Nr. 42 - November / Dezember 2012
Drôme-Tal: ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen Paris mit Kindern Lothringen: Maison de Robert Schuman Südwesten: Bastiden, die neuen Städte des Mittelalters Orange: eine Stadt spielt Theater Cognac: von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen Fassaden Gesellschaft: Libérez les menhires ! Rezept: Poires safranées et ses tuiles à l'orange Wein: Clairette de Die Genuss: die AOC des Elsass
Drôme-Tal: ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen
Paris mit Kindern
Lothringen: Maison de Robert Schuman
Südwesten: Bastiden, die neuen Städte des Mittelalters
Orange: eine Stadt spielt Theater
Cognac: von betrunkenen Spinnen und verdächtig schwarzen Fassaden
Gesellschaft: Libérez les menhires !
Rezept: Poires safranées et ses tuiles à l'orange
Wein: Clairette de Die
Genuss: die AOC des Elsass
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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>42</strong> · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
Paris mit Kindern<br />
Provence<br />
Von den Alpen an die Rhône<br />
ORANGE<br />
Eine Stadt spielt Theater<br />
Südwesten<br />
Erfindung des mittelalterlichen Städtebaus<br />
Cognac<br />
Über betrunkene Spinnen<br />
und verdächtige Fassaden<br />
Marseille Eine Stadt im Strudel explodierender Gewalt<br />
Europa Im Wohnhaus eines der Gründungsväter der EU<br />
Hotel Übernachten im Zimmer von Antoine de Saint-Exupéry<br />
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Deutschland 5,90 €<br />
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
zurzeit wird viel über Europa gesprochen.<br />
Dabei geht es vor allem um Probleme. Um die Euro-<br />
Krise und unterschiedliche Ansichten, wie man ihr entgegentreten<br />
muss. Es geht um Geld, um eigene Vorteile und<br />
manchmal auch um Vorurteile. Leider gerät dabei<br />
zu schnell in Vergessenheit, was für ein Glück wir<br />
haben, heute in einem friedlich vereinten<br />
Europa leben zu dürfen. Ein Kontinent, der<br />
durch Kriege dramatisch gezeichnet wurde,<br />
hat endlich zusammengefunden. Es ist deshalb<br />
in diesen schweren Zeiten wichtiger denn<br />
je, uns dieses kleinen historischen<br />
Wunders bewusst zu werden, und ein<br />
guter Anlass, uns mit den Menschen<br />
zu beschäftigen, denen wir diese<br />
Entwicklung zu verdanken haben.<br />
Wir in der Redaktion sind jedenfalls<br />
fest davon überzeugt und<br />
haben uns auf den Weg nach<br />
Metz gemacht, wo in einem<br />
Vorort das Wohnhaus eines der<br />
Gründungsväter der europäischen<br />
Vereinigung für Besucher offensteht:<br />
die Maison de Robert Schuman. Ein<br />
Ort, der – wie die Adenauer-Villa in Bad<br />
Honnef – die jüngere Geschichte lebendig<br />
werden lässt und uns ermahnt, das historische<br />
Erbe nicht leichtfertig zu verspielen.<br />
Als wir später die Themen der Ausgabe<br />
zusammenstellten, fiel uns darüber<br />
hinaus auf, dass wir<br />
unbewusst<br />
noch in die Heimat<br />
eines weiteren Gründungsvaters<br />
gefahren sind. Nach Cognac,<br />
woher Jean Monnet stammt. Wenn das<br />
kein Omen ist, diese Ausgabe Europa zu widmen...<br />
Während Cognac weltbekannt ist, zumindest der Digestif,<br />
kann man das von einer anderen alkoholischen Köstlichkeit<br />
nicht behaupten: die Clairette de Die. Einer unserer<br />
Redakteure hat den Schaumwein, den er aus seinen<br />
jungen Jahren noch gut in Erinnerung hat, während<br />
einer Reportage durch das Drôme-Tal wiederentdeckt.<br />
Er war von dem Schaumwein und dem<br />
Drôme-Tal gleichermaßen so sehr begeistert, so<br />
dass wir kurzerhand beidem einen eigenen<br />
Artikel in dieser Ausgabe gewidmet haben.<br />
Wenn Sie schon in der Gegend sind,<br />
sollten Sie auch noch einen Abstecher<br />
nach Orange machen. Oder gleich<br />
weiter in den Südwesten des Landes<br />
fahren und die Bastiden besichtigen, Städte aus<br />
dem Mittelalter, die damals ganz neue städtebauliche<br />
Regeln definierten. Wenn Sie Kinder<br />
haben, ist sicherlich auch unser diesmaliger<br />
Paris-Artikel sehr spannend. Welche Eltern<br />
wissen nicht, wie schwer es ist, den Nachwuchs<br />
für eine Städtereise zu begeistern. Mit<br />
unseren Tipps dürfte es etwas leichter fallen.<br />
Wie immer viel Spaß beim Schmökern der folgenden<br />
Seiten. Kommen Sie gut durch den Herbst!<br />
Titelblatt: Lavendelfeld nahe Chamaloc nördlich von Die (Drôme-Tal)<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 3
INHALT<br />
Bastiden · 46<br />
Lothringen · 40<br />
Drôme-Tal · 24<br />
Cognac · 66<br />
Wein · 82<br />
Orange · 58<br />
AOC Elsass · 88<br />
Paris · 34<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Frankreich heute<br />
78 · Carnac<br />
46 · Bastiden<br />
34 · Paris<br />
66 · Cognac<br />
40 · Maison Schuman<br />
46 · Bastiden<br />
56 · Hotel<br />
88 · AOC Elsass<br />
24 · Drôme-Tal 82 · Wein<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
58 · Orange<br />
76 · Marseille<br />
24 Drôme-Tal<br />
Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen<br />
Die Lavendelfelder erinnern an die Provence, die<br />
Gipfel der umliegenden Berge an die Alpen: Das<br />
Drôme-Tal bietet das beste aus beiden Welten.<br />
34 Paris<br />
Paris mit Kindern<br />
Spezielle Museen für Kinder, ein Freizeitpark, eine<br />
Ballonfahrt, ein Aquarium und vieles mehr machen<br />
eine Parisreise auch für den Nachwuchs spannend.<br />
40 Lothringen<br />
Maison de Robert Schuman<br />
Einige Visionäre legten nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
den Grundstein für ein vereinigtes Europa. Robert<br />
Schuman war einer von ihnen. Sein Wohnhaus<br />
ist heute ein sehenswertes Museum.<br />
46 Südwesten<br />
Bastiden, die neuen Städte des Mittelalters<br />
Mit mittelalterlichen Städten verbindet man gemeinhin<br />
dreckige Gassen und baulichen Wildwuchs. Im Südwesten<br />
Frankreichs kann man aber entdecken, dass<br />
die Epoche städtebaulich durchaus innovativ war.<br />
56 Hotel<br />
Le Grand Balcon, Toulouse<br />
58 Orange<br />
Eine Stadt spielt Theater<br />
Auf über 2.000 Jahre kann die provenzalische Stadt<br />
inzwischen zurückblicken. Ein einzigartiges Amphitheater<br />
zeugt bis heute von dieser stolzen Vergangenheit.<br />
66 Cognac<br />
Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />
schwarzen Fassaden<br />
Die Heimat des weltberühmten Digestifs birgt so<br />
manches Geheimnis, das man auf den ersten Blick<br />
nicht vermuten würde. Eine Ortsbesichtigung.<br />
72 Interview<br />
Michel Chevalet, der Mann, der den<br />
Franzosen die Wissenschaft erklärt<br />
Er ist einer der großen Wissenschaftsjournalisten des<br />
französischen Fernsehens. In diesem Interview erzählt er<br />
unter anderem, warum Franzosen die Wissenschaft<br />
mögen, Wissenschaftssendungen aber trotzdem kaum<br />
geschaut werden.<br />
76 Kriminalität<br />
Angst über der Stadt<br />
Marseille galt noch nie als besonders sicher, doch die<br />
Gewaltwelle, die die Hafenstadt zurzeit erlebt, er schreckt<br />
selbst hartgesottene Einheimische. Drogen kriege und<br />
Perspektivlosigkeit bilden ein explosives Ge misch in<br />
Frankreichs zweitgrößter Stadt.<br />
78 Gesellschaft<br />
Libérez les menhires<br />
Die Hinkelsteine im bretonischen Carnac sind eine<br />
einzigartige Sehenswürdigkeit. Kein Zweifel. Sie sind<br />
aber auch ein trauriges Beispiel, wie das Verhältnis<br />
zwischen Staat und Bürgern aus den Fugen geraten<br />
kann. Die Geschichte einer langen Bürgerbewegung.<br />
Art de vivre<br />
82 Wein<br />
Clairette de Die<br />
Im Drôme-Tal wird ein ganz besonderer Schaumwein<br />
produziert, der einerseits an den berühmten Bruder aus der<br />
Champagne erinnert, andererseits aber doch ganz anders ist.<br />
86 Chantals Rezept<br />
Poires safranées et ses tuiles à l’orange<br />
88 Genuss<br />
Die AOC des Elsass<br />
Wenn es um kulinarische Erzeugnisse mit einer kontrollierten<br />
Herkunftsbezeichnung geht, kann das Elsass vor allem mit<br />
Wein aufwarten. In dem Bereich ist die Region spitze: Alle<br />
produzierten Weine gehören zu einer geschützten Appellation.<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 Frankreichkalender<br />
14 On lit<br />
18 On écoute<br />
19 Abonnement<br />
20 On regarde<br />
22 On surfe<br />
90 Nachbestellungen<br />
94 Kulturschock<br />
96 Guéwen a testé<br />
97 Leserbriefe<br />
97 Impressum<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet:<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 5
ON EN PARLE<br />
AVALLON<br />
Eine neue Kunstgalerie macht von sich reden<br />
Claire und Jean-Marc Rouzaut sind Menschen, die für<br />
ihre Träume kämpfen. Als durch Frankreichs Justizreform<br />
das einstige Amtsgericht von Avallon in Burgund<br />
zum Verkauf angeboten wird, sehen die beiden Antiquitätenhändler,<br />
die sich leidenschaftlich für zeitgenössische<br />
Kunst interessieren, die einmalige Chance, einen langjährigen<br />
Traum zu verwirklichen: die Eröffnung einer eigenen Galerie,<br />
in der sie ihre Lieblingskünstler und -werke präsentieren können.<br />
Sie kaufen das Gebäude, das sich inmitten der Kleinstadt<br />
gegenüber der romanischen Stiftskirche Saint-Lazare befindet,<br />
und zeigen mit ihrer ersten Ausstellung, wie man eine<br />
neue Galerie auf geschickte Weise bekannt macht. Denn eine<br />
Installation des bekannten Bildhauers Diadji Diop sorgt<br />
gleich für einen kleinen Skandal und damit für Schlagzeilen.<br />
Der Künstler befestigt an der Stirnseite des Hauses den überdimensionierten<br />
Kopf eines Rhinozeros’ und lässt aus der Seitenfassade ein Bein des Tieres<br />
herauswachsen. Beides aus knallrotem Harz. Während einige die Originalität des Objektes bewundern,<br />
stören sich andere daran, dass die beiden Hörner des Tieres in Richtung Kirche zeigen.<br />
Perfekt also, um ein wenig Publicity zu bekommen. Bis Ende <strong>November</strong> soll das Werk<br />
noch die Fassaden der neuen Galerie verzieren. Dann wird es wieder abgebaut.<br />
KULTUR<br />
Le Louvre-Lens öffnet seine Türen<br />
Alle Kunst freunde aus Eu ro pas Norden wird es<br />
freuen: Ab <strong>Dezember</strong> muss man nicht mehr bis<br />
nach Paris fahren, sondern kann schon im nordfran<br />
zö sischen Lens an halten, um die Schätze des<br />
Louvre zu bewundern. Dann näm lich eröffnet<br />
die brandneue Zweigstelle des welt berühmten<br />
Pariser Museums seine Türen im Departement<br />
Pas-de-Calais, die in einem Neu bau aus Glas<br />
und Stahl auf dem Gelände einer ehemaligen<br />
Zeche untergebracht ist. Das Museum besitzt<br />
keine eigene Sammlung, sondern wird in<br />
wechselnden Ausstellungen Werke aus dem<br />
Mutterhaus präsentieren.<br />
LEBENSMITTEL<br />
Fische bekommen eine<br />
Pseudo-Nationalität<br />
Während es bei Landtieren oder pflanzlichen<br />
Produkten einfach ist, die geografische<br />
Herkunft zu bestimmen, stellt sich dies bei<br />
Fischen aus den großen Meeren als schwierig<br />
dar. Um den französischen Konsumenten aber<br />
auch bei Fischen etwas Äquivalentes wie<br />
« Made in France » anzubieten, wurde von der<br />
französischen Fischereiwirtschaft das neue<br />
Label « Pavillon France » ins Leben gerufen. Da<br />
Fische nicht wirklich eine Nationalität besitzen,<br />
dürfen damit alle Fische geadelt werden, die<br />
von französischen Fischerbooten im Atlantik<br />
oder Ärmelkanal gefangen wurden. Ob<br />
dieses neue Label die Konsumgewohnheiten<br />
nachhaltig verändern wird, bleibt allerdings<br />
fraglich: 80 Prozent der in Frankreich verzehrten<br />
Fische werden importiert.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
E-MOBILITÄT<br />
Twizys für die<br />
Polizei<br />
Die Pariser Polizei geht<br />
als Vorbild voran und<br />
hat sich für die Patrouillen<br />
im Bois de Vincennes<br />
zwei Twizys angeschafft. Dieses<br />
autoähnliche Stadtfahrzeug<br />
bietet Platz für zwei Personen,<br />
hat einen Elektromotor, der 80<br />
Stundenkilometer schnell<br />
fährt und mit einem Aufladevorgang<br />
50 bis 80 Kilometer<br />
schafft, und stammt aus dem<br />
Hause Renault. Wie die echten<br />
Polizeiwagen besitzen auch<br />
diese Fahrzeuge Blaulicht und<br />
tragen das Logo der Polizei.<br />
Macht die Polizei positive Erfahrungen<br />
mit diesen beiden<br />
Neuanschaffungen, könnten<br />
Twizys zukünftig auch in den<br />
Pariser Fußgängerzonen und<br />
Vierteln mit engen Gassen als<br />
Dienstwagen in Erscheinung<br />
treten.<br />
FLUGPLAN<br />
Air France streicht<br />
Verbindungen ab<br />
Deutschland<br />
Air France stellt die Verbindungen<br />
von Hamburg nach Lyon und von<br />
Leip zig/Halle nach Paris komplett<br />
ein. Die Flüge von Hamburg nach<br />
Mar seille und von Berlin nach Toulouse<br />
werden mindestens über den<br />
Win ter nicht mehr geflogen. Von<br />
Stutt gart nach Lyon geht es nur noch<br />
zweimal anstatt dreimal täg lich.<br />
SCHNAPPSCHÜSSE<br />
"Ziemlich beste Freunde" » schlägt «"Die fabelhafte Welt der<br />
Amélie" ++ Der Kinoerfolg « Ziemlich beste Freunde » lockte außerhalb Frankreichs<br />
mehr Menschen in die Kinos als jeder andere französische Film zuvor. Ein Rekord, den bisher<br />
der Film « Die fabelhafte Welt der Amélie » mit 23,11 Millionen Zuschauern hielt. Dabei ist<br />
« Ziemlich beste Freunde » noch gar nicht in Großbritannien, Australien und Neuseeland<br />
angelaufen. In Deutschland schaffte der Streifen sensationelle 8,6 Millionen verkaufte<br />
Eintrittskarten.<br />
airberlin kooperiert mit Air France ++ Deutschlands zweitgrößte Flug gesell<br />
schaft wird ungeachtet ihrer oneworld-Mitgliedschaft künftig mit Air France, die selbst Teil<br />
von SkyTeam ist, zusammenarbeiten. Durch Codesharing-Flüge können beide Ge sell schaften<br />
ihr Streckennetz zwischen dem deutschsprachigen Raum und Frankreich ausbauen.<br />
Kanadisches Carsharing-Unternehmen kommt nach Paris ++ Das<br />
kommunale Pariser Autolib’ bekommt Konkurrenz: Das älteste Carsharing-Unternehmen<br />
auf nordamerikanischem Boden, die kanadische Firma Communauto, will in Paris 4.000<br />
Fahrzeuge stationieren und dieses Angebot unter dem Namen « Mobizen » vermarkten.<br />
Gigantische Feriendörfer bei Disneyland Paris ++ Pierre et Vacances<br />
und Euro Disney planen in der Nähe von Disneyland Paris bis 2016/17 den Bau von 1.730<br />
Ferienwohnungen auf einer Fläche von 259 Hektar, angeordnet in vier Feriendörfern.<br />
Bußgeld für fehlenden Alkoholtest erst ab März 2013 ++ Verstöße<br />
gegen die kürzlich eingeführte Pflicht für Autofahrer, einen funktionstüchtigen Alkoholtest<br />
im Auto mitzuführen, werden erst ab März 2013 geahndet.<br />
Keine Air-France-Flüge mehr von Paris-DCG nach Straßburg ++<br />
Air France wird die Flüge zwischen dem Drehkreuz Paris-CDG und Straßburg einstellen. Als<br />
Ausgleich richtet die Fluglinie am Hauptbahnhof der elsässischen Hauptstadt einen Schalter<br />
ein und bietet Sitzplätze zu gesonderten Konditionen in den TGV-Zügen der SNCF ein.<br />
Neue Terminalaufteilung in Paris-CDG ++ Durch die Eröffnung des<br />
zweiten Satelliten in Paris-CDG diesen Sommer (Satellit 4 bzw. Fluggastbereich M genannt)<br />
und Anpassungen im Terminal 2F kann Air France ab Ende des Jahres alle Flüge auf die<br />
Terminals östlich des TGV-Bahnhofs konzentrieren (Terminal 2F, Terminal 2E, Terminal 2G,<br />
Satellit 3 und Satellit 4). Dadurch wird das Umsteigen für Transitreisende vereinfacht. Früher<br />
notwendige Sicherheitskontrollen beim Umsteigen werden durch neue direkte Transitwege<br />
entfallen.<br />
Citroën DS4 Gay-Car des Jahres <strong>2012</strong> ++ Zum achten Mal ließ der<br />
französische Oldtimerclub Ledorga das Gay-Car des Jahres wählen. Der Citroën DS4 hat<br />
die schwule Gemeinde dabei am meisten überzeugt. Außerdem wurde Citroën auch zur<br />
schwulen Automarke des Jahres <strong>2012</strong> gewählt.<br />
Garten des Elysée-Palastes wird zugänglich ++ François Hollande hat<br />
festgelegt, dass der Garten des Elysée-Palastes zukünftig jeden letzten Sonntag des Monats<br />
für die Öffentlichkeit geöffnet wird. In den Wintermonaten bis Ende März von 12.00 bis 17.00<br />
Uhr, in den Sommermonaten von April bis September von 13.00 bis 19.00 Uhr.<br />
Thalys verstärkt Angebot ab Düsseldorf und dem Ruhrgebiet<br />
++ Statt bisher einmal am Tag gibt es ab dem 9. <strong>Dezember</strong> drei tägliche Verbindungen<br />
mit dem Hochgeschwindigkeitszug Thalys von Düsseldorf, Duisburg und Essen nach Paris.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 7
ON EN PARLE<br />
GESCHICHTE<br />
Frankreich bekennt sich zu<br />
Internierungslagern<br />
Lange Zeit breitete sich ein Mantel des Schweigens<br />
über ein wenig rühmliches Kapitel der neueren französischen<br />
Geschichte aus. Nun aber bekennt sich<br />
Frankreich zu der Verantwortung des Vichy-Regimes für<br />
mehr als 200 Internierungs- und Deportationslagern im<br />
Land, durch die von 1938 bis 1946 mehr als 600.000 Menschen geschleust wurden. Zum ersten Mal<br />
wurde in einem dieser Lager, dem Camp des Milles in Aix-en-Provence, eine Gedenkstätte eingerichtet.<br />
In dem 1939 in Betrieb genommenen Lager wurden insgesamt 10.000 Menschen gefangen<br />
gehalten. Einige von ihnen wurden von dort an Deportationslager weitergereicht. Die Arbeiten für<br />
eine zweite Gedenkstätte im Camp de Rivesaltes im Departement Pyrénées-Orientales sollen demnächst<br />
beginnen.<br />
STAATSDEFIZIT I<br />
Neue Regierung streicht<br />
Infrastrukturprojekte<br />
Nicolas Sarkozys großspurige<br />
milliardenschwere Pläne für diverse<br />
neue Infrastrukturmaßnahmen im Land<br />
stehen unter dem neuen Präsidenten<br />
und seiner Regierung angesichts der<br />
schwierigen Lage der Staatsfinanzen auf dem Prüfstand.<br />
Alle Vorhaben werden auf ihre Wirtschaftlichkeit hin neu<br />
überprüft, bevor man dann bei vielen Projekten vermutlich<br />
den Rotstift ansetzen wird. Als wahrscheinlich gilt, dass der<br />
geplante Kanal von der Seine in den Norden des Landes<br />
(Canal Seine-Nord), dessen Baukosten auf 4,3 Milliarden<br />
Euro geschätzt werden, den Sparmaßnahmen zum Opfer<br />
fallen wird. Gleiches Schicksal könnte die neu geplanten<br />
Bahntrassen von Paris über Orléans und Clermont-Ferrand<br />
nach Lyon und von Paris in die Normandie ereilen. Was die<br />
neuen Hochgeschwindigkeitstrassen im Land angeht, gilt<br />
die Verlängerung der bereits im Bau befindlichen Trasse<br />
von Tours nach Bordeaux bis an die spanische Grenze als<br />
Wackelkandidat. Fraglich ist auch, wie es mit den TGV-<br />
Trassen von Marseille über Toulon nach Nizza sowie von<br />
Perpignan an die spanische Grenze weitergeht. Bei den<br />
Autobahnprojekten ist ebenfalls mit Einschnitten zu rechnen.<br />
Wenn die A89 von Lyon nach Bordeaux Ende dieses Jahres<br />
komplett fertiggestellt ist, werden bis 2015 vermutlich nur<br />
noch drei kleine Vorhaben realisiert: der Ausbau der N10 von<br />
Bordeaux nach Bayonne zur A63, der Anschluss von Vichy<br />
ans Autobahnnetz durch die Konstruktion der A719 sowie<br />
ein vier Kilometer langes Autobahnstück im Großraum Lyon,<br />
die A466, die die Anbindung der neuen A89 an die A46 und<br />
damit die östliche Umfahrung der Metropole verbessert.<br />
STAATSDEFIZIT II Einsparungen bei Kulturprojekten<br />
Die Kulturministerin Aurélie Filippetti hat angekündigt,<br />
wegen der notwendigen Einsparungen<br />
im Staatshaushalt diverse von der Vorgängerregierung<br />
geplante Kulturprojekte nicht fortzuführen bzw.<br />
ihre Realisierung zu verschieben. Es handelt sich dabei<br />
um Vorhaben, die laut der Ministerien « die alte Regierung<br />
ohne Bedacht angekündigt hat, ohne dass die dafür<br />
notwendige Finanzierung sichergestellt war ». Der<br />
Haushalt soll dadurch um über eine Milliarde Euro entlastet<br />
werden. Die symbolträchtigste Kürzung betrifft<br />
die nun nicht mehr weiterverfolgte Errichtung eines<br />
Museums für die Geschichte Frankreichs. Ein Projekt,<br />
das Nicolas Sarkozy ganz besonders am Herzen lag. Außerdem<br />
werden der als « Lascaux 4 » bekannte Nachbau<br />
der weltberühmten Höhle gleichen Namens, die Schaffung<br />
eines zusätzlichen Theaters für die Comédie Française<br />
an der Bastille sowie die Einrichtung eines Museums<br />
der Fotografie in Paris gestrichen.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
PARIS<br />
Seine-Ufer endlich ohne Schnellstraße<br />
Schon lange wird darüber diskutiert und es ist eines der<br />
Herzensprojekte des Pariser Bürgermeisters Bertrand Delanoë:<br />
die Verkehrsberuhigung der Ufer der Seine. Zwar sind die<br />
Autos von der Voie rapide<br />
Georges Pompidou auf<br />
der rechten Uferseite<br />
noch nicht gänzlich<br />
verschwunden – der<br />
Widerstand der Autolobby<br />
und der konservativen<br />
Opposition war und<br />
ist enorm –, doch der<br />
Schnellstraße wurde jetzt ein menschlicheres Gesicht<br />
gegeben. 40 Jahre nach ihrem Bau müssen sich die<br />
Autofahrer nun den Raum mit Fußgängern und Fahrradfahren<br />
teilen. Sechs neu eingerichtete Ampeln ermöglichen das<br />
Überqueren der Straße. Zwischen dem Hôtel de Ville und dem<br />
Bassin de l’Arsenal wurde eine neue begrünte Promenade<br />
angelegt. Die Pflasterung ist besonders rollstuhl- und<br />
kinderwagenfreundlich. Die Fugen zwischen den Platten<br />
wurden begrünt, um der Natur mehr Platz einzuräumen. Auf<br />
der linken Uferseite sollen die Umbauarbeiten im nächsten<br />
Frühling fortgesetzt werden. Es ist sogar geplant, dass der<br />
2,3 Kilometer lange Abschnitt zwischen dem Musée d’Orsay<br />
und dem Pont de l’Alma ganz vom Autoverkehr befreit<br />
wird, auch wenn die Opposition momentan noch versucht,<br />
dagegen Stimmung zu machen. Wie auch immer es auf dem<br />
linken Ufer weitergeht, eines ist sicher: Die Zeiten, als 1967 der<br />
damalige Staatspräsident George Pompidou erklärte, dass<br />
sich Paris an die Erfordernisse des Autoverkehrs anpassen<br />
müsse, sind an der Seine definitiv vorbei.<br />
Ferienhäuser<br />
in Burgund<br />
600 Häuser öffnen für Sie ihre Türen für einen Aufenthalt<br />
mit der Familie oder mit Freunden, um Zeit<br />
zu haben, ein bemerkenswertes historisches Kulturerbe<br />
im Herzen einer üppigen Natur, ein außergewöhnliches<br />
Weinbaugebiet und eine berühmten<br />
Gastronomie zu entdecken.<br />
Unterkunft für 4 Personen<br />
ab 12 Euro pro Tag und Person.<br />
Informationen und<br />
Reservierung unter:<br />
www.gites-de-france-cotedor.com<br />
reservation@gites-de-france-bourgogne.com<br />
Fotos (von oben nach unten): Jean-Marc SCHWARZ, Jean-Louis BERNUY, A. MUZARD, B. LOUET<br />
EXPORTERFOLG<br />
Kühe aus dem Limousin für die Mongolei<br />
173 Kühe und acht Bullen einer Rasse, die als besonders<br />
widerstands fähig und robust gilt, haben die heimischen<br />
Felder des Limousin verlassen und sich auf eine weite<br />
Reise nach Fernost begeben. Vom Frachtflughafen in<br />
Châteauroux wurden sie nach Ulan-Bator in der Mongolei<br />
geflogen, von wo aus sie mit Lkws in die mongolische Provinz<br />
transportiert wurden. In der neuen Heimat müssen die Tiere<br />
Temperaturschwankungen von minus 40 Grad im Winter bis<br />
plus 40 Grad im Sommer aushalten. 900.000 Euro kostete die<br />
Aktion. Schon zum zweiten Mal brachte man Rinder aus dem<br />
Limousin in die Mongolei. Die Tiere sollen dort die Basis für<br />
eine lokale Zucht werden.
ON EN PARLE<br />
PARIS<br />
Tour Montparnasse im neuen Glanz<br />
Kenner der französischen Hauptstadt wissen, dass man<br />
den schönsten Blick auf die Seine-Metropole nicht vom<br />
weltbekannten Eiffelturm, sondern von der von außen<br />
eher unspektakulären Tour Montparnasse hat. Die Aussichtsterrasse<br />
des Hochhauses befindet sich zwar « nur » auf einer<br />
Höhe von 210 Metern – gegenüber 280 Metern bei der höchsten<br />
Plattform des Eiffelturms –,bietet dafür aber den großen<br />
Vorteil, dass man von dort oben alle wichtigen historischen, die<br />
Stadtsilhouette prägenden Gebäude auf einmal sehen kann,<br />
Eiffelturm inklusive. Bis 1990, als der Messeturm in Frankfurt<br />
am Main fertiggestellt wurde, war die ab 1970 errichtete Tour<br />
Montparnasse sogar das höchste Hochhaus Europas. Da das<br />
Gebäude im Laufe der Zeit jedoch in die Jahre gekommen ist,<br />
wurden letztes Jahr umfangreiche Modernisierungsarbeiten<br />
initiiert. Das Resultat dieser Arbeiten kann sich sehen lassen:<br />
Das generalüberholte Restaurant « Le Ciel de Paris » ist kaum<br />
wiederzuerkennen und wartet nun mit einem gelungenen modernen Designdekor auf. Auch die<br />
Aussichtsterrasse auf dem Dach ist viel schöner geworden. Nach Einbruch der Dunkelheit wird<br />
sie dank eines neuen Lichtkonzeptes nun in ein sanftes Licht gehüllt, das für eine ganz besondere<br />
Atmosphäre in luftiger Höhe sorgt. Der Fahrstuhl ist mit einer Geschwindigkeit von 60<br />
Stundenkilometern unverändert einer der schnellsten der Welt geblieben.<br />
KULTFIGUR<br />
Asterix im Dienste der<br />
Deutschen Telekom<br />
Asterix, die berühmte Comic-<br />
Figur von René Goscinny und<br />
Albert Uderzo, soll nach einem<br />
Bericht der französischen<br />
Wirtschaftszeitung Les Echos<br />
zukünftig eine Marketingaufgabe<br />
bei der Deutschen Telekom<br />
übernehmen. Der deutsche<br />
Telekommunikationskonzern, der<br />
kürzlich für zwei Millionen Euro<br />
das auf Onlinespiele spezialisierte<br />
Startup-Unternehmen Flaregames<br />
gekauft hat, soll demnach<br />
die weltweiten Rechte für die<br />
Benutzung der Asterix-Figur als<br />
zukünftiges Markenzeichen der<br />
Spiele erworben haben. Nicht<br />
bekannt ist, was Asterix’ Freund<br />
Obelix dazu sagt.<br />
ILE DE LA CITÉ<br />
Neue Zukunft fürs Hôtel-Dieu<br />
Das Hôtel-Dieu am Fuße der Kathedrale Notre-Dame auf der Ile de la Cité,<br />
gegründet um das Jahr 650, ist das älteste Krankenhaus der französischen<br />
Hauptstadt. Doch trotz dieser ehrwürdigen Vergangenheit gilt die Klinik seit<br />
Jahren als nicht mehr für den modernen Medizinbetrieb ausreichend geeignet.<br />
Nun wurde entschieden, was aus der Einrichtung werden soll. Bis 2016 sind<br />
umfangreiche Umbauarbeiten geplant. In dem « neuen » Hôtel-Dieu wird der<br />
eigentliche Krankenhausbetrieb nur noch halb so groß sein wie heute. Dafür<br />
zieht die Verwaltung der Pariser Krankenhäuser in das Gebäude und es werden<br />
Räume für eine<br />
K ra n ke n s c hwe s te r-<br />
und Chirur genschu<br />
le her gerichtet.<br />
Außer dem soll ein<br />
Mu seum ein ge richtet<br />
wer den.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
MARKEN<br />
Ricard innovativer als Apple<br />
Das USamerikanische<br />
Magazin Forbes hat<br />
die französische<br />
Gruppe Pernod<br />
Ricard, die<br />
insbesondere für<br />
den anishaltigen<br />
Aperitif Ricard<br />
berühmt ist, zur<br />
15. innovativsten<br />
Firma der Welt gekürt, vor Google (Platz 24), Apple (Platz<br />
26) oder SAP (Platz 77). Sogar das Unternehmen selbst war<br />
von dieser Einschätzung überrascht, wie man ganz offen<br />
in der Unternehmenszentrale zugab. Als Maßstab für das<br />
Ranking wurde festgelegt, inwieweit Investoren glauben,<br />
dass ein Unternehmen über sein gewohntes Geschäftsgebiet<br />
hinauswachsen und sich mit neuen Produkten profilieren kann.<br />
Auch wenn diese Hitliste nicht unumstritten sein dürfte, so ist die<br />
Platzierung ein großer Marketingcoup für einen Alkohol, dessen<br />
Rezept niemals verändert wurde.<br />
LYON<br />
Ein Sternekoch zieht weiter<br />
Der Senator und Bürgermeister von Lyon, Gérard<br />
Collomb, fand es nicht besonders lustig, als er<br />
durch eine SMS an seine Frau davon erfuhr, dass<br />
der junge Spitzenkoch Nicolas Le Bec, der vom Guide<br />
Michelin zwei Sterne verliehen bekommen hat und vom<br />
Guide Gault et Millaut zum Koch des Jahres gekürt wurde,<br />
seine Zelte zukünftig im chinesischen Shanghai aufschlagen<br />
will, da er sich dort angeblich besser entfalten<br />
könne. Zurück lässt der Koch nicht nur fünf Millionen<br />
Euro Schulden, sondern auch rund 50 Mitarbeiter, die<br />
plötzlich ohne Job dastehen. Dabei schien alles in bester<br />
Ordnung: Seit drei Jahren führte Nicolas Le Bec eines<br />
der trendigsten Restaurants der Rhône-Metropole, das in<br />
einem 2.000 Quadratmeter großen alten Lagerhaus in<br />
dem neuen Stadtviertel Confluences untergebracht war.<br />
In Lyon dachte man, dem Spitzenkoch damit den roten<br />
Teppich ausgerollt zu haben. Anscheinend war es aber<br />
noch nicht genug.<br />
VOM REGISSEUR VON „SWIMMINGPOOL“ UND „DAS SCHMUCKSTÜCK“<br />
MANDARIN CINÉMA PRÄSENTIERT<br />
IN IHREM HAUS<br />
Ein Film von FRANÇOIS OZON<br />
AB 29. NOVEMBER IM KINO<br />
©JEAN-CLAUDE MOIREAU<br />
FABRICE LUCHINI<br />
KRISTIN SCOTT THOMAS EMMANUELLE SEIGNER DENIS MÉNOCHET ERNST UMHAUER<br />
JEAN-FRANÇOIS BALMER<br />
BASTIEN UGHETTO<br />
WWW.INIHREMHAUS-DERFILM.DE
FRANKREICHKALENDER<br />
Paris vu par<br />
Hollywood<br />
Paris, bis 15.12.<strong>2012</strong><br />
Des fleurs en hiver<br />
Paris, bis 15.12.<strong>2012</strong><br />
L’art contemporain<br />
raconté aux enfants<br />
Lyon, bis 21.12.<strong>2012</strong><br />
Paris und Hollywood, das ist eine wahre<br />
und bereits lang andauernde Liebesgeschichte.<br />
Seit den Anfängen der Filmindustrie<br />
in Südkalifornien diente die<br />
französische Hauptstadt in mehr als 800<br />
Hollywood-Filmen als Kulisse. Sei es,<br />
dass direkt in der Seine-Metropole vor<br />
Ort gedreht wurde, sei es, dass Teile der<br />
Stadt in den Studios der Filmkonzerne<br />
nachgebaut wurden. Diese Ausstellung<br />
im Rathaus von Paris zeigt Filmausschnitte,<br />
Fotografien, Dekormodelle,<br />
Kostüme und Plakate, die von dieser<br />
Verbundenheit zwischen der Stadt und<br />
der US-amerikanischen Filmindustrie<br />
erzählen. Sie ist in vier Bereiche unterteilt:<br />
in das historische Paris in der<br />
Stummfilmzeit, das Paris der sentimentalen<br />
Komödien, das Paris des Cancan<br />
und das Paris seit der 1960er-Jahre.<br />
Hôtel de ville<br />
Salle Saint-Jean<br />
5, rue de Lobau<br />
75004 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 <strong>42</strong> 76 51 53<br />
www.paris.fr/hollywood<br />
Mo – Sa 10.00 – 19.00 Uhr<br />
<br />
Eintritt kostenlos<br />
Das 19. Jahrhundert ist nicht nur das<br />
Jahrhundert der Industrialisierung, der<br />
Kohlebergwerke und des Eisenbahnbaus,<br />
sondern auch ein Jahrhundert,<br />
in dem die Sehnsucht nach der Natur<br />
wuchs. Das Pariser Musée Eugène-<br />
Delacroix versammelt zum ersten Mal<br />
in einer Ausstellung die wichtigsten<br />
Blumengemälde und -aquarelle aus<br />
dieser Zeit, die aus diversen Museen<br />
stammen. Außerdem sind Werke<br />
von zwei zeitgenössischen Künstler<br />
zu sehen, die sich ebenfalls vor allem<br />
durch Blumen inspirieren lassen: Jean-<br />
Michel Othoniel und Johan Creten.<br />
Diese durchaus ungewöhnliche Gegenüberstellung<br />
kann erstaunen, sie<br />
zeigt aber auch, wie Blumen die Kreativität<br />
in zwei sehr unterschiedlichen<br />
Jahrhunderten zu fördern wussten.<br />
<br />
Musée Eugène-Delacroix<br />
6, rue de Furstenberg<br />
75006 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 44 41 86 50<br />
www.musee-delacroix.fr<br />
<br />
Mi – Mo 9.30 – 17.00 Uhr<br />
7,00 Euro, kostenlos mit einer<br />
Eintrittskarte für den Louvre<br />
Die Grundidee hinter dieser Ausstellung<br />
ist simpel: Der italienische<br />
Künstler Gianni Colosimo versucht,<br />
berühmte Kunstwerke des 20. und 21.<br />
Jahrhunderts, darunter welche von Sol<br />
le Witt, Daniel Buren und Yves Klein,<br />
mit den Augen eines Kindes zu sehen.<br />
Auf diese Weise entdeckt man auch<br />
als Erwachsener altbekannte Werke<br />
plötzlich vollkommen neu. An vielen<br />
Stellen kann man sich ein Lächeln<br />
nicht verkneifen, ist der Künstler doch<br />
mit viel Humor an diese Herausforderung<br />
herangegangen. Die Ausstellung<br />
ist wie ein Märchen, wo es an jeder<br />
Ecke etwas zu entdecken gibt und bei<br />
dem man ganz nebenbei eine Reise zur<br />
zeitgenössischen Kunst unternimmt.<br />
Außerdem eine originelle Möglichkeit,<br />
den eigenen Nachwuchs an die<br />
Kunst heranzuführen.<br />
La Sucrière<br />
49-50, quai Rambaud<br />
69002 Lyon<br />
Telefon: +33 (0)2 27 82 69 40<br />
www.lasucriere-lyon.com<br />
Mi – So 11.00 – 18.00 Uhr<br />
<br />
8,00 Euro, ermäßigt 5,00 Euro<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
La Belle Epoque<br />
de Jules Chéret<br />
Albi, bis 31.12.<strong>2012</strong><br />
Fantastic<br />
Lille, bis 13.01.2013<br />
Au temps<br />
des Gaulois<br />
Bordeaux, bis 17.03.2013<br />
Jules Chéret war ein Meister der Plakatmalerei<br />
in der Belle Epoque. Seine<br />
lebendigen Plakate, sein dynamischer<br />
Stil und seine bunten Farben ließen<br />
andere Künstler seiner Epoche auf ihn<br />
aufmerksam werden, etwa Georges<br />
Seurat oder Henri Toulouse-Lautrec.<br />
Diese Retrospektive zeigt die wichtigsten<br />
Werke von Jules Chéret und stellt<br />
sie in einen Zusammenhang mit den<br />
Arbeiten von Henri Toulouse-Lautrec,<br />
so dass man einen guten Eindruck davon<br />
bekommt, wie sich beide Künstler<br />
gegenseitig beeinflusst haben. Außerdem<br />
werden noch Werke von weniger<br />
bekannten Malern ausgestellt. Eine<br />
lohnende Exposition.<br />
Musée Toulouse-Lautrec<br />
Palais de la Berbie<br />
Place Sainte Cécile<br />
81000 Albi<br />
Telefon: +33 (0)5 63 49 48 70<br />
www.museetoulouselautrec.com<br />
Mi – Mo 10.00 – 12.00 Uhr &<br />
14.00 – 17.30 Uhr<br />
10,00 Euro, Studenten 7,00 Euro,<br />
Kinder bis 13 Jahre kostenlos,<br />
Familienticket (Ehepaar und ein Kind<br />
über 13 Jahre) 17,00 Euro<br />
Nachdem man sich in der Veranstaltungsreihe<br />
« lille3000 », die aus dem<br />
Jahr als europäische Kulturhauptstadt<br />
hervorgegangen ist, mit Indien und<br />
Europa befasst hat, geht es dieses Mal<br />
in ein Universum voller Magie und<br />
Poesie. Über 25 Installationen und<br />
Aktionen verwandeln die nordfranzösische<br />
Metropole in eine Fantasiewelt.<br />
Darunter ein Haus, das vom Himmel<br />
gefallen zu sein scheint, eine fahrende<br />
Untertasse, die auf Reisende am<br />
Bahnhof Lille-Flandres wartet, ein<br />
zotteliger Riese oder große gemeinsame<br />
Banketts unter freiem Himmel.<br />
Außerdem beteiligen sich Theater, Kinos<br />
und andere Kultureinrichtungen<br />
mit einem passenden Programm an<br />
den fantastischen Wochen. Neben Lille<br />
selbst nehmen noch 71 benachbarte<br />
Kommunen an den Festivitäten teil.<br />
Diverse Veranstaltungsorte<br />
+33 (0)3 28 52 30 00<br />
www.fantastic<strong>2012</strong>.com<br />
Pass « Saison » 35,00 Euro,<br />
ermäßigt 25,00 Euro,<br />
Pass « Journée lille3000 » 7,10 Euro<br />
Diese Ausstellung lädt zu einer Zeitreise<br />
ein und will den Besuchern den<br />
Alltag der Menschen näherbringen,<br />
die von 800 v. Chr. bis zum Anfang<br />
der römischen Zeit im Südwesten des<br />
heutigen Frankreich lebten. Man betritt<br />
dabei den Nachbau eines typisch<br />
gallischen Dorfes. Außerdem werden<br />
bisher noch nie präsentierte Exponate<br />
gezeigt, die bei neueren Grabungen in<br />
Bordeaux und der Umgebung gefunden<br />
wurden und so manche Ansicht<br />
über das Leben damals in ein neues<br />
Licht rücken. Durch die gleichzeitig<br />
wissenschaftliche als auch spielerische<br />
Präsentation ist die Exposition für ein<br />
breites Publikum von Interesse. Um<br />
auch die jungen Besucher zu begeistern,<br />
gibt es spezielle Erklärungen und<br />
Spiele für die Kleinen.<br />
Musée d’Aquitaine<br />
20, cours Pasteur<br />
33000 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)5 56 01 51 00<br />
www.bordeaux.fr<br />
<br />
Di – So 11.00 – 18.00 Uhr<br />
5,00 Euro, ermäßigt 2,50 Euro,<br />
bis 18 Jahre kostenlos<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 13
ON LIT<br />
COMIC<br />
In Erinnerung an den Algerienkrieg<br />
Azouz Begag, Forscher, Schriftsteller<br />
und von 2005 bis 2007<br />
Minister für Chancengleichheit,<br />
kennt bestens die<br />
kom plexe Ge schich te<br />
zwi schen Frank reich<br />
und seinen Ex-Ko lonien.<br />
1957 in Lyon<br />
ge boren, ist er der<br />
Sohn algerischer Eltern<br />
aus der Stadt Sétif<br />
rund 300 Kilometer<br />
östlich von Algier. In<br />
diesem Ort feierten<br />
die Algerier – als sie<br />
noch zu Frankreich<br />
gehörten – wie auch<br />
anderswo das Ende<br />
des Zweiten Weltkrieges.<br />
Allerdings stellten die Feierlichkeiten in<br />
Sétif zugleich einen der Ausgangspunkte für den<br />
folgenden Algerienkrieg dar, da zum ersten Mal<br />
Schilder mit Sprüchen wie « Es lebe ein freies und<br />
unabhängiges Algerien » und « Nieder mit dem Kolonialismus<br />
» in der Menge auftauchten.<br />
Die Reaktion der französischen Kolonialmacht<br />
ließ nicht lange auf sich warten und führte zu<br />
einem der traurigsten Kapitel des Konflikts, dem<br />
Massaker von Sétif. Frankreich mobilisierte mehr<br />
als 40.000 Soldaten und bombardierte die Dörfer<br />
der Rebellen. Bis heute gibt es keine präzise Angaben<br />
über die Opferzahlen. Die französischen<br />
Behörden gaben damals eine Zahl von 1.500 an,<br />
gehen heute aber von rund 20.000 Opfern aus. Die<br />
algerische Regierung spricht dagegen von mindestens<br />
45.000 Toten.<br />
Mit diesem Comic will Azouz Begag einen<br />
Beitrag leisten, das Gedenken an das historische<br />
Erbe von Sétif wachzuhalten. Es geht ihm nicht<br />
darum, festzustellen, wer die Schuld an welchen<br />
Vorkommnissen trug. Die Handlung des Comics<br />
endet vor dem eigentlichen Gemetzel. Vielmehr<br />
wird die Geschichte von einer jungen Frau erzählt,<br />
die als Lehrerin neu nach Algerien kommt und<br />
auf der Suche nach menschlichen und beruflichen<br />
Erfahrungen ist. Schnell wird sie jedoch mit kulturellen<br />
und politischen Widerständen konfrontiert<br />
und entdeckt ein Land, das bereits durch die<br />
Rivalität zwischen Kolonialherren und Einheimischen<br />
geprägt ist.<br />
Damit wirft der Comic einen originellen Blick<br />
auf die damalige Zeit, ohne Verantwortlichkeiten<br />
unter den Teppich kehren zu wollen. Er ist einfühlsam<br />
und aufhellend geschrieben und lässt sich<br />
leicht lesen. Die Veröffentlichung in diesem Jahr<br />
hätte zudem nicht besser passen können, denn<br />
<strong>2012</strong> jährte sich der Abschluss<br />
der Verträge von Evian, dank<br />
derer Algerien im Juli 1962 unabhängig<br />
wurde, zum 50. Mal.<br />
Azouz Begag & Djillali Defali:<br />
Leçons coloniales • Editions<br />
Delcourt • ISBN 978-2756026954<br />
GESCHICHTSBUCH<br />
Das verschwundene Schloss Ludwigs XIV.<br />
Mit dem Umzug 1682 nach Versailles, wo die Bautätigkeiten noch nicht abge<br />
schlossen waren, wollte Ludwig XIV. seiner Macht Glanz verleihen. Doch<br />
alsbald musste der Sonnenkönig feststellen, dass es ihm im neuen Schloss an<br />
Intimität fehlte. Deshalb erwarb er zusätzlich ein Anwesen einige Kilometer<br />
nördlich in Richtung Saint-Germain-en-Laye und ließ dort das Château de<br />
Marly errichten, was seiner Familie und ihm ein beschaulicheres Umfeld<br />
bescheren sollte. Nach der Französischen Revolution wurde das Schloss mehr und mehr zerstört, so dass heute<br />
nichts mehr davon übrig geblieben ist, außer ein paar Fundamente und einem großen Park. Letzterer wird von<br />
diesem Buch in Szene gesetzt, ergänzt mit vielen wenig bekannten Plänen aus der damaligen Epoche.<br />
Gérard Mabille, Luois Benech, Stéphane Castelluccio: Vues des jardins de Marly, le<br />
roi jardinier • Editions Gourcuff Gradenigo • ISBN 978-2353401093<br />
Bücher in deutscher Sprache: · Bücher in französischer Sprache: = leicht verständlich, = mittleres Niveau, = für Fortgeschrittene<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
ROMAN<br />
Vom Anderssein<br />
Die Geschichte von drei Menschen,<br />
die besonders sind und deren Wege<br />
sich kreuzen, als einer der drei an der<br />
Universität eine Anzeige für die Betreuung<br />
eines autistischen Jungen entdeckt. Im<br />
Ferienhaus in der Normandie trifft er dann<br />
zum ersten Mal auf den Jungen und seine Mutter, die<br />
erotische Geschichten schreibt und Liebesabenteuern<br />
gegenüber offen ist. Der bereits 2004 in Frankreich<br />
erschienene Roman, der vom Erwachsenwerden und<br />
Anderssein erzählt, wurde mehrfach ausgezeichnet<br />
und war ein beliebtes Werk in den Regalen der<br />
französischen Buchläden. Nun gibt es den Roman<br />
auch auf Deutsch.<br />
Philippe Grimbert: Ein besonderer Junge •<br />
dtv premium • ISBN 978-3<strong>42</strong>3249218<br />
COMIC<br />
Der Blick aus der<br />
Vorzeit auf die Welt<br />
von heute<br />
Im Jahr 40.000 v. Chr. leben<br />
die Bewohner der Erde nach<br />
den Gesetzen der natürlichen<br />
Auslese, außer in einem Tal, das sich gegen die<br />
Evolution wehrt. Dort lebt auch die Familie Dotcom, die<br />
fürchtet, ihr « Triple A » zu verlieren. Mit einem zeitlichen<br />
Abstand von 40.000 Jahren und viel Komik merkt man,<br />
wie absurd einige Probleme von heute wirken. Die<br />
ersten beiden Bände wurden bereits über 160.000-mal<br />
verkauft und als Serie bei Arte gezeigt. Der dritte Band<br />
wird dem sicherlich in nichts nachstehen.<br />
Jul: Silex and the City (Band 3), le néolithique, c’est pas<br />
automatique • Editions Dargaud • ISBN 978-2205068160<br />
AUSSTELLUNGSKATALOG<br />
Eine Frau in Versailles<br />
Die Portugiesin Joana Vasconcelos ist die erste Frau und jüngste Künstlerin, die<br />
ihre Werke im Rahmen der jährlichen Sommerausstellung der zeitgenössischen<br />
Kunst in den ehrwürdigen Räumen des Schlosses von Versailles ausstellen<br />
durfte. Ihre Arbeit bezieht sich auf Gegenstände des Alltags, die sie auf<br />
ihre Weise künstlerisch anpasst, wobei sie klassische Materialien und<br />
Arbeitsmethoden ihrer Heimat anwendet. Zu den Ausstellungsexponaten<br />
in Versailles zählte zum Beispiel ein überdimensioniertes Pumps-Paar. Der<br />
Ausstellungskatalog erlaubt es allen, die die Exposition verpasst haben oder<br />
nicht besuchen konnten, einen guten Eindruck von der Veranstaltung zu<br />
gewinnen. Er ist auch eine gute Geschenkidee für alle Liebhaber moderner Kunst oder Fans des Schlosses<br />
von Versailles.<br />
Jean-François Chougnet & Elisabeth Lebovici: Joana Vasconcelos<br />
• Editions Flammarion • ISBN 978-2081282711<br />
RATGEBER<br />
Die Weinbibel<br />
Der « Guide Hachette des vins 2013 » ist erschienen. 40.000 Weine wurden blind<br />
verkostet, wovon es 10.000 in diesen Weinführer schafften, darunter 550 besondere<br />
Empfehlungen und 2.000 Weine mit einem besonders guten Preis-Leistungsverhältnis.<br />
Das 1.368 Seiten starke Buch ist eine wahrhafte Bibel für alle Weinliebhaber.<br />
Le Guide Hachette des vins 2013 •<br />
Editions Hachette • ISBN 978-<strong>2012</strong>384309<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 15
ON LIT<br />
RATGEBER<br />
Die Suche nach dem<br />
Glück<br />
« Ein Leitfaden der Philosophie<br />
des Lebens », sagt Valérie<br />
Trierweiler, die Lebensgefährtin<br />
von François Hollande und<br />
zwischenzeitliche Première<br />
Dame der Französischen<br />
Republik, über diesen<br />
Ratgeber, geschrieben von<br />
einem bekannten französischen Schriftsteller,<br />
Philosophen, Religionskritiker und Soziologen.<br />
In dem Buch geht es nicht um Theorie, sondern<br />
um gelebtes Leben.<br />
Frédéric Lenoir: Was ist ein geglücktes Leben?<br />
• dtv premium • ISBN 978-3<strong>42</strong>3249270<br />
SACHBUCH<br />
Frankreich und seine Klischees<br />
Es gibt viele Klischees über Frankreich. Eines der berühmtesten<br />
ist sicherlich, dass Frankreich die Heimat der Menschen<br />
rechte sei. Aber auch weniger Schmeichelhaftes<br />
wird über das Land erzählt. So heißt es etwa gerne, dass es unmöglich sei,<br />
Frankreich zu reformieren. Frankreich gilt als die älteste Tochter der Kirche<br />
und als ein Land des Luxus. Man produziert dort angeblich den günstigsten<br />
Strom Europas und ist stolz auf die schönste Avenue der Welt, die Champs-<br />
Elysées. Die Franzosen seien dünn und elegant gekleidet, aber auch<br />
arrogant und eingebildet. Außerdem immer im Streik.<br />
Dieses Buch stellt diese und noch viele weitere Klischees auf den Prüfstand<br />
und sucht nach historischen, sozialen und politischen Belegen, ob die<br />
Ansichten stimmen könnten oder nicht. Das Ergebnis: Viele der Vorurteile<br />
sind übertrieben, wenn nicht gar ganz falsch. Einige haben aber auch einen<br />
wahren Kern. Zwar würde man sich an manchen Stellen wünschen, dass die<br />
Erläuterungen noch mehr in die Tiefe gingen, unterm Strich ist die Lektüre<br />
trotzdem interessant und unterhaltsam.<br />
Michel Musolino: 150 idées reçues sur la<br />
France • Editions First • ISBN 978-2754032407<br />
COMIC<br />
Der Louvre, wie man ihn<br />
noch nie gesehen hat<br />
Mit diesem Comic besucht man den Louvre einmal anders. Der Autor zeichnet<br />
sich, wie er in den zwölf Kilometer langen Gängen und 352 Räumen des weltberühmten<br />
Museums unterwegs ist. Dabei fällt sein Blick nicht auf die Exponate,<br />
sondern auf die Besucher, die die Ausstellungsstücke bewundern und fotografieren. Ein einfach<br />
zu lesendes Buch, da die Zeichnungen für sich sprechen, und ein Werk voller Humor,<br />
beispielsweise wenn man den Blickwinkel einnimmt, den die Mona Lisa haben muss.<br />
David Prudhomme: La traversée du Louvre • Editions Futuropolis • ISBN 978-2754807852<br />
ROMAN<br />
Die Revolution individuell erlebt<br />
Wie gestaltet sich das Wechselspiel zwischen einem welthistorischen Umbruch wie die Französische<br />
Revolution und den Schicksalen einzelner Menschen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die 1945 in<br />
Görlitz geborene und heute als freie Autorin in Erlangen lebende Schriftstellerin. Sie erzählt von zwei<br />
Engländerinnen und einem Deutschen, die wie viele andere als Revolutionstouristen aus der ganzen<br />
Welt nach Paris kommen, angezogen von einem die Welt verändernden Ereignis.<br />
Ursula Naumann: Auf Forsters Canapé • Insel Verlag • ISBN 978-34581<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
mönchgut<br />
living<br />
FERIENHÄUSER & APARTMENTS<br />
IM PORT GAGER (RÜGEN)<br />
BUCHEN SIE JETZT: Tel. (038 308) 664 70<br />
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living bietet vielfältige Unterkunftsmöglichkeiten.<br />
Die Häuser und Wohnungen der Anlage sind<br />
hochwertig eingerichtet und bieten einen Blick<br />
auf die malerischen Zickerschen Berge oder<br />
den Rügischen Bodden.<br />
Die einzigartige Lage im Herzen des romantischen<br />
Fischerdorfes Gager im UNESCO-<br />
Biosphärenreservat Südost-Rügen verspricht<br />
einen unvergesslichen Aufenthalt voller<br />
Entspannung und Genuss inmitten unberührter<br />
Natur nur wenige Minuten vom Ostseestrand<br />
entfernt.<br />
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CHANSON<br />
Marc Lavoine: Je descends du singe<br />
In Frankreich heißt es, Marc Lavoine habe Revolveraugen – in Anspielung<br />
an sein Chanson « Elle a les yeux revolver » aus dem Jahre 1985. Seine<br />
Augen sind in der Tat ungewöhnlich blau. Auf dem elften Album seiner<br />
Karriere geht es mal wieder um die Liebe. Allerdings nicht nur um die Liebe<br />
zwischen Mann und Frau, sondern auch um die Liebe innerhalb einer Familie.<br />
Das Lied « Ballade pour Michelle » ist eine Hommage an seine vor einigen<br />
Monaten verstorbene Mutter. Mit « Auprès de toi mon frère » würdigt er<br />
seinen Bruder. Die sehr akustische Musik ist voller Ehrlichkeit und Großherzigkeit,<br />
so wie es der beliebte Sänger und Schauspieler selbst ist.<br />
I Muvrini: Imaginà<br />
Korsika ist für seine<br />
landschaftliche<br />
Schönheit, aber auch für<br />
Anschläge von militanten<br />
Unabhängigkeitskämpfern berühmt. Letztere bremsen leider<br />
zu Unrecht die Neugierde auf das reiche kulturelle Erbe<br />
der Insel. Das korsische Trio I Muvrini, das sich am Anfang<br />
der 1970er-Jahre gründete, ist Teil dieses kulturellen Erbes.<br />
Das neue Album, das ganz und gar nicht folkloristisch<br />
daherkommt, erlaubt es, die Insel auf authentische Weise<br />
musikalisch kennenzulernen. Aufgenommen wurde es in<br />
Deutschland und Frankreich.<br />
Khaled: C’est<br />
la vie<br />
Khaled ist ein<br />
algerischer Sänger,<br />
der 1992 mit seinem<br />
internationalen Hit<br />
« Didi » während<br />
der Boomjahre der<br />
als Raï bezeichneten algerischen Popmusik<br />
groß herauskam. Auf seinem neuen Album<br />
verschmelzen die musikalischen Traditionen<br />
seiner Heimat mit urbanen elektronischen<br />
Rhythmen von heute. Produziert wurde das<br />
Ganze vom berühmten Musikproduzenten<br />
RedOne, der sich auch um Lady Gaga oder<br />
Usher kümmert.<br />
WELTMUSIK<br />
WELTMUSIK<br />
Claude Nougaro<br />
et ses interprètes 1955-1961<br />
Mit « Ô Toulouse » ist Claude Nougaro nicht nur<br />
berühmt geworden, sondern hat auch eine der<br />
schönsten Hymnen geschrieben, die je ein Sänger für<br />
seine Geburtsstadt verfasst hat. Auf diesem Album<br />
befinden sich die ersten Lieder des 2004 verstorbenen<br />
Künstlers sowie Stücke, die er für andere Interpreten<br />
geschrieben hat, jeweils aus den Jahren von 1955<br />
bis 1961. Eine gute<br />
Möglichkeit, einen<br />
großen Liebhaber<br />
der Musik und<br />
der französischen<br />
Sprache wiederzuentdecken.<br />
CHANSON<br />
Francis Cabrel: Vise le ciel<br />
(ou Bob Dylan revisité)<br />
Der 35-jährige Francis Cabrel ist ein großer<br />
zeitgenössischer Poet. Das beweist er auch mit<br />
seinem zwölften Album. Es ist eine Hommage<br />
an sein Idol Bob Dylan, dessen Lieder er auf<br />
diesem Album mit ein paar Anpassungen auf<br />
Französisch interpretiert.<br />
JAZZ/CHANSON<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
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ON REGARDE<br />
THRILLER<br />
Die Gefahr, einen<br />
zu talentierten Schüler<br />
zu haben<br />
DRAMA<br />
Die Suche nach der Mutter<br />
Mélina (Karin Viard) führt ein Doppelleben: Mit 40 Jahren ist sie die<br />
bekannteste Stimme Frankreichs und als Radiomoderatorin spätabends<br />
auf Sendung und somit Vertraute sowie Freundin für viele Zuhörer. Privat<br />
allerdings vermeidet sie jeglichen Kontakt mit anderen Menschen. Was<br />
Mélina antreibt, ist die Suche nach ihrer Mutter Joëlle (Nadia Barentin),<br />
von der sie als Kleinkind verlassen worden ist. Als sie den Hinweis erhält,<br />
dass ihre Mutter mit ihrer Familie ganz in der Nähe wohnt, macht sich<br />
Mélina sofort auf den Weg dorthin. Durch einen Zufall wird sie in das<br />
Haus eingeladen und findet sich plötzlich mitten im turbulenten Leben<br />
ihrer Mutter wieder. Wird Joëlle sie erkennen und die Tochter die Mutter<br />
wiederfinden?<br />
Sag, dass Du mich liebst • Frankreich <strong>2012</strong>, 89 min •<br />
Originaltitel: Parlez-moi de vous • Ein Film von Pierre Pinaud<br />
mit Karin Viard, Nadia Barentin, Nicolas Duvauchelle,<br />
Catherine Hosmalin u.a. • Kinostart: 1. <strong>November</strong> <strong>2012</strong><br />
Der von seinem Leben frustrierte Lehrer<br />
Germain (Fabrice Luchini) müht<br />
sich vergeblich, seinen 16-jährigen<br />
Schülern die Literatur schmackhaft zu machen.<br />
Diese liefern immer das gleiche trostlose<br />
und desinteressierte Gekritzel ab. Eines Tages<br />
gibt er seiner Klasse die Aufgabe, einen Essay<br />
über ihr letztes Wochenende zu schreiben.<br />
Enttäuscht über die unkreativen und farblosen<br />
Ergebnisse, entdeckt er zwischen all den Arbeiten<br />
das Werk von Claude (Ernst Umhauer),<br />
der stets schweigend in der letzten Reihe sitzt.<br />
Beim Korrigieren des Essays stockt ihm schier<br />
der Atem! Claude beschreibt bis ins intimste<br />
Detail, wie er sich das Vertrauen eines Mitschülers<br />
erschleicht, um am Wochenende in<br />
dessen Elternhaus heimlich die Familie zu beobachten.<br />
Mit einem starken Hang zum Voyeurismus<br />
schafft es Claude, den Lehrer mit<br />
seinem Text in den Bann zu ziehen. Germain<br />
und seine Frau Jeanne (Kristin Scott Thomas)<br />
wähnen ein verborgenes Talent entdeckt zu<br />
haben, und da Germain seinen Schüler unbedingt<br />
fördern will, ermuntert er ihn zum Weiterschreiben.<br />
Doch mit seiner Ermutigung löst<br />
er eine Kette von Ereignissen aus, die bald<br />
nicht mehr zu kontrollieren sind...<br />
In Ihrem Haus • Frankreich <strong>2012</strong>, 100 min •<br />
Originaltitel: Dans la maison • Ein Film von François<br />
Ozon mit Fabrice Luchini, Ernst Umhauer, Kristin<br />
Scott Thomas, Yolande Moreau, Emmanuelle<br />
Seigner u.a. • Kinostart: 29. <strong>November</strong> <strong>2012</strong><br />
TRAGIKKOMÖDIE<br />
Die Suche nach der Liebe<br />
Vom Paris der 1960er-Jahre bis heute spannt sich der bunte<br />
Reigen des Lebens und der amourösen Abenteuer von<br />
Madeleine (Ludivine Sagnier und Catherine Deneuve) und<br />
ihrer Tochter Véra (Chiara Mastroianni). Zwei Frauen, die<br />
sich mit Leidenschaft und Charme durch die Irrungen und<br />
Wirrungen des Lebens schlagen. Der Film ist nun auf DVD<br />
erschienen.<br />
RETROSPEKTIVE<br />
Die Liebenden • Frankreich 2011, 135 min •<br />
Originaltitel: Les bien-aimés • Ein Film von<br />
Christophe Honoré mit Catherine Deneuve,<br />
Ludivine Sagnier, Chiara Mastroianni<br />
u.a. • Sprachen: deutsch/französisch,<br />
Untertitel: deutsch • Ab sofort im Handel<br />
François Truffaut zum Besten<br />
Als einer der wichtigsten Nouvelle-Vague-Regisseure bietet François<br />
Truffaut französisches Kino der Extraklasse. Diese ihm gewidmete Edition<br />
vereint sein sozialkritisches Filmdebüt « Sie küssten und sie<br />
schlugen ihn », die poetische Dreiecksgeschichte « Jules<br />
und Jim » und das preisgekrönte Drama « Die letzte Metro ».<br />
François Truffaut • Frankreich 1959-1980, 323 min •<br />
3 DVDs • Sprachen: deutsch/französisch,<br />
Untertitel: deutsch • Ab sofort im Handel<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
SPIELFILME<br />
Arte Filmfestival<br />
Arte feiert diesen <strong>November</strong> das internationale Kino: Beim Filmfestival<br />
des Senders laufen 15 zumeist preisgekrönte deutsche, französische<br />
und internationale Kinofilme, die vom Sender koproduziert<br />
wurden. Außerdem zeigt der Sender einen restaurierten Stummfilm.<br />
Die zweite Ausgabe des Filmfestivals knüpft an den Erfolg von 2010 an<br />
und zeigt TV-Premieren zur besten Sendezeit, begleitet von Chats mit den<br />
Regisseuren auf www.arte.tv.<br />
Mademoiselle Chambon<br />
Spielfilm von Stephane Brize<br />
Sonntag, 11.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />
Lebanon<br />
Spielfilm von Samuel Maoz<br />
Sonntag, 11.11.<strong>2012</strong>, 21.50 Uhr<br />
Tournee<br />
Spielfilm von Mathieu Amalric<br />
Montag, 12.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />
Unter Dir die Stadt<br />
Spielfilm von Christoph Hochhäusler<br />
Montag, 12.11.<strong>2012</strong>, 22.00 Uhr<br />
Honig<br />
Spielfilm von Semih Kaplanoglu<br />
Dienstag, 13.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />
Mammuth<br />
Spielfilm von Gustave Kervern/Benoît<br />
Delepine • Mittwoch, 14.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />
Die Eigenheiten einer jungen Blondine<br />
Spielfilm von Manoel de Oliveira<br />
Mittwoch, 14.11.<strong>2012</strong>, 22.40 Uhr<br />
Drei<br />
Spielfilm von Tom Tykwer<br />
Freitag, 16.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />
Der Vater meiner Kinder<br />
Spielfilm von Mia Hansen-Love<br />
Montag, 19.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />
Hadewijch<br />
Spielfilm von Bruno Dumont<br />
Montag, 19.11.<strong>2012</strong>, 22.00 Uhr<br />
Verfolgung<br />
Spielfilm von Patrice Chéreau<br />
Dienstag, 20.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />
Mutter Krausens Fahrt ins Glück<br />
Stummfilm von Piel Jutzi<br />
Dienstag, 20.11.<strong>2012</strong>, 23.15 Uhr<br />
Ajami<br />
Spielfilm von Shani Yaron/Copti Scandar<br />
Mittwoch, 21.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />
Antichrist<br />
Spielfilm von Lars von Trier<br />
Mittwoch, 21.11.<strong>2012</strong>, 23.05 Uhr<br />
Zwischen uns das Paradies<br />
Spielfilm von Jasmila Zbanic<br />
Freitag, 23.11.<strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />
DOKUMENTATION<br />
Die Kathedrale –<br />
Baumeister des Straßburger Münsters<br />
Diese Doku-Fiktion in 3D lädt den Zuschauer ein, in die Welt des Mittelalters<br />
einzutauchen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts galt die Kathedrale von Straßburg<br />
als das höchste Bauwerk des Okzidents. Bis heute zählt sie zu den größten Sandsteinbauten der Welt. Das<br />
beeindruckende architektonische Meisterwerk ist das Ergebnis jahrhundertelanger Arbeiten. Wie gelang es den<br />
Baumeistern, dieses Wunderwerk zu erschaffen? Welches technische Wissen hatten sie? Mit welchen Mitteln<br />
arbeiteten die Handwerker? Neben Experten und Wissenschaftlern, die die neuesten Erkenntnisse der Forschung<br />
zur Geschichte des Münsters erläutern, sowie aufwendigen, digitalen Infografiken, die komplexe technische<br />
Verfahren veranschaulichen, folgt die Doku-Fiktion dem Leben und Arbeiten einiger der wichtigsten Baumeister<br />
der Kathedrale. Der Film ist Teil eines 3D-Abends auf Arte.<br />
Samstag 15. <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>, 20.15 Uhr<br />
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />
Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />
Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 21
ON SURFE<br />
RATGEBER<br />
Für eine bessere Orientierung in Paris-CDG<br />
Der zweitgrößte Flughafen Europas bzw. der größte Flughafen Kontinentaleuropas<br />
kann mit seinen vielen Terminals und Gängen manchmal<br />
ganz schön verwirrend sein. Aéroport de Paris (ADP), die Betreibergesellschaft<br />
des Flughafens, ist sich dessen bewusst und investiert seit<br />
Monaten in ein komplett überarbeitetes Beschilderungssystem, das sehr viel<br />
übersichtlicher ist als das alte und den Stress der Reisenden verringern soll.<br />
Damit aber noch nicht genug. Zusätzlich bietet ADP nun eine kostenlose<br />
App an, die das Zurechtfinden noch einfacher macht. Mit einer Präzision auf<br />
fünf Meter genau zeigt die App die eigene Position an und leitet einen zum<br />
gewünschten Ziel, egal ob man zu einem anderen Terminal, einem Parkplatz,<br />
Taxistand oder Hotel will. Neben der Wegbeschreibung wird angegeben, wie<br />
groß die Distanz ist und ob man zwischendurch auf eines der angebotenen<br />
Verkehrsmittel zurückgreifen sollte. Zudem werden die Abflugzeiten und<br />
Gates abgehender Flüge eingeblendet. Um die App zu nutzen, muss man sich nach der Ankunft nur mit dem<br />
WLAN des Flughafens verbinden. Die WLAN-Nutzung für diese App ist intelligenterweise kostenlos. Die<br />
App gibt es zurzeit auf Französisch und Englisch.<br />
App My Airport<br />
BASTELN<br />
Vaubans Festungen zum<br />
Nachbauen<br />
Saint-<br />
Martin-de-<br />
Ré, Arras,<br />
Besançon,<br />
Longwy, Briançon,<br />
Blaye – viele Orte wurden durch<br />
Vauban, den Baumeister von Ludwig XIV.,<br />
befestigt. Auf dieser Internetseite lassen<br />
sich 14 Modelle kostenlos herunterladen,<br />
mit denen man die Festungen<br />
nachbauen kann. Ein Spaß für Groß und<br />
Klein (ab acht Jahren), bei dem man<br />
nebenbei spielerisch mehr über<br />
die Architektur der Bauten<br />
erfährt. Man muss dafür<br />
nur die Muster auf dickes<br />
Papier ausdrucken,<br />
die Schere aus der<br />
Schublade holen<br />
und schon kann es<br />
losgehen.<br />
www.sites-vauban.org/kits-decoupage<br />
RATGEBER<br />
Ein Espresso für einen Euro<br />
Wirtschaftskrisen haben manchmal auch gute<br />
Nebenwirkungen. So befeuern sie die Kreativität auf<br />
der Suche nach Sparmöglichkeiten. Ein Beispiel ist ein<br />
Stadtplan von Paris, auf dem Cafés eingezeichnet<br />
sind, in denen eine Tasse Espresso einen Euro oder weniger kostet –<br />
im Gegensatz zu sonst oft zwei Euro oder mehr. Leider ist die Karte<br />
etwas umständlich zu finden. Man geht am besten auf die Seite der<br />
Stadt Paris und gibt als Suche die Schlagwörter « 1 Euro café » ein. Als<br />
Suchergebnis wird dann der Link zu der Seite « Où boire un café pour<br />
1 Euro à Paris? » angezeigt, auf der man den Stadtplan findet.<br />
BUCHUNGSTOOL<br />
Verbesserte Informationen von Air France<br />
und der SNCF<br />
Die zwei großen französischen Reisekonzerne Air France und<br />
SNCF haben beide eine überarbeitete Version ihrer Apps für<br />
Smartphones und iPads herausgebracht. In beiden Fällen ist<br />
es nun einfacher geworden, die Angebote und Informationen<br />
der Unternehmen zu konsultieren. Insbesondere die iPad-App<br />
von Air France ist in Sachen Übersichtlichkeit vorbildhaft.<br />
www.paris.fr<br />
App Air France • App Voyages-SNCF.com<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Willkommen<br />
am Point Of Touch!<br />
Direkt per Finger auf großen Screens<br />
• in digitalen Produktkatalogen blättern<br />
• Imagefilme und Werbespots starten<br />
• Objekte in 360°-Ansicht von allen Seiten betrachten<br />
• durch 3D-Galerien navigieren und jedes Bild per Touch aufzoomen<br />
• virtuelle Welten mit dem Finger voran entdecken<br />
• Informationen anfordern oder an Gewinnspielen teilnehmen<br />
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modulare Touchsysteme XXL mit<br />
frei wählbaren Komponenten und in<br />
variablen Formaten: für individuelle<br />
Auftritte am PoS, auf Messen und<br />
Events und Inhalte, die Menschen<br />
wirklich berühren.<br />
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UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme-Tal<br />
Drôme-Tal<br />
Ein Geheimtipp<br />
zwischen Provence und Alpen<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Das Drôme-Tal ist ein Ort für Kenner. Die meisten rasen entweder westlich vom Tal<br />
über die Rhône-Tal-Autobahn gen Süden oder erkunden östlich davon die Alpen<br />
rund um Gap. Dabei zeigt das Drôme-Tal, was zwei wunderschöne Landschaften,<br />
die Provence und die Alpen, gemeinsam als Höchstleistung hervorbringen können.<br />
Mit Berggipfeln und Lavendelfeldern verwöhnt das Tal selbst anspruchsvolle Touristen.<br />
Ein echter Geheimtipp, der jedoch eine große Gefahr birgt: Wer einmal im Drôme-Tal<br />
war, will unter Umständen nie mehr nach Hause.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 25
UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme-Tal<br />
Ich dachte immer, dass die Autobahn A7<br />
zwischen Avignon und Lyon, die ich aus<br />
beruflichen Gründen regelmäßig befahre,<br />
keine Überraschungen mehr für mich bereithält.<br />
Gerade der Abschnitt nördlich von Orange,<br />
wo sich die Strecke der Rhône nähert und<br />
ich mich jedes Mal darüber aufrege, wie man in<br />
Pierrelatte ein Kernkraftwerk in diese Landschaft<br />
bauen konnte, interessierte mich nie besonders.<br />
Doch eines Tages, als ich mit Freunden aus<br />
Holland zusammensaß, die mich gut kennen<br />
und wissen, dass ich oft im Rhône-Tal unterwegs<br />
bin, kam das Gespräch auf das Drôme-<br />
Tal. Die beiden konnten einfach nicht glauben,<br />
dass ich noch nie an der Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 16 abgefahren<br />
war, um dieses – nach ihren Worten –<br />
Kleinod zu erkunden. « Mensch Gérard, schon<br />
seit zehn Jahren machen wir immer einen Abstecher<br />
dorthin, wenn wir nach Hause fahren.<br />
Und Du warst noch nie dort? », fragten sie, als<br />
wollten sie ihrer Verwunderung noch mehr<br />
Ausdruck verleihen und mir Schuldgefühle<br />
einflößen.<br />
Die Bemerkung verfehlte ihre Wirkung jedenfalls<br />
nicht. Ich fragte mich plötzlich selbst,<br />
warum ich bisher immer so ignorant gewesen<br />
war. In meinen Vorstellungen verbarg sich<br />
hinter der Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 16 eine Transitstrecke.<br />
Eine Abkürzung für alle, die von Valence oder<br />
Montélimar aus in die Alpen wollen, ohne den<br />
Umweg über Grenoble in Kauf zu nehmen.<br />
Aber anscheinend täuschte ich mich. Meine<br />
Neugierde war geweckt.<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Aprikosen und Pfirsiche<br />
am Straßenrand<br />
Als ich mein nächstes freies Wochenende<br />
habe, gibt es deshalb nur ein Ziel: die Ausfahrt<br />
<strong>Nr</strong>. 16 und das Drôme-Tal. Als ich die ersten<br />
Kilometer nach der Autobahnausfahrt auf der<br />
D104 in Richtung Crest zurücklege, bin ich<br />
allerdings ein wenig enttäuscht. Nicht nur,<br />
dass ich wegen der vielen Radarfallen ständig<br />
auf meinen Tacho achten und zwischen<br />
unzähligen Wohnwagen und Wohnmobilen,<br />
von denen viele aus den Niederlanden und<br />
Großbritannien kommen, Slalom fahren muss,<br />
vor allem die Landschaft wirkt noch nicht viel<br />
anders als zuvor.<br />
Am Straßenrand fallen mir jedoch unzählige<br />
Schilder auf, die für den Verkauf von<br />
Aprikosen und Pfirsichen werben. Alle paar<br />
Kilometer hat ein Obstbauer seinen Verkaufsstand<br />
aufgebaut, meist bestehend aus einem<br />
Tisch, einem Stuhl, einer Waage, einem Sonnenschutz<br />
und ganz viel leckeren Früchten.<br />
Ich frage mich, ob das für die Bauern wirklich<br />
rentabel ist. Aber wahrscheinlich geht es vielen<br />
wie mir: Nachdem man ein paar Stände passiert<br />
hat, wird man irgendwann schwach und<br />
gibt dem Drang nach, selbst anzuhalten und<br />
von dem köstlichen Obst naschen zu wollen.<br />
Genau in dem Moment, in dem ich mir frische<br />
Aprikosen kaufe, die im Tal zudem überwiegend<br />
aus biologischem Anbau stammen,<br />
und in die erste Frucht beiße, passiert es: Ich<br />
fange an, meine Freunde und ihre Liebe zum<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 27
UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme-Tal<br />
Nebenstrecke<br />
von Die nach<br />
Sallières. Rechte<br />
Seite: Blick auf<br />
Châtillon-en-Diois.<br />
S. 26/27: Blick vom<br />
Donjon von Crest<br />
mit den Alpen<br />
im Hintergrund.<br />
S. 24/25: In der<br />
Umgebung von<br />
Vercheny.<br />
Drôme-Tal zu verstehen. Die Aprikosen sind<br />
einfach zu köstlich.<br />
Frankreichs<br />
längste Holzbrücke<br />
Ich setze meine Fahrt fort. Während meine<br />
Hand immer wieder zu den Aprikosen auf<br />
dem Beifahrersitz greift, entdecke ich nach<br />
einigen Kilometern<br />
im Dunst ein ungewöhnlich<br />
massives<br />
Gebäude in der<br />
Ferne. Es sieht aus<br />
wie eine Art Turm.<br />
Allerdings ein sehr<br />
breiter und mächtiger.<br />
Je mehr ich mich<br />
dem Gebäude nähere,<br />
desto neugieriger<br />
werde ich.<br />
Ich beschließe<br />
deshalb, die D104,<br />
die inzwischen D164<br />
heißt, in Richtung<br />
Norden zu verlassen<br />
und ins Zentrum von<br />
Crest zu fahren. Das<br />
« st » im Ortsnamen<br />
wird übrigens nicht<br />
ausgesprochen, so,<br />
als ob der Ortsname<br />
« Cré » geschrieben<br />
würde. Bevor ich das<br />
Herz der Kleinstadt<br />
erreiche, überquere<br />
ich eine Brücke über<br />
die Drôme. Sie ist<br />
jedoch keine Brücke<br />
wie jede andere, sondern<br />
mit 92 Metern<br />
die längste Holzbrücke<br />
von ganz Frankreich.<br />
Besonders erstaunlich ist dabei, dass es<br />
sich nicht um eine alte Brücke handelt, die<br />
aus einer Zeit stammt, in der man noch nicht<br />
ausreichend Stahl und Beton zur Verfügung<br />
hatte. Ganz im Gegenteil, die Stadt Crest hat<br />
erst vor einigen Jahren entschieden, aus ökologischen<br />
Gründen die Brücke aus Holz zu<br />
errichten. 2001 wurde sie eingeweiht. Es war<br />
eine große Premiere in Frankreich. Heute ist<br />
die Holzbrücke ein Symbol für das nachhaltige<br />
Denken in der Kleinstadt, die sich als Tor<br />
zum Drôme-Tal sieht. Mir fällt vor allem die<br />
Eleganz der Brücke auf.<br />
Der höchste Donjon<br />
Frankreichs<br />
Die Brücke ist nicht der einzige Superlativ<br />
von Crest. Wie mir eine Serviererin in einem<br />
Café erklärt, wo ich gerade eine Pause bei einer<br />
Tasse Espresso einlege, handelt es sich bei<br />
dem Gebäude, weswegen ich überhaupt in den<br />
Ort gekommen bin, um den höchsten Donjon<br />
Frankreichs. Die 52 Meter hohe Tour de Crest<br />
ist der große Stolz der Kleinstadt. Der Turm<br />
dominiert die Silhouette des attraktiven Ortes.<br />
Ich trinke meinen Espresso aus und mache<br />
mich auf den Weg zum Donjon. Anfangs gehe<br />
ich davon aus, dass ich kurz hinaufsteige und<br />
in einer Viertelstunde wieder unten bin. Am<br />
Ende verbringe ich aber fast zwei Stunden in<br />
dem Bauwerk. Zu spannend sind die Erläuterungen<br />
und zu faszinierend die Architektur<br />
und der Ausblick. Der 20 Meter breite, 32<br />
Meter lange und 52 Meter hohe Donjon war<br />
ursprünglich Teil einer Zitadelle, die 1633 geschliffen<br />
wurde. Danach nutzte man den Turm<br />
als Gefängnis. Diverse Graffiti an den zum<br />
Teil bis zu vier Meter dicken Wänden erinnern<br />
bis heute an diese Zeit. Eine wunderschöne<br />
Treppe aus Holz und Stein führt zu einer Aussichtsterrasse<br />
auf dem Turm.<br />
Als ich auf der schließlich ankomme, erwartet<br />
mich ein einzigartiger Panoramablick.<br />
Jetzt erst wird mir richtig deutlich, wie sehr<br />
ich mich an der Schnittstelle von zwei Landschaftsformen<br />
befinde. Auf der einen Seite das<br />
südländische Rhône-Tal mit der Ebene von<br />
Valence und den vielen Obstbäumen, auf der<br />
anderen Seite die alpine Landschaft der beginnenden<br />
Alpen. Allein dieser Ausblick von hier<br />
oben lohnt einen Besuch von Crest.<br />
Das einstige Land<br />
der Seidenraupen<br />
Ich setze meine Tour fort in Richtung Osten.<br />
Aus der D164 wird die D93. Mit jedem<br />
Kilometer, den ich zurücklege, werden das Tal<br />
enger und die Berge höher. Einige Minuten<br />
später fällt mir wieder ein Schild am Straßenrand<br />
auf. Dieses Mal geht es nicht mehr um<br />
Pfirsiche und Aprikosen, sondern um eine<br />
Seidenraupenzuchtstätte, die Magnanerie de<br />
Saillans. Ich hatte schon einmal von der Seidenproduktion<br />
im Drôme-Tal gehört, die vor<br />
der Entdeckung künstlicher Seide für lokalen<br />
Reichtum sorgte. In Frankreich wurde seit<br />
dem 13. Jahrhundert Seidenraupenzucht betrieben.<br />
Ich hätte aber nicht gedacht, dass es<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 29
UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme-Tal<br />
Oben: Der Donjon von Crest<br />
und Blick über den Ort.<br />
Unten: In der Seidenraupenzuchtstation<br />
von Claudine und Serge Martinez.<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
heute noch so etwas gibt. Natürlich<br />
muss ich mir das anschauen und stelle<br />
auf dem schattigen Parkplatz der<br />
Anlage mein Auto ab.<br />
Am Eingang lerne ich zwei<br />
Menschen kennen, die es verdient<br />
hätten, bekannter zu sein: Claudine<br />
und Serge Martinez. Das Ehepaar,<br />
das sich schon immer für Seide und<br />
die Geschichte der Seidenproduktion<br />
begeisterte, gründete diese Seidenraupenstation<br />
1992. Zwar züchtete<br />
Claudines Großmutter bereits Seidenraupen,<br />
so dass man von einer<br />
gewissen familiären Vorbestimmung<br />
sprechen könnte, trotzdem war es<br />
extrem mutig von den beiden, eine<br />
Zuchtstation im Drôme-Tal neu<br />
aufzubauen – in einer Zeit, in der in<br />
ganz Frankreich nichts Vergleichbares<br />
mehr existierte.<br />
Natürlich handelt es sich um<br />
eine kleine Zucht, die vor allem<br />
Besuchern zeigen soll, wie Seide<br />
entsteht. Die Anlage ist nicht zu<br />
vergleichen mit den vielen großen<br />
Zuchtstationen des 19. Jahrhunderts,<br />
als Hunderte von Kilometern<br />
an Seidenfäden im Tal produziert<br />
wurden.<br />
Vielfraße mit<br />
einzigartigem Talent<br />
Als Besucher erfährt man aber alles<br />
Wesentliche und sieht die Tiere in<br />
ihren verschiedenen Entwicklungsstadien.<br />
Um den großen Hunger der<br />
Raupen zu stillen, hat Serge über<br />
700 Maulbeerbäume auf der Anlage<br />
gepflanzt. Die Blätter von zwei<br />
Bäumen braucht er pro Tag für die<br />
Raupen. Faszinierend ist auch zu erfahren,<br />
dass Seidenraupen die einzigen<br />
Lebewesen sind, die einen Faden<br />
von bis zu zwei Kilometern Länge<br />
produzieren können. Die Fäden sind<br />
zehnmal dünner als ein Haar, aber<br />
genauso reißfest wie Stahl. Dies und<br />
noch viel mehr erfährt man während<br />
des Rundgangs, der normalerweise<br />
von dem Ehepaar selbst geleitet wird.<br />
Die Seidenproduktion war früher<br />
aber nicht der einzige Wohlstandsbringer<br />
im Drôme-Tal. Weitere, die<br />
bis heute Geld einbringen, werde ich<br />
jetzt entdecken, wo ich mich auf den<br />
Weg in Richtung Die mache. Entlang<br />
der Straße fallen mir viele blühende<br />
Felder auf. Im Drôme-Tal gedeihen<br />
zahlreiche Heil- und Aromapflanzen,<br />
natürlich auch Lavendel.<br />
Ein Geschäftszweig, der sich vor<br />
allem seit den 1980er-Jahren wieder<br />
entwickelt, als sich hier einige<br />
nordeuropäische Farmer ansiedelten.<br />
Die klimatischen Bedingungen sind<br />
ideal, da die Alpen vor kalten Luftströmen<br />
schützen und das Tal noch<br />
im Einzugsgebiet des warmen provenzalischen<br />
Klimas liegt. In diesem<br />
Umfeld können die Pflanzen ihre<br />
aromatische und heilende Wirkung<br />
bestens entfalten.<br />
Ein ganz besonderer<br />
Schaumwein<br />
Noch mehr als die Blütenfelder<br />
stechen aber die Weinberge ins Auge.<br />
Je mehr ich mich Die nähere, desto<br />
mehr Weinstöcke stehen links und<br />
rechts der Straße. Das Weinanbaugebiet<br />
gehört zu einem der höchsten im<br />
Land. Einige Weinstöcke stehen auf<br />
Höhen von bis zu 700 Metern. Im<br />
ersten Moment hätte ich in einem so<br />
alpinen Umfeld nicht so viele Weinberge<br />
erwartet. Doch natürlich profitieren<br />
auch die Weinstöcke wie der<br />
Lavendel und die anderen Pflanzen<br />
von den jährlich rund 300 Sonnentagen<br />
im Tal. Gleichzeitig macht die<br />
Frische der Berge die Weine einzigartig.<br />
Wiederum lassen die Werbeschilder<br />
am Straßenrand keinen Zweifel<br />
daran, was die lokale Spezialität ist.<br />
Es ist der Schaumwein « Clairette de<br />
Die ». In Vercheny mache ich beim<br />
Musée de la Clairette der Caves Carod<br />
Halt. Die Winzerfamilie Carod ist<br />
eine lokale Größe im Tal. Als eine der<br />
ersten der Gegend haben die Brüder<br />
die Chancen des Weintourismus’ für<br />
sich entdeckt. Neben der Produktion<br />
und dem Verkauf des Schaumweines<br />
richteten sie ein kleines charmantes<br />
Museum ein, in dem man mehr über<br />
die Entwicklung des Schaumweines<br />
und die Lebensbedingungen der<br />
Winzer im Spiegel der Zeit erfährt.<br />
»Beeindruckend ist die Tiefe<br />
des Erlebens und die<br />
philosophische Spannweite<br />
der Reflexion.«<br />
Dr. Marion Gräfin Dönhoff<br />
15 französische Regionen,<br />
4.000 Kilometer Wegstrecke,<br />
über 50 verzehrte Crêpes …<br />
Folgen Sie Thomas Bauer in das<br />
spannendste Land Europas!<br />
Thomas Bauer • Frankreich erfahren<br />
Eine Umrundung per Postrad<br />
ISBN 978-3-931989-73-6 • Softcover • 14,90 €<br />
288 Seiten mit 8 Zeichnungen und Karte<br />
Leseprobe auf www.drachenmond.de<br />
Bücher mit Herzblut
UNTERWEGS IN FRANKREICH Drôme-Tal<br />
Im Uhrzeigersinn:<br />
Auf dem Gipfel<br />
des Croix de Justin.<br />
Blick auf Die. In der<br />
Cave Coopérative<br />
von Die.<br />
Die, mehr als ein<br />
deutscher Artikel<br />
Nachdem ich mich noch ein wenig mit<br />
Benjamin le Berre unterhalten habe, Önologe<br />
und Manager der Caves Carod, geht es wieder<br />
zurück auf die Straße Richtung Osten. Als ich<br />
schließlich das Ortsschild von Die passiere,<br />
muss ich lachen. Was würde ein Deutschsprachiger<br />
wohl denken, wenn man ihm auf die<br />
Frage, wo man wohne, mit « Die » antworten<br />
würde? Er würde es wohl kaum verstehen und<br />
das Wort als weiblichen Artikel auffassen.<br />
Doch Die ist kein weiblicher Artikel, Die ist<br />
so etwas wie die heimliche Hauptstadt des<br />
Drôme-Tals.<br />
Mir gefällt die Kleinstadt auf den ersten<br />
Blick. Sie hat etwas sehr Gemütliches und einen<br />
recht mittelalterlichen Charme. Reste der<br />
alten Befestigungsanlage findet man in der<br />
Nähe des örtlichen Krankenhauses. Schmale<br />
Gassen, hübsche Häuser mit Fassaden aus Stein<br />
und dicken Holztüren und eine Kirche aus dem<br />
11. bis 13. Jahrhundert prägen das Stadtbild.<br />
Wunderschön ist auch die Lage des Ortes<br />
inmitten der umliegenden Berge. Die Alpen<br />
schwingen sich an dieser Stelle schon auf respektable<br />
Höhen empor. Die Montagne des<br />
Glandasse sind dabei so etwas wie die Hausberge<br />
von Die. Zahlreiche Wanderwege führen<br />
aus den Dörfern Valcroissant und Romeyer<br />
auf die Gipfel. Ein beliebter Wochenendspaß<br />
für Einheimische und Touristen.<br />
Neben all diesen architektonischen und<br />
landschaftlichen Verlockungen spielt in Die<br />
der Schaumwein, der die Ortsbezeichnung im<br />
Namen trägt, allerdings die Hauptrolle. Man<br />
ist stolz auf die Clairette de Die, ohne dabei<br />
aber arrogant zu sein, wie es in manchen anderen<br />
Weinanbaugegenden durchaus der Fall ist.<br />
Die Winzer vor Ort pflegen eine angenehme<br />
Bodenständigkeit. Natürlich besuche ich die<br />
Kooperative im Ort, die sich in der Avenue de<br />
la Clairette befindet. Es ist ein sehr informativer<br />
Besuch. Hier verstehe ich erst, wie aufwendig<br />
die Herstellung dieses Schaumweines ist.<br />
Am Ende des Rundgangs kann ich natürlich<br />
nicht widerstehen und koste ihn auch.<br />
Ein Tal unerwarteter Vielfalt<br />
Es ist ein guter Augenblick, innezuhalten<br />
und den Tag Revue passieren zu lassen. Als ich<br />
mich heute Morgen auf den Weg gemacht habe,<br />
diesen vergessenen Winkel Frankreichs auf Rat<br />
meiner holländischen Freunde hin zu erkunden,<br />
hätte ich nicht geglaubt, was für ein vielfältiger<br />
Ausflug mich erwartet. Ich habe auf wenigen<br />
Kilometern nicht nur ein wunderschönes Tal,<br />
das zwei großartige Landschaftsformen miteinander<br />
verbindet, vorgefunden, sondern auch<br />
Menschen kennengelernt, die warmherzig und<br />
stolz auf ihre Traditionen sind. Ich hatte keine<br />
Ahnung, was für ein Schatz sich hinter der<br />
Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 16 verbirgt.<br />
Spontan entscheide ich deshalb, mir in Die<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Le Mans<br />
A11/E501<br />
Orleans<br />
Auxerre<br />
Châtillon-sur-Seine<br />
Mu<br />
A<br />
Be<br />
holet<br />
Angers<br />
A28/E502<br />
A10/E5-E60 Chambord<br />
ein Zimmer für die Nacht zu suchen und erst<br />
Cheverny<br />
Tours<br />
A86/E60<br />
einen Tag später zurück nach Avignon zu fahren.<br />
So kann ich morgen A85<br />
A71/E9<br />
Chenonceau<br />
die idyllischen Dörfer<br />
Châtillon-en-Diois Monts<br />
und Barsac und weitere<br />
A10/E5<br />
spannende Menschen aus dem Tal kennen-<br />
Bouges-le-Château<br />
A6/E15<br />
A31/E17-E21<br />
lernen. Keine Frage, ich werde es ab jetzt wie<br />
Vézelay Avallon Flavigny<br />
meine holländischen Freunde tun und regelmäßig<br />
einen Abstecher ins Drôme-Tal planen.<br />
Dijon<br />
A38<br />
Vielleicht schaffen wir es sogar, dass nächste<br />
Mal zusammen dorthin zu fahren.<br />
Bourges<br />
Beaune<br />
Besançon<br />
A20/E9<br />
A71/E11<br />
Chalon-sur-Saône<br />
int-Sigismond<br />
le<br />
E5/A10<br />
37<br />
ce<br />
E5/A10<br />
A52/E72<br />
Pau<br />
Niort<br />
Angoulême<br />
<br />
Das Drôme-Tal liegt südöstlich von<br />
Poitiers Valence. Aus dem deutschsprachigen<br />
Raum reist man am besten über den<br />
Osten Frankreichs bzw. die Schweiz<br />
und die Rhône-Tal-Autobahn an.<br />
An der Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 16 verlässt man<br />
die Autobahn, um über die D104 in<br />
Richtung Osten der Drôme zu folgen.<br />
Die …<br />
… Berlin 1.400 km<br />
… Köln 920 km<br />
… Wien 1.322 km<br />
… Hamburg 1.350 km<br />
… München 830 km<br />
… Zürich 530 km<br />
Der nächste aus dem deutsch sprachigen<br />
A89/E70 Raum angeflogene Flug hafen ist<br />
in Lyon. Lufthansa bietet Non stopflüge<br />
ab Berlin, Düsseldorf, Frankfurt a.M. und<br />
München, Air France ab Düsseldorf<br />
und Stuttgart, Swiss ab Zürich, Austrian<br />
ab Wien und EasyJet ab Berlin in die<br />
Rhône-Metropole an.<br />
Der neue TGV von Frankfurt a.M.<br />
über Karlsruhe und Baden-Baden<br />
nach Marseille hält in Lyon. Von dort<br />
verkehren Züge nach Valence, von wo<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33<br />
Limoges<br />
Palais Idéal du Facteur Cheval:<br />
Die Kraft eines Traumes<br />
Zwischen Lyon und<br />
Valence steht eines der<br />
kuriosesten Bauwerke<br />
Frankreichs: der ideale<br />
Palast des Briefträgers Cheval. Es ist<br />
das Werk eines einzigen Mannes, eines<br />
Andorra<br />
einfachen Postboten, der damit zeigt, was<br />
Kreativität und Entschlossenheit bewirken<br />
können. Ein Fantasiepalast, dessen<br />
Architektur keinem bestimmten Stil folgt, der<br />
heute aber als Kunstwerk anerkannt ist und<br />
seinem Erbauer posthum Ruhm beschert.<br />
aus Busse und Nahverkehrszüge ins<br />
Drôme-Tal fahren.<br />
www.ladrometourisme.com<br />
Montluçon<br />
<br />
Agence de Développement<br />
A71/E11<br />
Touristique de la Drôme<br />
8, rue Baudin<br />
Clermont-<br />
26000 Valence Ferrand<br />
Telefon: A89/E70 +33 (0)4 75 82 19 26<br />
<br />
La Tour le de Mont-Dore Crest<br />
Rue de la Tour<br />
26400 Crest<br />
Telefon: +33 (0)4 75 25 32 53<br />
www.mairie-crest.fr<br />
<br />
La Magnanerie de Saillans<br />
26340 Saillans<br />
Telefon: +33 (0)4 75 21 56 60<br />
www.elevage-ver-a-soie.com<br />
<br />
Caves Carod<br />
Musée de la Clairette<br />
D93<br />
26340 Vercheny<br />
Telefon: +33 (0)4 A75/E11 21 73 77<br />
LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />
Toulouse<br />
NarbonneMontélimar<br />
A81/E80 Die Geschichte einer<br />
Limoux Süßigkeit aus Eiweiß,<br />
France<br />
A9/E15 Honig und Mandeln,<br />
deren Ursprung im<br />
antiken Orient liegt und die ihren Erfolg<br />
Perpignan<br />
auch der legendären Route Nationale 7<br />
Céret<br />
verdankt. Heute ist Nougat der Botschafter<br />
der provenzalischen Stadt Montélimar<br />
im Departement AP7/E15 Drôme. Er ist einer der<br />
Spanien<br />
unschlagbaren Stars der französischen<br />
Pâtisserie.<br />
A75/E11<br />
A72/E70<br />
Puy de Dôme<br />
Lodève<br />
Montpellier<br />
A9/E15<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />
Genuss: Nougat Bézier aus<br />
Collioure<br />
Nîmes<br />
A6/E15<br />
www.caves-carod.com<br />
Cluny<br />
<br />
Cave de Die Jaillance<br />
Avenue de la Clairette<br />
26150 Die<br />
Telefon: +33 (0)4 75 22 30 15<br />
www.jaillance.com<br />
Lyon<br />
St.-Etienne<br />
Valence<br />
A7/E15<br />
A9/E15<br />
A54/E805<br />
Arles<br />
A49/E713<br />
Crest<br />
A7/E15<br />
A43/E70<br />
Saillans<br />
Die<br />
Drôme-Tal<br />
Orange<br />
Avignon<br />
Apt<br />
Aix-en-<br />
Provence<br />
Chambéry<br />
Grenoble<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />
A8/E80<br />
A55<br />
A52<br />
Jardin Zen d‘Erik Borja: Auf<br />
Marseille<br />
der Suche nach A50 dem<br />
Toulon<br />
verlorenen Garten<br />
Gap<br />
A51/E712<br />
Nördlich von Valence<br />
auf dem Gebiet<br />
der kleinen Kommune<br />
Beaumont-Monteux befindet sich für alle<br />
Gartenfreunde eine Überraschung: der Jardin<br />
Zen von Erik Borja. Es ist das Lebenswerk<br />
eines Künstlers, der sein Leben im Pariser<br />
Künstlermilieu aufgab, um im Departement<br />
Drôme einen japanischen Garten zu erschaffen,<br />
den viele für den schönsten japanischen<br />
Garten außerhalb Japans halten.<br />
Genève<br />
Annecy<br />
Lausanne<br />
Briançon<br />
A57<br />
I<br />
Fran<br />
A<br />
Can<br />
su<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 33
UNTERWEGS IN FRANKREICH Paris<br />
Wenn man mit Kindern eine Großstadt besucht, ist es nicht immer einfach,<br />
den Nachwuchs bei Laune zu halten. Doch die französische Hauptstadt<br />
hat für Kinder jeden Alters einiges zu bieten. Manche Museen sind speziell<br />
auf Kinder ausgerichtet, andere besitzen einen eigenen Bereich für kleine<br />
Besucher und in jedem Stadtteil gibt es Spielplätze und Grünanlagen zum<br />
Austoben. Ein paar Vorschläge, wie man einen Parisaufenthalt für Kinder<br />
spannender gestalten und eine klassische Stadtbesichtigung unterwegs<br />
auflockern kann.<br />
Musée en Herbe<br />
Seit über 30 Jahren gibt es<br />
dieses Museum, das von sich<br />
selbst behauptet, das erste Museum<br />
zu sein, das sich der Kunst<br />
und Kindern gleichzeitig widmet.<br />
Der Ansatz dahinter ist ambitioniert<br />
und ehrenwert: Man will<br />
schon die Kleinen für die Welt<br />
der Kunst begeistern. Um das zu<br />
erreichen, ermutigt man den Nachwuchs,<br />
sich mit viel Humor und ein<br />
wenig Respektlosigkeit Kunstwerken zu nähern. Zurzeit<br />
gibt es eine Retrospektive über Victor Vasarely, die man im<br />
Rahmen sogenannter « baby-visites » (dt. Baby-Besuche),<br />
geeignet für Kleinkinder von zweieinhalb bis viereinhalb<br />
Jahren, sowie « des visites dont vous êtes le héros » (dt. Besuche,<br />
in denen ihr die Helden seid),<br />
geeignet ab fünf Jahren, besuchen<br />
kann. Insgesamt werden 70 Bilder<br />
dieses französischen Künstlers<br />
ausgestellt, der dafür bekannt ist,<br />
dass sich seine Werke verändern,<br />
je länger man sie betrachtet. Auf<br />
die ganz jungen Besucher warten<br />
dabei 14 interaktive Stationen,<br />
an denen man sich spielerisch<br />
mit jeweils einem Bild auseinandersetzt.<br />
So vergessen selbst<br />
die ganz Kleinen schnell, dass sie sich in einem Museum<br />
befinden. Gleichzeitig ist die Ausstellung aber auch für die<br />
Eltern spannend.<br />
Le Musée en Herbe, 21 rue Herold, 75001 Paris; www.musee-enherbe.com;<br />
6,00-10,00 Euro; Reservierung empfohlen.<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Jardin du Palais Royal<br />
Der Garten des Palais<br />
Royal ist trotz seiner zentralen<br />
Lage in der Nähe<br />
des Louvre und neben der<br />
Comédie Française eine der<br />
am besten versteckten Parkanlagen<br />
der Stadt. Er wird<br />
von allen Seiten von wunderschönen<br />
Altbauten eingefasst,<br />
so dass kein Großstadtlärm<br />
in diese grüne Oase dringt. Stattdessen hört man Vogelgezwitscher<br />
und das Rauschen der Blätter und Brunnen.<br />
Kinder lieben vor allem die in schwarz und weiß gehaltenen<br />
Säulen im südlichen Bereich des Parks, ein modernes Straßenkunstwerk<br />
von Daniel Buren. Ein guter Ort, um sich<br />
ohne die Gefahren des Autoverkehrs ein wenig auszutoben.<br />
Unter den Arkaden am Rande des Parks befinden sich diverse<br />
Boutiquen, darunter auch welche, die Holzspielzeug<br />
verkaufen.<br />
Weihnachtlich dekorierte Schaufenster<br />
Kleine Pariser sind<br />
von ihnen genauso<br />
begeistert wie die<br />
Kinder von Touristen:<br />
die weihnachtlich<br />
dekorierten Schaufenster<br />
der großen<br />
Pariser Kaufhäuser,<br />
die längst zu einer<br />
Tradition geworden<br />
sind. Ab Mitte <strong>November</strong><br />
verwandeln sich die Vitrinen in eine fantastische Weihnachtswelt.<br />
Stofftiere, nachgestellte Szenen, bunte Lichter,<br />
viel Dekoration, echte Weihnachtsmänner, nichts ist aufwendig<br />
genug, um Groß und Klein zu verzaubern. Die Galeries<br />
Lafayette gehen dieses Jahr sogar noch einen Schritt<br />
weiter und laden in Zusammenarbeit mit Disney Aschenputtel<br />
ein, die sich inmitten eines Märchengartens befinden<br />
wird. Ein Muss bei einem Parisbesuch mit Kindern in der<br />
Vorweihnachtszeit.<br />
Les Galeries Lafayette, 40 boulevard Haussmann, 75009 Paris; Le<br />
Printemps, 64 boulevard Haussmann, 75009 Paris; BHV, 52 rue de<br />
Rivoli, 75004 Paris; Le Bon Marché, 24 rue de Sèvres, 75007 Paris.<br />
Grande Galerie de l’Evolution<br />
Sobald die Kinder die große Halle des Pariser Naturkundemuseums<br />
betreten, staunen sie über die Exponate<br />
und sind völlig begeistert. 3.000 Lebewesen erzählen die<br />
Geschichte der Evolution von vier<br />
Milliarden Jahren. Allerdings nicht<br />
in einem verstaubten Museum wie<br />
sonst oft bei Naturkundemuseen,<br />
sondern in einem zeitgenössischen<br />
Rahmen eines rundum modernisierten<br />
Hauses. Ein ausgeklügeltes<br />
Lichtsystem sorgt zudem für eine besonders<br />
reizvolle Atmosphäre. Kinder<br />
sind im ganzen Museum willkommene<br />
Gäste. Ein Bereich ist für sie aber<br />
sogar extra hergerichtet worden. Allerdings ist dieser meist<br />
überlaufen, so dass eine vorzeitige Reservierung empfehlenswert<br />
ist. Ansonsten ist aber auch der Rest der Ausstellung<br />
bereits ausreichend spannend für den Nachwuchs.<br />
Grande Galerie de l’Evolution, Jardin des Plantes, 36 rue Geoffroy-<br />
Saint-Hilaire, 75005 Paris; www.mnhn.fr; 7,00 Euro, bis 26 Jahre 5,00<br />
Euro.<br />
Jardin d’Acclimatation<br />
1860 von Napoleon III.<br />
eingeweiht, zur gleichen Zeit<br />
wie der nahe Bois de Boulogne,<br />
lässt dieser Freizeitpark<br />
mit einer Größe von 19 Hektar<br />
seit Generationen Kinderherzen<br />
höher schlagen. Vom schicken Viertel rund um die Porte<br />
Maillot führt eine kleine Eisenbahn zum Haupteingang<br />
des Parks. Die Lokomotiven stammen aus den einstigen<br />
Renault-Fabrikhallen in Boulogne-Billancourt, wo sie 1956<br />
gefertigt wurden. Bereits diese Anfahrt ist ein Erlebnis für<br />
Groß und Klein. Im Park selbst gibt es ganz unterschiedliche<br />
Attraktionen, beispielsweise eine Tour mit Booten,<br />
Ponys zum Reiten, Karussells, ein Labyrinth, ein Puppentheater,<br />
ein Kindertheater und noch vieles mehr. Alles ist<br />
auf die Bedürfnisse der Kleinen abgestellt, die hier spielend<br />
Stunden verbringen können, ohne sich zu langweilen.<br />
Jardin d’Acclimatation, Bois de Boulogne, 75116 Paris; www.<br />
jardindacclimatation.fr; 3,00 Euro bzw. 5,60 Euro inkl. Zugfahrt.<br />
Attraktionen jeweils 2,70 Euro, Mehrfachtickets sind ebenfalls<br />
im Angebot, zum Beispiel 15 Fahrscheine für 32,00 Euro oder 25<br />
Fahrscheine für 48,00 Euro.<br />
Musée des Arts Forains<br />
Das Kirmesmuseum ist eines der Museen der französischen<br />
Hauptstadt, das sich perfekt für einen Besuch mit<br />
Kindern anbietet. Leider kann es nur von Gruppen (mindestens<br />
15 Personen) nach Voranmeldung besichtigt werden.<br />
Wenn man selbst nicht so zahlreich ist, bietet die Einrichtung<br />
zum Glück auf der Internetseite die Möglichkeit an,<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 35
UNTERWEGS IN FRANKREICH Paris<br />
sich per E-Mail für eine<br />
Gruppenbesichtigung mit<br />
anderen Individualbesuchern<br />
zusammenzuschließen<br />
(visites spécial internautes).<br />
Je nach Nachfrage<br />
und Verfügung der Räume<br />
stellt das Museum dann<br />
Gruppen zusammen und<br />
kommuniziert kurzfristig<br />
Datum und Uhrzeit. Gegründet wurde dieses Museum von<br />
einem Mann, der leidenschaftlich alles sammelte, was eine<br />
traditionelle Kirmes ausmacht: Holzpferde, alte Karussells,<br />
Klaviere etc. So entstand die vermutlich weltweit größte<br />
Sammlung dieser Art, eine echte Ali-Baba-Höhle. Zu der<br />
magischen Atmosphäre des Museums trägt bei, dass die<br />
einzelnen, immer noch funktionsfähigen Exponate nicht in<br />
Glasvitrinen in einem schmucklosen Zweckbau verschwinden,<br />
sondern in einem kunstvoll inszenierten Umfeld präsentiert<br />
werden, das perfekt zu den Ausstellungsstücken<br />
passt.<br />
Musée des Arts Forains, Pavillons de Bercy, 53 avenue des Terroirs de<br />
France, 75013 Paris; www.pavillons-de-bercy.com & www.arts-forains.<br />
com; 14,00 Euro, Kinder bis 12 Jahre 5,00 Euro; für Anmeldungen<br />
diane@pavillons-de-bercy.com; geöffnet für alle ohne Anmeldung<br />
vom 26.12.<strong>2012</strong> bis 06.01.2013.<br />
Aquarium tropical de<br />
la Porte Dorée<br />
Als das Aquarium 1931<br />
eröffnet wurde, war das<br />
Gebäude, in dem es sich bis<br />
heute befindet, Teil einer<br />
Ausstellung über Frankreichs<br />
Kolonien. Dank des Aquariums sollten die Pariser<br />
mehr über die Unterwasserfauna in den Überseegebieten<br />
erfahren. Heute nennt sich das Gebäude Cité Nationale de<br />
l’Histoire de l’Immigration. In dem im Untergeschoss untergebrachten<br />
Aquarium lassen sich 300 Spezies und 5.000<br />
Tiere bestaunen. Besonders die Haifische und Krokodile<br />
begeistern die Kinder. Dieses Museum bietet sich auch an,<br />
wenn der eigene Nachwuchs noch im Buggy sitzt.<br />
Aquarium tropical de la Porte Dorée, 293 avenue Daumesnil, 75015<br />
Paris; www.aquarium-portedoree.fr; 4,50 Euro, ermäßigt 3,00 Euro,<br />
Familienticket 6,00 Euro.<br />
Ballon Air de Paris<br />
Welches Kind träumt nicht davon, einmal mit einem<br />
Heißluftballon in die Höhe zu steigen? Im Parc André<br />
Citroën im Südwesten von<br />
Paris ist genau dies möglich,<br />
zudem ohne jegliche<br />
Risiken. Ein mit dem Boden<br />
durch ein Kabel verbundener<br />
Ballon steigt 150 Meter<br />
hoch und ermöglicht einen<br />
schönen Blick auf das Pariser Häusermeer. Der Korb ist<br />
vollkommen abgesichert, so dass ein Herausfallen unmöglich<br />
ist.<br />
Ballon Air de Paris, Parc André Citroën, 2 rue de la Montagne de la<br />
Fage, 75015 Paris; www.ballondeparis.com; 6,00-12,00 Euro je nach<br />
Tag und Alter, kostenlos für Kinder bis 3 Jahre.<br />
Cité des Enfants<br />
Wie der Name schon andeutet, handelt es sich um einen<br />
speziell auf Kinder ausgerichteten Bereich der Cité des<br />
Sciences et de l’Industrie de la Villette, dem großen Pariser<br />
Technik- und Wissenschaftsmuseum im Nordosten der<br />
Stadt. Die Cité des Enfants ist in zwei Bereiche unterteilt:<br />
einmal für die Zwei- bis Siebenjährigen und einmal für die<br />
Fünf- bis Zwölfjährigen. Für die Kleineren geht es vor allem<br />
ums Entdecken, um die eigene Lebenswirklichkeit, um<br />
das Erlernen simpler Zusammenhänge. Für die etwas Größeren<br />
sind auch komplexere Themen wie ein Fernsehstudio<br />
oder eine kleine Fabrik im Angebot.<br />
Cité des Sciences et de l’Industrie, 30 avenue Corentin Cariou, 75019<br />
Paris; www.cite-sciences.fr; 6,00-8,00 Euro; eine Reservierung im<br />
Internet wird empfohlen.<br />
Palais de la découverte<br />
Neben der Cité des Sciences et de l’Industrie ist der<br />
Palais de la découverte das zweite Wissenschaftsmuseum<br />
der französischen Hauptstadt, das sich praktischerweise im<br />
Herzen der Metropole in einer Seitenstraße der Champs-<br />
Elysées befindet. Kleine Pariser lieben das praxisorientierte<br />
Museum, insbesondere zwei Attraktionen mögen sie besonders<br />
gerne: das Planetarium sowie den berühmten Saal der<br />
Elektrostatik, wo einem bei einem Versuch<br />
die Haare zu Berge stehen können und<br />
man mehr über einen Faraday’schen Käfig<br />
erfährt. Ein Museum, in dem es viel zu<br />
staunen und zu lachen gibt, definitiv ein<br />
Vergnügen für Groß und Klein.<br />
Palais de la découverte, avenue Franklin Delano<br />
Roosevelt, 75008 Paris; www.palais-decouverte.<br />
fr; 8,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro, kostenlos<br />
für Kinder bis 6 Jahre, 3,00 Euro Aufpreis fürs<br />
Planetarium.<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
UNTERWEGS IN FRANKREICH Paris<br />
Jardin des Tuileries<br />
Der großzügige<br />
Jardin des Tuileries zwischen<br />
Place de la Concorde<br />
und Louvre ist der<br />
perfekte Park, wenn man<br />
während einer Stadtbesichtigung<br />
ein wenig<br />
pausieren möchte. Grünflächen<br />
und Cafés laden<br />
zum Verweilen ein. Der Nachwuchs kann gefahrlos herumtollen.<br />
An den Wasserflächen lassen Kinder der Umgebung<br />
oft ihre ferngesteuerten Boote fahren – ein nett zu beobachtendes<br />
Spektakel. Überall im Park stehen auch Stühle<br />
herum, die man nach eigenen Wünschen anordnen kann.<br />
Wer will, kann auf einem Pony durch den Park reiten.<br />
Cirque d’Hiver<br />
Dieser 1852 von Napoleon III. eingeweihte Zirkus ist<br />
einer der ältesten der Welt. Auch wenn der Name etwas anderes<br />
vermuten lassen könnte, werden das ganze Jahr über<br />
Vorführungen angeboten, die regelmäßig erneuert werden.<br />
Dahinter steht die Zirkusfamilie Bouglione. Akrobaten,<br />
Clowns, Tiger, Hunde, Pferde und vieles mehr bringen<br />
Kinderaugen zum Leuchten.<br />
Cirque d’Hiver Bouglione, 110 rue Amelot, 75011 Paris; www.<br />
cirquedhiver.com; 27,00-62,00 Euro.<br />
Musée de la magie<br />
Vom Museum der Zauberei sprechen die meisten Kinder<br />
nach einem Besuch noch lange. In den in einem Gewölbe<br />
im 4. Arrondissement untergebrachten Ausstellungsräumen<br />
dreht sich alles um Gegenstände, die die Zauberkunst<br />
im Laufe der Zeit geprägt haben, was vor allem für schon<br />
etwas ältere Kinder spannend ist. Für die kleineren Sprösslinge<br />
kann man sich dagegen von echten Magiern begleiten<br />
lassen, die am Ende der Tour einen unvergesslichen Zaubertrick<br />
vorführen. Im gleichen Gebäude befindet sich außerdem<br />
ein zweites Museum, in dem es um Spielautomaten<br />
geht.<br />
Musée de la magie, 11 rue Saint-Paul, 75004 Paris; www.<br />
museedelamagie.com; 9,00 Euro, ermäßigt 7,00 Euro, kostenlos für<br />
Kinder bis 3 Jahre, Kombiticket für beide Museen 12,00 Euro, ermäßigt<br />
9,00 Euro.<br />
Les étoiles du Rex<br />
Im 2. Arrondissement hat man<br />
die einzigartige Gelegenheit, die Kulissen<br />
eines Kinos zu entdecken, zumal<br />
in einem der schönsten und größten<br />
Kinos des Kontinents. Während<br />
des interaktiven, rund eine Stunde<br />
dauernden Rundgangs warten diverse<br />
Überraschungen auf die Besucher. Zu<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
den Höhepunkten gehört ein Blick hinter die Leinwand sowie<br />
ein Aufnahmestudio. Ein Spaß für die ganze Familie.<br />
Le Grand Rex, 1 boulevard Poissonnière, 75002 Paris; www.legrandrex.<br />
com; Rundgänge beginnen alle fünf Minuten; 10,00 Euro, ermäßigt<br />
9,50 Euro.<br />
Croisière enchantée<br />
Eine Bootstour auf der<br />
Seine mit den bateaux-mouches<br />
ist der Klassiker einer Stadtbesichtigung.<br />
Doch sobald der<br />
Nachwuchs das Schiff erkundet<br />
hat, kommt bei ihm schnell<br />
Langeweile auf, zumal die Ansagen aus den Lautsprechern<br />
nicht besonders spannend für die Kleinen sind. Deshalb<br />
gibt es nun schon seit 13 Saisons spezielle Bootstouren für<br />
Familien. Eine Stunde lang können die Kleinen mit ihren<br />
Eltern Paris vom Wasser aus entdecken und werden dabei<br />
von zwei verkleideten Schauspielern bespaßt. Es wird gemeinsam<br />
gesungen und Klamauk gemacht. Am Ende der<br />
Fahrt wollen die meisten Kinder gar nicht vom Schiff gehen,<br />
so kurzweilig ist das Spektakel. Am besten geeignet<br />
für Kinder von vier bis zehn Jahren.<br />
Musée Grévin<br />
Das Musée Grévin ist die französische Version von<br />
Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett. Ob Michael<br />
Jackson, Elisabeth II., George Clooney, Barack Obama,<br />
Céline Dion oder der « kleine Prinz » von Antoine de Saint-<br />
Exupéry, lebensechte Wachsfiguren begeistern die Kinder.<br />
Gerade die ganz jungen können oft nicht glauben, dass es<br />
sich nicht um die Vorbilder in lebender Gestalt handeln<br />
soll. Außerdem hat man in dem Museum mit dem « parcours<br />
découverte » die Möglichkeit, einen Blick hinter die<br />
Kulissen zu werfen und zu erfahren, wie die Figuren angefertigt<br />
werden. Allerdings ist der ganze Spaß nicht gerade<br />
billig.<br />
Musée Grévin, 10 boulevard Montmartre, 75009 Paris; www.grevin.<br />
com; 22,00 Euro, ermäßigt<br />
15,00 Euro,<br />
kostenlos<br />
für<br />
Kinder<br />
bis 6 Jahre.<br />
Croisière enchantée; Schiffsanleger: Port de la Boudonnais am Fuße<br />
des Eiffelturms, 75007 Paris; www.bateauxparisiens.com; ab 12,00<br />
Euro.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 39
UNTERWEGS IN FRANKREICH Lothringen<br />
Maison de<br />
Robert Schuman<br />
ZU BESUCH BEI EINEM DER VÄTER<br />
DES VEREINTEN EUROPAS<br />
Der kleine Ort Scy-Chazelles,<br />
einige Kilometer westlich von<br />
Metz, beheimatet das Wohnhaus<br />
von Robert Schuman, einer der<br />
Gründungsväter der Europäischen<br />
Union. Ein Besuch des Hauses<br />
ermöglicht Einblicke in das Privatleben<br />
und berufliche Wirken eines<br />
Mannes, der sein ganzes Leben<br />
einer großen Idee gewidmet hat:<br />
der Schaffung eines vereinigten<br />
Kontinents. Außerdem bietet der<br />
schöne Garten des Anwesens<br />
einen Moment der Ruhe und<br />
Entspannung.<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Die örtlichen Reiseleiter können ein Lied<br />
davon singen: Wenn man zum ersten<br />
Mal eine Reisegruppe nach Scy-Chazelles<br />
auf die Höhen des Mont Saint-Quentin<br />
führt, sollte man eines sofort klarstellen: Der<br />
Robert Schuman, von dem im Dorf die Rede<br />
ist, schreibt sich mit einem « n ». Er hat nichts<br />
mit dem bekannten deutschen Komponisten<br />
Robert Schumann mit zwei « n » zu tun. Immer<br />
wieder kommt es zu Missverständnissen diesbezüglich,<br />
gerade bei deutschen und französischen<br />
Touristen. Allerdings ist die Aussage,<br />
dass beide Männer nichts miteinander verbindet,<br />
nicht ganz wahr. Denn beide waren große<br />
Europäer.<br />
Robert Schuman (1886-1963) war einer<br />
der vier großen Politiker, die die Grundlagen<br />
für ein vereinigtes Europa schufen. Außer ihm<br />
zählten dazu Konrad Adenauer (1876-1967),<br />
Alcide de Gasperi (1881-1954) und Jean<br />
Monnet (1888-1979). Erfreulicherweise sind<br />
die Häuser dieser vier Visionäre heute alle der<br />
Öffentlichkeit zugänglich. So kann man im<br />
deutschen Bad Honnef das Adenauer-Haus,<br />
im italienischen Pieve Tesino das Museo Casa<br />
de Gasperi, im französischen Bazoches-sur-<br />
Guyonne westlich von Paris die Maison de<br />
Jean Monnet und in Scy-Chazelles die Maison<br />
de Robert Schuman besichtigen. Gemeinsam<br />
bieten die vier Häuser die einzigartige<br />
Möglichkeit, einen intimen Blick hinter die<br />
Kulissen der jüngeren Geschichte des Kontinents<br />
zu werfen.<br />
Wenn man sich dem Wohnhaus von Robert<br />
Schuman in Lothringen nähert, versteht<br />
man schnell, warum sich der Politiker in<br />
dieses Anwesen verliebte. Das Haus befindet<br />
sich einerseits im Herzen der Kommune,<br />
andererseits öffnet sich der Garten recht unerwartet<br />
zum Mosel-Tal hin und gibt einen<br />
schönen Blick frei. Er ist eine wahrhafte Oase<br />
der Ruhe, ideal zum Nachdenken, Lesen und<br />
Schreiben.<br />
Doch das ist nicht das einzige, was auffällt.<br />
Ebenfalls erstaunlich ist, wie schlicht und<br />
nüchtern das Haus insbesondere im Inneren<br />
daherkommt. Gekauft hat es der aus Luxemburg<br />
stammende Politiker im Jahr 1926. Doch<br />
im Gegensatz zu den wichtigen Ämtern, die<br />
er im Laufe seines Lebens bekleidete,<br />
etwa als Abgeordneter, Finanzund<br />
Außenminister sowie als<br />
Ratspräsident, spiegelt sich der<br />
Glanz seiner Tätigkeiten nicht<br />
in einer prunkvollen Einrichtung<br />
wider.<br />
Ein solcher Werdegang würde die meisten<br />
Politiker heute sicherlich dazu verleiten, in<br />
einer großen prächtigen Villa in einem angesagten<br />
Viertel einer Hauptstadt logieren zu<br />
wollen. Nicht so Robert Schuman. Für ihn<br />
sollte Macht nicht zur Prahlerei führen. Vielmehr<br />
legte er Wert darauf, dass Diskretion<br />
und Effizienz im Vordergrund standen. Dies<br />
spürt man im Inneren seines Wohnhauses, das<br />
bescheiden wirkt, genauso wie von außen, wo<br />
keine verschnörkelte Fassade die Blicke auf<br />
sich zieht. Schumans Haus ist ein Haus wie<br />
jedes andere in der Region. Seine Architektur<br />
ist regionaltypisch.<br />
Das Leben im Inneren des Hauses verteilt<br />
sich auf zwei Etagen. Im Erdgeschoss, das<br />
ziemlich düster und beengt wirkt, befinden<br />
sich neben dem Eingangsflur eine Küche,<br />
Der « Phare de<br />
l’Europe » des<br />
Bildhauers J. Y.<br />
Lechevallier im<br />
Garten von Robert<br />
Schuman.<br />
Linke Seite: In dem<br />
modernen Anbau<br />
ist ein Museum<br />
über das Leben<br />
des Politikers<br />
untergebracht.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 41
UNTERWEGS IN FRANKREICH Lothringen<br />
Eine Büste von<br />
Robert Schuman.<br />
Rechte Seite:<br />
Wohnhaus und<br />
Garten des Politikers.<br />
An einer Wand<br />
vor der Kirche<br />
sind Tafeln mit<br />
allen Fahnen der<br />
Mitgliedsstaaten<br />
der EU angebracht.<br />
ein Speisezimmer, ein Vorratsraum für die<br />
Früchte und Gemüse aus dem eigenen Garten<br />
sowie eine Garage, in der bis heute ein<br />
Simca Aronde P60 aus dem Jahre 1954 steht,<br />
das einzige wirkliche Luxusobjekt im Haus.<br />
Schuman erwarb ein solches Modell am Ende<br />
seines Lebens im Jahr 1960, obwohl er selbst<br />
keinen Führerschein besaß und ihm derartige<br />
Statussymbole eher zuwider waren. Viel lieber<br />
fuhr er mit dem Bus oder Zug, da er stets<br />
die Nähe zu den Menschen suchte. Mit<br />
diesem Auto ließ sich Schuman von<br />
seinem Sekretär vor allem nach Straßburg<br />
fahren, wo sich die ersten Institutionen<br />
der Europäischen Union<br />
befanden.<br />
Im Obergeschoss liegen die Privaträume,<br />
die nur wenige Vertraute<br />
von Schuman betreten durften. Dazu<br />
gehören eine Bibliothek, ein Schlafzimmer,<br />
zwei kleine Badezimmer, ein<br />
Büro, der größte Raum im Haus, sowie<br />
das Zimmer einer Frau, die Schuman<br />
viel bedeutete: Marie Kelle, die Gouvernante.<br />
Sie begleitete den Politiker<br />
50 Jahre lang, von 1913 bis zu seinem<br />
Tod. Während der ganzen Jahre redete<br />
die Hausdame ihren Chef stets<br />
mit « Monsieur Schuman » an.<br />
Wenn man heute<br />
durch diese Räume geht,<br />
beschleicht einen das<br />
Gefühl, die Zeit sei<br />
stehen geblieben. Dazu<br />
trägt auch die Restaurierung<br />
aus dem Jahr<br />
2004 bei, als man alles in<br />
den Originalzustand versetzte. Dank diverser<br />
Fotos und Erinnerungen von Zeitzeugen sind<br />
die 1960er-Jahre wieder detailgetreu auferstanden.<br />
Das Haus ist wieder so, wie es vor<br />
Schumans Tod war. Man hat fast das Gefühl,<br />
Robert Schuman oder Marie Kelle könnten<br />
gleich um die Ecke kommen.<br />
Besonders emotionsgeladen ist natürlich<br />
das Büro von Robert Schuman, in dem<br />
sich zwei Schreibtische, ein Ledersessel und<br />
mehrere Schränke und Regale befinden. In<br />
diesem Raum bereitete der Politiker die Erklärung<br />
vor, die er am 9. Mai 1950 im Salon<br />
de l’Horloge im Außenministerium in Paris<br />
verlas. Dieser Text gilt als der Geburtsakt der<br />
europäischen Einigung. Das einzige Möbelstück,<br />
das in diesem seriösen Umfeld für ein<br />
wenig Zerstreuung sorgt, ist ein Klavier.<br />
Beeindruckend ist zudem die Bibliothek<br />
von Robert Schuman. Sie umfasst rund 8.000<br />
Bücher, darunter einige Raritäten. Viele seiner<br />
Bücher wurden nach seinem Tod leider<br />
verkauft. Doch dank einiger Spenden und<br />
nachträglicher Zukäufe konnte die Büchersammlung<br />
auf bis zu 5.000 Bücher wiederhergestellt<br />
werden. In der Bibliothek befindet sich<br />
außerdem ein Bett, was man eigentlich nicht<br />
vermuten würde. Der Raum diente auch als<br />
Gästezimmer. Schaut man einige der aufgeschlagenen<br />
Bücher genauer an, kann man ein<br />
Hobby von Schuman entdecken: Der Politiker<br />
sammelte Autogramme. Dank der verschiedenen<br />
hohen Posten, die er bekleidete, hatte er<br />
natürlich die Möglichkeit, wichtige Persönlichkeiten<br />
seiner Zeit zu treffen.<br />
Insgesamt bleibt bei einer Hausbesichtigung<br />
aber die Frage offen, wie ein solch<br />
nüchternes, eher dunkles und kaum mit per-<br />
<strong>42</strong> · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 43
UNTERWEGS IN FRANKREICH Lothringen<br />
In einer Kirche<br />
unweit des<br />
Wohnhauses<br />
befindet sich<br />
seit 1966 das<br />
Grab von Robert<br />
Schuman.<br />
Rechte Seite:<br />
Historische<br />
Aufnahme<br />
des Politikers.<br />
sönlichen Gegenständen versehenes Haus den<br />
Rahmen für eine so grandiose Vision wie die<br />
Vereinigung eines Kontinents bilden konnte.<br />
Ein Rätsel, dessen Auflösung nur Robert<br />
Schuman selbst kennt. Es ist aber bekannt,<br />
dass der Politiker seinen Garten liebte, was<br />
sehr viel einfacher nachzuvollziehen ist. Es<br />
heißt, dass Schuman die Ideen für seine zahlreichen<br />
Reden und Schriften oft im eigenen<br />
Garten gefunden habe. Man kann sich als Besucher<br />
gut vorstellen, dass man in dieser grünen<br />
Idylle leicht auf neue Gedanken kommen<br />
kann und es sich dort gut philosophieren lässt.<br />
Der Garten ist in mehrere Bereiche unterteilt<br />
und wurde – wie das Haus – anhand<br />
von alten Fotografien rekonstruiert. Zunächst<br />
trifft man auf einen klassischen Ziergarten,<br />
wie man ihn in der Umgebung noch oft findet.<br />
Ab dem Frühling bis zum Herbst verwandelt<br />
er sich in ein buntes Blütenmeer. Dahinter<br />
befindet sich der Gemüsegarten. Er ist groß<br />
und erstaunlich stark strukturiert. Man merkt<br />
sofort, dass Robert Schuman viel Wert auf<br />
sein eigenes Obst und Gemüse legte. Noch ein<br />
Stückchen weiter, hinter einer kleinen Mauer,<br />
liegt aber der eigentliche Schatz dieser ruhigen<br />
Oase, der dem Politiker ganz besonders<br />
am Herzen lag: der Garten der einheimischen<br />
Gewächse. In ihm wachsen Pflanzen, die in<br />
der Region einst zu Hause waren, im Laufe<br />
der Zeit aber in Vergessenheit geraten sind. Im<br />
unteren Teil des Gartens steht schließlich seit<br />
1977 ein Werk des Bildhauers J. Y. Lechevallier,<br />
der « Phare de l’Europe » (dt. « Leuchtturm<br />
Europas »), das zur Feier des 20. Jahrestages<br />
der Römischen Verträge aufgestellt wurde.<br />
Ergänzt wird das ganze Ensemble durch<br />
einen modernen Anbau mit großen Fensterfronten,<br />
der sich direkt an Schumans<br />
Wohnhaus anschließt und zum Garten hin<br />
ausgerichtet ist. In diesem Neubau, der einen<br />
gelungenen architektonischen Kontrast<br />
zum restlichen Anwesen darstellt, ist in der<br />
ersten Etage ein Museum über das Leben<br />
von Robert Schuman und die Anfänge der<br />
europäischen Annährung untergebracht. Das<br />
Ausstellungskonzept ist erfrischend modern.<br />
Das Erdgeschoss wird für temporäre Ausstellungen<br />
genutzt.<br />
Wenn man die Maison de Robert Schuman<br />
besichtigt hat, sollte man vor dem<br />
Verlassen des Dorfes unbedingt noch einen<br />
Abstecher zu der kleinen Kirche unweit des<br />
Wohnhauses machen. Das wie eine Festung<br />
wirkende Gotteshaus wurde gegen 1177 errichtet.<br />
Seit 1966 befindet sich in der Kirche<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
das Grab von Robert Schuman. Nach der<br />
Trauerfeier im September 1963 in der Kathedrale<br />
von Metz hatte man den Politiker erst auf<br />
dem kommunalen Friedhof von Scy-Chazelles<br />
bestattet. Doch schon kurz darauf wurde entschieden,<br />
sein Grab in die Kirche nahe seines<br />
Wohnhauses zu verlegen.<br />
An einer Mauer vor der Kirche befinden<br />
Dunkerque<br />
Calais<br />
sich 27 Tafeln. Sie zeigen die Flaggen der 27<br />
<br />
Scy-Chazelles liegt westlich von Metz,<br />
das man aus dem A16/E402 deutschsprachigen<br />
Raum über die Autobahn A4 Arras von<br />
Straßburg bzw. Saarbrücken oder über A1/E15<br />
Dieppe<br />
Boulogne<br />
die A31 und via Luxemburg erreicht.<br />
A28/E402<br />
Von der Ausfahrt <strong>Nr</strong>. 31 Amiens der A31 führt die<br />
D603 in den Ort.<br />
Lille<br />
Roubaix<br />
Alternativ bieten sich die Flughäfen von<br />
Charlroi<br />
Luxemburg und Saarbrücken an.<br />
Douai<br />
EU-Mitgliedsstaaten sowie jeweils<br />
das Jahr, in dem die Länder<br />
der Gemeinschaft beigetreten<br />
sind. Es ist das bescheidene<br />
Symbol einer großen Tat. Ganz<br />
Antwerpen<br />
so, wie es einer der Väter der europäischen<br />
Gent Integration gemocht<br />
hätte.<br />
Bruxel<br />
Aus Saarbrücken und Luxemburg verkehren<br />
Nahverkehrszüge nach Metz.<br />
A26/E17<br />
Scy-Chazelles ist nicht ans Bahnnetz<br />
A29/E44 angeschlossen. Charleville-Mézières<br />
Liege<br />
15.12. – 15.01.: komplett geschlossen<br />
<br />
4,00 Euro, ermäßigt 2,00 Euro<br />
A4/E25<br />
Luxembourg<br />
vre<br />
A131<br />
onfleur<br />
A13/E46<br />
A29/E44 Scy-Chazelles…<br />
A1/E15-19<br />
… Berlin 818 km … Hamburg 695 km<br />
Rouen<br />
Beauvais<br />
… Köln 285 km … München 535 km<br />
… Wien 955 km … Zürich 360 km<br />
A28/E402<br />
A16<br />
Der nächste Flughafen ist der gemeinsame<br />
Flughafen A13/E5 von Metz und Nancy,<br />
der südlich von Metz liegt. PARIS Aus dem<br />
deutsch sprachigen Raum gibt es allerdings<br />
keine Flugverbindungen dorthin.<br />
www.maison-robert-schuman.eu A34/E46<br />
<br />
Maison de Robert Schuman<br />
8-12, rue Robert Schuman Reims<br />
57150 Scy-Chazelles<br />
Telefon: +33 (0)3 87 35 01 40 A4/E50<br />
A4/E50<br />
Epernay Châlons-en-<br />
Champagne<br />
<br />
01.04. – 30.10.: Mi – Mo 10.00 – 18.00 Uhr<br />
01.11. – 14.12. & 16.01. – 31.03.: nur für<br />
Gruppen nach Reservierung<br />
A31/E21-E23<br />
Scy-Chazelles<br />
A4<br />
Metz<br />
A31/E21-E23<br />
Nancy<br />
Saarbrücken<br />
A4/E25<br />
Strasbourg<br />
çon<br />
Le Mans<br />
A10/E5<br />
A28/E502<br />
A11/E50<br />
A10/E5-E60<br />
Chartres<br />
A10/E5<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />
Städtevergleich: Metz versus<br />
Nancy Orléans<br />
Sie teilen sich einen Flughafen<br />
A71/E9<br />
und werden auf vielen<br />
Richtungsschildern auf<br />
den Straßen in einem<br />
Tours<br />
Atemzug genannt.<br />
A85<br />
Aber zwischen den<br />
Azay-le-Rideau<br />
beiden Metropolen<br />
Lothringens gibt es auch eine gesunde Bourges<br />
Poitiers<br />
Angoulême<br />
Rivalität. Wilhelminische Stadt versus<br />
A20/E9<br />
Architekturensemble des 18. Jahrhunderts;<br />
A71/E11<br />
wo leben mehr Menschen, welche Stadt<br />
ist reicher? Fragen, denen wir nachgehen.<br />
A5/E54<br />
LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBEUNG<br />
A6/E15<br />
Sens<br />
Auxerre<br />
Saint-Fargeau<br />
Troyes<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />
Neufchef & Aumetz:<br />
Das stolze Erbe der<br />
lothringischen Kumpel<br />
Lothringen war<br />
A5/E17-E54<br />
A6/E15früher eines A31/E17-E21<br />
Avallon der größten Flavigny<br />
Vézelay<br />
Fördergebiete Dijon<br />
A38<br />
der Welt. Doch<br />
wegen günstigerer<br />
Förderbedingungen in anderen Regionen<br />
Beaune<br />
ist der Ort für seine imposante Zitadelle.<br />
der Welt wurde der Eisenerzbergbau in Über Jahrhunderte hinweg galt Bitche<br />
Lothringen Ende des 20. Jahrhunderts Chalon-sur-Saône als strategisch sehr bedeutend, da man<br />
ausgelöscht. Einige Bergmänner wollten A6/E15<br />
sich aber nicht damit abfinden, dass<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />
Colmar<br />
F<br />
Bitche: France Das zweite Leben<br />
A35/E25<br />
einer Zitadelle<br />
D<br />
Rund 50 Kilometer Mulhouse<br />
südöstlich Belfort von<br />
Saarbrücken<br />
Montbéliard<br />
Base<br />
befindet A36/E60 sich<br />
Bitche, eine kleine Schw<br />
Besançon<br />
lothringische<br />
Stadt. Bekannt<br />
von hier aus eine wichtige Passage<br />
durch die Vogesen kontrollieren Lausanne konnte.<br />
dieses industrielle Erbe in Vergessenheit Doch dann verfiel die Festung. 2004<br />
Cluny<br />
gerät. Ihrem Mut und Engagement ist es zu wurden schließlich umfangreiche<br />
verdanken, dass zwei Museen in Neufchef Mâcon<br />
Montluçon<br />
Renovierungsarbeiten durchgeführt, die<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG und Aumetz die Vergangenheit der A6/E15 Bourg-en-Bresse der Zitadelle ein zweites Leben Genèveschenkten,<br />
A26/E17<br />
A31/E21-E23<br />
Haut-Kœnigsbourg<br />
DIESER UND ANDERER AUSGABEN A71/E11 Region wachhalten. Eine Geschichte, die dieses Mal nicht militärischer Art, sondern<br />
Villars-les-Dombes<br />
FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />
menschlich berührt.<br />
als Touristenattraktion für Groß und Klein.<br />
Annecy<br />
A<strong>42</strong><br />
Clermont-<br />
A72/E70<br />
Limoges<br />
Ferrand<br />
A41/E712 Albertville<br />
A89/E70<br />
Lyon<br />
Puy de Dôme<br />
A430<br />
A75/E11<br />
Frankreich erleben Chambéry · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 45<br />
le Mont-Dore<br />
Val d’Isère<br />
St. Etienne A7/E15<br />
A46/E70<br />
A35<br />
Bern
UNTERWEGS IN FRANKREICH Südwesten<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Die neuen Städte des Mittelalters<br />
Im Mittelalter, insbesondere im 13. und 14. Jahrhundert, entstanden in den<br />
meisten europäischen Ländern aus politischen, militärischen, wirtschaftlichen<br />
oder demo grafischen Gründen neue Dörfer und Städte. So auch in<br />
Frankreich, vor allem in den Regionen Aquitanien, Midi-Pyrénées und Languedoc-Roussillon<br />
im Südwesten des Landes. Man schätzt, dass dort damals<br />
rund 600 neue Siedlungen gegründet wurden, die alle dem gleichen<br />
Grundmuster folgten. Bis heute sind rund 300 der als Bastiden bezeichneten<br />
Städte erhalten. Es gibt dabei einige Parallelen zu Immobilienprojekten<br />
aus heutiger Zeit.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 47
UNTERWEGS IN FRANKREICH Südwesten<br />
In den Gassen<br />
von Najac.<br />
S. 46/47: Die Kirche<br />
von Villeréal, gebaut<br />
ab 1267, in der die<br />
Dorfbevölkerung<br />
regelmäßig Zuflucht<br />
suchte, daher<br />
die imposante<br />
Architektur.<br />
Wenn wir heute an Städte im Mittelalter<br />
denken, stellen wir uns ein<br />
undurchsichtiges Labyrinth aus<br />
engen und feuchten Gassen vor, die dreckig<br />
und gefährlich sind. In unseren Augen schien<br />
der Städtebau damals keinem Plan zu folgen,<br />
vielmehr wucherten die Siedlungen unkontrolliert<br />
vor sich hin. Einer der besten und<br />
bekanntesten Filme, der diese unwirtliche<br />
Umgebung auf die Leinwand bannte, ist die<br />
Verfilmung von Umberto Ecos Roman « Der<br />
Name der Rose » von Jean-Jacques Annaud<br />
aus dem Jahre 1980. Nach Meinung vieler<br />
Historiker bildet dieser Film sehr detailgetreu<br />
das Leben und die Atmosphäre in den Städten<br />
des Mittelalters ab.<br />
Es wäre aber falsch und vermessen, das<br />
Mittelalter nur auf schmutzige und dunkle<br />
Gassen zu beschränken. Denn anders als<br />
man geneigt ist zu denken, war das Mittelalter<br />
im Städtebau mehr als nur eine « verlorene<br />
Epoche » vor der Renaissance. Vielmehr<br />
wurde in diesen Jahrhunderten die europäische<br />
Landschaft nachhaltig verändert. In<br />
Frankreich spielte vor allem der Bau diverser<br />
Bastiden eine gewichtige Rolle.<br />
Um diese Zeit aber wirklich einordnen zu<br />
können, sollte man noch einen Schritt weiter<br />
zurückgehen. In den Jahrzehnten von 1000<br />
bis 1350 erlebte Europa eine beachtliche<br />
demografische Entwicklung. Außerdem entwickelte<br />
sich der länder- und kontinentübergreifende<br />
Handel. Die Route der Gewürze<br />
oder der Seide sind Beispiele dafür. Beides<br />
blieb natürlich nicht ohne Auswirkungen<br />
auf die Lebenssituation der Menschen. Die<br />
bis dahin bestehenden Wohnformen waren<br />
nicht mehr zeitgemäß. Es wurde notwendig,<br />
etwa aus Gründen des Schutzes der Bevölkerung,<br />
sich zu gruppieren, was wiederum eine<br />
Organisation des urbanen Zusammenlebens<br />
erforderte.<br />
In Frankreich entstanden damals die ersten<br />
Siedlungen. Im Südwesten und der Mitte<br />
des Landes bildeten sie sich meist um Kirchen<br />
herum. Beispiele dafür sind Aurillac im Departement<br />
Cantal, Mimizan im Departement<br />
Landes oder Nogaro im Departement Gers.<br />
Später versammelten sich die Menschen um<br />
Schlösser herum. Mit Bezug zur franzö-<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 49
UNTERWEGS IN FRANKREICH Südwesten<br />
Cordes-sur-Ciel, Domme und Najac, drei Beispiele<br />
für die unterschiedlichen Lagen der Bastiden<br />
Rechte Seite oben:<br />
In der Altstadt von<br />
Cordes-sur-Ciel.<br />
Unten: Die Kirche<br />
Saint-Jean in Najac.<br />
Cordes-sur-Ciel ist das<br />
Beispiel schlechthin für<br />
eine Bastide, die auf<br />
einem Hügel errichtet<br />
wurde, der felsigen Spitze<br />
des Puech de Mordagne<br />
nordwestlich von Albi.<br />
Gegründet 1222 vom<br />
Grafen von Toulouse<br />
Raimund VII., ist sie eine<br />
der ältesten Bastiden in<br />
Frankreichs<br />
überhaupt.<br />
Südwesten<br />
Domme wurde dage gen<br />
an den Ufern eines Flusses<br />
errichtet. Dank der Lage<br />
konnte das Dordogne-Tal<br />
gut überblickt werden.<br />
Najac im Departe ment<br />
Aveyron ist das Beispiel<br />
für eine Bas tide, die sich<br />
um eine Burg herum entwickelte.<br />
Die Stadt liegt<br />
spektakulär auf einer<br />
felsigen Anhöhe an einer<br />
Schleife des Aveyron.<br />
D e r z u g r u n d e l i e g e n -<br />
de Grund riss ist originell:<br />
Der Ort gruppiert sich<br />
auf einer Länge von 1,2<br />
Kilometern entlang einer<br />
Straße. Bis heute wird er<br />
von der Ruine der Festung<br />
und der Kirche des Ortes<br />
dominiert.<br />
sischen Bezeichnung für Schloss, château,<br />
entstand der Name castelnaux. Bei diversen<br />
Siedlungen aus dieser Zeit ist die Bezeichnung<br />
bis heute Bestandteil des Ortsnamens,<br />
etwa Castelnau-de-Médoc im Departement<br />
Gironde, Castelnau-Tursan im Departement<br />
Landes oder Castelnaud-la-Chapelle im Departement<br />
Dordogne. Andere haben Städtenamen,<br />
die keinen Rückschluss mehr auf die<br />
Entstehung zulassen, wie Motesquiou und<br />
Lavardens im Departement Gers.<br />
Diesen beiden Siedlungsarten folgten<br />
im 13. Jahrhundert schließlich die Bastiden.<br />
Die Initiative für sie ging meist von Königen,<br />
Adligen oder Abteien aus. Es waren aber oft<br />
wenige Pioniere, die aus politischen oder<br />
wirtschaftlichen Gründen den Startschuss<br />
für den Bau einer Bastide gaben. So entstanden<br />
im Südwesten die bastides comtales auf<br />
Initiative des Grafen von Toulouse Raimund<br />
VII., die bastides alphonsines, angestoßen von<br />
Alfons von Poitiers, und die bastides royales,<br />
die von den Kapetinger- und Plantagenets-<br />
Königen ins Leben gerufen wurden.<br />
Raimund VII. war der erste, der nach der<br />
Niederlage der Grafen von Toulouse gegen<br />
die Albigenser seine Untertanen vom Jahre<br />
1222 an in Städten ansiedelte, die völlig<br />
neuartig waren. Er allein stand hinter dem<br />
Bau von rund 40 Bastiden, die sich zwischen<br />
Toulouse und Albi erstreckten. Alfons von<br />
Poitiers, der zugleich Graf von Toulouse war,<br />
führte das Werk fort und gründete zwischen<br />
1249 und 1271 fast 50 weitere Bastiden. Außerdem<br />
legte er als erster feste Regeln für die<br />
Gründung dieser Städte fest. Die Errichtungen<br />
von Bastiden professionalisierte sich.<br />
Was wiederum die königlichen Bastiden<br />
angeht, so ist ihre Geschichte stark mit der<br />
Rivalität zwischen den Dynastien der Kapetinger<br />
und der Plantagenets verbunden, die<br />
die Entwicklung des französischen Südwestens<br />
prägte. Jede Seite ließ in den Jahren von<br />
1271 bis 1373 rund 50 Bastiden errichten,<br />
um jeweils die eigene Macht unter Beweis zu<br />
stellen. Die Kapetinger bauten dabei im Hinterland<br />
der Gascogne und die Plantagenets<br />
auf einem Streifen zwischen dem Bordelais<br />
und dem Baskenland.<br />
Bei den Errichtungen der Bastiden ging<br />
es aber nicht nur um die Demonstration der<br />
eigenen Macht. Die neuen Städte als administrative,<br />
steuerliche und juristische Körperschaft<br />
machten es den Herrschenden auch<br />
einfacher, das eigene Territorium zu verwalten.<br />
Hinter ihrer Gründung und Entwicklung<br />
verbarg sich ein ausgeklügeltes Konzept.<br />
Zunächst einmal bedurfte es eines Gründungsaktes.<br />
Die Prozeduren erinnern in ihrer<br />
Ausgereiftheit durchaus an heutige Zeiten.<br />
Wenn der Gründer einer Bastide, etwa ein<br />
Graf oder König, bereits im Besitz der dafür<br />
notwendigen Grundstücke war, konnte die<br />
neue Stadt ohne weiteren Gründungsakt in<br />
die Höhe wachsen. Wenn ihm dafür jedoch<br />
die notwendigen Flächen fehlten, musste er<br />
diese erst käuflich erwerben oder – was ein<br />
Novum zur damaligen Zeit war – sich durch<br />
eine Art Erbbauvertrag die Rechte an den<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 51
UNTERWEGS IN FRANKREICH Südwesten<br />
Oben und unten links: Markthalle von<br />
Villeréal. Links: In der Kirche von Villeréal.<br />
Unten rechts: Statue an der Außenfassade<br />
der Kirche Saint-Dominique in Monpazier.<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Grundstücken sichern. Nicht selten gehörten<br />
diese Klöstern. In den Verträgen wurde genau<br />
festgelegt, welche Rechte und Pflichten<br />
jede Seite hatte und wie der erhoffte Ertrag<br />
Der Marktplatz als Herz der Bastide<br />
Der Marktplatz bildete das Herz jeder Bastide. Seine Form und Ausgestaltung<br />
war aber durchaus unterschiedlich.<br />
aufgeteilt werden sollte.<br />
Besonders innovativ für die damalige Zeit<br />
war der Gedanke, dass jemand zwar die Entwicklung<br />
eines Stückes Land voranbrachte<br />
und auch für die spätere Verwaltung und<br />
Den typischsten Grund -<br />
riss findet man zum<br />
B e i s p i e l i n M o nf l a n -<br />
quin im De parte ment<br />
Sicherheit der Bewohner aufkam, jemand Lot-et-Ga ronne. Die<br />
anderes dafür aber Grund und Boden zur Platz mitte ist eine<br />
Verfügung stellte und auf einen Teil möglicher<br />
Einnahmen verzichtete. Es war das erste<br />
große Frei fläche, auf<br />
der die Händ ler ihre<br />
Mal, dass ein solches Konzept, das man heute<br />
Stän de auf bau en<br />
in ähnlicher Form aus dem Erbbaurecht<br />
kennt, formalisiert und rechtlich abgesichert<br />
wurde.<br />
Waren die Grundstücksfragen geklärt,<br />
konnten. Ar ka den gänge<br />
um den Platz herum<br />
sorgten bei Regen<br />
für Schutz.<br />
konnte mit dem eigentlichen Bau begonnen<br />
werden. Meist errichtete man die Bastiden<br />
um etwas bereits Existierendes, zum Beispiel<br />
In Monpazier, ebenfalls<br />
im Departement<br />
eine Häuseransammlung, eine Kirche, einen Lot-et-Garonne, wird<br />
Hafen oder einen Handelsweg. Dabei war es<br />
durchaus möglich, dass eine neue Stadt nicht<br />
im Tal, sondern auf einem Hügel gebaut<br />
wurde. Berühmtes Beispiel ist das malerische<br />
Cordes-sur-Ciel im Departement Tarn.<br />
der Markplatz noch<br />
durch eine einfache<br />
Überdachung, die als<br />
Markthalle fungierte,<br />
ergänzt.<br />
Beliebt waren auch Lagen an Flüssen, etwa<br />
Domme im Departement Dordogne.<br />
Damit eine Bastide aber zum Erfolg<br />
In Villeréal im gleichen<br />
Departement ist die<br />
wurde, bedurfte es nicht nur dem Bau von Markthalle größer.<br />
Häusern. Schon damals musste man sich vor<br />
und bei der Errichtung überlegen, wie man<br />
die zukünftigen Bewohner anziehen konnte.<br />
In gewisser Weise war es der Beginn der Immobilienprojektentwicklung<br />
und des Immobilienmarketings.<br />
Als erste Bewohner ließen sich meist<br />
Bauern aus der Umgebung gewinnen, die<br />
von den Arbeiten hörten und sich durch den<br />
Wunsch nach einem besseren Leben angezogen<br />
Außerdem ist das Haus<br />
des Konsuls integraler<br />
Bestandteil. Man erreicht<br />
es durch eine<br />
Trep pe von der Halle<br />
aus. Heute befindet<br />
sich in den Räumen<br />
der erste assoziative<br />
Radiosender des Departe<br />
ments, Radio 4.<br />
fühlten. Die Bastiden verfügten zudem<br />
über gewisse Vorteile. So wurden Adlige<br />
und Kirchenmänner nicht zugelassen, um<br />
keine juristischen Ungleichgewichte im Stadtgefüge entstehen<br />
zu lassen. Eine immense Neuerung zu dieser Zeit.<br />
Außerdem gab es eine professionelle Struktur zur inneren<br />
Verwaltung. Ein lokaler Repräsentant des Gründers<br />
der Bastide (le bayle) kümmerte sich um die Wohnhäuser<br />
und die öffentlichen Gebäude. Unterstützt wurde er von<br />
Konsuln, die sich ebenfalls um Gebäude sowie die Straßen<br />
kümmerten. Dieser Ansatz unterschied sich von den<br />
Siedlungen davor, wo jeder auf sich alleine gestellt war. Es<br />
entstand eine Art Gemeinwesen.<br />
Wenn dies noch nicht ausreichte, eine Bastide attraktiv<br />
genug zu machen, konnten weitere Maßnahmen eingeleitet<br />
werden. So durfte der Gründer eine Charta der Sitten und<br />
Bräuche erlassen, die zum Beispiel die individuelle Freiheit<br />
und den Schutz des Eigentums garantierten, was im Mittelalter<br />
keine Selbstverständlichkeit war. Er konnte genau festlegen,<br />
welche Befugnisse sein Statthalter und die Konsuln<br />
besaßen, ein Justizsystem entwickeln, das die am meisten<br />
verbreiteten Straftaten sanktionierte, oder wirtschaftliche<br />
Privilegien einräumen, etwa Nutzungsrechte an Wäldern<br />
oder Lizenzen zum Abhalten von Märkten und Kirmessen.<br />
Zudem durfte er die Höhe der Besteuerung bestimmen.<br />
Für die Menschen im Mittelalter waren die Bastiden<br />
deshalb ein Quantensprung in der Verbesserung ihres All-<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 53
UNTERWEGS IN FRANKREICH Südwesten<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
tags. Sie bekamen mehr Sicherheit und eine<br />
bessere Lebensqualität. Durch die Professionalisierung<br />
des Städtebaus wurde zudem<br />
die wirtschaftliche Entwicklung gefördert,<br />
da die Bedürfnisse des Handels schon beim<br />
Stadt. Die große Freifläche in der Platzmitte<br />
erlaubte das Aufstellen zahlreicher Stände.<br />
Rennes<br />
Quimper<br />
D768<br />
Die umliegenden Arkaden ermöglichten das<br />
Abhalten von Märkten bei widrigen N24 Wetterverhältnissen.<br />
Wohlhabende Lorient Bastiden besa-<br />
N165/E60<br />
Vannes<br />
ßen meist sogar Markthallen. An alles war<br />
gedacht.<br />
Mehr Übersichtlichkeit N165/E60<br />
Quiberon<br />
brachte zudem<br />
ein durchdachtes Grundmuster anstelle La Bauledes<br />
sonst üblichen Wildwuchses. Zwar sieht<br />
keine Bastide aus wie die andere, dieselben<br />
Grundstrukturen lassen sich aber fast überall<br />
erkennen.<br />
Sehr verbreitet war das aquitanische<br />
Modell. Es handelte sich dabei um eine achteckige<br />
Grundform der Stadt. Die Hauptstraßen<br />
(charretières) führten zum Hauptplatz.<br />
Linke Seite oben: Rathaus von Villeréal.<br />
Unten: Gasse und Marktplatz von Monpazier.<br />
St. Nazaire<br />
Ergänzt<br />
wurden<br />
sie durch Sekun-<br />
Saint-Lô<br />
därstraßen (traversières),<br />
die zwar<br />
A84/E401<br />
schmaler waren,<br />
Lannion<br />
Dinard Saint-Malo<br />
Bau berücksichtigt werden konnten. Dies aber immer Avranches noch<br />
N12/E50<br />
kann man bis heute bei einem Besuch einer<br />
le Mont-Saint-Michel<br />
N176/E401 genug Platz für<br />
Brest<br />
Saint-Brieuc<br />
Bastide erkennen: Der Markplatz ist fast immer<br />
von zentraler Bedeutung innerhalb<br />
Karren<br />
A84ließen. Da-<br />
Dinan<br />
N12/E50<br />
der<br />
N164<br />
nach folgten Gassen<br />
(carrerots), die<br />
nur für Fußgänger<br />
gedacht waren,<br />
und ganz kleine<br />
Durchgänge, die<br />
die Häuser voneinander<br />
trennten<br />
(andrones). Beispiele<br />
dieses A11/E60 Modells<br />
Le Havre<br />
A131<br />
Honfleur<br />
A29/E44<br />
Caen A13/E46<br />
Welche Bastiden<br />
A28/E402sollte<br />
Angers A86/E60<br />
A10/E5<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
die eine oder andere Lehre für die Stadtentwicklung<br />
selbst heute daraus Poitiers A83<br />
ziehen.<br />
beherbergt auch das lohnenswerte Musée des<br />
A11/E50 A10/E5<br />
Bastides. Im Anschluss lassen sich einige schöne<br />
Najac weiter östlich einen Besuch abstatten.<br />
A71/E9<br />
A11/E501<br />
A28/E502<br />
Rouen<br />
man besichtigen?<br />
A10/E5-E60<br />
Beauvais<br />
Wenn man alle noch erhaltenen Bastiden A13/E5 im<br />
Südwesten Frankreichs besichtigen will, braucht<br />
man Wochen. Wer einen guten Eindruck von<br />
diesen mittelalterlichen Städten gewinnen<br />
will, sollte in Monflanquin beginnen. Der Ort ist<br />
Chartres<br />
Alençon nicht nur ein sehenswertes Beispiel, sondern<br />
A85<br />
A16<br />
Villeréal, Le Monpazier Mans und Domme. Wer noch<br />
Orléans<br />
mehr Zeit hat, sollte auch Cordes-sur-Ciel und<br />
Tours<br />
sind Domme, Beaumont-du-Périgord, Castillonnès,<br />
Nantes Molières, Monpazier oder Monflanquin.<br />
A87<br />
Azay-le-Rideau<br />
A83<br />
Cholet<br />
Unterm Strich lässt sich also sagen, dass<br />
die Bastiden vom Konzept und den sozialen<br />
Ambitionen her selbst in heutiger Zeit noch<br />
äußerst modern wirken. Sicherlich ließe sich<br />
Außerdem sind die Bastiden sehenswerte<br />
Niort<br />
Zeugnisse einer Epoche, die gar nicht so<br />
N11/E601<br />
dunkel und düster war, wie gemeinhin gedacht<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
wird.<br />
Bastiden in der Umgebung entdecken, etwa<br />
PARIS<br />
A71/E11<br />
A1/E<br />
S<br />
Bourg<br />
Mo<br />
Limoges<br />
<br />
Den Südwesten Frankreichs erreicht<br />
man aus dem deutschsprachigen<br />
Raum entweder über Lyon, Clermont-<br />
Ferrand, Brive-la-Gaillarde oder über<br />
Lyon und entlang des Mittelmeers.<br />
Wer mehr Zeit hat, kann das Land<br />
auch per Landstraße in Richtung<br />
Südwesten durchqueren, etwa von<br />
Lyon über Le Puy-en-Velay, Rodez und<br />
Albi. Monflanquin, Villeréal, Monpazier<br />
und Domme liegen nordwestlich von<br />
Montauban, Cordes-sur-Ciel und Najac<br />
östlich.<br />
Monflanquin…<br />
… Berlin 1.687 km<br />
… Köln 1.118 km<br />
… Wien 1.888 km<br />
… Hamburg 1.535 km<br />
… München 1.244 km<br />
… Zürich 938 km<br />
Hossegor<br />
Die nächsten großen Flughäfen sind in<br />
Bordeaux und Toulouse. Nach Toulouse Biarritz Bayonne<br />
Hendaye<br />
Sare<br />
Donostia-<br />
S. Sebastian<br />
Pamplona<br />
gibt es diverse Direktflüge aus dem<br />
deutschsprachigen Raum, etwa mit<br />
Air France ab Hamburg, mit Lufthansa<br />
Montalivet<br />
ab Frankfurt a.M. und München, mit Olt<br />
Express ab Bremen sowie mit TwinJet<br />
und EasyJet ab Basel/Mulhouse.<br />
Manche Le PorgeBastiden sind ans Zugnetz<br />
angeschlossen, andere Bordeaux nicht. Für<br />
eine Cap-Ferret Rundtour ist ein Auto daher fast<br />
unabdingbar.<br />
<br />
Musée des Bastides<br />
Place Mimizan des Arcades<br />
47150 Monflanquin<br />
Telefon: +33 E5-E70/A63 (0)5 53 36 40 19<br />
www.monflanquin-museedesbastides.<br />
jimdo.com<br />
France<br />
A64/E80<br />
Pau<br />
E5/A10<br />
Angoulême<br />
Périgueux<br />
A89/E70<br />
Bergerac<br />
Villeréal<br />
A52/E72<br />
Villeneuve-s-Lot<br />
A20/E9<br />
Monflanquin<br />
Brive-la-<br />
Gaillarde<br />
Domme<br />
Monpazier<br />
Montauban<br />
A89/E70<br />
Najac<br />
Cordes-sur-Ciel<br />
Toulouse<br />
A81/E80<br />
Carcassonne<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 55<br />
Limoux<br />
le<br />
Na
UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />
Le Grand Balcon<br />
Design-Hotel mit Originalzimmer von Antoine de Saint-Exupéry<br />
Khair Okda sieht man sofort an, dass er ein glücklicher<br />
Mann ist. Nach einem Anglistikstudium<br />
an der Sorbonne und ersten Erfahrungen in der<br />
Hotelbranche in Häusern der Accor-Gruppe, insbesondere<br />
im Sofitel Versailles, ist der Literatur- und<br />
Geschichtsbegeisterte heute Direktor des Grand Balcon<br />
Hôtel, das sich im Herzen von Toulouse an der<br />
berühmten Place du Capitole befindet. Für ihn ist es<br />
der ideale Arbeitsplatz, verbindet dieses legendäre<br />
Hotel doch auf einzigartige Weise seine Leidenschaft<br />
zu Literatur und Geschichte mit der Hotellerie.<br />
Le Grand Balcon Hôtel ist nämlich mehr als<br />
ein gewöhnlicher Beherbergungsbetrieb. Es ist ein<br />
Haus mit Geschichte, ein Haus voller Anekdoten<br />
aus vergangenen Zeiten. Denn in den 1920er-Jahren<br />
schliefen in dem Hotel die ersten<br />
französischen Helden der Luftfahrt,<br />
die Piloten der Aéropostale, der<br />
Luftpostfliegerei. Darunter illustre<br />
Persönlichkeiten wie Jean Mermoz<br />
und Antoine de Saint-Exupéry.<br />
Das Design des 2005 komplett<br />
erneuerten Hotels nimmt bis heute<br />
Bezug auf diese besondere Vergangenheit.<br />
So erwartet einen hinter dem Hoteleingang<br />
keine Rezeption mit einem klassischen Tresen.<br />
Vielmehr stehen zwei silberfarbene zylindrische<br />
Check-in-Säulen im Flur, die an Check-in-Schalter<br />
an Flughäfen erinnern. Auf dem Fußboden liegen<br />
noch Originalfliesen von früher, die einen schönen<br />
Kontrast zu den modernen Designelementen des<br />
heutigen Eingangsbereichs bilden. « Tradition trifft<br />
Moderne » gilt auch für ein Möbelstück hinter den<br />
Check-in-Säulen: Es ist das Schlüsselbord der einstigen<br />
Pension. In diesem Umfeld erwartet man fast,<br />
eine Bordkarte und keinen magnetischen Zimmerschlüssel<br />
überreicht zu bekommen.<br />
Während das Personal noch mit den Formalitäten<br />
beschäftigt ist, sticht zur linken Seite eine Bar ins<br />
Auge. Ihre Form erinnert an ein Flugzeugcockpit.<br />
An den Wänden hängen in schwarz-weiß gehaltene<br />
Porträts von drei legendären Piloten der Aéropostale:<br />
Henri Guillaumet, Jean Mermoz und Antoine de<br />
Saint-Exupéry, dem Erfinder des « kleinen Prinzen ».<br />
Alle drei nächtigten während ihrer dienstlichen Reisen<br />
in dieser Herberge, die damals noch als die « Pension<br />
de Famille des Sœurs Marquès » bekannt war.<br />
62 Zimmer besaß die Pension früher. Hinsichtlich<br />
der Belegung gab es eine feste Hierarchie: Die<br />
ersten beiden Etagen waren für die Piloten reserviert.<br />
In der dritten Etage, die wegen der niedrigeren<br />
Decken den Spitznamen « Hühnerstall » trug,<br />
logierten die Mechaniker. Heute ist das natürlich<br />
nicht mehr so.<br />
2005 hat Gilles Douillard, Präsident einer kleinen<br />
Hotelgruppe, entschieden, das Hotel einer Gene-<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
alüberholung zu unterziehen. Lannion Um das altersmüde DinardSaint-Malo<br />
Avranches<br />
Gebäude aus dem 19. Jahrhundert<br />
N12/E50<br />
an die Bedürfnisse<br />
Brest<br />
le Mont-Saint-Michel<br />
eines 5-Sterne-Hotels im 21. Jahrhundert Saint-Brieuc anzupassen,<br />
schlug man einen radikalen Weg ein. Bis auf Dinan<br />
N176/E401<br />
N12/E50<br />
A84<br />
die Fassade, einen Fahrstuhl und ein Zimmer wurde<br />
N164<br />
Ile de Sein<br />
das Hotel komplett neu gebaut. Geplant wurde das<br />
Ganze vom Architekten Quimper Philippe Nuel. Khair Okda<br />
D768<br />
Pointe<br />
beaufsichtigte du Raz die zwei Jahre andauernden Arbeiten.<br />
N165/E60<br />
N24<br />
Anstatt der einstigen 62 Zimmer richtete man nun<br />
nur noch <strong>42</strong> Doppelzimmer und Lorient fünf Suiten ein.<br />
Vannes<br />
Ein Zimmer hat den Umbau allerdings überlebt.<br />
N165/E60<br />
Es ist das Zimmer mit der Nummer 32. Es steht unter<br />
Quiberon<br />
Denkmalschutz, da in ihm früher Antoine de Saint-<br />
Exupéry übernachtete. Gleiches gilt für einen alten<br />
La Baule<br />
Holzfahrstuhl, der unverändert funktionstüchtig,<br />
allerdings nicht mehr in Gebrauch ist, da er die modernen<br />
Sicherheitsanforderungen nicht mehr erfüllt.<br />
Auch er wurde erhalten. Beides war eine bauliche und<br />
architektonische Herausforderung, die man aber mit<br />
Bravour meisterte.<br />
Während man heute in fast allen Zimmern des<br />
Hotels in einem Dekor aus modernem Design wohnt,<br />
kann man in Zimmer 32 dem Charme vergangener<br />
Zeiten nachspüren. Alles wirkt so, als habe sich seit<br />
der Zeit von Antoine de Saint-Exupéry nichts verändert.<br />
Vor einem Fenster mit Blick auf die Place<br />
du Capitole steht ein kleiner Schreibtisch, an dem<br />
der Autor einige seiner berühmten Zeilen verfasste.<br />
Wenn man in diesem Zimmer übernachten will,<br />
muss man aber nicht auf modernen Komfort verzichten.<br />
Die Matratzen und Zudecken sind neu und in<br />
einem angrenzenden Raum wurde ein modernes Badezimmer<br />
eingerichtet.<br />
Die anderen Zimmer im Hotel sind in vier Kategorien<br />
eingeteilt: « cosy », « classique », « privilège »<br />
und « deluxe ». Auf einer Wand im Zimmer ist jeweils<br />
ein Himmel mit Wolken gemalt, was Fernweh weckt<br />
und an die einstige Verbundenheit des Hauses mit der<br />
Fliegerei erinnert. Der Stil ist insgesamt so, wie man<br />
es von einem Design-Hotel erwarten darf. Die technische<br />
Ausstattung mit WLAN, Flachbildschirm<br />
und iPod-Docking-Station ist auf der Höhe der Zeit.<br />
In jedem Zimmer liegt zudem eine kleine Broschüre<br />
über das Hotel aus. Aufwendig gestaltet und<br />
illustriert, erzählt sie von der besonderen Vergangenheit<br />
und Atmosphäre des Hauses. Außerdem wird<br />
das Personal mit Bildern und Namen vorgestellt, was<br />
woanders keine Selbstverständlichkeit ist. Ihr Lächeln<br />
erinnert an das Lächeln von Jean Mermoz auf<br />
dem Porträt in der Bar im Erdgeschoss. Wahrscheinlich<br />
sind sie auch stolz darauf, in einem solch außer-<br />
St. Nazaire<br />
Hossegor<br />
Biarritz<br />
Hendaye<br />
gewöhnlichen Hotel arbeiten zu dürfen. Gemeinsam<br />
mit ihrem Direktor haben sie jedenfalls einen Ort geschaffen,<br />
an dem sich Antoine de Saint-Exupéry und<br />
sein « kleiner Prinz » auch heute noch wohl fühlen<br />
würden. Eine schöne Erfolgsgeschichte.<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
Donostia-<br />
S. Sebastian<br />
Pamplona<br />
Rennes<br />
Montalivet<br />
Le Porge<br />
Cap-Ferret<br />
Mimizan<br />
A83<br />
A11/E60<br />
Spanien<br />
Caen<br />
Saint-Lô<br />
A84/E401<br />
A87<br />
A83<br />
N11/E601 Niort<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
E602/A837<br />
Angers<br />
France<br />
E5/A10<br />
<br />
Le Grand Balcon<br />
E5-E70/A63<br />
8 & 10, rue Romiguières<br />
Bayonne <br />
www.grandbalconhotel.com<br />
Sare<br />
Nantes<br />
Clisson<br />
Bordeaux<br />
31000 Toulouse<br />
Cholet<br />
Pau<br />
Alençon<br />
A11/E501<br />
A13/E46<br />
Le Mans<br />
A86/E60<br />
Monts<br />
Poitiers<br />
Saint-Maixent-l’Ecole<br />
Telefon: +33 (0)5 34 25 44 09<br />
<br />
DZ ab 160 Euro<br />
<br />
47 Zimmer, WLAN<br />
A28/E402<br />
A10/E5<br />
A89/E70<br />
A28/E502<br />
Tours<br />
Angoulême<br />
A64/E80<br />
A13/E5<br />
Evreux<br />
Rolleboise<br />
Dreux<br />
A11/E50<br />
A10/E5-E60<br />
Chartres<br />
Chenonceau<br />
A52/E72<br />
A85<br />
A20/E9<br />
Andorra<br />
A10/E5<br />
A81/E80<br />
Versaille<br />
Chambord<br />
Cheverny<br />
Bouges-le-Château<br />
Limoges<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 57<br />
Toulouse<br />
Orle<br />
A71<br />
Fr
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />
ORANGE<br />
Das südfranzösische Orange im Departement Vaucluse ist mit seinen<br />
30.000 Einwohnern nicht besonders groß, macht aber dennoch viel von<br />
sich reden. Zuallererst wegen des beeindruckenden architektonischen<br />
Erbes: Ein antikes Amphitheater, das viele als das am besten erhaltene<br />
aus römischer Zeit ansehen, und ein restaurierter Triumphbogen lohnen<br />
definitiv einen Besuch. Dann wegen des kulturellen Angebots: Jedes<br />
Jahr findet mit den « Chorégies d’Orange » eines der wichtigsten<br />
französischen Festivals der Oper und der klassischen Musik statt.<br />
Schließlich wegen der Politik: 1995 wurde in dieser Stadt als in einer<br />
der ersten im Land ein Politiker des rechtsextremen Front National<br />
zum Bürgermeister gewählt, was bis heute für landesweite<br />
Schlagzeilen sorgt. Sollte man Orange aus diesem letzten<br />
Grund boykottieren? Sicherlich nicht. Die alten Steine in der<br />
Stadt erinnern daran, dass man immer neugierig bleiben<br />
soll und sich manche Ereignisse im Angesicht einer<br />
Jahrtausende alten Geschichte relativieren.<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
EINE STADT<br />
SPIELT THEATER<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 59
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />
Links und rechts:<br />
Außenfassade des<br />
Amphitheaters<br />
von Orange.<br />
S. 58/59: Bühne und<br />
Zuschauerraum<br />
des Theaters. Seit<br />
2006 wird die<br />
Bühnenwand durch<br />
ein 200 Tonnen<br />
schweres Glasdach<br />
geschützt, das 32<br />
Meter über der<br />
Bühne schwebt. Da<br />
die menschliche<br />
Stimme nur 25<br />
Meter und Gesang<br />
nur 27 Meter hoch<br />
steigen, wird die<br />
Akustik dadurch<br />
nicht beeinträchtigt.<br />
Wenn man sich für Orange interessiert, gerade als<br />
Journalist, wird man um die jüngere Geschichte<br />
der Stadt nicht herumkommen. Selbst wenn man<br />
einen rein touristischen Artikel plant, wird man irgendwann<br />
mit der Frage nach den politischen Verhältnissen konfrontiert,<br />
spätestens in einem der Gespräche vor Ort. Denn seit<br />
1995 ist das Tor zur Provence trotz aller Beschaulichkeit<br />
keine Stadt mehr wie jede andere. In dem Jahr schaffte es<br />
der Front National – wie in Toulon und Marignane bei Marseille<br />
–, mit Jacques Bompard die Kommunalwahlen zu gewinnen<br />
und den Bürgermeister zu stellen. Eine traurige<br />
Premiere im Land der Menschenrechte. Die rechtsextreme<br />
Partei, die über Jahrzehnte von Jean-Marie Le Pen geführt<br />
wurde und an dessen Spitze heute seine Tochter Marine<br />
steht, frohlockte. Der Blick von außen auf Orange veränderte<br />
sich.<br />
Noch verstärkt hat sich dieses fragwürdige Image, als<br />
klar wurde, dass die Wahl kein einmaliger « Unfall » der<br />
Demokratie gewesen war. Denn Jacques Bompard wurde<br />
seitdem zweimal von den Bewohnern von Orange in seinem<br />
Amt bestätigt, 2001 und 2008, und regiert bis heute<br />
die Stadt. Bei den Parlamentswahlen im Juni gelang es ihm<br />
sogar, zusätzlich einen Sitz in der Nationalversammlung<br />
in Paris zu ergattern, wo er den vierten Wahlbezirk des<br />
Departements Vaucluse vertritt. Dies zeigt, wie sehr der<br />
Bürgermeister von vielen Menschen auch jenseits der Stadtgrenzen<br />
geschätzt wird. Zwar hat der Politiker zwischenzeitlich<br />
den Front National offiziell verlassen und seine<br />
eigene Partei gegründet, die Ligue du Sud, doch diese hat<br />
eine nicht weniger rechtspopulistische Partei zum Vorbild,<br />
die italienische Lega Nord.<br />
Viele französische Medien haben deshalb lange Zeit<br />
Orange « boykottiert » bzw. sich primär mit diesen politischen<br />
Aspekten befasst. So wurde die alljährliche Berichterstattung<br />
über das in der Stadt stattfindende Opernfestival<br />
« Chorégies » regelmäßig zum Anlass genommen, sich vor<br />
allem mit der politischen Ausrichtung der Stadt zu beschäftigen.<br />
Erst seit ein paar Jahren verändert sich der mediale<br />
Blick wieder langsam, da man allseits festgestellt hat, dass<br />
die neuen Machthaber das Leben in Orange glücklicherweise<br />
nicht grundlegend verändern konnten.<br />
Wenn es selbstverständlich wichtig ist, die Geschehnisse<br />
seit 1995 im Kopf zu haben und gegen diesen Rechtsruck<br />
zu kämpfen, so darf man auch nicht vergessen, dass Orange<br />
auf eine über zwei Jahrtausende alte Geschichte zurückblickt.<br />
Das einstige Arausio wurde bereits 103 vor Christi<br />
Geburt zum ersten Mal erwähnt. Eine kleine Ewigkeit, in<br />
der die Stadt schon so manche Katastrophe überlebte und<br />
Widerstände überwand. Es wird den aktuellen Bürgermeister<br />
nicht freuen, doch es ist zu vermuten, dass auch seine<br />
Amtszeit irgendwann überwunden ist und Orange wieder<br />
zu einer ganz « normalen » Stadt des Südens wird. Die bis-<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
herigen 17 Jahre von Jacques Bompard werden dann zwar<br />
ein trauriges, aber lächerlich kurzes Intermezzo im Geschichtsbuch<br />
der Stadt sein. Deshalb sollte man auch nicht<br />
zögern, der Kleinstadt einen Besuch abzustatten.<br />
EIN ANTIKES THEATER<br />
IN BESTEM ZUSTAND<br />
Denn mit dem antiken Amphitheater der Römer besitzt<br />
Orange eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Wenn man<br />
sich beim ersten Besuch in der Stadt von seinem Navigationsgerät<br />
zu dem Theater leiten lässt, könnte man sein Ziel<br />
fast verfehlen. Denn anders als etwa in Nîmes, wo die antike<br />
Arena auf einem großen Platz steht, auf den die Straßen<br />
sternförmig zuführen, wirkt die 103 Meter lange und 37<br />
Meter hohe Außenfassade des Amphitheaters entlang der<br />
Rue Madeleine Roch fast wie die gewöhnliche Fassade eines<br />
Häuserblocks, gerade wenn sie im Schatten des grellen<br />
Sonnenlichtes liegt. Erst auf den zweiten Blick realisiert<br />
man, dass diese monumentale, 1,80 Meter dicke Fassade<br />
Teil eines einzigartigen architektonischen Erbes aus römischer<br />
Zeit ist.<br />
Für die Römer waren solche Arenen mehr als nur ein<br />
Ort des Amüsements. Vielmehr versteckte sich hinter ihrem<br />
Bau ein politisches Instrument, konnten die Römer<br />
durch die Theater in ihrem großen Reich doch ihre eigene<br />
Kultur propagieren und gleichzeitig die einheimische Bevölkerung<br />
belustigen, damit diese erst gar nicht auf die Idee<br />
kam zu revoltieren.<br />
Die römische Geschichte von Orange begann 35 vor<br />
Christi Geburt. Legionäre suchten in der Gegend nach<br />
einem geeigneten Platz für den Bau einer Stadt. Selbstverständlich<br />
sollte das Herzstück dieser neuen Siedlung<br />
ein Amphitheater sein. An der Stelle des heutigen Orange<br />
fanden sie einen idealen Standort dafür, den Hügel Saint-<br />
Eutrope. Er würde den Bau der Zuschauertribünen erleichtern.<br />
Man musste nur noch zur Ebene hin die Theaterbühne<br />
errichten und schon war ein Amphitheater fertig. So entwickelte<br />
sich unter Kaiser Augustus die neue Stadt Arausio in<br />
rasanter Geschwindigkeit.<br />
2.000 JAHREN SPÄTER WIRD<br />
DIE BÜHNE NOCH BESPIELT<br />
Was heute besonders beeindruckend ist, wenn man vor<br />
dem Theater steht und die Eintrittskarte für eine Besichtigung<br />
kauft, ist die Tatsache, dass das grandiose Bauwerk<br />
wieder die gleiche Bestimmung hat wie früher und erneut<br />
als Theater fungiert. Unweigerlich fühlt man sich, in Anbetracht<br />
der langen Historie und der monumentalen Ausmaße<br />
des Gebäudes, plötzlich selbst ganz klein und unbedeutend.<br />
Ein Gefühl, das nicht schwächer wird, wenn man auf der<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 61
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />
Oben: Statue vor<br />
dem Amphitheater.<br />
Mitte: Museum über<br />
die Antike. Unten:<br />
Der Triumphbogen<br />
von Orange.<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
anderen Seite des Eingangs das Innere der<br />
Anlage erkundet.<br />
Zwar hinterließen 2.000 Jahre Geschichte<br />
ihre Spuren. Die ursprünglichen<br />
Marmorverzierungen und Mosaike fielen<br />
Plünderungen und Zerstörungen zum<br />
Opfer, so dass das Theater heute sehr viel<br />
schlichter wirkt als zur römischen Zeit.<br />
Dies hat aber nichts an der Großartigkeit<br />
des Bauwerkes geändert, das mit seiner<br />
großen Bühne, der monumentalen Bühnenwand<br />
und den riesigen Zuschauerrängen<br />
fasziniert. Eine 3,55 Meter hohe<br />
Augustus-Statue wirkt von den oberen<br />
Plätzen geradezu winzig, was einem verdeutlicht,<br />
welche Ausmaße diese Arena<br />
besitzt, die früher bis zu 10.000 Zuschauer<br />
fasste.<br />
In Zeiten, in denen viele Menschen<br />
einen Großteil ihrer Freizeit vor dem<br />
Fernseher verbringen, wobei sie die Wahl<br />
zwischen unzähligen Programmen haben,<br />
kann man es sich nur schwer vorstellen,<br />
aber als zu römischer Zeit eine Aufführung<br />
im Amphitheater gegeben wurde,<br />
versuchte die ganze Stadt, einen Platz<br />
dafür zu ergattern. Die Händler schlossen<br />
ihre Läden und jeder machte sich auf dem<br />
Weg zur Arena. Anders als sonst im öffentlichen<br />
Leben durften auch Frauen die<br />
Vorführungen besuchen.<br />
Gezeigt wurden recht unterschiedliche<br />
Spektakel. So gab es Parodien über<br />
das private und politische Leben, Dialoge<br />
zwischen Schauspielern, Tanz- und Gesangsdarbietungen<br />
oder Theaterstücke,<br />
die der italienischen Commedia dell’arte<br />
ähnelten und bei denen die immer gleichen<br />
vier maskierten Figuren auftraten.<br />
EIN THEATER ALS<br />
SPIEGELBILD<br />
DER GESELLSCHAFT<br />
Der Eintritt zu den Spektakeln war<br />
für jedermann kostenlos. Bei der Sitzordnung<br />
gab es aber feste Regeln. Direkt<br />
vor der Bühne nahmen auf Stühlen die<br />
wichtigsten militärischen und zivilen Persönlichkeiten<br />
Platz. Dahinter, getrennt<br />
durch eine kleine Mauer, saßen in den<br />
ersten Zuschauerreihen die Mitglieder<br />
des Reitercorps. Etwas weiter höher waren<br />
Plätze für die Magistraten sowie die<br />
Künstler und Händler, die im Ort eine bedeutende<br />
Rolle spielten, reserviert. Ihnen<br />
folgten die normalen Bürger. Ganz oben,<br />
auf den letzten Plätzen, saßen schließlich<br />
die Randgruppen der Gesellschaft, etwa<br />
Prostituierte, Bettler und Ausländer. Die<br />
Zugänge waren dafür nach einem so ausgeklügelten<br />
System gebaut, dass sich die<br />
einzelnen Gruppen niemals über den Weg<br />
laufen mussten. So spiegelte der Zuschauerraum<br />
perfekt die hierarchischen Strukturen<br />
der römischen Zeit wider.<br />
Um die einstige Atmosphäre heute<br />
besser nachempfinden zu können, besteht<br />
während einer Besichtigung die Möglichkeit,<br />
einen kurzen Film über die damalige<br />
Zeit zu sehen. Dabei erfährt man nicht nur<br />
viel über das Leben im Römischen Reich<br />
und die politische Bedeutung der Amphitheater,<br />
sondern sieht auch die schönsten<br />
Ausschnitte des Festivals « Chorégies »,<br />
das dieser Tage Besucher in die Arena<br />
lockt. Außerdem lässt in weiteren Räumen<br />
das Multimediaspektakel « Les Fantômes<br />
du théâtre » mit optischen Effekten, Videoprojektionen<br />
und Musikausschnitten<br />
Theaterfiguren aus der Antike bis heute<br />
lebendig werden. Kinder und Erwachsene<br />
sind gleichermaßen von dieser Ausstellung<br />
begeistert.<br />
Allerdings sollte man dabei nicht vergessen,<br />
dass das römische Spektakel nicht<br />
immer nur ein Ort der harmlosen Belustigung<br />
war. So wie das Römische Reich<br />
irgendwann seine Blütezeit hinter sich<br />
hatte, veränderte sich auch die Kultur in<br />
den Arenen. Das gesprochene Wort verlor<br />
immer mehr an Bedeutung auf der Bühne<br />
und wurde zunehmend durch grausige<br />
Spektakel ersetzt, bei denen zum Beispiel<br />
zu Tode verurteilte Gefangene vor den<br />
Zuschauern vergewaltigt und ermordet<br />
wurden. Als 391 das Christentum zur offiziellen<br />
Religion im Reich ernannt wurde,<br />
setzte die Kirche dem barbarischen<br />
Treiben alsbald ein Ende und erkämpfte<br />
die Schließung der Theater.<br />
EINE WECHSELVOLLE<br />
GESCHICHTE<br />
MIT HAPPY END<br />
Für das antike Theater von Orange begann<br />
ein langer, zeitweise sehr schmerzhafter<br />
Dornröschenschlaf. 412 wurde die<br />
Stadt von den Westgoten überfallen und<br />
geplündert. Das Dach über der Bühne<br />
fiel dabei einem Brand zum Opfer und<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 63
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence<br />
Oben: Multimediaspektakel « Les Fantômes<br />
du théâtre ». Rechts: Augustus-Statue in<br />
der Bühnenwand des Amphitheaters.<br />
Steine der Zuschauertribüne dienten zum Bau von Särgen.<br />
Weitere Plünderungen folgten. Der Marmor, die Mosaike<br />
und auch die normalen Steine des Theaters wurden für den<br />
Bau anderer, privater oder öffentlicher, Gebäude verwendet.<br />
Während der Religionskriege war Orange ein Zentrum<br />
der Reformation. Blutige Massaker zwischen Katholiken<br />
und Protestanten fanden statt und die Bevölkerung suchte<br />
Schutz in der antiken Arena.<br />
1672 eroberte Ludwig XIV. persönlich Orange. Er<br />
nannte die Bühnenwand des Amphitheaters die « schönste<br />
Mauer des Königreiches ». Dies hinderte die Menschen<br />
aber nicht daran, auf den Zuschauerrängen kleine Häuser<br />
zu errichten, um der Enge der Stadt zu entkommen. Während<br />
der Französischen Revolution mussten die Mauern des<br />
Theaters sogar als Gefängnis herhalten. Es schien so, als ob<br />
das Theater von Orange für immer seine kulturelle Bestimmung<br />
verloren hätte.<br />
Es dauerte bis 1825, bis endlich ein großes Restaurierungsprojekt<br />
angeschoben wurde, initiiert von Prosper<br />
Mérimé, dem damaligen Inspektor für die historischen<br />
Monumente im Land. Ab 1902 fanden dann auch wieder<br />
Aufführungen im Amphitheater statt. Das jährliche Festival<br />
« Chorégies » war geboren. Sarah Bernhardt, eine der<br />
berühmtesten französischen Schauspielerinnen des 19. und<br />
frühen 20. Jahrhunderts, hatte 1903 einen legendären Auftritt<br />
in der Arena. 1971 wurde die Organisationsstruktur<br />
des Festivals professionalisiert. Große Namen zog und zieht<br />
es seitdem nach Orange: Barbara Hendrix, Placido Domingo<br />
oder Roberto Alagna, um nur einige zu nennen. Das antike<br />
Theater von Orange hat den Glanz seiner Anfangsjahre<br />
wiedergefunden.<br />
SYMPATHISCHE ALTSTADT<br />
UND SEHENSWERTER<br />
TRIUMPHBOGEN<br />
Doch das Amphitheater ist nicht die einzige Sehenswürdigkeit<br />
von Orange. Wenn man wieder vor dem Eingang<br />
steht, lohnt sich durchaus ein kleiner Abstecher zu<br />
einem Museum, das gegenüber der Arena liegt. Es zeigt<br />
Überbleibsel aus der antiken Zeit. Einer der Höhepunkte<br />
ist ein Grundbuch aus dem 1. Jahrhundert. Es ist eines der<br />
vollständigsten aus der damaligen Epoche.<br />
Außerdem sollte man einen Spaziergang durch die<br />
sich nördlich dem Theater anschließende Innenstadt zum<br />
Triumphbogen von Orange machen. Unterwegs liegen die<br />
sehenswerte Cathédrale de Nazareth sowie schöne Plätze<br />
wie die Place aux Herbes. Der Triumphbogen selbst ist wiederum<br />
ein weiteres einzigartiges Bauwerk aus gallorömischer<br />
Zeit, gebaut im 1. Jahrhundert nach Christi Geburt.<br />
Der Grund für den Bau ist allerdings ungeklärt. Es ist kein<br />
Triumph bekannt, der hier gefeiert wurde. Wahrscheinlich<br />
sollte der Bogen schlicht Augustus ehren.<br />
Zurzeit wird das Umfeld des Triumphbogens, das<br />
städtebaulich bisher ein Randdasein fristete, komplett neu<br />
gestaltet. Nach Abschluss der Arbeiten dürfte der Platz ein<br />
attraktives Tor zur Kleinstadt werden. Orange bereitet sich<br />
auf das nächste Jahrtausend in seiner Geschichte vor. Bleibt<br />
nur noch zu hoffen, dass der Wind der Erneuerung auch im<br />
Rathaus bald für neue Köpfe sorgt.<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
A71/E11<br />
A6/E15<br />
Genève<br />
et<br />
e<br />
-Port<br />
en<br />
E602/A837<br />
Bordeaux<br />
E5-E70/A63<br />
France<br />
A64/E80<br />
<br />
Aus Deutschland und der Schweiz<br />
erreicht man Orange über die Rhône-<br />
Tal-Autobahn, die man an der Abfahrt<br />
21 verlässt. Aus Österreich ist eine Anreise<br />
entweder über A89/E70 Süddeutschland, die<br />
E5/A10<br />
Schweiz und das Rhône-Tal möglich<br />
A52/E72<br />
Pau<br />
oder via Norditalien und entlang der<br />
Côte d’Azur.<br />
Orange …<br />
… Berlin 1.<strong>42</strong>9 km<br />
… Köln 924 km<br />
… Wien 1.379 km<br />
… Hamburg 1.380 km<br />
… München 938 km<br />
… Zürich 625 km<br />
A65Der nächste Flughafen ist in Avignon. Er<br />
wird aus dem deutschsprachigen Raum<br />
allerdings nicht angeflogen. Auch Air<br />
France hat die Stadt inzwischen aus<br />
ihrem Flugplan gestrichen. Der nächste<br />
Flughafen, den man aus Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz entweder<br />
direkt oder mit Umsteigen erreicht, ist<br />
Marseille.<br />
Angoulême<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />
Limoges<br />
Der neue TGV von Frankfurt a.M. über<br />
Karls ruhe und Baden-Baden nach Marseille<br />
hält in Avignon. Von dort verkehren<br />
A89/E70<br />
Nahverkehrszüge nach Orange. A75/E11<br />
www.ville-orange.fr Aurillac<br />
www.theatre-antique.com<br />
Office de Tourisme<br />
5, cours Aristide Briand<br />
84100 Orange<br />
Telefon: +33 (0)4 90 34 70 88<br />
Théâtre Antique et Musée d’Orange<br />
Rue Madeleine Roch<br />
84100 Orange<br />
Telefon: +33 (0)4 90 51 17 60<br />
Öffnungszeiten:<br />
Toulouse Sommer 9.00 – 19.00 Uhr,<br />
Winter 9.30 – 16.30 Uhr<br />
Eintrittspreise:<br />
Bézier<br />
9,00 A81/E80 Euro, ermäßigt 7,00 Euro,<br />
Narbonne<br />
Kinder Carcassonne bis 7 Jahre kostenlos<br />
Limoux<br />
LESETIPPS FÜR AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />
France Perpignan<br />
Andorra<br />
Santons: Krippenfiguren aus der Provence<br />
Zu Besuch bei Freunden in der Provence entdeckte<br />
ich letztes Jahr die Santons de Provence. Es war<br />
den kleinsten Botschaftern der Provence.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />
Weihnachten und die kleinen Tonfiguren<br />
strahlten mich aus einer liebevoll<br />
Viaduc de Garabit<br />
Spanien<br />
gestalteten Krippe an. Als ich erfuhr, dass<br />
es sich um eine typisch provenzalische<br />
Tradition handelte, wollte ich mehr über<br />
die sympathischen Tonfiguren in Erfahrung<br />
bringen und machte mich auf die Reise zu<br />
Avignon: Ein Tag in der Stadt der Päpste<br />
Wo die Durance in die Rhône mündet und sich<br />
drei Departements treffen, liegt Avignon. Der<br />
monumentale Palast der Päpste erinnert<br />
an die glorreiche Vergangenheit<br />
der Stadt, die bis heute für viele ein<br />
Sehnsuchtsziel geblieben ist. Ein<br />
Rundgang durch die Altstadt einer<br />
lebendigen provenzalischen Stadt.<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A9/E15<br />
AP7/E15<br />
A75/E11<br />
Lodève<br />
A72/E70<br />
Nîmes<br />
A9/E15<br />
Montpellier<br />
Lyon<br />
St. Etienne<br />
A7/E15<br />
Orange<br />
Avignon<br />
A<strong>42</strong><br />
Valence<br />
A49/E713<br />
Arles A7/E15<br />
A54/E805<br />
Aix-en-<br />
Provence<br />
A55<br />
Apt<br />
Marseille<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />
Collioure<br />
Dentelles Port-Vendres de Montmirail: Mit dem Mountainbike<br />
Banyuls-sur-Mer<br />
durch Cerbèredas kleine Gebirge<br />
In der Provence zieht nicht nur der Mont Ventoux<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />
Mountainbikefahrer an, auch die<br />
Dentelles de Montmirail, ein Höhenzug<br />
im Norden des Departements Vaucluse,<br />
unweit des legendären Berges, sind<br />
ein beliebtes Ziel für leidenschaftliche<br />
Zweiradfans. Ein schweißtreibender<br />
Selbstversuch.<br />
Grignan: Im Land der schönen Briefe: eine Reise<br />
nach Grignan<br />
Auf einem Hügel thronend und mit einem<br />
Lavendelfeld zu Füßen, könnte Grignans<br />
Anmutung nicht provenzalischer sein,<br />
obwohl das Dorf noch im Departement<br />
Drôme liegt. Grignan verheißt die<br />
Verlockungen des Südens. Doch<br />
Grignan ist noch mehr als eine perfekte<br />
Postkartenidylle. Der Ort ist bekannt für<br />
einen berühmt gewordenen Schriftwechsel zwischen einer Mutter<br />
und ihrer Tochter, heute ein Meisterwerk der französischen Literatur.<br />
Annecy<br />
A41/E712<br />
Chamébry<br />
A51/E712<br />
Grenoble<br />
A51/E7<br />
A51/E712<br />
A8/E8<br />
A52<br />
A50<br />
Toulon<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 65
Cognac<br />
Von betrunkenen Spinnen und<br />
verdächtig schwarzen Fassaden<br />
UNTERWEGS IN FRANKREICH Cognac<br />
Mit Cognac werden gerne Lederclubsessel vor einem<br />
knisternden Kaminfeuer assoziiert, in denen man es<br />
sich gemütlich macht, um mit Freunden zu diskutieren,<br />
während man eine Zigarre raucht. Cognac hat für<br />
viele etwas Dekadentes. Doch anders als das Getränk<br />
liefert die Kleinstadt Cognac, die im Westen Frankreichs<br />
zwischen Poitiers und Bordeaux liegt, auf den<br />
ersten Blick kein besonders luxuriöses Bild ab. Vielmehr<br />
wirkt sie wie eine typische Provinzstadt mit knapp<br />
20.000 Einwohnern. Doch von diesem Eindruck sollte<br />
man sich nicht in die Irre führen lassen. Hinter einigen<br />
der dunklen Fassaden verbergen sich wertvolle Schätze.<br />
Umso schwarzer die Fassade, desto größer sogar<br />
die Schätze. Dies ist eines der Geheimnisse, das man<br />
bei einem Besuch vor Ort erfahren kann.<br />
Als ich mich dem kleinen Cognac nähere,<br />
erschleicht mich ein gewisses<br />
Déjà-vu-Gefühl. Den Grund dafür<br />
kann ich mir nicht wirklich erklären, schließlich<br />
war ich noch nie hier. Vielleicht liegt es<br />
an den Fassaden der Häuser und den Steinen,<br />
aus denen sie erbaut sind. Sie erinnern mich<br />
an andere Städte in der Umgebung, etwa Poitiers,<br />
Saintes, Angoulême oder Bordeaux. Aus<br />
dem als tuffeau bezeichneten weißen Kalkstein<br />
wurden schließlich viele Orte der Region<br />
errichtet. Vielleicht ist es aber auch die<br />
Lage an einem Fluss, die dieses Gefühl hervorruft.<br />
Denn wie viele andere Städte verdankt<br />
auch Cognac seine Entwicklung dem<br />
Handel, der wiederum mit der Existenz eines<br />
Flusses in Zusammenhang steht. Im Falle von<br />
Cognac die Charente.<br />
Als ich vom Norden kommend die Brücke<br />
zum Zentrum überquere, breitet sich<br />
vor mir die Silhouette der Altstadt mit dem<br />
königlichen Schloss und seiner mächtigen<br />
Architektur aus. Ich parke mein Auto auf<br />
einem der Parkplätze direkt an den Ufern<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
und beginne meine Stadterkundung. Da ich<br />
es ursprünglich gar nicht vorhatte, einen<br />
Abstecher nach Cognac zu unternehmen,<br />
wird es ein spontanes Abenteuer werden.<br />
Ganz bewusst entscheide ich mich gegen<br />
das Herunterladen eines Stadtplanes auf<br />
mein iPhone oder einen Besuch im örtliche<br />
Tourismusbüro, das ausgeschildert ist.<br />
Nein, ich will mich einfach treiben lassen,<br />
ich will schauen, wie Cognac ohne jegliches<br />
Vorwissen auf mich wirkt. Schließlich ist<br />
die Kommune klein genug, um nicht verloren<br />
zu gehen.<br />
Zunächst fallen mir zwei massive runde<br />
Türme auf, das mittelalterliche Eingangsportal<br />
zur Altstadt. Als ich zwischen ihnen<br />
hindurchgehe, lese ich auf einem Schild,<br />
dass sie in den Jahren 1499 und 1500 erbaut<br />
wurden und heute eines der letzten<br />
Überbleibsel der Stadtbefestigung darstellen.<br />
Etwas weiter dahinter erhebt sich<br />
ein weiterer Turm (Tour du Comte Jean),<br />
der die mittelalterliche Atmosphäre in den<br />
kopfsteingepflasterten Gassen noch verstärkt.<br />
An seinem Fuße steht ein Brunnen<br />
mit dem Namen « Fontaine François 1er ».<br />
Schließlich wurde der berühmte König am<br />
12. September 1494 im Schloss, zu dem der<br />
Turm gehört, geboren.<br />
Als ich vor dem Brunnen ein wenig<br />
verweile, komme ich mit einer Frau, die<br />
gerade ihren Hund auszuführen scheint, ins<br />
Gespräch. « Wissen Sie, dass Franz I. nicht<br />
der einzige berühmte Sohn der Stadt ist? »,<br />
fragt sie mich. « Auch Jean Monnet, der<br />
neben seinem Landsmann Robert Schuman<br />
als einer der Väter des vereinigten Europas<br />
gilt, erblickte bei uns in Cognac das Licht<br />
der Welt. 1888 in der Rue Neuve des Remparts.<br />
Er war Zeit seines Lebens stets seiner<br />
Heimatstadt verbunden », erklärt sie mir<br />
sogleich. Dann erfahre ich, dass der Politiker,<br />
der immerhin zwei Weltkriege erlebte,<br />
gesagt haben soll, dass « die Einwohner von<br />
Cognac nicht nationalistisch waren in einer<br />
Epoche, als Frankreich es war ».<br />
Wir unterhalten uns weiter und gehen<br />
dabei langsam voran. Die Frau erzählt mir,<br />
dass die Stadt schon vor dem Cognac dem<br />
Handel sehr zugeneigt gewesen sei. Waren,<br />
insbesondere Wein und Salz, hätte man mit<br />
Holzschiffen über den Fluss transportiert,<br />
angetrieben von Segeln oder mit Hilfe von<br />
ziehenden Menschen und Tieren an den<br />
In den Kellern von Baron Otard. Unten links: Die Spinnweben lassen die sonst<br />
gewohnte kunstvolle Ordnung vermissen. Unten rechts: Die ältesten Flaschen<br />
sind so mit Staub bedeckt, dass man sie kaum noch erkennt.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 67
UNTERWEGS IN FRANKREICH Cognac<br />
Ufern. Am<br />
Ende des 19.<br />
Jahrhunderts wären einiger dieser Schiffe bis<br />
zu 30 Meter lang gewesen. Güter von rund<br />
sechs Millionen Tonnen, was dem Volumen<br />
von 150.000 Lkws entspräche, wären auf diese<br />
Weise von Cognac aus verschifft worden.<br />
Als wir schließlich vor ihrer Haustür ankommen,<br />
erklärt sich mir noch, dass viele Kellergewölbe<br />
in der Stadt miteinander verbunden<br />
seien. Die Unterwelt von Cognac sei wie ein<br />
durchlöcherter Käse und ein wahrhaftiges Labyrinth.<br />
Wir verabschieden uns voneinander,<br />
nicht allerdings ohne dass sie mir einen letzten<br />
Tipp mit auf den Weg gibt: « Sie müssen sich<br />
unbedingt die Rue Grande anschauen ».<br />
Natürlich folge ich ihrem Rat und schlendere<br />
zu der Straße. An der Ecke der Rue<br />
Grande mit der Rue Magdeleine fällt mir ein<br />
ungewöhnliches Haus auf. Ein kleines Schild<br />
informiert, dass es sich um die Maison de la<br />
Lieutenance handelt, die am Ende des 15.<br />
Jahrhunderts gebaut wurde. Originell ist vor<br />
allem die Architektur: Während das Erdgeschoss<br />
aus massivem Stein errichtet ist, wurden<br />
die Fassaden der ersten und zweiten Etage aus<br />
Fachwerk gebaut, allerdings ebenfalls in unterschiedlichen<br />
Stilen. Ich erfreue mich an dem<br />
Anblick dieses unorthodoxen Gebäudes und<br />
sage mir, dass wir heute bei der Gestaltung von<br />
Fassaden durchaus etwas Fantasievoller sein<br />
könnten.<br />
Ein paar Schritte weiter in Richtung der<br />
schönen Place François Ier lockt mich der<br />
Duft aus einer Crêperie mit dem Namen<br />
« L’Olympia » an. Ich kann der Versuchung<br />
nicht widerstehen und kehre in dieses Restaurant<br />
ein, das man eigentlich eher in der Bretagne<br />
denn in Cognac erwarten würde. Die Atmosphäre<br />
ist sehr gesellig. Die Chefin erzählt<br />
mir, dass sie aus der Normandie stamme. Nach<br />
einem kleinen Gespräch über die Normandie<br />
und Cognac sagt sie mir, dass ich im Anschluss<br />
unbedingt das Musée des Arts du Cognac<br />
besuchen müsse. Als ich ihr erkläre, dass ich<br />
heute eigentlich nicht in Stimmung für einen<br />
Museumsbesuch bin, will sie mir nicht meinen<br />
Crêpe mit Butter und Zucker servieren. Ich<br />
muss ihr erst versprechen, dass ich ihrem Rat<br />
folgen werde. « Sie werden sehen, das Museum<br />
ist genial », versucht sie ihren scherzhaften Erpressungsversuch<br />
zu rechtfertigen.<br />
Wohl gestärkt, mache ich mich also auf<br />
den Weg zum Museum. Und in der Tat, das<br />
Museum, das von der Geschichte des Cognacs<br />
und seiner Entwicklung erzählt, überrascht<br />
mich positiv. Es ist in einem modernen Gebäude<br />
untergebracht. Das Ausstellungskonzept ist<br />
ansprechend und interaktiv. Man kann Sachen<br />
anfassen, riechen, vergleichen. Ein wenig wie<br />
sonst in Technikmuseen. So erfahre ich beispielsweise,<br />
dass man mit der Zunge nur salzig,<br />
süß, bitter und sauer schmecken kann. Andere<br />
Aromen entwickeln sich erst im Gaumen. Außerdem<br />
wird erklärt, das man den Alkohol, der<br />
beim Alterungsprozess des Cognacs aus den<br />
Fässern verdunstet, la part des anges (dt. Anteil<br />
der Engel) nennt. Spannend sind zudem die<br />
Erläuterungen zum Cognac hors d’age. Dazu<br />
zählen Cognacs, die beispielsweise während<br />
des Zweiten Weltkrieges produziert wurden<br />
und die man heute erst trinkt, aber genauso<br />
solche, die heute hergestellt werden, um sie in<br />
den 2050- oder 2060-Jahren zu trinken. Kurzum,<br />
der Museumsbesuch hat sich gelohnt.<br />
Ein Rätsel muss ich aber noch auflösen:<br />
Warum sind manche Fassaden in Cognac<br />
so schwarz? Man könnte glauben, sie sind<br />
schwarz vor Ruß. Doch in Cognac hat die<br />
schwarze Farbe nichts mit Luftverschmutzung<br />
zu tun. Ein Cognac-Produzent, den ich am<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Eingang zum Schloss treffe, klärt mich auf:<br />
« Die schwarze Farbe wird durch einen Pilz<br />
namens Torula compniacensis verursacht. Er<br />
entwickelt sich durch die Verdunstung von Alkohol.<br />
Ist eine Fassade also besonders schwarz,<br />
kann man davon ausgehen, dass Fässer mit<br />
Cognac nicht weit sind. Dieses Phänomen nutzen<br />
die Behörden lange Zeit, um illegale Lager<br />
aufzuspüren. » Zum Schluss gibt er mir noch<br />
den Tipp, das Geburtsschloss von Franz I. und<br />
die sich dort befindlichen Kellergewölbe der<br />
Marke Baron Otard von innen zu besichtigen.<br />
« Achten Sie auf die Spinnenweben im Keller »,<br />
fordert er mich auf. « Sie werden verstehen, was<br />
ich mit Verdunstung meine. »<br />
Ich nehme also an einer Schlossführung<br />
teil. Nachdem uns zunächst viel über die Vergangenheit<br />
des Schlosses erzählt wird, führt<br />
der Guide unsere Gruppe in die Kellergewölbe.<br />
Ich kann es kaum erwarten, endlich nach<br />
den Spinnweben Ausschau zu halten. Wir gelangen<br />
über eine Holztreppe in einen kunstvoll<br />
beleuchteten Raum, der beinahe etwas Religiöses<br />
hat, wie eine Krypta. Die vielen Fässer,<br />
die zum Teil blau illuminiert sind, sorgen für<br />
eine festliche Atmosphäre. Was jedoch wie ein<br />
Keller aussieht, ist in Wirklichkeit die Etage<br />
unter dem Hochparterre. Wir sind also nicht<br />
wirklich tief unter der Erde, selbst wenn man<br />
es glauben könnte. Dies hatte für den Transport<br />
der Fässer früher einen großen Vorteil.<br />
Durch eine Öffnung zur Straße hin konnten<br />
die Fässer direkt nach draußen gereicht werden,<br />
von wo aus man sie zum Fluss rollte, wo<br />
Schiffe den Abtransport sicherstellten.<br />
Die Konditionen für die Reifung des Cognacs<br />
sind in diesen Gewölben ideal, wie der<br />
Baron Otard einst persönlich herausfand. Die<br />
zwei bis drei Meter dicken Mauern des Schlosses<br />
sorgen für eine konstante Luftfeuchtigkeit<br />
von 90 Prozent und eine ganzjährige Temperatur<br />
von um die 15 Grad.<br />
Zwischen den Fässern, im Licht der indirekten<br />
Beleuchtung, erblicke ich schließlich<br />
die Spinnweben. Aber kann man noch von<br />
Spinnweben sprechen? Während man sonst<br />
gewöhnt ist, dass Spinnen ihre Spinnweben<br />
wie kleine Kunstwerke weben, sehen sie hier<br />
wie völlig planlose Gebilde aus. Alle Fäden<br />
sind kreuz und quer durcheinander. Als ob die<br />
Spinnen verrückt geworden sind.<br />
Die Erklärung dafür kommt von unserem<br />
Führer. Sie hängt wieder mit dem « Anteil<br />
der Engel » zusammen. Da die Spinnen<br />
Tag und Nacht den Alkoholverdunstungen<br />
ausgesetzt sind, befindet sie sich vermutlich<br />
– wissenschaftlich ist es noch nicht untersucht<br />
worden – in einem Dauerrausch. Betrunken ist<br />
es nicht mehr so einfach, vernünftige Spinnweben<br />
anzufertigen. Das können wir Menschen<br />
gut nachvollziehen. Aber auch wenn die<br />
Spinnen betrunken sind, steht es außer Frage,<br />
sie aus dem Gewölbekeller zu entfernen. Ihre<br />
Arbeit sorgt nämlich dafür, dass sich ein Käfer<br />
nicht zu sehr ausbreitet, der Eichenholz liebt<br />
und eine Gefahr für die Eichenfässer darstellt.<br />
Bei unserer Besichtigungstour kommen wir<br />
anschließend noch an einer ganz besonders<br />
wertvollen Stelle des Kellers vorbei, die chais<br />
paradis (dt. paradiesische Lager) genannt wird.<br />
Hier werden die ältesten Schätze des Hauses<br />
gelagert, einige Cognac-Flaschen stammen<br />
sogar aus dem Jahr 1820. Zum Teil sind die<br />
Körbe mit den Flaschen derart mit Staub<br />
überdeckt, dass man die Flaschen kaum noch<br />
erkennt. Mich beschleicht ein ehrfürchtiges<br />
Gefühl, wenn ich diesen Cognac sehe, der<br />
soviel älter ist als ich selbst. Was die Flaschen<br />
wohl alles erlebt haben?<br />
Die Kleinstadt Cognac ist wirklich ein erstaunlicher<br />
Ort. Schwarze Fassaden, die nicht<br />
vom Ruß dunkel geworden sind, Spinnen, die<br />
betrunken sind und trotzdem ihrer wertvollen<br />
Arbeit nachgehen, und Schätze<br />
von großem Wert, die sich unter der<br />
Erde verstecken. Wer würde das<br />
vermuten, wenn er sich diesem<br />
unscheinbaren Ort zum ersten<br />
Mal nähert. Voller neuer Eindrücke<br />
kehre ich zu meinem<br />
Auto zurück, glücklich diese<br />
Kleinstadt endlich kennengelernt<br />
zu haben. Sollte ich mal<br />
in einem Ledersessel vor einem<br />
Kamin mit einem Glas Cognac<br />
in der Hand sitzen, werde ich<br />
sicherlich an diese kurzweiligen<br />
Stunden in den Gassen<br />
von Cognac denken.<br />
Unten: Die Tour du<br />
Comte Jean. Linke<br />
Seite oben: Das Schloss<br />
von Cognac. Linke<br />
Seite unten: Die Maison<br />
de la Lieutenance.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 69
Quimper<br />
UNTERWEGS IN FRANKREICH Cognac<br />
<br />
Aus Deutschland und Österreich erreicht<br />
man Cognac über Paris und<br />
die Autobahn A 10 von Paris nach Bordeaux.<br />
Man verlässt die Autobahn in der<br />
Höhe von Saintes, von wo aus die N141<br />
nach Cognac führt. Aus der Schweiz<br />
ist es unter Umständen güns tiger,<br />
Frankreich in der Mitte von Ost nach<br />
West zu durchqueren (zum Teil über<br />
Landstraßen) oder über Lyon, Clermont-<br />
Ferrand und Limoges an zu reisen.<br />
Cognac …<br />
… Berlin 1.555 km<br />
… Köln 988 km<br />
… Wien 1.760 km<br />
… Hamburg 1.400 km<br />
… München 1.330 km<br />
… Zürich 890 km<br />
Die nächsten Flughäfen sind in Bordeaux,<br />
La Rochelle, Limoges und<br />
Poitiers, die allesamt nicht aus<br />
dem deutschsprachigen Raum<br />
angeflogen werden. Air France bietet<br />
aus Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz Umsteigeverbindungen via<br />
Paris und Lyon nach Bordeaux sowie<br />
via Lyon nach Limoges und Portiers an.<br />
N164<br />
D768<br />
N24<br />
N165/E60<br />
Lorient<br />
Vannes<br />
reichs Westen gibt es nicht. Cognac<br />
ist aber an das Regionalbahnnetz<br />
N165/E60<br />
Quiberon der französischen Eisenbahn angeschlossen.<br />
Von Paris La Baule aus erreicht man<br />
Cognac mit Umsteigen St. in Nazaire Niort und<br />
Saintes bzw. Angoulême. Nantes<br />
<br />
www.tourism-cognac.com<br />
<br />
Office de Tourisme<br />
16, rue du 14 Juillet<br />
16100 Cognac<br />
Telefon: +33 (0)5 45 82 10 71<br />
Crêperie L’Olympia<br />
34, rue du Canton<br />
16100 Cognac<br />
Telefon: +33 (0)5 45 32 01 72<br />
Musée des arts du cognac<br />
Les Remparts<br />
Place de la Salle Verte<br />
16100 Cognac<br />
Telefon: +33 (0)5 45 36 21 10<br />
www.musees-cognac.fr<br />
Eintrittspreis: 4,80 Euro<br />
N12/E50<br />
Rennes<br />
A83<br />
Montalivet<br />
16100 Cognac<br />
Telefon: +33 (0)5 45 36 88 86<br />
Angers<br />
www.baronotard.com<br />
A11/E60<br />
Ausschließlich geführte<br />
A83<br />
Besichtigungstouren<br />
A86/E60<br />
Eintrittspreise: A87<br />
9,00 Cholet Euro, ermäßigt 4,00 Euro,<br />
Kinder bis 12 Jahre kostenlos<br />
La Rochelle<br />
E602/A837<br />
E5/A10<br />
Niort<br />
A11/E501<br />
Cognac<br />
Alençon<br />
E5/A10<br />
Le Mans<br />
A28/E502<br />
A10/E5<br />
Tours<br />
Poitiers<br />
Angoulême<br />
A89/E70<br />
A11/E50<br />
A10/E<br />
Limoge<br />
Direkte Zugverbindungen aus dem<br />
deutsch sprachigen Raum in Frank-<br />
Cognac Baron Otard<br />
Château de Cognac<br />
Le Porge<br />
Cap-Ferret<br />
Bordeaux<br />
A52/E72<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30<br />
La Rochefoucauld: Eine<br />
Familiensaga<br />
Das im De parte ment<br />
Charentes<br />
gelegene<br />
Château de<br />
la Rochefoucauld<br />
zählt<br />
nicht zu den<br />
berühmtesten<br />
Schlössern<br />
Frankreichs und steht eher im Schatten der<br />
bekannten Anwesen entlang der Loire oder<br />
der Dordogne. Dabei kann es durchaus<br />
eine Einzigartigkeit aufweisen: Seit seiner<br />
Errichtung im Jahre 980 ist es im Besitz ein<br />
und derselben Familie, der Rochefoucauld,<br />
die es bis heute bewohnt.<br />
LESETIPPS FÜR AUS FLÜGE IN DIE UMGEBUNG<br />
E5-E70/A63<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38 Mimizan<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />
Marais Poitevin: Die<br />
grünen Kanäle des Marais<br />
Poitevin<br />
Eine der<br />
beein-<br />
Hossegor<br />
druckend sten<br />
Biarritz Bayonne<br />
Hendaye Land schaften<br />
A64/E80<br />
riesigen grünen Sumpfgebiet Pamplona westlich der<br />
Stadt Niort fungieren Kanäle als Straßen<br />
France<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
Frank reichs<br />
Donostia-<br />
Pau<br />
S. Sebastian ist der Marais<br />
Poite vin.<br />
Saint-Jean-Pied-de-Port<br />
In diesem<br />
Spanien<br />
Klöster: Abteien, die sogar<br />
Kinder A65 begeistern<br />
Kann der Besuch von alten<br />
von Poitiers und Niort beweisen es.<br />
Klöstern aus<br />
dem Mittelalter<br />
ein spannender<br />
Ausflug für die<br />
ganze Familie<br />
sein? Ja! Drei<br />
Abteien in<br />
der Nähe<br />
Außerdem lockt die Hauptstadt der Region<br />
und gibt es Boote anstatt Autos. Selbst das Poitou-Charentes mit einem Besuch. Ein<br />
präziseste GPS-System schafft es nicht, den Erlebnisbericht.<br />
Weg zu weisen. Mehr als anderswo kommt<br />
es einem im Marais Poitevin so vor, als wäre<br />
die Zeit stehen geblieben.<br />
And<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 90.<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
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Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 71
FRANKREICH HEUTE Interview<br />
Michel Chevalet<br />
DER MANN, DER DEN FRANZOSEN DIE WISSENSCHAFT ERKLÄRT<br />
Es ist unmöglich, mit Michel Chevalet durch<br />
Frankreichs Straßen zu spazieren, ohne dass<br />
sich jeder nach ihm umdreht. 40 Jahre lange<br />
leitete der bei Jung und Alt beliebte heute<br />
73-Jährige die Wissenschaftsredaktion beim<br />
größten französischen Fernsehsender TF1. Er<br />
erklärte den Fernsehzuschauern über viele<br />
Jahre auf verständliche Weise hochkomplexe<br />
wissenschaftliche Vorgänge wie die nukleare<br />
Kernfusion, den Start einer Rakete oder die<br />
Kunst der Wettervorhersage. Seine einleitenden<br />
Worte « Comment ça marche ? » (dt.<br />
« Wie funktioniert das? ») sind legendär. Bis<br />
heute begeistert sich der « französische Ranga<br />
Yogeshwar » für die Wissenschaft und moderiert<br />
eine Sendung auf dem französischen<br />
Spartenkanal i>TELE. Wir haben ihn getroffen,<br />
als er live von der Cité de l’Espace in Toulouse<br />
die Marslandung des Roboterfahrzeugs « Curiosity<br />
» für den Sender kommentierte. Eine Gelegenheit,<br />
mit ihm über das Verhältnis der<br />
Franzosen zu Technik und Wissenschaft zu<br />
sprechen.<br />
Bonjour Michel Chevalet. Sie sind in Frankreich<br />
wahrscheinlich derjenige, der am meisten<br />
wissenschaftliche Themen einem breiten<br />
Massenpublikum nahegebracht hat. Dank Ihrer<br />
Fernsehsendungen wurden zahlreiche Franzosen<br />
neugierig auf die Wissenschaft, manche entdeckten<br />
so sogar ihre berufliche Bestimmung. Um Ihre legendäre<br />
Frage aufzunehmen: Die Franzosen und<br />
die Wissenschaft, wie funktioniert das?<br />
(lacht) Über Jahre musste ich die schwierigsten<br />
wissenschaftlichen Fragen beantworten.<br />
Aber ich gebe zu, diese Frage ist vielleicht sogar<br />
die schwerste. Durch meine Berufserfahrung bin<br />
ich mir heute sicher, dass die Franzosen der Wissenschaft<br />
gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen<br />
sind. Die Franzosen haben Lust darauf,<br />
wissenschaftliche Vorgänge zu verstehen. Sie<br />
wollen Neues erfahren, mögen es zu experimentieren.<br />
Doch es gibt einen nicht zu verleugnenden<br />
Widerspruch: Wenn Sie Franzosen danach<br />
befragen, ob sie sich Wissenschaftssendungen<br />
im Fernsehen wünschen, wird dies fast durchweg<br />
bejaht. Wenn Sie aber solche Sendungen ins<br />
Programm nehmen, werden Sie feststellen, dass<br />
Sie damit weniger Zuschauer erreichen als mit<br />
einer simplen US-amerikanischen Serie. Es gibt<br />
eine Diskrepanz zwischen den Bekundungen<br />
der Menschen und dem wirklichen Verhalten.<br />
Ich musste das während meiner Karriere<br />
beim Fernsehen oft beobachten und ich war<br />
nicht der einzige. Einmal wurde aus diesem<br />
Grund von einem meiner Chefs ein Projekt für<br />
eine Wissenschaftssendung abgelehnt. Er führte<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Theoretisch interessiert<br />
man sich für<br />
die Wissenschaft,<br />
will man Dinge verstehen.<br />
Doch wenn<br />
es darum geht, sich<br />
konkret für etwas zu<br />
begeistern, kommen<br />
schnell die alten Gewohnheiten<br />
hoch.<br />
genau dieses Argument an und erklärte mir, dass<br />
die von mir geplante Sendung, die ohnehin erst<br />
später am Abend ausgestrahlt werden könnte,<br />
da ein solches Programm<br />
zur Primetime<br />
um 20.30 Uhr<br />
undenkbar gewesen<br />
wäre, viel kosten,<br />
aber maximal einen<br />
Zu schau eranteil<br />
von zehn Prozent<br />
erzielen würde. Die<br />
alte Serie « Inspektor<br />
Columbo » würde<br />
den Sender dagegen<br />
nur einen Bruchteil<br />
kosten, aber leicht<br />
einen Marktanteil von 30 Prozent erreichen.<br />
Was soll man einem solchen Argument entgegensetzen?<br />
Bedeutet dies nach Ihrer Ansicht, dass die<br />
Franzosen zwar der Technik und Wissenschaft<br />
gegenüber aufgeschlossen sind, es aber an der richtigen<br />
Motivation fehlt, wenn sich dieses Interesse<br />
konkretisieren soll?<br />
Das ist genau richtig! Es bleibt zu oft beim<br />
Symbolhaften. Theoretisch interessiert man sich<br />
für die Wissenschaft, will man Dinge verstehen.<br />
Doch wenn es darum geht, sich konkret für<br />
etwas zu begeistern, kommen schnell die alten<br />
Gewohnheiten hoch. Es siegen die üblichen<br />
Reflexe.<br />
Das könnte man als eine gewisse intellektuelle<br />
Faulheit interpretieren...<br />
Leider ist seit<br />
Jahrhunderten alles<br />
in der Gesellschaft<br />
so eingerichtet, dass<br />
die Wissenschaft als<br />
eine fremde, schwer<br />
verständliche,<br />
undurchsichtige<br />
Welt erscheint.<br />
Sicherlich. Aber ich glaube, man sollte es<br />
den Menschen nicht zu sehr vorwerfen. Leider<br />
ist seit Jahrhunderten<br />
alles in der<br />
Gesellschaft so eingerichtet,<br />
dass die<br />
Wissenschaft als<br />
eine fremde, schwer<br />
verständliche, undurchsichtige<br />
Welt<br />
erscheint; als eine<br />
Welt, die nur wenigen<br />
Spezialisten<br />
offen steht. So ist<br />
es normal, dass sich<br />
die Menschen nicht unbedingt trauen, in dieses<br />
Universum vorzustoßen.<br />
Deshalb ist es so wichtig, dass die Medien<br />
die Leute genau darin unterstützen. Sie müssen<br />
die Menschen ermutigen. Dem Normalbürger<br />
muss das Gefühl gegeben werden, dass auch<br />
er wissenschaftliche Vorgänge verstehen kann,<br />
dass die Wissenschaft gar nicht so kompliziert<br />
ist, wie es immer heißt. Glauben Sie mir, in<br />
meiner ganzen Karriere habe ich stets versucht,<br />
wissenschaftliche Themen auf einem verständlichen<br />
Niveau zu erklären. Es ist möglich! Die<br />
Franzosen sind weder geistig faul noch wissenschaftlichen<br />
Themen gegenüber ablehnend.<br />
Ganz im Gegenteil, sie sind neugierig. Man<br />
muss ihnen nur helfen.<br />
Was sind denn darüber hinaus die Hemmnisse<br />
für ein stärkeres Interesse an der Wissenschaft?<br />
Die sind vielfältig. Es fängt an beim nationalen<br />
Bildungssystem. Ich habe mein Abitur<br />
an einem technischen Gymnasium gemacht<br />
und anschließend<br />
ein Ingenieurstudium<br />
absolviert.<br />
Doch damals war<br />
das nicht unbedingt<br />
hoch angesehen.<br />
Viele Eltern fanden,<br />
dass ein technisches<br />
oder wissenschaftliches<br />
Fach für ihre<br />
Kinder nicht gut<br />
genug war.<br />
Wenn ein junger<br />
Mensch erklärt, dass<br />
er ein technisches<br />
Fachabitur machen<br />
will, wird er noch<br />
immer skeptisch<br />
angeschaut.<br />
Das Pro blem ist, dass sich diese Ein stel lung<br />
bis heu te nur we nig ge än dert hat. Wenn ein<br />
jun ger Mensch er klärt, dass er ein tech ni sches<br />
Fach a bi tur mach en will, wird er noch immer<br />
skeptisch angeschaut. Was für ein Blödsinn!<br />
Dabei hat er damit die besten Chancen, nach<br />
seiner Ausbildung einen Arbeitsplatz zu finden.<br />
Doch so ist das in diesem Land. Die technischen<br />
und wissenschaftlichen Berufe werden<br />
nicht ausreichend wertgeschätzt.<br />
Dabei sind wissenschaftliche Zweige in das<br />
Bildungssystem integriert und es gibt entsprechende<br />
Kaderschmieden im Land...<br />
Auf dem Papier stimmt das. Aber wie sieht<br />
die Realität aus? Nehmen wir erneut die Schulausbildung.<br />
Einverstanden, es gibt technische<br />
Gymnasien. Ich weiß das sehr gut, da ich selbst<br />
an solchen unterrichtet habe. Doch was bringt<br />
man den Schülern dort bei? Wie man einen elektrischen<br />
Schaltkreis zeichnet oder ein Türschloss<br />
baut? Alles sehr interessant, aber unzureichend.<br />
Man muss die Leidenschaft für die Wissenschaft<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 73
FRANKREICH HEUTE Interview<br />
Mich beunruhigt<br />
aber, dass in einem<br />
Land wie Frankreich,<br />
dem die Bewahrung<br />
des kulturellen<br />
Erbes heilig ist, das<br />
industrielle Erbe so<br />
wenig erhalten wird.<br />
und Technik wecken. Doch den Schulen fehlt es<br />
an Vermittlern, die die Wissenschaft popularisieren.<br />
Dabei wäre das möglich. Nehmen Sie<br />
jemanden wie Georges Charpak, Nobelpreisträger<br />
der Physik. Er entwickelte ein Bildungskonzept<br />
zum Unterrichten in Schulklassen.<br />
Vom Kindergarten an sind die Kinder danach<br />
aufgefordert, ihre Umgebung zu beobachten,<br />
etwa Tiere oder was bei einem Fieberthermometer<br />
passiert. Es geht bei seinem Ansatz darum,<br />
schon von klein auf neugierig zu machen.<br />
Warum kann die nationale Schulbehörde nicht<br />
solche Ansätze verfolgen anstatt bei dem immer<br />
gleichen Programm zu bleiben?<br />
Was die Eliteuniversitäten betrifft, so gibt<br />
es diese natürlich. Aber wie viele davon sind<br />
neben der Ecole<br />
Polytechnique wirklich<br />
wissen schaftlich<br />
ausgerichtet?<br />
Nehmen wir ein<br />
Beispiel, bei dem ich<br />
mich gut auskenne:<br />
die Intendanten<br />
der französischen<br />
Fernsehsender. Die<br />
meis ten, die ich<br />
während meiner<br />
Karriere getroffen<br />
habe, stammten in der Tat von den sogenannten<br />
Eliteuniversitäten, aber von der Ecole Nationale<br />
d’Administration (ENA) oder der Ecole de<br />
Scienes Politiques (Sciences Po’). Kein Wunder<br />
also, dass sie sich für wissenschaftliche Themen<br />
nicht wirklich interessierten und ich mich mit<br />
meinen Wissenschaftssendungen irgendwo zwischen<br />
Sport und Boulevard wiederfand.<br />
Dabei sind die Franzosen doch sehr stolz auf<br />
ihre technischen Ikonen, etwa das Kreuzfahrtschiff<br />
« Le France », die Concorde oder Minitel. Wie passt<br />
das zusammen?<br />
(lacht) Sie werden sicherlich selbst zugeben,<br />
dass diese Beispiele schon ein paar Jahre<br />
auf dem Buckel haben. Außerdem eignen sich<br />
die Franzosen manchmal Spitzenleistungen an<br />
und machen daraus ein nationales Symbol, wie<br />
die Concorde beispielsweise, die sie gar nicht<br />
alleine entwickelt haben. Aber natürlich ist es<br />
gut, wenn die Menschen stolz auf technische<br />
Entwicklungen sind.<br />
Mich beunruhigt aber, dass in einem Land<br />
wie Frankreich, dem die Bewahrung des kulturellen<br />
Erbes heilig ist, das industrielle Erbe so<br />
wenig erhalten wird. Nehmen Sie zum Beispiel<br />
die Ile Seguin inmitten der Seine im Pariser<br />
Großraum. Ein ganz wichtiges Kapitel in der<br />
Industriegeschichte des Landes spielte sich<br />
auf dieser Insel ab, wo Renault seine Fabriken<br />
hatte und Louis Renault sogar sein Privathaus.<br />
Heute, wo der Autokonzern längst woanders<br />
produziert, wird die Insel dem Schicksal der<br />
Immobilienentwickler überlassen.<br />
In den USA hätte man an einem derart geschichtsträchtigen<br />
Ort einen Attraktionspark<br />
zu Ehren von Renault errichtet. Man hätte<br />
alles ganz groß aufgezogen und inszeniert. In<br />
Frankreich wurde dagegen alles dem Boden<br />
gleich gemacht. Nichts erinnert auf der Insel<br />
mehr an früher. Es gibt noch nicht einmal<br />
ein kleines Museum auf dieser symbolträchtigen<br />
Insel. Ich habe in meinem Alter genug<br />
Abstand und Erfahrung, um leider sagen zu<br />
können, dass Frankreich sein industrielles Erbe<br />
langsam verschwinden lässt.<br />
Dabei spreche ich gar nicht einmal von der<br />
Gegenwart und der Deindustrialisierung des<br />
Landes. Stellen Sie sich vor, es würde mal wieder<br />
einen militärischen Konflikt geben. Heute<br />
müsste das Land angesichts der Schließung<br />
oder Verlagerung vieler Industrien seine Granaten<br />
in China oder Indien kaufen. Was für ein<br />
Symbol, oder?<br />
Sie zeichnen aber ein sehr düsteres Bild...<br />
Ja und nein. In der Wissenschaft muss man<br />
den Mut haben, die Dinge beim Namen zu<br />
nennen. Man darf keine Angst vor der Realität<br />
haben. Nur so kommt man voran. Wenn ich<br />
auch sehr kritisch gegenüber dem Bildungssystem<br />
im Land bin und skeptisch betrachte, wie<br />
wenig die Wissenschaft und die Technik den<br />
Menschen allgemein nahegebracht werden, so<br />
kann ich mich doch an einigen kleinen Initiativen<br />
sehr erfreuen.<br />
Während ich mich beispielsweise für das<br />
Luft- und Raumfahrtmuseum in Le Bourget,<br />
das vom Militär betrieben wird, wegen seiner<br />
fehlenden Dramaturgie schäme, begeistert<br />
mich die Cité de l’Espace in Toulouse sehr.<br />
Hier spürt man sofort, dass die Köpfe hinter<br />
der Einrichtung ein Konzept voller Leidenschaft<br />
umgesetzt haben. Hier wird Wissenschaft<br />
lebendig. Es ist der Beweis, dass<br />
Wissenschaft und Kurzweiligkeit kein Widerspruch<br />
sein müssen.<br />
Michel Chevalet, vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
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FRANKREICH HEUTE Kriminalität<br />
Angst über der Stadt<br />
Marseille versinkt in einem Strudel der Gewalt<br />
Marseille galt noch nie als eine der sichersten Städte<br />
Frankreichs. Doch die Entwicklung der letzten Monate<br />
erschreckt sogar die an Kriminalität gewohnten Einwohner<br />
der Hafenstadt. Soll Marseille nicht endgültig Bandenkriegen<br />
und dem Drogenhandel ausgeliefert sein, müssen endlich<br />
echte Veränderungen her.<br />
Es ist die Geschichte von zwei Ereignissen, die auf den<br />
ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Eines<br />
basiert auf Fiktion, das andere ist bittere Realität. Am 2.<br />
Juli erzielte der Klassiker « Angst über der Stadt » aus dem<br />
Jahre 1975 von Henri Verneuil mit Jean-Paul Belmondo und<br />
Charles Denner einen Zuschauerrekord auf Arte und bewies<br />
damit, dass die Franzosen es manchmal lieben, sich Angst zu<br />
machen. In dem Thriller geht es um einen Serienmörder, der<br />
Paris in Atem hält und erzittern lässt.<br />
Nur knapp vier Wochen später, am 29. Juli, ereignete<br />
sich in Marseille ein Vorfall, der leider nichts Fiktives hat<br />
und zum Filmtitel « Angst über der Stadt » perfekt passt. An<br />
diesem Tag wurde ein junger Mann im Alter von 25 Jahren<br />
in einem Marseiller Stadtviertel am helllichten Tag mit einer<br />
Kalaschnikow erschossen. Ein Mord, der in der heutigen<br />
Zeit in einer Großstadt leider einmal passieren kann? Wohl<br />
kaum, denn es war bereits der 16. Mord seit Beginn des<br />
Jahres. Eine solche Häufung ist kein Normalfall mehr. Die<br />
Angst macht sich breit in Frankreichs zweitgrößter Stadt.<br />
Natürlich gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen<br />
dem Film und der Realität in der Hafenstadt. Belmondo<br />
jagte einst nach einem Serienkiller. In Marseille hält dagegen<br />
kein einzelner Täter die Stadt in Atem. Vielmehr geht<br />
es um Bandenkriege, Drogenhandel und die Nebenwirkungen,<br />
die davon ausgehen. Die Angst, die die Bewohner verspüren,<br />
unterscheidet sich aber nicht wesentlich.<br />
Kriminalität ist nichts Neues in Marseille. Bereits seit<br />
Jahren, gar Jahrzehnten, plagt sich die Hafenmetropole<br />
damit herum. Schon oft haben die Bewohner Alarm geschlagen.<br />
Doch angesichts der aktuellen wirtschaftlichen<br />
Situation und einer immer bedrückender werdenden Arbeitslosigkeit<br />
explodiert die Kriminalität geradezu. In manchen<br />
Vierteln bilden Armut und Gewalt eine unheilvolle<br />
Symbiose.<br />
Eine Reportage auf France 2, einem der großen französischen<br />
Fernsehsender, zeigte kürzlich, wie erschreckend die<br />
Verhältnisse inzwischen sind. Man konnte sehen, wie ein<br />
junger, gerade erst verurteilter Straftäter stolz darauf war,<br />
nun eine Fußfessel tragen zu müssen, da sie ihn gegenüber<br />
seinen Kumpels als Held auszeichnet. Die Fußfessel als Trophäe?<br />
Man würde sich wünschen, es wäre nur ein Spielfilm.<br />
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sich viele Politiker,<br />
Polizisten und Sozialarbeiter, aber auch die ganz normalen<br />
Bewohner fragen, wie sich die Stadt überhaupt noch<br />
befrieden lässt. Wie kann man es schaffen, die meist jugendlichen<br />
Täter wieder auf den richtigen Weg zu bringen?<br />
Wie soll man ihnen Werte wie Respekt und Gewaltfreiheit<br />
nahebringen, die für ein friedliches Zusammenleben unerlässlich<br />
sind? Wie konnte es überhaupt so weit kommen?<br />
Marseille befindet sich seit Jahren in einem Teufelskreis.<br />
Der Hafen, der früher der wirtschaftliche Motor der Stadt<br />
war, läuft nicht mehr rund, wenn er nicht gleich tagelang<br />
durch die sich ständig wiederholenden und inzwischen alle<br />
nur noch nervenden Streiks der Hafenarbeiter lahmgelegt<br />
ist. Die Industrie hat – auch wegen mangelnder Infrastruktur<br />
– die Stadt in Scharen verlassen, um sich im Speckgürtel,<br />
insbesondere rund um den Etang de Berre, anzusiedeln.<br />
Gleichzeitig hat der öffentliche Personenverkehr mit dieser<br />
Entwicklung nicht Schritt gehalten, so dass Bewohner ohne<br />
Auto dort kaum einen Job finden können. Ohnehin leben<br />
viele, die Geld haben, lieber in einem der schicken Orte in<br />
der Umgebung als im gefährlichen Marseille.<br />
Einige statistische Zahlen sprechen für sich: Während<br />
die Arbeitslosigkeit landesweit zurzeit knapp zehn Prozent<br />
beträgt, sind es in Marseille 17,3 Prozent. Außerdem ist<br />
Marseille die französische Großstadt mit der größten Armut:<br />
31 Prozent der Haushalte müssen im Monat mit weniger<br />
als 954 Euro auskommen. In ganz Frankreich sind dies<br />
nur 13,5 Prozent, also weniger als die Hälfte.<br />
Dies alles trägt dazu bei, dass der Anteil der Bevölkerung,<br />
der sich von der Gesellschaft und dem Wohlstand<br />
ausgeschlossen fühlt, immer größer wird. Dieses Phänomen<br />
gibt es auch in anderen Städten. Aber anders als etwa in<br />
Paris, wo sich die sozialen Brennpunkte bisher auf einige<br />
Vororte konzentrieren, liegen Armut und Wohlstand in<br />
Marseille oftmals enger zusammen. Die Kriminalität aus<br />
den berüchtigten Trabantenstädten im Norden der Stadt hat<br />
sich längst bis ins Zentrum ausgedehnt. So muss man bei-<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
spielsweise sogar am Tag in einer belebten Innenstadtstraße<br />
inzwischen befürchten, dass einem jemand den Schmuck<br />
vom Hals reißt. Eine Tat, die zurzeit sehr in Mode gekommen<br />
ist und bei der manche Opfer bereits bedrohlich verletzt<br />
wurden.<br />
Außerdem ist die Kriminalität längst professionell organisiert,<br />
schließlich geht es um einen lukrativen « Geschäftszweig<br />
». Man schätzt, dass ein junger Straftäter zwischen<br />
5.000 und 8.000 Euro pro Tag verdienen kann. Die extremsten<br />
Schattenseiten lassen sich regelmäßig als Schlagzeilen<br />
in den Tageszeitungen nachlesen. In den letzten vier<br />
Jahren wurden rund 50 Morde begangen, die jeweils mehr<br />
oder weniger Menschen betrafen, die im Drogengeschäft<br />
tätig waren. Heute geben selbst die Verantwortlichen zu,<br />
dass es in Marseille rechtsfreie Viertel gibt, in die sich selbst<br />
die Polizei nicht mehr traut.<br />
Die Lage ist so verfahren, dass Anfang September die<br />
sozialistische Senatorin und Bürgermeisterin eines Marseiller<br />
Arrondissements, Samia Ghali, ihren Unmut lautstark<br />
zum Ausdruck brachte und öffentlich forderte, die Armee in<br />
den nördlichen Trabentenstädten einrücken zu lassen, damit<br />
die öffentliche Ordnung wiederhergestellt würde. Nur so<br />
könnte man ihrer Meinung nach die Drogenbanden endlich<br />
entmachten. Es war ein Hilfeschrei, der bei den Menschen<br />
ankam. Eine wenige Tage später durchgeführte repräsentative<br />
Umfrage ergab, dass 58 Prozent der Franzosen diesen<br />
Vorschlag unterstützten. Dabei gab es das eigentlich noch<br />
nie, dass in der Fünften Republik die Armee eingesetzt werden<br />
sollte, um gesellschaftliche Probleme zu lösen.<br />
Zwölf Minister der Regierung trafen sich daraufhin mit<br />
dem Premierminister Jean-Marc Ayrault. Zusammen wollte<br />
man nach geeigneten Maßnahmen suchen. Das war erneut<br />
eine Premiere, denn noch nie trafen sich auf nationaler Ebene<br />
so viele Minister, um sich mit den Sorgen von nur einer<br />
einzigen Stadt zu befassen. Beides zeigt, welche Dimension<br />
die Lage in der Hafenstadt inzwischen angenommen hat<br />
und wie dringend es wird, endlich einen Wandel einzuleiten.<br />
« Marseille ist in seinem Kern getroffen und in seinem<br />
Image beschädigt. Die Situation ist unerträglich für die<br />
Marseiller und nicht tolerabel für unser Land, so dass es<br />
einer generellen Mobilisierung bedarf », verkündete der<br />
Innenminister Manuel Valls anschließend. Ähnliches sagte<br />
auch die Justizministerin Christine Taubira: « Wir werden<br />
nicht kapitulieren. Das muss sich in den Köpfen festsetzen.<br />
Der Staat wird Marseille nicht aufgeben, der Staat ist zurück<br />
in der Stadt. »<br />
Die ersten Sofortmaßnahmen hören sich zum Teil recht<br />
klassisch an: So sollen die Polizei und Gendarmerie personell<br />
verstärkt werden. 205 neue Polizisten werden außerdem<br />
kurzfristig vor Ort geschickt. Darüber hinaus sollen neue<br />
Strategien im Kampf gegen die Drogen verfolgt werden.<br />
Neu sind die Ausrufung einer Sicherheitszone für die nördlichen<br />
Vororte, die Ernennung eines zusätzlichen Polizeipräfekten<br />
zur besseren Koordination der Polizeiarbeit sowie<br />
ein Ausbau der Kleinkinderbetreuung an den Schulen.<br />
Außerdem hat der Premierminister versprochen, dass<br />
die Stadt und ihr Umland eine neue administrative Struktur<br />
erhalten sollen. Es soll eine echte Metropolregion entstehen,<br />
ein Wunsch, der seit Jahren von vielen Einheimischen und<br />
Abgeordneten geäußert wird. In der Tat könnte ein solches<br />
Projekt langfristig die Situation entschärfen. Denn während<br />
die meisten Großstädte im Land längst mit den Kommunen<br />
im Speckgürtel an einem Strang ziehen, kocht in Marseille<br />
und Umgebung jeder sein eigenes Süppchen.<br />
Zwar hat der aktuelle Bürgermeister Jean-Claude<br />
Godin von der konservativen UMP unter dem Namen<br />
« Marseille Provence Métropole » eine stadtübergreifende<br />
Zusammenarbeit ins Leben gerufen, doch im Gegensatz zu<br />
den Metropolregionen der anderen Großstädte verbindet<br />
diese nur 18 Nachbarkommunen mit Marseille, zudem<br />
überwiegend solche, die noch ärmer sind als die Hafenstadt<br />
selbst. Auf diese Weise ist es nicht möglich, Marseille<br />
und seiner Region die ausgewogene Entwicklung zu<br />
ermöglichen, die es verdient hätte.<br />
Viele Menschen und Unternehmen aus den reicheren<br />
Vororten profitieren von den Vorzügen der Großstadt, etwa<br />
im kulturellen, sportlichen oder medizinischen Bereich,<br />
ohne dass die Stadt aber eine Gegenleistung in Form von<br />
Steuereinnahmen erhält, Geld, womit sie die eigenen<br />
Probleme angehen könnte. Für die Politiker steht deshalb<br />
fest, dass nur eine engere Zusammenarbeit ein weiteres<br />
finanzielles Ausbluten stoppen und die Isolierung einiger<br />
Problemviertel auflösen kann.<br />
Doch um eine solche Metropole zu schaffen, braucht<br />
es Partner, die hinter diesem Projekt stehen. Die meisten<br />
wohlhabenden Kommunen im Speckgürtel haben aber alles<br />
andere im Sinn, als sich mit dem großen armen Bruder zu<br />
vereinen. Manche Lokalpolitiker fordern deshalb, noch<br />
weiter zu gehen und gleich eine Metropolregion zu gründen,<br />
die bis nach La Ciotat, Martigues und Aix-en-Provence<br />
reicht. Dabei waren die Verantwortlichen von Martigues<br />
und Aix-en-Provence in der Vergangenheit noch nicht<br />
einmal dazu bereit, beim öffentlichen Nahverkehr mit<br />
Marseille gemeinsame Sache zu machen. Es ist kaum zu<br />
vermuten, dass sie kooperationswilliger werden, wenn sie<br />
jetzt sogar ihre Stadtkasse öffnen sollen.<br />
Allerdings könnte die Regierung in Paris einen solchen<br />
Schritt erzwingen, indem das Parlament ein entsprechendes<br />
Gesetz erlässt. Gleiches hat Charles de Gaulle 1966 getan,<br />
um die Metropolregionen von Lyon, Lille, Bordeaux und<br />
Straßburg gegen Widerstände durchzusetzen. Heute würde<br />
in den Städten niemand mehr die Uhren zurückdrehen<br />
wollen.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass sich die gescheitesten Köpfe<br />
in der Region endlich zusammensetzen und man einen<br />
gemeinsamen Weg aus der Krise findet. Schließlich ist es<br />
kein Geheimnis, dass man gemeinsam stärker ist als alleine.<br />
Denn Marseille braucht einen echten Wandel, will man<br />
verhindern, dass die Stadt endgültig in einen infernalen<br />
Strudel aus Kriminalität und Gewalt abrutscht. Die<br />
Hafenstadt hätte es mehr als verdient.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 77
FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />
libérez les menhirs!<br />
An der bretonischen Südküste bilden fast 4.000<br />
Menhire bei Carnac eine der bedeutendsten<br />
megalithischen Stätten der Welt. Eine<br />
Sehenswürdigkeit, die Besucher von überall<br />
her anzieht, was eine Herausforderung für das<br />
kleine Dorf und seine Bewohner ist, gerade in<br />
den stark besuchten Sommermonaten. Was die<br />
meisten Besucher aber nicht ahnen: Um die<br />
Menhire herrscht seit mehr als 20 Jahren ein<br />
erbitterter Streit zwischen dem Staat als Eigentümer<br />
und den Einheimischen, die seit jeher mit den<br />
Hinkelsteinen leben und dem Staat vorwerfen,<br />
dem Ort seine ursprüngliche Aura genommen<br />
zu haben.<br />
Ein Volk ist wie ein Mensch. Wenn er<br />
verschwunden ist, bleibt nichts vom<br />
« ihm zurück, es sei denn, er hat darauf<br />
geachtet, eine Spur zu hinterlassen. » Worte,<br />
die Elie Faure, ein simpler Arzt, aber auch<br />
genialer Autor des 1919 in Frankreich erschienen<br />
Nachschlagewerks « Histoire de<br />
l’art » (dt. « Geschichte der Kunst »), einst notierte.<br />
Vielleicht hatten unsere Vorfahren im<br />
Pays d’Armor, der heutigen Bretagne, ähnliche<br />
Gedanken, als sie sich vor einer Ewigkeit<br />
die Mühe machten, Hinkelsteine in gradlinigen<br />
Steinreihen aufzustellen. Ihnen verdanken<br />
wir es jedenfalls, dass wir heute mit den<br />
Steinreihen von Menec, Kermario, Kerlescan<br />
und Petit Menec eine einzigartige sagenumwobene<br />
Sehenswürdigkeit in der Nähe von<br />
Carnac bewundern dürfen.<br />
Emotionslos erheben sich fast 4.000<br />
Granitsteine aus den Halmen einer wilden<br />
Wiese. Aufgestellt in Reih und Glied von<br />
jungsteinzeitlichen Völkern zwischen 5.000<br />
und 2.000 Jahren vor Christi Geburt. Monolithen,<br />
massiv und kalt und dennoch voller<br />
Anmut, errichtet zur gleichen Zeit, als in<br />
Ägypten die Pyramiden in die Höhe wuchsen.<br />
Dazwischen, nicht zu vergessen, einige<br />
Dolmen. Monumente wie kleine Bauwerke,<br />
nicht weniger mystisch, bestehend aus Hinkelsteinen,<br />
auf denen ein großer Steinblock<br />
liegt, dessen Gewicht Dutzende von Tonnen<br />
wiegen kann und wie ein Dach aussieht.<br />
Soweit eine kurze Beschreibung der Örtlichkeit.<br />
Doch wenn wir dieses Mal über die<br />
Menhire von Carnac sprechen, dann ist es<br />
nicht unter einem touristischen Aspekt. Vielmehr<br />
geht es um einen in der Öffentlichkeit<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
wenig bekannten Streit, der über dem majestätischen<br />
Ort wie ein böser Geist schwebt. Ein<br />
Streit, in dem der französische Staat und die<br />
einheimische Bevölkerung die Hauptrollen<br />
einnehmen und den nichtsahnenden Touristen<br />
die Nebenrolle zugeordnet wird. Ein Streit,<br />
der schon mehr als 20 Jahre andauert und bis<br />
heute die Gemüter nicht zur Ruhe kommen<br />
lässt.<br />
Wir sind uns dabei bewusst, dass man mit<br />
diesem Thema vermintes Territorium betritt.<br />
Selbst als Obelix, der bekanntlich eine große<br />
Liebe zu Hinkelsteinen pflegte, und Asterix<br />
verkleidete Demonstranten konnten mit ihrem<br />
Humor bei einer Manifestation 2007 nicht<br />
wirklich zur Entschärfung des Konfliktes<br />
beitragen. Versuchen wir also zu verstehen,<br />
was die Hintergründe für diesen Streit sind,<br />
den manche vielleicht für typisch bretonisch<br />
halten.<br />
Ein Satz kann wahrscheinlich das ganze<br />
Problem bestens auf den Punkt bringen. Er<br />
stammt aus dem Munde des einstigen Bürgermeisters<br />
von Carnac, Senators und Innenministers<br />
Christian Bonnet in den 1970er-Jahren,<br />
als die Menhire langsam anfingen, unter dem<br />
Dickicht der Natur zu verschwinden. « Es wird<br />
Zeit, dass die Hinkelsteine endlich Geld einbringen<br />
», ließ der Politiker damals<br />
verlauten.<br />
In Folge investierte der Staat,<br />
dem der Großteil der Flächen gehört,<br />
sieben Jahre lang in die Wiederherrichtung<br />
der Steinreihen.<br />
Dabei beging er in den Augen der<br />
Einheimischen den ersten großen<br />
Fehler, da er bei den Arbeiten nicht<br />
das notwendige Feingefühl an den<br />
Tag legte, das für einen derart<br />
historischen Ort geboten gewesen<br />
wäre. Traktoren und Motorsensen kamen<br />
genauso zum Einsatz wie Herbizide, die<br />
damals als Allheilmittel galten. Zurück blieben<br />
viel kahle Erde und das Gefühl, dem Staat<br />
fehle es an Sensibilität.<br />
Doch die wirkliche Eskalation der Situation<br />
folgte in den 1990er-Jahren. Ohne jegliche<br />
Konsultation mussten die Einheimischen mit<br />
ansehen, wie plötzlich Zäune um die Steinreihen<br />
gesetzt wurden. Zäune, die damals<br />
1,60 Meter hoch waren und eine Gesamtlänge<br />
von zehn Kilometern aufwiesen. Konnten<br />
die Menschen der Region und Besucher über<br />
Jahrzehnte und Jahrhunderte Tag und Nacht<br />
zwischen den Menhiren frei umherwandern,<br />
waren die sonderbaren Hinkelsteine auf<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 79
FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />
einmal abgesperrt – als stünden sie auf dem<br />
Privatgrundstück eines Eigentümers, der seine<br />
Schätze nicht teilen wollte. Der Zugang<br />
unterlag ab sofort festen Regeln und kostete<br />
Geld. Die Einheimischen fühlten sich « ihrer »<br />
Dolmen und Menhire beraubt.<br />
Offiziell hieß es dazu, dass der Staat den<br />
Ort durch diese Maßnahme vor einer zu hohen<br />
touristischen Nutzung schützen wolle, die<br />
nach Meinung einiger Experten die Steinreihen<br />
gefährden könnte. Positiver Nebeneffekt:<br />
Durch die Erhebung eines Eintrittsgeldes<br />
– damals 25 Francs, was rund 3,80 Euro<br />
entspricht – wurden die Zeugnisse aus vorgeschichtlicher<br />
Zeit endlich zu einem Geldbringer,<br />
so, wie es sich der Bürgermeister und<br />
Senator gewünscht hatte.<br />
In einer solchen Situation gedeihen natürlich<br />
Gerüchte. Einige Bewohner des Dorfes<br />
befürchteten das Schlimmste, als der damalige<br />
Kulturminister Jack Lang in Paris verkündete,<br />
ein Projekt « Grand Carnac » ins Leben rufen<br />
zu wollen. Drohte eine Art Menhirland, ein<br />
Disneyland der Hinkelsteine? Die Pläne führten<br />
zur Gründung einer Vereinigung mit dem<br />
provokanten Namen « Menhirs libres » (dt.<br />
« freie Menhire »). An deren Spitze stand das<br />
Ehepaar Mary, das ganz besonders von den<br />
staatlichen Plänen betroffen war. Denn beide<br />
besitzen ein typisches Bauernhaus (La Petite<br />
Métairie) an den Hinkelsteinfeldern, wo sie<br />
Crêpes verkaufen und welches nun vom Staat<br />
enteignet werden sollte. Übrigens nicht als<br />
einziges Anwesen.<br />
Die Vereinigung machte die Einheimischen<br />
stark. Schon bald konnten sie einen ersten Erfolg<br />
für sich verbuchen. So erzwangen die Bewohner,<br />
dass die Zäune um die Hälfte niedriger<br />
gemacht wurden. Zwar blieben die Menhire<br />
eingesperrt, aber wenigstens konnte man nun<br />
vom Rand wieder einen ungestörten Blick auf<br />
die Steinfelder werfen und Fotos machen, ohne<br />
dafür auf Bäume klettern zu müssen.<br />
Als der Druck immer größer wurde, ließ<br />
der Staat 1996 ein Referendum durchführen.<br />
Das Ergebnis war mehr als eindeutig: 87 Prozent<br />
der befragten Bevölkerung sprach sich<br />
gegen die staatlichen Ausbaupläne für die Sehenswürdigkeit<br />
aus. Doch der Staat ließ sich<br />
dadurch nicht beeindrucken und plante weiter<br />
wie zuvor. Dabei hat er jedoch die Dickköpfigkeit<br />
der Bretonen unterschätzt. 250 von Enteignungen<br />
bedrohte Einheimische, darunter<br />
zahlreiche Landwirte, zogen vors Gericht.<br />
Unterm Strich ist es wahrscheinlich kaum<br />
noch möglich zu sagen, wer Recht hat und<br />
wer im Unrecht ist. Dass die Steinreihen von<br />
Carnac eines gewissen Schutzes bedürfen,<br />
bestreiten selbst die Einheimischen nicht.<br />
Sie scheinen sich auch mit einer gewissen<br />
Kommerzialisierung arrangiert zu haben und<br />
akzeptierten den Bau einer Maison des Mégalithes,<br />
welche als Informationszentrum für die<br />
Besucher fungiert, mit ihren Souvenirangeboten<br />
aber primär kommerzielle Interessen verfolgt<br />
– im Gegensatz zum echten Musée des<br />
Mégalithes, das sich seit jeher im Dorf Carnac<br />
befindet. Nicht vergessen ist jedoch, mit welcher<br />
Ignoranz der Staat gegenüber der lokalen<br />
Bevölkerung und deren Bedürfnissen aufgetreten<br />
ist und zum Teil immer noch auftritt.<br />
Der Streit hat die Fronten so verhärtet,<br />
dass selbst pragmatische Änderungen kaum<br />
mehr Chancen auf eine Realisierung haben.<br />
Ein gutes Beispiel, wie verfahren die Lage<br />
inzwischen ist, stellt die aktuelle Situation an<br />
den eingezäunten Steinfeldern dar. Eine schmale<br />
Landstraße, die D196, verbindet die einzelnen<br />
Felder miteinander. Über sie schieben<br />
sich nicht nur Autos, sondern auch zahlreiche<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Besucher. Gerade im Sommer kommt es immer<br />
wieder zu gefährlichen Situationen. Die<br />
Straße ist kurvig und schmal. Ein entsprechender<br />
Fußweg fehlt.<br />
Doch die Besucher haben keine andere<br />
Wahl. Wollen sie die Menhire sehen und dafür<br />
nicht an einer sechs Euro teuren Führung<br />
zu einer festgelegten Zeit teilnehmen, müssen<br />
sie diese Straße nehmen. Was machen<br />
also die meisten Besucher, viele darunter<br />
mit Kindern? Sie laufen auf einem sich im<br />
erbärmlichen Zustand befindenden Straßenrand,<br />
an dem die Autos vorbeirasen. Wer sich<br />
diesen Gefahren nicht aussetzen will und wer<br />
vor allem die Hinkelsteine in Ruhe und vom<br />
Nahen genießen möchte, dem bleibt nur die<br />
kostenpflichtige Führung. Wie meinte doch<br />
Christian Bonnet? Die Menhire müssten<br />
endlich Geld einbringen.<br />
Der Staat ist sich durchaus bewusst, wie<br />
gefährlich sich die Verkehrssituation darstellt.<br />
Er ist sogar bereit, für Abhilfe zu sorgen<br />
und die Straße zu verbreitern und so auch<br />
zusätzlichen Platz für Fußgänger zu schaffen.<br />
Doch um dies umzusetzen, müsste er Land<br />
ankaufen... oder enteignen. Beides trifft bei<br />
den Einheimischen nach all den Jahren des<br />
Kampfes auf wenig Gegenliebe. Und so geht<br />
er weiter, der Streit um die Menhire.<br />
Am 28. Juli fand in der Crêperie « La Petite<br />
Métairie », die zum symbolischen Ort des<br />
Widerstandes geworden ist, eine fest-noz statt,<br />
ein Fest nach bretonischer Tradition. Freunde<br />
und Mitglieder von « Menhirs libres » trafen<br />
sich zu Crêpes und Cidre, sangen bretonische<br />
Lieder und tanzten. Alle waren fröhlich und<br />
entspannt. Es bleibt zu hoffen, dass man dies<br />
eines Tages auch endlich wieder vom Verhältnis<br />
zwischen dem Staat und den Menschen vor<br />
Ort sagen kann.<br />
Menhire ohne Zäune<br />
Wer die Menhire ohne Führung und trotzdem ohne Zäune sehen will, hat dazu<br />
die Chance östlich des Dorfes Kerlescan jenseits der D186. Ein Wanderweg<br />
führt zum Steinfeld « Petit Ménec ». An ihm stehen Hinkelsteine ohne<br />
Zugangsbeschränkungen. Ein Paradies für alle Besucher und Fotografen, die den<br />
Monolithen einmal ganz nahe kommen möchten. Eine gute Wanderkarte der<br />
Region ist für die Orientierung jedoch vorteilhaft.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 81
ART DE VIVRE Wein<br />
Clairette de Die<br />
Der Schaumwein für glückliche Menschen<br />
Die Winzer im Drôme-Tal stellen<br />
mit der Clairette de Die ein<br />
ganz besonderes Produkt her.<br />
Die Clairette de Die ist ein<br />
Schaumwein, der mit seinem<br />
perlenden Charakter und von<br />
der Farbe her an Champagner<br />
erinnert. Der Geschmack und<br />
die Herstellungsmethode<br />
unterscheiden sich dagegen<br />
vollkommen von dem edlen<br />
Tropfen aus der Champagne.<br />
Entstanden ist die Clairette de<br />
Die, zumindest der Legende<br />
nach, aus Zufall. Nicht zufällig<br />
ist jedoch, dass sich der Schaumwein<br />
überall großer Beliebtheit<br />
erfreut und den Franzosen ans<br />
Herz gewachsen ist.<br />
Wenn man mit Franzosen über die Clairette de Die spricht,<br />
weckt man meist zahlreiche Erinnerungen. Schnell kommen<br />
dann wieder Bilder hoch, die sie mit dem Schaumwein in<br />
Verbindung bringen. Da es sich um ein Getränk handelt, das man eher<br />
bei angenehmen Anlässen verkostet, sind es meist schöne Erinnerungen.<br />
Die Clairette de Die ist – wie etwa auch die Madeleine – eines dieser<br />
mythischen kulinarischen Erzeugnisse des Landes, zu denen die Franzosen<br />
ein ganz spezielles Verhältnis pflegen und die ihnen ganz besonders<br />
am Herzen liegen.<br />
Die Clairette de Die ist mit sieben bis neun Prozent nicht sehr stark<br />
alkoholhaltig und schmeckt sanft und süßlich. Wenn man den Geschmack<br />
genauer beschreiben müsste, würde man sicherlich sagen, dass<br />
der Schaumwein nach Rosen und exotischen Früchten schmeckt. Auch<br />
eine Note weißer Blumen wie Jasmin lässt sich erkennen. Es ist ein Geschmack,<br />
den viele Franzosen mit einem Besuch bei ihren Großeltern<br />
in Verbindung bringen, die immer eine Flasche im Kühlschrank bereithielten,<br />
sollte mal jemand auf einen Besuch vorbeischauen. Man kann<br />
die Clairette de Die am Ende einer Mahlzeit genießen, zum Beispiel<br />
als Begleiter zu einem Dessert, oder auch am Nachmittag zu einem<br />
Stück Kuchen.<br />
Doch trotz dieser vielseitigen Einsatzmöglichkeiten ist der<br />
Schaumwein mitnichten ein charakterloses, gar fades Getränk. Wie<br />
könnte er es auch sein, wenn man sieht, wie aufwendig der Herstellungsprozess<br />
ist. Die Produktionsmethoden sind einzigartig und seit<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Generationen überliefert. Die Clairette de Die ist ein Unikat mit<br />
Tradition, das sich trotzdem der Moderne nicht verschlossen hat.<br />
Am Anfang der Geschichte des Schaumweines stand ein Zufall<br />
und nicht der menschliche Erfindungsreichtum. Die Clairette de<br />
Die ist streng genommen aus einem Vergessen heraus geboren worden.<br />
Zumindest sagt dies die Legende, die den Schaumwein bis heute<br />
umrankt und die bildlich im Weinkeller der örtlichen Kooperative<br />
dargestellt ist. Demnach soll ein Bauer vor sehr langer Zeit einen<br />
Krug mit dem Saft von Weintrauben in einem kalten Gebirgsbach<br />
über Winter vergessen haben. Als er den Krug im Frühling wiederentdeckte<br />
und den Inhalt kostete, war er erstaunt über den Geschmack,<br />
der sich von allem bisher Gekannten unterschied und auf<br />
ganz eigene Weise prickelte. Er erzählte seinen Freunden von seiner<br />
Entdeckung und alsbald stellten auch andere Winzer und Bauern<br />
ihre Krüge in das kalte Wasser des Gebirgsbaches. Die Clairette de<br />
Die war geboren.<br />
Einen weiteren Hinweis zur Geschichte des Schaumweines gibt<br />
Plinius der Ältere, ein römischer Gelehrter. Im Jahre 70 nach Christi<br />
Geburt interessierte er sich in seinem Werk « Naturalis historia » ebenfalls<br />
für diesen sonderbaren Wein. Er schrieb von einer späten Weinlese<br />
und von Weinreben, die an Muskat erinnern. Außerdem hatte er<br />
verstanden, dass der Saft nach der Pressung in eiskaltem Wasser reifen<br />
musste und dass dies eines der großen Geheimnisse für den Charakter<br />
des Schaumweines war.<br />
Die Clairette de Die in Zahlen<br />
Gründungsjahr der Appellation (AOC): 19<strong>42</strong><br />
Größe der Appellation: 1.500 Hektar<br />
Anzahl der Traubenarten: 2 (Muskat und<br />
Clairette blanche)<br />
Höhe der Weinberge: 250 bis 700 Meter<br />
Anzahl der Winzer: rund 300<br />
Durchschnittliche Produktionsmenge: 86.045<br />
Hektoliter<br />
Anzahl der zur Appellation gehörenden<br />
Kommunen: 31 (Aix-en-Diois, Aouste-sur-Sye,<br />
Aubenasson, Aurel, Barsac, Barnave, Beaufortsur-Gervanne,<br />
Châtillon-en-Diois, Die, Espenel,<br />
Laval-d’Aix, Luc-en-Diois, Menglon, Mirabel-et-<br />
Blacons, Molières-Glandaz, Montclar, Montlauren-Diois,<br />
Montmaur-en-Diois, Piégros-la-Clastre,<br />
Ponet, Pontaix, Poyols, Recoubeau-Jansac,<br />
Saillans, Saint-Benoit-en-Diois, Saint-Roman,<br />
Saint-Sauveuren-Diois, Sainte-Croix, Suze,<br />
Vercheny und Véronne)<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 83
ART DE VIVRE Wein<br />
Oben: Fabien<br />
Lombard, Winzer<br />
und Präsident des<br />
Verbandes der<br />
Clairette de Die.<br />
Mitte: Jean-Denis<br />
Maillefaud, Winzer<br />
in Barsac.<br />
Unten: Franck<br />
Monge, Winzer<br />
und Bürgermeister<br />
von Vercheny.<br />
Heute stehen natürlich keine Weinkrüge mehr in den kalten Gebirgsbächen<br />
der Gegend. Trotzdem haben die Winzer über die Jahrhunderte<br />
einen Weg gefunden, dem Grundgedanken treu zu bleiben<br />
und unverändert einen ganz besonderen Schaumwein herzustellen.<br />
1908 haben sie als eine der ersten im Land einen Verband gegründet,<br />
um die Herstellungsmethoden und Anbauflächen zu definieren<br />
sowie Fälschungen zu bekämpfen, die es schon zahlreich gab. Aus<br />
dieser Zusammenarbeit wuchs eine Solidarität, die geholfen hat,<br />
dass der Schaumwein schon recht früh, 19<strong>42</strong>, unter den Schutz einer<br />
kontrollierten Herkunftsbezeichnung gestellt wurde, die « AOC<br />
Clairette de Die ».<br />
Kurz danach, 1950, entschlossen sich 260 Winzer, was 80 Prozent<br />
der lokalen Produzenten entsprach, noch einen Schritt weiterzugehen<br />
und sich als Kooperative zusammenzuschließen. Dieser<br />
Zusammenschluss wirkte alsbald wie eine Lokomotive bei der<br />
Entwicklung der Weingegend. Gemeinsam schaffte man es, große<br />
Investitionen zu tätigen und notwendige Forschungen für eine Verbesserung<br />
der Herstellungstechnik anzuschieben.<br />
Heute heißt diese Kooperative « Cave de Die Jaillance ». Sie<br />
gehört zum Unternehmen Jaillance und stellt 85 Prozent der Produktion<br />
der Clairette de Die her, was fast 7,7 Millionen Flaschen<br />
pro Jahr entspricht. Wenn man heute die Produktionsstätten des<br />
Schaumweines sieht, begreift man aber auch, warum es ohne einen<br />
Zusammenschluss kaum gehen würde. Riesige Bottiche aus Inox<br />
beeindrucken bei einem Besuch. Dabei sind sie erst die Spitze des<br />
Eisberges. Weitere Galerien und Säle sind für die Produktion notwendig.<br />
Um den enormen Energiebedarf für die Kühlung zu decken,<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Wo kann man die Clairette de Die<br />
im Drôme-Tal kosten und kaufen?<br />
wurden große Solaranlagen installiert. Alles in allem ist ein<br />
Aufwand notwendig, der hohe Summen verschlingt und den<br />
einzelne Winzer, selbst wenn es noch einige wenige gibt, alleine<br />
kaum stemmen können.<br />
Doch obwohl ein Quasi-Monopol existiert, sind die Beziehungen<br />
zu den wenigen Winzern, die nicht zur Kooperative gehören,<br />
grundsätzlich gut. Zwar gab es auch innerhalb der AOC<br />
Clairette de Die die eine oder andere Spannung, aber insgesamt<br />
läuft das Zusammenspiel besser als in vielen anderen Weingegenden.<br />
Positiv zu erwähnen ist auch, dass sich die Winzer der<br />
Clairette de Die schon seit über 20 Jahren mit biologischem<br />
Weinanbau beschäftigen. Damit sind sie vielen anderen Weinbauern<br />
im Land ein gutes Stück voraus.<br />
Der Großteil des Schaumweines, rund 70 Prozent, wird<br />
heute über die großen Supermärkte unters Volk gebracht. Dies<br />
zeigt, welche Popularität die Clairette de Die genießt. Die Preise<br />
schwanken dabei zwischen sechs und sieben Euro pro Flasche.<br />
Außerdem wird das Angebot zunehmend differenziert. So gibt<br />
es neben den Ausrichtungen « tradition » und « brut » inzwischen<br />
auch die Label « premium » und « pur muscat ».<br />
Eines hat sich im Laufe der Zeit aber niemals verändert.<br />
Die Clairette de Die ist ein Schaumwein für gesellige Runden.<br />
Sei es ein Fest, ein Spieleabend oder ein Abendessen mit<br />
Freunden, der Schaumwein steht für Lebensfreude und glückliche<br />
Menschen. Das ist wahrscheinlich die größte Leistung<br />
der Winzer aus dem Drôme-Tal.<br />
Auf der Landstraße<br />
vom Rhône-Tal hinauf in<br />
die Alpen entlang der<br />
Drôme stehen Schilder,<br />
die zur Verkostung<br />
oder zum Erwerb der<br />
Clairette de Die einladen.<br />
Grundsätzlich bieten sich<br />
alle Weingüter für einen<br />
Stopp an.<br />
Nicht auslassen sollte<br />
man für weitergehende<br />
Informationen:<br />
Maison de la Clairette<br />
26340 Vercheny<br />
Telefon:<br />
+33 (0)4 75 21 29 76<br />
Außerdem lohnen mit<br />
Sicher heit die beiden<br />
folgenden Einrichtungen<br />
einen Besuch:<br />
Cave de Die Jaillance<br />
Avenue de la Clairette<br />
26150 Die<br />
Telefon:<br />
+33 (0)4 75 22 30 15<br />
www.jaillance.com<br />
Geführte Besichtigungen<br />
und Weinproben.<br />
Cave Carod<br />
26340 Vercheny<br />
Telefon:<br />
+33 (0)4 75 21 73 77<br />
www.caves-carod.com<br />
Museum über die<br />
Geschichte des<br />
Schaumweines und<br />
Weinproben.<br />
Empfehlenswert sind<br />
darüber hinaus:<br />
Domaine Peylong<br />
26400 Suze-sur-Crest<br />
www.peylong.com<br />
Fabien Lombard ist der<br />
junge und dynamische<br />
Präsident des Verbandes<br />
der Clairette de Die und<br />
zusammen mit seiner<br />
Frau Christelle selbst<br />
Winzer. Er hat immer<br />
ein paar gute Tipps für<br />
das Drôme-Tal parat.<br />
Weinproben und Verkauf.<br />
Caves Didier Cornillon<br />
26410 Saint-Roman<br />
www.didiercornillon.com<br />
Ein Weltenbummler,<br />
der außer in seinem<br />
Geburtstal auch in<br />
Tunesien und demnächst<br />
in Lateinamerika Wein<br />
anbaut. Sein Hobby sind<br />
alte Hütten zwischen in<br />
den Weinbergen, die er<br />
mit Freunden herrichtet.<br />
Er stellt im Drôme-<br />
Tal Clairette de Die,<br />
Crémant de Die sowie<br />
Weiß- und Rotweine<br />
her. Weinproben und<br />
Verkauf.<br />
Caves Monge Granon<br />
26340 Vercheny<br />
www.cavesmongegranon.fr<br />
Franck Monge, Winzer<br />
und Bürgermeister<br />
von Vercheny, bietet<br />
nicht nur guten Wein,<br />
sondern auch einen<br />
Campingplatz direkt an<br />
der Drôme. Weinproben<br />
und Verkauf.<br />
Caves Maillefaud<br />
26150 Barsac<br />
Jean-Denis ist ein<br />
bekannter Winzer auf<br />
dem Wochenmarkt<br />
von Die. Zu Hause ist er<br />
aber im kleinen Barsac,<br />
das einen Besuch lohnt.<br />
Weinproben und Verkauf.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 85
ART DE VIVRE Rezept<br />
Poires<br />
safranées<br />
et ses tuiles à l’orange<br />
«<br />
Es<br />
ist nicht immer leicht, zu den Festlichkeiten am Jahresende ein<br />
Rezept für ein Dessert zu finden, das originell ist, sich schnell zubereiten<br />
lässt und trotzdem jedermann schmeckt. Als ich vor einiger Zeit<br />
nach einem solchen suchte, stieß ich auf ein altes Familienrezept mit<br />
gekochten Williamsbirnen und dünnen Knusperblättchen, das auf<br />
einem handschriftlichen Zettel zwischen meinen Kochbüchern auf<br />
Wiederentdeckung wartete. Ich hatte es schon vollkommen vergessen,<br />
dabei erfüllt es alle genannten Kriterien mit Bravour. Bon appétit!»<br />
Für 4 Personen • Zubereitungszeit: 40 min<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Zutaten<br />
Für die Birnen:<br />
4 gleichgroße Birnen der Sorte Williams Christ<br />
100 g Akazienhonig<br />
100 ml lieblichen Weißwein<br />
1 TL Safranfäden<br />
1 Zitrone<br />
Für die Knusperblättchen:<br />
75 g Butter<br />
100 g Puderzucker<br />
30 g Mehl<br />
1 Orange<br />
Zubereitung<br />
Birnen:<br />
• In einem großen Topf, in den die vier Birnen passen,<br />
den Weißwein, den Honig und die Safranfäden<br />
erhitzen und fünf Minuten lang köcheln lassen.<br />
• Die Birnen waschen und schälen, dabei den Stiel nicht<br />
entfernen. Die Zitrone in zwei Hälften schneiden und<br />
die Schnittstellen an den geschälten Birnen reiben.<br />
Danach die Birnen in den Topf geben und alles 20<br />
Minuten kochen lassen. Währenddessen die Flüssigkeit<br />
im Topf regelmäßig über die Birnen verteilen.<br />
•<br />
• Birnen aus dem Topf nehmen und abtropfen lassen.<br />
Danach die Früchte aufrecht in eine Dessertschale<br />
stellen. Warten, bis aus der verbleibenden Flüssigkeit<br />
ein dickflüssiger Sirup entstanden ist. Diesen mit<br />
einem Löffel über die Birnen verteilen. Anschließend<br />
die Knusperblättchen daneben drapieren. Das<br />
Dessert kann lauwarm oder kalt serviert werden.<br />
Knusperplätzchen:<br />
• Butter in einem Topf zum Schmelzen bringen. Währenddessen<br />
das Mehl sieben, die Schale der Orange<br />
raspeln und aus dem Rest etwas Saft auspressen.<br />
Anschließend den Topf von der Platte nehmen und<br />
den Puderzucker, das gesiebte Mehl, die geraspelten<br />
Orangenschalen sowie zwei Esslöffel des Orangensaftes<br />
dazugeben. Alles gut vermischen.<br />
• Den Teig auf ein eingefettetes Backblech gießen, so<br />
dass sich untertassengroße Kreise bilden. Im vorgeheizten<br />
Backofen bei 120 Grad fünf Minuten backen<br />
lassen. Den Prozess gut überwachen, der Teig muss<br />
goldbraun werden, darf aber nicht verbrennen.<br />
• Gebackenen Teig aus dem Backofen nehmen, eine Minute<br />
ruhen lassen und ihm mit Hilfe einer Teigrolle oder<br />
einem ähnlichen Gegenstand eine runde Form verleihen.<br />
Weinempfehlung<br />
• Zu diesem Nachtisch passt gut ein süßer<br />
Wein, beispielsweise ein Sauternes.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 87
ART DE VIVRE Genuss<br />
Serie: Frankreichs AOC<br />
Teil 5: Die AOC des Elsass<br />
Unsere kulinarische Reise durch Frankreich geht weiter. Nach der Auvergne (Ausgabe<br />
<strong>Nr</strong>. 38), der Normandie (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39), der Bretagne (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40) und der Region<br />
Rhône-Alpes (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41) interessieren wir uns dieses Mal für die mit einem AOC- bzw.<br />
AOP-Siegel ausgezeichneten Spezialitäten aus dem Elsass. Auf den ersten Blick handelt es<br />
sich mit fünf geschützten Produkten um eine recht überschaubare Auswahl. Doch diese<br />
Einschätzung ist irreführend. Denn in der kleinsten Region des Landes werden 838 verschiedene<br />
Weine hergestellt, die alle zu einer der drei großen Appellationen der Region gehören.<br />
Hinzu kommen ein weiteres alkoholisches Getränk und ein Käse. So kann das Elsass unterm<br />
Strich mit Stolz behaupten, durchaus eine Gourmetregion zu sein.<br />
Wein<br />
Die Geografie der elsässischen Weinberge ist originell:<br />
Auf einem schmalen, zwischen eineinhalb und<br />
drei Kilometern breiten Band ziehen sie sich am Fuße<br />
der Vogesen auf einer Länge von rund 100 Kilometern<br />
von Straßburg bis nach Mulhouse. Das ist aber nicht<br />
die einzige Besonderheit. Denn im Gegensatz zu den<br />
anderen französischen Weinanbaugegenden beziehen<br />
sich die geschützten Appellationen nicht nur auf<br />
einzelne Weine, sondern auf das Weinanbaugebiet als<br />
Ganzes. Viele andere Winzer im Land träumen von<br />
solch paradiesischen Zuständen.<br />
Allerdings war der Weg dahin nicht einfach und<br />
er dauerte länger als anderswo. Während sich einige<br />
Weinregionen im Land schon seit 1935 mit einem<br />
AOC-Siegel schmücken dürfen, musste sich das Elsass<br />
bis zum Jahr 1962 gedulden. Die Weltkriege hinterließen<br />
zudem ihre Spuren auf den Weinbergen. Seit den<br />
1950er-Jahren bemühte man sich um die Behebung der<br />
Schäden. Hinzu kamen rechtliche Eigenheiten, die für<br />
das Elsass und das lothringische Departement Moselle<br />
aufgrund der wechselvollen Geschichte gelten und die<br />
Einrichtung von geschützten Appellationen schwieriger<br />
machten. Doch heute ist das alles Geschichte<br />
und das Elsass freut sich über zwei Appellationen<br />
für seine Weine (« Alsace » und « Grands Crus ») und<br />
eine für seinen Schaumwein (« Crémant d’Alsace »).<br />
Die wichtigste Appellation ist dabei die erste.<br />
Unter das 1962 geschaffene AOC-Siegel « Alsace »<br />
fallen 74 Prozent der Weine der Region und sogar<br />
92 Prozent der Weißweine. Es handelt sich dabei<br />
sowohl um Weine, die aus einer Rebensorte gekeltert<br />
werden (Riesling, Pinot Blanc, Pinot Gris,<br />
Pinot Noir, Muscat, Sylvaner, Gewürztraminer<br />
etc.) als auch um Weine aus mehreren Rebsorten, welche<br />
auch Edelzwicker genannt werden.<br />
Die AOC « Grands Crus » wurde 1975 ins Leben<br />
gerufen und ist bis heute für Spitzenweine reserviert,<br />
die aus 51 Lagen stammen, die zwischen drei und 80<br />
Hektar groß sind. Nur vier Prozent der elsässischen<br />
Weine dürfen sich mit dieser Auszeichnung schmücken.<br />
Die Kriterien sind strenger als bei der ersten<br />
Appellation. Nur vier Rebsorten (Riesling, Gewürztraminer,<br />
Pinot Gris und Muscat) sind bis auf zwei<br />
Ausnahmen (in Zotzenberg und Mittelbergheim darf<br />
auch Sylvaner verwendet werden) zugelassen. Ein Mindestalkoholgehalt<br />
ist einzuhalten. Auf den Etiketten<br />
dieser Weine muss der Jahrgang angegeben werden.<br />
Elsässische Weine beider Appellationen werden<br />
grundsätzlich in etwas länglicheren Weinflaschen abgefüllt,<br />
die nur in dieser Region anzutreffen sind und<br />
als flûte d’Alsace bezeichnet werden. Außerdem muss<br />
die Abfüllung auf elsässischem Boden erfolgen.<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Crémant d’Alsace<br />
Elsässische Schaumweine machen die restlichen 21 Prozent<br />
der örtlichen Weinproduktion aus. Von der Produktionsmenge<br />
her stehen sie nach den Schaumweinen aus der<br />
Champagne an zweiter Stelle in Frankreich. Die Appellation<br />
« Crémant d’Alsace » gibt es seit 1976. Hergestellt werden die<br />
Schaumweine insbesondere aus den Rebsorten Pinot Blanc,<br />
Pinot Gris, Pinot Noir, Riesling und Chardonnay.<br />
Marc d’Alsace Gewürztraminer<br />
Das AOC-Siegel für diesen Weinbrand ist<br />
noch recht jung. Es wurde erst 2009 geschaffen.<br />
Hergestellt wird der Brand ausschließlich aus dem<br />
Trester von Gewürztraminerreben. Der Mindestalkoholgehalt<br />
beträgt 45 Prozent. Der Marc<br />
d’Alsace Gewürztraminer ist ein Muss für alle<br />
Liebhaber starker alkoholischer Getränke.<br />
Munster<br />
Der Munster ist zwar kein exklusiver elsässischer Käse, aber einer,<br />
der auch im Elsass produziert wird und der einzige Käse aus der<br />
Region, der ein AOC-Siegel trägt. Hergestellt wird er in den beiden<br />
elsässischen Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin sowie in den<br />
Departements Vosges, Meurthe-et-Moselle, Moselle, Haute-Saône<br />
und Territoire de Belfort. Sein Renommee ist enorm. Auf keiner<br />
ordentlichen französischen Käseplatte fehlt ein Munster. Das AOC-<br />
Siegel für diesen Käse existiert seit 1967. Die Herkunft des Originalrezeptes<br />
ist nicht geklärt. Es heißt, dass im 9. Jahrhundert ein<br />
Mönch aus Irland auf der Durchreise durch die Vogesen den Käse<br />
erfunden haben soll.<br />
AOC & AOP<br />
Die Appellation d’Origine Contrôlée, kurz AOC, bzw. das<br />
europäische Pendant, die Appellation d’Origine Protégée, kurz<br />
AOP, sind kontrollierte Herkunftsbezeichnungen für vielfältige<br />
landwirtschaftliche Erzeugnisse, beispielsweise für Weine und<br />
Molkereiprodukte. Beide Bezeichnungen weisen darauf hin, dass<br />
ein Produkt innerhalb einer bestimmten geografischen Zone<br />
nach fest definierten, meist altbewährten Methoden hergestellt<br />
wurde. Die Auszeichnung steht für Authentizität und Qualität und<br />
bürgt für eine lokale Verwurzelung im Herstellungsprozess.<br />
Verstöße gegen die Vorschriften eines AOC- bzw. AOP-Produktes<br />
sowie eine missbräuchliche Verwendung der Auszeichnung<br />
werden geahndet. Das Institut National des Appellations<br />
d’Origine (INAO) wacht über das System.<br />
Natürlich muss ein Produkt, das nicht über ein AOC- bzw. AOP-Siegel<br />
verfügt, nicht automatisch minderwertig sein. Denn die Prozesse,<br />
eine solche Auszeichnung zu erhalten, sind oft langwierig und die<br />
Auflagen, die das Produkt erfüllen muss, entsprechend hoch, was<br />
sich gerade kleine Produzenten oft nicht erlauben können. Für den<br />
Kunden ist die kontrollierte Herkunftsbezeichnung trotzdem eine<br />
wichtige Hilfe bei der Kaufentscheidung, insbesondere wenn man<br />
einen Hersteller selbst nicht kennt.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 89
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 8<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 9 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 10 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 11<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 17<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 21<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41
Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />
Übersicht der Reisethemen, nach Regionen geordnet:<br />
Grau: Ausgabe ist leider ausverkauft und kann nicht nachbestellt werden.<br />
7<br />
9<br />
8<br />
6<br />
5<br />
1<br />
10<br />
2<br />
12<br />
4<br />
3<br />
11<br />
13<br />
1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />
Le Bon Marché: Eine Pariser Institution feiert ihren 160.<br />
Geburtstag<br />
Stadtentwicklung: Architektonischer Aufbruch an der Seine 40<br />
Hôtel des Invalides: Ein kleines Militär-Versailles mitten in<br />
Paris<br />
Les Arènes de Lutèce: Die unerwartete Entdeckung eines<br />
römischen Amphitheaters<br />
Lido: Carien, Porträt einer Startänzerin 37<br />
Avenue des Champs-Elysées: Wie steht es um den Glanz des<br />
Prachtboulevards?<br />
Musée Rodin: Der Charme eines Künstleranwesens<br />
mit einzigartigem Garten<br />
Notre-Dame: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Chartres: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Saint-Denis: Ruhestätte der Könige 33<br />
Pantheon: Großes Gebäude für die Großen Frankreichs 32<br />
Aus der Mitte entsprang ein Fluss: Das Pariser Stadtviertel<br />
Butte-aux-Cailles<br />
Serie: Designrestaurants 31<br />
Serie: Kiezrestaurants 30<br />
Pariser Friedhöfe: Museen unter freiem Himmel 30<br />
Gärten in Paris: Oasen der Ruhe 29<br />
Serie: Weinbars 29<br />
Batobus: Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />
Stadtentwicklung: Neugestaltung der Seine-Ufer 28<br />
Serie: Ungewöhnliche Restaurants 28<br />
Versailles: Das eigentümliche Paradies der Maire-Antoinette 27<br />
Serie: Restaurants mit Ausblick 27<br />
Canal Saint-Martin: Das Geheimnis rosafarbener Schuhe 26<br />
Entdeckungen am Pariser Canal Saint-Martin 26<br />
Eine Riesin im Bistro: Das Bistro Germain in Paris 25<br />
Serie: Die Restaurants der Stars 25<br />
Pariser Stadtentwicklung: Seine Métropole – Reicht Paris bald<br />
bis ans Meer?<br />
Hauptstadt der Liebe: Ist Paris noch sexy? 25<br />
Paris bei Nacht: Eine romantische Reise<br />
durch die Metropole<br />
Mehr als nur Kino: Legendäre Lichtspielhäuser der<br />
französischen Hauptstadt<br />
Le Marais: 11 ultimative Tipps fürs Pariser Szeneviertel 22<br />
Austellung: Der Louvre im Zweiten Weltkrieg 22<br />
Ile de la Cité & Ile Saint-Louis: Idyllische Inseln inmitten einer<br />
Weltstadt<br />
Das Grand Palais erwacht aus dem Dornröschenschlaf 20<br />
14<br />
41<br />
38<br />
37<br />
36<br />
35<br />
31<br />
25<br />
24<br />
23<br />
21<br />
An den Ufern der Seine: Für drei Euro mit dem Mietfahrrad<br />
entlang der Seine<br />
Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser Luxusherbergen 18<br />
Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />
Tuilerien: Paris träumt vom Wiederaufbau seines alten<br />
Stadtschlosses<br />
Musée du Montparnasse 16<br />
Alle 20 Arrondissements 15<br />
Stadtentwicklung: Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />
Cité de l’Immigration: Ein notwendiges Museum 13<br />
Vaux-le-Vicomte: Wenn Größenwahn zum Verhägnis wird 12<br />
Barbizon: Nabel der französischen Landschaftsmalerei des<br />
19. Jahrhunderts<br />
Fontainebleau: Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />
Parc de Sceaux: Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />
Rambouillet: Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />
Saint-Germain-en-Laye: Sinnbild eines elitären Lebensgefühls 12<br />
Parc de Saint-Cloud: Schlosspark ohne Schloss 12<br />
Auvers-sur-Oise: Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />
Chantilly: Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />
Pierrefonds: Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />
Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />
Fondation Le Corbusier: Das Erbe eines polarisierenden<br />
Architekten<br />
Gastronomie: Preiswert essen in Paris 12<br />
Paris La Défense: Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />
Stadtspaziergang durch das 14. Arrondissement 9<br />
Paris-CDG: Hinter den Kulissen des Pariser Flughafens<br />
Charles-de-Gaulle<br />
Opéra National de Paris 7<br />
Paris Rive Gauche: Zukünftiges 7<br />
Café Marly: Pariser Chic im Louvre 6<br />
Shoppingtour: Auf Einkaufstour durch Paris mit einem der<br />
legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />
Palais-Royal: Die Renaissance des Shoppings 6<br />
Avenue Montaigne: Nächtlicher Bum mel über die Pariser<br />
Luxusmeile<br />
Kaufhäuser: Mythos Grands Magasins: vom «Paradies der<br />
Damen» zum Konsumtempel<br />
Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau, Fondation Cartier 5<br />
Mac/Val: Zeitgenössischer Kunst tempel in einem Vorort von<br />
Paris<br />
Gastronomie: Chez Antoine 1<br />
Pariser Bistros 1<br />
Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />
Interview: Anne Hidalgo 1<br />
Märkte: Jedem seinen Markt 1<br />
Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />
Hotel<br />
Hotel Lutetia, Paris 33<br />
The Five Hotel, Paris 26<br />
Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />
Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />
2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />
10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />
10 Ideen...für Nord-Pas-de-Calais 38<br />
Arras & Douai: Riesen für den Kleinen 36<br />
Amiens: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Beauvais: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Jardin Mosaic: Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />
Jardins de Valloires: Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />
Symbole der Freiheit: Nordfrankreichs Belfriede 29<br />
Côte d’Opale: Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />
Centre Historique Minier: Die Geschichte des Bergbaus erleben 14<br />
Amiens: Kleine Kapitale der Picardie 14<br />
Baie de Somme: Paradies für Menschen und Vögel 14<br />
Karneval in Dünkirchen: Eine ganze Stadt feiert mit urigem<br />
Humor<br />
19<br />
17<br />
12<br />
12<br />
8<br />
6<br />
6<br />
6<br />
3<br />
13<br />
La Piscine: Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in die Welt<br />
der Kunst<br />
Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung geht weiter 6<br />
Lille: Frankreichs flämische Metropole 2<br />
Hotel<br />
L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />
3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
10 Ideen...für ein Wochenende im Elsass 41<br />
Haut-Kœnigsbourg: Ein wahrhaft deutsch-französisches<br />
Kulturerbe<br />
Marne: In der Heimat des Champagners 40<br />
Bitche: Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />
Grand Ballon: Eine Wanderung auf die Spitze der Vogesen 37<br />
Neufchef & Aumetz: Das stolze Erbe der lothringischen Kumpel 36<br />
Mont Sainte-Odile: Berg der Hoffnung und der Tragödie 35<br />
Straßburg: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Reims: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Metz: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Serie: Städtevergleich (4): Metz versus Nancy 34<br />
Chantals Rezept: Quiche Lorraine 33<br />
Höhenrausch in den Vogesen: Route des Crêtes 29<br />
Kaysersberg im Elsass: Ein Traum aus Fachwerk 27<br />
Epinal: Stadt der Parks und Museen 25<br />
Epernay: Die Champs-Elysée des Schaumweins 23<br />
Nancy: Geschichtsbewusst und modern 22<br />
Charleville-Mézières: Dichterleben und Marionettenkunst 21<br />
Rosheim: Idylle am Fuß der Vogesen 19<br />
Ardennen: Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />
Sesenheim: Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />
Gedenkkult: Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />
Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />
Vittel: Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />
Plombières-les-Bains: Thermale Freuden in den Vogesen 12<br />
Straßburg: Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />
Wein: Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter und<br />
charaktervollen Weinen<br />
Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />
Metz: Im Osten etwas Neues 9<br />
Burgen: Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />
Elsässische Weinstraße: Eine Weingegend zeigt sich volksnah 8<br />
Mulhouse: Europäische Hauptstadt der Technikmuseen 8<br />
Dominikanerkloster Guebwiller: Wo Musik Grenzen überwindet 8<br />
Golf im Elsass: Geheimtipp unter Golfern 8<br />
Dorfleben: Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern des<br />
Elsass<br />
Colmar: Der Zauber der Nacht 8<br />
Sainte-Marie-aux-Mines: Besuch einer Silbermine aus dem<br />
16. Jahrhundert<br />
Bugatti in Molsheim: Die Wiederentdeckung einer automobilen<br />
Legende<br />
Straßburg: Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste treffen 8<br />
Skifahren in den Vogesen 7<br />
Elsass: Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />
Champagner: Lebensgenuss pur 5<br />
Stockweiher: der Wolf im Schafspelz 3<br />
Hotel<br />
La Clairière Bio- & Spa-Hotel, La Petite-Pierre 38<br />
Museumotel L'Utopie, Raôn-l'Etape 29<br />
Le Château-Fort, Sedan 16<br />
Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />
Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />
4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Hospices de Beaune: Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />
Lac de Pannecière: Spaziergang durch die Ruinen eines<br />
untergegangenen Dorfes<br />
Montbéliard: Die Farben einer Stadt 41<br />
10<br />
40<br />
10<br />
8<br />
8<br />
8<br />
41
Peugeot-Museum: Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />
Roche de Solutré & Roche de Vergisson: Zwei Felsen, ein<br />
Wanderparadies<br />
Wein: Saint-Véran aus Burgund 35<br />
Châtillon-sur-Seine: Das Erwachen einer verschlafenen<br />
Provinzstadt<br />
Château de Saint-Fargeau: Wo der Blick hinter die Kulissen<br />
erlaubt ist<br />
Mönchsstille: Die Abtei von Fontenay 30<br />
Fort Saint-Antoine: In der Kathedrale des Comté 30<br />
Belfort: charaktervolle Kleinstadt mit bewegter Geschichte 26<br />
Cluny und Flavigny: Eine Reise ins<br />
mittelalterliche Burgund<br />
Genuss: Scharfmacher, der echte Senf aus Dijon 21<br />
Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />
Anis de Flavigny: der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />
Morvan: Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />
Bibracte: Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />
Guédelon: Die spinnen, die Burgunder! 17<br />
Wein: Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />
Skifahren im Jura: Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />
Saline Royale: die Saline von Arc-et-Senans 7<br />
Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />
Chablis: weißes Gold Burgunds 1<br />
Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />
5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Mit dem Ballon übers Loire-Tal: Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />
Blois: Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />
Le Mans: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Wein: Chinon, ein Wein für alle Fälle 34<br />
Le Mans: Unerwartet anders 33<br />
Château de Villandry: Die 10 schönsten Gärten Frankreichs 32<br />
Angers: Einfach l(i)ebenswert 30<br />
Azay-le-Rideau: Ein Juwel der Renaissance 27<br />
Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />
Loir-Tal: Die Poesie der Natur 14<br />
Wein: AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />
Wein: Vouvray 9<br />
Gastronomie: Chez Miton, Chahaignes 3<br />
Wein: Jasnières du Loir 3<br />
Fahrradtouren: Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />
Höhlenwohnungen: Moderne Troglodyten am Loir 3<br />
Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />
Die etwas anderen Schlösser 3<br />
Wein: Domaine de Beauséjour 3<br />
Hotel<br />
Troglobodo: Wohnen in der Höhle 31<br />
6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss: Die AOC der Normandie: 39<br />
10 Ideen... ...für die Normandie 37<br />
Rouen: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Mont-Saint-Michel: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Dieppe: Die Stadt und das Meer 34<br />
Falaises d'Etretat: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
Livarot: Das Brot der armen Leute 32<br />
Jardin Botanique de Vauville – Die 10 schönsten Gärten<br />
Frankreichs<br />
Mémorial: Ein Museum für den Frieden 31<br />
Die fantastische Reise zur Ile de Tatihou 28<br />
Seebad Etretat: Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />
Landungsküste: Eine Reise zur Küste der Landung der<br />
Alliierten<br />
Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />
Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />
Les Bains des Docks: Le Havres weißer Badetempel 18<br />
Mont-Saint-Michel: Übers Watt zum Klosterberg 16<br />
La Hague: Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />
Pays d’Auge & Côte Fleurie: Natur und Luxus 16<br />
Spuren der Geschichte: Die Normandie unter Wilhelm dem<br />
Eroberer<br />
Mont-Saint-Michel: Die spektakuläre Rettung des Klosterbergs 10<br />
Trouville-sur-Mer: Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />
Camembert-Herstellung 3<br />
Le Havre: Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />
35<br />
34<br />
32<br />
24<br />
32<br />
25<br />
16<br />
Hotel<br />
Domaine de la Corniche, Rolleboise (Giverny) 36<br />
7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss: Die AOC der Bretagne 40<br />
Abbaye de Daoulas: Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />
Golfe du Morbihan: Ein typisch bretonisches Naturerlebnis 35<br />
Ile d'Ouessant: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Ile de Sein: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Ile-aux-Moines: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Belle-Ile-en-Mer: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Jardins de l'Abbaye de Daoulas – Die 10 schönsten Gärten<br />
Frankreichs<br />
Jardins du Château de la Ballue – Die 10 schönsten Gärten<br />
Frankreichs<br />
Pointe du Raz: Das Ende der Welt 31<br />
Ile de Bréhat 29<br />
Dinan: Mittelalterliches Flair in der Bretagne 24<br />
Saint-Malo: Auferstanden aus Ruinen 22<br />
Halbinsel Quiberon: Rauer Westen, sanfter Osten 21<br />
Carnac: Die mystische Aura von Hinkelsteinen 19<br />
Halbinsel Rhuys: Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />
Belle-Ile-en-Mer: Raues Eiland im Atlantik 11<br />
Le Pays des Abers: Die Bretagne im Kleinformat mit Fjorden wie<br />
im hohen Norden<br />
Rennes: Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />
Nantes-Brest-Kanal: Und aus der Mitte entspringt ein Kanal 9<br />
Bretonische Lebensart: Mehr als nur Klischees? 9<br />
Lichouseries,: zuckersüße Köstlichkeiten aus der Bretagne 9<br />
Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />
Hotel<br />
Oceania Saint-Malo 22<br />
Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />
8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Radfernweg: Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />
10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />
Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />
Marais Poitevin: Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />
Likör: Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />
Futuroscope: Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />
Zukunftspark mit rosiger Zukunft 36<br />
Ile d'Yeu: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Ile de Ré: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Clisson: Ein Stück Italien im Westen Frankreichs 32<br />
La Rochefoucauld: Eine Familiensaga 30<br />
Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
La Rochelle: Die Schöne und ihre zwielichtige Vergangenheit 21<br />
Ile de Ré: Diskreter Luxus mit maritimem Flair 19<br />
Saint-Nazaire: Der Blick nach vorne 11<br />
Nantes: Eine Stadt organisiert ihre kul turelle Metamorphose 4<br />
Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu: das Leben vor der Küste 4<br />
Aquarium von La Rochelle 2<br />
Hotel<br />
Logis Saint-Martin, Saint-Maixent-l'Ecole 37<br />
Le Richelieu, Ile de Ré 19<br />
9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Radfernweg: Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />
Chantals Rezept: Cannelés 41<br />
10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />
Wein: Château Bardins 37<br />
Gironde: Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />
Stadtentwicklung: Bordeaux, eine Stadt mit Ambitionen 35<br />
Genuss: Gâteau basque 34<br />
Dune du Pyla: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
Baskenland: Saint-Jean-Pied-de-Port, ein baskisches<br />
Schmuckstück<br />
Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />
Bassin d'Arcachon: Auf den Spuren der Austernzüchter 28<br />
Saint-Emilion: Ein Besuch mit Freunden 26<br />
Périgord: Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />
Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
32<br />
32<br />
9<br />
32<br />
Lillet: ein Aperitif für Kenner 21<br />
Cannelés: knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />
Bassin d’Arcachon: Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />
Bordelais: Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />
Biarritz: Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />
Pont de Pierre: Die schönste Annäherung an Bordeaux 13<br />
Typisch Bordeaux: Wenn Kleinigkeiten zum Markenzeichen<br />
werden<br />
Bordeaux-Saint-Michel: Bodenständig und populär 13<br />
Stadterneuerung Bordeaux: Wenn das 21. Jahrhundert auf<br />
das 18. Jahrhundert trifft<br />
Bordeaux Rive Droite: Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />
Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />
Cordouan: Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />
Portraits: Salzbauern, Austernzüchter, Kiwiproduzenten, die<br />
Berufe entlang der Küste<br />
Hossegor: Wo Architektur den legendären Ruf eines Seebades<br />
begründet<br />
La Leyre: « Wenn du die Region wirklich kennen lernen<br />
möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />
Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />
Bordeaux: Das Erwachen einer schlafenden Schönheit 1<br />
Hotel<br />
The Regent Grand Hotel Bordeaux 21<br />
Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />
Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />
10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss: Die AOC der Auvergne 38<br />
Viaduc de Garabit 37<br />
Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal<br />
du Midi<br />
Albi: Die 10 schönsten Kathedralen Frankreichs 35<br />
Genuss: Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />
Cirque de Gavarnie: Die 10 schönsten Naturwunder<br />
Frankreichs<br />
Serie: Städtevergleich (2) Bordeaux versus Toulouse 32<br />
Im Katharerland: Ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und<br />
den Pyrenäen<br />
Loirequelle: Wo alles beginnt 27<br />
Pic-du-Midi: Eine Nacht zwischen Himmel und Erde 27<br />
Puy de Dôme: Die ewigen Reize erloschener Vulkane 26<br />
Volvic: Ein Ort erinnert sich an Monsieur Jean 25<br />
Rhune-Bergbahn: Südamerikanisches Flair<br />
in den Pyrenäen<br />
Zentralmassiv: Die Natur als Kunstraum 21<br />
Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />
Dordogne-Tal: Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />
Rouffignac: Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />
Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat: Unterwegs in den<br />
Städten des Périgord<br />
Cordes-sur-Ciel: Am Ende einer langen Reise 17<br />
Albi: Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />
Lascaux: Weltberühmte Felszeichnungen von Zerstörung<br />
bedroht<br />
Moissac: Ein Glanzlicht der europäischen Kunstgeschichte 13<br />
Toulouse: Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />
Erinnerungskultur: Versuch einer Zustands beschreibung am<br />
Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />
Roquefort, le roi des fromages 11<br />
Skifahren im Zentralmassiv 7<br />
Skifahren in den Pyrenäen 7<br />
Land der Katharer: Von Foix nach Carcassonne 4<br />
Viadukt von Millau: Die Brücke über den Wolken 1<br />
Hotel<br />
Hôtel parc beaumont, Pau 27<br />
Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />
11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss: Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />
Grignan. Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach Grignan 40<br />
Wein: Lirac, das «mediterranste» Weinanbaugebiet im<br />
Rhône-Tal<br />
Jardin Zen d'Erik Borja: Auf der Suche nach dem verlorenen<br />
Garten<br />
Gastronomie: Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />
Tourismus: Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />
Genuss: L'O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />
13<br />
13<br />
4<br />
4<br />
4<br />
36<br />
33<br />
30<br />
24<br />
18<br />
15<br />
11<br />
40<br />
39
Genuss: Nougat aus Montélimar 35<br />
Ardèche: Zu den schönsten Dörfern der Ardèche 34<br />
Palais Idéal du Facteur Cheval: Die Kraft eines Traumes 33<br />
Pont d'Arc: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
Mont Blanc: Alpine Winterfreuden 31<br />
Val d'Isère: Internationale Skistation auf 1.850 Metern Höhe 30<br />
Vogelpark von Villars-les-Dombes 28<br />
Ardèche: Ein Departement voller Überraschungen 23<br />
Lyon: Fête des Lumières 2008 18<br />
Wein: Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />
Briançon: Stadt auf mehreren Etagen 15<br />
Annecy: Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />
Les 3 Vallées: Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />
Barcelonnette: Einmal Mexiko und zurück 12<br />
Route des Grandes Alpes: Höhenrausch und Fernsicht 11<br />
Grenoble: Frankreichs Alpenmetropole auf Schönheitskur 11<br />
Evian, Thonon, Aix-les-Bains: Legendäre Kurbäder der Belle<br />
Epoque<br />
Yvoire: Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />
Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch<br />
einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Skifahren in den Südalpen 7<br />
Skifahren in den Nordalpen 7<br />
Wein: Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />
Lyon: Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />
Hotel<br />
Manoir de la Roseraie, Grignan 40<br />
Avenue Lodge Hotel, Val d'Isère 28<br />
Helvie, Val-les-Bains, Ardèche 23<br />
l’ermitage, Lyon 18<br />
Collège Hôtel, Lyon 14<br />
Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />
12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />
Pont du Gard: Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />
Céret & Collioure: Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />
Umweltschutz: Kettensägenmassaker am Welterbe Canal<br />
du Midi<br />
Wein - A.O.C. Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />
Orgues d'Ille-sur-Têt – Die 10 schönsten Naturwunder<br />
Frankreichs<br />
Bambouseraie de Prafance – Die 10 schönsten Gärten<br />
Frankreichs<br />
Montpellier: Eine Stadt im Aufbruch 27<br />
Nîmes: Römische Baudenkmäler und mediterrane<br />
Lebensfreude<br />
Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />
Aigues-Mortes: Später Ruhm für die Stadt der «Toten Wasser» 19<br />
Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch<br />
einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Cevennen: Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />
Musée du Désert: Auf den Spuren des eigenen Namens 6<br />
Narbonnaise: Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />
Bambouseraie: Die Poesie eines 150 Jah re alten<br />
Bambusgartens<br />
11<br />
10<br />
36<br />
33<br />
32<br />
23<br />
10<br />
4<br />
Hotel<br />
La Mîne d'Or, Gagnières 24<br />
Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />
Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />
13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />
10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />
Bormes-les-Mimosas: Wo Blumen wie Königinnen verehrt<br />
werden<br />
10 Ideen... für die Provence 39<br />
Ile de Port-Cros: Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />
Domaine du Rayol: Die Geschichte eines ungewöhnlichen<br />
Parks<br />
Eze: Wo die Berge ins Meer fallen 35<br />
Ile de Porquerolles: Die 10 schönsten Inseln Frankreichs 34<br />
Dentelles de Montmirail: Mit dem Mountainbike durch das<br />
kleine Gebirge<br />
Saint-Rémy-de-Provence - Provenzalische Idylle 33<br />
Serie: Städtevergleich (3): Cannes versus Saint-Tropez 33<br />
Calanques: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
Colorado Provençal de Rustrel: Die 10 schönsten Naturwunder<br />
Frankreichs<br />
Gorges du Verdon: Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
Nizza: Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />
Avignon: Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />
Serie: Städtevergleich (1) Lyon versus Marseille 31<br />
Wanderung: Auf Schusters Rappen durch die Provence 29<br />
Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />
Baux-de-Provence: Ein kleines Weingebiet wird groß 28<br />
Mont Ventoux: Ein Berg und sein Mythos 26<br />
Luberon: Eine Spritztour durch die einsamen Hügel der<br />
Provence<br />
Cannes hors Saison 24<br />
Provence: Und ewig lockt der Lavandel 22<br />
Cassis: Eine Frage des Gleichgewichts 21<br />
Wein: Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg 19<br />
Aix-en-Provence: Auf den Spuren von Cézanne 18<br />
Marseille: Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />
Mougins: Picassos letzter Wohnort 13<br />
Nizza: Kunst erobert die Stadt 11<br />
Die Provence wie im Film: Auf den Spuren von «Jean Florette»<br />
und «Manons Rache»<br />
Flusskreuzfahrt: Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch<br />
einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Luberon: Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />
Massif de la Sainte-Baume: Auf dem Dach der Provence 10<br />
Camargue: Land zwischen Fluss und Meer 9<br />
Circuit du Var: Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />
Marseille: 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />
Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />
Confiserie: Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten werden 2<br />
Villages perchés: Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />
Saint-Tropez: Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />
Hotel<br />
Clarion Grand Hôtel Aston, Nizza 41<br />
39<br />
36<br />
34<br />
33<br />
25<br />
10<br />
10<br />
B Design & Spa, Le Paradou 39<br />
Château de la Messardière, Saint-Tropez 35<br />
Attrap'Rêves, Allauch (Provence) 33<br />
La Coquillade, Gargas 25<br />
Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />
HI, Nizza 8<br />
Le Delos, Bandol 4<br />
14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
10 Ideen... für Ferien am Meer 40<br />
Calanche di Piana: Die 10 schönsten Naturwunder<br />
Frankreichs<br />
Calvi: Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />
Restaurant: A Pineta, Ajaccio 5<br />
Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />
Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />
Städtevergleich: Bastia versus Ajaccio 5<br />
Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />
Hotel<br />
Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />
15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />
Französisch-Guayana: Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />
Martinique: Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />
La Réunion: Imposante Vulkaninsel im Indischen Ozean 24<br />
Guadeloupe: Ein Stück Frankreich in der Karibik 19<br />
Hotel<br />
Cap Est Lagoon Resort & Spa – Luxusresort auf den<br />
französischen Antillen<br />
33<br />
30<br />
Werbecode: <strong>42</strong>/12<br />
ich bestelle die folgende(n) Ausgabe(n) von Frankreich erleben<br />
für 4,90 € pro Heft (bis Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33) bzw. 5,90 € pro Heft<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 33<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 34<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />
Vorname / Name<br />
Straße<br />
PLZ<br />
Ort<br />
Land<br />
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belasten Sie bitte meiner Kreditkarte:<br />
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Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus Harnau.
KULTURSCHOCK<br />
RECHTSSTAAT ?<br />
Es ist Samstagmorgen. Die Sonne scheint<br />
von einem strahlend blauen Himmel und<br />
erwärmt die Morgenluft. Ich sitze auf<br />
meinem Balkon und genieße den vielleicht letzten<br />
Spätsommertag des Jahres. Auf dem Tisch<br />
vor mir steht eine Tasse Kaffee, daneben liegen<br />
die Tageszeitung und ein paar Briefe, die ich gerade<br />
aus meinem Briefkasten geholt habe. Ein<br />
schöner Tag kündigt sich an. Eigentlich.<br />
Denn bevor ich mit der Zeitungslektüre beginne,<br />
öffne ich noch schnell die Post. In Zeiten<br />
von E-Mails, SMS und Facebook handelt es sich<br />
meistens um Rechnungen, Kontoauszüge oder<br />
irgendwelche Werbung. Nur selten sind persönliche<br />
Briefe dabei, aber gewöhnlich auch keine<br />
bösen Überraschungen. Einer der Briefe stammt<br />
von einer französischen Bank, bei der ich seit<br />
meinen Auslandsjahren in Paris noch immer ein<br />
Sparkonto unterhalte. Ich nehme den Brief aus<br />
dem Umschlag und überfliege ihn eher desinteressiert.<br />
Wahrscheinlich will man mir wieder eine<br />
dieser angeblich besseren Anlagen<br />
für mein Geld empfehlen, irgend so<br />
ein Finanzprodukt. Doch was muss<br />
ich dort lesen: « Mein Sparkonto sei<br />
von Staats wegen gesperrt worden! »<br />
Ein Grund wird nicht genannt.<br />
Nur, dass es mit einem Vergehen<br />
meinerseits zusammenhängt. Genauso<br />
wenig kann ich dem Schreiben<br />
entnehmen, um welchen Betrag<br />
es sich handelt.<br />
Ich merke, wie meine morgendliche<br />
Entspannung auf einen Schlag<br />
verflogen ist. In meinem Kopf fängt<br />
es an zu arbeiten. Was kann ich in<br />
Frankreich bloß angestellt haben,<br />
dass der französische Staat auf mein<br />
Sparkonto zugreift? Wieviel Geld<br />
ist in Gefahr? Immerhin befinden<br />
sich ein paar Tausend Euro auf<br />
dem Konto. Habe ich irgendwelche<br />
Steuern nicht bezahlt? Eigentlich<br />
unmöglich. Erstens habe ich immer<br />
pflichtgemäß meine Steuererklärung<br />
abgegeben und alle Bescheide<br />
bezahlt. Zweitens lebe ich schon<br />
sieben Jahre lang nicht mehr in Frankreich.<br />
Selbst wenn Finanzämter nicht als die schnellsten<br />
bekannt sind, wäre ein solcher Zeitverzug<br />
doch recht ungewöhnlich. Drittens hätte ich<br />
doch erst abgemahnt werden müssen. Soviel ich<br />
auch nachdenke, mir kommt einfach keine Idee,<br />
was passiert sein könnte. Am liebsten würde ich<br />
sofort meine Bank anrufen, aber es ist Samstag.<br />
Ich muss also zwei Tage warten.<br />
Am Montagmorgen greife ich sofort zum<br />
Hörer. Ein netter Bankmitarbeiter erklärt mir,<br />
dass der Staat tatsächlich auf mein Konto zugegriffen<br />
hat. Er kann mir am Telefon aber leider<br />
keine weiteren Details nennen. Erst nachdem<br />
ich hartnäckig um mehr Informationen bettele<br />
und die Mitleidskarte ausspiele, nach dem Motto<br />
« armer Ausländer, der aus der Ferne nicht weiß,<br />
was er machen soll », verrät er mir, dass der Zugriff<br />
etwas mit einem Verkehrsverstoß zu tun<br />
haben muss. Außerdem sagt er mir noch, dass es<br />
um 30 Euro geht, natürlich zuzüglich der Bank-<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Was ist denn das ?<br />
gebühren für einen solchen Vorgang, und nennt<br />
mir ein Aktenzeichen.<br />
Eine erste Erleichterung stellt sich bei mir ein.<br />
Zwar bin ich noch nicht wirklich schlauer, was<br />
passiert ist, aber wenigstens handelt es sich um<br />
eine überschaubare Summe. Ich recherchiere nach<br />
einer Telefonnummer der genannten Behörde.<br />
Dank Internet kein schweres Unterfangen. Natürlich<br />
wähle ich die Nummer sofort. Ich lande<br />
aber bei einer automatischen Ansage, laut der alle<br />
Arbeitsplätze momentan belegt seien. Man solle<br />
entweder später nochmals anrufen oder eine E-<br />
Mail schicken. Ich lege wieder auf. Eine Stunde<br />
später wage ich einen zweiten Versuch, eine weitere<br />
Stunde später einen dritten, nachmittags einen<br />
vierten. Immer wieder die gleiche Situation. « Sei<br />
geduldig », sage ich mir. Ich versuche es am nächsten<br />
und auch am übernächsten Tag erneut. Kein<br />
Erfolg. Also schreibe ich schließlich eine E-Mail,<br />
eigentlich mehr aus Verzweiflung, denn an eine<br />
Antwort auf diesem Wege glaube ich kaum.<br />
Doch ein paar Tage später bekomme ich<br />
tatsächlich eine elektronische Nachricht. Man<br />
antwortet mir, dass ich in Paris vor eineinhalb<br />
Jahren falsch geparkt und den Strafzettel dafür<br />
nicht bezahlt habe. Das Autokennzeichen,<br />
das angegeben wird, entspricht in der Tat dem<br />
Kennzeichen, das ich damals in Paris hatte.<br />
Allerdings ist der Wagen schon vor sieben Jahren<br />
nach Deutschland umgemeldet worden. Ich<br />
kann diesen Verkehrsverstoß also definitiv nicht<br />
begangen haben. Da eine erneute telefonische<br />
Kontaktaufnahme scheitert, beginnt ein kleiner<br />
E-Mail-Wechsel. Meine Kontaktperson erklärt<br />
mir, dass ich der Ordnungswidrigkeit bei der Pariser<br />
Polizei widersprechen müsse. Ihre Behörde<br />
verschicke nur die Strafzettel, sei aber nicht für<br />
Einwände zuständig.<br />
Also rufe ich bei der Polizei an. Eine nette<br />
Frau klärt mich auf, dass man für einen Widerspruch<br />
persönlich vor Ort vorbeischauen müsse<br />
und nennt mir zugleich die genaue Adresse und<br />
die Öffnungszeiten. Leicht empört antworte ich<br />
ihr, dass ich dafür wohl kaum extra nach Paris<br />
fliegen könne. Erneut mache ich auf « armer<br />
Ausländer, der die Welt nicht versteht ». Sie hat<br />
Mitleid mit mir und rückt schließlich eine Postadresse<br />
heraus. Sie könne aber nicht garantieren,<br />
dass der Widerspruch auf diesem Wege funktionieren<br />
werde.<br />
Inzwischen mehr genervt als verängstigt, setze<br />
ich mich also hin und schreibe alles erneut auf.<br />
Brav lege ich meine persönliche Anmeldebescheinigung<br />
in Deutschland bei. Einen Nachweis über<br />
die Ummeldung des Autos finde ich leider nicht<br />
mehr in meinen Unterlagen. Ich meine mich zu<br />
erinnern, dass es dafür damals auch keine Bestätigung<br />
gab. Den deutschen Fahrzeugschein und<br />
-brief besitze ich jedenfalls nicht mehr, da ich das<br />
Auto schon vor zwei Jahren weiterverkauft habe.<br />
Als ich den Brief abschicke, bin ich innerlich fest<br />
überzeugt, dass genau dieser fehlende Nachweis<br />
der Autoummeldung ein Problem werden wird.<br />
Es vergehen gut drei, vier Wochen. Draußen<br />
ist längst kein spätsommerliches Balkonwetter<br />
mehr, der Herbst hat begonnen. Da erhalte ich<br />
erneut eine äußerst knappe E-Mail. Mit einem<br />
Satz werde ich darüber informiert, dass der<br />
Vorgang eingestellt wurde und dass es sich um<br />
einen « grafischen Fehler » gehandelt habe. Was<br />
auch immer das ist, plötzlich scheint alles ganz<br />
unkompliziert.<br />
Sofort spreche ich mit meiner Bank. Man<br />
bestätigt mir, dass die 30 Euro zurückgebucht<br />
wurden. Die Bankgebühren in Höhe von drei<br />
Euro könne man mir aber leider nicht erlassen.<br />
Das stünde auch in den AGB. Als ich den Bankberater<br />
frage, ob ich das Geld vom französischen<br />
Staat zurückfordern sollte, kann dieser nur herzlich<br />
lachen. Ich werde also um drei Euro ärmer<br />
bleiben. Bevor ich auflege, frage ich ihn noch,<br />
woher die Verkehrsbehörde wusste, dass ich ein<br />
Konto in Frankreich habe. « Sie haben doch in<br />
Frankreich gelebt und sicherlich eine Steuererklärung<br />
abgegeben, oder? » Richtig. « Na, dann<br />
mussten Sie doch auch Ihre Kontoverbindungen<br />
angeben. »<br />
Warum es mich schockiert, dass eine Verkehrsbehörde<br />
für einen simplen, nicht bezahlten<br />
Strafzettel über meine Steuererklärung direkt auf<br />
mein Konto zugreifen darf, scheint er allerdings<br />
nicht zu verstehen. « Wie soll der Staat denn<br />
sonst an sein Geld kommen? », ist schlichtweg<br />
seine Antwort.<br />
Die Zeichnung<br />
ist inspiriert vom<br />
einstigen<br />
ostdeutschen<br />
Ampelmann.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 95
GUÉWEN A TESTÉ<br />
Guéwen<br />
a testé …<br />
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, an<br />
einer Radarfalle vorbeizukommen?<br />
...Radarfallen<br />
Nach dem Steuerbescheid in meinem Briefkasten, von dem<br />
ich in der letzten Ausgabe berichtet habe, fand ich kürzlich<br />
wieder einen offiziellen Brief in den Farben der Republik<br />
vor. Dieses Mal wurde ich aber darüber unterrichtet, dass<br />
ich zu schnell gefahren war, was mich 135 Euro und vier<br />
Punkte kostete. Anlass genug, mich dieses Mal mit den Radarfallen<br />
im Land zu beschäftigen.<br />
70.000 Euro. 33 Prozent<br />
des Geldes geht an<br />
eine Agentur, die sich<br />
um die Verbesserung<br />
und den Ausbau der<br />
Infrastruktur (Bahnstrecken,<br />
Flusswegen<br />
und Häfen inklusive)<br />
kümmert. 30 Prozent<br />
wandern schließlich<br />
in die Taschen der<br />
örtlichen Gebietskörperschaften,<br />
die damit<br />
wiederum Maßnahmen<br />
zur Verbesserung<br />
der Verkehrssicherheit finanzieren.<br />
Welche Radarfalltypen gibt es?<br />
Sehr hoch! Es gibt viele Radarfallen in Frankreich. Die<br />
erste wurde am 27. Oktober 2003 vom damaligen<br />
Innenminister Nicolas Sarkozy feierlich<br />
eingeweiht, was damals noch eine große<br />
Polemik auslöste. Neun Jahre später zählt<br />
man mehr als 5.000 Stück an Frankreichs<br />
Straßen.<br />
Was sollen Radarfallen<br />
bewirken?<br />
Das Hauptargument des Staates ist,<br />
mit der Geschwindigkeitsüberwachung<br />
die Zahl der Verkehrstoten zu verringern.<br />
Dabei hat der Staat gute Fakten auf seiner<br />
Seite: Von 2003 bis 2011 reduzierte sich<br />
die Zahl der Verkehrstoten von 6.058 auf<br />
3.970 pro Jahr. <strong>2012</strong> will man die Grenze<br />
von 3.000 Toten unterschreiten. Es wäre<br />
aber auch unehrlich zu verschweigen,<br />
dass die Radarfallen zu einer erquicklichen<br />
Einnahmequelle geworden sind.<br />
Der rentabelste Blitzer steht auf der A41<br />
zwischen Annecy und Genf. Er blitzt<br />
durchschnittlich 462-mal am Tag und schafft damit einen<br />
Umsatz von circa 22 Millionen Euro pro Jahr!<br />
Radarfallen, ein Jackpot für den Staat?<br />
Ja und nein. 2011 haben die Radarfallen rund 639 Millionen<br />
Euro in die Kassen gespült. Die Prognose für <strong>2012</strong><br />
geht von 675 bis 700 Millionen Euro aus. Doch nicht alles<br />
Geld fließt in den Staatshaushalt. Mit 37 Prozent des eingenommenen<br />
Geldes werden neue Blitzer sowie der Unterhalt<br />
bestehender Anlagen finanziert. Ein einzelnes Gerät<br />
kostet in der Neuanschaffung im Durchschnitt immerhin<br />
Vier Typen lassen sich unterscheiden: Erstens fixe Blitzer<br />
(2.137 Stück zurzeit). Sie stehen vor allem an gefährlichen<br />
Streckenabschnitten. Wurden sie<br />
früher durch ein Schild angekündigt,<br />
verschwinden diese Schilder inzwischen<br />
zunehmend. Zweitens Geschwindigkeitsanzeiger<br />
(1.400), die vor allem<br />
einen pädagogischen Wert haben. Sie<br />
zeigen die Geschwindigkeit eines Autos<br />
sichtbar für den Fahrer an, ohne gleich<br />
eine Sanktion folgen zu lassen. Zunehmend<br />
folgt ihnen aber eine klassische<br />
Radarfalle. Drittens mobile Blitzer (933).<br />
Sie befinden sich in zivilen Fahrzeugen<br />
der Polizei. Viertens Rotlichtblitzer<br />
(679). Außerdem könnten bald neuartige<br />
Radarfallen auftauchen, bei denen ein<br />
Fahrzeug an zwei Stellen erfasst wird, um<br />
anschließend die zurückgelegte maximale<br />
Geschwindigkeit zu errechnen.<br />
Sind alle Autofahrer vor<br />
den Radarfallen gleich?<br />
In der Theorie ja. Die Realität sieht jedoch anders aus,<br />
denn alles hängt davon ab, wo das Auto gemeldet ist.<br />
Während französische Autofahrer einem Strafzettel quasi<br />
nicht entgehen können, es sei denn, das geschossene Bild<br />
ist unscharf geworden, und luxemburgische, schweizerische<br />
und seit kurzem belgische Autofahrer das gleiche Schicksal<br />
teilen, sieht es bei in anderen Ländern zugelassenen Autos<br />
anders aus. So entgingen deutsche Autofahrer, die übrigens<br />
von den ausländischen Autofahrern auf Frankreichs Straßen<br />
am häufigsten geblitzt werden, bisher meist einer Sanktion.<br />
Ab 2013 soll sich das wegen eines neuen Abkommens<br />
zwischen beiden Ländern aber ändern.<br />
96 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Impressum<br />
Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den<br />
Autoren und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und<br />
alle anderen Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei.<br />
Daher sind keine einzelnen Personen am Ende eines Artikels<br />
hervorgehoben, sondern findet die Nennung im Impressum<br />
statt.<br />
Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />
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ISSN: 1861-<strong>42</strong>56<br />
Herausgeber: Markus Harnau<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
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Cobac, Dominique Cache, Stefanie Dracker, Andrea Garbe, Dr.<br />
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Ziegler<br />
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Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />
oben nach unten): Titel: S1: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S.4: Serge Robin, Ajc Presse; Frantisek Zvardon,<br />
ConseilVinsAlsace; Serge Robin, Ajc Presse; David Lefranc, Office de<br />
Tourisme de Paris • S.6: DR; Cyrille Thomas, SANAA / Imrey Culbert/<br />
Catherine Mosbach • DR, Préfecture de Police de Paris • S.8-9: DR,<br />
Fondation du Camp des Milles-Mémoire et Education; iStock, Pavlen;<br />
Serge Robin, Ajc Presse • S.10-11: DR, Tour Montparnasse; Amélie<br />
Dupont, Office du Tourisme de Paris; Serge Robin, Ajc Presse • S.12-<br />
13: DR • S.14-20: DR • S.21: Arte / DR • S.22: DR • S.24-33: Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S.34: David Lefranc, Office du Tourisme de Paris;<br />
DR, Musée en Herbe • S.35: Serge Robin, Ajc Presse; DR, Galeries<br />
Lafayette Paris • DR, Muséum National d’Histoire Naturelle; DR, Jardin<br />
d’acclimatation • S.36: DR, Musée des Arts Forains; Déodat Manchon,<br />
Aquarium de la Porte Dorée; David Lefranc, Office de Tourisme de<br />
Paris; P.Levy, EPPDCSI • S.38: David Lefranc, Office de Tourisme<br />
de Paris; DR, Le Grand Rex • S.39: Jeremi Jevic, Bateaux Parisiens<br />
• DR, Musée Grévin • Amélie Dupont, Office de Tourisme de Paris;<br />
Davrid Lefranc, Office de Tourisme de Paris • S.40-44: Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.45: DR, Maison de Robert Schuman • S.46-55: Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S.56-57: Serge Robin, Ajc Presse; Hôtel le Grand<br />
Balcon • S.58-65: Serge Robin, Ajc Presse • S.66-70: Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.72: Serge Robin, Ajc Presse • S.76: Serge Robin, Ajc<br />
Presse • S.78-81: Maurice Albert, Ajc Presse • S.82-85: Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.86-87: Maurice Albert, Ajc Presse • S.88: Stéphane<br />
Spach, ConseilVinsAlsace; Frantisek Zvardon, ConseilVinsAlsace; He2<br />
Fotolia • S.94: Chantal Cobac pour Frankreich erleben • S.95: Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S.98: Ludovic Di Orio; Serge Robin, Ajc Presse;<br />
G.Brown , Ajc Presse.<br />
Leserbriefe<br />
Mit viel Freude lese ich seit einiger<br />
Zeit Frankreich erleben. Wir<br />
besuchen seit geraumer Zeit unser<br />
Nachbarland. Und wie viele andere<br />
haben wir uns über die Schlangen<br />
an den Autobahnmautstellen geärgert.<br />
Daher war Ihr Bericht über<br />
die TéléPéage sehr interessant für<br />
uns. Vor unserer diesjährigen Reise<br />
in die Provence hat uns dann der<br />
Übermut gepackt und wir haben<br />
versucht, an die « elektronische<br />
Zahlweise » heranzukommen.<br />
Nach einigen Stunden suchen und<br />
vergleichen haben wir dann bei<br />
« atmb » den kleinen Sender schriftlich<br />
bestellt. Bei der Übersetzung<br />
des Kleingedruckten half eine<br />
französische Freundin. Es klappte<br />
super, innerhalb von etwa zehn<br />
Tagen war der Sender bei uns. Zwischenzeitlich<br />
ist die Bestellung des<br />
Senders nur noch über das Internet<br />
möglich. Das Antragsformular ist<br />
recht einfach gehalten, erklärt sich<br />
von selbst. Die monatlichen Rechnungen<br />
können allerdings nur einer<br />
Kreditkarte belastet werden, eine<br />
direkte Kontobelastung ist nicht<br />
möglich. Per Mail werden Abonummer<br />
und ein Passwort mitgeteilt,<br />
danach kommt kurzfristig der<br />
Sender per Einschreiben. Das Vorliegen<br />
der Rechnung wird ebenfalls<br />
per E-Mail angezeigt, über den<br />
Link wird man direkt weitergeleitet<br />
und kann mit Abonummer und<br />
Passwort die Rechnungen einsehen<br />
bzw. ausdrucken. Es würde mich<br />
freuen, wenn andere Leser durch<br />
unseren Hinweis die Vorteile der<br />
TéléPéage nutzen könnten.<br />
Christiane Seidel-Bertsch, Dietzenbach<br />
Letzten August haben wir eine<br />
seit ca. 20 Jahren « schlummernde »<br />
Idee realisiert und auf der (jährlichen)<br />
Anreise an die Côte d'Argent drei<br />
Tage das Marais Poitevin besucht<br />
(mit dem Wohnwagen). Obwohl wir<br />
wussten, dass wir zur Hauptreisezeit<br />
unterwegs waren, waren wir zunächst<br />
geschockt: In Coulon waren sowohl<br />
der Campingplatz als auch die Embarcadere<br />
total überlaufen. Wir sind<br />
dann weiter nach Saint-Hillaire-le-<br />
Palud und haben dort einen guten<br />
Campingplatz gefunden. Am nächsten<br />
Tag sind wir – der Empfehlung<br />
des März/April-Heftes folgend –<br />
nach Saint-Sigismond zur dortigen<br />
Embarcadere de l'Autize gefahren.<br />
Dort war der Besucherandrang eher<br />
mäßig. Auf Nachfragen haben wir<br />
dann das o.g. Heft gezeigt (was diverse<br />
ooohs und aaahs hervorrief) und<br />
durften dann eine Bootstour mit<br />
Margot (deren Deutschkenntnisse<br />
allerdings eher passiv als aktiv sind,<br />
aber mit einer Mischung aus Französisch,<br />
Deutsch und Englisch kommt<br />
man gut hin) und Lucy genießen<br />
– und das ist wörtlich gemeint. Vielen<br />
Dank für den Tipp, den wir nur<br />
weitergeben und bestätigen können!<br />
Eine Reservierung war nicht nötig,<br />
wir mussten gerade mal eine halbe<br />
Stunde warten, etwas Wartezeit<br />
muss man aber schon einkalkulieren.<br />
Zuletzt noch eine Anregung: Außer<br />
einer Rubrik über Hotels wäre doch<br />
unter Unterwegs in Frankreich auch<br />
eine vergleichbare Rubrik über Campingplätze<br />
denkbar (evtl. auch in<br />
Verbindung mit den besprochenen<br />
Reisezielen)?<br />
Dr. Christoph Ottmar, per E-Mail<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder<br />
Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />
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LESERBRIEFE · IMPRESSUM<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong> · 97
VORSCHAU<br />
Alpen & Co.<br />
Wellness in den Bergen<br />
Nordfrankreich<br />
Mit Kunst zu neuen Ufern<br />
Toulouse<br />
Die unglaubliche Geschichte des Pastells<br />
Loire-Tal<br />
Das Schloss von Tim und Struppi<br />
... und viele<br />
weitere Themen<br />
Elsass<br />
Die Magie von Kristallglas<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43 – Januar / Februar 2013 erscheint am 18. <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong>
Erleben Sie das Elsass<br />
mit Frankreich erleben!<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29<br />
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10 Ideen für ein<br />
Wochenende im<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />
Haut-Koenigsbourg<br />
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Weihnachten<br />
in den<br />
Galeries Lafayette<br />
n diesem Weihnachten <strong>2012</strong> feiern die Galeries Lafayette<br />
A den hundertsten Geburtstag ihrer legendären Kuppel.<br />
Seit einem Jahrhundert wölbt sich inmitten des traditionsreichen<br />
Kaufhauses am Boulevard Haussmann die farbige Glaskuppel,<br />
ein mythisches Symbol der Jugendstilarchitektur - hundert Jahre alt<br />
und noch so jung!<br />
Um ihrer überwältigenden Kuppel die Ehre zu erweisen, locken<br />
anlässlich dieses Geburtstages mehr als hundert verschiedene Konfektionsmarken<br />
in den Galeries Lafayette mit einzigartigen und exklusiven<br />
Geschenkideen.......<br />
An diesem „Jahrhundert-Weihnachtsfest“ prägen drei große<br />
Namen die außergewöhnliche Stimmung in dem traditionsreichen<br />
Kaufhaus: so Luis Vuitton mit Schaufensterauslagen unter dem<br />
Motto „Ball des Jahrhunderts“ an der riesigen mit funkelnden Swarovskikristallen<br />
besetzten Tanne, an der Terrasse „Enchantée“ sowie<br />
den zauberhaften Auslagen der Disney-Prinzessinnen und dem Disney<br />
Store mit seiner trendigen Mode.<br />
Als zeitlose Ikonen, die Generationen kleiner Mädchen in Träume<br />
versetzen, sind die Disney- Prinzessinnen während dieser Feierlichkeiten<br />
die ganz besonderen Gäste.<br />
Fantasievolle Auslagen auf der prachtvollen Terrasse über den<br />
Dächern von Paris auf dem Weg vom trendigen Disney Store bis<br />
hin zur Spielwarenabteilung schaffen eine Vielzahl von Höhepunkten,<br />
die den weihnachtlichen Festlichkeiten unbestreitbar einen<br />
Hauch von märchenhaftem Zauber verleihen.<br />
Besondere Gaumenfreuden<br />
D<br />
as Maison Dalloyau, bekannt für die berühmten „Macarons“,<br />
hat sich als Anerkennung der Cinderella und ihrer<br />
„carosses“ mit dem Hause Disney zusammengetan und sogenannte<br />
„Macarosses“ kreiert, die exklusiv und zum ersten Mal auf der Terrasse<br />
der Galeries Lafayette dargeboten werden.<br />
D<br />
ie Galeries Lafayette sprechen mit ihrem „Jahrhundert-<br />
Weihnachtsfest“ Jung und Alt gleichermaßen an.<br />
40, boulevard Haussmann · Paris · www.galerieslafayette.com