Aufrufe
vor 1 Jahr

medizin&technik 04.2022

  • Text
  • Medizinprodukte
  • Medizintechnik
  • Nachhaltigkeit

■ [ MEDIZIN IM DIALOG

■ [ MEDIZIN IM DIALOG ] Mit Ultraschall das Gehirn untersuchen Medizinische Bildgebung | Aus seismischen Wellen lässt sich der Aufbau des Planeten rekonstruieren. Das Team um ETH- Professor Andreas Fichtner nutzt dieses Wissen für die medizinische Bildgebung. Die Seismologie erfasst die Ausbreitung von Wellen durch Materie: Treffen seismische Wellen auf Materialunterschiede, werden sie an den Grenzflächen reflektiert und gebrochen. Das verändert die Geschwindigkeit der Wellen. Aus entsprechenden Messdaten lassen sich mit Algorithmen und Hochleistungsrechnern Details über das Erdinnere ableiten. Andreas Fichtner, Professor am Institut für Geophysik der ETH Zürich, und sein Team nutzen dieses Wissen über die Wellenausbreitung aber auch für medizinischen Ultraschall. Gemeinsam mit Medizinern hat Fichtners Gruppe bereits eine Methode entwickelt, um mit Ultraschall Brustkrebs früh zu erkennen. Nun geht es darum, wie sich das Gehirn mit Ultraschall untersuchen lassen könnte, um zum Beispiel Schlaganfallpatienten zu überwachen oder Gehirntumore zu identifizieren. Doch Ultraschall durch die Schädeldecke zu bekommen, ist schwierig. Bilder mittels Ultraschallquelle (blaue Scheibe in beiden Bildern): Es braucht ein hexaedrisches Finite- Elemente-Netz des Schädels und des Gehirns (links), um zu Momentaufnahmen der resultierenden Ultraschallsimulation zu kommen (rechts) Mit einem neuen Verfahren soll das künftig aber gelingen. Die Schweizer Forscher entwickeln dafür sowohl die Simulation der Wellenausbreitung durch das Gehirn als auch Algorithmen weiter und verwenden für ihre Arbeiten ein spezielles Gitternetz. Herzstück ist dabei ein Softwarepaket namens Salvus. Es nutzt alle greifbaren Informationen, zur Form der Welle, Frequenz, Geschwindigkeit und Amplitude an jedem Punkt ihrer Ausbreitung. Ihr Modell entwickeln die Forscher mit einer MRT- Aufnahme des Gehirns als Referenzbild. Auf einem Supercomputer führen sie Berechnungen durch, bis das simulierte Bild mit dem des MRT übereinstimmt. So entsteht ein Bild, mit dem sich Gewebe bestimmen und unterscheiden lassen – beispielsweise Gehirnmasse oder Tumorgewebe. Doch bis das Verfahren in die klinische Praxis gelange, sei es aber noch ein weiter Weg, betonen die Forscher. (Bild:aus Physics of Med. Imag., 2022, Marty, P. et al. Medical Imaging 2022: Physics of Medical Imaging; 120313H (2022) Medizintechnik in ländlichen Regionen MRT-Untersuchung im LKW weist Herzinsuffizienz an zwölf Standorten nach Digitale Transformation Innovationszentrum verknüpft Branchen (Bild: Joachim Kloock) Mit umgebauten Lkw bringt das Projekt „Herzcheck“ MRT-Untersuchungen in ländliche Regionen, um eine Herzinsuffizienz frühzeitig erkennen und zielgerichtet behandeln zu können. Im ersten Jahr haben rund 2000 Patienten an mittlerweile zwölf Standorten in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern dieses kostenlose Angebot in Anspruch genommen – und die Nachfrage wächst. Herzcheck, das unter medizinischer Leitung des Deutschen Herzzentrums Berlin Eine Patientin wird im „Herzcheck“-MRT-Trailer untersucht durchgeführt wird, erhält vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) Fördermittel für drei Jahre. Knapp zwei Jahre der Projektlaufzeit entfallen auf die MRT-Untersuchungen, eines auf die wissenschaftliche Auswertung. Dabei wird untersucht, ob eine frühzeitige mobile Herz-MRT-Untersuchung dazu beitragen kann, die Prognose von Patienten mit Herzinsuffizienz zu verbessern. Bisher zeigte sich bei mindestens jedem vierten Teilnehmenden eine asymptomatische Herzinsuffizienz, die den Betroffenen vorher nicht bewusst war. Wenn die abschließende Evaluation zeigt, dass die frühzeitige Entdeckung der Herzinsuffizienz zu weniger Krankenhausaufenthalten führt, „stehen die Chancen gut, dass der Gemeinsame Bundesausschuss mit Herzcheck ein weiteres Innovationsfondsprojekt für die Regelversorgung empfiehlt“, sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost. www.herzcheck.org Branchenübergreifendes Lernen, um Künstliche Intelligenz, Interoperabilität und Cybersicherheit für den Mittelstand zugänglich zu machen: Das ist das Ziel eines neuen Kompetenzzentrums in Oldenburg und Osnabrück. Das Cross-Industry Transformation in Agriculture and Health – kurz Citah – soll im Januar 2023 an den Start gehen und Food & Agrar sowie Gesundheitswesen in Kontakt bringen. Eingebunden ist es in das neu geschaffene Netzwerk der „European Digital Innova - tion Hubs“. Citah baut auf Arbeiten des 2019 vom Land Niedersachsen gegründeten Zentrums für Digitale Innovation in Niedersachsen (ZDIN) sowie des niedersächsischen Innovationsverbunds Smart - hybrid auf. Durch die Verknüpfung der Wirtschaftszweige erwarten die Initiatoren Synergien und Lerneffekte. Citah wird Dienstleistungen wie Weiterbildung, Innovationslabore und Beratung zur Finanzierung von Digitalisierungsaktivitäten anbieten sowie zur Vernetzung mit Unternehmen aus dem Bereich der Informationstechnik beitragen. 12 medizin&technik 04/2022

Wearables Smartwatch: Vom Life-Style-Gadget zum Medizinprodukt (Bild: Timeo Brants) Wearables können medizinische Daten wie Elektrokardiogramme aufzeichnen. Damit könnten sie im klinischen Bereich als Messgerät beispielsweise für Herz- Kreislauf-Erkrankungen nützlich sein – wenn sie künftig als Medizinprodukte zugelassen werden. Prof. Dr. Christoph Russmann und Dr. Sinje Gehr von der Göttinger HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit haben in einem Artikel in Nature Reviews Cardiology Strategien für eine sichere Umwidmung der Lifestyle-Produkte zu Medizinprodukten erörtert. Smartwatches böten schon jetzt Diagnosemöglichkeiten für Herz- Kreislauf-Erkrankungen, die eine Rund- um-die-Uhr-Überwachung möglich machen. Auch könne mit ihnen die Therapie individuell angepasst und verfolgt werden. Das schaffe Chancen für Medtechund Software-Unternehmen sowie Start- Ups, sich im Markt zu profilieren. www.hawk.de BMBF-Zukunftscluster Herz und Kreislauf besser behandeln mit neuen Ansätzen Das Clusterkonzept Curatime gehört seit Juli zu insgesamt sieben Zukunftsclustern, die in der zweiten Wettbewerbs - runde der Clusters4future- Initiative des Bundesforschungsministeriums in die Umsetzungsphase starten. Bei Curatime geht es um die Herz-Kreislauf-Erkrankungen, für die maßgeschneiderte, innovative Behandlungsmethoden, Präventions - konzepte und Diagnostika entwickelt werden. Das Konzept haben drei Partner gemeinsam erstellt: die Tron gGmbH, die Universitäts - medizin Mainz und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Mit dem „Cluster für Atherothrombose und Individualisierte Medizin“ wollen die drei Schlüsselakteure ein Netzwerk zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufbauen. Curatime vereint dafür KI-getriebene Biomarkerforschung mit immunologischen Lösungsansätzen, was zu individuellen Behandlungs- und Präventionskonzepten führen soll: „Hoch-innovative Diagnostika und Therapeutika“ sind das Ziel. KÜHLSCHMIERSTOFFE SPEZIELL FÜR DIE MEDIZINTECHNIK • nicht-zytotoxisch • hohe Leistung • sehr einfache Reinigung • branchenspezifisches Portfolio • ganzheitliche Prozessoptimierung und -stabilität • digitale Prozessdokumentation mit logyc Software Halle 8 Stand C 70 Sprechen Sie unsere Experten auf der AMB an ! Oemeta Chemische Werke GmbH products@oemeta.com | Tel.: +49 (0) 4122-924-0 04/2022 medizin&technik 13 www.oemeta.com

Medizin und Technik