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elaphe05/23_online

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Titelthema: Höckerschildkröten

TitelthemaWeibchen von

TitelthemaWeibchen von Graptemys versa, die erste Nachzucht des Autors, im Alter von30 Jahren mit einer Carapaxlänge von 18 cm. Das Tier hat ungewöhnlich geradeBalken hinter den Augen.Auf einer Strecke von wenigen Kilometernleben im ChoctawhatcheeRiver in West-Florida G. barbouri undG. ernsti nebeneinander – und bastardisierendort auch!Angeblich etwa 1920 wurde die asiatischeMuschel Corbicula fluminea indie USA eingeschleppt und vermehrtesich dort weitläufig. Besonders diegroßköpfigen Weibchen von Graptemysnahmen sie als Hauptnahrungan; heute kann man davon ausgehen,dass sie nur dort zahlreich anzutreffensind, wo auch die Muschel stark verbreitetist; Corbicula macht bis zu 95 %ihrer Nahrung aus.Zwei Nachzuchten von Graptemys versa, die linke ein Jahr alt, die andere geradegeschlüpft und noch blass gefärbt. Nach wenigen Wochen dunkeln dieTiere ab und zeigen eine veränderte Zeichnung am Rückenpanzer.Von E. Nicol (Florida) erhielt ich vorüber 40 Jahren ein Weibchen von G.barbouri mit einer CL von etwa 18 cm.Die arttypischen Ringe an den Costaliawaren (und sind auch heute)kaum zu erkennen. Zudem fällt dasTier durch ein überkreuztes Gebissvon Ober- und Unterkiefer auf. Esist in den vielen Jahren bei mir nurauf 22,3 cm gewachsen, entwickeltekeinen großen Kopf und legte jahrelangunregelmäßig Eier, aus denenzahlreiche Jungtiere schlüpften, vondenen ich leider nur ein Weibchenaufgezogen habe. Dieses hat heute imAlter von 25 Jahren seine Mutter anGröße eingeholt, zeigt ebenso keineRinge an den Costalia, entwickeltaber bereits den arttypischen großenKopf; seine Kiefer sind unauffällig.Seit 15 Jahren pflege ich in meinem18.000 Liter fassenden Aquariumauch ein großes Weibchen von G.barbouri, das in der Natur bis zueiner Größe von 27,5 cm CL herangewachsenwar, bevor ich es erhielt.Zumindest im letzten Jahrzehnt seinesLebens in der Natur hat es sichhöchstwahrscheinlich überwiegendvon Corbicula-Muscheln ernährt.Diese konnte ich ihr in den folgenden15 Jahren nicht bieten. Tiere, diein der Natur Jahrzehnte gelebt haben,in höherem Alter in menschlicherObhut zu pflegen, stellen bezüglichihrer Umgewöhnung auf den neuenLebensraum und die in diesem Fallerforderliche Nahrungsumstellungeine besondere Herausforderung dar.Das Weibchen ist in diesen 15 Jahrenkaum gewachsen. Wir bieten ihmersatzweise kleine Herzmuscheln(Cerastoderma edule), vorwiegendaber Krebse, Shrimps, Garnelen undkleine Fische an. Die Muscheln frisstes, indem es diese vom Aquarienbodenins Maul aufnimmt und meistandernorts, oft knapp unter der Wasseroberfläche,mit vertikalen Bissbewegungengut hörbar zerdrückt. Inder Folge schwenkt es seinen Kopfmit leicht geöffnetem Maul abwechselndin horizontaler Richtung nachrechts und links, wobei zerbrocheneTeile der Muschelschale aus demMaul geschwemmt werden. Trotzdemgelangen beim Schlucken grö-48

Titelthemaßere Schalenteile immer auch in denSchlund und Magen. Vor Jahren habeich ein adultes Weibchen von G. barbouriim Chipola River gefangen undin der folgenden Nacht ins Wassergesetzt, um die Ausscheidungen zuidentifizieren. Tatsächlich schied siezahlreiche scharf gebrochene Muschelschalenstückevon Corbicula aus;das größte Bruchstück maß 31 mm!Balzbemühungen meiner Männchenvon G. barbouri in der Größe von10 cm CL werden von dem Weibchenmit 28 cm CL kaum beachtet.Der Panzer der Männchen übertrifftkaum die Größe des Kopfes der Partnerin.Paddelt eines aufgeregt vorihren Augen, schwimmt sie gleichgültigdarüber hinweg. Riecht undbeißt eines an ihrem Schwanz oderHinterbein, reagiert sie eher erschrockenmit einem kräftigen Schlag desselben,sodass das Männchen sichzweimal überschlägt, dann wiederdie Orientierung sucht und ihr aufgeregtnachschwimmt.Zur Winterzeit, bei einer Wassertemperaturvon 12–14 °C, fand ich einmal,als ich ins Büro kam, das großeWeibchen knapp hinter der Sichtscheibeam Boden des Aquariumsregungslos liegend vor. 90 cm unterder Wasseroberfläche des 18.000-Liter-Aquariumslag es dort etwa einehalbe Stunde bewegungslos, wie tot;ich machte mir schon Sorgen. MitKreide markierte ich die Positionseines Kopfes auf der Sichtscheibeund konnte somit nach einer weiterenhalben Stunde feststellen, dasses seine Lage etwas verändert hatte.Bald konnte ich vom Büro aus gut beobachten,dass sich ihm am Aquarienbodenmit unbeholfenen, plumpenBewegungen ein Männchen vorsichtignäherte. Mit vorgestrecktem Kopfan der Partnerin riechend, umkreistees sie langsam, wie in Zeitlupe.Schließlich ritt es von hinten auf, bises die Paarungsstellung einnahm.Sie zeigte keinerlei Reaktion, alsdas Männchen, wohl schon in ihreKloake eingedrungen, nach hintenauf seinen Rücken fiel. In dieser ungewöhnlichenStellung, die wir besondersvon den Dosenschildkröten(Terrapene) kennen, verharrten beideDiese Ausscheidung eines Weibchens von Graptemys barbouri (28 cm Carapaxllänge)besteht vorwiegend aus zerbrochenen Schalen von Corbicula (Körbchenmuscheln)und wurde in der ersten Nacht nach dem Fang im ChipolaRiver abgesetzt. Das größte, scharfkantige Bruchstück (rechts) misst 31 mm!bewegungslos. Erst nach einiger Zeitließ das Männchen von seiner Partnerinab und suchte träge am Bodenkriechend das Weite.Immer wieder erfreue ich mich amAnblick dieses großen Weibchens;bezüglich Nachzucht von so großenund alten Weibchen habe ich nie ge-hört oder gelesen. Ich beobachtetenur Werbungen der Männchen, abernie ein Aufreiten oder gar eine Paarung,außer der zuvor beschriebenen.Das Weibchen nutzte vielfach einender zwei je 0,5 m 2 großen Eiablageplätzezum Sonnen unter der darüberangebrachten Wärmelampe, aber nieGraptemys barbouri ist charakterisiert durch ringförmige Zeichnungen anden Rippenschilden und ihrer artspezifischen Maske am Kopf. Ungewöhnlichschön gezeichnetes (links) neben wenig gezeichnetem Weibchen (rechts),beide mit etwa 22 cm Carapaxlänge.49

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