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Industrieanzeiger 10.2023

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11.07.2023 Ausgabe 10 | 2023 www.industrieanzeiger.de<br />

Energieversorgung<br />

Ultraleichtbau<br />

Green Performance<br />

Batterierecycling<br />

Strom wird günstiger,<br />

bleibt aber teuer<br />

» Seite 16<br />

Die erste Roboterfertigung für<br />

Raumwickel-Teile ist in Betrieb<br />

» Seite 42<br />

Linde Material Handling treibt<br />

grüne Technologien voran<br />

» Seite 50<br />

Das Recyceln von Batterien<br />

wirtschaftlich gestalten<br />

» Seite 54<br />

TOPSTORY<br />

Industriekohle<br />

Pflanzenkohle kann fossile Rohstoffe<br />

in industriellen Prozessen<br />

ersetzen<br />

» Seite 26<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion


Macht alles<br />

ganz einfach.<br />

Konnektivität<br />

Performance<br />

Service<br />

Sicherheit<br />

Flach bauen<br />

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das Antriebssystem für FTS.<br />

Das cyber ® iTAS ® system 2 ist die nächste Generation unseres kompakten<br />

Servoantriebssystems für Fahrerlose Transportsysteme (FTS) und autonome<br />

mobile Roboter (AMR) mit Fahrzeugmassen zwischen 1 t und 3 t. Es macht<br />

Fahrzeugherstellern die Realisierung von Features in den Bereichen Sicherheit,<br />

Performance, Konnektivität, Flach bauen und Service jetzt viel, viel einfacher.<br />

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2 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


» MEINUNG<br />

Einfacher ist oft besser<br />

Gut, dass die Auswirkungen unseres Handelns in unser aller Fokus gerückt sind.<br />

Ob der Digitalisierungshype und manch andere Ideologie der Umwelt und dem<br />

Weltklima wirklich nützen, sollte dennoch gelegentlich hinterfragt werden.<br />

Immer wieder höre ich, an zunehmender Digitalisierung führe kein Weg vorbei,<br />

wenn wir unseren Planeten retten wollen. Keine Frage, ohne Digitalisierung<br />

geht´s nicht. Das gilt besonders für gewerbliche Anwendungen und vor allem<br />

auch für Produktionsprozesse. Doch wir sollten gut abwägen, wie viel davon an<br />

welcher Stelle sinnvoll ist. Ein Grundsatz, für den viele geniale Konstrukteure<br />

standen, verliert zunehmend an Bedeutung: Die einfachste Lösung, die alle An -<br />

for derungen erfüllt, ist die Beste! Die Komplexität vieler Prozesse steigt so dramatisch,<br />

dass sie ohne künstliche Intelligenz nicht mehr zu beherrschen sind. Die<br />

Folge: Datenvolumina wachsen mit kaum vorstellbarer Geschwindigkeit.<br />

Vor kurzem habe ich beim Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquium gelernt,<br />

100 GB Daten für zehn Jahre nutzbar zu halten, verursache soviel CO 2<br />

wie eine<br />

Tonne Rohstahl. So gesehen haben wir aus unserem letzten Urlaub Bilddaten<br />

mitgebracht, die mehr als eine Tonne wiegen. Angesichts eines Datenvolumens<br />

von rund 3 GB pro gestreamten Film, wird mir schwindelig, wenn ich bedenke,<br />

welche Mengen an Filmen gestreamt werden – auch von der Generation Friday<br />

for Future. Und: Mancher hält Bitcoins für umweltfreundlicher als Bargeld. Doch<br />

eine Bitcoin-Transaktion soll – je nach Quelle – 500 bis gut 700 kg CO 2<br />

verursachen.<br />

Im Auftrag der Niederländischen Zentralbank haben Forscher ermittelt,<br />

dass ein Bezahlvorgang mit Cash einen Fußabdruck von 0,0046 kg hinterlässt!<br />

Neuerdings wird propagiert, dass digitale Zwillinge jedes einzelnen Produkts<br />

auch die Nutzungsphase abbilden sollen. Dass das einen wirklichen Fortschritt in<br />

Sachen Nachhaltigkeit bringt, sehe ich (noch) nicht. Das Datenaufkommen wird<br />

aber endgültig explodieren, und wenn nicht komplett neue Wege gefunden werden,<br />

Daten zu erheben, zu verarbeiten, zu speichern und nutzbar zu halten, wird<br />

das die Klima- und Umweltsituation eher verschlechtern als verbessern.<br />

Der Verbraucher hat dadurch nur marginale Vorteile – wenn überhaupt. Er wird<br />

aber absolut gläsern. Davon profitieren in erster Linie große (Digital-)Konzerne.<br />

Und es ist ein Türöffner für die staatliche Lenkung sowohl geschäftlicher als<br />

auch privater Aktivitäten. Ob das gut ist, muss jeder selbst entscheiden.<br />

Mona Willrett<br />

Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

mona.willrett@konradin.de<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 3


» INHALT 10 | 2023 145. JAHRGANG<br />

TOPSTORY<br />

Pflanzenkohle<br />

Pflanzenkohle kann fossile Rohstoffe<br />

in industriellen Prozessen<br />

ersetzen.<br />

» Seite 26<br />

Bild: Tobias Meyer<br />

Biomasse wie Holz kann neben der Energie auch Pflanzenkohle produzieren,<br />

und damit einen Teil des CO 2<br />

langfristig binden.<br />

» Seite 26<br />

NEWS & MANAGEMENT<br />

Industrienews<br />

Europäisches Lieferkettengesetz überlastet viele Firmen 08<br />

Mobilfunk sicher mit der Unternehmens-Cloud verbinden 10<br />

Schuler forciert Digitalisierung der Batteriefertigung 12<br />

Stahl lässt sich auch nachhaltig herstellen 14<br />

Rückblick auf die Horn Technologietage 2023 15<br />

» Industriestrompreis<br />

Stromkosten für Industrie und Gewerbe: Einblicke und<br />

Aussichten 16<br />

Nachhaltigkeit<br />

Mittels digitaler Tools und Daten Nachhaltigkeit fördern 18<br />

Klimamanagement<br />

Treibhausgas-Bilanz schafft Orientierung bei der<br />

Klimatransformation 20<br />

WBA-Serie: Nachhaltigkeit als Faktor<br />

Nachhaltigkeit im Werkzeugbau messen und befähigen 22<br />

TECHNIK<br />

TOPSTORY<br />

» Pflanzekohle<br />

Unternehmen kämpfen mit Energiepreisen und CO 2<br />

-Reduzierung:<br />

Mit Pflanzenkohle könnte Abhilfe geschaffen werden 26<br />

Energiemanagement-System<br />

Durch den Einsatz eines Energiemanagement-Systems<br />

kann die Effizienz im Unternehmen gesteigert werden 30<br />

Retrofitting<br />

Durch eine Maschinenüberholung lässt sich die<br />

Energieeffizienz merklich steigern 32<br />

Antriebstechnik<br />

Einfluss der europäischen Ökodesignrichtlinie auf<br />

die Antriebstechnik 34<br />

TITEL » Gleichstromnetze<br />

Sektorenkopplung zeigt wie die Energieversorgung<br />

von morgen aussehen könnte 36<br />

Oberflächentechnik<br />

Die VW-Lackiererei Osnabrück dosiert sauberes Lösungsmittel<br />

stromlos zu – ein doppeltes Plus für Nachhaltigkeit 40<br />

» Ultraleichtbau<br />

Zulieferer und Anlagenbauer Gradel hat die erste automatische<br />

Fertigung für Raumwickel-Bauteile installiert 44<br />

3D-Druck<br />

Wie Götz Maschinenbau als Zerspanungsunternehmen<br />

den 3D-Druck in die Serie bringt 47<br />

Intralogistik<br />

Nachhaltige Lösungen von Linde Material Handling unterstützen<br />

die Kunden bei der Klimatransformation 50<br />

Präzisionswerkzeuge<br />

Neue Laserhärteanlage für Werkzeughalter sorgt bei<br />

Mapal für ein Plus an Qualität und Nachhaltigkeit 52<br />

» Batterierecycling<br />

Mehrere Forschungseinrichtungen haben Wege entwickelt,<br />

Rohstoffe aus Batterien wirtschaftlich zu recyceln 54<br />

Menschzentrierte Industrie 4.0<br />

Kognitives Teaming zwischen Mensch und cyber physischem<br />

Produktionssystem soll die Prozesseffizienz optimieren 56<br />

Qualitätssicherung<br />

Thyssenkrupp Rasselstein reduziert Walzschäden und<br />

Bandrisse mit einer Messtechnik-Lösung von IMS 58<br />

Energieeffizienz<br />

Smarte Lösung für Sicherheitsbremsen sparen<br />

Ressourcen und Energie 60<br />

PRODUKTE & SERVICE<br />

Meinung 03<br />

Augenblicke der Technik 06<br />

Produkte 64<br />

Impressum 64<br />

Vorschau 65<br />

Zuletzt 66<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Bild: Linde Material Handling<br />

Die Lösungen von Linde Material Handling setzen auf dynamische,<br />

klimafreundliche Technologien.<br />

» Seite 50<br />

Leistung übersetzt in Effizienz<br />

Industrie-<br />

Schraubenkompressoren<br />

mit SIGMA PROFIL<br />

Serien CSD und CSDX<br />

Bild: Fraunhofer IPA / Rainer Bez<br />

Im Projekt „DeMo-<br />

Bat“ ist vielfältige<br />

Hardware für die<br />

automatisierte Demontage<br />

entstanden,<br />

so beispiels -<br />

weise dieser Kleinteilegreifer.<br />

» Seite 54<br />

NEU<br />

ZUM TITELBILD<br />

Phoenix Contact investiert zum 100. Jubiläum in die Energieversorgung<br />

von morgen. Das neue Gebäude 60 zeigt auf<br />

weltweit einzigartige Weise die Vernetzung der Sektoren<br />

Energie, Mobilität, Infrastruktur und Gebäude. Mehr dazu im<br />

Beitrag auf Seite 36. Bild: Phoenix Contact<br />

• Sechs Druckvarianten für eine<br />

optimale Anpassung an<br />

individuelle Anforderungen<br />

• Neue Verdichterblöcke mit<br />

optimiertem SIGMA PROFIL<br />

• Höchste Effizienzklasse<br />

für das Antriebssystem<br />

(Festdrehzahl: IE4, SFC: IE5)<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 5


Photovoltaikmodule, Kabel oder gleich ein ganzer Bagger – die<br />

Meldungen zu Diebstählen auf Baustellen sind teilweise kurios<br />

und durchgehend präsent. Doch viele Delikte werden erst gar nicht<br />

zur Anzeige gebracht, weil eine mangelhafte Dokumentation der<br />

Materialien und Geräte die Meldung erschwert. Auch scheuen<br />

Bauunternehmen den administrativen Aufwand oder gehen davon<br />

aus, dass die Straftat sowieso nicht aufgeklärt wird. Eine moderne<br />

Kameratechnik wie Video Guard sorgt dafür, dass es erst gar nicht<br />

zu einer Straftat kommt. Im Regelfall wirkt die Kamerabewachung<br />

an sich bereits abschreckend und präventiv. Detektiert das System<br />

unerwünschte Personen, wird der hochauflösende Stream an die<br />

Alarmzentrale übermittelt. Geschulte Mitarbeiter sichten das Material<br />

und reagieren zunächst mit einer direkten Ansprache, die<br />

über Lautsprecher am Kameraturm erfolgt. In der Regel vertreibt<br />

das die Eindringlinge. Falls nicht, helfen die Aufzeichnungen bei<br />

der Identifikation der Täter und erleichtern die Aufklärung von<br />

Straftaten. Bild: Video Guard<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


» Augenblicke<br />

der Technik<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 7


» NACHRICHTEN<br />

Europäisches Lieferkettengesetz<br />

Komplizierte Vorgaben überlasten<br />

Unternehmen zusätzlich<br />

Das europäische Lieferkettengesetz schreibt vor, wie Firmen die Auswirkungen ihrer Aktivitäten<br />

auf die Menschenrechte und die Umwelt berücksichtigen müssen. Wegen des bürokratischen<br />

Aufwands sind viele Unternehmen deutlich überfordert.<br />

Beim europäischen<br />

Lieferkettengesetz berichten<br />

Verbände und<br />

ihre Mitglieder von<br />

einem hohen bürokratischen<br />

Aufwand.<br />

Das deutsche Lieferkettengesetz bereitet Industrieunternehmen<br />

gerade genug Kopfschmerzen – nun<br />

kommt das europäische obendrauf. Brüssel bezieht<br />

große Teile der kleineren und mittleren Unternehmen<br />

mit ein, verschärft Sorgfaltspflichten und Haftungen.<br />

VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann warnte<br />

schon vor der Abstimmung des EU-Parlaments,<br />

dass es Zeit sei die Notbremse zu ziehen. WSM-<br />

Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer und Tim<br />

Geier, Geschäftsführer Der Mittelstandsverbund, Büro<br />

Brüssel, zeigen die immense Belastung für ihre Mitglieder<br />

auf.<br />

Das EU-Parlament hat seine Position für die Verhandlungen<br />

mit den EU-Ländern über Regeln zur Integration<br />

von Menschenrechten und Umweltauswirkungen<br />

in die Unternehmensführung angenommen.<br />

Mit den neuen Vorschriften würden Unternehmen<br />

gesetzlich verpflichtet, negative Auswirkungen ihrer<br />

Tätigkeiten auf die Menschenrechte und die Umwelt,<br />

wie Kinderarbeit, Sklaverei, Umweltverschmutzung<br />

oder Verlust der biologischen Vielfalt, zu ermitteln<br />

und erforderlichenfalls zu verhindern, zu beenden<br />

oder abzumildern. Außerdem müssen sie die Auswirkungen<br />

ihrer Partner in der Wertschöpfungskette auf<br />

Bild: Renate Wefers/stock.adobe.com<br />

die Menschenrechte und die Umwelt bewerten, und<br />

zwar nicht nur bei den Zulieferern, sondern auch im<br />

Zusammenhang mit dem Verkauf, dem Vertrieb, dem<br />

Transport, der Lagerung und der Abfallbewirtschaftung<br />

und anderen Bereichen.<br />

„Der Maschinen- und Anlagenbau in Europa setzt<br />

sich bereits heute für Menschenrechte und Umweltschutz<br />

in den Lieferketten ein“, sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer<br />

Thilo Brodtmann. Man unterstütze<br />

die Ziele der Europäischen Union, soziale und ökologische<br />

Standards in Geschäftsbeziehungen zu verfestigen.<br />

Die Anforderungen gingen aber vor allem für<br />

mittelständische Unternehmen deutlich zu weit und<br />

würden den Menschenrechtsschutz in der Welt nicht<br />

verbessern. „Mittelständische Firmen können nicht<br />

alle Stufen ihrer Lieferketten in fernen Ländern kontrollieren,<br />

weil sie die dafür erforderlichen Informationen<br />

angesichts fehlender Marktmacht gar nicht<br />

erhalten. Schon gar nicht können sie Einfluss auf ihre<br />

Kunden ausüben, so Brodtmann.<br />

Der Mittelstandsverbund, der Verband deutscher Maschinen-<br />

und Anlagenbauer VDMA und der Wirtschaftsverband<br />

Stahl- und Metallverarbeitung<br />

(WSM) bemängeln in ihren jeweiligen Statements<br />

unter anderem folgende Punkte:<br />

• Vom Europäischen Lieferkettengesetz sind nahezu<br />

alle Unternehmen betroffen.<br />

• Es gibt keinen einheitlichen Standard für alle EU-<br />

Mitgliedsstaaten.<br />

• Mittelständische Unternehmen sind schlichtweg<br />

überfordert mit der Masse an Bürokratie.<br />

So gelten die neuen Vorschriften für in der EU ansässige<br />

Unternehmen, unabhängig von ihrer Branche,<br />

einschließlich Finanzdienstleistungen, mit mehr<br />

als 250 Beschäftigten und einem Umsatz von über<br />

40 Mio. Euro sowie für Muttergesellschaften mit<br />

mehr als 500 Beschäftigten und einem Umsatz von<br />

über 150 Mio. Euro. Nicht-EU-Unternehmen mit einem<br />

Umsatz von mehr als 150 Mi0. Euro, wenn mindestens<br />

40 Mio. in der EU erwirtschaftet wurden,<br />

werden ebenfalls einbezogen.<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Alles dreht<br />

sich um<br />

weniger<br />

CO2 und<br />

mehr<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 9


» NACHRICHTEN<br />

Network-Slicing-Management<br />

Mobilfunk sicher mit der Cloud des Unternehmens verbinden<br />

Telekom und Ericsson haben eine spezielle<br />

Network-Slicing-Lösung für Unternehmen<br />

in einem Testlauf erfolgreich validiert.<br />

Ein Network-Slice dient der sicheren<br />

Verbindung von öffentlichem Mobilfunk<br />

mit der Cloud eines Unternehmens.<br />

DAs Slice-Design-Tool der Network-Slicing-Management-Lösung<br />

macht die<br />

Konfiguration von Unternehmensgeräten<br />

durch die Mitarbeitenden überflüssig,<br />

eine Konfiguration erfolgt automatisiert.<br />

Network Slicing ist ein zentrales architektonisches<br />

Merkmal von 5G Standalone<br />

(SA), mit dem mehrere virtuelle Netze auf<br />

einer einzigen physischen Netzinfrastruktur<br />

geschaffen werden können.<br />

Ein Beispiel: Ein kontinuierlicher Austausch<br />

zwischen den Maschinen einer<br />

Produktionsanlage ist nicht mehr allzu<br />

fern. Denn die effiziente Steuerung einzelner<br />

Maschinen innerhalb einer industriellen<br />

Produktion erfordert eine Vernetzung<br />

zwischen den Geräten in einer hoch<br />

aggregierten und damit extrem komplexen<br />

Form. Dabei addieren sich Millionen<br />

oder gar Milliarden von Statusmeldungen,<br />

die immerfort durch Sensoren erfasst,<br />

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Telekom und Ericsson<br />

haben gemeinsam eine<br />

Network-Slicing-<br />

Lösung entwickelt. Diese<br />

integrierte Lösung<br />

kann entsprechende<br />

Network-Slices für<br />

Cloud-basierte Anwendungen<br />

von Unternehmen<br />

konfigurieren.<br />

übermittelt und ausgewertet werden.<br />

Dies erfordert Netzkapazitäten, die über<br />

Slices bereitgestellt werden können. Für<br />

jedes Slice können unterschiedliche<br />

Dienstmerkmale und Qualitätsparameter<br />

bereitgestellt werden, die an die Kundenbedürfnisse<br />

angepasst sind. Die Slices sind<br />

dabei vollständig voneinander isoliert. Mit<br />

diesen technischen Voraussetzungen können<br />

neue, differenzierte Dienste und Geschäftsmodelle<br />

entwickelt werden.<br />

Kohlenstoffdioxid-reduzierter Stahl<br />

Thyssenkrupp Steel und Mercedes-Benz arbeiten zusammen<br />

Bild: Thyssenkrupp Steel Europe<br />

Mercedes Benz setzt ab 2026 Kohlenstoffdioxidreduzierten<br />

Stahl von Thyssenkrupp Steel in seiner<br />

PKW-Neuwagenflotte ein.<br />

Thyssenkrupp Steel und Mercedes-Benz<br />

werden ihre Zusammenarbeit auf den Bereich<br />

von CO 2 -reduzierten Stahl ausweiten.<br />

Beide Unternehmen haben eine entsprechende<br />

Absichtserklärung unterzeichnet.<br />

Ab Ende 2026 soll Mercedes-Benz<br />

CO 2 -reduzierte Produkte von Thyssenkrupp<br />

Steel zur Integration in die eigene<br />

PKW-Neuwagenflotte erhalten. Zu diesem<br />

Zeitpunkt soll auch die Inbetriebnahme<br />

der neuen Direktreduktionsanlage (DR-<br />

Anlage) am Standort Duisburg von Thyssenkrupp<br />

abgeschlossen sein.<br />

Die neue DR-Anlage ist zentraler Bestandteil<br />

der grünen Transformation von<br />

Thyssenkrupp und wird in Verbindung mit<br />

Einschmelzaggregaten sowie unter Verwendung<br />

von grünem Wasserstoff betrieben.<br />

Im Vergleich zum herkömmlichen<br />

Hochofenprozess lassen sich die produktionsbedingten<br />

CO 2 -Emissionen bei der<br />

Stahlherstellung durch diese innovative<br />

Technologie bei gleichbleibender Produktqualität<br />

signifikant verringern – was<br />

auch den CO 2 -Footprint von Produkten<br />

mit hohem Stahlanteil, zum Beispiel in<br />

der Automobilindustrie, mindert.<br />

Die Stahlproduktion von Thyssenkrupp<br />

Steel soll bis spätestens 2045 vollständig<br />

klimaneutral sein. Die Auftragsvergabe<br />

zum Bau der wasserstoffbasierten Direktreduktionsanlage<br />

in Verbindung mit innovativen<br />

Einschmelzaggregaten an die<br />

SMS Group im März dieses Jahres ist<br />

hierzu ein entscheidender Schritt. Damit<br />

startet eines der weltweit größten industriellen<br />

Dekarbonisierungsprojekte, mit<br />

dem zukünftig bereits über 3,5 Mio. t CO 2<br />

pro Jahr vermieden werden können. Die<br />

Direktreduktionsanlage hat eine Kapazität<br />

von 2,5 Mio. t direkt reduziertem<br />

Eisen und kann durch das innovative Konzept<br />

nahtlos in das bestehende Hüttenwerk<br />

integriert werden. Dies ermöglicht<br />

die Beibehaltung aller nachfolgenden<br />

Prozessschritte ab dem Stahlwerk und gewährleistet<br />

dadurch eine gleichbleibend<br />

hohe Produktqualität. So kann nicht nur<br />

auf effiziente Weise die bestehende Anlagenstruktur<br />

genutzt werden, die Kunden<br />

erhalten auch weiterhin das komplette,<br />

hochwertige Produktportfolio in der gewohnten<br />

Premiumqualität. Dies macht<br />

den über diese Produktionsroute erzeugten<br />

CO 2 -reduzierten Stahl gerade für die<br />

Automobilindustrie interessant.<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Innovativ Bewegen<br />

Branchenreport Intralogistik<br />

Vollautomatisierte Lagerstrukturen sind die Ausnahme<br />

Bild: Fox Bread/stock.adobe.com<br />

Der neue Branchenreport von Addverb analysiert<br />

die aktuelle Situation in der Intralogistik.<br />

Addverb Technologies, ein Anbieter von<br />

Robotik- und Automatisierungslösungen<br />

mit Sitz in Indien, hat einen neuen europäischen<br />

Branchenreport veröffentlicht.<br />

Die Studie „Unlock the True Potential<br />

of Your Warehouse“ untersucht die aktuelle<br />

Situation in der Intralogistik-Branche.<br />

Sie analysiert, inwieweit Modernisierungen<br />

helfen können, dem Fachkräftemangel<br />

entgegenzuwirken. Addverb befragte<br />

Branchenexperten und Entscheider<br />

aus den Niederlanden, Deutschland und<br />

Großbritannien. Vollautomatisierte Lagerstrukturen<br />

sind eher die Ausnahme<br />

Der Grad der Automatisierung ist in allen<br />

drei untersuchten Regionen unterschiedlich.<br />

So berichtet fast die Hälfte der deutschen<br />

Befragten (42 %) von einem sehr<br />

geringen Automatisierungsgrad im Lagerbereich<br />

ihres Unternehmens. In den Niederlanden<br />

(42 %) und in Großbritannien<br />

(36 %) gibt jeweils eine Mehrheit an, dass<br />

in ihren Unternehmen in diesem Bereich<br />

bereits eine Mischung aus manuellen und<br />

automatisierten Prozessen besteht.<br />

Auf die Frage nach der Umsetzung einer<br />

vollständigen Automatisierung in den<br />

einzelnen Regionen gaben nur einige wenige<br />

Befragte (11 % in Deutschland, 10 %<br />

in den Niederlanden und 7 % in Großbritannien)<br />

an, in bereits vollautomatisierten<br />

Lagerstrukturen zu arbeiten.<br />

Hochtemperatur-Wärmespeicher<br />

Überschüssiger Strom in Wärme umwandeln<br />

Der Hersteller von Gießerei- und Thermoprozessanlagen<br />

Otto Junker hat in Kooperation<br />

mit weiteren Industrieunternehmen<br />

das Hochtemperatur-Wärmespeichersystem<br />

multiTess entwickelt. Das System<br />

kann überschüssigen Strom aus erneuerbaren<br />

Quellen mit einem Wirkungsgrad<br />

von 98 % in Wärme umwandeln. Zudem<br />

ermöglicht das System aufgrund der<br />

Power-to-Heat-Module, die Otto Junker<br />

entwickelt hat, eine Rückverstromung.<br />

Am Solar-Institut Jülich (SIJ) der FH<br />

Aachen wurde seit 2017 das Speicherkonzept<br />

multiTess (multifunktionaler thermischer<br />

Stromspeicher) für eine dezentrale<br />

und flexible Strom- und Wärmeversorgung<br />

entwickelt. Im Gegensatz zum herkömmlichen<br />

Power-to-Heat-Ansatz, bei<br />

dem zumeist Warmwassererzeugung und<br />

-speicherung in Verbindung mit Fernwärme<br />

im Mittelpunkt stehen, wird die Wärme<br />

im thermischen Stromspeicher von<br />

multiTess bei bis zu 1.100 °C gespeichert.<br />

Die neue Power-to-Heat-Technologie von Otto<br />

Junker mit thermischem Stromspeicher ermöglicht<br />

die Rückverstromung.<br />

Diese Wärme kann bei Bedarf wieder verstromt<br />

werden. Zusätzlich können auch<br />

externe Wärmequellen – etwa die Abwärme<br />

aus industriellen Prozessen – einbezogen<br />

werden. Ebenso ist es denkbar, die<br />

gespeicherte Wärme nicht nur zur Stromproduktion,<br />

sondern auch zur Einspeisung<br />

in öffentliche Fernwärmenetze oder zur<br />

Bereitstellung von Prozesswärme für die<br />

Industrie zu nutzen.<br />

Bild: Otto Junker<br />

Drahtwälzlager:<br />

Nachhaltigkeit<br />

durch Erneuerung<br />

Durch den Wechsel des Drahtwälzlagers<br />

lassen sich bis zu 60% der Kosten gegenüber<br />

einer neuen Drehverbindung einsparen.<br />

Oftmals genügt ein Austausch der Laufringe,<br />

Wälzkörper oder des Käfigs, um das Lager<br />

wieder funktionsfähig zu machen. Lassen Sie<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 11


» NACHRICHTEN<br />

Projekt „Enlarge“<br />

Schuler treibt die Digitalisierung der Batterieproduktion voran<br />

Bei Schuler in Göppingen ist nun der offizielle<br />

Startschuss für das vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) öffentlich geförderte Projekt „Enlarge<br />

– Interoperable Produktion als Enabler<br />

für eine datengetriebene Batterie-<br />

Wertschöpfungskette“ mit dem offiziellen<br />

Förderkennzeichen 03XP0539A gefallen.<br />

Dabei geht es um die Bündelung der<br />

Kompetenzen deutscher und europäischer<br />

Unternehmen. Ziel ist es, den wachsenden<br />

Markt für Anlagen zur Batteriezellfertigung<br />

besser bedienen zu können und ein<br />

Gegengewicht zu etablierten Anbietern,<br />

vor allem aus dem asiatischen Raum, zu<br />

schaffen. Die Laufzeit des Projekts ist auf<br />

drei Jahre angesetzt.<br />

„Ziel ist eine flexible, vernetzte und adaptive<br />

Batterieproduktion“, erklärt Dr. Hermann<br />

Uchtmann, der bei Schuler für entsprechende<br />

Lösungen zuständig ist. „Nur<br />

so kann der Maschinen- und Anlagenbau<br />

in Deutschland und Europa bei der Ausrüstung<br />

der weltweit im Aufbau befindlichen<br />

Gigafabriken mitbieten.“<br />

Das Enlarge-Projekt soll deshalb einheitliche<br />

Schnittstellen für den Datenaustausch<br />

schaffen. Ausgehend von existierenden<br />

Standards wie EPCIS, ISO/IEC 19987, OPC<br />

UA und damit verbundenen Companion<br />

Specifications (CS) entsteht auf diese<br />

Weise eine Art Meta-Standard für die<br />

Die Partner des Projekts „Enlarge“ wollen den Markt der Batteriezellenfertigung besser bedienen.<br />

Batteriezellfertigung, der den Einstieg von<br />

Anbietern erleichtert und die Vernetzung<br />

der Systeme untereinander ermöglicht.<br />

Dabei konzentriert sich das Projekt auf die<br />

Anwendungsfälle Rückverfolgbarkeit, Batteriepassport<br />

und Prozessoptimierung.<br />

Projektpartner neben der Schuler Pressen<br />

GmbH sind FFT Produktionssysteme<br />

GmbH & Co. KG, European EPC Competence<br />

Center GmbH (EECC), Elabo GmbH,<br />

Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />

e.V., die Fraunhofer-Einrichtung<br />

Forschungsfertigung Batteriezelle FFB,<br />

das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik<br />

und Automatisierung IPA, das<br />

wbk Institut für Produktionstechnik des<br />

Karlsruher Instituts für Technologie sowie<br />

der Lehrstuhl für Production Engineering<br />

of E-Mobility Components (PEM) der<br />

RWTH Aachen University. Zu den assoziierten<br />

Projektpartnern zählen Siemens<br />

AG, Saueressig Group, Nanofocus AG, Sick<br />

AG und Maschinenbau Kitz GmbH. Der<br />

Projektträger Jülich (PtJ) vertritt in dieser<br />

Funktion das Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF).<br />

Bild: Schuler<br />

Anzeige<br />

Zum Titelbild<br />

Blaupause für industrielle Gleichstromnetze<br />

11.07.2023 Ausgabe 10 | 2023 www.industrieanzeiger.de<br />

Energieversorgung<br />

Ultraleichtbau<br />

Green Performance<br />

Batterierecycling<br />

Phoenix Contact investiert zum 100. Jubiläum<br />

in die Energieversorgung von<br />

morgen. Das neue Gebäude 60 zeigt auf<br />

weltweit einzigartige Weise die Vernetzung<br />

der Sektoren Energie, Mobilität,<br />

Infrastruktur und Gebäude. Eine wesentliche<br />

Grundlage für die Sektorenkopplung:<br />

Der Einbau eines Gleichstromnetzes.<br />

Solche Netze bringen die<br />

Energiewende entscheidend voran, denn<br />

regenerative Energiequellen, Batteriespeicher<br />

und Elektromobilität basieren<br />

auf Gleichstrom und lassen sich leichter<br />

integrieren. Zudem kann ein Gleichstromnetz<br />

Verlustleistungen wirksam<br />

reduzieren, etwa durch die Nutzung der<br />

Rekuperationsenergie, wenn Elektromotoren<br />

bremsen. Erfahren Sie mehr darüber<br />

im Beitrag auf Seite 36.<br />

Strom wird günstiger,<br />

bleibt aber teuer<br />

» Seite 16<br />

TOPSTORY<br />

Industriekohle<br />

Pflanzenkohle kann fossile Rohstoffe<br />

in industriellen Prozessen<br />

ersetzen<br />

» Seite 26<br />

Die erste Roboterfertigung für<br />

Raumwickel-Teile ist in Betrieb<br />

» Seite 42<br />

Linde Material Handling treibt<br />

grüne Technologien voran<br />

» Seite 50<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion<br />

Das Recyceln von Batterien<br />

wirtschaftlich gestalten<br />

» Seite 54<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Startklar für neue<br />

Mobilitätslösungen.<br />

Am besten auf<br />

rechtssicherem Boden.<br />

JANA WOLLENZIN, RECHTSANWÄLTIN<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 13


» NACHRICHTEN<br />

ZVEI<br />

Philipp Steinberger wird in den Vorstand berufen<br />

Philipp Steinberger, CEO von Wöhner, ist<br />

in den Gesamtvorstand des Zentralverbands<br />

der Elektroindustrie in Deutschland<br />

(ZVEI) gewählt worden. Als Anbieter innovativer<br />

Lösungen im Bereich Elektrotechnik<br />

prägt Wöhner die Branche bereits seit<br />

über 90 Jahren entscheidend mit.<br />

Als einer der wichtigsten Industrieverbände<br />

Deutschlands vertritt der ZVEI die<br />

Interessen der Elektro- und Digitalindustrie<br />

– und damit einer Hightech-Branche,<br />

die mit einem breit gefächerten und<br />

äußerst dynamischen Produktportfolio<br />

immer stärker in den Fokus rückt und den<br />

Takt vorgibt auf dem Weg zu einer<br />

CO 2 -neutralen Industriegesellschaft. Der<br />

Zentralverband hat eine entscheidende<br />

Funktion für das Innovationspotenzial<br />

Deutschlands. Mit ihrem Fokus auf<br />

Gleichstrom-Technologien und intelligente<br />

Stromnetze trägt die gesamte Branche<br />

entscheidend zur Energiewende und Zukunftsfähigkeit<br />

des Landes bei – ein Ziel,<br />

Philipp Steinberger, Geschäftsführer von Wöhner,<br />

ist jetzt Mitglied im Vorstand des ZVEI.<br />

das sich auch Wöhner auf die Fahnen geschrieben<br />

hat.<br />

„Gleichstrom-Technik und intelligente,<br />

KI-gestützte Stromverteilung sind wichtige<br />

Schlüssel zu einer noch effizienteren<br />

und sichereren Stromversorgung. Um das<br />

umzusetzen, brauchen wir Austausch und<br />

Kooperation zwischen allen Akteuren aus<br />

Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und<br />

Gesellschaft. Ich freue mich sehr, den<br />

Dialog als ZVEI-Vorstandsmitglied nun<br />

noch stärker mitzugestalten“, so Philipp<br />

Steinberger.<br />

Der Verband begreift sich als Motor des<br />

Fortschritts, fördert den Erfahrungs- und<br />

Meinungsaustausch zwischen den Mitgliedern<br />

über aktuelle technische, wirtschaftliche,<br />

rechtliche und gesellschaftspolitische<br />

Themen im Umfeld der Elektroindustrie<br />

und erarbeitet gemeinsame<br />

Positionen. Er zählt mehr als 1.100 Mitgliedsunternehmen,<br />

die rund 90 % der<br />

Mitarbeitenden der Elektro- und Digitalindustrie<br />

in Deutschland beschäftigen.<br />

Unter den Mitgliedern finden sich Global<br />

Player genauso wie Mittelständler und<br />

Familienunternehmen. Mit seinem umfangreichen<br />

Service- und Leistungsspektrum<br />

sowie Tochtergesellschaften in nahezu<br />

allen Teilen der Welt engagiert sich<br />

Wöhner seit 1993 im ZVEI.<br />

Durch seine neue Funktion als Mitglied<br />

des Vorstands bieten sich Philipp<br />

Steinberger interessante Möglichkeiten,<br />

die Branchenentwicklung noch stärker<br />

mitzugestalten.<br />

Bild: Wöhner<br />

Nachhaltigkeit<br />

Stahl aus recyceltem und erneuerbarem Material<br />

Bild: Ejot<br />

Die Zusammenarbeit zwischen Arcelormittal<br />

, Ejot und Finkernagel ist ein gutes Beispiel<br />

für eine Kooperation von Hersteller,<br />

Weiterverarbeiter und Endprodukthersteller<br />

zur Verringerung von Umweltauswirkungen.<br />

Arcelormittal Hamburg produziert<br />

hochgradig CO 2 -reduzierten XCarb-Stahl<br />

aus recyceltem und erneuerbarem Ma -<br />

terial mit deutlich geringerem CO 2 -Fußabdruck<br />

als konventionell hergestellter<br />

Stahl. Diesen verarbeitet das Drahtwerk<br />

Dr. Uwe Braun, CEO<br />

von Arcelormittal<br />

(links), Markus Rathmann,<br />

Chief Supply<br />

Chain Officer der Ejot<br />

Gruppe (mitte) und<br />

Timo Finkernagel,<br />

Geschäftsführer von<br />

Finkernagel.<br />

Finkernagel weiter. Ejot wiederum stellt<br />

aus dem gezogenen Draht in Kaltumformung<br />

Schrauben her, die am Ende für die<br />

Batterien in Elektroautos oder für die Befestigung<br />

von Solarmodulen verwendet<br />

werden.<br />

Seit 2021 bündelt der weltweit führende<br />

Stahlhersteller Arcelormittal mit der<br />

Dachmarke XCarb alle Bestrebungen<br />

Richtung klimaneutraler Stahlproduktion<br />

durch Investitionen in Technologien und<br />

Start-ups, durch die Vergabe von Zertifikaten<br />

für CO 2 -Einsparungen in der Stahlherstellung<br />

und insbesondere durch kohlenstoffarme<br />

Herstellungsvarianten. Der<br />

XCarb-Stahl aus recyceltem und erneuerbarem<br />

Material wird in einem Elektrolichtbogenofen<br />

unter Verwendung von erneuerbarem<br />

Strom und abhängig von der<br />

Stahlsorte bis zu hundertprozent Schrott<br />

hergestellt. Bei diesen Stahlprodukten liegen<br />

die Emissionen teilweise bei bis zu<br />

333 kg CO 2 -Äquivalenten pro Tonne des<br />

Endproduktes.<br />

„Wir schaffen dank der Kooperation eine<br />

Wertschöpfungskette, die auf die Klimaziele<br />

der beteiligten Unternehmen einzahlt,“<br />

sagt Dr. Uwe Braun, CEO von Arcelormittal<br />

Hamburg. „Es zeigt sich, dass<br />

Stahl mit geringen Kohlenstoffemissionen<br />

für den Aufbau der Infrastruktur, die wir<br />

für den Übergang zur Kohlenstoffneutralität<br />

benötigen, von entscheidender<br />

Bedeutung ist.“<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Horn Technologietage 2023<br />

Wer Prozesse beherrscht, erreicht mehr<br />

Nach vier Jahren Corona-bedingter Pause<br />

hatte die Paul Horn GmbH mitte Juni wieder<br />

Kunden, Partner und Pressevertreter<br />

zu den Horn Technologietagen eingeladen.<br />

Mehr als 3300 Gäste hatten ihr Kommen<br />

angekündigt, etwa die Hälfte reiste<br />

aus 37 Ländern an. Das übergreifende<br />

Thema der Hausausstellung lautete „Prozesse<br />

beherrschen“. Welche Vielfalt an<br />

Prozessen und Technologien die Tübinger<br />

beherrschen, erlebten die Besucher nicht<br />

nur beim Rundgang durch alle drei geöffneten<br />

Werke am Stammsitz, sondern auch<br />

in acht Fachvorträgen.<br />

Das 1969 gegründete Familienunternehmen<br />

wird heute von den Geschäftsführern<br />

Markus Horn und Matthias Rommel geführt.<br />

Die Firmengruppe erwirtschaftete<br />

2022 mit 1500 Mitarbeitern weltweit einen<br />

Umsatz von rund 300 Mio. Euro. „Damit<br />

sind wir wieder auf dem Vor-Corona-<br />

Niveau von 2018 und 2019“, sagte Markus<br />

Horn stolz. Rund 200 Mio. Euro trug der<br />

Heimatmarkt zu diesem Ergebnis bei. Jährlich<br />

produziert Horn viele Millionen<br />

Schneidplatten – trotz einer durchschnittlichen<br />

Losgröße von 100 Stück mit einem<br />

Automatisierungsgrad von bis zu 97 %.<br />

Mit dem Greenline genannten Verfahren<br />

ist dabei eine Auslieferung von Sonderwerkzeugen<br />

innerhalb von fünf Arbeitstagen<br />

nach Zeichnungsfreigabe möglich.<br />

Zu den spannendsten Themen der Technologietage<br />

gehörten die Ergebnisse des<br />

vom Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts<br />

Zyklomed. Die beteiligten Partner<br />

Index, Horn, Beutter Präzisions-Komponenten<br />

und wbk Institut für Produktionstechnik<br />

am Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT) bündelten ihr Know-how in<br />

der Medizintechnik und entwickelten<br />

neue Fertigungsverfahren, um Implantate<br />

mit multifunktionalem sowie unrund-bionischem<br />

Design wirtschaftlich herzustellen.<br />

Hierbei lag der Fokus auf den drei<br />

Fertigungsverfahren Rotationsunrunddrehen,<br />

Polygondrehen und Dreh-Wirbelfräsen.<br />

Sie basieren alle auf dem gleichen<br />

kinematischen Prinzip mehrerer synchronisiert<br />

rotierender Achsen. Während das<br />

Grundprinzip bekannt ist, ist die Anwendung<br />

auf unrunde und geschwungene<br />

Formen extrem anspruchsvoll. Gleichzeitig<br />

muss die praktische Umsetzung den<br />

hohen Qualitätsanforderungen der Medizintechnik<br />

genügen. Die Projektpartner<br />

entwickelten die neuen Fertigungsverfahren<br />

entlang der gesamten Prozess- und<br />

Lieferkette, von der Maschinen und<br />

Steuerungstechnik, über das Werkzeugdesign<br />

bis zum Prototypen- und Vorserienprozess.<br />

Hello<br />

visitors!<br />

Welcome to the world’s leading trade<br />

fair for production technology.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 15


Industrie und Gewerbe unter Strom: Energiekosten werden zunehmend zum wettbewerbskritischen Faktor.<br />

Bild: marcus_hofmann/stock.adobe.com<br />

Stromkosten für Industrie und Gewerbe: Einblicke und Aussichten<br />

Günstiger, aber teuer<br />

Für Industriekunden sind die Stromkosten im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr<br />

deutlich gesunken. Trotzdem bleibt in Deutschland Strom und Energie für Industrie und<br />

Gewerbe im internationalen Vergleich hoch. Eine kurzfristige Entlastung ist nicht in Sicht.<br />

» Michael Grupp, freier Journalist in Stuttgart<br />

Einen berechenbaren und bundesweit gültigen<br />

Strompreis für gewerbliche und industrielle<br />

Abnehmer existiert nicht. Die Kosten hängen von<br />

zahlreichen Faktoren ab – zum Beispiel vom Standort<br />

des Verbrauchers. So ist die Energieversorgung in<br />

Mecklenburg-Vorpommern sowie im Osten der Republik<br />

am teuersten, tendenziell günstiger wird es in<br />

der Mitte und im Süden Deutschlands. Dafür gibt es<br />

mehrere Gründe: In dünn besiedelten Regionen wie<br />

Mecklenburg-Vorpommern oder auch Schleswig-<br />

Holstein verteilen sich die Kosten auf weniger Verbraucher.<br />

Darüber hinaus wirkt die Energiewende als<br />

Kostentreiber: Schwankende Stromeinspeisungen<br />

aus regenerativen Energiequellen kosten Geld; dafür<br />

muss eine neue Infrastruktur aufgebaut werden. Das<br />

wirkt sich in Form von steigenden Netzentgelten vor<br />

allem in Regionen mit hoher dezentraler Einspeisung<br />

aus – beispielsweise im Norden mit einem vergleichsweise<br />

hohen Anteil an Windkraft. Insgesamt<br />

machen Netzentgelte circa 20 % des Strompreises<br />

für Industrie und Gewerbe aus.<br />

Mehr Kohle für Kohle<br />

Parallel zu einer global steigenden Nachfrage ist<br />

auch der Preis für Kohle gestiegen. Dazu kamen Probleme<br />

in Frankreichs Atomreaktoren sowie Versorgungsprobleme<br />

bei Kohlekraftwerken, weil aufgrund<br />

niedriger Pegelstände der Schiffsverkehr längere Zeit<br />

behindert war.<br />

Inzwischen hat sich der Markt laut der BDEW-<br />

Strompreisanalyse (April 2023) wieder teilweise<br />

beruhigt. Der durchschnittliche Strompreis für kleine<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


MANAGEMENT «<br />

bis mittlere Industriebetriebe ist beim Neuabschluss<br />

eines Vertrages wieder gesunken und liegt derzeit im<br />

Jahresmittel 2023 bei rund 27 ct/kWh. Für kleine bis<br />

mittlere Industriebetriebe hat sich damit der Strompreis<br />

gegenüber dem 2. Halbjahr 2022 fast halbiert.<br />

Bestandskunden zahlen nach einer Auswertung des<br />

Bundesverbands der Energie und Wasserwirtschaft<br />

derzeit im Durchschnitt rund 19 ct/kWh.<br />

Stichwort Vertragsneuabschluss: Ein neuer Vertrag<br />

birgt derzeit das Risiko eines hohen Einstiegspreises,<br />

wogegen langfristige Vereinbarungen Preisspitzen<br />

abfedern – allerdings einen Preisaufschlag für das<br />

Risiko des Stromanbieters beinhalten. Vor einem<br />

Wechsel ist deshalb immer ein Gespräch mit dem<br />

bisherigen Versorger ratsam.<br />

Energie als globaler Wettbewerbsfaktor<br />

Nach Einschätzung der Unternehmensberatung PwC<br />

bedroht die derzeitige Energiekrise Schlüsselsektoren<br />

der deutschen Industrie, allen voran energieintensive<br />

Unternehmen wie zum Beispiel die Stahl-, Zementoder<br />

Papierindustrie. Mehr noch: Die Krise könnte<br />

eine Deindustrialisierung Europas anstoßen. Die<br />

deutsche Industrie werde besonders hart von den<br />

deutlich gestiegenen Gaspreisen getroffen, befürchtet<br />

demnach auch eine aktuelle Studie der PwC-<br />

Tochter Strategy&. „Viele Unternehmen könnten sich<br />

zukünftig dazu entscheiden, ihre Produktion innerhalb<br />

Europas neu aufzustellen oder gänzlich<br />

aus Europa abzuziehen“, meinte Strategy&-Europachef<br />

Andreas Späne.<br />

Entlastung kam und kommt vonseiten der Politik,<br />

beispielsweise durch den Wegfall der EEG-Umlage.<br />

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verpflichtete<br />

seit 2001 alle Netzbetreiber, vorrangig Strom aus<br />

erneuerbaren Energien abzunehmen und den Betreibern<br />

dafür eine feste Vergütung zu zahlen. Damit<br />

war die EEG-Umlage in der Vergangenheit ein erheblicher<br />

Bestandteil der deutschen Energieversorgung<br />

und machte rund 10 % der Gesamtkosten aus.<br />

Industriestrom für wenige Cent<br />

Aktuell wird in der Politik über weitere Entlastungen<br />

diskutiert. Der Bundeswirtschaftsminister Robert<br />

Habeck Ende April 2023: „Die ganze Wirtschaft<br />

redet derzeit intensiv über einen Industriestrompreis,<br />

und ich denke, dass wir das machen müssen.<br />

Wenn wir die Preise deckeln, verlieren wir Geld.<br />

Wenn wir sie nicht deckeln, verlieren wir womöglich<br />

die Industrien der Zukunft.“ Zum Thema Zeithorizont<br />

ergänzt SPD-Chef Lars Klingbeil: „Manche Leute<br />

reden vom Jahr 2030. Es geht aber um die nächsten<br />

zwölf Monate.“ Im Gespräch sind ein Subventions-<br />

Zeitraum von vier bis fünf Jahren sowie ein Preiskorridor<br />

von vier bis sieben Cent pro kWh für einen<br />

„klar definierten Empfängerkreis“. Dazu zählen vor<br />

allem energieintensive Wirtschaftszweige im internationalen<br />

Wettbewerb.<br />

Bei Börsenstrompreisen über sechs ct/kWh sollen<br />

Unternehmen dann die Differenz erstattet bekommen.<br />

Maßgeblich ist der durchschnittliche Börsenstrompreis<br />

im jeweiligen Jahr. Anfang Mai hat Robert<br />

Habeck dazu ein Arbeitspapier vorgelegt, das zurzeit<br />

in Politik, Verbänden und Unternehmen diskutiert<br />

wird. Wann die Maßnahmen greifen, steht allerdings<br />

noch in den Sternen. Eins ist aber sicher: Ohne<br />

Subventionen wird Strom in Deutschland für Industrie<br />

und Gewerbe teurer bleiben als noch in 2021.<br />

Selbst ist der Strom<br />

Wie können Unternehmen ihre Stromkosten minimieren,<br />

bis die Preise weiter sinken bzw. Subventionen<br />

entlasten? Nach den seit 2015 verpflichtenden<br />

Energie-Audits für Unternehmen mit einem Gesamtenergie-Verbrauch<br />

ab 500.000 kWh pro Kalenderjahr<br />

lassen sich weitere Einsparungen vielerorts nur noch<br />

durch Verbrauchs- und Produktions-Änderungen<br />

umsetzen. Dazu zählt vor allem die Vermeidung von<br />

Lastspitzen, weil diese maßgeblich die Gesamtkosten<br />

beeinflussen. Das ist beispielsweise durch eine<br />

gezielte Produktionssteuerung sowie abgestimmte<br />

Zeitpläne für Wärme und Kühlung möglich.<br />

Der Atomausstieg erhöht die Abhängigkeit des deutschen<br />

Strommarktes von Importen.<br />

Bild: Thomas Bethge/stock.adobe.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 17


» MANAGEMENT<br />

Mit digitalen Tools und Daten echte Nachhaltigkeit fördern<br />

Keine Chance für Greenwashing<br />

Das Kommunizieren unverbindlicher Zielsetzungen zur CO 2 -Reduktion mit dem Ziel, Kunden ein<br />

grünes Image vorzuspielen, gehört leider immer noch zum Standardrepertoire vieler Marketingabteilungen.<br />

Der Übergang von der Absicht zum tatsächlichen nachhaltigen Handeln ist eine<br />

Herausforderung. Ökobilanzierungslösungen unterstützen Unternehmen auf diesem Weg.<br />

» Dominic Kurtaz, Managing Director EuroCentral, Dassault Systèmes<br />

Tatsächliches nachhaltiges<br />

Handeln jenseits<br />

des Greenwashings ist<br />

für viele Unternehmen<br />

immer noch eine große<br />

Herausforderung.<br />

Bild: Christian/stock.adobe.com<br />

Der ökologische Wandel wird angesichts der rasant<br />

fortschreitenden Erderwärmung immer<br />

dringlicher. Eine wesentliche Umstellung unseres<br />

Handels ist daher essenziell. Die größte Verantwortung<br />

liegt bei der Wirtschaft, die für etwa 70 % der<br />

weltweiten Umweltverschmutzung verantwortlich<br />

ist. Ansätze wie die Kreislaufwirtschaft und die Bekämpfung<br />

von Greenwashing in der Industrie sind<br />

unerlässlich, um Nachhaltigkeit tatsächlich zu fördern<br />

und so den größten Herausforderungen unserer<br />

Zeit zu begegnen.<br />

Ein Trend hin zu einem größeren Bewusstsein für<br />

Nachhaltigkeit ist bereits heute zu erkennen. Dies<br />

spiegelt sich in dem wachsenden Produktangebot<br />

wider, das darauf abzielt, den ökologischen Fußabdruck<br />

jedes Einzelnen zu verringern. Eine Umfrage<br />

von Futerra – einer internationalen Strategie- und<br />

Kreativagentur für Nachhaltigkeit – zeigt, dass die<br />

meisten Verbraucher bereit sind, nachhaltige Marken<br />

zu wählen, sofern die Preise vergleichbar sind. Etwa<br />

ein Drittel würde für nachhaltige Produkte mehr bezahlen.<br />

Dieser Wandel der Verbrauchergewohnheiten<br />

und der Nachfrage ist einerseits eine große Chance,<br />

Einfluss auf das Angebot zu nehmen. Andererseits<br />

wird diese Bereitschaft auch in einigen Fällen von<br />

Unternehmen ausgenutzt, um beispielsweise durch<br />

‚Greenwashing‘ Gewinne zu erzielen.<br />

Unter dem Begriff Greenwashing werden Marketing-<br />

und PR-Maßnahmen verstanden, die einem<br />

Unternehmen in der Öffentlichkeit ein besonders umweltfreundliches<br />

und verantwortungsbewusstes<br />

Image verleihen – allerdings ohne hinreichende<br />

Grundlage. Dieses Vorgehen kann von der Fokussierung<br />

auf besonders positive Aspekte – die jedoch<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


nicht der ganzen Wahrheit entsprechen –<br />

bis hin zur Zurückhaltung negativer Merkmale<br />

eines Produkts reichen. Im Jahr 1986<br />

prägte der Umweltschützer Jay Westerfield<br />

in einem Essay erstmals die Bezeichnung<br />

Greenwashing. Darin kritisierte er<br />

ein Luxushotel wegen Plakate, die die<br />

Gäste aufforderten, durch die mehrmalige<br />

Nutzung von Handtüchern der Umwelt zu<br />

helfen. Die Wiederverwendung von Handtüchern<br />

senkt zwar den Bedarf an Wasser<br />

und Strom, diese Bitte war jedoch eine<br />

Strategie der Hotelleitung, um die Kosten<br />

für die Reinigung zu senken.<br />

Laut einer Umfrage von Harris Poll – einem<br />

internationalen Marktforschungsunternehmen<br />

– geben weltweit 58 % der<br />

Unternehmen zu, Greenwashing zu betreiben.<br />

Dies ist zum einen darauf zurückzuführen,<br />

dass die Verbraucher bei ihren<br />

Kaufentscheidungen immer stärker auf<br />

Nachhaltigkeit achten. Zum anderen ist<br />

es für Unternehmen kostengünstiger, in<br />

Werbestrategien zu investieren, die den<br />

Anschein von Umweltbewusstsein erwecken,<br />

als ganze Geschäftsmodelle und<br />

Prozesse umzustellen.<br />

Der Übergang zum tatsächlichen nachhaltigen<br />

Handeln ist eine Herausforderung.<br />

Er erfordert eine Betrachtung des<br />

gesamten Produktlebenszyklus entlang<br />

der Wertschöpfungskette. Auch die Auswirkungen<br />

durch die Nutzung der Waren<br />

und die dadurch entstehenden Abfälle<br />

müssen hier berücksichtigt werden. Ökobilanzierungslösungen<br />

unterstützen Unternehmen<br />

auf diesem Weg. Dabei handelt<br />

es sich um wissenschaftlich basierte Softwarelösungen,<br />

mit denen Umweltbelastungen<br />

von Produkten, Werkstoffen und<br />

Prozessen ermittelt werden können. Bislang<br />

wurden Ökobilanzen vor allem dazu<br />

genutzt, die Auswirkungen vergangener<br />

Maßnahmen zu dokumentieren. Das Potenzial<br />

dieser Lösungen reicht jedoch viel<br />

weiter: Schon in der Entstehungsphase<br />

des Produktes besteht die Möglichkeit,<br />

dessen Umweltauswirkungen zu ermitteln<br />

und von vornherein zu reduzieren. Dies ist<br />

möglich, indem Berechnungen von Lebenszyklusanalysen<br />

bereits in Design-,<br />

Konstruktions- und Fertigungssoftware<br />

integriert werden. So haben alle Beteiligten<br />

jederzeit Einblick in die Auswirkungen<br />

ihres Handelns und können gezielt nachhaltigere<br />

Maßnahmen und Optionen wählen.<br />

Auf diese Weise wird die Ökobilanz<br />

bereits von Anfang an verbessert.<br />

Die Ökobilanzierungslösung Sustainable<br />

Innovation Intelligence auf der 3D-Experience<br />

Plattform unterstützt Unternehmen<br />

beim Einsatz eines virtuellen Zwillings von<br />

Produkten oder Prozessen dabei, Nachhaltigkeitsanforderungen<br />

bereits in der Entwicklung<br />

zu berücksichtigen und zu messen.<br />

Somit tragen Lösungen wie die von<br />

Dassault Systèmes maßgeblich dazu bei,<br />

Unternehmen fundierte und evidenzbasierte<br />

Erkenntnisse zu liefern, um nachhaltige<br />

Modelle zu etablieren. So ist es<br />

Anwendern möglich Betriebskosten zu<br />

senken sowie die größten Herausforderungen<br />

im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung<br />

von Wertschöpfungsketten,<br />

der nachhaltigen Produktion sowie der<br />

Energie- und Wassernutzung zu meistern.<br />

Gleichzeitig erleichtern Ökobilanzierungslösungen<br />

den Einstieg in die Kreislaufwirtschaft<br />

– ein regeneratives System, das zukünftig<br />

unabdingbar sein wird, um den<br />

Ressourcenverbrauch zu reduzieren und<br />

sich zukunftsfähig aufzustellen.<br />

Über Dassault Systèmes<br />

Dassault Systèmes (DS) ist ein multinationales Software-Entwicklungsunternehmen<br />

mit mehreren Sitzen. In Europa befindet sich der Hauptsitz im französischen Vélizy-<br />

Villacoublay. Das Unternehmen ist bekannt für 3D Design Software, 3D Digital Mockup<br />

und für Product-Lifecycle-Management (PLM)-Lösungen. Am 5.6.1981 wurde es als<br />

eigene Konzerngesellschaft des Unternehmens Dassault Aviation gegründet. DS ist<br />

Entwickler von CATIA, einer CAD/CAM-Anwendung, und gehört zur Groupe Dassault.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 19


» MANAGEMENT<br />

Treibhausgas-Bilanz schafft Orientierung bei der Klimatransformation<br />

Braucht die Klimaneutralität eine<br />

besondere Struktur?<br />

Konzerne und KMU sind gesetzlich verpflichtet, ihren Ausstoß an Treibhausgasen zu reduzieren.<br />

Ein Klimamanagement, das allen Anforderungen gerecht wird, lässt sich mit einer genormten<br />

Treibhausgas-Bilanz durchführen. Verifiziert wird diese von der DQS.<br />

» Tyrone Adu-Baffour, Normexperte der DQS<br />

Die Klimatransformation als umfassendes Betriebsziel:<br />

Damit nicht nur die eigenen Prozesse<br />

im Unternehmen, sondern auch die Lieferkette<br />

umweltverträglich funktionieren, bedarf es eines<br />

wirksamen übergreifenden Klimamanagements.<br />

Weniger betriebliche Treibhausgase (THG) zu emittieren<br />

ist dabei ein Schwerpunkt, doch es ist nicht<br />

der einzige. Auch der Ausgleich durch den Erwerb<br />

von CO 2 -Zertifikaten und anderen Kompensationsmitteln<br />

ist relevant.<br />

Eine THG-Bilanz zu erstellen ist ein guter Ausgangspunkt<br />

für ein erfolgreiches Klimamanagement.<br />

Sie liefert den Status quo der betrieblichen Emissionen<br />

und bildet die Datenbasis für Maßnahmen, mit<br />

denen sich der künftige Ausstoß verringern lässt.<br />

Planung, Entwicklung, Handhabung und Berichterstattung<br />

einer THG-Bilanz sind dabei Größen, für die<br />

es Grundsätze und Leitlinien gibt. Formuliert werden<br />

diese in einer Norm, der ISO 14064–1, die wiederum<br />

auf dem GHG Protocol basiert. Hierbei handelt es<br />

sich um eine transnationale Standardreihe mit der<br />

man Emissionen festhalten und abrechnen kann.<br />

Wie ist die Norm gegliedert?<br />

Zunächst werden die Parameter vorgestellt und<br />

festgelegt, angefangen mit der Bilanzierungsperi-<br />

Bild: Shutterhold/stock.adobe.com<br />

Um den Klimawandel aufhalten zu können, ist Klimaneutralität Bedingung. Viele Betriebe suchen nach Wegen, ihre Prozesse<br />

verlustfrei anzupassen.<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


ode. Anwender der Norm etablieren Organisationsgrenzen<br />

innerhalb derer sich die Auswertung bewegt.<br />

Der Hauptteil des Regelwerks beschreibt die<br />

unterschiedlichen Bestandteile der Bilanz und die<br />

Anforderungen, die der Ausführende jeweils zu erfüllen<br />

hat. Besonderes Augenmerk verdient dabei<br />

der Anhang der Norm. Wer die einzelnen Aspekte<br />

des Prozedere ausführlicher erläutert haben möchte,<br />

dem zeigen anschauliche Beispiele, wie man vorgeht.<br />

Ein ganz neues Thema befindet sich auch darunter:<br />

Die sogenannten „indirekten THG-Emissionen“.<br />

Dabei handelt es sich um den vor- und nachgelagerten<br />

Ausstoß der Wertschöpfungskette.<br />

Wesentliche Abschnitte im Überblick<br />

Die Norm ist im Hauptteil in mehrere Kapitel unterteilt.<br />

Kapitel 4 nennt ihre Grundsätze – am wichtigsten<br />

ist hier, dass alle THG-bezogenen Angaben der<br />

Realität entsprechen. Fünf weitere Grundsätze haben<br />

folgende Inhalte:<br />

• Relevanz: Die ausgewählten THG-Daten, die Informationen<br />

und angewendeten Methoden sollten<br />

sich an den Bedürfnissen der Bilanz-Anwender<br />

orientieren.<br />

• Vollständigkeit: Sämtliche THG-Emissionen und<br />

-Entzüge werden in die Auswertung einbezogen.<br />

• Konsistenz: Die THG-relevanten Informationen<br />

müssen miteinander vergleichbar sein.<br />

• Korrektheit: Abweichungen und Unsicherheiten<br />

dürfen nicht in die Bilanz fließen.<br />

• Transparenz: Alle Daten und Informationen, die den<br />

Ausstoß betreffen, müssen offengelegt werden.<br />

Das fünfte Kapitel der Norm behandelt den Bilanzrahmen.<br />

Emissionen aus direkten und indirekten<br />

Quellen und -Senken kommen in die Untersuchung.<br />

Bedingung ist, dass das Unternehmen Einfluss auf<br />

sie nehmen kann. Das Kapitel formuliert Wesentlichkeitskriterien<br />

in Bezug auf indirekte Emissionen<br />

und Organisationsgrenzen – und es hilft dabei, die<br />

THG-Quellen und -Senken zu identifizieren. Schließlich<br />

teilt es die Emissionen in verschiedene Kategorien<br />

ein.<br />

In Kapitel 6 geht es darum, den Ausstoß und Entzug<br />

der Treibhausgase zu quantifizieren. Dazu ermittelt<br />

man die Aktivitätsdaten aus den THG-Quellen<br />

und -Senken. Dies geschieht unternehmensspezifisch<br />

anhand eines geeigneten Ansatzes, der im Anhang<br />

der Norm ausführlich erläutert und dokumentiert<br />

wird. Als Bezugsgröße dient ein Basisjahr mit belastbaren<br />

Daten.<br />

Die Kapitel 7 und 8 befassen sich mit Initiativen,<br />

die den Ausstoß von Treibhausgas durch den Betrieb<br />

reduzieren sollen. Das entsprechende Qualitätsmanagement<br />

ist ebenfalls Gegenstand dieser Kapitel.<br />

Eine Treibhausgas-Bilanz unterstützt Unternehmen dabei, geeignete Initiativen zur<br />

Klimatransformation zu identifizieren und umzusetzen.<br />

Wie lassen sich Maßnahmen oder Tätigkeiten des<br />

Unternehmens identifizieren, die zur fortlaufenden<br />

Verbesserung des Klimamanagements beitragen können?<br />

Die Ausführungen an dieser Stelle sind für die<br />

THG-Bilanz jedoch nur mittelbar relevant.<br />

Kapitel 9 und 10 gehen auf die letzten Schritte ein:<br />

Soll das Ergebnis der Bilanz veröffentlicht werden,<br />

wird ein Bericht erstellt. Die Bilanz zu verifizieren ist<br />

auch möglich – Voraussetzung ist der Bericht. Wie<br />

genau die Berichterstattung aussehen soll, wie sie<br />

geplant und erstellt wird, all das legt ISO 14064–1 in<br />

einer Reihe von Anforderungen fest. Die Verifizierung<br />

wiederum erfolgt durch einen zugelassenen Dritten,<br />

z. B. die DQS. Eine zusätzliche Spezifikation,<br />

ISO 14064–3, liefert die Regeln für diesen Vorgang.<br />

Rechtlicher Hintergrund<br />

Seit dem 31.08.2021 müssen Unternehmen<br />

ihre Klimaschutz-Bemühungen verstärken.<br />

Die Treibhausgasneutralität ist in<br />

Deutschland für 2045 geplant (statt<br />

2050) – bis 2030 sollen die Emissionen<br />

um 65 % sinken. Ab 2024 gilt für Unternehmen<br />

zudem die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung.<br />

Bild: Nataliia/stock.adobe.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 21


» MANAGEMENT<br />

WBA-Serie: Nachhaltigkeit als wettbewerbsdifferenzierender Faktor<br />

Nachhaltigkeit im Werkzeugbau<br />

messen und befähigen<br />

Original Equipment Manufacturer (OEM) müssen sowohl die interne Produktion als auch die gesamte<br />

Lieferkette nachhaltiger gestalten, um ökologischen und sozialen Aspekten gerecht zu<br />

werden. Infolgedessen werden die Zulieferer vermehrt anhand verschiedener Nachhaltigkeitskriterien<br />

bewertet. Für Werkzeugbaubetriebe bedeutet dies, dass die Nachhaltigkeit zu einem<br />

wettbewerbsdifferenzierenden Faktor wird.<br />

» Prof. Dr. Wolfgang Boos, Gerret Lukas, Julian Schweins, Leonhard Klisch<br />

Abbildung 1: Mögliche Indikatoren und Kriterien in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit.<br />

Grafik: WBA<br />

In der Industrie findet derzeit ein Paradigmenwechsel<br />

statt – neben der finanziellen Perspektive<br />

werden aufgrund geänderter Ansprüche der Interessengruppen<br />

zunehmend ökologische und soziale Aspekte<br />

in die Beurteilung von Unternehmen einbezogen.<br />

Die Erfüllung nachhaltigkeitsbezogener Anforderungen<br />

ermöglicht beispielsweise den Zugang zu<br />

Kapital, die Sicherung zukünftiger Aufträge oder die<br />

Rekrutierung qualifizierten Personals. Zur zielführenden<br />

Steigerung der Nachhaltigkeit in den drei<br />

Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales bedarf<br />

es jedoch zunächst der Transparenz über die gegenwärtige<br />

Nachhaltigkeitsleistung.<br />

Dazu müssen spezifische Ansätze zur Messung der<br />

Nachhaltigkeitsleistung entwickelt werden, da bestehende<br />

Ansätze in der Einzel- und Kleinserienfertigung<br />

nur bedingt anwendbar sind. Hierfür können<br />

beispielsweise Kennzahlen definiert und im Nachhaltigkeitscontrolling<br />

integriert werden, wodurch die<br />

Messbarmachung der Nachhaltigkeit entlang des<br />

Werkzeuglebenszyklus ermöglicht wird. Aufbauend<br />

auf der geschaffenen Transparenz lässt sich anschlie-<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 23


» MANAGEMENT<br />

ßend eine strukturierte Steigerung der Nachhaltigkeitsleistung<br />

initiieren. Dies bietet die Chance, sich<br />

im internationalen Wettbewerb als Vorreiter zu positionieren<br />

und damit die Wettbewerbsfähigkeit langfristig<br />

zu sichern, da das Differenzierungsmerkmal<br />

Nachhaltigkeit in Niedriglohnstandorten schwierig<br />

zu imitieren ist.<br />

Ein systematisches Nachhaltigkeitscontrolling<br />

umfasst die Ausgestaltung und Verwendung von<br />

Kennzahlensystemen. Dabei ist die ganzheitliche<br />

Betrachtung der Nachhaltigkeit entscheidend. Diese<br />

wird gewährleistet, indem die drei Dimensionen<br />

Ökonomie, Ökologie und Soziales anhand ausgewählter<br />

Kennzahlen und Indikatoren berücksichtigt<br />

werden. Eine in der Praxis etablierte Grundlage für<br />

die Messung der Nachhaltigkeitsperformance anhand<br />

von Kennzahlen und Indikatoren stellen die<br />

GRI-Richtlinien dar. Die GRI-Richtlinien sind ein<br />

weltweit anerkannter Standard für die standardisierte<br />

Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten. Anhand<br />

der GRI lassen sich Indikatoren zur Messbarmachung<br />

der Nachhaltigkeit im Werkzeugbau definieren.<br />

Dazu sind die spezifischen Randbedingungen<br />

von Werkzeugbaubetrieben zu berücksichtigen. Abbildung<br />

1 zeigt eine Auswahl von Indikatoren für<br />

den Werkzeugbau, die sich an den GRI-Indikatoren<br />

orientieren.<br />

Die Erhebung von ökologischen und sozialen<br />

Daten ist im Vergleich zu ökonomischen Daten mit<br />

Über die WBA<br />

Die Werkzeugbau Akademie (WBA) steht<br />

der Branche mit einer starken Community<br />

und einem umfangreichen Dienstleistungsangebot<br />

zur Seite. Als Kompetenz-<br />

Center im Cluster Produktionstechnik auf<br />

dem RWTH Aachen Campus ist sie Teil eines<br />

der größten Forschungslabore Europas<br />

im Bereich der Produktionstechnik. Durch<br />

die enge Zusammenarbeit mit führenden<br />

Hochschuleinrichtungen und mehr als<br />

80 Mitgliedsunternehmen stellt sie die<br />

Verbindung zwischen Wissenschaft und<br />

Industrie her.<br />

einem höheren Aufwand verbunden, sodass die Datenerhebung<br />

eine zentrale Herausforderung darstellt.<br />

Die IIoT-Plattform mit modularem Dashboard<br />

der WBA stellt eine potenzielle Lösung dar, indem<br />

sie sämtliche Maschinen- und Werkzeugdaten in einer<br />

Plattform aggregiert und analysiert. Eine Analyse<br />

der gesammelten Energiedaten zeigt, dass ein<br />

signifikanter Anteil des Gesamtenergieverbrauchs<br />

auf nicht wertschöpfende Zeiten entfällt. Grundsätzlich<br />

sollte für produzierende Unternehmen eine<br />

möglichst hohe Maschinenauslastung im Vordergrund<br />

stehen, jedoch lassen sich bereits durch das<br />

reine Ausschalten der Maschinen an Wochenenden,<br />

Feiertagen oder nach Schichtende bei Ein- und<br />

Zweischichtbetrieb signifikante Energieeinsparpotenziale<br />

realisieren.<br />

Eine weitere Herausforderung stellt die vermehrt<br />

geforderte Betrachtung der Nachhaltigkeit entlang<br />

des gesamten Werkzeuglebenszyklus dar. Der Zugriff<br />

auf ökologische und soziale Daten von Lieferanten<br />

und Subunternehmen ist zwar nur selten<br />

gegeben, für die Gestaltung einer nachhaltigen<br />

Lieferkette und die Umsetzung einer ganzheitlichen<br />

Kreislaufwirtschaft jedoch fundamental. Es<br />

gilt folglich, Daten aus externen Datenquellen wie<br />

z.B. Marktdaten, Umweltdaten oder Compliance-<br />

Daten der Lieferanten und Kunden in das Nachhaltigkeitscontrolling<br />

zu integrieren. Dies erfordert eine<br />

effiziente und digitale Vernetzung der relevanten<br />

Entitäten entlang des Werkzeuglebenszyklus<br />

unter Berücksichtigung der Datensicherheit und<br />

des Datenschutzes.<br />

Weiterführende Informationen enthält die Studie<br />

„Erfolgreich Nachhaltigkeit messen im Werkzeugbau“,<br />

die in Kürze kostenlos auf der Website der<br />

WBA Aachener Werkzeugbau Akademie GmbH heruntergeladen<br />

werden kann (über das Scannen des<br />

QR-Code unter dem Artikel). Darüber hinaus verfolgt<br />

die WBA das Ziel, einen unabhängigen Standard zur<br />

Ermittlung von CO 2<br />

-Äquivalenten im Werkzeug, den<br />

CO 2<br />

-Werkzeugpass, zu etablieren.<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


SPECIAL<br />

» Nachhaltigkeit<br />

Nachhaltigkeit ist das Top-Thema in allen Branchen. Was<br />

Industrieunternehmen heute schon für ihre CO 2 -Neutralität tun<br />

und welchen Beitrag beispielsweise Retrofitting und industrielle<br />

Gleichstromnetze leisten, zeigt unser Sonderteil.<br />

Mit Pflanzenkohle<br />

CO 2<br />

-positiv werden<br />

» Seite 26<br />

Energiemanagement -<br />

system steigert Effizienz<br />

» Seite 30<br />

Durch Retrofitting<br />

Energie effizienz erhöhen<br />

» Seite 32<br />

Antriebstechnik für eine<br />

nachhaltige Produktion<br />

» Seite 34<br />

Bild: viks_jin/stock.adobe.com<br />

Blaupause für industri -<br />

elle Gleichstromnetze<br />

» Seite 36<br />

Volkswagen dosiert<br />

stromlos im EX-Bereich<br />

» Seite 40<br />

Das Thema Nachhaltigkeit und nachhaltige Produktion treibt viele Unternehmen um. Gerade auch<br />

alternative Energieträger wie Wasserstoff sollen künftig eine größere Rolle spielen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 25


TOPSTORY » Pflanzenkohle<br />

Biomasse wie Holz kann neben der Energie<br />

auch Pflanzenkohle produzieren, und damit<br />

einen Teil des CO 2 langfristig bindet.<br />

Bild: Tobias Meyer<br />

Mit Pflanzenkohle CO 2 -positiv werden<br />

Zukunftsfähige Kohle<br />

Derzeit kämpfen Unternehmen mit Lieferengpässen, Energiepreisen und der<br />

CO 2 -Thematik: Einen Lösungsansatz bieten Biomasse-Kraftwerke, die neben Wärme<br />

und Strom auch Pflanzenkohle als Rohstoff produzieren und dadurch im besten Fall<br />

sogar CO 2 -positiv arbeiten.<br />

» Tobias Meyer, freier Mitarbeiter des <strong>Industrieanzeiger</strong>s<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Pflanzenkohle wird aktuell industriell noch kaum<br />

genutzt. Künftig könnte man damit aber fossile<br />

Rohstoffe durch regional erzeugte ersetzen. „Um das<br />

sinnvoll zu gestalten, reicht es aber nicht, nur Holz<br />

vom Weltmarkt zu verfeuern. Eine ganzheitliche Betrachtung<br />

des Systems ist zwingend notwendig“, erklärt<br />

Ulrich Grauvogel, Senior Fellow und zuständig<br />

für den Bereich Biomassenachhaltung beim Kraftwerksbauer<br />

Syncraft. Denn Regionalität und Selbstversorgung<br />

boomt derzeit nicht nur im Gemüsegarten,<br />

sondern auch in der Industrie: Wer kann, versucht<br />

energetisch grün und unabhängiger zu werden. Dabei<br />

kann neben der Photovoltaikanlage auf dem Dach<br />

auch ein Biomasse-Kraftwerk entsprechende Möglichkeiten<br />

eröffnen. Neben Strom produziert es vor allem<br />

Wärme und auch Pflanzenkohle. Diese kann künftig<br />

in bestimmten Bereichen fossile Rohstoffe wie<br />

Steinkohle ersetzen, aber auch Beton oder Asphalt klimatisch<br />

verträglicher und ausgelaugte Böden wieder<br />

fruchtbarer machen.<br />

Würde die Biomasse nur verfeuert, ist der Prozess der<br />

Wärmegewinnung nach derzeitiger Definition lediglich<br />

klimaneutral. Denn das während der Verbrennung in<br />

die Atmosphäre entlassene CO 2 wird von den nachwachsenden<br />

Bäumen in gleicher Menge wieder gebunden.<br />

Kommt neben der Energieerzeugung aus der<br />

Kraft-Wärmekopplung noch die Pflanzenkohle ins<br />

Spiel, kann man aber auch klimapositiv werden: Ein Teil<br />

des Kohlenstoffs der Biomasse wird im Prozess so nicht<br />

in CO 2 , sondern in der Kohle umgewandelt. Diese darf<br />

nun natürlich nicht selbst verfeuert oder anderweitig<br />

chemisch umgesetzt werden, da sonst wieder CO 2 daraus<br />

entstehen würde. Möchte man den klimapositiven<br />

Effekt erzielen, muss die Kohle langfristig gebunden<br />

werden, etwa als Zuschlagstoff in Beton.<br />

Vom Klimasünder zum CO 2<br />

-Speicher<br />

Marcel Huber (links) und Ulrich Grauvogel vor dem Herzstück eines<br />

Syncraft-Kraftwerks, dem Schwebefestbettvergaser.<br />

Das Schema des Kraftwerks zur Gas- und Kohleproduktion.<br />

Entsprechende Pilotprojekte laufen bereits, etwa an<br />

einem Bahnhof in Bregenz. Beim neuen Technikgebäude<br />

zur Versorgung der künftigen Liftanlagen wurde<br />

besonders der Einsatz von klimafreundlichen Materialien<br />

berücksichtigt. Die ÖBB-Projektleitung hat daher<br />

in Kooperation mit heimischen Firmen den sogenannten<br />

Klimabeton eingesetzt. Bei diesem wird ein Teil<br />

des notwendigen Zements durch technischen Kohlenstoff<br />

– ein anderer Begriff für die Pflanzenkohle – ersetzt,<br />

wodurch sich die CO 2 -Bilanz des Betons in Summe<br />

reduziert. Begleitend analysiert wurde das Projekt<br />

auch von der Bautechnischen Versuchsanstalt an der<br />

HTL Rankweil. Dabei wurden sowohl die technischen<br />

als auch die ökologischen Anforderungen an den Beton<br />

erfüllt. Das Ergebnis der Ökobilanz zeige laut ÖBB,<br />

dass durch den Einsatz des Klimabetons 41% CO 2 im<br />

Vergleich zum herkömmlichen Standardbeton eingespart<br />

werden konnten. In dem Bregenzer Gebäude stecken<br />

etwa 100 m³ Beton, was einer Einsparung von ca.<br />

7660 kg CO 2 entspricht. Für die gleiche Menge müsste<br />

ein durchschnittlicher PKW-Fahrer auf gut 50.000 km<br />

verzichten. Harald Schreyer, Projektleiter der ÖBB-Infrastruktur<br />

AG, hebt das Potential des Klimabetons für<br />

die Zukunft hervor und freut sich, dass man durch die<br />

EINFACH EINLAGERN<br />

Die erzeugten Mengen Pflanzenkohle sind derzeit noch<br />

verhältnismäßig gering. Dennoch wird schnell ersichtlich,<br />

dass der Rohstoff künftig ein Baustein zur Dekarbonisierung<br />

sein kann. Denn technologisch ist bereits heute alles<br />

serienreif, bis hin zur endgültigen, gefahrlosen Einlagerung.<br />

Wie auch grüner Stahl könnte grüner Beton künftig<br />

zunehmend gefragt sein. Damit aber wirklich mit besserem<br />

Gewissen betoniert werden kann, sollte man künftig auch<br />

den immer öfter unter ökologisch fragwürdigen Bedingungen<br />

geförderten Sand mit berücksichtigen.<br />

Bild: Tobias Meyer<br />

Bild: Tobias Meyer<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 27


TOPSTORY » Pflanzenkohle<br />

Bild: Tobias Meyer<br />

Bild: Circular Carbon<br />

Kooperation mit lokalen Unternehmen einen vorerst<br />

kleinen, aber wichtigen Beitrag in Richtung Klimaneutralität<br />

auf den Baustellen leisten konnte: „Ich hoffe,<br />

dass dieser Beitrag in Zukunft noch größer wird.“ Zur<br />

Verdeutlichung, was hier für Potentiale schlummern:<br />

Im Jahr 2021 wurden in Deutschland fast 55 Mio. m³<br />

Beton zu Baustellen und Firmen geliefert.<br />

Das Rückwärtskraftwerk<br />

Der Prozess im Kraftwerk ist keine reguläre Verfeuerung.<br />

Stattdessen hat der Syncraft-Gründer Marcel<br />

Huber mit seinem Team von Verfahrenstechnikern ein<br />

eigenes System entwickelt: „Statt Kohle in einen<br />

Heizkessel zu stecken, kommt sie bei uns heraus, daher<br />

nennen wir das auch Rückwärtskraftwerk.“ In der<br />

Vorstufe erhitzen sich die Holzhackschnitzel auf<br />

500 °C und verwandeln sich dabei in Kohle. Diese<br />

wandert ins Herzstück der Anlage, den Schwebefestbettvergaser.<br />

Sein Geheimnis ist, dass dort die<br />

Schwerkraft und Gasströmung entgegengesetzt arbeiten.<br />

Die feine Kohle möchte also eigentlich fallen,<br />

Die Verfahrenstechnik samt Gasmotoren liefert Syncraft, lediglich das Gebäude übernimmt<br />

der Hersteller nicht.<br />

Im Hamburger Hafen werden die Schalen von Kakaobohnen zu Pflanzenkohle verarbeitet.<br />

Möglich sind aber auch andere Ausgangsstoffe.<br />

wird aber durch den von unten zugeführten Luftstrom<br />

in der Schwebe gehalten. Die Temperatur steigt dabei<br />

auf 850 °C, der Pyrolyse-Effekt bricht die organischen<br />

Verbindungen zu Gasen auf, die oben abgegriffen<br />

werden. „So bleibt alles ideal gelockert, egal wie fein<br />

das Hackgut vorher strukturiert war“, erklärt Huber.<br />

So kann die Kohle sehr gleichmäßig vergaßt werden.<br />

Der Feststoff wird dann abgeschieden, zwecks Explosionsschutz<br />

befeuchtet und in Bigpacks gefüllt.<br />

Das gewonnene Gas besteht zu etwa 40 % aus Wasserstoff<br />

und wird anschließend nochmals gereinigt.<br />

Dabei wird beispielsweise der Ammoniak entfernt, da<br />

dieser mit für die Stickoxide in Abgasen verantwortlich<br />

ist. Speziell auf das Holzgas hin optimierte Verbrennungsmotoren<br />

der Firma Jenbacher erzeugen<br />

dann den Strom über Generatoren. Verkauft hat Syncraft<br />

bereits 36 Kraftwerke, 8 alleine seit Beginn des<br />

Ukraine-Kriegs. „Vorher war lokale Energie kaum gefragt,<br />

inzwischen hat sich das komplett gewandelt“,<br />

so Huber. Mit einem elektrischen Wirkungsgrad von<br />

30 % und einem Brennstoffnutzungsgrad von bis zu<br />

92 % zählen die Holzkraftwerke nach seiner Aussage<br />

zu den rentabelsten in der gesamten Bioenergiebranche.<br />

Sie sollen sich nach fünf bis zehn Jahren amortisieren,<br />

je nach Wertigkeit der produzierten Wärme.<br />

Künftig könnten aber die Pflanzenkohleerzeugung<br />

der primäre Faktor werden.<br />

Ökologisch ganzheitlich denken<br />

Voraussetzung dafür ist aber die gleichbleibende Stabilität<br />

der genutzten Biomasse-Systeme. Wer also<br />

nicht garantieren kann, dass in den Wäldern, die das<br />

genutzte Holz produzieren, auch entsprechend viel<br />

nachwächst, lügt sich klimatechnisch selbst in die<br />

Tasche. Bereits den Punkt Holzerzeugung selbst sicher<br />

in der Hand zu haben, ist Grundlage der ganzheitlichen<br />

Strategie, für die sich auch Ulrich Grauvogel<br />

einsetzt: „Der Idealfall ist erreicht, wenn der Kraftwerksbetreiber<br />

den Rohstoff Holz nicht zukaufen<br />

muss, sondern selbst erzeugt.“ Das kann auf sogenannten<br />

Kurzumtriebsplantagen geschehen. Dabei<br />

werden auf Agrarflächen schnellwachsende Gehölze<br />

wie Pappel oder Weide gepflanzt und bereits nach<br />

wenigen Jahren geerntet. Der Vorteil dieser Baumarten<br />

ist, dass sie anschließend selbst wieder austreiben<br />

und der Kreislauf von vorne beginnt. Der Anbau kann<br />

entweder in Eigenregie erfolgen, was das Energieunternehmen<br />

laut Grauvogels Erfahrung auch interessant<br />

für die Mitarbeiter mache. Denn diese sind nicht<br />

nur technisch im Anlagenbetrieb sondern auch pflanzenbaulich<br />

gefordert. Die eigene Versorgung durch<br />

solche Plantagen habe zudem den Vorteil, dass man<br />

mit durchgehend gleicher Rohstoffqualität arbeitet.<br />

Das wiederum wirkt sich auf die Qualität der Pflan-<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


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zenkohle aus. Eine Tonne Kohle binde demnach 1,2 t<br />

CO 2 , was etwa der Hälfte des im Holz gespeicherten<br />

Kohlenstoffs entspricht. Der Rest gelangt durch den<br />

Schornstein in die Luft und wird von nachwachsenden<br />

Bäumen der Wälder oder Plantagen wieder gebunden.<br />

Landwirtschaft als Absatzmarkt<br />

Der Einstieg in die Pflanzenkohle-Produktion kann<br />

auch bereits vor dem eigenen Bedarf oder einer fertig<br />

konzipierten Umstellung auf das neue Produkt erfolgen.<br />

Denn derzeit kann der Rohstoff problemlos vermarktet<br />

werden. Landwirte etwa setzen ihn zur<br />

Bodenverbesserung ein, indem sie ihn unter die Gülle<br />

mischen. Deren Düngewirkung bleibt so länger in den<br />

von den Pflanzen nutzbaren Schichten vorhanden, da<br />

die Kohle wie ein Nährstoff-Schwamm funktioniert.<br />

Diese Kundschaft hat auch das junge Unternehmen<br />

Circular Carbon im Fokus, es hat sich mit einem<br />

ähnlichen Ansatz der Pflanzenkohle verschrieben.<br />

Der Ausgangsstoff ist dabei die Schale der Kakaobohne.<br />

Der Reststoff kann auf Grund seines giftigen<br />

Theobromin-Gehalts kaum ohne weiteres genutzt<br />

oder kompostiert werden. Die hier mit über 600 °C<br />

durchgeführten Pyrolyse aber bricht auch solche<br />

Stoffe auf. Die so erzeugte Pflanzenkohle kann neben<br />

der Bodenverbesserung auch in Tierfutter eingesetzt<br />

werden, wodurch sie langfristig ebenfalls über die<br />

Gülle im Boden landet. Denn zersetzt wird der<br />

schwarze Stoff von Mikroorganismen kaum, er überdauert<br />

tausend Jahre und mehr. Die Abwärme des<br />

Prozesses wird hier natürlich ebenfalls direkt genutzt,<br />

etwa durch die direkt im Hamburger Hafen benachbarte<br />

Kakaorösterei. Laut Aussage des Start-Ups<br />

sei ihre Pflanzenkohle zudem durch Veredelungsprozesse<br />

anpassbar, man forsche kontinuierlich an neuen<br />

Anwendungen und Ausgangsstoffen. Auch hier<br />

soll es nicht bei einem System bleiben: Zugeschnitten<br />

auf die potentiellen Kunden entwickelt und steuert<br />

Circular Carbon den Bau einer Karbonisierungsanlage<br />

und betreibt diese nach Fertigstellung.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 29


» TECHNIK<br />

Energiemanagement-System steigert Effizienz<br />

Produktion nachhaltiger gestalten<br />

Mit Wechselrichtern, Frequenzumrichtern und Lösungen für die Elektromobilität entwickelt und fertigt<br />

Kostal Industrie Elektrik zahlreiche Produkte für eine nachhaltigere Zukunft. In Kombination mit einem<br />

Energiemanagement-System sorgen diese nun auch im eigenen Unternehmen für mehr Nachhaltigkeit.<br />

» Sebastian Hankel, Vertriebsleiter Norddeutschland, Econ Solutions<br />

Mit der Software Econ4 führte Kostal eine ABC-Analyse durch, die zeigte, dass ein Großteil der<br />

elektrischen Energie nicht auf die Produktion entfiel.<br />

Bild: Econ Solutions<br />

Der Stammsitz von Kostal Industrie<br />

Elektrik in Hagen ist seit 2015<br />

ISO-50001-zertifiziert und damit Vorreiter<br />

im Bereich Energiemanagement. Anfangs<br />

reichten hierfür der Hauptzähler des Energieversorgers<br />

und Excel-Tabellen aus. Anhand<br />

der Anschlussleistungen der Maschinen<br />

sowie ihren geschätzten Auslastungen<br />

und Laufzeiten wurde der Verbrauch<br />

errechnet. Doch Vergleiche mit Daten aus<br />

mobilen Messungen zeigten schnell, dass<br />

die Resultate nicht mit dem tatsächlichen<br />

Verbrauch übereinstimmten.<br />

„Um unseren Anforderungen gerecht zu<br />

werden, war schnell klar, dass wir ein<br />

Energiemanagement-System benötigen,<br />

welches uns bei der Erfassung von Energiedaten<br />

unterstützen kann“, erklärt Dominik<br />

Felske, zuständig für die Werkserhaltung<br />

bei Kostal Industrie Elektrik. Die<br />

Wahl fiel auf Econ Solutions, denn dieses<br />

Energiemanagement-System erfüllte die<br />

gesuchten Anforderungen: einfache Installation<br />

der Messgeräte, Herstellerunabhängigkeit<br />

und intuitive Handhabbarkeit<br />

sowie eine Software, die ohne Installation<br />

über einen Webbrowser nutzbar ist.<br />

„Außerdem hat mir gefallen, dass Econ<br />

Solutions nicht wie viele andere Anbieter<br />

rein aus dem Messtechnik-Bereich<br />

kommt, sondern auf das Thema Energie<br />

spezialisiert ist“, ergänzt Felske.<br />

Das System besteht im Wesentlichen<br />

aus dem Energie- und Leistungsmessgerät<br />

Econ Sens3 und der Energiemanagement-Software<br />

Econ4. Zum Start erweiterte<br />

Kostal die vorhandenen Zähler um<br />

rund 20 der Messgeräte. Sie erfassen den<br />

Stromverbrauch an den wichtigsten Knotenpunkten<br />

der Produktion und Gebäudetechnik.<br />

Alle Messdaten, auch die der<br />

bestehenden Messgeräte, fließen automatisch<br />

in die Software ein. Heute sind<br />

über 470 verschiedene Messgeräte der<br />

Kostal Gruppe integriert. Damit misst<br />

Gruppe neben Strom jetzt auch Erdgas,<br />

Heizöl, Wärme- und Kältemengen sowie<br />

Druckluft.<br />

Zuerst mit der Software eine ABC-Analyse<br />

durchgeführt. Das Ergebnis: Ein großer<br />

Teil der benötigten elektrischen Energie<br />

entfiel nicht nur auf die Produktion,<br />

sondern besonders die Lüftungstechnik<br />

und der Kältetransport trugen wesentlich<br />

dazu bei. Um den Verbrauch hier zu reduzieren,<br />

setzte das Unternehmen die eigenen<br />

Frequenzumrichter ein und optimierte<br />

die Betriebsparameter so, dass die benötigte<br />

Energieaufnahme sich reduzierte.<br />

Dies ermöglichte zudem ein präziseres<br />

Ansteuern der Motoren, sodass die Pumpen<br />

und Ventilatoren nur den exakt notwendigen<br />

Volumendurchsatz erzeugen.<br />

Für den Stromverbrauch in der Produktion<br />

ermittelte ein Energieteam mithilfe<br />

der Software die relevanten Kennzahlen,<br />

um die vorhandenen Prozesse zu optimieren.<br />

Eine besondere Herausforderung<br />

stellte hier die Darstellbarkeit der verschiedenen<br />

Herstellungsprozesse dar. Jedoch<br />

hat sich oftmals gezeigt, dass der<br />

Bezug auf hergestellte Stückzahlen die<br />

beste Variante darstellte. Auf dieser Basis<br />

konnten die Prozesseigner Maßnahmen<br />

zur Effizienzsteigerung definieren.<br />

Bei der Drucklufterzeugung ist der<br />

Kennwert „kWh zugeführter elektrischer<br />

Energie pro m 3 hergestellter Druckluft“<br />

ausschlaggebend. „Dadurch wissen wir,<br />

dass wir hier schon relativ effizient arbeiten.<br />

Um noch besser zu werden, haben<br />

wir Optimierungsmaßnahmen eingeleitet<br />

und kommunizieren die Kennzahl dauerhaft“,<br />

berichtet Felske. „Ein besonderer<br />

Vorteil des Econ-Systems ist der automatische<br />

Berichtsversand, so kann man alle<br />

Prozesseigner und die Personen, die einen<br />

Einfluss auf den Energieverbrauch des<br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Unternehmens haben, über aktuelle<br />

Messdaten informieren.“<br />

Lastspitzen und unnötige<br />

Kosten vermeiden<br />

Das Spitzen- und Ladelastmanagement überwacht dauerhaft den Strombezug und regelt ihn dynamisch<br />

nach individuellen Vorgaben.<br />

Um Zusatzkosten durch Lastspitzen zu<br />

vermeiden, setzt Kostal Econ Peak ein.<br />

Das Spitzen- und Ladelastmanagement<br />

überwacht dauerhaft den Strombezug<br />

und regelt ihn nach individuellen Vorgaben<br />

dynamisch entsprechend der Verbrauchssituation.<br />

Beispielsweise läuft an<br />

einem Standort ein Notstromaggregat zur<br />

turnusmäßigen Prüfung immer dann,<br />

wenn das Econ Peak eine bevorstehende<br />

Lastspitze erkennt. Somit wird die regelmäßige<br />

Funktionsprüfung des Aggregates<br />

genutzt, um Lastspitzen zu glätten.<br />

Der Standort in Hagen geht einen anderen<br />

Weg. Auf das Verbrennen von fossilen<br />

Energieträgern wird hier verzichtet. Man<br />

nutzt stattdessen die eigenen Produkte,<br />

wie PV-Wechselrichter und Batteriespeicher,<br />

die an ca. 400-kWp-Photovoltaikanlagen<br />

betrieben werden, um die anfallenden<br />

Leistungsspitzen zu reduzieren. Ebenso<br />

entwickelt das Unternehmen AC/DC<br />

Wallboxen, die ein bidirektionales Laden<br />

ermöglichen. Am Standort Hagen wird eine<br />

Testanlage für die Wallboxen betrieben:<br />

Prognostiziert das Econ Peak eine<br />

Lastspitze, wird hier bisher der Ladestrom<br />

reduziert, in Verbrauchstälern werden die<br />

Batterien dann wieder geladen. Zukünftig<br />

könnte mit diesem Feature auch aus den<br />

Fahrzeugbatterien kurzfristig Strom ins<br />

Unternehmensnetz eingespeist werden.<br />

An jedem Standort gibt es einen Energiebeauftragten,<br />

der das Energiemanagement<br />

vor Ort im Blick behält. Zudem hat<br />

jede Gesellschaft ein Nachhaltigkeits-<br />

Team. Die Prozesseigner erhalten monatliche<br />

Berichte mit den für sie wichtigen<br />

Daten und Kennzahlen. „Nachdem die<br />

Vorlagen einmal angelegt sind, geht das<br />

monatliche Versenden vollkommen automatisch.<br />

Das war auch ein Argument für<br />

Econ. Denn so wichtig das Energiemanagement<br />

auch ist, es sollte unterstützen<br />

und dabei keine wichtigen zeitlichen Ressourcen<br />

verbrauchen – unser Hauptgeschäft<br />

ist schließlich die Produktion“, erklärt<br />

Dominik Felske.<br />

Bild: Econ Solutions<br />

GREEN<br />

PERFORMANCE<br />

Nachhaltige Höchstleistung<br />

Sie fragen sich, ob sich ein Maximum an Logistikleistung mit einem<br />

Minimum an Kosten und Emissionen verträgt? Wir treten gern den<br />

Beweis an und beraten Sie ganzheitlich bei der Wahl des richtigen<br />

Energiesystems für Ihre Flotte – von der Analyse Ihrer Anforderungen<br />

bis zur Umsetzung. Das nennen wir Green Performance. www.linde-mh.de/green-performance<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 31


» TECHNIK<br />

Retrofit einer Fräsmaschine<br />

Clever nachgerüstet<br />

Neuanschaffung oder Retrofit? Eine Frage, die ein Fertigparketthersteller einfach beantworten<br />

kann, denn an einer seiner Bestandsfräsmaschinen wurde ein Retrofit umgesetzt. Jetzt ist diese<br />

für die nächsten zehn Jahre gut und sicher gerüstet und dazu wesentlich energieeffizienter.<br />

» Jörg Peßl, Regional Sales Manager, Pilz Österreich<br />

Mit der Planung und Umsetzung der Maschinenüberholung einer Fräsmaschine wurde der Automatisierer Pilz beauftragt.<br />

Bild: Pilz<br />

Parkettböden aus Eichen-, Kirsch- oder<br />

Nussholz, darunter ganz besondere<br />

Produktkreationen, sind Markenzeichen<br />

von Scheucher Parkett. Dass das Unternehmen<br />

mit natürlichen und langlebigen<br />

Produkten nicht nur die Umwelt mit Blick<br />

auf sein Portfolio in den Fokus nimmt,<br />

sondern durchgängig im eigenen Haus<br />

umwelt- und ressourcenschonend handelt,<br />

unterstreicht auch die derzeit größte, betriebseigene<br />

Photovoltaikanlage Österreichs.<br />

Und wenn es um die Instandhaltung<br />

des Maschinenparks geht, plant<br />

Scheucher auch in der eigenen Fertigung<br />

nachhaltig.<br />

Ursprünglich sollte an einer der Bestandsfräsmaschine<br />

nur „ganz harmlos“<br />

eine Förderkette getauscht werden. Diese<br />

zählt zu den essenziellen Verschleißteilen<br />

der 1996 in Betrieb genommenen Maschine.<br />

Lediglich Abweichungen von nur +/-<br />

fünf Hundertsteln sind Vorgabe. „Dann haben<br />

wir gemerkt, dass auch die Steuerung<br />

nicht mehr den Standards entspricht. Und<br />

schnell waren wir bei der Überlegung angelangt:<br />

neuanschaffen oder nachrüsten“,<br />

erzählt Karl Kaufmann, Betriebsleiter bei<br />

Scheucher. Die Entscheidung fiel schnell –<br />

auch im Sinne der Nachhaltigkeit – zugunsten<br />

eines kompletten Retrofits aus.<br />

„Dann kam der nächste Schritt: einen<br />

Partner zu finden, der alles für uns aus einer<br />

Hand umsetzt“, betont Kaufmann einen<br />

der wichtigsten Punkte.<br />

Hier kam das Automatisierungsunternehmen<br />

Pilz ins Spiel. Das Unternehmen<br />

mit der Kernkompetenz Sicherheit ist ein<br />

Lösungsanbieter mit einem umfassenden<br />

Dienstleistungsangebot: Mit Sicherheitsberatung<br />

und Engineering bietet es einen<br />

durchgängigen Service von der sicherheitstechnischen<br />

Überprüfung des Maschinenparks<br />

über die Risikoanalyse bis<br />

zur Systemintegration und Verifikation<br />

beim Kunden. Und das alles mit Blick auf<br />

die Sicherheit für Mensch, Maschine –<br />

aber auch die Umwelt. Letzteres ist fest<br />

in den Konzernzielen verankert: von der<br />

Entwicklung energiesparender Produkte<br />

über die ökologische Gestaltung von Gebäuden<br />

bis hin zum umweltbewussten<br />

Arbeiten. Maschinen, die mechanisch<br />

noch weitere 10 bis 15 Jahre einwandfrei<br />

laufen, muss man nicht entsorgen, sondern<br />

nur an die aktuellen Standards und<br />

Sicherheitsvorschriften anpassen, so wie<br />

bei Scheucher.<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Pilz hat den von Scheucher gewünschten<br />

ganzheitlichen Ansatz im Fokus: „Wir<br />

denken in Lösungen“, bekräftigt Peßl. Das<br />

Unternehmen war daher für die Gefahrenanalyse<br />

und das sich daraus ergebende<br />

Sicherheitskonzept verantwortlich und<br />

hat im Zuge des anschließenden Umbaus<br />

das komplette Engineering sowie auch<br />

die Programmierung bis hin zur Validierung<br />

übernommen. „Man hätte auch vier,<br />

fünf verschiedene Gewerke für die jeweiligen<br />

Teilaufgaben beauftragen können.<br />

Aber wir wollten einen einzigen Ansprechpartner<br />

und alles aus einer Hand“,<br />

erklärt Karl Kaufmann. Ausschlaggebend<br />

dabei war unter anderem auch, dass Pilz<br />

herstellerunabhängig berät. In die Planung<br />

bzw. das Konzept einbezogen wurden<br />

auch bereits verbaute Komponenten<br />

anderer Hersteller. Gilt es neue Produkte<br />

zu verbauen, können Kunden auf Pilz-<br />

Komponenten zurückgreifen.<br />

So auch beim Parketthersteller: Hier<br />

sind etwa ein zusätzliches Sicherheits-<br />

Lichtgitterpaar PSENopt II für Finger-,<br />

Hand- und Körperschutz sowie Komponenten<br />

für das Schutztürmanagement<br />

aus dem modularen Schutztürsystem von<br />

Pilz verbaut worden: die Taster-Unit PITgatebox<br />

sowie das Schutztürsystem<br />

PSENmlock für sichere Verriegelung und<br />

sichere Zuhaltung. Der Lösungsansatz des<br />

Automatisierers bleibt darüber hinaus<br />

durchgängig: Normalerweise wird die Gefahrenzone<br />

abgeriegelt. Anders hingegen<br />

in der holzverarbeitenden Industrie. Denn<br />

dort sind der Funkenflug und die sich daraus<br />

ergebenden Brände eine große Herausforderung.<br />

Konkret bedeutet das, die<br />

Maschine muss jederzeit zugänglich sein.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Anforderung<br />

wurde die Verriegelung über das Schutztürsystem<br />

PSENmlock ihrer aktuellen<br />

Funktion entsprechend „nur einfach“ anders<br />

angewendet, das heißt hier in umgekehrter<br />

Richtung verbaut. Und dadurch<br />

eine branchenspezifische Lösung geschaffen.<br />

Das Ergebnis: eine enorme Energieeinsparung.<br />

Denn sämtliche Fräsmaschinen<br />

haben pro Seite jeweils fünf Motoren, die<br />

alle im Leerlauf mitliefen, auch wenn<br />

nicht aktiv benötigt. Durch die Umrüstung<br />

konnte dieser unnötige Energieverbrauch<br />

behoben werden. Jetzt laufen immer<br />

nur die Motoren, die aktiv benötigt<br />

werden. „Wir sparen dadurch rund 80<br />

Prozent an Energie nur bei dieser einen<br />

Maschine ein“, ergänzt der Betriebsleiter.<br />

Und Scheucher betont abschließend,<br />

dass die Vertrauensbasis der wichtigste<br />

Aspekt dafür ist, alles aus einer Hand umsetzen<br />

zu lassen: „Oft bekommt man null<br />

Support und, wenn man die Bedienungsanleitung<br />

liest, ist man meist besser dran.<br />

Daher werden wir ganz sicher beim<br />

nächsten Projekt wieder mit Pilz zusammenarbeiten.“<br />

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Bild: Pilz<br />

Ursprünglich sollte nur<br />

die Förderkette getauscht<br />

werden. Dann<br />

wurde die Maschine<br />

einem Retrofit unterzogen<br />

und arbeitet<br />

jetzt energieeffizienter.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 33


» TECHNIK<br />

Wachstum der Elektromotoren in den letzten 15 Jahren – ein Blick zurück<br />

Antriebstechnik für eine<br />

nachhaltige Produktion<br />

Vor fast 15 Jahren wurde mit der Ökodesignrichtlinie der Europäischen Union das erste<br />

große Umweltpaket in der Gesetzgebung verabschiedet. Die europäische Ökodesignrichtlinie<br />

greift in viele Bereiche der Energieumwandlung ein. Einen großen Einfluss hatte<br />

und hat sie in der Industrie – insbesondere bei der Antriebstechnik.<br />

» Gregor Dietz, Marktmanager, SEW-Eurodrive<br />

Die Umwandlung einer Energieart in<br />

eine andere ist nie zu 100 % gegeben,<br />

jeder Wandlungsprozess ist verlustbehaftet.<br />

Der Anteil der Verlustenergie<br />

muss bezahlt werden, trägt aber nicht<br />

zum nutzbaren Ergebnis bei. Seit dem Bau<br />

der ersten Elektromotoren um das Jahr<br />

1880 lag das Entwicklungsziel bei einer<br />

Neukonstruktion aus Preisgründen stets<br />

beim effizienten Einsatz des Materials.<br />

Um sich erfolgreich dem Wettbewerb zu<br />

stellen, waren Kostensenkungsprogramme<br />

der produzierenden Firmen ein immer<br />

wiederkehrender Zyklus. Trotz gleicher<br />

Abgabeleistung fanden die Ingenieure<br />

und Techniker immer wieder Wege, Elektromotoren<br />

mit insgesamt weniger, aber<br />

besserem Material zu bauen. Hilfreich<br />

war stets auch die Weiterentwicklung der<br />

verfügbaren Bauteile, beispielsweise<br />

Zum Jahreswechsel<br />

2022/2023 erweiterte<br />

SEW-Eurodrive sein<br />

Portfolio um neue<br />

Netzmotoren der<br />

Energie-Effizienz -<br />

klasse IE4.<br />

Bild: SEW<br />

höhere Blechqualität und geringere<br />

Blechdicke, fortschrittliche Berechnungsund<br />

Simulationsmethoden und veränderte<br />

Herstellungsprozesse.<br />

Um die Jahrtausendwende fand ein<br />

prägender Sinneswandel statt. Neben<br />

dem monetären Einfluss der Materialmenge<br />

rückte immer mehr die Energieeffizienz<br />

ins Zentrum. Die Wiederentdeckung<br />

des Wirkungsgrades von Elektromotoren<br />

als Entscheidungskriterium stellte<br />

enorme Herausforderungen an die produzierenden<br />

Firmen. Schnell wurde klar,<br />

dass ein höherer Wirkungsgrad mit einem<br />

höheren Verkaufspreis einhergeht. In den<br />

folgenden knapp 10 Jahren wurde die Berücksichtigung<br />

der Energieeffizienz nach<br />

dem Prinzip der Freiwilligkeit den Kräften<br />

im europäischen Markt überlassen. Jedoch<br />

war der Gesetzgeber nicht zufrieden<br />

mit dem Anteil der freiwilligen Nutzer.<br />

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

verhinderten den großflächigen<br />

Erfolg und Absatz.<br />

Um einen fairen Wettbewerb mit vergleichbaren<br />

Produkten zu gewährleisten,<br />

verfasste und verabschiedete die Industrie<br />

Normen mit den Wirkungsgradklassen<br />

IE1 bis IE4 für den Betrieb von Elektromotoren<br />

am Netz. Diese wurden vom<br />

europäischen Gesetzgeber respektiert und<br />

im Jahr 2009 verabschiedete Europa das<br />

erste Gesetz, das den Mindestwirkungsgrad<br />

von Elektromotoren vorgibt. In dieser<br />

Verordnung 640/2009/EG wurde nicht<br />

nur eine Stufe vorgegeben, sondern eine<br />

zeitlich gestaffelte Erhöhung des Mindestwirkungsgrades.<br />

Ferner wurde für die<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Bild: SEW<br />

betroffenen Motoren ein Leistungsbereich<br />

festgeschrieben. Die Vielfalt der bereits<br />

realisierten Lösungen der Elektromotoren<br />

führte zu einer begrenzten Anzahl<br />

von Ausnahmen im Gesetz. Der Gesetzgeber<br />

nahm die Fortsetzung der<br />

Weiterentwicklung der Materialen und<br />

Prozesse für sich in Anspruch und forderte<br />

2011 die Industrie auf, Produkte<br />

schon mit dem Mindestwirkungsgrad IE2<br />

anzubieten.<br />

Mit dem 2017 Erreichten gab sich die<br />

EU aber nicht zufrieden. 2019 wurde das<br />

Gesetz ergänzt und ausgeweitet. Neben<br />

der Reduzierung von Ausnahmen und damit<br />

der Festlegung von Mindestgrenzwerten<br />

für weitere Motoren wurde für wenige<br />

Motorleistungen die weitere Steigerung<br />

der Effizienz auf den IE4-Level vorgegeben.<br />

Die Ausnahmereduzierung und<br />

Ausweitung fand zum 1.7.21 statt. Zum<br />

1.7.23 wird die letzte Stufe mit dem<br />

IE4-Level des aktuellen Gesetzes in Kraft<br />

treten.<br />

Stellt man die Entwicklung der letzten<br />

Jahre nebeneinander, so wird deutlich,<br />

dass der Effizienzgedanke den Konstruktionsprozess<br />

dominiert und der Menge des<br />

eingesetzten Materials nachrangig geworden<br />

ist. Das heißt, bei gleicher Leistung<br />

ist der Motor gewachsen und stellt<br />

damit eine Herausforderung beim Einbau<br />

in Maschinen und Anlagen dar. Am Beispiel<br />

eines 0,75-kW-Elektromotors ist erkennbar,<br />

dass das Bauvolumen um über<br />

30 % und seine Masse – die Menge des<br />

eingesetzten Materials – um über 45 %<br />

gestiegen ist. Der Gesetzgeber gibt den<br />

Mindestwirkungsgrad vor und überlässt<br />

die Realisierung den produzieren Firmen<br />

und den Marktkräften, den nötigen Preis<br />

und die wirtschaftliche Rentabilität zu<br />

erreichen. Vereinzelte nationale Fördermaßnahmen<br />

zum Wohle der Wirtschaft<br />

sind nur der berühmte Tropfen auf dem<br />

heißen Stein.<br />

Neben der Energieeffizienz kommen<br />

jetzt zwei weitere Aspekte ins Spiel. Die<br />

Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufeffizienz<br />

flankieren nun das Thema Energie.<br />

Hier setzt der europäische Gesetzgeber<br />

unmittelbar auf eine regulatorische Vari-<br />

Die energiesparenden<br />

Motoren der Baureihe<br />

DRN erzielten einen<br />

großen Erfolg. Im<br />

Februar 2021 wurde<br />

das einmillionste<br />

Exemplar übergeben.<br />

ante und wird bis Mitte der 2020er Jahre<br />

Vorgaben und Grenzwerte für Produkte<br />

bestimmen. Schwierig werden dann gegenläufige<br />

Tendenzen in Einklang zu bringen:<br />

Materialeffizienz könnte der Energieeffizienz<br />

im Weg stehen, kreislaufkonforme<br />

Bauteile den Anspruch an technisch<br />

sicheren und hochqualitativen Produkten<br />

konterkarieren. Verlässt man den<br />

europäischen Fokus und blickt sich in der<br />

Welt um, so erkennt man, was in einzelnen<br />

Ländern an weiteren und anderen<br />

Vorgaben zu erfüllen ist. Die Aufgaben<br />

und Hürden nehmen nicht ab, und es<br />

werden weitere hinzukommen. Etliche<br />

davon sind bereits sichtbar und spürbar.<br />

Aber auch hier werden die Industrie und<br />

die dort beschäftigten fähigen Köpfe eine<br />

Lösung finden.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 35


Bild: Phoenix Contact<br />

Ein Gleichstromnetz im industriellen Einsatz sorgt dafür, dass sich Energiespeicher und Erneuerbare leichter integrieren lassen.<br />

Sektorenkopplung zeigt wie die Energieversorgung von morgen aussehen könnte<br />

Blaupause für industrielle<br />

Gleichstromnetze<br />

Das neue Produktions- und Technologiezentrum von Phoenix Contact schafft 18.485 m 2 neue<br />

Nutzfläche für 400 Arbeitsplätze. Die Besonderheit: die Vernetzung der Sektoren Energie,<br />

Mobilität, Infrastruktur und Gebäude – eine Blaupause im Sinne einer All Electric Society.<br />

Eine wesentliche Grundlage für die Sektorenkopplung: Der Einbau eines Gleichstromnetzes.<br />

» Thorsten Sienk, Fachredakteur, Phoenix Contact<br />

Das Gebäude mit der internen Nummer<br />

60 macht mit seiner Einweihung<br />

im Sommer 2023 die heutigen Möglichkeiten<br />

für optimierte Energieketten von<br />

der Erzeugung über die Verteilung bis hin<br />

zu Speicherung und Verbrauch erlebbar.<br />

Hierbei integriert das Unternehmen z. B.<br />

thermische Energie zu einem Wärmenetzwerk<br />

auf lokaler Ebene – realisiert mit<br />

Wärmepumpen und einem 1500 m 3 großen<br />

Eisspeicher. Das Ziel dabei: Integration<br />

und Nutzung der kompletten Abwärme<br />

aller Prozesse. Elektrisch betrachtet,<br />

kommen im ersten Ausbauschritt Batteriespeicher,<br />

zwei PV-Anlagen und ein partielles<br />

Gleichstromnetz zum Einsatz. Daran<br />

angebunden ist unter der Prämisse<br />

„Vehicle to Grid“ bidirektional ausgelegte<br />

Ladeinfrastruktur für Elektromobilität.<br />

Gerade die strategische Entscheidung,<br />

ein Gleichstromnetz für den industriellen<br />

Einsatz zu installieren, bringt die Energiewende<br />

entscheidend voran: Regenerative<br />

Energiequellen, Batteriespeicher und<br />

Elektromobilität basieren auf Gleichstrom<br />

und lassen sich leichter integrieren. Zudem<br />

kann ein Gleichstromnetz Verlustleistungen<br />

wirksam reduzieren, etwa<br />

durch die Nutzung der Rekuperationsenergie,<br />

wenn Elektromotoren bremsen.<br />

Frank Stührenberg, CEO von Phoenix Contact,<br />

ist angesichts dieser nachhaltigen<br />

Werte von der Entscheidung, das neue<br />

Gebäude mit einem Gleichstromnetz auszurüsten,<br />

jeden Tag mehr überzeugt.<br />

Gleichstrom gebe der All Electric Society<br />

schließlich als notwendiges Energieverteilnetz<br />

einen gehörigen Innovationsbooster.<br />

Das neue Gebäude lässt sich insofern<br />

„mit einer Miniatur unseres Marktpotenzials<br />

vergleichen“.<br />

Gelebte Sektorenkopplung<br />

Und wer zieht ein? Hauptnutzer wird der<br />

eigene Maschinenbau der Ostwestfalen.<br />

Chris-Jörg Rosen, Leiter des Unternehmensbereichs<br />

und Mitinitiator des DC-<br />

Smart-Grids schätzt am Gleichstrom die<br />

Möglichkeit, Bremsenergie ohne aufwändige<br />

Rückspeisetechnik im Energieverbund<br />

zu behalten. Bis dato liegen seines Wissens<br />

aber noch keine industriellen Anwendungen<br />

vor, die Bremsenergie in signifikanter<br />

Menge zurückspeisen. Das Unternehmen<br />

betritt mit dem DC-Netz folglich<br />

neues Terrain „indem wir einen weiträumigen<br />

DC-Bus im Gebäude 60 aufsetzen.<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Damit gehen wir über kurzfristige Zwischenspeicherungen<br />

hinaus und managen<br />

komplett den Energiefluss von Quelle und<br />

Senke.“ Komplex wird das Ganze, da das<br />

Unternehmen am Stammsitz in Blomberg<br />

ganz unterschiedliche Ökosysteme per<br />

DC-Bus miteinander verbinden will –<br />

damit also eine echte Sektorenkopplung<br />

betreibt. „Wir haben es mit multidirektionalen<br />

Energieflüssen zu tun“, sagt Rosen.<br />

Nachhaltig ab der Installation<br />

Erhebliche Effizienzgewinne resultieren<br />

aus dem einfacheren Aufbau der Netze.<br />

Wer auf Gleichstrom setzt, benötigt keine<br />

dreiadrigen Leitungen mehr für einphasige<br />

AC-Energieströme oder sogar fünfadrige<br />

Kabel für den klassischen AC-Kraftstrom.<br />

Stattdessen reichen zwei Leiter<br />

aus für plus und minus. Rosen: „Das ist<br />

die natürliche Form, wie Elektronen fließen<br />

– von einem zum anderen Pol. Es gibt<br />

in der Natur keinen Wechselstrom.“ Der<br />

Wegfall von Leitern spart auf direkte Wese<br />

Isolierungsmaterial und vor allem Kupfer.<br />

Laut Schätzungen liegt hier ein Einsparpotenzial<br />

bis 50 %.<br />

Auf Verbraucherseite bringt der Wechsel<br />

bei der Energieversorgung von AC zu<br />

DC ebenfalls gravierende Einsparungen<br />

mit sich. Heutige Verbraucher arbeiten in<br />

der Regel mit einem AC-Eingangskreis.<br />

Der Wechselstrom wird dann geräteintern<br />

in Gleichstrom gewandelt. Werden Geräte<br />

direkt mit Gleichstrom versorgt, fällt der<br />

Gleichrichter weg. Rosen stellt sich hier<br />

die Frage, wie die Geräte von Morgen<br />

aussehen, die direkt am DC-Netz hängen.<br />

„Wir sparen Bauteile und können damit<br />

kleiner werden.“<br />

Blaupause für die All Electric<br />

Society<br />

Zurück ins Gebäude 60: Das Unternehmen<br />

befindet sich Stand heute laut eigenen<br />

Angaben in der glücklichen Lage, vor<br />

allem aufgrund der Ladetechnik aus dem<br />

Bereich Elektromobilität gut aufgestellt<br />

zu sein und Gleichstromnetze mit erprobter<br />

Technik aus einem System heraus ausrüsten<br />

zu können. Die Rede ist hier vor allem<br />

vom Produktprogramm Charx mit<br />

Lösungen für das Schnellladen von Fahrzeugen<br />

direkt mit Gleichstrom. Die Erfahrung<br />

des Unternehmens im Umgang mit<br />

hohen Gleichstromleistungen macht es<br />

vergleichsweise einfach, dieses Knowhow<br />

auf industrielle Anwendungen zu<br />

übertragen – vor allem in der Verknüpfung<br />

der Fabrikautomation mit der Gebäudetechnik<br />

sowie regenerativer Energieerzeugung.<br />

Diese Sektorenkopplung ist<br />

mehr denn je gefragt, um Energie zu sparen,<br />

Leistungsflüsse zu harmonisieren sowie<br />

batteriebasierte Energiespeicher und<br />

die „Regenerativen“ zu integrieren. Und<br />

dann ist da noch das Lastmanagement,<br />

das ebenfalls von der Einbindung von stationären<br />

Energiespeichern – Stichwort<br />

„Peak-Shaving“ – profitiert.<br />

Gebäude bieten heute weit mehr als<br />

das sprichwörtliche Dach über dem Kopf.<br />

Technisch-energetisch betrachtet, haben<br />

sie eine Schlüsselposition inne für die<br />

sinnvolle Verknüpfung von Solarenergie,<br />

Leittechnik, Produktion, Batteriespeicher<br />

und auch Ladesäulen. Gebäude sind damit<br />

der Ort für gelebte Sektorenkopplung.<br />

Und diese Kopplung ist notwendig für<br />

eine nachhaltige, „elektrifizierte“ Gesellschaft,<br />

die ihren Energiebedarf zu 100 %<br />

aus regenerativen Quellen deckt.<br />

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» TECHNIK<br />

Smartes Monitoring spart Energie und Geld<br />

Strom- und Gasflüsse unter<br />

Beobachtung<br />

Nur was sich messen lässt, kann auch verbessert werden. Wer die Energieeffizienz seiner<br />

Produktion steigern möchte, benötigt daher Transparenz über die Verbräuche. Die intelligente<br />

Analyse von Daten ist die Grundlage für eine nachhaltige Fabrik.<br />

» Markus Strehlitz, freier Journalist in Mannheim<br />

Produktionsprozesse benötigen viel Energie. Mit<br />

den gestiegenen Preisen für fossile Brennstoffe<br />

und Strom ist somit der Druck für die fertigenden<br />

Unternehmen gewachsen, ihren Energieverbrauch im<br />

Griff zu halten. Wem dies nicht gelingt, der muss<br />

existenzbedrohende Folgen befürchten.<br />

Dafür benötigt man jedoch zunächst mal Wissen.<br />

„Eine Fabrik ist wie eine Black Box“, sagt Bernd Groß,<br />

CTO der Software AG. „Man steckt Energie hinein und<br />

bekommt Produkte heraus.“ Die Schwierigkeit bestehe<br />

nun darin, zu verstehen, an welcher Stelle in den<br />

Fertigungsprozessen wie viel Energie verbraucht wird<br />

und wo es Möglichkeiten für Optimierungen gibt.<br />

Die Antwort auf diese Herausforderung sind Daten.<br />

Wenn diese aus den Fertigungsprozessen zusammengeführt<br />

und analysiert werden, erhalten Unternehmen<br />

Sensoren und Messgeräte liefern die Daten, auf die Nutzer über entsprechende Software-<br />

Lösungen zugreifen, um den Energieverbrauch in der Fertigung zu steuern.<br />

Bild: 1st footage/stock.adobe.com<br />

die nötige Transparenz über ihren Energieverbrauch.<br />

Wie dies konkret aussieht, zeigt die Modellfabrik ETA<br />

(Energy Technologies and Applications in Production),<br />

die ein Team von Wissenschaftlern der TU Darmstadt<br />

aufgebaut hat. An einer Fertigungslinie, in der Steuerplatten<br />

produziert werden, lassen sich Lösungen zur<br />

Steigerung der Energieeffizienz durchspielen. Dabei<br />

werden die Daten von rund 3.000 Punkten kontinuierlich<br />

erfasst. Das Spektrum der gesammelten Daten ist<br />

breit: Energieverbrauch, Maschinenleistung und -geschwindigkeit,<br />

Wasserverbrauch, Schleifdruck sowie<br />

Kühl- und Hydrauliksystemdaten.<br />

Schleifen vor dem Härten ist effizienter<br />

Die Daten werden auf der IoT-Plattform der Software<br />

AG zusammengeführt und die Prozesse mit einer<br />

Process-Mining-Software analysiert. Dank dieser<br />

Analysen lässt sich erkennen, in welchem Prozessschritt<br />

Energie unnötig verbraucht wird und wie effizienter<br />

produziert werden kann. So konnten die Experten<br />

zum Beispiel erkennen, dass der Zeitpunkt des<br />

Schleifens eine wichtige Rolle spielt. Im ursprünglichen<br />

Verfahren erfolgte das Schleifen nach dem Härten.<br />

Die Auswertung der Daten zeigte jedoch auf,<br />

dass der umgekehrte Weg der effizientere ist.<br />

„Mit einer IoT-Plattform wie der unseren ist es<br />

möglich, den Energieverbrauch in unterschiedlichen<br />

Bereichen einer Fabrik zu analysieren und zu visualisieren“,<br />

so Groß. Mit Hilfe des Domain-Wissens von<br />

Fachexperten, mit denen die Software AG zusammenarbeitet,<br />

ließen sich dann daraus die entsprechenden<br />

Schlüsse ziehen. Wichtig ist laut Groß dabei,<br />

dass eine solche Plattform offen gestaltet sei,<br />

um alle Systeme und Maschinen anbinden zu können.<br />

Dann könne sie als Basis für ein smartes Energie-Monitoring<br />

und -management dienen.<br />

Wie sich Daten nutzen lassen, um die Energieeffizienz<br />

einer Fabrik zu verbessern, hat auch Autobauer<br />

Stellantis erkannt. Das Unternehmen nutzt dafür<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Software des WZL-Spinoffs Iconpro. In dieser laufen<br />

Daten von den verschiedenen Sensoren zusammen,<br />

die in den Anlagen den Energieverbrauch erfassen.<br />

Dazu zählen etwa Sensoren, die den Gasfluss messen.<br />

Hinzu kommen historische Daten – also zum Beispiel<br />

der Stromverbrauch aus den vergangenen Jahren.<br />

Diese werden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz<br />

analysiert. Ein Dashboard stellt dann die realen Energieverbräuche<br />

über einen zeitlichen Verlauf hinweg<br />

und pro Energieträger sowie Werk dar.<br />

Dabei erkennt das System automatisch die Activity<br />

States. Dazu zählen etwa Powering Up und Down – also<br />

Beginn und Ende der Produktion. Eine zusätzliche<br />

Kurve zeigt den idealen Verlauf des Energieverbrauchs.<br />

System informiert Anwender in Echtzeit<br />

Der Vergleich ermöglicht eine Anomalie-Detektion.<br />

„Damit lässt sich zum Beispiel erkennen, dass an einem<br />

bestimmten Tag im Winter der Energieverbrauch<br />

für das Heizen der Innenräume im Verhältnis<br />

zur Außentemperatur höher war als üblich“, erklärt<br />

Iconpro-Geschäftsführer Markus Ohlenforst. „Und<br />

das System kann außerdem zeigen, auf welchen<br />

Activity State der erhöhte Verbrauch zurückzuführen<br />

ist. Ein Beispiel wäre etwa, wenn beim Powering Up<br />

für die Produktion der Fluss eines Energieträgers zu<br />

früh eingeschaltet wurde.“<br />

Damit der Verlauf nicht permanent beobachtet<br />

werden muss, gibt das System zukünftig auch eine<br />

Alarmmeldung per E-Mail. So wird der Anwender in<br />

Echtzeit informiert, falls der Energieverbrauch in der<br />

Produktion nicht den normalen Werten entspricht.<br />

Stellantis implementiert die Software in seinen<br />

Werken Brampton in Kanada, Saltillo in Mexiko sowie<br />

Betim in Brasilien. Für ein Werk erwarte das Unternehmen<br />

dadurch – konservativ geschätzt – Einsparungen<br />

von 250.000 bis 300.000 Dollar pro Jahr,<br />

berichtet Ohlenforst. Generell könne man davon ausgehen,<br />

dass sich mit einer solchen Lösung die Energiekosten<br />

um zwei bis fünf Prozent reduzieren lassen.<br />

Für ein Werk, bei dem die Ausgaben für Energie weit<br />

im zweistelligen Millionenbereich liegen, kommt somit<br />

schon einiges an Einsparungen zusammen.<br />

Carbon Footprint lässt sich berechnen<br />

Klare Ziele hat auch Rittal. Das Unternehmen, das<br />

unter anderem Schaltschränke und IT-Infrastruktur<br />

für Rechenzentren anbietet, hat in seinem Werk in<br />

Haiger die Fertigungsmaschinen und -anlagen mit<br />

Energiemessgeräten ausgerüstet. Diese liefern ihre<br />

Werte an das Oncite Production System (DPS) von<br />

German Edge Cloud, das wie Rittal zur Friedhelm Loh<br />

Gruppe gehört. Das DPS ist eine Plattform zum agilen<br />

Management der Fertigungsprozesse. Der Abgleich<br />

der Energiedaten zu diesen Prozessen und zum jeweiligen<br />

Produkt bringe die Erkenntnisse, die Fertigungs-<br />

und Werksleiter brauchen, so Dieter Meuser,<br />

CEO Digital Industrial Solutions bei German Edge<br />

Cloud. „Theoretisch lässt sich das runterrechnen bis<br />

hin zum Product Carbon Footprint.“<br />

Die Lösung bei Rittal legt die Basis für ein smartes<br />

Energiemanagement. Ziel ist die optimale Versorgung<br />

mit Energie. Dank der Datentransparenz lassen<br />

sich Optimierungen durchführen – wie etwa die feingranulare<br />

Abstimmung von Stromverfügbarkeit und<br />

Stromverbrauch. „Smartes Energiemanagement sollte<br />

Fabrikbetreiber letztlich auch in die Lage versetzen,<br />

energieintensive Fertigungsvorgänge in energiegünstige<br />

Zeiten zu verlegen“, sagt Meuser. „Eine solche<br />

Entscheidung kann man auf der neuen Datenbasis<br />

heute schon recht zuverlässig treffen.“<br />

Webhinweis<br />

Wie sich die Software von Iconpro in<br />

einem Lackierprozess für das Energiemonitoring<br />

nutzen lässt, zeigt dieses Video:<br />

http://hier.pro/4chpF<br />

Bild: Software AG<br />

„Eine Fabrik ist wie<br />

eine Black Box“, sagt<br />

Bernd Groß, CTO der<br />

Software AG. „Man<br />

steckt Energie hinein<br />

und bekommt<br />

Produkte heraus.“<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 39


» TECHNIK<br />

Gerade auch auf die Lackiertechnik kommt es an im Blick auf die Umweltverträglichkeit – im Bild die Anlage bei VW Osnabrück.<br />

Bild: Volkswagen Osnabrück<br />

Leitungs-Wasserdruck treibt den Proportionaldosierer an<br />

VW dosiert stromlos im Ex-Bereich<br />

der Lackiererei<br />

Zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt Volkswagen Osnabrück für mehr Nachhaltigkeit in der<br />

Lackiererei: Um VOC-freie Lösungsmittel zu dosieren, kommt ein Atex-Proportional dosierer von<br />

LDT/Dosatron zum Einsatz, der ohne elektrischen Strom arbeitet. Dies spart zusätzlich Energie.<br />

Beide Effekte zusammen unterstützen die umfangreiche Umweltpolitik von VW.<br />

» Jens Voigt, Sales & Marketing bei LDT Dosiertechnik<br />

Um die Emissionen flüchtiger, organischer Verbindungen<br />

(VOC = volatile organic compounds)<br />

zu reduzieren, spült die VW Osnabrück GmbH ihre<br />

Lackiersysteme mit neu entwickelten, wassermischbaren<br />

und VOC-freien Lösemitteln. Das geschieht in<br />

regelmäßigen Abständen und nach jedem Farbwechsel<br />

neu. Dazu wird eine 1,5 %-ige Lösung dosiert. Die<br />

Herausforderung besteht darin, diese Dosiereinheit<br />

direkt im Ex-geschützen Bereich zu installieren, um<br />

kurze Wege und weniger Armaturen zu realisieren.<br />

Als Lösung präsentiert die LDT Dosiertechnik GmbH<br />

aus Hamburg den Atex-Proportionaldosierer Typ<br />

D3IL2VFK des französischen Herstellers Dosatron, der<br />

den gestellten Anforderungen mehr als gerecht wird.<br />

Denn mit einer Dosiergenauigkeit und Reproduzierbarkeit<br />

von +/-3 % liegt er deutlich besser als die<br />

Vorgaben von +/-10 %. Und mit seiner geringen<br />

Zudosierrate von 0,2 bis 2 % wird der Proportionaldosierer<br />

lediglich durch Wasser angetrieben und benötigt<br />

keinen elektrischen Strom. Das reduziert nicht<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 41


» TECHNIK<br />

Wassernetz keinen Einfluss auf die Dosiergenauigkeit<br />

ebenso wie die Leitungslängen.<br />

Die hohe Dosiergenauigkeit und Reproduzier -<br />

barkeit verschaffen dem Betreiber einen wirtschaft -<br />

lichen Vorteil, weil er höher konzentrierte Medien<br />

verwenden kann. Eine Überdosierung ist auf Grund<br />

der Konstruktion ausgeschlossen. Die einfache Bauweise<br />

mit nur wenigen Bauteilen macht das Gerät<br />

sehr wartungsfreundlich und leicht zu handhaben.<br />

Eine Besonderheit ist die Atex-Ausführung dieses<br />

Proportionaldosierers: Durch die Verwendung<br />

spezieller Atex-zertifizierter Materialien ist er für die<br />

Ex-Zonen 0, 1, 2 sowie für M1 zugelassen und lässt<br />

sich sogar für höchste Explosionsschutz-Anforderungen<br />

im Bergbau unter Tage einsetzen.<br />

Schnittzeichung eines Dosatron-Proportionaldosierers. Die Geräte kommen mit vergleichs -<br />

weise wenigen Bauteilen aus.<br />

nur die VOC-Emissionen wie gewünscht, sondern<br />

verringert auch die Energiekosten der Lackieranlage.<br />

Der Investitionsumfang für diese Dosiertechnik ist<br />

zudem geringer als bei einer elektrischen Dosier -<br />

lösung mit einer Ex-geschützten und ansteuer -<br />

fähigen Dosierpumpe. Die vor Ort vorhandene<br />

Wasser leitung wird weiterverwendet. Dosierer und<br />

Armaturen wie Filter und pneumatische Absperrventile<br />

werden in die Leitung integriert und platzsparend<br />

auf einer zentralen Montageplatte installiert.<br />

Bild: LDT Dosiertechnik<br />

Service-Videos helfen in der Wartung<br />

Die hochwertigen Atex-Zulassungen verlangen, dass<br />

diese speziellen Dosierer generell nur von autorisiertem<br />

Fachpersonal gewartet werden – ähnlich wie bei<br />

elektrischen, Ex-geschützten Dosierpumpen. Um<br />

Volkswagen in die Lage zu versetzen, Service und<br />

Wartung selbstständig und eigenverantwortlich<br />

durchzuführen, haben LDT und Dosatron gemeinsam<br />

eine Schulung bei Volkswagen Osnabrück durch -<br />

geführt sowie ein detailliertes Service-Video zur<br />

Verfügung gestellt. Derart geschult mit offizieller<br />

Bescheinigung, ist Volkswagen Osnabrück nun gut<br />

aufgestellt, auch die letzte Hürde zu meistern – die<br />

Labs-Freiheit des Dosierers.<br />

Lackbenetzungsstörende Substanzen (Labs) dürfen<br />

weder direkt noch indirekt auf die Substrate oder in<br />

den Lack verschleppt werden. Denn sie unterbrechen<br />

Wasserdruck reicht als Antrieb<br />

Das Funktionsprinzip: Der Dosatron-Proportional -<br />

dosierer dosiert einem Wasserstrom ein Konzentrat<br />

proportional zur durchfließenden Wassermenge zu.<br />

Er benötigt keinen elektrischen Strom als Antrieb,<br />

sondern lediglich den Wasserdruck der angeschlossenen<br />

Wasserleitung. Das Dosiermedium wird durch<br />

einen volumetrischen Hydraulikmotor selbstständig<br />

angesaugt und vermischt sich mit dem Antriebswasser.<br />

Die Dosiermenge verhält sich immer proportional<br />

zum Wasserdurchsatz, entsprechend der manuell<br />

eingestellten Dosierrate. Konstruktionsbedingt haben<br />

eventuelle Durchsatz- und Druckschwankungen im<br />

Die neue Dosiereinheit im Ex-Bereich der Lackiererei. Sie stellt<br />

die 1,5 %-ige Lösung für den Spülprozess her.<br />

Bild: Volkswagen Osnabrück<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


die vollständige und gleichmäßige Benetzung einer<br />

Oberfläche mit Lack (sogenannte Krater bildung).<br />

Auch Bauteile, die in der Lackiererei eingesetzt werden,<br />

dürfen keine derartigen Substanzen enthalten.<br />

Volkswagen Osnabrück zerlegte daher den Atex-<br />

Dosierer vor seinem ersten Einsatz in seine Bestandteile<br />

und spülte diese mit Lösemittel, um selbst<br />

geringste Spuren von Silikon zu entfernen. Nach der<br />

Trocknung wurde er wieder montiert.<br />

„Seit der Inbetriebnahme des Dosierers im August<br />

2021 sind keine negativen Auffälligkeiten aufgetreten,<br />

die Einstellung ist einfach und die Dosierung ist<br />

konstant gut“, bestätigt Dennis Wermann, Betreiber<br />

und zuständiger Bediener in der Instandhaltung<br />

Lackiererei bei VW Osnabrück. Den Weg zu dieser<br />

Lösung fasst er so zusammen: „Auf der Suche nach<br />

einer Dosiereinheit für geringe Zumischraten eines<br />

VOC-freien Spülmediums stießen wir auf die Firma<br />

LDT. Das Projektteam von LDT und Dosatron konnte<br />

nicht nur nach unserer Anforderung eine kostengünstige<br />

und ressourcenschonende Dosiereinheit<br />

anbieten, gleichzeitig fand es eine Lösung für den<br />

Betrieb in einem Ex-geschützten Bereich.“<br />

Im Zuge der Zusammenarbeit wurde die bestehende<br />

Anlagentechnik auf den Atex-Dosierer umgerüstet<br />

und das Betreiberpersonal bei Volkswagen Osnabrück<br />

von LDT und Dosatron mit Hilfe von eigens<br />

erstellten Videos über die Funktionsweise und die<br />

Instandhaltung geschult. Nach der Umstellung auf<br />

das umweltfreundlichere Spülmedium zeigte sich<br />

schnell die hohe Dosiergenauigkeit des Proportionaldosierers.<br />

Dosatron-Dosierer inzwischen etabliert<br />

bei Volkswagen<br />

Die Volkswagen AG setzt Dosatron Proportional -<br />

dosierer bereits seit geraumer Zeit in verschiedenen<br />

Werken in Reinigungsanlagen zur Teilereinigung<br />

ein. Von den Vorteilen des Atex-Dosierers<br />

konnte sich die Volkswagen Osnabrück GmbH überzeugen<br />

und nutzt diesen ebenfalls erfolgreich. Die<br />

umgesetzte Dosierlösung bietet dabei nicht nur<br />

technische Vorteile. Vor allem durch ihre Genauigkeit,<br />

Nachhaltigkeit und hohe Effizienz unterstützt<br />

sie die Umweltbestrebungen der Volkswagen AG<br />

(Info-Box unten).<br />

Umwelterklärung von VW<br />

Die Lackieranlage im VW-Werk Osnabrück:<br />

Als Spülmedium nutzt sie wassermischbare,<br />

VOC-freie Lösungsmittel.<br />

Bild: Volkswagen Osnabrück<br />

In der Umwelterklärung 2018 verpflichtet sich die Volkswagen Aktiengesellschaft<br />

zur fort laufenden Verbesserung der Umweltverträglichkeit<br />

ihrer Produkte, ihrer Standorte und Dienstleistungen. Unter dem 2011<br />

ins Leben gerufenen Umweltprogramm „Think Blue. Factory“ zur<br />

Verringerung der Umweltbelastung und zur Verbesserung der<br />

Ressourceneffizienz wurden die gesetzten Ziele zur Reduzierung der<br />

Umwelt belastung bis 2018 um 25 % gegenüber 2010 bereits im<br />

Jahr 2016 erreicht.<br />

Als neues Ziel hinsichtlich der Umweltverträglichkeit gilt nun das<br />

Programm „Zero Impact Factory“, im dem bis 2025 die Umweltauswirkungen<br />

um weitere 20 % pro Fahrzeug oder Komponententeil reduziert<br />

werden sollen. Bezogen auf 2010 wird also – ermittelt aus Energieund<br />

Wasserverbrauch, Abfallbeseitigung sowie CO 2<br />

– und Lösemittelemissionen<br />

– eine Senkung um 45 % angestrebt.<br />

Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, will VW alle Prozesse auf<br />

mögliche Verbesserungen hin untersuchen, so auch im Werk der Volkswagen<br />

Osnabrück GmbH. Ein großes Potential bietet die Lackiererei,<br />

in der mit großen Mengen Material, Wasser und Energie umgegangen<br />

wird. Denn beim Lackieren entstehen üblicherweise Emissionen organischer<br />

Lösemittel in der Luft, Abfall durch Lackschlämme, große<br />

Abwassermengen und dies bei hohem Energiebedarf der Anlagen.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 43


» TECHNIK<br />

Vollautomatisiert: Neun Roboter-Achsen für das Raumwickeln<br />

Die Leichtbau-Revolution startet in<br />

der Raumfahrt<br />

Der Luxemburger Maschinenbauer Gradel hat im Mai die erste vollautomatisierte Fertigung für<br />

ultraleichte Raumwickel-Teile in Betrieb genommen. Dass die Linie primär für die Raumfahrt<br />

konzipiert ist, tut ihrer Bedeutung keinen Abbruch: Von den hochgesteckten Vorgaben dieser<br />

Branche profitieren alle Anwender der Ultraleichtbau-Technologie „xFK in 3D“.<br />

» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />

Die Fertigungsanlage „Gradel<br />

Robotic Additive Manufacturing“<br />

wickelt eine ‚xFK in 3D‘-Leichtbaustruktur.<br />

Direkt im Wickelkopf<br />

werden die Faserstränge mit Harz<br />

imprägniert – ein Novum.<br />

Bild: Gradel<br />

Es war ein harter Weg bis hierher“,<br />

fasste Claude Maack die vier Jahre bis<br />

zur Einweihung der Roboter-Anlage zusammen,<br />

geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Gradel Sarl. In diesen vier Jahren<br />

hatte das in der Nuklear- und der Raumfahrttechnik<br />

tätige Unternehmen alles<br />

getan, um bei sich den Ultraleichtbau zu<br />

etablieren – die eigene Struktur umgebaut,<br />

investiert, Mitarbeiter eingestellt<br />

und dem Chef den Rücken freigeschaufelt.<br />

Anlass war die Begeisterung Maacks,<br />

als er bei Rainer Kurek die Raumwickel-<br />

Technologie „xFK in 3D“ für ultraleichte<br />

Teile kennenlernte. Kurek ist Geschäftsführer<br />

der Technologieberatung Automotive<br />

Management Consulting. Er war<br />

schon 2015 auf die Technologie aufmerksam<br />

geworden und treibt sie seither<br />

voran – vor allem im Automobilbau, der<br />

ureigensten Zielrichtung der AMC GmbH.<br />

Faszinieren konnte er Maack bei der ersten<br />

Begegnung 2018 mit dem manuell<br />

gewickelten „Shanghai-Bracket“: Mit<br />

rund 180 g hält die grazile Struktur fast<br />

10 t Last stand.<br />

Die Inbetriebnahme des roboterisierten<br />

Raumwickelns durch Gradel ist nun der<br />

Schritt hin zur Industrialisierung für alle<br />

Branchen, ein Höhepunkt. „Ein großer Tag<br />

für uns“, sagte auch Kurek bei der<br />

„Inauguration“ der Roboter-Linie im<br />

luxemburgischen Hautcharage.<br />

Die dort installierte Anlage bietet<br />

optional neun Achsen und besteht aus<br />

drei Robotern, die auf einer 10 m langen<br />

X-Schiene verfahren und beim Raum -<br />

wickeln kooperieren können. Ein weiterer<br />

Roboter ist in einem Reinraum unter -<br />

gebracht für Aerospace-Anwendungen.<br />

Die Anlage wickelt vollautomatisiert und<br />

maßgeschneidert mit Geschwindigkeiten<br />

zwischen 25 und 600 mm/s. Zwei große<br />

Industrieöfen schließen sich an.<br />

Die Bedeutung dieser Technologie erschließen<br />

am besten die Duftmarken, die<br />

ihre Akteure immer wieder mit manuell<br />

gewickelten Strukturen ‚xFK in 3D‘ gesetzt<br />

haben. 2015 begann es mit einem<br />

Fahrrad-Flaschenhalter, der nur 9 g<br />

wiegt – aber die 500 g des halben Liters<br />

Wasser in der Flasche trägt. Später folgte<br />

ein Flaschenhalter für Le Mans, der<br />

mit 23 g Eigengewicht auch den hohen<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Beschleunigungen im Motorsport standhält.<br />

Und derzeit entsteht ein Schul -<br />

pavillon mit 3 x 5 m² Grundfläche, der<br />

aus 72 Raumwickel-Teilen zusammen -<br />

gesetzt wird und nicht mehr als 80 kg<br />

wiegt. Vier starke Männer könnten ihn<br />

packen und wegtragen.<br />

Strukturen von klein bis extrem groß.<br />

Sie deuten das Potenzial der Technologie<br />

an. Allen ist eines gemein: Mit einem<br />

Minimum an Masse tragen sie Lasten, die<br />

ein hohes Vielfaches ihres Eigengewichts<br />

ausmachen. Eine ultraleichte Option für<br />

Satelliten und Raketen ebenso wie für<br />

Automobile, Flugzeuge und Anwendungen<br />

bis in die Architektur hinein.<br />

Gramm-Gewichte stemmen Tonnen-<br />

Lasten. In diesem Gewichts-Kontext verdeutlicht<br />

eine bloße Zahl, was die Roboter-Fertigung<br />

„Gradel Robotic Additive<br />

Manufacturing“ (Gram) in Luxemburg zu<br />

leisten vermag: „Gram kann pro Stunde bis<br />

zu 14 Kilogramm Struktur wickeln, ohne<br />

metallische Buchsen“, sagt Claude Maack.<br />

Ein ultraleichter Autositz wie ihn Gradel<br />

schon gewickelt hat, ließe sich in 15 bis<br />

30 min fertigen, je nach Auslegung.<br />

Was verbirgt sich hinter ‚xFK in 3D‘?<br />

Das Prinzip ist leicht erklärt, aber nicht<br />

einfach umzusetzen: Dreidimensional im<br />

Raum verlegte Fasern folgen den errechneten<br />

Lastpfaden eines Bauteils – und<br />

verbleiben die einzige Masse der Struktur.<br />

Damit dies wirklich funktioniert, mussten<br />

Grundlagen erforscht, Know-how aufgebaut<br />

und diffizile Fragen gelöst werden<br />

bis heute: Wie lässt sich die Struktur aus<br />

FEM-Analysen entwickeln, wie entsteht<br />

der Wickelplan? Welche Harze und Fasern<br />

(für die das „x“ steht) sind möglich? Wie<br />

lassen sich die Strukturen auslegen und<br />

mit welchen Kennwerten wie reproduzierbar<br />

fertigen? Und zuletzt: Mit welchen<br />

Faser-Harz-Systemen werden sie<br />

nachhaltig, geht Flachs oder Basalt?<br />

Die AMC ertüchtigte diese Technologie<br />

mit ihren Partnern in einer digitalen<br />

Prozesskette bis in erste Automobil -<br />

anwendungen hinein, über die aber nicht<br />

oder nur schemenhaft geredet wird. Als<br />

Maack und Kurek im November 2018 ihre<br />

Kooperation beschlossen, begann eine<br />

neue Phase. Der Luxemburger entwickelte<br />

einen ambitionierten Plan, das Raum -<br />

Die automatisierte Roboteranlage<br />

Gram macht die Fertigung von<br />

Ultraleichtbauteilen reproduzierbar<br />

und serienfähig. Hier entstehen<br />

Antennenhalter für Satelliten.<br />

Bild: Stauß<br />

Claude Maack, CEO von Gradel: „Wir wollen<br />

diese Ultraleichtbau-Technologie multiplizieren.<br />

Dazu bieten wir Wissen, Maschinen und unsere<br />

intensive Begleitung an.“<br />

wickeln in der Raumfahrt zu etablieren.<br />

Man könnte ihn eine Art Marschallplan<br />

nennen. Denn der Maackplan zielt direkt<br />

auf die Industrialisierung und will nichts<br />

dem Zufall überlassen.<br />

Den Anfang machte eine Marktstudie<br />

für die Raumfahrt. Aerospace signalisierte,<br />

dass automatisiertes Fertigen eine<br />

Grundvoraussetzung sei, ohne manuelle<br />

Elemente. Also beantragte Gradel ein<br />

Förderprojekt mit dem „Luxembourg<br />

Institute of Science & Technology“ (List),<br />

das die „Luxembourg Space Agency“<br />

(LSA) bewilligte.<br />

Bild: Gradel<br />

Der 3D-gewickelte Antennenhalter für die Raumfahrt erzielt eine Gewichtseinsparung von<br />

71 % gegenüber herkömmlichen Konstruktionen.<br />

Bild: Gradel<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 45


» TECHNIK<br />

Bild: Gradel<br />

Halterung eines Reaktionsrads aus „xFK in 3D“ das<br />

bei Satelliten der Lageregelung dient. Sie wurde im<br />

F+E-Projekt mit dem List hergestellt und getestet.<br />

Die ESA begleitete das Forschungs -<br />

vorhaben. Mit Thales Alenia Space, Airbus<br />

und OHB Systems waren renommierte<br />

Partner mit an Bord, die AMC liefert<br />

weiterhin ihre Unterstützung. Noch 2019<br />

stellte Gradel zwei ausgewiesene Roboterwickel-Experten<br />

ein, heute umfasst<br />

das Leichtbau-Team bereits 16 Ingenieure.<br />

„Durch die Pandemie konnten wir in<br />

Ruhe entwickeln“, blickt Maack zurück.<br />

Die jetzt in Betrieb genommene „voll<br />

industrialisierte“ Wickelanlage ist die<br />

dritte, ihre Vorläufer hatten eher proto -<br />

typischen Charakter. Bei ihr sind bis zu<br />

sechs Faserspulen gleichzeitig im Einsatz.<br />

Völlig neu ist der Prozess, die Fasern im<br />

Wickelkopf auch gleich zu imprägnieren<br />

und „nass“ zu wickeln. Denn bereits vorimprägnierte<br />

Tow Pregs finden in der<br />

Raumfahrt keinen Einsatz, ebensowenig<br />

wie in anderen potenziellen Zielbranchen<br />

mit begrenzten Stückzahlen. Patentieren<br />

ließ sich Gradel die Prozessüberwachung<br />

unter besagtem Namen „Gram“.<br />

Gradels Plan sieht ein Budget von<br />

12 Mio. Euro inklusive Fördergeldern vor.<br />

„In der Raumfahrt kommen wir gut<br />

voran“, meint Maack. Doch für einen<br />

Mittelständler müssen sich Investitionen<br />

schneller amortisieren, als in Aerospace<br />

machbar. Darüber hinaus muss der Ultraleichtbau<br />

in die Breite gehen, wenn er<br />

wirklich Nachhaltigkeitseffekte erzielen<br />

soll – das ist Claude Maack äußerst<br />

wichtig (http://hier.pro/zxBkb). Gradel hat<br />

daher sein Geschäftsmodell in Absprache<br />

mit AMC erweitert: Branchen wie<br />

Aerospace bedienen die Luxemburger als<br />

Zulieferer direkt mit ‚xFK in 3D‘-Strukturen.<br />

Für größere Stückzahlen liefern sie<br />

die Anlagen – inklusive Projektierung,<br />

Wissenstransfer, Service und intensiver<br />

Begleitung. Dies könnte für Industriezweige<br />

wie Luftfahrt, Fahrzeugbau,<br />

Sportgeräte oder auch Möbel und Architektur<br />

der Fall sein.<br />

Um Absatzfelder ist dem Gradel-CEO<br />

nicht bange. „Auf 256 Milliarden Euro<br />

schätzt McKinsey den Leichtbau-Markt.<br />

Unsere Technologie könnte zehn Prozent<br />

abdecken. Bestünde nur zu geschätzten<br />

vier Prozent ein Interesse daran, entstünde<br />

ein Bedarf an 3700 Anlagen, den<br />

wir alleine nie decken könnten.“ Zwei<br />

weitere Problemstellungen hält Maack<br />

für gravierender, für die Gradel im<br />

Rahmen seines Investitionsplans aber<br />

schon Lösungen avisiert hat.<br />

Erstens: Wie können ‚xFK in 3D‘-Strukturen<br />

im Blick auf die Rohstoffe wirklich<br />

nachhaltig sein, wenn hohe Mengen<br />

nachgefragt werden? Neben den Fasern<br />

betrifft das auch die Harze. Als Lösung<br />

hat die Forschungsinstitution List die<br />

sogenannten „Vitrimere“ ausgemacht.<br />

Dabei handelt es sich laut Maack um<br />

biobasierte Materialien mit Festigkeitswerten<br />

nahe denen von Epoxidharzen,<br />

aber mit Vorteilen wie bei Thermoplasten:<br />

Sie lassen sich thermomechanisch<br />

umformen, verschweißen, recyceln und<br />

eröffnen produktionstechnisch neue<br />

Möglichkeiten. List hat bereits Patente<br />

darauf und arbeitet mit Gradel als<br />

Maschinenbau-Partner zusammen – ein<br />

Zukunftsprojekt.<br />

Die zweite Engstelle ist die zunächst<br />

naheliegendere: Wie soll das komplexe<br />

Wissen um Raumwickel-Strukturen und<br />

ihre industrielle Produktion effizient<br />

weitergegeben werden? So dass sich die<br />

Kosten für Kunden in Grenzen halten?<br />

Denn darin steckt Know-how aus verschiedensten<br />

Disziplinen innerhalb der<br />

digitalen Prozesskette: FEM-Simulation,<br />

Werkstofftechnik, Robotik und Wickeltechnologie,<br />

Maschinentechnik und<br />

Werkzeugbau etc.. Um dieses Wissen in<br />

Software und eine praktikable Bedienoberfläche<br />

zu gießen, arbeitet Gradel<br />

mit dem südkoreanischen KI-Experten<br />

Data Design Engineering Sarl mit Sitz in<br />

Luxemburg zusammen. Claude Maack:<br />

„Unsere Vision ist es, dass die Software<br />

einen geschulten Maschinenbau-Ingenieur<br />

durch den gesamten Auslegungsprozess<br />

führt, ohne dass er dafür<br />

Spezialkenntnisse benötigt.“ Auch dieses<br />

F+E-Projekt läuft schon an und ist auf<br />

drei Jahre angelegt.<br />

www.gradellw.com/gram<br />

Jubel bei Gradel: Die „Inauguration“ der vollautomatisierten Fertigung Gram legt den Grundstein für<br />

die Industrialisierung.<br />

Bild: Gradel<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Götz Maschinenbau testete die Stratasys-Technologie SAF<br />

Wie ein Zerspaner den<br />

3D-Druck in die Serie bringt<br />

Götz Maschinenbau kaufte zwei der ersten 3D-Drucker H350 der neuen Stratasys-Technologie<br />

SAF und hat kurz darauf vier weitere geordert. Über die Hälfte der gedruckten Teile sind<br />

Serienteile für Kunden – und das, obwohl Götz zu 95 % ein Zerspanungsdienstleister ist. Wie<br />

erklärt sich der Erfolg? Wir haben das Unternehmen in Ötigheim besucht.<br />

» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie<br />

Bild: Stauß<br />

Typisch Mittelständler: Philipp Götz liebt es, schnell<br />

und pragmatisch zu gestalten und Lösungen zu<br />

finden – genau dies ist im 3D-Druck gefragt.<br />

Unsere SAF-Anlagen laufen rund um<br />

die Uhr“, sagt Philipp Götz. Er ist<br />

Geschäftsführer der Götz Maschinenbau<br />

GmbH & Co. KG, neben Bruder Lukas und<br />

Vater Roland, dem Firmengründer. Da er<br />

den 3D-Druck-Bereich vor zehn Jahren ins<br />

Familienunternehmen geholt hat, kennt er<br />

die Verfahren und stellt der noch neuen<br />

SAF-Technologie von Stratasys ein gutes<br />

Zeugnis aus: „Die mit SAF gedruckten<br />

PA11-Teile schätze ich qualitativ besser<br />

ein als die aus einer Lasersinter- oder einer<br />

MultiJet-Anlage“, sagt er und beruft sich<br />

dabei auf Praxiserfahrungen. „Wir haben<br />

wenig bis gar keinen Verzug. Die Maßhaltigkeit<br />

ist topp, die Wiederholgenauigkeit<br />

besser als bei anderen Verfahren.“<br />

Dies deckt sich damit, wie Stratasys das<br />

Verfahren und seine Vorteile erklärt, das<br />

nun knapp zwei Jahre am Markt ist. „SAF“<br />

steht für „Selective Absorption Fusion“ und<br />

geht wie der MultiJet-Prozess von HP auf<br />

Erfinder Prof. Neil Hopkinson zurück. Im<br />

Pulverbett bringen piezoelektrische Druckköpfe<br />

eine Energieabsorber-Flüssigkeit<br />

dort auf, wo Material generiert werden<br />

soll. Unter Infrarot verschmelzen die<br />

benetzten Pulver-Partikel, die anderen<br />

werden später beim Entpacken entfernt.<br />

Dem Lasersintern voraus hat SAF, dass der<br />

Energieeintrag flächig und nicht linienförmig<br />

erfolgt. Da alle Zonen defacto gleichzeitig<br />

erhitzt werden, ist die Verzugs -<br />

neigung vergleichsweise gering. Vom HP-<br />

Verfahren unterscheidet sich SAF darin,<br />

dass für das Benetzen der auszuhärtenden<br />

Bereiche ein einziges Fluid ausreicht.<br />

Nachhaltig durch Wegfall des<br />

Spritzguss-Werkzeugs<br />

„Wir haben schnell Kunden gefunden, die<br />

diese SAF-Teile von uns wollten“, sagt der<br />

junge Firmenchef – ein Grund für das<br />

Ordern vier weiterer Anlagen, die in Ötigheim<br />

noch ausstehen. Auf dem ersten<br />

H350-Drucker bei Götz entstehen Teile<br />

aus PA11, einem Bio-basierten Kunststoff,<br />

dessen erneuerbare Rohstoffe aus Rizinusöl<br />

gewonnen werden. Der zweite SAF-<br />

Drucker produziert PA12-Bauteile mit<br />

höherer Steifigkeit und für höhere Toleranzanforderungen.<br />

Als drittes Material<br />

soll in Kürze PP verfügbar sein.<br />

Stratasys propagiert das SAF-Verfahren<br />

aufgrund seiner Genauigkeit und Reproduzierbarkeit<br />

als Alternative zum Spritzguss<br />

– üblicherweise für vielleicht 5.000, 10.000<br />

oder 20.000 Stück pro Jahr: Je kleiner das<br />

Teil und je höher die Komplexität, desto<br />

lohnender ist SAF – und nachhaltiger, weil<br />

nicht aufwändig ein Werkzeug gebaut<br />

werden muss. In Webinaren gibt der israe-<br />

Diese 3D-gedruckte Absaughaube soll eine Blechkonstruktion ersetzen. Bewähren sich die<br />

Prototypen, die mit SAF gefertigt wurden, spart der Kunde Zeit und Geld.<br />

Bild: Stauß<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 47


» TECHNIK<br />

Bild: Stratasys<br />

Bild: Stauß<br />

lische Druckerhersteller für ausgewählte<br />

Praxisbeispiele einen Break-even-Point an,<br />

ab wann erst Spritzgießen lohnt.<br />

Ein absoluter Ausreißer in dieser Betrachtung<br />

ist eine Komponente für den<br />

ICE, die ebenfalls in Ötigheim additiv produziert<br />

wird: ein großer Einfüllstutzen für<br />

Spritzwasser mit integriertem Sieb. Das<br />

Bauteil mit Deckel und Scharnier, dreh -<br />

barem Verschluss und herausnehmbarem<br />

Sieb entsteht in einem einzigen Druckjob.<br />

Spritzgießen würde ein extrem aufwändiges<br />

Werkzeug erfordern und sich erst ab<br />

248.200 Teilen rechnen, so kalkuliert<br />

Stratasys. Götz druckt davon 250 bis 300<br />

Stück im Jahr mit SAF.<br />

Solche Serien – oft auch mit höherer<br />

Stückzahl – nutzt der 3D-Druckdienstleister<br />

als Grundlast für die SAF-Anlagen.<br />

Den verbleibenden Platz im Bauraum füllt<br />

er mit aktuell angeforderten Teilen. Dem<br />

kommt zugute, dass die Teilequalität bei<br />

Götz Maschinenbau in<br />

Ötigheim erhielt den<br />

ersten 3D-Drucker<br />

H350 der neuen<br />

Stratasys-Technologie<br />

„Selective Absorption<br />

Fusion“ (SAF).<br />

So funktioniert SAF:<br />

Nach jedem Auftragen<br />

einer Pulverschicht<br />

bringen Piezo-Druckköpfe<br />

eine infrarotsensible<br />

Flüssigkeit<br />

auf. Bei der nun<br />

folgenden Infrarot-<br />

Bestrahlung verschmelzen<br />

die<br />

benetzten Material -<br />

bereiche.<br />

SAF nicht von der Position im Bauraum<br />

abhängt, weil das Pulverbett flächig beheizt<br />

wird. Es sind hohe Packungsdichten<br />

ohne Qualitätseinbußen möglich.<br />

Einer der Gründe, warum Philipp Götz<br />

auf Serien setzt: „Wir wollen den<br />

3D-Druck als zweites Standbein aufbauen.<br />

Langfristig ziele ich auf Umsätze zwischen<br />

drei und fünf Millionen Euro.“ Mit<br />

SAF scheint dies für ihn realistisch zu<br />

werden. „Um die Anlagen auszulasten,<br />

brauchen wir ein Grundrauschen von<br />

wiederkehrenden oder aus Serien<br />

stammenden Teilen, die den Bauraum zu<br />

mindestens 50 bis 60 Prozent füllen.“ Den<br />

Rest füllen die immer noch relevanten<br />

Prototypen- und Design-Bauteile. Als<br />

weitere 3D-Druckverfahren nutzt das<br />

Familien unternehmen FDM, Polyjet und<br />

DLP. „Die Masse sind aber heute schon<br />

SAF-Bau teile mit ihren schönen Oberflächen<br />

und niedrigeren Kosten.“<br />

Was Götz Maschinenbau zugute<br />

kommt: Weil der Mittelständler die Rolle<br />

des Alpha- und Beta-Testers innehatte,<br />

verfügt er über einen Vorsprung bei der<br />

„Selective Absorption Fusion“. Noch vor<br />

dem Stratasys-Headquarter erhielten die<br />

Badener einen H350-Drucker. „Die ganze<br />

Führungsriege war bei uns“, schmunzelt<br />

Philipp Götz. „Wir haben in dieser Zeit viel<br />

gelernt. Aber auch Stratasys hat profitiert,<br />

weil wir Fehler aufgedeckt und Verbesserungsvorschläge<br />

gemacht haben.“<br />

Dieser Erfahrungsvorsprung erklärt den<br />

Erfolg des Unternehmers mit SAF aber<br />

nicht alleine. Der Kern der Geschäftstätigkeit<br />

liegt sogar woanders. Götz Maschinenbau<br />

beschäftigt zurzeit 125 Mitarbeiter,<br />

davon nur sechs im 3D-Druck. Das Gros ist<br />

in der Zerspanung tätig. Die additive Technik<br />

macht gerade mal geschätzte 5 % des<br />

Umsatzes aus, wenn auch mit „Tendenz<br />

steil wachsend“. Als Zerspanungs-Dienstleister<br />

produziert Götz „alles“ von Einzelteilen<br />

bis hin zu kleinen und mittleren Serien<br />

für unterschiedlichste Branchen.<br />

Wichtigstes Kennzeichen ist, dass die<br />

Dienstleistung nicht beim gefrästen Teil<br />

endet. Je nach Bedarf erstreckt sie sich<br />

über das Schweißen oder Oberflächen -<br />

finishing bis in die Baugruppenmontage<br />

oder sogar den Maschinenbau hinein. Das<br />

ist auch für den 3D-Druck wichtig. „Und<br />

wo wir etwas nicht im eigenen Hause erledigen<br />

können, greifen wir auf unser<br />

großes Netzwerk zurück.“ Götz verfügt<br />

weiter über vier moderne Zeiss-Mess -<br />

maschinen und Know-how beim Vermessen<br />

und in der Qualitätssicherung.<br />

Der junge CEO sieht darin „den riesigen<br />

USP“ seines Unternehmes, Genauigkeiten<br />

zu erfüllen, die additive Technik nicht leisten<br />

kann. Reichen Zehntel-Toleranzen des<br />

3D-Drucks nicht aus, „dann muss ich zerspanend<br />

ran“, sagt Götz. „Sind Form- und<br />

Lagetoleranzen, Bezugsflächen oder Passungen<br />

vorgegeben, dann realisieren wir<br />

sie mit unserem großen Maschinenpark<br />

und Know-how.“ Gerade diese Expertise<br />

des Lohnfertigers sei häufig Türöffner bei<br />

3D-Druck-Kunden. Auch könne sein Team<br />

beraten, wo eher additive und wo zerspanende<br />

Technik empfehlenswert sei.<br />

Dafür weiß er Beispiele, so etwa Einstellringe<br />

für Fräsmaschinen. „Statt die<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Industrie<br />

Bild: Stauß<br />

Ein Blick in die von Götz Maschinenbau<br />

entwickelte Entpackstation. Der Bediener kann<br />

mit beiden Händen in ihr arbeiten.<br />

Prüflehren aus dem Vollen zu fräsen,<br />

haben wir unsere Rohlinge aus Kunststoff<br />

selbst gedruckt und dann erst zerspant.“<br />

Das hat dem Kunden hohe Kosten<br />

erspart. Ein weiteres Beispiel: Auf<br />

Götz‘ Schreibtisch liegt eine 3Dgedruckte<br />

Absaughaube aus Kunststoff,<br />

die derzeit in Dauertests geprüft wird.<br />

Bisher entsteht sie als Blech-Schweißkonstruktion<br />

und muss oft nachbearbeitet<br />

werden. „Verlaufen die Tests positiv,<br />

wird sie künftig 3D-gedruckt. Sie bietet<br />

dann eine höhere Qualität, ist günstiger<br />

und schneller erhältlich.“<br />

Günstiger und schneller, auf Zuruf<br />

„über Nacht“ drucken. Das sind die Argumente,<br />

die in der Branche zählen. Wird<br />

die additive Technik richtig eingesetzt,<br />

bietet sie große Flexibilität – fordert sie<br />

aber auch. Viele Aufträge kommen so<br />

zustande: „Anfang der Woche hat jemand<br />

angefragt, ob er bis Freitag spezielle<br />

Teile haben kann – egal, wie sie<br />

entstehen. Funktionieren sie, winkt uns<br />

ein Serienauftrag.“ Götz konnte die Prototypen<br />

im vorgegebenen Zeitfenster<br />

drucken und liefern.<br />

Schon 27 Jahre: Nachtschicht<br />

als „Geisterschicht“<br />

Diese Wendigkeit scheint der Unternehmerfamilie<br />

in die Wiege gelegt zu sein.<br />

Schon Vater Roland Götz, der 1980 die<br />

Firma gründete, packte Neues mit Elan<br />

an. Vor 27 Jahren ließ er Maschinen mit<br />

Verkettung installieren und betrieb vermutlich<br />

das „erste Kleinunternehmen<br />

mit der Nachtschicht als Geisterschicht“,<br />

erzählt der Sohn. Philipp Götz selbst<br />

Sieht nicht zufällig wie R2-D2 aus: Die neue<br />

Entpackstation heißt „R2-G2“ als Referenz an<br />

den Firmengründer Roland Götz.<br />

studierte Maschinenbau, hatte aber<br />

schon früh alle Abteilungen durchlaufen.<br />

Als er in den 3D-Druck einsteigen wollte,<br />

musste er die Familie nicht lange überzeugen.<br />

Seither ist das Geschäftsfeld<br />

dynamisch gewachsen.<br />

Stratasys hat Götz Maschinenbau<br />

wohl aufgrund dieser Dynamik einge -<br />

laden, Alpha- und Beta-Kunde für die<br />

H350-Drucker zu werden. Und bekommt<br />

diese Dynamik selbst zu spüren. Als die<br />

SAF-Anlagen in Ötigheit zu fertigen<br />

begannen, vermisste Philipp Götz eine<br />

geeignete Lösung für das Entpacken der<br />

gedruckten Teile, die den Bediener nicht<br />

zu viel Pulverstaub aussetzt. Am Markt<br />

fand er nichts Zufriedenstellendes, also<br />

kümmerte er sich selbst darum. In sieben<br />

Monaten entstand eine Entpackungs -<br />

anlage, mit der es „durch einen überraschend<br />

einfachen Mechanismus“ gelingt,<br />

staubfrei das Pulver zu entfernen, zu<br />

reinigen und gebrauchsfertig neu zu<br />

mischen. Die Anlage sieht aus wie R2-D2<br />

aus Star Wars und heißt „R2-G2“ – eine<br />

Referenz an den Vater Roland Götz.<br />

Händler verkaufen R2-G2 bereits.<br />

Ein weiterer Coup des Hidden Champions:<br />

Die Unternehmerfamilie hat<br />

jüngst die Goa Innoventure AG gegründet<br />

mit Steinbeis im Bunde. Goa investiert<br />

in Start-ups, unterstützt sie und<br />

macht sie in der Region groß. Götz<br />

Maschinenbau steuert Know-how bei,<br />

Steinbeis managt den Innovations -<br />

prozess. Der Vertrieb und Bau des<br />

R2-G2 beispielsweise wird Thema eines<br />

dieser Start-ups sein. Es sorgt jetzt<br />

schon für Cashflow.<br />

Bild: Stauß<br />

Das<br />

Kompetenz-<br />

Netzwerk<br />

der Industrie<br />

16 Medienmarken für alle<br />

wichtigen Branchen der Industrie<br />

Information, Inspiration und<br />

Vernetzung für Fach- und<br />

Führungskräfte in der Industrie<br />

Praxiswissen über alle Kanäle:<br />

Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />

Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />

Die passenden Medien für<br />

Sie und Ihre Branche:<br />

konradin.de/industrie<br />

media.industrie.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 49


Bild: Linde Material Handling<br />

Egal ob 18 oder weniger als 3,5 t: Ein klimafreundlicher Antrieb hilft den Gabelstaplern von Linde Material Handling, ihre Last zu heben.<br />

Nachhaltigkeit und Umschlagleistung in Einklang bringen<br />

Bereit für den Spagat<br />

Die betrieblichen CO 2<br />

-Emissionen reduzieren, ohne dabei das Umsatzvolumen zu verringern: Mit<br />

neuen Produkten, Softwarelösungen und zugeschnittenen Dienstleistungen unterstützt<br />

Linde Material Handling die Kunden, ihr anspruchsvolles Ziel zu erreichen.<br />

Heike Oder, Pressereferentin bei Linde Material Handling<br />

Unter dem Banner „Green Performance“ fasst der<br />

Warenumschlagspezialist Linde Material Handling<br />

(MH) die unterschiedlichsten Angebote zusammen.<br />

Was sie alle eint ist die Fähigkeit, bei gleichbleibend<br />

hoher Umschlagleistung den Treibhausgas-Ausstoß<br />

zu reduzieren. Energiesparend und kostensenkend<br />

sind sie obendrein. Die Maßnahmen des Herstellers<br />

reichen von hoch performanten Fahrzeugmodellen mit<br />

Lithium-Ionen-Batterien über die erste selbst entwickelte<br />

Brennstoffzelle bis hin zu Lösungen für das Batterielade-<br />

und Energiemanagement. Auch softwaregestützte<br />

Beratungsleistungen sowie Batterie-Recycling<br />

bietet das Unternehmen zu diesem Zwecke an.<br />

„Die Suche nach sparsamen, klimafreundlichen<br />

Energielösungen stellt unsere Kunden vor große<br />

Herausforderungen,“ so Stefan Prokosch, Senior Vice<br />

President Brand Management bei Linde MH. Zahlreiche<br />

Gespräche mit Flurförderzeugbetreibern und<br />

Netzwerkpartnern weisen alle in eine Richtung: Von<br />

Staplern und Lagertechnikgeräten wird erwartet,<br />

dass sie die betrieblichen Treibhausemissionen senken<br />

– oder zumindest, dass sie erheblich dazu beitragen.<br />

Gleichzeitig sollen die Fahrzeuge weiterhin die<br />

gewohnt hohe Leistungsfähigkeit erbringen und<br />

auch noch kostenfreundlich sein.<br />

Ein erster großer Schritt ist Linde MH dabei mit der<br />

neuen Staplergeneration gelungen. Die Linde X-Elektrostaplermodelle<br />

sind den Verbrennern erstmals<br />

auch in anspruchsvollen Außeneinsätzen ebenbürtig<br />

– sie vereinen die Vorteile beider Antriebsoptionen.<br />

Im Betrieb abgasfrei, potenziell klimaneutral, ergonomisch,<br />

geräuscharm und servicefreundlich, sind<br />

die Stapler mit Lithium-Ionen-Batterie die perfekte<br />

Alternative zum Diesel- oder Treibgasstapler. Im April<br />

2023 ging die nächstgrößere Baureihe in den Verkauf:<br />

Die Vorteile der neuen Staplergeneration gelten<br />

jetzt auch für Lasten von 3,5 bis fünf t. Dass es Linde<br />

MH mit der Umstellung auf saubere Elektrostapler<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


TECHNIK «<br />

ernst meint, hatte der Hersteller bereits im vergangenen<br />

Jahr gezeigt: Die Elektrifizierung der Schwerstapler<br />

im Traglastbereich von zehn bis 18 t war der<br />

Einstieg in den Bereich „grüne Flurförderzeuge“. Für<br />

alle Linde-Fahrzeugmodelle gibt es nun durchgängig<br />

eine elektrische Antriebsvariante.<br />

Auch beim Thema Batterierecycling ist Linde MH<br />

vorangekommen. Die strategische Kooperation mit<br />

dem Unternehmen Li-Cycle ermöglicht es, Materialien<br />

umweltgerecht zurückzugewinnen, sobald eine<br />

ausgelieferte Lithium-Ionen-Batterie das Ende ihrer<br />

Lebensdauer erreicht hat. „Kunden von Linde MH<br />

können sich darauf verlassen, dass die Batterien am<br />

Ende der Nutzungszeit recycelt werden. Bis zu 95 Prozent<br />

der Rohstoffe lassen sich rekuperieren und dem<br />

Materialkreislauf wieder zuführen,“ erklärt Prokosch.<br />

Wasserstoff ist eine weitere Energieart, die rasant<br />

an Bedeutung gewinnt. Denn auch dieser Grundstoff<br />

lässt sich potenziell aus regenerativen Quellen wie<br />

Sonne, Wind oder Wasser gewinnen – und ist somit<br />

nachhaltig. Auf der Messe LogiMAT in Stuttgart präsentierte<br />

Linde MH in diesem Jahr das erste eigene<br />

Brennstoffzellensystem. Mit der Markteinführung finden<br />

die Stacks mit 24 V Spannung und 1,8 kW Leistung<br />

ihren Einsatz bei Schleppern und Kommissionierern,<br />

zukünftig auch in Niederhubwagen und Doppelstockbeladern<br />

der Marke Linde. „Wir haben mit Linde<br />

HyPower ein außerordentlich robustes, leistungsfähiges<br />

und benutzerfreundliches Brennstoffzellensystem<br />

entwickelt“, so der oberste Markenverantwortliche des<br />

Unternehmens. Linde MH sei nun in der Lage, seinen<br />

Kunden im Segment Lagertechnik eine komplette One<br />

Stop Shop-Lösung anzubieten, bestehend aus Fahrzeug,<br />

Brennstoffzellensystem und Service.<br />

Wasserstoffbetriebene Stapler profitieren vor<br />

allem von kurzen Tankzeiten. Sie sind für den Innenund<br />

Außenbereich gleichermaßen geeignet, und sie<br />

besitzen die Abgasfreiheit. Ihre Vorteile spielen die<br />

Fahrzeuge insbesondere in Mehrschichteinsätzen mit<br />

vielen Betriebsstunden aus. Kommen die neuen Vehikel<br />

aber nicht in Frage, so kann man mit Linde MH<br />

dennoch nachhaltige Elemente bei sich einbauen.<br />

„Denjenigen Kunden, die aus verschiedenen Gründen<br />

weiter auf Dieselstapler setzen, bieten wir mit<br />

hydriertem Pflanzenöl eine Option, mit der auch sie<br />

die CO ² -Emissionen ihrer Fahrzeuge um bis zu<br />

90 Prozent reduzieren können“, betont Prokosch.<br />

Der Anspruch von „Green Performance“ bezieht<br />

sich aber nicht nur auf Produkte. Softwarelösungen<br />

und Beratungsangebote leisten ebenfalls ihren Beitrag<br />

für eine nachhaltige Zukunft. Das intelligente<br />

Batterielademanagement connect:charger hilft dabei,<br />

Energielastspitzen bei den Kunden zu vermeiden<br />

und die Ladestrategie situationsbedingt anzupassen<br />

– immer mit dem Ziel, den Energieverbrauch und die<br />

Energiekosten bei maximaler Verfügbarkeit zu optimieren<br />

und erneuerbare Energien bestmöglich zu berücksichtigen.<br />

Die unternehmensweite Integration<br />

aller energierelevanten Aspekte gelingt derweil mit<br />

dem Linde Energy Manager. Das System ermittelt<br />

vorausschauend den Energieverbrauch unter Berücksichtigung<br />

aller Erzeuger und Verbraucher und plant<br />

den Energieeinkauf. So lassen sich CO ² -Emissionen<br />

wie auch Energiekosten effektiv reduzieren.<br />

Auch im Außeneinsatz<br />

bewährt sich die neue<br />

Staplergeneration des<br />

Herstellers aus Aschaffenburg<br />

– abgasfrei,<br />

geräuscharm und<br />

energiesparend.<br />

Bild: Linde Material Handling<br />

Bild: Linde Material Handling<br />

Stefan Prokosch ist<br />

Senior Vice President<br />

Brand Management<br />

bei Linde MH. Er<br />

kennt die Herausforderungen,<br />

vor denen<br />

seine Kunden stehen.<br />

Linde Material Handling<br />

Der Hersteller von Gabelstaplern und Lagertechnikgeräten<br />

ist in mehr als 100 Ländern<br />

vertreten. Als Unternehmen der Kion<br />

Group verfügt Linde Material Handling über<br />

ein extensives Vertriebs- und Servicenetzwerk:<br />

Zahlreiche Dienstleistungen erweitern<br />

das Angebot des Intralogistik-Spezialisten.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 51


» TECHNIK<br />

Neue Laserhärteanlage für die Serienfertigung von Werkzeughaltern<br />

Ein Plus für Qualität,<br />

Gesundheit und Umwelt<br />

Eine neue Laserhärteanlage soll bei Mapal in der Fertigung von Werkzeugaufnahmen alle<br />

Aufgaben übernehmen, die bisher in der Härterei im Salzbad erledigt werden. Das hat nicht<br />

nur qualitative Vorteile, es schont auch die Gesundheit der Mitarbeiter und die Umwelt.<br />

» Patricia Müller, PR Project Manager, Mapal Dr. Kress KG<br />

Gemeinsam mit dem<br />

Maschinenhersteller<br />

Emag hat Mapal eine<br />

Lösung entwickelt, um<br />

Werkzeugaufnahmen<br />

in Serie mit dem Laser<br />

zu härten.<br />

Durch verschiedene Härteverfahren können unterschiedliche<br />

Werkstoffe härter und damit<br />

widerstandsfähiger gemacht werden. Bei Mapal<br />

werden unter anderem unterschiedliche Werkzeugaufnahmen<br />

gehärtet. Diese sicherheitsrelevanten<br />

Bauteile sind hohen Kräften ausgesetzt. Das Härten<br />

sorgt dafür, dass Werkzeugaufnahmen trotz dieser<br />

Kräfte und trotz des vielfachen Ein- und Auswechselns<br />

eine lange Lebensdauer haben und prozesssicher<br />

ihren Dienst erfüllen.<br />

Die Werkzeugaufnahmen aus Vergütungsstahl<br />

wurden bei Mapal bisher überwiegend im Salzbad<br />

gehärtet – dem gängigen Verfahren. Allerdings<br />

kann dabei nicht Millimeter-genau bestimmt werden,<br />

bis zu welchem Punkt gehärtet wird. Qualitätsprobleme<br />

oder Schwierigkeiten bei der Weiterverarbeitung<br />

der Aufnahmen können die Folge sein.<br />

Bild: Mapal<br />

Aus diesem Grund waren umfassende Qualitätskontrollen<br />

bisher nach dem Härten obligatorisch.<br />

Weitere Nachteile des Härtens in der Salzschmelze<br />

liegen auf der Hand. Die Öfen mit der<br />

offenen Salzschmelze stellen eine Risiko- und Gefahrenquelle<br />

für die Gesundheit der Mitarbeiter<br />

dar. Höchste Konzentration unter erschwerten Bedingungen<br />

ist in der Härterei ein Muss, um sich<br />

selbst und andere nicht zu gefährden. Die Salze<br />

müssen aufwendig entsorgt werden, und für die<br />

Aufrechterhaltung der Temperatur wird zudem sehr<br />

viel Energie in Form von Gas verbraucht.<br />

Eine Alternative zum Salzbad ist das Laserhärten.<br />

Die Mapal-Experten bauten dazu eine vorhandene<br />

Chiron-Maschine um, um Aufnahmen mit dem Laser<br />

zu härten. Diese Maschine war eigentlich zum Laserauftragsschweißen<br />

gedacht. Ob sich das Verfahren<br />

allerdings belastbar für die Aufnahmen eignen würde,<br />

war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Dazu<br />

hat Mapal gemeinsam mit dem Werkzeugmaschi-<br />

Bild: Mapal<br />

Mit 1.100 °C härtet der Laser die erforderlichen Aufnahmezonen<br />

– und das ohne großen Einstell- und Einspann-Aufwand.<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Aktuell werden Schritt für Schritt alle gängigen<br />

Varianten auf das neue Verfahren umgestellt. Bis<br />

Ende des Jahres sollen alle Aufnahmegrößen auf<br />

der Maschine gehärtet werden. Dann ist das Salzbad<br />

in der Härterei Geschichte und damit auch alle<br />

Gefahren, die von ihm ausgehen.<br />

Die Öfen mit der offenen Salzschmelze – bisher das Mittel der<br />

Wahl, um Werkzeugaufnahmen zu härten – stellen eine Risikound<br />

Gefahrenquelle für die Gesundheit der Mitarbeiter dar.<br />

nenlabor (WZL), der RWTH Aachen geforscht und die<br />

Torsionsbeständigkeit, also wie beständig eine lasergehärtete<br />

Aufnahme bei Verdrehung ist, untersucht.<br />

Mit positivem Ergebnis. Das Laserhärten kann das<br />

Salzbad bei dieser Anwendung ersetzen.<br />

Seit rund zwei Jahren härtet Mapal nun mit der<br />

umgebauten Maschine alle Aufnahmen mit der<br />

eigenen Modul-Schnittstelle. Der Laser der Maschine<br />

erhitzt den Vergütungsstahl so stark, dass beim Abkühlen<br />

dieselben Strukturveränderungen wie beim<br />

Salzbad erfolgen und die Aufnahme entsprechend<br />

gehärtet wird. Möglich ist dieses Verfahren, da es<br />

sich bei Vergütungsstahl um sogenannten selbstabschreckenden<br />

Stahl handelt. Das heißt, dass der Vergütungsstahl<br />

die Wärme, die durch den Laser entsteht,<br />

sehr schnell nach innen zieht und sich so sehr<br />

schnell wieder abkühlt – sich also selbst abschreckt.<br />

Erst dadurch stellen sich die entscheidenden Strukturveränderungen<br />

ein. Allerdings ist dieses Verfahren<br />

sehr umständlich und zu aufwendig, um serientauglich<br />

Werkstücke zu härten. Mapal begab sich auf Lösungssuche<br />

und fand mit dem Maschinenhersteller<br />

Emag dafür den perfekten Partner.<br />

Gemeinsam haben die Experten beider Unternehmen<br />

eine Maschine entwickelt, die den HSK innen<br />

und außen per Laser härtet – und das ohne großen<br />

Einstell- und Einspann-Aufwand. Viel Arbeit und<br />

zwei Jahre später war sie fertig – die bislang ein zige<br />

Maschine, die Werkzeugaufnahmen mit dem Laser<br />

härtet. Sie steht in der Aalener Fertigung des Präzisionswerkzeug-Herstellers.<br />

Bild: Mapal<br />

Laser härtet präziser als das Salzbad<br />

Die neue Anlage ist damit nicht nur ein Gewinn für<br />

die Gesundheit der Mitarbeiter, sondern auch in Sachen<br />

Qualität der Aufnahmen. Denn: Der Laser härtet<br />

deutlich präziser als das Salzbad. Davon profitieren<br />

alle vor- und nachgelagerten Prozesse. In der<br />

Folge entsteht deutlich weniger Verzug im Material.<br />

Zu welchem Zeitpunkt der Härtevorgang in den<br />

Prozess eingebaut wird, ist nicht mehr entscheidend.<br />

Zudem kann automatisiert gearbeitet werden<br />

– schließlich wird es immer schwieriger Mitarbeiter<br />

zu finden, die in der Härterei sowie in der Spätoder<br />

Nachtschicht arbeiten möchten. Zwar werden<br />

die Werkstücke im Moment noch von Hand in die<br />

Maschine eingelegt, doch das soll in Kürze ein Roboter<br />

übernehmen. Dann kann der Prozess weitestgehend<br />

und vor allem während der Spät- und<br />

Nachtschicht ablaufen.<br />

Neben den bereits genannten Vorteilen hat die<br />

Maschine auch einen messbar nachhaltigen Vorteil.<br />

Sie benötigt über 80 % weniger Energie, als es beim<br />

Salzbad der Fall ist. Insgesamt leistet sie so einen<br />

großen Beitrag für ein mehr an Gesundheit, Nachhaltigkeit<br />

und Qualität.<br />

Bild: Mapal<br />

Nach dem Bad in der Salzschmelze werden die zu härtenden<br />

Bauteile in der Härterei in Öl abgeschreckt.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 53


Bild: Fraunhofer IPA / Rainer Bez<br />

Zum Öffnen von Klebeverbindungen<br />

zwischen Ober- und Unterschale<br />

einer Batterie entwickelten die<br />

Partner des Projekts DeMoBat das<br />

Werkzeug namens „Knacker“.<br />

Forschungsprojekte zeigen, wie sich Batterien wirtschaftlich recyceln lassen<br />

Auf, in den nächsten Lebenszyklus<br />

Ressourcen besser auszunutzen, ist nicht nur für unsere Umwelt wichtig. Für ein rohstoffarmes<br />

Land wie Deutschland ist hochwertiges Batterierecycling auch aus Sicht der Wett -<br />

bewerbsfähigkeit elementar. Mehrere Forschungsinstitute zeigen Wege, wie´s gehen könnte.<br />

» Mona Willrett, Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Die Batterien von Elektroautos haben<br />

eine begrenzte Lebensdauer. Nach<br />

zehn Jahren – je nach Nutzung auch schon<br />

früher – reicht die Leistungsfähigkeit meist<br />

für den Einsatz im E-Auto nicht mehr aus.<br />

Am Ende ihres Lebens werden die Energiespeicher<br />

bislang in der Regel geschreddert<br />

und verbrannt. Doch das ist nicht nur aus<br />

Sicht der Nachhaltigkeit sowie des Umwelt-<br />

und Klimaschutzes schlecht. Weil<br />

Deutschland keine eigenen Vorkommen<br />

der in den Batterien enthaltenen seltenen<br />

Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder Nickel<br />

hat und andere Länder – allen voran China<br />

und die USA – die Versorgung strategisch<br />

erheblich cleverer abgesichert haben, sind<br />

die Verfügbarkeit und die Kosten dieser<br />

Materialien ein entscheidender Wettbewerbsfaktor<br />

für die deutsche Industrie.<br />

Vor diesem Hintergrund arbeiten mehrere<br />

Forschungseinrichtungen daran, Batterien<br />

entweder weitere Lebenszyklen zu<br />

ermöglichen oder sie am Ende ihres<br />

Lebens wirtschaftlich und mit geringer<br />

Belastung der Umwelt zu recyceln. Wichtig<br />

dabei: Die rückgewonnenen Wertstoffe<br />

sollen eine gute Qualität haben.<br />

Forscher am Fraunhofer-Institut für<br />

Produktionstechnik und Automatisierung<br />

(IPA) entwickelten beispielsweise im Projekt<br />

DeMoBat (Industrielle Demontage<br />

von Batterien und E-Motoren) neue Konzepte<br />

und Technologien, um elektrische<br />

Komponenten so handhaben und aufbereiten<br />

zu können, dass möglichst wenig<br />

Abfall entsteht und wenig der verwendeten<br />

Rohstoffe verloren geht.<br />

Am Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT) entwickelten Wissenschaftler ein<br />

Recyclingverfahren, das mechanische<br />

Prozesse und chemische Reaktionen verbindet,<br />

um bis zu 70 % des Lithiums aus<br />

Batterieabfällen zurückzugewinnen. Weil<br />

dazu weder korrosive Chemikalien, noch<br />

hohe Temperaturen oder vorheriges Sortieren<br />

der Materialien nötig sind, erlaubt<br />

die Methode ein kostengünstiges, energieeffizientes<br />

und umweltverträgliches<br />

Recycling von Lithium-Ionen-Batterien.<br />

Einen dritten Weg beschreitet das<br />

Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Umformtechnik (IWU). Im Projekt<br />

Ekoda entwickelten die Forscher eine Bewertungssoftware,<br />

mit deren Hilfe sich<br />

ein detailliertes Zustandsprofil gebrauchter<br />

Fahrzeugkomponenten erstellen lässt.<br />

Sie gibt zudem konkrete Empfehlungen<br />

für eine Second-Life-Nutzung (Kasten).<br />

Automatisierte Demontage<br />

IPA-Leiter Prof. Alexander Sauer unterstreicht<br />

die Bedeutung der Verfügbarkeit<br />

und der Kosten von Batterie- und E-<br />

Motor-Rohstoffen als Wettbewerbsfaktor<br />

– gerade für die deutsche Industrie – und<br />

betont: „Umso wichtiger ist es, ausgediente<br />

Batterien, die noch wertvolle Rohstoffe<br />

enthalten, nicht einfach zu schreddern,<br />

wie das bisher üblich ist.“<br />

Die Grundvoraussetzung, um Batteriekomponenten<br />

wiederverwenden zu können,<br />

sei jedoch, dass die Bestandteile der<br />

Energiespeicher sortenrein demontiert<br />

werden können. Genau daran arbeitete<br />

das IPA seit Ende 2019 mit zwölf Forschungspartnern<br />

im Projekt DeMoBat.<br />

Um die übergeordneten Ziele zu erreichen,<br />

nämlich mehr Nachhaltigkeit im<br />

Umfeld der Elektromobilität, die Sicherung<br />

wirtschaftsstrategischer Rohstoffe<br />

und die Stärkung der Wirtschaftsstandor-<br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


TECHNIK «<br />

te Baden-Württemberg und Deutschland,<br />

bedurfte es eines ganzheitlichen Ansatzes.<br />

Im Projekt wurden zunächst die<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen untersucht.<br />

Hinzu kam eine Analyse der Marktpotenziale<br />

und Rücklaufmengen von Autobatterien.<br />

Daraus leiteten die Projektpartner<br />

mögliche Geschäftsmodelle ab<br />

und bewerteten diese. Ein neu entwickeltes<br />

Life-Cycle-Datenmanagement ergänzte<br />

die Arbeiten, ebenso wie eine Kostenanalyse<br />

von Demontage- und Recyclingnetzwerken<br />

bis ins Jahr 2050.<br />

Ein wichtiger Aspekt für die industrielle<br />

Demontage ist ein entsprechendes Design<br />

der Batterien. Sie sollen so gestaltet sein,<br />

dass sie manuell oder roboterbasiert reparier-<br />

und demontierbar sind. Eine<br />

Schwierigkeit dabei sind die zahlreichen<br />

unterschiedlichen Batteriemodelle, deren<br />

Bauweise aktuell noch ungünstig fürs Recycling<br />

oder alternative Strategien der<br />

Kreislaufwirtschaft ist. Ein Projektergebnis<br />

ist eine Handlungsempfehlung für ein<br />

recycelfreundliches Design.<br />

Zu Beginn müssen die Batterien auf<br />

noch vorhandene Kapazität und Alterserscheinungen<br />

getestet werden. Auch<br />

Temperaturanalysen können hier einfließen.<br />

Dann folgen Tests der Handhabung.<br />

Dazu gehört, wie sich die Batterien öffnen<br />

lassen und Komponenten entnommen<br />

werden können. Dafür entstand in<br />

DeMoBat ein roboterbasierter Demonstrator.<br />

Zudem wurden benötigte Werkzeuge<br />

entwickelt. Der Prozess erfordert<br />

zudem eine leistungsstarke Bildverarbeitung,<br />

die eine Vielzahl an Schrauben<br />

oder Kabel erkennt. Hinzu kommt, dass<br />

die Komponenten beispielsweise durch<br />

Alterungseffekte nicht immer gut erkennbar<br />

sind.<br />

Im Projekt wurden 25 Technologien<br />

konzeptioniert und getestet, von denen<br />

acht vollumfänglich als Demonstrationsund<br />

Erprobungsroboterwerkzeuge aufgebaut<br />

wurden und für den industriellen<br />

Dauerbetrieb einsetzbar wären. Zudem<br />

wurde ein flexibles Demontagesystem<br />

entwickelt, das eine zerstörungsfreie Demontage<br />

bis auf Zellebene abbilden kann.<br />

Ein wichtiger Teil des flexiblen Demontagesystems<br />

ist ein Sicherheitskonzept, falls<br />

eine Batterie in Brand geraten sollte.<br />

Die Partner strebten zudem an, einen<br />

effizienten Wertschöpfungskreislauf zu<br />

etablieren, der zunächst durch mechanisches<br />

Trennen und Rückführen der im<br />

Batteriepack enthaltenen Bestandteile<br />

erfolgen soll. Neben dem teilautomati-<br />

Ein zweites Leben für Autoteile<br />

Gebrauchtwagen oder Unfallautos werden oft mit hohem Energieaufwand verschrottet,<br />

selbst wenn viele Teile noch funktionsfähig sind. Fraunhofer-Forschende<br />

entwickeln im Projekt Ekoda eine bessere Alternative: In einem komplexen<br />

Testverfahren werden zunächst alle Komponenten untersucht. Eine vom<br />

Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU entwickelte<br />

Bewertungssoftware erstellt dann ein detailliertes Zustandsprofil gebrauchter<br />

Komponenten und gibt Empfehlungen für die Weiterverwendung.<br />

Eine erst drei oder vier Jahre alte intakte Batterie könnte beispielsweise in<br />

einem Gebrauchtwagen gleichen Typs eingesetzt werden. Ist der Energiespeicher<br />

schon älter, wäre eine Verwendung in einer kleineren landwirtschaftlichen<br />

Maschine denkbar. Sind mehrere Zellen defekt, könnte die Batterie im stationären<br />

Einsatz, etwa als Stromspeicher für eine Photovoltaikanlage im Eigenheim,<br />

noch gute Dienste leisten. So bekommt das Batteriesystem ein auf seine<br />

Leistungsfähigkeit zugeschnittenes zweites Leben.<br />

Nach demselben Prinzip lassen sich auch andere Autoteile prüfen und einer<br />

sekundären Verwendung zuführen. Entscheidend ist dabei eine sorgfältige,<br />

standardisierte und automatisierte Demontage der Einzelteile, die frühzeitig<br />

auf die mögliche Weiterverwendung der Komponenten zielt.<br />

sierten Öffnen und Separieren der Zellbestandteile<br />

wird ein Hochdruckwasserstrahl<br />

eingesetzt, um die Elektrodenbeschichtung<br />

von den Trägerfolien abzulösen.<br />

Die durchgeführte Ökobilanz zeigt<br />

den Effizienzgewinn: Das Treibhauspotenzial<br />

verringert sich laut IPA um den<br />

Faktor 10 bis 20, so dass Rezyklate mit<br />

geringem CO 2<br />

-Fußabdruck bereitgestellt<br />

werden können.<br />

70 % des Lithiums recyceln<br />

Forscher am KIT arbeiten daran, bis zu<br />

70 % des Lithiums in Batterien zurückzugewinnen<br />

– und zwar ohne dass korrosive<br />

Chemikalien, hohe Temperaturen oder<br />

vorheriges Sortieren der Materialien nötig<br />

sind. Noch ist es laut KIT teuer und wenig<br />

ertragreich, Lithium rückzugewinnen. Die<br />

verfügbaren, meist metallurgischen Verfahren<br />

verbrauchen viel Energie und<br />

hinterlassen schädliche Nebenprodukte.<br />

Dagegen versprechen Ansätze der<br />

Mechanochemie, die mechanische Prozesse<br />

nutzen, um chemische Reaktionen<br />

herbeizuführen, eine höhere Ausbeute bei<br />

niedrigerem Aufwand sowie mehr Nachhaltigkeit.<br />

Ein solches Verfahren hat nun das Institut<br />

für Angewandte Materialien –<br />

Energiespeichersysteme (IAM-ESS) des<br />

KIT zusammen mit dem vom KIT in Kooperation<br />

mit der Universität Ulm gegründeten<br />

Helmholtz-Institut Ulm für<br />

Elektrochemische Energiespeicherung<br />

(HIU) und der EnBW Energie Baden-<br />

Württemberg entwickelt. „Das Verfahren<br />

eignet sich zur Rückgewinnung von Lithium<br />

aus Kathodenmaterialien unterschiedlicher<br />

chemischer Zusammensetzung<br />

und damit für viele verschiedene<br />

marktübliche Lithium-Ionen-Batterien“,<br />

erklärt Dr. Oleksandr Dolotko vom IAM-<br />

ESS. „Es erlaubt ein kostengünstiges,<br />

energieeffizientes und umweltverträgliches<br />

Recycling.“<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 55


Bild: Fraunhofer IWU<br />

Franziska Bocklisch und Antje Ahrens (mit Eye-Tracker) beim Roboter-Rollformen: Die Auswertung, welche Prozessschritte erfahrene Mitarbeitende<br />

besonders im Blick haben, hilft den Prozess sinnvoll zu automatisieren.<br />

Kognitives Teaming von Mensch und cyberphysischen Produktionssystemen<br />

Menschzentrierte Industrie 4.0<br />

Wie arbeiten Menschen mit Maschinen zusammen? Wie können digitale Helfer in der Fabrik<br />

unterstützen, ohne durch ihre Komplexität zu überfordern? Solchen Fragen untersucht ein<br />

Forscherteam am IWU. Das Ziel: Aus dem Nebeneinander von Mensch und Technik soll ein<br />

echtes Miteinander werden. Dadurch lassen sich noch erhebliche Effizienzpotenziale heben.<br />

Kognitionspsychologie beschäftigt sich<br />

mit Aspekten menschlichen Denkens<br />

und Verhaltens etwa von Wahrnehmung,<br />

Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Entscheiden.<br />

Sie erforscht, wie sensorische<br />

Informationen verarbeitet und zu Wissenseinheiten<br />

werden und wie dieses Expertenwissen<br />

die Interpretation von Informationen<br />

und spätere Entscheidungen beeinflusst.<br />

Kognitionspsychologie untersucht<br />

auch, wie der Mensch komplexe<br />

Probleme dank kreativer Strategien löst<br />

und Komplexität sinnvoll reduzieren kann.<br />

Eine vermeintliche Schwäche des Menschen<br />

bei drohender Überforderung ist tatsächlich<br />

eine große Stärke – er reflektiert<br />

die Situation, stellt sie in einen größeren<br />

Zusammenhang und greift auf Erfahrungswissen<br />

zurück. Ein wichtiger Anwendungsbereich<br />

der gewonnenen Erkenntnisse liegt<br />

in der modernen Produktionstechnik. Wie<br />

das Zusammenspiel von Mensch und Technik<br />

künftig noch wertschöpfender gestaltet<br />

werden kann, ist der Schwerpunkt einer<br />

neuen Arbeitsgruppe am Fraunhofer-Institut<br />

für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik<br />

(IWU ) in Chemnitz.<br />

Seit April 2023 leitet Dr. Franziska Bocklisch<br />

am IWU die neue Gruppe „Kognitives<br />

Teaming von Mensch und cyberphysischen<br />

Produktionssystemen“ in der Abteilung<br />

„Mensch in der Produktion“. Sie betont: „In<br />

der technischen Entwicklung, wie auch in<br />

der betrieblichen Umsetzung sollte der<br />

Mensch mit seiner Expertise und seinen<br />

Bedürfnissen im Vordergrund stehen. Unser<br />

Ansatz ist, cyberphysische Systeme an<br />

die kognitiven Fähigkeiten des Menschen<br />

anzupassen – und nicht umgekehrt“.<br />

Viele Innovationen in Robotik, Künstlicher<br />

Intelligenz (KI), Data Analytics oder<br />

in Visualisierungstechnologien prägen die<br />

moderne industrielle Produktion. KI ist<br />

präzise und wiederholgenau – dank beeindruckender<br />

Rechenleistung kann sie<br />

mit riesigen Datenmengen umgehen.<br />

Gleichzeitig haben leistungsfähige Assistenzsysteme<br />

die Komplexität menschlicher<br />

Arbeit in der Produktion mitunter<br />

sogar erhöht. Der Anspruch, dass Technik<br />

den Menschen optimal unterstützen und<br />

ihm mehr Freiraum für wertschöpfende<br />

Kreativität ermöglichen soll, ist also noch<br />

nicht vollständig eingelöst.<br />

Das neue Team am IWU setzt zwar weiterhin<br />

auf die Kombination der jeweiligen<br />

Stärken von Mensch und Technik, betont<br />

jedoch den Team-Gedanken als Voraussetzung<br />

für einen weiteren Qualitätshub.<br />

Zwei wesentliche Kennzeichen von Teamarbeit<br />

sind geteiltes Wissen und gemeinsame<br />

Ziele. Leicht verständliche KI-Algorithmen,<br />

die zur Struktur des menschli-<br />

56 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


TECHNIK «<br />

chen Fachwissens und der Vorgehensweise<br />

von Experten in einem bestimmten<br />

Fachgebiet passen, können zu echten<br />

„Cyber-Gehilfen“ werden. In einer Art<br />

wechselseitigem Coaching zeigt die Technik<br />

dem Menschen, wie sich eine Aufgabenstellung<br />

noch besser lösen lässt, etwa<br />

durch den Rückgriff auf gut strukturierte,<br />

relevante Daten, die ein Assistenzsystem<br />

bereitstellt. Umgekehrt könnten Mitarbeitende<br />

beispielsweise eine KI-Lösung,<br />

die noch nicht alle Entscheidungsoptionen<br />

kennt, stabiler machen. Nimmt man<br />

den Anspruch ernst, Assistenzsysteme<br />

vom Menschen her zu denken, darf die<br />

Kernfrage nicht lauten, was technisch<br />

möglich ist, sondern: was kann der<br />

Mensch gut verarbeiten und welche Lösung<br />

bietet ihm eine tatsäch liche Hilfestellung?<br />

Zu komplexe Systeme erschweren das<br />

Anlernen und Einarbeiten neuer Mitarbeitender.<br />

Sinnvoll entwickelt und eingesetzt,<br />

unterstützen intelligente Systeme hingegen<br />

bei der Sicherung von Kompetenzen<br />

und dem Transfer von Erfahrungswissen.<br />

Vielversprechend sind beispielsweise erste<br />

Forschungsergebnisse zur Beobachtung<br />

von Fertigungsprozessen durch erfahrene<br />

Mitarbeitende. Die Auswertung ermöglicht<br />

gezieltes Nachfragen und damit Prozessbeschreibungen<br />

in einer viel höheren Qualität<br />

– gerade, wenn es darum geht, neuen<br />

Mitarbeitenden zu vermitteln, worauf es<br />

ankommt.<br />

Die Forschenden am Fraunhofer IWU haben<br />

dazu das Roboter-Rollformen, einen<br />

für kleine Stückzahlen geeigneten, mehrstufigen<br />

Umformprozess von Blechen, beobachtet<br />

und systematisch auf verschiedenen<br />

Ebenen beschrieben. Ein Eye-Tracker<br />

folgte dabei den Blicken der technischen<br />

Experten und übertrug sie auf ein Tablet.<br />

Eine Aufzeichnung und Detailauswertung<br />

der menschlichen Blickdaten ermöglichte<br />

dann gezieltes Nachfragen, aus welchen<br />

Gründen ein jeweiliger Prozessabschnitt<br />

ausgeführt wurde und warum bestimmte<br />

Aspekte besondere Aufmerksamkeit erfuhren.<br />

Das lieferte wichtige Ansatzpunkte,<br />

kognitive Assistenzsysteme und zielführende<br />

Automatisierungslösungen zu erstellen.<br />

In einem weiteren Projekt an der TU<br />

Chemnitz untersuchte die Forschungsgruppe<br />

„Human-Cyber-Physical Systems“,<br />

wie Mensch und KI in einem thermischen<br />

Beschichtungsprozess gemeinsame Ziele<br />

erreichen und geteiltes Wissen erlangen<br />

können, damit die Oberflächenqualität<br />

stimmt und dennoch möglichst wenig<br />

Material verbraucht wird.<br />

Es ist wichtig, den Teaming-Gedanken<br />

für ein besseres Miteinander von Mensch<br />

und Technik breit zu verankern. In der betrieblichen<br />

Praxis steht nur selten kognitionspychologische<br />

Exper tise zur Verfügung<br />

– das muss auch nicht sein, wenn<br />

Wissenschaft und Industrie transdisziplinär<br />

zusammenarbeiten und beispielsweise<br />

bereits Studierende sensibilisiert werden,<br />

Technik stärker aus der Perspektive<br />

des Menschen zu gestalten. (mw)<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 57


» TECHNIK<br />

Oberflächeninspektion in der Beizlinie<br />

Keine Chance für Löcher und Falten<br />

Mit einer kombinierten 2D/3D-Oberflächeninspektion des Herstellers IMS Messsysteme konnte<br />

Thyssenkrupp Rasselstein am Standort Andernach Walzschäden und Bandrisse reduzieren. Die<br />

Messtechnik wurde erstmals in einer Beize installiert. Oberflächenfehler werden dabei sicher<br />

erkannt und beurteilt.<br />

IMS Messsysteme und Thyssenkrupp Rasselstein setzen gemeinsam neue Maßstäbe bei<br />

der Erkennung von kritischen Oberflächenfehlern in der Beize.<br />

Bild: IMS Messsysteme<br />

Der Standort Andernach von Thyssenkrupp Rasselstein<br />

ist der weltweit größte Produktionsstandort<br />

für Verpackungsstahl. Die Beize ist dort die erste Verarbeitungsstufe<br />

des Warmbandes auf dem Weg zum<br />

Feinstblech mit Dicken von 0,1 bis 0,5 mm. Idealerweise<br />

werden Oberflächenfehler bereits auf diesem<br />

Vormaterial erkannt, um die hohe Qualität des Endprodukts<br />

zu sichern. Dadurch lassen sich auch<br />

schwerwiegende Probleme wie Bandrisse und Walzenbeschädigungen<br />

in der folgenden Verarbeitung<br />

vermeiden. Aus diesem Grund setzt Thyssenkrupp Rasselstein<br />

seit Jahren moderne Inspektionssysteme für<br />

die Kontrolle der Oberflächenqualität in der Beize ein.<br />

Obwohl bereits aktuelle Detektions- und Klassifizierungstechniken<br />

genutzt werden, verbleibt am Ende<br />

eine Unsicherheit in der Qualitätsbewertung wegen<br />

der Beschaffenheit der Oberfläche des gebeizten<br />

Warmbandes. Zudem erschweren gelegentliche<br />

Pseudofehler wie Zunder oder Wasser den Prozess.<br />

Diese Probleme lassen sich mit herkömmlichen Zeilen-<br />

oder Matrixkameras nie vollständig ausräumen,<br />

auch wenn große Mengen an Trainingsdaten gesammelt<br />

werden. „Allerdings ist die Fehlererkennung mit<br />

einer Höhenvermessung bereits nach kurzer Zeit produktiv<br />

nutzbar, da lediglich numerische Schwellwerte<br />

für kritische Fehlertiefen festgelegt werden müssen“,<br />

versichert Björn Krämer, Bereichsleiter Systemtechnik<br />

Bildverarbeitung bei IMS. „Die Tiefe des Defekts<br />

ist in der Regel das entscheidende Kriterium für<br />

die Schwere eines Defekts.“<br />

Und so schaute sich Thyssenkrupp Rasselstein um<br />

nach einer voll automatisierten, zuverlässigen und<br />

objektiven Fehlererkennung im laufenden Prozess<br />

und setzte einmal mehr auf die Messtechnik von<br />

IMS. Mit der neu implementierten 2D/3D-Oberflächeninspektion<br />

in der Beize wollen die Andernacher<br />

neue Maßstäbe in der Branche setzen.<br />

Bereits im Jahr 2008 startete IMS mit der Entwicklung<br />

von Oberflächen-Inspektionssystemen und lieferte<br />

2010 das erste funktionsfähige 3D-Inspektionssystem<br />

für Brammen im Strangguss aus. Weitere Anwendungsfelder<br />

für Grobbleche, Rohre und die Inspektion<br />

komplexer Profile wurden ebenfalls zeitnah<br />

erschlossen. Die Idee, diese Technik nun auch in der<br />

Beize bei Thyssenkrupp Rasselstein einzusetzen,<br />

führte bereits in der Feldstudie zu guten Ergebnissen.<br />

Es zeigte sich eine deutliche Verbesserung in der automatisierten<br />

Erkennung schwerwiegender Oberflächenfehler<br />

im laufenden Prozess. Beschädigungen<br />

und Ausfälle wurden signifikant reduziert.<br />

„Gemeinsam mit IMS entstand die Idee, die<br />

3D-Technik auch in der Beize zu nutzen, um durch<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


die automatische Detektion<br />

und Tiefenvermessung der<br />

Defekte die Auswirkungen<br />

auf den darauffolgenden<br />

Walzprozess zu reduzieren“,<br />

berichtet Yves Unnützer, Ing.<br />

Onlinemesssysteme, Thyssenkrupp<br />

Rasselstein. „Dadurch<br />

sollen Störungen<br />

durch Bandrisse oder Walzenschäden<br />

minimiert werden.“<br />

Die Überlegungen ließen<br />

sich in einer Testinstallation<br />

bestätigen, so dass<br />

zeitnah ein Produktivsystem<br />

installiert wurde. Dieses hat seit der Inbetriebnahme<br />

die Erwartungen erfüllt und zu einer nachhaltigen<br />

Qualitätssteigerung des Walzprozesses beigetragen.<br />

Die Lösung ist seit Ende 2022 im Echtbetrieb. Das<br />

Besondere daran ist, dass zwei Inspektionstechniken<br />

in einem System kombiniert werden. Die Vorteile<br />

dieser Verschmelzung liegen aus Sicht von IMS<br />

auf der Hand. Zum einen erkennt der 3D-Kanal des<br />

Systems zuverlässig schwerwiegende Fehler wie<br />

Schalen, Löcher und Falten, die im Folgeprozess zu<br />

Bandrissen oder Walzenschäden führen können.<br />

Durch die automatische Tiefenvermessung der Fehler<br />

können diese eindeutig erkannt, bewertet und<br />

somit von harmlosen Erscheinungen wie Verschmutzungen<br />

sicher unterschieden werden. Und<br />

ergänzend erkennt der integrierte 2D-Kanal Oberflächenfehler<br />

ohne Höheninformationen wie zum<br />

Beispiel Restzunder. (us)<br />

Sichtbare, offene Schale<br />

auf der Oberfläche<br />

des Warmbandes und<br />

deren Höhenverlauf.<br />

Bild: IMS Messsysteme<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 59


Bild: Mayr Antriebstechnik<br />

Stromerzeugung, Energiemanagement und der Zukauf von Klimazertifikaten sind nicht alles. Einsparpotenzial liegt auch in den Produkten von Mayr.<br />

Smarte Lösungen für Sicherheitsbremsen sparen Ressourcen und Energie<br />

Energieeffizienz im Fokus<br />

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in den Fabriken sind grüne Energien, die Reduktion von<br />

CO 2<br />

-Emissionen, intelligente Kreislaufkonzepte und ressourcenschonende Prozesse wichtige<br />

Stellschrauben. Aber der Weg beginnt im Kleinen, bei jeder einzelnen Komponente – wie bei<br />

schlanken und ressourcenschonenden Motorenbremsen für den Serieneinsatz.<br />

Derzeit sind viele Hersteller auf der Suche nach<br />

einfachen, energieeffizienten und sauberen Lösungen<br />

für mehr Nachhaltigkeit in der Produktion.<br />

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit schließen sich<br />

dabei nicht aus, im Gegenteil. „Bei der Entwicklung<br />

unserer neuen Motorbremsen-Ausführung Robastop-M<br />

Eco war uns insbesondere der ressourcenschonende<br />

Umgang mit Material wichtig“, erläutert<br />

Andreas Merz, Produktmanager bei Mayr Antriebstechnik<br />

in Mauerstetten. „Hier ist es uns unter anderem<br />

gelungen, den Anteil an Kupfer, das in der Herstellung<br />

viel Energie und Wasser benötigt, deutlich<br />

zu reduzieren.“ Das Ergebnis ist eine neue, schlanke<br />

Version der Bremse, die die Eigenschaften der Motorbremse<br />

auf das Wesentliche reduziert, dem Original<br />

aber laut Angaben des Herstellers in punkto Robustheit<br />

und Zuverlässigkeit in nichts nachstehen soll.<br />

Daneben liegen „saubere“ Elektromotoren in der<br />

Industrie im Trend. Dort, wo möglich, müssen immer<br />

öfter hydraulische oder pneumatische Systeme weichen<br />

und werden durch elektrische Antriebe ersetzt.<br />

Besonders dann, wenn auch mit den elektrischen<br />

Systemen eine entsprechende Leistungsdichte erreicht<br />

wird. Das stellt alle Komponenten, besonders<br />

auch die Sicherheitsbremsen vor neue Herausforderungen.<br />

Deshalb hat Mayr mit der neuen elektromagnetischen<br />

Linearbremse Roba-linearstop ein System<br />

mit hohen Haltekräften im Portfolio, das zudem dynamisch<br />

bremsen kann und mit seinen kurzen<br />

Schaltzeiten überzeugt. „Wir führen als einziger Hersteller<br />

elektrische Linearbremsen, die nach dem Fail-<br />

Safe-Prinzip arbeiten“, erklärt Andreas Merz. Die<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


TECHNIK «<br />

Bild: Mayr Antriebstechnik<br />

Bremsen erzeugen die Bremskraft durch Druckfedern<br />

und sind im energielosen Zustand geschlossen. Die<br />

neue Baureihe der elektromagnetischen Roba-linearstop<br />

Bremsen umfasst sechs Baugrößen mit Kräften<br />

von 70 bis 17.000 N.<br />

„Die meisten auf dem Markt verfügbaren Linearbremsen<br />

fungieren als statische Klemmeinheiten und<br />

sind nur dafür konzipiert, die Achsen im Stillstand zu<br />

halten“, erläutert Andreas Merz. „Kommt es allerdings<br />

zu einem Komplettausfall des Antriebs, ist die<br />

Linearbremse auch für das sichere Verzögern der Last<br />

verantwortlich.“ Deshalb sind die Sicherheitsbremsen<br />

auch für solche dynamischen Bremsungen ausgelegt.<br />

Das Unternehmen hat die Bremsen als Sicherheitsbauteil<br />

nach der Maschinenrichtlinie (2006/42/EG)<br />

freiwillig einer Baumusterprüfung unterzogen.<br />

Leistungsdichte und Energieeffizienz der Bremsen,<br />

egal ob Motorbremse oder Linearbremse, hängen dabei<br />

nicht nur von konstruktiven Faktoren ab: „Ein<br />

weitaus größeres Einsparpotenzial bietet sich im Betrieb<br />

durch die intelligente Ansteuerung der Bremsen“,<br />

erläutert Andreas Merz. „Denn nur beim Einschalten<br />

wird die Bremse kurzzeitig mit einer hohen<br />

Spannung bestromt. In dieser Phase ist eine hohe<br />

Magnetkraft erforderlich. Im weiteren Betrieb reicht<br />

aber eine wesentlich kleinere Magnetkraft aus, um<br />

die Bremse offen zu halten. Deshalb kann dann die<br />

Spannung deutlich abgesenkt werden und damit<br />

sinkt auch der Energieverbrauch.“<br />

Kurze Schaltzeiten und zuverlässige<br />

Schaltzustandskontrolle<br />

Das Modul zum sensorlosen Monitoring kann die Spulentemperatur<br />

überwachen und eine präventive Funktionsüberwachung leisten.<br />

Bild: Mayr Antriebstechnik<br />

Die neue Version von Roba-stop-M<br />

reduziert die beliebten Eigenschaften<br />

auf das Wesentliche.<br />

Für die Sicherheit von Mensch und Maschine sind<br />

gerade bei sicherheitskritischen und vertikalen Achsen<br />

kurze Anhaltewege wichtig. Entscheidend für<br />

den Bremsweg sind dabei die Schaltzeiten der Bremse.<br />

Denn in der Zeit des freien Falls bis die Bremse<br />

schließt und die Verzögerung einsetzt, beschleunigt<br />

sich die Masse zusätzlich – unter Umständen so extrem,<br />

dass die zulässigen Werte der Bremse überschritten<br />

werden. Anwender sollten daher bei der<br />

Auswahl der Sicherheitsbremsen auf möglichst kurze,<br />

verifizierte Schaltzeiten achten – und auch darauf,<br />

dass diese Schaltzeiten über die gesamte Lebensdauer<br />

der Bremse eingehalten werden. Deshalb<br />

ist eine zuverlässige Schaltzustandskontrolle wichtig.<br />

Diese kann bei den Motorbremsen wie auch den Linearbremsen<br />

über das Ansteuermodul erfolgen.<br />

Mayr bietet hier mit dem Modul Roba-brake-checker<br />

eine intelligente Lösung für sensorloses Bremsenmonitoring.<br />

Das Modul kann je nach Anforderung<br />

nur für die Überwachung des Schaltzustands eingesetzt<br />

werden oder aber auch die Spulentemperatur<br />

überwachen und eine präventive Funktionsüberwachung<br />

auf Verschleiß, Funktionsreserve und Fehler<br />

ermöglichen. Das nachrüstbare Modul arbeitet sensorlos<br />

und erkennt durch eine erweiterte Analyse von<br />

Strom und Spannung die Bewegung der Ankerscheibe<br />

und weiß, in welchem Zustand sich die Bremse<br />

befindet.<br />

In einer erweiterten Ausführung ist das Modul Roba-brake-checker<br />

mit einer zusätzlichen Platine mit<br />

kundenspezifischer Schnittstelle (z. B. Ethernet basiert)<br />

ausgestattet. Über diese Schnittstelle kann es<br />

Daten zu Schaltzeit, Strom, Spannung, Widerstand,<br />

Leistung und relativem Anzugsstrom liefern. Damit<br />

sind auch Verläufe auswertbar, Auffälligkeiten im<br />

Prozess lassen sich schnell erkennen und somit<br />

Schlüsse aus komplexen Zusammenhängen ziehen –<br />

ein Vorteil auch in punkto Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.<br />

Denn Anwender können ihre Wartung<br />

damit vorausschauend und zielgerichtet, nämlich<br />

erst dann, wenn wirklich nötig, durchführen. Darüber<br />

hinaus ist auch die Integration in Fernwartungssysteme<br />

möglich. (hw)<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 61


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und Systeme (eBusiness, RFID, Ein- und Mehr-Behälter-<br />

Kanban etc.). Lederer übernimmt für Sie die Lieferantensuche,<br />

Bestellung und Beschaffung, Bevorratung<br />

und Bereitstellung, Lagerbewirtschaftung und Qualitäts<br />

sicherung, Systempflege und Prozessverbesserung.<br />

– Verbindungselemente<br />

– Norm- und Standardartikel<br />

– Sonder- und Zeichnungsteile<br />

– C-Teile-Management<br />

62 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


C-TEILE MANAGEMENT<br />

CNC-LASERSCHNEIDEN<br />

Energiemanagement<br />

OTTO ROTH GmbH & Co KG<br />

www.ottoroth.de<br />

OTTO ROTH ist sowohl traditionsreiches Handelshaus<br />

für mechanische Verbindungselemente als<br />

auch zertifizierter Hersteller hochpräziser Drehund<br />

Feinbearbeitungsteile.<br />

Das Portfolio von OTTO ROTH umfasst:<br />

- Großhandel mit Verbindungselementen<br />

- Komplettlösungen für Zeichnungsteile<br />

- C-Teile-Management<br />

- Fertigung von Präzisionsdrehteilen<br />

Mit einem umfassenden Sortiment von 100.000<br />

ständig verfügbaren Artikeln, Niederlassungen<br />

in ganz Deutschland sowie einem eigenen Fertigungsstandort<br />

ist OTTO ROTH für sämtliche Anforderungen<br />

rund um die Verbindungstechnik der<br />

ideale Partner.<br />

Schages GmbH & Co.KG<br />

www.schages.de<br />

Punktgenau<br />

Als mehrfach zertifizierter CNC-Laser-Blechbearbeiter<br />

bieten wir:<br />

• Rohrlaserschneiden bis 12 m Länge<br />

• Blechzuschnitte von Mini bis XXL<br />

• CNC-Abkanten bis 4 m/320 t<br />

• Großserien, Einzelteile, Prototypen<br />

• Vorlagen-Vermessung | Datenübernahme<br />

Wir verarbeiten Edelstahl rostfrei bis 50 mm | Stahl<br />

und Alu bis 30 mm | Kupfer und Messing bis 18 mm<br />

Zertifizierungen: ISO 9001 und ISO 14001, Werkseigene<br />

PK nach EN 1090, Mat.-Kennz. nach RL 2014/68/EU<br />

econ solutions GmbH<br />

www.econ-solutions.de<br />

econ solutions bietet Lösungen für be triebliches<br />

Energie management. Die offene Plug & Play Soft- und<br />

Hard ware ist flexibel skalierbar. Sie kann für sich<br />

arbeiten oder Hardware bzw. Systeme herstellerneutral<br />

integrieren. Hinzu kommen Services wie Integration,<br />

Custo mizing, Systemplanung und Schulungen.<br />

Über 600 Unter nehmen setzen bereits auf die<br />

Software econ4, z. B. BASF, Continental, ebm-papst,<br />

TRUMPF Werkzeug maschinen und ZF TRW.<br />

econ solutions mit Hauptsitz in München wurde 2010<br />

gegründet und gehört seit 2017 zur MVV Energie AG.<br />

Durch das MVV-Partnernetzwerk stehen für jede<br />

Energiefrage Spezialisten zur Verfügung.<br />

FLUIDTECHNIK<br />

KOMPONENTEN + SYSTEME<br />

LASERBESCHRIFTUNG/ETIKETTEN<br />

TI Fluid Systems<br />

www.tifluidsystems.com<br />

TI Fluid Systems ist ein weltweit führender Hersteller<br />

von Flüssigkeitsspeicher-, Flüssigkeitstransport- und<br />

Flüssigkeitsabgabesystemen. Mit 100 Jahren Erfahrung<br />

in der Herstellung von Fluid-Technologien für die Automobilindustrie<br />

verfügt das Unternehmen über Produktionsstätten<br />

an 104 Standorten in 29 Ländern und<br />

beliefert alle großen globalen OEMs. In Deutschland hat<br />

TI Fluid Systems im Jahr 2022 sein erstes E-Mobility<br />

Innovation Center in Rastatt in Baden-Württemberg<br />

eröffnet. Es ist zentrale Anlaufstelle für Kunden und<br />

unterstützt bei der effizienteren Produkteinführung<br />

von E-Fahrzeugen. Weitere Zentren folgen im Rahmen<br />

der „Take The Turn”-Unternehmensstrategie in Europa,<br />

Nordamerika und Asien.<br />

RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

www.rct-online.de<br />

Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />

„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />

mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />

und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />

Das Angebot von Reichelt Chemietechnik umfasst<br />

ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauchtechnik,<br />

Verbindungselemente, Durchflusstechnik,<br />

Labor technik, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />

Filtration und Antriebstechnik stammen.<br />

Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />

Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />

LBT GmbH & Co. KG<br />

www.laser-beschriftung.de<br />

• Materialschonend durch berührungslose Bearbeitung<br />

• An unzugänglichen Stellen, z.B. in Bohrungen wo<br />

Druckverfahren versagen<br />

• BLACK MARKING, ein neues Beschriftungsverfahren<br />

für das Schwarzmarkieren<br />

• Variable Texte und Grafiken aus Kundendaten<br />

• Data-Matrix, Barcode und QR-Code zur<br />

Bauteilnachverfolgung-Traceability<br />

• Data-Matrix Plättchen ECC200 zur<br />

Leiterplattenkennzeichnung per SMD-Automat<br />

• Eigene Produkte wie Etiketten, Frontplatten,<br />

Typenschilder<br />

• Kostengünstig, kurze Lieferzeiten<br />

Fon 089-38 39 42 0 | info@l-b-t.de | www.l-b-t.de<br />

STECKVERBINDER<br />

VERBINDUNGSTECHNIK<br />

WASSERSTRAHL-SCHNEIDEANLAGEN<br />

Stäubli Electrical Connectors GmbH<br />

www.staubli.com<br />

Stäubli entwickelt elektrische Verbindungslösungen<br />

für industrielle Anwendungen in Branchen wie erneuerbare<br />

Energien, Automatisierungstechnik, Energieübertragung,<br />

Bahnindustrie, Schweißautomatisierung,<br />

Prüf- und Messtechnik, Medizintechnik und E-Mobility.<br />

Das umfangreiche Angebot an standardisierten und<br />

kundenspezifischen Steckverbindern zeichnet sich<br />

durch Langlebigkeit, Effizienz und hohe Leistung aus.<br />

Komplettlösungen inklusive Kabelkonfektionierung<br />

reduzieren die Montagekosten und vereinfachen die<br />

Logistik.<br />

Stäubli – Steckverbinderlösungen, die Unternehmen<br />

voranbringen.<br />

Albert Pasvahl GmbH & Co.<br />

www.pasvahl.de<br />

Als Schraubenspezialist mit über 90 Jahren Erfahrung<br />

stehen wir für Qualität und Zuverlässigkeit.<br />

MILLIONS OF SCREWS IN STOCK<br />

• Passschrauben<br />

• Vierkantschrauben<br />

• Verschlussschrauben<br />

• Flachkopfschrauben<br />

• Schrauben mit Zapfen/Spitze<br />

• Rändelschrauben<br />

• Messingschrauben<br />

• Sonderanfertigungen nach Vorgaben<br />

STM Waterjet GmbH<br />

www.stm-waterjet.com<br />

STM Wasserstrahl-Schneidanlagen<br />

Leidenschaft, Know-how und ein unstillbarer Innovationsdrang<br />

haben STM zu einem international führenden<br />

Anbieter von Wasserstrahl-Schneidsystemen gemacht.<br />

Seit über 30 Jahren entwickeln wir an unseren Headquater<br />

in Eben im Pongau, Österreich mit großer Begeisterung<br />

zukunftsfähige Produktions-lösungen vor allem<br />

für die Stahl-, Aluminium-, Metall-, Kunststoff- Verbundstoff-,<br />

Stein- und Glasindustrie.<br />

Der Name STM steht für hochwertige Anlagen, die als<br />

Baukastensystem entwickelt wurden, für individuelle,<br />

hoch effiziente Lösungen, eine ungewöhnlich hohe<br />

Kundenorientierung und unsere Leidenschaft, die<br />

Technologie des immer zu verbessern.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 63


IMPRESSUM<br />

Lärmfilter<br />

Otoplastiken nach Maß<br />

erscheint dienstags ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung e.V.<br />

(WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder des Verbandes erhalten<br />

den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Zusammenarbeit<br />

im Fachbereich der Gießereitechnik mit der Zentrale für<br />

Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug -<br />

maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />

Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing.<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions systematik),<br />

WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredaktion:<br />

B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Redaktion:<br />

M. A. David Kuhlmann (dak), Phone +49 711 7594–456;<br />

Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539;<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Schoppen (us), Phone +49 711 7594–458;<br />

M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

B. A. Hagen Wagner (hw), Phone +49 711 7594–391;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) Mona Willrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht (va), Ulrike Dautzenberg (ud),<br />

Karin Faulstroh (kf), Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk),<br />

Markus Strehlitz (ms), Henriette Steuer (hs)<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Simkraft Solutions Pvt. Ltd., 400013 Mumbai, Indien<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Diana Rabalt, Phone +49 711 7594–328, Fax –1328<br />

Leserservice: <strong>Industrieanzeiger</strong> +49 711 7252–209,<br />

konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: dienstags (15 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 210,00 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 210,00 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 14,10 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag. Sofern die Lieferung nicht<br />

für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich bestellt war, läuft das<br />

Abonnement bis auf Widerruf. Bezugszeit: Das Abonnement kann<br />

erstmals vier Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt<br />

entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court,<br />

Long Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />

Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Druck: Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />

© 2023 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Die Hoffmann Group erweitert ihr Sortiment<br />

um Otoplastiken von Cotral Lab. Dieser<br />

Gehörschutz wird individuell gefertigt<br />

und exakt auf den Geräuschpegel am Arbeitsplatz<br />

eingestellt, so dass im Gehörgang<br />

kein Druck- oder Fremdkörpergefühl<br />

entsteht und der Umgebungslärm optimal<br />

gefiltert wird. Präventionstechniker von<br />

Cotral Lab nehmen dafür bei einem Vor-<br />

Ort-Termin von jedem Ohr einen Abdruck.<br />

Zusätzlich werden die Mitarbeiter für Gesundheitsrisiken<br />

durch Lärm sensibilisiert<br />

und jeder einzelne Arbeitsplatz nach der<br />

SAPAN-Methode analysiert. Anschließend<br />

fertigt Cotral Lab im 3D-Verfahren maßgeschneiderte<br />

Otoplasten.<br />

Je nach Arbeitsplatz kommen verschiedene<br />

Gehörschutzmodelle und Filter zum<br />

Einsatz: An Arbeitsplätzen mit sehr hoher<br />

Lärmbelastung dämmt das Modell “Qeos<br />

C-Teile-Management<br />

Sensorgesteuerte Waage löst Bestellungen aus<br />

Bild: Thomas Möller/bitterechtfreundlich.de<br />

Würth Industrie Service hat seine Wiegetechnologie<br />

um das Paletten-Waagensystem<br />

iScalepal erweitert. Dabei handelt es<br />

sich um eine sensorgesteuerte Waage in<br />

Kombination mit einer Europalette. Das<br />

System meldet die Bedarfe von Produktionsmaterialien<br />

und weiteren Artikeln anhand<br />

von Gewicht – und das vom Einsatzort<br />

beim Kunden direkt digital an das<br />

ERP-System von Würth Industrie Service<br />

– und sorgt für einen entsprechenden<br />

Nachschub.<br />

Orange” mit Hochfrequenzfiltern den<br />

Lärm besonders stark in hohen Frequenzen<br />

und reduziert die Lärmbelastung um<br />

17 bis 33 db. Müssen Mitarbeiter in einer<br />

lauten Umgebung gut miteinander kommunizieren,<br />

reduziert “Qeos Green” Geräusche<br />

auf allen Frequenzbändern<br />

gleichmäßig um 17 bis 28 db, ohne den<br />

Ton zu verzerren. Konzentriertes Arbeiten<br />

in Großraumbüros ist hingegen mit dem<br />

Modell “Clear” möglich, das ebenfalls Geräusche<br />

verzerrungsfrei vermindert und<br />

kaum sichtbar ist.<br />

Die Systemfamilie iScale sorgt<br />

für eine nahezu selbständige,<br />

logistische Lagerverwaltung für<br />

C-Teile. Die sensorgesteuerte<br />

Waage ist dabei direkt mit einem<br />

Kanban-Behälter verbunden.<br />

Nun erfolgt die Systemerweiterung<br />

der Wiegetechnologie<br />

mit iScalepal zur effizienten<br />

Produktionsversorgung auf Paletten.<br />

Auch das intelligente<br />

Paletten-Waagensystem basiert<br />

auf höchst präzisen Wiegezellen.<br />

Die Europalette ist dabei<br />

mit einer darunterliegenden, sensorgesteuerten<br />

Waage ausgestattet, welche<br />

permanent das Gewicht auf der Palette<br />

direkt vor Ort beim Kunden prüft, mit dem<br />

bekannten Artikelgewicht abgleicht und<br />

über eine verschlüsselte Schnittstelle an<br />

das Warenwirtschaftssystem des C-Teile-<br />

Anbieters überträgt. Nachdem das Gewicht<br />

einen definierten Wert unterschritten<br />

hat, wird automatisch eine Meldung<br />

erzeugt. Eine Bestellung wird ausgelöst –<br />

die Nachlieferung ist gesichert.<br />

Bild: Cotral Lab<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


VORSCHAU «<br />

MESSE EMO<br />

Nach vier Jahren Pause trifft sich die Fertigungsbranche<br />

im September wieder auf ihrer Leitmesse EMO in Hannover.<br />

Exponate und Rahmenprogramm zeigen, wie sich aktuelle<br />

und künftige Herausforderungen meistern lassen.<br />

SCHWEISSEN & SCHNEIDEN<br />

Digitalisierung „erlebbar machen“ will die<br />

Weltleitmesse Schweissen & Schneiden, die<br />

sechs Jahre auf ihren neuen Branchentreff<br />

warten musste. Seither ist viel passiert. Alles<br />

was Rang und Namen hat, ist längst als<br />

Aussteller angemeldet.<br />

BETRIEBSBEDARF<br />

Ein Schweizer Unternehmen produziert in der<br />

Türkei Sicherheitsdruckfarben – mit ihnen<br />

lassen sich Banknoten und Wertdokumente<br />

vor Fälschung schützen. Hochsichere Spezialtore<br />

von Efaflex sorgen dafür, dass Kriminelle<br />

keinen Zugriff auf die eigene Produktionsstätte<br />

haben.<br />

Bild: Hermle<br />

Der <strong>Industrieanzeiger</strong> 11/2023 erscheint am 05.09.2023<br />

Automatisierung<br />

Zufällige Behälterkommissionierung dank Laser und Kamera<br />

rung macht nicht nachhaltiges manuelles<br />

Sortieren überflüssig und dadurch wird<br />

Comau stellt MI.RA/Picker vor, eine intelligente<br />

Automatisierungslösung für<br />

die wahrnehmungsbasierte, zufällige<br />

Behälterkommissionierung. Die vollautomatische<br />

Kommissionierlösung ist an<br />

kommerzielle Roboter jeder Marke sowie<br />

kundenspezifische Behälter oder Greifer<br />

anpassbar und nutzt zwei hochauflösende<br />

Lasersensoren und eine zentrale Kamera<br />

für die autonome Erkennung, Lokalisierung<br />

und Entnahme zufällig platzierter<br />

Gegenstände mit einer Geschwindigkeit<br />

von bis zu 40 Teilen pro<br />

Minute (PPM).<br />

Darüber hinaus garantieren die optimierten<br />

virtuellen Simulationstools und prädiktiven<br />

Algorithmen ein optimales Pfadmanagement<br />

und kollisionsfreie Bewegungsbahnen<br />

für eine präzise und zuverlässige<br />

Leistung bei gleichzeitiger Senkung<br />

der Kosten und potenziellen Risiken.<br />

Die automatisierte Kommissioniesowohl<br />

die Produktivität als auch das<br />

Wohlbefinden der Bediener gesteigert.<br />

Bild: Comau<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 65


» ZULETZT<br />

Ich blieb<br />

Als ich im März 1989 zum <strong>Industrieanzeiger</strong> kam, hatte<br />

ich schon fünf Jahre beim PC Magazin hinter mir.<br />

Das Blatt erschien in den achtziger Jahren beim Verlag<br />

Markt&Technik in Haar bei München. Ich testete dort die<br />

neuesten Drucker und Laptops und schrieb meine Beiträge<br />

mit Wordstar auf einem IBM-PC. An meinem ersten Arbeitstag<br />

im Konradin Verlag sah ich eine elektrische Schreibmaschine<br />

auf meinem Schreibtisch stehen. Ein Schock,<br />

ein technischer Absturz ins Bodenlose. Aber ich blieb.<br />

Der <strong>Industrieanzeiger</strong> erschien damals 104-mal im Jahr.<br />

Jeden Montag endlose Redaktionskonferenzen mit intensiven Reiseberichten. Wo war<br />

ich wann und warum? Mit wem habe ich gesprochen und was mache ich daraus? Jede<br />

Woche zwei Titelseiten, zwei Umbrüche, zwei Drucktermine. Kein Problem, ich blieb.<br />

Hannover wurde mein zweites Zuhause, vor allem wegen der Cebit und der Hannover<br />

Messe. Die Übernachtungen in den Privatquartieren wurden von Jahr zu Jahr<br />

schlimmer. Ich schlief bei Kettenrauchern, Trinkern, Messies und neben dem<br />

Heizungskeller. Im Vergleich zu den Nächten waren die Tage auf der Cebit mit ihren<br />

750.000 Besuchern die reinste Idylle. Die Cebit polarisierte. Egal, ich blieb.<br />

Im Frühjahr 1996 musste ich eine Anwenderreportage über das Internet abliefern.<br />

Weiß jemand, wie viele Rechner 1996 in Deutschland mit einem Internet-Zugang ausgestattet<br />

waren? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich zwei Tage brauchte, um unseren<br />

ersten, auskunftsbereiten Web-User aufzuspüren. Passt schon, ich blieb.<br />

Schon vor 25 Jahren waren einige Kollegen davon überzeugt, dass es den <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

nicht mehr lange geben wird. Die Prognosen lagen bei zwei bis maximal drei<br />

Jahren. Der <strong>Industrieanzeiger</strong> blieb. Ich auch.<br />

Bei der Planung der vorliegenden Ausgabe fehlte zum Schluss wie immer ein Zuletzt.<br />

Die Kollegen munterten mich auf, die Rubrik für meinen Abschied zu nutzen. Ich<br />

sei doch so lange dabei gewesen, hätte so viel erlebt. Das stimmt. Also übernahm ich<br />

das Zuletzt, zum letzten Mal. Und jetzt gehe ich. Allen, die noch bleiben, wünsche ich<br />

Erfolg, viel Glück und von Herzen das Beste. Uwe Schoppen<br />

Bild: <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023


Deutschland kann seinen<br />

Wohlstand erneuern.<br />

Deutschland kann grüne Industrie<br />

Industrie kann Klimaschutz. Und zwar genau hier,<br />

in Deutschland. Denn hier wird Industrie neu<br />

gedacht. Um unseren Wohlstand zu erneuern und<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Mehr erfahren auf bmwk.de/industrie<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023 67


Ausfallzeiten vermeiden!<br />

Mit Advanced Analytics identifizieren<br />

wir frühzeitig Schwachstellen in<br />

der Lieferkette und sorgen für eine<br />

stabile Versorgung mit C-Teilen -<br />

intelligent und dynamisch.<br />

68 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 10 | 2023

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