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dei die ernährungsindustrie 03.2017

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MECHANISCHE VERFAHREN

MECHANISCHE VERFAHREN Effiziente und protokollierte Zugabe von Kleinmengen bei der Teigherstellung Manuelles Wägezentrum Weniger Fehlchargen, deutliche Produktivitätssteigerung und eine lückenlose Rückverfolgbarkeit der Teigchargen – das sind nur einige Vorteile, von denen die Bäckerei Gillen nach der Installation von Mandos profitiert. Weitere Vorteile, technische Besonderheiten und detaillierte Anwendererfahrungen finden Sie im folgenden Beitrag. Die Bäckerei Gillen ist das regionale Synonym für hochwertige Backwaren. Dabei hat das 1951 gegründete Familienunternehmen nie den Bezug zur Handwerkskunst verloren. Pro Woche werden 100 t Mehl zu einer großen Vielfalt von Backwaren, das Spektrum reicht von herzhaft bis süß, verarbeitet; täglich sind das bis zu 120 Produkte. Für den Produktionsstandort St. Wendel-Bliesen war eine Produktionserweiterung mit modernem Rohstoffhandling geplant. Bereits 2014 begannen die Gespräche über die Gestaltungsmöglichkeiten zwischen der Geschäftsführung und der Produktionsleitung von Gillen und den Schüttgutexperten von AZO. Gemeinsam wurde eine verfahrenstechnische Lösung erarbeitet, die die Grundlage für die finale Beauftragung von AZO bildete. Dosierung der Kleinmengen Die Anforderungen an die neue Anlage waren vielfältig. So musste die Annahme und Lagerung der Mehle sowie deren leistungsfähige, automatisierte Zuführung auf die Verarbeitungspunkte neu gestaltet werden. Außerdem galt es sämtliche Rezepturbestandteile genau zu wägen und die Produktionstransparenz und durchgängige Rückverfolgbarkeit sicherzustellen. Ein besonderes Augenmerk galt der Teigherstellung. Hier kommen alle Zutaten, auch die Kleinmengen, zusammen. Die Dosierung der Handzutaten stellte ein Nadelöhr dar, das es unbedingt zu beseitigen galt. Das beinhaltete die Erhöhung des Bedienkomforts, die Steigerung der Leistung und Flexibilität sowie die ergonomische Gestaltung dieses Bereichs. Ein weiterer wichtiger Punkt für eine effiziente Produktion und sichere Lagerhaltung war die Anbindung an das bestehende Warenwirtschaftssystem mit automatisiertem Datenaustausch. Automatisierung lohnt sich nicht Bei der Teigherstellung kommt eine Vielzahl unterschiedlichster Zutaten in so kleinen Mengen zum Einsatz, dass eine Automatisierung schwer machbar oder nicht wirtschaftlich ist. Sie werden deshalb von Hand gewogen und zusammengestellt. Aber gerade diese Kleinstmengen sind es, die die Rezeptur entscheidend beeinflussen. Deshalb ist es besonders wichtig, diese Bestandteile ergonomisch bereitzustellen und kontrolliert und überwacht in den Produktionsprozess einzubringen. Hierfür wurde für die Bäckerei Gillen eine individuelle Lösung gestaltet. Dabei werden die schüttfähigen Hauptzutaten vom sogenannten Schüttboden aus in Pufferbehälter umgelagert, die auslaufseitig unmittelbar im Bereich der Teigherstellung münden. Die linear angeordneten Pufferbehälter werden dabei über einen fahrbaren Einfülltrichter staubarm aus Säcken befüllt. Sie ragen durch die Decke und münden im Stockwerk darunter in Schütten, aus denen der Bediener die Zutaten manuell entnehmen kann. Die zentrale Anordnung des manuellen Wägezentrums Mandos in Tandemausführung, unmittelbar neben den Einfüllöffnungen der Knetschalen, bietet optimale Arbeitsbedingungen zur Einwaage der Zutaten. Mithilfe zweier linear verfahrbarer Tischwaagen kann der Bediener die einzelnen Zutaten grammgenau in zwei Boxen dosieren. Die Bedienerführung erfolgt menügesteuert über die PC-Bildschirme, wobei besonderer Wert auf eine benutzerfreundliche Darstellung und ergonomische Bedienung gelegt wurde. Über fahrbare Einfülltrichter werden die in Säcken angelieferten Rohstoffe in Pufferbehälter gefüllt. Letztere befinden sich oberhalb des Mandos-Systems. 42 dei 3 · 2017

MECHANISCHE VERFAHREN Barcodescanner schaffen Sicherheit Der Bediener bekommt zentral alle Informationen zur Verfügung gestellt. Er wird über das System angeleitet die Zutaten des entsprechenden Rezepts mithilfe der vor Ort installierten Barcodescanner zu identifizieren, sie zu wägen und sie zu einem fertigen Kneterbatch vorzubereiten. Da alle Knetschalen eine eigene Barcodekennung haben und auch die Reinigungsschritte wie die anderen Prozessschritte behandelt werden, bildet das System im Status stets deren Zustand und Inhalte ab. Durch den Einsatz von Barcodescannern ist das unbeabsichtigte Vertauschen von Produkten nahezu ausgeschlossen. Außerdem werden sämtliche Zutaten lückenlos erfasst sowie alle Bedienungsschritte und Wägeergebnisse dokumentiert. Beide Mandos-Systeme können von einem Bäcker bedient werden. Die Handzutaten können parallel zur automatischen Mehleinwaage vorbereitet und zugegeben werden. Vor- und Sauerteige werden als weitere Zutat über eine optimierte Leitungsführung direkt in die Knetschalen dosiert und über spezielle Bodenwaagen registriert. Wenn sich alle Rezepturkomponenten in der Knetschale befinden, bringt der Anlagenfahrer sie zum Kneter. Auf die wirtschaftlichen Vorteile der Wägelösung angesprochen, antwortet Klaus Torsten Müller, Prokurist und Leiter der Produktion bei Gillen der Bäcker: „Dank der Tandemanlage kann ein Bäcker in der gleichen Zeit das Doppelte produzieren, wobei alle Zutaten lückenlos dokumentiert werden.“ Nachdem sich alle Rezepturkomponenten in der Knetschale befinden, trägt der Bäcker sie zum Kneter, in dem der Teig hergestellt wird Transparente Prozessdarstellung Sämtliche Vorgänge innerhalb der Rohstoffzuführung – von der Rohstoffannahme über die automatische Dosierung bis hin zur manuellen Einwaage der Handzutaten – werden über das AZO-Leitsystem verwaltet, überwacht und protokolliert. Moderne Industrie-PCs in den Produktionsbereichen sowie Zentralrechner im Produktionsbüro, zeigen eine transparente Darstellung der laufenden Prozesse und ermöglichen eine komfortable Bedienung und Auswertung durch das Produktionspersonal. Die vorausschauende Produktionsplanung durch den Produktionsleiter erfolgt dabei nach Übergabe der Aufträge aus dem Warenwirtschaftssystem an das AZO-Leitsystem. Diese Planung wird kontrolliert und auf den Mandos-Produktionsrechnern freigegeben. Dort werden die Aufträge abgearbeitet und als fertig zurückgemeldet. Ein Punkt, der bei der Umsetzung der dargestellten Aufgaben leider oft vernachlässigt und unterschätzt wird, ist die Anbindung an das betriebseigene Warenwirtschaftssystem. Dabei ist diese Schnittstelle die Grundlage für Effizienz und hohe Produktivität, für eine zuverlässige Lagerhaltung und für die Sicherstellung der Anforderungen aus dem Bestellwesen. Hierauf lag ein besonderes Augenmerk, da es zwar ein etabliertes Warenwirtschaftssystem gab, dieses jedoch bis dato nicht kompatibel zu den Produktionsprozessen war. Schnittstellen definiert Zur Anbindung des Systems wurden Schnittstellen definiert und Datenbanken angelegt und so letztlich die gewünschte Funktionalität und Kommunikation durch AZO Controls umgesetzt. Dies führte zu einer für die Produktionsplanung enorm wichtigen konstanteren Auslastung. Das Unternehmen ist nun in der Lage, während der Produktion, bei gleichzeitiger Nachverfolgbarkeit, flexibler zu reagieren. Mit der Installation des manuellen Wägezentrums Mandos hat Gillen den entscheidenden Schritt zu einer modernen und effizienten Produktionsanlage gemacht. Durch die computergestützte Mitarbeiterführung werden Fehler vermieden und gleichzeitig die Produktion dokumentiert sowie eine Chargenrückverfolgung ermöglicht. Somit können Verluste oder Fehlchargen reduziert werden. » www.prozesstechnik-online.de Suchwort: dei0317azo Autor Klaus Minnaert Vertriebsbeauftragter, AZO Das in der Teigherstellung von Gillen installierte Mandos-System in Tandemausführung ist von einem Bäcker bedienbar. Die Handzutaten können parallel zur automatischen Mehleinwaage vorbereitet und zugegeben werden. dei 3 · 2017 43

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