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elaphe 3 2020

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Titelthema: Marokko - herpetologisches Traumziel vor Europas Toren

Titelthema Aus eins mach

Titelthema Aus eins mach fünf – Neue Echsenfingergeckos der Gattung Saurodactylus aus Marokko Manchmal lohnt ein zweiter Blick. Oder ein dritter und vierter. Nach der Sichtung eines ungewöhnlich aussehenden Geckos ließ unseren Autor die Frage nach dessen Identität nicht los. Wieder und wieder reiste er nach Marokko, um dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Bis seine Mühen schließlich reich belohnt wurden. Text und Fotos von Sven Vogler Diese Geschichte begann vor über 30 Jahren. Im Herbst 1989 war ich das erste Mal im marokkanischen Tafraout und fand im Geröll unter einem Arganbaum kleine Geckos. Sie sahen eigentlich aus wie der Echsenfingergecko Saurodactylus mauritanicus brosseti, aber andererseits auch nicht, denn sie waren viel bunter als alles, was ich bis zu diesem Zeitpunkt von dieser Art in Terrarien gesehen hatte. Die Jahre vergingen, meine Interessensschwerpunkte verschoben sich (Vogler 2003). Die bunten Geckos aber blie- Die Felsenlandschaft im Anti-Atlas um Tafraout ist aus einem der ältesten Gesteine der Erde geformt 34

Titelthema ben in meinem Hinterkopf. Dann kam eine Zeit, in der nach und nach einige Leute aus meinem Freundeskreis Marokko besuchten, und alle machte ich – teilweise mit Hilfe des alten Dias – auf die besonderen Geckos im Anti-Atlas aufmerksam. Aber niemand fand sie. So fasste ich 2014 den spontanen Beschluss, mal wieder selbst dort einige Zeit zu verbringen und allen Freunden zu zeigen, dass es diese Geckos dort tatsächlich gibt ... Abgetaucht Auch wenn ich etwas suchen musste: Die Tiere lebten noch dort. Allerdings ist es wirklich nicht einfach, sie zu finden. Laut Literatur (z. B. Meek et al. 1996; Bons & Geniez 1996) ist der Echsenfingergecko vor allem mit den polsterbildenden Euphorbien der Arten Euphorbia beaumeriana und E. echinus assoziiert, deren abgestorbene Teile perfekte Verstecke bilden. Nun wachsen aber in der Felsenlandschaft um Tafraout so gut wie keine Euphorbien – wo finden die Geckos da ihre Nische? Nach viel Zeit im Feld und noch mehr Überlegungen habe ich den Lebenszyklus der hiesigen Population dann verstanden: Die Lösung liefern kleinblättrige Bäume und Sträucher, vor allem Argan (Argania spinosa), aber auch Sumach (Rhus tripartitum) und einige andere. Deren Falllaub füllt die Hohlräume zwischen Felsen und Geröll im Kronenschatten der Pflanzen, und dort hinein können sich die Tiere weit zurückziehen und sind so vor extremen Temperaturen geschützt. Irgendwo unerreichbar dort unten müssen sie sich wohl auch vermehren, Eier oder Schalen habe ich jedenfalls noch nie gefunden. Vor allem die heißen Sommertemperaturen scheinen den kleinen Geckos nicht zu behagen, bei Temperaturen über 20 °C wird das Versteck Saurodactylus elmoudenii ist sehr individuell gefärbt: Männchen ... Im vom Falllaub der Arganbäume gefüllten Lückensystem finden die Echsenfingergeckos Schutz vor den hohen Sommertemperaturen nur noch in Ausnahmefällen verlassen. Aber warum sollten sie auch? Schließlich sind sie in ihrem Refugium nicht nur vor Fressfeinden geschützt, sondern haben auch eine große Auswahl an mundgerechten Mitbewohnern, wie verschiedenen Silberfischchen und Termiten. Die Mindesttemperatur für nächtliche Aktivitäten außerhalb der Sommerrefugien kenne ich noch nicht. Im März 2015 fand ich bei 9–11 °C und ständigem Nieselregen überall Saurodactylus. Ich musste nur den Campingplatz verlassen und ein beliebiges Stück Müll umdrehen, um einen oder gar mehrere der Geckos zu finden. Kein Vergleich mit dem anstrengenden Wühlen zwischen Steinen und stacheligen Pflanzenresten im heißen Sommer. Es waren zwar Tiere aller Altersstufen unterwegs, ich nehme aber an, dass in dieser Jahreszeit der geschlechtsreif gewordene Nachwuchs eigene Reviere sucht. Mit den Erkenntnissen aus meinen Beobachtungen und der Literatur reifte in mir die Überzeugung, dass sich hinter ... und ein Weibchen 35

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