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Industrieanzeiger 01.2019

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Themen sind u.a. Antriebstechnik, Automatisierung, Robotik und Verbindungstechnik. Zudem finden sich alle wichtigen Informationen zum 8. Robotics Kongress in Hannover am 6. Februar 2019

Die situative

Die situative Teamführung gibt Mitarbeitern den Freiraum ihre fachlichen wie sozialen Kompetenzen zugunsten der Teamleistung voll auszuschöpfen. Bild: alphaspirit/Fotolia Mitarbeiterführung und Teambuilding Situative Führung kommt gut an Führungsstil | Wer das Beste aus seinen Mitarbeitern herausholen möchte, sollte die Stärken jedes Individuums fördern und Gleichheit im Team fordern. Der situative Führungsstil zeigt auf, wie das gehen kann. Mitarbeiter sind nur so gut, wie sie geführt werden. Der Manager ist heute mehr Coach, weniger Vorgesetzter. So wie im Mannschaftssport der Trainer und Coach auf jeden einzelnen Sportler individuell eingeht, um bei ihm Leistungsreserven zu wecken, berücksichtigt er bei der situativen Führung die Individualität des Einzelnen. Im situativen Führungsstil erhält jeder Mitarbeiter mit Blick auf seine Situation und seine fachlichen sowie sozialen Fähigkeiten angemessene Führung. Fachkompetenz, Entwicklungsstand und Persönlichkeit des Mitarbeiters werden bereits bei der Arbeitseinteilung und Planung soweit wie möglich berücksichtigt. Hauptmerkmal ist dabei die individuelle Bezugnahme auf jeden einzelnen Mitarbeiter, die im Gegensatz zu anderen Führungsstilen steht; bei denen pauschal vorgegeben wird, was zu tun ist. Im Ergebnis kann so die Loyalität der Mitarbeiter zur Firma und das Vertrauen zum „Boss“ gestärkt werden. Allerdings ist die situative Führung nicht immer in Reinform, also zu 100 Prozent, anwendbar, vielmehr ist eine maßvolle Kombination mit autoritären Führungselementen wünschenswert, um allen Mitarbeitern gerecht werden zu können. Im Idealfall sind die Mitarbeiter von einem situativ flexiblen Führungsprofil begeistert: Der Chef ist nicht mehr nur Vorgesetzter, sondern wird als Teil des Teams wahrgenommen. Dadurch entsteht eine erhöhte Leistungsbereitschaft, die motivierend wirken kann wenn es darum geht, private Interessen zurückzustellen und Mehrarbeit ohne Frust zu tolerieren. In der Wunschliste des Personals steht die Wertschätzung durch den Chef ganz oben. Mitarbeiter wollen ein Mitspracherecht haben und nicht nur Befehlsempfänger sein. Freie Handlungsspielräume und Entscheidungsbeteiligung werden besonders hoch eingeschätzt. Dabei haben Mitarbeiter in der Regel Verständnis dafür, dass nicht alle Vorschläge Berücksichtigung finden können – der Vorgesetzte es also nicht jedem Recht machen kann. Von zentraler Bedeutung ist es aber, das jedes Teammitglied gehört, verstanden und ernst genommen wird. Neben den materiellen Motiven, wie Einkommen und Gehaltsgerechtigkeit, sind demnach 20 Industrieanzeiger 01.19

news & management auch die immateriellen Motive beachtenswert: Anerkennung, Lob, Mitspracherecht, Vertrauen und Verständnis sind Schlüsselaspekte für Freude an der Arbeit und Lust auf Leistung. Je mehr sich der Mitarbeiter als Teil der Betriebsgemeinschaft fühlt, desto größer ist sein Engagement. Zufriedene Mitarbeiter unterscheiden sich von begeisterten Mitarbeitern. Wer begeistert ist, geht bis an seine Leistungsgrenze und arbeitet eigenverantwortlich. Ein guter Führungsstil führt zu dauerhaften Mitarbeiterbindung (Retention) und reduziert die Fluktuationsrate. Motivierte Mitarbeiter entwickeln nicht nur Eigeninitiative, Engagement und Schwung, sondern wirken mit ihrer Begeisterung und ihrem Optimismus auch positiv auf ihre Kollegen ein. Betriebsführung aus Sicht des Mitarbeiters Best Case Besonderer Einsatz und perfekte Erledigung schwieriger Arbeiten werden ausdrücklich anerkannt. Bei Arbeitsfehlern erfolgt ein konstruktives Kritikgespräch, das dem Mitarbeiter hilft, Fehler zu vermeiden. Bei der Arbeitseinteilung wird der Mitarbeiter voll integriert, seine Wünsche werden soweit wie möglich berücksichtigt. Der Chef kann auch ein „Machtwort“ sprechen, um endlose Diskussionen zu beenden. Alle im Team werden gleich behandelt, es gibt keine Sonderrechte für bestimmte Mitarbeiter. Vorschläge der Mitarbeiter über den Arbeitsablauf oder Investitionen werden ernst genommen und sorgfältig geprüft. Zeitdruck und enge Termine sind Ausnahmen, Mitarbeiter stehen dadurch nicht ständig unter Druck. Jedem Teammitglied Wertschätzung, Respekt und Anerkennung entgegenzubringen, fördert nicht nur die Motivation und Kritikfähigkeit des Einzelnen, sondern stärkt auch das Wir-Gefühl. Bild: Robert Kneschke/Fotolia Second Best Case Außergewöhnliche Anstrengungen sind selbstverständlich und werden in keiner Weise anerkannt. Auf Fehler folgt destruktive Kritik, mit Vorwürfen und wenig Hilfestellung zur Vermeidung künftiger Fehler. Meist werden Einzelentscheidungen getroffen, Mitarbeiter haben selten die Chance, eigene Vorschläge zu machen. Es fehlt an Durchsetzungsvermögen, so dass Entscheidungen verzögert werden und man sich am Ende auf irgendeinen Plan einigt. Lieblingsmitarbeiter, die sich besonders hervor tun, werden eindeutig bevorzugt. Vorschläge, die mit Investitionen verbunden sind, werden auf die lange Bank geschoben und erst unter Druck realisiert. Bei starkem Auftragseingang stehen die Mit - arbeiter oft unter Druck, und Überstunden werden zum Normalfall. Die Motivation befeuern und das „Wir- Gefühl“ stärken gelingt häufig ebenso gut mit kleinen Dingen zwischenmenschlicher Aufmerksamkeiten wie beispielsweise der Gratulation zum Geburtstag oder dem ungezwungen-privaten Gespräch zwischen Führungskraft und Team. Vertrauen und Wertschätzung sind für jeden Mitarbeiter wichtig, das heißt besondere Leistungen müssen ausdrücklich anerkannt werden. Über lobende Worte freut sich jeder und wer Anerkennung erfährt, ist darüber hinaus auch eher dazu bereit, Kritik konstruktiv aufzunehmen. Aber Achtung: Ein Betrieb ist kein Streichelzoo – ein sogenanntes „Kuschel-Management“ wird von Mitarbeitern durchaus kritisch betrachtet und sogar abgelehnt. Vielmehr soll bei der Mitarbeiterführung ein Gefühl von Glaubwürdigkeit entstehen, die jedem Mitarbeiter klar vor Augen führt, dass er entsprechend seiner Fähigkeiten seinen Teil zum Betriebserfolg einbringen kann und einbringen muss. Mitarbeiter achten dabei besonders auf die Gleichbehandlung aller Teammitglieder und wünschen eine Vermeidung von offensichtlich bevorzugten Lieblingsmitarbeitern. Im Team sollten alle eine gleichwertige Behandlung erfahren, denn nur so entsteht Zusammenhalt, ein echtes Wir-Gefühl. • Für den Chef sind die persönlichen Be - ziehungen zum Mitarbeiter genauso wichtig, wie die Beziehungen zu Kunden. Für persönliche Beziehungen steht keine Zeit zur Verfügung, man nimmt an, dass Mitarbeiter auch wenig Interesse daran haben. Rolf Leicher Fachautor aus Heidelberg Industrieanzeiger 01.19 21

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