Aufrufe
vor 2 Jahren

Radiata 13 (3)

  • Text
  • Radiata
  • Weibchen
  • Tiere
  • Reuse
  • Pardalis
  • Geochelone
  • Haltung
  • Nachzucht
  • Jungtiere
  • Cuora

HALTUNG UND NACHZUCHT

HALTUNG UND NACHZUCHT Gewicht in g 600 500 Männchen Weibchen 400 300 200 100 0 10.10.02 10.11.02 10.12.02 10.01.03 10.02.03 10.03.03 10.04.03 10.05.03 10.06.03 10.07.03 10.08.03 10.09.03 10.10.03 10.11.03 10.12.03 10.01.04 10.02.04 10.03.04 10.04.04 10.05.04 10.06.04 Wiegedaten Diagramm 1. Gewichtszunahme zweier Nachzuchttiere von 2002 bis 2004. suchung fast immer gegen vorhandene Flagellaten. Ich gebe hier bewusst keine Medikamente an, da Selbstmedikationen nicht erfolgen sollten. Flagellaten kommen bei erwachsenen Pantherschildkröten immer im Kot vor, und gesunde Tiere tolerieren das. PFEIFFER (pers. Mittlg.) reinigt aus diesem Grunde die Eier direkt nach der Ablage. Es ist schon faszinierend zu sehen, wie er mit einer kräftigen Bürste die Eier unter fließendem Wasser sauber schrubbt. Der Erfolg gibt ihm aber Recht, denn seit er diese Maßnahme durchführt, ist die Jungtiersterblichkeit deutlich gesunken. Frisch geschlüpfte und heranwachsende Jungtiere sollten warm gehalten werden, wobei eine leichte nächtliche Temperaturabsenkung die Vitalität erhöht. Wie bei Jungtieren der mediterranen Testudo-Arten, so sorgt auch bei jungen Pantherschildkröten ein feuchtwarmes Bodensubstrat für einen besseren Panzerwuchs. Jungtiere von Geochelone pardalis können daher durchaus während der warmen Jahreszeit gemeinsam mit gleichaltrigen Exemplaren der Gattung Testudo gepflegt werden. Natürlich können Pantherschildkröten nicht kühl gehalten oder gar kalt überwintert werden, auch wenn solche Aussagen heute noch in Zoohandlungen zu hören sind. Wie ihre erwachsenen Artgenossen, so erhalten auch junge Pantherschildkröten verschiedene Grünfuttersorten aus dem Garten und von der Wiese; sie benötigen weder Obst noch tierisches Eiweiß. Es ist schon gefährlich, zusätzlich Vitamine zu geben, da eigene Beobachtungen zeigten, dass bereits geringe Überdosierungen wiederum zu weichen Panzern und den weiter oben beschriebenen Folgen führen können. Zusätzlich angebotener Kalk, z. B. in Form von Sepiaschalen, wird gelegentlich angenommen. Ein oft gemachter Fehler ist das Verfüttern von zu frischem oder gar feuchtem Grünfutter. Es ist immer besser, das Futter leicht antrocknen zu lassen, es wird dann immer noch gerne gefressen. Entgegen oftmals anders lautenden Anleitungen zur Aufzucht gebe ich den Jungtieren auch kein Trinkwasser. Dieses ist bei der gemeinsamen Haltung mehrerer Exemplare schnell verschmutzt und damit eine potenzielle Infektionsquelle. Außerdem besteht gerade bei jungen Pantherschildkröten die Gefahr, dass sie, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, zu viel trinken und bald darauf Verdauungsschwierigkeiten bekommen. Das äußert sich ziemlich schnell in zu feuchtem, breiigem Kot. Beim Auftreten dieser Anzeichen sind die Tiere gesundheitlich bereits stark beeinträchtigt, und nur durch das konsequente Angebot trockenen Futters können größere Probleme vermieden werden. Viele Halter setzen ihre Jungtiere bei schönem Wetter auf eine sonnige Wiese und 14 RADIATA 13 (3), 2004

HALTUNG UND NACHZUCHT holen sie abends wieder ins Haus. Kurzzeitig scheint dies den Tieren gut zu bekommen, da sie natürlich gerne das frische Futter fressen. Trotzdem zeigen die Jungtiere nach einiger Zeit ein unnormales Verhalten. Sie stellen die Futteraufnahme ein oder zeigen wiederum Anzeichen von Verdauungsschwierigkeiten. Der ständige Transport zwischen Freiland und Zimmerterrarium kann durchaus Stress verursachen, der sich wie beschrieben äußert. Besser ist es, den Tieren Bedingungen zu bieten, die einen längeren ununterbrochenen Freilandaufenthalt ermöglichen. Wichtig ist dabei der Schutz vor nasskalten Witterungsbedingungen. Diagramm 1 dokumentiert das Wachstum zweier Jungtiere aus meiner Zucht. Die beiden Schildkröten werden von meiner Tochter aufgezogen. Sie beherzigt die genannten Kriterien, und die Jungtiere zeigen ein zufrieden stellendes Wachstum. Auch andere Halter, die sich an die genannten Aufzuchtbedingungen halten, berichten von einem gleichmäßigen Wachstum ihrer Jungtiere. Schlussbemerkungen Die Erfahrung zeigt, dass Nachzuchttiere von Geochelone pardalis, die unter den oben beschriebenen Bedingungen gepflegt werden, durchaus gut zu halten sind. Bei entsprechendem Platzangebot können mehrere Tiere zusammen gehalten werden, ohne dass es zu aggressiven Auseinandersetzungen kommt. Eingewöhnte Exemplare dieser imposanten, großwüchsigen, bewegungsfreudigen Landschildkrötenart können ihrem Halter viel Freude bereiten. Importierte semiadulte und adulte Tiere sind dagegen meist nur schwer an die Haltungsbedingungen in menschlicher Obhut zu gewöhnen. Eigentlich wäre der Import größerer Stückzahlen, wie er immer noch geschieht, nicht notwendig, da es genügend erfolgreiche Züchter gibt und die Nachfrage nach Pantherschildkröten nicht groß ist. Mittlerweile inkubieren einige erfahrene Züchter sogar nicht mehr alle von ihren Weibchen abgelegten Eier. Ein Grund für die mangelnde Nachfrage ist u. a. die Hinfälligkeit importierter Exemplare, die Geochelone pardalis den Ruf der schlechten Haltbarkeit eingebracht haben. Außerdem sind Importtiere meist zu niedrigeren Preisen erhältlich als Nachzuchtexemplare, da Züchter meist bemüht sind, einen Ausgleich für den hohen Aufwand, den sie betreiben müssen, zu erzielen. Literatur BOYCOTT, R. C. & O. BOURQUIN (2000): The Southern African Tortoise Book. – 2. Auflage, Hilton (Selbstverlag), 228 S. BRANCH, B. (1998): Field Guide to Snakes and Other Reptiles of Southern Africa. – Sanibel Island (Ralph Curtis Books), 399 S. BROADLEY, D. G. (1989): Geochelone pardalis – Leopard Tortoise, Bergskilpad. – S. 43-46 in: SWINGLAND, I. R. & M. W. KLEMENS (Hrsg.): The Conservation Biology of Tortoises. – Gland (IUCN), 203 S. ERNST, C. H. & R. BARBOUR (1989): Turtles of the World. – Washington, London (Smithsonian Institution Press), 313 S. IVERSON, J. B. (1992): A Revised Checklist with Distribution Maps of the Turtles of the World. – Richmond (Selbstverlag), 363 S. LAMBERT, M. R. K. (1995): On geographical size variation and utilization of the Leopard tortoise, Geochelone pardalis, in Subsaharan Africa. – S. 115-117 in: SOPTOM (Hrsg.): International Congress on Chelonian Conservation – Proceedings. – Gonfaron (Editions SOPTOM), 344 S. PRITCHARD, P. C. H. (1979): Encyclopedia of Turtles. – Neptune City (T.F.H. Publications), 895 S. ROGNER, M. (1996): Schildkröten 2. – Hürtgenwald (Heidi-Rogner-Verlag), 265 S. SPAWLS, S., K. HOWELL, R. DREWES & J. ASHE (2002): A Field Guide to the Reptiles of East Africa. – London, San Diego (Academic Press), 543 S. WOLFF, B. (2003): Erfahrungen bei der Haltung und Nachzucht der Waldschildkröte (Geochelone denticulata). – Radiata, Lingenfeld, 12 (4): 3-8. Autor Bernd Wolff Druslachstraße 8 67360 Lingenfeld E-Mail: Wolff-Lingenfeld@t-online.de RADIATA 13 (3), 2004 15

Zeitschriften-Regal