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Radiata2012(2)

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Ewald Roddewig seltener

Ewald Roddewig seltener verschmelzen die Flecken zu einer einzigen großen, mattschwarzen Fläche mit unregelmäßigen Rändern. Bei den Männchen ist das Plastrom leicht konkav geformt, bei den Weibchen ist es meist etwas nach außen gewölbt. Insgesamt besitzt jedes Exemplar durch die Zeichnungs- und Färbungsvariabilität seine eigene, unverwechselbare Identität. Bei adulten Exemplaren erneuern sich die Hornschilde einmal jährlich, meist im Juli und August (eig. Beob.). Bei Schlüpflingen geschieht dies mehrmals im Jahr, je nach Wachstum bis zu fünfmal. Nach jeder Erneuerung der Hornschilde verändert sich auch geringfügig die Punktzeichnung: mal wird sie intensiver, mal verblasst sie etwas. Bei einem meiner Männchen wurde so im Laufe der Jahre die Punktzeichnung immer unscheinbarer. Clemmys guttata hat im Gegensatz zu den von mir gepflegten Höcker- (Gattung Graptemys) und Zierschildkröten (Gattung Chrysemys) eine ganz eigene Art, die Hornschilde zu wechseln. Sie schmirgelt sich die abgestorbenen Hornschilde unter Wasser an Steinkanten ab. Zu diesem Zweck wirft sie sich zuvor mit den Vorderfüßen Sand auf den Rücken. Dies zieht sich über mehrere Tage hin. Ich kann es auch gut hören, wie sie sich so „schubbern“. Ist der Vorgang abgeschlossen, glänzt der Panzer wieder anthrazitfarben. Weibchen besitzen einen fast doppelt so hohen Panzer wie Männchen und können so auch doppelt so schwer wie diese werden. Zum Vergleich: Im Oktober 2010 wogen die Weibchen meiner Zuchtgruppe 224 g (Weibchen 1) bzw. 236 g (Weibchen 2), die etwa einen Zentimeter kleineren Männchen dagegen nur 116 g (Nr. 1) bzw. 125 g (Nr. 2). Bei adulten Weibchen liegt die Kloakenöffnung vor oder unter dem Rückenpanzerrand. Der Schwanz adulter Männchen wird wesentlich dicker und etwas länger; hier liegt die Kloakenöffnung etwa 1,5 cm hinter dem Rückenpanzerrand. Diese Unterschiede sind aber erst nach zwei bis drei Jahren bzw. mit Eintritt der Geschlechtsreife erkennbar. Männliche Clemmys guttata erreichen unter Terrarienbedingungen im Alter von drei Jahren die Geschlechtsreife (eig. Beob.). Eines meiner Weibchen legte im Alter von fünf Jahren, das andere – aus dem gleichen Gelege stammend – im Alter von sieben Jahren die ersten Eier ab. Verbreitungsgebiet Clemmys guttata hat ein recht großes Verbreitungsgebiet. Sie kommt im südöstlichen Kanada (Ontario) sowie in den USA von Michigan, dem nördlichen Illinois und südlichen Maine südwärts bis ins zentrale Florida vor (Vetter 2004). Von den Vorkommen an der Ostküste isolierte Populationen existieren beispielsweise in den US-Bundesstaaten Indiana, Ohio, Michigan und Pennsylvania (vgl. Verbreitungskarte in Vetter 2004). Offenbar gibt es von Clemmys guttata jedoch keine unterschiedlichen Farbformen. Über dieses Thema unterhielt ich mich im Oktober 2010 mit Reiner Praschag, der im Laufe vieler Jahre zahlreiche Habitate im Verbreitungsgebiet der Tropfenschildkröte besuchte und mir berichtete, dass er keine Farbformen der Art kenne. Aufgrund des großen Verbreitungsgebietes und der dort herrschenden beträchtlichen klimatischen Unterschiede helfen auch Klimakarten nicht sehr viel dabei, genaue Hinweise zur Haltung der Tropfenschildkröten zu erhalten. Meist handelt es sich bei den erworbenen Exemplaren um Nachzuchten, gelegentlich auch um über den Tierhandel importierte Wildfänge. Lebensweise In der Natur lebt Clemmys guttata in Sumpfgebieten, Mooren, kleinen Seen, Teichen und Tümpeln, aber auch in kleineren Bachläufen. Gerne gräbt sie sich in Torf, Moos, lockerer Erde oder Laub ein, wo sie 6 RADIATA 21 (2), 2012

Tropfenschildkröte, Clemmys guttata (Schneider, 1792) während heißer Sommer über längere Zeit verweilt. Im größten Teil des Verbreitungsgebietes sind Tropfenschildkröten vom Frühjahr bis zum Herbst aktiv; im Winter legen sie eine Ruheperiode ein. Adulte Exemplare haben wenige natürliche Feinde, während Schlüpflinge unter anderem von Füchsen und Waschbären, aber auch von Greifvögeln gejagt werden (u. a. Ernst & Lovich 2009). Meine Tiere Ich darf mittlerweile eine Zuchtgruppe von 2,2 Clemmys guttata mein Eigen nennen – aber es war nicht ganz leicht, zu dieser zu kommen. Nachdem ich mich, so gut ich konnte, informiert hatte (mir lagen nur sehr wenige Haltungsberichte vor), entschloss ich mich vor mehreren Jahren zur Haltung und Zucht dieser Art. Nach einigem Suchen fand ich im Anzeigenjournal der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT e. V.) eine Züchterin aus Deutschland. Nach dem telefonischen Erstkontakt mit ihr besuchte ich sie an einem Sonntagmorgen, um Tropfenschildkröten-Nachzuchten zu erwerben. Die Halterin war sehr nett, zeigte mir ihr Terrarium und beantwortete alle meine Fragen. Als ich mich auf den Nachhauseweg begab, hatte ich vier Nachzuchten aus zwei Gelegen des Jahres 2003 bei mir. Zwei Exemplare stammten aus einem früheren Gelege, sodass die Geschwisterpaare auch unterschiedlich groß waren. Später zeigte sich, dass alle vier Schildkröten weiblichen Geschlechts waren. Die Züchterin hatte eine ganz eigene Inkubationsmethode: Das Terrarium stand in einer Wohnküche mit Fenster nach Süden – also einer warmen Küche, vor allem im Sommer 2003. Nachdem sie die Eier geborgen hatte, legte sie diese in einem Behälter auf den oberen Holzrand des selbstgebauten Terrariums. Hier blieben sie bis zum Schlupf. Wenn man bedenkt, wie viel Mühe und wie viele Gedanken sich so mancher Schildkrötenzüchter beim Inkubieren macht, erstaunt der auf diese einfache Weise erlangte Erfolg. Ein adultes Männchen erwarb ich im darauffolgenden Jahr in Österreich, ein semiadultes männliches Exemplar ein weiteres Jahr später in Deutschland. Die zwei kleineren Weibchen verstarben leider; über die offensichtlichen Todesursachen berichte ich im weiteren Verlauf des Artikels. Auf jeden Fall besitze ich nun eine Zuchtgruppe aus 2,2 Tropfenschildkröten, wobei Männchen und Weibchen blutsfremd sind. Abb. 3. Adultes Männchen unter Wasser. RADIATA 21 (2), 2012 7

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