Logique d'Espaces
Ausstellungskatalog Solo Ausstellung von Elma Riza Galerie Weisser Elefant, Berlin, 2020
Ausstellungskatalog
Solo Ausstellung von Elma Riza
Galerie Weisser Elefant, Berlin, 2020
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Logique d’Espaces
Elma Riza
Logique d’Espaces
Elma Riza
galerie weisser elefant
«L’orde des choses», Fotografie, 2017
4 Logique d’Espaces _ Elma Riza
„Offenbar ist aber eine solche Tendenz zur Entgrenzung keine objektive
Eigenschaft der einzelnen Werke oder ihrer Anordnung. Vielmehr ist sie
zu verstehen allein mit Bezug auf die Prozessualität der ästhetischen
Erfahrung, durch welche die Werke in ihr entgrenzendes Werk gesetzt
werden. Umgekehrt ist die Bewegung zur Entgrenzung ein konstitutives
Moment der ästhetischen Erfahrung.“
„Ästhetik der Installation“, Juliane Rebentisch
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«Golden Fragments», Ortsspezifische Skulpturen, 2020
6 Logique d’Espaces _ Elma Riza
7
«Microcosmes», Skulpturen, 2018/20
8 Logique d’Espaces _ Elma Riza
9
«Libertés discrètes», Raumkomposition, 2020
10 Logique d’Espaces _ Elma Riza
„Libertés discrètes, imprévisibles
et à la lisière des limites.“
Renaud Golo, 2020
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«En fuite», Installation, 2020
12 Logique d’Espaces _ Elma Riza
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«Variations of Containment», Skulpture-Reihe, 2020
14 Logique d’Espaces _ Elma Riza
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2019/20 «Sentier Suspendus», genähte Zeichnungen, 2017
16 Logique d’Espaces _ Elma Riza
«En équilibre», Skulpture, 2019 // «Der Dritte Raum», Ortsspezifische Installation, 2020
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‹1›
Die Ausdehnung (extension) ist im Französischen eine gelöste Spannung (tension). Ihre Form gewinnt sie in
einem Akt der Befreiung aus innerer wie äußerer Enge, im Entrinnen, was kein Ausweichen sein muss, sondern
Entkommen auf ein offenes, weiteres Ziel hin, ins Freie, oft Unwägbare. „Flucht ist Erzeugung des Raums, der ohne
Zuflucht ist“, sagt Maurice Blanchot.
‹2›
„Der höchste und befreiendste Wert der Kunst ist heute die Transparenz, die Erfahrung der Leuchtkraft des
Gegenstandes selbst, der Dinge in ihrem Sosein“ (Susan Sontag). Wir nennen diese Einsicht intentional. Elma Riza
muss in ihrer Kunst nichts erfinden, was nicht schon vorhanden wäre, um aufgefunden zu werden. Eine Entdeckerin
ist sie, die sich selbst verbirgt, um aus jeder Lösung ein Rätsel zu machen, wie die Sphinx, die das tiefste Geheimnis
hütet, das nie weiter entfernt liegt als die eigne Nasenspitze.
‹3›
Ihre Gestaltungen bleiben in Bewegung und werden von der Vergänglichkeit verzehrt wie Flammen, die verlöschen
und sogleich neu aufleuchten, ohne Halt und ohne Beschränkung. Die Bilder flackern, die Flammen flattern, flüchtig
und alles umarmend zugleich, zerstörend und ebenso lebendig, im Übergang vom Virtuellen zum Aktuellen. Wohl
kein Beispiel lässt so schön wie das Feuer verstehen, was Deleuze meint, wenn er sagt: „Die Struktur ist die
Realität des Virtuellen.“
‹4›
Strukturelle Ordnung in Raum und Zeit, in einheitlicher, unauflösbarer Gestalt: Ein-Klang. Die Performance ist
dem Raum nicht angeheftet, sondern ihm entquellend, im Sinnes-Wandel. - In allem Anfang war die Tat und nicht
das Wort. Das Bewusstsein unseres eigenen Seins ist, wie Henri Bergson schreibt, „nicht gleichbedeutend mit
Dasein, sondern nur mit wirklicher Tätigkeit oder unmittelbarer Wirksamkeit“. Darin liegt der praktische Sinn oder
„Nutzen“ einer Performance: in der Gewissheit des Momentanen als Extension von Raum und Zeit, gewürzt mit
einer Mischung aus Chaos und Magie.
‹Fazit›
Diese Kunst leitet von der psychologischen Struktur zu ihrer Verwirklichung (Verkörperung), vom Virtuellen zum
Aktuellen. Raumdiagonalen zeigen ein Ordnungsprinzip, das wir mental aufnehmen und adäquat emotional
realisieren. Aus der gewöhnlichen Dissonanz unseres alltäglichen Bewusstseins entwickeln wir so etwas wie eine
affirmative Resonanz. Und eine „Position“ ist nicht nur die Stellung im Raum, sondern auch eine Meinung, eine
Ansicht.
‹4› Sätze für Elma Riza: In Ex-Tension
Ralf Bartholomäus (Kurator), 2020
Elma Riza ist eine französisch-tunesische Künstlerin, die 1986 in Frankreich
geboren wurde. Die Absolventin der KHB - Hochschule der Künste in
Berlin lebt und arbeitet seit 2007 in Berlin im Bereich der Bildenden
Kunst und Performance. Ihre künstlerische Praxis kreist einerseits um die
Vorstellungen von Ort (Topos) in Bezug auf den geschaffenen (imaginären)
Raum und andererseits um die Momentkomposition, die als Landschaft
wahrgenommen werden soll, in der Körper und grafische Elemente im
Dialog miteinander stehen.
Sie verwendet eine abstrakte Sprache, betont die Formen und die Grenzen
zwischen Materie und Raum, neigt dazu, das Unsichtbare sichtbar zu machen
und arbeitet an der Vorstellung von Begrenzung oder Begrenztheit.
„Die Grenze ist nicht das, wo etwas aufhört, sondern, wie die Griechen
beobachteten, das, von dem aus etwas zu sein beginnt (sein Wesen
beginnt...).„ _“œuvre et lieu”, Anne Marie Charbonneaux et Nobert Hillaire,
2002
Sie präsentiert ihre Arbeit regelmäßig auf Festivals, Ausstellungen und
Workshops in der Berliner, europäischen und tunesischen Szene.
Logique d’Espaces
Elma Riza
29.2 - 9.5.2020
galerie weisser elefant
Augustrasse 21, 10117 Berlin
Kurator
Ralf Bartholomäus
Förderung
Bezirksamt Mitte von Berlin
Text
Ralf Bartholomäus
Fotos
© Elma Riza
Titelbild
Performance „Between the Lines“, 2015
© Adrien Gaumé
Katalog Gestaltung
Elma Riza
Berlin, 2020
Katalog Förderung
Berliner Senatverwaltung für Kultur und Europa
elmariza.com