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Beschaffung aktuell 1-2.2022

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Nach einer im November

Nach einer im November 2021 durchgeführten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) rechnet keine einzige Branche für 2022 mit einem Produktions- oder Geschäftsrückgang – die meisten Firmen erwarten sogar einen kräftigen Wachstumsschub. Bild: Lightbox/stock.adobe.com Ausblick für Einkauf und Supply Chain Management Wirtschaftsprognose 2022: Ein weiteres herausforderndes Jahr Die Wirtschaft im Euroraum ist im Sommer 2021 erstaunlich kräftig gewachsen. Dies hat unter den Ökonomen zu großem Optimismus bei den Prognosen für 2022 geführt. Wunschdenken? Prof. Dr. Robert Fieten analysiert die Chancen und Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung in 2022. Er geht dabei auf die inflationären Tendenzen ein und arbeitet heraus, welche Herausforderungen auf Einkäufer zukommen. Die deutschen Industrieunternehmen sind im Durchschnitt recht gut durch die Pandemiekrise gekommen: Ihre Auftragsbücher sind übervoll, die Finanzierungsbedingungen für Investitionen bleiben auch in 2022 extrem günstig. Zudem wurden in 2021 ordentliche Gewinne erzielt. Aber branchenübergreifend fehlt es an Material und Vorprodukten sowie immer mehr auch an Fachpersonal. Dies wiegt schwer, denn notwendige Voraussetzung für eine Nutzung der auf den ersten Blick komfortablen Situation in 2022 wäre, dass die Unternehmen nach dem herbeigesehnten Ende der Pandemie wieder alle vorhandenen Potenziale in Gestalt von Arbeitskräften, Finanzmitteln und Produktionskapazitäten voll ausschöpfen können. Dies kann jedoch nur dann gelingen, wenn die internationalen Lieferketten wieder funktionieren. Indessen bestätigt jede Nachrichtensendung aufs Neue, dass die Pandemie als größtes Risiko alles andere als unter Kontrolle ist. In die Prognosen der Ökonomen ist die Omikron-Variante mit ihren wirtschaftlichen Folgewirkungen bisher nicht eingepreist. Eines ist daher sicher: Auch in 2022 steht die deutsche Industrie vor großen Herausforderungen: nicht gebannte Lockdown-Gefahr, Lieferengpässe, steigende Frachtraten und explodierende Energie- und Rohstoffpreise. Der Start in das neue Jahr dürfte holprig werden, und es ist zu erwarten, dass die Wirtschaft im Jahresverlauf Achterbahn fahren wird. 20 Beschaffung aktuell » 1-2 | 2022

MANAGEMENT « Gleichwohl: Umfragen stützen den Optimismus der Auguren. Der vom Münchner ifo Institut ermittelte Geschäftsklimaindex im verarbeitenden Gewerbe legte im Dezember nach fünf Rückgängen infolge leicht zu. Während die Unternehmen ihre aktuelle Lage schlechter beurteilten als im November, wittern sie auf Sicht der nächsten sechs Monate Morgenluft. Die Chancen stehen nicht schlecht dafür, dass der Winterrezession ein Sommerboom folgt. Allerdings bleibt die Frage: Kommt nach dem Sommerboom abermals ein schwieriger Corona-Herbst? Es wäre der dritte infolge. Dies wäre fatal. Konjunkturmotoren Export und Konsum Sofern das Worst-Case-Szenario bei den derzeitigen Risiken (Pandemie, Handelskonflikte, neue durch die Überschuldung vieler Staaten induzierte Finanzkrise) im Jahre 2022 nicht eintritt, sind die Absatzperspektiven für die deutsche Industrie auf den wichtigsten Exportmärkten gut. So deutet in den USA alles darauf hin, dass sich die Konjunktur nach dem Durchhänger im dritten Quartal zum Jahresschluss und in den Folgequartalen beschleunigt. Der Grund dafür ist, dass der Arbeitsmarkt sich als Treiber der Konsumausgaben hervorragend entwickelt. Die wachsende Kaufkraft der US-Bürger regt die Nachfrage nicht zuletzt nach Waren „made in Germany“ an. Während die Konjunktur in den USA trotz Corona boomt, bremst die rigide No-Covid-Strategie in China das Wachstum. „Der Null-Corona-Ansatz in China könnte die wirtschaftlichen Aktivitäten in der größten regionalen Volkswirtschaft ernsthaft unterbrechen“, warnen die Ökonomen der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB). Hinzu kommt, dass sich die Banken auf Geheiß der Regierung bei der Kreditvergabe an die hoch verschuldeten Staatskonzerne zurückhalten. Das bremst die Investitionen. Den heiß gelaufenen Immobilienmarkt wiederum versucht die Regierung etwa durch die Deckelung von Kaufpreisen abzukühlen. Die ADB-Ökonomen erwarten, dass sich das Wachstum der chinesischen Wirtschaft von 8,0 Prozent in 2021 auf 5,3 Prozent in 2022 abschwächt. In Europa, dem wichtigsten Absatzmarkt für deutsche Exporteure, dürfte die Konjunktur ebenso wie in Deutschland durchstarten, sofern sich das Virus im Frühjahr verzieht. Die Ökonomen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) rechnen mit einem Plus bei den deutschen Exporten von sechs Prozent für das nächste Jahr. Der wichtigste Konjunkturmotor dürfte im nächsten Jahr der private Konsum sein. Seit Beginn der Pandemie haben die privaten Haushalte 200 Milliarden Euro zusätzlich gespart. Durch die aktuellen Lockdown-Maßnahmen dürften es in den nächsten Monaten noch mehr werden. Ein Teil des Geldes wird wohl in den Konsum fließen, sobald die Corona-Restriktionen fallen. Nach einem Durchhänger in den Wintermonaten könnte der Konsum im Verlauf des Sommerhalbjahrs daher kräftig anziehen. Gestützt wird der private Konsum von einer nach wie vor guten Lage auf dem Arbeitsmarkt. Die Erholung am Arbeitsmarkt dürfte 2022 grundsätzlich weitergehen, erwarten die Experten beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Das ifo Institut rechnet damit, dass die Anzahl der Erwerbstätigen insgesamt um etwas mehr als 400.000 gegenüber diesem Jahr steigt und die Arbeitslosenquote von 5,7 auf 5,2 Prozent sinken werde. Inflationäre Tendenzen in 2022 Zumindest im ersten Quartal 2022 dürften, wenn die Omikron-Infektionen stark zunehmen sollten, die für einen nachhaltig kräftigen Aufschwung benötigten Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im November 2021 um 19,2 % höher als im November 2020. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis ) weiter mitteilt, war dies der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahres monat seit November 1951 (+20,6 %). Bild: Destatis Beschaffung aktuell » 1-2 | 2022 21

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