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elaphe 3 2020

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Titelthema: Marokko - herpetologisches Traumziel vor Europas Toren

Titelthema Die Gattung

Titelthema Die Gattung Buthus wird in Marokko durch viele kleinräumig verbreitete, morphologisch z. T. sehr ähnliche Arten vertreten. Hier im Anti-Atlas handelt es sich um B. elmoutaouakili. Selbst Springspinnen gibt es in einem zum Granit passenden Rosa Diese männliche Gottesanbeterin der Art Iris oratoria saß nachts an einer Lampe auf dem Campingplatz „Trois Palmiers“ die Vegetation ist verdorrt. Unter den einzelnen Steinen, die in der Talsohle liegen, fand ich jetzt im Sommer gar nichts, im November ‚1989 hingegen brauchte ich nur den Campingplatz zu verlassen, um Quedenfeldtia moerens und Tarentola cf. boehmei zu sehen. Der Boden ist zwar voller Löcher, aber deren Bewohner, in erster Linie verschiedene Ameisen, aber auch Mohrenskorpione (Scorpio maurus), lassen sich mit Ausnahme von Cataglyphis-Ameisen nur nach Einbruch der Dunkelheit blicken. Vereinzelt sitzen Atlasagamen (Agama impalearis) auf Steinen, aber erst an den Berghängen sind sie wirklich häufig. Allerdings sind diese Echsen sehr scheu und machem es einem mit 20–25 m Fluchtdistanz auch nicht leicht, sie zu fotografieren. Was die vielen nur in Marokko lebenden Vertreter der Walzenskinke (Chalcides) und Eidechsen (Lacertidae) betrifft, so ist Tafraout der falsche Ort, um sie zu suchen. Lediglich von dem auch von Bons & Geniez (1996) für diese Gegend angegebenen Chalcides ocellatus ocellatus konnte ich ein etwa 12 cm großes Jungtier aufstöbern. Weitere Echsenarten konnte ich weder 1989 noch 2014 beobachten. Allerdings hat ein Freund einige Kilometer südlich von Tafraout Perleidechsen (Timon pater) gesehen (Frahm, mdl. Mittlg.). Für Schlangen war es 2014 definitiv zu heiß. Konnte ich 1989 morgens auf dem Weg in die Felsen regelmäßig eine große Atlas-Viper (Macrovipera mauritanica) beobachten, so habe ich 2014 lediglich die frisch abgestreifte Haut einer Sandrennnatter (Psammophis schokari) gefunden. Sehr ergiebig ist hingegen die Makro-Fotojagd auf Wirbellose, auch wenn ich 2014 wohl aufgrund der hohen Temperaturen deutlich länger suchen musste. So fand ich auch nur wenige Skorpione. Im November 1989 habe ich unter vielen Steinen adulte gelbe Skorpione (Buthus elmoutaouakili) gefunden, 2014 nur drei kleine Jungtiere von etwa 16 mm Gesamtlänge, die einzeln unter direkt benachbarten 32

Titelthema Info: Tafraout Auf den meisten Landkarten wird der Ort in französischer Schreibweise als „Tafraoute“ angezeigt. Auf den Ortsschildern, Wegweisern und Kilometersteinen im Anti-Atlas steht der Name aber ohne das „e“ am Ende. Tafraout liegt in einem Tal im Anti-Atlas, einem Gebirge am Rand der Sahara, auf einer Höhe von etwa 1.000 m. Die Berggipfel der Umgebung erreichen Höhen zwischen 1.200 und 1.300 m. Die Sommer sind heiß und trocken, im Winter kann es Frost geben, und der Großteil des spärlichen Niederschlags fällt im zeitigen Frühjahr. Steinen im Dauerschatten im Kronenbereich eines Arganbaumes saßen. Erfreut war ich über den Fund eines Hottentotta gentili, den ich dort noch nicht gesehen hatte, auch wenn andere Reisende diese Art dort als häufig eingestuft haben (Stockmann 2014). 1989 fand ich zwei Arten Gottesanbeterinnen, zum einen adulte kurzflügelige Tiere, wahrscheinlich Ameles sp., die auf dem Boden unterwegs waren, und zum anderen liefen auf besonnten Granitflächen Nymphen von Hypsicorypha gracilis umher. Beide Arten konnte ich 2014 nicht sehen, dafür aber zwei andere nachweisen. Jeweils ein Männchen von Rivetina baetica und Iris oratoria habe ich mit wenigen Tagen Abstand auf dem Campingplatz nachts im Lampenschein gefunden. Viele Ootheken klebten an der Unterseite überhängender Felsen. Sie waren ausnahmslos leer, den vielen Löchern nach zu schließen ist allerdings meist nur eine Längshälfte normal geschlüpft, während die andere Längshälfte größtenteils parasitiert war. Wenn diese Ootheken aber tatsächlich zu Hypsicorypha gehören, wie ich aufgrund des Aufenthaltsortes der Nymphen im November vermute, wo halten sich die jüngeren Larven auf? Oder sind dies die Ootheken einer anderen Generation, vielleicht im Frühjahr geschlüpft? Wo sind diese Tiere dann im August? Landwirtschaftlich ist die Region seit Langem autark. Schon vor Jahrhunderten wurden Berghänge terrassiert, um das wenige Regenwasser möglichst lange auf den Feldern zu halten. Die ansässigen Berber sind trotz Smartphone und teilweise moderner Kleidung sehr traditionsbewusst. Die vielen Neubauten in Tafraout fügen sich architektonisch in die alten ein – sie sind nur bunter und haben mehr Laternen, um den Reichtum zu zeigen. Obwohl der Ort mit offiziell etwa 5.000 Einwohnern relativ klein ist, verlockt die pittoreske Landschaft viele Touristen, hier ein oder zwei Übernachtungen einzulegen, und so sind vom Campingplatz bis zum Vier-Sterne-Hotel auch alle Übernachtungsmöglichkeiten gegeben. Eine Überraschung waren die vielen Schnecken (Eobania oder Iberus, das ist noch nicht abschließend geklärt), die zu Hunderten in den Tiefen der Felsspalten Trockenruhe hielten, von denen aber auch viele leere Gehäuse im Geröll lagen. Schnecken hatte ich in dieser trockenen Landschaft wirklich nicht erwartet, was die hier wohl für einen Lebenszyklus haben? Sehr gefreut habe ich mich über die zahlreichen kleinen Isabell-Fledermäuse (Eptesicus isabellinus), die schon vor Sonnuntergang anfingen zu jagen. Bei der Geckosuche habe ich in engen Spalten einige Tagverstecke dieser Fledermäuse entdeckt. Die Versuche, die Tiere mit einer langen Pinzette für ein Foto weiter zum Ausgang zu dirigieren, endeten immer erfolglos, weil sie sich nicht beeindrucken ließen und die Pinzette mit viel Elan angriffen. An weiteren Säugetieren fielen mir nur Atlas-Hörnchen (Atlantoxerus getulus) auf, die hier noch größere Fluchtdistanzen als die Atlasagamen hatten. Ich könnte noch viel über die beobachteten Vögel, Spinnen, Walzenspinnen, Schrecken, Ameisen und vieles andere berichten, das würde aber den Rahmen dieses Artikels sprengen. Vielleicht ein anderes Mal – womöglich nach einer weiteren Tour. Oder mehreren ... Literatur Arnold, E.N. (1990): The two species of Moroccan daygeckoes, Quedenfeldtia. – J. Nat. Hist. 23(3): 757–762. Bons, J. & P. Geniez (1996): Amphibiens et Reptiles Du Maroc (Sahara Occidental compris). – Atlas Biogéographique. Barcelona. Geniez, P., J. Escatllar, P. A. Crochet, J. A. Mateo & J. Bons (1999): A new form of the genus Tarentola from north-western Africa. – Herpetozoa 12(3/4): 187–194. Heimes, P. (1987): Beitrag zur Systematik der Fächerfinger. – Salamandra 23(4): 212–235. Joger, U. (1984): Taxonomische Revision der Gattung Tarentola. – Bonner zoologische Beiträge 35: 129–174. Meek, R. (2008): Retreat site characteristics and body temperatures of Saurodactylus brosseti in Morocco. – Bull. Soc. Herp. Fr. 128: 41–48. 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