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Nr. 79 - Sommer 2021

Île de Port-Cros: ein regelrechtes Juwel Freizeitparks: Familienerlebnisse in Frankreich Abbaye de Montmajour: durch die Vergangenheit der Provence Amiens: Gartenfestival im "Venedig des Gemüses" Geschichte: 150 Jahre Pariser Kommune Debatte: Sacé-Cœur schützen oder abreißen ? Rezept: Soufflé d'été au basilic

Île de Port-Cros: ein regelrechtes Juwel
Freizeitparks: Familienerlebnisse in Frankreich
Abbaye de Montmajour: durch die Vergangenheit der Provence
Amiens: Gartenfestival im "Venedig des Gemüses"
Geschichte: 150 Jahre Pariser Kommune
Debatte: Sacé-Cœur schützen oder abreißen ?
Rezept: Soufflé d'été au basilic

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>79</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong><br />

PROVENCE · FREIZEITPARKS · CÔTE D'AZUR · PARIS · HAUTS-DE-FRANCE<br />

Île de Port-Cros<br />

Von Schriftstellern, Naturschutz<br />

und einer zerrissenen Hose<br />

Freizeitparks<br />

Familienerlebnisse in Frankreich<br />

Paris<br />

Ein unglaubliches Hotelkonzept:<br />

jedes Zimmer ein Kinosaal!<br />

Abbaye de Montmajour<br />

Eine Reise durch die Vergangenheit<br />

der Provence<br />

Hortillonnages von Amiens<br />

Gartenfestival im « Venedig des Gemüses »<br />

Geschichte 150 Jahre Pariser Kommune<br />

Debatte Sacré-Cœur schützen oder abreißen?<br />

Rezept Soufflé d’été au basilic<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

während wir die Arbeiten für dieses<br />

Magazin abschließen, wissen wir noch<br />

nicht, inwiefern wir in diesem <strong>Sommer</strong><br />

ungehindert verreisen können, ohne uns<br />

um Grenzen zu kümmern. Oder wird es nach wie vor<br />

Einschränkungen geben? Das kann noch niemand sagen.<br />

Trotz dieser Unsicherheit verspüren wir jedoch alle mehr<br />

denn je das Bedürfnis, uns in die Zukunft zu projizieren,<br />

an ein Ende der Krise zu glauben, uns auf<br />

den heiß ersehnten Moment vorzubereiten,<br />

an dem wir unsere Freiheit wiedererlangen.<br />

Bei der Vorbereitung dieser Ausgabe von<br />

Frankreich erleben haben wir erneut versucht,<br />

wirkliche Highlights in Frankreich<br />

aufzustöbern, die Ihnen vielleicht<br />

Inspirationen für zukünftige Reiseziele<br />

geben. Darüber hinaus ging es uns<br />

aber auch darum, das zu bestätigen,<br />

was wir seit mehr als einem Jahr<br />

spüren – und was zweifellos<br />

der Slogan für dieses Magazin<br />

sein könnte –, nämlich, dass<br />

Freiheit beim Lesen beginnt!<br />

Auf den folgenden Seiten geht es zunächst<br />

Richtung Süden, auf die wunderschöne<br />

Insel Port-Cros, die unbekannteste,<br />

aber vermutlich anziehendste der<br />

sogenannten Îles d’Or, die vor der Halbinsel<br />

Giens und dem Cap Bénat liegt. Sie<br />

werden dort drei Menschen kennenlernen,<br />

die zu ihrer Zeit ein sonderbares Trio bildeten,<br />

Vorreiter in Sachen Umweltschutz<br />

waren und das Schicksal der Insel<br />

veränderten.<br />

Wir bleiben im<br />

Süden, in der Provence,<br />

um Ihnen Lust auf einen<br />

Abstecher zur Abbaye de Montmajour<br />

zu machen. Zwischen Alpilles und<br />

Arles können Sie hinter den kühlen Mauern eine<br />

Reise durch die Vergangenheit der Region unternehmen.<br />

Im Norden des Landes, im Departement Somme, werden<br />

Sie einen weiteren Ort entdecken, dem ein erstaunliches<br />

Geschick widerfuhr: die Hortillonnages d’Amiens. Anbaukulturen<br />

inmitten von Kanälen machten im Laufe<br />

der Jahrhunderte die Stadt zum « Venedig des Gemüses<br />

». Heute ist diese Besonderheit der Rahmen<br />

für ein einzigartiges Gartenfestival, dessen<br />

Gründer Ihnen erklärt, wie es dazu kam.<br />

Von den anderen Themen, die Sie in dieser<br />

Ausgabe entdecken, empfehle ich<br />

Ihnen besonders unseren Artikel über<br />

die Pariser Kommune. Diese Periode<br />

vor genau 150 Jahren stellte eine völlig<br />

neuartige und intensive politische<br />

und soziale Erfahrung in Frankreich dar. Noch<br />

heute diskutieren die Franzosen leidenschaftlich<br />

darüber. Bei diesem Stichwort lege ich Ihnen auch<br />

unsere neue Rubrik über aktuelle Debatten im<br />

Hexagon ans Herz, in der es diesmal um Sacré-<br />

Cœur in Paris geht.<br />

Sie sehen also, Sie erhalten erneut unzählige Gelegenheiten<br />

zum Reisen, zumindest beim Lesen.<br />

Nutzen Sie diese Freiheit!<br />

Wir wünschen Ihnen einen ausgezeichneten <strong>Sommer</strong>.<br />

Bleiben Sie gesund!<br />

Titelbild: Blick auf den Hafen der Insel Port-Cros (Var).<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 3


INHALT<br />

Île de Port-Cros · 26<br />

Buchhandel · 68<br />

Freizeitparks · 56<br />

Pariser<br />

Kommune · 72<br />

Hortillonnages von Amiens · 36<br />

Rezept · 90<br />

Abbaye de Montmajour · 48<br />

Trüffel · 64<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Rennes<br />

Nantes<br />

68 · Bordeaux<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

26 Île de Port-Cros<br />

Von Schriftstellern, Naturschutz und<br />

einer zerrissenen Hose<br />

Die Insel Port-Cros hat ein erstaunliches Schicksal, das<br />

eng mit einer Familie und mit Schriftstellern verbunden<br />

ist. Ihr Name wurde lange Zeit nur von Insidern unter der<br />

Hand weitergegeben, als wäre sie ein wertvoller Schatz,<br />

den es vor dem Massentourismus zu schützen gilt.<br />

36 Hortillonnages von Amiens<br />

Von einer verrückten Idee zum jährlichen Ereignis<br />

Die Hortillonnages sind ein unumgängliches Gartenfestival.<br />

Man besichtigt dabei Gärten, die auf kleinen Inseln inmitten<br />

von Kanälen liegen. Zu Fuß oder mit einem Elektroboot<br />

erhält der Besucher einen neuartigen, erholsamen und<br />

manchmal auch unkonventionellen Blick auf die Umwelt<br />

sowie auf Vergangenheit und Zukunft der Region.<br />

48 Abbaye de Montmajour<br />

Eine Reise durch die Vergangenheit der Provence<br />

Die Abbaye de Montmajour ist diskreter als Klöster wie<br />

Sénanque, Le Thoronet oder Silvacane. Dennoch ist sie<br />

bei einem Aufenthalt in der Region einen Besuch wert,<br />

denn ihre beeindruckende architektonische Vielfalt<br />

zeugt von einer fast achthundertjährigen Geschichte.<br />

56 Freizeitparks<br />

Familienerlebnisse in Frankreich<br />

In puncto Freizeitparks ist Frankreich mit mehr als<br />

hundert Anlagen sehr gut ausgestattet. Eine Übersicht<br />

über unsere bevorzugten Freizeitparks im Hexagon.<br />

60 Hotel<br />

Hôtel Paradiso, Paris<br />

Lille<br />

36 · Amiens<br />

Rouen<br />

94 · Waltenheim-sur-Zorn<br />

60, 72, 80 · Paris<br />

Straßburg<br />

92 · Angers<br />

Tours<br />

Dijon<br />

Lyon<br />

Montpellier<br />

48 · Arles<br />

Toulouse<br />

Marseille<br />

26 · Île de Port-Cros<br />

Frankreich heute<br />

64 Landwirtschaft<br />

Hurra, in Frankreich ist es gelungen, die begehrten<br />

weißen Trüffel zu züchten!<br />

Eine französische Baumschule und ein Forschungsinstitut haben<br />

es gemeinsam geschafft, die seltenste Trüffel der Welt zu züchten:<br />

die Weiße Trüffel (Tuber magnatum), die bis dato lediglich wild<br />

in einigen Wäldern des Piemont und des Balkans wuchs.<br />

68 Gesellschaft<br />

« Wie ich als Buchhändlerin die aktuelle<br />

Gesundheitskrise in Frankreich erlebe. »<br />

Hélène des Ligneris musste ihre Buchhandlung La Machine à<br />

Lire in Bordeaux während der durch die Coronavirus-Pandemie<br />

verursachten Ausgangsbeschränkungen mehrfach schließen.<br />

Sie spricht über ihre Erfahrungen und Gedanken …<br />

72 Geschichte: 150 Jahre Pariser Kommune<br />

Ein zwiespältiger Geburtstag für die Franzosen<br />

Die Franzosen erkennen zwar an, dass die Kommune ein<br />

wichtiger Teil ihrer Geschichte ist, dennoch entzündeten sich<br />

angesichts der Feierlichkeiten zum 150. Jahrestag in diesem<br />

Jahr polemische Diskussionen, die davon zeugen, wie zwiespältig<br />

dieses geschichtliche Ereignis wahrgenommen wird.<br />

80 Debatte<br />

Soll man die Basilika Sacré-Cœur in Paris<br />

schützen oder abreißen?<br />

Man sagt, dass Franzosen Diskussion lieben. Zurzeit debattieren<br />

sie über ein sehr umstrittenes Thema: Soll man die<br />

Basilika Sacré-Cœur von Paris schützen oder abreißen?<br />

Art de vivre<br />

82 Der Comic: ein eigenständiges<br />

Medium in Frankreich (5)<br />

Idiss, von Richard Malka (Anwalt und Comicautor)<br />

Der Autor dieses Comics ist Anwalt und verteidigt beispielsweise<br />

das Satiremagazin Charlie Hebdo. Er ist ein unermüdlicher<br />

Verfechter der Meinungsfreiheit. Wir haben uns mit ihm über<br />

dieses Thema und über seinen letzten Comic unterhalten.<br />

90 Chantals Rezept<br />

Soufflé d’été au basilic<br />

92 Spirituosen<br />

Der Cointreau<br />

Diese kleine quadratische Flasche aus orange-braunem<br />

Glas ist seit jeher in nahezu allen französischen Haushalten<br />

zu finden. Sie ist eine Art Madeleine de Proust, also etwas,<br />

das automatisch bestimmte Erinnerungen auslöst.<br />

.<br />

94 Produkt<br />

Briefkästen für Frankreichliebhaber « made in Alsace »<br />

Barbara und Charly Hamm, zwei Gastronomen aus dem Elsass voller<br />

Ideen, stellen Briefkästen und Dekorationssets für Briefkästen her,<br />

die Anspielungen an verschiedene Regionen Frankreichs sind.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 On lit<br />

14 On lit en France<br />

20 On regarde<br />

22 On surfe<br />

24 On écoute<br />

67 Leserbriefe<br />

88 Nach bestellungen<br />

96 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

ZUG<br />

Bald wieder mit dem Nachtzug<br />

von Paris nach Nizza<br />

STÄDTETOURISMUS<br />

Entlang der blauen Linie durch<br />

Roubaix<br />

Die Idee ist einfach, man musste nur auf sie<br />

kommen. Um Touristen die Orientierung in der<br />

Stadt zu erleichtern, ließ die Stadtverwaltung<br />

von Roubaix (Nord) eine blaue Linie auf den<br />

Boden zeichnen, welche die verschiedenen<br />

Sehenswürdigkeiten verbindet. Auch ohne<br />

einen Plan zu studieren, kann man sich nicht<br />

mehr verlaufen und ist zudem sicher, nichts zu<br />

verpassen.<br />

HOTEL<br />

Ein 5-Sterne-Hotel & Spa<br />

ab 2024 in Colmar<br />

Eine solche Ankündigung mitten in<br />

der Coronaviruskrise bleibt nicht<br />

unbemerkt und hebt die Moral der<br />

Hotelbranche: Nicolas Decker, der<br />

Besitzer des großartigen Hotels<br />

La Cheneaudière in Colroy-la-<br />

Roche (Bas-Rhin) – das wir Ihnen in<br />

Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 61 vorgestellt<br />

haben – will laut eigenen Angaben<br />

eine « kleine Schwester » des<br />

5-Sterne-Hotels eröffnen. Das neue<br />

Hotel soll im Zentrum von Colmar, im<br />

Stadtteil « Klein-Venedig », in einem<br />

Park mit schönem Baumbestand<br />

entstehen. Geplant sind 25<br />

Suiten in einer Jugendstilvilla, ein<br />

luxuriöser Wellnessbereich sowie ein<br />

Außenpool. Die Eröffnung ist für 2024<br />

vorgesehen.<br />

Die historische Nachtzugverbindung zwischen Paris und<br />

Nizza wurde 2017 eingestellt. Inzwischen wird sie jedoch als<br />

ökologische Alternative zu Auto und Flugzeug eingestuft und<br />

wurde am 16. April <strong>2021</strong> wieder aufgenommen. Der Nachtzug<br />

startet um 20.52 Uhr vom Bahnhof Paris-Austerlitz und erreicht<br />

Nizza um 10.11 Uhr morgens. Die Reise für die 1088 km lange<br />

Strecke dauert 13 Std. und 19 Minuten. In der ersten Klasse<br />

bezahlt man im Liegewagen mit 4 Plätzen ab 39 Euro. Für<br />

die zweite Klasse (6 Liegeplätze) kostet ein Ticket ab 29 Euro,<br />

im Liegesitz ab 19 Euro. Vor der Ankunft in Nizza hält der<br />

Zug auch in Marseille, Toulon, Les Arcs Draguignan, Saint<br />

Raphaël Valescure, Cannes und Antibes. Es gibt täglich eine<br />

Verbindung in beide Richtungen. Die alten Waggons wurden<br />

mit einem Budget von 100 Millionen Euro auf den neuesten<br />

Stand gebracht, um die 12-stündige Reise für die Fahrgäste<br />

bequemer und angenehmer zu gestalten.<br />

LABEL<br />

Villeurbanne ist die erste Kulturhauptstadt<br />

Frankreichs<br />

Villeurbanne (Rhône) ist eine Stadt im Großraum von Lyon<br />

und wurde nun mit dem Label Capitale française de la<br />

culture ausgezeichnet. Dieses Label wurde erstmals vom<br />

Kulturministerium verliehen, um ein bestehendes kulturelles<br />

Engagement zu unterstützen. Mit einem Festival de rue, einer<br />

École nationale de musique, einem Institut de l’art contemporain<br />

und einem Maison du livre, de l’image et du son<br />

stellt Villeurbanne bereits eine ambitionierte<br />

Kulturpolitik unter Beweis. Ein schöner Erfolg<br />

für eine Stadt mit nur 150 000 Einwohnern.<br />

Im Jahr 2022 wird Villeurbanne also dieses<br />

Label tragen, das von einer Finanzspritze in<br />

Höhe von einer Million Euro begleitet wird.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


NOTRE-DAME DE PARIS<br />

2000 Eichen für den Wiederaufbau des Dachstuhls<br />

Mit der Entscheidung, den durch ein Feuer am 15. April 2019<br />

komplett zerstörten Dachstuhl der Kathedrale Notre-Dame<br />

de Paris « identisch » wiederherzustellen, verpflichtete sich die<br />

Regierung gleichzeitig, den Zimmerleuten 2000 französische<br />

Eichen für die kolossalen Arbeiten zu liefern. Anfang März<br />

wurden im Staatswald von Bercé (Sarthe) die ersten acht<br />

Bäume geschlagen. Sie sind mehrere Hundert Jahre alt und<br />

haben außergewöhnliche Ausmaße. Baum Nummer 1 hat<br />

einen Durchmesser von über einem Meter und mehr als 20<br />

Meter nutzbares Stammholz. Er soll als einer von sechs langen<br />

Balken den « Sockel » der Turmspitze tragen. Aus den sieben<br />

anderen sollen Teile für das Gebälk der Turmspitze und des<br />

Querschiffs entstehen. Die 1992 restlichen Bäume werden in<br />

den nächsten Monaten im ganzen Land gefällt, in Sägewerken<br />

zugeschnitten und müssen anschließend 12 bis 18 Monate<br />

lang trocknen, bis das Holz eine Feuchtigkeit von unter 30 %<br />

erreicht hat. Die 2000 Eichen entsprechen 0,1 % der jährlich in<br />

Frankreich abgeholzten Eichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

POLEMIK<br />

Einige Museen verzichten auf<br />

römische Zahlen<br />

Die Information hätte unbemerkt bleiben können,<br />

wäre da nicht die Verbundenheit der Franzosen zu<br />

bestimmten « Traditionen »: Das Pariser Musée<br />

Carnavalet berichtete über die Entscheidung, die<br />

römischen Zahlen auf den Infotafeln teilweise<br />

durch arabische zu ersetzen. Kurze Zeit später<br />

kündigte auch das Musée du Louvre an, für die<br />

Angabe der Jahrhunderte keine römischen<br />

Zahlen mehr zu verwenden, da « Ausländer und<br />

viele Franzosen sie nicht entziffern können ».<br />

Die Könige werden im Louvre gegenüber den<br />

Jahrhunderten offensichtlich bevorzugt, denn<br />

auf den dortigen Tafeln ist immer noch von Henri IV<br />

und Louis XIV die Rede, während man sich im Musée<br />

Carnavalet hier ebenfalls an Schreibweisen wie Henri 4<br />

und Louis 14 gewöhnen muss. Da jedoch die kontroverse<br />

Auseinandersetzung diesbezüglich gerade erst beginnt,<br />

wird man von diesem Thema vermutlich noch mehr hören …<br />

UMBAU<br />

Grand Palais wird schöner<br />

Das für die Weltausstellung im Jahr 1900 errichtete<br />

Ausstellungsgebäude Grand Palais liegt am Seineufer im Herzen<br />

von Paris. Jetzt wurde es für umfangreiche Renovierungsarbeiten<br />

geschlossen. Im Frühjahr 2024 wird der Grand Palais teilweise<br />

wieder öffnen, damit Teile des Hauptschiffs während<br />

der Olympischen und Paralympischen Spiele zugänglich<br />

sind. Im Frühjahr 2025 sollen dann die Arbeiten komplett<br />

abgeschlossen sein. Das Projekt ist bereits vor 10 Jahren<br />

aufgrund schwerwiegender Schäden beschlossen, jedoch Ende<br />

2020 überarbeitet worden. Das neue Konzept ist « schlichter<br />

und umweltfreundlicher ». Ziel ist vor allem, den Feuerschutz<br />

im Gebäude zu verbessern, die 2016 begonnenen Arbeiten an<br />

den Dächern (20 000 von 35 000 m² sind bereits renoviert) zu<br />

vollenden und neue Besichtigungsrundgänge einzurichten.


UMWELT<br />

Immer weniger Schnee in den<br />

Alpen<br />

Eine jüngst erfolgte länderübergreifende<br />

Analyse hat die Daten von 2000 Schneemess-<br />

Stationen im Alpenraum von Frankreich, Italien,<br />

Deutschland, Slowenien und der Schweiz<br />

wissenschaftlich erfasst und ausgewertet.<br />

Dabei wurde offiziell bestätigt, was bereits<br />

seit Langem offensichtlich ist: Seit 50 Jahren<br />

liegt in tieferen und mittleren Lagen der Alpen<br />

immer weniger Schnee. Je nach Höhenlage<br />

und Region hat sich die Anzahl der Schneetage<br />

in der Zeit von 1971 bis 2019 um 22 bis 34 Tage<br />

verkürzt.<br />

UMWELT<br />

ARCHITEKTUR<br />

Pritzker-Preis für die<br />

Franzosen Anne<br />

Lacaton und<br />

Jean-Philippe Vassal<br />

Der Pritzker-Preis ist in der Architektur das, was der<br />

Nobel-Preis in der Literatur ist. <strong>2021</strong> wurde er an Anne<br />

Lacaton und Jean-Philippe Vassal für die Gesamtheit<br />

ihrer Bauwerke vergeben. Dazu gehören das Museumsund<br />

Ausstellungsgebäude Palais de Tokyo in Paris,<br />

der Regionalfonds für zeitgenössische Kunst FRAC in<br />

Dünkirchen (Nord) und die Architekturschule in Nantes<br />

(Loire-Atlantique). Die beiden Architekten sind international<br />

für günstige Lösungen bekannt, die « das menschliche<br />

Leben durch Großzügigkeit und Freiheit » verbessern. Die<br />

Preisträger wurden von der Jury dafür gelobt, dass « ihre<br />

Arbeit die klimatischen und ökologischen Anforderungen<br />

unserer Zeit sowie soziale Dringlichkeiten, vor allem im<br />

städtischen Wohnungsbau, berücksichtigt, und darüber<br />

hinaus den Hoffnungen und Träumen unserer Zeit, die<br />

Lebensqualität vieler Menschen zu verbessern, neuen<br />

Auftrieb verleiht ».<br />

Bald Falken auf dem Dach<br />

des Straßburger Münsters<br />

Um die Zahl der Tauben rund um das<br />

ehrwürdige Gebäude zu reduzieren,<br />

wurde in der Turmspitze des<br />

Straßburger Münsters ein Nistkasten für<br />

Wanderfalken installiert. Ein solcher<br />

Vogel war beobachtet worden, wie<br />

er regelmäßig in der Umgebung des<br />

Gebäudes Tauben jagte. Damit er<br />

sich dauerhaft dort niederlässt,<br />

wurde direkt in der Turmspitze in<br />

einer Höhe von 113 Metern ein<br />

Richtung Nordosten ausgerichteter,<br />

maßgefertigter Nistkasten<br />

installiert. Die Straßburger<br />

hoffen, dass darin bald ein<br />

Falkenpaar sein Nest einrichtet.<br />

Die Vorgehensweise ist in der<br />

Region nichts Neues, denn in<br />

der etwas südlicher gelegenen<br />

Stadt Illkirch-Graffenstaden<br />

gibt es auf der Kirche Saint-<br />

Symphorien bereits seit<br />

einigen Jahren einen<br />

solchen Nistkasten. Dort<br />

hat sich inzwischen<br />

ein Wanderfalkenpaar<br />

eingenistet, und die<br />

Taubenpopulation ist in<br />

der Tat zurückgegangen.


ON EN PARLE<br />

STREET-ART<br />

Marseille kreiert einen Street-Art-Parcours<br />

Einer Initiative aus dem gemeinnützigen Sektor von Marseille ist es<br />

zu verdanken, dass die Stadt sich vielleicht bald einen Namen bei<br />

Liebhabern von Street-Art macht. Bereits heute existiert zwar in<br />

mehreren Stadtvierteln eine ganze Anzahl von derartigen Werken<br />

– die darüber hinaus oft von renommierten Künstlern kreiert<br />

wurden –, doch die meisten sind bisher nur den Einwohnern selbst<br />

bekannt. Derzeit wird eine Karte mit einem Rundgang durch die<br />

Stadt erstellt, welcher die Kunstwerke miteinander verbindet.<br />

Berücksichtigt wird zudem die Möglichkeit, mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln vom Stadtzentrum bis in die entfernteren<br />

Stadtviertel zu gelangen. Auf diese Weise will sich Marseille auf<br />

internationaler Ebene als Akteur im Bereich Street-Art profilieren.<br />

Wir werden die konkrete Umsetzung des Projekts verfolgen und Sie<br />

auf dem Laufenden halten.<br />

ARCHITEKTUR<br />

Musée des Tissus in Lyon wird von Rudy Ricciotti neu eingekleidet<br />

Die Region Auvergne-Rhône-Alpes hat als Eigentümerin die<br />

Umgestaltung des bereits seit zwei Jahren geschlossenen<br />

Musée des Tissus dem Architekten Rudy Ricciotti übertragen.<br />

Der Architekt, der unter anderem für das MuCEM in Marseille<br />

und das Zentrum für Tanz und Theater Pavillon Noir in Aix-en-<br />

Provence bekannt ist, beschloss, die Renovierung der beiden<br />

historischen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert mit einem<br />

neuen Bau zu kombinieren. Die Fassade wird mit « Lamellen »<br />

aus Ultrahochleistungs-Faserbeton verkleidet, da dies eines<br />

der bevorzugten Materialien von Rudy Ricciotti ist.<br />

RANGLISTE<br />

Baguette auf dem Weg<br />

zum Weltkulturerbe?<br />

Es ist schwierig, etwas zu finden, das<br />

« französischer » als ein Baguette ist. Von<br />

der klassischen Variante, dem sogenannten<br />

Baguette tradition, werden in Frankreich täglich<br />

mehr als sechs Millionen Stück verkauft. Das<br />

französische Kulturministerium, das bei der<br />

UNESCO die offiziellen Bewerber Frankreichs für<br />

eine Klassifizierung als Weltkulturerbe einreicht,<br />

hat daher beschlossen, nicht die Zinkdächer von<br />

Paris oder das Fête vinicole in Arbois, sondern das<br />

« Nationalbrot » der Franzosen, also das Baguette,<br />

vorzuschlagen. Die Entscheidung der UNESCO wird<br />

bis Herbst 2022 erwartet.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


BOTANISCHER GARTEN<br />

Berühmte Palme in den Serres d‘Auteuil (Paris) geopfert<br />

Die treuesten unserer Leser wissen gut, dass der botanische Garten Serres d‘Auteuil einer unserer<br />

Lieblingsplätze in Paris ist. Wir sind diesem Ort umso mehr verbunden, als dass wir ihn in der<br />

allerersten Ausgabe von Frankreich erleben vorgestellt haben. Im größten der Gewächshäuser, das<br />

von Gustave Eiffel errichtet wurde, thronte bislang eine wunderschöne, 15 m hohe Palme der Spezies<br />

Phoenix canariensis (siehe nebenstehendes Foto aus der damaligen Reportage). Mit ihrem stolzen<br />

Alter von 80 Jahren war sie der Star des<br />

Ortes. Allerdings drohten ihre Palmwedel<br />

die historischen Glasfenster aus dem Jahr<br />

1898 zu beschädigen und machten zudem<br />

anderen Gewächsen Schatten. Da Palmen<br />

lediglich aus ihrem sogenannten Herzen in der<br />

Palmspitze austreiben, ist es unmöglich, sie zu<br />

stutzen oder auszulichten. Aus diesem Grund<br />

wurde entschieden, die Palme zu fällen und<br />

damit zu opfern. Dabei wurde kein anderer<br />

Baum im Gewächshaus beschädigt, und<br />

andere Pflanzen können sich seither besser<br />

ausbreiten und wachsen. Die Gärtner sind<br />

der Ansicht, dass in einigen Jahren ein neues<br />

Blätterdach das Gewächshaus zieren wird. Als<br />

Erinnerung an diese wunderschöne Palme<br />

wurden jedoch einige Palmwedel aufbewahrt,<br />

die jetzt die anderen Gewächshäuser<br />

verschönern.<br />

MUSEUM<br />

Es heißt jetzt nicht mehr nur<br />

« Musée d‘Orsay »<br />

Jetzt ist es offiziell: Das am Ufer der Seine<br />

gelegene Musée d‘Orsay heißt ab sofort Musée<br />

d‘Orsay Giscard d’Estaing. Damit trägt es den<br />

Namen des im letzten Jahr verstorbenen<br />

Präsidenten, der Frankreich von 1974 bis<br />

1981 regierte. Der Gare d‘Orsay war allerdings<br />

bereits während der Präsidentschaft seines<br />

Vorgängers, des von 1969 bis 1974 regierenden<br />

Georges Pompidou, als Monument historique<br />

klassifiziert worden, um in ein Museum<br />

verwandelt zu werden. Das Kultusministerium<br />

begründet die Hommage an Giscard d‘Estaing<br />

jedoch damit, dass « die offizielle Entscheidung<br />

für den Beginn der Arbeiten und die Widmung als Museum für die Kunst des 19. Jahrhunderts auf die<br />

Entschlossenheit von Valéry Giscard d‘Estaing im Jahr 1977 zurückgeht ». Dass solche Namenszusätze<br />

Tradition haben, kann man an einigen berühmten Gebäuden in der Umgebung erkennen: Musée<br />

national d‘art moderne Centre Pompidou, Bibliothèque nationale de France (BNF) François<br />

Mitterrand, Musée des arts premiers du Quai Branly Jacques Chirac … Aus praktischen Gründen<br />

nutzen viele Franzosen im Alltag jedoch meist nur den ursprünglichen Namen dieser Museen ohne<br />

den Namenszusatz des Präsidenten. Insofern ist es eher eine verwaltungstechnische Änderung.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 11


ON LIT<br />

ROMAN<br />

Sieben Tage Windstille<br />

Laure Limongi, Originaltitel: On ne peut pas tenir la mer entre ses mains, übersetzt<br />

von Valerie Schneider, Mare, 288 Seiten, ISBN 978-3866486515<br />

Die Geschichte der kleinen Huma Benedetti ist die eines braven, korsischen Mädchens mit<br />

einer etwas anderen Kindheit. Huma lebt in einem schönen, lichtdurchfluteten Haus oberhalb<br />

von Bastia. Auf den ersten Blick könnte man meinen, sie sei von der Liebe ihrer Eltern, ihrer<br />

Großmutter und sogar ihrer Urgroßmutter umgeben. Huma könnte eigentlich sehr glücklich<br />

sein, wenn nicht über allem ein Geheimnis lasten würde. Schon früh ahnt sie, dass in dieser<br />

scheinbar so normalen Familie irgendetwas nicht stimmt. Warum versteckt ihre Mutter zum<br />

Beispiel immer eine Waffe unter ihrer Kleidung? Warum spricht man zu Hause niemals über<br />

den Beruf der Eltern? Weil diese – wie Huma später herausfindet – militante Freiheitskämpfer<br />

sind, Mitglieder der Front de Libération Nationale Corse (FNLC), einer radikalen nationalistischen Bewegung, die<br />

für die Unabhängigkeit Korsikas kämpft. Laure Limongi, die selbst von der Île de Beauté stammt, behandelt<br />

in ihrem ersten ins Deutsche übersetzten Roman ein Thema, über das nur wenige Korsen offen sprechen: die<br />

Omertà, das Gesetz des Schweigens. Die Autorin geht dabei über den Schmerz einer gestohlenen Kindheit<br />

hinaus, sie will Fragen beantworten, nachdenklich stimmen. Ein großer, ausdrucksstarker Roman einer Frau, die<br />

ihre Insel trotz allem zutiefst liebt und sich nicht darauf beschränkt, vorschnell zu urteilen, sondern Lust darauf<br />

macht, die Hintergründe zu verstehen. Fesselnd!<br />

BRIEFROMAN<br />

Briefe an seine Nachbarin<br />

Marcel Proust, Originaltitel: Lettres à sa voisine, übersetzt von Bernd Schwibs,<br />

herausgegeben von Estelle Gaudry und Jean-Yves Tadié mit einem Essay<br />

von Andreas Maier, Insel Verlag, 117 Seiten, ISBN 978-3458195009<br />

Zu den Schriftstücken von Marcel Proust (1871-1922), die in den letzten Jahren in<br />

Frankreich aufgetaucht sind (siehe unseren Hinweis in der Rezension des Buches<br />

Céleste et Marcel, un amour de Proust in der Rubrik On lit en France), gehören auch<br />

diese Briefe an seine Nachbarin. Sie stellen eine erstaunliche Entdeckung dar,<br />

die viel über den Alltag des berühmten Dichters verrät. Es handelt sich dabei um<br />

dreiundzwanzig von Proust verfasste Briefe an die bis dato unbekannte Marie<br />

Williams sowie drei Briefe an deren Ehemann. Proust wohnte in der dritten Etage<br />

des Gebäudes Boulevard Haussmann <strong>Nr</strong>. 102 (VIII. Pariser Arrondissement), das<br />

Ehepaar im selben Gebäude in der vierten Etage, also genau darüber. Madame<br />

Williams war mit einem amerikanischen Zahnarzt verheiratet, dessen Praxis sich wiederum unter<br />

dem Zimmer befand, das der kranke und geräuschempfindliche Autor bewohnte … Handelte es sich<br />

beim Absender nicht um Marcel Proust, täte man diesen Briefwechsel vermutlich als unbedeutende<br />

Korrespondenz zwischen Nachbarn ab, bei der es um eine Beschwerde wegen Lärms geht. Der Name<br />

Proust verleiht den Briefen jedoch verständlicherweise eine andere Dimension. Bei der Lektüre offenbart<br />

sich dem Leser das Talent, mit dem der Schriftsteller versucht, die Frau, die den Schlüssel für seine Ruhe<br />

besitzt, zu bezaubern. Er sprüht nur so vor Humor, gibt sich charmant, spricht stilvoll über leichte Themen<br />

wie Musik, denn er weiß – es ist nicht zu überhören –, dass Madame Williams Harfe spielt. Und auch<br />

ernstere, persönlichere Themen kommen zur Sprache, beispielsweise die Einsamkeit, die Proust bei seiner<br />

Nachbarin vermutet, während ihr Mann arbeitet. Das Buch bietet die seltene Gelegenheit nachzuvollziehen,<br />

wie ein Schriftsteller auf seine ganz eigene Weise in einem simplen « Nachbarschaftsstreit » vorgeht. Schade<br />

nur, dass man die Antworten von Madame Williams nicht kennt.<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


GESCHICHTE UND AKTUALITÄT<br />

Notre-Dame, die Seele Frankreichs<br />

Agnès Poirier, Originaltitel: Notre-Dame. The Soul of France, übersetzt aus dem<br />

Englischen von Monika Köpfer, Insel Verlag, 239 Seiten, ISBN 978-3458178774<br />

Agnès Poirier stammt aus Paris. Die Schriftstellerin und Journalistin pendelt heute zwischen<br />

Paris und London und schreibt unter anderem für The Guardian, The Observer und die<br />

New York Times. Nach dem Brand der Kathedrale Notre-Dame de Paris am 15. April 2019,<br />

der auf der ganzen Welt emotionale Reaktionen auslöste, verspürte sie das Bedürfnis, der<br />

Kathedrale ein Werk zu widmen, in dem sie im Verlauf von zehn Schlüsselereignissen die<br />

Geschichte dieser Kirche und die seit Jahrhunderten bestehende, enge Beziehung der<br />

Franzosen zu ihr erzählt. Ein sehr umfassend belegter Text, mit unzähligen unbekannten<br />

Anekdoten, den man neugierig und mit Vergnügen liest. Lehrreich!<br />

HISTORISCHE ERMITTLUNGEN<br />

KRIMINALROMAN<br />

Bretonische Idylle, Kommissar<br />

Dupins zehnter Fall<br />

Jean-Luc Bannalec, Kiepenheuer & Witsch, 320 Seiten,<br />

ISBN 978-3462054019. Erscheint am 15.06.<strong>2021</strong><br />

Einmal mehr erfüllt Jean-Luc Bannalec – ein<br />

humorvoll als Anspielung auf die Bretagne<br />

gewähltes Pseudonym des deutschen<br />

Schriftstellers, Übersetzers und Verlegers<br />

Jörg Bong – die Erwartungen der Fans des<br />

berühmtesten aller bretonischen Kommissare,<br />

Georges Dupin. Auch in Dupins zehntem Fall ist<br />

es nicht nur die Handlung voller unerwarteter,<br />

geschickt konstruierter Wendungen, die den<br />

Erfolg dieses Krimis ausmacht. Wie immer<br />

quillt das Buch von kleinen Details und<br />

« typisch französischen »<br />

Verhaltensweisen nur<br />

so über. Das ist kein<br />

Wunder, denn der Autor<br />

kennt die Bretagne fast<br />

wie seine Westentasche,<br />

da er zwischen Frankfurt<br />

a. M. und dem Süden<br />

des Finistère pendelt.<br />

Diesmal spielt die<br />

Geschichte auf der<br />

Trauminsel Belle-Île<br />

(Morbihan). Erneut ein<br />

großer Dupin, ein großer<br />

Bannalec und ein großer<br />

Bong! Davon möchten<br />

wir noch mehr!<br />

Hôtel Provençal, eine<br />

Geschichte der Côte<br />

d’Azur<br />

Lutz Hachmeister, C. Bertelsmann,<br />

240 Seiten, ISBN 978-3570104323<br />

Oberhalb des Pinienwalds<br />

des Seebades Juan-les-<br />

Pins thront seit 44 Jahren<br />

die verlassene Ruine des<br />

ehemaligen Luxushotels Le<br />

Provençal. Hier logierten einst<br />

Gäste wie Winston Churchill,<br />

Lilian Harvey, Charlie Chaplin<br />

und Miles Davis; galt es doch zu<br />

seiner Eröffnung 1927 als die modernste und aufregendste<br />

Herberge der Côte d’Azur. Lutz Hachmeister hat für dieses<br />

Buch – fast wie ein Ermittler – beachtliche Nachforschungen<br />

angestellt. Er erweckt darin einen legendären Hotelkomplex<br />

mit 280 Zimmern wieder zum Leben, der in den Goldenen<br />

Zwanzigerjahren ein Prunkstück unter den Hotels der<br />

Côte d’Azur war. Seit der Schließung aus wirtschaftlichen<br />

Gründen im Jahr 1976 lässt das Hôtel Provençal den<br />

Menschen der Region keine Ruhe und steht wie ein<br />

Geisterhaus in der provenzalischen Landschaft von<br />

Juan-les-Pins. Man hat beinahe den Eindruck, als hoffe<br />

dieses Gebäude, das Zeugnis vieler Verrücktheiten –<br />

und Versäumnisse – der « French Riviera » war, immer<br />

noch auf ein zweites Leben. Bisher hat sich kein anderer<br />

französischer Journalist so eingehend mit diesem Hotel<br />

beschäftigt. Aufschlussreich!<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 13


ON LIT EN FRANCE<br />

Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />

zurzeit in Frankreich spricht<br />

ROMAN<br />

ESSAY<br />

Les visiteurs<br />

du soir<br />

Renaud Revel,<br />

Plon, 352 Seiten,<br />

ISBN<br />

978-2259265119<br />

Wer hat<br />

nicht schon<br />

einmal davon<br />

geträumt, zu<br />

wissen, was<br />

an einem Ort,<br />

an dem die<br />

Macht regiert<br />

– beispielsweise<br />

im Elysée-Palast, dem Sitz des französischen<br />

Staatspräsidenten –, abends vor sich geht,<br />

wenn die Angestellten und Berater nach Hause<br />

gegangen sind? Genau für diese sogenannten<br />

Visiteurs du soir, die abendlichen Besucher,<br />

interessiert sich der Journalist Renaud Revel in<br />

diesem Essay. Frauen und Männer aus Politik,<br />

Kultur, Medien oder Unternehmen werden<br />

außerhalb des offiziellen Terminplans in den<br />

Elysée-Palast eingeladen. Oftmals betreten<br />

sie ihn über verborgene Türen, um mit dem<br />

Präsidenten in dessen Büro oder Privaträumen<br />

über bestimmte Themen zu diskutieren und ihn in<br />

wichtigen aktuellen Fragen zu beraten. Eine Praxis,<br />

die – so erfährt man – fest in der französischen<br />

Politik verankert ist und Fragen über die kleinen<br />

und großen Geheimnisse der Republik aufwirft.<br />

Céleste et Marcel, un amour de Proust<br />

Jocelyne Sauvard, Éditions du Rocher, 336 Seiten, ISBN 978-2268105192<br />

Marcel Proust (1871-1922) sorgt 150 Jahre nach seiner Geburt<br />

immer noch für literarische Schlagzeilen in Frankreich: Perfekt<br />

auf diesen « runden Geburtstag » abgestimmt stieß der Verlag<br />

Gallimard in seinen Archiven auf ein unveröffentlichtes Manuskript:<br />

einen der zahlreichen Entwürfe von Auf der Suche nach der<br />

verlorenen Zeit, der nun unter dem Titel Les Soixante-quinze<br />

feuillets veröffentlicht wurde. Eine literarische Überraschung, die in<br />

Frankreich viel von sich reden macht. Wie Sie sich denken können,<br />

ist dies nicht das einzige Proust gewidmete Werk, das anlässlich<br />

dieses Jahrestages erschienen ist. Das Buch, das wir Ihnen hier<br />

vorstellen, ist besonders interessant, denn ohne ein Kenner des<br />

Schriftstellers und seiner Werke sein zu müssen, verschafft es<br />

durch die romanhafte und flüssige Darstellung einen Einblick<br />

in den eigenartigen Alltag des Dichters in seinen vier letzten<br />

Lebensjahren. Proust ist 47 Jahre alt, leidet unter schrecklichen<br />

Asthmaanfällen und lebt zurückgezogen in einem Zimmer in Paris.<br />

Dennoch widmet er sich hingebungsvoll der Vollendung seines<br />

Buches Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Jocelyne Sauvard<br />

hegt zwar eine Begeisterung für Proust, lässt uns in ihrem Werk<br />

aber vor allem eine außergewöhnliche Frau entdecken, die im<br />

Schatten des berühmten Schriftstellers<br />

lebt: Céleste. Sie ist einerseits<br />

seine Haushälterin, andererseits<br />

aber auch Freundin und Vertraute<br />

mit einer bewundernswerten<br />

Selbstlosigkeit. Céleste ist der<br />

Dreh- und Angelpunkt dieser gut<br />

belegten Geschichte von einer<br />

wunderschönen Beziehung<br />

zwischen einer mütterlichen und<br />

aufopferungsvollen Frau und<br />

einem kranken, verbrauchten<br />

Schriftsteller. Eine interessante<br />

Betrachtung der manchmal<br />

schmalen Gratwanderung<br />

zwischen Liebe und Freundschaft.<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


ERZÄHLUNG<br />

Être un chêne, sous l’écorce<br />

de Quercus<br />

Laurent Tillon, Actes Sud, 318 Seiten,<br />

ISBN 978-2330144951<br />

Peter Wohlleben, der Autor des in<br />

Frankreich sehr erfolgreichen Buches Das<br />

geheime Leben der Bäume, und Laurent<br />

Tillon hätten sich viel zu erzählen und<br />

würden vermutlich schnell Freunde<br />

werden: Beide sind Förster und hegen<br />

dieselbe Leidenschaft für die Kommunikationsfähigkeit der<br />

Bäume. In diesem wunderschönen Buch erzählt Laurent Tillon<br />

von der engen Beziehung, die er seit seiner Jugend zu « seiner »<br />

Eiche hat, einer 240 Jahre alten Eiche im Wald von Rambouillet. Er<br />

nennt sie Quercus. Beim Lesen erfährt man nicht nur mehr über<br />

die erstaunliche Art, wie Bäume miteinander kommunizieren und<br />

interagieren – wie es Peter Wohlleben ebenfalls so schön beschreibt<br />

–, sondern auch über die Geschichte und Entwicklung des<br />

französischen Waldes. Ein Buch voller überraschender Ereignisse<br />

und Abenteuer, zwischen Wissenschaft, Poesie und Philosophie,<br />

das neugierig macht und den Leser in Staunen versetzt. Ein Buch,<br />

das man am besten unter seinem Lieblingsbaum liest!<br />

ERZÄHLUNG<br />

L’homme-chevreuil, sept ans de vie sauvage<br />

Geoffroy Delorme, Éditions Les Arènes, 254 Seiten, ISBN 9<strong>79</strong>-1037502810<br />

Auch dieses Buch vermittelt einen anderen Blick auf den Wald<br />

und seine Bewohner: Geoffroy Delorme war noch keine 20 Jahre<br />

alt, als er in einem Wald in der Normandie ein neugieriges und<br />

verspieltes Reh sah. Mensch und Tier fassten auf erstaunliche<br />

Weise Zutrauen zueinander. Das ging so weit, dass der junge<br />

Mann beschloss, sein Leben einschneidend zu verändern. Er<br />

wollte vollständig in den Wald eintauchen,<br />

dort leben und das Verhalten<br />

von Rehen und anderen Tieren<br />

beobachten, um dadurch zu<br />

lernen, wie man in diesem<br />

manchmal feindlichen Umfeld<br />

überlebt. Eine Erfahrung, die am<br />

Ende sieben Jahre dauerte! Der<br />

Autor erzählt mit unglaublicher<br />

Demut und Zurückhaltung von<br />

diesem erstaunlichen Leben.<br />

Das Buch ist mit viel Zartgefühl<br />

geschrieben und tut einfach gut!<br />

ROMAN<br />

Des diables et<br />

des saints<br />

Jean-Baptiste Andrea,<br />

Éditions L’iconoclaste,<br />

320 Seiten, ISBN<br />

978-2378801748<br />

Auf Jean-Baptiste<br />

Andrea wurde<br />

man vor allem<br />

2019 durch<br />

sein Buch Ma Reine aufmerksam, das nicht<br />

weniger als 12 Literaturpreise erhielt. In<br />

seinem neuen Roman geht es wiederum um<br />

die Vielschichtigkeit des Lebens. Man macht<br />

Bekanntschaft mit Joseph, einem alten<br />

Einzelgänger, der auf Bahnhofsklavieren vor<br />

gleichgültigen Reisenden auf virtuose Art<br />

Stücke von Beethoven zum Besten gibt. Doch<br />

dahinter verbirgt sich eine sowohl schreckliche<br />

als auch wunderbare Vergangenheit. Eine<br />

Vergangenheit, die – wie viele Leben – durch<br />

die Kindheit geprägt und seither nicht einfach<br />

ist, genauer gesagt, seit Joseph in einem<br />

Waisenhaus in den Pyrenäen lebte. Jean-<br />

Baptiste Andrea lässt uns an der persönlichen<br />

Geschichte dieses Mannes, an seinem<br />

unglaublichen menschlichen Reichtum,<br />

teilhaben. Dabei wären vermutlich auch wir<br />

einfach an Joseph vorbeigegangen, hätten wir<br />

ihn auf einem Bahnhof tatsächlich getroffen.<br />

Berührend und treffend!<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 15


ON LIT EN FRANCE<br />

ROMAN<br />

La Sainte-Touche<br />

Djamel Cherigui, Éditions Jean-Claude Lattès, 224 Seiten, ISBN 978-709667371<br />

Djamel Cherigui ist 34 Jahre alt und Lebensmittelhändler in Roubaix<br />

(Nord). Seinen eigenen Worten nach war sein Leben « beschissen »,<br />

bis er hinter seiner Kasse beim Warten auf den nächsten Kunden<br />

die Literatur entdeckte. La Sainte-Touche ist sein erster Roman. Ein<br />

starkes Buch, das einerseits ein sehr realistisches Bild vom Leben<br />

unter schwierigen Bedingungen (Armut, Improvisationskunst,<br />

Schmuggel aller Art …) vermittelt und andererseits eine<br />

kommunikative Lebensfreude ausstrahlt. Man spürt, wie viel<br />

Freude es dem Autor bereitet, beim Schreiben in eine andere Welt<br />

zu entfliehen. Vor allem spürt man, wie gerne er mit verschiedenen Stilen spielt,<br />

indem er zwischen Umgangssprache und einer sehr gehobenen Sprache hin und her<br />

springt. Ein nicht alltägliches Leseerlebnis, belebend, genussvoll und voller Humor.<br />

ROMAN<br />

Les enfants sont rois<br />

ERZÄHLUNG/BIOGRAFIE<br />

« Je vous ai tant aimés »<br />

Benjamin Castaldi, Les<br />

Éditions du Rocher, 288 Seiten,<br />

ISBN 978-2268104850<br />

<strong>2021</strong> jähren sich die<br />

Geburtstage von Simone<br />

Signoret (1921-1985) und<br />

Yves Montand (1921-1991)<br />

zum hundertsten Mal. Die<br />

beiden waren eines der<br />

legendärsten Paare des<br />

französischen Kinos und<br />

Chansons. Benjamin Castaldis Mutter, Catherine<br />

Allégret, ist die Tochter von Simone und wurde von<br />

Yves Montand adoptiert. In diesem Buch erinnert sich<br />

Benjamin Castaldi an das legendäre Paar, von der<br />

Zeit der Besatzung bis zum Fall der Berliner Mauer.<br />

Er erzählt von Filmsets und Variétébühnen und teilt<br />

viele Einzelheiten aus dem Leben dieser beiden<br />

außergewöhnlichen Persönlichkeiten mit dem Leser.<br />

Es ist nicht nur das Porträt zweier Menschen, die als<br />

sehr anziehend bekannt waren, sondern auch das<br />

Porträt ihres Engagements, das uns Details über die<br />

politische Linke, den Kommunismus und das Ende<br />

der kommunistischen Überzeugung in Frankreich<br />

vermittelt. Lehrreich!<br />

Delphine de Vigan, Gallimard, 352 Seiten,<br />

Gallimard, ISBN 978-2072915819<br />

In Les enfants sont rois bleibt Delphine de Vigan ihrem<br />

präzisen Blick auf die französische Gesellschaft treu.<br />

Sie greift darin Ausschweifungen unserer heutigen<br />

Zeit, wie fehlendes Schamgefühl, Exhibitionismus,<br />

übermäßige und bedingungslose Darstellung der<br />

banalsten und persönlichsten Angelegenheiten, auf.<br />

Dafür lässt uns die Autorin in Form eines regelrechten<br />

Thrillers in die unbekannte Welt des Reality-TV<br />

eintauchen. Genauer gesagt in die Welt von Kindern,<br />

die von ihren Eltern von einem Tag auf den anderen<br />

zu « Ministars » gemacht werden – zu sogenannten<br />

« Influencern » auf<br />

Nischenkanälen –,<br />

deren Alltag rund um<br />

die Uhr gefilmt und in<br />

sozialen Netzwerken<br />

oder auf YouTube<br />

ausgestrahlt wird.<br />

Das Buch ist sehr<br />

aufschlussreich, lässt<br />

Empörung aufkommen<br />

und regt zum<br />

Nachdenken an.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


ROMAN<br />

L’avantage<br />

Thomas André, Éditions Tristram, 164 Seiten,<br />

ISBN 978-2367190808<br />

Die Handlung dieses zwar kurzen, aber intensiven<br />

Romans ist rund um ein Tennisturnier im Süden<br />

Frankreichs angelegt. Der 17-jährige Marius<br />

nimmt daran teil. Zwischen<br />

dem Wettkampf auf dem<br />

Tenniscourt und seinen<br />

Freunden im « normalen<br />

Leben » fällt es ihm oft<br />

schwer, seinen Platz zu<br />

finden. Was verständlich<br />

ist! Ein schöner Roman,<br />

bei dem man viel über die<br />

zahlreichen Widersprüche<br />

im Leben lernt.<br />

HISTORISCHER ROMAN<br />

La fille de Napoléon<br />

Bruno Fuligni, Éditions<br />

Les Arènes, 272 Seiten,<br />

ISBN 9<strong>79</strong>-1037502773<br />

Anlässlich des 200.<br />

Jahrestages des Todes von<br />

Napoleon Bonaparte (1769-<br />

1821) liegt es auf der Hand,<br />

dass in diesem Jahr wohl<br />

viele Werke über das Leben<br />

dieses Kaisers erscheinen<br />

werden. La fille de Napoléon<br />

wirft besondere Fragen<br />

auf, da ihm die opportunistische Entdeckung des Autors<br />

von bisher unveröffentlichten Archiven auf einem Speicher<br />

zugrunde liegt. Bruno Fuligni überträgt die Dokumente,<br />

gleicht sie mit anderen Quellen ab und rekonstruiert auf diese<br />

Weise das unglaubliche Schicksal von Charlotte Chappuis,<br />

die angeblich die älteste und in Vergessenheit geratene<br />

Tochter des Kaisers ist … Offen bleibt die Frage, ob diese<br />

« unveröffentlichten Dokumente » tatsächlich der historischen<br />

Wahrheit entsprechen oder ob sie einfach einen – gelungenen<br />

– medienwirksamen Coup darstellen. Auf jeden Fall ist die<br />

Geschichte durchaus denkbar, und das Buch liest sich mit<br />

einer wahren Freude wie ein richtiger Krimi!<br />

Französisch lernen am Puls der Zeit<br />

Aktuell in der Revue de la Presse:<br />

Napoléon, le bicentenaire<br />

de la discorde<br />

Bestellen Sie gleich Ihr kostenloses Probeexemplar:<br />

www.sprachzeitungen.de<br />

Mai <strong>2021</strong><br />

Novembre 2020<br />

Novembre 2020<br />

¤ 2,50 [d]<br />

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B1–C2<br />

B1–C2<br />

B1–C2<br />

ACTUALITÉ<br />

ACTUALITÉ<br />

ACTUALITÉ<br />

• Francophonie : l’inexorable<br />

déclin • Nouvelle-Calédonie de la langue française :<br />

au courte Canada • Nouvelle-Calédonie victoire du non à :<br />

l’indépendance<br />

courte victoire du non à<br />

Page 3<br />

Page<br />

l’indépendance<br />

3<br />

Page 3<br />

ÉCONOMIE<br />

ENVIRONNEMENT<br />

ENVIRONNEMENT<br />

• Épargne : qui sont ces<br />

Français • Protection qui cachent des oiseaux de : en<br />

l’argent France, • Protection liquide la chasse sous des à leur oiseaux la glu a du : en<br />

France, mb dans la l’aile chasse à la glu a du<br />

| Photo : Getty Images<br />

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Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

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S p r ac h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s material<br />

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Le Chat, ce drôle d’animal<br />

La Citroën Ami est<br />

La Citroën Ami est<br />

• N o 5 | 6 8 º A n n é e •<br />

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />

200 ans après sa mort,<br />

Juliette Gréco, icône de<br />

Juliette Gréco, icône de<br />

créé par Philippe Geluck en 1983, Napoléon Bonaparte continue de<br />

prend une la mini-urbaine pose sur les Champs-Élysées,<br />

électrique à deux diviser la chanson les Français. française, Pour nous certains a quittés il<br />

à Paris. places. une Vingt mini-urbaine Pratique statues et déjantées moderne, électrique du elle à deux peut fut à un 93 la homme ans. chanson Muse d’État française, de visionnaire, la rive nous gauche, a pour quittés elle<br />

matou être places. y conduite sont Pratique exposées. sans permis et moderne, et se loue elle peut à d’autres fut, à 93 dans un ans. tyran le Paris Muse belliqueux. d’après-guerre, de la rive gauche, la elle<br />

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Lire l’article en pages 10 et 11<br />

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les thèmes les plus importants<br />

d’un les écrivain thèmes les capital plus ». importants Michel<br />

Houellebecq d’un écrivain assure capital que ». ce Michel sera<br />

le Houellebecq dernier « Interventions assure que » : ce « Je sera<br />

ne le promets dernier pas « Interventions absolument » : de « Je<br />

cesser ne promets de penser, pas mais absolument au moins de<br />

de cesser de de penser, communiquer mais au mes moins<br />

pensées de cesser et mes de communiquer opinions au pulic,<br />

pensées hors cas et mes d’urgence opinions morale au<br />

mes<br />

pu-<br />

Covid-19 : à la frontière allemande,<br />

les travailleurs français redoutent les<br />

es renforcés<br />

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| Photo : Getty Images<br />

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ON LIT EN FRANCE Übersetzungen deutscher Autoren<br />

Da wir der Meinung sind, dass die Literatur ein gutes Mittel<br />

ist, um sich besser kennenzulernen, präsentieren wir Ihnen<br />

in dieser neuen Rubrik aktuell erschienene Übersetzungen<br />

von Büchern deutscher Autoren. So haben Sie immer Lesetipps für<br />

Ihre französischen Freunde und tragen damit zur Verbreitung der<br />

deutschsprachigen Kultur im Hexagon bei …<br />

ROMAN<br />

Lilas rouge<br />

Mousse<br />

ROMAN<br />

Klaus Modick, französische Übersetzung von Marie Hermann,<br />

Éditions Rue de l’échiquier, 140 Seiten, ISBN 978-2374252551<br />

Dieser Erstlingsroman von Klaus Modick gilt seit seiner Erscheinung<br />

als eines der wichtigsten Werke des Genres Ökofiktion in<br />

Deutschland. Der Autor schreibt darin über die Gedanken des<br />

berühmten Biologieprofessors Lukas Ohlburg (1907-1981), der im<br />

Alter von 74 Jahren nach einem Herzversagen tot in seinem Haus<br />

in Ammerland (Niedersachsen) aufgefunden<br />

wurde. Er hatte sich dorthin zurückgezogen,<br />

um an einem letzten Werk zu arbeiten. Ein<br />

Buch zwischen Wissenschaft und Poesie –<br />

gewissermaßen ein Testament –, das sehr<br />

bewegt und bei dem wir uns Fragen über unsere<br />

persönliche Beziehung zur Natur stellen.<br />

ROMAN<br />

Tu aurais dû t’en aller<br />

Die deutsche Originalausgabe wurde 1984<br />

bei Kiepenheuer & Witsch unter dem Titel<br />

Moos. Die nachgelassenen Blätter des<br />

Botanikers Lukas Ohlburg veröffentlicht.<br />

Daniel Kehlmann, französische Übersetzung von Juliette<br />

Aubert, Actes Sud, 94 Seiten, ISBN 978-2330143978<br />

Daniel Kehlmann ist in Frankreich bereits durch die 2007<br />

veröffentlichte Übersetzung seines Buches Die Vermessung der<br />

Welt (französischer Titel: Les Arpenteurs du monde) bekannt. In<br />

diesem Werk kreiert er die Atmosphäre eines<br />

Horrorromans, jedoch ganz ohne Blut und<br />

Mörder. Ein Drehbuchautor, dem es an<br />

Inspiration mangelt, und seine Frau machen<br />

Urlaub in den Bergen. In der isolierten<br />

Umgebung entsteht eine erdrückende<br />

Atmosphäre. Gänsehaut ist garantiert!<br />

Die deutsche Originalausgabe wurde<br />

2016 bei Rowohlt unter dem Titel Du<br />

hättest gehen sollen veröffentlicht.<br />

Reinhard Kaiser-<br />

Mühlecker, französische<br />

Übersetzung von Olivier<br />

Le Lay, Verdier, 698 Seiten,<br />

ISBN 978-2378560942<br />

Ein großartiger,<br />

generationenübergreifender Roman über<br />

das Leben der österreichischen Familie<br />

Goldberger vom Beginn des Zweiten<br />

Weltkriegs an bis ins Jahr 2010. Es geht darin<br />

um Entscheidungen, Handlungen, vor allem<br />

aber um Unausgesprochenes, und letzten<br />

Endes wird zurückhaltend aber treffsicher<br />

eine allgemeingültige Frage aufgeworfen:<br />

Wie treten die Folgen bestimmter Taten – in<br />

diesem Fall Kriegsverbrechen – innerhalb<br />

einer Familie von Generation zu Generation<br />

wieder zutage, obwohl – oder gerade weil –<br />

man sich ihnen nicht stellen will? Das Buch<br />

ist vor allem deshalb unser absoluter Coup<br />

de cœur, weil es dieses sensible Thema auf<br />

besonders einfühlsame und intelligente<br />

Weise behandelt und dabei immer auf<br />

einer sehr menschlichen Ebene bleibt. Wir<br />

lieben es aber auch für den schönen und<br />

flüssigen Stil und für die, in diesem Fall<br />

ausgesprochen überzeugende Qualität der<br />

Übersetzung. Es gibt nur wenige Werke,<br />

bei denen man eine derartige Symbiose<br />

zwischen Autor und Übersetzer spürt. Bei<br />

diesem Werk sind die beiden Versionen<br />

nicht nur sehr nah, sondern komplementär.<br />

Ein echtes Meisterwerk und ein Beispiel für<br />

gemeinsames Arbeiten! Man legt Lilas rouge<br />

mit Wehmut aus der Hand und ist umso<br />

glücklicher festzustellen, dass der zweite<br />

Band, Lilas noir (Schwarzer Flieder), der die<br />

Fortsetzung und das Ende der Geschichte<br />

um die Familie Goldberger behandelt und<br />

in Deutschland 2014 vom selben Verlag<br />

herausgegeben wurde, im Jahr 2022 in<br />

Frankreich ebenfalls bei Verdier erscheinen<br />

wird.<br />

Die deutsche Originalausgabe wurde<br />

2012 bei Hoffmann und Campe unter<br />

dem Titel Roter Flieder veröffentlicht.<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Frankreich im<br />

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>79</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong><br />

PROVENCE · FREIZEITPARKS · CÔTE D'AZUR · PARIS · HAUTS-DE-FRANCE<br />

Île de Port-Cros<br />

Von Schriftstellern, Naturschutz<br />

und einer zerrissenen Hose<br />

Freizeitparks<br />

Familienerlebnisse in Frankreich<br />

Paris<br />

Ein unglaubliches Hotelkonzept:<br />

jedes Zimmer ein Kinosaal!<br />

Abbaye de Montmajour<br />

Eine Reise durch die Vergangenheit<br />

der Provence<br />

Hortillonnages von Amiens<br />

Gartenfestival im « Venedig des Gemüses »<br />

Geschichte 150 Jahre Pariser Kommune<br />

Immer alle Ausgaben dabei:<br />

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Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 19


ON REGARDE<br />

Hinweis zu den<br />

aktuellen Filmtipps<br />

Seien wir ehrlich:<br />

Vielen von uns<br />

fehlt das Kino, viele<br />

von uns träumen davon,<br />

sich dort wieder einmal<br />

ganz ungezwungen und<br />

spontan einen Film anzusehen.<br />

Damit stehen<br />

wir nicht alleine da …<br />

Durch wiederkehrende<br />

Ausgangsbeschränkungen<br />

und sonstige Einschränkungen<br />

herrscht<br />

bei den Terminen für die<br />

Starts neuer Filme jedoch<br />

eine permanente<br />

Unsicherheit. Uns ist<br />

aufgefallen, dass einige<br />

Medien in der letzten<br />

Zeit daher überhaupt<br />

keine Informationen<br />

mehr über anstehende<br />

Filmstarts kommunizieren.<br />

Wir sind jedoch<br />

davon überzeugt, dass es<br />

wichtig ist, Sie nach wie<br />

vor über diese Filme zu<br />

informieren. Selbst auf<br />

die Gefahr hin, dass die<br />

vorgesehenen Termine<br />

verschoben werden. Produzenten,<br />

Verleiher und<br />

Kinobetreiber erstellen<br />

weiterhin couragiert ihre<br />

Pro gramme. Also sollten<br />

wir uns mit ihrer Arbeit<br />

mehr denn je solidarisch<br />

zei gen und die Lust auf<br />

das von uns allen so geliebte<br />

Kinoerlebnis<br />

wach halten. Daher teilen<br />

wir mit Ihnen nach wie<br />

vor unsere Coups de cœur<br />

der Filme, die eine Beziehung<br />

zu Frankreich<br />

haben und in den kommen<br />

den Monaten – also<br />

« demnächst » in<br />

Deutschland anlaufen<br />

werden. So bald wie<br />

möglich, wie wir alle<br />

hoffen!<br />

DOKUMENTARFILM<br />

Die Wanderung<br />

eines<br />

Lebens<br />

Der Film erzählt<br />

die a priori banale<br />

Geschichte von<br />

sieben Menschen<br />

aus Australien und Neuseeland, die –<br />

wie viele andere jedes Jahr – auf dem<br />

Jakobsweg nach Santiago de Compostela<br />

wandern. Der gemeinsame Weg, der über<br />

mehr als 800 km durch einmalig schöne<br />

Landschaften in Frankreich und Spanien<br />

führt, wird die Pilger unausweichlich<br />

verändern. Fergus Grady begleitet die<br />

Wanderer 42 Tage lang diskret und doch<br />

sehr präsent mit seiner Kamera. Auf diese<br />

Weise lässt er uns an ihren Beweggründen<br />

für dieses Unterfangen teilhaben, und an<br />

den Gedanken, die sie sich über dessen<br />

Sinn – und über das Leben schlechthin –<br />

machen. Ein sehr menschlicher Film, wie<br />

man ihn nur selten gesehen hat, voller<br />

Emotionen und Sensibilität, bei dem wir<br />

uns als Zuschauer unweigerlich Fragen<br />

über die Vergänglichkeit der Zeit stellen<br />

und darüber, wie wir die Zeit am besten<br />

nutzen. Wunderschön!<br />

Himmel über dem Camino – Der Jakobsweg<br />

ist Leben! Neuseeland, 2019, Originaltitel:<br />

Camino Skies, 81 min • Ein Film von Fergus<br />

Grady, mit Julie Zarifeh, Susan Morris, Mark<br />

Thomson, Claude Tranchant, Cheryl Stone, u.<br />

a. • Angekündigter Kinostart: 17. Juni <strong>2021</strong>.<br />

Und sollte sich die Wiedereröffnung der Kinos noch etwas<br />

hinziehen, stellen wir Ihnen noch eine aktuelle DVD-<br />

Neuerscheinung vor. Der Film lief bereits in den französischen<br />

Kinos und hat uns sehr gefallen.<br />

TRAGIKOMÖDIE<br />

DOKUMENTARFILM<br />

Zeit zum Nachdenken nehmen<br />

In dieser komplizierten und bewegten<br />

Periode, die wir gerade durchleben, tut<br />

ein Film wie Wer wir waren einfach gut.<br />

Dieser Film lässt uns die faszinierenden<br />

Gedankengänge von sechs Gelehrten<br />

und Wissenschaftlern nachvollziehen, die<br />

unsere Gegenwart reflektieren. Es handelt<br />

sich dabei um Alexander Gerst (Astronaut),<br />

Dennis Snower (Ökonom), Matthieu Ricard<br />

(Molekularbiologe und Mönch), Sylvia Earle<br />

(Ozeanologin), Felwine Sarr (Ökonom,<br />

Soziologe und Philosoph) und Janina Loh<br />

(Philosophin und kritische Posthumanistin).<br />

Der Zuschauer wird dabei aufgefordert, sich<br />

Zeit zu nehmen und über die Welt, in der wir<br />

leben, nachzudenken. Gleichzeitig lernt er<br />

sehr anziehende Persönlichkeiten kennen,<br />

zum Beispiel Matthieu Ricard, der heute<br />

als buddhistischer Mönch, Fotograf und<br />

Essayist in Nepal lebt. Er gilt in Frankreich als<br />

einer der größten Denker des Landes, seine<br />

Schriften haben einen hohen Stellenwert.<br />

Wer wir waren • Deutschland,<br />

<strong>2021</strong>, 114 min • Ein Film von<br />

Marc Bauder, mit Alexander<br />

Gerst, Sylvia Earle, Dennis<br />

Snower, Matthieu Ricard,<br />

Felwine Sarr, Janina Loh<br />

• Demnächst im Kino<br />

Die ehemalige Schriftstellerin Sybil (Virginie Efira) arbeitet nun<br />

als Psychotherapeutin, wird aber von ihrem Wunsch zu schreiben<br />

eingeholt. Sie beschließt, die meisten ihrer Patienten aufzugeben.<br />

Eine neue Patientin wirft nicht nur die Pläne von Sybil über den Haufen, sondern liefert ihr<br />

zudem noch ausreichend Stoff und Inspiration. Amüsante Verwicklungen und eine Virginie<br />

Efira, die an dieser Rolle sichtlich Spaß hat!<br />

Sibyl, Therapie zwecklos • Frankreich, 2019, 100 min • Originaltitel: Sibyl • Ein Film von<br />

Justine Triet, mit Virginie Efira, Adèle Exarchopoulos, Gaspard Ulliel, Sandra Hüller u. a.<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


SPIELFILM<br />

Papillon<br />

Unschuldig wird<br />

Henri Charrière<br />

alias Papillon zu lebens langer Zwangs arbeit in<br />

der Strafkolonie Französisch-Guayana verurteilt.<br />

Abgeschobene Kriminelle sollen hier unter<br />

unmenschlichen Haftbedingungen gebrochen<br />

werden. Doch Henri trotzt der sengenden<br />

tropischen Sonne, den Krankheiten und den<br />

sadistischen Schikanen der Wärter. Gemeinsam<br />

mit dem Fälscher Louis Dega schmiedet er einen<br />

gewagten Fluchtplan. « Papillon » basiert auf der<br />

gleichnamigen Autobiografie von Henri Charrière,<br />

gilt inzwischen als Filmklassiker und wurde 2017<br />

erneut verfilmt.<br />

Spielfilm von Franklin Schaffner, mit Steve McQueen, Dustin<br />

Hoffman, Victor Jory u. a., Frankreich, USA 1973, 143 Min.<br />

Sonntag, 30. Mai <strong>2021</strong> um 20.15 Uhr, online in der<br />

ARTE-Mediathek vom 30. Mai bis zum 13. Juni <strong>2021</strong><br />

DOKUMENTATION<br />

Pablo Picasso und Françoise Gilot<br />

In ihrem Buch « Leben mit Picasso », erschienen im Jahr<br />

1964, wagte es Picassos Geliebte Françoise Gilot, ein wenig<br />

glanzvolles Bild des berühmten spanischen Malers zu<br />

zeichnen. Bis heute ist « die Frau, die Nein sagt », wie Picasso<br />

sie nannte, die Einzige geblieben, die Picasso die Stirn bot<br />

und sich über dessen ungeschriebenes Gesetz « Picasso<br />

verlässt man nicht! » hinwegsetzte. Es gab viele Versuche,<br />

die verworrene und mitreißende Geschichte dieses<br />

außergewöhnlichen Paares umzuschreiben oder gar ganz<br />

aus den Geschichtsbüchern zu streichen. Aus diesem Grund<br />

verdient sie es umso mehr,<br />

neu erzählt zu werden.<br />

Dokumentation von Sylvie Blum,<br />

Frankreich 2020, 52 Min. Sonntag,<br />

13. Juni um 16.15 Uhr, online<br />

in der ARTE-Mediathek vom 6.<br />

Juni bis zum 12. August <strong>2021</strong><br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

SPIELFILM<br />

Die Blume des Bösen<br />

Nach drei Jahren USA-Aufenthalt kehrt François Vasseur<br />

zu seiner Familie nach Frankreich zurück. Es scheint sich<br />

kaum etwas verändert zu haben im Hause Charpin-Vasseur:<br />

Gérard, François´ Vater, arbeitet immer noch in seiner<br />

Apotheke. Tante Line residiert nach wie vor im familiären<br />

Anwesen, und auch François´ romantische Gefühle zu<br />

seiner hübschen Stiefschwester Michèle haben sich nicht<br />

verändert. Nur die Kandidatur seiner Stiefmutter Anne<br />

für das Bürgermeisteramt ist neu und bringt rasch einige<br />

Probleme mit sich …<br />

Spielfilm von Claude<br />

Chabrol, mit Nathalie<br />

Baye, Bernard<br />

Le Coq, Mélanie<br />

Doutey, Benoît Magimel<br />

u. a., Frankreich 2003,<br />

100 Min. Mittwoch, 16.<br />

Juni <strong>2021</strong> um 20.15<br />

Uhr, online in der ARTE-<br />

Mediathek vom 16. Juni<br />

bis zum 23. August <strong>2021</strong><br />

SPIELFILM<br />

La môme /<br />

La vie en rose<br />

Das französische<br />

Spielfilmdrama « La<br />

vie en rose » stellt<br />

episodenhaft das Leben der berühmten Chanson-<br />

Sängerin Edith Piaf nach, die in den 1930er Jahren<br />

ihren Durchbruch in Europa und schließlich auch in<br />

Amerika feierte. In ihrem intensiven Spiel verkörpert<br />

Marion Cotillard die 1963 an Leberkrebs verstorbene<br />

Édith Piaf und bringt die wichtigsten Stationen<br />

in ihrem Leben auf die Kinoleinwand – von ihrer<br />

ärmlichen und einsamen Kindheit, über ihren<br />

musikalischen Durchbruch, ihre Affären mit jüngeren<br />

Männern wie Georges Moustaki und Yves Montand, bis<br />

hin zu ihrer schweren Krankheit und ihrem frühen Tod.<br />

Spielfilm von Olivier Dahan, mit Marion Cotillard, Jean-<br />

Pierre Martins, Gérard Depardieu u. a., Frankreich,<br />

Großbritannien, Tschechien 2007, 134 Min.<br />

Sonntag, 22. August <strong>2021</strong> um 20.15 Uhr<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 21


ON SURFE<br />

OUTDOOR<br />

STÄDTETOURISMUS<br />

Eine neue Art, Städte zu erkunden<br />

Das Konzept dieser App entstand während einer<br />

Reise nach New York. Der Mitentwickler von CityGem,<br />

Grégoire le Masne, wollte damals mit seinen<br />

Kindern auf dem Fahrrad die Stadt entdecken. Wie<br />

viele andere Touristen auch, hielten sie nahezu an<br />

jeder Straßenecke an, um auf dem Stadtplan den<br />

richtigen Weg zu suchen. Durch diese Erfahrung kam<br />

Grégoire auf die Idee, eine App für einen touristischen<br />

« Stadtbummel » zu entwickeln. Die Idee basiert auf<br />

Audioguides, bei denen Schauspieler auf lebendige<br />

Art die Sehenswürdigkeiten entlang eines bestimmten<br />

Rundgangs vermitteln. Ob zu Fuß, mit Fahrrad,<br />

Scooter oder Auto: Der Nutzer wählt einen bestimmten<br />

Parcours, wird dank der Geolokalisierung von einer<br />

Sehenswürdigkeit zur anderen geleitet und erhält im<br />

Verlauf der Strecke automatisch hochwertige Audio-,<br />

Text- und Fotoinhalte, anhand derer er die Umgebung<br />

entdecken kann. Wir haben festgestellt, dass sich<br />

die Texte stark von den üblichen touristischen<br />

Beschreibungen abheben, wie man sie im Internet<br />

zuhauf findet. Die App vermittelt unzählige präzise<br />

Informationen, führt zu versteckten und unbekannten<br />

Orten und ermöglicht sogar Kontakte mit Einwohnern.<br />

Aktuell gibt es über 60 Streckenvorschläge für 12<br />

französische Städte: Albi (3 Stecken), Biarritz (3),<br />

Bordeaux (3), Fontainebleau (1), Honfleur (1), Lille (3),<br />

Lyon (3), Nantes (3), Paris (39), Saint-Malo (3), Straßburg<br />

(1) und Versailles (1). Das Angebot wird jedoch laufend<br />

erweitert. Man kann sich die Strecken ansehen, bevor<br />

man sich für eine entscheidet. Ein wichtiger Punkt: Die<br />

Entwickler von CityGem legen Wert darauf, dass ihre<br />

App kostenlos und werbefrei ist und bleibt. Nutzer<br />

können jedoch einen beliebigen<br />

Betrag spenden, um dadurch<br />

einen Beitrag zur Entwicklung<br />

neuer Strecken<br />

zu leisten. Kurz:<br />

eine lobenswerte<br />

Initiative mit<br />

innovativen und<br />

gut gemachten<br />

Inhalten und einer<br />

tollen Umsetzung.<br />

Bravo!<br />

App CITYGEM<br />

(kostenlos, derzeit<br />

allerdings nur<br />

in französischer<br />

Sprache)<br />

LAND-ART<br />

Poetische Labyrinthe<br />

Gegenseitige Hilfe unter<br />

Wanderern<br />

In Frankreich wird der Laut<br />

eines bellenden Hundes im<br />

Allgemeinen mit « Waff Waff »<br />

beschrieben. Jérôme Bruyas<br />

hat während seiner zahlreichen<br />

Läufe und Wanderungen im<br />

ganzen Hexagon oftmals<br />

solche Bell-Laute vernommen.<br />

Vor allem der Tag, an dem er<br />

von einem frei laufenden Hund angegriffen wurde, bleibt ihm<br />

im Gedächtnis. Aus diesem unschönen Zusammentreffen<br />

entstand jedoch am Ende eine gute Idee: eine kostenlose<br />

App, zu der Wanderer, Spaziergänger und Outdoorsportler<br />

ihren Beitrag leisten und sich gegenseitig vor Gefahren auf<br />

einer bestimmten Strecke warnen können. Auf diese Weise<br />

können sich die anderen Mitglieder der Gemeinschaft vor<br />

dem Aufbruch über Dinge wie gefährliche Tiere, eingestürzte<br />

Brücken, abgeschnittene oder nicht praktikable Wege,<br />

Überschwemmungen, Zeckengebiete u. v. m. informieren.<br />

Eine nützliche und solidarische App, ganz nach unserem<br />

Geschmack!<br />

App WAFFAPP (kostenlos)<br />

Bastien Aillet stammt<br />

aus der Normandie,<br />

genauer gesagt aus dem<br />

Departement Calvados,<br />

und hat bereits in seiner<br />

Jugend eine Leidenschaft<br />

für Natur und Labyrinthe<br />

entwickelt. Heute<br />

kreiert er auf Wunsch<br />

von Gemeinden oder<br />

Grundstücksbesitzern Labyrinthe unter freiem Himmel,<br />

die manchmal mehr als einen Hektar groß sind. Ob<br />

inmitten von Feldern oder am Strand, alle sind regelrechte<br />

Meisterwerke, die eine unglaubliche Poesie ausstrahlen.<br />

Auf seiner Facebook-Seite kann man diese Labyrinthe<br />

bewundern; Glückspilze können sich sogar vor Ort in<br />

ihnen verirren. Kunstvoll!<br />

Facebook-Seite: Les labyrinthes champètres<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


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ON ÉCOUTE<br />

KLASSIK/BAROCKMUSIK<br />

Les musiciens du Roi, dirigés par Thibaut Roussel: Le coucher du<br />

Roi. Musiques pour la chambre de Louis XIV<br />

Ludwig XIV. (1638-1715) war nicht nur ein großer Liebhaber von Kunst und Musik,<br />

sondern darüber hinaus auch ein Genussmensch. Zudem wusste er immer,<br />

das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Oft lud er einige der besten<br />

Komponisten, Musiker und Sänger des Königreiches ein, um tagsüber den Hof<br />

zu unterhalten. Nur wenige wissen, dass der König diese Künstler dann abends<br />

bat, ihn in seine Privatgemächer zu begleiten und dort seine Lieblingsmusik oder<br />

speziell für diesen Anlass komponierte Stücke zum Besten zu geben. So konnte er auf angenehme Weise sanft in den<br />

Schlaf hinübergleiten. Diese CD lässt uns solche Momente aus der Privatsphäre des Königs im Schloss von Versailles<br />

nachempfinden. Das Album enthält darüber hinaus eine DVD mit der Aufnahme eines musikalischen Spaziergangs durch<br />

die ausgedehnten Gemächer von Schloss Versailles, der im Juni 2020 ohne Publikum aufgezeichnet wurde und auch auf<br />

der Plattform ArteConcert verfügbar ist (https://www.arte.tv/de/videos/098485-002-A/das-zubettgehen-des-koenigs/).<br />

CHANSON<br />

Raphaël:<br />

Haute fidélité<br />

Seit dem Erscheinen seines<br />

Albums Caravane im Jahr<br />

2005 denken viele Franzosen<br />

bei Raphaël unweigerlich an<br />

Gitarrenklänge und eine sanfte, gesetzte Stimme. Auf<br />

seiner neuen CD überrascht der inzwischen 45-jährige<br />

Texter und Komponist (der darüber hinaus als Regisseur<br />

und Schriftsteller arbeitet) mit Elektroklängen und<br />

einem dynamischeren Stil. Die Musik erscheint wie eine<br />

Reaktion auf die Ausgangsbeschränkungen, die wir alle<br />

erlebt haben. Gleichzeitig erweist Raphaël dem im April<br />

2020 verstorbenen Sänger Christophe, der ihn in vielerlei<br />

Hinsicht inspirierte, eine schöne Hommage. Ein reifes, oft<br />

betörendes Album.<br />

CHANSON<br />

Alain Bashung: Covers<br />

Alain Bashung ist zwar bereits 2009 gestorben, doch<br />

noch immer ist er aus der französischen Musikszene nicht<br />

wegzudenken. Dies gilt besonders für die Rockmusik.<br />

Dieses posthum veröffentlichte Album vereint rund 20<br />

Coverversionen von großen französischen Chansons, die<br />

Bashung im Laufe seiner Karriere realisierte. Mit seiner so<br />

besonderen Stimme lässt er uns Sängerinnen und Sänger<br />

wie Léo Ferré, Edith Piaf, Jacques Brel, Nino Ferrer oder<br />

Serge Gainsbourg neu entdecken. Beim Anhören der<br />

Musik, die auf bewegende Art wunderschöne musikalische<br />

Erinnerungen wachruft, bewegt<br />

man sich zwischen Emotion<br />

und Nostalgie.<br />

KLASSIK/OPER<br />

Natalie Dessay: Natalie Dessay à l’opéra<br />

Diese beeindruckende und großartige Box mit 33 CDs, 19 DVDs sowie einem<br />

92-seitigen Heft präsentiert das gesamte Opernwerk, das die modernste<br />

der französischen Sopranstimmen, Natalie Dessay, interpretierte. Es ist eine<br />

wunderschöne Weise, auf eine 30-jährige Opernkarriere zurückzublicken, und vor<br />

allem ein Mittel, ein außergewöhnliches Talent zu würdigen, das der Kunst der<br />

Oper in Frankreich frischen Wind verliehen hat. Seit 2013 hat sich diese bemerkenswerte Künstlerin jedoch<br />

nicht mehr auf Opernbühnen präsentiert, sondern ist ihrer Neugier gefolgt, um neue Erfahrungen in Genres<br />

wie Chanson, Theater und Musical zu machen. Natalie Dessay ist also eine Künstlerin mit vielen Facetten!<br />

Gerüchten zufolge könnte es sogar sein, dass sie demnächst in ihre Geburtsstadt Bordeaux zurückkehrt, um<br />

sich wieder mehr der Oper zu widmen.<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Filme, Serien, Kultur, Kulturerbe …<br />

Auf TV5MONDEplus sind französischsprachige Programme.<br />

Überall verfügbar. Die ganze Zeit. Kostenlos.<br />

Photos: 19-2 © Véro Boncompagni - Frank-Etienne vers la béatitude © L. Valmontone / B.O.X. -<br />

Anomalia © RTS - Escapade, le magazine des patrimoines © RTBF.<br />

TV-SERIEN (KANADA)<br />

19-2<br />

Zwei Streifenpolizisten der<br />

Polizei von Montréal werden<br />

in das problematischste<br />

Viertel der Stadt versetzt. Ein<br />

lebhafter Blick in ihren Alltag.<br />

LEBENSART (FRANKREICH)<br />

Frank-Etienne vers la béatitude<br />

Marie-Lou hat kein Glück<br />

in der Liebe und beschließt<br />

daher, sich wieder der Religion<br />

zuzuwenden und einen praktizierenden<br />

Juden zu heiraten.<br />

Um heiraten zu können, muss<br />

sie den Shidduch-Test bestehen,<br />

ein arrangiertes Treffen…<br />

TV-SERIEN (SCHWEIZ)<br />

Anomalia<br />

Eine junge Neurochirurgin ist in<br />

ihre Heimatregion zurückgezogen.<br />

Es geschehen merkwürdige Dinge<br />

und allmählich wird sie sich ihrer<br />

Fähigkeiten als Heilerin bewusst…<br />

tv5mondeplus.com<br />

ENTDECKUNG (BELGIEN)<br />

Escapade, le magazine<br />

des patrimoines<br />

Entdeckung eines Landes, einer<br />

Region, einer Stadt durch das<br />

kulturelle, architektonische,<br />

historische, industrielle und<br />

gastronomische Erbe…


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Île de Port-Cros<br />

Von Schriftstellern, Naturschutz<br />

und einer zerrissenen Hose<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Die sogenannten « Îles d’Or » liegen im Departement Var vor der<br />

Halbinsel Giens (Gemeinde Hyères) und dem Kap Bénat (Gemeinde<br />

Bormes-les-Mimosas). Porquerolles ist die bekannteste und touristischste<br />

von ihnen, die Île du Levant die ausgefallenste (der größte<br />

Teil der Insel ist militärisches Sperrgebiet und der Rest im Wesentlichen<br />

eine FKK-Zone) und Port-Cros mit nur 7 km 2 die kleinste.<br />

Doch die Größe ist nicht das einzige Merkmal, das Port-Cros auszeichnet,<br />

denn das Eiland ist zudem seit 1963 als Nationalpark eingestuft<br />

– der im Jahr 2012 auf einen Teil von Porquerolles ausgeweitet<br />

wurde – und bei Weitem die ruhigste und unaufdringlichste<br />

dieser Inseln. Port-Cros hat ein erstaunliches Schicksal, das eng mit<br />

einer Familie und mit Schriftstellern verbunden ist. Der Name der<br />

Insel wurde lange Zeit nur von Insidern unter der Hand weitergegeben,<br />

als wäre sie ein wertvoller Schatz, den es vor dem Massentourismus<br />

zu schützen gilt. Ein regelrechtes Juwel.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />

Claude und ich haben das Paradies gefunden.<br />

Komm her! » Diese Aufforderung mag simpel erscheinen,<br />

betrachtet man sie jedoch im Kontext,<br />

«<br />

dann sagt sie viel über den Charme der Île de Port-Cros<br />

aus, dem im Laufe der Jahre immer wieder Menschen erlegen<br />

sind. Es ist die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg.<br />

Marceline Henry (1884-1966), eine elegante und begüterte<br />

Frau verlässt ihren Mann, einen Notar in der Nähe von<br />

Avignon, um ihren Geliebten, den an Tuberkulose erkrankten<br />

Sous-Préfet und Dichter Claude Balyne (mit richtigem<br />

Namen Jean Picard, unbekannt -1930) auf die Insel Port-<br />

Cros zu begleiten und zu pflegen. Dort angekommen, fühlt<br />

sich « Madame Balyne » – wie die 35 Bewohner der Insel<br />

sie nennen – so wohl, dass sie ihrem Mann schreibt und<br />

ihn auffordert, sich ihnen anzuschließen … So kommt es,<br />

dass Marceline Henry, Marcel Henry (1900-1997) und<br />

Claude Balyne letztlich auf der winzigen Insel Port-Cros<br />

ein für die damalige Zeit ausgesprochen « modernes Trio »<br />

bilden. Und das Schicksal dieses kleinen Eilands nimmt<br />

dadurch eine erstaunliche Wendung …<br />

Kulisse für eine tragische<br />

Liebesgeschichte<br />

Das ist nicht das erste Mal, dass Port-Cros den Rahmen<br />

für eine Liebesgeschichte darstellt, über die man<br />

spricht: Bereits einige Jahre bevor Marceline, Marcel und<br />

Claude Port-Cros entdecken, war die Insel der prächtige<br />

Schauplatz für ein literarisches Werk. Ein gewisser Vicomte<br />

Eugène-Melchior de Vogüe (1848-1910) schrieb im<br />

Jahr 1897 einen Roman mit dem Titel Jean d’Agrève, eine<br />

romantisch-tragische Liebesgeschichte, die auf Port-Cros<br />

spielt und bei den Lesern der damaligen Zeit sehr erfolgreich<br />

war. So erfolgreich, dass 1921 auf der Insel sogar ein<br />

Stummfilm nach der Buchvorlage gedreht wurde.<br />

Eine Insel erwacht zum Leben<br />

Doch zurück zu unserem Trio. Wie seine Frau und ihr<br />

Geliebter unterliegt Marcel Henry nach seiner Ankunft<br />

sofort dem Zauber der Insel. Dies geht so weit, dass er<br />

gemeinsam mit Marceline und Claude – und dank der<br />

finanziellen Unterstützung einiger enger Freunde – beschließt,<br />

sich in ein großes Abenteuer zu stürzen. Die<br />

drei wollen diese nahezu verlassene Insel wieder zu neuem<br />

Leben erwecken, sie für Besucher attraktiv machen. Sie<br />

möchten, dass ihre Freunde und Bekannten Port-Cros<br />

ebenfalls kennenlernen. Also eröffnen sie 1922 im winzigen<br />

Fischerhafen der Insel die Hostellerie Provençale,<br />

auf die bald Le Manoir folgt, ein Hotel, das sich in einem<br />

Gebäude befindet, das als « Schloss der Insel » gilt und<br />

nur wenige Gehminuten von der Hostellerie entfernt ist.<br />

Heute noch sind die beiden Häuser die einzigen Hotels<br />

auf der Insel.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Es gibt nicht viele Landstriche an der Côte d’Azur, die so geschützt sind, wie es bei Port-<br />

Cros der Fall ist. Vergleicht man eine Postkarte aus dem Jahr 1931, die die Bucht mit<br />

dem Hafen und der Hostellerie zeigt (oben), mit einem aktuellen Foto, das aus derselben<br />

Perspektive aufgenommen wurde (links), stellt man fest, dass sich dank der Gründung<br />

des Nationalparks so gut wie nichts verändert hat. Unten: Marceline Henry empfing auf<br />

der Insel viele Besucher und trug entscheidend zur Bekanntheit von Port-Cros bei.<br />

Vorreiter in Sachen Umweltschutz<br />

Marceline, Marcel und Claude sind bereits im Jahr 1920 davon überzeugt,<br />

dass Port-Cros ein richtiggehendes Juwel ist. Doch wie bei vielen anderen Naturschönheiten<br />

ist das Gleichgewicht der Insel fragil. Sogar sehr fragil. Die<br />

drei wollen zwar Unterkunftsmöglichkeiten für die zukünftigen Besucher der<br />

Insel schaffen, aber nicht um jeden Preis. Es geht ihnen nicht nur darum, die<br />

Zimmer ihrer Gasthäuser zu füllen, sondern vor allem darum, das unglaubliche<br />

Naturerbe der Insel und das labile natürliche Gleichgewicht zu bewahren. In<br />

unserer Zeit würde man von einem « umweltverträglichen und nachhaltigen »<br />

Tourismus sprechen. Im Grunde genommen sind Marceline, Marcel und Claude<br />

regelrechte Wegbereiter des Umweltschutzes. Für die touristische Entwicklung<br />

auf Port-Cros visieren sie eine Zielgruppe an, die ihrem eigenen Milieu<br />

angehört: kultivierte Menschen, die schöne Dinge lieben und diese respektieren.<br />

Anspruchsvolle Menschen also, die gerne unter sich bleiben möchten.<br />

Kaufen, um zu schützen<br />

Die Eheleute Henry realisieren schnell, dass sie für die Verwirklichung ihres<br />

Ziels, den Tourismus auf der Insel (und in ihren Hotels) auszubauen und gleichzeitig<br />

Umwelt und Natur zu schützen, hohe finanzielle Mittel benötigen. Mittel,<br />

um einerseits die Insel bei der ausgesuchten und nicht sehr breiten Zielgruppe<br />

bekannt zu machen, und andererseits, um so viel Grund und Boden wie möglich<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


zu kaufen. Dazu kommt, dass dieser Grund und Boden in der Folge unterhalten<br />

werden muss. Allerdings bleibt es nicht unbemerkt, dass den beiden immer mehr<br />

Grundstücke auf der Insel gehören, was zu einem gewissen Neid führt. Bald gibt<br />

es mehrere Prozesse, mit denen man versuchen will, den Immobilienhunger der<br />

Eheleute zu bremsen. Die juristischen Auseinandersetzungen verursachen ihrerseits<br />

hohe Kosten. Das Ziel, Port-Cros zu retten, wird für Marceline und Marcel<br />

immer schwieriger. Dennoch geben sie nicht auf. Im Gegenteil. Und bald soll<br />

ihnen eine unvorhergesehene Begegnung zu Hilfe kommen …<br />

Vom Segen einer zerrissenen Hose<br />

Im Oktober 1925 hört Jean Paulhan (1884-1968), der Chefredakteur der<br />

1908 gegründeten und sehr renommierten Literaturzeitschrift La Nouvelle Revue<br />

Française (NRF) – die immer noch eine Referenz darstellt und inzwischen vom<br />

bekannten Verlag Gallimard herausgegeben wird –, vom ausgezeichneten Ruf<br />

der Hostellerie Provençale und verbringt einige Tage auf Port-Cros, um auszuspannen.<br />

Während eines Spaziergangs über die Insel zerreißt sich der einflussreiche<br />

Journalist die Hose. Während Jean Paulhan nach der Rückkehr ins Hotel<br />

darauf wartet, dass seine Hose geflickt wird, macht er zufällig die Bekanntschaft<br />

der Besitzerin, Marceline Henry. Er ist geschmeichelt, dass Marceline<br />

zu den Abonnenten seiner Revue zählt, und sich zudem als regelrechte Literaturbegeisterte<br />

entpuppt. Marceline und Jean beginnen, regelmäßig ihre Gedanken<br />

über Literatur auszutauschen, und bald beteiligt sich auch Marcel an diesen<br />

Gesprächen. Zwischen den dreien springt der Funke über.<br />

Da die Eheleute Henry davon träumen, Port-Cros zu einem Urlaubsort für<br />

Schriftsteller zu machen, packen sie ohne zu zögern die unglaubliche Chance<br />

beim Schopf und unterbreiten Jean Paulhan einen interessanten Vorschlag.<br />

Marceline und Marcel bieten an, der Nouvelle Revue Française 15 Jahre lang<br />

ein Nutzungsrecht für eine ihrer Immobilien auf der Insel zu überlassen. Es<br />

handelt sich dabei um das Fort de la Vigie, eine alte, mehr oder weniger verlassene<br />

Festung, die zwar keinen Komfort, dafür aber einen herrlichen Blick aufs<br />

Meer bietet. Jean Paulhan wird sofort klar, dass dies ein traumhafter Ort für<br />

Schriftsteller ist, denen es an Inspiration mangelt. Kaum ist er zurück in Paris,<br />

veranlasst er einige Renovierungsarbeiten und schickt in der Folge zahlreiche<br />

mit der NRF verbundene Schriftsteller zum « Inspirationsurlaub » auf die Insel.<br />

Mit Blick auf ihre Bestrebungen zum Wohle der Umwelt verlangen die Eheleute<br />

Henry von den vor Ort residierenden Literaten als Gegenleistung lediglich<br />

zwei Dinge: nicht außerhalb des Forts zu rauchen und jeden Abend vom Fort<br />

aus einen Blick über die Insel zu werfen und im Falle eines Brandes zu warnen.<br />

Von der unbekannten Insel zum<br />

Hotspot für Schriftsteller<br />

Obwohl Claude Balyne bereits sehr krank ist, nutzt er sein schriftstellerisches<br />

Talent und publiziert im Jahr 1929, einige Jahre vor seinem Tod, L’île fée<br />

und im darauffolgenden Jahr L’âge où l’on croit aux îles. Beide Werke drücken<br />

seine Liebe zu dieser Insel aus, die – seinen eigenen Worten zufolge – alle, die<br />

sie entdeckt haben, regelrecht in ihren Bann zieht. Die Schriften tragen ebenfalls<br />

dazu bei, dass sich der Name von Port-Cros herumspricht. Währenddessen<br />

Linke Seite: Le Manoir, das « Schloss » der Insel, ist heute ein Hotel. Das 1635 erbaute<br />

Fort de l'Estissac gehört inzwischen dem Nationalpark und dient als Rahmen für<br />

Ausstellungen. Das Wassergebiet rund um die Insel steht unter strengem Schutz<br />

und ist eines der schönsten Tauchgebiete des Mittelmeers. Eine Tafel erinnert an<br />

das Ehepaar Henry: « Marcel und Marceline Henry waren in die Schönheit der Natur<br />

dieses unvergleichlichen Ortes verliebt, haben sie verteidigt und geschützt und<br />

damit den Weg für die Gründung des Nationalparks Port-Cros geebnet. »<br />

Freiheit<br />

beginnt<br />

beim<br />

Lesen<br />

Paris<br />

PROVENCE · FREIZEITPARKS · CÔTE D'AZUR · PARIS · HAUTS-DE-FRANCE<br />

DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>79</strong> · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong><br />

Île de Port-Cros<br />

Geschichte 150 Jahre Pariser Kommune<br />

Debatte Sacré-Cœur schützen oder abreißen?<br />

Rezept Souffl é d’été au basilic<br />

Von Schriftstellern, Naturschutz<br />

und einer zerrissenen Hose<br />

Freizeitparks<br />

Familienerlebnisse in Frankreich<br />

Ein unglaubliches Hotelkonzept:<br />

jedes Zimmer ein Kinosaal!<br />

Abbaye de Montmajour<br />

Eine Reise durch die Vergangenheit<br />

der Provence<br />

Hortillonnages von Amiens<br />

Gartenfestival im « Venedig des Gemüses »<br />

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Liebe Leserinnen und Leser,<br />

in der derzeitigen Situation tun<br />

Aktivitäten wie Lesen und eventuell<br />

sogar die Vorbereitung des nächsten<br />

Frankreichurlaubs mehr denn je gut.<br />

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UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Var<br />

schickt die Nouvelle Revue Française weiterhin zahlreiche berühmte Schriftsteller<br />

nach Port-Cros, die vom stimulierenden Umfeld profitieren: Malraux, Valéry,<br />

Gide, Arland und Saint-John Perse, um nur einige zu nennen. Alle werden in<br />

der Folge zu leidenschaftlichen Botschaftern für die Insel, eine Tradition, die<br />

im Übrigen heute noch andauert: Immer noch kommen Autoren – beispielsweise<br />

Alexandre Jardin – für einen Aufenthalt nach Port-Cros, um dort beim<br />

Zirpen der Zikaden und mit Blick auf das Meer zu schreiben. Im <strong>Sommer</strong> trifft<br />

man sie zur Apérozeit nicht selten im kleinen Dorf der Insel beim Boulespielen.<br />

Der Beginn eines geregelten Umweltschutzes<br />

Parallel dazu laden Marceline und Marcel immer wieder Wissenschaftler<br />

und Naturexperten auf die Insel ein. Sie bestärken diese, Bestandsaufnahmen<br />

der Fauna und Flora zu erstellen. Dabei wird sehr schnell klar, dass die Insel in<br />

dieser Beziehung Außergewöhnliches zu bieten hat. Zum Schutz der Natur werden<br />

Wege angelegt, Jagen, Fallenstellen und Feuermachen werden verboten. Es<br />

entsteht ein ganzes Regelwerk, das im Grunde genommen die ersten Umweltschutzbestimmungen<br />

Frankreichs darstellt. Auch durch diese Überlegungen und<br />

Arbeiten macht Port-Cros von sich reden, vor allem aber entsteht das Bewusstsein,<br />

wie wichtig es ist, die Insel vor einem ausufernden Tourismus zu schützen,<br />

eine Entwicklung, die sich bereits auf der Nachbarinsel Porquerolles abzeichnet.<br />

Die Einstufung als Nationalpark als<br />

Würdigung der Anstrengungen<br />

Blick aus der Luft auf Port-Cros mit den<br />

Inseln Bagaud (links) und Gabinière<br />

(vorne). Beide sind als Totalreservat<br />

des Parks eingestuft, insofern sind<br />

weder Anlegen noch Betreten<br />

gestattet. Port-Cros ist dagegen ein<br />

regelrechtes Paradies für Wanderer;<br />

täglich legen dort mehrere Boote an.<br />

Nach zahlreichen Zwischenfällen wird der Kampf der Eheleute Henry<br />

für die Weiterentwicklung und den Schutz der Insel Port-Cros im Jahr 1963<br />

belohnt: In jenem Jahr entsteht der Parc national Port-Cros. Die Insel sowie<br />

ein ausgedehnter Teil der Unterwasserwelt – aus dem inzwischen der größte<br />

Meerespark Europas entstanden ist – werden damit zu einem streng geschützten<br />

Kleinod der mediterranen Artenvielfalt. Autos sind von der Insel verbannt.<br />

Gleiches gilt für Fahrräder, im Gegensatz zur Insel Porquerolles, die 2012<br />

ebenfalls in den Nationalpark aufgenommen wird. Im Laufe der Jahre werden<br />

mehr als 30 Kilometer Fußwege – und sogar Unterwasserwege – ausgeschildert.<br />

Einer davon ist der Sentier des Écrivains (Gehzeit rund vier Stunden), der die<br />

literarische Vergangenheit der Insel würdigt und unter anderem an der Hostellerie<br />

Provençale, am Hôtel du Manoir, am Fort de L’Estissac mit seinem atemberaubenden<br />

Panoramablick auf die Reede von Hyères und am Fort de la Vigie<br />

vorbeiführt. Er bietet die Gelegenheit, diese fantastische Gegend zu entdecken<br />

und sich an die unerschütterlichen Bestrebungen der Eheleute Henry zu erinnern,<br />

die Weiterentwicklung der Insel einerseits und den Schutz von Natur und<br />

Umwelt andererseits zu vereinen. Ein Beispiel, dem man nach wie vor folgen<br />

sollte.<br />

Lesetipp:<br />

Der Nationalpark Port-Cros und der Verlag Gallimard<br />

haben einen praktischen und gut dokumentierten<br />

Führer herausgegeben, der von einer der größten<br />

Spezialistinnen für die Geschichte der Insel – und<br />

der Verbindungen zwischen Port-Cros und der NRF –<br />

geschrieben wurde, nämlich von Claire Paulhan, der<br />

Enkelin von Jean Paulhan. Port-Cros, Le sentier des<br />

écrivains, Éditions Gallimard, ISBN 978-2072593673.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


e<br />

Limoges<br />

Reiseinfos & Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />

Tulle<br />

Périgueux<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Port-Cros …<br />

A89/E70<br />

… Berlin<br />

Le Pescher<br />

1514 km … Hamburg 1588 km<br />

Souillac … sur Köln 1118 km … Frankfurt Saillac<br />

Dordogne<br />

1107 km<br />

Aurillac<br />

… München 972 km … Wien 1300 km<br />

Sarlat-le-Canéda … Zürich 758 km … Paris 873 km<br />

Payrac<br />

… Nizza 167 km Rocamadour<br />

… Hyères 18 km<br />

A20/E9<br />

Der nächstgelegene Flughafen<br />

ist Toulon-Hyères (15 km). Er wird<br />

direkt von Paris-Orly, Lyon und<br />

Bordeaux aus angeflogen. Aus dem<br />

deutschsprachigen Raum gibt es<br />

Direktflüge zu den Flughäfen von<br />

Marseille (110 km) und Nizza (140 km).<br />

Der nächstgelegene Bahnhof ist<br />

Hyères. Vom TGV-Bahnhof in Marseille<br />

erreicht man Toulouse Hyères beispielsweise mit<br />

dem Regionalexpresszug.<br />

Mehrere Schifffahrtsunternehmen<br />

bieten Überfahrten zur Insel Port-<br />

Narbonne<br />

Cros an. Ab Hyères (Port Saint-Pierre)<br />

A81/E80<br />

fährt das Unternehmen TLV-TVM Limoux das<br />

ganze Jahr über nach Port-Cros. Je<br />

nach Saison gibt es auch Überfahrten<br />

ab La Londe, Bormes-les-Mimosas, France<br />

Bandol, Sanary-sur-Mer, Toulon,<br />

Saint-Mandrier-sur-Mer, Le Lavandou, Perpignan<br />

Andorra<br />

Cavalaire-sur-Mer, La Croix-Valmer,<br />

Saint-Tropez, Sainte-Maxime, Le Céret<br />

Issambres und Saint-Raphaël.<br />

Spanien<br />

Maison du Parc national<br />

Île de Port-Cros<br />

Telefon: +33 (0)4 94 01 40 70<br />

www.portcrosparcnational.fr<br />

Es liegt neben der Hafenmeisterei,<br />

links von der Anlegestelle.<br />

Geöffnet vom 1. April bis 30.<br />

September.<br />

Die Öffnungszeiten richten sich nach<br />

A89/E70<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

A72/E70<br />

den Ankunftszeiten der Schiffe.<br />

Der Nationalpark Port-Cros besitzt<br />

auch ein Büro in Hyères, das das ganze<br />

Jahr über erreichbar ist (Telefon: +33<br />

(0)4 94 12 82 30).<br />

A7/E15<br />

Die meisten Unterkünfte auf der Insel<br />

liegen in Hafennähe. Achtung: Da sie<br />

nicht sehr zahlreich sind, sollte man<br />

frühzeitig reservieren, sofern man die<br />

Abgeschiedenheit und Ruhe auf Port-<br />

Cros genießen will, sobald das letzte Orange<br />

Schiff des Tages den Hafen verlassen<br />

A9/E15<br />

hat. A75/E11 Wenn Sie sich bei einem Besuch Avignon<br />

der Insel etwas gönnen möchten,<br />

Saint-Guilhemle-Désert<br />

A54/E805<br />

dann ist ein Aufenthalt im Le Manoir, Nîmes<br />

dem Lodève « Schloss von Port-Cros », das<br />

1948 in ein Hotel verwandelt wurde, Arles<br />

Montpellier<br />

ein absolutes Muss. Das Hotel mit<br />

A9/E15<br />

seinem Park mit hundertjährigen<br />

Eukalyptusbäumen Bézier<br />

liegt nur wenige<br />

Gehminuten vom Hafen entfernt und<br />

besitzt einen einmaligen Charme<br />

(www.hotel-lemanoirportcros.com).<br />

<br />

In den Monaten Juli und August ist<br />

das Touristenaufkommen auf Port-<br />

Cros relativ hoch. Wir empfehlen Ihnen<br />

daher, die Insel außerhalb dieser Zeit zu<br />

besuchen. Collioure Vor allem das Frühjahr und<br />

A9/E15<br />

AP7/E15<br />

Puy de Dôme<br />

Lyon<br />

St.-Etienne<br />

Valence<br />

die Monate September bis November<br />

bieten sich besonders für einen Aufenthalt<br />

an. Die Temperaturen sind in dieser<br />

Zeit in der Regel sehr angenehm und<br />

die Hotelpreise wesentlich günstiger als<br />

in der Hochsaison.<br />

Wie jeder Nationalpark ist auch der<br />

Nationalpark Port-Cros eine geschützte<br />

Zone, für die spezifische Vorschriften<br />

gelten, um die fragile Natur zu<br />

schützen. Man kann Port-Cros daher<br />

A43/E70<br />

A49/E713<br />

Crest<br />

A7/E15<br />

A55<br />

Saillans<br />

Marseille<br />

Die<br />

Apt<br />

Chambéry<br />

Grenoble<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A52<br />

A50<br />

Gap<br />

A51/E712<br />

A8/E80<br />

Toulon<br />

Annecy<br />

Briançon<br />

A57<br />

nur zu Fuß besuchen, außerhalb des<br />

Ortes herrscht Rauchverbot und Hunde<br />

sind dort ebenfalls nicht zugelassen,<br />

selbst wenn sie an der Leine geführt<br />

werden. Campen und Zelten ist auf der<br />

gan zen Insel untersagt. Abfall muss<br />

nach Möglichkeit wieder mit zurück<br />

auf das Festland genommen oder<br />

ausschließlich in den dafür bestimmten<br />

Con tainern entsorgt werden. Das Sammeln<br />

von Mineralien, das Pflücken von<br />

Pflanzen sowie Jagen und Fischen in<br />

jeglicher Form sind verboten.<br />

Italien<br />

France<br />

Cannes<br />

A8/E80<br />

Île de Port-Cros<br />

Nice<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 73<br />

Porquerolles, Villa Carmignac:<br />

große Kunst auf einer kleinen Insel<br />

(10 km entfernt)<br />

Vor knapp zwei Jahren wurde<br />

auf der nur 12 km 2 großen<br />

Insel Porquerolles die Villa<br />

Carmignac eröffnet. Sie ist<br />

das gelungene Ergebnis<br />

des gewagten Vorhabens,<br />

zeitgenössische Kunst an<br />

einem Ort zu installieren,<br />

wo man sie nicht erwartet. An einem Ort, irgendwo<br />

zwischen Himmel, Erde und Meer, an dem die<br />

Empfänglichkeit für diese Kunst offensichtlich<br />

besonders ausgeprägt ist.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 63<br />

Hyères, eine authentische Ecke am Mittelmeer<br />

(25 km entfernt)<br />

Ganz im Süden der Provence, zwischen Toulon und Saint-<br />

Tropez, liegt die Stadt Hyères. Zusammen mit<br />

ihrer unmittelbaren Umgebung gilt sie als kleine<br />

Besonderheit an dieser Küste. Hyères ist vor<br />

allem dafür bekannt, dass man von dort zu den<br />

sogenannten Îles d‘Or (Porquerolles, Port-Cros<br />

und Levant) übersetzt, die genau gegenüber im<br />

Meer liegen. Darüber hinaus hat sich die Stadt<br />

aber seit Jahrhunderten eine für diese Region<br />

unerwartete Authentizität und Lebensart bewahrt, durch die sie sich von<br />

den umliegenden Orten deutlich unterscheidet. Hyères ist ein « etwas<br />

anderes » Ziel an der Côte d’Azur. Wir wollen versuchen nachzuvollziehen,<br />

warum das so ist.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Somme<br />

Hortillonnages von<br />

Von einer verrückten Idee<br />

zum jährlichen Ereignis<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Amiens<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Somme<br />

Im Norden Frankreichs, in Amiens (Somme), gibt es ein einzigartiges Festival, auf das von Jahr zu Jahr<br />

immer mehr Gartenfreunde ungeduldig warten. 2010 aus einer etwas verrückten Idee entstanden, ist<br />

das Festival International des Hortillonnages d’Amiens heute ein unumgängliches Ereignis unter den französischen<br />

Gartenfestivals. Die Region um Amiens wurde lange Zeit als « Venedig des Gemüses » bezeichnet,<br />

da sich die Anbaukulturen auf kleinen Inseln befanden, die sich kilometerlang entlang von Kanälen<br />

erstreckten. Genau diese geografische Besonderheit steht im Zentrum der Hortillonnages d’Amiens, ist<br />

jedoch nicht die einzige Originalität des Festivals. Bemerkenswert ist darüber hinaus die Tatsache, dass<br />

man die Gärten frei und ungehindert entweder zu Fuß oder – die originellere Variante – mit einem elektrisch<br />

betriebenen Kahn besichtigt. Dabei erhält der Besucher einen neuartigen, erholsamen und<br />

manchmal auch unkonventionellen Blick auf die Umwelt sowie auf Vergangenheit und Zukunft der Region.<br />

Eine großartige Möglichkeit, die Gegend abseits der ausgetretenen Pfade zu erkunden.<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Treue Leser von Frankreich erleben wissen nur zu gut, dass es uns ein<br />

Anliegen ist, die unzähligen touristischen und künstlerischen Initiativen<br />

in Frankreich mit Ihnen zu teilen. Vor allem Initiativen,<br />

die eher unbekannt sind, sich abseits der üblichen touristischen Routen<br />

befinden und in den klassischen Reiseführern meist gar nicht erwähnt<br />

sind. Im Frühjahr und <strong>Sommer</strong> finden im Hexagon inzwischen mehr als<br />

6000 Festivals statt – ein Rekord in Europa, der umso beeindruckender<br />

ist, wenn man bedenkt, dass es vor 30 Jahren nur 600 waren –, die unzählige<br />

interessante Möglichkeiten bieten, das Land, die Franzosen, ihren<br />

Alltag, ihre Traditionen und die Geschichte einer Region zu entdecken.<br />

Nachdem die Natur seit letztem Jahr bei vielen von uns einen ganz<br />

besonderen Stellenwert erhalten hat, wollen wir derzeit vor allem Veranstaltungen<br />

in den Vordergrund stellen, die mit Natur und Gärten zu tun<br />

haben. In der letzten Ausgabe haben wir Ihnen das Festival des Forêts<br />

vorgestellt, diesmal präsentieren wir Ihnen nun ein anderes, sehr eigenständiges<br />

Festival, das sich in der Zeit von Mai bis Oktober für einen<br />

Besuch anbietet: das Festival International des Hortillonnages d’Amiens.<br />

Die Veranstaltung im Stil von Land-Art lädt die Besucher zu einem<br />

angenehmen Streifzug durch die Natur ein, in dessen Verlauf sie sich<br />

der Verbindungen zwischen Natur, Landwirtschaft, Kultur, Kulturerbe<br />

und lokaler Entwicklung bewusst werden können. Im Laufe der<br />

vergangenen 11 Auflagen hatten bereits 260 Landschaftsgestalter, Architekten<br />

und Künstler aus der ganzen Welt die Möglichkeit, in dieser<br />

bemerkenswerten Naturlandschaft schöpferisch tätig zu sein. Auf diese<br />

Weise sind auf den unzähligen Parzellen und Inseln in und um Amiens<br />

170 Kunstwerke entstanden. Die oft überraschenden Werke setzen sich<br />

mit Problemen unserer heutigen Zeit, wie nachhaltige Entwicklung<br />

und ökologische Herausforderungen, auseinander und sind zu Fuß<br />

oder bei einer poetischen Fahrt in einer kleinen, elektrisch betriebenen<br />

Barke erreichbar. Die zwölfte Ausgabe in diesem Jahr steht unter<br />

dem Zeichen von Erde, Wasser und der Beziehung, die wir zur Natur<br />

als Nahrungslieferant haben. Das Festival bietet die Gelegenheit für<br />

einen einmalig schönen Ausflug in die Natur voller Überraschungen.<br />

Um mehr darüber zu erfahren, unterhielten wir uns mit dem Gründer<br />

dieses außergewöhnlichen Festivals: Gilbert Fillinger kennt es wie<br />

kein anderer und spricht voller Emotionen darüber. Er konnte vor elf<br />

Jahren Menschen von der Machbarkeit eines etwas verrückten Projektes<br />

überzeugen und zur Mitarbeit bewegen: eine nahezu aufgegebene<br />

Sumpflandschaft in ein einmalig schönes Kreations- und Experimentiergebiet<br />

zu verwandeln. Zweifellos eine schöne Geschichte!<br />

Vorherige Doppelseite: Mémoire d’arbre von Yuhsin<br />

U Chang, einer der Gärten des Festivals 2020.<br />

Oben: Cabotans maraîchers von Stéphane Larcin<br />

und Baptiste Demeulemeester (Festival 2019).<br />

Interview:<br />

Gilbert Fillinger<br />

Gründer des Festival International des Hortillonnages in Amiens und<br />

Leiter der Vereinigung Art & Jardins – Hauts-de-France<br />

Gilbert Fillinger, angesichts Ihres Namens liegen wir mit unserer Vermutung<br />

wohl nicht so falsch, dass Ihre Wurzeln nicht in der Picardie liegen. Wie war<br />

Ihr Werdegang, wie haben Sie die Region um Amiens entdeckt?<br />

Sie haben in der Tat recht! Ich bin in Mühlhausen geboren, bin also<br />

Elsässer. Ein Teil von mir ist sogar deutschen Ursprungs, denn meine Urgroßmutter<br />

stammt aus der Nähe von Baden-Baden. Mein Werdegang<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Somme<br />

ist etwas untypisch, da ich die Schule vor dem Abitur verließ. Ich<br />

war jedoch von jeher ein sehr neugieriger Mensch, zog eine Zeit lang<br />

kreuz und quer durch Frankreich und begeisterte mich für die Welt der<br />

Kultur. Zuerst für Musik, dann für Kino und Theater. Mit 32 Jahren<br />

gründete ich eine Produktionsfirma für Theater- und Kulturveranstaltungen,<br />

bevor ich 1996 in Bourges (Anm. d. Red.: Centre-Val-de-<br />

Loire) zum Leiter des Maison de la Culture ernannt wurde. 2005, also<br />

knapp zehn Jahre später, bot man mir die Leitung des Kulturzentrums<br />

in Amiens an. Da mir der Sinn nach einem Wechsel stand, sagte ich<br />

zu. So kam ich in diese Region.<br />

Kannten Sie zu diesem Zeitpunkt bereits die Hortillonnages, also die in<br />

Frankreich einzigartige und für Amiens charakteristische Tradition, in<br />

einem von kilometerlangen Kanälen durchzogenen Sumpfgebiet Obst und<br />

Gemüse anzubauen?<br />

Ich hatte zwar davon gehört, wusste aber nicht wirklich, wie ich<br />

mir das vorzustellen hatte. Tatsächlich entdeckt habe ich sie dann eher<br />

durch Zufall, als ich mich aufgrund eines gesundheitlichen Problems<br />

sehr viel bewegen musste. Je mehr ich die Umgebung von Amiens erforschte,<br />

desto öfter stieß ich auf diese, im Grunde genommen sehr<br />

verborgenen Orte, die oft nur mit dem Boot zugänglich sind. Zunächst<br />

betrachtete ich sie nur « von Weitem », umrundete sie auf der Uferböschung<br />

der Kanäle. Dann hatte ich die Gelegenheit, mit einem Kahn<br />

zu Gemüsebauern zu fahren, wo ich mehr über diese geschichtsträchtigen<br />

Orte voller Geheimnisse und Charme erfuhr.<br />

Die Hortillonnages von Amiens haben in der Tat bereits eine lange Vergangenheit<br />

und sind im Übrigen im Gedächtnis und im Alltag der Bewohner<br />

dieser Region tief verankert …<br />

Das stimmt. Bei Recherchen wurde mir klar, dass die ersten Spuren<br />

auf die galloromanische Zeit zurückgehen. Da die Gegend sehr sumpfig<br />

war, wollten die Menschen damals den Boden trockenlegen, um<br />

Land für ihre Kulturen zu gewinnen. Im Mittelalter wurde der Gemüseanbau<br />

dann systematischer und organisierter betrieben, entwickelte<br />

sich zu einer Einkommensquelle für Tausende von Menschen und ernährte<br />

jahrhundertelang den Norden Frankreichs bis Paris. Noch zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Amiens tausend Gemüsebauern.<br />

Leider fielen fast alle der Industrialisierung zum Opfer, und der überwiegende<br />

Teil der kultivierten Parzellen wurde aufgegeben. Nur einige<br />

dieser Gemüsebauern – die hier Hortillons genannt werden – hielten an<br />

der Tradition fest und bestellten weiterhin ihr Land. Andere Parzellen<br />

wurden von Naturliebhabern, vor allem von Fischern, übernommen.<br />

Anfang der 2000er-Jahre versetzten allerdings Überschwemmungen<br />

den Hortillonnages den Todesstoß. Beim Anblick der vom Wasser überfluteten<br />

kleinen Inseln gaben nahezu alle der verbliebenen Hortillons<br />

und Landbesitzer ihre Gemüse- und Obstgärten oder kleinen Wochenend-<br />

und Urlaubshütten auf. Als ich diese Gegend entdeckte, war<br />

das knapp 300 Hektar große Gebiet zum Großteil verlassen.<br />

Hat Sie diese Naturlandschaft sofort berührt?<br />

Ja. Das viele Brachland, die aufgegebenen und nicht mehr unterhaltenen<br />

Inselchen, all das hatte eine geheimnisvolle Seite. Vor allem aber<br />

eine Seele. Es ging etwas Besonderes davon aus. Etwas, das man nur<br />

schwer erklären kann. Es war offensichtlich, dass der Ort in der Vergangenheit<br />

eine wichtige Rolle für die Menschen hier gespielt hatte,<br />

dass er ein wichtiges Naturerbe darstellte, das jedoch gerade dabei war,<br />

Neben einer angenehmen Fahrt mit dem Elektrokahn<br />

über die Kanäle bietet das Festival schöne<br />

Spaziermöglichkeiten von Garten zu Garten. Oben<br />

der Garten Sphère nourricière von Manon Bordet<br />

Chavanes, Marie Brégeon und Johann Laskowski<br />

(Festival 2016). Während der Dauer des Festivals<br />

trifft man nicht nur auf enthusiastische Besucher,<br />

sondern auch die Mitarbeiter gehen begeistert<br />

ihrer Arbeit nach. Rechte Seite: Roques von Luca<br />

Antognoli und Gabriel Pontoizeau (Festival 2020).<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


in Vergessenheit zu geraten. Bei genauerem Nachdenken muss man<br />

allerdings zugeben, dass die Gegend gar nicht so « natürlich » ist, denn<br />

schließlich wurde sie von Menschenhand so gestaltet … Es ist aber<br />

bewegend festzustellen, dass sich die Natur, in dem Moment, als der<br />

Mensch sich zurückzog, wieder des Ortes bemächtigt hat, dass es ihr<br />

gelungen ist, einen verlassenen Ort wieder anziehend zu machen. Ich<br />

bin davon überzeugt, dass die Natur ein Kunstwerk für sich ist, denn<br />

sie ist großartig, voller Emotionen und in gewisser Weise auch kreativ.<br />

Dennoch kam Ihnen nicht sofort der Gedanke, den Ort neu zu beleben …<br />

Nein. Ich übernahm gerade meine neue Funktion im Maison de la<br />

Culture, da hatte ich genug zu tun. Insofern kam ich zunächst gar nicht<br />

auf diese Idee.<br />

War es dann eher zufällig, dass Sie den Einfall hatten, ein Festival im Gebiet<br />

dieser Hortillonnages zu schaffen?<br />

Genau. Zur damaligen Zeit war ich bereits für die von mir produzierten<br />

künstlerischen Veranstaltungen bekannt, die sowohl in<br />

Frankreich als auch im Ausland auf Tournee gingen. Gleichzeitig<br />

beschloss die Regierung, die künstlerische Kreation und die Entwicklung<br />

lokaler Initiativen im ganzen Land zu fördern. Martin<br />

Hirsch, ein Beamter des höheren Dienstes, wurde von der Regierung<br />

mit dieser Mission betraut. Gemeinsam mit Marin Karmitz* machte<br />

* Anm. d. Red.: Ein großer Name der französischen Kultur; Regisseur,<br />

Produzent und Verleiher von Filmen, der, so will es der Zufall, der<br />

Vater von Nathanaël und Elisha Karmitz ist, den Gründern des Hôtel<br />

Paradiso, das wir Ihnen auf den Seiten 60-63 vorstellen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Somme<br />

er ein Budget dafür locker und wählte acht kreative Einrichtungen in<br />

ganz Frankreich aus, die seiner Meinung nach dazu in der Lage waren,<br />

originelle Projekte zu entwickeln. Meine Produktionsfirma war<br />

ebenfalls darunter. Anlässlich einer vorbereitenden Sitzung, bei der<br />

alle am Tisch ihre Ideen zu diesem Thema präsentieren sollten, war<br />

ich zufällig als letzter an der Reihe. Ich hörte die Ausführungen aller<br />

Vorredner. Um ehrlich zu sein, war mir zwar klar, dass es in Amiens<br />

genug zu tun gab, doch ich hatte überhaupt kein konkretes Projekt<br />

im Kopf. Irgendwann erwähnte eine Diskussionsteilnehmerin, wie<br />

gerne sie einen Garten kreiert hätte, wenn sie die Möglichkeit dazu<br />

gehabt hätte. Genau da machte es bei mir Klick! In dieser Sekunde<br />

wurde mir klar, welches Glück wir in Amiens mit den Hortillonnages,<br />

dieser so unglaublichen Landschaft hatten! Die Idee war geboren! Ich<br />

nutzte die Zeit, bis ich an der Reihe war, um ein paar Gedanken aufs<br />

Papier zu kritzeln. Auf dieser Basis erläuterte ich dann mein Kulturprojekt:<br />

ein Gartenfestival in den Hortillonnages von Amiens! So fing<br />

also alles an …<br />

Oben links: Besucher entdecken den Garten<br />

Hortillophones von Raphaëlle Duquesnoy (Festival<br />

2019). Oben und Zeichnungen rechts: Zu den<br />

ausgewählten Projekten für das diesjährige<br />

Festival gehören Jardin fortifié von Quentin Aubry<br />

und Zeger Dalenberg (Studio Audal) sowie Élever<br />

la terre von Livia Kolb und Virginie Alexe. Unten:<br />

Affaissement von Simon Augade (Festival 2019).<br />

Offensichtlich kam der Vorschlag sofort gut an! Ihnen wurde allerdings schnell<br />

klar, dass Sie sich in ein total verrücktes Projekt gestürzt hatten …<br />

Als die erste Euphorie vorbei war, realisierte ich in der Tat, dass ich<br />

mich etwas weit vorgewagt hatte. Außer einer einmaligen Gegend und<br />

einer etwas verrückten Idee hatte ich nichts Konkretes in der Hand.<br />

Doch von Anfang an wurde ich von tollen Menschen unterstützt, die<br />

in ihre Region regelrecht verliebt waren. So hatte ich beispielsweise im<br />

Maison de la Culture von Amiens einen großartigen technischen Leiter.<br />

Er ist ebenfalls ein Abenteurer mit Leib und Seele und sagte sofort<br />

zu, als ich ihn bat, bei diesem Projekt mitzuarbeiten. Wir mieteten ein<br />

Boot und fuhren auf den Kanälen der Hortillonnages spazieren. Dabei<br />

stellten wir fest, dass es in der Tat mehrheitlich Brachland war. Doch<br />

die Gegend war fantastisch. Als wir zurückkamen, hatten wir den<br />

Kopf voller Ideen. Schnell konnten wir eine große Anzahl von Menschen<br />

für das Projekt begeistern, einige hatten sogar bereits Aktivitäten<br />

wie Spazierfahrten mit dem Boot über die Kanäle initiiert. Francis<br />

Parmentier, einer der wenigen noch aktiven Hortillons, der ausschließlich<br />

auf den Inseln arbeitet – die sechs anderen aktiven Gemüsebauern<br />

bewirtschaften Parzellen am Rand der Kanäle –, zeigte sich genauso<br />

enthusiastisch wie der Bürgermeister. Ohne diese Unterstützung wäre<br />

das alles nicht möglich gewesen.<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Wie haben die Bewohner von Amiens Ihr Projekt aufgenommen?<br />

Am Anfang leuchtete es ihnen nicht so richtig ein. Doch das ist<br />

normal. Manche von Ihnen gingen in den Hortillonnages immer noch<br />

ihren Gewohnheiten nach, unterhielten dort einen kleinen Gemüsegarten,<br />

hatten eine Wochenendhütte und führten dort ein geruhsames<br />

Leben. Als sie dann plötzlich erfuhren, dass ein Festival ins Leben gerufen<br />

werden sollte, dass diese Ruhe möglicherweise durch « Fremde »<br />

gestört werden würde, hat dies nicht wenige erschreckt, darüber bin ich<br />

mir wohl bewusst. Zum Glück hatte ich einige einheimische Freunde,<br />

die das Vorhaben erklärten und für das Projekt warben. Ich weiß aber,<br />

dass viele Menschen in Amiens dachten, ich müsse ein bisschen zurückgeblieben<br />

sein, mich in ein Projekt zu stürzen, das von vornherein<br />

zum Scheitern verurteilt war.<br />

Was war das Schwierigste für Sie?<br />

Das Schwierigste war für mich die Erkenntnis, dass ich zwar Theaterstücke,<br />

Tanz- oder Musikveranstaltungen organisieren kann, von<br />

der Welt des Gartens jedoch keine Ahnung hatte, sieht man von der<br />

mir angeborenen Neugier einmal ab. Zudem ist das Gelände der Hortillonnages<br />

sehr fragil, man arbeitet permanent auf oder direkt am Wasser.<br />

Also musste ich mir Kenntnisse über ein mir völlig fremdes Thema<br />

aneignen, abgesehen davon, dass das Festival von A bis Z kreiert<br />

werden musste. Aber ich bin davon überzeugt, dass man in der Kultur<br />

– ebenso wie in vielen anderen Bereichen – eine Art von Unbedarftheit<br />

braucht, damit alles funktioniert. Zudem setzte ich mein Vertrauen in<br />

unser kleines Team. Im kulturellen Bereich ist es unvermeidbar, Risiken<br />

einzugehen, dessen muss man sich bewusst sein, und man muss<br />

akzeptieren, dass man sich irren kann und möglicherweise scheitert.<br />

Durch Arbeit und Überzeugungskraft konnte im Juni 2010 dann die erste<br />

Ausgabe des Festivals stattfinden …<br />

Ja. Wir hatten einige Kanäle « gereinigt », ein paar Inseln « aufgeräumt<br />

» und konnten rund 20 Künstler, Landschaftsgärtner und Architekten<br />

davon überzeugen, sich hier niederzulassen und Kunstwerke zu<br />

kreieren. Im ersten Jahr war das nur dank eines Netzwerks von guten<br />

Freunden möglich, die Ausschreibungen in interessanten Einrichtungen<br />

lancierten, vor allem in der Kunsthochschule in Amiens. Das<br />

erste Festival war gleich ein voller Erfolg! Das Publikum ließ sich nicht<br />

bitten: Zuerst kamen die Einwohner von Amiens. Sie waren neugierig<br />

und bewegt, dass ihre Hortillonnages wieder mit Leben erfüllt waren.<br />

Durch Mund-zu-Mund-Propaganda kamen nach und nach Besucher<br />

aus der Region, dann aus anderen Regionen Frankreichs und inzwischen<br />

sogar aus dem Ausland.<br />

Was wird aus den Kunstwerken?<br />

Einige sind dauerhaft angelegt, andere nur für eine Zeit von ein bis<br />

drei Jahren. Manchmal werden sie durch die Natur zerstört. Aber das<br />

gehört dazu. Diejenigen, die beim Publikum am besten ankommen,<br />

werden regelmäßig unterhalten. Pro Jahr entstehen rund zehn neue<br />

Kunstwerke und bei jedem Festival kann man insgesamt etwa 50 Werke<br />

entdecken. Ich würde es gerne auf 15 pro Jahr ausbauen. Platz ist<br />

genug vorhanden: Derzeit belegt das Festival eine Fläche von zwei bis<br />

drei Hektar, die man zu Fuß besichtigen kann, während mit dem Boot<br />

eine Wasserfläche von rund 20 Hektar zugänglich ist. Darauf befinden<br />

sich etwa 20 Inseln. Wir haben also noch Luft nach oben. Aber das ist<br />

eine Frage von Zeit und Budget.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Somme<br />

Oben: Das Projekt 3 kilomètres à la ronde von Alix<br />

Eoche-Duval und Cyril Servettaz wurde ebenfalls<br />

für das diesjährige Festival ausgewählt. Unten: Der<br />

« schwimmende Empfangsbereich » des Festivals<br />

wurde 2020 von Alexis Deconinck in Zusammenarbeit<br />

mit Studenten der Faculté d’Architecture La Cambre-<br />

Horta der Freien Universität Brüssel kreiert.<br />

Das Festival ist aber weit davon entfernt, sich nur um kulturelle und ästhetische<br />

Belange zu kümmern, sondern es will auch für Umweltfragen sensibilisieren,<br />

die Uferböschungen und die Inseln schützen, die Erinnerung an<br />

die Vergangenheit lebendig halten, Verbindungen zwischen den Bewohnern<br />

knüpfen …<br />

Genau! Mir wird klar, dass dieses Festival nahezu politisch ist.<br />

Ist das bei Kultur aber wirklich erstaunlich? Kunst war schon immer<br />

ein Medium, um Botschaften zu vermitteln. Sie drückt Dinge aus, sei<br />

es auch nur Schönheit. Vor allem aber ist sie ein Sprachrohr. In der<br />

komplexen Zeit, in der wir heute leben, stellen uns diejenigen, die ihre<br />

Werke anlässlich des Festivals präsentieren, wesentliche Fragen: Wohin<br />

bewegt sich unser Planet? Wie geht es ihm? Was ist Wasser? Arbeit?<br />

Nahrung? Alle diese Fragen fordern uns auf, in uns hineinzuhören,<br />

Antworten zu finden und zu geben. Meines Erachtens nach ist genau<br />

das heute die Rolle von Kultur. Umso mehr, als dass man sich hier, inmitten<br />

der Hortillonnages, frei und ungehindert bewegen kann. Das hat<br />

gar nichts mit den « Kulturkathedralen » zu tun, die Museen heute sind.<br />

Hier kann man die Menschen direkt ansprechen, ihnen aber auch die<br />

Möglichkeit geben, wenn sie es möchten, ganz einfach nur die Ruhe<br />

und Ausgeglichenheit des Ortes zu genießen. Jeder kommt auf seine<br />

Kosten. Diese Freiheit inmitten der Natur liebe ich.<br />

Gilbert Fillinger, vielen Dank für das Gespräch.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Quimper<br />

N165/E60<br />

Reiseinfos und Lesetipps<br />

Amiens …<br />

… Berlin 964 km … Hamburg 782 km<br />

… Köln 404 km … Frankfurt 580 km<br />

… München 821 km … Wien 1301 km<br />

… Zürich 655 km … Paris 136 km<br />

… Lille 111km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

angeflogen werden, sind Beauvais-Tillé<br />

(57 km) und Roissy-Charles-de-Gaulle<br />

(129 km).<br />

Festival des Hortillonnages d’Amiens<br />

12. Auflage, 22. Mai bis 17. Oktober <strong>2021</strong><br />

Telefon: +33 (0)6 78 53 55 92<br />

www.artetjardins-hdf.com<br />

Kahn. Die Rundfahrt von Insel zu Insel<br />

dauert rund 2,5 Std.<br />

Das Festival findet zwar unter<br />

freiem Himmel statt, angesichts der<br />

derzeitigen Situation empfehlen wir<br />

Ihnen dennoch, sich vor dem Besuch<br />

auf der Website oder per Telefon<br />

über die genauen Öffnungszeiten zu<br />

informieren.<br />

Der Mietpreis für das Boot richtet sich<br />

nach der Personenzahl (max. 6):<br />

1–2 Personen 19 € • 3–4 Personen 24 € •<br />

5–6 Personen 29 € • Kostenlos für<br />

Kinder unter drei Jahren •<br />

Gebühr für den Schutz der<br />

Hortillonnages: 1 € (≥ 11 Jahre)<br />

bzw. 0,50 € (3–10 Jahre). Le A29/E44 Havre<br />

A131 Jumièges<br />

Honfleur<br />

Das Elektroboot ist sehr einfach zu<br />

steuern.<br />

N13<br />

Man Caen kann auf jeder beliebigen<br />

A13/E46<br />

Saint-Lô Insel anlegen und sich dort frei<br />

bewegen.<br />

Man kann die Gärten des Festivals auf Vom Zentrum von Amiens führt ein<br />

Lannion zwei Arten besichtigen:<br />

angenehmer Weg zum zentralen<br />

DinardSaint-Malo<br />

Avranches<br />

A28/E402<br />

– Zu Fuß: Über den Treidelpfad<br />

Bereich in Camon. Zu Fuß ist es ein<br />

gelangen Sie auf die Île aux Fagots und schöner 45-minütiger Spaziergang,<br />

N176/E401 Mont-Saint-Michel<br />

Saint-Brieuc dann über den N12/E50 Étang de Rivery zur Île mit Fahrrad oder Auto geht es<br />

Robinson. Die Inseln sind teilweise A84 entsprechend schneller. Die kürzeste<br />

mit Brücken verbunden. Der reizvolle Verbindung (ausschließlich Alençon zu Fuß) ist<br />

N164<br />

Spaziergang dauert rund 45 Minuten. ein Treidelpfad, der 10 Min. von der<br />

Der Eintritt ist frei.<br />

Kathedrale entfernt beginnt. Bei dieser<br />

– Mit D768 dem Boot (die interessantere Rennes Gelegenheit besichtigt man gleichzeitig<br />

Variante): Mieten Sie in Camon am<br />

einen Teil der Stadt. In diesem Fall<br />

N24<br />

Hafen (Port à Fumier, 35 rue Roger<br />

beträgt die Gehzeit Le rund Mans30 Min.<br />

Lorient Allou) einen elektrisch betriebenen<br />

N12/E50<br />

Vannes<br />

A84/E401<br />

E5/A10<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

A89/E70<br />

A13/E5<br />

A16<br />

PARIS<br />

A6/E15<br />

A1/E15-E19<br />

Beachten Sie, dass es im <strong>Sommer</strong> A5/E54<br />

Chartres<br />

durch die Rückstrahlung des Wassers<br />

schneller zu einem Sonnenbrand<br />

A11/E50<br />

kommen kann! Vergessen Sie also den<br />

Sonnenschutz A10/E5 nicht oder bevorzugen<br />

einen Besuch in den Monaten Juni,<br />

September oder Orléans Oktober.<br />

Montalivet<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />

Tulle<br />

Périgueux<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Le Porge<br />

Bordeaux<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Rouen<br />

Evreux<br />

Dreux<br />

Calais<br />

Boulogne<br />

Amiens<br />

Dunkerque<br />

Arras<br />

Roubaix<br />

Lille<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 78Blois<br />

Chambord<br />

Compiègne: A10/E5-E60 musikalische Waldbäder und ein<br />

Einhorn (72 km entfernt) Cheverny<br />

Seit Tours fast 30 Chenonceau Jahren treffen sich A71/E9 Liebhaber klassischer<br />

A85<br />

und zeitgenössischer Musik jeden <strong>Sommer</strong><br />

A10/E5 in der Nähe von Compiègne (Oise), um etwas<br />

Bourges<br />

nicht Alltägliches zu erleben. Konzerte mitten<br />

im Wald, « Musikspaziergänge » und sogar<br />

« musikalische<br />

A20/E9<br />

Waldbäder » bieten dem<br />

Publikum Eindrücke der besonderen A71/E11 Art und<br />

sind eine Einladung zum Auftanken.<br />

A4/E50<br />

Sens<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Gent<br />

A26/E17<br />

Auxe<br />

N165/E60<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 62<br />

Quiberon<br />

Eine beeindruckende Reise in der Baie Angers<br />

de Somme (Teil 1): die Abbaye A11/E60 de Saint-<br />

La Baule<br />

Riquier (42 km entfernt)<br />

A86/E60<br />

St. Nazaire<br />

Die Baie de Somme ist eine Nantes magische<br />

Gegend. Zu Recht ist dies A87<br />

Monts<br />

ein wichtiger touristischer Clisson<br />

Cholet<br />

Anziehungspunkt in der Region<br />

Hauts-de-France. A83 Weniger bekannt<br />

ist jedoch, Les Sablesd’Olonne<br />

Kilometer von hier, etwas<br />

dass sich nur wenige<br />

Dutzend<br />

weiter im Landesinneren, ein<br />

ebenso beeindruckender, erholsamer und einzigartiger<br />

A83<br />

Poitiers<br />

Ort verbirgt. Ein Ort, an dem es seltsamerweise um einen<br />

Saint-Sigismond<br />

zertrümmerten Schädel, um ein Pergament, das die Geburt<br />

der französischen Sprache markiert, um eine wundersame<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

Quelle, die den Königen besondere Fähigkeiten La verlieh, Rochelle<br />

um die Fundamente Europas und um einen Dirigenten mit E5/A10<br />

internationalem Ruf geht, der während seines Musikfestivals<br />

eigenhändig die Blumen für die Sträuße schneidet, E602/A837 die<br />

nach dem Konzert den Musikern überreicht werden. Ein<br />

Ort, der seit Jahrhunderten kleine Geschichten und große<br />

Geschichte schreibt. Dieser Ort, das ist die Abbaye de Saint- Angoulême<br />

Riquier.<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof Cherbourgbefindet<br />

sich in Estrées-Deniécourt Octeville<br />

(Haute-Picardie, 42 km).<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 63<br />

Eine beeindruckende Reise in der Baie de Somme<br />

(Teil 2): Le parc du Marquenterre (75 km entfernt)<br />

Wir setzen unsere Entdeckungsreise Montluçon in der<br />

Baie de Somme in einem der berühmtesten<br />

ornithologischen Parks Frankreichs, dem Parc<br />

A71/E11<br />

du Marquenterre, fort. Seit seiner Eröffnung<br />

im Jahr 1973 erfreuen drei Rundwege mit<br />

insgesamt 13 Beobachtungsstationen Natur- Clermont-<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

und Vogelliebhaber.<br />

A89/E70 Puy de Dôm<br />

Souillac sur<br />

Dordogne<br />

Le Pescher<br />

Payrac<br />

Saillac<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 45<br />

Rocamadour<br />

Aurillac<br />

Véz


ADVERTORIAL<br />

Im Tal der Somme erwartet Sie ein ganz<br />

besonderes Radfahrerlebnis. Der Fluss<br />

schlängelt sich auf über 200 Kilometern<br />

von seiner Quelle im nordfranzösischen<br />

Departement Aisne bis an den Ärmelkanal.<br />

Aber nicht nur die Somme-Bucht,<br />

die zu den schönsten der Welt gehört,<br />

bietet Ihnen ein atemberaubendes Naturerlebnis,<br />

die ganze Flusslandschaft an<br />

sich ist einzigartig und wird Sie mit ihrer<br />

erhaltenen Natur überraschen.<br />

Nehmen Sie sich Zeit und fahren Sie die 160<br />

Kilometer lange gut ausgebaute Véloroute<br />

V30 geruhsam ab. So können Sie genussvoll<br />

die vielen versteckten Schmuckstücke entdecken,<br />

die Sie von Péronne über Amiens bis<br />

zur Somme-Bucht erwarten. Liebevoll geführte Gästezimmer<br />

und originelle Ferienwohnungen in den ehemaligen Wohnhäusern<br />

der Schleusenwärter laden zum Übernachten ein.<br />

Machen Sie Halt in den Gasthäusern am Ufer der Somme<br />

und genießen Sie die lokalen Spezialitäten, wie zum Beispiel<br />

den geräucherten Aal.<br />

Die Somme ist ein gemütlicher, langsam dahinfließender<br />

Fluss, dem Sie auf der gesamten Reise bis zum Meer folgen.<br />

Der Treidelpfad führt Sie immer durch ein Mosaik von Teichen<br />

und Sümpfen. Eine ursprüngliche Landschaft, die Sie<br />

sofort gefangen nimmt und in Ihnen ein einziges Gefühl erzeugen<br />

wird: Das Wasser ist überall!<br />

Eines der größten Feuchtgebiete Europas<br />

und eine Wiege der Menschheit<br />

Sie befinden sich in einem der größten Feuchtgebiete Europas,<br />

das seit 2017 ein Naturschutzgebiet im Rahmen der<br />

Ramsar-Konvention ist. Die ehemaligen Löcher des Torfabbaus<br />

wurden von der Somme wieder mit Wasser aufgefüllt<br />

und es entstand so eine grandiose Landschaft mit einer reichen<br />

Flora und Fauna. Atmen Sie durch. Inmitten der friedlichen<br />

Wasserinseln erscheint der Alltag weit entfernt. Vom<br />

Fahrrad aus ist es einfach, in die Natur einzutauchen und den<br />

Rest zu vergessen.<br />

Auf den kalkigen Südhängen des Tales wurden leicht erreichbare<br />

Aussichtspunkte eingerichtet. Auf diesen Belvederes<br />

fühlt man sich wie am Mittelmeer, umgeben von Orchideen,<br />

Thymianbüschen und Eidechsen, und man genießt gleichzeitig<br />

einen alles umfassenden Blick auf das grüne Tal mit seinem<br />

außergewöhnlichen Schauspiel.


ADVERTORIAL<br />

Diese alten Flussterrassen wurden bereits vor Urzeiten<br />

besiedelt. Schon im 19. Jahrhundert wurden bei prähistorischen<br />

Forschungen in St. Aucheul bei Amiens 450 000 Jahre<br />

alte menschliche Spuren gefunden. Ihre Fahrradreise führt<br />

direkt zum besten Ort, um die Geschichte der Menschheit<br />

über 600 000 Jahre zurückzuverfolgen: Im archäologischen<br />

Park von Samara wird auf anschauliche und unterhaltsame<br />

Art und Weise das Leben unserer prähistorischen Ahnen<br />

dargestellt. Ein Halt lohnt sich hier auf alle Fälle, auch um<br />

nochmals einen schönen Spaziergang durch das umliegende<br />

Sumpfschutzgebiet zu machen.<br />

Kulturerbe einer langen und reichen Geschichte<br />

Aber auch in der näheren Vergangenheit spielten das Tal<br />

der Somme und seine bedeutenden Klöster und Abteien im<br />

Laufe der Jahrhunderte eine wichtige politische und kulturelle<br />

Rolle. Besuchen Sie die Reste des ehemaligen Königsklosters<br />

Saint-Pierre aus dem 7. Jahrhundert in Corbie. Die Stiftskirche<br />

Saint-Vulfran in Abbeville und die Abteikirche Saint-Riquier<br />

sind herausragende Beispiele der extravaganten gotischen<br />

Kunst. Und nicht zu vergessen die Kathedrale Notre-Dame<br />

von Amiens, eine der größten und vollendetsten gotischen<br />

Kathedralen und ein UNESCO-Weltkulturerbe.<br />

Charmante malerische Dörfer<br />

laden zu einem Halt ein<br />

Auf der Fahrt in Richtung Meer durchqueren Sie zusammen<br />

mit der Somme viele hübsche, malerische Städte und<br />

Dörfer, die sich für eine Rast lohnen. Man spürt stets die Präsenz<br />

des Wassers, der Fluss ist allgegenwärtig.<br />

In Amiens, der Hauptstadt des Departements Somme,<br />

sollten Sie auf alle Fälle einen längeren Halt einplanen. Diese<br />

hübsche Stadt hat schon immer mit und von dem Fluss<br />

gelebt. Das urige Stadtviertel Saint-Leu wurde entlang der<br />

zahlreichen Flussarme gebaut, so dass es noch heute von<br />

Wasserkanälen durchzogen ist. Die schwimmenden Gärten,<br />

die Hortillonnages, sind Zeugnisse von Menschenhand geschaffener,<br />

fruchtbarer Gärten im ehemaligen Sumpfgebiet.<br />

Das Schloss der kleinen Stadt Long und seine in Terrassen<br />

angelegten Rosengärten spiegeln sich im stillen Wasser<br />

der Somme. Hier lohnt es sich, auch das Wasserkraftwerk<br />

vom Ende des 19. Jahrhunderts zu besuchen, das es dem<br />

Dorf ermöglichte, als eines der Ersten in Frankreich von der<br />

Elektrizität zu profitieren.<br />

Nicht weniger als zehn Brücken führen in Pont-Saint-<br />

Remy über die Somme. Und in Eaucourt-sur-Somme steht<br />

eine restaurierte Windmühle auf dem Hügel, von dem Sie bei<br />

gutem Wetter schon die Somme-Bucht von Weitem erkennen<br />

können.<br />

Die Somme-Bucht hält ein ganz besonderes Finale für<br />

die Radler bereit: Bei Saint-Valéry-sur-Somme öffnet sich der<br />

Fluss und macht Platz für ein ganz besonders gewaltiges Naturschauspiel<br />

von Ebbe und Flut, Himmel, Sand und Wasser.<br />

Was für eine wunderschöne, beeindruckende Belohnung<br />

nach dieser langen Fahrt!<br />

Und für besonders mutige und ausdauernde Radfahrer<br />

gibt es hier die Möglichkeit, auf dem neuen Radwanderweg<br />

EuroVelo4, der Vélomaritime, entweder nach Norden in<br />

Richtung Opalküste und Dünkirchen abzubiegen oder nach<br />

Westen der Küste in die Normandie zu folgen. Und warum<br />

nicht bis nach Roscoff in die Bretagne?<br />

Praktische Informationen<br />

Auf der Internetseite von Somme-Tourisme finden Sie alle<br />

nützlichen Informationen auch für Übernachtungsmöglichkeiten,<br />

Gastronomie und Fahrradvermietung:<br />

https://www.somme-tourisme.com<br />

Mehrere Bahnhöfe entlang der Strecke ermöglichen eine<br />

einfache An- und Abfahrt und das Aufgliedern der Veloroute in<br />

unterschiedliche Etappen.<br />

Linke Seite: Aus der Vogelperspektive gur zu erkennen: die wieder mit Wasser befüllten Löcher<br />

des Torfabbaus. Rechts oben: Die Reise per Fahrrad führt an vielen malerischen Plätzen und<br />

Sehenswürdigkeiten vorbei. (Alle Fotos: Copyright: CRTC Hauts-de-France/ Stéphane Bouilland).<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.nordfrankreich-reiseideen.com


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Abbaye de<br />

Montmajour<br />

Eine Reise durch die<br />

Vergangenheit der Provence<br />

Mit ihrer ruhigen Atmosphäre und den dicken Mauern,<br />

die auch an heißen <strong>Sommer</strong>tagen für eine wohltuende<br />

Kühle im Inneren der Gebäude sorgen, sind die Klöster<br />

der Provence gerade in dieser Jahreszeit besonders angenehm<br />

zu besichtigen. Denkt man an diese Orte, fallen<br />

einem natürlich zunächst die Namen von bekannten<br />

Abteien – wie Sénanque mit ihren Lavendelfeldern oder<br />

Le Thoronet mit ihrer geradlinigen Architektur – ein. Die<br />

Abbaye de Montmajour, die einige Kilometer nordöstlich<br />

von Arles liegt, ist dagegen viel diskreter, aber bei<br />

einem Aufenthalt in der Region einen Besuch wert. Ihre<br />

beeindruckende architektonische Vielfalt zeugt von einer<br />

fast achthundertjährigen Geschichte und diente zudem<br />

als nahezu unerschöpfliche Inspirationsquelle für<br />

Vincent van Gogh.<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Ist es eine Festung? Ein Schloss? Ein religiöses Gebäude?<br />

Alles gleichzeitig? Schon aus der Ferne betrachtet,<br />

stellt man sich bei der Abbaye de Montmajour viele<br />

Fragen. Nur wenige Kilometer von der Stadt Arles entfernt<br />

– zu der die Abtei im Übrigen gehört – zieht ihre isolierte<br />

Lage unweigerlich die Blicke auf sich: Inmitten einer ausgedehnten<br />

Ebene – trockengelegtes Sumpfland – überragt<br />

ihre Silhouette die Landschaft. Egal, aus welcher Richtung<br />

man sich ihr nähert, sie beeindruckt, wirkt unglaublich imposant.<br />

Auf der kleinen Straße, die vom Dorf Fontvieille<br />

zur Abbaye de Montmajour und weiter nach Arles führt,<br />

ist der Eindruck noch stärker. Hinter einer Kurve taucht<br />

die Abtei in ihrer ganzen Pracht auf, erhaben und geheimnisvoll,<br />

als wolle sie sich ganz dicht an den Felsen – den<br />

« Mont Majour » – schmiegen, mit dem sie seit knapp acht<br />

Jahrhunderten nahezu eine Einheit bildet.<br />

Menschen hierher. Die Wallfahrt fand immer am 3. Mai<br />

statt und trug nicht unwesentlich zum Reichtum der Abtei<br />

bei, wodurch diese sich weiter ausdehnen konnte. Im<br />

12. Jahrhundert ließen die Mönche in unmittelbarer Nähe<br />

der Abtei die hübsche Chapelle reliquaire Sainte-Croix im<br />

reinsten romanischen Stil errichten. Dorthin brachten sie<br />

die wertvolle Reliquie während der Wallfahrten (in der<br />

restlichen Zeit wurde sie im Salle du Trésor verwahrt) und<br />

konnten die Pilger und Getreuen unter optimalen Bedingungen<br />

empfangen.<br />

Ein Turm zur Verteidigung<br />

Ende des 13. Jahrhunderts waren der Ruf und die<br />

Macht von Montmajour auf ihrem Höhepunkt. Nicht<br />

nur in spiritueller, sondern auch in politischer und wirtschaftlicher<br />

Hinsicht erstreckte sich ihr Einfluss<br />

über ein ausgedehntes Gebiet, das von<br />

Grenoble (Isère) bis zum Mittelmeer reichte.<br />

Es lag daher nahe, dass die Abtei auch Begehrlichkeiten<br />

hervorrief. Dies ging so weit,<br />

dass man sie während des Hundertjährigen<br />

Krieges schützen musste. Durch den Bau<br />

einer Festungsmauer und eines 26 m hohen<br />

Turmes, dem Tour Pons de l’Orme, wurde sie<br />

daher befestigt. Besonders aus der Ebene<br />

wirkt der Turm beeindruckend. Heute haben<br />

die Besucher von dort aus einen herrlichen<br />

Panoramablick über die Umgebung. Damit<br />

hätte die Geschichte enden können. Dass<br />

dies nicht so ist, wird bei der Besichtigung<br />

klar, denn die architektonischen Stile zeugen<br />

von der Fortsetzung der Entwicklung …<br />

Vorherige Doppelseite: Blick auf die Abtei von ihrem höchsten Punkt, dem<br />

26 m hohen Tour Pons de l’Orme. Oben: der Kreuzgang. Rechte Seite: Ob in<br />

der Ermitage Saint-Pierre, einer halb in den Fels gehauenen, präromanischen<br />

Kapelle, die gleichzeitig den ältesten Teil der Abtei darstellt (im Vordergrund),<br />

oder auf dem ab 1369 errichteten Tour Pons de l’Orme: Auf jeder Ebene<br />

dieses Ortes unternimmt man eine Reise durch die Vergangenheit.<br />

Die Reliquie des « Wahren Kreuzes »<br />

Betritt man dann Montmajour, erreicht die Verblüffung<br />

ihren Höhepunkt. Es gibt nur wenige Orte, bei<br />

denen man sich so schnell über die Vergänglichkeit der<br />

Zeit und die Abfolge der Epochen bewusst wird. Die Abtei<br />

wurde 948 von Benediktinermönchen gegründet, die<br />

zunächst nur die bescheidene Ermitage Saint-Pierre bauten<br />

– eine in der Provence einzigartige, halb in den Fels<br />

gehauene präromanische Kapelle. In der Folge vergrößerte<br />

sich das Kloster durch eine Abteikirche. Die Reliquie des<br />

« Wahren Kreuzes » in der Krypta zog damals viele Pilger<br />

an und machte den Ruf von Montmajour aus. Für die<br />

Pèlerinage du Pardon kamen über Jahrhunderte unzählige<br />

Das « Schloss der Mönche »<br />

Im 17. Jahrhundert waren Mönche der<br />

Congrégation de Saint-Maur, der Ordensgemeinschaft<br />

der Mauriner, über eine, wie<br />

sie es nannten, « nachlassende Strenge » der<br />

Abtei besorgt. Sie verjagten die Benediktiner<br />

und ließen sich selbst dort nieder, um<br />

ein gottesfürchtiges Klosterleben zu führen, was wiederum<br />

den Menschen in Arles nicht sehr gefiel. Die neuen<br />

Mönche errichteten ein weiteres Kloster, das Monastère<br />

Saint-Maur, das in der Gegend schnell als « Schloss der<br />

Mönche » bezeichnet wurde, da es so imposant erschien.<br />

Mit seiner Architektur, die Monumentalität und Funktionalität<br />

verband, wirkte es in der Tat wie ein regelrechter<br />

Palast. Für die Mauriner war das aber nichts Ungewöhnliches,<br />

denn die neuen Gebäude und Gärten mussten die<br />

Bedürfnisse des täglichen Lebens und des Klosterlebens<br />

erfüllen: ein Schlafraum zum Ruhen, eine Bibliothek für<br />

die geistige Arbeit, Gärten, eine Bäckerei und eine Küche.<br />

Für das liturgische Leben nutzten die Ordensbrüder weiterhin<br />

die Abteikirche aus dem Mittelalter.<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Von der Abtei zum Steinbruch<br />

Am Beginn der Französischen Revolution hatte die<br />

Abtei alle Merkmale eines grandiosen Gebäudes im klassizistischen<br />

Stil. Leider änderte sich mit der Revolution<br />

auch ihr Schicksal grundlegend. Wie viele andere religiöse<br />

Gebäude in Frankreich wurde Montmajour 1<strong>79</strong>0 als Nationalgut<br />

verkauft. Das Kloster wurde seines Dachstuhls<br />

beraubt und diente dann als Steinbruch. Es ist im Übrigen<br />

bekannt, dass ein guter Teil der Steine, mit denen einige<br />

Straßen und Häuser in Arles gebaut oder renoviert wurden,<br />

von hier stammt. 1921 wurde die Abbaye de Montmajour<br />

glücklicherweise als Monument historique klassifiziert.<br />

1994 wurde ein Großteil der Anlage renoviert und<br />

seither regelmäßig unterhalten. Gerade derzeit enden<br />

umfangreiche Arbeiten, in deren Rahmen vor allem die<br />

Terrassen und Gärten restauriert wurden.<br />

Von Bibel und Enzyklopädie über<br />

van Gogh bis hin zu Fotografien<br />

Die Abtei Montmajour, die seit 1945 dem französischen<br />

Staat gehört, rüttelt aber die Besucher heute nicht nur deswegen<br />

auf, weil diese dort eine Reise durch die Zeit und<br />

verschiedene architektonische Stile unternehmen können.<br />

Darüber hinaus spürt man sofort, dass ihre Mauern über<br />

Jahrhunderte hinweg Reflexion und Inspiration gefördert<br />

haben – sowohl in spiritueller als auch in kultureller und<br />

künstlerischer Hinsicht – und im Übrigen heute noch fördern.<br />

Im 18. Jahrhundert, zur Zeit der Ordensgemeinschaft<br />

der Mauriner, war Montmajour ein Zentrum geistlicher<br />

und wissenschaftlicher Arbeiten: Schriften zufolge gab es<br />

1739 in der Bibliothek der Abtei nicht weniger als 2346 Titel,<br />

eine für die damalige Zeit beachtliche Zahl. 1<strong>79</strong>0 waren<br />

es mehr als 4600. Es ist bekannt, dass Mönche immer neugierig<br />

waren, dass sie ihre Zeit und die Welt, in der sie lebten,<br />

verstehen wollten. Sie lasen nicht nur die Bibel, sondern<br />

auch Molière, Cervantes und die Enzyklopädie von Diderot<br />

und Alembert. Die Abtei selbst war eine Inspirationsquelle<br />

für viele Künstler. Einer der bekanntesten von ihnen war<br />

unbestritten der holländische Maler van Gogh (1853-1890),<br />

der 1888 Paris verließ, um sich in Arles niederzulassen,<br />

wo er seine berühmtesten Bilder malte. Er unternahm regelmäßig<br />

ausgedehnte Märsche durch die Landschaft der<br />

Camargue und kam auch oft nach Montmajour, um dort<br />

zu zeichnen oder die alten Steine und die Landschaft der<br />

Umgebung zu malen. Heute ist es nicht mehr die Malerei,<br />

sondern vor allem die Fotografie, die in der Abtei gewürdigt<br />

wird: Im Rahmen der jährlich stattfindenden Rencontres de<br />

la photographie d’Arles, einem international renommierten<br />

Fotofestival, ist Montmajour der Rahmen für Fotoausstellungen.<br />

Eine schöne Art, die lange kulturelle Tradition auf<br />

dem Mont Majour fortzusetzen und den so besonderen<br />

Geist dieser provenzalischen Abtei weiter zu pflegen.<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Links: Am Fuß<br />

des Tour Pons de<br />

l’Orme, erinnern<br />

in das Gestein<br />

gehauene Gräber<br />

daran, dass der<br />

Mont Majour früher<br />

als Begräbnisstätte<br />

diente. Rechts: 1888<br />

malte Vincent van<br />

Gogh das Gemälde<br />

Coucher de soleil<br />

à Montmajour. Im<br />

Hintergrund kann man<br />

links, oberhalb der<br />

Eichen, die Silhouette<br />

der Abtei erkennen.<br />

Rechts unten: der<br />

Tour Pons de l’Orme.<br />

Interview:<br />

Remy Quenin<br />

seit 28 Jahren Fremdenführer<br />

in der Abtei<br />

Remy Quenin, Sie stammen aus dem<br />

nicht weit entfernten Dorf Le Paradou;<br />

Sie sind also ein sogenanntes Enfant<br />

du Pays. Was bedeutet die Abbaye<br />

de Montmajour für Sie?<br />

Die Abtei ist für mich vor allem mit Erinnerungen an<br />

meine Kindheit verbunden: Daran, wie ich sie mit meinem<br />

Vater oder mit Klassenkameraden besichtigt habe,<br />

denn unsere Lehrer gingen regelmäßig mit uns dorthin.<br />

Ich weiß noch, wie sehr uns immer die dicken Mauern<br />

beeindruckten, und dass wir das Gefühl mochten, uns auf<br />

den verschiedenen Ebenen zu verirren. Abgesehen davon,<br />

dass Montmajour natürlich ein nicht gerade alltäglicher<br />

Arbeitsplatz ist, bin ich mir darüber bewusst, dass sie für<br />

mich eine Art Orientierung in meinem Leben darstellt,<br />

auf die ich nur schwer verzichten könnte. Sie ist wie ein<br />

tröstlicher Bezugspunkt. Mit ihrer isolierten Lage auf<br />

dem Felsen inmitten des ehemaligen Sumpfgebiets in der<br />

Ebene gehört sie unauslöschlich zum Landschaftsbild, ist<br />

von weither sichtbar, vor allem, wenn man aus Richtung<br />

Arles kommt.<br />

Warum ist Montmajour Ihrer Meinung nach in der breiten<br />

Öffentlichkeit weniger bekannt, als die nicht weit entfernten<br />

Klöster Sénanque, Le Thoronet und Silvacane?<br />

Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, dass<br />

die geografische Lage von Montmajour<br />

vermutlich weniger vorteilhaft ist, als<br />

die « Abgeschiedenheit » anderer<br />

Abteien. Montmajour ist<br />

nur wenige Kilometer vom<br />

Stadtzentrum von Arles<br />

entfernt. Paradoxerweise<br />

sind wir einerseits nicht<br />

nahe genug, um Teil einer<br />

Stadtbesichtigung zu<br />

Fuß zu sein, andererseits<br />

aber wieder zu nahe.<br />

Viele Touristen möchten<br />

nach dem Besuch<br />

des römischen Amphitheaters,<br />

des antiken<br />

Theaters, der<br />

Kirche und des<br />

Klosters Saint-<br />

Trophime oder<br />

des Espace Van<br />

Gogh etwas<br />

anderes sehen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 53


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Bei der Besichtigung bewegt man sich sowohl unter freiem Himmel zwischen den Überresten der Gebäude, als auch im Inneren, beispielsweise<br />

in der Ermitage Saint-Pierre. Dies ist besonders im <strong>Sommer</strong> angenehm, weil man hinter den dicken Mauern der Hitze entfliehen kann.<br />

Wenn dann überhaupt noch die Lust auf eine Abtei vorhanden<br />

ist, wollen sie gleichzeitig von der provenzalischen<br />

Landschaft profitieren. Logischerweise orientieren sie sich<br />

in diesem Fall eher Richtung Sénanque, weil sie das bekannte<br />

Motiv des Klosters inmitten von Lavendelfeldern<br />

im Kopf haben, oder Richtung Le Thoronet, das nahezu<br />

versteckt mitten im Wald liegt. Ich kann mir vorstellen,<br />

dass Montmajour für sie von Arles aus einfach zu nahe ist,<br />

um eine echte Ablenkung darzustellen.<br />

Dabei liegt diese Abtei doch auch inmitten der Natur, und was<br />

die Ablenkung angeht, ist man bei einem Besuch oft regelrecht<br />

perplex …<br />

Das stimmt. Es ist in gewisser Weise amüsant, die<br />

Reaktion der Besucher zu sehen, wenn sie Montmajour<br />

betreten. Kaum angekommen, sagen viele: « Auf so etwas<br />

waren wir gar nicht gefasst! » Montmajour versetzt wirklich<br />

in Erstaunen, und zwar in mehrerer Hinsicht. Aus der<br />

Ferne hat man den Eindruck, es sei eine Ruine. Aus der<br />

Nähe betrachtet, ist man von der Höhe und dem Umfang<br />

der Gebäude beeindruckt. Und im Inneren wird einem<br />

dann völlig bewusst, dass man sich hier an einem ganz<br />

besonderen Ort befindet …<br />

In welcher Beziehung unterscheidet sich Montmajour denn gerade<br />

von den renommierten Klöstern in der Umgebung?<br />

Ich glaube, was den Besucher hier am meisten überrascht,<br />

ist die Architektur des Gebäudes. Während die drei<br />

« zisterziensischen Schwestern der Provence », wie Sénanque,<br />

Le Thoronet und Silvacane genannt werden, « flach » konstruiert<br />

sind, erstreckt sich Montmajour über mehrere Ebenen.<br />

Das ist unerwartet und für eine Abtei in dieser Region<br />

seltsam. Insofern sind die meisten Besucher richtiggehend<br />

verblüfft. Sie erwarteten eine « normale Abtei », die mehr<br />

oder weniger verfallen ist, und entdecken am Ende eine<br />

Reihe von Gebäuden – einige davon in sehr gutem Zustand<br />

–, die in ihrer Gesamtheit ein regelrechtes Labyrinth über<br />

mehrere Ebenen darstellen. Das ist eine Überraschung.<br />

Viele sagen mir sogar, dass sie sich vom Monument nahezu<br />

« überfallen » fühlen. Das kann ich gut nachvollziehen, denn<br />

selbst nach all den Jahren beeindruckt mich Montmajour<br />

immer noch, vor allem im Winter, wenn manchmal nur der<br />

Turm im Dunst sichtbar ist. Das ist magisch!<br />

Durch diese bemerkenswerte Architektur verlassen die Menschen<br />

bei einem Besuch die ausgetretenen Pfade …<br />

Genau. Der Besuch von Montmajour ist in gewisser<br />

Weise verwirrend, man könnte fast sagen, er ist genauso<br />

« anarchisch » wie der Bau. Von einer Ebene zur anderen<br />

passiert man die verschiedenen Bauabschnitte, durchläuft<br />

dabei Jahrhunderte, von der präromanischen und romanischen,<br />

über die gotische Zeit bis ins 18. Jahrhundert, also<br />

in die klassizistische Epoche. Dabei wird man sich schnell<br />

über viele Dinge bewusst, zum Beispiel die Tatsache, dass<br />

die Steine im Laufe der Jahrhunderte nicht auf dieselbe<br />

Art und Weise behauen wurden. Das ist etwas, was die<br />

Besucher begeistert, und vor allem Kinder begreifen dabei<br />

sofort, dass sie verschiedene Epochen durchstreifen. Eine<br />

Besichtigung von Montmajour ist also für Klein und Groß<br />

eine erstaunliche Reise durch die Vergangenheit.<br />

Remy Quenin, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Le Mans<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

Orléans<br />

Auxerre<br />

Châtillon-sur-Seine<br />

Angers<br />

A11/E60<br />

Nantes<br />

A87<br />

Clisson<br />

Cholet<br />

A83<br />

s-<br />

A83<br />

Saint-Sigismond<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Poitiers<br />

Blois<br />

Chambord<br />

A10/E5-E60<br />

Cheverny<br />

Tours Chenonceau<br />

A71/E9<br />

A85<br />

A10/E5<br />

Bourges<br />

A20/E9<br />

A71/E11<br />

14<br />

Montluçon<br />

2<br />

A6/E15<br />

Vézelay Avallon<br />

6<br />

1 3 5<br />

8<br />

4<br />

11<br />

7<br />

9 10<br />

13<br />

15<br />

12<br />

A71/E11<br />

A31/E17-E21<br />

Flavigny<br />

Dijon<br />

A38<br />

Beaune 18<br />

17<br />

Chalon-sur-Saône<br />

A6/E15<br />

Cluny<br />

16<br />

Be<br />

alivet<br />

e<br />

t<br />

E602/A837<br />

3 Abteikirche Notre-Dame<br />

4 Krypta<br />

Tulle<br />

Périgueux<br />

5 Kirchenschiff Brive-la-Gaillarde und Chor<br />

A89/E70 Le Pescher<br />

E5/A10<br />

Souillac sur Saillac<br />

Dordogne<br />

BordeauxReiseinfos Sarlat-le-Canéda<br />

& Lesetipps<br />

Payrac Rocamadour<br />

Aurillac<br />

A52/E72<br />

Arles …<br />

A20/E9<br />

Route de Fontvieille<br />

… Berlin 1523 km … Hamburg 1482 km 13200 Arles<br />

… Köln 948 km … Frankfurt 960 km Telefon: +33 (0)4 90 54 64 17<br />

… München 1033 km … Wien 1492 km<br />

… Zürich 669 km … Paris 724 km www.abbaye-montmajour.fr<br />

… Montpellier 78 km … Nîmes 32 km<br />

Planen Sie für den Besuch etwa 1,5 Std.<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus ein.<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen wird, ist Marseille-Provence Die Termine für die Wiedereröffnung<br />

E5-E70/A63<br />

nne<br />

France<br />

A64/E80<br />

Angoulême<br />

(68 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

befindet sich in Avignon (42 km).<br />

Pau Abbaye de Montmajour<br />

Centre des monuments nationaux<br />

Limoges<br />

1 Eingang / Ausgang<br />

2 Empfang / Boutique /<br />

Toiletten<br />

der Abtei und die Preise für die<br />

Lodève<br />

Toulouse Saison <strong>2021</strong> sind aufgrund der<br />

derzeitigen Situation zum Zeitpunkt<br />

der Drucklegung dieses Magazins<br />

noch nicht bekannt. Informieren Sie Bézier<br />

sich daher vor einem Besuch auf der<br />

Website der Abbaye de Narbonne Montmajour.<br />

A81/E80<br />

Limoux<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A89/E70 Puy de Dôme<br />

6 Kapelle<br />

A75/E11<br />

7 Klostergebäude<br />

le Mont-Dore<br />

8 Nordgalerie<br />

9 Ostgalerie<br />

10 Kapitelsaal<br />

11 Westgalerie<br />

12 Speisesaal<br />

A75/E11<br />

A72/E70<br />

Montpellier<br />

A9/E15<br />

Lyon<br />

13 Südgalerie A43/E70<br />

14 Kloster Saint-Maur<br />

15 Turm Pons de l’Orme<br />

16 St.-Etienne Ermitage Saint-Pierre<br />

17 Felsengräber<br />

18 Kapelle Sainte-Croix<br />

(außerhalb des Plans) A49/E713<br />

Valence<br />

A7/E15<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

Orange<br />

Avignon<br />

A7/E15<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A55<br />

Marseille<br />

Chambér<br />

A52<br />

Grenob<br />

A51/E71<br />

A50<br />

Gap<br />

A8<br />

To<br />

panien<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 71<br />

Coup de cœur: le Moulin de Daudet, Fontvieille<br />

(5 km entfernt)<br />

Es scheint auf dem Gipfel des kleinen Hügels<br />

heute bewegter denn<br />

Andorra<br />

je zuzugehen. Die<br />

Céret<br />

Mühlenflügel haben damit nichts zu tun,<br />

denn es handelt sich um eine ganz andere<br />

Art der Bewegung: um Menschenströme,<br />

um Tausende Besucher, die jedes Jahr in<br />

einem erstaunlichen Pilgerzug den Hügel<br />

erklimmen. Diese Berühmtheit verdankt<br />

das ehrwürdige Gebäude einem Mann:<br />

Alphonse Daudet (1840-1897), einer der populärsten Schriftsteller der<br />

französischen Literatur.<br />

France<br />

Perpignan<br />

Spanien<br />

A9/E15<br />

AP7/E15<br />

Collioure<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 69<br />

Tanzende Flamingos in der Camargue<br />

(38 km entfernt)<br />

Der Parc ornithologique du Pont de Gau<br />

ist der ideale Ort, um die wilde<br />

Fauna und Flora der Camargue<br />

zu entdecken. Auf Wegen in einer<br />

Länge von insgesamt sieben<br />

Kilometern und von mehreren<br />

Beobachtungsstationen aus können<br />

die Besucher die Vogelwelt dieser<br />

Region beobachten. Der « Star »<br />

dabei, der viele Naturfreunde in den Park zieht, ist der<br />

Rosaflamingo.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 55


UNTERWEGS IN FRANKREICH Freizeitparks<br />

FREIZEITPARKS<br />

Familienerlebnisse<br />

in Frankreich<br />

In puncto Freizeitparks ist Frankreich mit mehr als hundert Anlagen sehr gut ausgestattet.<br />

Die bekanntesten und meistfrequentierten – und damit quasi ein Muss für alle,<br />

die solche Parks lieben – sind Disneyland Paris, Parc Astérix und Futuroscope. Sie sind<br />

aber nicht die Einzigen, die die Augen von Klein und Groß zum Strahlen bringen, denn<br />

es gibt zahlreiche kleinere und – zu Unrecht – weniger bekannte Parks. In einer Zeit, in<br />

der sich die Hoffnung abzeichnet, dass wir demnächst wieder mit der ganzen Familie<br />

etwas unternehmen, uns mit anderen amüsieren können, möchten wir Ihnen daher<br />

eine Übersicht über unsere bevorzugten Freizeitparks im Hexagon geben. Alle sind seit<br />

Oktober 2020 geschlossen, bereiten sich aber ungeduldig auf die bevorstehende Wiedereröffnung<br />

vor. Grund genug also, einen Besuch zu planen!<br />

Disneyland Paris<br />

(SEINE-ET-MARNE)<br />

Seit der Eröffnung im Jahr 1992 im Osten<br />

von Paris ist es Disneyland Paris gelungen, sich<br />

auf europäischer Ebene als Branchenleader zu<br />

positionieren. Der Erlebnispark, der ganz dem<br />

erfolgreichen Universum von Disney gewidmet ist,<br />

wartet mit mehr als 50 Attraktionen sowie zahlreichen<br />

Shows und Animationen auf. Dabei wird<br />

an nichts gespart, um die Besucher in Traumwelten<br />

zu versetzen. Disneyland wurde zwischenzeitlich<br />

durch die Walt Disney Studios ergänzt, einen Park,<br />

der ganz der Welt des Kinos gewidmet ist. In den<br />

zahlreichen Hotels und Restaurants, die sich direkt<br />

in der Anlage befinden, gibt es Angebote für jedes<br />

Budget – ein nicht zu vernachlässigender Vorteil<br />

für Familien. Trotz der aktuellen Situation hat das<br />

Unternehmen die Kreation von drei Themenwelten<br />

rund um bekannte Disneyfilme wie Star Wars,<br />

Marvel und Schneewittchen bestätigt. Ein Projekt,<br />

das immerhin einen Betrag von 2 Milliarden Euro<br />

verschlingt. Dadurch will Disneyland Paris den<br />

Vorsprung gegenüber seinen Mitbewerbern weiter<br />

ausbauen und Kinderaugen noch mehr strahlen<br />

lassen …<br />

Disneyland Paris, Marne-la-Vallée. Tagesticket Normaltarif (≥ 12<br />

Jahre) ab 59 €, ermäßigt (3 – 11 Jahre) ab 54 €. Kinder unter 3<br />

Jahren haben freien Eintritt. www.disneylandparis.com/de-de/<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Puy du Fou (VENDÉE)<br />

Dieser 1989 gegründete historische Themenpark ist<br />

in seiner Art einzigartig in Frankreich. Er ist mehr als ein<br />

klassischer Freizeitpark, denn er bietet eine Vielzahl von artistischen<br />

Shows unter freiem Himmel mit grandiosen und<br />

beeindruckenden Inszenierungen, die sowohl Kinder als auch<br />

Eltern begeistern. Die eingesetzten Spezialeffekte machen<br />

das Renommee des Parks aus. In diesem Jahr ist Jean de la<br />

Fontaine ein zentrales Thema.<br />

Puy du Fou, Les Epesses. Tagesticket Normaltarif (≥ 14 Jahre) ab 37 €,<br />

ermäßigt (3 – 13 Jahre) ab 27 €. www.puydufou.com/france/de<br />

Walygator-Parcs<br />

GRAND EST (MOSELLE)<br />

UND SUD-OUEST (LOT-ET-GARONNE)<br />

Diese beiden Erlebnisparks setzen ganz auf « Abenteuer<br />

in fernen Ländern » und bieten dafür zahlreiche und<br />

oft große Attraktionen, wie beispielsweise Achterbahnen.<br />

Wasserspiele und Shows ergänzen das Angebot. Das Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis ist ausgezeichnet.<br />

Parc Walygator Grand-Est, Maizières-lès-Metz. Tagesticket Normaltarif 27 €<br />

(≥ 11 Jahre), ermäßigt 22 € (3 bis 10 Jahre). Kinder unter 3 Jahren haben<br />

freien Eintritt. www.walygatorparc.com/grandest/<br />

Parc Walygator Sud-Ouest, Roquefort. Tagesticket Normaltarif 26 €<br />

(≥ 11 Jahre), ermäßigt (3 – 10 Jahre) 21,50 €. Kinder unter 3 Jahren<br />

haben freien Eintritt. www.walygatorparc.com/sudouest/<br />

Parc Astérix (OISE)<br />

« On est comme ça au pays des Gaulois », so sind wir halt im<br />

Land der Gallier, diese Devise haben sich die Mitarbeiter des<br />

Parc Astérix, der 35 Kilometer nördlich von Paris liegt, auf<br />

die Fahne geschrieben. Ein Park, der – ganz nach dem Vorbild<br />

von Asterix und Obelix – alles daransetzt, um hervorzustechen<br />

und die – in diesem Fall nicht römischen, sondern<br />

amerikanischen – Eindringlinge in ihre Schranken zu weisen.<br />

Mehr als 40 Attraktionen, von denen eine verrückter als<br />

die andere ist, zahlreiche Shows, Begegnungen<br />

mit den Helden des Comics und Hotels:<br />

Alles ist vorhanden, um den Besuchern ein<br />

« All-in-One-Paket » zu bieten und die Erwartungen<br />

von Klein und Groß zu erfüllen.<br />

Man amüsiert sich in einem besonders fröhlichen<br />

und familiengerechten Ambiente.<br />

Für 2023 hat der Parc Astérix mit Toutatis<br />

eine neue Attraktion von Format angekündigt.<br />

Parc Astérix, Plailly. Tagesticket Normaltarif<br />

(≥ 12 Jahre) ab 45 €, ermäßigt (3 – 11<br />

Jahre) ab 42 €. Kinder unter 3 Jahren haben<br />

freien Eintritt. www.parcasterix.fr<br />

France Miniature<br />

(YVELINES)<br />

Dies ist unserer Ansicht nach der originellste<br />

Vergnügungspark in Frankreich<br />

und gleichzeitig eine Einladung zu einer<br />

ungewöhnlichen Reise durch das Hexagon.<br />

Der Besucher folgt einem einfachen<br />

und angenehmen Parcours durch einen<br />

fünf Hektar großen Landschaftspark und<br />

entdeckt dabei 117 wichtige kulturelle<br />

Monumente des Landes, die alle originalgetreu<br />

im Maßstab 1:30 nachgebaut<br />

wurden. Innerhalb weniger Stunden<br />

durchquert man Frankreich und lernt auf<br />

spielerische Art dazu.<br />

France Miniature, Elancourt. Tagesticket<br />

Normaltarif (≥ 12 Jahre) ab 17 €, Ticket Billet<br />

enfant gratuit 23 €: pro Ticket zum Normaltarif<br />

gibt es ein kostenloses Kinderticket (4 – 11 Jahre).<br />

Kinder unter 4 Jahren haben freien Eintritt. Wenn<br />

Sie zufällig im Gründungsjahr des Parks (1991)<br />

geboren sind, schenkt Ihnen France Miniature<br />

anlässlich des gemeinsamen 30. Geburtstags<br />

ein Eintrittsticket. www.franceminiature.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Freizeitparks<br />

Parc du Petit Prince<br />

(HAUT-RHIN)<br />

Dieser Park ist, wie der Name bereits sagt, dem Werk von<br />

Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) gewidmet. Er wurde<br />

2014 eröffnet. Guéwen hat zwar erst vor nicht allzu langer Zeit<br />

in der Rubrik Guéwen a testé über ihn berichtet (Frankreich erleben<br />

<strong>Nr</strong>. 74), wir wollten ihn jedoch aufgrund seiner « anderen » Positionierung<br />

in der Auswahl unserer Lieblingsparks in Frankreich<br />

nicht auslassen. Hier gibt es zwar ebenfalls einige beeindruckende<br />

Attraktionen (zum Beispiel die Fesselballone), doch generell<br />

orientiert sich alles eher an den Interessen von Kindern, und die<br />

meisten Angebote sind ebenso poetisch wie die Welt des Kleinen<br />

Prinzen. Dieser Vergnügungspark setzt also weniger auf Fahrgeschäfte,<br />

die Nervenkitzel verschaffen, sondern beispielsweise<br />

auf die Entdeckung der Natur, und regt dazu an, die Dinge mit<br />

anderen Augen zu sehen. Vermutlich der ruhigste und entspannendste<br />

der Parks!<br />

Eine nützliche Website:<br />

Der europäische Erlebnis- und<br />

Freizeitparkführer: Dies ist eine<br />

hilfreiche Quelle, wenn man aktuelle<br />

Informationen über Freizeitparks in<br />

Europa sucht. Man findet dort unter<br />

anderem ein Verzeichnis mit allen<br />

europäischen Freizeitparks, kann<br />

einen Park nach seiner Kategorie<br />

(Themenparks, Hochseilgärten,<br />

Erlebnisbäder, Aquarien, Zoos,<br />

Tierparks oder botanische Gärten) oder<br />

nach geografischen Kriterien suchen.<br />

Mit dem Link www.infoparks.com/<br />

ge/r_parcs/france/ gelangt man direkt<br />

zu einer Karte, auf der alle Parks im<br />

Hexagon verzeichnet sind.<br />

Parc du Petit Prince, Ungersheim. Tagesticket Normalpreis (≥ 12 Jahre) ab<br />

16,80 €, ermäßigt (ab einer Größe von 1 m, bis 11 Jahre) 13,60 €. Kinder bis zu<br />

einer Größe von 1 m haben freien Eintritt. www.parcdupetitprince.com/de<br />

Futuroscope (VIENNE)<br />

Das Futuroscope liegt 10 km nördlich<br />

von Poitiers und rangiert hinsichtlich<br />

der Besucherzahlen auf Platz drei. Auch<br />

dies ist ein « etwas anderer » Freizeitpark.<br />

Ursprünglich stand ein Konzept dahinter,<br />

das ausschließlich auf innovative<br />

Projektionstechniken setzte. Inzwischen<br />

wurde das Themenspektrum erweitert und<br />

umfasst Wissenschaft und Technologie<br />

im weitesten Sinne, kombiniert mit der<br />

Vermittlung von Wissen. Im Zentrum<br />

steht aber nach wie vor die Bildtechnik.<br />

Rund 40 Attraktionen, die regelmäßig<br />

auf den neuesten Stand gebracht werden,<br />

und viele Vorführungen sorgen für schöne<br />

Momente mit der ganzen Familie. Die<br />

Übernachtung kann vor Ort in eigenen<br />

Hotels erfolgen.<br />

Futuroscope, Chasseneuil-du-Poitou.<br />

Tagesticket Normalpreis (≥ 13 Jahre) 42 €,<br />

ermäßigt (5 – 12 Jahre) 34 €. Kinder unter 5<br />

Jahren haben freien Eintritt. Darüber hinaus<br />

gibt es diverse Ermäßigungen, beispielsweise<br />

für Familien. www.futuroscope.com<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Jardin d’Acclimatation (PARIS)<br />

Viele Besucher der Hauptstadt kennen den Jardin d’Acclimatation nicht, obwohl<br />

dieser bereits seit mehr als 150 Jahren Kinderherzen höherschlagen lässt<br />

und daher eine feste Institution für viele Pariser darstellt. Die 18 Hektar große<br />

Anlage wurde 2018 vollkommen renoviert. Sie liegt in einer grünen Oase im<br />

Westen von Paris, ist mit der Metro gut erreichbar und ein fantastischer Ort für<br />

Familien, um abzuschalten. Bei den 45 Attraktionen kommen sowohl diejenigen<br />

auf ihre Kosten, die Nervenkitzel suchen (es gibt zahlreiche Achterbahnen,<br />

sogar Wasserachterbahnen), als auch diejenigen, denen der Sinn eher nach ruhigeren<br />

Aktivitäten steht, die sich auch für kleine Kinder eignen (Karusselle,<br />

Spielplätze, Puppentheater …). Darüber hinaus bietet der Park noch etwas, was<br />

man in einer Stadt wie Paris nicht erwartet: einen Bauernhof mit Kaninchen,<br />

Ziegen, Ouessant-Schafen, Eseln und Hühnern. Eine tolle Entdeckung!<br />

Jardin d’Acclimatation, Bois de Boulogne, Paris. Ticketpreise 2,30 € bis 3,50 €<br />

(1 oder 2 Tickets pro Attraktion), interessant ist das Tagesticket Pass Illimité (ab<br />

27 €). Alle, die das Besondere lieben, können von der Metrostation Porte Maillot<br />

(XVI. Arrondissement) mit der Schmalspurbahn Petit Train du Jardin auf originelle<br />

Weise zum Haupteingang des Parks fahren. www.jardindacclimatation.fr<br />

Parc Spirou (VAUCLUSE)<br />

Terra Botanica<br />

(MAINE-ET-LOIRE)<br />

Terra Botanica, vor den Toren der<br />

Stadt Angers, sticht gegenüber den klassischen<br />

Freizeitparks ebenfalls durch ein<br />

eigenes Konzept heraus. Die Attraktionen<br />

und Aktivitäten zielen darauf ab,<br />

die Besucher für Pflanzen, Natur und<br />

Umwelt zu interessieren und zu sensibilisieren.<br />

Im ersten « Erlebnispark der<br />

Pflanzenwelt » gibt es mehr als 275 000<br />

Pflanzenarten, darunter viele sehr seltene.<br />

Die Attraktionen und Aktivitäten<br />

von Terra Botanica sind gut durchdacht<br />

und darauf ausgerichtet, die Aufmerksamkeit<br />

von Kindern zu fesseln. Der<br />

Park hat daher einen großen Erfolg. Von<br />

solchen Angeboten möchten wir noch<br />

mehr!<br />

Dieser Vergnügungspark liegt in der Nähe von Avignon und wurde<br />

2018 eingeweiht. Bei einem Besuch taucht man in die Welt des<br />

belgischen Comic-Magazins Spirou und seiner Helden ein: Spirou<br />

und Fantasio, Boule und Bill, Marsupilami, Gaston Lagaffe … Der<br />

Park besitzt zahlreiche Attraktionen, darunter einige, die für einen<br />

echten Adrenalinstoß sorgen, wie der zweitgrößte Freefall-Tower Europas,<br />

der Zombillénium Tower. Dieser Freizeitpark wurde erst Mitte<br />

2018 eröffnet und war demzufolge bisher nur eine einzige volle Saison<br />

geöffnet (2019). Trotz der kurzen Zeit hat er aber in der Region schon<br />

viele treue Anhänger gefunden und will sich weiter vergrößern. Angekündigt<br />

sind der « palumbische Dschungel », aus dem das Fantasiewesen<br />

Marsupilami stammt, sowie ein Lucky Luke geweihter Wilder<br />

Westen.<br />

Parc Spirou, Monteux. Tagesticket 26 € (für alle bis 1,40 m) bzw.<br />

32 € (für alle über 1,40 m). www.parc-spirou.com<br />

Terra Botanica, Angers. Tagesticket<br />

Normalpreis (≥ 18 Jahre) 18 €, ermäßigt<br />

(3 – 17 Jahre) 14,50 €. Kinder unter 3 Jahren<br />

haben freien Eintritt. www.terrabotanica.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Hôtel<br />

Paradiso:<br />

jedes<br />

Zimmer ein<br />

Kinosaal<br />

In der Nähe des Place de la Nation in Paris<br />

(XII. Arrondissement) eröffnete ein Hotel<br />

mit einem Konzept, das derzeit vermutlich<br />

einzigartig auf der Welt ist: das erste<br />

« Kino-Hotel ». Das ultramodern und puristisch<br />

gestaltete Haus ist ganz dem Kino<br />

gewidmet, die Zimmer sind mehr als<br />

« nur » Zimmer. Im Grunde genommen<br />

handelt es sich dabei um 36 private<br />

Kinosäle mit Bett.<br />

In Zeiten einer weltweiten Pandemie, in denen sowohl<br />

in Frankreich als auch in vielen anderen Ländern die<br />

Kinosäle schon seit Längerem geschlossen sind, erscheint<br />

die jüngste Eröffnung des Hôtel Paradiso in Paris<br />

mit seinem « Kino-Hotel-Konzept » nahezu als Traum. Ein<br />

Traum, der Kinofreunden wieder ein bisschen Hoffnung<br />

gibt, der sie fröhlich stimmt, nach all den langen Monaten<br />

ohne die Möglichkeit, einen Filmpalast zu besuchen.<br />

Dieses Hotel ist eindeutig nicht mit anderen Häusern<br />

vergleichbar: Es ist das erste Hotel, das ganz der Filmkunst<br />

gewidmet ist und seinen Gästen ein einzigartiges<br />

Erlebnis verspricht. Die 34 Zimmer und 2 Suiten sind mit<br />

der allerneuesten Technologie ausgestattet und können<br />

in private Kinosäle verwandelt werden: Auf Knopfdruck<br />

erscheint eine große Leinwand, die das Fenster verdeckt<br />

und damit den Raum in Dunkelheit hüllt, bevor ein ultramoderner<br />

Videoprojektor den gewählten Film (zur Wahl<br />

stehen immerhin 2000 Titel) projiziert. In einigen Zimmern<br />

haben Sie sogar von der Badewanne aus freie Sicht<br />

auf die Leinwand, während die beiden Suiten einen separaten<br />

Vorführraum mit Kinosesseln und Projektoren besitzen,<br />

wie man es aus dem « richtigen » Kino kennt. Selbst<br />

anspruchsvolle Filmliebhaber werden begeistert sein!<br />

Dabei darf man selbstverständlich nicht vergessen,<br />

dass diese « Kinosäle » auch Hotelzimmer sind. Auch in<br />

dieser Beziehung hat man im Hôtel Paradiso an nichts<br />

gespart. Alle Zimmer wurden von der Dekorateurin Alex<br />

Thomsen gestaltet und erscheinen wie ein Kokon in einem<br />

eleganten und puristischen Design, wobei so unterschiedliche<br />

Materialien wie Rohbeton und weicher Teppichboden<br />

für ein harmonisches Ambiente sorgen. Bei der<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

Einrichtung (z. B. bei den Betten) wurde Wert auf höchste<br />

Qualität gelegt, die Bäder sind großzügig geschnitten<br />

und perfekt ausgestattet. Beachten Sie<br />

jedoch, dass die Betten in den ersten<br />

Kategorien (Paradiso und Paradiso<br />

Supérieure) das « französische » Maß<br />

von 160 x 200 cm haben. Wenn Sie<br />

Wert auf ein 180 cm breites Bett legen,<br />

müssen Sie mindestens die Kategorie<br />

« Grande chambre Paradiso » reservieren.<br />

Selbstverständlich gibt es im<br />

Hotel einen Zimmerservice, eine Bar<br />

und sogar eine großartige Dachterrasse<br />

mit Blick über Paris. Sobald es die Hygienevorschriften<br />

erlauben, sollen dort<br />

Open-Air-Vorführungen stattfinden.<br />

Es ist naheliegend, dass die Eröffnung<br />

eines solchen Hotels in Paris gut<br />

überlegt sein will, selbst wenn es sich<br />

bei den Initiatoren um Kinoliebhaber,<br />

um nicht zu sagen Kinoverrückte, handelt.<br />

Angeblich stuften Kenner der Pariser Hotelbranche<br />

dieses Projekt bei Bekanntwerden als « Selbstmord » ein.<br />

Doch die Familie Karmitz, die hinter diesem Projekt steht,<br />

zeichnet sich durch eine Vorliebe für verrückte Projekte<br />

aus – solange sie wohl überlegt sind – und würde um nichts<br />

in der Welt vor einem solchen Vorhaben zurückschrecken.<br />

Das liegt vielleicht daran, dass das<br />

Kino in dieser Familie eine regelrechte<br />

« Religion » ist und dass man<br />

niemals zögert, aus dem Rahmen zu<br />

fallen. Ganz im Gegenteil. Wir gehen<br />

sogar so weit, zu sagen, dass das französische<br />

Kino ohne die Familie Karmitz<br />

nicht das wäre, was es heute ist.<br />

Das Spektrum reicht von gewagten<br />

Produktionsentscheidungen, über die<br />

Entwicklung von komfortableren Sälen<br />

bis hin zur Ergänzung der Kinos<br />

durch Cafés und Buchhandlungen.<br />

Marin Karmitz, der Vater, gehört zu<br />

den großen Namen des französischen<br />

Kinos. Der gebürtige Rumäne begeisterte<br />

sich schon sehr früh für Filme,<br />

arbeitete zunächst als Kinoregisseur,<br />

dann als Produzent und schließlich<br />

als Filmverleiher. Eine beeindruckende Karriere also,<br />

in deren Verlauf er in den 1970er- bis 1980er-Jahren ein<br />

kleines Kinosaal-Imperium aufbaute: MK2. Seine Kinosäle<br />

waren für die damalige Zeit bereits äußerst innovativ,<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


ultrabequem und mit der allerneuesten Projektionstechnik<br />

ausgestattet. Die Franzosen konnten dort beispielsweise<br />

erstmals eine « Zweierbank » ohne Armlehne in der Mitte<br />

entdecken.<br />

Urheber des Projektes « Hotel Paradiso » sind die Söhne,<br />

Nathanaël und Elisha, welche auch die Leitung des<br />

Hotels innehaben. Zweifellos haben die beiden vor, das<br />

innovative Werk ihres Vaters fortzuführen und das Image<br />

des französischen Kinos weiterhin voranzutreiben. Es geht<br />

hier nicht darum, einfach einen Bildschirm vor ein Bett<br />

zu stellen, sondern mit den Gepflogenheiten zu brechen<br />

und eine Interaktion zwischen Kino und Gesellschaft zu<br />

kreieren. Sobald es die Situation erlaubt, sollen Debatten,<br />

Vorführungen und Special Nights veranstaltet werden,<br />

um einen Austausch zwischen Kino, Bewohnern des<br />

Stadtviertels, Gastronomie, Kultur, Kunst … entstehen<br />

zu lassen. Es hat daher seinen Grund, warum das Hotel<br />

in einem Viertel im Osten von Paris eröffnet wurde, einer<br />

Gegend, die bei Touristen noch relativ unbekannt ist. Die<br />

Brüder Karmitz setzen darauf, dass in dieser Gegend im<br />

Laufe der Zeit ein lebendiges kulturelles Leben entstehen<br />

wird. Vertrauen wir ihnen, denn sie kennen den Ort gut.<br />

Das Hotel befindet sich nämlich genau über einem der<br />

historischen Kinosäle des Unternehmens: MK2 Nation.<br />

Wir wünschen diesem Hotel, das uns träumen lässt, ein<br />

langes Leben!<br />

<br />

Hôtel Paradiso<br />

135, boulevard Diderot<br />

75012 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 88 59 20 01<br />

www.mk2hotelparadiso.com<br />

<br />

Zimmerpreis: 135 bis 350 Euro.<br />

Frühstück: 18 Euro<br />

<br />

34 Zimmer von 23 bis 28 m² (Double,<br />

Twin, Familiale, Supérieure, Grande,<br />

Junior Suite) und 2 Suiten 39 und 40<br />

m² (Suite Cinéma und Grande Suite<br />

Cinéma).<br />

Zimmerservice: hausgemachte<br />

Snacks (Bagel ab 6 €), Lieferung<br />

einer Mahlzeit aus einem Restaurant<br />

in der Umgebung (ab rund 20 €),<br />

Eisbecher (6 €), Eis am Stiel (5 €),<br />

Popcorn (ab 4 €). Für Knabbereien<br />

oder richtige Mahlzeiten während<br />

des Films ist also gesorgt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 63


FRANKREICH HEUTE Landwirtschaft<br />

Hurra, in Frankreich ist es gelungen, die<br />

begehrten weißen Trüffel zu züchten!<br />

Die kleine Welt der Trüffel betrachtet es fast als<br />

Wunder, vielleicht sogar als regelrechte Revolution:<br />

Eine französische Baumschule und ein Forschungsinstitut<br />

haben es gemeinsam geschafft,<br />

die seltenste Trüffel der Welt zu züchten: die<br />

Weiße Trüffel (Tuber magnatum), auch Piemontoder<br />

Albatrüffel genannt. Eine Trüffel, die bis<br />

dato lediglich wild in einigen Wäldern des Piemont<br />

und des Balkans wuchs. Eine Trüffel, um die<br />

man sich auf der ganzen Welt reißt und für die man<br />

zwischen 1500 und 6000 Euro pro Kilo (oder sogar noch<br />

mehr) hinblättern muss, während es für ein Kilo Schwarze Trüffel<br />

« nur » durchschnittlich 800 Euro sind. Bei dieser Nachricht träumt man in der<br />

französischen Trüffelbranche schon von einem Eldorado des weißen Goldes!<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Dank des genialen deutschen Försters Peter Wohlleben<br />

und seines internationalen Bestsellers Das geheime<br />

Leben der Bäume (2019, Heyne, 224 Seiten,<br />

ISBN 978-3453604322), der auch ins Französische übersetzt<br />

wurde, entdeckten die Franzosen voller Staunen, wie Bäume<br />

im Wald über ein ganzes Netzwerk an mikroskopisch<br />

kleinen Pilzen miteinander kommunizieren. Dass die<br />

Pépinières Robin, eine im Familienbesitz befindliche<br />

Baumschule im Südwesten des Landes, bereits seit<br />

rund 20 Jahren zusammen mit dem renommierten<br />

Forschungszentrum Institut National de Recherche<br />

pour l’Agriculture, l’Alimentation et l’Environnement<br />

(INRAE) ebenfalls winzige Pilze und ihr erstaunliches<br />

Verhältnis zu Bäumen genau untersucht, wissen<br />

die meisten dagegen nicht. Das Ziel der gemeinsamen<br />

Arbeit: eine Technik zu entwickeln, um die<br />

seltenste und teuerste Trüffel, die überaus berühmte<br />

und begehrte Weiße Trüffel Tuber magnatum zu<br />

kultivieren. Etwas, das bisher – allen Forschungen<br />

in italienischen und mitteleuropäischen Wäldern<br />

zum Trotz – niemandem gelungen ist.<br />

Alles begann im Jahr 1948, als Max Robin in<br />

Saint-Laurent-du-Cros (Hautes-Alpes) eine Baumschule<br />

gründete. In der ersten Zeit war diese auf die<br />

Kultivierung von Waldpflanzen für die Aufforstung<br />

von Berggebieten spezialisiert. Als jedoch Anfang<br />

der 1980er-Jahre die Kinder von Max – Bruno,<br />

Christine und Cécile – in das Familienunternehmen<br />

eintraten, gaben sie eine neue Richtung vor. Von nun an<br />

wollte man sich auf ein sehr spezifisches und vielversprechendes<br />

Gebiet spezialisieren, nämlich auf die « kontrollierte<br />

Mykorrhizierung ». Der Name dieser Technik hört<br />

sich zwar kompliziert an, doch sie war damals bereits<br />

seit rund zehn Jahren bekannt. Entwickelt wurde sie von<br />

Forschern aus Clermont-Ferrand (Puy-de-Dôme), die<br />

zunächst im Labor und dann in der Praxis das reproduzierten,<br />

was Peter Wohlleben in seinem<br />

Roman vereinfacht und allgemeinverständlich<br />

beschrieb: die Mykorrhizierung, anders<br />

gesagt die Symbiose, die auf natürliche<br />

Weise zwischen einem Pilz und dem Wurzelsystem<br />

eines Baumes entsteht. Alles basiert<br />

auf der simplen Tatsache, dass Pilze und Bäume<br />

komplementär sind. Der Pilz versorgt den Baum<br />

mit wichtigen Mineralstoffen aus dem Boden,<br />

während der Baum dem Pilz im Gegenzug den<br />

benötigten Zucker liefert. Und genau für diese<br />

enge Verbindung, diese Interaktion zwischen<br />

Pilz und Baum, entwickelte die<br />

Familie Robin eine wahre Leidenschaft.<br />

Das ging so weit, dass dieser<br />

Familienbetrieb durch seine Investitionen<br />

in Gewächshäuser und ein<br />

ultramodernes Labor inzwischen der<br />

weltweite Marktführer im Bereich der kontrollierten<br />

Mykorrhizierung ist.<br />

Mit ihrem Wissen und der Beherrschung dieser<br />

Technik züchtet die Baumschule « Trüffelpflanzen<br />

», anders gesagt, junge Baumschösslinge, deren<br />

Wurzeln in Kontakt mit dem Pilz gebracht und von diesem<br />

besiedelt wurden. Damit können Trüffelzüchter (oder<br />

auch Privatleute, siehe Infobox) eine Trüffelanpflanzung<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 65


FRANKREICH HEUTE Landwirtschaft<br />

anlegen und nach einigen Jahren die begehrten Pilze<br />

ernten. Dank der kontrollierten Mykorrhizierung wurde<br />

es also möglich, Trüffel zu züchten. Und die Baumschule<br />

Robin ist damit erfolgreich: Heute verkauft sie mehr als<br />

130 000 Trüffelpflanzen pro Jahr, und ihre Pflanzen alleine<br />

produzieren 90 % der Schwarzen Trüffel, die in Frankreich<br />

geerntet werden. Ein beachtliches Ergebnis, das<br />

jedoch bis vor kurzer Zeit über eine Tatsache nicht hinwegtäuschen<br />

konnte: Der « Star» unter den Trüffeln, die<br />

nur äußerst schwer erhältliche und vor allem nahezu unerschwingliche<br />

Weiße Trüffel (Tuber magnatum) widersetzte<br />

sich bis jetzt hartnäckig der Technik der kontrollierten<br />

Mykorrhizierung.<br />

Als die Pépinières Robin daher<br />

im Februar dieses Jahres eine<br />

Pressemitteilung mit dem stolzen<br />

Titel « Weltpremiere: kontrollierte<br />

Produktion von weißen Trüffeln<br />

Made in France gelungen » veröffentlichte,<br />

war das eine regelrechte<br />

Sensationsmeldung! Zur allgemeinen<br />

Überraschung informierte<br />

das Unternehmen die verdutzten<br />

Trüffelproduzenten aus aller Welt,<br />

dass die Weiße Trüffel anbaufähig<br />

geworden war, und das weit von<br />

ihrer ursprünglichen Heimat entfernt.<br />

Unter größter Geheimhaltung waren einige Jahre<br />

zuvor in klimatisch unterschiedlichen Regionen (Auvergne-Rhône-Alpes,<br />

Bourgogne-Franche-Comté und<br />

Nouvelle-Aquitaine) fünf Trüffelanpflanzungen angelegt<br />

worden. 2019 wurden die ersten drei und 2020 dann vier<br />

Trüffel geerntet! Es war eine revolutionäre Mitteilung, die<br />

Trüffelzüchter umgehend zum Träumen verleitete. Denn<br />

man muss wissen, dass mit Weißen Trüffeln, die bisher<br />

nicht kultiviert werden, sondern in italienischen Wäldern<br />

lediglich gesammelt werden konnten, ein Umsatz in Höhe<br />

von rund einer Milliarde Euro erzielt wird …<br />

Die Nachricht kam den Trüffelzüchtern in Frankreich<br />

daher mehr als gelegen. Der Umsatz, der hier im<br />

Wesentlichen mit Schwarzen Trüffeln erzielt wird, ist<br />

seit Jahrzehnten rückläufig. Dabei muss man für eine<br />

Anpflanzung mit hohen Investitionskosten rechnen. Derzeit<br />

bezahlt man pro Pflanze mehr als 100 Euro, wobei<br />

für einen rentablen Betrieb schätzungsweise 400 bis 500<br />

Pflanzen notwendig sind. Dazu kommt die regelmäßige<br />

Bewässerung, und mit der ersten Ernte ist frühestens nach<br />

sieben bis zehn Jahren zu rechnen … Auch wenn es sich<br />

heute noch nicht abschätzen lässt, ist das wirtschaftliche<br />

Potenzial der Weißen Trüffel enorm und folglich sehr<br />

interessant. Bleibt abzuwarten, ob man in Frankreich den<br />

Anbau von Weißen Trüffeln in Angriff nimmt. Eines ist<br />

auf jeden Fall sicher: Eine kleine Baumschule im Südosten<br />

hat die Grundlage gelegt, dass sich die Franzosen in dieses<br />

neue Eldorado stürzen können.<br />

Für alle, die es selbst ausprobieren möchten<br />

Zur Baumschule Robin gehören zwei Produktionsstätten<br />

im Südosten Frankreichs: eine in Saint-Laurent-du-Cros<br />

(Hautes-Alpes) und eine weitere in Valernes (Alpes-de-<br />

Haute-Provence). Dort kultiviert und vertreibt man seit<br />

mehr als 30 Jahren mykorrhizierte Pflanzen für den<br />

Anbau essbarer Pilze. Ein Besuch ist eine interessante<br />

Erfahrung, bei der auch die Geschmacksnerven auf<br />

ihre Kosten kommen, denn die dort erzeugten Pilze<br />

schmecken köstlich. Auch Kinder sind begeistert, wenn<br />

sie sehen, wie Edel-Reizker, Weinroter Kiefern-Reizker<br />

und Butter-Röhrling wachsen. Diese zertifizierten,<br />

nummerierten und mit der<br />

Jahrgangszahl versehenen<br />

Plants Champignons®<br />

werden zu einem Preis<br />

ab 21 € pro Topf (ohne<br />

Versandkosten) verkauft.<br />

In jedem Topf befindet sich<br />

eine Kiefer, deren Wurzeln<br />

mit dem Pilz mykorrhiziert<br />

wurden. Dabei hat man die<br />

Wahl unter verschiedenen<br />

Baumarten: Schwarzkiefer,<br />

Waldkiefer (auch Weißkiefer<br />

oder Föhre genannt),<br />

Pinie (auch Mittelmeer-<br />

Kiefer oder Schirmkiefer<br />

genannt) und Seekiefer<br />

(auch Bordeaux-Kiefer<br />

oder Strandkiefer genannt). Die Produktion der Reizker<br />

beginnt vier Jahre nach der Pflanzung, pro Baum werden<br />

im Durchschnitt 400 g pro Jahr geerntet. Die Butter-<br />

Röhrlinge wachsen bereits ab dem dritten Jahr, bei ihnen<br />

liegt die Erntemenge zwischen 1,7 und 3 kg pro Baum und<br />

Jahr. Diejenigen, die sich an der Trüffelzucht versuchen<br />

möchten, haben die Wahl zwischen Baumarten wie Zeder,<br />

Hainbuche, Eiche, Haselnussstrauch, Kiefer und Linde.<br />

Auch diese werden als Pflanzen verkauft, deren Wurzeln<br />

nach demselben Prinzip mykorrhiziert wurden. In diesem<br />

Fall werden Schwarze Trüffel oder Perigordtrüffel (Tuber<br />

melanosporum), Burgundertrüffel (Tuber uncinatum),<br />

<strong>Sommer</strong>trüffel (Tuber aestivum) und die berühmte Weiße<br />

Trüffel (Tuber magnatum) angeboten. Der Preis (ohne<br />

Versandkosten) liegt zwischen 16 €, für eine mit der<br />

Burgundertrüffel oder der <strong>Sommer</strong>trüffel mykorrhizierte<br />

Pflanze, und 136 €, für eine mit der Weißen Trüffel<br />

mykorrhizierte Pflanze. Je nach Spezies, Bodenqualität<br />

und Unterhalt beginnt ein solcher Baum im Alter von fünf<br />

bis zehn Jahren mit der Produktion. Es ist unmöglich, die<br />

Produktionsmenge pro Pflanze zu quantifizieren oder gar<br />

zu garantieren, man schätzt jedoch, dass bei Schwarzen<br />

Trüffeln die Produktionsmenge pro Hektar ungefähr<br />

zwischen 20 und 90 kg liegt. Bei den anderen Sorten ist<br />

es wesentlich weniger. Auf der Website der Baumschule<br />

gibt es viele Informationen und praktische Hinweise für<br />

die Kultivierung. Es wird sogar die Möglichkeit angeboten,<br />

seinen Boden testen zu lassen.<br />

<br />

Pépinières Robin<br />

05500 Saint-Laurent-du-Cros<br />

Telefon: +33 (0)4 92 50 43 16<br />

www.robinpepinieres.com<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Leserbriefe<br />

Guten Tag,<br />

ich bin begeisterter Leser<br />

Ihrer Zeitschrift Frankreich<br />

erleben, und zwar von<br />

Anfang an. So habe ich<br />

auch alle Hefte von <strong>Nr</strong>.<br />

1 bis heute gesammelt<br />

(außer Heft 7, 18 und 28).<br />

Aus Altersgründen möchte<br />

ich diese Hefte gerne<br />

abgeben bzw. günstig<br />

verkaufen. Ich wäre Ihnen<br />

dankbar, wenn Sie mir<br />

eventuell einen oder<br />

mehrere Interessenten<br />

vermitteln könnten.<br />

Vielen Dank.<br />

Axel Seebode<br />

Redaktion:<br />

Lieber Herr Seebode,<br />

wir sind immer sehr berührt, wenn wir feststellen, wie viele Leser<br />

uns seit der ersten Nummer, die im Januar 2006 erschien, die Treue<br />

halten und bereits seit so vielen Jahren gemeinsam mit uns durch<br />

Frankreich reisen. Wir danken Ihnen sehr für diese gemeinsame<br />

Zeit und hoffen, dass Sie auch in Zukunft zumindest die eine oder<br />

andere Ausgabe lesen werden. Gerne übermitteln wir Lesern, die an<br />

einer oder mehrerer Ausgaben Ihrer fast vollständigen Sammlung<br />

interessiert sind, Ihre Mailadresse. Nochmals herzlichen Dank für<br />

Ihre Treue!<br />

Liebes Redaktionsteam,<br />

gerne würde ich eine Info zu Ihrem tollen Heft beisteuern. Auf<br />

dem Weg von Orleans nach Gien durchfährt man einen Ort<br />

namens Saint-Martin-d’Abbat. Dies ist das Village aux boîtes des<br />

lettres. Jedes Haus hat einen witzigen Briefkasten und ist z. B.<br />

als Musikinstrument oder Gemüse gestaltet. Wir hatten dort viel<br />

Spaß und haben erfahren, dass es jetzt sogar ein Museum der<br />

Briefkästen gibt. Ich freue mich auf die nächste Ausgabe Ihrer<br />

Zeitschrift.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Huberta Jacobs<br />

Redaktion:<br />

Liebe Frau Jacobs,<br />

Sie haben vollkommen recht, die Briefkästen machen den Ruf des<br />

netten kleinen Dorfes Saint-Martin-d’Abbat (Loiret) aus und sind<br />

wirklich originell. Auf die Initiative eines Bewohners sind seit 1997<br />

mehr als 220 solcher Briefkästen entstanden und schmücken das Dorf<br />

zum Teil sehr humorvoll. Zweifellos hätten auch die Briefkästen, die<br />

Barbara und Charly Hamm herstellen und die wir Ihnen in der Rubrik<br />

« Produkt » vorstellen, dort ihren Platz! Vielen Dank für diesen Hinweis,<br />

der sicherlich anderen Lesern Lust darauf macht, das kleine - und auch<br />

abgesehen von den Briefkästen - sehr sympathische Dorf zu entdecken.<br />

Bonjour!<br />

Ich hatte vor längerer Zeit ein Abo und mir dabei auch einige<br />

digitale Ausgaben heruntergeladen. Nun habe ich aber meine<br />

Zugangsdaten vergessen und kann mich nicht mehr anmelden.<br />

Können Sie mir bitte weiterhelfen? Ich würde auch gern wieder<br />

neue Ausgaben digital lesen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Marga Künne<br />

Redaktion:<br />

Liebe Frau Künne,<br />

wir nutzen die Gelegenheit, um alle Leser darauf hinzuweisen,<br />

dass die Applikation Frankreich erleben vollständig überarbeitet<br />

wurde. Es war ein sehr aufwendiges Unterfangen, das mehrere<br />

Monate in Anspruch nahm. Dafür ist die neue Applikation nun<br />

wesentlich schneller und effizienter. Sie steht sowohl für Geräte<br />

von Apple als auch für solche mit dem Betriebssystem Android<br />

kostenlos zur Verfügung und kann auf Tablets und Smartphones<br />

(praktisch für unterwegs!) installiert werden. Beachten Sie jedoch,<br />

dass die ehemalige App aus technischen Gründen nicht mehr<br />

heruntergeladen werden kann. Sie können diese jedoch nach wie<br />

vor nutzen, wenn sie auf Ihrem Gerät bereits installiert ist. Alle Leser,<br />

die wie Sie über diese App Ausgaben von Frankreich erleben gekauft<br />

haben, können uns gerne per Mail (digital@frankreicherleben.<br />

com) mitteilen, welche Nummern dies sind (inkl. Kaufnachweis). Wir<br />

integrieren diese dann in ein Konto für die neue App, für das Sie von<br />

uns neue Zugangsdaten erhalten. Insofern spielt es keine Rolle, wenn<br />

Sie die bestehenden Zugangsdaten vergessen haben. Sie können im<br />

Übrigen gespannt sein, denn ab September können Sie von neuen<br />

digitalen Angeboten profitieren,<br />

zum Beispiel von einem Kombi-<br />

Abo für Print- und Digitalausgabe<br />

zu einem Vorteilspreis.<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />

Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de ·<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe ·<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 67


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Wie ich als Buchhändlerin<br />

die aktuelle Gesundheitskrise<br />

in Frankreich erlebe.<br />

Hélène des Ligneris<br />

Hélène des Ligneris leitet die unabhängige Buchhandlung La Machine à Lire in Bordeaux. Die kleine<br />

Buchhandlung in der Stadt musste, wie alle Buchhandlungen in Frankreich, während der durch die Coronavirus-Pandemie<br />

verursachten Ausgangsbeschränkungen mehrfach schließen. Nach vielen aufreibenden<br />

Monaten hat Hélène vor Kurzem eine positive Nachricht erhalten: Durch eine Verordnung erhielten<br />

die französischen Buchhandlungen offiziell den Status als Commerces essentiels, also als « wesentliche<br />

Geschäfte », sodass sie nun auch im Falle eines weiteren Lockdowns nicht mehr schließen<br />

müssen. Eine schöne Anerkennung. Vor allem, da die Kunden wieder in Scharen strömen. Wie ist diese<br />

plötzliche Zuneigung der Franzosen zu ihren Buchhändlern zu bewerten? Wird sie von Dauer sein? Hélène<br />

spricht über ihre Erfahrungen und ihre Gedanken …<br />

Guten Tag Hélène des Ligneris. Sie sind seit vielen<br />

Jahren nicht nur die « feste » Buchhändlerin von<br />

Frankreich erleben, sondern vor allem eine « kundennahe<br />

Buchhändlerin ». Eine, die von vielen Leserinnen<br />

und Lesern des Viertels gerne um Empfehlungen und Buchtipps<br />

gebeten wird. Eine Buchhändlerin, zu der viele Kunden im<br />

Laufe der Jahre und der gemeinsamen Leseerfahrungen eine<br />

regelrechte Bindung entwickelt haben. Als Sie im März 2020<br />

dann aufgrund des Lockdowns die Türen Ihrer Buchhandlung<br />

schließen mussten, waren wir sehr traurig. Zugegebenermaßen<br />

hatten wir sogar Angst um Ihre Zukunft und den Fortbestand<br />

des Ladens. Daher zunächst die naheliegende Frage: Wie geht<br />

es Ihnen?<br />

Vielen Dank, mir und den anderen Mitarbeitern der<br />

Buchhandlung geht es gut. Es ist aber unbestritten, dass<br />

das letzte Jahr für uns, wie für die meisten anderen, sehr<br />

kompliziert war …<br />

Was haben Sie an diesem Tag im März 2020 gefühlt, als Sie<br />

Ihre Buchhandlung aufgrund der Ausgangsbeschränkungen<br />

schließen mussten?<br />

Ich erinnere mich noch ganz genau daran: Gemäß den<br />

Weisungen der Regierung mussten wir die Buchhandlung<br />

von einem Tag auf den anderen schließen. Am Dienstag,<br />

17. März 2020, um 12 Uhr begann der Lockdown. Als<br />

ich den Laden verließ, begegnete ich auf der Straße einer<br />

Kundin. Auf ihre Frage, wie es mir gehe, brach ich in Tränen<br />

aus. Ich hatte den Eindruck, mein Kind im Stich zu<br />

lassen. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Im Grunde<br />

genommen war ich wie vom Donner gerührt.<br />

Zu dem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass dieser erste, sehr<br />

strenge Lockdown zwei Monate dauern würde, vom 17. März<br />

bis zum 11. Mai 2020. Zwei lange Monate, in denen Ihre<br />

Buchhandlung, wie alle sogenannten « nicht wesentlichen » Geschäfte<br />

in Frankreich geschlossen bleiben mussten. Wie haben<br />

Sie sich organisiert, nachdem der erste Schock vorbei war?<br />

Glücklicherweise gab es von staatlicher Seite schnell<br />

eine gewisse Anzahl an Unterstützungsmaßnahmen für<br />

die Unternehmen, die gezwungenermaßen schließen<br />

mussten. Wir erhielten beispielsweise ein staatlich garantiertes<br />

Darlehen, um die Fixkosten und vor allem die<br />

Gehälter bezahlen zu können. Das war eine große Hilfe.<br />

Mir war dann auch schnell klar, dass wir uns nicht unterkriegen<br />

lassen durften. Das kam gar nicht infrage. Wissen<br />

Sie, der französische Buchhandel ist keine einfache Branche.<br />

Er ist einer der Sektoren mit der geringsten Marge:<br />

35 %, das ist lächerlich! Nehmen Sie beispielsweise ein<br />

Bekleidungsgeschäft: Dieses kauft in der Regel ein Kleidungsstück<br />

für 10 Euro ein, um es für 40 oder 50 Euro<br />

– wenn nicht gar zu einem noch höheren Preis – zu verkaufen.<br />

Von solchen Margen kann man als Buchhändler<br />

nur träumen. Eine kleine Struktur wie wir ist nicht in der<br />

Lage, ausreichend Rücklagen zu bilden, um eine staatlich<br />

verordnete, mehrmonatige Schließung zu überstehen. Insofern<br />

war mir schnell klar, dass wir in dieser Situation<br />

mehr denn je zupacken mussten, und zwar schnell. Dass<br />

wir uns so gut es ging auf die Krise einstellen und gemeinsam<br />

im Team Mittel finden mussten, um weiterzumachen.<br />

Wir mussten auf die Wiedereröffnung optimal vorbereitet<br />

sein.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 69


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

In dieser Zeit erhielten Sie die ersten ermutigenden Nachrichten<br />

von Ihren Kunden …<br />

Ja, das war wirklich eine sehr, sehr schöne Überraschung<br />

und hat enorm gut getan. Darauf waren wir,<br />

ehrlich gesagt, gar nicht gefasst. Im Laufe der Wochen erhielten<br />

wir unzählige Nachrichten per Telefon, per Internet,<br />

manchmal schoben vorbeigehende Kunden während<br />

ihrer « autorisierten » Einkäufe einfach ein paar Zeilen<br />

unter der Tür durch … Das alles war für uns wirklich ein<br />

großer Trost.<br />

Zumal die Franzosen, als man sie plötzlich ihrer Buchhandlungen<br />

und damit « neuer » Bücher beraubte, eine regelrechte<br />

Begeisterung fürs Lesen entwickelten und verlangten, dass<br />

diese Geschäfte ebenso öffnen sollten, wie andere für den so<br />

genannten « wesentlichen » Bedarf … Vielleicht mag es ja etwas<br />

spöttisch klingen, wenn man die Frage stellt, ob es nicht<br />

typisch französisch ist, jahrelang Buchhandlungen immer mehr<br />

zu ignorieren und dann in dem Moment, indem sie aus den<br />

bekannten Gründen schließen mussten, ihre sofortige Wiedereröffnung<br />

zu verlangen?<br />

(Lacht) Da haben Sie recht. Diese Reaktion ist vermutlich<br />

wirklich sehr typisch für Franzosen. Aber unserer<br />

Moral hat sie auf jeden Fall gutgetan. Die Menschen waren<br />

auf einen Schlag mit ihren Buchhändlern solidarisch.<br />

Was diese spontane « Begeisterung » angeht, müssen wir<br />

aber, wie ich glaube, vorsichtig sein. Wir dürfen uns keine<br />

Illusionen machen, müssen objektiv bleiben: Menschen,<br />

die in der Buchhandlung einkaufen, sind zwangsläufig<br />

Menschen, die der Kultur gegenüber aufgeschlossen sind.<br />

Durch die mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen<br />

können sie nun weder Kinos oder Theater besuchen,<br />

können nicht ins Restaurant gehen und keine Reisen<br />

unternehmen. Also geben sie mehr Geld für Bücher<br />

aus. Im Grunde genommen repräsentiert das von Ihnen<br />

beschriebene Verhalten doch genau die Zeit, in der wir<br />

leben. Man begeistert sich spontan für etwas und möchte<br />

diesen Wunsch dann auch auf der Stelle erfüllt haben. Es<br />

ist natürlich toll, wenn es sich dabei um ein Buch handelt,<br />

das will ich gar nicht bestreiten. Die Frage ist nur, ob diese<br />

Begeisterung anhalten wird. Auch wenn ich mich als<br />

Buchhändlerin darüber freue, muss ich gleichzeitig einen<br />

kühlen Kopf bewahren. Es ist an uns Buchhändlern, die<br />

Passion aufrecht zu erhalten, weiterhin « wichtig », vielleicht<br />

sogar « unentbehrlich » zu sein. Auf jeden Fall kann<br />

man nicht bestreiten, dass sich die Beziehung zwischen<br />

den Franzosen und ihren Buchhandlungen entscheidend<br />

verändert hat.<br />

Zu Beginn des zweiten landesweiten Lockdowns vom 30.<br />

Oktober bis 15. Dezember 2020 waren die Menschen hier<br />

im Land etwas verwirrt: Während die Buchhandlungen geschlossen<br />

waren, konnte man in Supermärkten und bei großen<br />

Handelsketten wie FNAC Bücher kaufen. Zumindest so lange<br />

bis die Regierung angesichts der Empörung über diese Situation<br />

diesen Verkauf von Büchern ebenfalls untersagte und sie<br />

zwang, den Zugang zu kulturellen Produkten zu sperren. Die<br />

Öffentlichkeit war schockiert, die Buchhändler wurden zum<br />

Symbol für Ungerechtigkeit …<br />

Ja, sowohl für unsere Kunden als auch für uns war die<br />

Situation zu diesem Zeitpunkt wirklich unverständlich.<br />

Im weitesten Sinne für alle Leser. Zumal das Buch mehr<br />

und mehr zum Zufluchtsort wurde, zu einem Mittel, sich<br />

vom Lockdown abzulenken.<br />

Im November 2020 beschloss die Regierung, den Verkauf von<br />

Büchern nicht nur auf dem Versandweg, sondern auch durch<br />

Abholung, also mittels « click and collect », zu gestatten. Die<br />

Kunden konnten telefonisch oder per Internet eine Bestellung<br />

aufgeben und diese dann mit der ausgefüllten Ausgangsgenehmigung<br />

abholen. Der Verband der französischen Buchhändler,<br />

Syndicat de la librairie française (SLF), war zunächst dagegen,<br />

da seiner Meinung nach die Bedingungen für den Schutz<br />

der Gesundheit nicht gesichert waren. Wie haben Sie diese Zeit<br />

erlebt?<br />

Wir sagten uns, dass wir keine Wahl haben, dass wir es<br />

anpacken müssen. Also stürzten wir uns in die Arbeit und<br />

entdeckten eine ganz neue Seite unseres Berufes: Bestellungen<br />

verarbeiten und bestätigen, Kartons falten, Sendungen<br />

vorbereiten, frankieren … Der Laden glich einem<br />

Lager, man musste fast bei jedem Schritt über Kartons<br />

steigen. Alle waren damit beschäftigt, Lieferungen und<br />

Abholungen vorzubereiten. Das war verrückt und ziemlich<br />

kräftezehrend. Aber es war notwendig und hilfreich:<br />

Auf diese Weise waren wir beschäftigt, konnten die<br />

Wünsche der Kunden erfüllen. Das alles machte uns diese<br />

plötzliche Vorliebe für Bücher noch bewusster.<br />

Die Buchhandlungen in Frankreich durften schließlich am 28.<br />

November 2020 wieder öffnen, und die Kunden strömten umgehend<br />

in die Läden. Laut Berufsverband der französischen<br />

Buchhändler war der Monat Dezember sogar herausragend:<br />

Alleine in diesem Monat wurden die Umsatzverluste durch<br />

die beiden Lockdowns quasi ausgeglichen. Die Bücher, die<br />

im Herbst einen der begehrten Literaturpreise erhalten hatten<br />

– darunter der Prix Goncourt für L’anomalie von Hervé<br />

le Tellier – fanden reißenden Absatz. So etwas hatte es davor<br />

noch nie gegeben. Dadurch war das Jahr letzten Endes gerettet.<br />

Und jetzt wurde die Buchhandlung noch dazu als « wesentliches<br />

Geschäft » eingestuft, genauso wie Lebensmittelläden. Da<br />

hat sich das Buch am Ende doch toll behauptet!<br />

Das stimmt absolut. Es war nicht einfach, aber ich<br />

gebe zu, die Feststellung tut gut. Dennoch fand ich die<br />

Diskussionen um die Buchhandlung als « wesentliches<br />

Geschäft » etwas schizophren. Ich bin zwar stolz, dass<br />

man sich in Frankreich plötzlich über den Stellenwert von<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Buchhandlungen Gedanken machte, doch ich finde, dass<br />

alle Geschäfte für die Nahversorgung dazu zählen. Sicher,<br />

die Pandemie und die mit ihr verbundenen Fragestellungen<br />

haben der Arbeit der Buchhändler – und dem Buch<br />

im weitesten Sinne – eine gewisse Anerkennung verschafft.<br />

Endlich hat man in Frankreich<br />

positiv über uns gesprochen. Das ist für<br />

mich wichtig. Andererseits kann ich<br />

mich nicht uneingeschränkt darüber<br />

freuen, nun als « wesentlich » eingestuft<br />

zu sein, während Theater, Kinos und<br />

andere Geschäfte für die Nahversorgung<br />

bei einem Lockdown schließen<br />

müssen. Der Begriff ist schwierig abzugrenzen<br />

…<br />

Hat sich der Beruf des Buchhändlers Ihrer<br />

Meinung nach durch diese Krise verändert?<br />

Ganz bestimmt. Wir mussten uns<br />

schnell anpassen, quasi im Eiltempo.<br />

Es war im Grunde genommen eine<br />

Anpassung an unsere heutige Gesellschaft,<br />

zu der die Bestellung per Internet gehört. Mir<br />

war schnell klar, dass wir gezwungen waren, dieser Entwicklung<br />

zu folgen. Vor dem zweiten Lockdown mussten<br />

wir in kürzester Zeit die Website der Buchhandlung neu<br />

erstellen. Dennoch konnten wir einen Auftritt umsetzen,<br />

Wenn Sie das nächste Mal<br />

in Bordeaux sind, sollten<br />

Sie die Buchhandlung La<br />

Machine à Lire besuchen.<br />

Abgesehen davon,<br />

dass sie an einem der<br />

charmantesten historischen<br />

Plätze der Stadt liegt,<br />

können Sie dort die<br />

authentische Atmosphäre<br />

einer unabhängigen<br />

Buchhandlung erleben.<br />

La Machine à Lire<br />

8, place du Parlement<br />

33000 Bordeaux<br />

www.lamachinealire.com<br />

der uns entspricht: Auf der Website werden nicht nur<br />

die Bücher aufgelistet, die man bestellen kann, sondern<br />

sie spiegelt unsere Coups de cœur und unser Engagement<br />

genauso wider, wie die Tische, auf denen wir die Bücher<br />

im Laden präsentieren. Man muss gut achtgeben, dass die<br />

Buchhandlung ihre Seele behält. Dazu<br />

ist es wichtig, ein Gleichgewicht zu<br />

finden. Das ist nicht einfach, wie man<br />

an den Webauftritten vieler französischer<br />

Buchhändler sieht, denn diese<br />

sind meist nicht sehr einladend. Wir<br />

haben alle darunter gelitten, dass die<br />

großen Handelsketten sich im Internet<br />

breitgemacht haben, dass sie den kostenlosen<br />

Versand für Bücher anbieten<br />

durften. Dagegen anzukämpfen, ist<br />

nicht einfach. Das hat uns dem Internet<br />

gegenüber misstrauisch gemacht. Doch<br />

diese Krise hat, so glaube ich, die Dinge<br />

verändert: Die Buchhandlung muss<br />

sich anpassen, das wurde uns deutlich<br />

vor Augen geführt. Insofern müssen<br />

wir uns weiterentwickeln, dennoch<br />

dürfen wir dabei alle, sowohl Buchhändler als auch Leser,<br />

nicht vergessen, dass nichts den persönlichen Kontakt,<br />

den persönlichen Austausch über ein Buch ersetzen kann.<br />

Hélène des Ligneris, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 71


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

150 Jahre<br />

Pariser<br />

Kommune<br />

Ein zwiespältiger Geburtstag<br />

für die Franzosen<br />

Vor genau 150 Jahren, vom 18. März bis zum 28.<br />

Mai 1871, war Paris der Schauplatz eines bedeutenden<br />

Aufstands, der zur Entstehung der Commune<br />

de Paris führte, die allerdings nur 72 Tage Bestand<br />

hatte, bevor ihr ein blutiges Ende gesetzt<br />

wurde. Die Pariser Kommune hatte somit keine<br />

Zeit, ihr revolutionäres Programm umzusetzen, sie<br />

stellt aber dennoch eine bis dato nie da gewesene<br />

politische und soziale Erfahrung dar, die ein Vorbild<br />

für die meisten sozialistischen Revolutionen<br />

des 20. Jahrhunderts war. Die Franzosen erkennen<br />

zwar an, dass die Kommune ein wichtiger Teil<br />

ihrer Geschichte ist, dennoch entzündeten sich<br />

angesichts der Feierlichkeiten zum 150. Jahrestag<br />

in diesem Jahr polemische Diskussionen, die davon<br />

zeugen, wie zwiespältig dieses geschichtliche<br />

Ereignis wahrgenommen wird.<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Genau 498 Straßen und 190 Einrichtungen tragen<br />

in Frankreich den Namen von Louise Michel<br />

(1830-1905), einer der zentralen Figuren der Pariser<br />

Kommune und der französischen Geschichte. Wenn<br />

Sie jedoch Franzosen fragen, wer diese kämpferische Frau<br />

voller Ideale und mit einem nahezu unglaublichen Schicksal<br />

war, werden Sie schnell feststellen, dass nur wenige tatsächlich<br />

Bescheid wissen. Und das, obwohl Verlaine (1844-<br />

1896) Louise Michel als « Beinahe-Jeanne-d‘Arc » qualifizierte<br />

und auch ein anderer Dichter, nämlich Victor Hugo<br />

(1802-1885), mit dem sie einen regelmäßigen Briefwechsel<br />

führte, zu ihren Bewunderern zählte. Louise Michel ist also<br />

eine den meisten Franzosen unbekannte Frau, obwohl sie<br />

lange Zeit als Symbolfigur der französischen Linken galt<br />

und anlässlich des Jahrestages der Pariser Kommune nun<br />

sogar die Umbettung ihres Leichnams ins Panthéon im<br />

Gespräch ist. Allerdings hätte die Inschrift auf dem Frontspitz<br />

dieser letzten Ruhestätte berühmter französischer<br />

Persönlichkeiten, Aux grands hommes la patrie reconnaissante,<br />

Louise Michel vermutlich eher missfallen, denn sie<br />

war zudem eine der ersten Feministinnen des Landes …<br />

Fasziniert von einer verkannten Periode<br />

Es ist kein Geheimnis, dass Franzosen manchmal ein<br />

paradoxes Verhalten an den Tag legen: Einerseits würdigen<br />

sie ihre Vorfahren, benennen Straßen und Schulen<br />

nach ihnen, fassen sogar eine « Pantheonisierung » ins<br />

Auge, interessieren sich dann aber nicht wirklich für die<br />

Geschichte dieser Menschen. Ein Phänomen, das in den<br />

letzten Monaten, als es auf den 150. Jahrestag der Pariser<br />

Kommune zuging, noch offensichtlicher in Erscheinung<br />

trat. Es scheint so, als verwandele sich diese Zeit der französischen<br />

Geschichte für die Dauer der Jubiläumsfeierlichkeiten<br />

in eine regelrechte « nationale Legende », die die<br />

Fantasie der Menschen<br />

stimuliert. Objektiv<br />

gesehen muss man allerdings<br />

zugeben, dass die<br />

Franzosen La Commune<br />

seit Jahren quasi « vergessen<br />

» hatten, bevor<br />

die Erinnerung an die<br />

Links: Während der Dauer der Kommune zündeten die Kommunarden mehrere Pariser Monumente an,<br />

welche die politische Macht symbolisierten. Die Darstellungen dieser Szenen der Verwüstung wurden durch<br />

die Regierenden der damaligen Zeit bewusst gefördert, um die Zerstörungswut der Kommune anzuprangern.<br />

Über die hohe Zahl der getöteten oder deportierten Kommunarden wurde dagegen der Mantel des<br />

Schweigens ausgebreitet. Diese Abbildungen vermitteln eine Vorstellung vom Ausmaß der Gewalt in der<br />

damaligen Zeit in Paris. Ein 1871 im Gefängnis in Versailles aufgenommenes Porträt von Louise Michel.<br />

Unten: Die von Haussmann in Paris veranlassten Arbeiten waren gewaltig, wie man am Beispiel des<br />

Baus der Avenue de l'Opéra sehen kann. Viele Pariser konnten von diesen Arbeiten gar nicht profitieren<br />

und Haussmann wurde als « Hehler, der Paris verkauft, damit es zerstört wird » verschrien.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

Ereignisse urplötzlich wieder aus der Versenkung auftauchte.<br />

Selbst in der Schule wird dieses historische Ereignis<br />

knapp abgehandelt, es steht eher im Zentrum von<br />

geschichtlichen, intellektuellen und politischen Studien.<br />

Auch wenn sich angeblich mehr als 5000 Veröffentlichungen<br />

mit der Pariser Kommune beschäftigen – wobei sich<br />

die Zahl in diesem Jahr wohl um ein paar Dutzend Neuveröffentlichungen<br />

erhöhen wird – sind die Franzosen mit<br />

ihr, genauso wie mit der Nationalheldin Louise Michel,<br />

zum großen Teil nicht vertraut.<br />

Eine eigenartige Revolution<br />

Trotz üppig gefüllter Archive und einer Fülle an Forschungsarbeiten<br />

zu den Ereignissen, ist diese Zeit der<br />

französischen Geschichte heute immer noch schwer nachvollziehbar.<br />

Wie viele revolutionäre Phasen schien der<br />

Ablauf der Ereignisse keiner Logik zu folgen. Selbst Karl<br />

Marx (1818-1883) lag nicht so falsch, als er die Kommune<br />

als « Sphinx, die den Bourgeoisverstand auf so harte Proben<br />

setzt » bezeichnete. Die Kommune also ein Fabelwesen<br />

mit einem rätselhaften Verhalten? Das könnte man in<br />

der Tat meinen … Auf jeden Fall ist es eine eigenartige<br />

Revolution, die selbst hochqualifizierte Geschichtsforscher<br />

nach eigenen Aussagen immer noch nicht vollständig<br />

erfasst haben. Doch – von der noch notwendigen<br />

historischen Arbeit einmal abgesehen – was ist in den 72<br />

Tagen von März bis Mai 1871 in Paris eigentlich passiert,<br />

dass dieses Thema heute noch in Frankreich eine derartige<br />

Polemik hervorruft? Eine kurze Zusammenfassung der<br />

Ereignisse scheint angebracht …<br />

Von Ungleichheit bis Verrat<br />

Versetzen wir uns ins Paris während des Zweiten Kaiserreichs,<br />

Ende der 1860er-Jahre. Die Hauptstadt gleicht<br />

einer riesigen Baustelle: Napoleon III. (1808-1973) hat<br />

den Präfekten Haussmann (1809-1891) mit der Modernisierung<br />

der Stadt beauftragt. Dieser lanciert große Arbeiten:<br />

Prachtstraßen werden angelegt, Hôtels particuliers<br />

und die berühmten Gebäude im « Haussmannschen Stil »<br />

(die noch heute zum Ruf von Paris beitragen) entstehen,<br />

Parks und Gärten werden kreiert, ein unterirdisches Abwassersystem<br />

wird eingerichtet … Alles ist zum Besten<br />

von Paris, wirkt aber zunächst störend auf die Bewohner,<br />

ganz besonders auf die Ärmsten unter ihnen. Letztere<br />

wissen nur zu gut, dass sie niemals von dieser luxuriösen<br />

Modernisierung profitieren werden. Während in manchen<br />

Gebäuden bereits fließendes Wasser und sogar eine Zentralheizung<br />

Einzug hält, leben sie inmitten dieser Baustellen<br />

und haben oft nicht genug zum Leben. Angesichts<br />

dieser immer offensichtlicher werdenden Ungerechtigkeit<br />

entsteht nach und nach eine Protestbewegung.<br />

Um den spürbaren Zorn auf ein anderes Ziel umzuleiten,<br />

beschließt der Kaiser einen « politischen Coup »<br />

und erklärt Preußen den Krieg. Das Vorhaben missglückt<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


jedoch. Napoleon wird am 2. September<br />

1870 in Sedan (Ardennen) gefangen genommen,<br />

das Kaiserreich bricht zusammen.<br />

Am 4. September wird die Republik ausgerufen.<br />

Die Franzosen machen sich bereit,<br />

ihr Land gegen die Preußen zu verteidigen<br />

und gründen dafür eine zivile Miliz: die<br />

Garde nationale. Sie besteht aus einfachen<br />

Bürgern, die sich freiwillig gemeldet haben<br />

und durch Spenden aus der Bevölkerung<br />

bewaffnet werden. Die Antwort der Preußen<br />

lässt nicht lange auf sich warten, am<br />

19. September 1870 kreisen sie Paris ein.<br />

Die Übergangsregierung zerfleischt sich<br />

gegenseitig. Dem damaligen Innenminister<br />

Léon Gambetta (1838-1882) gelingt es,<br />

Paris in einem Heißluftballon zu verlassen,<br />

in der Hoffnung, in der Provinz eine Armee<br />

auf die Beine zu stellen. Er lässt jedoch eine<br />

Regierung zurück, die bereits mit den Preußen<br />

über die Kapitulation verhandelt, was<br />

den Parisern ganz und gar nicht gefällt. Sie<br />

fühlen sich verraten und fordern die Wahl<br />

einer Pariser Kommune.<br />

« Platz dem Volk, Platz<br />

der Kommune! » .<br />

Der einsetzende Winter ist besonders streng, in der<br />

nach wie vor von den Preußen eingekesselten Hauptstadt<br />

breitet sich eine Hungersnot aus. Dennoch organisiert sich<br />

vor allem in den ärmsten Vierteln im Norden und Nordosten<br />

ein immer stärkerer Widerstand. Rote Plakate mit<br />

der Aufschrift Place au peuple! Place à la Commune! werden<br />

aufgehängt. Am 22. Januar 1871 versammelt sich das<br />

Pariser Volk vor dem Rathaus der Stadt, das gleichzeitig<br />

Regierungssitz ist. Die Menschen wollen vom Bürgermeister<br />

angehört werden. Weit davon entfernt, diesem<br />

Wunsch nachzukommen, lässt dieser vom Gebäude aus in<br />

die Menge schießen.<br />

Die 28. Regierung unterzeichnet den Waffenstillstand<br />

mit den Preußen. Der Preis dafür ist enorm: 5 Milliarden<br />

Goldfranken und die Abtretung des Elsasses sowie<br />

eines Teils von Lothringen. Währenddessen marschiert<br />

die deutsche Armee über die Champs-Élysées. Gleichzeitig<br />

will die neue Regierung Frankreichs die von den<br />

Menschen in Paris finanzierten Kanonen einkassieren und<br />

entsendet dafür in der Nacht des 18. März 1871 20 000<br />

Soldaten in die Hauptstadt. Das ist für die Pariser der<br />

Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: Auf dem<br />

Montmartre stellen sich die Menschen der Armee entgegen,<br />

errichten Barrikaden. Vor allem viele mutige Frauen<br />

– allen voran Louise Michel – sind dort präsent, um die<br />

Geschütze zu verteidigen. Im Verlauf der angespannten<br />

Lage verweigern die meisten Soldaten den Befehl, auf<br />

die Menschen zu schießen und verbrüdern sich mit den<br />

Links: Frauen spielten in der Kommune eine zentrale Rolle, viele von ihnen<br />

traten in die Nationalgarde ein. Am 7. Oktober 1870 hob der Innenminister Léon<br />

Gambetta mit dem Heißluftballon in Paris ab, um auf diesem Weg nach Tours zu<br />

gelangen. Kommunarden errichten am Place Blanche eine Barrikade. Oben: Die<br />

Kanonen der Nationalgarde wurden auf dem Montmartre-Hügel abgestellt.<br />

Kommunarden. Der Rest der Armee zieht sich zurück,<br />

die Regierung überlässt das Rathaus den Aufständischen<br />

und flieht nach Versailles. Es ist ein großer Sieg für die<br />

Kommune, der umgehend auch in der Provinz für Nachahmer<br />

sorgt: In Limoges (Haute-Vienne), Toulouse<br />

(Haute-Garonne), Narbonne (Aude), Le Creusot (Saôneet-Loire),<br />

Saint-Etienne (Loire), Lyon (Rhône) und Marseille<br />

(Bouches-du-Rhône) werden ebenfalls Kommunen<br />

ausgerufen …<br />

« Das Leben verändern »:<br />

von der Utopie zur Realität<br />

Das Symbol des Widerstands, die Pariser Kommune<br />

wird am 28. März 1871 anlässlich eines großen Volksfestes<br />

vor dem Rathaus offiziell proklamiert. Die Menschen<br />

sind wie elektrisiert und fest entschlossen, sich selbst zu<br />

verwalten. Es ist der Beginn der politisch völlig neuartigen<br />

und intensiven Erfahrung einer République universelle mit<br />

demokratischen und sozialen Zielsetzungen. Wesentliche<br />

Inhalte sind beispielsweise die Vereinigung der Völker, die<br />

Stellung der Frau in der Gesellschaft, Erziehung sowie die<br />

Beziehungen zwischen Gesellschaft, Natur und Kunst.<br />

In dieser Hinsicht ist die Kommune spannend. Es ist<br />

eine populäre Mobilisierung, die « das Leben verändern »<br />

will, indem sie die Arbeits- und Lebensbedingungen aller<br />

Menschen verbessert. Es gelingt ihr, in sehr kurzer Zeit<br />

ein ausgesprochen modernes politisches Konzept zu entwerfen<br />

und umzusetzen, von dem einige Aspekte heute<br />

immer noch nichts von ihrer Aktualität verloren haben:<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

Lohngleichheit von Mann und Frau, Beschlagnahmung<br />

leer stehender Wohnungen für die Ärmsten, kostenlose<br />

Rechtsprechung, Trennung von Kirche und Staat, Anerkennung<br />

der französischen Staatsbürgerschaft bei Ausländern,<br />

Wahlrecht für alle, passives Wahlrecht für Frauen …<br />

All diese Reformen und neuartigen sozialen Veränderungen<br />

konnten die Kommunarden in der Hauptstadt in Rekordzeit<br />

umsetzen.<br />

Die « blutige Woche »<br />

Eine der solidarischen Aktionen der Kommune war die Einrichtung<br />

einer städtischen Kantine während der Belagerung von Paris. Die<br />

Kommune war für die Menschen in Paris ein Symbol der Hoffnung.<br />

Man kann sich vorstellen, dass diese Veränderungen<br />

der nach Versailles geflüchteten Regierung nicht gerade gefallen.<br />

Deshalb zögert diese auch nicht, die zwar politisch<br />

energiegeladene, aber geschundene und ausgehungerte Bevölkerung<br />

am 2. April 1871 überraschend anzugreifen und<br />

einen regelrechten Krieg gegen die aufständischen Menschen<br />

zu führen. Die Lage der Kommunarden ist schrecklich:<br />

Der Norden und Osten der Hauptstadt ist immer noch<br />

von den Deutschen besetzt, im Süden und Westen werden<br />

sie von den Truppen aus Versailles angegriffen. Während<br />

einer « blutigen Woche » spielen sich furchtbare Kämpfe ab,<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


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FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

die am 21. Mai 1871 ihren Höhepunkt finden. In dieser<br />

Zeit dringen die Regierungstruppen vom Südwesten bis<br />

in den Pariser Nordosten vor. Viertel um Viertel. Es ist ein<br />

buchstäbliches Gemetzel. Die Armee schießt gnadenlos<br />

auf Männer, Frauen und Kinder. Doch die Kommunarden<br />

setzen sich zur Wehr. Am Ende steht eine dramatische<br />

Bilanz: Die Zahl der Toten wird auf 20 000, die Zahl der<br />

Gefangenen auf 40 000 geschätzt. Letztere werden an<br />

Die heftigen Kämpfe und die Feuer während der « blutigen Woche »<br />

hinterließen tiefe Spuren in Paris, wie unter anderem diese<br />

Fotografien von der Rue de Rivoli und dem Rathaus zeigen.<br />

Orte gebracht, die weit von der Hauptstadt entfernt sind.<br />

Die letzten Soldaten der Pariser Kommune – 147 sind es<br />

genau – werden von der Armee aus Versailles auf dem<br />

Friedhof Père-Lachaise (XX. Arrondissement) am Fuß<br />

der sogenannten Mur des Fédérés (in der südöstlichen<br />

Ecke des Friedhofs) getötet. Diese Mauer symbolisiert<br />

noch heute den Kampf der Kommunarden für ihre Ideale.<br />

In den darauffolgenden Wochen und Monaten werden<br />

ungefähr 80 weitere gefangengenommene Kommunarden<br />

ohne Gerichtsverfahren exekutiert, während mehrere<br />

Tausend andere – darunter Louise Michel – nach Neukaledonien<br />

deportiert werden. Die Bilanz ist also erschütternd,<br />

das auf beiden Seiten vergossene Blut hinterlässt<br />

tiefe Spuren in der französischen Gesellschaft. Dennoch<br />

wird sehr schnell ein Aufruf zur Vereinigung laut, vor<br />

allem durch die in der Folge berühmt gewordenen Verse<br />

von Victor Hugo, der sich für eine nationale Versöhnung<br />

starkmacht:<br />

« Soldaten! Soldaten! Was wollt ihr?<br />

Was! Auf der einen Seite Frankreich<br />

und auf der anderen Seite Frankreich!<br />

Hört auf! Aus eurem Erfolg entsteht die Trauer. »<br />

(Victor Hugo, L’année terrible)<br />

Jedem ist klar, dass eine Versöhnung mit einer gesetzlich<br />

verhängten Amnestie für die Kommunarden<br />

verbunden ist. Diese wird in zwei Abstimmungen (18<strong>79</strong><br />

und 1880) beschlossen. Damit haben die Franzosen das<br />

Gefühl, dass sie « das Kapitel abschließen » können.<br />

Starke Symbolwirkung versus reale Tragweite<br />

Heute eine Bilanz dieser Ereignisse zu ziehen, ist für<br />

die Franzosen keine einfache Angelegenheit und Anlass<br />

für Unstimmigkeiten. Die Pariser Kommune überdauerte<br />

einerseits nur 72 Tage, doch in diesen etwas mehr als zwei<br />

Monaten gelang den Menschen in Paris die Umsetzung<br />

einer politischen und sozialen Erfahrung, die von einer<br />

ungeheuren Modernität geprägt war. Das historische, politische<br />

und ideologische Vermächtnis ist also beträchtlich.<br />

Zweifellos hat diese Zeit die Gemüter geprägt. Allerdings<br />

dauerte die Zeit der Pariser Kommune nicht lange genug<br />

an, als dass sie « sich bewähren », tatsächliche Veränderungen<br />

in der französischen Gesellschaft herbeiführen<br />

konnte. Die « reale Tragweite » ist also viel schwieriger zu<br />

messen. Umso mehr, da diese Revolution im Gegensatz<br />

zu anderen – zum Beispiel die Russische Revolution oder<br />

auch die Französische Revolution – keine Zeit hatte, die<br />

Menschen zu enttäuschen, da sie nur ein sehr kurzlebiges<br />

« Intermezzo » in der Geschichte des Landes war. All<br />

das macht die Analyse nicht einfach. Diese Schwierigkeit<br />

trat bei den jüngsten Debatten über die Organisation der<br />

Gedenkfeiern anlässlich des 150. Jahrestages deutlich<br />

ans Tageslicht. Die Rechte betrachtet diese Zeit zwar<br />

als eine interessante Periode im Hinblick auf die sozialen


Allen, die noch tiefer einsteigen möchten, empfehlen wir<br />

einen hervorragenden Dokumentarfilm:<br />

Les damnés de la Commune<br />

von Raphaël Meyssan<br />

Acht Jahre lang trug<br />

der Grafiker und<br />

Regisseur Raphaël<br />

Meyssan in mühevoller<br />

Arbeit aus Zeitungen<br />

und Büchern der<br />

damaligen Zeit<br />

Tausende Grafiken über<br />

die Pariser Kommune<br />

zusammen. Zunächst<br />

entstand daraus eine<br />

bemerkenswerte Grafic<br />

Novel in drei Bänden:<br />

Les Damnés de la<br />

Commune, erschienen<br />

im Verlag Delcourt in<br />

den Jahren 2017 und<br />

2019. Auf der Basis<br />

dieser Arbeit realisierte<br />

der Autor dann in<br />

Zusammenarbeit mit<br />

ARTE einen einzigartigen, animierten Dokumentarfilm,<br />

der sehr bewegend ist. Durch eine spezielle<br />

Kameratechnik taucht man direkt in diese Zeichnungen<br />

und subtilen Animationen ein. Der Film – aus dem alle<br />

Illustrationen dieses Artikels stammen – lässt uns durch<br />

die Erzählung von Victorine, einer jungen Revolutionärin,<br />

das Leben in der Kommune nachvollziehen. Es ist<br />

mehr als nur ein fesselnder Dokumentarfilm, es ist<br />

ein eigenständiges Werk, das – danke ARTE! – auch in<br />

deutscher Sprache angeboten wird und das wir Ihnen<br />

nur wärmstens empfehlen können!<br />

Les damnés de la Commune, von Raphaël Meyssan, bis<br />

zum 19. August <strong>2021</strong> kostenlos anzusehen auf arte.tv<br />

(Link: www.arte.tv/de/videos/094482-000-A/dieverdammten-der-pariser-kommune/)<br />

Les damnés<br />

de la Commune<br />

und politischen Ansätze, stuft sie andererseits jedoch als<br />

blutrünstig und anarchisch ein. Die Linke dagegen – vor<br />

allem der radikale Flügel – sieht in ihr eine utopische<br />

Vision, der man keine Chance gelassen hat und die man<br />

weiterverfolgen sollte. Zwischen den beiden Lagern versuchen<br />

die Franzosen offensichtlich, sich eine Meinung<br />

zu bilden und sich « für eine Seite zu entscheiden ». Vor<br />

etwas mehr als einem Jahr sah man einige Gilets jaunes<br />

an den Kreisverkehren, die über ihren leuchtend gelben<br />

Jacken Schilder mit der Aufschrift Vive la Commune! trugen.<br />

Heute entdeckt man ab und zu Botschaften wie La<br />

Commune n’est pas morte!, die an eine Wand gesprüht sind,<br />

und man stellt fest, dass die Kommune selbst nach 150<br />

Jahren in der Presse noch für leidenschaftliche Debatten<br />

sorgt. Über diese Feststellung hätte sich Louise Michel,<br />

die Freiheitskämpferin, die davon träumte, die Welt zu<br />

verändern, ganz sicher gefreut.<br />

Während der « blutigen Woche » wurden zahlreiche Kommunarden<br />

ohne Verurteilung exekutiert. Man hatte es dabei besonders auf<br />

die sogenannten Pétroleuses abgesehen, Frauen, die beschuldigt<br />

wurden, Feuer gelegt zu haben. Die Fotomontage von Ernest<br />

Charles Appert zeigt das Gefängnis in Versailles mit inhaftierten<br />

Frauen der Pariser Kommune. Im Vordergrund erkennt man Louise<br />

Michel (rechts stehend mit einem weißen Rock, markiert ).<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · <strong>79</strong>


FRANKREICH HEUTE Ce qui fait débat<br />

Soll man die Basilika Sacré-Cœur<br />

in Paris schützen oder abreißen?<br />

Man sagt, dass Franzosen Querulanten seien,<br />

dass sie immer etwas zu nörgeln hätten. Klischee<br />

oder Realität? Eines ist auf jeden Fall sicher: Sie<br />

diskutieren gerne. Manchmal auch über Themen,<br />

die vielleicht eher unangebracht oder sogar überflüssig<br />

erscheinen. Weil solche Debatten im Endeffekt<br />

aber viel über die Franzosen aussagen und<br />

wir uns oft darüber amüsieren, wollen wir in dieser<br />

Rubrik auf ausgefallene Diskussionen eingehen,<br />

die, von außen betrachtet, vielleicht etwas<br />

seltsam erscheinen, in Frankreich aber für Gesprächsstoff<br />

sorgen. Ein in der jüngsten Zeit sehr<br />

umstrittenes Thema steht beispielsweise in einer<br />

engen Verbindung mit dem Artikel über die Pariser<br />

Kommune in dieser Ausgabe: Es geht dabei<br />

um die Frage, ob man die Basilika Sacré-Cœur<br />

von Paris schützen oder abreißen soll …<br />

Partizipative Demokratie » ist heutzutage « in », und<br />

das nicht nur in Paris. Vor einigen Jahren hat die<br />

« Stadtverwaltung daher eine Website eingerichtet,<br />

auf der die Pariser Anregungen für Investitionen geben<br />

können, die ihr Viertel oder die Hauptstadt als solche betreffen.<br />

Dafür wird ein sogenanntes Budget municipal participatif<br />

bereitgestellt. Obwohl diese Möglichkeit prinzipiell<br />

positiv aufgenommen wurde, war eine richtige Begeisterung<br />

bisher nicht zu spüren, zumal der Begriff « Bürgerhaushalt<br />

» ja auch nicht gerade sehr « prickelnd » klingt …<br />

Doch urplötzlich sorgt diese Initiative nun für Gesprächsstoff,<br />

da ein Bewohner des XVIII. Pariser Arrondissements<br />

– vielleicht mit einem etwas spöttischen Hintergedanken –<br />

folgenden Vorschlag machte: « Sacré-Cœur ist ein Versailler<br />

Schandfleck, der das Andenken an die Pariser Kommune<br />

befleckt. Das Projekt besteht in einem vollständigen<br />

Abriss der Basilika im Rahmen eines großen Volksfestes. »<br />

Überrascht es, dass die Stadtverwaltung diesen Vorschlag<br />

sofort für « unzulässig » erklärt hat? Was den Urheber des<br />

Vorschlags wiederum nicht wirklich erstaunt, denn der<br />

Spaßvogel gestand auf dem Sender France Info, seinen Vorschlag<br />

eher als « Scherz » eingereicht zu haben und damit<br />

vor allem « die Grenzen der Ausübung lokaler Demokratie<br />

aufzeigen » zu wollen.<br />

In anderen Zeiten hätte man die Sache damit vermutlich<br />

auf sich beruhen lassen. Doch wir leben im Jahr<br />

<strong>2021</strong>, in dieser angeblich so « großartigen » Zeit, in der<br />

ein simpler « Scherz » – noch dazu ein eher sympathischer<br />

– sich durch Internet und soziale Netzwerke wie<br />

durch Zauberhand in ein Gerücht verwandelt, das sich<br />

wie ein Lauffeuer verbreitet und außer Kontrolle gerät.<br />

Und genau das ist passiert. Innerhalb weniger Stunden<br />

wurde dieser « flapsige » Vorschlag unzählige Male aufgenommen,<br />

geteilt, « geliked », ... wie man das in der<br />

« Internetsprache » heute nennt. Es entstand ein regelrechter<br />

Medienhype … Was ja, ehrlich gesagt, nicht erstaunlich<br />

ist, wie jeder regelmäßige Nutzer der sozialen<br />

Netzwerke bestätigen wird. Den Abriss von Sacré-Cœur<br />

vorzuschlagen, dieser Basilika, die untrennbar mit dem<br />

Stadtbild verbunden ist und auf dem höchsten Punkt<br />

der Hauptstadt, auf dem Montmartre-Hügel, liegt!<br />

Unmöglich! Es zu wagen, an diesem legendären, nach<br />

Notre-Dame meistbesuchten Monument der Hauptstadt<br />

zu rühren! Auf gar keinen Fall! Sich an dieser international<br />

bekannten Basilika zu vergreifen, die noch dazu<br />

mit dem so romantischen Gesicht der Amélie Poulain<br />

assoziiert wird! Wie kann man auf so einen Gedanken<br />

kommen! Kein Wunder, das daraus umgehend eine heftige<br />

Debatte entstanden ist …<br />

Da Sacré-Cœur in Paris schon seit Langem in mehrfacher<br />

Hinsicht in der Kritik steht, bietet die Affäre nun<br />

eine gute Möglichkeit, diese anzubringen. Das geht mit<br />

der Architektur los, die – das ist kein Geheimnis – nicht<br />

wenigen ein echter Dorn im Auge ist. Insofern ist es auch<br />

kein Zufall, dass dieses Gebäude von vielen Einwohnern<br />

schon immer mit Spitznamen wie Pâtisserie de la Butte,<br />

Chou à la Crème oder auch Notre-Dame de la Galette bedacht<br />

wurde. Diese nicht sehr schmeichelhaften Bezeichnungen<br />

spielen auf die üppigen, runden Formen und die<br />

von Weitem sichtbare weiße Farbe der Basilika an, die<br />

eher an einen schwer verdaulichen Kuchen als an eine<br />

religiöse Stätte erinnert. Aber wegen einer umstrittenen<br />

Ästhetik gleich einen Abriss ins Auge zu fassen? Nein, die<br />

Gründe für diesen radikalen Vorschlag liegen woanders.<br />

Was man Sacré-Cœur in diesem Fall vorwirft, ist der<br />

Zweck, warum sie ab 1875 überhaupt gebaut wurde. Dadurch<br />

wird, wie der Pariser Bürger es in seinem Vorschlag<br />

an die Stadtverwaltung formulierte « das Andenken an die<br />

Pariser Kommune beschmutzt ».<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Um das besser zu verstehen, muss man ins Jahr 1871<br />

zurückblicken. Die neue Französische Republik unterzeichnete<br />

damals den Waffenstillstand mit Preußen. Einen<br />

Frieden, den die Pariser als demütigend empfanden<br />

und kategorisch ablehnten. Sie gründeten daher die Pariser<br />

Kommune, die nach kürzester Zeit durch die Armee aus<br />

Versailles während der « blutigen Woche » vom 21. bis 28.<br />

Mai 1871 mit einem Massaker beendet wurde. 1873, also<br />

zwei Jahre später, betrachtete der neue Staatspräsident, der<br />

ultrakonservative General Mac-Mahon (1808-1893), den<br />

Aufstand der Pariser immer noch als ungeheuren Affront.<br />

In diesem Kontext fiel die Entscheidung für den Bau von<br />

Sacré-Cœur. Die mehrheitlich mit Konservativen und<br />

Mitgliedern des Klerus besetzte Nationalversammlung<br />

beschloss, auf dem Montmartre-Hügel ein religiöses Gebäude<br />

errichten zu lassen, um « die der Kommune zur Last<br />

gelegten Sünden zu sühnen ». Die Praxis, Gott auf diesem<br />

Weg um Vergebung zu bitten, war zur damaligen Zeit<br />

üblich und sehr verbreitet. Erstmals davon gesprochen<br />

hatte der Pariser Ladenbesitzer und konservative Katholik<br />

Alexandre Legentil (1821-1889): Bereits 1871 hatte er<br />

feierlich geschworen, man würde auf dem Montmartre-<br />

Hügel eine Basilika errichten, um Gottes Vergebung zu<br />

erhalten, da seiner Ansicht nach alle Übel Strafen seien,<br />

mit denen Gott die Sünden der Menschen sanktionieren<br />

wolle. Zwei Jahre später nahm die Nationalversammlung<br />

diesen Gedanken also wieder auf und beschloss die Errichtung<br />

von Sacré-Cœur. Um den Eindruck noch zu verstärken,<br />

wurde der Montmartre-Hügel als Ort bestimmt,<br />

genau dort, wo im März 1871 der Aufstand begann, der<br />

zur Bildung der Kommune führte. Polemischer geht es<br />

kaum! Die Basilika konnte diese ideologische Rechtfertigung<br />

für ihren Bau niemals loswerden, und wurde von da<br />

an von vielen Parisern als Beleidigung der Erinnerung an<br />

die Kommunarden betrachtet. Grund genug also, vonseiten<br />

der extremen Linken die Diskussion um den Abriss<br />

regelmäßig anzufachen, sozusagen als radikales Mittel,<br />

um die Versailler nicht mehr zu feiern.<br />

Als sei das alles noch nicht genug, geht die Debatte um<br />

Sacré-Cœur aber noch weiter. Im Oktober 2020 beschloss<br />

die regionale Kommission für Architektur und Kulturerbe<br />

einstimmig, « die Formalitäten in Angriff zu nehmen, um<br />

das Gebäude bis <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> [als Monument historique]<br />

klassifizieren zu lassen ». Dies wäre insofern willkommen,<br />

da eine solche Klassifizierung mit höheren Fördermitteln<br />

für die Erhaltung und Restaurierung verbunden ist. Doch<br />

weil die Franzosen Debatten lieben, facht die Initiative<br />

umgehend den alten Zwist zwischen einer Linken – die<br />

sich darüber empört, wie man einem ihrer Meinung nach<br />

deplatzierten und reaktionären Monument ein solches<br />

Geschenk machen kann – und einer Rechten – deren Ansicht<br />

nach das Gebäude zum nationalen Kulturerbe gehört<br />

und damit Anspruch darauf hat, geschützt zu werden –<br />

wieder an … Und die Pariser, die zum überwiegenden Teil<br />

zwischen diesen beiden Lagern stehen, haben im Endeffekt<br />

ihren Spaß an den endlosen Diskussionen. Sie wissen<br />

nur zu gut, dass Sacré-Cœur zum Bild der Stadt gehört<br />

und haben das Gebäude in gewisser Weise ins Herz geschlossen.<br />

Vielleicht ganz besonders aus dem Grund, weil<br />

es Anlass zu polemischen Diskussionen gibt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 81


ART DE VIVRE Kultur<br />

Der Comic: ein eigenständiges Medium in Frankreich ( 5 )<br />

Interview:<br />

Richard Malka<br />

Anwalt und Comicautor<br />

Richard Malka, Ihr Gesicht<br />

und Ihre Ansichten<br />

sind in Frankreich<br />

gut bekannt. Sie sind ein<br />

unermüdlicher und hartnäckiger<br />

Verteidiger des Rechts<br />

auf Meinungsfreiheit und<br />

seit der Gründung des Satiremagazins<br />

Charlie<br />

Hebdo im Jahr 1992 dessen<br />

Anwalt. Insofern gehören<br />

Sie zu den sogenannten<br />

« Staranwälten », deren Äußerungen<br />

besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Viele<br />

wissen allerdings nicht, dass Sie bereits seit langer Zeit auch<br />

eigene Comics schreiben. Diese Doppelfunktion ist nicht alltäglich<br />

…<br />

Ja, das stimmt. Auf jeden Fall ist es für einen Anwalt<br />

nicht alltäglich, das ist mir wohl bewusst. Man kann sich<br />

nur schwer vorstellen, dass ein Anwalt den Gerichtssaal<br />

verlässt, und dann an einem Comic arbeitet. Ein bisschen,<br />

als ob es « nicht seriös » wäre. Ich persönlich habe allerdings<br />

bemerkt, dass dies zwar am Anfang auf Erstaunen<br />

gestoßen ist, dass diese « Besonderheit » jedoch von meinen<br />

Berufskollegen schnell als etwas Positives wahrgenommen<br />

wurde. Man muss wissen, dass ich seit Langem<br />

das Image eines eher unorthodoxen Anwalts habe. Ein<br />

Satiremagazin wie Charlie Hebdo zu verteidigen – oder<br />

auch Hausbesetzer, wie es des Öfteren vorkommt –, das<br />

reicht aus, um innerhalb der Anwaltschaft beziehungsweise<br />

in der Gesellschaft im weitesten Sinne als jemand zu<br />

gelten, der aus dem Rahmen fällt. Doch da stehe ich voll<br />

und ganz dahinter.<br />

Wie kam es dazu, dass Sie begannen, Comics zu schreiben?<br />

Als ich ungefähr 28 Jahre alt war und den Anwaltsberuf<br />

bereits rund fünf Jahre ausübte, verspürte ich das<br />

Bedürfnis, mich anders, mich auf künstlerische Art auszudrücken.<br />

Die Welt des Comics war mir gut vertraut,<br />

und dieses Medium erschien mir für meine Zwecke besser<br />

geeignet, als zum Beispiel ein Buch. Und offen gesagt<br />

haben die Franzosen eine richtiggehende Zuneigung zu<br />

Comics.<br />

Woher kommt das Ihrer Meinung nach?<br />

Das ist allmählich entstanden. Bevor Comics populär<br />

wurden, gab es schon immer eine ausgesprochene Kultur<br />

des Bildes in Frankreich, vor allem, wenn das Bild einen<br />

politischen Charakter hatte. Die Franzosen haben relativ<br />

schnell Zeichnungen als Mittel des politischen Ausdrucks<br />

eingesetzt. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts leisteten<br />

die berühmten Images d‘Épinal* einen großen Beitrag zur<br />

Verbreitung von Nachrichten und Meinungen innerhalb<br />

des Landes. Doch vor allem das Aufkommen<br />

von Karikatur und Pressezeichnung<br />

hat eine große Rolle gespielt: 1832 stellte<br />

der Zeichner und Journalist Charles<br />

Philippon König Louis-<br />

Philippe in Form einer<br />

Birne dar. Die Zeichnung<br />

schlug sofort ein und<br />

verbreitete sich in ganz<br />

Frankreich. Von da an<br />

standen die Franzosen voll<br />

und ganz hinter der Karikatur,<br />

beziehungsweise<br />

hinter der Pressezeichnung<br />

im weitesten Sinne,<br />

und diese wurde ein<br />

Teil ihres Alltags. Als<br />

sich dann der Comic<br />

von Belgien aus auch<br />

nach Frankreich ausbreitete,<br />

verstärkte dies<br />

nur die Gewohnheit,<br />

sich zeichnerisch auszudrücken.<br />

So erklärt sich<br />

auch der Erfolg des sogenannten<br />

« engagierten »<br />

Comics in Frankreich.<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong><br />

* Siehe Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 73


Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 83


ART DE VIVRE Kultur<br />

Robert Badinter, Idiss,<br />

Éditions Fayard,<br />

230 Seiten,<br />

ISBN 978-2213710105.<br />

Grenzen durch die Sprache gesetzt.<br />

Welchen Stellenwert hat die<br />

Zeichnung Ihrer Meinung<br />

nach heute?<br />

Sie ist wesentlich. Eine<br />

Zeichnung vermittelt die<br />

Dinge anders als Worte,<br />

sie spricht andere Menschen<br />

an. Vielleicht weil<br />

sie unmissverständlicher<br />

ist: Mit einer Zeichnung,<br />

einem einzigen Panel,<br />

kann man Dinge ausdrücken,<br />

die die Seele<br />

und den Geist schneller,<br />

stärker und direkter ansprechen.<br />

Und vor allem<br />

ist sie universell, denn im<br />

Gegensatz zum geschriebenen<br />

Wort sind ihr keine<br />

Allerdings muss man eine Zeichnung auch verstehen … Ist für<br />

dieses Verständnis nicht eine Gewohnheit im Umgang mit ihr,<br />

vielleicht sogar eine regelrechte Kultur Voraussetzung?<br />

Das ist in der Tat das Problem, das sich bei Zeichnungen<br />

stellt, besonders bei Karikaturen. Damit man sie<br />

versteht, müssen sie in einen Kontext gesetzt und erläutert<br />

werden. Darin liegt auch die Schwierigkeit<br />

in meiner Funktion als Anwalt.<br />

Vor allem wenn ich Charlie Hebdo<br />

vertrete, erkläre ich regelmäßig<br />

Karikaturen. Dabei beharre ich<br />

eindringlich auf der Tatsache,<br />

dass diese Karikaturen Teil der<br />

französischen Geschichte, der<br />

DNA des französischen Volkes,<br />

dass sie Teil der Meinungsfreiheit<br />

sind. Diese Erläuterungen<br />

sind vor allem gegenüber dem<br />

Ausland unverzichtbar, denn oft<br />

ist das Verhältnis zur Zeichnung<br />

dort anders. Da ist auch eine gewisse<br />

Pädagogik notwendig. Die<br />

jüngere Geschichte hat uns allerdings<br />

gezeigt, dass gerade dies<br />

gefährlich sein kann: Der Lehrer<br />

Samuel Paty hat in seiner Schule in<br />

Conflans-Sainte-Honorine genau<br />

das versucht, nämlich über Karikaturen<br />

zu sprechen, sie zu erklären.<br />

Am 16. Oktober des vergangenen<br />

Jahres wurde er ermordet, weil er<br />

in einer Schulstunde zum Thema<br />

Meinungsfreiheit zwei Mohammed-Karikaturen<br />

aus Charlie<br />

Hebdo gezeigt hatte …<br />

In Bezug auf die Meinungsfreiheit sagen Sie, dass die Franzosen<br />

zwar immer noch « Charlie sind », dass jedoch trotzdem<br />

ein gewisses Unbehagen vorherrscht und dass die Situation<br />

erschreckender ist, als direkt nach den Attentaten auf Charlie<br />

Hebdo …<br />

Das ist das große Paradox in der derzeitigen Situation:<br />

Wir haben uns das – durch Gesetze und Justiz geschützte<br />

– Recht erkämpft, heute quasi alles sagen und zeichnen<br />

zu dürfen, was man möchte, sofern man Menschen als<br />

solche respektiert. Und so unglaublich es erscheint, genau<br />

jetzt scheint sich die Geschichte umzukehren, denn diese<br />

Meinungsfreiheit macht manchen Staatsbürgern Angst,<br />

sodass sie Einschränkungen fordern. Die Staatsbürger –<br />

glücklicherweise nicht alle, sondern nur ein Teil, – werden<br />

nun zu Feinden der Meinungsfreiheit. Diese Feststellung<br />

mache ich immer wieder. Es ist heutzutage immer schwieriger,<br />

frei und unzensiert alle Themen anzusprechen, die<br />

aktuell sind: Feminismus, Geschlecht, Handicap, Ökologie,<br />

Veganismus, Cancel Culture, Sklaverei … Angesichts<br />

der Polemik gegen eine weiße Übersetzerin, die den Text<br />

einer schwarzen Autorin übersetzen sollte, dachte ich erst<br />

kürzlich, ich würde träumen. Eine Welt von Verrückten!<br />

Wohin soll das führen?<br />

Macht Ihnen das Angst?<br />

Ja, das macht wirklich Angst. Das ist nicht angenehm.<br />

Als ob die Menschen wie kopflose Hühner durch die<br />

Gegend rennen würden. Freiheit<br />

ist kompliziert! Man sagt uns<br />

nicht, was wir zu tun haben,<br />

andererseits müssen wir<br />

akzeptieren, vor den Kopf<br />

gestoßen oder beleidigt zu<br />

werden. Das kann nämlich die<br />

Zeichnung durchaus. Insofern<br />

sollten wir sie als Stärke unserer<br />

Demokratie betrachten. Ich sage<br />

oft, dass die Meinungsfreiheit für<br />

mich als Anwalt eine « unglückliche<br />

Klientin » ist. Es ist offensichtlich,<br />

dass es ihr nicht gut geht,<br />

dass man sie auf der ganzen Welt<br />

täglich infrage stellt. Wenn man<br />

sie dann falsch einsetzt, kann man<br />

getötet, gelyncht oder in sozialen<br />

Netzwerken bedroht werden. Man<br />

kann sie also in der Tat fürchten.<br />

Dennoch sollten wir nicht vergessen,<br />

dass der Humor die Waffe der Armen,<br />

der Bauern ist, die sich über Gott und die<br />

Welt lustig machen. Diese Freiheit bleibt<br />

uns, wenn wir alle anderen verloren haben.<br />

Ein Bollwerk gegen Fanatismus. Und ich<br />

bin zuversichtlich, dass die Freiheit auf lange<br />

Sicht immer gewinnen wird.<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Vor gut einem Jahr kam ein anderer französischer Jurist – und<br />

nicht irgendeiner – auf Sie zu. Der ehemalige Präsident des<br />

Verfassungsgerichts (1986-1995) und Justizminister (1981-<br />

1986) Robert Badinter ist vor allem für seinen Kampf für die<br />

Abschaffung der Todesstrafe bekannt, was er am 9. Oktober<br />

1981 erreichte. Er schlug Ihnen vor, ein 2018 von ihm verfasstes<br />

Werk als Comic umzusetzen. In dem Buch erzählt er von<br />

seiner Großmutter mütterlicherseits, Idiss. Die Illustrationen<br />

dieses Artikels sind aus eben diesem Comic. Es geht dabei um<br />

die Liebe eines Enkels zu seiner jüdischen Großmutter, die auf<br />

der Flucht vor Elend, Antisemitismus und Pogromen in Mitteleuropa<br />

1912 nach Paris geflohen war. Wie reagierten Sie auf<br />

diesen Vorschlag?<br />

Ich war bewegt und geehrt zugleich. Sehr bewegt,<br />

weil Robert ein Freund von mir ist. Ich weiß, wie wichtig<br />

Idiss für ihn war. Ich weiß, wie viel Herzblut und Sinn<br />

in seiner Geschichte stecken. Dass er mir vorschlug, das<br />

Buch als Comic umzusetzen, war daher ein wunderschöner<br />

Freundschaftsbeweis. Und ich fühlte mich geehrt,<br />

weil er mir damit die Geschichte seiner Großmutter,<br />

seiner Familie anvertraute, es war also ein großartiger<br />

Ausdruck seines Vertrauens mir gegenüber. Obwohl das<br />

Projekt nicht wirklich in meinen Zeitplan passte, sagte ich<br />

daher sofort zu. So etwas lehnt man nicht ab. Und zugegebenermaßen<br />

kam die Ausgangssperre dann gerade zur<br />

richtigen Zeit. Ich konnte mich zurückziehen und ganz<br />

dieser Arbeit widmen.<br />

Hat Sie die Tatsache erstaunt, dass Robert Badinter an einen<br />

Comic dachte, um die Geschichte von Idiss für die Nachwelt<br />

festzuhalten?<br />

Im ersten Augenblick schon. Ich weiß, dass der Comic<br />

weder der Generation noch der Kultur von Robert<br />

entspricht. Und doch habe ich seinen Wunsch sofort verstanden,<br />

dass sein Buch als<br />

Comic umgesetzt werden<br />

soll. Das hat mich berührt.<br />

Es spricht für ihn,<br />

dass er erkannte, dass<br />

seine Geschichte auf<br />

diese Weise eine breitere<br />

und vor allem jüngere Leserschaft<br />

erreicht. Es war<br />

Robert ein Anliegen, diese<br />

Geschichte weiterzugeben,<br />

und mit einem Comic,<br />

das war ihm klar, würde<br />

er ein größeres Publikum<br />

erreichen.<br />

Wie lief die Umsetzung ab?<br />

Gut, wenngleich es zu Beginn etwas schwierig war.<br />

Als Freund war es zwangsläufig nicht ganz einfach für<br />

mich, den nötigen Abstand zur Geschichte von Robert<br />

und seiner Familie zu finden. Ich musste mir die Geschichte<br />

zu eigen machen, in meiner Vorstellungswelt<br />

aufarbeiten und ihr gleichzeitig auf dem Papier das notwendige<br />

Leben einhauchen, das typisch für einen Comic<br />

ist. Fred Bernard hat dies mit seinen Zeichnungen und der<br />

sehr einfühlsamen Farbgebung in sanften Tönen ebenfalls<br />

perfekt erfasst. Wir waren ein gutes Team. Deshalb ging<br />

die Adaptation dann auch sehr zügig vonstatten. Als wir<br />

Robert zum ersten Mal unsere Arbeit zeigten, fragten wir<br />

uns dennoch beide, ob es ihm gefallen würde. Mit seiner<br />

Aussage, dass es « etwas anderes », aber « eine schöne Geschichte<br />

» sei, machte er uns das größte Kompliment. Die<br />

Umsetzung war geglückt!<br />

Richard Malka, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Robert Badinter,<br />

Richard Malka<br />

und Fred Bernard, Idiss,<br />

Éditions Rue de Sèvres,<br />

128 Seiten,<br />

ISBN 978-2810208104.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 85


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Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen<br />

geordnet:<br />

Landesweite Themen<br />

6<br />

11<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

14<br />

16<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Radtourismus – von der Bretagne 77<br />

bis an die belgische Grenze<br />

Die schönsten Küstenwege 67<br />

Fahrradrouten – Die schönsten 59<br />

Strecken entlang der Küsten<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es 57<br />

noch authentisch zu?<br />

Winterurlaub – Romantische<br />

Skistationen anstatt Bettenburgen 57<br />

Brücken – Frankreichs<br />

53<br />

bemerkenswerteste Brücken<br />

Wellness in den Bergen – Nach 43<br />

dem Sport die Erholung<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Delacroix in Saint-Sulpice – Das 76<br />

Werk eines ganzen Lebens<br />

Städteplanung – Champs-<br />

75<br />

Élysées: eine Aufforderung zum<br />

Träumen?<br />

Coup de cœur – Die<br />

65<br />

Straßenbuchhändler an den<br />

Seine-Quais in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr 60<br />

als ein Viertel, die Seele von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre 58<br />

Restaurant noch immer einen<br />

Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine 57<br />

– ein ungewöhnliches Museum im<br />

Herzen der Hauptstadt<br />

Pariser Rathaus – Ein Palast für 53<br />

die Hauptstädter<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser 41<br />

Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines 38<br />

Militär-Versailles mitten in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées 36<br />

– Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

HOTELS<br />

La Lanterne – Paris 76<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Ecouen – Ein Museum für die<br />

Renaissance<br />

50<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />

musikalische Waldbäder und ein<br />

Einhorn<br />

Hauts-de-France – La Coupole: 77<br />

von der Vergangenheit in die<br />

Zukunft<br />

Hauts-de-France – Familistère de 64<br />

Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />

zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine<br />

63<br />

beeindruckende Reise (Teil 2):<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine<br />

62<br />

beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />

eines großen französischen<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein<br />

58<br />

Sumpfgebiet für Kenner<br />

Pays de Condé – Eine<br />

43<br />

Bergbaugegend erfindet sich neu<br />

Marne – In der Heimat des<br />

40<br />

Champagners<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den 36<br />

Kleinen<br />

HOTELS<br />

Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />

Gosnay<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass / Grand Est – Das<br />

Geheimnis des fehlenden Turms<br />

der Kathedrale von Straßburg<br />

Elsass / Grand Est – Mit dem<br />

Hausboot 100% elektrisch durchs<br />

Elsass<br />

Meuse – Wandern mal anders – Die<br />

Begegnung von zeitgenössischer<br />

Kunst und ländlichem Raum<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />

unter freiem Himmel im Herzen<br />

der Vogesen<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />

der poetische Aufstieg von 456<br />

Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass<br />

zur Zeit der Streichhölzer<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner<br />

und die drittgrößte Music Hall<br />

Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus<br />

Meisenthal – nicht nur Kugeln,<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

76<br />

74<br />

70<br />

69<br />

68<br />

65<br />

64<br />

62<br />

61<br />

Château de Lunéville – Wie 52<br />

Phoenix aus der Asche<br />

Musée Lalique – Eine Hommage 43<br />

an die Glasmacherkunst<br />

10 Ideen… für ein Wochenende 41<br />

im Elsass<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein<br />

40<br />

wahrhaft deutsch-französisches<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer 38<br />

Zitadelle<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze 36<br />

Erbe der lothringischen Kumpel<br />

HOTELS<br />

Le Chambard – Kaysersberg 69<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />

Gérardmer<br />

La Cheneaudière – Colroy-la- 61<br />

Roche<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – 38<br />

La Petite-Pierre<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Saône-et-Loire – Ein "essbarer" 78<br />

Wald<br />

Aufbruchstimmung in den<br />

77<br />

französischen Thermalbädern<br />

Kirschen – das rote Gold einer 76<br />

Region<br />

Burgund – Eine Rundfahrt zum 75<br />

Auftanken!<br />

Châteauneuf-en-Auxois: Die 74<br />

Verbindung von Kulturerbe,<br />

Modernität und Lebendigkeit<br />

«Unsere Vorfahren, die Gallier»: 73<br />

Eine Reise ins Land von Asterix<br />

Morvan – Eine Geschichte von 71<br />

Ammen und Pflegekindern<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom 69<br />

Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />

in Ronchamp: eine<br />

69<br />

Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der 68<br />

Abschaffung der Sklaverei<br />

Jura – Salins-les-Bains: Salz, 67<br />

das weiße Gold prägt eine ganze<br />

Region<br />

Saône-et-Loire – Tournus, ein 66<br />

Zwischenstopp für Neugierige auf<br />

dem Weg in den Süden<br />

Côte d’Or – Vill’Art, das zweite 66<br />

Leben eines Steinbruchs<br />

Belfort – Die wiederentdeckte 64<br />

Genialität eines Künstlers<br />

Bourgogne-Franche-Comté – 63<br />

Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die 61<br />

Champs-Elysées von Burgund<br />

Montbéliard – 30 Jahre<br />

61<br />

Lumières de Noël<br />

Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein 43<br />

Dorf im Fokus der Wissenschaft<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein 39<br />

Automobilmuseum<br />

HOTELS<br />

Château Sainte-Sabine – Sainte-<br />

Sabine<br />

Relais Bernard Loiseau –<br />

Seaulieu<br />

74<br />

71<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />

im Reich der Blumenkönigin<br />

Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />

das Dorf der<br />

77<br />

Antiquitätenhändler<br />

Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />

die positive Dynamik<br />

76<br />

der Gärten<br />

Pays de la Loire – Saint-Florentle-Vieil:<br />

Die kulturelle Revanche<br />

74<br />

eines kleinen Dorfes an der Loire<br />

Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />

«das schönste Dorf des<br />

Universums!»<br />

Pays de la Loire – Die schöne 70<br />

Geschichte des größten<br />

japanischen Gartens Europas<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende 68<br />

Reise ins Land der Troglodyten<br />

Mayenne – Mit dem Hausboot auf 66<br />

der Mayenne<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum 65<br />

Garten<br />

La grange de Meslay: Von der 60<br />

Holzkathedrale zum Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein 58<br />

beeindruckendes Schloss<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim 43<br />

und Struppi<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – 38<br />

Bitte zeichne mir ein Schloss<br />

Blois – Ein Schloss der<br />

36<br />

Geheimnisse und Intrigen<br />

HOTELS<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Normandie – Biennale La Forêt 74<br />

Monumentale: Wenn Kunst den<br />

Wald verschönert<br />

Normandie – Villa «Les Rhumbs» 73<br />

in Granville: Wo für Christian Dior<br />

alles gegann<br />

Normandie – An Bord der Marité 71<br />

von Granville zu den Chausey-<br />

Inseln<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will 62<br />

gefeiert werden !<br />

Cherbourg – Dem Meer<br />

53<br />

zugewandt<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

HOTELS<br />

Domaine de la Corniche –<br />

36<br />

Rolleboise


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8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Leuchtürme und Leuchtfeuer – 77<br />

im Westen etwas neues!<br />

Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />

aus aller Welt<br />

Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />

1934… die Kinder aus dem Bagno<br />

auf Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />

Finistère – Pont-Aven:<br />

75<br />

inspirierende Bretagne!<br />

Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />

konzentrierter Form<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups 70<br />

de cœur für die größte bretonische<br />

Insel<br />

Finistère – Locronan, die<br />

66<br />

bretonische Seele par excellence<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des 63<br />

Saints, die bretonische Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />

zwei Gärten<br />

Bretagne – Umfriedete<br />

61<br />

Pfarrbezirke<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />

Leben<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der 39<br />

Kultur und der Heilpflanzen<br />

HOTELS<br />

Castel Clara – Port Goulphar, 70<br />

Belle-Île-en-Mer<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Nouvelle-Aquitaine / Deux- <strong>79</strong><br />

Sèvres – Pougne-Hérisson: der<br />

Nabel der Welt<br />

Nouvelle-Aquitaine – Talmontsur-Gironde:<br />

zwischen Himmel<br />

75<br />

und Fluss am Ende der Welt<br />

Coup de cœur – Carrelets:<br />

74<br />

poetische Fischerhütten aus einer<br />

anderen Zeit<br />

Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />

eine Inspiration für den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

Atlantiküste – Ein Paradies für 67<br />

Naturismus<br />

Nouvelle-Aquitaine – Coup de 66<br />

cœur: Parc de Majolan<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die<br />

64<br />

Metamorphose von Bordeaux,<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im 63<br />

Taubenschlag von Pouzay<br />

Bordeaux 60<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile<br />

46<br />

Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard –<br />

Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />

Bordelais<br />

Klöster – Abteien, die sogar 40<br />

Kinder begeistern<br />

Marais Poitevin – Die grünen 38<br />

Kanäle des Marais Poitevin<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor 38<br />

aus einer Heilpflanze<br />

Gironde – Wie Vauban eine<br />

36<br />

Flussmündung abriegelte<br />

HOTELS<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der 68<br />

Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans 63<br />

de Travassac, eine Spektakuläre<br />

Reise in das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

HOTELS<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-<br />

Pyrénées<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man 60<br />

« wie Gott in Frankreich lebt »<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />

Airbus in Toulouse<br />

Gouffre de Padirac – Der<br />

44<br />

Erdmitte ein Stückchen<br />

näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

HOTELS<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, 60<br />

Vallée de la Dordogne<br />

Grand Hôtel Le Turenne –<br />

47<br />

Beaulieu-sur-Dordogne<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als<br />

Wahrzeichen<br />

13 Languedoc-<br />

Roussillon<br />

Aude – Die große Höhle von<br />

Cabrespine, ein unterirdisches<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das<br />

unglaubliche Schicksal eines<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der<br />

glücklichen Tiere<br />

Languedoc-Roussillon –<br />

Überraschende Mittelmeerregion<br />

Carcassonne – Imponierende<br />

Festungsstadt des Mittelalters<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn<br />

die Hölle zum Paradies wird<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn<br />

ein Krieger zum Klosterbruder<br />

wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier,<br />

ein Synonym für Dynamik<br />

45<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

65<br />

64<br />

60<br />

59<br />

57<br />

57<br />

47<br />

47<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />

Premier-Film<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />

der Hugenotten<br />

Lyon – Die Metamorphose<br />

61<br />

eines Arbeiterviertels in ein<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre 59<br />

Flussufer zurück<br />

Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />

Reise zwischen gestern und<br />

morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />

aus Lyon<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Grignan – Im Land der schönen<br />

Briefe: eine Reise nach Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste »<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf<br />

der Suche nach dem verlorenen<br />

Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran,<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl<br />

aus Nyons<br />

40<br />

40<br />

39<br />

39<br />

36<br />

HOTELS<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Auvergne-Rhône-Alpes – La<br />

Grange au Lac: wie im inneren<br />

eines Cellos<br />

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian:<br />

das Gedächtnis des Wassers<br />

77<br />

71<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur 78<br />

– Crotte Cosquer: unglaublische<br />

Höhlenmalereien in den<br />

Calanques von Marseille<br />

Provence-Alpes-Côte d’Azur – 75<br />

Château La Coste: ein Hauch<br />

von Verrücktheit zwischen<br />

provenzalischen Reben<br />

Porquerolles – Villa Carmignac: 73<br />

Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />

Provence – Coup de cœur: le 71<br />

Moulin de Daudet, Fontvieille<br />

Marseille – Eine fast<br />

70<br />

hundertjährige Liebeserklärung ist<br />

noch immer atuell<br />

Camargue – Tanzende Flamingos 69<br />

in der Camargue<br />

Provence – Lavendel: eine<br />

67<br />

überraschende deutschfranzösische<br />

Geschichte.<br />

Provence – Mit Giono auf dem 67<br />

Berg der Schäfer<br />

Alpes-de-Haute-Provence – 66<br />

Salagon, ein einzigartiger Ort, um<br />

die Hochprovence zu verstehen<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die 58<br />

berühmteste Quelle Frankreichs<br />

Arles – Römische Pracht und 53<br />

prachtvolle Kunstvorlage<br />

Umwelt – Lavendel der Provence 46<br />

in Gefahr<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

HOTELS<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Paul Ricard – zwei Inseln, ein<br />

Schicksal<br />

Iles de Lérins, jenseits des «roten<br />

Teppichs» von Cannes<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

– Géoparc de Haute-Provence,<br />

eine erstaunliche Reise in die<br />

Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke<br />

am Mittelmeer<br />

Monaco – Internationales<br />

Zirkusfestival von Monte Carlo<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo<br />

Blumen wie Königinnen verehrt<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine<br />

Trauminsel im Mittelmeer<br />

75<br />

74<br />

65<br />

63<br />

53<br />

39<br />

38<br />

Domaine du Rayol – Die<br />

Geschichte eines ungewöhnlichen<br />

Parks<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer<br />

Diva<br />

HOTELS<br />

La Bonne Etape – Château-<br />

Arnoux-Saint-Auban<br />

36<br />

32<br />

65<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete<br />

(DOM/TOM)<br />

Französisch-Guayana – Natur,<br />

Geschichte, Raumfahrt<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

APPETITANREGER<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

37<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

SUPPEN<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

SALATE<br />

Spinatsalat mit harten Eiern und 66<br />

knusprigen Hähnchenflügeln<br />

QUICHES & TARTES<br />

Tarte Tatin aux pommes et au 74<br />

camembert<br />

Tourte Printanière aux<br />

70<br />

champignons de Paris<br />

Tarte d’automne aux champignons 60<br />

et à la farine de châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />

Camembert rôti au four 57<br />

FLEISCHGERICHTE<br />

Poulet fermier basse température 62<br />

à l’ail<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

FISCHGERICHTE<br />

Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon 63<br />

fumé<br />

Sole meunière 61<br />

FONDUES UND SAUCEN<br />

Die echte hausgemachte<br />

68<br />

Mayonnaise<br />

DESSERTS<br />

La crème catalane 78<br />

La tarte au chocolat 77<br />

Le Mont-blanc 76<br />

Le Gâteau basque 71<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

GEBÄCK<br />

La Tarte Bourdaloue 67<br />

Les petits sablés de Noël 53<br />

GETRÄNKE<br />

Liqueur d’estragon 36


Weine & Alkoholika<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Wein – Château La Coste: ein 76<br />

Versuchslabor für den Weinau von<br />

morgen ?<br />

Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />

aus Tannennadeln<br />

Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />

Deutscher, der Cognac im Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie 64<br />

Sabine und Jörg in Frankreich<br />

Wein – Crémant, ein kleiner<br />

63<br />

Schaumwein mausert sich<br />

Wein – Der elsässische Winzer 61<br />

Jean-Paul Schmitt ist seinen<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke –<br />

60<br />

Frankreich, das neue Eldorado für<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim 59<br />

Aperitif à la française<br />

Wein – Warum wird Wein nicht 58<br />

grundsätzlich im Holzfass<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon 57<br />

immer über Champagner wissen<br />

wollten<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs 53<br />

Winzer greifen zum Welterbe titel:<br />

Les coteaux, maisons et caves de<br />

Champagne (Teil 2)<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer 46<br />

Winzer im Bordelais<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous 43<br />

plaît »<br />

Bier – Schattendasein oder<br />

40<br />

Geheimtipp?<br />

Lirac – Das « mediterranste » 40<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin! 39<br />

Vive la santé!<br />

Angélique de Niort – Likor aus 38<br />

einer Heilpflanze<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche 36<br />

Erfolgsgeschichte<br />

Genuss<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Jacques Bockel: 77<br />

ein Elsässer «provoziert» die Welt<br />

der Schokolade<br />

Gastronomie – Champignons: 70<br />

Jacky Roulleau, der Gärtner der<br />

Nacht<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: 69<br />

der Rolls-Royce unter den<br />

französischen Muscheln<br />

Gastronomie – Das beste aller 66<br />

Baguettes<br />

Gastronomie – Kaviar von der 65<br />

französischen Atlantikküste,<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein<br />

62<br />

Sternekoch, der die Pariser an den<br />

Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />

Koch einen Michelin-Stern erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian 53<br />

Feldmann, ein deutscher<br />

Sternekoch im Land der<br />

Feinschmecker<br />

Produkte – Orangina 53<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 49<br />

Aquitaniens<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />

Burgunds<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />

Korsikas<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 40<br />

der Bretagne<br />

Gastronomie – Michel Chabran,<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC<br />

der Normandie<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC<br />

der Auvergne<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus<br />

Nyons<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Wirtschaft – Discounter: Wenn<br />

Deutschland Frankreich erobert<br />

Wirtschaft – Die Revision<br />

der Gebietsgrenzen der<br />

AOC Champagne: ein neuer<br />

Goldrausch?<br />

Politik – Sind die Regionen das<br />

Erfolgsrezept für den Tourismus ?<br />

Wirtschaft – Frankreich-<br />

Deutschland: der Krieg der<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutschfranzösische<br />

Freundschaft: welch<br />

eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen<br />

2017, Präsidiale Orte<br />

Wirtschaft – Atomkraft in<br />

Frankreich: der Niedergang eines<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Kindergeld – Ist eine Reform<br />

überhaupt möglich?<br />

Pestizide – Marie-Lys Bibeyran,<br />

eine Frau kämpft gegen Pestizide<br />

Hochschulpolitik – Teaching in<br />

English? Oh mon Dieu!<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />

und Frankreich<br />

Medien – Die politische<br />

Ausrichtung französischer Medien<br />

Tourismus – Hauptsache<br />

außergewöhnlich<br />

Volksabstimmungen –<br />

Modethema im Wahlkampf<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />

Bilanz<br />

Umweltschutz –<br />

Kettensägenmassaker am<br />

Welterbe Canal du Midi<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

Am Tag als… der Leichnam des<br />

Unbekannten Soldaten am Arc de<br />

Triomphe bestattet wurde<br />

Gesellschaft – Wo ist eigentlich<br />

das gute französische Brot<br />

geblieben?<br />

Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel<br />

in Frankreich zur Rettung des<br />

Kulturerbes<br />

Geschichte – Koch und Pasteur:<br />

eine konstruktive Rivalität als<br />

Hoffnungsträger<br />

Kulturschock – Die Königin von<br />

Arles<br />

Geschichte – Montaigne: Ist die<br />

«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />

Gesellschaft – Literaturszene: das<br />

Ende eines zu langen Schweigens<br />

Geschichte – Heinz Stahlschmidt,<br />

der Deutsche, der den Hafen von<br />

Bordeaux rettete<br />

Gesellschaft – Demografie: mehr<br />

Franzosen, aber nicht überall …<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche<br />

Streit im das Erbe von Saint-<br />

Exupéry<br />

39<br />

39<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

78<br />

73<br />

70<br />

69<br />

65<br />

63<br />

59<br />

53<br />

53<br />

46<br />

46<br />

43<br />

40<br />

40<br />

39<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

77<br />

76<br />

76<br />

75<br />

74<br />

74<br />

74<br />

71<br />

70<br />

69<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France» (2)<br />

René Martin, der französische<br />

Steve Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France»<br />

Roger Diederen, Direktor der<br />

Kunsthalle München<br />

Ernährung – Vorsicht vor<br />

triploiden Austern!<br />

Gesellschaft – Le Mondial la<br />

Marseillaise à pétanque, der<br />

größte Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel<br />

der vergessenen Sklaven<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von<br />

Elyx, des Botschafters der guten<br />

Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das<br />

Glück fotografiert<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um<br />

die Umwandlung des Seine-Ufers<br />

in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die<br />

Lieblingsfranzosen der Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich<br />

für die deutsch-französische<br />

Freundschaft einsetzen:<br />

Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />

Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in<br />

Frankreich leben, darüber?<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />

warten auf die Fussballfans<br />

Integration – die Schwächen des<br />

französischen Systems<br />

Erfolgsgeschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag<br />

von Ludwig XIV. in Versailles:<br />

Begräbnisrituale leben länger als<br />

Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den<br />

Kulissen des CROSS Corsen.<br />

Erinnerungskultur – Passen<br />

Gedenken und Tourismus<br />

zusammen?<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 –<br />

Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der<br />

andere Wintersport<br />

Simone Hérault – Die Stimme<br />

Frankreichs<br />

Berühmtheiten – Die 100<br />

bekanntesten Franzosen<br />

Frankreichbild – Frankreichs<br />

Image in der Welt<br />

Académie Française – Die<br />

Unsterblichen, die 40 Wächter der<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol<br />

des Zentralismus<br />

Tourismus – Trends für den<br />

Winterurlaub 2011/12<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne<br />

in Paris<br />

Kunst & Kultur<br />

Ungewöhnliche Geschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Alexandre Dumas: Wie der Vater,<br />

so der Sohn<br />

Kultur / Comic (4) – Cent mille<br />

ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />

déchets nucléaires<br />

Portrait - Jean-Yves de Groote,<br />

Herausgeber von Ecoute<br />

69<br />

68<br />

67<br />

63<br />

63<br />

62<br />

62<br />

61<br />

60<br />

60<br />

60<br />

59<br />

58<br />

58<br />

57<br />

57<br />

52<br />

43<br />

43<br />

40<br />

39<br />

39<br />

39<br />

38<br />

36<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

78<br />

78<br />

77<br />

Enthüllung –Das Geheimnis um<br />

Van Goghs letztes Bild gelüftet<br />

Preise – Tyll Peters: ein junger<br />

Deutscher erhält Preis von Charlie<br />

Hebdo<br />

Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />

und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />

l’Aquarius<br />

Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />

und Pierre Van Hove: Algues<br />

vertes, l’histoire interdite<br />

Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />

Krug: Heimat, ein deutsches<br />

Familienalbum<br />

Kultur – Amüsante Geschichten<br />

rund um die französische<br />

Nationalhymne «La Marseillaise»<br />

Kultur – Festival de Piano de La<br />

Roque d’Anthéron<br />

Geschichte – Der Neandertaler:<br />

Unser Urahn erhält ein neues<br />

Image<br />

Portrait – Auf den Spuren von<br />

Jacques Prévert<br />

Sprache – Aussprache,<br />

Kartografie eines Systems à la<br />

française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre<br />

Pompidou, 40 Jahre und immer<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche<br />

Vermächtnis von Maurice Ravel<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann<br />

in Paris<br />

Museen – Frankreichs Museen auf<br />

der Überholspur<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse<br />

zwischen den Welten<br />

Lebensart<br />

77<br />

76<br />

73<br />

72<br />

71<br />

68<br />

67<br />

67<br />

64<br />

64<br />

61<br />

60<br />

46<br />

45<br />

38<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Produkte – Parapluie de<br />

78<br />

Cherbourg<br />

Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />

Lefranc Bourgeois<br />

Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />

Guy Cotten<br />

Produkte – La Hulotte, «das 74<br />

meistgelesene Magazin im<br />

Tierbau»<br />

Produkte – Les Herbes de<br />

71<br />

Provence<br />

Produkte – Das<br />

70<br />

Gemüsepassiergerät aus Edelstahl<br />

namens Moulinex<br />

Produkte – Le Livre de Poche: 69<br />

eine kulturelle Revolution<br />

Produkte – Châteldon:<br />

68<br />

der Champagner unter den<br />

französischen Mineralwässern<br />

Produkte – Revolution in Sachen 67<br />

Aperitif!<br />

Produkte – Les boules Quies 66<br />

Produkte – Die Zitronenpresse 65<br />

aus Glas von Luminarc<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />

der Post<br />

Produkte – Der Bistrostuhl<br />

60<br />

« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Produkte – Duralex-Gläser 53<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43


ART DE VIVRE Rezept<br />

Dieses Soufflé habe ich vor einigen Jahren durch meine Nachbarin und<br />

gute Freundin Françoise entdeckt. Da Basilikum für mich zu den großen<br />

Gaumenfreuden des <strong>Sommer</strong>s gehört, bereite ich dieses unkomplizierte<br />

Rezept seither in der wärmeren Jahreszeit regelmäßig zu und<br />

teile es heute gerne mit Ihnen. Es eignet sich als Vorspeise in Begleitung<br />

eines guten, aber nicht zu trockenen Weißweins. Ich bin sicher, dass Sie<br />

und Ihre Freunde es genauso genießen werden wie ich! Ich wünsche<br />

Ihnen allen einen exzellenten kulinarischen <strong>Sommer</strong>! Bon appétit!<br />

Soufflé d’été<br />

au basilic<br />

Für 6 Personen<br />

Zubereitungszeit: 15 Minuten<br />

Backzeit: ca. 20 Minuten<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Zutaten:<br />

1 schöner Bund frisches<br />

Basilikum<br />

150 g geriebener Parmesan<br />

5 Eier<br />

30 cl fettarme Milch<br />

70 g Butter<br />

60 g Mehl<br />

6 Prisen Salz<br />

frisch gemahlener Pfeffer<br />

etwas Butter und Mehl<br />

für die Förmchen<br />

Sonstiges:<br />

6 kleine Auflaufformen<br />

Zubereitung:<br />

• Backofen auf 210° C vorheizen.<br />

•<br />

Basilikum mit kaltem Wasser abspülen,<br />

trocknen, Blätter abzupfen<br />

und in feine Streifen schneiden.<br />

• Milch in einem Topf zum<br />

Kochen bringen.<br />

• Eier trennen. Eiweiß zu einem<br />

nicht zu steifen Schnee schlagen<br />

(da ansonsten die Soufflés<br />

nicht richtig aufgehen).<br />

lassen,<br />

• Butter in einem Topf schmelzen<br />

nach und nach das Mehl<br />

unterrühren. Gut vermischen.<br />

• Heiße Milch zugeben und erneut<br />

verrühren. Salzen und pfeffern. Sobald<br />

die Masse auf einem Löffelrücken<br />

haften bleibt, vom Herd nehmen.<br />

Zunächst die Eigelbe und das<br />

geschlagene Eiweiß, anschließend<br />

dann den Parmesan und das fein<br />

geschnittene Basilikum unterheben.<br />

• Auflaufformen einfetten und<br />

mit Mehl bestäuben. Zu 3/4<br />

mit der Masse füllen.<br />

• Rund 20 Minuten im vorgeheizten<br />

Backofen backen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 91


ART DE VIVRE Spirituosen<br />

DER COINTREAU<br />

Diese kleine quadratische Flasche aus orange-braunem<br />

Glas ist seit jeher in nahezu allen französischen<br />

Haushalten zu finden. Sie ist eine Art<br />

Madeleine de Proust, also etwas, das automatisch bestimmte<br />

Erinnerungen auslöst. Generationen von Franzosen haben<br />

die Spirituose getrunken und trinken sie immer noch. Der<br />

Aperitif ging zudem in mehrfacher Hinsicht in die französische<br />

Geschichte ein, beispielsweise durch die Brüder Lumière,<br />

die berühmten Vorreiter des Kinos und der Fotografie,<br />

die mit ihm eine der ersten filmischen Inszenierungen<br />

realisierten. Darin betritt ein<br />

als Pierrot verkleideter Mann<br />

eine Bar. Den vom Ober angebotenen<br />

Wein und Champagner<br />

lehnt er ab, akzeptiert<br />

aber eine Flasche Cointreau.<br />

Während er schmachtend am<br />

Flaschenhals leckt, entkleiden<br />

sich im Hintergrund Frauen …<br />

Eine solche Werbung wäre<br />

heute aus nachvollziehbaren<br />

Gründen so nicht mehr möglich.<br />

Ebenso wenig wie eine<br />

andere Werbung dieser Marke<br />

nach dem Ersten Weltkrieg, in<br />

der ungeniert daran erinnert<br />

wurde, dass der Aperitif gut für<br />

die Gesundheit sei … « Machen<br />

Sie sich niemals ohne ein<br />

kleines Glas Cointreau auf den<br />

Weg », wurde wie selbstverständlich<br />

kommuniziert, wobei<br />

die Aussagen für die meisten<br />

alkoholischen Getränke damals<br />

ähnlich waren.<br />

Einige Jahre zuvor gab es<br />

einen Leutnant der französischen<br />

Armee, der freiwillig<br />

an der Front kämpfte und von<br />

seinem Umfeld mit dem Spitznamen<br />

« Cointreau-Whisky »<br />

bedacht wurde, da er eine ausgesprochene<br />

Vorliebe für diese<br />

seinerzeit noch unbekannte<br />

Mischung hegte. Sein Name<br />

war Guillaume de Kostrowitzky<br />

(1880-1918), besser bekannt<br />

Für Cocktailfreunde<br />

Cointreau ist eine der beliebtesten Zutaten für<br />

Cocktails. Gut dosiert eingesetzt, erhält ein<br />

Getränk durch ihn ein optimales Gleichgewicht<br />

zwischen den ihm eigenen Aromen – ein<br />

anhaltender Geschmack nach Orange – und<br />

den anderen Zutaten, denn deren Geschmack<br />

kommt durch die sowohl milden als auch<br />

intensiven Noten des Cointreaus besser zur<br />

Geltung.<br />

• Der echte Margarita: Der berühmte Cocktail<br />

wurde 1948 in Mexiko von der einfallsreichen<br />

Amerikanerin Margaret Sames, genannt<br />

« Margarita », erfunden. Sie hegte eine<br />

regelrechte Leidenschaft für Cointreau.<br />

3 cl Cointreau, 5 cl weißen Tequila und 2 cl<br />

frischen Limettensaft zusammen mit Eis in<br />

einen Shaker geben. Kräftig schütteln und in<br />

ein Glas abseihen.<br />

• Der berühmte Cosmopolitan: 4 cl Wodka,<br />

2 cl Cointreau, 2 cl Cranberrysaft, 1 cl<br />

Limettensaft, ein Schuss Orange Bitter und<br />

Eis in einen Shaker geben. Kräftig schütteln<br />

und in ein Glas abseihen.<br />

• Daiquiri auf neue Art: 6/10 Bacardi,<br />

3/10 Cointreau, 1/10 frisch gepressten<br />

Limettensaft und Eis in einen Shaker geben.<br />

Kräftig schütteln und – je nach Vorliebe – mit<br />

oder ohne Eis in ein Glas gießen.<br />

Auf der Website von Cointreau gibt es<br />

zahlreiche Anregungen für Cocktails auf der<br />

Basis von Cointreau, darunter auch einige<br />

originelle Vorschläge. Zudem gibt es die<br />

Rezepte in deutscher Sprache.<br />

www.cointreau.com/de/de/cocktails<br />

als Guillaume Apollinaire. Mit der Zeit gab es dann auf<br />

der ganzen Welt immer mehr Anhänger von Cointreau,<br />

die das Getränk je nach Geschmack und Aktivitäten anpassten.<br />

Beispielsweise die australischen Extremschwimmer<br />

Icebergers, die noch heute bei jedem Wetter und jeder<br />

Temperatur im Meer schwimmen und sich hinterher traditionell<br />

mit einer heißen Schokolade mit Cointreau am<br />

Strand aufwärmen. Oder der berühmte Maler Yves Klein<br />

(1928-1962), der 1957 bei der Vernissage in einer Pariser<br />

Galerie die Besucher mit einem Cocktail in genau derselben<br />

Farbe wie sein berühmtes<br />

Blau begrüßte: Es war eine<br />

Mischung aus Methylenblau,<br />

Gin und … Cointreau.<br />

Auch wenn Cointreau<br />

heute für die meisten Franzosen<br />

immer noch ein Kultgetränk<br />

ist, ist sein Image<br />

inzwischen viel « gesetzter ».<br />

Viele haben Erinnerungen an<br />

ihre Kindheit, wo die Eltern<br />

oder Großeltern die quadratische<br />

Flasche aus dem Schrank<br />

holten und ein wenig der<br />

transparenten Flüssigkeit in<br />

einen Crêpes- oder Kuchenteig<br />

oder auch in eine heiße<br />

Schokolade gossen. Sofort war<br />

die Luft von einem wärmenden<br />

und tröstlichen Geruch<br />

nach Orangen erfüllt. Heute<br />

schätzen die Franzosen dieses<br />

Getränk zwar nach wie vor,<br />

tendieren aber eher dazu, es<br />

als etwas zu betrachten, das in<br />

keiner Küche fehlen darf. Die<br />

Flasche ist zwar präsent, wird<br />

in den meisten Fällen jedoch<br />

schlicht und einfach vergessen.<br />

Probieren Sie es aus, wenn<br />

Sie das nächste Mal bei Franzosen<br />

zu Gast sind: Fragen Sie<br />

nach Cointreau! Vermutlich<br />

wird man sich daran erinnern,<br />

dass irgendwo eine Flasche<br />

davon steht, ohne genau sagen<br />

zu können, wann man sie zum<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


letzten Mal hervorgeholt hat. Wahrscheinlich war es, als<br />

man ein angesagtes Rezept in einer Zeitschrift<br />

entdeckt hat, oder als ein Freund, der<br />

immer über die aktuellsten Trends auf<br />

dem Laufenden ist, um einen Cocktail<br />

auf der Basis von Triple sec gebeten<br />

hat …<br />

Das Geheimnis dieses 1885 in<br />

Angers (Maine-et-Loire) erfundenen<br />

Getränks beruht nämlich auf einer<br />

dreifachen Destillation der Schalen<br />

von Süß- und Bitterorangen. Die<br />

Süßorangen (Citrus sinensis) kommen<br />

aus Spanien, Ghana, Brasilien<br />

und dem Senegal, während die Bitterorangen<br />

(Citrus aurantium spp<br />

bigaradia) jedes Jahr aus Brasilien und<br />

Tunesien importiert werden. Das Familienunternehmen<br />

Cointreau wird<br />

inzwischen von der sechsten<br />

Generation geleitet, und<br />

noch immer werden die<br />

Orangen vor Ort in<br />

der Destillerie in<br />

Angers von Hand geschält, um die gewünschte Form und<br />

Dicke zu erhalten. Die Bitterorangen werden in Streifen<br />

geschnitten, während die Süßorangen zunächst<br />

in Scheiben geschnitten und dann in Viertel geteilt<br />

werden. Die Art des Schälens ist dabei für<br />

Bitter- und Süßorangen unterschiedlich.<br />

Anschließend werden die Schalen drei bis<br />

fünf Tage lang in der Sonne getrocknet, bis<br />

sie einen Feuchtigkeitsgehalt von 11 % erreicht<br />

haben. Die Schalen werden nach einem altüberlieferten<br />

Verhältnis gemischt – das Teil des<br />

Familiengeheimnisses ist –, um die geschmackliche<br />

Harmonie zu erzielen, die den Erfolg des<br />

Getränkes ausmacht. Sie mazerieren mehrere<br />

Wochen lang in einer hydroalkoholischen Lösung,<br />

die dann in großen Destillierkolben aus<br />

Kupfer destilliert wird, um die besten Aromen<br />

zu erhalten.<br />

Musée et Distillerie Cointreau<br />

2, boulevard des Bretonnières<br />

49124 Saint-Barthélemy d’Anjou<br />

Telefon: +33 (0)2 41 31 50 50<br />

www.cointreau.com/de


ART DE VIVRE Produkt<br />

Serie: Typisch französische Produkte (29)<br />

Briefkästen für Frankreichliebhaber<br />

« made in Alsace »<br />

Möchten Sie gerne einen originellen Briefkasten<br />

besitzen, der an Ihre Lieblingsregion erinnert?<br />

Barbara und Charly Hamm, zwei Gastronomen<br />

aus dem Elsass voller Ideen, stellen Briefkästen<br />

und Dekorationssets für Briefkästen her, die Anspielungen<br />

an verschiedene Regionen Frankreichs<br />

wie das Elsass, die Bretagne oder die Normandie<br />

sind. Eine nette Art, ein Stück Frankreich<br />

bei sich zu Hause zu haben.<br />

Für treue Leser unseres Magazins sind Barbara und<br />

Charly Hamm keine Unbekannten: In Frankreich<br />

erleben <strong>Nr</strong>. 74 haben wir über eine Fahrt mit dem<br />

Elektro-Hausboot auf dem Rhein-Marne-Kanal östlich<br />

von Straßburg berichtet. Dabei haben wir Ihnen unter anderem<br />

das sympathische Restaurant À l’Ancre in Waltenheim-sur-Zorn<br />

(genau gegenüber der Schleuse <strong>Nr</strong>. 44)<br />

vorgestellt, wo wir köstlich gegessen haben.<br />

Dass wir die beiden ein weiteres Mal besucht<br />

haben, hat nichts mit dem Restaurant<br />

zu tun, denn Barbara und Charly<br />

sind darüber hinaus auch begabte<br />

Künstler und Unternehmer mit<br />

Leib und Seele. 2010 gründeten<br />

sie ein kleines Unternehmen,<br />

das ihnen sehr am Herzen<br />

liegt: Boit’Idéal. Es handelt<br />

sich dabei um sehr originelle<br />

Briefkästen, die sympathische<br />

Anspielungen auf<br />

andere Regionen Frankreichs<br />

darstellen.<br />

Alles begann damit, dass Barbara das Aussehen ihres<br />

Briefkastens sehr langweilig und öde fand und ihren<br />

Mann Charly dazu aufforderte, sich zu überlegen, wie<br />

man ihn lustiger und attraktiver machen könnte. Charly<br />

ist nämlich nicht nur ein verdammt guter Koch, sondern<br />

er besitzt darüber hinaus auch handwerkliches Talent. Um<br />

auf andere Gedanken zu kommen, arbeitete er schon immer<br />

gerne mit Holz, sofern das Restaurant ihm die Zeit<br />

dazu ließ. Das sieht man an den vielen Dekorationsgegenständen<br />

im Restaurant, die er selbst herstellte. Auch<br />

unzählige Vogelhäuser sind im Laufe der Zeit entstanden.<br />

Was nun Barbaras Wunsch nach einem originelleren<br />

Briefkasten anging, so schlug Charly vor, ihm das Aussehen<br />

eines kleinen elsässischen Hauses zu geben. Gesagt,<br />

getan. Barbara und Charly machten sich auf die Suche<br />

nach einem geeigneten Material, das Wind und Wetter<br />

standhalten kann.<br />

Nach und nach klapperten die beiden die Heimwerkermärkte<br />

in der Umgebung ab. « Wenn wir unser Vorhaben<br />

erläuterten, erklärte man uns für verrückt », erinnert<br />

sich Barbara lächelnd. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte<br />

überhaupt niemand daran gedacht,<br />

das Aussehen von Briefkästen<br />

zu verschönern. Doch die<br />

beiden Restaurantbesitzer<br />

begeisterten sich immer<br />

mehr für ihr Projekt,<br />

erweiterten ihren Aktionsradius<br />

für die<br />

Materialsuche und<br />

wurden schließlich in<br />

Deutschland fündig.<br />

Einige Wochen später<br />

war ihr Briefkasten<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


fertig: Er hatte das Aussehen<br />

eines typisch elsässischen<br />

Hauses.<br />

Kaum war er installiert,<br />

erregte er auch schon Aufsehen:<br />

« Wir wurden mehrmals<br />

pro Tag gefragt, wo wir ihn<br />

gekauft hätten. Das ließ uns<br />

schmunzeln. Schließlich sagten<br />

wir uns, dass wir vielleicht<br />

über eine Vermarktung solcher<br />

Briefkästen nachdenken<br />

sollten. » Der erste Kunde war<br />

ein Deutscher, der mit seinem<br />

www.boitideal.com<br />

<br />

Barbara und Charly Hamm<br />

Boit’Ideal<br />

2, rue du Moulin<br />

67670 Waltenheim-sur-Zorn<br />

Telefon: +33 (0)6 86 92 80 85<br />

Wohnmobil unterwegs war. Er war vom Aussehen des<br />

elsässischen Briefkastens fasziniert und bestellte auf der<br />

Stelle einen. Seitdem ist dieser am Eingang eines Hauses<br />

in Stuttgart installiert. In der Zwischenzeit haben Barbara<br />

und Charly ihr Konzept professionell umgesetzt. Mit der<br />

Hilfe eines befreundeten Zeichners, Roland Perret, eines<br />

Herstellers klassischer Briefkästen und einer Druckerei<br />

entwickelten sie eine ganze Reihe solcher Briefkästen,<br />

die eine Anspielung auf französische Regionen sind (Elsass,<br />

Bretagne, Normandie, Nord). Andere setzen einen<br />

bestimmten Häusertyp (Chalet, modernes Haus) oder<br />

poetische und humorvolle Motive (Hühner-/Kaninchenstall)<br />

um. Der Preis für einen solchen Briefkasten, der nur<br />

noch aufgehängt werden muss, liegt zwischen 65 und 89<br />

€. Bis heute wurden bereits mehr als 2000 Exemplare davon<br />

verkauft, wobei die Käufer<br />

aus ganz Europa und sogar<br />

von anderen Kontinenten<br />

kommen. « Wir hatten schon<br />

eine Bestellung aus Japan! »,<br />

erinnert sich Barbara enthusiastisch.<br />

Barbara und Charly ruhen<br />

sich bei Weitem nicht auf ihren<br />

Lorbeeren aus, sondern haben<br />

auch ein findiges Konzept für<br />

alle diejenigen entwickelt, die<br />

bereits einen Briefkasten in<br />

den französischen Standardabmessungen<br />

besitzen: Zum Preis von 35,90 € bieten sie Sets<br />

an (40 cm x 30 cm x 30 cm) mit denen man den Kasten<br />

verkleiden und ein widerstandsfähiges Dach konstruieren<br />

kann. Und alles mit selbstklebender Folie, es sind weder<br />

Schrauben oder Nägel noch Leim notwendig. Dank<br />

einer Partnerschaft mit einem Briefkastenhersteller in<br />

Deutschland hoffen sie, bald etwas Ähnliches für deutsche<br />

Briefkästen anbieten zu können.<br />

Neuesten Informationen zufolge sind die Ideen von<br />

Barbara und Charly noch lange nicht erschöpft: Demnächst<br />

wollen sie ein noch originelleres und einfallsreicheres<br />

Outfit für Briefkästen vermarkten, das noch viel<br />

individuellere Möglichkeiten bieten soll … Doch pst! Das<br />

ist noch ein Geheimnis! Wir werden Sie aber auf dem<br />

Laufenden halten …<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast<br />

jedem französischen Haushalt befinden oder die für<br />

viele Franzosen kleine Nationalheiligtümer sind. In<br />

den letzten Ausgaben sind erschienen: Hollywoodund<br />

Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse<br />

(<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser<br />

(<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), L’école des loisirs<br />

(<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau<br />

de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59),<br />

Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe<br />

Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier<br />

d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63),<br />

Literatursammlung La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64),<br />

Zitronenpresse aus Glas von Luminarc<br />

(<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66), Ricard<br />

aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de<br />

Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>.<br />

69), Gemüsepassiergerät Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70),<br />

Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac (<strong>Nr</strong>.<br />

72), L’Image d’Épinal (<strong>Nr</strong>. 73), La Hulotte,<br />

« das meistgelesene Magazin im Tierbau »<br />

(<strong>Nr</strong>. 74), Savon de Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das<br />

gelbe Ölzeug von Guy Cotten (<strong>Nr</strong>. 76), die<br />

Künstlerfarben Lefranc Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77)<br />

und der Parapluie de Cherbourg (<strong>Nr</strong>. 78).<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

… den Korkgeschmack beim Wein<br />

Der Korkgeschmack ist für Weinliebhaber und Winzer eine regelrechte Plage<br />

und einer der häufigsten Weinfehler, mit denen wir heutzutage konfrontiert<br />

sind. Doch worum handelt es sich dabei genau? Wie entsteht dieser unangenehme<br />

Geschmack? Kann man ihn vermeiden oder neutralisieren? Da ich in<br />

diesem Punkt etwas klarer sehen wollte, habe ich das Thema genauer unter<br />

die Lupe genommen.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Wie erkennt man Korkgeschmack?<br />

Die meisten Weinliebhaber kennen den<br />

charakteristischen Korkton, der oft einen<br />

starken, manchmal richtig abstoßenden<br />

Nachgeschmack hinterlässt, der an<br />

einen modrigen Keller, an feuchten<br />

Karton oder an verschimmelten Kork<br />

erinnert. Auch das Belüften des Weines<br />

durch Schwenken oder Umfüllen in eine<br />

Karaffe hilft nicht, den Beigeschmack zu<br />

vertreiben. Allerdings darf man diesen<br />

Fehler nicht mit anderen Geschmacksnoten<br />

verwechseln, die durch den Ausbau<br />

des Weines entstehen, beispielsweise mit<br />

einer zu intensiven Holznote durch den<br />

Barrique-Ausbau. In einem solchen Fall<br />

hilft es meist, den Wein zu belüften,<br />

damit der Geschmack verschwindet<br />

oder gemildert wird. Wenn Sie sich<br />

nicht sicher sind, ob ein Wein tatsächlich<br />

« nach Kork schmeckt », schwenken Sie<br />

ihn oder füllen Sie ihn in eine Karaffe mit<br />

einem möglichst großen Boden um, damit<br />

der Wein so viel Kontakt mit der Luft<br />

wie möglich erhält. Lassen Sie ihn dann<br />

ein<br />

wenig stehen und kosten Sie ihn nochmals. Sie werden<br />

feststellen, dass in vielen Fällen die angenehmen Aromen<br />

des Weines in den Vordergrund getreten sind und der<br />

unangenehme Nebengeschmack verschwunden ist.<br />

Woher kommt er?<br />

Korkgeschmack tritt seit den 1970er/1980er-Jahren immer<br />

häufiger auf, sodass sich seitdem zahlreiche Untersuchungen<br />

mit dem Phänomen beschäftigt haben. Schließlich<br />

fand der Schweizer Wissenschaftler Hans Tanner den<br />

Grund für diesen unangenehmen Geschmack heraus. Zur<br />

allgemeinen Überraschung ist der Korken nicht der einzige<br />

Verantwortliche. Inzwischen ist nachgewiesen, dass<br />

der Korkgeschmack im Wesentlichen von einem Molekül<br />

namens TCA (2,4,6-Trichloroanisol) kommt. Dieses<br />

entsteht, wenn Schimmelpilze, die sich im Korkmaterial<br />

eingenistet haben, auf Chlorverbindungen treffen. Doch<br />

woher kommt das Chlor? Man schätzt, dass das im Korken<br />

vorhandene TCA in 95 % der Fälle durch Chlor entsteht,<br />

das in der Baumrinde selbst eingelagert ist (durch<br />

Insektizide oder Umweltverschmutzung) beziehungsweise<br />

durch chlorhaltige Produkte, die im Weinkeller<br />

verwendet werden. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn<br />

Holz (Paletten, Dachstuhl) mit bestimmten Fungiziden<br />

behandelt wird. In manchen Regionen stammt es möglicherweise<br />

auch aus dem leider immer stärker gechlorten<br />

Wasser, mit dem die Fässer gereinigt werden. Insofern<br />

kann es vorkommen, dass man Korkgeschmack sogar in<br />

Weinen findet, die sich noch im Fass befinden, also<br />

noch gar nicht abgefüllt wurden und demzufolge nicht<br />

mit einem Korken in Berührung gekommen sind. In<br />

diesem Fall sind die im Weinkeller natürlich vorhandenen<br />

Schimmelpilze für den Beigeschmack verantwortlich.<br />

Kann man Korkgeschmack verhindern?<br />

Die logische Folgerung, um den unangenehmen<br />

Geschmack zu verhindern, wäre der Verzicht auf den<br />

guten alten Korken. Diese Lösung erscheint simpel, ist<br />

aber im Grunde genommen nicht so einfach umzusetzen,<br />

denn für den « klassischen » Korken sprechen einige<br />

gute Argumente: Nicht nur viele Winzer, sondern<br />

auch Wissenschaftler sind der Meinung, dass der<br />

Verschluss aus dem natürlichen Korkmaterial zu<br />

einer besseren Weinalterung und Konservierung<br />

beiträgt. Obwohl er die Flasche dicht abschließt, lässt<br />

er durch seine Porosität einen gewissen Luftaustausch<br />

zu, der den Wein optimal altern lässt. Aus diesem<br />

Grunde findet man auf den allermeisten lagerfähigen<br />

Weinen immer noch natürliche Korken. In vielen<br />

Ländern – so auch in Frankreich – findet dieser bei<br />

den Konsumenten nach wie vor Anklang, da sie in<br />

ihm eine Qualitätsgarantie sehen und ganz einfach<br />

am Naturkorken hängen. Auf ihn zu verzichten, wäre<br />

daher eine radikale und nicht sehr sinnvolle Lösung.<br />

Welche Alternativen gibt es zum natürlichen Korken?<br />

Alternativen gibt es in der Tat einige: Weltweit gesehen<br />

wird heute schätzungsweise die Hälfte aller Weine mit<br />

synthetischen Korken (aus Kunststoff, vor allem auf der<br />

Basis von Erdöl), Drehverschlüssen (aus Aluminium),<br />

Glaskorken (die man im Übrigen immer häufiger bei<br />

Roséweinen findet) oder auch mit « experimentelleren »<br />

Varianten wie Korken aus Zuckerrohr verschlossen.<br />

Kann man den Korkgeschmack eliminieren?<br />

Leider nein, denn auch von den<br />

zahlreichen « alten Hausmitteln »,<br />

mit denen man Korkgeschmack<br />

angeblich eliminieren kann,<br />

hat sich noch keines wirklich<br />

bewährt. Anstatt einen solchen<br />

Wein jedoch einfach<br />

wegzuschütten, bleibt die<br />

Möglichkeit, ihn zum<br />

Kochen zu bringen und<br />

einkochen zu lassen. Dabei<br />

verschwindet der unangenehme<br />

Geschmack<br />

und man kann den Wein<br />

dann zumindest für eine<br />

Sauce verwenden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong> · 97


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />

Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter<br />

zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />

am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />

Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Françoise Bévérini, Guéwen Brown, Chantal<br />

Cobac, Martine Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs<br />

Quetsub, Gérard Rival, Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 19/<strong>2021</strong><br />

Druck: westermann DRUCK | pva,<br />

Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

Vetrieb:<br />

DMV DER MEDIENVERTIEB GmbH & Co. KG. · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />

Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />

nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte<br />

Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />

Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge,<br />

Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck,<br />

auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen<br />

sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des<br />

Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />

Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 E (D), 6,50 E (A),<br />

10,90 CHF (CH), 7,00 E (F/L/B/NL), 7,00 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 E (D), 21,90 E (A),<br />

37,00 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,<br />

die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2021</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach unten):<br />

Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc Presse • S.4: J.C. Albert,<br />

Ajc Presse; Serge Robin, Ajc Presse; Ernest Charles Appert, CCØ Paris Musées /<br />

Musée Carnavalet - Histoire de Paris; Sylvain Bachelot, Jardin d’acclimation; Yann<br />

Monel, les Hortillonnages d’Amiens • S.6-7: Roubaix Tourisme, DR; Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.8-9: Sarah Sergent, Paris Tourist Office; Serge Robin, Ajc Presse •<br />

S.10-11: Serge Robin, Ajc Presse; Amélie Dupont, Paris Tourist Office • S.12-20:<br />

DR • S.21:Arte, DR • S.22: DR • S.24: DR • S.26-30: Serge Robin, Ajc Presse •<br />

S.31: Parc National de Port-Cros • S.32: Serge Robin, Ajc Presse; Muriel Gasquy,<br />

Parc National de Port-Cros; Vincent Bardinal, Parc National de Port-Cros; Caroline<br />

Devevey, Parc National de Port-Cros • S.34: Philippe Robert, Parc National de<br />

Port-Cros; Serge Robin, Ajc Presse • S.36-37: Yann Monel, les Hortillonnages<br />

d’Amiens • S.38-39: Yann Monel et Mathieu Farcy, les Hortillonnages d’Amiens<br />

• S.40-41: Arts et Jardins Hauts-de-France; Yann Monel, les Hortillonnages<br />

d’Amiens • S.42-43: Arts et Jardins Hauts-de-France; Studio Audal; Yann Monel,<br />

les Hortillonnages d’Amiens; Livia Kolb et Virginie Alexe • S.44: Alix Eoche-Duval et<br />

Cyril Servettaz; Arts et Jardins Hauts-de-France • S.46-47: DR • S.48-52: G. Brown,<br />

Ajc Presse • S.53: CCØ Musée Van Gogh Amsterdam; Remy Genin, DR; G. Brown,<br />

Ajc Presse • S.54-55: G. Brown, Ajc Presse; Plan: Centre des Musées Nationaux,<br />

DR • S.56: Disney, DR • S.57: A. Sobczk, Parc Astérix; Milady, France Miniature<br />

• S.58: JL Audy, Futuroscope, Sylvain Bachelot, Jardin d’acclimation; DR • S.59:<br />

Parc Spirou, DR • S.60-63: Romain Ricard et Fred Lahache, Hotel Paradiso, DR •<br />

S.64-66: Pépinières Robin, DR • S.67: Pixabay • S.68-71: Jc Albert, Ajc Presse •<br />

S.72-<strong>79</strong>: CCØ Paris Musées / Musée Carnavalet - Histoire de Paris • S.81: Jacques<br />

Lebar, Paris Tourist Office • S.82-85: Léontine Behaeghel, l’école des loisirs; Rue<br />

de Sèvres, DR • S.86-89: DR • S.90-91: Nicole Cobac, Ajc Presse • S.92: Alain<br />

Lardière, Ajc Presse • S.94: Barbara et Charly Hamm, DR • S.96-97: Pixabay;<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Serge Robin, Ajc Presse; G. Brown, Ajc Presse;<br />

Binabik155, Creative Commons 3.0.<br />

Die Nummer 80 unseres Magazins ist ab dem 17. August <strong>2021</strong><br />

im Handel erhältlich, rechtzeitig also, um sich auf den Herbst<br />

einzustimmen. Bei allen Abonnenten steckt sie wie immer bereits<br />

eine Woche vorher im Briefkasten.<br />

Damit Sie eine kleine Vorstellung von den Themen bekommen –<br />

wobei wir natürlich nicht alles verraten – erhalten Sie im Rahmen<br />

unseres kleinen Spiels auf dieser letzten Seite wieder einige<br />

Hinweise:<br />

Zunächst drei Fotos:<br />

Anschließend dann drei Hinweise,<br />

von denen jeder eine Verbindung zu<br />

einem der Fotos hat:<br />

« Ich bin eine französische Stadt, die lange Zeit La belle endormie,<br />

Dornröschen, genannt wurde. In den letzten Jahren habe ich<br />

mich jedoch sehr verändert. Was meine Vergangenheit angeht,<br />

bin ich nach wie vor sehr zurückhaltend, vor allem wenn es<br />

darum geht, wie ich von der Sklaverei profitiert habe. Sie werden<br />

jedoch feststellen, dass sich die Zeiten geändert haben und dass<br />

ein Besuch unter diesem Blickwinkel zu nicht alltäglichen und<br />

interessanten Entdeckungen führt … »<br />

« Ich bin ein sehr berühmtes und beliebtes elsässisches Bier und<br />

stamme aus der ältesten Brauereianlage Frankreichs. Seit acht<br />

Generationen bin ich im Besitz derselben Familie, die mit knapp<br />

200 Beschäftigten darum kämpft, mich herzustellen. Mein Name<br />

weist auf einen Himmelskörper hin … »<br />

« Ich bin ein friedliches Fischerstädtchen am Mittelmeer, in der Nähe<br />

von Toulon. Der Lauf der Dinge wollte es, dass viele Deutsche und<br />

Österreicher mich von 1933 bis 1941 als Zufluchtsort wählten.<br />

Das ging so weit, dass ich jahrelang die, wie es der Philosoph<br />

und Schriftsteller Ludwig Marcuse ausdrückte, ‹ Hauptstadt der<br />

deutschen Literatur › war. »<br />

Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />

indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />

_ _ R _ E _ _ _<br />

_ E _ _ _ R<br />

S _ _ A _ _ - _ U _ - _ E _<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 80 - Herbst <strong>2021</strong><br />

Erscheint am 17. August <strong>2021</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2021</strong>


Großzügige Unterkünfte im modernen Design, eine Wellnesslandschaft<br />

mit 5 Saunen, Sonnenterrasse und Boddenblick, ein Fitnessstudio mit<br />

professionellen Geräten, ein Hobbyraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte<br />

und Tischfußball sowie eine Lounge mit Kamin und Panoramablick,<br />

mönchgut living & spa bietet Ihnen alles, um einen perfekten Urlaub auf<br />

Rügen zu verleben. Die Lage im Herzen des romantischen Fischerdorfes<br />

Gager im UNESCO­Biosphärenreservat Südost­Rügen verspricht zudem<br />

Entspannung und Erholung inmitten unberührter Natur, nur wenige Minuten<br />

vom Ostseestrand und den berühmten Seebädern der Insel entfernt.<br />

www.moenchgut-living.de


Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />

Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />

Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks Lubéron,<br />

nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser atemberaubende<br />

Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />

Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />

und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im<br />

Ort mit. Die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen Design bilden<br />

eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence finden<br />

werden. Der beheizte Infinity-Pool und 2.600 qm große Garten sind Garant für einen<br />

erholsamen Urlaub. Die Villa verfügt über Platz für bis zu zehn Personen, doch durch<br />

den modularen Grundriss fühlt man sich aber auch zu zweit oder viert nicht zu einsam.<br />

www.provence-living.fr

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