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KEM Konstruktion 01-02.2017

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PERSPEKTIVEN

PERSPEKTIVEN PERSPEKTIVEN Bild: WSCAD Artikeldaten, 3D-Modelle, Austausch mit anderen Usern: CAD-Communities haben vielseitige Ansätze mit eigenen Finessen CAD-Communities im Netz Der digitale Werkzeugkasten Konstrukteure investieren häufig Zeit in Arbeiten, die mit ihrer eigentlichen Aufgabe nur wenig zu tun haben: Norm- oder Zulieferteile nachzeichnen, den CAD-Workflow ausbessern, Software-Bugs umschiffen. Abhilfe bieten hier unterschiedliche Communities im Netz an, einige verfolgen ähnliche Ansätze, verfügen aber über eigene Finessen. Wir haben uns die wichtigsten deutschsprachigen Portale näher angesehen und dazu mit ihren Machern über CAD-Modelle auf 3,5-Zoll-Disketten und die Grenzen von Sozialen Medien gesprochen. Tobias Meyer, freier Mitarbeiter, KEM Konstruktion Lange bevor Amazon und Ebay den Konsumgütermarkt umkrempelten, war der digitale Katalog in der Welt der Industriezulieferer bereits weit verbreitet, dort hatte man das enorme Potential schnell erkannt: Möchte der Konstrukteur beispielsweise einen Linearantrieb in seiner Maschine verbauen, muss er diesen aufwändig nachzeichnen. Bei gleicher Spezifikation wird er daher den Hersteller bevorzugen, der entsprechende CAD-Daten zur Verfügung stellt und ihm damit die Nachzeichenarbeit abnimmt. Jedoch waren nicht alle Hersteller so vorausschauend und scheuten Investitionen in die Digitalisierung ihrer Konstruktionspläne – in den 90er Jahren waren Zeichenbretter noch nicht ganz verschwunden. Daher kamen Firmen wie Traceparts auf die Idee, diese Arbeit zu übernehmen und die Kataloge gebündelt anzubieten. Viele Firmen gaben zwar ihren Segen, wollten aber nichts dafür ausgeben. Daher mussten die Anwender für die von ihnen genutzten Datensätze bezahlen. Als um die Jahrtausendwende dann 3D-Daten immer gefragter wurden, bei vielen Herstellern aber nur 2D verfügbar war, bot Traceparts den Herstellern an, gegen Bezahlung entsprechende Modelle zu erzeugen. 2007 konnte Traceparts sein Geschäftsmodell dann drehen und die inzwischen 100 Millionen CAD-Modelle aus über 600 Bauteilkatalogen für alle Nutzer kostenfrei anbieten. „Viele CAD-Hersteller wollten eigene Bauteildatenbanken etablieren, sind aber teilweise gescheitert, da sie nicht Multi-CAD-fähig waren“, erklärt Traceparts-Geschäftsführer Christian Baumgärtner. „Wir bieten unsere Modelle dagegen in allen gängigen nativen Formaten an.“ TracePartsOnline.net startete vor 15 Jahren mit einem 22 K|E|M Konstruktion 01-02 2017

PERSPEKTIVEN PERSPEKTIVEN „1999 suchten Konstrukteure eine gemeinsame Heimat. CAD.de hat diese geschaffen, zu Beginn aus reinem Idealismus ohne Geld im Rücken.“ Albert Ranig, Geschäftsführer CAD.de Bild: CAD.de Relaunch nach 17 Jahren: CAD.de ist künftig auch fit für Tablet & Co. Bild: CAD.de Bild: Dassault Systèmes „Profitieren sollen vor allem kleinere Unternehmen, die durch die Bereit - stellung ihrer CAD- Modelle auf der Plattform eine größere Reichweite bekommen.“ Andreas Spieler, Technical Director, Solidworks/ Dassault Systèmes Server, heute laufen einige hundert. Die DVD gibt es aber nach wie vor, da einige Konstrukteure aus Sicherheitsgründen ohne Onlinezugang arbeiten. Je nach benötigter Detailtiefe kann der Nutzer bei einigen Katalogen unterschiedliche Detailierungsstufen laden, Traceparts Enterprise für Großkunden ermöglicht eine komplettes Teilemanagementsystem, zudem ergänzt man hier auf Wunsch auch Bauteil-Funktionalitäten, die dessen Hersteller in der CAD-Datei nicht eingefügt hat. „Es kommt immer wieder vor, dass Nutzer mit einer konstruktiven Problemstellung auf uns zu kommen und suchen dann eine Lösung in Form eines Bauteils“, so Baumgärtner weiter. „Wir verweisen dann aber auf die Hersteller, da solche spezifischen Beratungen aufgrund der Menge der vorhanden Bauteile nicht in unserem Aufgabenbereich liegen.“ Hat man das passende Produkt gefunden, kann eine Herstelleranfrage direkt aus der Teile-Datenbank gestellt werden. So kann der Kunde ohne weitere Recherche nach Kontaktmöglichkeiten direkt die Konditionen anfragen. „Bei einigen Herstellern ist jedoch nicht immer eindeutig, zu welcher Niederlassung oder zu welchem Verkäufer eine Anfrage geleitet werden muss. Daher muss in diesen Fällen dann trotzdem direkt mit dem Hersteller gesprochen werden, werden. Die Kontaktdaten sind aber in den Katalogen hinterlegt“, erklärt Baumgärtner. „Wir hatten auch schon Fälle, bei denen wir geholfen haben, Hersteller anhand der vorher bei uns geladenen CAD- Geometrien zu identifizieren. Der entsprechende Konstrukteur war nicht mehr im Unternehmen und die Stückliste nicht mehr auffindbar, nach Jahren musste aber ein von ihm eingeplantes Kugellager nachbestellt werden. Insgesamt werden 85 Prozent der CAD-Bauteile, die man bei uns lädt, auch gekauft.“ Eine Spezialität von Traceparts ist die Ähnlichkeitssuche: Hat der Nutzer ein Bauteil ausgewählt, kann er sich anhand dessen Geometrie ähnliche Bauteile anzeigen lassen und so eventuell auf Zulieferer stoßen, die ihm bisher unbekannt waren. Für viele Hersteller wird zudem eine „Extended Search“ angeboten: Hier kann innerhalb eines Katalogs nach spezifischen Kriterien wie etwa der Traglast von Rollen gesucht werden. Zudem sind bei Traceparts Bauteildaten auch in Formaten für 3D-Druck verfügbar. Vorteilhaft ist das einerseits für den Modell- und Prototypenbau, aber auch für Ingenieure – der 3D-Drucker ist bei vielen Bauteilen inzwischen schneller, als der Versand eines Musters. Die Plattform beschränkt sich allerdings rein auf Bauteil-Kataloge und DIN-Teile. Mehr als nur Teile Ebenfalls sehr früh mit 3D-Modellen im Netz war die PartCommunity, vormals bekannt als PartServer. Betreiber Cadenas erweitert die Modelldatenbank um eine technischen Social-Media-Plattform, daher auch die Namensänderung. Großen Wert legt man auch hier auf möglichst schnelles und genaues Finden der gewünschten Zulieferer-Komponenten in den mehrere Millionen Bauteile umfassenden Katalogen: Zur Verfügung stehen neben der parametrischen Volltextsuche auch die Möglichkeit, über eine Skizze oder ein Foto nach einem Bauteil zu suchen oder ganz einfach eine bestehende Geometrie hochzuladen, wodurch das System dann ähnliche Bauteile anzeigt. Künftig sollen auch hier immer stärker nicht nur reine Geometrien verfügbar sein, sondern auch Metadaten über Funktionen der Bauteile zur Verfügung gestellt werden. „Multi-CAD-fähige Daten sind heute Standard, die Anforderung für die Zukunft in der Industrie 4.0 sind intelligente, untereinander kommunizierende 3D-Enginee- K|E|M Konstruktion 01-02 2017 23

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