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elaphe 3 2020

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Titelthema: Marokko - herpetologisches Traumziel vor Europas Toren

Titelthema Die

Titelthema Die Diademnatter (Spalerosophis dolichospilus) frisst vorwiegend Echsen oder aus Aberglauben von der lokalen Bevölkerung gejagt werden – so gelten getrocknete Dornschwanzagamen als Talisman (Wilms 2007). Durch die direkte Nähe ihrer Sonnenplätze zur Straße waren sie leider auch ein häufiger Anblick als Opfer des Straßenverkehrs. Früher war der Export als Terrarientiere ein weiterer Gefährdungsgrund, aber mittlerweile wird die marokkanische Art Uromastyx nigriventris regelmäßig nachgezüchtet, und Wildfänge werden nicht mehr nach Europa eingeführt. Als richtige Sonnenanbeter bevorzugen Dornschwanzagamen eine Körpertemperatur von 38–45 °C. Dementsprechend lange brauchen sie im Frühjahr, um diese zu erreichen, und die Chancen auf ein gutes Foto steigen in den früheren Morgenstunden beachtlich. Der Bau dieser Agamen ist das zentrale Element ihres Lebens, sowohl als Rückzugsort vor Prädatoren als auch Hitze wird er aufgesucht, und generell bewegen sich die großen Echsen niemals besonders weit von ihm weg. Auch ein kleines Gebirge lag auf dem Weg, auf den Betonbrüstungen saßen einige Atlashörnchen. Reptilien konnten wir hier allerdings keine entdecken. Nachtgestalten Nachts erwachten die Straßen um Assa zum Leben, neben zahlreichen Jagdspinnen, Walzenspinnen und Geckos, wie Tropicolotes algericus oder Stenodactylus mauritanicus, konnten wir auch eine Diademnatter (Spalerosophis dolichospilus) von der Straße retten, allerdings fanden wir speziell von dieser Art auch einige Roadkills. Die Diademnatter ist mit bis zu 150 cm schon eine recht große Schlange und ernährt sich vorwiegend von Echsen, aber verschmäht ab und an auch einen Nager nicht. Auch wenn als tagaktive Art mit sommerlicher Nachtaktivität bekannt, fanden wir Diademnattern vor allem nachts oder frühestens bei Einbruch der Dämmerung. Die zwei in Marokko verbreiteten Spalerosophis-Arten kommen nur in einem kleinen Streifen in Marokko sympatrisch vor. Ob es dort zu einem Die Walzenspinnen sind an sich eine ideale Besetzung für Horrorfilme Hybridgürtel kommt, ist unklar, allerdings wurden schon abnorm gezeichnete Individuen angetroffen (Martínez & Vigara 2013). Die Walzenspinnen (Solifugae) waren für mich ein Anblick der besonderen Art. Mit einer Beinspannweite von 20–25 cm und großen Chelizeren sind sie an sich eine ideale Besetzung für Horrorfilme. Allerdings sind sie eher harmlos, denn Gift besitzen sie keines. Ihre Geschwindigkeit ist atemberaubend, nachts huschten sie öfters direkt vor unserem Auto über die Straße, sodass wir froh waren, 20

Titelthema dass sich der Verkehr in Grenzen hielt und wir dementsprechend bremsen konnten. Generell ist über diese Tiergruppe sehr wenig bekannt. Die Haltung im Terrarium scheint bis jetzt nicht zu klappen. Ein Grund könnte sein, dass sie zu trocken erfolgt. Zwar sind Walzenspinnen klare Wüstenbewohner, aber tagsüber ruhen sie unter Steinen und bauen auch teilweise recht tiefe Tunnel, sodass sie zu feuchteren Schichten Zugang haben. Die Häutung von Walzenspinnen dauert anscheinend sehr lange. Ihre Körperhaltung hierbei gleicht der einer toten Spinne und wird über mehrere Wochen beibehalten, erst mit einer dunklen Verfärbung beginnt die eigentliche Häutung, die dann innerhalb eines Tages abgeschlossen ist. Der Aushärtungsprozess dauert wiederum ein bis zwei Wochen, weshalb man in der Häutung befindliche Tiere leicht mit toten verwechseln kann (Stockmann 2018). Ebenso interessant ist das Paarungsverhalten der Walzenspinnen. Mit den Pedipalpen wird das Weibchen vom Männchen in eine Art Trance versetzt. Dies dürfte auf taktile Erregungen zurückgehen und nicht auf chemischen Reizen basieren. Dann biegt das Männchen das Abdomen des Weibchens über das Prosoma und befruchtet es, indem es mit den Chelizeren seine Spermatophore in die Genitalöffnung des Weibchens überträgt (Wharton & Reddick 2018). Spuren im Sand Nach Assa führte unser Weg nach Tata, noch immer im Landesinneren, aber weiter nördlich. Eine speziell in den wärmeren Jahreszeiten sehr erfolgreiche Form der Reptiliensuche in Marokko ist das Kontrollieren von Zisternen, Brunnen und Schächten, die es zahlreich am Straßenrand gibt. Viele Kanäle und Rinnen führen zu diesen Todesfallen, und nur die wenigsten Tiere können sich ohne Hilfe aus ihnen wieder befreien (Sassoe 2016). Im Frühjahr waren viele dieser Zisternen noch mit Wasser aus den Regenfällen des vorangegangenen Winters gefüllt, und dementsprechend waren kaum lebende Tiere darin zu finden. Unter anderem konnten wir aber eine Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus), Atlaskröten (Barbarophryne brongersmai) und Fette Sandratten in Zisternen finden und retten. Doch die meiste Zeit verbrachten wir in Tata mit der Suche nach der Hornotter (Cerastes cerastes). Dazu wählten wir speziell Standorte, wo lockerer Sand auf Steine oder Abbruchkanten trifft, und suchten in diesen Gebieten intensiv. Ein Vorteil solcher Habitate ist, dass man die Spuren der Schlangen gut erkennen und ihnen im günstigsten Fall bis zum Versteck des Tiers folgen kann. Leider war uns das Glück nicht hold, und wir konnten keines dieser Tiere finden. In den Ritzen der Abbruchkanten beobachteten wir aber zahlreiche Skorpione (Hottentotta gentili), während im Bodenbereich eine kleinerere Skorpionart, Orthochirus innesi, zu sehen war. Diese Art trägt ihr Metasoma beim Umherlaufen immer direkt über dem Körper, in Ruhehaltung liegt es seitlich daneben. Beides ist sehr charakteristisch für diese mit nur 3 cm sehr kleinen Skorpione. Androctonus amoreuxi ist ein Bewohner der sandigen Gegenden Marokkos Spuren im Sand weisen oft auf die Anwesenheit von Chalcides sphenopsiformis hin 21

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