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Beschaffung aktuell 01-02.2024

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» BME AKTUELL 1. Deutscher Lieferkettentag in Berlin Bürokratie abbauen – Digitalisierung vorantreiben Bild: Kamil Janus „Wir müssen besonders den Mittelstand von Bürokratie entlasten und dafür dringend die Digitalisierung technologieoffen vorantreiben.“ So lautete die einhellige Forderung der Veranstalter des 1. Deutschen Lieferkettentages am 18. Oktober in Berlin. Zur Veranstaltung mit etwa 150 Teilnehmern hatten der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh), der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) und DER MITTELSTANDSVERBUND eingeladen, um über Regulierung und Digitalisierung des globalen Handels zu diskutieren. „Die bürokratischen Herausforderungen für die Unternehmen sind groß und die Entlastung für kleine und mittelständische Unternehmen wirkt de facto nicht, weil Berichtspflichten weitergegeben werden. Digitale Lösungen wie Beschaffungsplattformen und KI-basierte Risikoanalysen für Lieferketten schaffen auf der anderen Seite Transparenz in den Wertschöpfungsketten und helfen, die richtigen Prioritäten zu setzen“, sagte Gero Furchheim, Präsident des bevh, zur Eröffnung. Marius Müller-Böge, Leiter Mittelstandspolitik DER MITTELSTANDSVER- BUND, sprach in seinem Panel mit Vertre- Brachte ihre Expertise in das Podium „Lieferketten und Zeiten - wende – wie gelingt die Neujustierung“ auf dem 1. Deutschen Lieferkettentag in Berlin ein: BME- Vorstandsvorsitzende Gundula Ullah (3.v.l.). ter:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über Auswirkungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) sowie die Bedeutung eines umfassenden Lieferkettenmonitorings. „Uns ist bewusst, was das für einen Umsetzungsumfang für die Unternehmen bedeutet. Gerade bei den Berichtspflichten gibt es Sorgen und Nöte. Wir wollen handhabbare Regelungen schaffen, die umsetzbar und zumutbar sind. Wir treten dabei für eine europäische Regelung ein”, so Lilian Tschan, Beamtete Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS). Dr. Michael Eßig, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Universität der Bundeswehr München, dazu: „Es ist nicht nur eine normative Frage, sondern vor allem auch wirtschaftliche Frage, wie man Lieferketten organisiert. Der Handel spielt dabei eine wichtige Rolle.“ Torsten Safarik, Präsident des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), warnte im Rahmen der Fachveranstaltung Unternehmen eindringlich davor, ihre Sorgfaltspflichten auf ihre Zulieferer und Intermediäre abzuwenden. Das LkSG lege ausdrücklich eine Bemühenspflicht für jedes Unternehmen fest, die Lieferkettenüberwachung zu einer Kernkompetenz im eigenen Haus zu machen. „Die bestehenden Herausforderungen lassen sich nur im engen Schulterschluss von Politik und Wirtschaft meistern. Der Mittelstand steht hier besonders im Fokus, denn die oft kleinen und mittleren Unternehmen sind essenziell auf lieferkettenfreundliche Rahmenbedingungen angewiesen.“ BME-Messekalender 2024 Kostenfreier Zugang zu Messen mit BME-Fachvorträgen Der BME informiert auch 2024 auf Fachmessen unterschiedlicher Größen und Ausrichtungen über aktuelle Trends und Innovationen in der Beschaffung. Im Rahmen der Messen können Verbandsmitglieder an den BME-Einkäufertagen kostenlos teilnehmen. Freuen Sie sich auf hochinformative Fachvorträge und Podiumsdiskussionen: • Nortec – 25.01.2024, Hamburg • Eisenwarenmesse – 05.03.2024, Köln • wire & Tube – 15.04.2024, Düsseldorf • Hannover Messe – 24.04.2024, Hannover • CastForge – 05.06.2024, Stuttgart Ausführliche Informationen: frithjof.kilp@bme.de Impressum: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME) Frankfurter Straße 27, 65760 Eschborn, Tel. 06196 5828-0, Fax –399, E-Mail: info@bme.de, Internet: www.bme.de 60 Beschaffung aktuell » 1-2 | 2024

BÜCHER « Die Biografie des Selfmade-Milliardärs und Tesla-Gründers Elon Musk – Unternehmer zwischen Genie und Wahnsinn Walter Isaacson, der vor Jahren schon eine viel beachtete Biografie des legendären Apple- Gründers Steve Jobs vorlegte, hat nun eine neue Biografie des Selfmade-Milliardärs und Tesla- Gründers Elon Musk herausgebracht. Er legt offen, wie Elon Musk tickt, und auch wie er sein Imperium führt. Elon Musk – Die Biografie. Walter Isaacson, C. Bertelsmann Verlag, München 2023, 832 Seiten, 38,00 Euro ISBN: 978–3–570–10484–2 Bild: Bertelsmann „Der Umgang mit seinem Leben ist wie der Versuch, Notizen zu machen, während man aus einem Feuerwehrschlauch trinkt“, so beschrieb Walter Isaacson, der auf eine lange journalistische aber auch wissenschaftliche Karriere zurückblicken kann, seine Arbeit an der vorliegenden Biografie. Diese ist nach Ansicht des Verlages „die erstaunlich intime Geschichte des faszinierendsten und umstrittensten Innovators der Welt, eines Visionärs, der alle Grenzen gesprengt und die Welt in das Zeitalter der Elektrofahrzeuge, der privaten Weltraumforschung und der künstlichen Intelligenz geführt hat“. Besessenheit als Triebfaktor ne Fabriken und führte Interviews mit ihm, seiner Familie, seinen Freunden, Kollegen und auch mit seinen Gegnern. Herausgekommen ist ein aufschlussreiches Buch voller bemerkenswerter Erfolgsgeschichten aber auch Flops, das die Frage aufwirft: Ist die offenkundige Besessenheit (im Amerikanischen der Demon Mood), die Musk antreibt, auch das, was man braucht, um Innovation und Fortschritt voranzubringen? Die Antwort des Biografen lautet ja. Er ist für seine Mitarbeiter sicherlich ein sehr fordernder, wenig empathischer Chef. Jenseits der Einblicke in die Persönlichkeit gibt die Schrift Einblicke in die Erfolgsprinzipien von Musk. Im Mittelpunkt steht der von ihm geprägte sogenannte Algorithmus der Produktentwicklung, der allen Mitarbeitern eingeimpft wird und einen erheblichen Beitrag dazu leistet, dass Tesla eine unfassbar hohe Gewinnmarge erzielt, und dass SpaceX-Raketen wesentlich kostengünstiger als Konkurrenzprodukte gebaut werden. Der „Algorithmus“ ist ein neuer Lean -Manage ment-Ansatz. Er beinhaltet einen Fünf-Punkte-Plan, mit dem Musk jedes Problem angeht, sei es in der Produktion oder in der Produktentwicklung. Ganz oben steht das Prinzip: Vorgaben jeder Art hinterfragen. Für Elon Musk gilt nur das „First Principle“. Dementsprechend sind etwa bei der Konstruktion nur die grundlegenden Gesetze der Physik zu befolgen. Jede regulatorische oder organisationsintern kreierte Vorschrift wird ange- »Gnadenlos feuert er Mitarbeiter, schreit sie an und ist allgemein gefürchtet.« Zwei Jahre lang begleitete der Biograf Elon Musk, besichtigte gemeinsam mit ihm seizweifelt und auf ihre Logik und Richtigkeit überprüft. Das nächste Prinzip lautet: möglichst viel weglassen, seien es Teile oder Fertigungsprozesse. Es soll alles so einfach und schnell wie möglich sein. Dies wiederum ist Voraussetzung für das dritte Prinzip: die Produktion optimieren allerdings stets unter Beachtung der Prinzipien 1 und 2. Nach Musks Meinung werden zu oft Produktionsprozesse verbessert, die später wegfallen. Die letzten beiden Prinzipien sind die Beschleunigung und die Automatisierung der einzelnen Produktionsabschnitte. Auch hier gilt: Zuerst sind die vorhergehenden Prinzipien zu beachten. Diesen Fünf-Punkte-Plan setzt Musk überall konsequent um. Hinzu kommt seine Designversessenheit. Musk lässt mit großem Erfolg Designer und Ingenieure Hand in Hand arbeiten, wie man dies auch von Apple kennt. Der Fünf-Punkte-Plan Abgesehen von diesen Erfolgsprinzipien geht die Biografie intensiv auf Musks ruppigen Führungsstil ein. Musk erzeugt eine „irrsinnige Dringlichkeit“, wie er es ausdrückt. Er zeigt in der Führung Härte: Gnadenlos feuert er Mitarbeiter, schreit sie an und ist allgemein gefürchtet. Die Lektüre – auch kursorisch – lohnt sich und bietet Firmenchefs Anschauungsmaterial. Sie sollten dann aber sorgfältig abwägen, was sie davon umsetzen. Prof. Dr. Robert Fieten Beschaffung aktuell » 1-2 | 2024 61

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