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Industrieanzeiger 14.2019

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Neue Methode optimiert

Neue Methode optimiert Produktportfolio Mit Process Mining gegen Variantenflut Controlling | Passt ein Produktionsbetrieb sein Produktportfolio stetig an und optimiert damit das Kosten-Nutzen-Verhältnis, wirkt dies erfolgsentscheidend. Für die Komplexitätsbewertung des Portfolios birgt das Internet of Production immense Potenziale. Die produzierende Industrie hält vielfach ein zu breites und umfangreiches Produktportfolio vor, das teilweise nicht wirtschaftlich ist, da die Kosten den Nutzen der Produktvielfalt übersteigen. Insbesondere Exotenvarianten generieren oft im Vergleich zu den damit verbundenen Komplexitätskosten einen geringen Umsatz. Jedes Unternehmen sollte deshalb die optimale Produktvielfalt bestimmen, die für einen Erfolg am Markt notwendig ist und sich durch ein optimales Verhältnis von Nutzen zu Kosten auszeichnet. Auf dieser Grundlage lässt sich das Produktportfolio anpassen. Um die steigende externe Marktkomplexität zu beherrschen, wurden verschiedene Strategien zur Bewertung der internen Komplexität etabliert. So lässt sich etwa die Variantenvielfalt hinsichtlich der Profitabilität einzelner Varianten retrospektiv überprüfen. Um unrentable Varianten aus dem Portfolio zu streichen und somit das bestehende Produktprogramm mit Blick auf seine Profitabilität systematisch zu optimieren, ist es notwendig, die Komplexitätskosten zu berechnen. Solche Kosten entstehen durch die Erstellung einer neuen Variante in den verschiedenen Unternehmensbereichen. Mithilfe der Komplexitätskostenberechnung lassen sich Gemeinkosten, die bisher über einen Gemeinkostenschlüssel auf alle Das Internet of Production birgt erheb - liche Potenziale für die produzierende Industrie – vor allem im Hinblick auf die Komplexitätsbe wertung des Produktportfolios. Bild: Pixabay Produktvarianten verteilt wurden, einzelnen Produktvarianten verursachungsgerecht zuordnen. Dies verhindert eine Quersubventionierung unrentabler Varianten, die identifiziert und systematisch aus dem Produktprogramm gestrichen werden können. Erhoben werden Komplexitätskosten heute interviewbasiert, da das notwendige Wissen dezentral im Unternehmen vorliegt. Relevante Informationen befinden sich in verschiedenen IT-Systemen oder sie sind nur einzelnen Mitarbeitern bekannt. Deshalb müssen zunächst Abteilungen und Prozesse identifiziert werden, in denen varianteninduzierte Aufwände entstehen. Diese entstehen insbesondere in Entwicklungsabteilungen sowie in den Bereichen Logistik, Qualität oder Beschaffung. Fokussiert werden Prozesse, in denen ein erhöhter Aufwand durch Produktvielfalt entsteht. Sodann sind relevante Kostentreiber, etwa die Anzahl der neuen Materialnummern oder neuer Lieferanten, in den Prozessen zu identifizieren und damit verbundene Aufwände zu quantifizieren. Sind die Daten aufgenommen, werden sie konsolidiert und die Komplexitätskosten für einzelne Produktvarianten werden berechnet. Unwirtschaftliche Produktvarianten werden systematisch auf Basis einer verursachungsgerechten Kostenberechnung identifiziert und das Portfolio nachfolgend optimiert. Die interviewbasierte Erfassung der Komplexitätskosten ist jedoch sehr langsam und aufwendig. Damit produzierende Unternehmen Komplexitätskosten (teil-)automatisiert und produktlebenszyklusübergreifend ermitteln können, wird im Rahmen des Exzellenzclusters „Internet of Production“ 20 Industrieanzeiger 14.19

news & management am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen ein entsprechendes Modell entwickelt. Dies erfolgt durch den Einsatz des Process Mining. Datengrundlage sind die in verschiedenen IT-Systemen hinterlegten Produkt- und Prozessdaten. Durch IT-Systeme unterstützte Tätigkeiten werden bereits heute durch diese aufgezeichnet und Aktivitäten protokolliert. Relevante Daten für die Komplexitätskostenberechnung sind somit digital verfügbar, werden jedoch hierfür nur unzureichend genutzt. Durch die digitale Unterstützung von Tätigkeiten wird der Umfang von Produkt- und Prozessdaten weiter zunehmen. Das Modell identifiziert und extrahiert die für die Komplexitätskostenrechnung relevanten Daten in den IT-Systeme, wertet diese kontinuierlich aus und visualisiert sie. Die größte Herausforderung ist, die entlang des Produktlebenszyklus in verschiedenen IT-Systemen verteilten und dezentral gespeicherten Prozessdaten zu extrahieren. Vor diesem Hintergrund wird auf den vielversprechenden Lösungsansatz des Process Mining zurückgegriffen. Dessen Grundidee ist es, Arbeitsabläufe durch automatisiertes Extrahieren von Modellen aus Ereignisprotokollen von IT-Systemen zu erkennen, zu überwachen und zu verbessern. Ereignisse beziehen sich dabei auf eine Vielzahl von Vorgängen, wie Artikelstammdaten anpassen und ein Prüfdokument innerhalb der Komplexitätskosten im Griff behalten Per Process Mining identfiziert und extrahiert das Modell die für die Komplexitätskostenrechnung relevanten Daten innerhalb der verschiedenen IT-Systeme, wertet diese kontinuierlich aus und visualisiert sie. Bild: WZL Qualitätskontrolle erstellen. Mithilfe des Process Mining können bereits vorhandene Daten, die während der IT-gestützten Durchführung von Prozessen protokolliert werden, genutzt und in ein Modell zur Komplexitätskostenberechnung überführt werden. All dies ermöglicht es, die Variantenvielfalt schneller, aufwandsärmer und objektiver zu bewerten und zu optimieren. Unter - nehmen werden befähigt, die Auswirkungen ihrer bestehenden Variantenvielfalt trans - parent zu erfassen. • Prof. Günther Schuh, Dr. Christian Dölle, Julian Kreß WZL der RWTH Aachen „Fortschritt kommt durch den intelligenten Gebrauch von Erfahrung zusammen.“ Elbert G. Hubbard Unser Unternehmen vereint Tradition und Moderne. So fi nden wir perfekte Lösungen für unsere Kunden. Denn das ist unsere Passion. Seit 100 Jahren. Entwicklung Innovationen Erfahrung Miteinander Findling Industrieanzeiger Wälzlager GmbH, 14.19 Schoemperlenstr. 12, 76185 Karlsruhe, Telefon: +49 721 55 999-0, E-Mail: sales@fi ndling.com, www.fi ndling.com 21

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