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Radiata-1992-2

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sehr scheu waren und

sehr scheu waren und bald wieder auftauchten, gelang es mir recht schnell, ein adultes Männchen mit einer Länge von 19 cm und fast 600 g Gewicht mit dem Kescher zu fangen. Der Carapax war leicht gewölbt, völlig frei von Algen und von dunkel-olivgrüDer Farbe, der Plastron durchgehend schmutzig gelb. Die Tatsache, daß die Flüsse von den Einheimischen häufig als Müllplatz und Abort mißbraucht werden, tat dem Gesundheitszustand der Tiere offensichtlich keinen Abbruch. Die adulten Tiere besaßen sehr kräftige Gliedmaßen, die in ebenso kräftigen und nadelspitzen Krallen endeten, wie ich leider spüren mußte. Ebenso verbreiteten sie den, in der Literatur beschriebenen, moschusartigen Geruch. Die Nahrung scheint überwiegend aus pflanzlicher Kost zu bestehen. In den von mir untersuchten Kotproben fanden sich nur Pflanzenreste und fasern. Ich konnte diesen Befund durch Beobachtungen an Tieren in einem glasklaren Tümpel bestätigen. Dort wanderten die Tiere auf dem Bodengrund umher wie Rinder auf der Weide, um Pflanzen und Algen abzuweiden. Die vielen Fische wie auch die ebenfalls vorkommenden riesigen Libellenlarven interessierten sie nicht. Abb. 1 : Mauremys caspica rivulata mit freund!. Genehmigung aus: Engelmann, Fritzsche, Günther, Obst; Lurche und Kriechtiere Europas, Neumann Verlag 1985. 5

Obwohl ich zu verschiedenen Tageszeiten und Temperaturen die Flüsse aufsuchte, sah ich nur in wenigen Fällen Tiere beim Sonnenbaden, vielmehr trieben sie an der Gewässeroberfläche und verschwanden bei Annäherung sogleich im dichten Schilfgürtel, aus dem mich dann viele dutzend Augenpaare mißtrauisch beäugten. An einem etwa 4 km westlich gelegenen Nebenfluß des Jiophyros entdeckte ich eine Brücke, von der etliche Touristen nach unten ins Wasser schauten. Des Rätsels Lösung war eine Ansammlung von mindestens 20 adulten und semiadulten Mauremys caspica rivulata, die sich mit Weißbrot füttern ließen und hierbei keinerlei Scheu zeigten. Etwas respektlos begann ich sofort mit dem Fang und der Dokumentation, begleitet von meist wenig geistreichen Kommentaren meiner Zuschauer. Die Temperatur des Wassers betrug 26 0 C, die der Luft 32 0 C. Das trübe und undurchsichtige Gewässer besaß eine Tiefe von ca. 70 cm. Es gelang mir aber trotzdem, 3 adulte Weibchen und 2 semiadulte Männchen zu fangen. Alle Tiere besaßen das gleiche, schon beschriebene Aussehen. Lediglich die Farbe der Plastrone variierte und war bei einem kleineren weiblichen Tier (15 cm) nahezu schwarz. Das größte Weibchen besaß bei einer Länge von 22 cm ein Gewicht von 1030 Gramm. Auch an diesem Biotop fand ich höchstens Jungtiere beim Sonnenbaden an Land. Ähnliche Populationsdichten fand ich an allen Stellen mit gleichen Habitatbedingungen entlang des Jiophyros sowie der Flüsse Anapodaris und Platys vor. Der Bestand von Mauremys caspica rivulata auf Kreta dürfte also momentan als recht sicher gelten. Jedoch ist zu beobachten, daß die Flüsse während des Hochsommers immer weniger Wasser führen, da die immer zahlreicher werdenden Ansiedlungen, Hotels und Weinbauern nicht gerade wassersparend wirtschaften. Selbst im und nach dem Winter führen die Flüsse seit Jahren zu wenig Wasser. Von besonderem Interesse für mich war auch die Frage, ob es sich, wie wohl zuletzt von Pritchard vermutet, bei den auf Kreta vorkommenden Mauremys caspica um eine eigene Unterart cretica handelt, die sich laut Pritchard durch eine hellere Pigmentierung, sowie einer helleren Iris auszeichnen soll. Die von mir gefangenen Tiere wiesen jedoch diesbezüglich keine Unterschiede zur Festlandform auf. Diese Beobachtung wurde mir auch durch erfahrene Mauremys-Halter bestätigt. Weiterhin schreibt Pritchard, daß Mauremys caspica rivulata einen komplett schwarzen Plastron aufweist, während bei Müller die Tiere helle Plastrone besitzen. 6

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