Aufrufe
vor 2 Jahren

Radiata2011(4)

  • Text
  • Actinemys
  • Marmorata
  • Umpqua
  • Radiata
  • Adulte
  • Holland
  • Dipsochelys
  • Dussumieri
  • Exemplare
  • Turtle

Norman H. Weitzel

Norman H. Weitzel beobachtet. Dies stimmt mit den Beobachtungen von Boyer (1965) überein: wenn ein Sonnenbadeplatz in den Schatten geriet, führte dies selten dazu, dass die Schildkröten ihre Position veränderten. Bury (1972) gab hingegen an, dass einfallender Schatten das Sonnenbaden außerhalb des Wassers meist beendete. Ich konnte dagegen sogar nachts Schildkröten beim Aufwärmen an Land beobachten. Bereits Bury (1972) folgerte, dass sich Actinemys marmorata im Sommer sowohl tagsüber als auch nachts an Land aufwärmen. Ich beobachtete adulte Schildkröten im Sommer beim Aufwärmen während leichter Regenschauer und selbst bei über Zeiträume von mindestens zwei Stunden anhaltendem Regen. Hardin (1993) beobachtete sonnenbadende Schildkröten während eines vorübergehenden Regenschauers. Anhaltender Regen kann jedoch dazu führen, dass die Tiere erst gar nicht das Wasser zum Aufwärmen verlassen. Gewöhnlich durchdringt das Sonnenlicht die Wasseroberfläche in der Umgebung der Sonnenbadeplätze gegen 8.00 Uhr, was die Schildkröten nach und nach zum Verlassen des Wassers bewegt. Bury (1972) stellte fest, dass die Schildkröten das Wasser nie verließen, bevor die Sonnenbadeplätze direkt von der Sonne beschienen wurden. Die meisten Sonnenbäder fanden zwischen 8.00 und 17.00 Uhr statt (Abb. 8). Wenn die Schildkröten dabei durch Boote, Angler oder Badende gestört wurden, ließen sie sich ins Wasser fallen und erschienen 30-70 Minuten später erneut; Hardin (1993) beobachtete ihre Rückkehr sogar innerhalb von nur fünf Minuten. Während des Sonnenbadens waren von mir in dem achtjährigen Beobachtungszeitraum nie aggressive Auseinandersetzungen oder gar Beißereien zu beobachten. Sich sonnende Exemplare machten Neuankömmlingen einfach genügend Platz, wobei sie einen Mindestabstand von etwa 3 cm einhielten. Auch Hardin (1993) stellte fest, dass Ausei- nandersetzungen um Sonnenbadeplätze selten vorkamen und die Schildkröten einander einfach Platz machten. Ein „Stapeln“ sich sonnenbadender Schildkröten wurde während des achtjährigen Beobachtungszeitraums nicht festgestellt. Auch andere einheimische Beobachter lieferten keine entsprechenden Berichte. Bury (1972, 1982) sowie Bury & Wilfheim (1973) machten ebenfalls keine derartigen Beobachtungen, wohingegen Boyer (1965), Holland (1994) und Allbritten (1995) über übereinandergestapelte sonnenbadende Schildkröten berichteten. Abbildung 10 zeigt adulte Actinemys marmorata beim Sonnenbad, die nicht übereinandergestapelt sind und sich gegenseitig Platz machen. An heißen Tagen mit Temperaturen um 34 °C sonnten sich adulte Exemplare in höherem Abstand zur Wasseroberfläche (manchmal in bis zu 3 m Höhe), ließen sich aber bei einer Störung auch aus dieser Höhe einfach ins Wasser fallen. Verhalten an Land In der Vergangenheit wurde Actinemys marmorata gewöhnlich als aquatile Art beschrieben – Palmer (1959): „vorzugsweise hochgradig aquatil“; Storer & Usinger (1968): „stark aquatil“; Gibbons (1970): „eine aquatile Schildkröte“; Bury (1972): „überwiegend im Wasser anzutreffen, Nahrungsaufnahme ausschließlich im Wasser“; Nussbaum & Brodie (1983): „aquatil“; Stebbins (1985): „ausschließlich aquatil“; St. John (1985): „aquatischer Lebensraum“; Milner (1986): „ausschließlich aquatil und selten an Land“; Holland (1994): „an Land lediglich zur Eiablage, Überwinterung und Suche neuer Habitate“; und Allbritten (1995): „verhungert an Land“. Im Einzugsbereich des Main Umpqua River stellte ich fest, dass sich Actinemys marmorata durchaus an Land aufhält, jedoch stets Zugang zu einem Gewässer benötigt. Während des größten Teils des Jahres und zu allen Jahreszeiten hielten sich die Schildkröten außerhalb 12 RADIATA 20 (4), 2011

Die Pazifische Sumpfschildkröte (Actinemys marmorata) des Wassers auf und waren dort mit den verschiedensten Aktivitäten beschäftigt (Tab. 1). Gibbons (1970) kam zu dem Schluss, dass die terrestrische Aktivität aquatiler Schildkröten ausgedehnter sei als bisher vermutet und weiterer Feldstudien bedürfe – ein Großteil der vorliegenden Informationen basiere auf zufälligen Beobachtungen, die schließlich zu Spekulationen und möglicherweise Missverständnissen bezüglich der Bedeutung terrestrischer Aktivitäten geführt hätten. Holland (1994) überwachte mit Sendern ausgestattete Actinemys marmorata und verzeichnete auf diese Weise Exemplare, die sich acht Monate oder länger an Land aufhielten. Er folgerte daraus, dass die Aktivitäten dieser Art an Land vielfältiger und ausgedehnter seien als bislang angenommen, und dass manche Exemplare durchaus mehrere Wochen in terrestrischen Habitaten verbringen würden. Ein im Umpqua National Forest tätiger Biologe (USFS, pers. Mittlg.) berichtete über eine zwischen 1992 und 1994 durchgeführte Telemetriestudie, bei der manche Schildkröten über einen Zeitraum von acht Monaten regelmäßig in bewaldeten Bereichen angetroffen wurden, die bis zu 500 m vom nächsten Gewässer entfernt waren. A F 08.15 Uhr 12.50 Uhr B G 08.40 Uhr 13.15 Uhr C H 10.00 Uhr 13.20 Uhr D I 11.45 Uhr 14.45 Uhr E J 12.10 Uhr 17.15 Uhr Abb. 10. Typische Sonnenplätze adulter Exemplare am Fluss in Kellogg. RADIATA 20 (4), 2011 13

Zeitschriften-Regal