Aufrufe
vor 2 Jahren

Radiata2010(4)

  • Text
  • Nigrinoda
  • Graptemys
  • Weibchen
  • Radiata
  • Haltung
  • Terrapin
  • Wasser
  • Malaclemys
  • Kopf
  • Apalone

Dieter Gramentz Abb. 3.

Dieter Gramentz Abb. 3. Adulte Apalone ferox droht mit offenem Maul bei Annäherung durch einen Teddybär als Säugetierattrappe. Bei einer Annäherung von vorn durch eine Attrappe wird zuerst mit geöffnetem Maul gedroht, wobei die Extremitäten stark zurückgezogen sind (Abb. 3). Wie auf Abb. 1 A und B dargestellt, kommt es zu einem seitlichen Anheben des Panzers bei einer Berührung mit der Schnabelattrappe auf der einen Carapaxseite und etwa zur Hälfte der Panzerlänge. Die dem Reiz gegenüberliegenden Extremitäten sind vollständig ausgestreckt. Das auf der stimulierten Seite liegende Hinterbein ist unter den Panzer zurückgezogen, das Vorderbein dieser Körperseite ist nur wenig ausgestreckt und in den Boden gekrallt. Auf Abb. 1 C wird bei Annäherung der Attrappe direkt von vorn und oben der Panzerhinterrand durch Strecken der Hinterbeine schräg nach vorn angehoben. Der Kopf ist bis zu den Augen zurückgezogen, und die Vorderbeine sind ebenfalls weitgehend eingezogen. Der vordere Bereich des Plastrons liegt auf dem Boden auf. In der Sequenz eines Vorwärtssprunges der Abbildungen 1 D-F kommt es zuerst zu einem Berühren der Schnabelattrappe. Der Körper wird mit den Hinterbeinen kraftvoll nach vorn abgestoßen. Die Hinterbeine werden dabei vollständig ausgestreckt, die Krallen greifen in den Boden. Auf Abb. 1 D sind der vordere Plastronbereich und die Vorderbeine etwa 4-6 cm vom Boden abgehoben. Das Maul ist leicht geöffnet, und der Kopf ist bis zu den Augen zurückgezogen. Der Carapaxhinterrand ist leicht nach oben gebogen. Auf Abb. 1 E entsprechen die Panzer-, Extremitäten- und Kopfhaltung der von Abb. 1 D, doch befindet sich der Plastronvorderrand durch das kräftige Abstoßen inzwischen etwa 10-12 cm über dem Boden. Auf Abb. 1 F hat sich die Schildkröte im Vorwärtssprung fast aufgerichtet, aber noch ganz minimal mit den vollständig ausgestreckten Hinterbeinen Kontakt zum Boden. Der Kopf ist vollständig in den Panzer zurückgezogen. Abb. 4. A-L: Einzelbilder desselben gefilmten Apalone-ferox-Männchens während eines Sprunges mit Landung 28 RADIATA 19 (4), 2010

Florida-Weichschildkröte, Apalone ferox Abbildung 1 G zeigt einen Vorwärtssprung aus der Sicht und in die Richtung eines Prädators (Mensch „auf allen Vieren“). Das Maul ist hier geöffnet. Nur die Krallen der Hinterbeine sind noch auf dem Boden und verhindern ein Wegrutschen beim Sprung nach vorn. Die Lage des Körpers über dem Boden entspricht etwa der von Abb. 1 E. Die Schildkröte auf Abb. 1 H wurde hochgehoben und am Panzerhinterrand festgehalten. Alle Extremitäten sind in den Panzer eingezogen, und der Kopf wurde bis auf den vorderen Teil der langen Nase ebenfalls eingezogen. Alle drei Schildkröten hoben bei einer seitlichen Berührung des Carapax diesen schräg gegen die Berührungsrichtung an. Das seitliche Aufstellen und Anheben des Panzers in Richtung der Schnabelattrappe erfolgte in erster Linie durch Ausstrecken des gegenüberliegenden Vorderbeines. Bei einer Berührung des vorderen Carapaxbereiches kann entweder der hintere Panzerbereich durch Ausstrecken der Hinterbeine bis zu 5 cm (Weibchen 1, vgl. Tab. 1) vom Boden angehoben werden, oder es erfolgt ein Sprung in Richtung des „Angreifers“. Je weiter die Berührung zur Panzermitte hin erfolgt, desto wahrscheinlicher ist ein Aufrichten des hinteren Panzerabschnittes. Je weiter vorn der Schnabel den Carapax, den Kopf oder die Vorderbeine berührt oder sich nur vor dem Kopf in Richtung Schildkröte bewegt, desto wahrscheinlicher ist ein Sprung in Richtung Schnabel. Bei Annäherung der Schnabelattrappe von vorn wird das Plastron mit gespreizten Vorderbeinen vorn etwa 3 cm und hinten etwa 2 cm vom Boden abgehoben (Weibchen 1). Diese Körperhaltung dauert immer nur wenige Sekunden. Zwischen den Schnabelberührungen können die Schildkröten passiv auf dem Plastron ruhend die Umgebung beobachten oder sich mit mäßiger Geschwindigkeit laufend entfernen. Die Laufgeschwindigkeit lag bei 2 m Strecke in 9,5-11,5 Sekunden (Männchen 1). In passivem Zustand auf dem Plastron ruhend ist der Kopf nur so weit zurückgezogen, dass die Augen noch freiliegen und somit die Umgebung beobachtet werden kann. Die Vorderbeine sind nur zeitweilig ganz zurückgezogen. Meist reichen die Krallen gerade noch über den Plastronrand und berühren den Boden. Die Hinterbeine sind mehr oder weniger vom Carapaxhinterrand verdeckt. Beim Hochheben und Festhalten sonderte Weibchen 1 je nach Intensität der Handhabung erst aus einer, dann aus beiden Inguinaldrüsen eine übelriechende, blassgelbe Flüssigkeit ab. Zum eindruckvollsten Teil des Verhaltensrepertoires bei einer Bedrohung gehören ganz sicher die von der Art durchgeführten Vorwärtssprünge. Diese Sprünge wurden unterhalb einer Annäherungsdistanz von etwa 1 m ausgeführt. Die Sprünge dienten nicht zur Distanzvergrößerung, also Flucht, sondern waren immer direkt gegen den Prädator gerichtet. Jede Attrappe wird beim Sprung mit leicht geöffnetem Maul durch einen Stoß mit Kopf und Panzer attackiert, jedoch nicht gebissen. Gelegentlich erfolgt ein Sprung auch aus der Stellung mit hinten angehobenem Panzer. Sprünge können einzeln durchgeführt werden, mit durch Laufen zurückgelegten Strecken dazwischen, direkt hintereinander ohne Pausen oder mit Pausen von mehreren Sekunden bis zum nächsten Stimulus. in Rückenlage (Erklärung im Text). RADIATA 19 (4), 2010 29

Zeitschriften-Regal