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2 AKTUELL Feinstaubminderung durch gebäudebegrünung © Bild: Optigrün Autor: Dr. in Daniela Haluza, Institut für Umwelthygiene, Medizinische Universität Wien Der urbane Lebensraum Bäume und Parkanlagen haben in dichtbesiedelten Städten neben ästhetischen und psychosozialen Aspekten eine besondere Bedeutung als „grüne Lungen“, in dem sie Luftschadstoffe wie Kohlendioxid, Ozon oder Staubpartikel reduzieren. Durch den begrenzten Platz in Ballungszentren kann die vielerorts schon angestrebte Implementierung von Parkanlagen ergänzt werden durch die vertikale und horizontale Begrünung von bereits vorhandenen und neu geplanten Gebäuden. Gesundheitsgefährdung durch Luftverschmutzung Laut Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation WHO stellt Feinstaub ein großes Risiko für Gesundheit und Lebenserwartung der Stadtbevölkerung dar. In Deutschland sterben pro Jahr schät- zungsweise 70.000 Menschen vorzeitig an durch diese Noxe verursachte kardiovaskuläre und respiratorische Erkrankungen. Hauptquellen des mit freiem Auge sichtbaren Grobstaubs sowie des mikropartikulären Feinstaubs sind im urbanen Raum Industrie, Straßenverkehr und Hausbrand. Als Feinstaub bezeichnet man Luftschwebestoffe mit einem aerodynamischen Durchmesser von weniger als 10 Mikrometer. Je kleiner ein Partikel ist, desto tiefer kann es in die Lunge eingeatmet werden und umso gesundheitsschädlicher sind die Folgen für den menschlichen Körper. Gründächer Untersuchungen zur quantitativen und qualitativen Staubbindungskapazität von Grünflächen zeigen eine messbare Verbesserung der Luftqualität durch die direkte und indirekte Reduktion von gasförmigen Schadstoffen und Feinstäuben. Für die insgesamt 6,5 Millionen Quadratmeter (m 2 ) Gründachflächen in Toronto, Kanada, wurde in der Umgebungsluft eine 5 - 10%ige Reduktion von Stickoxid und Schwefeldioxid sowie eine Staubver-

3 minderung im Ausmaß von 90 Tonnen pro Jahr geschätzt. Wird für weitere Modelrechnungen ein Vegetationsmix zu gleichen Teilen bestehend aus Gräsern und immergrünen Gewächsen angenommen, beträgt die jährliche Reduktion aller Luftschadstoffe ungefähr 72 kg (Toronto) bis 83 kg (Washington, DC) pro Hektar Dachbegrünung. So wurde auch in Frankfurt, Deutschland, ein unterschiedlicher Grad der Luftverschmutzung zwischen Alleestraßen und unbegrünten Straßen nachgewiesen. Es fanden sich 3.000 Staubpartikel pro Liter Luft in den begrünten, jedoch 10.000 - 20.000 Staubteilchen pro Liter Luft in den baumlosen Verkehrstrassen. Werden diese Erkenntnisse auf Graspflanzen umgelegt, kann ein durchschnittliches Grasdach mit einer Fläche von 2.000 m 2 , das pro m 2 Dach 100 m 2 Blattoberfläche aufweist, der Umgebungsluft etwa 4.000 kg Staub entziehen. Dies entspricht zwei Kilogramm pro m 2 Dach. Sicherlich ist diese Einschätzung zu optimistisch, da der tiefer liegende Anteil der Grasfläche dicht gewachsen ist und für eine optimale Schadstoffbindung unzureichend Kontakt zum Luftstrom erlangt. Aber auch wenn diese Werte auf ein Zehntel dessen reduziert werden, was eine Baumreihe zu leisten vermag, können begrünte Dachflächen immerhin etwa 0,2 kg Schmutzpartikel pro m 2 und Jahr binden. Fassadenbegrünungen Auch alternative Grünstrukturen wie Fassadenbegrünungen mit Kletter- und Schlingpflanzen leisten im versiegelten Innenstadtbereich für die Luftqualität und Stadtklimatologie wertvolle Dienste. Beispielsweise bietet Efeu pro m 2 Fassade drei bis acht m 2 Blattfläche, womit bis zu sechs Gramm Feinstaubpartikel aus der Umgebungsluft entfernt werden können. Darüber hinaus ist diese Pflanzenart immergrün und kann daher das ganze Jahr hindurch als Luftfilter wertvoll Dienste leisten. Fazit Durch standortangepasste Bepflanzungskonzepte und integrale Planung qualitativ guter Grünflächen lassen sich nach heutigem Stand der Wissenschaft durchaus gesundheitsrelevante Feinstaubmengen aus der Luft abscheiden. Bei der Planung und Gestaltung von Grünflächen ist zu bedenken, dass diese unabhängig von ihrer Ausdehnung keine nennenswerte Fernwirkung auf die Luftreinheit und das Mikroklima haben, da die positiven Effekte nur ungefähr 200 Meter weit reichen. Hier wäre eine durchdachte Vernetzung von vertikalen und horizontalen Grünflächen erstrebenswert. Aus umweltmedizinischer Sicht ist zusammenfassend zu sagen, dass unsere Städte durch vermehrte Gebäudebepflanzung gesündere Lebenswelten werden könnten, je grüner, desto besser für die urbane Bevölkerung. Im Gegensatz zu unbegrünten Dachflächen binden Gründächer Luftschadstoffe und Feinstaub (Quelle: von Adler modifiziert nach Dürr, Dachbegrünung, 1994). Literatur bei der Verfasserin, E-mail: daniela.haluza@meduniwien.ac.at

 

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2 AKTUELL Feinstaubminderung durch gebäudebegrünung © Bild: Optigrün Autor: Dr. in Daniela Haluza, Institut für Umwelthygiene, Medizinische Universität Wien Der urbane Lebensraum Bäume und Parkanlagen haben in dichtbesiedelten Städten neben ästhetischen und psychosozialen Aspekten eine besondere Bedeutung als „grüne Lungen“, in dem sie Luftschadstoffe wie Kohlendioxid, Ozon oder Staubpartikel reduzieren. Durch den begrenzten Platz in Ballungszentren kann die vielerorts schon angestrebte Implementierung von Parkanlagen ergänzt werden durch die vertikale und horizontale Begrünung von bereits vorhandenen und neu geplanten Gebäuden. Gesundheitsgefährdung durch Luftverschmutzung Laut Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation WHO stellt Feinstaub ein großes Risiko für Gesundheit und Lebenserwartung der Stadtbevölkerung dar. In Deutschland sterben pro Jahr schät- zungsweise 70.000 Menschen vorzeitig an durch diese Noxe verursachte kardiovaskuläre und respiratorische Erkrankungen. Hauptquellen des mit freiem Auge sichtbaren Grobstaubs sowie des mikropartikulären Feinstaubs sind im urbanen Raum Industrie, Straßenverkehr und Hausbrand. Als Feinstaub bezeichnet man Luftschwebestoffe mit einem aerodynamischen Durchmesser von weniger als 10 Mikrometer. Je kleiner ein Partikel ist, desto tiefer kann es in die Lunge eingeatmet werden und umso gesundheitsschädlicher sind die Folgen für den menschlichen Körper. Gründächer Untersuchungen zur quantitativen und qualitativen Staubbindungskapazität von Grünflächen zeigen eine messbare Verbesserung der Luftqualität durch die direkte und indirekte Reduktion von gasförmigen Schadstoffen und Feinstäuben. Für die insgesamt 6,5 Millionen Quadratmeter (m 2 ) Gründachflächen in Toronto, Kanada, wurde in der Umgebungsluft eine 5 - 10%ige Reduktion von Stickoxid und Schwefeldioxid sowie eine Staubver-

3 minderung im Ausmaß von 90 Tonnen pro Jahr geschätzt. Wird für weitere Modelrechnungen ein Vegetationsmix zu gleichen Teilen bestehend aus Gräsern und immergrünen Gewächsen angenommen, beträgt die jährliche Reduktion aller Luftschadstoffe ungefähr 72 kg (Toronto) bis 83 kg (Washington, DC) pro Hektar Dachbegrünung. So wurde auch in Frankfurt, Deutschland, ein unterschiedlicher Grad der Luftverschmutzung zwischen Alleestraßen und unbegrünten Straßen nachgewiesen. Es fanden sich 3.000 Staubpartikel pro Liter Luft in den begrünten, jedoch 10.000 - 20.000 Staubteilchen pro Liter Luft in den baumlosen Verkehrstrassen. Werden diese Erkenntnisse auf Graspflanzen umgelegt, kann ein durchschnittliches Grasdach mit einer Fläche von 2.000 m 2 , das pro m 2 Dach 100 m 2 Blattoberfläche aufweist, der Umgebungsluft etwa 4.000 kg Staub entziehen. Dies entspricht zwei Kilogramm pro m 2 Dach. Sicherlich ist diese Einschätzung zu optimistisch, da der tiefer liegende Anteil der Grasfläche dicht gewachsen ist und für eine optimale Schadstoffbindung unzureichend Kontakt zum Luftstrom erlangt. Aber auch wenn diese Werte auf ein Zehntel dessen reduziert werden, was eine Baumreihe zu leisten vermag, können begrünte Dachflächen immerhin etwa 0,2 kg Schmutzpartikel pro m 2 und Jahr binden. Fassadenbegrünungen Auch alternative Grünstrukturen wie Fassadenbegrünungen mit Kletter- und Schlingpflanzen leisten im versiegelten Innenstadtbereich für die Luftqualität und Stadtklimatologie wertvolle Dienste. Beispielsweise bietet Efeu pro m 2 Fassade drei bis acht m 2 Blattfläche, womit bis zu sechs Gramm Feinstaubpartikel aus der Umgebungsluft entfernt werden können. Darüber hinaus ist diese Pflanzenart immergrün und kann daher das ganze Jahr hindurch als Luftfilter wertvoll Dienste leisten. Fazit Durch standortangepasste Bepflanzungskonzepte und integrale Planung qualitativ guter Grünflächen lassen sich nach heutigem Stand der Wissenschaft durchaus gesundheitsrelevante Feinstaubmengen aus der Luft abscheiden. Bei der Planung und Gestaltung von Grünflächen ist zu bedenken, dass diese unabhängig von ihrer Ausdehnung keine nennenswerte Fernwirkung auf die Luftreinheit und das Mikroklima haben, da die positiven Effekte nur ungefähr 200 Meter weit reichen. Hier wäre eine durchdachte Vernetzung von vertikalen und horizontalen Grünflächen erstrebenswert. Aus umweltmedizinischer Sicht ist zusammenfassend zu sagen, dass unsere Städte durch vermehrte Gebäudebepflanzung gesündere Lebenswelten werden könnten, je grüner, desto besser für die urbane Bevölkerung. Im Gegensatz zu unbegrünten Dachflächen binden Gründächer Luftschadstoffe und Feinstaub (Quelle: von Adler modifiziert nach Dürr, Dachbegrünung, 1994). Literatur bei der Verfasserin, E-mail: daniela.haluza@meduniwien.ac.at

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3 minderung im Ausmaß von 90 Tonnen pro Jahr geschätzt. Wird für weitere Modelrechnungen ein Vegetationsmix zu gleichen Teilen bestehend aus Gräsern und immergrünen Gewächsen angenommen, beträgt die jährliche Reduktion aller Luftschadstoffe ungefähr 72 kg (Toronto) bis 83 kg (Washington, DC) pro Hektar Dachbegrünung. So wurde auch in Frankfurt, Deutschland, ein unterschiedlicher Grad der Luftverschmutzung zwischen Alleestraßen und unbegrünten Straßen nachgewiesen. Es fanden sich 3.000 Staubpartikel pro Liter Luft in den begrünten, jedoch 10.000 - 20.000 Staubteilchen pro Liter Luft in den baumlosen Verkehrstrassen. Werden diese Erkenntnisse auf Graspflanzen umgelegt, kann ein durchschnittliches Grasdach mit einer Fläche von 2.000 m 2 , das pro m 2 Dach 100 m 2 Blattoberfläche aufweist, der Umgebungsluft etwa 4.000 kg Staub entziehen. Dies entspricht zwei Kilogramm pro m 2 Dach. Sicherlich ist diese Einschätzung zu optimistisch, da der tiefer liegende Anteil der Grasfläche dicht gewachsen ist und für eine optimale Schadstoffbindung unzureichend Kontakt zum Luftstrom erlangt. Aber auch wenn diese Werte auf ein Zehntel dessen reduziert werden, was eine Baumreihe zu leisten vermag, können begrünte Dachflächen immerhin etwa 0,2 kg Schmutzpartikel pro m 2 und Jahr binden. Fassadenbegrünungen Auch alternative Grünstrukturen wie Fassadenbegrünungen mit Kletter- und Schlingpflanzen leisten im versiegelten Innenstadtbereich für die Luftqualität und Stadtklimatologie wertvolle Dienste. Beispielsweise bietet Efeu pro m 2 Fassade drei bis acht m 2 Blattfläche, womit bis zu sechs Gramm Feinstaubpartikel aus der Umgebungsluft entfernt werden können. Darüber hinaus ist diese Pflanzenart immergrün und kann daher das ganze Jahr hindurch als Luftfilter wertvoll Dienste leisten. Fazit Durch standortangepasste Bepflanzungskonzepte und integrale Planung qualitativ guter Grünflächen lassen sich nach heutigem Stand der Wissenschaft durchaus gesundheitsrelevante Feinstaubmengen aus der Luft abscheiden. Bei der Planung und Gestaltung von Grünflächen ist zu bedenken, dass diese unabhängig von ihrer Ausdehnung keine nennenswerte Fernwirkung auf die Luftreinheit und das Mikroklima haben, da die positiven Effekte nur ungefähr 200 Meter weit reichen. Hier wäre eine durchdachte Vernetzung von vertikalen und horizontalen Grünflächen erstrebenswert. Aus umweltmedizinischer Sicht ist zusammenfassend zu sagen, dass unsere Städte durch vermehrte Gebäudebepflanzung gesündere Lebenswelten werden könnten, je grüner, desto besser für die urbane Bevölkerung. Im Gegensatz zu unbegrünten Dachflächen binden Gründächer Luftschadstoffe und Feinstaub (Quelle: von Adler modifiziert nach Dürr, Dachbegrünung, 1994). Literatur bei der Verfasserin, E-mail: daniela.haluza@meduniwien.ac.at

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