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GOODLIFE_No. 180, Sonderausgabe SOMMER EDITON 2024

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SONDERAUSGABE

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01

N o 180

SOMMER EDITION

Quiet Luxury

Outdoor Living



EDITORIAL

GOODLIFE N O 180

„Sie sind der Mann von Seite 3“, so sprach mich kürzlich eine attraktive

Dame im Bus der Stuttgarter Linie 41 an. „Ihr Heft ist großartig.

Bitte machen Sie weiter so.“ Für einen Moment kam ich mir

wie bei „Versteckte Kamera“ vor. Natürlich habe ich mich gefreut,

doch ich war auch beruhigt, dass Sie meinen Namen nicht parat

hatte. Denn schließlich entsteht unser Magazin in einem Team von

Journalistinnen und Journalisten, die für ihre Sache brennen. Einige,

wie Claudia Simone Hoff, sind ständig auf Achse – für diese Ausgabe

hat sie eine nachhaltig produzierende Outdoor-Möbelfabrik in

Norwegen besucht (ab Seite 50). Kollegin Jasmin Jouhar machte

derweil Südtirol unsicher (Seite 32).

GOOD TO EXPLORE heißt unsere Rubrik, in der wir auf Erkundungstour

gehen. In der letzten Ausgabe war es das Comtat, ein

eher unbekannter Teil der Provence. In dieser Ausgabe wagen wir uns

auf technikaffines Terrain vor und betrachten das Thema Camping.

Die Vorgabe lautete: „Alles, außer Gartenzwerg-Szenarien.“

Unser Autor Markus Hieke kam mit ziemlich abgefahrenen Impressionen

von der Recherche zurück – Glamping – zu bestaunen ab Seite 74.

Für alle, die lieber klassisch im Hotel campieren, gibt es außer der

Destination Südtirol Vorschläge für den Spreewald (ab Seite 62),

Ischia (ab Seite 86), Querétaro (ab Seite 124 – warum gibt es diese

Art von Hotel nicht in Deutschland?) und für Capri (Seite 142).

SOMMER EDITION. Quiet Luxury Outdoor Living ist das Thema

der Ausgabe No. 180. Sie finden dazu Inspirationen und aktuelle Produkte

in unserem Supplement. Auch dieses „Heft im Heft“ ist achtsam

kuratiert. Vieles haben wir von vornherein beiseitegeschoben.

Etwa die unzähligen Herstellerfotos mit Infinity-Pools und gelangweilt

herumsitzenden Models. Szenarien, in denen sich keiner von

uns wiederfindet. Es geht um Authentizität und um GOODLIFE: Um

Storys, wie über die dänische Unternehmerin Mai Pham, die uns am

Herzen liegen. Vor Kopenhagen hat sie die ehemalige Herrenumkleide

eines Strandbads der Architekten-Ikone Arne Jacobsen in ein Day Spa

verwandelt. Gemeinschaft ist wichtig. Oder die Geschichte von Andra

Lauffs-Wegner, deren privates Museum mit irrem Skulpturenpark

zehnjähriges Bestehen feiert. Kunst-Fans können dort Termine für

eine Besichtigung ausmachen, und die Sammlerin lässt es sich nicht

nehmen, persönlich durch „ihre“ Ausstellung zu führen. Für sie sind diese

Begegnungen Glücksmomente, für uns eine Form von leisem Luxus.

Hier unsere neue Spotify-Playlist

für eine Sommersause, ab jetzt!

Dr. Stephan Demmrich, Chefredakteur, & Team

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Lust auf Möbel mit Charakter / Passion for furniture with character

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MORE INFO


SPIN

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Skulptur „Orange Pole“


INHALT

18

68

74

124

8


N o 180 SOMMER EDITION

3

10

144

EDITORIAL

IMPRESSUM

BEZUGSQUELLEN

+ Heft im Heft: 44 Seiten

OUTDOOR INSPIRATIONEN

12

INTRO

74

GOOD TO EXPLORE

12

SOMMERZAUBER Alles über Zitronen

Glamping sieht anders aus als Camping.

14

SOMMERLOOK Puffärmel und Science Fiction

Schon mal mit einem Rolls Royce zelten

16

SOMMERNACHT Düfte, Sleepwear und Art

gewesen? Einem Porsche? Es wird Zeit

18

SOMMERHIT Partnerlook, Collage und Polo

20

22

SOMMERTAG Drei Lieblingsaccessoires

SOMMER EN ROUTE Wie Stil mobil macht

86

GOOD STORIES

24

SOMMERFRISCHE Retro, Future und Schmuck

88

ISCHIA Ein Hideaway hoch über dem Meer

26

SOMMERSPROSSEN Punkte sind jetzt überall

98

MAILAND Schmale Dachterrasse, üppiges Grün

28

SOMMERSTYLE Unsere fancy Top Five

106

VALDARNO Ein Haus für Sommer-Partys

116

LYON Villa mit exklusivem Outdoor-Setting

30

GOOD GUYS

SOMMER EDITION, unsere Themen

124

SANTIAGO DE QUERÉTARO Vintage-Herberge

32

38

Südtirol: Party-Hotel oder lieber Ruhe-Oase?

Anna Benson kreiert coole Gartengeräte

138

GOOD TIMES

42

Ein Duft für das Fashion-Label Acne Studios

138

In Rom trifft man sich im „Appuntamento“

46

Arne Jacobsen reloaded: Designjuwel im Sand

140

Dinner de luxe mit Blick auf die Akropolis

50

Nachhaltige Outdoor-Möbel aus Norwegen

142

Die heißeste Suite von Capri

56

Politik goes Design: Zahnbürste für Revoluzzer

58

Eine Kunstinstitution wird zehn: das „Kat_A“

62

66

Ab in den Spreewald: die Michelsberger Farm

Ina Carla Cierniak porträtiert die Liebe an sich

146

SIMPLY GOOD

68

Der erste Roof-Top-Bauernhof in Kopenhagen

Textilien und Accessoires wie aus der Kindheit

9


IMPRESSUM

N o 180

SONDERAUSGABE

INTERIOR KULTUR GENUSS REISEN

Redaktion und Anzeigenverwaltung

Mörikestraße 67

70199 Stuttgart

www.wohndesign.de

VERLEGER

CHEFREDAKTION

FEUILLETON LEITUNG

COVER

MITARBEITER DIESER AUSGABE

GRAFISCHE GESTALTUNG

REDAKTION

TEXTREDAKTION

ANZEIGENLEITUNG

HEAD OF SALES LUXURY

REPRÄSENTANZ ITALIEN

REPRÄSENTANZ FRANKREICH

SHOPPING GUIDE UND

ANZEIGENDISPOSITION

ABONNEMENTVERWALTUNG

VERTRIEB

HERSTELLUNG

DRUCKEREI

VERLAG

Der Nachdruck, auch auszugsweise,

ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung

der Redaktion gestattet. Für

eingesandtes Bild- und Textmaterial

wird keine Haftung übernommen.

Christian Peters

christian.peters@goodlifepublishing.com

Dr. Stephan Demmrich (sd)

Tel. +49 711 998826-63

stephan.demmrich@goodlifepublishing.com

Prof. Rainer Groothuis

© Brydie Mack fotografierte den Hut für Lack of Color, Seite 20

Filippo Bamberghi, Helenio Barbetta, Marco Bertolini

Guilaume Grasset, Frank-Oliver Grün (fog),

Simona Heuberger (sh), Markus Hieke (mh), Claudia Simone Hoff (csh)

Jasmin Jouhar (jj), Pepe Molina

Saskia Schweitzer

Anke Gungl (ag)

Tel. +49 711 998826-64

anke.gungl@goodlifepublishing.com

Irmhild Tieck

Ulrike Ehlers

Tel. +49 711 998826-62

ulrike.ehlers@goodlifepublishing.com

Russna Jaswal

Tel. +49 151 45310028

russna.jaswal@goodlifepublishing.com

Studio Villa

Tel. +39 02311622zarch. Ilaria Prato, ilaria@studiovilla.com

Francesco Ravanello, francesco@studiovilla.com

Anke Blagogee-Krüger

Tel. +33 607187417

anke@AnkeBlagogee.de

Martin Lindner

Tel. +49 711 998826-61

martin.lindner@goodlifepublishing.com

E-Mail: abo@wohndesign.de

MZV GmbH & Co. KG, Unterschleißheim

Thomas Lösch

Evers-Druck GmbH, Meldorf

GOOD LIFE Publishing GmbH

Borselstraße 16c

22765 Hamburg

Abonnementpreis: 6 Ausgaben

p.A. frei Haus: 36,00 Euro

Ausland zzgl. Porto

E-Paper (Einzelausgabe) 6,00 Euro

E-Paper (Jahresabo) 30,00 Euro

© GOOD LIFE Publishing GmbH

ISSN 1664-1760

10


Muyu . collection

designed by Stephane De Winter

@manutti_official

manutti.com

outdoor luxury


SOMMERZAUBER INTRO

SOMMERZAUBER

Zwei Besonderheiten gibt es zu diesem Werk aus den späten 1640er-Jahren festzuhalten. Die Schale mit

den Zitronen hat eine Frau gemalt, Giovanna Garzoni – zu dieser Zeit waren Künstlerinnen eher die Ausnahme.

Zum Zweiten steht das Motiv für einen Trend: ein wachsendes Interesse an Zitrusfrüchten. In der Blütezeit

der Renaissance waren Orangerien, also Gewächshäuser zur Kultivierung exotischer Arten wie diesen,

beim nordeuropäischen Landadel bereits verbreitet. Doch nun setzt ihre systematische Erforschung ein. „Das

technische Instrumentarium war begrenzt, aber die Faszination für Pflanzen – ihr Aussehen, ihre Struktur,

sowie ihr medizinischer und landwirtschaftlicher Wert – wuchs“, schreiben David Lane und Marina Tweed in

einem Kapitel ihres sensationell tollen Buches „The Gourmand‘s Lemon“. Dort erfährt man, dass sich Botaniker,

wie sie seit dem späten 17. Jahrhundert genannt wurden, bei ihrer Arbeit auf ihre Augen verlassen mussten,

Fotos gab es ja noch nicht. „Was bedeutete, dass detaillierte Zeichnungen und Gemälde von Exemplaren

ihnen halfen, Informationen zu sammeln und Hypothesen zu überprüfen. Zitronen standen nicht allein für

Reichtum, sondern waren mit ihren malerischen gelben Farbtönen und glänzenden Blättern auch ein neues

und schönes Motiv.“ Garzoni baut dabei eine kleine Irritation ein: Eine Vespe hat sich auf einer der Früchte

niedergelassen – ein Symbol für Selbstbewusstsein und ein Beweis ihrer Virtuosität als Malerin, manifestiert

in der Transparenz und feinen Darstellung der Flügel. Neu erschienen im Taschen Verlag, siehe auch Seite 144.

12


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SOMMER LOOK INTRO

2

© Courtesy of Legendary Entertainment

3

1

© Karel Baras

SOMMERLOOK

1 I Erfrischendes Setting. Das Midikleid mit Ballonärmeln entdeckten wir bei Alémais, einem australischen Label. Ein

Credo von Mitbegründerin Lesleigh Jermanus: „Wir haben einen handwerklichen Schwerpunkt. Farben und Texturen sind

vom Umfeld der Kunsthandwerkstätten inspiriert, in denen produziert wird.“ 2 I Was bleibt von den Requisiten eines Kinomeisterwerks

wie „Dune II“ im Gedächtnis? Ein archaisch anmutendes Wrist Device (Foto), das aus einer Kooperation

zwischen Filmrequisiteur Doug Harlocker und der Uhrenmarke Hamilton hervorging. „Inspirierend und herausfordernd

zugleich“, so Vivian Stauffer, Hamilton-CEO. Aus der „Desert Watch“ entstanden zwei limitierte Zeitmesser, modifiziert

für Abenteuer auf der Erde. 3 I Die Designer Godefroy de Virieu und Stefania di Petrillo ließen sich für diese Tischleuchte

von einem Glas der Edel-Manufaktur inspirieren und stellten die Kuppa auf den Kopf. C‘est ça. Cristallerie Saint Louis.

14


g.d. stefano citti a.d. emiliana martinelli

MULTIDOT Brian Sironi


SOMMERNACHT INTRO

1

2

SOMMERNACHT

3

1 I „Ich möchte mit meiner Kunst ausdrücken, was

für mich im Leben besonders wertvoll ist: Momente

des Innehaltens, der Stille und des Friedens“, erklärt

die Künstlerin Ina Carla Cierniak. Mit ihrer Serie „Mother

and Child“ weicht sie erstmals von ihrem sonst

abstrakten Malstil ab. Mehr zu ihr im Heft ab Seite 66.

2 I Wer sich auch zu Hause gern in Schale wirft,

kommt an Mode-Designerin Olivia von Halle nicht

vorbei. Ihre Kollektion aus luxuriösen Seiden-Pyjamas

und eleganten Homewear-Pieces zeigt, wie Frau

auch im Schlaf en vogue sein kann. 3 I Nein, es geht

hier nicht um den Heizkörper und auch nicht um den

lockeren Umgang mit Obst, wie das Bild auf den

ersten Blick vermuten lässt. Die Protagonisten sind

Duftkerzen von Harriet Allure, die in Portugal aus

recyceltem Ton gefertigt werden. Die langjährigen

Freunde Freddy und Alex, die in Deutschland geboren

und aufgewachsen sind und ihre Wurzeln im westafrikanischen

Ghana haben, wollten die Diversität

eines jeden Menschen zum Ausdruck bringen. Jede

Duftkerze ist ein Unikat. Bezugsquellen auf Seite 144.

16


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SOMMERHIT INTRO

1

2

3

SOMMERHIT

1 I Der nächste Sommerschauer kommt, und Petra

Jungebluth tut alles dafür, dass Hund und Halter

geschützt unterwegs sind. Die Mode-Designerin und

Gründerin der Marke Cloud7 arbeitet hier mit dem

Fair-Fashion-Label LangerChen zusammen. Die Kollektion

heißt „Lewis & Lismore“, benannt nach zwei

schottischen Inseln – „führend in der Erfahrung mit regelmäßigem

Niederschlag.“ 2 I „Collagen faszinieren

mich seit der Kindheit“, so Matthias Jung, der schon

im Fotolabor seines Vaters mit Schere und Klebstoff

die ersten fantastischen Gebäude zusammenfügte.

„Im Grund mache ich heute nichts anderes.“

Zum Glück. Wir lieben Deine surrealen Bildwelten.

3 I OAS ist ein Modelabel aus Schweden. Sein Gründer

Oliver Adam Sebastian fokussiert sich auf Swim

Wear und freche Freizeitmode. Uns hat es das „Vista

Girona“-Leinenhemd angetan: Lässig, luftig – Kasten-Ärmel

treffen klassischen Polokragen. Very chic.

18


VENICECOLLECTION

DESIGN BY LUDOVICA SERAFINI + ROBERTO PALOMBA

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SOMMERTAG INTRO

1

© Brydie Mack

2 3

SOMMERTAG

1 I Mit einem kreativen Ansatz und seinem unverkennbar bodenständigen Charme erfindet das australische

Label Lack of Color die Welt der Hüte neu. Durch die Kombination traditioneller Formen mit modernen

Farben, Texturen und hochwertiger Verarbeitung schafft jedes Stück wahre Stilmomente, die von Nostalgie

durchdrungen sind. Oben das Modell „Oasis“ in der Farbe „Bone“. 2 I Das traditionelle Schweizer Uhrenhaus

Tissot begibt sich mit dieser Neuinterpretation der 1968 erstmals aufgelegten PR516 in seine reiche

Vergangenheit. 3 I Schokolade auf die Augen gibt‘s diesen Sommer bei Monokel Eyewear. Der schwedische

Sonnenbrillen-Hersteller ist für seine schlichten und dennoch modernen Unisex-Modelle aus pflanzlich basiertem

Acetat bekannt. Die Sonder-Editionen in warmem Dunkelbraun sind limitiert. Kaufinfos Seite 144.

20



SOMMER TO GO INTRO

1

2

3

SOMMER EN ROUTE

1 I Tragbare Leuchten, das heißt Modelle mit integriertem Akku für kabellosen Einsatz, gibt es wie Sand am Meer. Wir haben gesiebt

und uns in „Bell“ von Tom Dixon verliebt, die in vier Varianten daherkommt. „Die neuen Taupe-, Grau- und Weißtöne sind ein toller Kontrast

zu den Schwarz- und Metalltönen, die unsere Kollektionen lange Zeit dominiert haben“, so der Engländer. 2 I Mismo entstand 2003

mit der Idee, „Reisenden und Stadtbewohnern mehr zeitlose Gepäckvielfalt zu bieten.“ Was für ein Understatement aus Kopenhagen.

Modelle wie die Tote Bag „Haven“ stellen so einiges in den Schatten. 3 I Soap on a Rope, das bietet das Label Claus Porto. Ideal für unterwegs,

denn die Seife am Seil findet in jeder Dusche Platz. Auch als „normales“ Stück, aber immer besonders wie „Musgo Real“: Geranie,

Zistrose und Patchouli auf Basisnoten wie Vetiver, Amber, Eichenmoos, darüber Zitrone, rosa Pfeffer und Grapefruit. Ein Dufterlebnis.

22


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SOMMERFRISCHE INTRO

1

2

3

© Michelle Mantel

SOMMERFRISCHE

1 I Kunsthandwerk für Handgelenk und Co. bietet das französische Bijouterie-Unternehmen Bangle-Up. Die

Schmuckstücke vereinen Pariser Chic mit einem Hauch Bollywood und lassen sich nach Lust und Laune miteinander

kombinieren. 2 I Das 1968 gegründete Fashion-Brand Esprit zählte insbesondere in den Eighties zu den

Kultlabels der Modeindustrie. Mit der Spring‘24-Kollektion „Reborn Nostalgia“ lanciert das deutsche Unternehmen

eine Capsule-Linie aus kultigen Looks in knalligen Farben, die an die „good old days“ anknüpfen soll.

3 I Ikonischen Möbel-Entwürfen ein zeitgenössisches Make-over zu verpassen, ist das Steckenpferd von Blockbau.

Das süddeutsche Label, das Architekt Kevin Rack 2020 ins Leben rief, steht für verantwortungsbewusstes

Design. Alle Stücke, wie auch der „22.24“-Stuhl aus gebogenem Stahlrohr, werden lokal gefertigt.

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SOMMERSPROSSEN INTRO

1

2

3

© Elisabeth Heltoft

SOMMERSPROSSEN

1 I „Wir sind ja so verschossen, in deine ... “ Brille: Modell „Crosslink Zero“ von Oakley. Entdeckt bei Mister Spex in der Rubrik „Speed

Shades“. 2 I In der letzten Ausgabe von GOODLIFE zum Thema Selfness hatten wir es schon thematisiert: Wer über moderne Tischkultur

spricht oder schreibt, kommt an der Table Ware von angesagten Modelabels nicht vorbei. Viele Dessins sind ausgesprochen

farbenfroh, ein Statement für jede Tafel. Punkte lieferten die Inspiration zu diesem Arrangement bunter Teller in Kombination mit

Tassen aus der Serie „Cubi“. Sie finden es unter dem Thema „Madcap Geometrics“ im Haushaltswarensortiment von La DoubleJ.

3 I Bengt Thornefors war Senior Designer bei Acne Studios sowie YSL und gründete 2016 Magniberg mit Nina Norgren. Seit zwei Jahren

ist er Creative Director von Sahco. Ihm haben wir den subversiv schimmernden Vorhangstoff „Deedee“ im Polka-Dot-Design zu verdanken.

Das Punktemuster erzeugt einen Schatteneffekt auf dem einfarbigen Hintergrund, sodass der Stoff auch wendbar ist.

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STILVOLL LEBEN

Flap

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GOODIES INTRO

1

© Mattheu Lavanchy

SOMMERSTYLES

In der Welt zu Hause sind diese Accessoires und

Möbel für den Sommer. Wir zeigen Tafelkultur

à la française und eine Boden-Couture, die von

den indischen Stufenbrunnen inspiriert ist.

2

1 I Fest im Sattel bleibt Hermès. Das Geschirr „Tressagse

Equestre“ feiert einmal mehr die Ursprünge des

Pariser Luxuslabels, einst Sattlerei. Geflochtene Borten

und Tressen ziehen ihre Bahn über weißes Kaolin-Porzellan

– fein oder dicht gezeichnet, aber immer präzise. Petrolblau

und Leder-Nuancen treffen auf spritzige Farben

wie Zitrone und Minze. 2 I „Safari“ heißt der Klassiker von

Kaare Klint von 1933. Der klappbare Sessel basiert auf

den indischen Roorkhee Chairs des britischen Militärs,

den ersten selbst montierbaren Möbeln. Von Carl Hansen,

in bordeauxrotem Leder.

28


3

4

© Ashish Shah

5

3 I Byredo macht tolle Düfte und jetzt auch Schmuck.

Die Halsketten, Armbänder, Ringe und Ohrringe der

Kollektion „Virasaat“ aus Silber oder Gold sind mit Perlen

zu Mustern versetzt, „als wären die Stücke vom

Auf und Ab des Wassers und der Zeit geformt.“ Gefertigt

wird in Italien in aufwendiger Handarbeit.

4 I Flieder ist der jüngste Farbton für die „Aalto“-Vase

von Iittala. Sieben Glasbläser sind insgesamt 30 Stunden

mit der Herstellung jeder Vase beschäftigt. Ihre ikonische

Wellenform, die der finnische Architekt Alvar Aalto 1936

entwarf, setzt Blumen verspielt und kreativ in Szene.

5 I Die Stufenbrunnen in Indien sind UNESCO-Kulturerbe

und waren einst das Herz einer Gemeinschaft – ein sicherer

Hafen, der vor allem Frauen Schutz vor der Hitze bot,

wenn sie Wasser für ihr Dorf holten. In den reich verzierten

und mit Nischen und Pavillons ausgestatteten Bauwerken

konnten die Menschen schwimmen, baden oder

ihre religiösen Rituale pflegen. Ein Treffpunkt, der Menschen

eint – wie ein Teppich, dachte sich die Londoner Designerin

Shalini Misra und ließ sich zu einer fantastischen

Kollektion für CC-Tapis inspirieren. |simona heuberger

29


GOOD GUYS

30


GOOD GUYS

Sommerzeit ist Reisezeit. Aber auch Zeit, zu

lesen, einfach mal innezuhalten oder Neues zu

entdecken. Gute Inspirationen finden Sie hier.

32 I REISE Lieber klein und fein? Oder schön schräg?

Zwei ungleiche Destinationen, ein Ziel: Südtirol

38 I DESIGN Alles begann mit Weihnachtsbäumen.

Jetzt mischt Anna Benson Geräteschuppen auf

42 I BEAUTY Der Duft des Sommers. Wie eine junge

Parfumeurin ein Mode- mit einem Dufthaus liiert

46 I ARCHITEKTUR Abtauchen mit Arne Jacobsen.

Sein Strandbad Bellevue hat ein neues Badehaus

50 I FABRIK Wir waren in Norwegen, wo besondere

Garten- und Straßenmöbel produziert werden

56 I NACHHALTIGKEIT fängt morgens mit unserer

Zahnbürste an. Das zeigt Christoph Laudon

58 I EXPO Große Skulpturen und Installationen

sind die Leidenschaft von Andra Lauffs-Wegner

62 I PROJEKT Im Spreewald vor Berlin wartet die

Michelberger Farm auf Ihre Auszeit vom Alltag

66 I KUNST Ina Carla Cierniak erfindet sich immer

wieder neu und verzaubert uns mit ihren Bildern

68 I GENUSS Über den Dächern von Kopenhagen

haben wir unseren ersten Stadtbauernhof besucht

Wer im Hotel „Amadeus“ nicht brav ist, muss zur Strafe in den Pool

mit Hippo und Krokodil oder wird von der Besitzerin nassgespritzt.

Dann lieber einen Apérol-Spritz unterm Schirm – mehr ab Seite 32.

31


GOOD GUYS REISE

32


LA DOLCE VITA IN SÜDTIROL

Klein und fein oder lieber bunt und schräg? Ein junges Paar führt gleich zwei ungewöhnliche

Häuser: die Pension Leuchtenburg und das Hotel Amadeus. Wir haben beide besucht.

Das wahrscheinlich Wichtigste gleich vorweg: Der

Kaffee ist sehr gut in der Leuchtenburg (diese Seite).

Und er kommt, auch das nicht zu verachten, in sehr

schönem Geschirr von Ginori. Kaum, dass die Gäste

vom See oder von einer Wanderung zurückgekehrt

sind und es sich im Hof des alten Hauses bequem

gemacht haben, schaut auch schon Katharina Sparer,

kurz Kat, um die Ecke und fragt, ob es ein Kaffee

sein darf. Oder vielleicht ein Glas Wein von einem der

vielen Weingüter der Umgebung? Die Chefin der Pension

Leuchtenburg direkt am Kalterer See ist nicht nur

Meisterin in der Disziplin „Gästen jeden Wunsch von

den Augen ablesen“ – die 33-jährige Südtirolerin ist

auch gefühlt überall gleichzeitig. Sie bringt frische Badetücher

aufs Zimmer, sie macht nach dem Frühstück

Ordnung in der Küche, sie erklärt den Aufstieg zur Rastenbachklamm

auf der anderen Seite des Sees. „Ich

habe meine Berufung gefunden“, sagt sie im Gespräch

bei einer Tasse Cappuccino. Kat führt gemeinsam mit

ihrem Partner Jan Waldner sogar zwei Häuser: die

Pension Leuchtenburg mit zwölf Zimmern in Klughammer

und das Hotel Amadeus mit 40 Zimmern im

benachbarten Ort Auer. Zwei ganz unterschiedliche

Südtiroler Destinationen: Die Leuchtenburg klein, fein,

aber entspannt. Und das Amadeus bunt, lebendig und

ein bisschen schräg – das zeigt sich auf diesen Seiten.

Haben Sie den Sonnenschirm wiedererkannt? Er ziert den Poolbereich

des Hotels „Amadeus“ (Seite 30-31) und das Ufergrundstück

der Leuchtenburg am Kalterer See, links eines der Gastzimmer.

33


GOOD GUYS REISE

„DAS AMADEUS IST KEIN 08/15-HOTEL,

SONDERN EIN HAUS FÜR MENSCHEN, DIE

ES IM URLAUB LOCKER NEHMEN.“

Zu beiden Häusern sind Kat und Jan eher durch Zufall

gekommen – strategisch geplant war der Einstieg in die

Hotellerie jedenfalls nicht. Zwar ist Kat in der Leuchtenburg

praktisch aufgewachsen, ihre Eltern hatten das

Haus über viele Jahrzehnte gepachtet und als Pension

betrieben, doch übernehmen wollte sie es eigentlich

nicht. Bis ihre Eltern sich zurückzogen und die Tochter

potenzielle Nachfolger durch die Räume des über 500

Jahre alten Gebäudes führte. Da merkte sie: „Ich könnte

das besser, ich kenne den Standort genau, ich weiß, was

man hier machen sollte.“ Also überzeugten sie und Jan

die Eigentümer, ihnen das Haus zu verkaufen und starteten

ohne Eigenkapital, aber mit staatlicher Hilfe für

Jungunternehmen mitten hinein in die Pandemie. Das

alte Gemäuer wurde renoviert und vom Meraner Innenarchitekturstudio

Biquadra zeitgemäß eingerichtet, mit

einem Auge für Farben und Details. Den alten Stall an

der Straße ließen sie sanieren und zu Restaurant und Küche

umwandeln. Ein insgesamt gelungener Umbau, bei

dem der Charme des Alten zum Glück erhalten geblieben

ist. Größtes Plus der Leuchtenburg dürfte aber der Seezugang

sein: Das Haus selbst liegt zwar nicht direkt am

Kalterer See, verfügt aber über eine nur wenige Schritte

entfernte Wiese am Ufer, die den Gästen vorbehalten ist.

Schwimmen, Saunieren, Stand-up-Paddling, einen Aperitivo

auf dem Steg nehmen – schon die Palme mitten

auf dem Rasen sorgt für Urlaubsstimmung.

Das zweite Hotel, das Amadeus in Auer, übernahmen die

beiden jungen Leute eher aus einer Laune heraus – als

sie hörten, dass der Eigentümer nach vielen Jahrzehnten

abgeben wollte. „Wir haben immer versucht, auf das

Universum zu hören“, erzählt Kat lachend. „Wenn eine

Tür aufgeht, gehen wir rein. Es gab wirklich viele Dinge,

die nicht hätten klappen können.“ Das Amadeus haben

sie lediglich gepachtet und einstweilen so belassen, wie

We love retro. „Das Hotel Amadeus ist geschaffen für Paare, Freunde

und Familien, die klassische Standard-Hotels satthaben.“ Oben: Hier

stehen „tanto amore, Aperol, und bella vita““ auf dem Programm.

34


35


GOOD GUYS REISE

© Patrick Schwienbacher

ist: mit Stilmöbeln, Teppichböden und Siebziger-Jahre-

Fliesen im Bad. „Es ist heimelig, charmant, ich habe mich

wohlgefühlt“, so die Südtirolerin. „Ein bisschen Retro,

aber nicht zu kitschig.“ Die Zimmer sind entsprechend

günstiger als in der Leuchtenburg, doch Dolce Vita unter

Südtiroler Sonne kann man auch im Amadeus pflegen:

Es liegt in einem großen, vom Eigentümer liebevoll gepflegten

Garten mit eigenem Pool. Zum Strandbad am

Kalterer See sind es ein paar Minuten auf dem Rad. Auch

das quirlige Bozen ist nur eine kurze Zugfahrt entfernt.

Ein bisschen haben die beiden Jung-Hoteliers mit dem

Amadeus auch den Traum von Kats Vater erfüllt, der sich

immer zwei Hotels gewünscht hatte. Während Kat nun

in der Leuchtenburg die Geschäfte führt, managt Jan

das Amadeus. Die beiden ehemaligen Leistungssportler

– Eishockey! – sind jetzt Teil einer jungen Generation

von Gastronomen und Gastgebern, die seit einigen

Jahren den Tourismus in Südtirol modernisieren. Ein guter

Kaffee gehört da unbedingt dazu. |jasmin jouhar

Katharina Sparer und Jan Waldner sind die Betreiber der beiden

Destinationen. Im Fokus ein Blick aufs Fenster im Leuchtenburg.

36



GOOD GUYS DESIGN

ZU SCHÖN FÜR DEN SCHUPPEN

Auf der Suche nach feinem Gartenwerkzeug fand die Christbaumproduzentin

Anna Benson eine Marktlücke und bietet nun Schaufel & Co. für Ästheten an.

„Ich bin zwischen Weihnachtsbäumen und Blumen

aufgewachsen“, erinnert sich Anna Benson. „Mein Vater

war einer der größten Weihnachtsbaumproduzenten

in Schweden, meine Mutter Gartenbau-Meisterin. Ich

habe mit dem Weihnachtsbaum-Deko-Business begonnen,

weil ich einen großen Bedarf und eine Marktlücke

gesehen habe.“ Potenziale erkennen und nutzen, das ist

seit ihrem 18. Lebensjahr die Spezialität der Schwedin,

die 2017 ihr Label by Benson gründete und mit schlichten

Baumständern und kitschfreier Baumdekoration

an den Start ging. Sehr erfolgreich, wie alles, was die

Designerin, Dozentin und Buchautorin anpackt. Längst

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hat sie ihr Portfolio mit besonderen Gartengeräten erweitert.

„Die Produkte, die ich wollte, konnte ich nicht

finden. Nirgends. Also habe ich sie selbst geschaffen.“

Modern. Schlicht. Naturverbunden. Hochwertig. Bestes

Beispiel ist Bensons „Gartenschlauch Deluxe Set.“

Es besteht aus einem Naturlatexschlauch, ummantelt

Anna Benson setzt bunten Gartenwerkzeugen eigene Produkte in

Schwarz und Beige entgegen. In der Publikation „Machiavelli für

Frauen“ von Harriet Rubin gelten sie als Farben der Macht. Bei der

zielstrebigen Schwedin war es wohl eher der Wunsch, etwas von

bleibendem Wert zu schaffen, an dem man sich auch nach der Gartenarbeit

erfreut. Ihren Overall (125 Euro) gibt es in sechs Größen.

39


GOOD GUYS XXXXX

„DIE PRODUKTE, DOCH GENAUSO IHRE

INSZENIERUNG IM BILD, HABEN SEHR VIEL

MIT MEINER PERSÖNLICHKEIT ZU TUN.“

von Textil. Das schafft zunächst einmal eine außergewöhnliche

Ästhetik. Darüber hinaus erweist sich die

Kombination als knickfest, ein Unterschied zu herkömmlichen

Produkten. Auch die Farben sind mit Schwarz

und Beige schlicht gehalten und lassen sich ganz homogen

in ihr Umfeld integrieren. Mit Längen von 15 bis

25 Metern bieten die Schläuche große Reichweite. Der

Multifunktions-Sprühkopf ermöglicht zehn Programme

und damit volle Kontrolle über den Wasserfluss – von

sanftem Sprühnebel bis zum kräftigen Strahl.

Auch ihr farblich zum Schlauch passender Overall aus

Leinen, Polyester und Viskose ist gleichermaßen durchdacht.

Flexible Verstärkungen an den Knien und Ellbogen

sowie herausnehmbare Kniepolster und zahlreiche Taschen

zeigen, dass entsprechende Features aus eigenen

Erfahrungen entwickelt werden. „Ich entwerfe Dinge, die

ich mag und wie ich sie mag. Aber immer in der Kombination

aus Design, Alltagstauglichkeit, Qualität und Nachhaltigkeit.

Und ich würde sagen, dass jedes Produkt auf

seine Weise einzigartig ist. Man kann es nirgendwo anders

finden.“ Welche Trends die Schwedin bei der Gartenarbeit

sieht, möchten wir noch gerne wissen. „Die Dinge,

die ich kreiere. Weit weg vom bunten Plastik.“ |sd

Auch die Schubkarre aus Eschenholz und Stahl ist eine Kreation

von Benson – ein zuverlässiges Arbeitsgerät und ein eindeutiges

Lifestyle-Statement. Das gilt gleichermaßen für ihre eckige Kanne

und alle übrigen Gartengeräte. Die Schwedin folgt ihrem Instinkt

und setzt sich dabei für umweltpolitische Themen ein, genauso wie

im Kampf gegen Krebs. „Nun, leider habe auch ich jemanden, der

mir nahestand, durch die Krankheit verloren.“ Gemeinsam mit der

Pink Ribbon und der Prostate Association sammelte sie in Kampagnen

bereits mehr als 400.000 Euro für die Krebsforschung.

40


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Kompromisse

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ohne Kompromisse! Vertrauen Sie deshalb auf

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GOOD GUYS BEAUTY

DER DUFT DES SOMMERS

Das klingt wie ein Filmtitel. Steht hier allerdings für eine Geschichte über das ganz

neue Fluidum, das Suzy Le Helley für das Dufthaus Editions de Parfums

Frédéric Malle komponiert hat – adressiert an Jonny Johansson, Gründer von Acne Studios.

Der Anfang: „Alles begann mit einem Brief, den ich

Jonny geschickt habe. Für mich ist Acne Studios der

Inbegriff von Fairness in der Mode, die neoklassischen

Formen werden immer wieder neu definiert. Ich nahm

meinen Mut zusammen und drückte meine Bewunderung

aus – fast eine Liebeserklärung. Zu unserer größten

Freude reagierte Jonny mit großer Freude und begeisterte

sich bereits für eine unserer Kreationen“, erzählt

der Parfüm-Editeur Frédéric Malle über den Beginn

seiner Kooperation mit dem schwedischen Modelabel.

Und dessen Gründer sowie Art Director Jonny Johansson

übernimmt: „Ich war auf dem Weg zu einem Termin,

als ich einen sehr eleganten, handgeschriebenen Brief

von Frédéric auf meinem Schreibtisch fand, in dem er

mir ein Treffen vorschlug. Seine Einladung hat mich

berührt, und ich habe sofort zugesagt. Ich interessiere

mich seit Langem für Düfte und ihre Geschichte, zumal

es viele Gemeinsamkeiten zwischen Parfüm und Mode

gibt. Außerdem bin ich leidenschaftlich und inspiriert von

verschiedenen Kunstformen, insbesondere von der Musik,

die ich spiele. Im Verlauf unseres Gesprächs wurde

klar, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben und dass es

großartig wäre, zusammenzuarbeiten.“

Die Protagonisten: Editions de Parfum Frédéric Malle

entstand 2000 und folgt dem Wunsch des Franzosen,

„der Parfümerie wieder zu ihrem alten Glanz zu

verhelfen.“ Dafür arbeitet Malle mit sehr unterschiedlichen

Koryphäen zusammen, denen weder finanziell

noch zeitlich Grenzen gesetzt werden. Carte blanche.

42


Durch besondere Rohstoffe avanciert jeder Duft zu einem

Manifest. So entstand – auch in Kooperation mit

Modehäusern – eine Palette von Parfüms mit schillernden

Charakteristika. Die Kollektion umfasst alle

Stile und Geruchsfamilien, vom revolutionierten Klassiker

bis zu Ausflügen in neue olfaktorische Gefilde.

Acne Studios aus Stockholm hat sich seit der Gründung

1996 als Inbegriff multidisziplinärer Kreativität etabliert.

Die Karriere von Johansson begann als Musiker, bevor

er sich als Autodidakt der Mode zuwandte. Seine Mode

hebt sich von Normen ab und ist geprägt durch eine experimentelle

und dennoch praktische Herangehensweise.

Präzise Schnitte, herausragende Details. „Doch das

bedeutet mehr als nur Fashion. Eine progressive Sichtweise,

bei der das Funktionale auf das Eklektische trifft

und unerwartete Effekte erzeugt.“

Elemente zur Herstellung hochmoderner Produkte“, so

Malle. „Die Kleider und Parfüms sind so konzipiert, dass

sie der Zeit trotzen. Ich glaube, wir verkörpern beide einen

gewissen Sinn für traditionellen Luxus, indem wir

Qualität und Substanz unserer Produkte und Inhalte in

den Vordergrund stellen.“ Für Suzy Le Helley, involvierte

Parfümeurin und Kreateurin des neuen Dufts, ist Acne

Studios „eine weitere große Ikone mit einem Universum,

das sehr inspirierend, reichhaltig und schrullig zugleich

ist, immer mit authentischen, starken und begehrenswerten

Vorschlägen.“ Eigentlich ließe sich das so auch

für Malles Label unterschreiben.

Das Procedere: „Wir haben uns im Pariser Café de Flore

getroffen“, so Malle. „Jonny kam mit mehreren, inspirierenden

Ideen, die ihm am Herzen lagen.“ Johansson

Die Gemeinsamkeiten: Für Johansson sind es die Vorliebe

für Klassik und zeitlosen Chic. „Frédéric Malle hat

es geschafft, Klassik und Avantgarde perfekt zu verbinden.“

Nichts wird bei Malle vom Marketing diktiert, Kreativität

steht an erster Stelle. Für den Parfüm-Editeur

ist es besonders „der tiefe Respekt und das Wissen um

die Vergangenheit. Paradoxerweise befähigen uns diese

„Suzy wurde von sehr großen Parfümeuren, Annick Ménardo und

Maurice Roucel, ausgebildet. Sie verfügt über eine sehr gute Technik,

die sie dann mit ihrem Talent zum Ausdruck bringen kann“, sagt

Frédéric Malle über Suzy Le Helley oben. Für den französischen

Editeur hat sie gerade das Parfüm „Acne Studios“ kreiert, linke Seite.

43


GOOD GUYS BEAUTY

legte ihm Bilder von Stockholm vor, aber auch schwedisches

Design der 1930er-Jahre, das eine Art ikonische,

goldene Ära in diesem Bereich darstellt und es schafft

Modernismus mit Klassizismus zu verbinden. „Aber es

gab auch Bilder aus dem Film „Persona“ (1966) von Ingmar

Bergman. Mein Sommerhaus ist das Haus in dem

Bergmann in den 1960er-Jahren lebte. An einem Strand

mit bizarren Felsen und kleinen Kiefern“, sagt Johansson.

„Es vermittelt eine gewisse Resonanz auf diesen Film, einen

sauberen Duft, ein Gefühl der Reinheit.“ All das kann

als eine Art unausgesprochenes Briefing gelten.

Der Duft: „Die Idee von Behaglichkeit war wichtig, ein

Gefühl, das Moschusblüten wiedergeben können. Aber

auch das Licht und die Klarheit, die wir in den Aldehyden

finden. Ich mochte das Konzept eines blumigen Al-

„EINE JAHRESZEIT? SOMMER ... ODER

EHER FRÜHLING. DENN EIGENTLICH GIBT

ES IN SCHWEDEN KEINEN RICHTIGEN

SOMMER. ABER DER FRÜHLING IST TOLL.“

dehyds, aber mit einer frischen, unerwarteten Perspektive“,

so Malle. Und da kommt Le Helley ins Spiel. Perfekt

ausgebildet an der französischen Parfümerieschule ISIP-

CA und der Symrise Parfümerieschule in Deutschland.

Sie steht für kurze, präzise und leicht verständliche Formeln

mit klarer Botschaft. „Ihr Mentor Maurice Roucel

hat sie mir vorgestellt. Die Energie strömte sofort“, sagt

Malle. „Alles, was sie mir präsentierte, war kühn und

markant. Große Talente wie Suzy fördern zu können, ist

berauschend.“ Le Helley entgegnet im Interview: „Für

mich persönlich ist dies meine erste große Solo-Lancierung

und ich bin dankbar für Frédérics Mut und Vertrauen.

Ich hoffe, dass dieser Duft eine neue Generation

ansprechen wird, die mit den großen Klassikern weniger

vertraut und neugierig ist, einen großen blumigen Aldehyd

zu entdecken, der durch ein neues Prisma gesehen

wird.“ Konkreter: Rose und Veilchen verleihen dem Parfüm

einen Hauch von Klassik, die durch Orangenblüte

hervorgehoben wird. Im Herzen des Blumenbouquets

tritt Weihrauch auf. „Er liefert eine mineralische Frische

und verstärkt das Echo der Aldehyde“, weiß Malle. Subtile

Vanille bildet einen markanten Kontrast, dazu Sandelholz.

„Diese sanfte Umarmung erinnert an einen kuscheligen

Mohair-Pullover, dank einer eleganten Note von

weißem Moschus.“ Johansson schwärmt: „Etwas Klares,

mit Rose, mit Pastellfarben. Das Bild von weißen Jeans.

Außerdem ein Gefühl von Sauberkeit, Sicherheit und

Komfort. Der Duft schafft es, den avantgardistischen

Geist und die Klassik einzufangen und zu verbinden. Eine

Brücke zwischen unseren beiden Häusern.“ |sd

Jonny Johansson oben, Gründer von Acne Studios, vergleicht den

gleichnamigen Duft mit „einer tadellos sauberen Jeans, direkt aus

dem Trockner.“ Unten eines der Pinterest-Images für das Parfüm.

44


Lademadera

Outdoor furniture collection

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www.gandiablasco.com


GOOD GUYS ARCHITEKTUR

KEEPING TRADITION

So zauberhaft sieht es aus, wenn ein Architektur- und

Designjuwel von Arne Jacobsen wiederbelebt wird: Wo

sich einst die Herren umzogen, entstand ein Badehaus.

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Man hat eine große Verantwortung, wenn es um

die Renovierung eines denkmalgeschützten Arne-

Jacobsen-Gebäudes geht“, antwortet Mai Pham, Eigentümerin

des „Temple Sea“-Spa auf die Frage nach

ihren Gefühlen bei diesem Umbauprojekt. Anfang der

1930er-Jahre hatte Jacobsen nördlich vor Kopenhagen

rund um den heutigen Bellevue-Strand vor Klampenborg

ein Gesamtkunstwerk konzipiert. Eine weiße

Stadt mit der Wohnanlage „Bella Vista“, einem Theater

und einem Strandbad, dessen Rettungstürme zu Ikonen

modernistischer Architektur wurden.

Kürzlich ließ Pham die ehemalige Herrenumkleidekabine

umbauen und verwandelte diese in einen Ort für Yoga,

Wellness und Entspannung am Meer. „Das Gebäude

stand leer und war ohne Funktion. Eine Schande für die

Architektur und das kulturelle Erbe. Die Idee für das Projekt

kam mir, als ich am Bellevue-Strand Yoga im Freien

machte“, so Pham, die eine große Bewunderin dänischen

Designs, der Architektur und des Strandbads aus

den Thirties ist. „Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen,

hier ein modernes Badehaus mit Sauna, Café

und Lounge-Bereich zu eröffnen.“ Die Gebäudefassade

und das Dach sind neu. Die ursprünglichen Fensterrahmen

wurden von einem Schmied vor Ort rekonstruiert,

„so wie Jacobsen sie seinerzeit entworfen hatte. Viele

andere Details, wie die alten Kassenluken, Schuhrega-

Bei der Umgestaltung der Umkleide, die zu Jacobsens Bellevue

Strandbad gehört, blieben viele ursprüngliche Details erhalten.

Modernen Komfort bietet der Waschraum mit Vola-Armaturen

und Waschbecken sowie „Zencha“-Spiegeln von Duravit. „Es

gab viele Anforderungen zu erfüllen in Bezug auf die Qualität

und das Innendesign“, erklärt Badehausbetreiberin Mai Pham.

47


GOOD GUYS ARCHITEKTUR

le und die Garderobennummern blieben erhalten, was

nach Abschluss der Renovierung zu einer besonderen,

einzigartigen und historischen Atmosphäre beiträgt.“

Als Architekt ihres Vertrauens wählte die Dänin Leif Hansen.

Sein Büro Leif Hansen Arkitekter ist eine gute Adresse,

wenn es um die Umgestaltung von historischen und

denkmalgeschützten Gebäuden geht. „Es ist meine große

Leidenschaft und die des Designstudios, weshalb wir

diesen besonderen Auftrag ohne Zögern angenommen

haben. Bei dem Gebäude handelt es sich um einen einfachen

Holzbau auf einem Betonfundament, der für Sommeraktivitäten

gedacht war und nun für eine ganzjährige

Nutzung dienen kann, ohne dass Schützenswertes dabei

zerstört wurde.“ So ließ Hansen etwa hinter den sichtbaren

Holzkonstruktionen eine dezente Isolierung in Form

von Thermoglas installieren. Sie hält die Wärme drinnen

und das Wasser draußen. „Alle Elemente, die in das Gebäude

eingefügt wurden, können auch wieder entfernt

werden, und es bleibt danach so stehen, wie es immer

war.“ Aber eigentlich nicht wirklich, denn es befand sich in

einem schlechten Zustand, da es jahrelang leergestanden

hatte. „Es fehlten Fenster und das Holz war von Fäulnis

befallen.“ Nach der Restaurierung ist von außen wieder

alles wie es war. „Das Innere wurde einer neuen Funktion

zugeführt“, so Hansen, und Pham betont: „Ich hatte mich

Die Unternehmerin Mai Pham schwärmt für das Strandbad von

Jacobsen, dessen Rettungstürme über Dänemark hinaus berühmt

sind. Sie beauftrage den Architekten Leif Hansen rechte Seite mit

dem Umbau. Was die Architektur betrifft „haben wir uns auf die

geschlossene Fassade mit dem Fensterband unter der Traufe konzentriert.

Damit das Gebäude funktioniert, baten wir um Erlaubnis,

zwei unsichtbare Türen einzubauen, die tagsüber geöffnet sind.“

48


von vornherein entschieden, das Badehaus mit hochwertigen

Produkten von Marken wie Vola oder Duravit

auszustatten. Bei der großen Anzahl von Gästen, die

uns täglich besuchen, ist es wichtig, dass diese Produkte

eine lange Lebensdauer haben und dem täglichen Gebrauch

sowie der Belastung durch Meerwasser und Salz

standhalten.“ Im Sommer 2024 möchte sich die Unternehmerin

auf die Außenbereiche rund um das Gebäude

konzentrieren. „Es geht darum, die Atmosphäre des Badehauses

zu unterstreichen, möglicherweise mit einem

Garten im Stil von Jacobsen. Er war in der Tat ein leidenschaftlicher

Botaniker und sagte einmal: „Wenn ich ein

zweites Leben bekomme, möchte ich Gärtner werden.“

Spätestens an dieser Stelle sollten sich die Damen und

Herren der Denkmalbehörde freuen, die das Projekt zunächst

blockierten. „Man ist sich dort nicht immer darüber

im Klaren, dass ein Gebäude eine Funktion haben

muss, um zu überleben“, so der Architekt. „In Dänemark

gibt es etwa 7.500 denkmalgeschützte Gebäude, was

im Vergleich zu anderen Ländern nicht sehr viele sind.

Schon aus diesem Grund kümmern wir uns gut um den

Bestand.“ Sanierungen folgen einer strikten Regel: „Es

geht darum, die Architektur und ihren Zweck zu verstehen.

Dazu gehören Archivstudien, Vermessungen, Aufzeichnungen

vor Ort. Sie definieren in der Folge die Erhaltungswerte,

auf denen unsere Vorschläge basieren.“ |sd

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GOOD GUYS FABRIK

„UNSER ZIEL WAR ES, DIE NACHHALTIGSTE

FABRIK DER WELT ZU BAUEN, EINGEBETTET IN

DIE NATUR.“ ELISABETH PREUS VESTRE

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© Fotos Einar Aslaksen

THINK BIG

Vestre produziert designaffine Outdoor-Möbel in einer nachhaltigen Fabrik. Mitten im Wald. Wir

sind nach Norwegen gefahren, um die Firmeninhaberin und die Architektin zu treffen.

Die besten (Liebes-)Geschichten schreibt manchmal

das Leben selbst. An einem verregneten Wintermorgen

fährt Elisabeth Preus Vestre in einem Tesla vor,

neben ihr sitzt Viktoria Millentrup. Wir sind auf dem

Weg nach Magnor – einem kleinen Ort in den norwegischen

Wäldern, rund zwei Autostunden entfernt von

Oslo. Dort eröffnete der 1947 gegründete Outdoor-Möbelhersteller

Vestre vor zwei Jahren eine nachhaltige

Fabrik, entworfen vom dänischen Architekturbüro BIG.

Hier kommt Viktoria Millentrup ins Spiel. Die deutsche

Architektin arbeitete bereits einige Jahre freiberuflich

für das Kopenhagener Office, als dessen Inhaber Bjarke

Ingels ihr anbot, die Projektleitung für den Bau der

Fabrik zu übernehmen – mit gerade einmal 29 Jahren.

Angst vor der Aufgabe habe sie nicht gehabt, erzählt

Millentrup, im Gegenteil. Sie wusste um ihre Chance,

denn viele ihrer Kollegen nehmen zwar regelmäßig an

Architekturwettbewerben teil, bekommen aber nur

selten die Möglichkeit, etwas zu bauen.

Vestre ist ein Familienunternehmen, das Elisabeth

Preus Vestre und ihrem Sohn Jan Christian Vestre

gehört. Die beiden Eigentümer treffen ihre Entscheidungen

selbst, weshalb es bei diesem Projekt auch

keinen Architekturwettbewerb gab. Bereits vor einigen

Jahren hatte sich Vestre ein Stahlwerk im schwedischen

Torsby bauen lassen – von der norwegischen

Architekturkonkurrenz Snøhetta. Nun sollte es ein Architekturbüro

aus dem Ausland sein, erzählt Elisabeth

Preus Vestre. Dabei sei die Wahl auf BIG nicht nur aus

ästhetischen Gründen gefallen, sondern eingebettet

in eine ganzheitliche Marketingstrategie. „Wir sind ein

internationales Unternehmen, was sich auch an der

Architektur zeigen sollte“, erklärt die 73-Jährige, die im

Osloer Büro von Vestre als Kreativberaterin arbeitet.

Ihr Sohn Jan Christian Vestre hat sich aus dem operativen

Geschäft zurückgezogen, nachdem er nach dem Tod

seines Vaters bereits als 25-Jähriger das Unternehmen

übernommen und zu einem führenden norwegischen

(Design-)Hersteller aufgebaut hatte. Zeitgleich war der

Die Fabrik des norwegischen Outdoormöbel-Herstellers Vestre liegt

inmitten eines Kiefernwaldes unweit von Magnor. Im Mittelpunkt der

Architektur von BIG steht das Atrium mit Rundglasfenstern.

51


GOOD GUYS FABRIK

© Fotos Einar Aslaksen

inzwischen 37-Jährige auch immer (partei-)politisch aktiv,

begleitete beispielsweise den Wiederaufbau der nach

einem verheerenden Attentat verwüsteten Insel Utøya

und ist seit 2021 norwegischer Wirtschaftsminister. Er

habe seinem Nachfolger Bjørn Fjellstad ein gesundes

Unternehmen hinterlassen, sagt Elisabeth Preus Vestre.

Und in der Tat: In den letzten Jahren ist die Markenbekanntheit

von Vestre merklich gestiegen – durch Messeauftritte

wie auf der Stockholm Furniture Fair, aber auch

durch Zusammenarbeit mit namhaften Designern wie

Andreas Engesvik, Jonas Stokke und Daniel Rybakken,

dessen Bank Ypsilon gerade den Scandinavian Design

Award erhalten hat. Insbesondere die Nachfrage in den

USA wachse derzeit stark, erzählt die Unternehmerin.

Dass auch der heimische Markt ziemlich lukrativ sein

muss, bemerken wir, als wir in Oslo an jeder Ecke Loungemöbel,

Pflanzkübel, Fahrradständer und Mülleimer von

Vestre entdecken – in auffälligen Farben wie Rosa, Gelb

und Rot, kombiniert mit Holz für die Sitzflächen.

Die Fabrik „The Plus“ in Magnor fügt sich mit ihrer Holzkonstruktion

fließend in die waldige Umgebung ein. „Es

wurden nur so viele Bäume wie unbedingt nötig gefällt“,

erzählt Millentrup, als wir die seitlich der Fassade entlanglaufende

Treppe erklimmen. Durch große Fensterflächen

schaut man den Arbeitern in den Produktionshallen

zu. Jan Christian Vestre habe sich eine transparente Architektur

gewünscht, sagt die Architektin. Und schreckte

auch nicht vor den höheren Kosten gestalterischer

Extravaganzen zurück. Die Fenster des Atriums, von dem

aus sich das Gebäude auf dem Grundriss eines Kreuzes

entwickelt, sind beispielsweise abgerundet und das große

elektrische Tor ist ebenfalls mit Glasflächen versehen.

Immer wieder tauchen Anwohner und Besucher vor den

Fenstern auf, spähen ins Innere oder erklimmen die Treppe

zur Dachterrasse und rutschen über eine riesige Out-

Das nachhaltig zertifizierte Gebäude ist umgeben von einem

wirtschaftlich genutzten Wald, den man auf Wanderwegen

erkunden kann, begleitet vonVestre-Möbeln. Das Farbschema im

Inneren wurde von Note Design Studio aus Stockholm entwickelt.

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© Nicolas Tourrenc

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GOOD GUYS FABRIK

„THE PLUS IST AUCH EINE DESTINATION

– UM ZU SEHEN, WIE MAN EINE FABRIK

NACHHALTIG BAUT UND BETREIBT.“

door-Rutsche wieder nach unten. In Norwegen herrscht

wie fast überall in Skandinavien das Jedermannsrecht:

So darf jeder ein Grundstück betreten, unabhängig von

den Besitzverhältnissen. Sie hätten schließlich nichts zu

verbergen, sagt Elisabeth Preus Vestre, die sichtlich stolz

ist auf das nachhaltige, BREEAM-zertifizierte Gebäude.

Farben spielen nicht nur bei den Möbelentwürfen von

Vestre eine wichtige Rolle, sondern auch in den Innenräumen

der Fabrik, wo sie schön mit den freiliegenden Holzbalken

harmonieren.

Das Farbkonzept für die Bodengestaltung und die Maschinen

stammt vom schwedischen Note Design Studio,

wobei die vier verschiedenen Gebäudeteile mit Lager,

Lackiererei, Holzbearbeitung und Montage sich farblich

voneinander unterscheiden. Einige Hersteller hätten zuerst

keine Maschinen und Werkzeuge in eher ungewöhnlichen

Farben wie Rosa lackieren wollen, erzählt Millentrup

lachend. Aber sie bekam, was sie sich vorgestellt hatte:

eine lichtdurchflutete Fabrik, von der aus Möbel wie Bloc,

Munch und Stoop ihre Reise in alle Welt antreten. Die

Geschichte hatte übrigens nicht nur ein gestalterisches

Happy End. Die Architektin und Jan Christian Vestre sind

ein Paar geworden und Viktoria Millentrup baut in Oslo

eine neue Dependance von BIG. |claudia simone hoff

Projektleiterin Viktoria Millentrup und Bjarke Ingels vom dänischen

Architekturbüro BIG bei der Arbeit. Das Munch Museum

in Oslo ist mit Möbeln der Serie „Munch“ von Andreas Engesvik

und Jonas Stokke ausgestattet, die Farbe ins Interieur bringen.

© Nicolas Tourrenc

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factor.partners

Seit 70 Jahren produziert unser

Familienunternehmen im westfälischen

Rheda-Wiedenbrück nun

Polstermöbel. Sieben Jahrzehnte,

in denen wir Lieblingsplätze schaffen,

an denen man sich zuhause fühlt.

Die können die unterschiedlichsten

Formen annehmen. Und doch haben

sie alle eins gemein: Sie sind außergewöhnlich

bequem, eigenständig

und zeitlos sowie nachhaltig mit höchstem

Handwerkskönnen, aus besten

Materialien und mit viel Liebe gefertigt.

Polstermöbel sind für uns eben nicht

einfach eine Sitzgelegenheit, sondern

eine Herzensangelegenheit.

Conseta 1964

Sinus 1973

Dass Conseta nach 60 Jahren noch so gut in Form ist, liegt an ihrer zeitlosen

Schlichtheit und Modernität. Als erstes Elementsofaprogramm auf dem Markt zählt

dieser Klassiker zu den Meilensteinen der jüngeren Designgeschichte.

Trio 1973

Shrimp 2011

Jalis 2010

COR.DE/geburtstagspreis


GOOD GUYS NACHHALTIGKEIT

© Christopher Große-Cossmann

ZAHNHYGIENE ALS STATEMENT

Nach wie vor verschließen zu viele Menschen ihre Augen vor den Auswirkungen des

Klimawandels. Hydrophil-Mitbegründer Christoph Laudon bezieht klar Position.

„Wir von Hydrophil sind schon immer laut. Wir haben

eine klare Meinung und zu der stehen wir – zurecht,

wie ich finde“, erklärt Christoph Laudon, Mitbegründer

von Hydrophil, eine nachhaltige Konsumgütermarke

der Eco Group, die sich durch die kontinuierliche Entwicklung

von Produktinnovationen auszeichnet. Eine

Fahrradtour im Jahr 2013 mit anschließendem Ausklang

in einer Kneipe brachte Laudon und seine beiden

Mitbegründer Wanja Weskott und Sebastian Bensmann

auf die Idee, ein nachhaltiges Vollsortiment für

das Badezimmer zu entwickeln. „Alles fing dann mit

unseren Zahnbürsten-Klassikern aus Bambus an und

nimmt seitdem weiter seinen Lauf.“

Pünktlich zum Start in 2024 präsentierten die Hamburger

Bambus-Zahnbürsten-Pioniere ihre Mundhygiene-

und Körperpflege-Produkte sowie Badezimmer-Accessoires

in neuem Look: wild, disruptiv und

direkt. Mit dem Claim „Stop dirty, start clean“ positionieren

sie sich klar als Verbündete im Kampf für

Klimagerechtigkeit, der schon im alltäglichen Konsumverhalten

beginnt. „Der Großteil der Menschen

nimmt die nachhaltigen Alternativen im Drogerie-

oder Supermarktregal nicht wirklich wahr. Eben

diese Menschen wollen wir erreichen. Veränderung

kann nur angestoßen und mit vereinten Kräften umgesetzt

werden, wenn uns bestimmte Sachverhalte

bewusst sind. Leider können sich nur wenige Marken

und Firmen gegen die klassischen Großunternehmen

durchsetzen. Uns ist bewusst, dass wir mit unserer

Bambus-Zahnbürste nicht die Welt retten, aber wir

machen sie damit immerhin etwas besser.“

Egal, ob der Onlineauftritt oder einige Aktionen gegen

rechts, die Hydrophil in der Vergangenheit gestartet

hat: das Label möchte aufrütteln. „Gerade diese

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laute, provokante Tonalität behalten wir in unserem

neuen Look bei und unterstreichen diesen durch eine

ausdrucksstarke Farbgebung. Gleichzeitig wollen wir

aber auch keinen Schnickschnack – weder unsere

Produkte noch deren Verpackung beinhalten deshalb

überflüssige Features oder Informationen. Alles hat

einen Sinn und Zweck, alles ist an seinem Platz, was

wiederum zu maximaler Effizienz hinsichtlich Design

und Praktikabilität führt.“

Wer sich für ein Hydrophil-Produkt entscheidet,

„macht keine Kompromisse in Sachen Funktionalität

und trifft trotzdem eine nachhaltige Entscheidung“,

erklärt Laudon, dem Authentizität und Transparenz

in der Produktion und Zielsetzung enorm wichtig sind.

„Niemand ist perfekt. Wir auch nicht! Und das nimmt

gleichzeitig auch den Druck von den Kunden und

Kundinnen.“ Für die Zukunft erhofft er sich vor allem,

„dass nachhaltige Optionen, egal ob in Sachen Hygiene-Artikel

oder auch Lebensmittel, für alle Menschen

auf der ganzen Welt, unabhängig von der Bevölkerungsschicht,

zugänglich werden. Dazu braucht es

ein neues Bewusstsein und Mut – ganz viel Mut. Vor

allem Großkonzerne und die Politik sitzen hier am längeren

Hebel und könnten die Klimakatastrophe in eine

andere Richtung lenken. Manchmal braucht es einen

großen Vorreiter bzw. eine große Vorreiterin, um die

Lawine ins Rollen zu bringt“, schließt er.

|ag

Linke Seite: Hydrophil-Mitbegründer Christoph Laudon. Das

Unternehmen spendet zehn Prozent seiner Gewinne an weltweite

Trinkwasserprojekte von Viva con Agua de Sankt Pauli e. V. Die

Bambus-Zahnbürsten oben sind in drei unterschiedlichen Härtegraden

und verschiedenen Farb-Kombinationen erhältlich.

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GOOD GUYS EXPO

KUNST IST EIN TEIL MEINES LEBENS

„Sie ist für mich eine enorme Bereicherung. Mich fasziniert die Idee, diese Erfahrungen und

gewonnenen Erkenntnisse mit anderen Menschen zu teilen“, sagt Andra Lauffs-Wegner.

Vor zehn Jahren hat sie ihre Sammlung öffentlich gemacht. Jetzt ist es Zeit, das zu feiern.

Was macht der Seelöwe hinter Andra Lauffs-Wegner?

„Er war Teil meiner letzten Ausstellung. Häufig suche

ich den Dialog zweier Kunstpositionen. In diesem

Fall sind es Katja Novitskova, eine Estländerin und Jose

Dávila aus Mexiko.“ Ihr Seelöwe besteht größtenteils aus

digital bedrucktem Aluminium und misst stattliche 150

x 250 Zentimeter. Dávilas Pfeilbogen hat eine Gesamtlänge

von 220. „Novitskova beschäftigt sich mit ökologischen

Themen oder Bereichen, die sich mit der Interaktion

von Mensch und Maschine befassen. Der schlafende

Seelöwe sieht zunächst einmal niedlich aus, bei näherem

Hinschauen ist das Setting alles andere als süß – weil er

vom Aussterben bedroht ist und wahrscheinlich gar nicht

schläft, sondern schon tot ist. Der rote Pfeil steht für die

wachsende Erderwärmung.“

Die Sammlerin aus dem Rheinland liebt große Skulpturen

wie diese, Installationen und Fotografie. So sehr,

dass sie vor zehn Jahren ihr „KAT_A“ eröffnet hat. Das

steht für „Kunst am Turm“, ein Forum für zeitgenössische

Kunst, das in einem Gebäude-Ensemble namens

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„Haus Hedwig“ rund um den historischen Turm in Bad

Honnef beheimatet ist. Lauffs-Wegner spricht lieber

von Galerie. „Ich zeige hier Arbeiten aus meiner Sammlung.

Zum Komplex gehört auch ein wunderschöner

großer Park mit altem Baumbestand, wirklich einfach

ein Traum.“ Hier finden jene Skulpturen Platz, deren

Ausmaß die Größe normaler Räume sprengen würde,

etwa der abgebildete Glaspavillon des amerikanischen

Bildhauers Dan Graham oder eine sechs Meter hohe

Plastik von Andreas Schmitten. Werke wie diese begeis-

tern Lauffs-Wegner. „Hätte ich ein Faible für Ölmalerei.

würde sich das hier alles deutlich einfacher handhaben

lassen. Aber es würde mir keinen Spaß machen.“

Einmal jährlich erscheint ein Katalog zu den von ihr kura-

Andra Lauffs-Wegner hat eine raumfüllende Leidenschaft. Große

Skulpturen wie hier „Pattern of Activation (Sea Lion)“, eine Arbeit

von Katja Novitskova von 2015. Links ein Pavillon von Dan Graham.

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GOOD GUYS EXPO

tierten Ausstellungen. Nach zehn Jahren ist es nun für die

Kunst-Enthusiastin an der Zeit, Bilanz zu ziehen und ihre

Ausstellungsinstitution weiter in die Zukunft zu führen.

Aus diesem Anlass erscheint ein Bestandskatalog über

ihre Sammlung im Verlag der Buchhandlung Walter und

Franz König in Köln. Er präsentiert rund 250 heterogene

Werke, die Eigenschaften wie ihre Aktualität, thematische

Relevanz, ästhetische Qualität und bisweilen ein

humorvolles Augenzwinkern gemeinsam haben. Bereits

als Studentin von BWL und Kunstgeschichte kaufte sie

ihre ersten Arbeiten, darunter eine Grafik von Robert

Rauschenberg und eine Skulptur von George Segal. Die

Eltern, Helga und Walther Lauffs, bauten zu dieser Zeit

eine hochkarätige Kollektion mit Werken der Pop-Art, der

1960er- und 1970er-Jahre, der Arte Povera und des Minimalismus

auf. „Das war seit den Sechzigerjahren zusammen

mit dem damaligen Direktor des Krefelder Kunstmuseums.

Wir sind immer auf die Biennale gefahren,

haben Künstler und Galerien besucht. So lernte ich sehr

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© Alles Fotos Sabrina Rothe

früh die Kunst kennen“, erzählt Lauffs-Wegner. Nach wie

vor kauft sie „relativ spontan und aus dem Bauch heraus.

Erst im Nachhinein beschäftige ich mich mit den Positionen.“

Das dann aber mit kunstwissenschaftlicher Akribie.

Diese Begeisterung erlebt man bei ihren Ausstellungen,

durch die sie ausschließlich persönlich führt. „Ich habe

allerdings keine festen Öffnungszeiten. Man muss sich

übers Internet anmelden. Es hat den Vorteil, dass Besucher

dann wirklich kommen wollen. Jeder dieser Termine

ist angenehm und anregend.“ Kunst lebt vom Dialog. |sd

Erst seit der Öffnung ihrer Sammlung für ein breites Publikum

steht Lauffs-Wegner Platz für große Skulpturen zur Verfügung. Sie

verteilen sich im Park um die klassizistische Villa, die ihre Galerie

„KAT_A“ beherbergt. Von links: Im Garten kommen die Kunst-

Positionen, hier „Love“ von Robert Indiana, super zur Geltung. Die

Uhr ist von Alisja Kwade aus Berlin. Oben ein Objekt von Andreas

Schmitten und eine der „Modified Social Benches“ von Jeppe Hein.

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GOOD GUYS XXXXX

LANDPARTIE UNTERM SATTELDACH

Für reizüberflutete Großstadtmenschen ist dieser Ort eine ideale Medizin – mit unverhoffter

Sofortwirkung, wie sich nach einer Nacht auf der Michelberger Farm im Spreewald zeigt.

Endlich Wochenende! Wer Berlin-Mitte nach gut

eineinhalb Stunden Bahn- oder Autofahrt gen Südosten

hinter sich lässt, den Hof der Michelberger Farm betritt

und dann mit den Füßen den warmen Backsteinboden

der neuen alten Scheune berührt, spürt sie unmittelbar:

die erdende Kraft dieses Ortes. Ein Korb mit Pantoffeln

fordert freundlich zum Ablegen des Straßenschuhwerks

auf. Willkommen zu Hause. Doch der Reihe nach. Hinter

der Herberge am Rand des Biosphärenreservats Spreewald

steckt ein umtriebiges Paar: Nadine und Tom Michelberger,

die vor 15 Jahren das Michelberger in Berlin

schufen – ein Hotel, ein Wohnzimmer, einen Magneten

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GOOD GUYS PROJEKT

für Foodies, Naturweinliebhaber und Freunde der guten

Musik. Direkt an der pulsierenden Hauptschlagader zwischen

Benz-Arena und Oberbaumbrücke, die die Bezirke

Friedrichshain und Kreuzberg verbindet. Hier bringen sie

Menschen zusammen, Freunde, Familie und solche, die

es werden wollen. Frei von aufgesetzter Etikette. „Für

unser Konzept gab es damals keine Referenz“, erinnert

sich Nadine Michelberger. Heute würde man Boutique-

Hotel sagen, doch auch das wird der Sache nicht gerecht.

Nebenher betreiben die Michelbergers das Restaurant

Ora in Kreuzberg, eine Spirituosenmanufaktur, eine eigene

Marke für Kokosnusswasser und nun also auch eine

„lönnebergaeske“ Farm irgendwo in Brandenburg.

„Das Essen und die Herkunft unserer Zutaten standen

für uns immer im Fokus“, sagt Nadine Michelberger.

Heißt: Bio-Niveau und nachvollziehbare Bezugsquellen.

So schien es konsequent, eines Tages auch Selbstgeerntetes

aufzutischen. Das Paar kaufte einen alten

Bauernhof mit einem Stück Land. Zunächst wurde das

Erdreich aufwendig regeneriert, dann, im Herbst 2019,

Blickfang ist ein um 45 Grad eingedrehter Backsteinkubus, der weit

über die tief hinunter gezogene Dachschräge herausragt und im

Innern den Treppenaufgang, Schränke und einen Kamin beherbergt.

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GOOD GUYS PROJEKT

nach den sogenannten syntropischen Landwirtschaftsmethoden

des Schweizer Agronomen Ernst Götsch mit

15.000 Pflanzen zu einem Nahrungswald bepflanzt.

Die Ernte gelangt inzwischen zum kleineren Teil in die

Berliner Küchen, zum Großteil auf die lange Tafel der

Michelberger Farm, an der die Gäste gemeinsam speisen,

sich zwanglos kennenlernen.

Sogar eigenen Honig liefert der Garten. Zugekauft werden

Fleisch- und Milchprodukte, Eier und Gemüse aus

einem streng limitierten Umkreis – auch um die Direktvermarktung

qualitativer Produkte der Region zu stärken,

wie Nadine Michelberger betont. Nun zur Scheune:

Ein Vorgängerbau am selben Fleck musste der schlechten

Substanz wegen weichen, weitere Häuser des Hofes

wurden und werden noch restauriert. Für den Neubau

des Haupthauses engagierten die Michelbergers den

dänischen Architekten Sigurd Larsen, der hier genau das

richtige Gespür für die Balance aus Beisammensein und

innerer Einkehr bewies. Lange Glasfronten zu beiden

Seiten fangen das Hofgeschehen ein. Unter der hohen

Dachschräge gibt es Platz in acht wirklich kompakten

Schlafzimmern, die sich zwei Bäder teilen, und einem

geräumigeren Loft mit eigenem Bad. Mit ihrer Farm

bleiben die Michelbergers sich und ihrem Team treu

– und setzen ein neues Exempel: Wie sich Stadt- und

Landgemeinschaft besser, schöner vereinen lässt. |mh

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Morgens von der aufgehenden Sonne geweckt werden, dem Nebel beim Entschwinden zuschauen und sich vom im Wind wiegenden

Grün des Waldgartens hypnotisiert fühlen: Auf nichts anderes ist die architektonische Klarheit der im positiven Sinne spartanischen

„Cozy“-Rooms linkes Bild ausgerichtet. Ein offener Luftraum Mitte verbindet Erdgeschoss und Schlafboden, der Gang ist mit Tischen

und Stühlen ausgestattet und kann zum Lesen oder fokussierten Arbeiten genutzt werden. Rechts: Die im Garten systematisch in Zeilen

arrangierten Mischkulturen sollen einander beleben und miteinander interagieren. „Ziel ist die Regeneration der landwirtschaftlichen

Fläche, die Förderung der Biodiversität und die Entwicklung eines funktionierenden Ökosystems“, heißt es auf der Website der Farm.

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MIXED MEDIA LIFESTYLE

Farbe, Tiefe und Spontaneität prägen die Bilder von Ina Carla Cierniak,

die sich seit Jahren immer wieder neu erfindet.

Die künstlerische Karriere der Hamburgerin begann

bereits mit 14 Jahren, als sie in ihrer Heimatstadt

Heidelberg anfing, Graffiti zu sprayen. „Zehn

Jahre lang ging ich dieser Leidenschaft intensiv nach

und bemalte sogenannte »Halls of Fame« (legale

Wände) von New York bis Sydney. Street Art beeinflusst

und inspiriert mich auch heute noch“, erzählt

die Künstlerin, inzwischen mit eigenem Atelier in

Hamburg. „Wenn ich zurückschaue, denke ich, dass

mich jede meiner beruflichen Etappen inspiriert hat.

Ich habe unter anderem 15 Jahre lang selbstständig

als Make-up Artistin gearbeitet und bin dadurch viel

gereist. Unterschiedliche Kulturen, Farben und Lichtstimmungen

haben mich stark geprägt. Der Umgang

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GOOD GUYS KUNST

mit Farben beim Graffito, die Herangehensweise an

Projekte während meines Modedesignstudiums oder

auch meine Zeit bei MTV Germany in München haben

mich Dinge gelehrt, die mir heute noch in unterschiedlichen

Bereichen meines Daseins als Künstlerin zugute

kommen. Ich denke, das alles fließt zusammen und

macht meinen Stil aus.“

Ihre Vorgehensweise beim Malen ist sehr intuitiv. „Ich

male die Bilder, die zu mir kommen und vor meinem

inneren Auge entstehen.“ So auch das Werk auf dieser

Seite oben. Für Cierniak „ein Sommerbild, geradezu

der Inbegriff des Sommers. Es erinnert mich an die

unbeschwerte Zeit in den warmen Monaten. Der Sommer

und die Sonne sind für mich absolute Glücksbringer.

Symbole für Leichtigkeit und Laisser-faire. Alles

fühlt sich leichter an, auch die Kreativität. Ich liebe es,

wenn alles grün ist und die Blumen leuchten, wenn das

Sonnenlicht durch die Blätter der Bäume blinzelt und

auf dem Wasser glitzert.“ Aktuell entstehen in ihrem

Atelier neue Werke für ihre nächste Einzelausstellung

in der Hamburger Trader Gallery. Die Vernissage findet

am 2. Mai 2024 statt.

|ag

Künstlerin Ina Carla Cierniak linke Seite mag es gerne bunt. An

ihren Kunstwerken und deren Geschichte findet sie besonders

schön, dass sie damit Menschen berührt und Liebe weitergibt.

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GOOD GUYS KULINARIK

SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT

Über den Dächern von Kopenhagen haben drei Naturfreunde 2014 die erste Dach-Farm

Dänemarks geschaffen. Was sich seither getan hat, durften wir aus erster Hand erfahren.

Dass die skandinavischen Länder im Gegensatz

zu anderen europäischen Staaten in vielerlei Hinsicht

eine Vorreiterrolle einnehmen, ist mittlerweile kein Geheimnis

mehr. Und doch sind wir immer wieder aufs

Neue überrascht. Themen, die sich gerade erst bei uns

etablieren, stehen in Schweden, Finnland und in Dänemark

schon lange auf der Tagesordnung.

Farm in New York entstand im Kopenhagener Stadtteil

Østerbro eine 600 Quadratmeter große Farm,

die als gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft

(Community Supported Agriculture) organisiert ist.

Auf dem Dach einer ehemaligen Industriehalle legten

Skaarup und sein Team zwei große Felder mit biolo-

Eine dieser Ideen mit Pioniercharakter ist das Urban-Farming-Projekt

„ØsterGRO“, das Landschaftsarchitekt

Kristian Skaarup 2014 gemeinsam mit Livia

Urban Swart Haaland und Sofie Brincker ins Leben

rief. Nach dem Vorbild der berühmten Brooklyn Grange

Das Restaurant Gro Spiseri ist Teil des Urban-Farming-Projektes

ØsterGRO oben. Rechte Seite von links: Cecilia ist Assistant

Restaurant Managerin, Emmi leitet das Restaurant, Diana und

Joaquin kümmern sich als Head- und Sous-Chef um die Küche.

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GOOD GUYS KULINARIK

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„WIR MÖCHTEN DEN MENSCHEN BEWUSST

MACHEN, WIE WICHTIG ES IST, SAISONAL

UND PFLANZENBASIERT ZU ESSEN.“

gisch angebautem Obst und Gemüse an. Auch Hühner,

Bienen und Kaninchen gehören zur urbanen Farm.

„Es war gar nicht so einfach, eine passende Location

zu finden, deren Dach tragfähig genug für das Vorhaben

war“, erzählt uns Jeanette Koustrup, die sich

um die Kommunikation des Projektes kümmert. „Die

Stadtverwaltung war sehr angetan von unserer Idee

und brachte uns schließlich mit Jac Nellemann, dem

ehemaligen dänischen Autorennfahrer, zusammen. Er

besaß eine Industriehalle, auf deren Dach früher Auto-Auktionen

stattfanden. Es erfüllte daher die statischen

Voraussetzungen.“

„Die Idee war, dass Menschen aus dem Viertel den

urbanen Garten gemeinsam nutzen sollen. Wir wollen

ihnen die Lebensmittelproduktion näherbringen

und die Stadt ein bisschen grüner machen. Das ist ein

sehr großes Vorhaben.“ Heute können wöchentlich 40

Mitglieder ihre Gemüsekiste persönlich auf dem Dach

entgegennehmen.

Um noch mehr Menschen auf das Projekt aufmerksam

zu machen, eröffnete das Team 2017 das Restaurant

Gro Spiseri in einem der Gewächshäuser. „Wir starteten

mit ein paar Pop-ups und wechselnden Köchen.

Das Konzept kam gut an und wir beschlossen, daraus

ein festes Angebot zu machen.“ Eine lange Tafel bietet

Platz für 25 Personen. „Es ist wie ein Gemeinschaftsessen:

man sitzt dicht nebeneinander und jeder bekommt

das gleiche Menü. Währenddessen erfahren

die Gäste die ganze Geschichte dieser Farm und warum

wir das tun. Es ist wirklich eine tolle Erfahrung.

Vor allem zu beobachten, wie Locals und Touristen

miteinander ins Gespräch kommen“, erklärt Koustrup

und ergänzt: „Wir Dänen sind es nicht gewöhnt, mit

Fremden an einem Tisch zu sitzen. Wir sind nicht aufgeschlossen.

Höflich ja, aber wir fühlen uns nicht wohl

dabei. Doch spätestens nach 20 Minuten ist das Eis

gebrochen und sie sprechen über Gott und die Welt.“

Jeden Abend zaubert die moldawische Chefköchin Diana

ein Fünf-Gänge-Menü aus saisonalen Produkten.

Im Gro Spiseri essen die Gäste an einer langen Tafel. Das Menü

besteht aus fünf Gängen, die aus saisonalen Zutaten zusammengestellt

werden. Ist das für einen Gang vorgesehene Gemüse noch

nicht erntereif, wird kurzfristig umdisponiert.

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GOOD GUYS KULINARIK

Anders als von vielen Gästen erwartet, stammen nur

wenige Zutaten aus dem Garten der Dach-Farm, sondern

von umliegenden Biobauernhöfen. „Man müsste

eine Fläche von 12 bis 15 Fußballfeldern bewirtschaften,

um unsere Gäste das ganze Jahr über verköstigen

zu können. Andernfalls wäre unser Garten an einem

Abend leergefegt. Wir nutzen den Honig unserer

Bienen, die Kräuter, und folgen den Jahreszeiten im

Garten, wenn es um den Speiseplan geht. Was auch

immer Sie auf Ihrem Teller finden, können Sie dennoch

im Garten sehen.“

Das Team möchte Menschen dafür sensibilisieren, wie

viel Arbeit, Zeit und Geduld der Lebensmittelanbau in

Anspruch nimmt und wie wichtig es ist, sich saisonal

zu ernähren. „Wir beginnen immer recht früh mit der

„JEDE JAHRESZEIT BIETET SO VIELE

TOLLE LEBENSMITTEL. MAN MUSS KEINE

ERDBEEREN IM FEBRUAR ESSEN.“

Menüzusammenstellung. Wenn das Gemüse, mit dem

wir geplant haben, noch nicht erntereif ist, nehmen

wir etwas anderes und ändern das Menü. Außerdem

verschwenden wir keine Lebensmittel. Wir versuchen,

alles zu verwenden. Das erfordert Kreativität.“

Jeden Dienstag ist das Restaurant geschlossen. „Es

ist unser Freiwilligentag. Jeder in der Stadt kann kommen

und einen schönen Tag im Garten verbringen und

etwas über die ökologische Landwirtschaft lernen.“

Dank der Unterstützung der Stadtverwaltung bietet

die Farm auch Unterricht für Kindergärten und Schulen

an. „Etwa 50 Kindergärten besuchen uns in den

Sommermonaten. Die Kinder können die Hühner und

die Kaninchen füttern. Sie lernen, warum wir überhaupt

Hühner haben und wie die Bienen Honig produzieren.

Aber am wunderbarsten ist es, die Kinder zu

beobachten, wenn sie das Gemüse probieren. Viele

sagen beispielsweise, dass sie keine Karotten mögen.

Aber wenn sie dann unsere Möhren hier probieren,

sind sie total überrascht davon, dass sie ganz anders

schmecken als die aus dem Supermarkt. Genau aus

diesem Grund lieben wir alle, was wir tun.“ |ag

„Viele Menschen denken nicht darüber nach, dass es sehr viel Mühe

kostet, Gemüse anzubauen. Sie denken auch nicht darüber nach,

woher die Erdbeeren kommen, die sie schon im Februar und nicht

erst im Sommer im Supermarkt kaufen können“, erklärt Jeanette

Koustrup, Communication Manager des Gro Spiseri.

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ENTDECKEN SIE SOHO, SCHIEBEWÄNDE. DESIGN GIUSEPPE BAVUSO


GOOD TO EXPLORE MOBILITÄT

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GOOD

TO EXPLORE

Gibt es etwas Verlockenderes als die Idee,

die Welt vollkommen autark zu bereisen? Am

komfortabelsten gelingen Road- und Offroadtrips

mit diesen fahrbaren Unterkünften.

76 I GLAAAMPING Unser Autor Markus Hieke hat

sich auf eine Gedankenreise begeben und ist dabei ein

paar der erstaunlichsten Camping-Vehikel begegnet.

Nein, hier handelt es sich weder um die Kajüte einer Yacht noch um

das Interior eines historischen Flugzeugs. Die US-Marke Bowlus baut

Camping-Anhänger auf Fünf-Sterne-Niveau: außen im spiegelnden

Retro-Look, innen holzvertäfelt. Mehr auf Seite 78.

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GOOD TO EXPLORE MOBILITÄT

AUF ABWEGEN

Home Is Where The Heart Is. Das hat so nicht nur Elvis ganz wunderbar treffend

besungen. Es spiegelt sich auch im Vanlife-Boom, der den krisengeplagten Menschen

gerade die ultimative Freiheit prophezeit. Aber bitte mit Stil!

Redaktionskonferenzen sind normalerweise nicht

für die Öffentlichkeit bestimmt. Aber nehmen wir mal

an, unser Büro würde sich – warum auch nicht – in einem

Wohnwagen befinden. Und Sie säßen bequem davor,

mit einem Getränk in der Hand und freiem Blick auf die

Natur. Dann hätten Sie das Briefing zu diesem Beitrag

belauschen können. Für Teile des Teams ist Camping-Urlaub

zwar schwer vorstellbar, doch früh stand fest: „In

der Entdecker-Strecke soll es ums Glamping gehen. Um

Campingmobile, nur visionärer“, meinte der Chefredakteur.

Und fuhr fort: „Die Auswahl sollte so sein, dass sogar

ich damit verreisen würde. Bloß nix mit Gartenzäunchen

oder Rasenteppich.“ Also dann, los geht’s.

Ein guter Einstieg könnte jener achtstöckige Camper-Van

(rechte Seite) sein, den das spanische Ulises

Design Studio in seinem Projekt „Kinetic Kingdoms“ mithilfe

des KI-Tools Midjourney entwickelt hat. In der Serie

aus retro-futuristischen Mobilen treffen Kleinbusse wie

das Airstream Motorhome aus den US-Achtzigern auf

bobbelige Wohntürme. Freilich wäre so ein Konstrukt

schwierig zu fahren. Das Projekt reflektiert aber gut,

wie die Hinwendung zur unberührten Natur, zu den

Great Outdoors und ihrem Versprechen von einsamer

Weite derzeit Konjunktur hat, während sich materielle

Ansprüche gleichzeitig ins Absurde hochschaukeln. Ricardo

Orts, Gründer des Designstudios, will genau darauf

hinaus – und Denkanstöße liefern, wie ein nomadischer

Lebensstil zugleich aufregender und nachhaltiger

sein könnte. Und obendrein unsere Verbundenheit mit

der Welt und den Menschen um uns herum stärkt.

Zum Glück sieht heute selbst das nomadische Leben

moderner aus als bei unseren Urahnen. Das Wichtigste:

Dank Starlink ist das Satelliteninternet immer mit

dabei, egal wo. Solarpanels und starke Akkus sorgen

dafür, dass uns der Saft nie ausgeht. Alles andere sind

im Grunde pure Luxusdetails: im „Terra Firma“ der

US-amerikanischen Marke Bowlus (Seite 78) beispielsweise

die Komplettverkleidung des Interiors mit Holz.

Komfort verheißt das Duschbad mit Teakholzboden

und -sitzbank, die Küche mit ihren matten Aluminium-Oberflächen

ist überdurchschnittlich geräumig

und für vierbeinige Passagiere gibt es eine Fressnapfschublade

unter der Couch. Ein Alleinstellungsmerkmal

von Bowlus ist der Einstieg am Kopfende des streamline-optimierten

Anhängers. Für das Fotoshooting fuhr

das Team ins kalifornische Yukka Valley – im Sommer

klettert das Thermometer dort gerne über 35 Grad

Celsius. Gut, dass es da eine Klimaanlage gibt, die 16

Stunden bis zum Nachladen durchhält.

Eine futuristischere Interpretation liefert das Start-up

Pebble, ebenfalls aus den USA, mit dem „Pebble Flow“

(Seite 83). Sein Raumvolumen wirkt enorm, auch dank

großzügiger Panoramafenster. Wirklich praktisch ist die

„Magic Hitch“-Funktion, die es ermöglicht, den Anhänger

anhand eines eingebauten Antriebs ferngesteuert

auf Position zu rotieren oder punktgenau auf die Anhängerkupplung

des Automobils zu manövrieren. Hat

er sein Etappenziel erreicht, tariert er sich selbstständig

am Untergrund aus. Offroad-Fans mögen darüber

schmunzeln. Doch auch für sie gibt‘s Spielzeuge, die

mehr umfassen als man von einem Campinggefährt

zunächst erwartet. So lässt sich der „EXP-7“ von Bruder

(Seite 81) dank hydraulischer Radaufhängungen von

keiner Unebenheit irritieren. In seiner Statur eher ein

Panzer, erweist er sich dabei durchaus als fürsorgliches

Pop-up-Zuhause – sogar eine Waschmaschine befindet

sich an Bord. Wer es kompakter mag, verreist im Citroën

„Type Holidays“ (Seite 82) oder dem Hymer „Venture S“

(Seite 84), asketische Poser wahlweise im Rolls-Royce

Cullinan oder im Porsche „911-Dakar“ (Seite 80/81) mit

Dachzelt. Romantiker entscheiden sich für den „P19

Shorty“ von Polydrops (Seite 79) oder für „Bruno“ von

Kuckoo (Seite 80). Für wen das alles nichts ist – sehen

Sie selbst. Und nicht vergessen: Freiheit ist der größte

Luxus, den es gibt. Nutzen wir sie!

|mh

HOCHSTAPLER Mit den „Kinetic Kingdoms“ schuf das

Ulises Design Studio eine Serie aus surrealen Wohnmobilen.

Die Synthese aus Achtzigerjahre-Motorhomes und

Space-Age-Architektur entspringt der KI-Software Midjourney.

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© Ulises Studio

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GOOD TO EXPLORE MOBILITÄT

INMITTEN DER EINÖDE Der Wohnanhänger „Terra Firma“ von Bowlus verheißt hierfür höchsten Komfort. Das Luxusgefährt gibt es zum stolzen Einstiegspreis von

285.000 Dollar. An Bord sind dafür Küche, Ess- und Wohnbereich mit Bodenheizung, WC und Duschbad sowie eine Schlafkoje, optional im Kingsize-Format. Neben Luftund

Wasserfiltern sichern starke Akkus die Autarkie. Seine aufpolierte Aluminiumhülle lässt die über acht Meter lange Streamline-Kapsel optisch nahezu verschwinden.

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GOOD TO EXPLORE XXXXXXXXX

DER MINIMALIST UNTER DEN CAMPING-ANHÄNGERN

Seine optimierte Aerodynamik macht den 290 Kilogramm leichten

„P19 Shorty“ von Polydrops aus L.A. zum ultimativen Kompagnon

für E-Fahrzeug-Abenteurer. Wer unter Camping die Besinnung

aufs absolut Überlebensnötige versteht und keinerlei klaustrophobische

Neigungen verspürt, entdeckt in der tropfenförmigen

Schlafgelegenheit auf zwei Rädern das größte Zuhause der Welt.

Denn der eigentliche, unbegrenzte Raum eröffnet sich außerhalb

des Winzlings – welcher dank wirkungsvoller Isolierung übrigens

zu jeder Saison nutzbar ist. Im puristisch gehaltenen Interieur gibt

es am Fußende der 140 mal 200 Zentimeter großen Liegefläche

passablen Stauraum, einen ausklappbaren Tisch und Steckdosen.

Ein Dachfenster flutet den Innenraum mit Tageslicht, bei Nacht

verschafft es Sternstunden. Heckseitig lässt sich als Zusatzpaket

eine Outdoor-Küche ergänzen: praktisch, falls gerade kein American

Diner in der Nähe ist.

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GOOD TO EXPLORE MOBILITÄT

CAMPING IST KEINE FRAGE DES REISEBUDGETS, SONDERN DES MINDSETS Eindrücklich beweist das die maßgeschneiderte Offroadversion der Rolls-Royce-

Ikone „Cullinan“ oben, die die bayrische Tuning-Schmiede Delta4x4 so im Auftrag eines liquiden Kunden Realität werden ließ. Knapp 360.000 Euro kostet das SUV in der

Basisausführung. Ein Umbau zum Geländewagen mit größerer Bodenfreiheit, Frontbügel, Schnorchel-System für das Durchfahren von Wassergräben und Dachträger mit

umfangreichem Expeditionsequipment wie Sandblechen, Schaufeln, Wasserkanister, Boxen und Dachzelt ist für schlappe 150.000 Euro zu haben. Weitaus bescheidener

zeigt sich dagegen der clever durchdachte Miniwohnwagen „Bruno“ unten von Kuckoo Camper aus der Nähe von Stuttgart, den es – zum Vergleich – ab 19.490 Euro gibt.

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FIT FÜRS OUTBACK Aus Brisbane an der Ostküste

Australiens stammt diese gigantische Reisemaschine:

der „EXP-7“ von Bruder oben. Mit 2,7 Tonnen Leergewicht

sollte man ein wirklich starkes Zugpferd davorspannen.

Dafür hält der familientaugliche Anhänger

dann aber auch echt alles bereit, was man abseits

der Straßen so braucht: hydraulische Radaufhängungen,

Solardach, Markise, 10kWh-Stromspeicher,

280-Liter-Wassertank, Dusche, WC, Outdoorküche

und sogar eine Waschmaschine.

DER PORSCHE UNTER DEN ZELTEN Was ein

wenig widersprüchlich wirkt, ist mit dem passenden

Originalzubehör von Porsche tatsächlich machbar: ein

911er mit Dachzelt. Etwa links in der 911-Dakar-

Ausführung im Rallye-Design – einer Hommage an

das Paris-Dakar-Siegerfahrzeug aus dem Jahr 1984.

Dieses Allrad-Modell rockt jedes Gelände, mit fünf

Zentimetern mehr Bodenfreiheit als der Carrera-Bruder

sowie zusätzlich serienmäßigem Liftsystem.

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GOOD TO EXPLORE MOBILITÄT

VANLIFE AUF FRANZÖSISCH In Frankreich ist er legendär, der Wellblechkastenwagen Citroën Typ H aus dem Jahr

1947. Anlässlich seines 70. Jubiläums hatte ihm zuerst die Umbaumanufaktur Caselani aus Italien eine Reinterpretation

geschenkt. Seit diesem Jahr bietet Citroën den Wagen als serienmäßiges Wohnmobil im Retro-Look an. Unter der Haut

des „Type Holidays“ Foto oben steckt ein auf Basis des italienischen Karosserieentwurfs umgeformter SpaceTourer des

französischen Autobauers. Citroën hat ihn um ein Aufstelldach mit Bett, praktischen Stauraum sowie eine kompakte

Küchenzeile mit Kochfeld, Spüle und Kühlschrank ergänzt. Mit seiner herausnehmbaren Schlaf-Sitz-Rückbank, drehbaren

Vordersitzen und wegklappbaren Tischen bietet der Van für bis zu vier Personen Platz.

EIN WOHNWAGEN WIE AUS DER ZUKUNFT Die entgegengesetzte Richtung zum oben gezeigten Van schlägt das

US-amerikanische Start-up Pebble mit seinem Debüt-Wohnwagen „Pebble Flow“ Fotos rechte Seite ein. Dass der Fokus

auf Innovation und Performance liegt, erkennt man sofort, denn: Das Modell orientiert sich grundsätzlich an der

Typologie konventioneller Anhänger, wirkt aber insgesamt sleeker – etwa weil seine Kontur konsequent auf

Aerodynamik ausgelegt ist, aber auch dank der umlaufenden, schwarz getönten Panoramafenster. Das Interieur

beeindruckt mit einem wirklich angenehmen Wohn- und Beleuchtungskonzept. Einen coolen Effekt bietet die schaltbare

Glaswand, die das Bad auf Knopfdruck versteckt. Und klappt man das Bett (im Handumdrehen) weg, präsentiert sich

dahinter ein praktischer Schreibtisch. Bis zu sieben Tage unabhängig im Grünen parken? Mit 45kWH-Batterie und

integrierten Solarpanels soll das kein Problem sein.

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GOOD TO EXPLORE MOBILITÄT

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NA BITTE, WER SAGT’S DENN! Mit dem Hymer „Venture S“ linke Seite ist nun also auch eine der eher angestaubten Traditions-Camper-

Marken auf den Designtrichter gekommen. Das Offroad-Wohnmobil der Oberschwaben ist wie gemacht für romantische bis abenteuerlustige

Reisen zu zweit – am liebsten fernab der Zivilisation, versteht sich. Damit sich die Zeit dabei so kommod wie möglich gestaltet, ließ Hymer

sich einiges einfallen: eine Heckklappe mit Panoramafenster zum Beispiel, die, wenn geöffnet, den Innenraum um ein Sonnendeck erweitert.

Oder das pneumatische Aufstelldach mit behaglichem Lichtband. In das Mobiliar ist platzsparend der Treppenaufstieg integriert. Die Einbauküche

punktet in zeitgemäßem Anthrazit, mit Fliesenspiegel und bambusverkleideten Wänden. Chapeau!

POP-UP AUF DEM STAND-UP Nun haben Sie die Qual der Wahl. Sollte wider Erwarten keines der vorangegangenen Beispiele in

Ihnen Entdecker-Emotionen wecken: Vielleicht wäre die „Bajao Cabin“ oben etwas für Sie – ein Zelt, konfektioniert fürs Stand-up-

Paddle-Board. Zusammengerollt wird es auf das Brett geschnürt, während man seelenfroh auf dem Wasser davonpaddelt. Nachts

dient das Board als stabiles und trockenes Fundament, und das immerhin drei Meter lange Zelt mit seinem fix aufgepusteten Luftgestänge

als Schlafstatt für erschöpfte Kapitäne. Gut vertaut gelingt das sogar auf dem Wasser. „Kleinste Superyacht der Welt“, nennt

Gründer Christoph Mantz sie passenderweise. Wir sagen: Bis bald in der Wildnis.

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GOOD STORIES

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GOOD

STORIES

Summertime and the living is easy. Wie Sie

in Stimmung kommen? Mit unserer Playlist

von Seite 3 und diesen fünf ungewöhnlichen

Geschichten aus Europa und Übersee.

88 I ISCHIA Das Eiland wurde zur schönsten Insel der

Welt gekürt. Wir zeigen ihr charmantestes Hotel

98 I MAILAND Wer wird denn traurig sein, wenn die

Dachterrasse ein Handtuchformat hat? Wow ...

106 I VALDARNO Ein cooler Pool ist die eine Sache.

Hier stellt ihn ein Wellnesskeller in den Schatten

114 I LYON Wie sieht der Look von heute für eine historische

Villa aus? Claude Cartier gibt die Antwort

124 I QUERÉTARO Schon wieder Mexiko? Und erneut

super stylish. Hier läuft nicht nur das Bier

So möchten wir den Sommer verbringen! In einem Wolkenkuckucksheim

hoch über dem Meer. Das „Albergo del Monastero“ ist ein ganz

besonderer Ort, der Gäste aus der ganzen Welt willkommen heißt.

Viele Zimmer haben eine eigene Terrasse, dazu auch ab Seite 88.

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GOOD STORY ISCHIA

Normalen Besuchern des Kastells bleibt das Hotel verschlossen.

Wer den Eingangsbereich durchschreitet ist überrascht: Bücher,

Kunst, Deko-und ausgewählte Einrichtungsobjekte schaffen eine

Behaglichkeit, in der man sich sofort zu Hause fühlt.

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REFUGIUM

Erbe verpflichtet. Im Verlauf eines kompletten Jahrhunderts gab eine süditalienische Familie

diesem geschichtsträchtigen Areal einen großen Teil seiner einstigen Grandezza zurück.

Willkommen im Castello Aragonese, einem ganz besonderen Ort auf der Trauminsel Ischia.

FOTOS: FILIPPO BAMBERGHI TEXT: STEPHAN DEMMRICH

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GOOD STORY ISCHIA

Ein Eimer Wasser, ein Laken und Kerzen für die

Nacht waren das Equipment, das Reisende erhielten,

die in den 1970er-Jahren in diesem ehemaligen Kloster

übernachten wollten. Anna Cristina Mattera ist amüsiert:

„Doch diese etwas naive und ausgesprochen karge

Vorstellung von Gastfreundschaft war der Ausgangspunkt

für die Gründung unseres Hotels.“ Ihre Familie

besitzt eines der Wahrzeichen der Insel Ischia, die neben

Capri und Procida im Golf von Neapel liegt. Über eine

230 Meter lange Brücke im Nordosten des gleichnamigen

Hauptorts Ischia erreichen Reisende das Castello

Aragonese – Adresse des Albergo del Monastero. Die

imposante Anlage thront auf einem steilen Felshügel,

der von den Wellen im Golf von Neapel umspielt wird. An

manchen Herbst- und Wintertagen sind sie ziemlich rau,

legen den kompletten Fährverkehr lahm und haben die

einstigen Sandstrände der Umgebung längst abgetragen.

Und auch der Renaissance-Architektur der impo-

santen Festung hoch oben auf dem Vulkanfelsen scheinen

Teile ihrer Geschichte abhanden gekommen zu sein.

Schon 474 v. Chr. errichtete Hieron I. von Syrakus hier

eine erste Festung. Die strategische Bedeutung des

Rundumblicks war enorm.

1423 belagerte und eroberte Alfons von Aragonien die

Burg, die in der nachfolgenden Ära unter der umsichtigen

Führung von Costanza d‘Avalos und Vittoria Colonna

ihre größte Pracht entfaltete. In der Kathedrale der

Burg fand 1509 die Hochzeit von Vittoria Colonna mit

Ferrante d‘Avalos, Markgraf von Pescara, statt. Vittoria

etablierte einen literarischen Zirkel, und es ist überliefert,

„UNSERE MUTTER LEBT SEIT SECHS

JAHRZEHNTEN HIER UND IST AUFGRUND

IHRER HERKUNFT EINE CASTELLANA.“

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Anna Cristina Mattera und ihr Partner hüten die Tradition. Mit

großer Liebe zum Detail haben sie eine Burgruine in ein veritables

Hideaway verwandelt, zu dem auch eine Galerie, verwunschene

Gärten, Restaurant und Cafe gehören, auch erreichbar per Fahrstuhl.

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GOOD STORY ISCHIA

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dass Michelangelo sie mehrmals porträtierte. In ihrer

Nachfolge verwandelte Beatrice Quadra, die Witwe von

Muzio D‘Avalos, das Kastell 1575 in ein Kloster. „Kontemplation,

Stille, Gebet, Keuschheit und Armut prägten das

gesamte Leben der Nonnen in diesen Mauern“, so Mattera,

deren Großvater, der Anwalt Nicolo Ernesto 1912 die

Reste des aragonesischen Baus erwarb. 25.000 Lire für 25

Jahrhunderte verlassene Geschichte: Festung, Gefängnis,

Kloster, Kirchen und Gärten – alles lag in Trümmern.

Noch heute wirkt der Komplex aus bestimmten Perspektiven

wie eine gigantische Ruine und wie ein märchenhafter

Ort zugleich. An einigen Stellen steigt der

Blick durch ein zerstörtes Barockgewölbe direkt in

den Himmel, an anderen durchquert man einen verführerisch

duftenden Kräutergarten. Wer sich dort

auf einem Spaziergang über die schmalen Steinstufen

zwischen den verschiedenen Ebenen bewegt, der

übersieht leicht Hotel und Wohnhaus der Matteras,

die hier seit mehr als sechs Jahrzehnten leben.

„Ein großes Privileg“, findet die Hotelbetreiberin, „denn

die unvergleichliche Schönheit des Ortes, das Gefühl der

Zugehörigkeit zur Geschichte und der Zauber, die Jahrhunderte

zu durchlaufen, sind etwas Besonderes, aber

auch eine große Verantwortung, ein Schicksal, das man

auf den Schultern trägt und von dem man sich nicht

befreien kann.“ Schon in den Sechzigerjahren bot die

Familie geführte Besichtigungen an. Die Einnahmen finanzierten

erste Restaurierungsarbeiten und schließlich

Wo 1509 Vittoria Colonna den Markgrafen von Pescara ehelichte,

erinnert nur der Stuck an die ehemalige Pracht. Heute geht es im

Castello Aragonese oben rechts ruhiger zu. Aus dem späteren Kloster

entstand ein Hotel. Linke Seite: Gemälde von Leonardo Cremonini.

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einen Aufzug durchs Vulkangestein hoch auf die Burg.

Er veränderte alles. Die Anlage war fortan leicht zu erreichen

und notwendige Materialien und Vorräte konnten

leichter transportiert werden. Mehr Besucher. Mehr

Einnahmen. Mehr Investitionen.

Die Kultur kam Mattera zufolge von allein. „Unser Vater

war Künstler und seine Freundschaften mit Persönlichkeiten

wie Leonardo Cremonini, Elio Washimps und Palma

Bucarelli führten Ende der 1970er-Jahre zu Ausstellungen

und kulturellen Veranstaltungen.“ Das Hauptinteresse

liegt bis heute auf zeitgenössischer Kunst – speziell ortsspezifischen

Werken und Installationen. Seit mehr als 20

Jahren findet Ende Juni das Ischia Film Festival statt.

Logischerweise ist das komplette Hotel mit Gemälden,

Installationen und Skulpturen aus heutiger Zeit ausstaffiert.

Mattera lässt Namen wie Daniele Papuli, Antonino

Sciortino und Arcangelo Esposito fallen. „Unsere Kunden

suchen nach einem schönen Ort, einzigartig in Bezug auf

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GOOD STORY ISCHIA

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GOOD STORY ISCHIA

„Wir haben lange gebraucht, um unsere Küche zu definieren“, so Anna Cristina Mattera, die seit mehr als zehn Jahren mit Michelangelo

Iacono zusammenarbeitet. „Der Chefkoch stammt aus den Bergen von Ischia, einer Region, die authentisch geblieben und deren Küche

noch mit den Traditionen einer Insel bäuerlicher Prägung verbunden ist.“ Für seine Gerichte verwendet Iacono Kräuter aus dem

hauseigenen Garten Seite 84. Kein Kommentar: die Restaurantterrasse rechte Seite. Wer hier diniert und absteigt, genießt die Aussicht.

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GOOD STORY ISCHIA

Lage und Geschichte. Aber vor allem suchen sie etwas

Echtes und Einmaliges. Viele von ihnen verbringen den

Tag an unseren Tischen oder auf den Terrassen der Zimmer

und lassen sich von der Meeresbrise und dem Gesang

der Möwen verwöhnen.“ Das Kloster hat seine alte Fassade

und viele seiner ursprünglichen Ausstattungsdetails

wie die Kalkpavillongewölbe aus dem 16. Jahrhundert

bewahrt, die in den meisten der 19 Zimmer und zwei Suiten

zu finden sind. In jedem Jahr widmet sich die Familie

neuen Restaurierungsarbeiten, die natürlich während

der Wintermonate stattfinden. Inzwischen werden die

Wein- und Gemüsegärten durch Regenwasser versorgt,

das in den restaurierten Zisternen aufbewahrt wird. Es

reicht selbst für die Neugestaltung des ehemaligen Klostergartens

mit einheimischen Pflanzen, „die wahrscheinlich

schon vor langer Zeit hier kultiviert wurden.“ ☐

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GOOD STORY MAILAND

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GOOD STORY MILANO

ZU HAUSE

So sieht es aus, wenn ein Fotograf seine eigene Wohnung vor

die Linse bringt. Wir lieben den Mix aus Alt und Neu, das virtuose

Arrangement der Kunst und die sommerliche Stimmung.

FOTOS: MARCO BERTOLINI STYLING: FABIO SAPIENZIA TEXT: BERTOLINI/ SD

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GOOD STORY MILANO

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GOOD STORY MILANO

Das nennt man einen himmlischen Einstieg: Marco

Bertolini hielt auf einem Spaziergang durch Mailand

plötzlich inne, als er wunderschönen Gesang und dazu

eine Harfe spielen hörte. Ja, eine Harfe. Musik kann

beflügeln, und so kreisten die Gedanken des Fotografen

um ein neues Setting: Wie schön wäre es doch, von

Klängen wie diesen geweckt zu werden. Einige Monate

später stellte ihm seine Freundin Marta einen Immobilienmakler

vor, und es war reiner Zufall, dass die

erste Wohnungsbesichtigung gegenüber dem Conservatorio

Giuseppi Verdi stattfand – einer der ältesten

und renommiertesten Musikschulen Italiens. Es war

genau dort, wo Bertolini von Canzone und Harfenmusik

damals verzaubert worden war und stehenblieb.

Wir alle kennen das: Liebe auf den ersten Blick. Bertolini

war hin und weg. Vor allem von der – zwar etwas

schmalen – Terrasse, die sich über die komplette Länge

Apartments erstreckt. Der Grundriss ein regelmäßiges

Rechteck, von Nordwesten her durchflutet von

weichem, dezentem Licht. „Doch abgesehen vom Außenbereich

war die Wohnung nicht wirklich attraktiv

mit ihren eher kleinen, unregelmäßig proportionierten

Räumen.“ Aber wie heißt es bei Verkaufsgesprächen

immer so treffend: Ihr Potenzial war groß.

„Ich habe alles aufgemischt! Die Küche befand sich

dort, wo heute das Badezimmer liegt. Das Schlafzimmer

ist jetzt meine Küche. Außerdem war da noch ein

begehbarer Schrankraum mit einem Schminktisch und

einem riesigen Schminkspiegel, sowie ein weiteres Bad,

das an der Stelle des heutigen Schlafzimmers lag“, erzählt

Bertolini über sein Renovierungsprojekt und die

Neugestaltung der Innenräume.

„Ich habe die meisten Wände abreißen lassen, um einen

großzügigen Raum ohne Grenzen zu generieren.

Mit Licht, viel Licht, und natürlich jeder Menge Grün.

Das Schwierigste war, die Fenster zur Terrasse durch

Glastüren zu ersetzen. Keine leichte Aufgabe, wenn

man das in einem Gebäude mit einem ausgeprägten

Charakter aus den 1930er-Jahren in Angriff nimmt.

„Auch deshalb habe ich alles gradlinig und eher rational

gehalten. Beim Betrachten der umliegenden Gebäude

war mir sofort klar, dass nur Materialien aus der

Zeit des italienischen Rationalismus infrage kommen:

unpolierter Travertin-Marmor für den Boden der Terrasse,

viel Weiß und Glas, etwas Messing und natürlich

ein Holzfußboden. All das durfte weder zu romantisch

noch zu feminin wirken, sondern total rational.“ Zunächst

wurden fast alle Innenwände entfernt, genauso

wie alte Einbauten und abgewohnte Materialien.

„Im Anschluss daran haben wir die Fensteröffnungen

aufgebrochen um die Glastüren einzusetzen. Danach

wurden innen und außen die Böden erneuert und neue

Rohre und Leitungen verlegt. Eine wirkliche Herausfor-

Marco Bertolini verbringt viel Zeit damit, sich um seine Pflanzen

zu kümmern. Immer wieder müssen einige ausgetauscht werden,

weil sie dem Stadtklima nicht trotzen. „Es ist ein ständiges

Ausprobieren und Lernen“, so der Fotograf, der seine Mahlzeiten

gerne auf der Terrasse einnimmt. Die Gläser und der Tisch sind

vintage und aus Frankreich. Die Keramikschalen stammen aus

Portugal. Dazu Regie-Stühle von Unopiù sowie ein indonesisches

Tablett aus Walnussholz. Vintage: Klappstuhl und Kelim, links.

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GOOD STORY MILANO

derung“, so Bertolini. „Der Bauleiter konnte nicht mehr

schlafen, als es darum ging, die Glastüren und die drei

Meter langen Bodenplatten aus Stein via Schwerkran

in die oberste Etage hochzuhieven.“ Die ersten Platten,

die geliefert wurden, waren zu stark poliert und

spiegelten fast. „Ich konnte den Anblick nicht ertragen.

Sie erinnerten mich an eine Schule oder ein Polizeirevier

aus den 1980er-Jahren.“

Inzwischen ist alles perfekt und Bertolini genießt mit seinem

Lebenspartner die besondere Lage ihres Domizils

mitten in Mailand sowie den harmonischen Dialog zwischen

Innen- und Außenraum. „Das Apartment ist nicht

gerade riesig, hat aber sehr viel Atmosphäre und fühlt

„DER BAUUNTERNEHMER HATTE EIN PAAR

SCHLAFLOSE NÄCHTE, ALS ES DARUM

GING, DIE GLASTÜREN UND TRAVERTIN-

PLATTEN NACH OBEN ZU BEFÖRDERN.“

sich luftig und leicht an.“ Für die schlichte Inneneinrichtung

wählte der Fotograf natürliche Materialien aus, die

mit dem Outdoor-Bereich und dessen wildem Grün harmonieren.

„Mir gefällt, dass die Pflanzen nicht perfekt

und zurechtgestutzt wirken.“ Auch hier sind Einfachheit

und Understatement der Schlüssel. Einige Ahornbäume,

dazu mediterrane Arten wie Myrrhe und seltene Pflanzen

aus ausgewählten Gärtnereien bilden den Mix, der

vor einfachen grünen und breitblättrigen Sträuchern gedeiht

– fast wie eine Art grüne Leinwand.

Im Wohnbereich wählte Bertolini ungeschliffenes helles

Ahornholz als Bodenbelag und setzte schlichte Türen in

Raumhöhe ein. Dazu helles Weiß und sogar Stuckmarmor

für die Wände. Die Möbel wechseln regelmäßig,

doch die Basis sind Hölzer, Neutraltöne, Weiß und Brauntöne

mit Akzenten aus Messing und Gold. „Weiß, Braun

und Grün sind die perfekte Kombination. Zeitlos, frisch

und gleichzeitig sehr elegant. Aber gemütlich. Nicht umsonst

stehen diese Farben auch für die amerikanische

und brasilianische Modernismus-Bewegung.“

Zu den Möbeln und Accessoires im Wohnbereich gehören

handgeknüpfte Teppiche, von Bertolini in Mailand,

aber auch in Marokko erworben. Dazu moderne Klassiker

wie die Kjaerholm-Sessel oder ein Anderson-Esstisch

Die Vitrine im Küchenbereich oben stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Rechts: Das Lowboard in Weiß ist eine Maßanfertigung, darüber zwei

bemalte Glasbilder aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Auf dem Tisch

Leuchter aus Marokko. Dazu Design-Ikonen moderner Formgebung:

Die Sessel mit Geflecht entwarf Poul Kjaerholm für Fritz Hansen.

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GOOD STORY MILANO

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GOOD STORY MILANO

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GOOD STORY MILANO

in Kombination mit Vintage-Stühlen von Fritz Hansen,

die Bertolini bei Modernity Stockholm entdeckte. Stühle

aus norditalienischem Holz und solche mit Wiener Geflecht

sind die perfekte Ergänzung.

Die beiden schwarz-goldenen Hinterglasbilder im Goldrahmen

aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammen

aus der Londoner Lacy Gallery. Zwei kleine verspiegelte

Tische aus Messing von Tom Dixon stehen neben

einem englischen Vintage-Sessel aus braunem Leder,

erworben bei Rossana Orlandi. Ferner gibt es einen

Vintage-Klapptisch aus Frankreich und ein Molteni-Sofa

nach Vorgaben von Vincent van Duysen, an anderer

Stelle zwei Arbeiten mit Blattgold und Bleistift von

Alexandre Prowalinski, außerdem ein Ölgemälde von

Julian Arnaud – der Einrichtungsfan entdeckte es bei

der Modern Shapes Gallery Antwerpen. Seine Kombinationen

wirken harmonisch und sophisticated. Laute

Töne vermisst man hier mehr als gern. Im Schlafzimmer

platzierte Bertolini ein Maxalto-Bett mit Polsterhaupt

– Altmeister Antonio Citterio brachte es in Form – und

Leuchten von Flos und Nemo. Vor dem Bett spendet ein

tibetanischer Seidenteppich extravaganten Komfort.

Kleine Keramik- und Goldskulpturen von Roberta Colombo

sind raffinierte Details. Im Bad finden sich türkische

Leinenhandtücher mit schwarzen Stickereien. Sie

kommen schon morgens zum Einsatz, nach dem Spiel

der Harfe und den klaren Gesängen.

Alles auf Maß: Das gilt für die Dusche genauso wie für den Einbauspiegel.

Die Sanitärkeramik lieferte Catalano, Armaturen von Cea.

Ein Vintage-Tisch und Berberteppich setzen Akzente. Wandleuchten

von Artemide, die Türklinken sind im Programm bei Olivari.

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GOOD STORY VALDARNO

ZEITSPRUNG

Sanfte Hügel, malerische Dörfer, Schluchten, aufragender Fels am Horizont. Dennoch fesselt

hier das Interieur den Blick. Der Look katapultiert uns zurück in die Eighties und ist bei genauer

Betrachtung doch so zeitgemäß. Er trägt die Handschrift von Timothee Studio aus Florenz.

FOTOS: HELENIO BARBETTA TEXT: STEPHAN DEMMRICH

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GOOD STORY XXXXXXXX

Kronleuchter von Giopato & Coombes, darunter ein Fiam-Tisch

und „Golem“-Stühle von Vico Magistretti. Ein Konzept von

Timothee Studio linke Seite: Niccolò Antonielli links, Andrea

Mascagni sitzend und Cosimo Bonciani.

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GOOD STORY XXXXXXXXX

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GOOD STORY VALDARNO

„Wir sind drei Freunde aus der Kindheit“, erzählt

Cosimo Bonciani und erinnert sich. „Als wir unser Studium

beendet hatten, begannen wir, hauptsächlich in

der Toskana zu arbeiten. Obwohl wir noch sehr jung

waren, erregten bereits die ersten Projekte das Interesse

der italienischen und wenig später auch der internationalen

Presse.“ Zusammen mit Niccolò Antonielli

und Andrea Mascagni hatte der Architekt 2018 das

Studio Timothee gegründet – „ein Full-Service-Architektur-

und Designstudio, das Bereiche wie Wohnen,

Einzelhandel, Gewerbebauten, Möbel- und Lichtdesign

abdeckt.“ Ein Senkrechtstarter trotz des etwas

schrägen Namens, der an ein Shampoo denken lässt,

das in den Achtzigern seine Hochzeit hatte. Doch

weichgespült ist gerade bei den Entwürfen aus dem

Büro mal gar nichts. Wie sich auf den Seiten hier zeigt,

steht das Office für Statements – sei es in England,

Ruanda, Spanien, Japan oder hier Italien. „Derzeit arbeiten

wir in einem schönen Atelier aus dem 19. Jahrhundert

in Räumen, die wir ganz in Rosa gestrichen

haben.“ Wir, das ist ein Team aus sechs Personen, allesamt

noch unter 35. Es gibt keine festen Wirkungsbereiche,

was den kreativen Teil betrifft. Aber schon eine

gewisse Aufteilung: „Antonielli hat einen Abschluss in

„EINE INNENEINRICHTUNG IST WIE EIN

SINFONIEORCHESTER. JEDES OBJEKT

HAT EINE PRÄZISE UND WICHTIGE ROLLE.“

Architektur und kümmert sich um die Baustellen und

Bürokratie. Mascagni ist Industriedesigner und für

Maßlösungen, Materialien und Produktentwicklung

zuständig – ferner für die Kontakte zu unseren Auftraggebern

und die Organisation im Atelier. Ich selbst

beschäftige mich mit Designgeschichte und aktuellen

Tendenzen. Mit Kunst, Social Media Management und

der kommerziellen Seite.“

Erstaunlicherweise zeigt die Homepage des Trios nur

ein einziges Foto mit dem Schriftzug des Büros. Ein

Statement, genauso wie dieses Haus im Valdarno.

Detail eines der Schlafzimmer mit Textilien von Dedar. Linke

Seite: Die Wendeltreppe und der geschwungene Schrank sind aus

gewachstem Eisen. An der Wand eine Arbeit von Nicolás Denino

aus dem Jahr 2022. Deckenleuchte „Eclipse“ von Folio.

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GOOD STORY VALDARNO

Wir befinden uns in der Ortschaft Castelfranco di Sopra

in den Hügeln des oberen Valdarno, auf halbem Weg

zwischen Arezzo und Florenz. An der antiken Strada

dei Sette Ponti gelegen, zwischen Arno und den Hängen

des Pratomagno, gilt der Ort als eines der schönsten

Dörfer Italiens. „Von den Panorama-Fenstern aus

kann man das gesamte Valdarno-Tal bis hin zu den

Chianti-Hügeln überblicken. Einige der Sehenswürdigkeiten

der Gegend liegen in Sichtweite dieses Hauses,

etwa die Badia di San Salvatore a Soffena aus dem

11. Jahrhundert oder die Silhouette der Gemeinde Loro

Ciuffenna sowie die Berge von Vallambrosa.“

Alles gut und schön, aber wirklich ins Staunen geraten

Gäste beim Durchqueren der Innenräume – rund 800

Quadratmeter, die Timothee plante, modernisierte und

einrichtete. „Der anspruchsvollste Part war sicherlich,

einen Dialog zwischen der Architektur und dem Interieur

herzustellen. Der erste Eindruck sollte modern und

zeitgemäß sein, aber auf den zweiten Blick wird man

genauso die zeitlosen Formen der Architektur und die

Materialien wahrnehmen.“ Ein Balance-Akt. „Wir haben

uns auf die Suche nach zeitgenössischen Objekten

und modernen Stücken gemacht. Wir wollten eine Brücke

durch die Zeit schlagen, damit sich Architektur und

Einrichtung auf halbem Weg treffen. Außerdem durfte

nichts von den eigentlichen Protagonisten dieses Projektes

ablenken: dem Himmel und der Landschaft.“

So entstanden drei Etagen mit komplett unterschiedlichen

Stimmungen und Funktionen. Da wäre zunächst

der ebenerdig gelegene Wellnessbereich mit angrenzendem

Weinkeller – der Traum eines jeden Bauherrn.

„Er ist völlig anders, als alles andere. Hier unten geht es

um eine sensorische Erfahrung. Die schwarzen Wände

helfen dabei, die Raumwahrnehmung aufzuheben und

in einer Stimmung totaler Entspannung einzutreten.

Kanadisches Zedernholz dient dazu, sowohl den Tastsinn

als auch die Nase zu stimulieren. Das Holz fühlt

sich einfach gut an und sein Duft ist charakteristisch,

während das satinierte Messing das Auge anspricht

und ein Gefühl des Wohlbefindens vermittelt, auch

Timothee Studio entwickelte die komplette Spa-Einrichtung,

über der Bar eine Leuchte von Vibia. Sauna-Technik von Treesse,

der Jacuzzi ist von Spezzoni Saune. Hier im Untergeschoss ließen

die Architekten großformatiges Steinzeug verlegen.

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GOOD STORY XXXXXXXX

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GOOD STORY VALDARNO

visuell als Lichtpunkt. Im Weinkeller kommt es als Einfassung

einer alten Holzplatte für den zentralen Tisch

zur Geltung. „Es handelt sich um ein aufgearbeitetes

Mahagoni-Brett, das wir im Lager von Marcello Mori,

dem Schreiner unseres Vertrauens entdeckten“, so

Bonciani. Der Architekt ergänzt: „Ein besonderer Mann,

für uns eine sehr wichtige Figur, ein Mentor, mit dem

wir von Anfang an zusammengearbeitet haben und

der alle Möbel für dieses Projekt herstellte. Rund 90

Prozent im Inneren sind auf Maß gefertigt.“

Ihre Maßanfertigungen sind ganz auf der Höhe der Zeit

und das vor allem, weil sie viel persönlicher wirken als

Produkte aus bestehenden Programmen. Trotzdem atmet

das Interieur den Spirit der Eighties. Für den Autor

dieser Geschichte ein Flashback, für die Italiener alles

andere als das. Bonciani lacht los: „Du hast uns ertappt!

Zeitgemäß war die Wahl des Kunden. Der Eigentümer

des Hauses zieht es vor, anonym zu bleiben.“ Deswegen

gibt es auch keine Außenansichten der Villa. „Sein Briefing

war von Anfang an ganz klar. Der Einsatz von Design-Ikonen

dagegen war unsere Entscheidung. Unsere

Kreativität führt uns immer zu bestimmten historischen

Perioden. Die Elemente, die Zitate und die Farben sind

ganz klar aus den 1980er-Jahren. Wir haben uns für

dieses Jahrzehnt entschieden, weil wir eine Kontrastebene

zwischen dieser minimalistischen Architektur und

einem Design, das Freude macht, schaffen wollten. Und

die 1980er-Jahre sind zweifellos die lustigste Zeit in der

Geschichte des Designs.“

Eine Meinung, die in Italien weit verbreitet ist. Es muss

wohl an meinem Alter liegen, dass ich frühere und spätere

Epochen wesentlich mehr schätze. Bei Timothee

beeindruckt mich die Virtuosität der Komposition an

sich. Die Herangehensweise des Trios? „Farben und

zeitgemäße Materialien abstimmen und auf dieser

Basis Elemente wie historische Möbel und moderne

Kunst, Deko-Objekte und wichtige Stücke aus der Mitte

des Jahrhunderts kombinieren. Unsere Entwürfe

sollen eine Atmosphäre schaffen, an die man sich erin-

Die „Zig-Zag“-Stühle entwarf einst Gerrit Rietveld. Das Florentiner

Architekturbüro, das die kompletten Einbauten konzipierte,

kombinierte dazu einen Tisch auf Maß mit Mahagoni-Top, darüber

eine Leuchte von Artemide. Rechte Seite: Blick auf den Pool mit

einer Veranda nach Vorgaben von Timothee Studio, Ermini Adone.

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GOOD STORY XXXXXXXXX

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GOOD STORY VALDARNO

nert. Dazu mischen wir verschiedene Epochen. Alt und

neu. Vintage und Kontemporäres.“ Ständige Recherchen

sind eine Konstante in der Arbeit. Viele der Möbel

und Accessoires stammen aus dem Antiquitäten- und

Vintage-Handel, andere von Auktionen und Messen.

„Eine gute Einrichtung ist wie ein Sinfonieorchester.

Jedes Objekt hat eine präzise und tragende Rolle, alles

muss perfekt aufeinander abgestimmt sein. Formen,

Farben und Materialien müssen im Kontrast zueinanderstehen,

aber niemals im Widerspruch.“ Hier im

Valdarno ging es darum, eine Einheit von Architektur

und Einrichtung zu entwickeln. Gibt es ein Patentrezept,

damit ein Haus nie altmodisch wirkt? „Wenn die

Bewohner es lieben, wird es nie alt werden. Das ist der

beste Aspekt an unserer Arbeit. Es geht darum, einen

Look für unsere Kunden zu kreieren und zu fertigen, als

handele es sich um einen Maßanzug. Ein schönes Kleidungsstück

aus hochwertigem Stoff, das dazu noch

gut gemacht ist, kommt niemals in die Tage.“ ☐

Das achteckige Waschbecken ist von Antonio Lupi, das Bett in

einem der Schlafzimmer ein Timothee-Entwurf. Leuchte von

Flos. Linke Seite: Die Kamin-Ecke aus Corten-Stahl und Balken

aus einer alten Scheune komplettiert ein Sofa von Edra.

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GOOD STORY LYON

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GOOD STORY XXXXXXXX

NOW & THEN

Dank des stilsicheren Gespürs zweier Architektur- und

Interieur-Profis erhielt dieses historische Anwesen in der Nähe

von Lyon eine zeitgenössische Aura.

FOTOS: GUILLAUME GRASSET

TEXT: MARZIA NICOLINI / ANKE GUNGL

„Von Anfang an habe ich immer nach meinem

Instinkt gehandelt und bin meinen persönlichen und

beruflichen Wünschen gefolgt“, steigt Claude Cartier

in unser Gespräch ein. Eine Lebensphilosophie, die

aufgegangen zu sein scheint. Seit über 40 Jahren ist

die französische Innenarchitektin, die sich selbst lieber

als Dekorateurin bezeichnet, eine feste Größe, wenn

es um die Gestaltung aparter Innenräume geht. Mit

ihrem Showroom „Claude Cartier Décoration“ und

ihrem Innenarchitekturbüro „Claude Cartier Studio“

in Lyon lebt sie ihre Leidenschaft für zeitgenössisches

Design aus. „Ich mag Brands mit einer bewusst vielfältigen

stilistischen DNA wie Moroso, Baxter oder

La Chance.“ 2018 eröffnete sie mit der Inside Gallery

einen Ort, an dem sie die Kreationen mutiger und

anspruchsvoller Editeure wie Christophe Delcourt

präsentiert. „Anstatt einen zweiten Showroom zu

eröffnen, habe ich einen Ort geschaffen, an dem ich

mir alle sechs Monate ein neues Pop-up-Szenario mit

einem Möbel- und einem Textilhersteller sowie einem

Gastkünstler ausdenke. Das ist eine Möglichkeit, unsere

Handschrift zu zeigen, indem wir jedes Mal die

Geschichte komplett ändern“, sagt die Interieur-Expertin,

deren Handschrift immer klar ersichtlich ist.

„Jedes Projekt berücksichtigt den Ort, den architektonischen

Kontext, die Persönlichkeit des Kunden und

seine Wünsche. Davon ausgehend erstellen wir ein

Szenario, wählen Materialien, Farben, Möbel usw.

Unser Ziel ist es, den Kunden so weit wie möglich zu

begleiten, ihn aus seiner Komfortzone herauszuholen

und gleichzeitig seine Wünsche zu respektieren.“

Für dieses Projekt, die Neugestaltung einer Villa aus

dem frühen 20. Jahrhundert vor den Toren Lyons,

wandte sich Cartier an den ortsansässigen Architekten

William Wilmotte. Das Eigentümerpaar, das hier

nicht namentlich genannt werden möchte, wünschte

sich einen modernen Twist für sein Zuhause. „Ein wichtiger

Ausgangspunkt war der Park, der noch stärker

mit den Innenräumen der Villa verbunden werden sollte,

um einen fließenden Übergang zwischen innen und

außen zu schaffen. Ebenso der blaue Himmel. Diese

poetische Inspiration hatte starke Auswirkungen auf

die Wahl der Materialien und Farben. Jedes Projekt

ist anders, also ist es natürlich auch das Design, aber

wir gehen gerne von einem Ort, einer Aussicht, einem

Kunstwerk oder natürlich von unseren aktuellen Favoriten

(oder denen der Kunden) aus. Wir spielen auch

Linke Seite: Das „Giro“-Sofa von Vincent van Duysen für Kettal

ergänzt Interior Designerin Claude Cartier links mit zwei „Pacha“-

Sesseln von Gubi. Den „Shade“-Teppich lieferte Nanimarquina.

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GOOD STORY LYON

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mit Farben, um den verschiedenen Lebensräumen Dynamik

zu verleihen“, erklärt die Dekorateurin, und Wilmotte

ergänzt: „Wir entschieden uns, den ursprünglichen

stilistischen Kontext einzubeziehen und das Erbe

des Gebäudes zu respektieren und aufzuwerten. Ein

harmonisches Zusammenspiel zwischen Architektur

und Natur.“

Wilmotte ließ die Fassade neu streichen, um einen

besonderen mineralischen Effekt zu erzielen. Der

Dachstuhl wurde umgebaut, die Treppen aufgewertet.

Maßgefertigte Einrichtung wie die Küche aus

grauem Eichenholz trägt dazu bei, die strukturellen

„WIR SCHAFFEN ZEITLOSE ERLEBNISSE

MIT EINEM TWIST. HIER GEHT

ES UM REINHEIT UND ELEGANZ.“

Konturen des Hauses im Einklang mit dem Alltag der

Eigentümer neu zu definieren. Wilmotte: „Eine echte

Herausforderung, die nur durch die Kooperation mit

unseren außergewöhnlichen Handwerkern wie der Firma

Saga Agencement und dem Landschaftsarchitekten

Michel Müller möglich war.“ Neue, größere Fenster

lassen mehr Licht ins Innere und schaffen einen stär-

Linke Seite: Pool-Time mit dem „Tropique“-Ensemble von Gubi. Diese Seite: Die Küche konzipierte Architekt William Wilmotte auf Maß und

greift damit das Thema „Natur“ wieder auf, das sich durch den gesamten Entwurf zieht. Die Obstschale „Anita“ stammt von Imperfettolab.

Im Wintergarten daneben dominiert der 4,5 Meter lange „Ybu“-Esstisch von Delcourt Collection. Passend dazu: die „Gent“-Stühle von Gubi.

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GOOD STORY LYON

keren Bezug zur Natur. Die bestehende Innentreppe

im Eingangsbereich wurde mit einem Geländer aus

schwarz gebeiztem Holz erweitert, wodurch ein modernes

und doch klassisches Ambiente entstand. „Bei

diesem Projekt ist der wunderschöne Eingangsbereich

das Herzstück des Hauses. Er öffnet den Zugang zu

allen Räumen im Erdgeschoss ebenso wie zur oberen

Etage. In diesem Raum mussten wir mit dem Bestand

– dem historischen Mosaik und den Zierleisten

– arbeiten, also wählten wir ein leichtes und sanftes

Himmelblau, um optisch Übergänge zu den anderen

Räumen wie etwa dem Wohnzimmer zu schaffen.

Diese Farbkomposition hat eine Stärke und Zartheit,

die die Wünsche der Eigentümer widerspiegelt. Der

«Taglio»-Sessel von Rodolphe Parente und die Hängeleuchte

aus der Kunstgalerie von Armel Soyer fügen

sich wunderbar in die Szenerie“, so Cartier, die gezielt

ausgewählte Designstücke mit einer starken und gewagten

Persönlichkeit platzierte, um in allen Räumen

der Villa einen präzisen ästhetischen Schwerpunkt zu

setzen. „Auch die skulpturale gelbe »Golosa«-Leuchte

von Rodolphe Parente Architecture Design im Entree

ist ein Beispiel dafür. Sie ist in einer limitierten Auflage

aus strukturiertem, lackiertem Holz erschienen. Wir

legen viel Wert darauf, dass sich die einzelnen Räume

ergänzen, eine Symbiose ergeben. Ich mag es, wenn

jeder Raum durch denselben roten Faden gekennzeichnet

ist. Das erleichtert die Lesbarkeit. Viele Kun-

Diese Seite: Blick vom Entree mit originalen Zementmosaikfliesen und Hängeleuchte „Zephyr V“ von Olga Engel ins Wohnzimmer. Auffallend:

der „Asmara“-Teppich von CC-Tapis. Farbtupfer im sonst eher naturgehaltenen Wohnbereich setzen die Coffee Table „Cookie“

und „Peanut“ (Uchronia) vor dem „Pacific“-Sofa, das Patricia Urquiola für Moroso gestaltete. Daneben: Martin Parrs Fotografie „Galway

Races, County Galways, Irland, 1996“. Rechte Seite: Daybed „Five to Nine“ von Tacchini und Hängeleuchte von Giopato & Coombes.

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GOOD STORY LYON

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den sagen über meine Arbeit, dass nichts dem Zufall

überlassen wird. Das ist sicher richtig. Wir denken die

Dinge gerne bis zum Ende, gehen Risiken ein und achten

auf jedes Detail.“

Ihr Faible für einen mutigen Stilmix zeigt sich ebenso

im Wohnzimmer, wo sie die klassische Architektur mit

modernen Elementen wie dem dicken „Asmara“-Teppich

von Faye Toogood für CC-Tapis aufbricht, oder

im Badezimmer mit den Vasen von Pierre Casenove.

„Diese gekonnte Mischung aus Strenge und Fantasie

ist unser Markenzeichen, zusammen mit der Farbe

natürlich. Die künstlerische Dimension ist wesentlich,

um die Geschichte eines Ortes zu vervollständigen“,

unterstreicht Claude Cartier. „Jedes Element trägt zu

dieser Geschichte bei. Und wenn die Kulisse aus gebürsteter

Eiche, Samt, Marmor, Keramik und mundgeblasenem

Glas besteht, dann ist das Ergebnis natürlich

ein Hauch von Luxus.“

Das Gleichgewicht zwischen geradlinigen und geschwungenen

Formen bringt frischen Wind in den

strengen Grundriss und schafft ein sehr persönliches

Wohnambiente. Besonders bemerkbar macht sich

dieser Aspekt auf der großzügigen Veranda, die mit

ihrem offenen Blick auf den Park das gesamte Umgestaltungsprojekt

gut zusammenfasst: Die perfekte

Symbiose aus Architektur und Natur.

Linke Seite: Der Handlauf der Treppe wurde überarbeitet. Links davon sorgt die „Muguet“-Stehleuchte von Olga Engel aus Biskuitporzellan

und geschlagenem Eisen für angenehmes Licht, Galerie Armel Soyer. Im Obergeschoss diese Seite befinden sich die Rückzugsräume.

Das Bad mit Vasen von Pierre Casenove und „Reversível“-Sessel von Tacchini zeigt sich ganz sophisticated. Im Schlafzimmer werden die

textilen Hautschmeichler wie das mit Samt von Pierre Frey bezogene Betthaupt zu Protagonisten. Sessel „Julep Island“: Tacchini.

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GOOD STORY SANTIAGO DE QUERÉTARO

COOLE PATINA

Mitten im zentralmexikanischen Santiago de Querétaro beweist

eine Privatbrauerei, dass gehobene Bierkultur, Hotellerie,

Kulinarik und Gemeinschaft mühelos Hand in Hand gehen.

FOTOS: PEPE MOLINA TEXT: ANKE GUNGL

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GOOD STORY SANTIAGO DE QUERÉTARO

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Hércules ist nicht nur der Name dieser Brauerei,

sondern auch des Viertels in der zentralmexikanischen

Großstadt Santiago de Querétaro. Das

Gebäude entstand Mitte des 16. Jahrhunderts als

Getreidemühle, bevor es 1846 als Textilfabrik

umgenutzt wurde. Seit 2011 wird hier Bier gebraut.

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GOOD STORY SANTIAGO DE QUERÉTARO

Ein Streifzug durch die kopfsteingepflasterten

Straßen von Santiago de Querétaro ist wie eine historische

Reise durch deren koloniale Vergangenheit.

Etwa drei Autostunden von Mexiko-Stadt entfernt,

im zentralmexikanischen Bundesstaat Querétaro,

vermischt sich das Vermächtnis der indigenen Völker

mit den kulturellen Einflüssen der spanischen Eroberer.

Kein Wunder, dass die UNESCO die malerische Altstadt

mit den originalgetreuen Häusern und Kirchen

aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, den gepflegten Parks

und den belebten Plazas 1996 zum Weltkulturerbe

erklärte. Wirtschaftlich gesehen profitieren viele der

knapp 1,5 Millionen Einwohner von der boomenden

Automobil-, Luft- und Raumfahrt-Industrie, die den

Standort vor einigen Jahren für sich entdeckt hat.

Nicht zuletzt dank des eigenen Flughafens und des

gut ausgebauten Autobahnnetzes.

„WIR WOLLTEN DIE VERGANGENHEIT

NICHT AUSLÖSCHEN, SONDERN DIE

ZUKUNFT NACHHALTIG GESTALTEN.“

Das Areal, das wir Ihnen hier und heute vorstellen,

blickt auf eine lange Geschichte zurück, die mit der

Gründung einer Mühle durch Diego de Tapia 1592 begann.

Im selben Komplex rief der spanische Industrielle

Cayetano Rubio 1846 die Textilfabrik „El Hércules“ ins

Leben, aus der das gleichnamige Arbeiter-Viertel mit

seiner bis heute tief verwurzelten Identität hervorging.

Das Unternehmen beschäftigte in seiner Blütezeit

rund zehn Prozent der Bevölkerung von Querétaro. Als

die Brüder Luis und Carlos González sich 2011 mit ihrer

Brauerei „Compañía Cervecera Hércules“ in einem

kleinen Teil der alten Fabrik niederließen, war das ursprünglich

florierende Geschäft mit den edlen Textilien

schon nicht mehr rentabel. Sie räumten 2019 endgültig

zu Gunsten des Hopfens das Feld.

Mittlerweile beansprucht die Compañía Cervecera

Hércules den Großteil des mehr als 40.000 Quadratmeter

großen Areals. „Für die Gäste gibt es viel

zu entdecken. In den ehemaligen Lagerräumen, Arbeiterunterkünften

und Produktionshallen befinden

sich Geschäfte, die von handwerklichen Kleinstproduzenten

betrieben werden, sowie die Ateliers lokaler

Kreativstudios wie El Urdido von Patricia Hirschfeld

und mein Architekturbüro González Muchow Arquitectura

(Goma)“, erzählt Carlos Gonzáles. 2023 eröffnete

das „Hércules Hotel“, das er gemeinsam mit

Hirschfeld umgestaltete, und mit dem ein weiterer Teil

des weitläufigen Areals neu bespielt wird. Es umfasst

ein Spa, einen Eventbereich mit Swimmingpool und

Volleyballfeld, zwei Restaurants und ein Gästehaus

mit 40 Zimmern inklusive eigenem Olivenhain, was

zusammen eher an ein toskanisches Weingut erinnert

als an die ehemalige Residenz eines großindustriellen

Mühlenbesitzers aus dem 16. Jahrhundert. Den zentralen

Innenhof dominiert die Marmorstatue des griechischen

Halbgottes Herkules, ein Relikt aus dem 19.

Jahrhundert und Namensgeber, das wie viele weitere

originale Details zum Inventar gehört.

„Wir wollten damit die Wurzeln von »El Hércules« mit

der Zukunft in Einklang bringen. Wir gingen durch die

Räume und stellten fest, dass jedes Zimmers bereits

eine Seele besaß. Wir mussten lediglich die Möbel

finden, die am besten dazu passten“, sagt Hirschfeld,

die als Fotografin arbeitet und mit diesem Hotel ihr

erstes Interior-Projekt realisierte. „Wir nahmen Kontakt

zu Antiquitätenhändlern und Restauratoren auf

und stießen schnell auf die richtigen Möbel. Es schien,

als hätten diese selbst entschieden, wo sie stehen

sollten“, schließt sie. So finden sich in den Gästezimmern

Design-Schätze aus den 1930er-Jahren bis in

die Midcentury-Moderne. Darunter Stücke des amerikanischen

Architekten Michael van Beuren, der 1937

nach Mexiko immigrierte und dort bald darauf sein

Möbelunternehmen Domus gründete. Kennern dürfte

ebenfalls die unverkennbare Handschrift des mexikanischen

Modernisten Eugenio Escudero und des italienischen

Architekten und Designers Gio Ponti ins Auge

fallen, die einen Hauch von Glamour verströmen.

„Die größte Herausforderung bestand darin, eine ruhige

Oase in einem städtischen Gebiet zu schaffen,

ohne ihr zu viel von unserem Design aufzudrängen.

Wir haben die jahrhundertealten Steinmauern und

Wände bewusst kahl belassen, teilweise mit der abgeplatzten

Farbe. Wir wollten, dass man sich das

Leben während des goldenen Zeitalters der industriellen

Revolution in Mexiko vorstellen kann“, ergänzt

Gonzáles. Die Wände sind in blassen Pastelltönen gehalten,

kräftige Farben werden sparsam eingesetzt.

Viele Bereiche wirken bewusst unfertig und verleihen

dem Haus eine würdevolle Ausstrahlung. „Wenn man

in einem der Zimmer sitzt, hat man das Gefühl, dass

die Stadt da draußen gar nicht existiert.“

Rechte Seite & 124/125: Der Pool-Bereich ist vom goldenen Zeitalter

der Bucht von Acapulco inspiriert. Was einst als Produktionsstätte

diente, ist heute eine Oase des Wohlbefindens. Hier finden ebenfalls

regelmäßig Konzerte von Kultbands und andere Events statt.

128


GOOD STORY XXXXXXXX

129


GOOD STORY SANTIAGO DE QUERÉTARO

Ganz oben: Das 2023 eröffnete „Hércules Hotel“ vereint kolonialen Charme mit der Midcentury-Moderne. Es entstand aufgrund der

hohen Nachfrage der Brauereibesucher, die von weit außerhalb kamen und nach einer passenden Unterkunft suchten. Darunter: Im

Arbeiterviertel Hércules in Santiago de Querétaro gelegen, ist die Brauerei „Compañía Cervecera Hércules“ nicht nur ein Ort, an dem

Bier gebraut wird, sondern auch eine lebendige Chronik des historischen Erbes und der (lokalen) Gemeinschaft. Braumeister Josh

Brengle im Bild stammt ursprünglich aus den USA und zog 2016 nach Mexiko. Rechte Seite: Das Innendesign des Hotels gleicht einer

sorgfältig konzipierten Kulisse. Die klassischen Holzmöbel aus den Fifties im Hauptrestaurant fügen sich ganz natürlich in die industriell

anmutende Szenerie aus Ziegelsteindecken, freiliegenden Stahlträgern und kahlen Wänden mit Patina ein.

130


GOOD STORY XXXXXXXX

131


GOOD STORY SANTIAGO DE QUERÉTARO

132


133


GOOD STORY SANTIAGO DE QUERÉTARO

„WIR FÜHLTEN UNS DAFÜR VERANT-

WORTLICH, DEM BESTEHENDEN

GEBÄUDE EINE ZWEITE CHANCE ZU

GEBEN UND NEUES ZU INTEGRIEREN.“

Hirschfeld und Gonzáles war es wichtig, neue Elemente

harmonisch und subtil in den Bestand zu integrieren.

Anstatt die industrielle Vergangenheit des Geländes

zu eliminieren, nutzt der Entwurf für das Hotel

Hércules die ästhetischen und letztlich nachhaltigen

Vorteile, die sich aus der historischen Substanz und

Infrastruktur des bestehenden Standorts ergeben.

„Bauen im Bestand ermöglicht nicht nur ein einzigartiges

Design, das tief mit dem Ort verwurzelt ist,

sondern zeigt auch, dass neu nicht immer gleichbedeutend

mit gut ist. Wir wollten die Geschichte des

Gebäudes hervorheben und dem Raum dennoch eine

neue Nutzung zuordnen.“

So fand etwa die ehemalige Kardierhalle ihre neue

Bestimmung im Open-Air-Bereich „Buenavista“, wo

sich am Pool und auf der Terrasse leckere Snacks und

Bier in entspannter Atmosphäre genießen lassen. Das

Spa hingegen fand seinen Platz zwischen schweren

Maschinen, die an die mehr als 200 Jahre andauernde

Verarbeitung von Garnen, Fasern und Co. erinnern

(rechte Seite). Ana Holschneider, die Ehefrau des

Brauerei-Mitbegründers Luis Gonzáles, führt dieses

Erbe mit ihrem Textilbrand Caralarga fort, dessen Atelier

sich ebenfalls auf dem Gelände befindet. Zu ihrem

Portfolio zählen Schmuck, Bekleidung, Accessoires und

Einrichtungsgegenstände, die sie aus Fabrikabfällen

herstellt. Letztere schmücken unter anderem die

Räumlichkeiten des Hotels.

Das Herzstück des Areals ist und bleibt die Brauerei

mit dem weitläufigen Biergarten. Die Compañía Cervecera

Hércules ist eine unabhängige Privatbrauerei,

die sich nichts Geringeres auf die Fahnen geschrieben

hat, als die besten Biere des Landes zu brauen. So

ließen es sich die Gebrüder Gonzáles nicht nehmen,

mit Josh Brengle einen echten Brau-Profi an Land

zu ziehen. Seit 2016 ist der aus Florida stammende

Amerikaner an Bord. „Wir stellen pro Jahr zwischen

70 und 80 Sorten her und lassen uns von der lokalen

Landwirtschaft und unseren kulinarischen Einflüssen

hier in Mexiko inspirieren“, erzählt der Braumeister. So

entstehen neben den traditionellen Lagerbieren britische

Session Ales, Real Ales und mehrere Biere mit

spontaner Gärung, darunter ein mexikanisches Porter

mit schwarzem Mais und ein Hibiskusbier. „Wir versuchen

aber generell, uns am klassischen Biergeschmack

zu orientieren“, sagt Brengle lachend. „Wir brauen eine

Menge traditioneller europäischer Biersorten wie Lagerbiere,

Pale Ales und Saisons.“

Die Bierkultur in Mexiko reicht zurück bis ins Jahr 1845,

als der Schweizer Bernhard Bolgard und der aus Bayern

stammende Friedrich Herzog in Mexiko-Stadt

unabhängig voneinander mit dem Brauen begannen.

Heute zählt Mexiko zu den größten Bierproduzenten

weltweit. Vor allem Craft-Bier wird immer beliebter,

und unabhängige Brauereien gibt es in vielen Teilen

des Landes, allerdings sehr regional geprägt. „Die

Bierkultur in Monterrey ist beispielsweise ganz anders

als etwa in Chiapas. In unserem Teil des Landes öffnen

sich die Menschen mehr und mehr für neue Stile. Wir

planen, unser Portfolio in den kommenden Jahren auf

35 Biere zu minimieren, dafür qualitativ noch hochwertiger

zu werden“, stellt Brengle klar, für den natürliche

Zutaten und Rohstoffe sowie handwerkliche

Braukunst im Vordergrund stehen. „Wir orientieren

uns so nah wie möglich an Authentizität und Ursprung

eines jeden Stils. Selbst wenn wir Neues ausprobieren,

achten wir darauf, dass die Basis erkennbar bleibt.“

Zu einem zünftigen Bier gehören natürlich auch kulinarische

Leckerbissen, die in den beiden Restaurants

des Hotels und im Biergarten serviert werden. Das

Konzept aus Alt und Neu macht selbst vor der Kulinarik

keinen Halt. „Wie bei unseren Bieren legen wir

genauso bei unseren Speisen Wert auf mexikanische

Küche nach traditionellen Rezepten ebenso wie auf

neu interpretierte Klassiker, die sich hervorragend mit

unserem Bier kombinieren lassen“, erklärt Gonzáles.

Im hoteleigenen Biergarten, unter Bäumen und Sonnensegeln,

kommen bis zu 700 Gäste in den Genuß

von mexikanisch und deutsch inspirierten Gerichten,

serviert in einer einzigartigen Atmosphäre. Die

Fläche unter freiem Himmel wird regelmäßig für

Open-Air-Filmvorführungen und andere große Events

genutzt, darunter ein gemeinsames Essen für ehemalige

Textilfabrikarbeiter und ihre Familien, die das Hotel

vor der Eröffnung besichtigen konnten. „Wir veranstalten

wöchentlich Konzerte mit mexikanischen und

internationalen Nischenbands und DJs, die wie wir

Vinyl-Schallplatten und Retro lieben.“

Rechte Seite: Wo einst Garne gesponnen und zu Textilien verarbeitet

wurden, stehen heute Relax-Liegen für die Spa-Besucher

bereit. Im Hydrotherapie-Bereich vorherige Doppelseite laden

Pool, Dampfbad und Sauna zum Entspannen ein.

134


GOOD STORY XXXXXXXX

135


GOOD STORY SANTIAGO DE QUERÉTARO

136


Die Sanierung von Hércules lag in der Hand von Gonzalez Muchow

Arquitectura (GOMA), die Umgestaltung und Einrichtung der

40 Hotelzimmer übernahm El Urdido. Kein Raum gleicht dem

anderen, bis auf den Retro-Charme, der an das „Goldene Zeitalter“

erinnert. Relikte dieser Ära wie Telefone mit Wahlscheibe oder

Radios aus den Fifties kombiniert der ortsansässige Innenarchitekt

mit handgefertigten Designstücken von Caralarga. Die Textilmanufaktur,

die sich ebenfalls auf dem Hércules-Gelände befindet, führt

das historische Erbe der ehemaligen Textilfabrik fort.

137


GOOD TIMES RESTAURANT

GOOD TIMES

Ob Happy Hour fürs Auge in der römischen Metropole oder

Fine Dining in Athen – die Speisen im „Sense“ sind jede Sünde wert –

der Sommer wird so umwerfend, wie die Sixties auf Capri.

EIN NEUER HOTSPOT IN ROM ist das

Concept-Restaurant „Appuntamento“

Ins Deutsche übersetzt bedeutet der Name „Verabredung“.

Das Konzept von Giorgia Dennerlein, Frontfrau

von Loto AD Projekt, nähert sich der römischen Gastro-

Szene mit ihrer klaren Idee: „Es soll ein Treffpunkt für

formelle und informelle Anlässe sein“, so die Architektin

(siehe auch Seite 132), „geschaffen für ein anspruchsvolles

Publikum, das Eklektizismus mag.“ Gelegen im

Jugendstil-Viertel Prati, hat man dabei eher das Gefühl,

in London oder Paris als in Rom zu sein. In der unmittelbaren

Umgebung befinden sich vor allem Büros

und Privatwohnungen. „Ich hatte das Bedürfnis, einen

Ort innerhalb eines Ortes zu entwickeln, inspiriert von

den Reisen und Vorlieben der Betreiberin Iole Pizzi.“

Farben, Dekore und stilistische Zitate verdichten sich

Dennerlein zufolge zu einer Art Schatzkiste, deren

kosmopolitisches Innenleben alle anspricht, die das Lokal

betreten. „Vintage-Elemente, Art déco, Exotik und

138


Pariser Look vermischen sich mit orientalischen und

nordalpinen Akzenten. So entsteht eine bezaubernde

Harmonie.“ Das Appuntamento ist ein Restaurant und

gleichzeitig ein Garten, ein Bistro und eine Lounge. „Ein

Atelier der Wunder.“

Amarantrot, Grün und Pastellrosa schaffen eine feminine

Atmosphäre, durch die eine zeitgemäße Frische

strömt – getragen von Details wie den bequemen Gubi-Sofas

und Bonacina-Sesseln. Perfekt dazu ist der

„Teppich“ aus Majolikafliesen ausgewählt, eingerahmt

von einem römischen „Seminato“-Boden, beides von

Fioranese. Große Flügelfenster schaffen eine Verbindung

in den Außenraum. „Ein Wintergarten, in dem

die Gäste die römischen Temperaturen und das natürliche

Licht, das von überallher ins Innere fällt, genießen

können.“ Innen tauchen die Messingleuchten

„Plié“ von Il Fanale und Modelle aus Glas von Flos den

Raum in sanftes Licht, das die vergoldeten Deckenkompartimente

reflektieren. Ein gewagter Kontrast zu den

majestätischen Vögeln und exotischen Blumen auf einem

Hintergrund aus Blattsilber (rechts).

|sd

139


MOUSSAKA WAR GESTERN Ein Chef

stellt die griechische Küche auf den Kopf

Die Szenerie könnte nicht geschichtsträchtiger sein.

Von der Dachterrasse des luxuriösen Design-Hotels

AthensWas öffnet sich der Blick auf die Akropolis, in

dessen Genuss die Gäste des „Sense“ kommen. Das

Fine-Dining-Restaurant kombiniert diese spektakuläre

Aussicht mit modernen, griechisch inspirierten Gerichten.

„Jeder Koch auf der Welt würde Ihnen sagen,

dass dieser Anblick als Kulisse schwer zu überbieten

ist“, sagt Küchenchef Alexandros Charalabopoulos. Er

ist bekannt für seine köstlichen und innovativen Gerichte,

die von Kindheitserinnerungen und den Qualitätsprodukten

Griechenlands inspiriert sind. „Wir verwenden

ausschließlich biologische Produkte aus der

Region. Nicht, weil es gerade einem Trend entspricht,

lokal und saisonal zu denken, sondern weil es für die

Gerichte und die starken Aromen unabdingbar ist“,

berichtet Charalabopoulos, der sein Handwerk seit

mehr als 15 Jahren ausübt. Das Ambiente ist elegant

und unaufdringlich, die mit einem Michelin-Teller empfohlene

Küche dagegen sehr inspiriert. Die Degusta-

140


GOOD TIMES RESTAURANT

tionsmenüs und weitere Köstlichkeiten wie pochierter

Zackenbarsch mit Seeigel-Zitronen-Sauce oder Spanferkel

mit Artischocken und Wildkräutern sollen verführen

und alle Sinne ansprechen. „Es geht auch um

Geschichte, Erinnerungen und das Gefühl von Heimat

und Gastfreundschaft. Deshalb servieren wir zu all

unseren Menüs frisches, hausgemachtes Sauerteigbrot

mit nativem Olivenöl, das wir selbst herstellen.“

Vom frühen Abend bis in die späte Nacht verwöhnen

die erfahrenen Mixologen zudem mit ausgefallenen

sowie klassischen Cocktails.

|ag

141


GOOD TIMES HOTEL

BIG BUBBLES, entdeckt auf Capri:

die Art Suite des „Punta Tragara “

Einfach ganz großes Kino, wie die Architektin Giorgia

Dennerlein die Art Suite, Teil des des Luxushotels „Punta

Tragara“, inszeniert. „Durch die Rundbogen scheint

das Meer vor Capri in die Suite einzudringen und Wände

wie Möbel mit seiner eigenen Farbe und Bewegung zu

formen.“ Der Onyxboden erhielt Intarsien aus blauem

Achat. Die Wände ziert eine Bouclé-Reliefpapier-Ta-

pete von Arte. Dazu „Bubble Chairs“ von Eero Aarnio

aus den Sixties. Alles perfekt aufeinander abgestimmt.

Ein weiteres Highlight ist die blaue Wanne von Antonio

Lupi: „Ein Boot in der Schwebe zwischen drinnen und

draußen“, so Dennerlein, die auch die Dachterrasse darüber

gestaltete. Dort empfangen Möbel von Dedon,

Baxter und Vondom Gäste zum Sundowner – auf Majolikafliesen

der Kollektion „Blu Ponti“ von Francesco de

Maio ... James-Bond-Lookalike, liebe Giorgia. |sd

142


Einfach machen.

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• Dass die Zeiten verwirrend sind, muss ich vermutlich

nicht betonen. Aber ich will erzählen, wie

sich diese Verwirrung auf unseren Schwerpunkt

ausgewirkt hat. Die schlechte Stimmung und die

multiplen Krisen haben auch uns aufs Gemüt

geschlagen, und wir haben überlegt, was man dagegensetzen

kann. Unsere Antwort: Engagement.

Und zwar dort, wohin wir vor lauter Homeoffice

und Videokonferenzen kaum noch kommen: vor

der Tür. Dort warten nicht nur echte Menschen,

sondern auch gute Gelegenheiten. Und beides

hilft gegen das Gefühl, ohnmächtig und ausgeliefert

zu sein.

Nur den übergeordneten Begriff haben wir

nicht gleich gefunden und den Schwerpunkt

deshalb „Nähe“ genannt – eine Entscheidung mit

Folgen. Nähe, so stellten wir fest, ist ein Begriff,

der Assoziationen auslöst. Und weil wir gern

hin- und herdenken, waren wir schnell beim

Thema Einsamkeit, bei der Frage, was sie in der

Single-Nation Japan oder im (vermeintlich) familienorientierten

Griechenland bewirkt. Oder bei

Menschen, die sich Nähe wünschen, sie aber nur

schwer finden, weil sie nicht hier geboren sind.

Mit Abschluss des Abonnements erhalten Sie alle Formate, in denen das brand eins Magazin

verfügbar ist: Neben der monatlichen Lieferung des Print-Magazins können Sie die Ausgabe

digital in der brand eins App und auf brandeins.de lesen und erhalten kostenlosen Zugriff auf

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GOODLIFE BEZUGSQUELLEN

A Acne Studios www.acnestudios.com, Alémais alemais.com, Antoniolupi www.antoniolupi.it, Artemide www.artemide.de

B Bajao www.bajao-sup.com, Bangle-up bangle-up.com, Blockbau www.blockbau-design.de, Bowlus bowlus.com, Bruder

bruderx.com, By Benson www.bybenson.com, Byredo www.byredo.com C Carl Hansen www.carlhansen.com, CC-Tapis

www.cc-tapis.com, Cea ceadesign.it, Ceramica Catalano www.catalano.it, Christophe Delcourt www.christophedelcourt.com,

Citreon www.citroen.de, Claus Porto www.clausporto.com, Cloud7 www.cloud7.de, Cristalleries de Saint-Louis www.saint-louis.com

D Dedar www.dedar.it, Duravit www.duravit.de E Eco Operations / Hydrophil www.group.eco, Effegibi www.effe.it,

Esprit www.esprit.de F Fiam www.fiamitalia.it, Flos flos.com, Folio www.folio.it, Frédéric Malle www.fredericmalle.com

G Giopato & Coombes www.giopatocoombes.com, Gro Spiseri www.grospiseri.dk, Gubi www.gubi.dk H Hamilton

www.hamiltonwatch.com, Harriet Allure www.harrietallure.com, Hermès www.hermes.com, Hotel Amadeus www.hotel-amadeus.it,

Hotel Hércules www.hotelhercules.com, Hymer www.hymer.com I Iittala www.iittala.com, Il Monastero / Castello Aragonese

www.ilmonasteroischia.com, Imperfettolab www.imperfettolab.com, Ina Cierniak www.inacierniak.de K Kat_A / Kunst am Turm

www.kat-a.de, Kettal www.kettal.com L La DoubleJ www.ladoublej.com, Lack of Color lackofcolor.com.au, Loto Ad Project

www.lotoadproject.com M Manfredi Fine Hotels Collection www.manfredihotels.com, Michelberger Hotel www.michelbergerhotel.com,

Mismo www.mismo.dk, Mister Spex www.misterspex.de, Monokel Eyewear monokel-eyewear.com, Moroso www.moroso.it N

Nanimarquina nanimarquina.com O Oas www.oascompany.com, Olivari www.olivari.it, Olivia von Halle www.oliviavonhalle.com

P Pebble pebblelife.com, Pension Leuchtenburg www.leuchtenburg.it, Pierre Frey www.pierrefrey.com, Polydrops

www.polydrops.com, Porsche www.porsche.com R Rolls Royce www.rolls-royce.com S Sahco www.sahco.com, Sense Athens

www.senserestaurants.com, Studio Uchronia www.uchronia.fr, Sula www.sulaworld.com T Tacchini www.tacchini.it, Tissot

AG www.tissotwatches.com, Tom Dixon www.tomdixon.net U Ulises Design Studio www.ulises.studio, Unopiu www.unopiu.de

V Vestre www.vestre.com, Vola de.vola.com

OUTDOOR INSPIRATIONEN

A Apelt www.apelt.com, Andtradition www.andtradition.com, Antolini www.antolini.com, Arper www.arper.com, Artemide

www.artemide.de B B&B Italia www.bebitalia.com, Bemz www.bemz.com C Carl Hansen www.carlhansen.com, Contardi

www.contardi-italia.it, Création Baumann www.creationbaumann.com D Dcw Éditions www.dcw-editions.fr, Diabla /

Gandia Blasco diablaoutdoor.com E Edra edra.com, Effegibi www.effe.it, Elitis www.elitis.fr, Ethimo www.ethimo.com

F Fast www.fastspa.com, Fermob www.fermob.com, Fischbacher 1819 fischbacher1819.com, Freifrau www.frei-frau.com, Fritz

Hansen www.fritzhansen.com G G.T. Design www.gtdesign.it H Haus Otto www.hausotto.com, Heymat www.heymat.com

J Janua www.janua-moebel.com K Karman www.karmanitalia.it, Kenneth Cobonpue www.kennethcobonpue.com, Kettler

www.kettler.net, Knoll www.knolleurope.com L Linea Light www.linealight.com, Louis Poulsen www.louispoulsen.com M

Manutti www.manutti.com, Marset www.marset.com, Meridiani www.meridiani.it N Nanimarquina nanimarquina.com

O Opinion Ciatti www.opinionciatti.com P Pinto www.pintoparis.com, Platek www.platek.eu, Potocco www.potocco.it

R Refin www.refin-fliesen.de, Royal Botania www.royalbotania.com S Scab www.scabdesign.com, Space Copenhagen

www.spacecph.com, Studio OE www.studio-oe.com T Talenti www.talentisrl.com, Tuuci www.tuuci.com

Sollten Sie noch auf der Suche nach einer speziellen Adresse für eines der vorgestellten Produkte sein, schreiben Sie

uns einfach eine E-Mail an info@wohndesign.de. Weitere Infos zu Ihren Ansprechpartnern finden Sie im Internet unter

www.wohndesign.de.

Unsere Buchempfehlung von Seite 12:

„The Gourmand‘s Lemon. A Collection of Stories and Recipes“

erschienen bei Taschen.

144



SIMPLY GOOD SULA

Nadja Stäubli ist die Frau hinter dem Schweizer

Textilunternehmen Sula mit dem Hang zu Muster und

Knallfarbe. Rechts die aktuelle Outdoor-Kollektion,

darunter Teppich „Goa“ und Handtuch „Madness“.

BUNTE AUSSICHTEN

Wenn Nadja Stäubli an die Sommer ihrer Kindheit zurückdenkt, erinnert sie sich gerne

an „das Zirpen der Grillen in der flirrenden Hitze, ein Rasenmäher-Geräusch irgendwo

in der Ferne und den Duft von Barbecue.“ Heute verbringt die Designerin und Gründerin

des Labels Sula die heißen Tage am liebsten entspannt am See oder mit ihren Kids im

Park. Immer im Gepäck: ihre selbstkreierten Outdoor-Textilien. „Meine Lieblingsstücke

wechseln ständig. Momentan nutze ich am liebsten unser Hammam-Handtuch »Hydra».

Im Frühjahr werde ich wieder den Outdoor-Teppich »Goa« auspacken, für gemütliche

Stunden im Freien“, erzählt Stäubli, die Kunst und Fotografie studierte und daraus viel

Inspiration für ihre Kollektionen zieht. „Wie auch in der Mode und der Musik lege ich mich

nicht auf einen Stil fest. Ich mag die Abwechslung. Generell kreiere ich kontrastreiche,

starke Dessins, die sich zeitlos mit allen Designrichtungen und Einrichtungsstilen kombinieren

lassen. In unseren Produktentwürfen werden Qualität, Funktion und Design gleichermaßen

vereint. Wir vermischen dabei zeitgenössische Kultur mit historischem Handwerk.“

Mit Studio Sula Services möchte Stäubli verstärkt im Projekt- und B2B-Geschäft

mitmischen. „Unsere Teppichkollektionen sind so einzigartig und hochwertig gewebt,

dass sie sich perfekt für öffentliche Räume eignen.“

|ag

Die nächste Ausgabe von GOODLIFE mit dem Thema „Global – Local“ erscheint am 31. Mai 2024.

146



Das gute Licht.

bega.com /zuhause


DOSSIER XXXXXXXXX

OUTDOOR

INSPIRATION

kuratiert

von

GOODLIFE

2024

1


DOSSIER OUTDOOR INSPIRATIONEN

2


SOMMER

SZENARIEN

Es liegt was in der Luft. Diese Saison wird

anders. Erwachsener. Realistischer. Unsere

Looks stammen mitten aus dem Leben.

4 I COOL AM POOL Ein Exkurs über Fliesen, Licht,

Teppiche, Stein und ein Relax-Szenario

8 I TRENDS Neue Farben, Muster, Mini-Küche und

ein Maxi-Turngerät, um nur einiges zu nennen

16 I OUTDOOR FABRICS Ganz schön bunt hier, was?

Anderseits wieder sehr naturverbunden

20 I LOOKS Kennen Sie schon Haus Otto? Und dann

wären da noch das Gartenfest und die Holzbank

28 I LEUCHTEN Lampe mit Textilschirm, kabellose

Modelle und skulpturale Formen sind die Themen

32 I DESIGN Noch mehr Neuheiten und Bewährtes.

Glamour, Pflanztöpfe und bequeme Produkte

Links: Von der Natur inspiriert. Der Boden dieser Villa besteht

aus Feinsteinzeug. Die Struktur von „Orobica“ interpretiert das

Gestein, das in der Ortschaft Gré an den Berghängen des Monte

Clemo, am Ufer des Iseo-Sees abgebaut wird. refin-fliesen.de

3


DOSSIER OUTDOOR INSPIRATIONEN

1

COOL AM POOL Na spring schon! 1 I „Eden“ heißt eine Kollektion aus Keramik-Mosaik-Fliesen, die es in 18

verschiedenen Farben gibt. Ihr Muster ist voll retro, die Herstellungstechnik ganz auf der Höhe der Zeit. Das Material

wird trocken gepresst. Die hohe Brenntemperatur schafft außergewöhnliche Eigenschaften. Appiani/Bardelli Group.

2 I Teppiche sind das perfekte dekorative Element, um Ihren Garten aufzuwerten. Die von Deanna Comellini für G.T.

DESIGN entworfenen Teppiche sind aus Hochleistungsgarnen gefertigt und verbinden Funktionalität und Ästhetik.

3 I So sieht Summer Feeling in Belgien aus. Zu den Sofas „Kobo“ gesellen sich die Poufs „Touch“, Manutti. manutti.com

4


2

3

5


DOSSIER OUTDOOR INSPIRATIONEN

4 I Schwimmbäder sind der perfekte Ort, um Sonnenaufgänge oder -untergänge zu bewundern.

Die italienische Linea Light Group hat besondere Beleuchtungslösungen, um Stimmungen zu

zaubern. Wenn‘s dunkel wird: etwa der LED-Lightstrip „Rubber 3D Protection“, der im Randbereich

eines Pools installiert werden kann. linealight.com 5 I Eine Natursteinwand wirkt Wunder.

Bei Antolini stehen dafür über 1.300 Natursteine zur Verfügung. Besondere Effekte lassen sich

mit einer integrierten Beleuchtung erzielen. Dabei geht es weniger um ultimativen Luxus als um

die Schönheit natürlicher und authentischer Materialien. antolini.com

4

6


DOSSIER XXXXXXXXX

5

7


DOSSIER OUTDOOR INSPIRATION

© Andrea Ferrari

Ein Seilgeflechtsessel ist die Neuheit von Stephan Veit für Potoccos Kollektion „Cut“. „Diese Kollektion zeichnet sich

durch ihren eleganten Minimalismus aus und bestand zunächst aus einer Bergère-Lounge mit einem passenden Hocker“,

so der Designer. „Eine vollständig gepolsterte Version in Leder oder Stoff wurde für den Innenbereich konzipiert und später

das gleiche Design zu einem handgewebten Muster vereinfacht, das für den Außenbereich geeignet ist.“ potocco.it

8


„Wabi Sabi“ heißt die neue Stoffkollektion von Amy Williams

für die amerikanische Textilfirma Perennials. Sie

folgt der Idee, dass Objekte durch tägliche Abnutzung im

Leben an Charakter gewinnen. Die Kanadierin und Chefdesignerin

ist erklärter Japan-Fan. „Mein Mann ist öfter

in Japan und ich habe ihn begleitet. Ich liebe das Handwerk

dort und die Traditionen. Die Art und Weise ein Geschenk

einzuwickeln, doch genauso das Thema Zeit. Sich

Zeit nehmen, um herunterzukommen. Beispielsweise für

ein Bad. Die Liebe und den Respekt vor der Natur und

den Dingen. Einige dieser Qualitäten sind in die Kollektion

eingeflossen.“ Die Stoffe tragen Namen wie „Arigato“

(Foto oben links) – eine neue Jacquard-Qualität, die von

der traditionellen japanischen „Shashiko“, eine besondere

Handarbeits- und Reparaturtechnik, inspiriert ist und

verblüffende Ähnlichkeit mit Handstickereien aufweist.

Oder „Kikko“, ein mehrfarbiges, kleinformatiges Muster

mit achteckigen Formen, ein bekanntes japanisches

Glückssymbol. „Es ist wichtig, eine gute

Geschichte hinter den Produkten zu haben“, so

Williams, deren Charme sofort jeder erliegt.

Der Designerin zufolge interessieren sich die

Fans ihrer Textilien, die auf den Möbeln der Partnermarke

Sutherland zu finden sind, für Stücke

mit Story. Das gilt ebenfalls für die passenden

Teppiche. „Sie lieben es, Besuch zu empfangen

und dann vielleicht über das Design oder die

Farben zu sprechen.“ Die Palette ist eher gedeckt

und auf keinen Fall laut. Wir sehen viel

Nude-Colors, dazu verwaschene Himbeer-Töne,

Safran und Maulbeerblau. Neben Japan ist

Mode eine Inspirationsquelle. „Ich mag das alte

Chanel. Die Bouclés. Aber auch Sheila Hicks

und Yayoi Kusama.“ perennialsfabrics.com

9


DOSSIER OUTDOOR INSPIRATIONEN

Was haben eine Outdoor-Küche und eine Retro-Muckibude gemein? Sie tragen die Handschrift

von Ethimo, dessen authentische Design-Objekte das Leben im Freien ein Stückchen schöner machen.

Mit „Phil“ (oben links) stellt das italienische Familienunternehmen in diesem Jahr erstmals

eine kompakte Küche für Balkon und Terrasse vor. Drei Module entstanden gemeinsam mit dem

in Mailand ansässigen Designer Gordon Guillaumier. Ihr zylindrisches Erscheinungsbild ist gewohnt

zeitlos, die Einbauten wie Spüle, Induktionskochfeld und Grill sehr ausgeklügelt. Damit die (mediterranen)

Köstlichkeiten nicht direkt auf die Hüften schlagen, liefert Ethimo das Freiluft-Gym „Out-

Fit“ (oben rechts) auf Wunsch direkt mit. Ausgestattet ist es mit Boxsack und klassischer Bank aus

Leder, Gymnastikringen aus Holz sowie Gummiband und Matte.

ethimo.com

10


DOSSIER XXXXXXXXX

Outdoor-Lösungen „Made in Italy“ Ein cleverer Mix aus technischen Details sowie flexiblen,

funktionalen und fröhlichen Einrichtungsaccessoires: Willkommen im Kosmos von

S-Cab. Das lässige Sitzmöbel „Dress Code“ hat es uns angetan: Es verknüpft ästhetische

Elemente aus der Haute Couture mit traditionellem italienischem Handwerk. Zum Gestell

aus Metall mit farblich abgestimmter Armlehne aus FSC-zertifiziertem Iroko-Holz

kombiniert S-Cab unterschiedlich texturierte Fashion-Stoffe.

scabdesign.com

11


DOSSIER OUTDOOR INSPIRATIONEN

Wo Licht ist, ist auch Schatten Das interdisziplinär arbeitende Design-Studio Space Copenhagen liebt das Spiel mit

Gegensätzen: Seine Entwürfe sind mal klassisch-modern, mal skulptural-minimal. Mit der „Thorvald“-Kollektion für das

dänische Brand &Tradition interpretieren sie die Wechselwirkung von Licht und Schatten neu. Stuhl und Bistrotisch sind

eine Hommage an Bertel Thorvaldsen, Dänemarks angesehensten neoklassizistischen Bildhauer. andtradition.com

12


© Nils Körner

© Peter Oliver Wolff

Endlich mal so richtig abhängen Für die beiden

Produkt-Designerinnen Lisa Ertel und

Anne-Sophie Oberkrome alias Studio Πaus

Berlin gibt es im Sommer nichts Schöneres,

als „morgens auf dem Weg zum Studio einen

Abstecher ins Freibad zu machen, für ein paar

Bahnen und einen Pott Kaffee. Im Park nebenan

Boule zu spielen, bis es stockdunkel ist – und

laue Nächte vor Neuköllns Spätis.“ Ihre Hängematte

aus der „Silo“-Collection entstand aus

dem Designprojekt „Farm“ nach einem mehrtägigen

Aufenthalt auf einem Ökohof am Bodensee.

Sie ist mit Spelzen gefüllt, den Schalen

von Getreidekörnern.

studio-oe.com

13


DOSSIER OUTDOOR INSPIRATIONEN

© Louise Carrasco

Sneaker-Fans aufgepasst, hier kommt euer Stauraum-Traum. „Piapolo“ ist ein raffiniertes Möbel mit vielen Funktionen:

Hocker, Beistelltisch und Container, in den so einiges hineinpasst. Vielleicht keine Schuhe in Größe 46, aber viele Utensilien.

Es sieht auf der Terrasse und auf dem Balkon genauso gut aus wie neben dem Bett oder der Couch. Tristan Lohner,

der schon die Leuchten „Balad“ und „Aplò“ entwarf, tüftelte vier Jahre an der Form, bevor sie bei Fermob in Produktion

ging. „Dieses Möbel ist ein wahres Chamäleon und findet überall seinen Platz.“ Der Entwurf übernimmt die Codes

der französischen Lifestyle-Marke: Heiterkeit, Funktionalität, mega Farben, und das alles ist bezahlbar. fermob.com

14


Inspiriert von Le Corbusiers Cabanon fängt diese Heimsauna den Spirit der urspünglichen Wellness-Tradition aus Finnland

ein. Dafür arbeitete Rodolfo Dordoni (links im Foto) mit Michele Angelini für Effe zusammen. 1987 als Effegibi gegründet,

avancierte die italienische Marke sehr schnell zum führenden Hersteller für finnische Schwitzbuden und machte es sich zur

Aufgabe, schöne Saunaprodukte für den häuslichen Bereich zu gestalten, einem Möbelstück vergleichbar. Im Rahmen ihrer

internationalen Firmenexpansion entstand 2019 der Name Effe. Die Außenwände der „Cabanon“-Heimsauna sind aus

Aluminium und in drei Farben (Moos, Ziegel, Beton) erhältlich. Ein Fenster verbindet Innen- und Außenraum. effe.it

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OUTDOOR FABRICS Was wäre der Sommer ohne die passenden Hautschmeichler? Halb so bunt, stimulierend,

verführerisch ... Neueste Technologien machen die textilen Accessoires nicht nur zu ästhetischen, sondern

auch zu verlässlichen Begleitern. 1 I Gehen wie auf Wolken? Apelt liefert dafür gleich ein ganzes Kissen-Sortiment mit

unterschiedlichen Motiven – schadstoffgeprüft nach Ökotex Standard 100 und Made in Germany. Dank des hochwertigen

Digitaldrucks bleiben die Farben dauerhaft brillant. 2 I Das Schweizer Familienunternehmen Création Baumann

mischt seit 130 Jahren in der Textilbranche mit und gilt sogar als Pionier auf diesem Gebiet. Die halbtransparenten

„Outdoor Portland“-Stoffe aus Melange-Garnen sind wasser-, schmutz- und schimmelabweisend und in 13 Farben erhältlich.

Was will man mehr?! 3 I Das französische Luxushaus Élitis entführt uns in diesem Jahr nach Los Angeles und

widmet seine Kreationen den schönsten Stadtteilen der kalifornischen Metropole. Der Baumwoll-Jute-Mix „Venice

Beach“ in Jacquard-Design mit Patchwork-Effekt besticht durch eine trendige und kräftige Farbpalette.

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4 I Der „Re-Rug“-Teppich ist das Produkt einer Initiative von Nanimarquina, um Abfall und CO2-Emissionen

zu reduzieren. Das spanische Label sammelt die Wollreste seiner Lieferanten und verarbeitet

sie zu neuen Garnen. In jedem Re-Rug steckt ein Kilogramm wiederaufbereitete Wolle pro Quadratmeter.

5 I Das norwegische Designunternehmen Heymat weiß, welchen Widrigkeiten Fußmatten

standhalten müssen. Das hochwertige Sortiment besteht seit 2020 zu 100 Prozent aus recyceltem

PET. 6 I Die Kollektion „Nomadic Journeys; Weaving together the Past and Future“ erzählt „Geschichten

von Freiheit und Reisen an entlegene Orte. Dieser Entdeckungsdrang verbindet bis heute

alle Generationen der Familie Fischbacher“, sagt Creative Director Camilla Fischbacher.

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Outdoor-Ikone neu aufgelegt Nach der erfolgreichen Einführung der Sitzmöbel-Kollektion „Ria“ vor einigen Jahren legt

die italienische Möbelschmiede Fast nun die gepolsterte Variante „Ria Soft“ nach. Dank einer Vielzahl an Materialien,

Farben und Stoffvarianten machen die Sofas, Sessel und das Daybed drinnen und draußen eine gute Figur. fastspa.com

Kulinarik für die Augen Französische Backware mal anders liefert Kenneth Cobonpue mit seinem Outdoor-Sofa

„Croissant“ (im Bild in der Farbe „Whitewash“). Das Stahlgestell mit einem Geflecht aus natürlichen Abaca-Fasern

ist besonders widerstandsfähig gegenüber Hitze, Regen, UV-Strahlung und Kälte.

kennethcobonpue.com

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© Julia Sang Nguyen © Nils Körner

Spielerische Interpretation „Im Sommer fahren

wir am liebsten mit Freunden raus in die Natur.

Diesen Sommer planen wir ein spannendes Projekt

in Aschau, Bayern. In der Natur, zwischen

Bergen und Wiesen werden wir zusammen mit

anderen Künstlern, Künstlerinnen und Möbel-Labels

ein neues Ausstellungsformat entwickeln,

Datum folgt“, erzählen uns die Industriedesigner

Nils Körner und Patrick Henry Nagel von Haus

Otto. Als Teil des Designprojekts „Farm“ (siehe

auch Seite 13) ist ihr „Traktor“-Chair von der

Typologie des gleichnamigen Gefährts und der

Funktionalität von Shaker-Möbeln aus den späten

1800er-Jahren inspiriert. hausotto.com

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Eine Sitzschale wie gewachsen, obwohl sie aus recyceltem Polypropylen besteht. Im Kunststoff des

Lounge-Sessels „Adell“ zeichnen sich feine, konzentrische Linien ab, die an Wachstumsringe eines

Baumes erinnern. Das Design-Team Lievore + Altherr Désile Park hat sich von der Natur aber nicht

nur inspirieren lassen. Zusammen mit Hersteller Arper konzipierte es ein durch und durch nachhaltiges

Möbel. Bezüge sind aus überwiegend recyceltem Kunststoff erhältlich. Und nach einem hoffentlich

langen Leben ist alles zerlegbar, um es erneut der Wiederverwertung zuzuführen. arper.com

© Andrea Signigaglia

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Nicht nur für Ikea-Möbel bietet sich die neue Stoff-Kollektion von Bemz an. Das Stockholmer Label

ist zwar auf Bezüge für Ängby, Ektorp, Söderhamn & Co. spezialisiert, fertigt aber auch andere Kissen

auf Bestellung an. Die sechs neuen Stoffe der Outdoor-Kollektion „Terrazzo“ haben jedes Mitnahmemöbel-Image

abgestreift. Zehn Farben – von gedeckten Naturtönen bis zu kräftigem Rot

und Blau – setzen Stühle und Sofas in Szene. Dabei kommt auch die Haptik der aus nachhaltigen

Fasern hergestellten Garne nicht zu kurz. Der „Outdoor Tweed“ etwa (Bild) soll sich fast wie Leinen

anfühlen, aber wasserabweisend sein und sich besser für den Außeneinsatz eignen. bemz.com

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Minimalismus pur und komfortable Kissen zeichnen dieses Outdoor-Ensemble von Meridiani aus.

Im Vordergrund lädt das dick gepolsterte Lounge-Bed „Claud Open Air“ mit seinem verstellbaren

Kopfteil zum Mittagsschlaf ein. Der Lounge-Sessel „Zoe Wood Open Air“ aus Metall mit Seilbespannung

und Armlehnen aus Irokoholz, lässt Stunden hinter einem guten Buch wie im Flug vergehen.

Dazu passt perfekt der runde Beistelltisch „Cone Open Air“, dessen Tischplatte aus wetterfestem

Irokoholz auf einer konischen Basis aus Beton ruht. Alle drei hat Meridianis Art Director und Designer

Andrea Parisio gestaltet – kein Wunder passen sie so gut zusammen.

meridiani.it

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Wenn schon Klappstuhl, dann so einer wie der „Con.fort“ von Opinion Ciatti. Die Erfinder des „unsichtbaren“ Bücherregals

„Ptolomeo“ haben sich der ebenso zweckmäßigen wie undankbaren Möbelgattung angenommen und eine

zeitgemäße Version kreiert. Optisch wie von der Transportierbarkeit her ein Leichtgewicht: Nur 3,5 Kilogramm bringt

die Konstruktion aus Aluminium und Edelstahl auf die Waage. Da ist draußen eine Tafel für viele Gäste im Handumdrehen

aufgebaut.

opinionciatti.com

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Dänische Handwerkskunst trifft auf isländischen Minimalismus. „Timbur“ (isländisch

für Holz) ist Namensgeber und Basis für den leichten und doch robusten Entwurf von

Gudmundur Ludvik für Carl Hansen & Son. Die Bank vereint eine klare Ästhetik mit

solider Verarbeitung. Ludvik hat alle Details auf ein Minimum reduziert und wagt den

Grenzgang zwischen Schlichtheit und Exklusivität. Das Ergebnis strahlt Gelassenheit

und Power aus. Der Isländer arbeitete zunächst als Schreiner, bevor er über ein Bildhauerei-Studium

an der isländischen Kunstakademie zum Design kam. carlhansen.com

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Glamour für Ihr Grün. „Die Kollektion Veronica

ist eine Glanzleistung und basiert auf einer

intensiven Auseinandersetzung mit dem Material

Polycarbonat“, erklärt der Designer Jacopo

Foggini (Foto links) und geht ins Detail:

„Wir haben dafür die Textur unseres Loungesessels

Gina verdichtet, um mehr Volumen zu

erreichen. Dabei haben wir mit einer noch nie

dagewesenen Stärke des Polycarbonats experimentiert,

um größere Oberflächen, etwa für

den rechteckigen Coffee Table zu schaffen.“

Jedes dieser Objekte ist von Hand gefertigt und

fällt daher immer ein wenig anders aus – streng

genommen sind es Einzelstücke. Die Struktur

der Sitzschale des Sessels ist mit einer Fadenstickerei

vergleichbar – nur in einer anderen Dimension,

wie das Foto links nahelegt. Es zeigt

den Italiener mit seinem Lieblingsmaterial. „Es

fühlt sich angenehm an und kreiert diese besondere

Ästhetik und Funktionalität. Ein Spiel mit

Flächen und Hohlräumen.“

edra.it

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LÄNGER HELL ist es mit diesen Outdoor-Leuchten auf jeden Fall. Und in der Dunkelheit sehen sie fast noch

besser aus. 1 I Der Schirm von Contardis Laterne „Clara“ erinnert an „Wiener Geflecht“ auf Caféhaus-Stühlen. Er

besteht aber aus regenfestem Harz. Ein aufladbarer Akku spendet bis zu acht Stunden Licht. 2 I „In The Sun Table“

aus der Cordless Collection von DCWéditions lässt Windlichter mit Kerzen alt aussehen. Wiederaufladbar für bis zu 19

Stunden Stimmung bei Tisch. 3 I Wir springen nicht durch jeden Reifen, den man uns hinhält, aber „O“ von Artemide

sorgte schon in der ersten Ausführung 2018 für helle Begeisterung. Mittlerweile in drei Durchmessern von 45 bis 150

Zentimetern erhältlich. 4 I Klassiker zum Mitnehmen: Louis Poulsen hat seine Tischleuchte PH2/1 mobil gemacht. Der

Entwurf von Poul Henningsen ist als akkubetriebene „PH 2/1 Portable“ in Chrom oder metallisiertem Messing zu haben.

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5 I Textile Lampenschirme sind selten im Freien. Das macht

„Jaima“ von Marset zu einem Hingucker. Die mannshohe

Bodenlampe mit Schwenkfuß aus Spanien wäre aber

auch sonst kaum zu übersehen gewesen. Für gute Lichtqualität

ist der Schirm innen immer weiß, die Außenseite

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hat wahlweise eine graue, blaue, beige oder grüne Farbe.

6 I Die Bezeichnung Stableuchte ist eine glatte Untertreibung

für das Multitalent „Esagono“ von Platek. Ihr

wetterfester, sechseckiger Aluminium-Korpus bringt das

LED-Licht überallhin, wo es gebraucht wird. Wahlweise

mit Akku für netzunabhängigen Betrieb oder als fest installierbare

Wand-, Decken- und Poller-Leuchte. 7 I „Moony“

von Karman lässt den Mond aufgehen – als mattweiße

Kugel auf einem flexiblen Metallrohr. So kann sich jeder

das Licht hinbiegen, wie es seiner Stimmung entspricht.

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It‘ s showtime Die Redaktion von GOODLIFE steht Computergrafiken

eher kritisch gegenüber. Wir arbeiten lieber

mit authentischem, echtem Bildmaterial. Bei Diabla

machen wir allerdings seit Jahren eine Ausnahme. Das

Tochterunternehmen der spanischen Möbelmarke Gandia

Blasco liefert zu jeder Kollektion fantasievolle Szenarien

mit einem Augenzwinkern.

In diesem Jahr inszeniert Diabla seine Neu-Kreationen

vor den Kulissen legendärer Filmtheater. Das Kings Theatre

in Brooklyn, New York, ist einer dieser ikonischen

Hotspots. Es wurde 1929 als Kino und Veranstaltungsort

in pompösem Design eröffnet. Die spektakuläre Architektur

des Theaters dient als Bühne für die „Sail“-Puffs

von Héctor Serrano, deren Stoff-Dessin von den Figuren

der italienischen Commedia dell‘Arte, Pierrot und Arlecchino,

inspiriert ist.

diablaoutdoor.com

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In Würde altern, das kann die Neuheit von Fritz

Hansen, denn das Teakholz der Serie „Tradition“

erhält mit den Jahren eine silbergraue Patina.

„Formal geht der Entwurf auf das traditionelle

Design von Spindelmöbeln zurück, insbesondere

Mid-Century-Stuhlentwürfe“, erläutert der involvierte

Designer Povl B. Eskildsen (rechts). „Er

orientiert sich an der dänischen Designtradition

– funktional und visuell attraktiv. Auch die Art

und Weise, wie wir im Möbeldesign persönliche

Räume für Ruhe und Entspannung kreieren, fand

im Entwurfsprozess ihren Niederschlag.“ Die Serie

umfasst einen Loungesessel, Eck-, End- und

Abstandsmodul, einen Pouf und zwei Tische,

die eine fast unbegrenzte Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten

bieten. fritzhansen.com

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Die Qual der Wahl fällt leicht, wenn man sich

zwischen zwei Optionen erst gar nicht entscheiden

muss. So möchten wir Ihnen als Leserin und

Leser zum einen die neuen Pflanzgefäße (oben)

im Messing-Look von Royal Botania vorstellen.

Es gibt sie in rund und eckig mit einem Durchmesser

von bis zu zwei Metern. Sie verfügen

über ein ausgeklügeltes Drainage-System aus

Edelstahl und einen tiefen Isolierrand. Viel leichter

als gedacht schaffen sie es auch in Innenräume,

wo sie einen Hauch zeitloser Eleganz versprühen.

Links: Eines unserer Lieblingsmöbel in

dieser Saison ist auch der Lounger aus der Kollektion

„Strappy“, den es mit einer Bespannung

aus gewebten Batyline-Fasern gibt, die wie patentgestrickt

aussieht. royalbotania.com

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@mykonossocial

© Federico Cedrone

Wenn Sie rotsehen, muss das gar nichts Schlechtes bedeuten. Vor allem, wenn es die Entwürfe von Piero Lissoni

für Knoll International kleidet. Die Kollektion besteht aus Sofas, Sesseln, Beistelltischen (oben allerdings

Saarinen-Tische in Kombination) und Hockern. Allen gemeinsam ist die klare, lineare Formensprache. knoll.com

Damit Ihnen nicht schon beim Frühstück im Garten die Butter zerläuft, ist ein Sonnenschirm eine schicke Anschaffung.

Diese hier auf Mykonos stammen von einem wahren Spezialisten, der aus dem Profibereich kommt und sogar

Yachten ausstattet. Die Qualität ist dementsprechend: Im Einsatz in der Ägäis sind „Ocean Master“ von tuuci.com

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Zu Lebzeiten galt Alberto Pinto als einer der top five Interior Decorator weltweit. Sein fantasievoller Eklektizismus

setzte Maßstäbe, sein Design bezauberte die Reichen und Schönen der Welt. Geblieben ist das Pariser Büro, aus

dem so erstaunliche Entwürfe wie „Lodge“ stammen. Die Liege greift den Minimalismus des 20. Jahrhunderts

auf, jedoch mit zusätzlicher Raffinesse. Ob für ein Loft, den Wintergarten oder die Terrasse. pintoparis.com

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Funktional, vielseitig UND schön Nicht jedes Möbel hat das Glück, mit all diesen Attributen gesegnet

zu sein. Christian Seisenberger und sein Team beweisen seit der Gründung von Janua im Jahr 2005

ein Händchen für echtes Design. Hier stehen Werte im Vordergrund, die sich in jedem Stück der bayerischen

Möbelmanufaktur manifestieren. So auch im Outdoor-Table „Basket® x BigGreenEgg“, den das

Designduo Birgit Hoffmann und Christoph Kahleyss in Kooperation mit Big Green Egg kreierte. Der 360

Grad drehbare Einsatz wurde speziell für deren famoses grünes Grill-Ei konzipiert. Alternativ stehen

Drehteller „Lazy Susan“, ein Weinkühler oder eine Etagere zur Wahl.

janua-moebel.de

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Nam „Sitzen re wie lam auf harchiliquam Wolken“ Nach re nus diesem vollenihicid Credo entwickelte qui aut hil die ipientumquam Berliner Designerin sitati Hanne ut qui Willmann

eos quam, den „Nana“-Stuhl soluptur, vero für das core deutsche corem Familienunternehmen es volorentore magnam, Freifrau. con Die nonesecea erste (Indoor-) cusa

rem

Version seceperios des ea geradlinigen que que Sitzmöbels nes reium, ohne venis Schnörkel accullupta wurde quidiorest, 2021 lanciert. ilist enia Heute am besteht acea nos das

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für consequ entspannte aecaUt Stunden moluptati unter consedi freiem tecerum Himmel genutzt aspis ent werden. veles corruptate Darunter die voluptaerum beiden hier dolugebildeten

esequae. Sessel Dolum „Love qui Seat“ officti und re „Love re sDe Seat volorro Petite“ cusandem mit oder ent ohne ulpa Pouf. volo Übrigens: is dolorro Den ese

ab-

isquat „Leyasol- plaudae Armchair“ laut auf aut der alitass linken itiur? Seite gibt es ebenfalls hier:

freifrau.com

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„Wie drinnen – nur draußen“ lautet der Slogan,

mit dem Traditionshersteller Kettler sein modulares

Sitzprogramm „Gentle“ einführt. Mit

ihm lassen sich komplette Sitzlandschaften im

Garten arrangieren. Optional gibt es Lounge-

Sessel und Coffee Table. Die Gestelle sind aus

Aluminium. Sitz- und Rückenpolster haben

einen Bezug aus strapazierfähigem Sunbrella-Stoff

mit Vliesfüllung. Er zeichnet sich aus

durch hohe UV-Beständigkeit (Hersteller Kettler

gewährt 5 Jahre Garantie auf Farb- und

Festigkeitsverlust, Abrieb, Pilling) und leichte

Reinigung. Typisch für kettler-garden.com

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Ganz einfach und gerade deshalb ein Objekt der Stunde ist der Sunlounger „San“ der belgischen Outdoor-Marke

Manutti: „Es gibt doch nichts Schöneres, als die Füße hochzunehmen und ein Nickerchen

auf einer gemütlichen Sonnenliege zu genießen. Ob im Schatten eines alten, knorrigen Olivenbaums,

unter einem Schatten spendenden Sonnenschirm oder inmitten einer blühenden Wiese. Ob am Pool,

auf der Terrasse oder an einem lauschigen Plätzchen im Garten.“ Uns gefällt die Multifunktionalität von

„San“. Ohne Polster könnte er in Innenräumen auch einer Stereoanlage Platz bieten. manutti.com

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Zurück an den Pool, unserem Ausgangspunkt, und zu einer Kollektion, die Ludovica und Roberto

Palomba für Talenti entworfen haben. „Der Wunsch nach Leichtigkeit wird mit den schwebenden

Elementen von «Venice» wahr.“ Die Inspiration lieferte die Lagunenstadt. Neben opulenten

Sofas und Sesseln gibt es auch Liegen – und wo möchte man seine freie Zeit lieber verbringen?

Die Polster tragen den warmen Farbton eines Sonnenuntergangs. de.talentispa.com

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Monica Armani schafft Design, das charmant

und clever herüberkommt. Mit „Tesa O‘“ für

die Nobelmarke B&B Italia definiert sie das

Thema Sonnenschirm neu. Ihr Objekt verfügt

über einen 110 cm eine große Stoffbespannung,

der an einem Aluminiummast mit

360-Grad-Drehgelenk befestigt ist und damit

jede Ausrichtung gen Sonne ermöglicht. Der

Betonfuß bietet Stabilität. bebitalia.com


MEDITERRANEO

RECYCLABLE INDOOR/OUTDOOR CARPET COLLECTION

DESIGNED BY MATTEO THUN & ANTONIO RODRIGUEZ

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