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Beschaffung aktuell 09.2023

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» INTRALOGISTIK Stefan Lampa, CEO, Proglove „Die Mitarbeiter spüren wesentliche Verbesserungen in ihren Abläufen“ In der Industrie steht die Datenerfassung über Barcodes an der Tagesordnung. Allerdings bringen Pistolenscanner neben unnötigen Greifzeiten oft auch ergonomische Probleme mit sich. Proglove integriert den Barcodescanner deshalb direkt in den Arbeits handschuh. Stefan Lampa leitet das Unternehmen und spricht im Interview über das Produkt, die entstehenden Daten und die Vorteile für die Mitarbeitenden. Beschaffung aktuell: Herr Lampa, Sie sind seit März als CEO bei Proglove. Wie liefen die ersten Monate und wo setzen Sie Ihren Schwerpunkt? Stefan Lampa: Die ersten Monate waren großartig, ich habe viel von unserem Team und vor allem von unseren Kunden gelernt. Wir haben eine ganze Reihe von Neukunden, die gerade beginnen, die Proglove-Technologie zu nutzen. Was mich besonders begeistert ist, dass sie dabei nicht nur von Produktivitätssteigerungen profitieren. Unser Angebot hilft ihnen auch dabei, eine sichere und gesunde Arbeitsumgebung zu schaffen. Der Einsatz von Wearable Scannern reduziert nachweislich das Verletzungsrisiko durch sich wiederholende Bewegungen. Mein persönlicher Schwerpunkt liegt darauf, unsere neu formulierte Strategie umzusetzen. Diese ist auf weitere Innovationen, eine engere Zusammenarbeit mit unseren Kunden sowie den Aufbau eines Ökosystems von Technologiepartnern, u. a. Robotikunternehmen, ausgerichtet, um einen noch stärkeren Wachstumsmotor aufzubauen. Können Sie Ihr Kernprodukt einmal beschreiben? Wir stehen für Wearable-Scanner-Lösungen, die das Zusammenspiel von Mensch und Technologie perfektionieren. Während man herkömmliche Pistolen scanner für jeden Scanvorgang in die Hand nehmen und wieder ablegen muss, werden unsere Scanlösungen mit einer Man- schette direkt am Handgelenk getragen. Das spart bei jedem Scanvorgang Sekunden, die sich über den Tag und alle Scanvorgänge hinweg zu einer Zeitersparnis von mehreren Stunden aufsummieren können. Die Handschuhe sind leicht und passen sich den Händen und dem Arbeitsablauf der Anwender an. Diese werden weniger belastet und können ihre Arbeit schneller und genauer erledigen. Stefan Lampa ist seit März 2023 als CEO bei Proglove tätig. Welche Features bieten ihre Handschuhscanner? Zum einen haben wir es geschafft, Ergonomie und Effizienz zu verbinden und so eine attraktive Lösung für den Lagermitarbeiter und den Prozessverantwortlichen gleichermaßen zu schaffen. Die Manschetten mit den Scannern werden gerne getragen, weil sie leicht und klein sind. Zum anderen sind die Handschuhscanner Bild: Proglove 54 Beschaffung aktuell » 09 | 2023

weit mehr als klassische Scanner. Mithilfe von Sensorik generieren sie Prozessdaten, die wir für unsere Kunden in umsetzbare Prozesserkenntnisse aufbereiten. Das kann zum Beispiel helfen, unnötige Wege zu erkennen und die Lagerstruktur anzupassen. Zudem können unsere Scanner dem Lagermitarbeiter den optimalen Weg zum gesuchten Produkt oder Regal zeigen. Insgesamt helfen unsere Produkte durch Mikroeffizienzen, Zeit und Mühe zu sparen. Welche Produkte und Services bieten Sie über die Hardware hinaus an? Ein zentrales Feld ist unsere korrespondierende Software, die in mehrerlei Hinsicht einen Mehrwert bietet. Erstens ermöglicht sie es, Geräte zu integrieren und so ein vernetztes Lager aufzubauen. Zweitens ist sie essenziell für das Gerätemanagement: Unternehmen können ihre Geräte standortübergreifend verwalten und aus der Ferne überwachen. Und drittens helfen sie dabei, Prozess wissen aufzubauen und daraus wichtige Erkenntnisse zu ziehen. Welche Daten werden beim Einsatz der Lösungen gesammelt und wofür lassen sich diese nutzen? Mit unseren Geräten können Kunden eine Reihe relevanter Daten für Gerätemanagement und Prozessoptimierung sammeln. So erschaffen wir zum Beispiel ein digitales Abbild der Lager- oder Produktionsprozesse. Dadurch muss der Nutzer sich nicht durch Excel-Reports quälen, sondern hat die Information in Echtzeit aufbereitet vorliegen. Daneben gibt es Daten, die den Arbeitsalltag erleichtern: Ist das Gerät am Schichtende wieder in der Ladestation oder muss ich es suchen gehen? Wie ist der Akkustand? Welche Geräte werden wie intensiv genutzt? Wie groß ist der Bewegungsaufwand? In welcher Abfolge und Zeit werden Arbeitsschritte fertig gestellt? Dabei können Arbeitsstationen standortübergreifend miteinander verglichen werden, um Best-Practices zu erkennen und diese firmenweit auszurollen. Ein dritter zentraler Anwendungsbereich ist die Fehlervermeidung. Das System Die Scanlösung kann mit einer Manschette direkt am Handgelenk getragen werden. weiß, welche Barcodes zu welchem Prozessschritt gehören, und kann optimierte Gerätekonfigurationen vorschlagen. Dadurch können die Mitarbeiter besser durch den Prozess geleitet werden und machen weniger Fehler. Auch systematische Fehler, die das Warenwirtschaftssystem übersieht, können kontinuierlich identifiziert und behoben werden, weil die Software wie eine durchgängige Zeitstudie ist, die alle Arbeitsschritte erfasst und analysiert. Welche Vorteile entstehen für die Mitarbeitenden und wie ist die Akzeptanz solcher Wearables? Wir konnten bei zahlreichen Kundenbefragungen feststellen, dass die Mitarbeiterzufriedenheit nach Einführung unserer Scanner deutlich steigt. Dies lässt sich vor allem auf die bessere Ergonomie unserer Produkte zurückführen. So berichten uns unsere Kunden, dass die Mitarbeiter wesentliche Verbesserungen in ihren Arbeitsabläufen spüren und es auch zu weniger Verletzungen und krankheitsbedingten Ausfällen kommt. Dazu haben wir auch eine Studie mit dem Fraunhofer-Institut durchgeführt, die im September veröffentlicht wird. Die Manschetten sind klein, leicht und ergonomisch geformt, was das Verletzungsrisiko reduziert. Anwender können die Scanner eher nicht versehentlich verlegen oder vergessen, und die Handhabung ist sehr einfach: Es muss lediglich ein Auslöseknopf am Zeigefinger betätigt werden, der wie ein Kugelschreiber funktioniert. Zudem helfen ihnen die Scanner dabei, selbstständig und mobil zu arbeiten. Dazu trägt beispielsweise eine Funktion bei, die dem Anwender in Echtzeit Rückmeldung gibt: Wo muss ich als nächstes hin? War mein letzter Scan fehlerhaft? Welche Wege habe ich zurückgelegt? Das alles erlaubt es den Mitarbeitern, im Zweifel eigene Fehler selbst zu erkennen und zu beheben. Wie funktioniert die Integration der Scanner? Wir sind systemagnostisch und bieten verschiedene Schnittstellen für Android, Windows beziehungsweise Linux und iOS an, damit der Kunde unsere Lösungen möglichst schnell und unkompliziert nutzen kann. Im einfachsten Fall funktioniert die Integration über Plug-and-play: Unsere App wird installiert beziehungsweise unser Gateway per USB an das Terminal angeschlossen, der Scanner wird durchs Abscannen eines QR-Codes mit dem Computer oder Smart Device verbunden, und schon kann es losgehen. Sie möchten das europäische Wachstum verdoppeln, haben Sie dem Handelsblatt gesagt. Wie nahe sind Sie diesem Ziel und wie steht Proglove aktuell da? Wir sind im letzten Jahr global um ca. 40 Prozent gewachsen und wollen in diesem Jahr um weitere 45 Prozent wachsen. Wir gehen daher davon aus, dass wir bis Ende des Jahres unser Wachstum im Vergleich zu den letzten zwei Jahren in der Tat verdoppelt haben werden. Das haben wir vor allem auch dem Wachstum im Enterprise- Bereich zu verdanken. Neben zahlreichen neuen Kunden konnten wir unser Bestandskundengeschäft deutlich ausbauen, was auch die Zufriedenheit unserer Kunden widerspiegelt. Das Interview führte Yannick Schwab, Beschaffung aktuell. Bild: Proglove Beschaffung aktuell » 09 | 2023 55

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