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Grenzenlos Sommermagazin 2020

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14 / BERGRETTUNGkann in

14 / BERGRETTUNGkann in den Bergen noch Schnee fallen – undvor allem liegen bleiben. Vereist dieser überNacht, wird es richtig gefährlich. Ebenfallsdazu gehört festes Schuhwerk, genügend zutrinken – auch eine Thermoskanne mit Tee –und Snacks wie Schokolade oder Müsli riegel.„Natürlich sollte man auch nie ohne einaufgeladenes Handy auf Tour gehen“, sagtRegina Poberschnigg. „Wobei man hier schonaufpassen muss: Viele reizen ihr eigenes Könnenbis aufs Ganze aus, weil sie sich zu sehrdarauf verlassen, zur Not ja immer noch dieBergrettung rufen zu können. Aber die Zugspitzeist Grenzgebiet: Nicht an jeder Stellehat man ausreichend Empfang.“Deshalb empfiehlt sie, bei Touren im Hochgebirgeunbedingt einen Biwak-Sack sowieeine Rettungsdecke mitzunehmen. Dennselbst, wenn ein Notruf abgesetzt werdenkann, bedeutet das nicht, dass die Bergrettunginnerhalb der nächsten Viertelstundeda ist. „Es wird leider oft vergessen, dasswir nicht auf der Straße sind: Wir Bergrettermüssen auch erst einmal zum Einsatzortgelangen. Und gerade wenn das Wetterumschlägt, wenn es hagelt, stürmt oder einGewitter aufzieht, dann wird es auch für unssehr gefährlich. Deshalb kann es vorkommen,dass die Bergsteiger warten oder sogarübernachten müssen, bis das Wetter so weitaufgeklart ist, dass unser Team zu Fuß oderim Hubschrauber starten kann.“nimmt den Notruf entgegen und alarmiertden diensthabenden Einsatzleiter“, erklärtAndreas Dahlmeier. „Er wiederum ruft dieMannschaften zusammen, die man braucht –je schlimmer der Unfall, desto mehr Teamswerden benötigt.Ich wünsche mir, dass dieLeute mehr Eigenverantwortungübernehmen!Andreas Dahlmeier,Bergwacht Garmisch-PartenkirchenAuch ob ein Hubschrauber gerufen werdenmuss, entscheidet der Einsatzleitergleich am Anfang. Denn bis der da ist, kannes schon mal dauern. Die nächsten Notarzthubschrauberstehen in Murnau und Reutte.Beide sind gebirgstauglich und damit auchfür den Einsatz auf der Zugspitze geeignet.Auf österreichischer Seite gibt es noch einenim Ötztal, auf deutscher in München – dieseEntfernung macht sich aber auf der Uhr bemerkbar.Außerdem: „Sind die Hubschrauberim Einsatz, dann müssen wir warten. Deshalbist es auch so wichtig, sie nur dann zurufen, wenn jemand wirklich verletzt ist.Denn sonst blockieren wir einen, währendjemand anderes vielleicht wirklich daraufangewiesen ist“, erklärt Dahlmeier.Zwischenzeitlich kommt das Team imDepot zusammen, packt ein, was für denEinsatz benötigt wird und trifft sich zur Lagebesprechung.Danach geht es los: Lässt es dasWetter zu, wird der Einsatzort abgeflogen.„Ansonsten fahren wir mit dem Fahrzeugso weit es geht, danach müssen wir zu Fußweiter. Und wer schon einmal mit viel Gepäckbergauf musste, der weiß, wie langedas dauern kann.“Ein Hinweis, den auch Willi Kraus betont:„Viele Leute meinen, bei schlechtem Wetterkann der Hubschrauber auch fliegen, weil esein Notfall ist. Das stimmt aber nicht. Undso kann ein Einsatz, der sonst nach einerStunde beendet ist, bei schlechtem Wettergut zehn Stunden oder sogar mehrere Tagedauern.“ Das Ehrwalder und Grainauer Teamhat bei seinen Einsätzen den Vorteil, mit derSeilbahn bis zu einem der Stützpfeiler oderganz auf die Zugspitze fahren zu können undsich von dort abzuseilen. Das spart wertvolleZeit und man ist schneller am Einsatzort.Die Bergwacht Grainau wird zur Zugspitzehauptsächlich dann gerufen, wenn es zuBergnot in der Höllentalklamm oder beimAufstieg von dort zum Gipfel kommt. „Dasist der anspruchsvollste Aufstieg. Man mussunbedingt im Umgang mit Steigeisen geübtsein und braucht sehr gute alpine Erfahrung“,erklärt Kraus. Seiner Erfahrung nachwird dieser Weg oft unter- oder die eigenenFähigkeiten überschätzt. Dann kommt es zuSchwächeanfällen oder Unfällen mit Verletzungs-und teilweise Lebensgefahr. „Ist dasder Fall und ein Hubschrauber kann nichtausfliegen, dann transportieren wir den Verletztenauf Gebirgstragen zu Fuß nach unten.Bis wir bei der Höllentalangerhütte ankommen,sind wir je nach Einsatzort schon malfünf bis sechs Stunden unterwegs.“ Kräftezehrendfür Retter und Geretteten.So kommen die Retter auf den BergDoch was passiert, wenn ein Notruf eingeht?Und wie gelangen die Bergretterüberhaupt auf die fast 3.000 Meter Höhe,wenn es schnell gehen muss? „Die LeitstelleBei ihren Einsätzen müssen dieBergretter unwegsames Geländeund schwindelerregende Höhenüberwinden.

15Die Bergretter aus Ehrwaldauf der Zugspitze.Ein Appell der BergretterDoch wie kann der ein oder andere Einsatzvermieden werden? „Bergsteiger solltenden Mut haben, auch einmal umzukehren“,sagt Willi Kraus. „Natürlich kann ich verstehen,dass man oft sehr weit anreist und dieTour lange geplant hat. Aber wer nur denGipfel vor Augen hat, übersieht manchmaldas Wesentliche: die eigene Sicherheit. Unddie sollte doch über allem anderen stehen.“Außerdem geht es bergab immer schnellerals bergauf – je nach Ausgangslage ein wichtigerPunkt.Regina Poberschnigg fügt hinzu: „Entscheidendist auch, rechtzeitig abzubrechenund beispielsweise zur Seilbahn zurückzugehen,wenn es dunkel wird. In der Dämmerungfinden sich nur wirklich Ortskundigezurecht – und nicht einmal die gehen dannnoch weiter.“ Auch die eigene Konditionsollte man gut trainieren, bevor es in alpinesHochgebirge geht. „Erfahrungsgemäßgeht vielen ab etwa 2.400 Höhenmeterndie Luft aus“, sagt die Tirolerin. Im wahrstenSinne: Denn zusätzlich zu der körperlichenAnstrengung kommt die dünnere Höhenluft,die nicht jeder gewohnt ist. „Und bitte, lassteure Kinder daheim. Auch wenn sie Spaß aneiner guten Kraxelei haben – dafür sind nurwenige Zugspitztouren wirklich ge eignet.“Andreas Dahlmeier hat einen Rat für alle,die auf die Zugspitze möchten: „Wählt denfür euch richtigen Weg! Es gibt verschiedeneMöglichkeiten, bis zum Gipfel zu kommen.Es muss nicht immer der schwerste sein.Wer sich dann richtig vorbereitet und genugZeit einplant, der bekommt mit Sicherheiteine schöne Tour. Und passiert doch einmaletwas, dann am besten ruhig bleiben unddie Bergrettung rufen: Dafür sind wir ja da.“Eine Sache halten die drei einstimmigfest: Die meisten Einsätze gehen glücklicherweisegut aus – wenn auch teilweisesehr knapp. Und manchmal erlebt man alsBergretter auch schöne Momente, die mannie mehr vergisst. Wie Andreas Dahlmeier,der die beiden Bergsteiger vom Jubiläumsgratgerettet hat: „Zwei Jahre nach diesemVorfall war ich bei einem Langlaufrennen,als mir plötzlich völlig ohne Vorwarnung einfremder Mann um den Hals fiel. Er drücktemich und lachte und war völlig aufgelöst. Alsich ihn fragte, wer er denn sei, meinte er:‚Sie haben mir das Leben gerettet! Sie habenDas Teamder BergwachtGarmisch-ch-Parartenkirchen.mich vor zwei Jahren aus der Biwakschachtelgeholt!‘. Das sind so ergreifende Momente,die diese Arbeit zu etwas ganz Besonderemmachen.“Lisa ZölsEnglish SummaryTwo hundred years since the firstascent of the Zugspitze, its popularityamong climbers has never beengreater. Today, though, as the numberof visitors rises, so do the numberof mountain rescue operations. TheZugspitze is not only beautiful; it’s alsovery dangerous, and the weather canchange suddenly, so it’s a good idea tocheck the forecast before setting off.When you do, it’s essential that youtake warm, long-sleeved clothing withyou, at least in your rucksack, becausethere may still be snowfall, even inthe summer, which is particularly dangerousif the snow settles and freezesovernight. You’ll also need sturdyshoes, enough to drink – a thermosflask with tea is a good idea –, snackslike chocolate or muesli bars, and acharged mobile phone. On excursionsinto the high mountains, make sure tobring a bivvy bag and a survival blanket.This is really important, becauseeven if you are able to make an emergencycall, there’s no guarantee thatthe mountain rescue team will be ableto set off immediately; if the weatherchanges, conditions may become verydangerous for the mountain rescueworkers, meaning that strandedmountaineers may have to wait, possiblyeven overnight, until the weatherclears up enough for the team to startout on foot the next morning.

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