08.01.2024 Aufrufe

164_Lebe_RZ2

  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

In caso di mancato recapito si restituisca al mittente che si impegna a pagare la relativa tassa Poste Italiane S.p.A. - Spedizione in abbonamento postale - D.L. 353/2003 (conv. in L. 27/02/2004 n. 46) art. 1, comma 2 e 3 - DCB Bolzano<br />

Ausgabe <strong>164</strong> | Jänner 2024 | BEWEGUNG FÜR DAS LEBEN SÜDTIROL VFG<br />

Indi Gregory – wer entscheidet<br />

über <strong>Lebe</strong>n und Tod? S.7<br />

Wirklich, ich<br />

lebe in finsteren<br />

Zeiten!<br />

S. 4<br />

Franz Gögele –<br />

ein Mann der Tat<br />

S. 9<br />

Tag des <strong>Lebe</strong>ns:<br />

Bischofswort<br />

S. 15<br />

Die Gewalttäter von<br />

der Demonstration<br />

„gegen Gewalt“<br />

S. 28<br />

Straßenaktion:<br />

„Wie denken Sie<br />

über Abtreibung?“<br />

S. 30


OHL<br />

Inhalt<br />

3 Leitartikel<br />

4 Wirklich, ich lebe in finsteren<br />

Zeiten!<br />

7 Indi Gregory: wer entscheidet<br />

über <strong>Lebe</strong>n und Tod?<br />

9 Franz Gögele – ein Mann<br />

der Tat<br />

12 Die dreijährige Mutter<br />

13 Buchempfehlung:<br />

DDie neuen Gebärmaschinen?<br />

14 Buchempfehlung: Leonie –<br />

Bis die Morgenröte kommt<br />

15 Tag des <strong>Lebe</strong>ns: Bischofswort<br />

16 Plakat zum Tag des <strong>Lebe</strong>ns<br />

19 Zeugnis Film HUMAN LIFE –<br />

Das Wunder auf dem Dach<br />

20 Das unbekannte Endergebnis<br />

einer Beratung<br />

21 Gefährliche Nebenwirkung<br />

bei Abtreibungspille<br />

22 Kindstötung im Landeskrankenhaus<br />

Bregenz<br />

24 Statistik: Geburtenrückgang<br />

ohne Ende<br />

26 Veranstaltungskalender<br />

28 Die Gewalttäter von der<br />

Demonstration „gegen Gewalt“<br />

30 Straßenaktion: „Wie denken Sie<br />

über Abtreibung?“<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

BEWEGUNG FÜR DAS LEBEN SÜDTIROL VFG<br />

Eintragung beim Landesgericht Bozen,<br />

N. 25/92 R. ST. vom 9.9.92<br />

Presserechtlich verantwortlich: Dr. Franz Pahl<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Hildegard Tscholl<br />

Für die Redaktion verantw.: Martha Zöggeler<br />

Redaktionsteam: Rosa Asam, Gustavo Brinholi,<br />

Tobias Degasperi, Hildegard Tscholl,<br />

Martha Zöggeler<br />

Layout: Sylvia Pechlaner, Martha Zöggeler<br />

Korrektur: Rosa Asam<br />

Druck: Lanarepro GmbH<br />

Auflage: 9.500 Stück<br />

Für Textabdrucke bitten wir um Rücksprache<br />

mit der Redaktion.<br />

Foto Titelseite: Facebook ProVita&Familia<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

BEWEGUNG FÜR DAS LEBEN SÜDTIROL VFG,<br />

Gampenstraße 49, I-39012 Meran<br />

Tel. (+39) 0473 237338<br />

info@bewegungfuerdasleben.com<br />

lebe@bewegungfuerdasleben.com<br />

www.bewegungfuerdasleben.com<br />

Steuer-Nr.: 94027310211<br />

IBAN: IT84 W060 4558 5910 0000 2711 000<br />

SWIFT/BIC: CRBZIT2BO21<br />

◻<br />

Wir bedanken uns ganz herzlich für alle Spenden und<br />

Zuwendungen. Unser Bemühen ist ganz darauf ausgerichtet,<br />

sparsam und effizient mit den Spendengeldern umzugehen.<br />

Durch die Neuausrichtung der Vereinstätigkeiten<br />

konnten wir sogar unseren Vereinsbus verkaufen, womit<br />

dessen laufende Unterhaltsspesen wegfallen. Trotzdem<br />

bleiben noch hohe Kosten in den Ausgaben. Vor allem die<br />

Monatsmiete der Büroräume bereitet uns Sorgen. Wäre es<br />

für eine Firma ein Ansporn, uns hierin mit einer monatlichen<br />

Zuwendung, welche von der Steuer absetzbar ist, unter die<br />

Arme zu greifen?<br />

Unsere Zeitschrift LEBE kann auch weiterhin auf Spendenbasis<br />

bezogen werden, wir bitten aber die Leser, denen es<br />

möglich ist, uns mit einem jährlichen Unkostenbeitrag von<br />

25 Euro zu unterstützen.<br />

Ihre Spende ist von der Steuer absetzbar!<br />

Aus dem Ausland: Bitte Ihre Spenden direkt auf das Konto<br />

in Meran überweisen.<br />

UNSER SPENDENKONTO: SPARKASSE MERAN<br />

IBAN: IT84 W060 4558 5910 0000 2711 000<br />

BEWEGUNG FÜR DAS LEBEN SÜDTIROL VFG<br />

Gampenstraße 49, I-39012 Meran<br />

Tel. +39 0473 237338 | WhatsApp: +39 351 7774669<br />

www.bewegungfuerdasleben.com<br />

E-Mail Büro: info@bewegungfuerdasleben.com<br />

E-Mail LEBE: lebe@bewegungfuerdasleben.com<br />

BÜROZEITEN:<br />

Am Montag bleibt das Büro geschlossen<br />

Dienstag: 8.30 – 11.30 Uhr und von 14.30 – 17.30 Uhr<br />

Mittwoch: 8.30 – 11.30 Uhr<br />

Donnerstag: 8.30 – 11.30 Uhr<br />

Freitag: 8.30 – 11.30 Uhr<br />

2<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


Geschätzte Leser!<br />

„<br />

Die Kraft des <strong>Lebe</strong>ns überrascht uns. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze<br />

Welt gewinnt, dabei aber sein <strong>Lebe</strong>n einbüßt?“ (Mk 8,36) Diesen Titel gab die italienische<br />

Bischofskonferenz dem Tag des <strong>Lebe</strong>ns, den wir am 4. Februar in allen Pfarreien des<br />

Landes begehen. Dieses biblische Wort stellt uns die Realität vor Augen: Wie viele Menschenleben<br />

werden heute einer Kosten-Nutzen-Rechnung unterworfen und als minderwertig bezeichnet und<br />

beendet? Die kleine Indi Gregory ist das jüngste Beispiel einer endlosen Reihe von Existenzen, die<br />

der Mensch als unnütz und nicht mehr „lebenswert” klassifiziert. Doch mit welchem Recht tut er<br />

das? Wer legt fest, welches <strong>Lebe</strong>n schützenswert ist und welches nicht? Darum möchte uns der<br />

Tag des <strong>Lebe</strong>ns an die Unverfügbarkeit des <strong>Lebe</strong>ns erinnern: Wir gehören uns nicht selbst! Der<br />

Wert eines jeden <strong>Lebe</strong>ns ist stets, ohne Ausnahme, größer als alle möglichen Gründe und Erklärungen,<br />

die dagegensprechen. Lassen wir uns nicht täuschen: Die Wissenschaft selbst zeigt uns doch in<br />

immer neuen faszinierenden Erkenntnissen das Wunder des <strong>Lebe</strong>ns, gerade in seinen Anfängen.<br />

Vereinen wir uns mit allen Menschen guten Willens, die sich für jedes Menschenleben einsetzen<br />

und führen wir dabei auch das Werk jener fort, die vor uns gelebt haben. Hierbei gedenken wir in<br />

dieser Ausgabe besonders Franz Gögele, der uns allzu früh verlassen hat und genauso wie die erst<br />

im Juli verstorbene Christiane Ernst Paregger, ein großer Freund des <strong>Lebe</strong>ns war, der sich<br />

unermüdlich für die Schwächsten eingesetzt hat. Die Kraft des <strong>Lebe</strong>ns ist überwältigend, lassen wir<br />

uns von dieser Kraft begeistern und sie auch in diesem Jahr weitervermitteln!<br />

Tobias Degasperi<br />

Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n Südtirol VFG<br />

ADRESSEN LÖSCHEN ODER ÄNDERN<br />

Liebe Leser, bitte teilen Sie uns Adressänderungen oder Abbestellungen rechtzeitig mit.<br />

Wir bekommen nach jedem Versand immer wieder Retoursendungen mit dem Vermerk<br />

„Empfänger verzogen, unbekannt oder verstorben“.<br />

Es ist schade, wenn die Zeitschriften im Müll landen, denn mit den aufgeklebten<br />

Adressetiketten können wir sie nicht mehr weiter verwenden.<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 3


TITELTHEMA<br />

Wirklich, ich lebe<br />

in finsteren Zeiten!<br />

Die kleine Indi ist tot, aber wir können darüber nicht schweigen.<br />

Geboren am 24. Februar 2023, gestorben am 13. November 2023.<br />

Das erste Datum ist der Liebe der Eheleute zu verdanken, das zweite<br />

haben gottlose Technokraten verursacht. Eine Wutrede!<br />

Von Christian<br />

Rudolf<br />

Wie soll ich diesen Text<br />

anders betiteln als<br />

mit einem Zitat aus<br />

Brechts „An die Nachgeborenen“?<br />

Ich musste gar nicht<br />

überlegen, es lag einem auf<br />

der Zunge. Was sollen künftige<br />

Generationen von Europäern<br />

von uns Heutigen denken?<br />

Denn nun ist sie tot, die kleine Indi. Am<br />

13. November 2023 in den frühen Morgenstunden<br />

starb das acht Monate alte Baby Indi Gregory<br />

in einem Hospiz in Nottingham (Großbritannien),<br />

erstickt, nachdem tags zuvor – gegen<br />

den Willen der Eltern – die Apparate im staatlichen<br />

Krankenhaus abgeschaltet worden waren.<br />

Wie sonst bei Opfern von Verbrechen üblich,<br />

wird ihr Gesicht von den Medien nur noch verpixelt<br />

gezeigt.<br />

Geboren am 24. Februar, gestorben am<br />

13. November 2023. Das erste Datum ist der<br />

Liebe der Eheleute zu verdanken, das zweite<br />

haben gottlose Technokraten verursacht. Denn<br />

Indi ist nicht gestorben an ihrer unheilbaren<br />

Krankheit, und auf diese Feststellung kommt<br />

es mir ganz doll an, sondern an einer unbarmherzigen<br />

Staatsmaschinerie. „Dura lex, sed lex“,<br />

das Gesetz ist hart, aber es ist das Gesetz,<br />

werden manche Gescheite jetzt einwenden.<br />

Aber allen Klugpiepern sei geantwortet: „Dass<br />

Indi aufgrund eines Gesetzes und durch<br />

Spruch des höchsten Gerichtes zum Sterben<br />

verurteilt wurde – davon kann sie sich nun auch<br />

nichts kaufen.“<br />

Wir haben es mit einem<br />

ungeheuerlichen Vorgang zu tun!<br />

Denn nun ist sie tot, die kleine Indi mit den<br />

ausdrucksvollen Kulleraugen, den langen Wimpern,<br />

den blonden Haaren, dem Schlauch im<br />

Näschen und der OP-Wunde hinter der linken<br />

Schläfe. Indi mit dem fragenden, uns fragenden<br />

Gesichtsausdruck. Sie ist tot, obwohl sie leben<br />

könnte! Tot, obwohl sie leben wollte! Oder<br />

unterstellen Sie dem Baby, dass es lieber habe<br />

tot sein wollen?<br />

„Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über<br />

Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein<br />

Schweigen über so viele Untaten einschließt!“<br />

Abermals der olle Brecht, aber was passt es auch<br />

so gut! Denn wir haben es hier mit einem ungeheuerlichen<br />

Vorgang zu tun! Indi musste sterben,<br />

obwohl ihre Eltern wie die Löwen um ihr<br />

<strong>Lebe</strong>n gekämpft haben. Monatelang, von Indis<br />

Geburt an, und die zwei älteren Geschwister auf<br />

ihre Weise mit. Claire Staniforth und Dean Gregory<br />

setzten alle Hebel in Bewegung, klagten<br />

vor Gericht, wurden abgewiesen, gingen in Berufung,<br />

wandten sich an eine christliche Hilfsorganisation.<br />

Am 22. September 2023 empfing<br />

Indi die Taufe.<br />

Ihr Vater sagte jetzt: „Ich wusste vom Tag ihrer<br />

Geburt an, dass Indi etwas Besonderes war. Sie<br />

versuchten, sie loszuwerden, ohne dass jemand<br />

davon erfuhr.“ Aber da hatten die Ärzte, Juristen,<br />

Gutachter, Richter und alles, was man so Autoritäten<br />

nennt, nicht mit dem <strong>Lebe</strong>nsmut der Eltern<br />

gerechnet. Sie mobilisierten die Öffentlichkeit.<br />

Die katholischen Bischöfe von England und<br />

Wales sandten ein Statement, das den Eltern<br />

beisprang. Auch der Papst betete mit, segnete,<br />

bestärkte.<br />

Was jeder Esel weiß<br />

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni – „Io<br />

sono una donna! Sono una madre! Sono cristiana!“<br />

– schaltete sich ein, bot an, das Baby nach<br />

Rom in eine vatikanische Spezialkinderklinik<br />

bringen zu lassen, kostenlos für England. Eiligst<br />

wurde dem Mädchen in einem Eilverfahren die<br />

italienische Staatsangehörigkeit verliehen, um<br />

in letzter Minute das Blatt noch wenden zu<br />

können.<br />

Doch die britischen Richter schlugen den Eltern<br />

im übertragenen Sinne ein ums andere Mal das<br />

Gesetzbuch auf den Kopf: All ihre Anträge sowohl<br />

auf Weiterbehandlung und Überstellung<br />

nach Italien wiesen sie ab und beriefen sich auf<br />

4<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


© Twitter-Screenshot / Corrigenda-Montage<br />

Indi Gregory musste sterben, weil Ärzte einem lebensfeindlichen Gesetz folgend die Apparate abgeschaltet haben.<br />

das Urteil der behandelnden Ärzte. Ein Transport<br />

nach Italien komme nicht infrage, da viel zu<br />

gefährlich! Aber auch die lebensnotwendige<br />

Versorgung außerhalb einer medizinischen Einrichtung<br />

einzustellen, sei „zu gefährlich“! Der<br />

Richter verhöhnte die Eltern gar noch, zieh sie<br />

der „manipulativen Prozesstaktik“, die es darauf<br />

anlege, die von den Gerichten getroffenen Anordnungen<br />

zu vereiteln.<br />

Den Eltern wurde verboten, ihr Töchterchen zu<br />

sich nach Hause zu nehmen, und tatsächlich<br />

eskortierte die Polizei den Krankenwagen, der<br />

Indi Gregory vom Queen’s Medical Centre in<br />

Nottigham in das Hospiz brachte. (Dass Patienten<br />

von den öffentlichen Einrichtungen wie<br />

Leibeigene gehalten werden, ist nach der Coronazeit<br />

nicht gründlich aufgearbeitet, geschweige<br />

denn überwunden worden.)<br />

Gericht und Ärzteschaft: Beide Arten von Institutionen<br />

maßten sich jetzt an, über die Köpfe<br />

der Eltern hinweg darüber zu entscheiden, was<br />

das Beste für das Baby sein würde. Und entschieden:<br />

der Tod, der Tod, allen Ernstes der Tod!!<br />

Dabei weiß jeder Esel, dass man etwas Besseres<br />

als den Tod überall findet! „Wirklich, ich lebe in<br />

finsteren Zeiten!“<br />

Warum nicht weiterleben lassen?<br />

Es mag sein, dass ich etwas übersehen habe,<br />

aber ist Ihnen zu Ohren gekommen, dass sich<br />

etwa König Charles oder Königin Camilla für das<br />

<strong>Lebe</strong>nsrecht von Indi Gregory eingesetzt hätten?<br />

Falls ich dem britischen Königshaus zu Unrecht<br />

zürne, bin ich und sind meine Kollegen,<br />

ebenso wütend, ebenso traurig und empört wie<br />

ich, für einen Hinweis dankbar.<br />

Indi Gregory litt von Geburt an einer schweren,<br />

durch Gendefekt bedingten mitochondrialen<br />

Erkrankung. Mag sein, dass diese Krankheit sehr<br />

schwer und unheilbar ist und ein <strong>Lebe</strong>n ohne<br />

Apparate für Indi unmöglich gewesen wäre.<br />

Aber Indi hätte noch so lange leben können, bis<br />

sie der liebe Gott von sich aus zu sich gerufen<br />

hätte! Warum das Mädchen nicht einfach weiter<br />

die lebenserhaltenden Maßnahmen bekommen<br />

durfte, die ihm als Mensch und Bürger verdammt<br />

noch mal zustehen! Palliativ kann man<br />

viel Leid lindern, auf medizinischen Fortschritt<br />

hoffen, und die Liebe und Gesellschaft ihrer<br />

Eltern und Geschwister hätten ihr manche Stunde<br />

versüßt und ihre prekäre Lage hell gemacht.<br />

Wer will von außen über die <strong>Lebe</strong>nsqualität eines<br />

kranken Kindes ein Negativurteil sprechen, dessen<br />

Eltern es nach allen Kräften umsorgen? Nur<br />

Einsamkeit ist schlimm, Zuwendung macht ein<br />

Krankenzimmer warm. Besser geliebt und am<br />

<strong>Lebe</strong>n als tot und betrauert, isnt’t?<br />

Was ist das nur für eine<br />

Argumentation!<br />

Ein Freund von mir arbeitet in einem Hospiz.<br />

Seine Berichte sind alles andere als Erzählungen<br />

aus einem Totenhause. Die Patienten drehen in<br />

den letzten Wochen ihres <strong>Lebe</strong>ns oft noch mal<br />

so richtig auf. Beim Pflegen wird gelacht und<br />

gekichert, bei Besuchen geschnattert wie die<br />

Spatzen, jede Minute genossen. Wie hängen die<br />

temporären Gäste am <strong>Lebe</strong>n, wie schwer ist es,<br />

alles lassen zu müssen! „Ihr glücklichen Augen,<br />

was je ihr gesehn, es sei, wie es wolle, es war<br />

doch so schön!“ Von solch einer Stimmung, wie<br />

sie Johann Wolfgang von Goethe so wunderbar<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 5


© Screenshot X / Corrigenda-Montage<br />

ins Wort gebracht hat, berichtet er manchmal<br />

von den Betten der Sterbenden, der Freund aus<br />

dem Hospiz.<br />

In einer Zeitung stand die Tage: „Nach Auffassung<br />

der Ärzte war des Babys Weiterbehandlung<br />

schmerzhaft und vergeblich.“ Was ist das<br />

nur für eine Argumentation, von allen guten<br />

Geistern verlassen! Denn vieles im <strong>Lebe</strong>n ist<br />

schmerzhaft und ganz vergeblich, und trotzdem<br />

und allem zum Trotz leben wir! Der eine bestellt<br />

ein Feld, doch Unkraut macht die Frucht zunichte.<br />

Ein anderer baut ein Haus, aber der Boden<br />

gibt nach. Ein dritter verliert ein Vermögen in<br />

fehlgeschlagenen Geschäften. Ein weiterer liebt<br />

einen anderen und wird doch abgewiesen. Jemand<br />

gründet eine Familie, aber die Kinder<br />

missraten. Ein Volk gibt sich einen Staat, aber<br />

Feinde bedrängen es.<br />

Abermals Brecht: „Die Straßen führten in den<br />

Sumpf zu meiner Zeit.“ Nicht nur zu des Dichters<br />

Zeit, sondern zumeist zu aller Zeit! Irgendwas ist<br />

immer, nie geht es glatt, das Scheitern kommt<br />

einfacher als das Gelingen, die Vergeblichkeit<br />

allen Wollens lastet bedrückend, schmerzhaft<br />

sind Krankheit, Verlust und Sterben. „So verging<br />

meine Zeit, die auf Erden mir gegeben war.“<br />

Aber dazwischen und mittendrin liegt das <strong>Lebe</strong>n,<br />

das große, reiche <strong>Lebe</strong>n, einmalig und ganz<br />

kostbar!<br />

Ein Stückchen hier, eine<br />

Grenzüberschreitung da<br />

Angst haben müssen wir vor nichts anderem,<br />

als dass uns der Himmel auf den Kopf fällt. Aber<br />

Sorgen machen müssen wir uns wegen<br />

einer Ordnung, die nicht mehr<br />

auf den ewigen, ehernen Gesetzen<br />

beruht, sondern auf von Menschen<br />

geschaffenen. Und alle Alarmglocken<br />

müssen uns schrillen, wenn wir mehr<br />

und mehr Nachrichten vernehmen,<br />

dass der Tod für diesen und für jenen<br />

eine bessere Lösung sein solle als das<br />

<strong>Lebe</strong>n! Sie lachen und meinen, der<br />

Autor übertreibe? „Der Lachende hat<br />

die furchtbare Nachricht nur noch<br />

nicht empfangen.“<br />

Ob aus Belgien, aus den Niederlanden,<br />

aus Kanada oder jetzt aus England<br />

– schwerkranke Kinder, Behinderte,<br />

Ungeborene, Depressive: Die<br />

Unverfügbarkeit des <strong>Lebe</strong>ns wird angetastet,<br />

ein Stückchen hier, eine Grenzüberschreitung<br />

da. Nicht zum ersten Mal, nicht zum letzten Mal,<br />

sondern stetig höhlend. Alles natürlich mit den<br />

besten Absichten.<br />

Auch in Deutschland wird das Recht längst wieder,<br />

allem „Nie wieder!“ zum Hohn, positivistisch<br />

umgemodelt: Selbstmord zu begehen hat man<br />

zu einem Grundrecht erklärt, und eine Regierungskommission<br />

arbeitet gegenwärtig daran,<br />

Abtreibung auf Wunsch normal zu machen. Die<br />

Masche ist immer dieselbe: Erst geht es nur um<br />

absolute Einzelfälle – ein unheilbar kranker, alter<br />

Mensch, ein deformierter Embryo. Haben die<br />

Leute den Fall geschluckt, wird der Kreis der<br />

Ausnahmen geweitet; Kinder mit Down-Syndrom<br />

sind schon ziemlich selten geworden. Bis<br />

dann, wie in den Benelux-Staaten, ein Klima<br />

bereitet ist, in dem auch kranke, sehr junge<br />

Kinder ein „Recht“ auf Selbsttötung bekommen<br />

sollen, für den Anfang natürlich „ärztlich begleitet“,<br />

man ist ja human. Selbstbestimmung war<br />

vor vierzig Jahren noch ein fordernder werdender<br />

Götze, heute ist sie das neue „Erste Gebot“.<br />

Alles, was Menschen tun, wird in Gedanken<br />

vorgebildet. Die zum Sterben verurteilte Indi,<br />

die nur acht Monate alt werden durfte, weil<br />

jemand mit Billigung der Richter auf den Aus-<br />

Knopf in der Intensivstation gedrückt hat, könnte<br />

noch leben, lächeln und uns mit ihren großen<br />

Kulleraugen fragend ansehen: Warum habt ihr<br />

in meinem Tod die bessere Lösung für mich gesehen<br />

als in meinem <strong>Lebe</strong>n?!<br />

◻<br />

Dieser Artikel wurde am 13.11.2023 vom Online-Portal Corrigenda veröffentlicht: www.corrigenda.online<br />

6<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


TITELTHEMA<br />

Indi Gregory - wer entscheidet<br />

über <strong>Lebe</strong>n und Tod?<br />

Simone Pillon, Vater von drei Kindern, Jurist, ehemaliger Präsident des<br />

Familienforums Umbrien, Mitbegründer des „Family Day“ und ehemaliger<br />

Senator, gibt Gustavo Brinholi ein exklusives Interview zum Fall Indi Gregory.<br />

Von Gustavo<br />

Brinholi<br />

LEBE: Wie kam der Kontakt zur<br />

Familie von Indi Gregory<br />

zustande?<br />

SIMONE PILLON: Ich arbeite seit Jahren<br />

mit einem Zentrum namens<br />

„Christian Concern and Christian<br />

Legal Centre“ zusammen, das in<br />

London ansässig ist und Fälle wie<br />

Charlie Gard, Alfie Evans und Archie Battersbee<br />

verfolgt. Ich stand mit ihnen in Kontakt und hatte<br />

bereits in einigen der oben genannten Fälle<br />

interveniert. Als die verzweifelte Lage der Familie<br />

Gregory publik wurde, waren die Freunde<br />

von „Christian Concern“ sofort an mich herangetreten,<br />

um auf der italienischen Seite zu<br />

helfen.<br />

LEBE: Sie sprachen in einem öffentlichen<br />

Gespräch mit Jacopo Coghe, Sprecher der italienischen<br />

<strong>Lebe</strong>nsschutzorganisation ProVita&Famiglia,<br />

von der Schwierigkeit, Gesetze<br />

zu verfassen, die von der Heiligkeit des<br />

<strong>Lebe</strong>ns sprechen und von der Tatsache, dass<br />

die Entscheidung für das <strong>Lebe</strong>n trotz des Leidens<br />

der Familie immer „umkehrbar“ ist,<br />

während der Tod natürlich nie wieder zum<br />

<strong>Lebe</strong>n werden kann. Gelten diese juristischen<br />

Selbstverständlichkeiten, die sich aus dem<br />

Naturrecht ableiten noch, oder ist der Kampf<br />

eines Teils der Rechtsgelehrten sozusagen<br />

revolutionär in dem Sinne, dass er anthropologische<br />

Wahrheiten verändern will?<br />

SIMONE PILLON: Ja, gerade die Schwierigkeit, das<br />

Offensichtliche zu begründen, ist ein sehr ernstes<br />

Problem, denn wenn die Grundvoraussetzungen<br />

des Rechtssystems verloren gehen, wird es<br />

unmöglich zu argumentieren. Das heißt, alles<br />

wird diskutier- und streitbar und man hat keinen<br />

festen Boden mehr, auf dem man seine Rechtsüberzeugungen<br />

vertreten kann, sondern alles<br />

wird fließend und unüberschaubar. Man bedenke,<br />

dass die englischen Richter in ihrem Urteil<br />

so weit gehen zu schreiben, dass das Kind nicht<br />

nach Italien reisen kann, weil es während der<br />

Reise sterben könnte, während es aber zum<br />

Sterben in ein Hospiz gebracht werden kann.<br />

Wir kommen also zu Gegensätzen, die aus<br />

unserer Sicht Gott sei Dank noch unverständlich<br />

sind, aber in dem Moment, in dem wir den allgemeinen<br />

Grundsatz der universellen Heiligkeit<br />

des menschlichen <strong>Lebe</strong>ns aus den Augen verlieren,<br />

wird alles fragwürdig. Und so wird das<br />

alles sehr schwierig werden ... es wird passieren,<br />

dass auch bei uns ein Richter über <strong>Lebe</strong>n und<br />

Tod von Menschen entscheidet; wir sollten also<br />

sehr vorsichtig sein, wenn wir die allgemeinen<br />

Prinzipien der Rechtsordnung, insbesondere die<br />

der Heiligkeit des <strong>Lebe</strong>ns, aus den Augen<br />

verlieren.<br />

LEBE: Könnte es Ihrer Meinung nach eine<br />

„Gemeinsamkeit“ zwischen dem von Heinrich<br />

VIII. gewollten „Bruch“ und dem englischen<br />

Trend der letzten Jahrzehnte zugunsten der<br />

Euthanasie geben? Das heißt, gibt es eine Verbindung<br />

zwischen der Trivialisierung der Ehe<br />

und der Trivialisierung des menschlichen<br />

<strong>Lebe</strong>ns?<br />

SIMONE PILLON: Einen roten Faden zwischen dem<br />

Schisma Heinrichs VIII. und der Affäre von Indi<br />

kann ich nicht direkt erkennen. Ich kann jedoch<br />

sehr deutlich sehen, dass das Scheidungsrecht<br />

in der Tat die Mutter aller Gesetze gegen das<br />

Naturrecht ist, denn die Ehe ist eine naturrechtliche<br />

Institution, die von Natur aus die Unauflöslichkeit<br />

vorsieht, da sie zum Wohl der Eheleute<br />

und zum Wohl der Kinder eingerichtet ist. Und<br />

so wie die Kinder ewig sind, sind auch die Eltern<br />

ewig und ist auch die Ehe als Institution für die<br />

Ewigkeit geschaffen. Ich habe noch nie gehört,<br />

dass jemand an seinem Hochzeitstag gesagt<br />

hätte: „Na ja, wenn wir uns scheiden lassen“ oder<br />

„Wir wünschen uns, dass ihr euch bald scheiden<br />

lasst“. Ich meine, eine Scheidung ist, wie auch<br />

immer man es betrachten will, etwas, das das<br />

ursprüngliche Projekt des Paares zerstört. In<br />

einer Ehekrise wird also die Scheidung als Lösung<br />

vorgeschlagen... aber das wäre so, als würde<br />

man den Tod als Lösung vorschlagen, wenn<br />

man mit einer Krankheit konfrontiert ist. Und<br />

genau das ist in Indis Fall passiert: Angesichts<br />

der Krankheit wurde der Tod als Lösung vorgeschlagen.<br />

Aber der Tod ist niemals die Lösung<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 7


zutiefst antihuman; ich würde sagen, fast diabolisch<br />

im strengen Sinne des Wortes.<br />

Simone Pillon<br />

für die Krankheit; Heilung ist die Lösung für die<br />

Krankheit, und das ist nicht nur Therapie, sondern<br />

auch Fürsorge. Unter diesem Gesichtspunkt<br />

gibt es also einen roten Faden, den wir in<br />

allen Vorschriften, die gegen das Naturrecht<br />

verstoßen, erkennen können.<br />

LEBE: Es besteht ein gesellschaftlicher Druck,<br />

Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

in Bezug auf die Unantastbarkeit des<br />

<strong>Lebe</strong>ns und seiner Erhaltung zu erreichen.<br />

Was könnte Ihrer Meinung nach der Nutzen<br />

von Abtreibung oder Euthanasie für die<br />

Gesellschaft sein? Handeln diejenigen, die<br />

diese Änderungen vorantreiben, aus ideologischen<br />

Motiven oder aus persönlichem, z. B.<br />

finanziellem Gewinnstreben?<br />

SIMONE PILLON: Fast alle Gesetze, die dem Naturrecht<br />

widersprechen, sind inzwischen in unser<br />

Rechtssystem aufgenommen worden. Die<br />

Euthanasie wird immer noch ausgeklammert,<br />

aber auch sie ist im Kommen. In Wirklichkeit<br />

glaube ich nicht, dass es wirtschaftliche Beweggründe<br />

gibt; es gibt sicherlich wirtschaftliche<br />

Gewinne, denn wir vergessen nicht, dass Abtreibung<br />

ein Geschäft ist, wir vergessen nicht, dass<br />

Scheidung ein kolossales Geschäft ist; Euthanasie<br />

ist ein Geschäft, und wir wissen sehr wohl,<br />

dass es um die 15.000 Euro kostet, sich in der<br />

Schweiz umbringen zu lassen. Es ist bekannt,<br />

dass die Vermietung von Gebärmüttern auch<br />

ein Geschäft ist.... Es steckt immer ein wirtschaftlicher<br />

Nutzen dahinter, aber ich glaube, dass die<br />

tieferen Beweggründe für das, was geschieht,<br />

hauptsächlich anthropologischer Natur sind.<br />

Das heißt, es besteht wirklich der Wunsch, die<br />

Gesellschaft, wie wir sie kennen, zu untergraben<br />

und eine Art Flickenteppich isolierter Individuen<br />

zu schaffen, indem die Familie, die Werte der<br />

Heiligkeit des <strong>Lebe</strong>ns und der Heiligkeit menschlicher<br />

Beziehungen und der Elternschaft zerschlagen<br />

werden. Auch die Elternschaft wurde<br />

entheiligt: Man kann Kinder kaufen und verkaufen.<br />

Geld ist also eine Rendite, die später<br />

kommt, aber die eigentliche Motivation ist<br />

LEBE: Abgesehen von den Kämpfen im Plenarsaal,<br />

was wäre Ihrer Meinung nach die Strategie,<br />

die das „einfache Volk“ anwenden<br />

könnte, um das <strong>Lebe</strong>n zu verteidigen?<br />

SIMONE PILLON: Ich habe in meinem Buch 1 „Handbuch<br />

des Widerstands gegen den Einheitsgedanken“<br />

eine Reihe von Strategien vorgestellt,<br />

mit denen man sich dem Einheitsgedanken<br />

widersetzen und eine Kultur des <strong>Lebe</strong>ns und der<br />

Werte wiederherstellen kann - was viele bereits<br />

tun. Zu diesen Strategien gehört zum Beispiel,<br />

dass man das Wahlrecht und damit auch die<br />

Politik, die ein sehr wichtiges Instrument sein<br />

kann, gut nützt. Anti-politik ist in der Tat immer<br />

menschenfeindlich, denn wenn man darauf<br />

abzielt, die Vertreter des Volkes zu zerstören,<br />

wird man im Grunde die Macht in den Händen<br />

der Nichtgewählten konzentrieren. Es heißt, dass<br />

Politik „scheiße“ ist, aber immerhin wählen wir<br />

Politiker. Wer wählt die großen Banker und Finanziers?<br />

Die Politik ist also ein Instrument, das<br />

viel bewirken kann, wenn es richtig eingesetzt<br />

wird. Dann gibt es noch viele andere Werkzeuge:<br />

Vereine, persönliches Engagement, authentisches<br />

<strong>Lebe</strong>n, das Gute konkret im eigenen Verhalten<br />

umsetzen, in der Familie und in der täglichen<br />

Erfahrung tun. Um es zusammenzufassen:<br />

Das wahre Heilmittel ist die kleine<br />

Gemeinschaft, in der sich alle kennen, in der alle<br />

zusammen sind und die Leiden und Freuden<br />

der anderen kennen... es ist nicht so, dass es der<br />

perfekte Ort ist, aber die kleine Gemeinschaft<br />

ist in der Lage, dieses große Übel zu besiegen,<br />

das voranschreitet, diesen Mainstream, der sich<br />

immer weiter durchsetzt. Die kleine Pfarrgemeinde,<br />

das Oratorium, der Verein, die Gruppe,<br />

die Bewegung... das sind die Kräfte. Wie Gandalf<br />

(in „Herr der Ringe“ - Anmerkung der Redaktion)<br />

zu sagen pflegte: „Ich habe entdeckt, dass<br />

man keine große Macht braucht, um das Böse<br />

zu bekämpfen, sondern die kleinen alltäglichen<br />

Dinge, die kleinen alltäglichen Werke“. Und<br />

schließlich ist ein Schlüsselelement dieser Strategie<br />

das Gebet, die immense Macht des Gebets.<br />

Vergessen wir nicht, dass die Sowjetunion<br />

zusammengebrochen ist, ohne eine einzige<br />

Atomrakete abzufeuern, dank der Gebete eines<br />

Heiligen, des heiligen Johannes Paul II., und des<br />

polnischen Volkes. Das Gebet hat also eine ungeheure<br />

Macht: auch um die Geschichte zu<br />

verändern.<br />

◻<br />

1<br />

Originaltitel des Buches: „Manuale di resistenza al<br />

pensiero unico. Dal gender al transumanesimo“<br />

8<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


Franz Gögele –<br />

ein Mann der Tat<br />

Ein Nachruf<br />

Von Hildegard<br />

Tscholl, Vorsitzende<br />

der Bewegung für<br />

das <strong>Lebe</strong>n<br />

Weniger als drei Monate<br />

nach dem Tod<br />

von Dr. Christiane<br />

Ernst Paregger standen wir erneut<br />

vor dem Sarg eines<br />

unserer Gründungsmitglieder<br />

der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n<br />

Südtirol. Franz Gögele verstarb<br />

am 13. Oktober bei der<br />

ersten Kreuzwegstation der Lichterprozession<br />

nach Dorf Tirol, die er gemeinsam mit seiner<br />

Frau Elisabeth seit vielen Jahren organisiert und<br />

gestaltet hatte.<br />

Franz wurde am 30. Jänner 1951 als Ältester<br />

von 5 Kindern in eine einfache Arbeiterfamilie<br />

in Schenna oberhalb von Meran hineingeboren.<br />

Schon in frühen Kinderjahren hat Franz<br />

gelernt, mit sehr bescheidenen Mitteln die<br />

alltäglichen Herausforderungen zu meistern.<br />

Die Hausaufgaben hat er anfangs bei Petroleumlicht<br />

gemacht und der Schnee, der ihm nachts<br />

auf die Bettdecke wehte, stählte offensichtlich<br />

sein Durchhaltevermögen. Franz besuchte die<br />

Lehrerbildungsanstalt in Meran. Die Lektüre der<br />

Karl-May-Bücher, welche er ausnahmslos verschlang,<br />

war sicher nicht im Lehrplan vorgesehen.<br />

Den Lehrerberuf trat er erst nach dem damaligen<br />

langen Militärdienst in Neapel an. Einige<br />

Jahre seiner Berufszeit wirkte er als Religionslehrer.<br />

Die Befähigung dazu erwarb er sich in<br />

einer dreijährigen berufsbegleitenden Theologieausbildung<br />

in Brixen.<br />

Der „lange Franz“ war sehr athletisch und sportlich.<br />

Mit eiserner Disziplin schaffte er sogar einen<br />

Weltrekord im Eisstockweitschießen und er<br />

war für einige Jahre im Guinnessbuch der Rekorde<br />

eingetragen. Gemeinsam mit anderen<br />

jungen Burschen gründete er 1972 den<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 9


Franz Gögele und Mitstreiter bei einer Gebetsvigil<br />

im Mai 2003 in Meran<br />

2012 bei einer Informationskampagne in Bozen<br />

FC Obermais, wo er mehrere Jahre als Mittelstürmer<br />

dessen Erfolgsgeschichte mitschrieb.<br />

Die Begeisterung für den Fußball behielt er sich<br />

bis zu seinem <strong>Lebe</strong>nsende bei.<br />

Als Einundzwanzigjähriger war Franz wohl eines<br />

der jüngeren Gründungsmitglieder des Pfarrgemeinderates<br />

Obermais, wo er sich bis zum<br />

Jahre 2021 aktiv einbrachte.<br />

Im Jahr 1976 gründete Franz mit Elisabeth<br />

Klotzner eine Familie, der vier Kinder geschenkt<br />

wurden. In der leider zu kurzen Zeit der letzten<br />

<strong>Lebe</strong>nsjahre durfte er noch seine zwei Enkelkinder<br />

genießen, denen er ein liebevoller und<br />

geduldiger Opa war.<br />

1982 trat Franz der Vinzenzkonferenz St. Georg<br />

Obermais bei, deren Präsidentschaft er 2012<br />

übernahm und bis zu seinem Tode beibehielt.<br />

1986 entdeckte Franz nach einer Wallfahrt nach<br />

Medjugorje den Glauben ganz neu. Er begann<br />

die Welt mit anderen Augen zu sehen. Auf dem<br />

Sockel des Weltrekordes fand nun die heilige<br />

Maria ihren Platz. Sein Familienleben und der<br />

Einsatz in der Gesellschaft richtete er von nun<br />

an nach den Grundsätzen des römisch-katholischen<br />

Glaubens aus. Im Jahre 2010 wurden seine<br />

beiden Söhne Thomas und Valentin als Mitglieder<br />

der Ordensgemeinschaft Legionäre<br />

Christi in Rom zu katholischen Priestern geweiht<br />

- ein großes Ereignis nicht nur für die Familie<br />

sondern auch für die ganze Diözese Bozen-<br />

Brixen.<br />

Mit seinen speziellen Fähigkeiten hat Franz von<br />

Anfang in der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n Südtirol<br />

mitgewirkt und sie geprägt. Als Folge der<br />

Legalisierung der Abtreibung im Jahre 1978<br />

formierte sich eine kampfbereite Gruppe um<br />

das Ärztepaar Michael Paregger und Christiane<br />

Ernst Paregger. Mit medienwirksamen Aktionen<br />

versuchte man, die Bevölkerung auf das große<br />

Unheil aufmerksam zu machen, das über unser<br />

Land hereinzubrechen drohte. Dem praktischen<br />

Sinn von Franz war es zu verdanken, dass kurz<br />

nach der Vereinsgründung im Jahr 1989 in Bozen<br />

ein kleines Büro bezogen werden konnte,<br />

so dass die Aktivitäten rascher abgewickelt werden<br />

konnten. Die Umsiedlungen des Vereinssitzes<br />

in ein größeres Büro und später nach Meran<br />

wurden unter seiner Koordination reibungslos<br />

durchgeführt. Im Laufe seiner aktiven Vereinstätigkeit<br />

war Franz eine Zeit lang Geschäftsführer<br />

und viele Jahre gemeinsam mit Anni Winkler<br />

Vize-Vorsitzender.<br />

Sein Wiegenkind war die Zeitschrift LEBE, welche<br />

1992 erstmals in Druck ging. Mit akribischer<br />

Kleinarbeit und trotz der damals noch sehr beschränkten<br />

technischen Möglichkeiten legte<br />

Franz als Redaktionsleiter mit seinem Team immer<br />

wieder Meisterwerke hin. So manche Nächte<br />

mussten geopfert werden, um die letzten eingegangenen<br />

Artikel der Autoren und Teammitglieder<br />

noch rechtzeitig ausschneiden, ordnen,<br />

einkleben und versenden zu können. Neuen<br />

Technologien gegenüber war Franz sehr lange<br />

Zeit eher skeptisch. Er vertraute mehr der Arbeit<br />

seiner eigenen Hände. Seine jüngste Schwester<br />

Martha Gögele Zöggeler war von Anfang an<br />

seine rechte Hand im Redaktionsteam. Mit Disziplin<br />

und Durchsetzungsvermögen und mit<br />

10<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


2012 bei einer Protestaktion auf der<br />

Talferbrücke in Bozen<br />

Christiane Ernst Paregger (+ 29. Juli 2023) und Franz Gögele beim Luftballonfeschtl<br />

der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n in Meran im Jahre 2010<br />

ihrem charakteristischen Humor gelang es den<br />

beiden Geschwistern, die Diskussionen in den<br />

Redaktionssitzungen zu lenken und in die Zielgerade<br />

zu führen. Mit der letzten Ausgabe der<br />

LEBE 2019 schied Franz aus dem Verein aus, um<br />

sich seiner Hauptaufgabe als Gesendeter vom<br />

„Werk der Königin der Liebe“ in Schio zu widmen.<br />

Die Redaktionsleitung obliegt seither seiner<br />

Schwester Martha.<br />

Die Fähigkeit von Franz,<br />

Aufgaben kompetent zu<br />

verteilen, wirkte sich nicht<br />

nur auf die Redaktionsarbeit<br />

sehr positiv aus, sondern<br />

auf die gesamte Umsetzung<br />

der Tätigkeiten<br />

innerhalb des Vereines. So<br />

schnell, wie manche Aktion<br />

der Anfänge über die<br />

Bühne gebracht wurde,<br />

konnten die Ordnungshüter<br />

gar nicht reagieren.<br />

Man muss aber auch bedenken,<br />

dass damals die<br />

feministischen Kreise noch nicht so aktiv und<br />

aggressiv waren wie heute, wo der <strong>Lebe</strong>nsschutz<br />

auch in unserem Land zunehmend Zielscheibe<br />

von Hass und Gewalt wird. Franz trat,<br />

ebenso wie Christiane, gegenüber den öffentlichen<br />

Körperschaften sowie den politischen und<br />

gesellschaftlichen Persönlichkeiten respektvoll<br />

und unerschrocken auf. Im Abwickeln der Tätigkeiten<br />

konnte er oft streng und ungeduldig werden,<br />

wenn nicht zügig und effizient gearbeitet<br />

Die Fähigkeit von Franz,<br />

Aufgaben kompetent zu<br />

verteilen, wirkte sich<br />

nicht nur auf die<br />

Redaktionsarbeit sehr<br />

positiv aus, sondern auf<br />

die gesamte Umsetzung<br />

der Tätigkeiten<br />

innerhalb des Vereines.<br />

wurde. Daher nannte Christiane ihn manchmal<br />

liebevoll „Sklaventreiber“. Immer aber hatte er<br />

ein Wort der Entschuldigung, wenn er merkte,<br />

dass er die Zügel etwas zu straff angezogen<br />

hatte. Seine weiche und barmherzige Seite aber<br />

bekamen vor allem jene zu spüren, welche, speziell<br />

nach einer Abtreibung, Reue verspürten<br />

und sich dem <strong>Lebe</strong>n zuwenden wollten. Er lebte<br />

die tiefe Erkenntnis von<br />

Mutter Teresa, dass bei einer<br />

Abtreibung die Mutter<br />

des getöteten Kindes das<br />

zweite Opfer ist. Manches<br />

Mal hat er auch seine Stellung<br />

als Präsident in der<br />

Vinzenzkonferenz genutzt,<br />

um Familien und Müttern<br />

aus unseren Beratungsstellen<br />

zu unterstützen, wenn<br />

unsere Hilfsmittel nicht ausreichten.<br />

Er tat dies in einer<br />

sehr bescheidenen und unauffälligen<br />

Art.<br />

Was immer auch Franz in<br />

seinem <strong>Lebe</strong>n unternahm, er tat es mit Disziplin<br />

und Ausdauer. Er wird uns <strong>Lebe</strong>nsschützern als<br />

Mann der Tat ein Vorbild bleiben. Seine Fähigkeit,<br />

den Einsatz für das <strong>Lebe</strong>n unter die Macht Gottes<br />

zu stellen und alles mit einer Prise Humor zu<br />

sehen, wird auch uns zu Eigen sein und uns<br />

weiterhin prägen. Wir wünschen ihm von Herzen<br />

den Frieden und die Freude in der Ewigkeit.<br />

Dass der irdische Weg dorthin „steil und steinig<br />

ist“, betonte er stets mit Humor.<br />

◻<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 11


REPRODUKTIONSMEDIZIN<br />

Die dreijährige Mutter<br />

Vancouver, USA: Die Zwillinge Timothy und Lydia feierten<br />

am 31. Oktober 2023 ihren ersten Geburtstag. So weit, so normal.<br />

Doch ganz so normal ist das nicht: Gezeugt wurden die beiden<br />

nämlich bereits im Jahr 1992.<br />

Ein Kommentar von Ursula Baumgartner<br />

Rachel und Philip Ridgeway haben bereits<br />

vier Kinder, als die Zwillinge im Jahr 2022<br />

zur Welt kommen. Ihre Geburt ist keine<br />

gewöhnliche: Timothy und Lydia entstanden im<br />

Jahr 1992 im Rahmen einer künstlichen Befruchtung<br />

und wurden als Embryonen eingefroren.<br />

30 Jahre später entschlossen sich die Ridgeways,<br />

die sich noch weitere Kinder wünschten,<br />

zwei sogenannte „überzählige Embryonen“ zu<br />

adoptieren, und „holten sie nach all dieser Zeit<br />

aus der Kühltruhe“. Die biologischen Eltern hatten<br />

die Embryonen dem<br />

„National Embryo Donation<br />

Center“ (NEDC) gespendet,<br />

einer Organisation,<br />

die Embryonen aus<br />

künstlichen Befruchtungen<br />

„aufbewahrt“ und an kinderlose<br />

Paare vergibt. Da<br />

der biologische Vater der<br />

Zwillinge an einer schweren Erbkrankheit verstarb,<br />

fielen die beiden in eine besondere Kategorie<br />

an Embryonen, die „special consideration<br />

category“ – zu Deutsch etwa: die Kategorie, über<br />

die man noch einmal nachdenken sollte.<br />

Rachel und Philip jedoch wollten dessen ungeachtet<br />

auch diesen erblich vorbelasteten Embryonen<br />

die Chance auf <strong>Lebe</strong>n gewähren: „Jeder<br />

von uns hat doch das Risiko, alle möglichen<br />

Krankheiten zu entwickeln!“ Und so kamen die<br />

Zwillinge im Herbst 2022 zur Welt und sind seitdem,<br />

wie Rachel sagt, „Mini-Berühmtheiten“.<br />

Die Schattenseiten dieser Geschichte<br />

Die Entscheidung der Ridgeways ist heroisch.<br />

Doch die ungewöhnliche Geschichte von Timothy<br />

und Lydia gibt reichlich Anlass zum Nachdenken.<br />

Zum einen ist sie der beste Beweis<br />

dafür, dass das <strong>Lebe</strong>n mit der Zeugung beginnt<br />

– und nicht, wie so oft behauptet, irgendwann<br />

im Verlauf der Schwangerschaft oder gar erst<br />

mit der Geburt. Schließlich sprechen sowohl die<br />

Adoptiveltern als auch der zitierte Artikel deutlich<br />

davon, dass „Timothy und Lydia“ adoptiert<br />

wurden, nicht irgendwelche „Vorläufer-<br />

Zellhaufen“.<br />

Zum einen ist sie der<br />

beste Beweis dafür,<br />

dass das <strong>Lebe</strong>n mit der<br />

Zeugung beginnt…<br />

Zum anderen wirft die Geschichte aber auch<br />

Fragen zum Thema Reproduktionsmedizin auf.<br />

Auf der Seite des NEDC ist zu lesen, dass es in<br />

den USA schätzungsweise etwa eine Million<br />

überzählige Embryonen aus künstlichen Befruchtungen<br />

gibt. Eingefroren in flüssigem<br />

Stickstoff, warten sie darauf, von ihren biologischen<br />

Eltern noch zur Vervollständigung der<br />

Familie „gebraucht“ zu werden oder von einem<br />

nicht mit ihnen verwandten Paar zur Erfüllung<br />

ihres Kinderwunsches. In den Behältern herrschen<br />

Temperaturen von<br />

etwa minus 200 Grad Celsius.<br />

Unnatürlichere<br />

Bedingungen für einen<br />

Embryo lassen sich kaum<br />

denken. Hat man jemals<br />

untersucht, welchen Einfluss<br />

das Verharren in dieser<br />

Eiseskälte auf die Kinder<br />

hat? Ist es abgehoben oder esoterisch zu<br />

überlegen, ob es Spuren in den Seelen<br />

hinterlässt?<br />

Wohin mit den Embryonen?<br />

Wie gehen wir hierzulande mit „überzähligen“<br />

Embryonen um? In der Schweiz wurden im Jahr<br />

2021 etwa 15.600 Embryonen vernichtet. Das<br />

ist etwas mehr als die Einwohnerzahl der Stadt<br />

Schwyz. Sie alle wurden einmal „zur Sicherheit“<br />

als Überschuss gezeugt im Auftrag von Eltern<br />

mit brennendem Kinderwunsch. Nun sind ihre<br />

Familien auch ohne sie „komplett“ und sie werden<br />

nicht mehr benötigt. Ihre zeitgleich gezeugten<br />

Geschwister waren Wunschkinder. Sie selbst<br />

sind nun Abfall. Diese Doppelmoral der Wegwerfgesellschaft<br />

ist mehr als traurig.<br />

Der katholische Theologe und Priester Antonio<br />

Autiero (Berlin) schlug kürzlich vor, überzählige<br />

Embryonen aus der künstlichen Befruchtung in<br />

Deutschland zu Forschungszwecken zu verwenden.<br />

Und als wäre das noch nicht unmenschlich<br />

und haarsträubend genug, versteigt sich Autiero<br />

zu der Behauptung, die Embryonen würden<br />

dadurch „eine neue Chance erhalten“. Was für<br />

eine Chance soll das denn sein? Sie erblicken<br />

12<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


BUCHEMPFEHLUNG<br />

DIE NEUEN GEBÄRMASCHINEN?<br />

Was die globale Leihmutterschaft mit<br />

Frauen und Kindern macht<br />

Ein neues Buch des Vereins „Stoppt Leihmutterschaft“<br />

beleuchtet wichtige Aspekte rund um<br />

das Thema Leihmutterschaft. Die Buchpräsentation<br />

fand im November 2023 in Wien statt. Lisbeth<br />

N. Trallori, eine feministische Soziologin,<br />

bekräftigte, dass Leihmutterschaft eine unsichtbare,<br />

aber milliardenschwere Form von Gewalt<br />

ist. Leihmütter sind immer in einer finanziellen<br />

oder sozialen Notlage und nehmen diese Ausbeutung<br />

hin, um zu überleben. Die Regelung<br />

der Leihmutterschaft degradiert Frau und Kind<br />

zu Ware, die Leihmutter muss sich stets strengen<br />

Kontrollen unterziehen, bis hin zu Dauerüberwachung<br />

ihrer Essgewohnheiten und Freizeitgestaltung<br />

durch die „Bestell-Eltern“. Alles im<br />

Namen eines „perfekten Produkts“. Die Journalistin<br />

Eva-Maria Bachinger führte weiter aus,<br />

dass es kein Recht auf ein Kind gibt. In der<br />

Kinderrechtskonvention ist klar festgehalten,<br />

dass jedes Kind ein<br />

Recht darauf hat,<br />

nicht als Ware gegen<br />

Geld gehandelt<br />

zu werden. Ein<br />

Kind besitzt Würde<br />

- aber keinen Preis.<br />

Trotz des Verbots<br />

boomt das Geschäft<br />

mit dem<br />

Miet-Uterus. Die Erfüllung<br />

eines Lifestyle-Ideals<br />

bringt<br />

immer mehr Frauen<br />

und Paare dazu, sich dieser Ausbeutung anzuschließen<br />

und sich in die Hände internationaler<br />

Reproduktionskliniken zu begeben.<br />

Das Buch enthält internationale Beiträge, erklärt<br />

globale Zusammenhänge und deckt furchtbare<br />

Zustände rund um die Leihmutterschaftindustrie<br />

auf. Es kann ab sofort im Fachhandel bezogen<br />

werden.<br />

◻<br />

HERAUSGEGEBEN VON DER INITIATIVE<br />

„STOPPT LEIHMUTTERSCHAFT“<br />

nie das Licht der Welt, erfahren nie die Liebe<br />

ihrer Eltern und anderer Menschen. Ihr einziger<br />

Daseinszweck ist es nun, Objekt zu sein und im<br />

besten Fall dabei zu helfen, Krankheiten zu heilen.<br />

Und obwohl dies natürlich wünschenswert<br />

ist, kann keine Rede davon sein, dass den Embryonen<br />

dadurch „eine neue Bestimmung verliehen“<br />

würde. Mit dieser Argumentation hat<br />

sich Autiero nicht nur vom Begriff der Menschenwürde<br />

endgültig verabschiedet. Die Logik<br />

ist schlichtweg diabolisch, erst recht, wenn man<br />

bedenkt, dass sie von einem Theologen und<br />

Mitglied einer Ethikkommission kommt.<br />

Was ist eine Familie?<br />

Auch der Begriff der Familie wird völlig umdefiniert,<br />

seit die Reproduktionsmedizin in der Gesellschaft<br />

Einzug gehalten hat. Gehörten zu einer<br />

Familie früher Vater, Mutter und die eigenen<br />

Kinder, so unterscheidet man heute biologische<br />

Eltern und soziale Eltern. Im Falle einer Leihmutterschaft<br />

kommen eventuell noch eine Eizellspenderin<br />

und ein Samenspender hinzu. Wie soll<br />

ein Kind auf diese Weise jemals zu einer stabilen<br />

Identität finden, wenn seine eigene Herkunft<br />

völlig zersplittert ist?<br />

Im Fall der Familie Ridgeway kommt noch ein<br />

weiterer, völlig abstruser Aspekt hinzu: Rachel<br />

ist heute Mitte Dreißig. Ihre Zwillinge sind also<br />

eigentlich lediglich drei Jahre jünger als sie.<br />

Trotzdem hat sie als Erwachsene die beiden als<br />

Babys zur Welt gebracht. Nun fühlt sich ein und<br />

derselbe Zeitraum bisweilen sehr unterschiedlich<br />

lang an. Doch auch mit allen Mitteln der<br />

Technik kann man bis heute die Zeit weder anhalten<br />

noch umkehren. Die Entwicklung der<br />

Embryonen wurde von 1992 an 30 Jahre lang<br />

unterdrückt. Doch die Zeit lief weiter. Wer kann<br />

mit Sicherheit ausschließen, dass die beiden<br />

während der 30 Jahre irgendeinem Alterungsprozess<br />

unterworfen waren, der sich später bemerkbar<br />

macht?<br />

Die heutige Technik konfrontiert uns mit Fragen,<br />

die bis vor ein paar Jahren lediglich in Science-<br />

Fiction-Filmen Relevanz hatten. Man ist versucht,<br />

einfache Antworten zu geben. Doch einfache<br />

Antworten werden den Opfern, nämlich den<br />

Embryonen, nicht gerecht. Sie dürfen nicht aus<br />

der Gleichung gestrichen werden. Sie brauchen<br />

unsere Überlegungen, wir müssen die Stimme<br />

sein, die sie nicht haben. Das sind wir den kleinen,<br />

eingefrorenen Mini-Menschen schuldig.◻<br />

Diesen Artikel haben wir von Zukunft CH www.zukunft-ch.ch/ übernommen<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 13


BUCHEMPFEHLUNG<br />

LEONIE – BIS DIE MORGENRÖTE KOMMT<br />

Ein Roman, der sich nicht scheut, die „heißen Eisen“ von Abtreibung bis Leihmutterschaft<br />

aufzugreifen und nicht moralisierend in eine lebensnahe Erzählung zu verpacken.<br />

VON MARIA SCHOBER<br />

Die Morgenröte<br />

erstrahlt nach einer<br />

dunklen<br />

Nacht voller Verzweiflung<br />

und<br />

Einsamkeit. Mit<br />

jedem heller<br />

werdenden Sonnenstrahl<br />

und<br />

dem Anstieg der<br />

Schönheit am<br />

Horizont wachsen<br />

Hoffnung,<br />

Zuversicht und<br />

Freude für alle<br />

Menschen und<br />

auch für Leonie.<br />

Der Roman ist grundsätzlich eine Liebesgeschichte.<br />

Leonie, die im Mittelpunkt steht, ist ein<br />

typisches Kind ihrer Zeit und verliebt sich in einen<br />

Christen. Ungefähr gleichzeitig hat sie einen<br />

One-Night-Stand mit einem anderen Mann und<br />

wird schwanger. Und hier setzt sozusagen der<br />

Pro-Life Roman an. Was macht Leonie? Sie steht<br />

am Beginn ihrer Berufstätigkeit als Juristin und<br />

hat sich gerade in einen jungen Kinderarzt, der<br />

Christ ist, verliebt. Alles zeigt in eine andere<br />

Richtung, als jetzt Mutter zu werden. Von einem<br />

Mann, mit dem sie nur einen Abend getanzt hat<br />

und dann im Bett gelandet ist. Sie will abtreiben,<br />

beginnt aber durch die Geschichten ihrer Großmutter,<br />

ihrer Freundinnen und ihrer Mutter,<br />

nachzudenken.<br />

Ein einzigartiger Roman, der sich nicht scheut,<br />

die „heißen Eisen“ von Abtreibung bis hin zu<br />

Leihmutterschaft, aber auch das Erbe einer<br />

sexuell befreiten, wenn nicht entfesselten Gesellschaft<br />

aufzugreifen und unaufdringlich und<br />

nicht moralisierend in eine lebensnahe Erzählung<br />

zu verpacken.<br />

Die Autorin:<br />

MARIA SCHOBER<br />

(58), verheiratet und<br />

Mutter von 5 Söhnen<br />

ist engagierte Streiterin<br />

für das <strong>Lebe</strong>nsrecht<br />

und kennt den<br />

inneren Kampf zwischen<br />

Selbstverwirklichung<br />

im Beruf,<br />

Ringen nach Anerkennung<br />

als Frau<br />

und leidenschaftlichem<br />

Muttersein<br />

aus eigener Erfahrung.<br />

Sie war jahrelang im Verkauf, in der Werbung<br />

und im Marketing tätig und Absolventin<br />

der Lehrgänge „Theologie des Leibes“ und „Entwicklungssensible<br />

Sexualpädagogik“ an der<br />

Hochschule Heiligenkreuz. Sie ist zudem „Geburtshelferin“<br />

der Neuauflage der „Woche für<br />

das <strong>Lebe</strong>n“ in Österreich und begeistert mit<br />

ihrem erfolgreichen Blog „Briefe an Leonie“ bereits<br />

seit 3 Jahren ein großes Publikum. Geschichten<br />

erzählen und damit zu ermutigen,<br />

<strong>Lebe</strong>nserfahrung aber auch Glauben und gesellschaftlich<br />

relevante Themen an die nächste<br />

Generation weiter zu reichen, ist Maria Schobers<br />

Leidenschaft. Sie lebt mit ihrem Mann im Salzburgerland<br />

und schart ihre „Männer“ dort gerne<br />

um den Küchentisch.<br />

VORSTELLUNG DES BUCHES<br />

mit anschließender Lesung durch die Autorin Maria Schober<br />

am Freitag, 15. März 2024 um 19.30 Uhr<br />

im Vereinssitz in Meran, Gampenstraße 49<br />

Im Anschluss gibt es einen Umtrunk, bei dem die Gelegenheit besteht,<br />

mit der Autorin ins Gespräch zu kommen.<br />

14<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


Tag des <strong>Lebe</strong>ns 2024<br />

„Die Kraft des <strong>Lebe</strong>ns überrascht uns: „Was nützt es einem Menschen,<br />

wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein <strong>Lebe</strong>n einbüßt?“<br />

(Mk 8,36) – unter diesen Leitgedanken stellt die Italienische<br />

Bischofskonferenz den „Tag des <strong>Lebe</strong>ns“, der auch 2024 wieder am<br />

ersten Sonntag im Februar begangen wird.<br />

Im Alltagsleben fragen wir oft: „Was ist das<br />

wert?“ Wir kennen Messwerte, Grenzwerte<br />

und Wertpapiere. Sie unterliegen der Definition<br />

des Menschen, sie sind verhandelbar. Das<br />

Wort „Wert“ stammt aus der Wirtschaft, vom<br />

Markt. Dort hat es seine Berechtigung. Aber „der<br />

Wert“ verliert seine Aussagekraft und seine<br />

Bedeutung, wenn es um Unbezahlbares geht.<br />

Genau um dieses Unbezahlbare geht es, wenn<br />

wir über den Menschen und sein <strong>Lebe</strong>n nachdenken.<br />

Der Mensch hat nicht einen Wert, der<br />

Mensch hat Würde! Der Philosoph Immanuel<br />

Kant hat das klar erkannt, wenn er sagt: „Was<br />

einen Preis hat, an dessen Stelle kann auch etwas<br />

anderes ... gesetzt werden; was dagegen über<br />

allen Preis erhaben ist ... das hat eine Würde.“<br />

Würde gehört nicht auf den Markt. Würde ist<br />

nicht verhandelbar und messbar, nicht austauschbar<br />

und nicht verfügbar. Sie ist nicht an<br />

Bedingungen geknüpft, sondern gilt unbedingt.<br />

Sie schützt davor, dass der Mensch Mittel zum<br />

Zweck wird. Wie oft lassen sich Menschen von<br />

der Überzeugung leiten: Nur der gesunde, der<br />

attraktive, der sportliche, der erfolgreiche und<br />

leistungsfähige Mensch ist „in“. Der „Wert“ des<br />

<strong>Lebe</strong>ns und des Menschen wird nicht selten<br />

danach bemessen, was Menschen haben und<br />

können, was sie bieten, was sie aufweisen und<br />

was sie leisten.<br />

Das christliche Gottes- und Menschenbild ist<br />

eine deutliche Alternative, die heute dominierende<br />

Leitideen in Frage stellt und hoffentlich<br />

wieder in eine Krise führt. Der Mensch hat immer<br />

Würde: von der Empfängnis bis zum Tod. Auch<br />

durch Leid, Behinderung und Krankheit wird<br />

diese Würde nicht verloren. Deswegen sollen<br />

Menschen an der Hand, nicht durch die Hand<br />

eines anderen Menschen sterben dürfen. Gerade<br />

am <strong>Lebe</strong>nsende eines Menschen ist es unsere<br />

Aufgabe, Nähe zu zeigen und zu leben: Indem<br />

wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, das<br />

körperliche und psychische Leiden zu lindern.<br />

Indem wir alles tun, um sterbende Menschen<br />

sozial einzubinden und menschlich und geistlich<br />

zu begleiten. Aber auch, indem wir die<br />

Grenzen der Medizin annehmen und niemanden<br />

gegen den eigenen Willen therapieren. Wenn<br />

Therapien ihr Ziel nicht mehr erreichen, dürfen<br />

sie abgebrochen oder unterlassen werden.<br />

Nicht primär aus unserer Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit<br />

leben wir, sondern aus Vertrauen<br />

und Mitmenschlichkeit, nicht aus unserem Machen,<br />

sondern aus unserem Sein. Wir müssen<br />

uns nicht selber entwerfen und produzieren, wir<br />

dürfen sein. Das ist unsere Würde. Lassen wir<br />

uns von der Kraft des <strong>Lebe</strong>ns überraschen!<br />

Als Christinnen und Christen glauben wir an den<br />

„lebendigen Gott“ (vgl. Dtn 5,26; Jer 23,36;<br />

Hebr 12,22 u.a.). In dieser biblischen Bezeichnung<br />

Gottes kommt zum Ausdruck, dass unser<br />

Gott das <strong>Lebe</strong>n in Fülle ist. Zugleich verweist sie<br />

uns darauf, dass alles <strong>Lebe</strong>ndige in Gott seinen<br />

Ursprung hat und einen göttlichen Funken in<br />

sich trägt. In jedem Menschen spiegelt sich etwas<br />

wider vom Geheimnis des lebendigen Gottes.<br />

Darin liegt nach christlicher Überzeugung<br />

der tiefste Grund für die unantastbare Würde<br />

jedes Menschen. Und daraus erwächst zugleich<br />

die Verpflichtung, dass wir uns mit aller Kraft für<br />

den unbedingten Schutz des menschlichen <strong>Lebe</strong>ns<br />

einsetzen – vom ersten Augenblick seiner<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 15


Foto: Privat<br />

TAG DES LEBENS<br />

Sonntag, 4. Februar 2024<br />

www.bewegungfuerdasleben.com<br />

16<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


Thema der italienischen Bischofskonferenz zum Tag des <strong>Lebe</strong>ns:<br />

Die Kraft des <strong>Lebe</strong>ns überrascht uns:<br />

»Was nützt es einem Menschen, wenn er<br />

die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein<br />

<strong>Lebe</strong>n einbüßt?« (Mk 8,36)<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 17


Existenz an bis zum letzten Atemzug. Das <strong>Lebe</strong>n<br />

im Mutterleib, das beeinträchtigte <strong>Lebe</strong>n, das<br />

<strong>Lebe</strong>n des Flüchtlings, das kranke und sterbende<br />

<strong>Lebe</strong>n und sogar das <strong>Lebe</strong>n des Feindes sind<br />

heilig. Lassen wir uns vom Geheimnis, von der<br />

Vielfalt und von der unbezahlbaren Würde des<br />

<strong>Lebe</strong>ns überraschen!<br />

Mein Dank gilt allen, die sich aus ihrem Glauben<br />

an den lebendigen Gott und aus dem Bewusstsein<br />

um die umfassende Solidarität aller Menschen<br />

heraus für das <strong>Lebe</strong>nsrecht und die Würde<br />

jedes Menschen einsetzen. Ich danke allen,<br />

die schwangere Frauen durch Beratung und<br />

Unterstützung ermutigen, Ja zum ungeborenen<br />

<strong>Lebe</strong>n zu sagen, das in ihnen heranwächst. Ich<br />

danke allen, die sich auf die Seite derer stellen,<br />

die auch in unserer Gesellschaft nicht auf der<br />

Sonnenseite des <strong>Lebe</strong>ns stehen und die auf Hilfe<br />

angewiesen sind. Ich danke allen, die durch<br />

fürsorgliche Begleitung und palliative Pflege<br />

schwerkranken und sterbenden Menschen helfen,<br />

ihr Sterben als Teil des <strong>Lebe</strong>ns anzunehmen.<br />

Ich danke allen, die sich einsetzen für<br />

Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der<br />

Schöpfung, hierzulande und weltweit, weil es<br />

um die unabdingbaren Voraussetzungen dafür<br />

geht, dass Menschen in Würde und in Sicherheit<br />

leben können. Ja, es nützt nichts, die Welt zu<br />

gewinnen und dabei das <strong>Lebe</strong>n zu verlieren. ◻<br />

+ Ivo Muser, Bischof der Diözese Bozen-Brixen<br />

Baby<br />

Kleiner Schatz im Bauch<br />

Noch so klein und doch lieben wir Dich auch.<br />

Du bist ein Mensch mit allem Drum und Dran<br />

Du bist es wert zu leben von Anfang an.<br />

Bist so klein und vollkommen und vom Schöpfer gedacht<br />

Wir denken nur noch an Dich bei Tag und bei Nacht.<br />

Können nicht verstehen, wie man etwas Kostbares wie Dich einfach töten kann<br />

Denn Du bist es wert zu leben von Anfang an.<br />

Du bist und bleibst unser Fleisch und Blut<br />

Dich zu lieben tut so gut.<br />

Kleiner Schatz, wir kämpfen für Dich<br />

Und lassen Dich niemals im Stich.<br />

Raphaela Wieberg<br />

18<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


FILM HUMAN LIFE<br />

Das Wunder auf dem Dach<br />

Im Film Human Life erzählt der Sportler Jonas Letieri aus Kalifornien,<br />

wie sich sein <strong>Lebe</strong>n nach einem Unfall verändert hat. Er überlebte einen<br />

Stromschlag von fast 14.000 Volt und ist heute nach den Worten<br />

des Regisseurs Gustavo Brinholi eine „Bombe des <strong>Lebe</strong>ns“.<br />

Ich war immer ein Surfer, weißt du. Dieser<br />

Drang, wieder im Wasser zu sein, zu surfen,<br />

eine Welle zu erwischen, war immer präsent.<br />

Aber zugleich fragte ich mich, wie kann ich surfen,<br />

wie kann ich rudern, wie kann ich… ?<br />

Ich ließ den Wunsch, Gott nach dem Warum zu<br />

fragen, in meinem Herzen nie zu, niemals. Ich<br />

sagte immer „Gott, ich<br />

vertraue auf deine Pläne,<br />

ich vertraue auch dich.<br />

Also los! Lass mich vorwärtsgehen,<br />

lass mich<br />

weiterkämpfen!“<br />

Aber als ich vom Krankenhaus<br />

nach Hause<br />

kam, versuchte ich, alleine<br />

ein Glas Wasser zu<br />

trinken. An diesem ersten<br />

Tag ging ich im Morgengrauen<br />

zum Kühlschrank,<br />

ich öffnete ihn<br />

und goss Wasser ins<br />

Glas.<br />

Aber als ich trinken wollte,<br />

konnte ich nicht trinken.<br />

Ich ließ das Glas auf<br />

den Boden fallen.<br />

Meine Mutter kam und<br />

half mir. Ich hatte sie aufgeweckt. Ich war total<br />

frustriert, geschockt, dass ich nicht einmal ein<br />

Glas Wasser trinken konnte.<br />

Und dann in den nächsten Tagen kam eines zum<br />

anderen: tja, um ins Bad zu gehen, brauchte ich<br />

die Hilfe meiner Mutter. Zum Essen, verdammt,<br />

brauchte ich sie oder jemand anderen. Am<br />

schlimmsten war, wenn mir meine Mutter Essen<br />

gab, das zu heiß war. Das waren Dinge, von<br />

denen ich niemals erwartet hätte, dass ich mit<br />

26 damit konfrontiert wäre. Ich musste lernen,<br />

mich anzuziehen, meine Unterwäsche selbst<br />

anzuziehen. Ich konnte damit nicht umgehen.<br />

Nach diesem Glas Wasser begann ich Gott zu<br />

fragen, „Warum?“ Und diesem Warum folgte ein<br />

nächstes „Warum?“ Und dieses Warum begleitete<br />

mich ständig. Warum ich? Ich tat doch Gottes<br />

Werk? Ich machte Freiwilligenarbeit, am Sonntag,<br />

in der Kirche und das aus ganzem Herzen.<br />

Der Film kann ab sofort in deutscher<br />

Sprache gestreamt werden:<br />

www.vimeo.com/ondemand/<br />

humanlifedeutsch<br />

Ich verlor an diesem Tag, als 13.800 Volt durch<br />

meinen Körper jagten, beide Hände. Es ist<br />

schwierig, sich damit abzufinden, besonders am<br />

Anfang.<br />

Nach ungefähr zweieinhalb Monaten in dieser<br />

depressiven Stimmung war ich in den Dünen in<br />

der Nähe meines Hauses, leidend, weinend.<br />

Gott klopfte an mein Ohr,<br />

er sagte: „Mann, erinnerst<br />

du dich an jenem<br />

Tag, als du auf dem Dach<br />

der Kirche warst, als du<br />

diesen Stromschlag<br />

bekamst?“<br />

Ich bekam damals einen<br />

Elektroschock mit<br />

13.800 Volt und für ein<br />

paar Sekunden, so erinnere<br />

ich mich, bat ich<br />

Gott: „Gib mir noch eine<br />

Chance!“ An diesem Tag<br />

also, als ich so traurig<br />

und deprimiert war, sagte<br />

Gott zu mir: „Nun, an<br />

jenem Tag hast du mich<br />

um eine zweite Chance<br />

gebeten. Deshalb hör<br />

auf zu jammern und dich<br />

zu beschweren und lebe! Ergreife diese Chance!“<br />

Und an diesem Tag trafen diese Worte mitten<br />

in mein Herz. Nach diesem Tag sagte ich: Es<br />

reicht: „Ich werde der beste Mensch sein, den<br />

ich kenne, ich werde der beste Athlet, der beste<br />

Sohn, der beste Freund sein. Ich möchte ein<br />

wunderbares <strong>Lebe</strong>n haben.“<br />

Und ab diesem Tag begann ich tatsächlich, eine<br />

wunderbare Geschichte zu schreiben. Ich begann<br />

an Wettkämpfen teilzunehmen. Ich machte<br />

Abenteuerrennen. Ich ging Fahrradfahren und<br />

zum Schwimmen. Bis zu dem Tag, an dem ich<br />

die Idee mit dem Stand-up-Paddeln hatte. Dann<br />

änderte sich mein ganzes <strong>Lebe</strong>n, meine Kindheitsträume<br />

wurden wahr.<br />

Das war alles möglich, weil ich aufhörte, nach<br />

dem „Warum“ zu fragen. Und ich begann, den<br />

Grund von all dem zu verstehen.<br />

◻<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 19


proFrau<br />

S ü d t i r o l<br />

Das unbekannte Endergebnis einer Beratung -<br />

eine Herausforderung an die Beraterinnen<br />

Von Hildegard<br />

Tscholl, Vorsitzende<br />

der Bewegung für<br />

das <strong>Lebe</strong>n<br />

In der Beratung im Schwangerschaftskonflikt<br />

gibt es<br />

meistens Situationen, in denen<br />

das Endergebnis nicht bekannt<br />

ist, oder die Frau meldet<br />

sich manches Mal in dankbarer<br />

Weise erst nach der Geburt<br />

des Kindes. Wir wollen Ihnen<br />

durch folgendes Zeugnis einerseits<br />

Einblick in die Denkweise geben, welche<br />

die jahrzehntelange Propagierung der Abtreibung<br />

hervorgebracht hat, andererseits<br />

zeigen, welchen Herausforderungen wir uns<br />

stellen müssen. Regelmäßige Beraterinnenschulungen<br />

befähigen uns, den Frauen jeweils in<br />

ihren sehr persönlichen Lagen empathisch zu<br />

begegnen und ihnen zu helfen, eigene Problemlösungen<br />

zu finden. Und - was eben schwierig<br />

ist - die Entscheidung der Frau zu akzeptieren,<br />

egal wie diese ausfällt.<br />

ELISA* SCHREIBT:<br />

SCHWANGER TROTZ KONDOM:<br />

Ich habe zwei Kinder, 4 und 3 Jahre, und wollte<br />

kein drittes Kind mehr. Durch meine Allergie<br />

konnte ich keine hormonelle Verhütung machen<br />

und mein Mann war und ist noch nicht bereit für<br />

eine Vasektomie. Und jetzt ist es passiert, trotz<br />

Kondom. Ich bin schwanger und für mich bricht<br />

gerade eine perfekte Welt zusammen. Ich will<br />

das nicht und wünsche mir durchgehend, dass<br />

es weg ist. Es ist für mich aktuell wie ein Fremdkörper<br />

in mir, der mir einiges kaputt macht. Und<br />

ich finde das irgendwie keine guten Voraussetzungen<br />

für ein Kind, bzw. finde ich es dem Embryo<br />

gegenüber wirklich nicht fair, solche Gedanken<br />

zu haben und in diese Familie zu<br />

kommen. Bei den anderen Kindern habe ich<br />

mich total gefreut. Und jetzt - keine Spur von<br />

Freude. Wo könnte ich in meinem Bundesland<br />

abtreiben, online findet man gar nichts.<br />

Müssen die nächsten Tage eine Entscheidung<br />

treffen und will für alle Seiten vorbereitet sein,<br />

egal welcher Weg es wird. Kann es aktuell noch<br />

gar nicht sagen, nur dass meine Gedanken so<br />

unfair gegenüber dem sind, was es sein sollte<br />

und ich einfach nichts machen kann, ich kann<br />

mich nicht freuen.<br />

Mein Antwort als Beraterin: „Liebe Frau Elisa*,<br />

gerne möchte ich mit Ihnen Punkt für Punkt Ihr<br />

Schreiben durchgehen, um etwas Struktur in die<br />

momentane verwirrte Gedankenwelt zu bringen.<br />

Sie schreiben: für mich bricht gerade eine perfekte<br />

Welt zusammen.<br />

Dieses Gefühl kann ich sehr gut verstehen. Sie<br />

und Ihr Mann haben zwei kleine Kinder, welche<br />

naturgemäß viel Aufmerksamkeit erfordern und<br />

nun, so vermute ich, beginnen Sie wahrscheinlich<br />

gerade ein bisschen Freiraum für sich selbst<br />

zu schaffen. Da kommt ein drittes Kind wirklich<br />

sehr ungelegen, zumal Sie ja sowieso nicht drei<br />

Kinder wollten.<br />

Weiters schreiben Sie: es fühlt sich wie ein Fremdkörper<br />

in mir an, der mir einiges kaputt macht,<br />

ich wünsche durchgehend, dass es weg ist.<br />

Ja, Frau Elisa, das kann ich nachvollziehen. Ihr<br />

drittes Kind wirbelt Ihr <strong>Lebe</strong>n gerade ordentlich<br />

durcheinander. Da können vorerst nicht freudenvolle<br />

Muttergefühle entstehen und die müssen<br />

Sie auch nicht von sich erwarten. Das wäre eine<br />

glatte Überforderung für Sie. Ich kenne ähnliche<br />

Gedanken von mir selbst und auch von anderen<br />

Frauen in unserer Beratung,<br />

Weiters: Kann es aktuell noch gar nicht sagen,<br />

nur dass meine Gedanken so unfair gegenüber<br />

dem sind, was es sein sollte und ich einfach<br />

nichts machen kann. Ich kann mich nicht freuen.<br />

Sehen Sie Frau Elisa, hier liegt die Wahrheit über<br />

Sie selbst verborgen. Sie kennen die hoffnungsvolle<br />

Freude auf ein Kind, das sich anmeldet und<br />

Sie sind offensichtlich Mutter durch und durch.<br />

Daher sind Sie fast entsetzt über sich selbst und<br />

haben Schuldgefühle Ihrem ungeborenen Kind<br />

gegenüber. Wissen Sie, wie wertvoll und erhaben<br />

Ihre Schuldgefühle sind? Für Ihre negativen<br />

Gedanken können Sie vorerst mal gar nichts. Sie<br />

sind überrumpelt worden. Sie spüren aber deutlich,<br />

dass es so nicht in Ordnung ist, d.h. dass<br />

Sie im Herzen schlicht und einfach eine gute<br />

Mutter sind. Nun denken Sie an Abtreibung, weil<br />

sie im Allgemeinen als die schnellste und einfachste<br />

Lösung des Problems dargestellt wird.<br />

Ich würde Ihnen raten, eine Beratungsstelle aufzusuchen.<br />

Die Beraterinnen sind bestens geschult<br />

und helfen Ihnen, Ihre eigene Sicht auf<br />

die Dinge zu finden.<br />

Gerne können wir aber weiterhin in Kontakt<br />

bleiben. Ich grüße Sie herzlich, Hildegard“<br />

* der Name wurde von der Redaktion geändert<br />

20<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


Zu viele gefährliche Nebenwirkungen bei Abtreibungspille RU-486<br />

Die Auswirkungen der Abtreibungspille<br />

RU-486 werden immer noch unterschätzt.<br />

Die „Italienische Gesellschaft der Gynäkologen<br />

für Geburtshilfe aus dem katholischen Lager“<br />

(Associazione Italiana Ginecologi Ostetrici<br />

Cattolici - AIGOC) hat nach der Veröffentlichung<br />

des Jahresberichtes über die Umsetzung des<br />

Abtreibungsgesetzes 194/78 im Parlament in<br />

Rom davor gewarnt, die Risiken bei der Einnahme<br />

der RU-486 zu unterschätzen, die bereits bei<br />

der Hälfte der Abtreibungen in Italien zur Anwendung<br />

kommt. Der Präsident des AIGOC, Alberto<br />

Virgolino, erklärt, dass 2021 eine wesentliche<br />

Zunahme der gesundheitlichen Komplikationen<br />

festgestellt wurde, und zwar ganze 1.333, die in<br />

der Vergangenheit jedoch ignoriert wurden. Und<br />

es fehlen Daten über eine Vielzahl an Auswirkungen,<br />

die ungemeldet bleiben. „In Wirklichkeit<br />

liegen die Komplikationen bei pharmakologischer<br />

Abtreibung 3,7 mal höher als bei chirurgischer<br />

Abtreibung“, so Alberto Virgolino. Besondere<br />

Sorge bereitet die Zunahme von 32%<br />

schwerwiegenden Komplikationen, die die Gesundheit<br />

der Frauen stark gefährden, angefangen<br />

bei Blutungen und Infektionen. „Auf die Frau<br />

wird Druck ausgeübt, diese Abtreibungspraxis<br />

zu wählen, aus dem einfachen Grund, dass es<br />

möglich ist, diese selbst zu Hause durchzuführen“<br />

unterstreicht Virgolino „aber es kommt vor, dass<br />

sie nach einigen Tagen die Erste-Hilfe-Station des<br />

Krankenhauses aufsuchen muss, um sich behandeln<br />

zu lassen. Diese oft auftretenden Spätfolgen,<br />

die auf die Verwendung dieses Wirkstoffs zurückzuführen<br />

sind und nach mehreren Tagen auftreten<br />

können, können von den Krankenhäusern<br />

nicht erfasst werden und fallen so aus der Gesamtabrechnung<br />

des Ministeriums“.<br />

Die katholischen Gynäkologen erinnern daran,<br />

dass die vermehrte Verwendung von Verhütungsmitteln<br />

nicht zu einer deutlichen Verminderung<br />

der Abtreibungszahl führt. So liegt z.B. Ligurien<br />

an erster Stelle unter den Regionen in Bezug auf<br />

die Anzahl der Abtreibungen, Piemont an zweiter<br />

Stelle, es folgen die Emilia Romagna, Apulien,<br />

die Toskana und Latium. Ausgerechnet in diesen<br />

Regionen wurden Empfängnisverhütungspillen<br />

kostenlos an bestimmte Gruppen von Frauen<br />

verteilt. Um zu vermeiden, dass Frauen ihre Gesundheit<br />

aufs Spiel setzen und auf die sogenannten<br />

„Notfallpillen“ (Pille danach) zurückgreifen,<br />

wäre eine bessere Kenntnis über die Folgen nötig,<br />

die daraus entstehen können, auch nach mehreren<br />

Tagen nach der Einnahme. Der Präsident des<br />

AIGOC empfiehlt, dass „das Gesundheitsministerium<br />

Informationen über die Auswirkungen mit<br />

größerer und deutlicher Transparenz dieser Wirkstoffe<br />

bekunden müsste, wofür – sage und schreibe<br />

– es keine ärztliche Verschreibung braucht“.<br />

Wichtig wäre auch eine gesundheitliche Aufklärung<br />

des Hausarztes sowie der Familienberatungsstellen,<br />

damit gewährleistet ist, dass klar<br />

und deutlich auf alle Risiken bei der Einnahme<br />

dieser Pillen aufmerksam gemacht und vom Gebrauch<br />

derselben abgeraten wird. ◻<br />

Quelle: Tageszeitung „Avvenire“, übersetzt aus dem Ital. von Dr. Hermann Zagler<br />

Die Frau nimmt die Bekanntgabe der Beratungsstellen<br />

dankend an. Als Rückmeldung kommt<br />

dann lediglich folgender Satz: Aber jetzt habe ich<br />

eine allgemeine Frage - würde es überhaupt die<br />

Möglichkeit einer Abtreibung in meinem Bundesland<br />

geben? Online findet man ja gar nichts.<br />

Es gibt keinen weiteren Kontakt. Die genannten<br />

Beratungsstellen sind nicht kontaktiert worden.<br />

(Im konkreten Fall wurde nachgefragt, um dieses<br />

Zeugnis zu schreiben.) Das löst Ungewissheit<br />

und eine bestimmte Unzufriedenheit bei<br />

mir selbst aus. Es gehört jedoch zum Alltag in<br />

meiner Beratung, dass ich nicht alles unter Kontrolle<br />

haben kann. Schon alleine, dass sich die<br />

Frau gemeldet und ein offenes Ohr gefunden<br />

hat und sich in ihren Gedanken und Gefühlen<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024<br />

verstanden fühlen durfte, hilft ihr, etwas Abstand<br />

zu ihren Ängsten und Sorgen zu bekommen,<br />

damit sie wahrheitsgetreuer reflektieren kann.<br />

Hinter der Beratungshotline<br />

„Es gibt Alternativen“<br />

steht ein Netzwerk<br />

von über 400 Betern,<br />

einige<br />

Hotline für Südtirol<br />

davon sind Klost<br />

e r g e m e i n - (auch an Sonn- und Feiertagen)<br />

täglich von 8 bis 22 Uhr<br />

schaften. Für<br />

+39 0473 31920006<br />

jeden konkreten<br />

Fall wird<br />

zeitnah gebetet,<br />

so dass<br />

auch Gott wirken<br />

kann. ◻<br />

Direkten Kontakt mit unserer<br />

Beratungsstelle gibt es über die<br />

Website und E-Mail-Adresse:<br />

www.profrausuedtirol.com<br />

info@profrausuedtirol.com<br />

Tel. und WhatsApp:<br />

+39 351 7676376


ABTREIBUNGSLOBBY<br />

Vorarlberger Volkspartei (VP)<br />

fällt um:<br />

Kindstötung im Landeskrankenhaus Bregenz –<br />

zum Hintergrund einer Kampagne<br />

Der Publizist Wolfram Schrems gibt uns am Beispiel von Vorarlberg Einblick<br />

darin, wie die Abtreibungslobby in Österreich hinter den Kulissen agiert und<br />

sich der weltanschaulich geschwächten politischen Parteien bedient. Die Leser<br />

mögen sich selbst eine Meinung über die weltweite Lobbyarbeit bilden.<br />

Von Wolfram Schrems<br />

Am 25. Oktober verkündete der Vorarlberger<br />

Landeshauptmann Markus Wallner<br />

von der Volkspartei (VP) bei einer kurzfristig<br />

einberufenen Pressekonferenz, dass es nun<br />

entgegen vorheriger Festlegungen doch bald<br />

möglich sein werde, am Landeskrankenhaus<br />

Kinder im Mutterleib töten zu lassen. Die Volkspartei<br />

hat sich nun auch in Vorarlberg als Partei<br />

des Todes erwiesen, nachdem sie in Salzburg in<br />

zehn Jahren als Landeshauptmannpartei (!) die<br />

Abtreibung im Landeskrankenhaus nicht beendet<br />

hat und nachdem sie in Tirol auch über die Einführung<br />

der Abtreibung in öffentlichen Spitälern<br />

diskutieren. Wir erinnern uns, dass auch die VP-<br />

Landeshauptleute für das schändliche Impfpflichtgesetz<br />

vor nunmehr zwei Jahren eintraten.<br />

Die Volkspartei unterwirft sich vollkommen einer<br />

lebensfeindlichen Agenda und niemand hat dort<br />

protestiert. – Was im Fall von Vorarlberg besonders<br />

bemerkenswert ist, ist die koordinierte Kampagne<br />

der relativ jungen NGO („Nichtregierungsorganisation“)<br />

#aufstehn. Die Politik<br />

bedient sich solcher Vorfeldorganisationen, um<br />

den Eindruck einer „Bewegung von unten“, einer<br />

„Graswurzelbewegung“ zu erzeugen.<br />

#aufstehn – Kampagnen<br />

im linken Mainstream<br />

Treibende Kraft hinter der Einführung der Abtreibung<br />

in Vorarlberg scheint auf politischer Ebene<br />

die VP-Landesrätin Martina Rüscher gewesen zu<br />

sein. Allerdings ist im Hintergrund ein neuer Akteur<br />

auf den Plan getreten: die NGO namens<br />

#aufstehn (Aufstehn.at – Verein zur Förderung<br />

zivilgesellschaftlicher Partizipation). Elf Mitarbeiter<br />

und sechs Vorstandsmitglieder werden auf<br />

der Homepage aufgeführt. #aufstehn setzt sich<br />

für diejenigen Anliegen ein, die ohnehin von der<br />

Politik betrieben werden, unter ihnen beispielsweise<br />

Klimawahnsinn, Feminismus und eben<br />

Abtreibung („Selbstbestimmung“). Kein Wort<br />

hörte man von dieser Truppe gegen den Impfzwang,<br />

etwa unter dem Motto Selbstbestimmung<br />

oder Mein Körper gehört mir.<br />

Triumphgeheul:<br />

„Erfolg in Vorarlberg“<br />

Mit Datum vom 7. November 2023 schreibt<br />

Aufstehn.at: „Wichtiger Erfolg: Nachdem Vorarlberger<br />

Politiker*innen vor christlichen Fundamentalist*innen<br />

und erzkonservativen Kräften<br />

einknickten, war die Gesundheitsversorgung von<br />

ungewollt Schwangeren in Gefahr. Gemeinsam<br />

mit über 17.000 Unterstützer*innen und Aktivist*innen<br />

aus ganz Österreich haben wir die<br />

Vorarlberger Regierung dazu gebracht, den lückenlosen<br />

Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen<br />

sicherzustellen.“ Die Organisation schreibt<br />

dann ausführlich über die Vorgeschichte, den<br />

Abtreiber in Vorarlberg, die „Angst vor Angriffen<br />

von Abtreibungsgegnern, selbsternannten ‚<strong>Lebe</strong>nsschützern‘“,<br />

„christliche Fundamentalist*innen<br />

und Erzkonservative in der ÖVP“ und ihren<br />

Appell an Landesrat Rüscher.<br />

Laut der Homepage hätten sich „mehr als 17.000<br />

Menschen der Forderung ‚Vorarlberg: Schwangerschaftsabbrüche<br />

müssen möglich bleiben!‘<br />

angeschlossen“. Diese Zahl können wir natürlich<br />

nicht überprüfen. Andererseits ist das nicht viel,<br />

wenn man die massive wohlwollende Medienberichterstattung<br />

berücksichtigt.<br />

#aufstehn schreibt dann, dass man „am 28. September,<br />

dem internationalen Tag für sicheren<br />

Schwangerschaftsabbruch“ gemeinsam mit tausenden<br />

Menschen „österreichweit für das Recht<br />

auf Selbstbestimmung“ auf die Straßen gegangen<br />

sei. Die Botschaft sei gewesen: „Unsere<br />

Körper, unsere Entscheidung!“ (Wiederum: Ein<br />

Slogan, den man von linken NGOs in der Impfterrorzeit<br />

nicht gehört hat).<br />

An der Grenze zur Verleumdung (nämlich, dass<br />

<strong>Lebe</strong>nsschützer Abtreibungsärzte angreifen<br />

22<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


würden) ist dann folgende Passage: „Wie in den<br />

USA gibt es auch in Europa ein Netzwerk an<br />

erzkonservativen und rechten Fundamentalist*innen,<br />

die alles daransetzen, sichere Abtreibung<br />

zu verbieten und versuchen uns ihre ewiggestrige<br />

Ideologie aufzuzwingen. Getarnt als<br />

harmlose Familienvereine orchestrieren sie auf<br />

der ganzen Welt Proteste – und haben so dazu<br />

beigetragen, dass sichere Abtreibungen etwa<br />

in Teilen der USA und Polen heute strafbar sind.<br />

Es kann nicht sein, dass Ärzt*innen aus Angst<br />

vor Angriffen von Abtreibungsgegnern Menschen<br />

nicht medizinisch versorgen können.“<br />

Damit ist klar, dass man den Interessen der<br />

weltweiten Abtreibungslobby zuarbeitet. Die<br />

vielbeschworene „Selbstbestimmung“ war diesen<br />

Leuten in der Zeit des Impfterrors keinen<br />

Muckser wert. Die Abtreibungslobby geht eben<br />

mit der Mainstreampolitik, die maßgeblich von<br />

der Pharmalobby beeinflusst wird, konform.<br />

Internationale Verflechtungen<br />

zu US-Linken<br />

Wenn man sich ansieht, wer bei #aufstehn mitmacht,<br />

stößt man auf einen gewissen Mag. Carl<br />

„Yussi“ Pick, externer Lehrbeauftragter am Institut<br />

für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft<br />

der Universität Wien. Er ist Initiator und Vereinsobmann<br />

von #aufstehn. Auf Aufstehn.at heißt es:<br />

„Yussi Pick ist einer der renommiertesten Kampagnen-<br />

und Kommunikationsberater des Landes.<br />

Seine Arbeit wurde national und international<br />

ausgezeichnet – etwa mit dem Deutschen<br />

Politik Award oder dem amerikanischen Kampagnen-Oscar,<br />

dem Rising Star Award. Gefragt ist<br />

er weit über die Grenzen von Österreich hinaus:<br />

Er war als einziger Europäer im Digital Organizing<br />

Team im Hauptquartier der Hillary Clinton<br />

Kampagne und in den Midterms 2018 verhalf<br />

er der Demokratischen Senatskandidatin Jackie<br />

Rosen zum Wahlsieg. Vor der Gründung seiner<br />

eigenen Agentur war er unter anderem bei Blueprint<br />

Interactive und Joe Trippi, dem Online<br />

Campaigning Pionier und Wahlkampfmanager<br />

von Howard Dean im Präsidentschaftswahlkampf<br />

2004.“<br />

Im Vorstand ist auch eine Frau, die mehrere<br />

ideologische Vorgaben des Systems verwirklicht.<br />

Dieses honoriert den Gehorsam großzügig:<br />

„Maria Sagmeister ist Juristin und Kunsthistorikerin,<br />

mit Schwerpunkt auf geschlechtertheoretischen<br />

Fragestellungen in beiden<br />

Fächern. Seit 2021 ist Maria als Universitätsassistin<br />

(Post Doc) bei der Forschungsplattform<br />

GAIN beschäftigt und arbeitet an ihrem Habilitationsprojekt<br />

zur arbeitsrechtlichen Regulierung<br />

von Dienstleistungen in Privathaushalten.<br />

Im Rahmen dessen beschäftigt sie sich mit der<br />

Kommodifizierung von Sorgearbeit und der<br />

Unsichtbarkeit von Arbeit in diesem Feld, die oft<br />

im Kontext von Migration, in privaten Räumen<br />

und unter prekären rechtlichen Bedingungen<br />

verrichtet wird. Als Kunsthistorikerin interessiert<br />

sich Maria Sagmeister für Strategien emanzipatorischer<br />

Sichtbarmachung von marginalisierten<br />

<strong>Lebe</strong>nsrealitäten, ihr Diplom schloss sie mit<br />

einer Arbeit zum fotografischen Porträt ab, wobei<br />

drei Künstlerinnen im Fokus standen, die<br />

queere Communities porträtieren“ (aus https://<br />

gain.univie.ac.at/ueber-uns/maria-sagmeister/,<br />

abgerufen am 15.11.2023, Rechtschreibung im<br />

Original).<br />

Geschäftsführerin der Organisation und Mitbegründerin<br />

ist Maria Mayrhofer. Auf der Homepage<br />

heißt es: „Maria leitet das #aufstehn-Team.<br />

Als Gründerin und Geschäftsführerin kümmert<br />

sie sich um den Aufbau der Organisation, plant<br />

und koordiniert Kampagnen, schmiedet Koalitionen<br />

und spricht mit den Medien. Die Politikwissenschafterin<br />

ist Obama Europe Leader<br />

(2022) und Cambridge Policy Fellow (2021/22).<br />

Für ihr Engagement gegen Hass im Netz wurde<br />

sie 2016 mit dem ‚Wiener Frauenpreis‘ ausgezeichnet“<br />

(alle Zitate von aufstehn.at abgerufen<br />

am 15.11.2023).<br />

Auch hier ist die Vernetzung in die USA interessant.<br />

Das Programm von Obama Europe Leaders<br />

ist ein halbjährlicher Fernkurs für Meinungsbildner<br />

bis 45 Jahren. Aus dem Wortwust auf<br />

deren Homepage kann man herauslesen, dass<br />

es darum geht, „changemakers“, also „Veränderer“,<br />

heranzubilden.<br />

Resümee<br />

Die Lobbygruppe traf auf eine weltanschaulich<br />

geschwächte und weit nach links abgedriftete<br />

„Neue Volkspartei“ („Österreichische Volkspartei“,<br />

seit 2022 „Volkspartei“ genannt), die zu allem<br />

Überfluss nicht nur im Bund, sondern auch<br />

auf Landesebene mit den Grünen koaliert. Diejenigen<br />

VP-Mandatare und Funktionäre, die demonstrativ<br />

ihr Christsein betonen, haben ihre<br />

Stimme nicht erhoben. Sie spielen in der Praxis<br />

keine Rolle (außer beim Stimmenfang). Landeshauptmann<br />

Wallner war dem Druck offensichtlich<br />

nicht gewachsen und brach sein Versprechen,<br />

wonach es unter ihm keine Abtreibung im<br />

Landeskrankenhaus geben werde.<br />

Die engagierte Plattform für das <strong>Lebe</strong>n Vorarlberg,<br />

tatsächlich eine Graswurzelbewegung,<br />

genießt zwar die Unterstützung vieler Bürger<br />

und konnte auch für gegenwärtige Verhältnisse<br />

gut mobilisieren, wird in Zeiten wie diesen von<br />

der Politik tragischerweise nicht gehört. Das<br />

unschuldig vergossene Blut wird zum Himmel<br />

um Vergeltung schreien.<br />

◻<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 23


GEBURTSSTATISTIKEN<br />

Geburtenrückgang ohne Ende<br />

Eine aufschlussreiche statistische Analyse<br />

Von Dr.<br />

Hermann<br />

Zagler<br />

Im Jahr 2022 hat das ISTAT<br />

(Istituto Nazionale di Statistica<br />

– Nationales Institut für Statistiken)<br />

in Italien die niedrigste<br />

Zahl an Neugeborenen festgestellt:<br />

393.333, das sind beinahe<br />

7.000 weniger als 2021. 2023<br />

rechnet man mit einem weiteren<br />

Rückgang und seit Januar bis<br />

Juni wurden 3.500 (2%) weniger Neugeborene<br />

als im gleichen Zeitraum des vorigen Jahres<br />

gezählt. Damit ist ein Durchschnitt von 1,22<br />

Kindern pro Frau im gebärfähigen Alter erreicht,<br />

womit Italien auf europäischer Ebene an letzter<br />

Stelle steht; im Jahr 2022 war der Durchschnitt<br />

noch 1,24 und 2021 1,25. Diese Zahlen beinhalten<br />

auch die ausländischen Frauen, denn der<br />

Durchschnitt bei italienischen Frauen liegt eigentlich<br />

bei 1,18, bei den Ausländerinnen 1,87<br />

Kinder pro Frau im gebärfähigen Alter. Das ISTAT<br />

erklärt weiter, dass von der Gesamtzahl der im<br />

Jahr 2022 Neugeborenen nur 311.117 (79,1%)<br />

von italienischstämmigen Eltern sind. Der Ausländeranteil<br />

ist in Italien bei 8.6%, aber es besteht<br />

auch bei den ausländischen Paaren die<br />

Tendenz nach unten. Demnach findet eine Anpassung<br />

an die einheimische, säkularisierte Situation<br />

statt. 82.216 Kinder, also 21% sind von<br />

Paaren geboren, wo ein Elternteil Ausländer ist,<br />

aber das sind auch bereits 26.000 Kinder weniger<br />

als vor zehn Jahren. Insgesamt stammen<br />

41,5% Kinder von unverheirateten Paaren. Es ist<br />

vorauszusehen, dass in absehbarer Zeit, trotz<br />

politischer Schritte, keine Verbesserung eintreten<br />

wird, weil dem Staat für wirksame Maßnahmen<br />

das nötige Geld fehlt und die Staatsverschuldung<br />

viel zu hoch ist. Laut ISTAT kommt<br />

hinzu, dass die Zahl der Frauen im gebärfähigen<br />

Alter viel zu niedrig ist; aufgrund der niederen<br />

Geburtszahlen zwischen 1976 und 1995 kommt<br />

hinzu, dass das Alter von 31,6 Jahren beim ersten<br />

Kind bereits hoch ist. Eine weitere Rolle, die<br />

den negativen Trend beeinflusst hat, ist der<br />

Covidpandemie zuzuschreiben, die die Geburtenzahl<br />

weiter nach unten gedrückt hat. Auch<br />

stimmt das Verhältnis zwischen Heirat und Kindesgeburt<br />

nicht: Nichtverheiratete Mütter unter<br />

24 Jahren liegen bei 54,6%, bei den 25- bis<br />

34-Jährigen sind es 36,4% und bei den älter als<br />

34-Jährigen 28%.<br />

Die Situation wird nach wie vor durch die Anzahl<br />

der legal abgetriebenen Kinder verschärft, deren<br />

Zahl sich in Italien z.B. 2021 auf 63.653 beläuft.<br />

Allgemein spricht man von abnehmenden<br />

Zahlen an Abtreibungen, aber niemand erwähnt,<br />

dass dann auch die nachfolgenden Generationen<br />

fehlen. Es spricht auch niemand<br />

davon, dass in Italien eine stark steigende Anzahl<br />

Antibabypillen eingenommen wurden, 2018<br />

363.600 Packungen und 2022 573.100 Packungen,<br />

und diese nimmt man ein, um eine Schwangerschaft<br />

zu vermeiden.<br />

Je nach Wirksamkeit sind einige Pillen empfängnisverhütend,<br />

andere haben eine abtreibende<br />

Wirkung. Nur eine der vielen Millionen Samenzellen<br />

schafft es über den Eileiter in maximal 45<br />

Minuten die Eizelle zu erreichen. Die herkömmliche<br />

„Antibabypille“, die die Frau regelmäßig<br />

zur Verhütung einnimmt, verhindert die Befruchtung<br />

der Eizelle durch die Samenzelle. Der Mechanismus<br />

der ‚Pillen des Tages oder der fünf<br />

Tage danach‘ ist nicht klar: Einige Experten glauben,<br />

dass die Schleimhaut des Eileiters verändert<br />

wird, was die Samenzelle daran hindert, die<br />

Eizelle zu erreichen, andere behaupten, dass<br />

durch eine hormonale Überdosierung um ein<br />

bis fünf Tage verspäteter Austritt der Follikel<br />

(Eisprung) des Eierstocks erfolgt, da die Samenfäden<br />

für ca. fünf Tage überleben. In der Tat sind<br />

die Abläufe zwiespältig und die Pharmahersteller<br />

halten diese streng geheim. Man muss aber<br />

klarstellen: Die Befruchtung der Eizelle durch<br />

die Samenzelle beginnt ca. 45 Minuten nach<br />

dem Sexualakt und somit hat die Entstehung<br />

der Zygote begonnen. 1 Dieses Zeitfenster hängt<br />

jedoch auch vom Eisprung ab, der noch nicht<br />

erfolgt sein könnte. Wie erklärt, überleben die<br />

Samenzellen ca. fünf Tage. Von den Wissenschaftlerinnen<br />

Dr. Jones Tiffany (Dallas Texas,<br />

USA) und Dr. Kallen Amanda (Prof.in f. Geburtshilfe,<br />

Gynäkplogie u. reproduktive Endokrinologie,<br />

Universität Yale, Connecticut, USA) wissen<br />

wir, dass nur 10 % bis 33 % der Eibefruchtungen<br />

erfolgreich sind. Sollte jedoch eine Pille auf eine<br />

Blastula oder auf den bereits bestehenden Embryo<br />

wirken, wäre das nicht etwa bereits Abtreibung?<br />

Nicht abtreibend wäre eine Pille nur,<br />

1<br />

Tiffany Dr. Jones https://flo.health/it/rimanere-incinta/<br />

provare-a-concepire/fertilita/tempo-raggiungimentoovulo<br />

24<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024<br />


Foto: Privat<br />

wenn die Verschmelzung der Geschlechtszellen<br />

noch nicht stattgefunden hat, die aber – wie von<br />

obiger Erklärung erfahren konnten – bereits in<br />

max. 45 Minuten nach dem Geschlechtsakt<br />

stattfindet. Man muss auch bedenken, dass die<br />

„fruchtbare Zeit“ der Frau begrenzt ist, denn um<br />

die Befruchtung erfolgreich zu gestalten, muss<br />

der Eisprung erfolgt sein. Daher ist die Einnahme<br />

dieser Pillen wirkungslos, wenn dieser nicht<br />

stattgefunden hat. Die Einnahme dieser Pillen<br />

kann transitorische Nebenwirkungen, wie Veränderung<br />

des Menstruationszyklus, Übelkeit,<br />

Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindelanfälle,<br />

Ermüdung haben.<br />

Dazu kommt die Abtreibungspille RU-486 (besteht<br />

aus zwei Pillen: Mifepriston und Prostaglandin),<br />

die von Schwangeren in der Zeit zwischen<br />

der siebten und neunten Woche<br />

eingenommen wird. Die erste vergiftet das Kind,<br />

die zweite stößt es aus.<br />

Die Lage in Südtirol folgt dem allgemeinen<br />

Trend. Laut ASTAT (Istituto provinciale di statistica<br />

- Landesistitut für Statistik) wurden 2021 494<br />

Abtreibungen in den Spitälern von Bozen und<br />

Meran durchgeführt, davon 23,9% pharmakologisch<br />

durch die Abtreibungspille RU-486. Die<br />

Abbruchsziffer liegt bei 4,4 je 1.000 Frauen im<br />

gebärfähigen Alter zwischen 15 und 49 Jahren<br />

und ist rückläufig, weil der Gebrauch der Antibabypillen<br />

ebenfalls dem italienischen Trend<br />

folgt. Bei Ausländerinnen liegt die Zahl an Abtreibungen<br />

viermal so hoch (2021 entfallen auf<br />

diese 40,7%) , denn die wirtschaftlichen und<br />

sozialen Probleme sind bei dieser Bevölkerungsgruppe<br />

wesentlich größer. 62,6% der<br />

Frauen, die eine Abtreibung vornehmen, sind<br />

ledig, 35,4% sind verheiratet, 2% getrennt oder<br />

geschieden. 37,4% der Frauen waren kinderlos,<br />

20,4% hatten ein Kind, 42,1% mehr als eines.<br />

26,1% gaben an, bereits vorher mindestens einmal<br />

abgetrieben zu haben. Die meisten Abtreibungen<br />

erfolgen mit 44,9% im Alter zwischen<br />

18 und 29 Jahren, 15,6% sind mindestens 40<br />

Jahre alt. In Südtirol liegt 2021 die Fruchtbarkeitsrate<br />

der Frau bei 1,65 Kinder pro Frau im<br />

gebärfähigen Alter, was gegenüber 1,24 im<br />

restlichen Italien ein besserer Wert ist. Es liegen<br />

keine Zahlen über die verkauften Antibabypillen<br />

in Südtirol vor, jedoch soll der Anstieg nach Rezeptfreigabe<br />

mit 95% sehr hoch sein, wohl deshalb,<br />

weil vorher wenig Bedarf vorlag. Das lässt<br />

die Vermutung zu, dass andere Mittel der Empfängnisverhütung<br />

stärker zum Einsatz kamen.<br />

So kann es nicht mehr weitergehen. Falls der<br />

Trend weiterhin nach unten geht, ist im<br />

schlimmsten Fall das Aussterben der italienischstämmigen<br />

Bevölkerung prognostiziert. Laut<br />

ISTAT hat sich die negative Entwicklung auch im<br />

ersten Semester 2023 fortgesetzt. Man könnte<br />

erwarten, dass ein Ruck durch die Gesellschaft<br />

gehe und die Politiker auf den Plan rufen müsste.<br />

Und wenn, dann wird es nur Flickwerk sein,<br />

vorausgesetzt man besinnt sich und macht eine<br />

Kehrtwendung und bedenkt, Geschöpfe Gottes<br />

zu sein. Der Christ nennt das Umkehr. Leider ist<br />

die Pyramide der Werte der Menschen durcheinandergeraten<br />

und der gottferne Säkularismus<br />

feiert Hochkonjunktur. Gott ist leider Nebensache<br />

geworden, während Er als Schöpfer<br />

des Seins an erster Stelle stehen müsste, nun ist<br />

leider der Teufel so gerissen, den Menschen<br />

selbst den Sinn für Vernunft zu rauben. Die Folgen<br />

dieses Zustands sind für alle sichtbar. Also<br />

Augen und Ohren auf! Es ist höchst an der Zeit,<br />

dass die Gesellschaft Gott jene Bedeutung einräumt,<br />

die Ihm zusteht (Mt 4,4b: „Der Mensch<br />

lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem<br />

Wort, das aus Gottes Mund kommt“.) ◻<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 25


GEBETSVIGILIEN<br />

WIR BETEN<br />

FÜR DAS LEBEN!<br />

Sa, 20.01. in Meran<br />

Sa, 17.02. in Bozen<br />

Sa, 16.03. in Meran<br />

Sa, 20.04. in Bozen<br />

Bozen – Gries:<br />

14.30 Uhr: Rosenkranz<br />

vor dem Krankenhaus,<br />

zeitgleich gestaltete<br />

Anbetung in der Kirche<br />

16 Uhr: Hl. Messe,<br />

Dreiheiligenkirche,<br />

Duca D’Aostaallee<br />

Meran:<br />

14.30 Uhr: Start Gebetszug ab<br />

Barmh. Schwestern Gratsch,<br />

Gebet vor dem Krankenhaus,<br />

zeitgleich gestaltete Anbetung<br />

in der Eucharistinerkirche<br />

16 Uhr: Hl. Messe<br />

Eucharistinerkirche,<br />

Winkelweg<br />

VERANSTALTUNGSKALENDER<br />

Informiert euch auf unserer Webseite über den aktuellen Stand der<br />

Veranstaltungen: www.bewegungfuerdasleben.com oder abonniert<br />

unseren TELEGRAM-KANAL: http://t.me/bewegungfuerdasleben<br />

VORTRAG „Abtreibung aus theologischer Sicht –<br />

ein Grundsatzvortrag“ mit MMag. Dr. Manfred Müller<br />

Dienstag, 30. Jänner 2024 in Bozen, Kolpinghaus, Adolph-Kolping-Str. 3<br />

Mittwoch, 31. Jänner 2024 in Meran, Vereinssitz der Bewegung<br />

für das <strong>Lebe</strong>n, Gampenstr. 49, Beginn jeweils um 20.00 Uhr<br />

FILMABEND „Lass uns reden“<br />

Mittwoch, den 7. Februar 2024, Beginn um 20.00 Uhr<br />

Im Vereinssitz der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n, Gampenstraße 49, Meran<br />

VORTRAG „Massenphänomen Abtreibung und die Folgen<br />

für Europa“mit Kristijan Aufiero<br />

Donnerstag, 22. Februar 2024, Beginn um 19.30 Uhr<br />

Im Vereinssitz der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n, Gampenstraße 49, Meran<br />

BUCHVORSTELLUNG „Leonie – Bis die Morgenröte kommt“<br />

durch die Autorin Maria Schober (siehe S. 14)<br />

Freitag, 15. März 2024, Beginn um 19.30 Uhr<br />

Im Vereinssitz der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n, Gampenstraße 49, Meran<br />

ABTREIBUNG AUS<br />

THEOLOGISCHER SICHT –<br />

EIN GRUNDSATZVORTRAG<br />

Vortrag mit<br />

MMag. Dr. Manfred Müller<br />

Dienstag, 30. Jänner 2024 in Bozen,<br />

Kolpinghaus, Adolph-Kolping-Str. 3<br />

Mittwoch, 31. Jänner 2024 in Meran,<br />

Vereinssitz der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n,<br />

Gampenstr. 49<br />

Beginn um 20.00 Uhr<br />

Dr. Manfred Müller lebt in<br />

Wien. Er ist Priester und<br />

Seelsorger an der<br />

psychiatrischen<br />

Universitätsklinik in Wien,<br />

Gründer der „Priester für das<br />

<strong>Lebe</strong>n“ im deutschsprachigen<br />

Raum und bekannter Autor<br />

zahlreicher Bücher. Er führt die Zuhörer in<br />

seinem Vortrag in die Abgründe der<br />

Abtreibungslüge und wieder heraus in das<br />

befreiende und heilende Licht der<br />

Wahrheit. Für alle, die sich über die<br />

derzeitige Situation der Familien,<br />

Bildungsstätten, Politik und Gesetzgebung<br />

in Bezug auf die aktuelle Thematik Sorgen<br />

machen, ist dies eine hervorragende<br />

Möglichkeit, ihr Grundwissen auszubauen.<br />

Veranstalter:<br />

www.bewegungfuerdasleben.com<br />

26<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


LASS UNS REDEN<br />

Ein Dokumentarfilm,<br />

der das Schweigen bricht.<br />

FILM<br />

ABEND<br />

Am Mittwoch, den 7. Februar 2024<br />

mit Beginn um 20.00 Uhr<br />

im Vereinssitz der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n in Meran,<br />

Gampenstraße 49<br />

Ein Dokumentarfilm für den deutschsprachigen Raum mit acht persönlichen <strong>Lebe</strong>nsberichten<br />

von Frauen und Männern. Mit den verschiedenen Ausgängen, Erfahrungen, möglichen Auswirkungen<br />

(z.B. nach einer Abtreibung) und ihrer Aufarbeitung. Wie waren die Reaktionen von<br />

außen und wie gehen Betroffene damit um, ein Kind auf die Welt zu bringen, das von der Umwelt<br />

gar nicht erwünscht ist? Vier Expertinnen analysieren die Problematik.<br />

Was bedeutet es, über etwas so konfliktbehaftetes und kontroverselles zu reden wie Abtreibung?<br />

Wie können wir Fragen aufwerfen, die so oft verdrängt werden und gleichzeitig Hoffnung geben?<br />

Der Film will weder belehren noch beurteilen. Er will einladen, sich auf einen Diskurs einzulassen,<br />

mit Tabuthemen unserer Gesellschaft zu brechen und zu eigenen Schlussfolgerungen zu kommen.<br />

Sehen Sie sich den Filmtrailer an, auf<br />

– LASS UNS REDEN | FILMTRAILER<br />

MASSENPHÄNOMEN<br />

ABTREIBUNG UND<br />

DIE FOLGEN FÜR EUROPA<br />

Vortrag mit Kristijan Aufiero<br />

Donnerstag, 22. Februar 2024<br />

Vereinssitz der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n in Meran,<br />

Gampenstraße 49<br />

Beginn um 19.30 Uhr<br />

Aufgewachsen in Kroatien, Italien<br />

und Deutschland, studierte<br />

Kristijan Aufiero Politikwissenschaft<br />

an der Hochschule für Politik<br />

in München und der Universität<br />

Siena. Er ist Gründer und<br />

Geschäftsführer der 1000plus-<br />

Profemina GmbH und als solcher auch Verleger<br />

des Online-Magazins Corrigenda.<br />

Kristijan Aufiero ist ein Kenner der europäischen<br />

Situation bezüglich Abtreibungen wie<br />

kaum ein anderer. In beeindruckender Weise<br />

durchleuchtet er die Strategien, welche zur<br />

Erfolgsgeschichte der sogenannten reproduktiven<br />

Gesundheit auf unserem Kontinent führt.<br />

Kristijan Aufiero mutet den Zuhörern die Kenntnis<br />

über die Folgen des Massenphänomens<br />

Abtreibung zu, eröffnet zugleich aber auch<br />

einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft.<br />

Veranstalter:<br />

www.bewegungfuerdasleben.com<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 27


Bild: ProVita&Famiglia Facebook<br />

Die Gewalttäter von der<br />

Demonstration »gegen Gewalt«<br />

Bei einer Demonstration zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen<br />

kommt es in Rom zu gewalttätigen Ausschreitungen. Die<br />

Organisatoren bekennen sich öffentlich zu den Krawallen und<br />

zerlegen damit selbst ihr Anliegen und ihre Glaubwürdigkeit.<br />

Von Dr. Egon<br />

Falser<br />

Im beschaulichen Fossò in Venetien,<br />

auf halbem Weg zwischen<br />

Padua und der Lagune<br />

von Venedig, geschahen im November<br />

tragische Szenen: Ein 22-<br />

jähriger Student tötete seine<br />

gleichaltrige Kommilitonin und<br />

Ex-Freundin, warf die Leiche in<br />

eine Schlucht und floh. Wenige Tage später<br />

konnte der Täter festgenommen werden, das<br />

Gerichtsverfahren wurde in die Wege geleitet<br />

und der Leichnam der Getöteten beigesetzt. So<br />

weit, so tragisch. Doch diese Geschichte und<br />

die gerechtfertigte Empörung darüber, die einen<br />

Teil des Landes tagelang in Atem gehalten<br />

hatten, werden nun von bestimmte Kräften für<br />

ihre politischen Ziele instrumentalisiert.<br />

Am 25. November 2023 fand in Rom anlässlich<br />

des Internationalen Tages zur Beseitigung von<br />

Gewalt gegen Frauen eine Demonstration statt.<br />

Diese wurde von der Bewegung „Non Una di<br />

meno“ („Nicht eine weniger“) organisiert, die<br />

unter anderem von der feministischen Frauenvereinigung<br />

„Unione donne in Italia“ ins <strong>Lebe</strong>n<br />

gerufen worden war. Die „Unione donne in Italia“<br />

bezeichnet sich seit ihrer Gründung 1943 als<br />

„antifaschistisch“, galt jahrzehntelang als Vorfeldorganisation<br />

der Kommunistischen Partei<br />

Italiens (PCI), und setzte sich bereits in den<br />

1970er Jahren für die Legalisierung der Abtreibung<br />

ein. An der besagten Demonstration gegen<br />

Gewalt gegen Frauen von „Non Una di<br />

meno“ Ende November beteiligten sich Tausende<br />

Teilnehmer.<br />

Im Zuge der Kundgebung, bei der die Organisatoren<br />

die Demonstranten dazu anstifteten,<br />

den Sitz von „Pro Vita&Famiglia“ anzugreifen,<br />

kam es zu Gewaltexzessen gegen den Sitz dieser<br />

<strong>Lebe</strong>nsschutzorganisation. Pro Vita&Famiglia<br />

ist eine italienische gemeinnützige Organisation,<br />

die den jährlichen Marsch für das <strong>Lebe</strong>n in<br />

Italien mitorganisiert. Sie unterhält in der Viale<br />

Manzoni, unweit der Lateranbasilika, in Rom ihr<br />

Büro mit Vereinssitz. Dieses war auch bereits<br />

28<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


während eines LGBT-Pride-Umzugs in Rom im<br />

Juni 2023 verwüstet worden.<br />

Obwohl die italienische Polizei bei der Demonstration<br />

anwesend war, kam es am Samstagabend<br />

zu schwerem Vandalismus: Die unbekannten<br />

Täter sprühten Graffiti auf die Mauern,<br />

Türen und Fenster von Pro Vita&Famiglia, warfen<br />

Rauchbomben, zerschlugen Fensterscheiben,<br />

legten Feuer und warfen eine selbstgebastelte<br />

Bombe durch die zerstörten Fensterscheiben in<br />

das Gebäude.<br />

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni<br />

verurteilte den verbrecherischen Vandalismus<br />

am Sitz der <strong>Lebe</strong>nsschutzorganisation. In<br />

einem Beitrag in den sozialen Medien stellte<br />

Meloni am 27. November 2023 die Frage, „wie<br />

man glaubt, die Gewalt gegen Frauen bekämpfen<br />

zu können, wenn man sich zum Protagonisten<br />

unerträglicher Gewaltakte und Einschüchterungen<br />

macht, wie sie am Samstag gegen die<br />

Vereinigung ProVita&Famiglia stattfanden“. „Ich<br />

möchte alle zu einem trivialen Thema befragen:<br />

Ist Gewalt immer zu verurteilen oder nur dann,<br />

wenn sie sich gegen jemanden richtet, dessen<br />

Ideen wir teilen? Auf diese Frage haben wir von<br />

Seiten einiger Linker noch nie eine klare Antwort<br />

erhalten“, schrieb die italienische Ministerpräsidentin.<br />

„Ein verwüsteter Vereinssitz ist immer<br />

inakzeptabel. Vor allem, wenn man ihn im Namen<br />

von Frauen verwüstet, die vergewaltigt,<br />

verprügelt oder getötet wurden“.<br />

Bei der Brandbombe, welche die Polizei am<br />

26. November 2023 in dem Büro in der Nähe<br />

der zerbrochenen Fenster fand, handelt es sich<br />

nach den Erkenntnissen der auf Terror- und<br />

Extremismusbekämpfung spezialisierten Einheit<br />

DIGOS der Staatspolizei um einen nicht explodierten<br />

Molotowcocktail, der brennend in die<br />

Räumlichkeiten geworfen worden war.<br />

Pro Vita&Famiglia sagte, dass der Angriff auf<br />

ihren Hauptsitz „buchstäblich die Heuchelei der<br />

feministischen und transfeministischen Bewegungen<br />

demonstriert, die die jüngsten Nachrichtenereignisse<br />

ausgenutzt haben, um eine<br />

Einschüchterungsaktion gegen unsere gemeinnützige<br />

Organisation durchzuführen“.<br />

„Diese Gewalt ist umso ungerechtfertigter angesichts<br />

der Aktivitäten unseres Vereins: der Schutz<br />

des <strong>Lebe</strong>ns von der Empfängnis bis zum natürlichen<br />

Tod, die Förderung der Familie und der<br />

Schutz der erzieherischen Freiheit der Eltern.“<br />

Die Bewegung „Non Una di meno“, Organisatorin<br />

der Demonstration, erwähnte den Gewaltexzess<br />

auf Facebook: „Wir haben Pro Vita&Famiglia<br />

sanktioniert“. Daraufhin ist in einem großen Teil<br />

der italienischen Medien, wie den Fernsehsendungen<br />

„Fuori dal coro“ und „Porta a porta“ eine<br />

heftige Debatte aufgeflammt, deren Grundtenor<br />

lautete, „Non Una di meno“ habe damit jede<br />

Glaubwürdigkeit verloren, wenn die Bewegung<br />

selbst bei einer Demonstration gegen Gewalt zu<br />

Gewalt aufruft und diese rechtfertigt. ◻<br />

„Ich schaute dem Kind in die Augen und dachte:<br />

Oh mein Gott, ich habe ein Kind gerettet“<br />

USA: Legendärer ProLife-Aktivist Chris Slattery ist nun gestorben –<br />

Er hat seit den 1980er-Jahren vermutlich zehntausende Kinder gerettet<br />

Chris Slattery war in den 1980er Jahren in New York, kurz nach der Legalisierung<br />

der Abtreibung, führend bei der Verteidigung des <strong>Lebe</strong>ns ungeborener Menschen. Nun ist er gestorben.<br />

Slattery hatte in den 1980er-Jahren bemerkt, dass eine Frau, die er aus einer katholischen Sozialgruppe gekannt<br />

hatte, vor einem Wolkenkratzer stand und versuchte, mit den Frauen zu sprechen, die in das Gebäude hineingingen.<br />

Auf seine Nachfrage erzählte ihm die Katholikin, dass in dem Hochhaus eine Abtreibungseinrichtung<br />

sei. Dies beschäftigte ihn und eines Morgens schloss er sich der engagierten Katholikin an. Es gelang ihm<br />

tatsächlich, eine 15-Jährige davon zu überzeugen, dass sie nicht abtreiben sollte. „Sechs Monate später hielt<br />

ich das Baby dieser 15-Jährigen in meinen Armen in ihrer Wohnung im Stadtteil Crown Heights in Brooklyn“,<br />

erinnerte sich Slattery in einem Interview. „Ich schaute dem Kind einfach in die Augen und dachte: ‚Oh mein<br />

Gott, ich habe ein Kind gerettet.‘“ Diese Erfahrung habe ihn völlig verwandelt. Er habe gebetet: „Mein Gott, du<br />

kannst mich benutzen, um Kinder zu retten. Wie soll ich weitermachen?“<br />

In späteren Jahren wurde er zum Gegner Nummer 1 der Abtreibungsindustrie und zu Abtreibungsbefürwortern,<br />

die ihre Lieblingsindustrie schützen wollten – Politiker wie die Generalstaatsanwälte des Staates New York, die<br />

Gouverneure des Staates New York und der Stadtrat von New York, die versuchten, sein Engagement zu stören.<br />

Auf die Frage, wie viele Kinder seiner Meinung nach heute dank seiner Bemühungen am <strong>Lebe</strong>n seien, antwortete<br />

Chris Slattery, dass es sich um Zehntausende handeln müsste. „Ich habe ein einzigartiges Talent, Kinder vor<br />

dem Tod zu retten.“ Chris Slattery starb am 22. November 2023. Er wurde 68 Jahre alt. www.kath.net<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 29


STRASSENAKTION<br />

»Ich hätte eine Frage: Wie<br />

denken Sie über Abtreibung?«<br />

Gemeinsame Aktionstage von 2.-6. Oktober 2023 mit ProLife Europe<br />

Von Manuela<br />

Steiner<br />

Das Ziel der <strong>Lebe</strong>nsrechtsbewegung<br />

ist eigentlich<br />

einfach: wir wollen Abtreibung<br />

abschaffen. Wie aber können<br />

wir dieses Ziel erreichen?<br />

Abtreibung ist mittlerweile Teil<br />

unseres Alltags. Die meisten Medien<br />

sprechen nur positiv über<br />

Abtreibungen. Das Gespür, dass Abtreibung ein<br />

Unrecht ist – dass ein unschuldiges Kind dadurch<br />

stirbt – geht in der breiten Bevölkerung verloren.<br />

Das heißt: genau HIER müssen wir entgegenwirken<br />

und aufklären.<br />

Unsere Arbeit muss aber über die reine Bereitstellung<br />

von Informationen hinaus gehen. Wir<br />

müssen die Menschen auf einer persönlichen<br />

Ebene erreichen, damit bei ihnen ein Umdenkprozess<br />

beginnen kann. Der effektivste Weg<br />

dafür ist ein persönliches Gespräch – unvoreingenommen,<br />

ehrlich und offen.<br />

Und um genau solche Gespräche zu führen,<br />

durfte ich im Oktober das schöne Südtirol<br />

besuchen!<br />

In der Woche vom 2. bis zum 6. Oktober 2023<br />

war ich gemeinsam mit einigen mutigen Mitgliedern<br />

der Bewegung für das <strong>Lebe</strong>n in Südtirol<br />

unterwegs. Wir machten in mehreren Orten Station,<br />

um dort mit den Passanten das Gespräch<br />

zu suchen.<br />

Mein Tipp für den Gesprächsbeginn: ganz direkt<br />

auf das Thema Abtreibung kommen. Wir gehen<br />

auf einen Passanten zu und fragen direkt nach<br />

seiner Meinung zu Abtreibung. Nein, nicht jeder<br />

bleibt stehen und spricht mit uns, aber die Reaktionen<br />

waren trotzdem überaus positiv. Diejenigen,<br />

die stehen geblieben sind, wollten uns<br />

ihre Meinung mitteilen und waren auch bereit,<br />

die eigenen Ansichten zu reflektieren.<br />

Könnten Sie sich vorstellen, solche Gespräche<br />

zu führen? Leicht ist es nicht. Es kostet auch uns<br />

überzeugte <strong>Lebe</strong>nsschützer sehr viel, die eigene<br />

Komfortzone zu verlassen und aktiv das Gespräch<br />

zu suchen. Aber darf ich meine persönliche<br />

Erfahrung mit Ihnen teilen? Ich durfte<br />

durch keine andere Aktion persönlich so sehr<br />

wachsen wie durch diese Gespräche. Um mein<br />

Gegenüber dazu zu bringen, ihre Meinung offen<br />

und unvoreingenommen zu teilen, muss auch<br />

ich ganz offen sein – mich angreifbar machen,<br />

und möglichst gut auf mein Gegenüber<br />

eingehen.<br />

Am Montag Abend, als Vorbereitung, trafen wir<br />

uns mit allen Interessierten im Büro der Bewegung<br />

für das <strong>Lebe</strong>n in Meran zum Austausch.<br />

Besonders wichtig ist für mich das Ziel, mit dem<br />

jemand in so ein Gespräch geht. Wenn mein<br />

Ziel ist, diesen Menschen im Laufe des Gesprächs<br />

zu 100% zu überzeugen, dass er in allen<br />

Situationen gegen Abtreibung ist, dann werde<br />

ich dieses Ziel nur sehr selten erreichen. Alleine<br />

schon, weil ein Umdenken Zeit braucht. Deswegen<br />

ist unser Ziel klar definiert: wir wollen einen<br />

Samen säen. Einen Samen für die Wahrheit und<br />

das <strong>Lebe</strong>n. Wann aber dieser Samen aufgeht,<br />

können wir nicht mehr beeinflussen. Vielleicht<br />

erst fünf oder zehn Jahre später, wenn diese<br />

Person selbst mit einer ungeplanten Schwangerschaft<br />

konfrontiert ist und sich in diesem Moment<br />

zum Beispiel an das nette Gespräch mit<br />

Sabine am Bauernmarkt in Kaltern vor zehn Jahren<br />

zurückerinnert. Vielleicht ist der Same, den<br />

Sabine pflanzen konnte, einfach der freundliche<br />

Eindruck, den sie als <strong>Lebe</strong>nsschützerin hinterlassen<br />

hat. Aber dieser Eindruck reicht aus, dass<br />

sich die betroffene Frau auf die Suche nach der<br />

Organisation hinter Sabine macht und dadurch<br />

die nötige Unterstützung findet, um Ja zu ihrem<br />

Kind sagen zu können. Die volle Auswirkung<br />

unseres Handelns werden wir nie erfahren.<br />

Was wir definitiv wissen, ist, dass wir während<br />

dieser Woche in Südtirol mehr als 120 Gespräche<br />

mit über 200 Personen führen konnten (es<br />

waren viele Pärchen unterwegs). Über 1000<br />

Menschen haben wahrscheinlich unsere Frage<br />

zum Thema Abtreibung gehört, wollten aber<br />

nicht stehenbleiben. Nachgedacht haben sie<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem.<br />

Ist diese Art der Aufklärungsarbeit die schnellste?<br />

Nein. Aber meiner persönlichen Meinung<br />

nach mit Abstand die effektivste. Die Erfahrungen<br />

bei ProLife Europe haben gezeigt: über 60%<br />

aller Menschen ändern ihre Meinung durch das<br />

Gespräch.<br />

Scheuen wir also nicht davor zurück, die eigene<br />

Komfortzone zu verlassen und uns in unbekannte<br />

Gewässer zu trauen. Fassen auch Sie Mut und<br />

30<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024


suchen Sie in Ihrer Umgebung das Gespräch.<br />

Oft reicht es aus, einige wenige Fragen zu stellen,<br />

und schon hat ein Umdenkprozess begonnen.<br />

Denken Sie an das Ziel: wir wollen einen Samen<br />

säen. Für die Wahrheit, für das <strong>Lebe</strong>n. Und so,<br />

Gespräch für Gespräch, unser Land verändern.<br />

Gut gerüstet ins Gespräch<br />

Um die Hemmschwelle vor solchen Gesprächen<br />

zu senken und das notwendige Basiswissen zu<br />

vermitteln, hat ProLife Europe eine vierteilige<br />

Trainingsreihe entwickelt, in der genau diese<br />

Themen vermittelt werden. Im Verlauf von vier<br />

Abenden werden grundlegende Fakten wie die<br />

Entwicklung des Kindes im Mutterleib, Abtreibungsmethoden<br />

und geltendes Recht besprochen,<br />

aber auch alle gängigen Pro-Abtreibungs-<br />

Argumente analysiert, damit die Teilnehmer im<br />

Gespräch auf alle Argumente antworten können.<br />

Sie möchten ebenfalls lernen, wie Sie Ihren<br />

Standpunkt für das <strong>Lebe</strong>n besser und selbstbewusster<br />

vertreten können? Dann melden Sie sich<br />

gleich für den nächsten Trainingskurs an.<br />

Am 23. Jänner 2024 geht es wieder los.<br />

Anmeldelink: www.docs.google.com/forms/d/<br />

1YHm7I9dXI1WQm8ih7d9QPXRsdxHQI8jDk<br />

9mkWJPJOCY/edit<br />

Ich würde mich sehr über zahlreiche Teilnehmer<br />

aus Südtirol freuen. Und vielleicht können<br />

wir dann bei der nächsten Aktionswoche gemeinsam<br />

auf die Straße gehen und Leute ansprechen!<br />

◻<br />

Wir haben die engagierten Frauen, die an der Straßenaktion teilnahmen,<br />

um ihre Eindrücke gebeten:<br />

Sabine: Ich hatte absolut keine Angst, auf die<br />

Straße zu gehen. Mich trieb die Hoffnung, dass<br />

jemand durch ein Wort die Kraft bekommt gegen<br />

Abtreibung zu sein. Diese Aktion hat mich<br />

ermutigt, weiterzumachen.<br />

Raffaela: Ich dachte vorher, man nimmt mich<br />

nicht ernst und hält mich für eine Verkäuferin<br />

von irgendwelchen Dingen. Ich machte diesen<br />

Schritt, weil ich überzeugt bin, dass so viele<br />

junge Frauen nicht wirklich wissen, was Abtreibung<br />

ist und welche Folgen sie haben kann. Die<br />

Hoffnung liegt vor allem in der jüngeren Generation,<br />

die generell gegen Abtreibung ist und<br />

zumindest bereit ist, darüber zu sprechen.<br />

Christa: Anfangs hatte ich Angst, auf mir gestellte<br />

Fragen nicht die treffende Antwort geben zu<br />

können. Doch schon bald fühlte ich mich<br />

gestärkt, im Gespräch mit den Mitmenschen zu<br />

bleiben, zu informieren und aufzuklären. In mir<br />

wuchs das Bewusstsein: Ich darf mit dazu beitragen,<br />

Menschen darauf hinzuweisen: es gibt<br />

Hilfe in dieser Situation. Abtreibung sollte nicht<br />

die Lösung sein.<br />

Andrea: Was mir im Vorfeld einzig Angst gemacht<br />

hat, war der Gedanke, dass ich wahrscheinlich<br />

auf viele negative Reaktionen und auf<br />

Ablehnung treffen würde. Es hat mich jedoch<br />

das Thema selbst, welches ich als äußerst brennend<br />

empfinde ermutigt, die Menschen anzusprechen.<br />

Die Reaktionen und Äußerungen waren<br />

sehr unterschiedlich, aber eines war mir<br />

nachher ganz klar: letztendlich ist es GOTT, der<br />

alles in seinen Händen hält.<br />

◻<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024 31


D<br />

◻<br />

ZIELSETZUNGEN:<br />

Liebe Leser, wir sind ein ehrenamtlicher Verein, der sich um eine „Kultur des <strong>Lebe</strong>ns”<br />

bemüht. Wir fördern eine lebensbejahende Denkweise bezüglich Annahme und<br />

Schutz eines jeden menschlichen <strong>Lebe</strong>ns in allen Formen seiner Entwicklung - von der<br />

natürlichen Empfängnis bis zum natürlichen Tod.<br />

Wir setzen uns u.a. ein<br />

• gegen jede Art von Manipulation und Selektion<br />

am ungeborenen, alten und behinderten <strong>Lebe</strong>n;<br />

• für gezielte Hilfe für schwangere Frauen<br />

in Not durch konkrete Beratung und Hilfe;<br />

• für Hilfen zur Bewältigung des PAS –<br />

POST ABORTION SYNDROM.<br />

BEWEGUNG FÜR DAS LEBEN SÜDTIROL VFG<br />

www.bewegungfuerdasleben.com<br />

Besuche uns<br />

in den sozialen Medien<br />

32<br />

LEBE <strong>164</strong>/2024

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!