BLACKBOOK IRLAND Royal BLACKBOOK IRLAND Royal Portrush Das neu gestaltete 17. Loch tragen: „Unsere Kunden sind nicht irgendwer, sondern zahlen pro Tag 200 Euro. Und wir spielen nicht im kleinen Kämmerlein, sondern auf der Bühne der Welt.“ Die neue Fremdenfreundlichkeit in der Golfclubszene ist nicht ganz ohne Eigennutz: Besucher von Übersee tragen einen erklecklichen Teil zum Jahreshaushalt bei mit ihrem Bestreben, in den feinen Clubs der Welt Einlass zu finden – zu einem Preis, der die meisten privaten US-Clubgolfer vor Neid erblassen macht. Und da sich Euro und US-Dollar im Wechselkurs immer mehr annähern, spricht vieles dafür, dass 2017 für Irlands frisch hergerichtete Golfplätze ein Erfolgsjahr wird. A ls neuen Platzmanager stellte der Ballybunion Golf Club (ballybunion golfclub.com) 2014 John Bambury ein, der vorher in derselben Aufgabe auf zwei Golfanlagen von Donald Trump doppelt ausgelastet war. Gleich im ersten Frühjahr wurde er mit einer Umgestaltung beauftragt, die ehrgeiziger kaum sein könnte: Alle 18 Greens des berühmten Old Course seien für den Club neu anzulegen und (unabdingbar für Links-Golfplätze) auf hochwertiges Schwingelgras umzustellen. Alles musste in einem Zug geschehen, Zeit für Experimente oder Fehler gab es nicht. Erschwerend kam hinzu, dass die Durchführung eng getaktet im Winter 2015/16 stattfinden sollte. Bei der Renovierung herrschte Eile wie bei einer Not-OP, aber der Club wollte unbedingt im Frühjahr neu eröffnen – was Bambury in einem Interview verteidigte: „Alle kommen mit den höchsten Erwartungen nach Ballybunion, für manche Reisende sind wir der einzige Punkt auf dem Wunschzettel. Da muss alles stimmen.“ Eine stückweise Renovierung hätte sich hingegen hingezogen und die Reputation des Clubs ruiniert. Hauptsächlich war die Entwässerung zu verbessern, denn der Old Course liegt nicht auf Sand- sondern auf Lehm- und Tonschichten. Manche Greens wurden deshalb schon nach leichtem Regen zu weich. Zusammen mit dem Golfarchitekten Graeme Webster beaufsichtigte Bambury vom Landschaftsgestalter über den Ingenieur bis zum Lkw-Fahrer rund 80 Leute, die auf Grundlage von GPS-Daten Geländekonturen kartierten, schwere Böden abtransportierten und alte Karnickelbunker beseitigten. Dann wurde neuer Sandboden ausgebracht und, wie Bambury erklärt, „das neue Datenprofil mit dem Soll-Datenprofil abgeglichen. Erst bei 100-prozentiger Übereinstimmung galt ein Green als fertig“. Im vergangenen Jahr wurde ausgiebig nachgesät und die Bodendecke noch mal gesichert, damit die jungen Greens dem Ansturm der Golfer standhalten. Das bremste etwas das Spieltempo, aber die Anlage sah tipptopp aus. Für Ballybunion hat sich das Wagnis also gelohnt. D er Royal Portrush Golf Club (royal portrushgolfclub.com) an der Antrim Coast von Nordirland liegt nahe der berühmten Burg ruine Dunluce, deshalb auch der Name Dunluce Course für die zugehörige Anlage. Als einziger Golfclub außerhalb Großbritanniens war Royal Portrush einmal Ausrichter der British Open. Die Ankündigung durch Royal & Ancient‘s, dass das 2019 wieder der Fall sein würde, löste Jubel bei den Fans aus – aber die Ansprüche an die Ausrichtung von Meisterschaften sind seit 1950 gestiegen, vor allem braucht der Club Flächen für neue Einrichtungen und Veranstaltungen mit Würdenträgern und Firmen. In Zusammenarbeit mit den Golfarchitekten Tom Mackenzie und Martin Ebert gelang es, die auf den legendären Harry Colt zurückgehende Platzgestaltung – für einige dennoch horribile dictu – zu „verbessern“, indem die benötigten Flächen bereitgestellt und der Platz selbst vor allem im Finish-Bereich aufgewertet wurde. Durch Anmietung von Land konnten nach dem sechsten Loch zwei neue Löcher angelegt und damit Loch 17 und 18 versetzt werden. Das neue Loch 7 ist ein Par 5 der Extraklasse mit einem gewundenen Anstieg innerhalb der zentralen Dünenformation. Und der berühmte Big-Nellie-Bunker, der in der klassischen Anlage schon so manchem weiten Schlag am 17. Loch den Garaus bereitet hatte, wurde von den Architekten in naturgetreuer Umgebung wieder angelegt. Das Konzept geht auf, zumal die Löcher im Verhältnis zur Windrichtung ähnlich angeordnet bleiben: Wie ehedem arbeiten sich die Golfspieler ehrfürchtig zur Big Nelly vor in der Hoffnung, dass der Ball mit dem Wind an ihr vorübergehen möge. Auch das überarbeitete achte Loch ist eine harte Nuss, denn hier müssen sich die Spieler ihr Dogleg gut einteilen, damit der Ball nicht den Dünenhang hinab ins Nirwana entschwindet. Wer sich mit langen Drives in Sicherheit bringen will, braucht mehr Annäherungsschläge und nähert sich dabei gefährlich einem Bunker beim Grün. A m Südwestzipfel der Küstenstraße Ring of Kerry liegt Waterville, das unter Golfern und Anglern lange als Hort der Ruhe galt. Doch jetzt tut sich was: Unweit der Statue zu Ehren Charlie Chaplins (der in Waterville einige freie Tage verbrachte) wurde vor zwei Jahren das Boutique-Hotel Sea Lodge Hotel (sealodgewaterville.ie) eröffnet. Die Betreiber sind ein Team aus Bruder und Schwester. Und Starkoch David Farrell, der im Smith & Wollensky in New York den Löffel schwang, verlegt sein Restaurant Dooley’s (dooleyswaterville.com), bekannt für Meeresspezialitäten und Dörrfleisch-Steaks, ins zentralere und nicht so wetterumtoste Huntsman Hotel. Auch das Clubhaus des Waterville Golf Links (watervillegolflinks.ie) wird einer umfassenden Renovierung unterzogen: In Arbeit ist die erste Phase, bei der die Gebäudefront nach außen versetzt wird, was den Golfplatz ab nächstem Frühjahr um einen Blickfang erweitert (eigentlicher Grund ist jedoch Flächengewinn für die Umkleidekabinen des Pro-Shops). Und PHOTO © ROYAL PORTRUSH GOLF CLUB 26 CENTURION-MAGAZINE.COM
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