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Industrieanzeiger 10.2023

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» MANAGEMENT Mit digitalen Tools und Daten echte Nachhaltigkeit fördern Keine Chance für Greenwashing Das Kommunizieren unverbindlicher Zielsetzungen zur CO 2 -Reduktion mit dem Ziel, Kunden ein grünes Image vorzuspielen, gehört leider immer noch zum Standardrepertoire vieler Marketingabteilungen. Der Übergang von der Absicht zum tatsächlichen nachhaltigen Handeln ist eine Herausforderung. Ökobilanzierungslösungen unterstützen Unternehmen auf diesem Weg. » Dominic Kurtaz, Managing Director EuroCentral, Dassault Systèmes Tatsächliches nachhaltiges Handeln jenseits des Greenwashings ist für viele Unternehmen immer noch eine große Herausforderung. Bild: Christian/stock.adobe.com Der ökologische Wandel wird angesichts der rasant fortschreitenden Erderwärmung immer dringlicher. Eine wesentliche Umstellung unseres Handels ist daher essenziell. Die größte Verantwortung liegt bei der Wirtschaft, die für etwa 70 % der weltweiten Umweltverschmutzung verantwortlich ist. Ansätze wie die Kreislaufwirtschaft und die Bekämpfung von Greenwashing in der Industrie sind unerlässlich, um Nachhaltigkeit tatsächlich zu fördern und so den größten Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Ein Trend hin zu einem größeren Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist bereits heute zu erkennen. Dies spiegelt sich in dem wachsenden Produktangebot wider, das darauf abzielt, den ökologischen Fußabdruck jedes Einzelnen zu verringern. Eine Umfrage von Futerra – einer internationalen Strategie- und Kreativagentur für Nachhaltigkeit – zeigt, dass die meisten Verbraucher bereit sind, nachhaltige Marken zu wählen, sofern die Preise vergleichbar sind. Etwa ein Drittel würde für nachhaltige Produkte mehr bezahlen. Dieser Wandel der Verbrauchergewohnheiten und der Nachfrage ist einerseits eine große Chance, Einfluss auf das Angebot zu nehmen. Andererseits wird diese Bereitschaft auch in einigen Fällen von Unternehmen ausgenutzt, um beispielsweise durch ‚Greenwashing‘ Gewinne zu erzielen. Unter dem Begriff Greenwashing werden Marketing- und PR-Maßnahmen verstanden, die einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein besonders umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image verleihen – allerdings ohne hinreichende Grundlage. Dieses Vorgehen kann von der Fokussierung auf besonders positive Aspekte – die jedoch 18 Industrieanzeiger » 10 | 2023

nicht der ganzen Wahrheit entsprechen – bis hin zur Zurückhaltung negativer Merkmale eines Produkts reichen. Im Jahr 1986 prägte der Umweltschützer Jay Westerfield in einem Essay erstmals die Bezeichnung Greenwashing. Darin kritisierte er ein Luxushotel wegen Plakate, die die Gäste aufforderten, durch die mehrmalige Nutzung von Handtüchern der Umwelt zu helfen. Die Wiederverwendung von Handtüchern senkt zwar den Bedarf an Wasser und Strom, diese Bitte war jedoch eine Strategie der Hotelleitung, um die Kosten für die Reinigung zu senken. Laut einer Umfrage von Harris Poll – einem internationalen Marktforschungsunternehmen – geben weltweit 58 % der Unternehmen zu, Greenwashing zu betreiben. Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, dass die Verbraucher bei ihren Kaufentscheidungen immer stärker auf Nachhaltigkeit achten. Zum anderen ist es für Unternehmen kostengünstiger, in Werbestrategien zu investieren, die den Anschein von Umweltbewusstsein erwecken, als ganze Geschäftsmodelle und Prozesse umzustellen. Der Übergang zum tatsächlichen nachhaltigen Handeln ist eine Herausforderung. Er erfordert eine Betrachtung des gesamten Produktlebenszyklus entlang der Wertschöpfungskette. Auch die Auswirkungen durch die Nutzung der Waren und die dadurch entstehenden Abfälle müssen hier berücksichtigt werden. Ökobilanzierungslösungen unterstützen Unternehmen auf diesem Weg. Dabei handelt es sich um wissenschaftlich basierte Softwarelösungen, mit denen Umweltbelastungen von Produkten, Werkstoffen und Prozessen ermittelt werden können. Bislang wurden Ökobilanzen vor allem dazu genutzt, die Auswirkungen vergangener Maßnahmen zu dokumentieren. Das Potenzial dieser Lösungen reicht jedoch viel weiter: Schon in der Entstehungsphase des Produktes besteht die Möglichkeit, dessen Umweltauswirkungen zu ermitteln und von vornherein zu reduzieren. Dies ist möglich, indem Berechnungen von Lebenszyklusanalysen bereits in Design-, Konstruktions- und Fertigungssoftware integriert werden. So haben alle Beteiligten jederzeit Einblick in die Auswirkungen ihres Handelns und können gezielt nachhaltigere Maßnahmen und Optionen wählen. Auf diese Weise wird die Ökobilanz bereits von Anfang an verbessert. Die Ökobilanzierungslösung Sustainable Innovation Intelligence auf der 3D-Experience Plattform unterstützt Unternehmen beim Einsatz eines virtuellen Zwillings von Produkten oder Prozessen dabei, Nachhaltigkeitsanforderungen bereits in der Entwicklung zu berücksichtigen und zu messen. Somit tragen Lösungen wie die von Dassault Systèmes maßgeblich dazu bei, Unternehmen fundierte und evidenzbasierte Erkenntnisse zu liefern, um nachhaltige Modelle zu etablieren. So ist es Anwendern möglich Betriebskosten zu senken sowie die größten Herausforderungen im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung von Wertschöpfungsketten, der nachhaltigen Produktion sowie der Energie- und Wassernutzung zu meistern. Gleichzeitig erleichtern Ökobilanzierungslösungen den Einstieg in die Kreislaufwirtschaft – ein regeneratives System, das zukünftig unabdingbar sein wird, um den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und sich zukunftsfähig aufzustellen. Über Dassault Systèmes Dassault Systèmes (DS) ist ein multinationales Software-Entwicklungsunternehmen mit mehreren Sitzen. In Europa befindet sich der Hauptsitz im französischen Vélizy- Villacoublay. Das Unternehmen ist bekannt für 3D Design Software, 3D Digital Mockup und für Product-Lifecycle-Management (PLM)-Lösungen. Am 5.6.1981 wurde es als eigene Konzerngesellschaft des Unternehmens Dassault Aviation gegründet. DS ist Entwickler von CATIA, einer CAD/CAM-Anwendung, und gehört zur Groupe Dassault. Industrieanzeiger » 10 | 2023 19

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