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La cause du diabète dicte le traitement - HUG - Département de l ...

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Priorité<br />

Zusammenfassung<br />

Diabetes bei Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen: Die (genetische) Ursache beeinflusst die Therapie<br />

Dr. Mirjam Dir<strong>le</strong>wanger, Dr. Philippe K<strong>le</strong>e, Dr. Valérie Schwitzgebel<br />

Die Autoren geben in ihrem Bericht einen Überblick über die neue Klassifikation<br />

<strong>de</strong>s Diabetes mellitus bei Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen, die Genetik <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Diabetesformen und ihre Be<strong>de</strong>utung für Verlauf und Therapie. Demnach<br />

<strong>le</strong>i<strong>de</strong>n mehr als 90 Prozent <strong>de</strong>r jugendlichen Diabeteskranken unter<br />

einem Typ-1-Diabetes, <strong>de</strong>r <strong>du</strong>rch eine autoimmune (Typ 1A) o<strong>de</strong>r idiopathische<br />

(Typ 1B) Zerstörung <strong>de</strong>r pankreatischen Betazel<strong>le</strong>n gekennzeichnet ist. Nur 10<br />

Prozent sind von Typ 2-Diabetes betroffen. Diese häufigste Diabetesform wird<br />

<strong>du</strong>rch eine Kombination von peripherer Insulinresistenz und relativem Insulinmangel<br />

(<strong>du</strong>rch <strong>de</strong>n Verlust funktionel<strong>le</strong>r Betazel<strong>le</strong>n) in<strong>du</strong>ziert. Erkenntnisse über<br />

genetische Variationen <strong>de</strong>r Diabetesgene haben darüber hinaus zur Unterschei<strong>du</strong>ng<br />

weiterer Diabetesformen geführt (Typ-3-Diabetes; MODY-Diabetes), die<br />

<strong>du</strong>rch monogenetische Defekte mit autosomal-dominantem Vererbungsmuster<br />

ausgelöst wer<strong>de</strong>n und teilweise mil<strong>de</strong> Verlaufsformen aufweisen. Der Gestationsdiabetes<br />

stellt schliesslich die vierte Diabetesvariante dar.<br />

Genetische Beson<strong>de</strong>rheiten und therapeutische Konsequenzen<br />

Auffal<strong>le</strong>nd ist beim Typ 1-Diabetes, dass – neben an<strong>de</strong>ren betroffenen Genregionen<br />

– Variationen <strong>de</strong>r HLA-DR-Region auf <strong>de</strong>m Chromosom 6 einen beson<strong>de</strong>rs<br />

grossen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko haben, was die familiäre<br />

Häufung (40%) dieser Diabetesform erklärt. Die Insulintherapie ist hier die einzig<br />

mögliche Behandlung.<br />

Auch beim Typ-2-Diabetes sind mehrere Gene von Verän<strong>de</strong>rungen betroffen. In<br />

elf verschie<strong>de</strong>nen genetischen Regionen konnten Genvarianten i<strong>de</strong>ntifiziert<br />

wer<strong>de</strong>n, die mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes in Verbin<strong>du</strong>ng gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n. Dazu gehören genetische Varianten <strong>de</strong>s Transkriptionsfaktors<br />

TCF7L2, <strong>de</strong>s mit Insulinsensitivität assoziierten Gens für <strong>de</strong>n Transkriptionsfaktor<br />

PPAR-γ o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Gens KCNJ11, das für die Untereinheit <strong>de</strong>s stoffwechselgesteuerten<br />

Kaliumkanals KIR 6.2 codiert. Neuere Erkenntnisse haben gezeigt,<br />

dass beispielsweise Patienten mit genetischen Varianten <strong>de</strong>s TCF7L2 besser<br />

auf eine Therapie mit Sulfonylharnstoffen ansprechen als auf Metformin.<br />

Zu <strong>de</strong>n monogenetischen Diabetesformen gehören MODY (Maturity Onset Diabetes<br />

of the Young) sowie die neonata<strong>le</strong>n Diabetestypen. 2 bis 5 Prozent al<strong>le</strong>r<br />

Diabetespatienten sind von einer MODY-Variante betroffen. Bisher sind sieben<br />

MODY-Typen beschrieben wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nen Mutationen in verschie<strong>de</strong>nen, für <strong>de</strong>n<br />

Glukosestoffwechsel re<strong>le</strong>vanten Genen zugrun<strong>de</strong> liegen und die sich in ihrem<br />

klinischen Verlauf und <strong>de</strong>r Pathogenese unterschei<strong>de</strong>n.<br />

MODY 3:<br />

• Mutation im Gen <strong>de</strong>s Transkriptionsfaktors Hepatocyte Nuc<strong>le</strong>ar Factor (HNF-)1α.<br />

• Häufigste Form (60 Prozent <strong>de</strong>r Patienten).<br />

• Manifestation meist im frühen Erwachsenenalter.<br />

• Ähnlich <strong>de</strong>m Typ-2-Diabetes führt die MODY-3-Form zu progressiver Hyperglykämie<br />

<strong>du</strong>rch zunehmen<strong>de</strong>n Insulinsekretions<strong>de</strong>fekt. Vie<strong>le</strong> Patienten<br />

entwickeln einen schweren Diabetes mit <strong>de</strong>n (auch bei Typ-2-Diabetes)<br />

üblichen diabetischen Komplikationen und Spätschä<strong>de</strong>n.<br />

• Bei Kin<strong>de</strong>rn fin<strong>de</strong>t sich häufig eine Glukosurie.<br />

• Therapie: Erstbehandlung mit Sulfonylharnstoffen (geringe Dosen, da hohe<br />

Suszeptibilität); in 30 Prozent <strong>de</strong>r Fäl<strong>le</strong> wird <strong>de</strong>nnoch Insulin benötigt.<br />

MODY 2:<br />

• Mutation im Gen <strong>de</strong>r Glukokinase. Das Enzym ist für die Phosphorylierung<br />

<strong>de</strong>r Glukose in <strong>de</strong>r Leber und <strong>de</strong>n Betazel<strong>le</strong>n <strong>de</strong>s Pankreas verantwortlich.<br />

Die re<strong>du</strong>zierte Enzymaktivität führt nur zu mo<strong>de</strong>raten Hyperglykämien<br />

(5,5–8 mmol/l).<br />

• Fin<strong>de</strong>t sich bei etwa 22 Prozent <strong>de</strong>r Patienten.<br />

• Erkrankung manifestiert sich häufig bereits im Kin<strong>de</strong>salter.<br />

• Therapie in <strong>de</strong>r Regel nicht erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

MODY 1:<br />

• Mutationen im Transkriptionsfaktor Hepatocyte Nuc<strong>le</strong>ar Factor (HFN-)4α.<br />

• HFN-4α steuert die Expression metabolisch wichtiger Enzyme <strong>de</strong>r Betazel<strong>le</strong>n.<br />

• Relativ selten.<br />

• Führt ähnlich wie MODY 3 zu einer <strong>de</strong>utlich progredienten Hyperglykämie;<br />

im weiteren Verlauf sind typische Diabeteskomplikationen möglich.<br />

• Patienten sprechen auf Sulfonylharnstoffpräparate an (geringe Dosen, da<br />

hohe Suszeptibilität).<br />

MODY 4:<br />

• Mutationen in zwei spezifischen Pankreasgenen (Insulin Promotor Factor<br />

(IPF-)1/Pancreatic <strong>du</strong>o<strong>de</strong>nal homeobox factor 1 (Pdx1)), die an <strong>de</strong>r Glukose-<br />

Homeostase beteiligt sind.<br />

• Heterozygote Mutationen erhöhen das Diabetesrisiko; homozygote Mutationen<br />

führen zu einer Pankreasagenesie mit neonata<strong>le</strong>m Diabetes.<br />

• Äusserst selten.<br />

MODY 5:<br />

• Mutation <strong>de</strong>s Transkriptionsfaktors Hepatocyte Nuc<strong>le</strong>ar Factor (HNF-)1β<br />

• HNF-1β wird in <strong>de</strong>n Vorläuferzel<strong>le</strong>n <strong>de</strong>s Pankreas exprimiert und reguliert<br />

die HNF-4α Gen-Transkription.<br />

• MODY 5 führt zu ähnlichen Effekten wir MODY 1 und 3; häufig weisen diese<br />

Patienten jedoch auch Nieren<strong>de</strong>fekte (Zysten, Dysplasien) sowie genita<strong>le</strong><br />

Fehlbil<strong>du</strong>ngen und eine Hyperurikämie auf.<br />

• Äusserst selten.<br />

• In <strong>de</strong>n meisten Fäl<strong>le</strong>n ist eine Insulintherapie erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

MODY 6 und MODY 7<br />

• Extrem seltene Mutationen im Neurogenic Differentiation Factor (NeuroD1)<br />

(MODY 6) beziehungsweise im Gen <strong>de</strong>r Carboxyl Ester Lipase (CEL) (MODY 7).<br />

Der neonata<strong>le</strong> Diabetes<br />

Je<strong>de</strong>r Diabetes mellitus, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n ersten 3 bis 6 Lebensmonaten eines Kin<strong>de</strong>s<br />

diagnostiziert wird, wird als neonata<strong>le</strong>r Diabetes bezeichnet. Charakteristisch<br />

ist eine symptomatische Hyperglykämie (ca. 33,5 mmol/l), die mit einer Ketoazidose<br />

einhergeht. Auffal<strong>le</strong>nd ist das geringe Geburtsgewicht <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, was<br />

wahrscheinlich auf eine unzureichen<strong>de</strong> Insulinpro<strong>du</strong>ktion in utero zurückzuführen<br />

ist. Primär ist eine Insulintherapie erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Beim neonata<strong>le</strong>n Diabetes wird zwischen einer permanenten (Permanent Neonatal<br />

Diabetes Mellitus – PNDM) und einer vorübergehen<strong>de</strong>n (Transient Neonatal<br />

Diabetes Mellitus – TNDM) Form unterschie<strong>de</strong>n. Die meisten PNDM-Formen<br />

sind auf heterozygote Mutationen <strong>de</strong>s stoffwechselgesteuerten KIR6.2-Kaliumkanals<br />

zurückzuführen, die einen mehr o<strong>de</strong>r weniger gravieren<strong>de</strong>n Funktionsverlust<br />

<strong>de</strong>s Ionenkanals bewirken. So gehen schwerwiegen<strong>de</strong> Mutationen nicht<br />

nur mit Diabetes, son<strong>de</strong>rn g<strong>le</strong>ichzeitig auch mit neurologischen Störungen, <strong>de</strong>m<br />

sogenannten DEND-Syndrom (Developmental <strong>de</strong>lay, Epi<strong>le</strong>psy, Neonatal Diabetes),<br />

einher. In solchen Fäl<strong>le</strong>n hat sich <strong>de</strong>r Einsatz von Sulfonylharnstoffen bewährt.<br />

Die Autoren weisen al<strong>le</strong>rdings darauf hin, dass bei neonata<strong>le</strong>m Diabetes<br />

unbedingt eine genaue genetische Analyse erfor<strong>de</strong>rlich ist, um die vorliegen<strong>de</strong><br />

Mutation zu charakterisieren, da sich daraus Auswirkungen auf Prognose und<br />

Therapie <strong>de</strong>r Erkrankung ergeben.<br />

In 50 Prozent <strong>de</strong>r Fäl<strong>le</strong> ist <strong>de</strong>r neonata<strong>le</strong> Diabetes vorübergehen<strong>de</strong>r Natur<br />

(TNDM) und verschwin<strong>de</strong>t spontan nach spätestens 15 Monaten. Die Behandlung<br />

besteht in solchen Fäl<strong>le</strong>n in einer vorübergehen<strong>de</strong>n Insulingabe und einer<br />

sorgfältigen <strong>La</strong>ngzeitkontrol<strong>le</strong>, da die Hälfte dieser Patienten zwischen 4 und<br />

25 Jahren erfahrungsgemäss erneut einen Diabetes mellitus (verg<strong>le</strong>ichbar einem<br />

Typ-2-Diabetes) entwickelt.<br />

Der Bericht zeigt, dass die Entschlüsselung <strong>de</strong>r Diabetesgene in gewissen<br />

Grenzfäl<strong>le</strong>n Diagnostik und Therapie optimieren und so zur Re<strong>du</strong>ktion <strong>de</strong>s indivi<strong>du</strong>el<strong>le</strong>n<br />

Risikos beitragen kann.<br />

CR<br />

23 • Pädiatrie 1/08

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