700 Meter<br />

Anzahl der Winzer: rund 300<br />

Durchschnittliche Produktionsmenge: 86.045<br />

Hektoliter<br />

Anzahl der zur Appellation gehörenden<br />

Kommunen: 31 (Aix-en-Diois, Aouste-sur-Sye,<br />

Aubenasson, Aurel, Barsac, Barnave, Beaufortsur-Gervanne,<br />

Châtillon-en-Diois, Die, Espenel,<br />

Laval-d’Aix, Luc-en-Diois, Menglon, Mirabel-et-<br />

Blacons, Molières-Glandaz, Montclar, Montlauren-Diois,<br />

Montmaur-en-Diois, Piégros-la-Clastre,<br />

Ponet, Pontaix, Poyols, Recoubeau-Jansac,<br />

Saillans, Saint-Benoit-en-Diois, Saint-Roman,<br />

Saint-Sauveuren-Diois, Sainte-Croix, Suze,<br />

Vercheny und Véronne)<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 83


ART DE VIVRE Wein<br />

Oben: Fabien<br />

Lombard, Winzer<br />

und Präsident des<br />

Verbandes der<br />

Clairette de Die.<br />

Mitte: Jean-Denis<br />

Maillefaud, Winzer<br />

in Barsac.<br />

Unten: Franck<br />

Monge, Winzer<br />

und Bürgermeister<br />

von Vercheny.<br />

Heute stehen natürlich keine Weinkrüge mehr in den kalten Gebirgsbächen<br />

der Gegend. Trotzdem haben die Winzer über die Jahrhunderte<br />

einen Weg gefunden, dem Grundgedanken treu zu bleiben<br />

und unverändert einen ganz besonderen Schaumwein herzustellen.<br />

1908 haben sie als eine der ersten im Land einen Verband gegründet,<br />

um die Herstellungsmethoden und Anbauflächen zu definieren<br />

sowie Fälschungen zu bekämpfen, die es schon zahlreich gab. Aus<br />

dieser Zusammenarbeit wuchs eine Solidarität, die geholfen hat,<br />

dass der Schaumwein schon recht früh, 19<strong>42</strong>, unter den Schutz einer<br />

kontrollierten Herkunftsbezeichnung gestellt wurde, die « AOC<br />

Clairette de Die ».<br />

Kurz danach, 1950, entschlossen sich 260 Winzer, was 80 Prozent<br />

der lokalen Produzenten entsprach, noch einen Schritt weiterzugehen<br />

und sich als Kooperative zusammenzuschließen. Dieser<br />

Zusammenschluss wirkte alsbald wie eine Lokomotive bei der<br />

Entwicklung der Weingegend. Gemeinsam schaffte man es, große<br />

Investitionen zu tätigen und notwendige Forschungen für eine Verbesserung<br />

der Herstellungstechnik anzuschieben.<br />

Heute heißt diese Kooperative « Cave de Die Jaillance ». Sie<br />

gehört zum Unternehmen Jaillance und stellt 85 Prozent der Produktion<br />

der Clairette de Die her, was fast 7,7 Millionen Flaschen<br />

pro Jahr entspricht. Wenn man heute die Produktionsstätten des<br />

Schaumweines sieht, begreift man aber auch, warum es ohne einen<br />

Zusammenschluss kaum gehen würde. Riesige Bottiche aus Inox<br />

beeindrucken bei einem Besuch. Dabei sind sie erst die Spitze des<br />

Eisberges. Weitere Galerien und Säle sind für die Produktion notwendig.<br />

Um den enormen Energiebedarf für die Kühlung zu decken,<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Wo kann man die Clairette de Die<br />

im Drôme-Tal kosten und kaufen?<br />

wurden große Solaranlagen installiert. Alles in allem ist ein<br />

Aufwand notwendig, der hohe Summen verschlingt und den<br />

einzelne Winzer, selbst wenn es noch einige wenige gibt, alleine<br />

kaum stemmen können.<br />

Doch obwohl ein Quasi-Monopol existiert, sind die Beziehungen<br />

zu den wenigen Winzern, die nicht zur Kooperative gehören,<br />

grundsätzlich gut. Zwar gab es auch innerhalb der AOC<br />

Clairette de Die die eine oder andere Spannung, aber insgesamt<br />

läuft das Zusammenspiel besser als in vielen anderen Weingegenden.<br />

Positiv zu erwähnen ist auch, dass sich die Winzer der<br />

Clairette de Die schon seit über 20 Jahren mit biologischem<br />

Weinanbau beschäftigen. Damit sind sie vielen anderen Weinbauern<br />

im Land ein gutes Stück voraus.<br />

Der Großteil des Schaumweines, rund 70 Prozent, wird<br />

heute über die großen Supermärkte unters Volk gebracht. Dies<br />

zeigt, welche Popularität die Clairette de Die genießt. Die Preise<br />

schwanken dabei zwischen sechs und sieben Euro pro Flasche.<br />

Außerdem wird das Angebot zunehmend differenziert. So gibt<br />

es neben den Ausrichtungen « tradition » und « brut » inzwischen<br />

auch die Label « premium » und « pur muscat ».<br />

Eines hat sich im Laufe der Zeit aber niemals verändert.<br />

Die Clairette de Die ist ein Schaumwein für gesellige Runden.<br />

Sei es ein Fest, ein Spieleabend oder ein Abendessen mit<br />

Freunden, der Schaumwein steht für Lebensfreude und glückliche<br />

Menschen. Das ist wahrscheinlich die größte Leistung<br />

der Winzer aus dem Drôme-Tal.<br />

Auf der Landstraße<br />

vom Rhône-Tal hinauf in<br />

die Alpen entlang der<br />

Drôme stehen Schilder,<br />

die zur Verkostung<br />

oder zum Erwerb der<br />

Clairette de Die einladen.<br />

Grundsätzlich bieten sich<br />

alle Weingüter für einen<br />

Stopp an.<br />

Nicht auslassen sollte<br />

man für weitergehende<br />

Informationen:<br />

Maison de la Clairette<br />

26340 Vercheny<br />

Telefon:<br />

+33 (0)4 75 21 29 76<br />

Außerdem lohnen mit<br />

Sicher heit die beiden<br />

folgenden Einrichtungen<br />

einen Besuch:<br />

Cave de Die Jaillance<br />

Avenue de la Clairette<br />

26150 Die<br />

Telefon:<br />

+33 (0)4 75 22 30 15<br />

www.jaillance.com<br />

Geführte Besichtigungen<br />

und Weinproben.<br />

Cave Carod<br />

26340 Vercheny<br />

Telefon:<br />

+33 (0)4 75 21 73 77<br />

www.caves-carod.com<br />

Museum über die<br />

Geschichte des<br />

Schaumweines und<br />

Weinproben.<br />

Empfehlenswert sind<br />

darüber hinaus:<br />

Domaine Peylong<br />

26400 Suze-sur-Crest<br />

www.peylong.com<br />

Fabien Lombard ist der<br />

junge und dynamische<br />

Präsident des Verbandes<br />

der Clairette de Die und<br />

zusammen mit seiner<br />

Frau Christelle selbst<br />

Winzer. Er hat immer<br />

ein paar gute Tipps für<br />

das Drôme-Tal parat.<br />

Weinproben und Verkauf.<br />

Caves Didier Cornillon<br />

26410 Saint-Roman<br />

www.didiercornillon.com<br />

Ein Weltenbummler,<br />

der außer in seinem<br />

Geburtstal auch in<br />

Tunesien und demnächst<br />

in Lateinamerika Wein<br />

anbaut. Sein Hobby sind<br />

alte Hütten zwischen in<br />

den Weinbergen, die er<br />

mit Freunden herrichtet.<br />

Er stellt im Drôme-<br />

Tal Clairette de Die,<br />

Crémant de Die sowie<br />

Weiß- und Rotweine<br />

her. Weinproben und<br />

Verkauf.<br />

Caves Monge Granon<br />

26340 Vercheny<br />

www.cavesmongegranon.fr<br />

Franck Monge, Winzer<br />

und Bürgermeister<br />

von Vercheny, bietet<br />

nicht nur guten Wein,<br />

sondern auch einen<br />

Campingplatz direkt an<br />

der Drôme. Weinproben<br />

und Verkauf.<br />

Caves Maillefaud<br />

26150 Barsac<br />

Jean-Denis ist ein<br />

bekannter Winzer auf<br />

dem Wochenmarkt<br />

von Die. Zu Hause ist er<br />

aber im kleinen Barsac,<br />

das einen Besuch lohnt.<br />

Weinproben und Verkauf.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 85


ART DE VIVRE Rezept<br />

Poires<br />

safranées<br />

et ses tuiles à l’orange<br />

«<br />

Es<br />

ist nicht immer leicht, zu den Festlichkeiten am Jahresende ein<br />

Rezept für ein Dessert zu finden, das originell ist, sich schnell zubereiten<br />

lässt und trotzdem jedermann schmeckt. Als ich vor einiger Zeit<br />

nach einem solchen suchte, stieß ich auf ein altes Familienrezept mit<br />

gekochten Williamsbirnen und dünnen Knusperblättchen, das auf<br />

einem handschriftlichen Zettel zwischen meinen Kochbüchern auf<br />

Wiederentdeckung wartete. Ich hatte es schon vollkommen vergessen,<br />

dabei erfüllt es alle genannten Kriterien mit Bravour. Bon appétit!»<br />

Für 4 Personen • Zubereitungszeit: 40 min<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Zutaten<br />

Für die Birnen:<br />

4 gleichgroße Birnen der Sorte Williams Christ<br />

100 g Akazienhonig<br />

100 ml lieblichen Weißwein<br />

1 TL Safranfäden<br />

1 Zitrone<br />

Für die Knusperblättchen:<br />

75 g Butter<br />

100 g Puderzucker<br />

30 g Mehl<br />

1 Orange<br />

Zubereitung<br />

Birnen:<br />

• In einem großen Topf, in den die vier Birnen passen,<br />

den Weißwein, den Honig und die Safranfäden<br />

erhitzen und fünf Minuten lang köcheln lassen.<br />

• Die Birnen waschen und schälen, dabei den Stiel nicht<br />

entfernen. Die Zitrone in zwei Hälften schneiden und<br />

die Schnittstellen an den geschälten Birnen reiben.<br />

Danach die Birnen in den Topf geben und alles 20<br />

Minuten kochen lassen. Währenddessen die Flüssigkeit<br />

im Topf regelmäßig über die Birnen verteilen.<br />

•<br />

• Birnen aus dem Topf nehmen und abtropfen lassen.<br />

Danach die Früchte aufrecht in eine Dessertschale<br />

stellen. Warten, bis aus der verbleibenden Flüssigkeit<br />

ein dickflüssiger Sirup entstanden ist. Diesen mit<br />

einem Löffel über die Birnen verteilen. Anschließend<br />

die Knusperblättchen daneben drapieren. Das<br />

Dessert kann lauwarm oder kalt serviert werden.<br />

Knusperplätzchen:<br />

• Butter in einem Topf zum Schmelzen bringen. Währenddessen<br />

das Mehl sieben, die Schale der Orange<br />

raspeln und aus dem Rest etwas Saft auspressen.<br />

Anschließend den Topf von der Platte nehmen und<br />

den Puderzucker, das gesiebte Mehl, die geraspelten<br />

Orangenschalen sowie zwei Esslöffel des Orangensaftes<br />

dazugeben. Alles gut vermischen.<br />

• Den Teig auf ein eingefettetes Backblech gießen, so<br />

dass sich untertassengroße Kreise bilden. Im vorgeheizten<br />

Backofen bei 120 Grad fünf Minuten backen<br />

lassen. Den Prozess gut überwachen, der Teig muss<br />

goldbraun werden, darf aber nicht verbrennen.<br />

• Gebackenen Teig aus dem Backofen nehmen, eine Minute<br />

ruhen lassen und ihm mit Hilfe einer Teigrolle oder<br />

einem ähnlichen Gegenstand eine runde Form verleihen.<br />

Weinempfehlung<br />

• Zu diesem Nachtisch passt gut ein süßer<br />

Wein, beispielsweise ein Sauternes.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 87


ART DE VIVRE Genuss<br />

Serie: Frankreichs AOC<br />

Teil 5: Die AOC des Elsass<br />

Unsere kulinarische Reise durch Frankreich geht weiter. Nach der Auvergne (Ausgabe<br />

<strong>Nr</strong>. 38), der Normandie (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39), der Bretagne (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40) und der Region<br />

Rhône-Alpes (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41) interessieren wir uns dieses Mal für die mit einem AOC- bzw.<br />

AOP-Siegel ausgezeichneten Spezialitäten aus dem Elsass. Auf den ersten Blick handelt es<br />

sich mit fünf geschützten Produkten um eine recht überschaubare Auswahl. Doch diese<br />

Einschätzung ist irreführend. Denn in der kleinsten Region des Landes werden 838 verschiedene<br />

Weine hergestellt, die alle zu einer der drei großen Appellationen der Region gehören.<br />

Hinzu kommen ein weiteres alkoholisches Getränk und ein Käse. So kann das Elsass unterm<br />

Strich mit Stolz behaupten, durchaus eine Gourmetregion zu sein.<br />

Wein<br />

Die Geografie der elsässischen Weinberge ist originell:<br />

Auf einem schmalen, zwischen eineinhalb und<br />

drei Kilometern breiten Band ziehen sie sich am Fuße<br />

der Vogesen auf einer Länge von rund 100 Kilometern<br />

von Straßburg bis nach Mulhouse. Das ist aber nicht<br />

die einzige Besonderheit. Denn im Gegensatz zu den<br />

anderen französischen Weinanbaugegenden beziehen<br />

sich die geschützten Appellationen nicht nur auf<br />

einzelne Weine, sondern auf das Weinanbaugebiet als<br />

Ganzes. Viele andere Winzer im Land träumen von<br />

solch paradiesischen Zuständen.<br />

Allerdings war der Weg dahin nicht einfach und<br />

er dauerte länger als anderswo. Während sich einige<br />

Weinregionen im Land schon seit 1935 mit einem<br />

AOC-Siegel schmücken dürfen, musste sich das Elsass<br />

bis zum Jahr 1962 gedulden. Die Weltkriege hinterließen<br />

zudem ihre Spuren auf den Weinbergen. Seit den<br />

1950er-Jahren bemühte man sich um die Behebung der<br />

Schäden. Hinzu kamen rechtliche Eigenheiten, die für<br />

das Elsass und das lothringische Departement Moselle<br />

aufgrund der wechselvollen Geschichte gelten und die<br />

Einrichtung von geschützten Appellationen schwieriger<br />

machten. Doch heute ist das alles Geschichte<br />

und das Elsass freut sich über zwei Appellationen<br />

für seine Weine (« Alsace » und « Grands Crus ») und<br />

eine für seinen Schaumwein (« Crémant d’Alsace »).<br />

Die wichtigste Appellation ist dabei die erste.<br />

Unter das 1962 geschaffene AOC-Siegel « Alsace »<br />

fallen 74 Prozent der Weine der Region und sogar<br />

92 Prozent der Weißweine. Es handelt sich dabei<br />

sowohl um Weine, die aus einer Rebensorte gekeltert<br />

werden (Riesling, Pinot Blanc, Pinot Gris,<br />

Pinot Noir, Muscat, Sylvaner, Gewürztraminer<br />

etc.) als auch um Weine aus mehreren Rebsorten, welche<br />

auch Edelzwicker genannt werden.<br />

Die AOC « Grands Crus » wurde 1975 ins Leben<br />

gerufen und ist bis heute für Spitzenweine reserviert,<br />

die aus 51 Lagen stammen, die zwischen drei und 80<br />

Hektar groß sind. Nur vier Prozent der elsässischen<br />

Weine dürfen sich mit dieser Auszeichnung schmücken.<br />

Die Kriterien sind strenger als bei der ersten<br />

Appellation. Nur vier Rebsorten (Riesling, Gewürztraminer,<br />

Pinot Gris und Muscat) sind bis auf zwei<br />

Ausnahmen (in Zotzenberg und Mittelbergheim darf<br />

auch Sylvaner verwendet werden) zugelassen. Ein Mindestalkoholgehalt<br />

ist einzuhalten. Auf den Etiketten<br />

dieser Weine muss der Jahrgang angegeben werden.<br />

Elsässische Weine beider Appellationen werden<br />

grundsätzlich in etwas länglicheren Weinflaschen abgefüllt,<br />

die nur in dieser Region anzutreffen sind und<br />

als flûte d’Alsace bezeichnet werden. Außerdem muss<br />

die Abfüllung auf elsässischem Boden erfolgen.<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Crémant d’Alsace<br />

Elsässische Schaumweine machen die restlichen 21 Prozent<br />

der örtlichen Weinproduktion aus. Von der Produktionsmenge<br />

her stehen sie nach den Schaumweinen aus der<br />

Champagne an zweiter Stelle in Frankreich. Die Appellation<br />

« Crémant d’Alsace » gibt es seit 1976. Hergestellt werden die<br />

Schaumweine insbesondere aus den Rebsorten Pinot Blanc,<br />

Pinot Gris, Pinot Noir, Riesling und Chardonnay.<br />

Marc d’Alsace Gewürztraminer<br />

Das AOC-Siegel für diesen Weinbrand ist<br />

noch recht jung. Es wurde erst 2009 geschaffen.<br />

Hergestellt wird der Brand ausschließlich aus dem<br />

Trester von Gewürztraminerreben. Der Mindestalkoholgehalt<br />

beträgt 45 Prozent. Der Marc<br />

d’Alsace Gewürztraminer ist ein Muss für alle<br />

Liebhaber starker alkoholischer Getränke.<br />

Munster<br />

Der Munster ist zwar kein exklusiver elsässischer Käse, aber einer,<br />

der auch im Elsass produziert wird und der einzige Käse aus der<br />

Region, der ein AOC-Siegel trägt. Hergestellt wird er in den beiden<br />

elsässischen Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin sowie in den<br />

Departements Vosges, Meurthe-et-Moselle, Moselle, Haute-Saône<br />

und Territoire de Belfort. Sein Renommee ist enorm. Auf keiner<br />

ordentlichen französischen Käseplatte fehlt ein Munster. Das AOC-<br />

Siegel für diesen Käse existiert seit 1967. Die Herkunft des Originalrezeptes<br />

ist nicht geklärt. Es heißt, dass im 9. Jahrhundert ein<br />

Mönch aus Irland auf der Durchreise durch die Vogesen den Käse<br />

erfunden haben soll.<br />

AOC & AOP<br />

Die Appellation d’Origine Contrôlée, kurz AOC, bzw. das<br />

europäische Pendant, die Appellation d’Origine Protégée, kurz<br />

AOP, sind kontrollierte Herkunftsbezeichnungen für vielfältige<br />

landwirtschaftliche Erzeugnisse, beispielsweise für Weine und<br />

Molkereiprodukte. Beide Bezeichnungen weisen darauf hin, dass<br />

ein Produkt innerhalb einer bestimmten geografischen Zone<br />

nach fest definierten, meist altbewährten Methoden hergestellt<br />

wurde. Die Auszeichnung steht für Authentizität und Qualität und<br />

bürgt für eine lokale Verwurzelung im Herstellungsprozess.<br />

Verstöße gegen die Vorschriften eines AOC- bzw. AOP-Produktes<br />

sowie eine missbräuchliche Verwendung der Auszeichnung<br />

werden geahndet. Das Institut National des Appellations<br />

d’Origine (INAO) wacht über das System.<br />

Natürlich muss ein Produkt, das nicht über ein AOC- bzw. AOP-Siegel<br />

verfügt, nicht automatisch minderwertig sein. Denn die Prozesse,<br />

eine solche Auszeichnung zu erhalten, sind oft langwierig und die<br />

Auflagen, die das Produkt erfüllen muss, entsprechend hoch, was<br />

sich gerade kleine Produzenten oft nicht erlauben können. Für den<br />

Kunden ist die kontrollierte Herkunftsbezeichnung trotzdem eine<br />

wichtige Hilfe bei der Kaufentscheidung, insbesondere wenn man<br />

einen Hersteller selbst nicht kennt.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 89


ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 8<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 9 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 10 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 11<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 17<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 21<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

ausverkauft<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Übersicht der Reisethemen, nach Regionen geordnet:<br />

Grau: Ausgabe ist leider ausverkauft und kann nicht nachbestellt werden.<br />

7<br />

9<br />

8<br />

6<br />

5<br />

1<br />

10<br />

2<br />

12<br />

4<br />

3<br />

11<br />

13<br />

1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />

Le Bon Marché: Eine Pariser Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Stadtentwicklung: Architektonischer Aufbruch an der Seine 40<br />

Hôtel des Invalides: Ein kleines Militär-Versailles mitten in<br />

Paris<br />

Les Arènes de Lutèce: Die unerwartete Entdeckung eines<br />

römischen Amphitheaters<br />

Lido: Carien, Porträt einer Startänzerin 37<br />

Avenue des Champs-Elysées: Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

Musée Rodin: Der Charme eines Künstleranwesens<br />

mit einzigartigem Garten<br />

Notre-Dame: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Chartres: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Saint-Denis: Ruhestätte der Könige 33<br />

Pantheon: Großes Gebäude für die Großen Frankreichs 32<br />

Aus der Mitte entsprang ein Fluss: Das Pariser Stadtviertel<br />

Butte-aux-Cailles<br />

Serie: Designrestaurants 31<br />

Serie: Kiezrestaurants 30<br />

Pariser Friedhöfe: Museen unter freiem Himmel 30<br />

Gärten in Paris: Oasen der Ruhe 29<br />

Serie: Weinbars 29<br />

Batobus: Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />

Stadtentwicklung: Neugestaltung der Seine-Ufer 28<br />

Serie: Ungewöhnliche Restaurants 28<br />

Versailles: Das eigentümliche Paradies der Maire-Antoinette 27<br />

Serie: Restaurants mit Ausblick 27<br />

Canal Saint-Martin: Das Geheimnis rosafarbener Schuhe 26<br />

Entdeckungen am Pariser Canal Saint-Martin 26<br />

Eine Riesin im Bistro: Das Bistro Germain in Paris 25<br />

Serie: Die Restaurants der Stars 25<br />

Pariser Stadtentwicklung: Seine Métropole – Reicht Paris bald<br />

bis ans Meer?<br />

Hauptstadt der Liebe: Ist Paris noch sexy? 25<br />

Paris bei Nacht: Eine romantische Reise<br />

durch die Metropole<br />

Mehr als nur Kino: Legendäre Lichtspielhäuser der<br />

französischen Hauptstadt<br />

Le Marais: 11 ultimative Tipps fürs Pariser Szeneviertel 22<br />

Austellung: Der Louvre im Zweiten Weltkrieg 22<br />

Ile de la Cité & Ile Saint-Louis: Idyllische Inseln inmitten einer<br />

Weltstadt<br />

Das Grand Palais erwacht aus dem Dornröschenschlaf 20<br />

14<br />

41<br />

38<br />

37<br />

36<br />

35<br />

31<br />

25<br />

24<br />

23<br />

21<br />

An den Ufern der Seine: Für drei Euro mit dem Mietfahrrad<br />

entlang der Seine<br />

Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser Luxusherbergen 18<br />

Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />

Tuilerien: Paris träumt vom Wiederaufbau seines alten<br />

Stadtschlosses<br />

Musée du Montparnasse 16<br />

Alle 20 Arrondissements 15<br />

Stadtentwicklung: Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />

Cité de l’Immigration: Ein notwendiges Museum 13<br />

Vaux-le-Vicomte: Wenn Größenwahn zum Verhägnis wird 12<br />

Barbizon: Nabel der französischen Landschaftsmalerei des<br />

19. Jahrhunderts<br />

Fontainebleau: Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />

Parc de Sceaux: Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />

Rambouillet: Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />

Saint-Germain-en-Laye: Sinnbild eines elitären Lebensgefühls 12<br />

Parc de Saint-Cloud: Schlosspark ohne Schloss 12<br />

Auvers-sur-Oise: Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />

Chantilly: Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />

Pierrefonds: Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />

Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />

Fondation Le Corbusier: Das Erbe eines polarisierenden<br />

Architekten<br />

Gastronomie: Preiswert essen in Paris 12<br />

Paris La Défense: Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />

Stadtspaziergang durch das 14. Arrondissement 9<br />

Paris-CDG: Hinter den Kulissen des Pariser Flughafens<br />

Charles-de-Gaulle<br />

Opéra National de Paris 7<br />

Paris Rive Gauche: Zukünftiges 7<br />

Café Marly: Pariser Chic im Louvre 6<br />

Shoppingtour: Auf Einkaufstour durch Paris mit einem der<br />

legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />

Palais-Royal: Die Renaissance des Shoppings 6<br />

Avenue Montaigne: Nächtlicher Bum mel über die Pariser<br />

Luxusmeile<br />

Kaufhäuser: Mythos Grands Magasins: vom «Paradies der<br />

Damen» zum Konsumtempel<br />

Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau, Fondation Cartier 5<br />

Mac/Val: Zeitgenössischer Kunst tempel in einem Vorort von<br />

Paris<br />

Gastronomie: Chez Antoine 1<br />

Pariser Bistros 1<br />

Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />

Interview: Anne Hidalgo 1<br />

Märkte: Jedem seinen Markt 1<br />

Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />

Hotel<br />

Hotel Lutetia, Paris 33<br />

The Five Hotel, Paris 26<br />

Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />

Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />

2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

10 Ideen...für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai: Riesen für den Kleinen 36<br />

Amiens: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Beauvais: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Jardin Mosaic: Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />

Jardins de Valloires: Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />

Symbole der Freiheit: Nordfrankreichs Belfriede 29<br />

Côte d’Opale: Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />

Centre Historique Minier: Die Geschichte des Bergbaus erleben 14<br />

Amiens: Kleine Kapitale der Picardie 14<br />

Baie de Somme: Paradies für Menschen und Vögel 14<br />

Karneval in Dünkirchen: Eine ganze Stadt feiert mit urigem<br />

Humor<br />

19<br />

17<br />

12<br />

12<br />

8<br />

6<br />

6<br />

6<br />

3<br />

13<br />

La Piscine: Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in die Welt<br />

der Kunst<br />

Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung geht weiter 6<br />

Lille: Frankreichs flämische Metropole 2<br />

Hotel<br />

L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

10 Ideen...für ein Wochenende im Elsass 41<br />

Haut-Kœnigsbourg: Ein wahrhaft deutsch-französisches<br />

Kulturerbe<br />

Marne: In der Heimat des Champagners 40<br />

Bitche: Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />

Grand Ballon: Eine Wanderung auf die Spitze der Vogesen 37<br />

Neufchef & Aumetz: Das stolze Erbe der lothringischen Kumpel 36<br />

Mont Sainte-Odile: Berg der Hoffnung und der Tragödie 35<br />

Straßburg: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Reims: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Metz: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Serie: Städtevergleich (4): Metz versus Nancy 34<br />

Chantals Rezept: Quiche Lorraine 33<br />

Höhenrausch in den Vogesen: Route des Crêtes 29<br />

Kaysersberg im Elsass: Ein Traum aus Fachwerk 27<br />

Epinal: Stadt der Parks und Museen 25<br />

Epernay: Die Champs-Elysée des Schaumweins 23<br />

Nancy: Geschichtsbewusst und modern 22<br />

Charleville-Mézières: Dichterleben und Marionettenkunst 21<br />

Rosheim: Idylle am Fuß der Vogesen 19<br />

Ardennen: Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />

Sesenheim: Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />

Gedenkkult: Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />

Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />

Vittel: Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />

Plombières-les-Bains: Thermale Freuden in den Vogesen 12<br />

Straßburg: Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />

Wein: Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter und<br />

charaktervollen Weinen<br />

Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />

Metz: Im Osten etwas Neues 9<br />

Burgen: Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />

Elsässische Weinstraße: Eine Weingegend zeigt sich volksnah 8<br />

Mulhouse: Europäische Hauptstadt der Technikmuseen 8<br />

Dominikanerkloster Guebwiller: Wo Musik Grenzen überwindet 8<br />

Golf im Elsass: Geheimtipp unter Golfern 8<br />

Dorfleben: Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern des<br />

Elsass<br />

Colmar: Der Zauber der Nacht 8<br />

Sainte-Marie-aux-Mines: Besuch einer Silbermine aus dem<br />

16. Jahrhundert<br />

Bugatti in Molsheim: Die Wiederentdeckung einer automobilen<br />

Legende<br />

Straßburg: Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste treffen 8<br />

Skifahren in den Vogesen 7<br />

Elsass: Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />

Champagner: Lebensgenuss pur 5<br />

Stockweiher: der Wolf im Schafspelz 3<br />

Hotel<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel, La Petite-Pierre 38<br />

Museumotel L'Utopie, Raôn-l'Etape 29<br />

Le Château-Fort, Sedan 16<br />

Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />

4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Hospices de Beaune: Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />

Lac de Pannecière: Spaziergang durch die Ruinen eines<br />

untergegangenen Dorfes<br />

Montbéliard: Die Farben einer Stadt 41<br />

10<br />

40<br />

10<br />

8<br />

8<br />

8<br />

41


Peugeot-Museum: Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />

Roche de Solutré & Roche de Vergisson: Zwei Felsen, ein<br />

Wanderparadies<br />

Wein: Saint-Véran aus Burgund 35<br />

Châtillon-sur-Seine: Das Erwachen einer verschlafenen<br />

Provinzstadt<br />

Château de Saint-Fargeau: Wo der Blick hinter die Kulissen<br />

erlaubt ist<br />

Mönchsstille: Die Abtei von Fontenay 30<br />

Fort Saint-Antoine: In der Kathedrale des Comté 30<br />

Belfort: charaktervolle Kleinstadt mit bewegter Geschichte 26<br />

Cluny und Flavigny: Eine Reise ins<br />

mittelalterliche Burgund<br />

Genuss: Scharfmacher, der echte Senf aus Dijon 21<br />

Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />

Anis de Flavigny: der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />

Morvan: Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />

Bibracte: Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />

Guédelon: Die spinnen, die Burgunder! 17<br />

Wein: Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />

Skifahren im Jura: Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />

Saline Royale: die Saline von Arc-et-Senans 7<br />

Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />

Chablis: weißes Gold Burgunds 1<br />

Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />

5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Mit dem Ballon übers Loire-Tal: Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />

Blois: Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />

Le Mans: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Wein: Chinon, ein Wein für alle Fälle 34<br />

Le Mans: Unerwartet anders 33<br />

Château de Villandry: Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />

Angers: Einfach l(i)ebenswert 30<br />

Azay-le-Rideau: Ein Juwel der Renaissance 27<br />

Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />

Loir-Tal: Die Poesie der Natur 14<br />

Wein: AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />

Wein: Vouvray 9<br />

Gastronomie: Chez Miton, Chahaignes 3<br />

Wein: Jasnières du Loir 3<br />

Fahrradtouren: Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />

Höhlenwohnungen: Moderne Troglodyten am Loir 3<br />

Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />

Die etwas anderen Schlösser 3<br />

Wein: Domaine de Beauséjour 3<br />

Hotel<br />

Troglobodo: Wohnen in der Höhle 31<br />

6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss: Die AOC der Normandie: 39<br />

10 Ideen... ...für die Normandie 37<br />

Rouen: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Mont-Saint-Michel: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Dieppe: Die Stadt und das Meer 34<br />

Falaises d'Etretat: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Livarot: Das Brot der armen Leute 32<br />

Jardin Botanique de Vauville – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Mémorial: Ein Museum für den Frieden 31<br />

Die fantastische Reise zur Ile de Tatihou 28<br />

Seebad Etretat: Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />

Landungsküste: Eine Reise zur Küste der Landung der<br />

Alliierten<br />

Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />

Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />

Les Bains des Docks: Le Havres weißer Badetempel 18<br />

Mont-Saint-Michel: Übers Watt zum Klosterberg 16<br />

La Hague: Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />

Pays d’Auge & Côte Fleurie: Natur und Luxus 16<br />

Spuren der Geschichte: Die Normandie unter Wilhelm dem<br />

Eroberer<br />

Mont-Saint-Michel: Die spektakuläre Rettung des Klosterbergs 10<br />

Trouville-sur-Mer: Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />

Camembert-Herstellung 3<br />

Le Havre: Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />

35<br />

34<br />

32<br />

24<br />

32<br />

25<br />

16<br />

Hotel<br />

Domaine de la Corniche, Rolleboise (Giverny) 36<br />

7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss: Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas: Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />

Golfe du Morbihan: Ein typisch bretonisches Naturerlebnis 35<br />

Ile d'Ouessant: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Ile de Sein: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Ile-aux-Moines: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Belle-Ile-en-Mer: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Jardins de l'Abbaye de Daoulas – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Jardins du Château de la Ballue – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Pointe du Raz: Das Ende der Welt 31<br />

Ile de Bréhat 29<br />

Dinan: Mittelalterliches Flair in der Bretagne 24<br />

Saint-Malo: Auferstanden aus Ruinen 22<br />

Halbinsel Quiberon: Rauer Westen, sanfter Osten 21<br />

Carnac: Die mystische Aura von Hinkelsteinen 19<br />

Halbinsel Rhuys: Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />

Belle-Ile-en-Mer: Raues Eiland im Atlantik 11<br />

Le Pays des Abers: Die Bretagne im Kleinformat mit Fjorden wie<br />

im hohen Norden<br />

Rennes: Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />

Nantes-Brest-Kanal: Und aus der Mitte entspringt ein Kanal 9<br />

Bretonische Lebensart: Mehr als nur Klischees? 9<br />

Lichouseries,: zuckersüße Köstlichkeiten aus der Bretagne 9<br />

Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />

Hotel<br />

Oceania Saint-Malo 22<br />

Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />

8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Radfernweg: Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />

Marais Poitevin: Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />

Likör: Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Futuroscope: Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />

Zukunftspark mit rosiger Zukunft 36<br />

Ile d'Yeu: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Ile de Ré: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Clisson: Ein Stück Italien im Westen Frankreichs 32<br />

La Rochefoucauld: Eine Familiensaga 30<br />

Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />

La Rochelle: Die Schöne und ihre zwielichtige Vergangenheit 21<br />

Ile de Ré: Diskreter Luxus mit maritimem Flair 19<br />

Saint-Nazaire: Der Blick nach vorne 11<br />

Nantes: Eine Stadt organisiert ihre kul turelle Metamorphose 4<br />

Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu: das Leben vor der Küste 4<br />

Aquarium von La Rochelle 2<br />

Hotel<br />

Logis Saint-Martin, Saint-Maixent-l'Ecole 37<br />

Le Richelieu, Ile de Ré 19<br />

9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Radfernweg: Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

Chantals Rezept: Cannelés 41<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Wein: Château Bardins 37<br />

Gironde: Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />

Stadtentwicklung: Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen 35<br />

Genuss: Gâteau basque 34<br />

Dune du Pyla: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Baskenland: Saint-Jean-Pied-de-Port, ein baskisches<br />

Schmuckstück<br />

Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />

Bassin d'Arcachon: Auf den Spuren der Austernzüchter 28<br />

Saint-Emilion: Ein Besuch mit Freunden 26<br />

Périgord: Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />

Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />

32<br />

32<br />

9<br />

32<br />

Lillet: ein Aperitif für Kenner 21<br />

Cannelés: knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />

Bassin d’Arcachon: Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />

Bordelais: Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />

Biarritz: Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />

Pont de Pierre: Die schönste Annäherung an Bordeaux 13<br />

Typisch Bordeaux: Wenn Kleinigkeiten zum Markenzeichen<br />

werden<br />

Bordeaux-Saint-Michel: Bodenständig und populär 13<br />

Stadterneuerung Bordeaux: Wenn das 21. Jahrhundert auf<br />

das 18. Jahrhundert trifft<br />

Bordeaux Rive Droite: Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />

Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />

Cordouan: Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />

Portraits: Salzbauern, Austernzüchter, Kiwiproduzenten, die<br />

Berufe entlang der Küste<br />

Hossegor: Wo Architektur den legendären Ruf eines Seebades<br />

begründet<br />

La Leyre: « Wenn du die Region wirklich kennen lernen<br />

möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />

Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />

Bordeaux: Das Erwachen einer schlafenden Schönheit 1<br />

Hotel<br />

The Regent Grand Hotel Bordeaux 21<br />

Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />

Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />

10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss: Die AOC der Auvergne 38<br />

Viaduc de Garabit 37<br />

Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal<br />

du Midi<br />

Albi: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />

Genuss: Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />

Cirque de Gavarnie: Die 10 schönsten Naturwunder<br />

Frankreichs<br />

Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />

Im Katharerland: Ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und<br />

den Pyrenäen<br />

Loirequelle: Wo alles beginnt 27<br />

Pic-du-Midi: Eine Nacht zwischen Himmel und Erde 27<br />

Puy de Dôme: Die ewigen Reize erloschener Vulkane 26<br />

Volvic: Ein Ort erinnert sich an Monsieur Jean 25<br />

Rhune-Bergbahn: Südamerikanisches Flair<br />

in den Pyrenäen<br />

Zentralmassiv: Die Natur als Kunstraum 21<br />

Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />

Dordogne-Tal: Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />

Rouffignac: Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />

Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat: Unterwegs in den<br />

Städten des Périgord<br />

Cordes-sur-Ciel: Am Ende einer langen Reise 17<br />

Albi: Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />

Lascaux: Weltberühmte Felszeichnungen von Zerstörung<br />

bedroht<br />

Moissac: Ein Glanzlicht der europäischen Kunstgeschichte 13<br />

Toulouse: Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />

Erinnerungskultur: Versuch einer Zustands beschreibung am<br />

Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />

Roquefort, le roi des fromages 11<br />

Skifahren im Zentralmassiv 7<br />

Skifahren in den Pyrenäen 7<br />

Land der Katharer: Von Foix nach Carcassonne 4<br />

Viadukt von Millau: Die Brücke über den Wolken 1<br />

Hotel<br />

Hôtel parc beaumont, Pau 27<br />

Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />

11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss: Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Grignan. Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach Grignan 40<br />

Wein: Lirac, das «mediterranste» Weinanbaugebiet im<br />

Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d'Erik Borja: Auf der Suche nach dem verlorenen<br />

Garten<br />

Gastronomie: Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Tourismus: Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />

Genuss: L'O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

13<br />

13<br />

4<br />

4<br />

4<br />

36<br />

33<br />

30<br />

24<br />

18<br />

15<br />

11<br />

40<br />

39


Genuss: Nougat aus Montélimar 35<br />

Ardèche: Zu den schönsten Dörfern der Ardèche 34<br />

Palais Idéal du Facteur Cheval: Die Kraft eines Traumes 33<br />

Pont d'Arc: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Mont Blanc: Alpine Winterfreuden 31<br />

Val d'Isère: Internationale Skistation auf 1.850 Metern Höhe 30<br />

Vogelpark von Villars-les-Dombes 28<br />

Ardèche: Ein Departement voller Überraschungen 23<br />

Lyon: Fête des Lumières 2008 18<br />

Wein: Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />

Briançon: Stadt auf mehreren Etagen 15<br />

Annecy: Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />

Les 3 Vallées: Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />

Barcelonnette: Einmal Mexiko und zurück 12<br />

Route des Grandes Alpes: Höhenrausch und Fernsicht 11<br />

Grenoble: Frankreichs Alpenmetropole auf Schönheitskur 11<br />

Evian, Thonon, Aix-les-Bains: Legendäre Kurbäder der Belle<br />

Epoque<br />

Yvoire: Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />

Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch<br />

einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Skifahren in den Südalpen 7<br />

Skifahren in den Nordalpen 7<br />

Wein: Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />

Lyon: Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />

Hotel<br />

Manoir de la Roseraie, Grignan 40<br />

Avenue Lodge Hotel, Val d'Isère 28<br />

Helvie, Val-les-Bains, Ardèche 23<br />

l’ermitage, Lyon 18<br />

Collège Hôtel, Lyon 14<br />

Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />

12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Pont du Gard: Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />

Céret & Collioure: Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal<br />

du Midi<br />

Wein - A.O.C. Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Orgues d'Ille-sur-Têt – Die 10 schönsten Naturwunder<br />

Frankreichs<br />

Bambouseraie de Prafance – Die 10 schönsten Gärten<br />

Frankreichs<br />

Montpellier: Eine Stadt im Aufbruch 27<br />

Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane<br />

Lebensfreude<br />

Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />

Aigues-Mortes: Später Ruhm für die Stadt der «Toten Wasser» 19<br />

Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch<br />

einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Cevennen: Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />

Musée du Désert: Auf den Spuren des eigenen Namens 6<br />

Narbonnaise: Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />

Bambouseraie: Die Poesie eines 150 Jah re alten<br />

Bambusgartens<br />

11<br />

10<br />

36<br />

33<br />

32<br />

23<br />

10<br />

4<br />

Hotel<br />

La Mîne d'Or, Gagnières 24<br />

Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />

Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />

13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Bormes-les-Mimosas: Wo Blumen wie Königinnen verehrt<br />

werden<br />

10 Ideen... für die Provence 39<br />

Ile de Port-Cros: Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />

Domaine du Rayol: Die Geschichte eines ungewöhnlichen<br />

Parks<br />

Eze: Wo die Berge ins Meer fallen 35<br />

Ile de Porquerolles: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />

Dentelles de Montmirail: Mit dem Mountainbike durch das<br />

kleine Gebirge<br />

Saint-Rémy-de-Provence - Provenzalische Idylle 33<br />

Serie: Städtevergleich (3): Cannes versus Saint-Tropez 33<br />

Calanques: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Colorado Provençal de Rustrel: Die 10 schönsten Naturwunder<br />

Frankreichs<br />

Gorges du Verdon: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

Nizza: Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />

Avignon: Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />

Serie: Städtevergleich (1) Lyon versus Marseille 31<br />

Wanderung: Auf Schusters Rappen durch die Provence 29<br />

Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />

Baux-de-Provence: Ein kleines Weingebiet wird groß 28<br />

Mont Ventoux: Ein Berg und sein Mythos 26<br />

Luberon: Eine Spritztour durch die einsamen Hügel der<br />

Provence<br />

Cannes hors Saison 24<br />

Provence: Und ewig lockt der Lavandel 22<br />

Cassis: Eine Frage des Gleichgewichts 21<br />

Wein: Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg 19<br />

Aix-en-Provence: Auf den Spuren von Cézanne 18<br />

Marseille: Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />

Mougins: Picassos letzter Wohnort 13<br />

Nizza: Kunst erobert die Stadt 11<br />

Die Provence wie im Film: Auf den Spuren von «Jean Florette»<br />

und «Manons Rache»<br />

Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch<br />

einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Luberon: Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />

Massif de la Sainte-Baume: Auf dem Dach der Provence 10<br />

Camargue: Land zwischen Fluss und Meer 9<br />

Circuit du Var: Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />

Marseille: 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />

Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />

Confiserie: Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten werden 2<br />

Villages perchés: Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />

Saint-Tropez: Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />

Hotel<br />

Clarion Grand Hôtel Aston, Nizza 41<br />

39<br />

36<br />

34<br />

33<br />

25<br />

10<br />

10<br />

B Design & Spa, Le Paradou 39<br />

Château de la Messardière, Saint-Tropez 35<br />

Attrap'Rêves, Allauch (Provence) 33<br />

La Coquillade, Gargas 25<br />

Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />

HI, Nizza 8<br />

Le Delos, Bandol 4<br />

14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />

Calanche di Piana: Die 10 schönsten Naturwunder<br />

Frankreichs<br />

Calvi: Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />

Restaurant: A Pineta, Ajaccio 5<br />

Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />

Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />

Städtevergleich: Bastia versus Ajaccio 5<br />

Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />

Hotel<br />

Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />

15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />

Französisch-Guayana: Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />

Martinique: Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />

La Réunion: Imposante Vulkaninsel im Indischen Ozean 24<br />

Guadeloupe: Ein Stück Frankreich in der Karibik 19<br />

Hotel<br />

Cap Est Lagoon Resort & Spa – Luxusresort auf den<br />

französischen Antillen<br />

33<br />

30<br />

Werbecode: <strong>42</strong>/12<br />

ich bestelle die folgende(n) Ausgabe(n) von Frankreich erleben<br />

für 4,90 € pro Heft (bis Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33) bzw. 5,90 € pro Heft<br />

(ab Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34) zzgl. Ver sand kos ten pauschale. Diese be trägt<br />

innerhalb Deutschlands 1,00 Euro fürs erste Heft und 0,50 € für<br />

je des weitere Heft. Andere Länder: 2,00 Euro fürs erste Heft und 1,00 Euro für<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />

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Bestellung innerhalb von 14 Tagen beim Leserservice schriftlich ohne<br />

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Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus Harnau.


KULTURSCHOCK<br />

RECHTSSTAAT ?<br />

Es ist Samstagmorgen. Die Sonne scheint<br />

von einem strahlend blauen Himmel und<br />

erwärmt die Morgenluft. Ich sitze auf<br />

meinem Balkon und genieße den vielleicht letzten<br />

Spätsommertag des Jahres. Auf dem Tisch<br />

vor mir steht eine Tasse Kaffee, daneben liegen<br />

die Tageszeitung und ein paar Briefe, die ich gerade<br />

aus meinem Briefkasten geholt habe. Ein<br />

schöner Tag kündigt sich an. Eigentlich.<br />

Denn bevor ich mit der Zeitungslektüre beginne,<br />

öffne ich noch schnell die Post. In Zeiten<br />

von E-Mails, SMS und Facebook handelt es sich<br />

meistens um Rechnungen, Kontoauszüge oder<br />

irgendwelche Werbung. Nur selten sind persönliche<br />

Briefe dabei, aber gewöhnlich auch keine<br />

bösen Überraschungen. Einer der Briefe stammt<br />

von einer französischen Bank, bei der ich seit<br />

meinen Auslandsjahren in Paris noch immer ein<br />

Sparkonto unterhalte. Ich nehme den Brief aus<br />

dem Umschlag und überfliege ihn eher desinteressiert.<br />

Wahrscheinlich will man mir wieder eine<br />

dieser angeblich besseren Anlagen<br />

für mein Geld empfehlen, irgend so<br />

ein Finanzprodukt. Doch was muss<br />

ich dort lesen: « Mein Sparkonto sei<br />

von Staats wegen gesperrt worden! »<br />

Ein Grund wird nicht genannt.<br />

Nur, dass es mit einem Vergehen<br />

meinerseits zusammenhängt. Genauso<br />

wenig kann ich dem Schreiben<br />

entnehmen, um welchen Betrag<br />

es sich handelt.<br />

Ich merke, wie meine morgendliche<br />

Entspannung auf einen Schlag<br />

verflogen ist. In meinem Kopf fängt<br />

es an zu arbeiten. Was kann ich in<br />

Frankreich bloß angestellt haben,<br />

dass der französische Staat auf mein<br />

Sparkonto zugreift? Wieviel Geld<br />

ist in Gefahr? Immerhin befinden<br />

sich ein paar Tausend Euro auf<br />

dem Konto. Habe ich irgendwelche<br />

Steuern nicht bezahlt? Eigentlich<br />

unmöglich. Erstens habe ich immer<br />

pflichtgemäß meine Steuererklärung<br />

abgegeben und alle Bescheide<br />

bezahlt. Zweitens lebe ich schon<br />

sieben Jahre lang nicht mehr in Frankreich.<br />

Selbst wenn Finanzämter nicht als die schnellsten<br />

bekannt sind, wäre ein solcher Zeitverzug<br />

doch recht ungewöhnlich. Drittens hätte ich<br />

doch erst abgemahnt werden müssen. Soviel ich<br />

auch nachdenke, mir kommt einfach keine Idee,<br />

was passiert sein könnte. Am liebsten würde ich<br />

sofort meine Bank anrufen, aber es ist Samstag.<br />

Ich muss also zwei Tage warten.<br />

Am Montagmorgen greife ich sofort zum<br />

Hörer. Ein netter Bankmitarbeiter erklärt mir,<br />

dass der Staat tatsächlich auf mein Konto zugegriffen<br />

hat. Er kann mir am Telefon aber leider<br />

keine weiteren Details nennen. Erst nachdem<br />

ich hartnäckig um mehr Informationen bettele<br />

und die Mitleidskarte ausspiele, nach dem Motto<br />

« armer Ausländer, der aus der Ferne nicht weiß,<br />

was er machen soll », verrät er mir, dass der Zugriff<br />

etwas mit einem Verkehrsverstoß zu tun<br />

haben muss. Außerdem sagt er mir noch, dass es<br />

um 30 Euro geht, natürlich zuzüglich der Bank-<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Was ist denn das ?<br />

gebühren für einen solchen Vorgang, und nennt<br />

mir ein Aktenzeichen.<br />

Eine erste Erleichterung stellt sich bei mir ein.<br />

Zwar bin ich noch nicht wirklich schlauer, was<br />

passiert ist, aber wenigstens handelt es sich um<br />

eine überschaubare Summe. Ich recherchiere nach<br />

einer Telefonnummer der genannten Behörde.<br />

Dank Internet kein schweres Unterfangen. Natürlich<br />

wähle ich die Nummer sofort. Ich lande<br />

aber bei einer automatischen Ansage, laut der alle<br />

Arbeitsplätze momentan belegt seien. Man solle<br />

entweder später nochmals anrufen oder eine E-<br />

Mail schicken. Ich lege wieder auf. Eine Stunde<br />

später wage ich einen zweiten Versuch, eine weitere<br />

Stunde später einen dritten, nachmittags einen<br />

vierten. Immer wieder die gleiche Situation. « Sei<br />

geduldig », sage ich mir. Ich versuche es am nächsten<br />

und auch am übernächsten Tag erneut. Kein<br />

Erfolg. Also schreibe ich schließlich eine E-Mail,<br />

eigentlich mehr aus Verzweiflung, denn an eine<br />

Antwort auf diesem Wege glaube ich kaum.<br />

Doch ein paar Tage später bekomme ich<br />

tatsächlich eine elektronische Nachricht. Man<br />

antwortet mir, dass ich in Paris vor eineinhalb<br />

Jahren falsch geparkt und den Strafzettel dafür<br />

nicht bezahlt habe. Das Autokennzeichen,<br />

das angegeben wird, entspricht in der Tat dem<br />

Kennzeichen, das ich damals in Paris hatte.<br />

Allerdings ist der Wagen schon vor sieben Jahren<br />

nach Deutschland umgemeldet worden. Ich<br />

kann diesen Verkehrsverstoß also definitiv nicht<br />

begangen haben. Da eine erneute telefonische<br />

Kontaktaufnahme scheitert, beginnt ein kleiner<br />

E-Mail-Wechsel. Meine Kontaktperson erklärt<br />

mir, dass ich der Ordnungswidrigkeit bei der Pariser<br />

Polizei widersprechen müsse. Ihre Behörde<br />

verschicke nur die Strafzettel, sei aber nicht für<br />

Einwände zuständig.<br />

Also rufe ich bei der Polizei an. Eine nette<br />

Frau klärt mich auf, dass man für einen Widerspruch<br />

persönlich vor Ort vorbeischauen müsse<br />

und nennt mir zugleich die genaue Adresse und<br />

die Öffnungszeiten. Leicht empört antworte ich<br />

ihr, dass ich dafür wohl kaum extra nach Paris<br />

fliegen könne. Erneut mache ich auf « armer<br />

Ausländer, der die Welt nicht versteht ». Sie hat<br />

Mitleid mit mir und rückt schließlich eine Postadresse<br />

heraus. Sie könne aber nicht garantieren,<br />

dass der Widerspruch auf diesem Wege funktionieren<br />

werde.<br />

Inzwischen mehr genervt als verängstigt, setze<br />

ich mich also hin und schreibe alles erneut auf.<br />

Brav lege ich meine persönliche Anmeldebescheinigung<br />

in Deutschland bei. Einen Nachweis über<br />

die Ummeldung des Autos finde ich leider nicht<br />

mehr in meinen Unterlagen. Ich meine mich zu<br />

erinnern, dass es dafür damals auch keine Bestätigung<br />

gab. Den deutschen Fahrzeugschein und<br />

-brief besitze ich jedenfalls nicht mehr, da ich das<br />

Auto schon vor zwei Jahren weiterverkauft habe.<br />

Als ich den Brief abschicke, bin ich innerlich fest<br />

überzeugt, dass genau dieser fehlende Nachweis<br />

der Autoummeldung ein Problem werden wird.<br />

Es vergehen gut drei, vier Wochen. Draußen<br />

ist längst kein spätsommerliches Balkonwetter<br />

mehr, der Herbst hat begonnen. Da erhalte ich<br />

erneut eine äußerst knappe E-Mail. Mit einem<br />

Satz werde ich darüber informiert, dass der<br />

Vorgang eingestellt wurde und dass es sich um<br />

einen « grafischen Fehler » gehandelt habe. Was<br />

auch immer das ist, plötzlich scheint alles ganz<br />

unkompliziert.<br />

Sofort spreche ich mit meiner Bank. Man<br />

bestätigt mir, dass die 30 Euro zurückgebucht<br />

wurden. Die Bankgebühren in Höhe von drei<br />

Euro könne man mir aber leider nicht erlassen.<br />

Das stünde auch in den AGB. Als ich den Bankberater<br />

frage, ob ich das Geld vom französischen<br />

Staat zurückfordern sollte, kann dieser nur herzlich<br />

lachen. Ich werde also um drei Euro ärmer<br />

bleiben. Bevor ich auflege, frage ich ihn noch,<br />

woher die Verkehrsbehörde wusste, dass ich ein<br />

Konto in Frankreich habe. « Sie haben doch in<br />

Frankreich gelebt und sicherlich eine Steuererklärung<br />

abgegeben, oder? » Richtig. « Na, dann<br />

mussten Sie doch auch Ihre Kontoverbindungen<br />

angeben. »<br />

Warum es mich schockiert, dass eine Verkehrsbehörde<br />

für einen simplen, nicht bezahlten<br />

Strafzettel über meine Steuererklärung direkt auf<br />

mein Konto zugreifen darf, scheint er allerdings<br />

nicht zu verstehen. « Wie soll der Staat denn<br />

sonst an sein Geld kommen? », ist schlichtweg<br />

seine Antwort.<br />

Die Zeichnung<br />

ist inspiriert vom<br />

einstigen<br />

ostdeutschen<br />

Ampelmann.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

Guéwen<br />

a testé …<br />

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, an<br />

einer Radarfalle vorbeizukommen?<br />

...Radarfallen<br />

Nach dem Steuerbescheid in meinem Briefkasten, von dem<br />

ich in der letzten Ausgabe berichtet habe, fand ich kürzlich<br />

wieder einen offiziellen Brief in den Farben der Republik<br />

vor. Dieses Mal wurde ich aber darüber unterrichtet, dass<br />

ich zu schnell gefahren war, was mich 135 Euro und vier<br />

Punkte kostete. Anlass genug, mich dieses Mal mit den Radarfallen<br />

im Land zu beschäftigen.<br />

70.000 Euro. 33 Prozent<br />

des Geldes geht an<br />

eine Agentur, die sich<br />

um die Verbesserung<br />

und den Ausbau der<br />

Infrastruktur (Bahnstrecken,<br />

Flusswegen<br />

und Häfen inklusive)<br />

kümmert. 30 Prozent<br />

wandern schließlich<br />

in die Taschen der<br />

örtlichen Gebietskörperschaften,<br />

die damit<br />

wiederum Maßnahmen<br />

zur Verbesserung<br />

der Verkehrssicherheit finanzieren.<br />

Welche Radarfalltypen gibt es?<br />

Sehr hoch! Es gibt viele Radarfallen in Frankreich. Die<br />

erste wurde am 27. Oktober 2003 vom damaligen<br />

Innenminister Nicolas Sarkozy feierlich<br />

eingeweiht, was damals noch eine große<br />

Polemik auslöste. Neun Jahre später zählt<br />

man mehr als 5.000 Stück an Frankreichs<br />

Straßen.<br />

Was sollen Radarfallen<br />

bewirken?<br />

Das Hauptargument des Staates ist,<br />

mit der Geschwindigkeitsüberwachung<br />

die Zahl der Verkehrstoten zu verringern.<br />

Dabei hat der Staat gute Fakten auf seiner<br />

Seite: Von 2003 bis 2011 reduzierte sich<br />

die Zahl der Verkehrstoten von 6.058 auf<br />

3.970 pro Jahr. <strong>2012</strong> will man die Grenze<br />

von 3.000 Toten unterschreiten. Es wäre<br />

aber auch unehrlich zu verschweigen,<br />

dass die Radarfallen zu einer erquicklichen<br />

Einnahmequelle geworden sind.<br />

Der rentabelste Blitzer steht auf der A41<br />

zwischen Annecy und Genf. Er blitzt<br />

durchschnittlich 462-mal am Tag und schafft damit einen<br />

Umsatz von circa 22 Millionen Euro pro Jahr!<br />

Radarfallen, ein Jackpot für den Staat?<br />

Ja und nein. 2011 haben die Radarfallen rund 639 Millionen<br />

Euro in die Kassen gespült. Die Prognose für <strong>2012</strong><br />

geht von 675 bis 700 Millionen Euro aus. Doch nicht alles<br />

Geld fließt in den Staatshaushalt. Mit 37 Prozent des eingenommenen<br />

Geldes werden neue Blitzer sowie der Unterhalt<br />

bestehender Anlagen finanziert. Ein einzelnes Gerät<br />

kostet in der Neuanschaffung im Durchschnitt immerhin<br />

Vier Typen lassen sich unterscheiden: Erstens fixe Blitzer<br />

(2.137 Stück zurzeit). Sie stehen vor allem an gefährlichen<br />

Streckenabschnitten. Wurden sie<br />

früher durch ein Schild angekündigt,<br />

verschwinden diese Schilder inzwischen<br />

zunehmend. Zweitens Geschwindigkeitsanzeiger<br />

(1.400), die vor allem<br />

einen pädagogischen Wert haben. Sie<br />

zeigen die Geschwindigkeit eines Autos<br />

sichtbar für den Fahrer an, ohne gleich<br />

eine Sanktion folgen zu lassen. Zunehmend<br />

folgt ihnen aber eine klassische<br />

Radarfalle. Drittens mobile Blitzer (933).<br />

Sie befinden sich in zivilen Fahrzeugen<br />

der Polizei. Viertens Rotlichtblitzer<br />

(679). Außerdem könnten bald neuartige<br />

Radarfallen auftauchen, bei denen ein<br />

Fahrzeug an zwei Stellen erfasst wird, um<br />

anschließend die zurückgelegte maximale<br />

Geschwindigkeit zu errechnen.<br />

Sind alle Autofahrer vor<br />

den Radarfallen gleich?<br />

In der Theorie ja. Die Realität sieht jedoch anders aus,<br />

denn alles hängt davon ab, wo das Auto gemeldet ist.<br />

Während französische Autofahrer einem Strafzettel quasi<br />

nicht entgehen können, es sei denn, das geschossene Bild<br />

ist unscharf geworden, und luxemburgische, schweizerische<br />

und seit kurzem belgische Autofahrer das gleiche Schicksal<br />

teilen, sieht es bei in anderen Ländern zugelassenen Autos<br />

anders aus. So entgingen deutsche Autofahrer, die übrigens<br />

von den ausländischen Autofahrern auf Frankreichs Straßen<br />

am häufigsten geblitzt werden, bisher meist einer Sanktion.<br />

Ab 2013 soll sich das wegen eines neuen Abkommens<br />

zwischen beiden Ländern aber ändern.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den<br />

Autoren und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und<br />

alle anderen Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei.<br />

Daher sind keine einzelnen Personen am Ende eines Artikels<br />

hervorgehoben, sondern findet die Nennung im Impressum<br />

statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH · Metzer Straße 12 · 10405 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 50178148 · Fax: +49 (0)30 920372065<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

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Telefon: +49 (0)30 / <strong>42</strong> 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / <strong>42</strong> 80 40 <strong>42</strong><br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-<strong>42</strong>56<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Florence Boyer, Guéwen Brown, Chantal<br />

Cobac, Dominique Cache, Stefanie Dracker, Andrea Garbe, Dr.<br />

Jan Grasshoff, Olivier Huonnic, Alain Lardière, Dr. Petra Morich,<br />

Ina Muñoz, Winfried Ressler, Gérard Rival, Serge Robin, Susanne<br />

Ziegler<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

Anzeigen:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 9/2011<br />

Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Am Klingenweg 10 · 65396 Walluf<br />

Telefon: +49 (0)6123 620138<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit<br />

Sorgfalt zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Richtigkeit<br />

und Vollständigkeit kann jedoch nicht über nom men werden. Der<br />

Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte Einsendungen.<br />

Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />

Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäftsbedingungen des Verlags.<br />

Beiträge, Fotos und gra fische Darstellungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Nach druck, auch auszugsweise, Vervielfältigung auf<br />

foto mecha nischen und anderen Wegen sowie Nutzung auf Da tenträgern<br />

bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut<br />

sortierten Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der<br />

Schweiz, Luxemburg und Südtirol sowie per Abonnement<br />

erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 € (D), 6,50 € (A),<br />

9,60 CHF (CH), 7,00 € (F/L/B/NL), 7,00 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 29,90 € (D), 35,90 €<br />

(A), 51,80 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,90 €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2012</strong> Globus Medien GmbH, Berlin<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />

oben nach unten): Titel: S1: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.4: Serge Robin, Ajc Presse; Frantisek Zvardon,<br />

ConseilVinsAlsace; Serge Robin, Ajc Presse; David Lefranc, Office de<br />

Tourisme de Paris • S.6: DR; Cyrille Thomas, SANAA / Imrey Culbert/<br />

Catherine Mosbach • DR, Préfecture de Police de Paris • S.8-9: DR,<br />

Fondation du Camp des Milles-Mémoire et Education; iStock, Pavlen;<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.10-11: DR, Tour Montparnasse; Amélie<br />

Dupont, Office du Tourisme de Paris; Serge Robin, Ajc Presse • S.12-<br />

13: DR • S.14-20: DR • S.21: Arte / DR • S.22: DR • S.24-33: Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.34: David Lefranc, Office du Tourisme de Paris;<br />

DR, Musée en Herbe • S.35: Serge Robin, Ajc Presse; DR, Galeries<br />

Lafayette Paris • DR, Muséum National d’Histoire Naturelle; DR, Jardin<br />

d’acclimatation • S.36: DR, Musée des Arts Forains; Déodat Manchon,<br />

Aquarium de la Porte Dorée; David Lefranc, Office de Tourisme de<br />

Paris; P.Levy, EPPDCSI • S.38: David Lefranc, Office de Tourisme<br />

de Paris; DR, Le Grand Rex • S.39: Jeremi Jevic, Bateaux Parisiens<br />

• DR, Musée Grévin • Amélie Dupont, Office de Tourisme de Paris;<br />

Davrid Lefranc, Office de Tourisme de Paris • S.40-44: Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.45: DR, Maison de Robert Schuman • S.46-55: Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.56-57: Serge Robin, Ajc Presse; Hôtel le Grand<br />

Balcon • S.58-65: Serge Robin, Ajc Presse • S.66-70: Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.72: Serge Robin, Ajc Presse • S.76: Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.78-81: Maurice Albert, Ajc Presse • S.82-85: Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.86-87: Maurice Albert, Ajc Presse • S.88: Stéphane<br />

Spach, ConseilVinsAlsace; Frantisek Zvardon, ConseilVinsAlsace; He2<br />

Fotolia • S.94: Chantal Cobac pour Frankreich erleben • S.95: Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.98: Ludovic Di Orio; Serge Robin, Ajc Presse;<br />

G.Brown , Ajc Presse.<br />

Leserbriefe<br />

Mit viel Freude lese ich seit einiger<br />

Zeit Frankreich erleben. Wir<br />

besuchen seit geraumer Zeit unser<br />

Nachbarland. Und wie viele andere<br />

haben wir uns über die Schlangen<br />

an den Autobahnmautstellen geärgert.<br />

Daher war Ihr Bericht über<br />

die TéléPéage sehr interessant für<br />

uns. Vor unserer diesjährigen Reise<br />

in die Provence hat uns dann der<br />

Übermut gepackt und wir haben<br />

versucht, an die « elektronische<br />

Zahlweise » heranzukommen.<br />

Nach einigen Stunden suchen und<br />

vergleichen haben wir dann bei<br />

« atmb » den kleinen Sender schriftlich<br />

bestellt. Bei der Übersetzung<br />

des Kleingedruckten half eine<br />

französische Freundin. Es klappte<br />

super, innerhalb von etwa zehn<br />

Tagen war der Sender bei uns. Zwischenzeitlich<br />

ist die Bestellung des<br />

Senders nur noch über das Internet<br />

möglich. Das Antragsformular ist<br />

recht einfach gehalten, erklärt sich<br />

von selbst. Die monatlichen Rechnungen<br />

können allerdings nur einer<br />

Kreditkarte belastet werden, eine<br />

direkte Kontobelastung ist nicht<br />

möglich. Per Mail werden Abonummer<br />

und ein Passwort mitgeteilt,<br />

danach kommt kurzfristig der<br />

Sender per Einschreiben. Das Vorliegen<br />

der Rechnung wird ebenfalls<br />

per E-Mail angezeigt, über den<br />

Link wird man direkt weitergeleitet<br />

und kann mit Abonummer und<br />

Passwort die Rechnungen einsehen<br />

bzw. ausdrucken. Es würde mich<br />

freuen, wenn andere Leser durch<br />

unseren Hinweis die Vorteile der<br />

TéléPéage nutzen könnten.<br />

Christiane Seidel-Bertsch, Dietzenbach<br />

Letzten August haben wir eine<br />

seit ca. 20 Jahren « schlummernde »<br />

Idee realisiert und auf der (jährlichen)<br />

Anreise an die Côte d'Argent drei<br />

Tage das Marais Poitevin besucht<br />

(mit dem Wohnwagen). Obwohl wir<br />

wussten, dass wir zur Hauptreisezeit<br />

unterwegs waren, waren wir zunächst<br />

geschockt: In Coulon waren sowohl<br />

der Campingplatz als auch die Embarcadere<br />

total überlaufen. Wir sind<br />

dann weiter nach Saint-Hillaire-le-<br />

Palud und haben dort einen guten<br />

Campingplatz gefunden. Am nächsten<br />

Tag sind wir – der Empfehlung<br />

des März/April-Heftes folgend –<br />

nach Saint-Sigismond zur dortigen<br />

Embarcadere de l'Autize gefahren.<br />

Dort war der Besucherandrang eher<br />

mäßig. Auf Nachfragen haben wir<br />

dann das o.g. Heft gezeigt (was diverse<br />

ooohs und aaahs hervorrief) und<br />

durften dann eine Bootstour mit<br />

Margot (deren Deutschkenntnisse<br />

allerdings eher passiv als aktiv sind,<br />

aber mit einer Mischung aus Französisch,<br />

Deutsch und Englisch kommt<br />

man gut hin) und Lucy genießen<br />

– und das ist wörtlich gemeint. Vielen<br />

Dank für den Tipp, den wir nur<br />

weitergeben und bestätigen können!<br />

Eine Reservierung war nicht nötig,<br />

wir mussten gerade mal eine halbe<br />

Stunde warten, etwas Wartezeit<br />

muss man aber schon einkalkulieren.<br />

Zuletzt noch eine Anregung: Außer<br />

einer Rubrik über Hotels wäre doch<br />

unter Unterwegs in Frankreich auch<br />

eine vergleichbare Rubrik über Campingplätze<br />

denkbar (evtl. auch in<br />

Verbindung mit den besprochenen<br />

Reisezielen)?<br />

Dr. Christoph Ottmar, per E-Mail<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder<br />

Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief: Frankreich erleben - Leserbriefe<br />

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LESERBRIEFE · IMPRESSUM<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 97


VORSCHAU<br />

Alpen & Co.<br />

Wellness in den Bergen<br />

Nordfrankreich<br />

Mit Kunst zu neuen Ufern<br />

Toulouse<br />

Die unglaubliche Geschichte des Pastells<br />

Loire-Tal<br />

Das Schloss von Tim und Struppi<br />

... und viele<br />

weitere Themen<br />

Elsass<br />

Die Magie von Kristallglas<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43 – Januar / Februar 2013 erscheint am 18. <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>


Erleben Sie das Elsass<br />

mit Frankreich erleben!<br />

Mont Sainte-Odile<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

Route des Crêtes<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />

Straßburg<br />

10 Ideen für ein<br />

Wochenende im<br />

Elsass<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />

Colmar<br />

Mulhouse<br />

Grand Ballon<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Haut-Koenigsbourg<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

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Weihnachten<br />

in den<br />

Galeries Lafayette<br />

n diesem Weihnachten <strong>2012</strong> feiern die Galeries Lafayette<br />

A den hundertsten Geburtstag ihrer legendären Kuppel.<br />

Seit einem Jahrhundert wölbt sich inmitten des traditionsreichen<br />

Kaufhauses am Boulevard Haussmann die farbige Glaskuppel,<br />

ein mythisches Symbol der Jugendstilarchitektur - hundert Jahre alt<br />

und noch so jung!<br />

Um ihrer überwältigenden Kuppel die Ehre zu erweisen, locken<br />

anlässlich dieses Geburtstages mehr als hundert verschiedene Konfektionsmarken<br />

in den Galeries Lafayette mit einzigartigen und exklusiven<br />

Geschenkideen.......<br />

An diesem „Jahrhundert-Weihnachtsfest“ prägen drei große<br />

Namen die außergewöhnliche Stimmung in dem traditionsreichen<br />

Kaufhaus: so Luis Vuitton mit Schaufensterauslagen unter dem<br />

Motto „Ball des Jahrhunderts“ an der riesigen mit funkelnden Swarovskikristallen<br />

besetzten Tanne, an der Terrasse „Enchantée“ sowie<br />

den zauberhaften Auslagen der Disney-Prinzessinnen und dem Disney<br />

Store mit seiner trendigen Mode.<br />

Als zeitlose Ikonen, die Generationen kleiner Mädchen in Träume<br />

versetzen, sind die Disney- Prinzessinnen während dieser Feierlichkeiten<br />

die ganz besonderen Gäste.<br />

Fantasievolle Auslagen auf der prachtvollen Terrasse über den<br />

Dächern von Paris auf dem Weg vom trendigen Disney Store bis<br />

hin zur Spielwarenabteilung schaffen eine Vielzahl von Höhepunkten,<br />

die den weihnachtlichen Festlichkeiten unbestreitbar einen<br />

Hauch von märchenhaftem Zauber verleihen.<br />

Besondere Gaumenfreuden<br />

D<br />

as Maison Dalloyau, bekannt für die berühmten „Macarons“,<br />

hat sich als Anerkennung der Cinderella und ihrer<br />

„carosses“ mit dem Hause Disney zusammengetan und sogenannte<br />

„Macarosses“ kreiert, die exklusiv und zum ersten Mal auf der Terrasse<br />

der Galeries Lafayette dargeboten werden.<br />

D<br />

ie Galeries Lafayette sprechen mit ihrem „Jahrhundert-<br />

Weihnachtsfest“ Jung und Alt gleichermaßen an.<br />

40, boulevard Haussmann · Paris · www.galerieslafayette.com

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