Charity Magazin (PDF) - BMW Kunstadventskalender
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„Milchwald“, 2012.<br />
Öl und Bleistift<br />
auf Leinwand,<br />
140 x 120 cm<br />
„Milk forest“, 2012.<br />
Oil and pencil<br />
on canvas,<br />
140 x 120 cm<br />
Es gibt Menschen, die glauben an<br />
Zufälle, und es gibt Menschen, die<br />
glauben an Zeichen. Der Künstler Igor<br />
Oleinikov, der aus der Stadt Krasnodar<br />
im Süden Russlands stammt, zählt zur<br />
zweiten Kategorie. Als er eines Nachts in sein Atelier in<br />
Berlin-Charlottenburg gehen wollte, begegnete ihm im<br />
Hinterhof ein Fuchs. Beide schauten sich lange in die<br />
Augen. Dann machte der Fuchs kehrt und lief davon, in<br />
Richtung Kunsthochschule. Oleinikov wartete, ob er sich<br />
noch einmal umdrehen würde. Was das Tier tatsächlich<br />
gemacht hat. „Das war ein Zeichen“, sagt der Künstler.<br />
„Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur Menschen<br />
gemalt. Ich war auf der Suche, wie ich mich weiterentwickeln<br />
kann, mehr in die Tiefe. Dann kam der Fuchs.<br />
Und ich habe die optische Form gesucht, wie ich das<br />
umsetzen kann. Das sind dann die Momente der Kraft,<br />
die einen auftanken. Die Maschine läuft sowieso, aber<br />
sie braucht auch Sprit.“ Seitdem sind seine Motive Tiere<br />
mit Menschen.<br />
Nicht von ungefähr also trägt das Bild, das er mit dem<br />
Schauspieler Peter Sattmann malen will, den Titel „Der<br />
Fuchs und der Hirte“. Sattmann im Übrigen hat sich gut<br />
vorbereitet und Igors Werke im Internet angesehen. Und<br />
zwar nicht nur mal eben so. „Stundenlang, ich habe sie<br />
regelrecht aufgesaugt.“ Als er dann ins Atelie kam und<br />
die Originale sah, war er hingerissen. „Ich bin schier<br />
verrückt geworden vor Begeisterung, weil sie einen derartigen<br />
Sog haben.“ Sattmann ist ein Mann des Wortes.<br />
„Bei Igors Bildern bekomme ich so einen wohligen<br />
Schauer, bis hin zur Gänsehaut. Ein gutes Bild erreicht<br />
irgendwie jeden Menschen, der Augen hat. Auch wenn<br />
die Geschmäcker verschieden sind. Mit Igors Bildern<br />
Momente<br />
der Kraft<br />
Der Künstler the Artist Igor Oleinikov<br />
Der PAte the GoDfAther Peter Sattmann<br />
hab ich diese Erlebnisse, dass ich sie anstarren möchte<br />
wie man in ein offenes Feuer starrt. Oder auf fließendes<br />
Wasser schaut. Oder auf ein schönes Stück Landschaft.<br />
Wo dann Bilder entstehen.“<br />
Entstehen soll nun auch der Hirte mit dem Fuchs, den<br />
Igor bereits grob skizziert und teilweise mit Ölfarbe angelegt<br />
hat. Der Künstler drückt dem Schauspieler einen<br />
Pinsel in die Hand. Und einen Lappen, „falls etwas daneben<br />
geht.“ Sie beginnen beim Hinterteil des Fuchses,<br />
dort, wo sich der Hirte im Gebüsch versteckt. „Keine<br />
Angst, einfach machen“, sagt Igor.<br />
Peter macht.<br />
Igor zeigt ihm, wie er mit fast trockenem Pinsel wieder<br />
etwas Farbe wegnehmen kann, „Dann entstehen so<br />
schöne vegetative Strukturen.“<br />
Während sie gemeinsam arbeiten, entwickelt sich<br />
ein unterhaltsames Gespräch, das darin mündet, dass<br />
sie das Bild möglichst teuer verkaufen wollen und Peter<br />
dafür Igor eine Filmrolle besorgen will.<br />
Zwischendurch korrigiert Igor immer wieder ein bisschen.<br />
„Das ist spannend. Jetzt wieder mehr Grün nehmen<br />
und tiefer gehen.“<br />
Peter geht tiefer, arbeitet immer intensiver, mit Grün.<br />
„Das ist ja nicht nur ein Fuchs“, sagt er schließlich, „ich<br />
sehe dem Fuchs an, was er denkt, wie es ihm geht.<br />
Das ist das Faszinierende, wenn man das rüberbringen<br />
kann.“<br />
Nun markiert Igor mit einem Bleistift kräftige Quadrate.<br />
Die Kombination aus Öl und Bleistift kennzeichnet<br />
seine Handschrift als Maler. „Die optische Präsenz zwischen<br />
Bleistift und Öl, das ist genau der Punkt. Meine<br />
Landschaften bei Immendorf und Lüppertz waren die<br />
ersten Phasen. Aber da war schon alles drin, ich habe<br />
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Power<br />
Moments<br />
das dann später nur umgeformt. Bei Öl und Bleistift ging<br />
es um die Frage, ob sich beide Substanzen ergänzen<br />
können. Und trotzdem Brüche haben. Pro und Contra.<br />
Das war eine lange Suche. Ich habe Tausende von Leinwänden<br />
kaputt gemacht, klein geschnitten und weggeworfen.<br />
Meine Freunde haben gesagt, du bist verrückt,<br />
du musst das aufheben, für später. Ich habe nur gesagt,<br />
nein, das ist nicht gelungen. Ohne Scheitern geht es<br />
nicht. Das Scheitern öffnet neue Türen. Weil man weitersucht.“<br />
Zum Schluss setzt Igor die schwarzen Flächen, für ihn<br />
die wichtigsten Elemente der Komposition. „Damit steht<br />
und fällt das Bild.“<br />
Peter Sattmann ist sichtlich beeindruckt. „Er ist wie<br />
einer, der auf dem Hochseil einen Salto schlägt. Igor ist<br />
ein Artist.“ Als sie ihr Werk gemeinsam betrachten, stellt<br />
er fest, „ich könnte jederzeit einen Maler spielen. Das ist<br />
ja die Schauspielerei. So tun als ob.“<br />
Schauspieler Peter Sattmann und zwei Handvoll Pinsel.<br />
Actor Peter Sattmann and two handful of paint brushes<br />
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