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mav 01.2023

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01 Maschinen

01 Maschinen Custom-Bike-Hersteller setzt auf Hermle-Bearbeitungszentren Fräsdrehen für den perfekten Ritt Wer ein echtes Thunderbike sieht, ist erst einmal sprachlos. Der Harley-Davidson-Händler und Custombike-Hersteller verrät, wie er individuelle Kupplungsdeckel und Felgen fertigt und welche Rolle die Mill-Turn-Technologie von Hermle dabei spielt. ■■■■■■ „Wir sind wirklich ein Stück von der Scheibe zurückgegangen“, erinnert sich Thomas Zarmann an den Moment, als Herbert Niehues das erste Mal einen 300-Kilo-Rohling auf der C 42 U MT mit 800 Umdrehungen pro Minute rotieren ließ. Zarmann ist Produk - tionsleiter bei Thunderbike und stellt Herbert Niehues als den Mann vor, der in der Fräs-Fertigung das Zepter in der Hand hält. Die Szene ereignete sich 2013, nachdem Thunderbike sein erstes Bearbeitungszentrum der Maschinenfabrik Berthold Hermle AG in Betrieb genommen hatte – eine C 42 U MT. Die Sorge vor dem ersten Anlauf war unbegründet. Denn Hermle hat die Mill-Turn-Varianten nach den Sicherheitsanforderungen für Drehmaschinen entwickelt. Das betrifft zum Beispiel die Einhausung und Dimensionierung der kompletten Verkleidungen, inklusive des Maschinendachs. Zudem ist ein Wuchtsystem in den Drehtisch integriert. Es berücksichtigt Massenträgheitsmomente und wuchtet selbst die 300-Kilogramm-Rohlinge von Thunder - bike – für einen sicheren Betrieb auch bei Höchstdrehzahlen. Thunderbike ist ein 160 Personen starkes Unternehmen im nordrhein-westfälischen Hamminkeln und bietet genau das, was der Name vermuten lässt: legendäre Motorräder von Harley-Davidson. Der Anfang war deutlich bescheidener als der heutige Gebäudekomplex mit eigenem Restaurant, dem Roadhouse: 1985 gründe- Bereits mehrfach demonstrierte Thunderbike eindrücklich, dass sie an der Spitze der Custombike-Bauer stehen: Mit der Spectacula gewannen die Biker auf der Custom Chrome Show in Mainz die Europameisterschaft. Bild: Hermle 30 Februar 2023

Von links: Jürgen Scherer, HPV Hermle Vertriebs GmbH, mit Produktionsleiter Thomas Zarmann und den Maschinenbedienern Julian Otten und Herbert Niehues von Thunderbike. Bild: Hermle te Andreas Bergerforth den „Motorradschuppen“, wo er auf 150 Quadratmetern vor allem japanische Bikes reparierte und optimierte. Bereits ein Jahr später zog er in ein repräsentativeres und größeres Gebäude um und wurde 1987 offizieller Suzuki-Vertragshändler. Mit der Zeit wuchs ein Geschäftsfeld, für das Thunderbike heute weltweit bekannt ist: das Customizing und Fertigen individueller Motorradteile in kleinen Serien. Seit 2006 ist Thunderbike offizieller Vertragshändler für Harley- Davidson. In Hamminkeln produziert das Unternehmen eigene Teile zum Customizen von Motorrädern bis hin zu kompletten Custombikes mit eigenen Rahmen. Eine Service-Werkstatt gehört ebenso dazu wie ein moderner Showroom und der Vertrieb originaler Harley-Davidson- und Aftermarket-Artikel. Hermle-Kick-off mit Mill-Turn-Technologie Immer wieder blubbert der einzigartige Harley-Sound von draußen herein und übertönt fast das kreischende Summen der Fräszentren, die in der Werkstatt unter dem Sozialraum arbeiten. In diesem sitzt der Produk - tionsleiter und beantwortet das „Wie und Warum“ rund um die Investition in die Hermle-Maschinen, von denen Thunderbike mittlerweile drei besitzt. Die Ansprüche an Oberflächen und Design sowie der Ehrgeiz, weiterzukommen, weckten 2012 den Bedarf nach einer neuen Maschine. „Und weil Herbert Hermle-affin ist, war klar, dass da irgendwann eine Hermle stehen musste“, scherzt Zarmann. In Wahrheit war Hermle damals der einzige Hersteller, der die passende Technologie für das bieten konnte, was Thunderbike vorhatte: filigran anmutende Felgen aus dem Vollen zu fräsen, in einer bis dahin unerreich- ten Perfektion. „Schon damals stellten wir unsere eigenen Felgen her. Nur brauchten wir dafür drei Maschinen und fünf bis sechs Aufspannungen. Das Rad hatte auch von der Optik und von der Qualität nichts mit dem zu tun, was wir heute machen“, verdeutlicht Thomas Zarmann. Der zugleich dreh- und schwenkbare Tisch ermöglicht das Drehen in unterschiedlichen Winkeln. Im Gegensatz zur reinen Drehmaschine kann Thunderbike somit kürzere Werkzeuge einsetzen und komplexe Geometrien realisieren. „Die C 42 U MT war in punkto Technologie und Platzangebot genau das, was wir 2012 gebraucht haben.“ Bis heute meistere sie die größten Herausforderungen – die Monoblock-Räder – problemlos: lange Laufzeiten zwischen 10 und 20 Stunden bei hohen Vorschüben und Drehzahlen und fast immer im 5-Achs-Simultan-Modus. Am Ende muss die Oberfläche perfekt sein. Verstärkung kam 2016 und 2020 in Form zweier C 32 U, die zwei vorhandene Fremdmaschinen ersetzten. „Warum die nächste Maschine auch eine Hermle war? Bei der ersten Anlage hatten uns die Zuverlässigkeit und Präzision sowie die Ergonomie und das Bedienkonzept überzeugt. Hinzu kam der vorbildliche Service: Die Monteure sind einfach fit – egal, ob ein Kabel lose ist oder ein mechanisches Problem vorliegt“, begründet Zarmann. Neben den Kosten für die Reparatur ist für ihn Stillstand das Schlimmste. Universell einsetzbar 15 bis 20 Prozent der Frästeile müssen auf die C 42 U MT zum Fräsen und Drehen. „Aber wir lassen die Maschine nicht stehen, nur weil wir gerade keine Teile haben, die rund sind. Wir können darauf ja alle Frästeile laufen lassen“, sagt der Produktionsleiter. Drei Bearbeitungszentren von Hermle zu haben, schaffe Kapazität. Februar 2023 31

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