© kuscheiart, www.badischl.at …kaiserlich und erlebnisreich … Kaum zu glauben, aber beinahe zweihundert Jahre ist es schon her, dass nach Bad Ischl die ersten Kurgäste kamen. Den Aufstieg vom kleinen Salinenort zum Nobelkurort verdankt die Stadt Franz Wirer, einem Wiener Arzt, der die Wirkung von Solebädern zunächst an erkrankten Bergarbeitern erprobte, und dann, als sich Erfolg einstellte, auf alle Bevölkerungsschichten ausdehnte. Als die bislang kinderlose Erzherzogin Sophie gleich nach ihrer Kur in Ischl schwanger wurde, nannte man Franz Joseph und seine 2 Brüder, wegen des Erfolges der Solekur »Die drei Salzprinzen«. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wollte alles, was Rang und Namen hatte, hierher auf »Sommerfrische«, und Bad Ischl stieg zum beliebtesten Sommerdomizil der Wiener Aristokratie auf. Staatskanzler Metternich, Franz Joseph höchstpersönlich und seine Sisi kamen, und mit ihnen die berühmtesten Künstler des damaligen Kaiserreichs: Allen voran Johann Strauss, Franz Lehár, Johannes Brahms und Anton Bruckner. Spaziert man heute den prächtigen Kaiserpark zur Kaiservilla hoch, lässt sich an der Fülle an Gebäuden, die einst kaiserlichen Zwecken dienten, den Stallungen etwa und der kaiserlichen Küche, ermessen, was für ein gewaltiger Hofstaat das einmal gewesen sein muss, der hier Sommer für Sommer seine Zelte aufschlug. Das 1999 renovierte Kongress & TheaterHaus veranstaltet heute Die Kaiservilla: 82 Sommer hat Franz Joseph in Bad Ischl verbracht. Zum Gedenken an den »Operettenkaiser«: Die Lehár-Büste im Kurpark. 18
BAD ISCHL Oberösterreich 2 Kongresse, Seminare und Feiern jeder Art. Jeden Sommer findet hier das Lehár Festival statt, zu dem Jahr für Jahr tausende Operettenliebhaber pilgern. Mit den Operetten »Die Fledermaus« oder »Die lustige Witwe« zeigt das Festival die Klassiker, mit der Aufführung von frühen Werken wie »Die Juxheirat« leistet es aber auch seinen Beitrag zur Wiederbelebung der weniger bekannten Stücke. Die Kaiservilla. 82 Sommer hat der Kaiser hier verbracht – in Zeiten grassierenden Fernreisefiebers heute kaum noch vorstellbar. Man muss kein Monarchist oder Hobbyhistoriker sein und auch nicht jeden Sisi-Film gesehen haben, um hier auf seine Kosten zu kommen, denn die Fülle der hier ausgestellten Exponate ist geradezu atemberaubend: Allein zweitausend Jagdtrophäen beherbergt das Haus. Dazu kommen Privatgegenstände, wie des Kaisers Hirschlederne oder seine Badeutensilien, Waschtische etwa, wie sie gerade wieder modern werden, und jede Menge Geschenke staatlicher Würdenträger. Darunter das Horn eines ungarischen Grauochsen, aus dem Wein getrunken wurde, und osmanische Pfeifen. Aber auch allerhand Skurriles gibt es zu sehen: Tragesessel etwa, mit denen sich die Herrschaften die Berge hochtragen ließen. Aber ehrlich gesagt: Schon das wunderschöne Ischler Sternenparkett allein ist den Besuch wert. Den größten Eindruck freilich hinterlassen jene Gegenstände, die mit konkreten historischen Geschehnissen in Verbindung stehen: Der Tisch, an dem Franz Joseph die Kriegserklärung an das serbische Reich unterfertigt hat, oder das Kissen, das man der Kaiserin nach dem auf sie verübten Attentat unter den Kopf legte, jenes Kissen also, auf dem sie ihr Leben aushauchte. Doch nicht nur von Untergang und Tragik zeugt der Ort, auch von weiblicher Selbstbestimmung: So hat Kaiserin Sisi ihrem Gemahl hier das sogenannte »Ischler Ultimatum« gestellt, ein Schriftstück, mit dem sie freie Bestimmung der Kindeserziehung und freie Bestimmung des Aufenthalts forderte. Beides wurde ihr sodann gewährt. Der prächtige Kurpark ist nur einer von vielen Gründen, weshalb Bad Ischl bei der Entente Florale 2016, einem internationalen Blumenwettbewerb den 1. Platz errang. Das liebevoll restaurierte Esszimmer der Kaiservilla. © Katrin Kerschbaumer © Leitner Daniel Im ehemaligen Teehaus der Kaiserin, eim noblen Marmorschlössl, stehen Sisi und das Haus Habsburg, höfische Kulturen, die Geschichte von Mode und Life-Style sowie das Phänomen der Sommerfrische im Mittelpunkt des Ausstellungsprogrammes. Wer sich danach noch weiter auf die Spuren der Kaiserin begeben möchte, kann den nicht weit entfernten Jainzen besteigen. Fast täglich soll sie, wenn sie hier war, ihren Lieblingsberg erklommen haben. Das Marmorschlössl im Park der Kaiservilla. © fotohofer.at 19
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