Aufrufe
vor 3 Jahren

elaphe 3 2020

  • Text
  • Marokko
  • Elaphe
  • Cnemaspis
  • Zootaxa
  • Typusfundort
  • Dght
  • Arten
  • Tiere
  • Species
Titelthema: Marokko - herpetologisches Traumziel vor Europas Toren

2

Editorial Liebe Mitglieder und Freunde, es würde sich nicht ziemen, in diesen Zeiten ein Vorwort zu schreiben, das sich vorwiegend um herpetologische Themen dreht. Die Corona-Krise hat Szenarien hervorgebracht, die man gedanklich zuvor wohl in das Reich von Spielfilmen verbannt hätte; unser gesamter Alltag ist in einer für unsere Generation nicht für möglich gehaltenen Weise verändert worden. Der weltweite Kampf gegen das Virus SARS-Cov-2 hat uns schonungslos vor Augen geführt, wie verwundbar auch hochtechnisierte Länder der westlichen Industrienationen gegenüber einer solchen Pandemie sind und wie eng die internationalen Verflechtungen, die zu dieser weltweiten Ausbreitung überhaupt führen konnten. Es mag menschlich sein, theoretische Bedrohungen zu ignorieren oder jedenfalls wenig ernst zu nehmen, bis sie plötzlich buchstäblich vor der eigenen Haustüre stehen. So hatten schon vor einigen Jahren führende Virologen prognostiziert, dass von allen denkbaren globalen Gefahren, die in kurzer Zeit bevorstehen könnten, das Szenario einer Pandemie durch ein unbekanntes Virus am wahrscheinlichsten sei. Die Populisten mögen sich in ihren Thesen von der Stärke des Nationalstaats, der sich abschotten muss, bestätigt fühlen, diese Haltung wird aber bereits von der bislang großartigen internationalen Kooperation und dem intensiven Informationsaustausch bei der Suche nach einem Impfstoff widerlegt. Moralisch besonders fragwürdig sind vereinzelte Versuche, die Ausbreitung des Corona-Virus mit dem Exotenhandel im Allgemeinen zu verknüpfen und diese ernste Lage für eigene ideologische Botschaften zu instrumentalisieren. Angesichts solcher Einlassungen ist es umso erfreulicher, dass sich die renommierte internationale Naturschutzorganisation TRAFFIC dazu kürzlich gewohnt sachlich und differenziert geäußert hat (www. traffic.org/news/the-coronavirus-pandemic-and-wildlife-trade-traffics-perspective). Corona zeigt uns aber neben dem nahezu grenzenlosen Waren- und Personenverkehr, der neben allen Freiheiten eben auch solche Gefahren birgt, genauso die positiven Seiten des menschlichen Daseins, die man fast schon verloren glaubte; eine Welle der Solidarität und eines – vielleicht anhaltenden – neu entdeckten Verständnisses, dass globale Herausforderungen auch nur in einer großen gemeinsamen Kraftanstrengung zu lösen sind. Dies gilt indes natürlich nicht nur für solche extremen Krisensituationen, sondern grundsätzlich auch für die weiteren weltumspannenden Themen wie den Klimawandel oder den Erhalt der Biodiversität. Es bleibt zu hoffen, dass in der Zeit nach dieser für uns völlig ungewohnten Situation möglichst das Vereinende stärker nachwirkt als das Trennende. Zugleich hoffen wir alle, dass wir uns in absehbarer Zeit wieder in der gewohnt herzlichen Weise begegnen können, was regelmäßig auch Umarmungen einschließt. Auf solche Gesten der menschlichen Verbindung, wie sie gerade in der herpetologischen Community nicht unüblich sind, müssen wir vorläufig noch verzichten, gerade das ist in diesen Tagen aber ein Zeichen der Solidarität mit den Schwächsten unserer Gesellschaft. Ob Sie in freiwilliger oder anlassbezogener Quarantäne sind, ob Sie gezwungenermaßen oder optional im Homeoffice arbeiten, ob Sie beruflich oder ehrenamtlich zu denjenigen gehören, die in beeindruckender und bislang viel zu wenig gelobter Weise den sprichwörtlichen Laden am Laufen halten, ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft. Herzlichst Ihr 3

Zeitschriften-Regal