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Radiata 13 (3)

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HABITATBEOBACHTUNGEN

HABITATBEOBACHTUNGEN dort ansässigen Landbevölkerung erfolgreich angewandt werden. Herr RADAELLI machte mich im Dezember 2000 auf die unmittelbar hinter seinem Haus befindlichen Reusen aufmerksam und teilte mir mit, dass er beobachtet habe, wie sie zum Schildkrötenfang genutzt wurden. In einem Fall, so berichtete er, befanden sich etwa 15 Schildkröten in solch einer Reuse. Der thailändische Fänger bestätigte ihm auf seine Anfrage hin, dass die derart erbeuteten Schildkröten für den menschlichen Verzehr gefangen wurden, und setzte kleinere Exemplare wieder in das Gewässer zurück (RADAELLI, pers. Mittlg.; GROSSMANN & TILLACK 2001b). Was lag also näher, als bei einem meiner nächsten Besuche im Khao Lak einmal den Fang von Geoemydiden mittels einer Reuse auszuprobieren? Das Untersuchungsgebiet Der Ort der Untersuchung wird in Reiseführern als Nang Thong Beach oder auch Khao Lak Beach bezeichnet und befindet sich etwa 60 km nördlich der Insel Phuket an der Küste der Andamanensee. Der Strandabschnitt des Khao Lak liegt in der Provinz Phang Nga und dort im Distrikt Takua Pa (GROSSMANN & TILLACK 2000). Der hier behandelte Biotop schließt direkt hinter den Stränden und Bungalows an und kann am treffendsten als Brach- oder Ödland bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um verwilderte Plantagen, ehemalige Zinngruben, die sich ganzjährig als Seen darstellen und um Wiesen- und Buschflächen, die nur einen geringen Baumbestand aufweisen. Zum Höhepunkt der Trockenzeit in den Monaten Januar bis März sind mit Ausnahme der Zinngruben große Teile dieses Areals vollkommen trocken und gut begehbar. Während der Regenzeit (Mai bis Juli und September bis November) verwandelt sich ein großer Teil dieser Flächen in ausgedehnte sumpfige Überschwemmungsgebiete. Die Herpetofauna der Provinz Phang Nga war bis zu den Untersuchungen von PAUWELS et al. (2000, 2002) und GROSSMANN & TILLACK (2000, 2001a, 2001b) weitestgehend unerforscht. Von den vorgenannten Autoren wurden bisher für die Provinz Phang Nga folgende acht Taxa aus den Familien Geoemydidae, Testudinidae und Trionychidae nachgewiesen: Cuora amboinensis kamaroma RUMMLER & FRITZ, 1991, Cyclemys oldhamii GRAY, 1863, Heosemys spinosa (GRAY, 1831), Siebenrockiella crassicollis LINDHOLM, 1929, Indotestudo elongata (BLYTH, 1854), Manouria emys phayrei (BLYTH, 1854), Amyda cartilaginea (BODDAERT, 1770) und Dogania subplana (GEOFFROY, 1809). Das Wissen über die Altwelt-Sumpfschildkröten (Geoemydidae) insgesamt ist in den Abb. 2. Eine der benutzten Reusen. letzten Jahren nicht nur aufgrund neuer Forschungsmöglichkeiten rasant angestiegen. Diese neuen Erkenntnisse führten zu zahlreichen Neubeschreibungen und Revalidierungen in verschiedenen Gattungen, u. a. auch bei der Gattung Cyclemys BELL, 1834 (FRITZ et al. 1997, 1999, FRITZ & OBST 1999, FRITZ & ZIEGLER 1999, FRITZ et al. 2001). Dies hatte zur Folge, dass es sich bei Individuen aus Thailand, die früher überwiegend zu Cyclemys dentata (GRAY, 1831) gestellt wurden (s. a. MANTHEY & GROSSMANN 1997), tatsächlich auch 26 RADIATA 13 (3), 2004

HABITATBEOBACHTUNGEN um Cyclemys atripons IVERSON & MCCORD, 1997, C. oldhamii GRAY, 1863, C. shanensis shanensis ANNANDALE, 1918 oder um C. s. tcheponensis (BOURRET, 1939) handeln kann. Dass die Erkenntnisse zur Gattung Cyclemys stetig weiter anwachsen, zeigen GUICKING et al. (2002). Die bisher für den Khao Lak bzw. für die Provinz Phang Nga nachgewiesenen Cyclemys-Exemplare (GROSSMANN unpubl., GROSSMANN & TILLACK 2001b, PAUWELS et al. 2000, 2002) ließen sich eindeutig als C. oldhamii identifizieren (FRITZ, in litt.). Material, Methoden und erste Ergebnisse Die von mir in den überfluteten Flächen im Jahr 2000 vorgefundenen Reusen bestanden jeweils aus einem Holzgerüst von 90 cm Länge und wiesen einen Durchmesser von 60 bis 80 cm bei einer Maschenweite von 25 mm auf. Einen ersten Versuch, mittels einer Reuse Schildkröten zu fangen, unternahm ich im November 2001. Da mir das von den Einheimischen benutzte Ködermaterial unbekannt war, wurden erst eingehende Erkundigungen eingezogen. Als Ergebnis sind häufig die Reste von Hühnern genannt worden. Also wurde die Reuse kurzerhand mit den Überresten eines Huhns bestückt und gegen Mittag in der Überschwemmungsfläche, unmittelbar hinter dem Grundstück der Familie RADAELLI, im Wasser versenkt. Dabei wurde selbstverständlich darauf geachtet, dass der obere Bereich der Reuse ausreichend über dem Wasserspiegel lag, denn schließlich sollten damit über Lungen atmende Reptilien gefangen werden. Da es zu dieser Jahreszeit noch zu starken nächtlichen Regenfällen kam und daher mit einem Anstieg des Wasserspiegels gerechnet werden musste, betrug die Höhe des aus dem Wasser ragenden Teiles der Reuse mindestens 20 cm. Am nächsten Morgen, etwa 20 Stunden nach dem Einsetzen, wurde die Reuse mit großer Neugier aus dem Wasser gezogen. Der Inhalt war durchaus überraschend, da sich außer einer Schwarzen Dickkopfschildkröte (S. crassicollis) ein Bindenwaran (Varanus salvator [LAURENTI, 1768]) mit etwa 80 cm Gesamtlänge und mehrere Fadenfische darin befanden. Bestärkt durch diesen ersten Erfolg, auch in Bezug auf die Wahl des verwendeten Köders, beschloss ich, im November 2002 verstärkt Fangversuche mit einer Reuse durchzuführen, und dabei genaue Daten von den gefangenen Schildkröten zu erfassen. Material und Methoden in 2002 Zu meiner Überraschung fand ich im November 2002 in den überfluteten Gebieten hinter dem Strand eine andere Reusenart vor. Sie bestand auch aus einem Holzstangengerüst, wies jedoch eine Bodenfläche von 65 × 90 cm auf. Die Höhe betrug 66 cm, und an der breitesten Stelle maßen die Reusen 70 cm, die Maschenweite lag bei 30 mm, und der Eingang bestand aus einem vertikal verlaufenden, variablen Schlitz aus Netz. Die Reuse wurde am 08.11. mit sieben Hühnerbrustknochen bestückt und um 14:00 Uhr am Rande der überfluteten Fläche unter einem über die Wasseroberfläche hängenden Busch versenkt (s. Abb. 1). An dieser Stelle betrug die Wassertiefe etwa 50 cm, so dass die Reuse genügend über den Wasserspiegel empor ragte. Gleichzeitig wurde ein Thermo- RADIATA 13 (3), 2004 27

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