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Beschaffung aktuell 01-02.2024

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» MANAGEMENT Reduzierter Aufwand und einheitliche Prozesse Globale Lieferantensuche auf Knopfdruck Verlorene Potenziale und ineffiziente Recherchen sind Folgen des manuellen Sourcings. Die Beschaffungsabteilung von DMG Mori wandte sich deshalb an das Start-up Matchory, um ihre globale Lieferantensuche zu verbessern. Der Anspruch des Werkzeugmaschinenherstellers: Lieferanten sollen auch außerhalb der bekannten und bestehenden Netzwerke gefunden werden. Die Matchory-Datenbank bietet umfangreiche Informationen zu rund 10,5 Millionen Lieferanten. Als ein weltweit führender Hersteller von Werkzeugmaschinen hat DMG Mori sein Kerngeschäft mehr und mehr um Automations- und Digitalisierungslösungen erweitert. Aber auch abseits der eigenen Produkte setzt das Unternehmen verstärkt auf die Digitalisierung – zum Beispiel in der Beschaffung. 2017 hat das Unternehmen eine Initiative gestartet, um alle wesentlichen Prozesse im Einkauf zu digitalisieren. Diese sei inzwischen weitestgehend abgeschlossen. Und das zahlt sich aus: „Wir haben seit 2016 ein um 40 Prozent gesteigertes Einkaufs - volumen abgewickelt, ohne Personal aufzubauen“, betont Timo Rickermann, Chief Purchasing Officer des Maschinenbauers. Der Einkauf von DMG Mori für Europa ist in einer Matrix organisiert. Das jährliche Einkaufsvolumen liegt bei bis zu 1,2 Milliarden Euro. Rickermann: „Wir haben circa 100 Mitarbeiter, etwa 20 davon im zentralen Bereich. Diese kümmern sich um klassische Aufgabengebiete, wie Lieferanten- und Materialgruppenmanagement, aber auch um Themen wie Value Engineering, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Dekarbonisierung.“ Grundsätzlich sei es die Aufgabe des Einkaufs, optimale Kostenstrukturen durch eine frühzeitige Lieferanteneinbindung in den Entwicklungsprozess sicherzustellen. Aber auch der Aufbau widerstandsfähiger, agiler Lieferketten wird immer wichtiger. Im Zuge dessen arbeitet DMG Mori daran, Kernkomponenten verstärkt intern herzustellen bzw. strategische Produktgruppen abzusichern, indem man sich an Partnern beteiligt. „Um die Resilienz darüber hinaus weiter zu stärken, arbeiten wir seit mehreren Jahren mit Matchory zusammen und pflegen eine intensive Entwicklungs- Bild: Matchory 32 Beschaffung aktuell » 1-2 | 2024

Bild: DMG Mori Timo Rickermann ist Chief Purchasing Officer der DMG Mori AG. partnerschaft. Das hat uns auch in der Coronakrise dabei geholfen, ad hoc neue Lieferanten zu finden, wenn es mal eng wurde“, betont Rickermann. Das junge Software-Unternehmen Matchory möchte Transparenz in globale Lieferketten bringen und bietet dem strategischen Einkauf eine automatisierte, KI-basierte Lieferantensuche. Mithilfe von Big Data werden Lieferantendaten aggregiert, aufbereitet und in einer Datenbank zusammengestellt. Durch intelligente Suchalgorithmen soll die Suche permanent verbessert und auf den Nutzer angepasst werden. Lieferantensuche um bis zu 85 Prozent beschleunigen Bei der Digitalisierung der strategischen Einkaufsprozesse von DMG Mori, haben Rickermann und sein Team festgestellt, dass das Lieferanten-Scouting als Prozess bisher nicht einheitlich definiert war. „Bevor wir mit Matchory zusammengearbeitet haben, gab es insbesondere für unsere strategischen Einkäufer keine einheitlichen, strukturierten Mittel für die Lieferantensuche. So hat jeder Einkäufer individuelle Lösungen entwickelt – zum Beispiel Internetrecherchen, Messebesuche oder Branchenbücher. Der Bedarf nach einer effizienteren, standardisierten Lösung mit einheitlichen Vorgaben war daher groß“, beschreibt der Chief Puchasing Officer. Das konnte mit der Einführung von Matchory behoben werden. Der Werkzeugmaschinenhersteller verfügt nun über eine globale Lieferantenrecherche – auf einen Klick in Echtzeit. „Wir bekommen hundertmal mehr Lieferanten weltweit pro Anfrage und konnten den Prozessaufwand um 85 Prozent reduzieren“, erzählt Rickermann. Ist die Longlist potenzieller Lieferanten erstellt, kann über Filterfunktionen eine Auswahl der interessantesten Lieferanten zu einer Shortlist zusammengestellt werden. Aktuell arbeite man mit Matchory daran, die Shortlist ohne weiteren manuellen Aufwand an SAP Ariba zu übergeben, um dort die Ausschreibungen abzuschließen und die Lieferantenqualifizierung sowie -registrierung machen zu können. Ein Schwerpunkt der Lieferantensuche mit Matchory bei DMG Mori liegt auf dem Produktionsmaterial. Anfangs stand besonders die Suche nach geeigneten Gusslieferanten für Maschinen teile in globalen Märkten, wie Indien, China und Osteuropa im Fokus. Die Datenbank wird inzwischen aber auch für Nicht-Produktionsmaterial genutzt. Rickermann und sein Team haben das Tool in den Materialgruppenstrategie-Findungsprozess eingebaut: Einmal jährlich erstellt der Materialgruppenmanager für seine Warengruppe ein Strategie- Update und eine globale Lieferantenrecherche. Dadurch kann er immer wieder aufzeigen, wie sich der Markt entwickelt und baut für jeden Artikel in seiner Warengruppe eine globale Suche auf. Diese kann dann von den betroffenen Einkäufern genutzt werden, wenn ein entsprechendes Projekt ansteht. Der Standorteinkäufer ergänzt seine spezifischen Anforderungen und hat in relativ kurzer Zeit ein valides Suchprojekt. Der Zentraleinkauf kann so sicherstellen, dass die im Konzern definierten Suchkriterien Anwendung finden. Eine Matchory-Funktion die im DMG-Mori-Einkauf auf großen Zuspruch stößt, ist die sogenannte Ähnlichkeitssuche. Dabei handelt es sich um ein KI-Modell, welches das Start-up selbst entwickelt hat. Wenn Nutzer ein Produkt suchen und hierfür ihre Referenzlieferanten eingeben, analysiert das System das Datenprofil der Lieferanten und macht einen Ab- Bild: Matchory Aiko Wiegand ist CEO und Co-Gründer der KI-basierten Lieferantensuche Matchory. Beschaffung aktuell » 1-2 | 2024 33

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