Aufrufe
vor 3 Jahren

NK 08_2020

26 TRAINING DER RICHTIGE

26 TRAINING DER RICHTIGE VERSANDTAG VON E-MAILS Öffnungs- und Klick-Raten von E- Donnerstag Mails variieren sehr stark zwischen Der Donnerstag galt lange Zeit als unterschiedlichen Versandtagen. Geheimtipp. Der ist nun leider nicht Es gibt jedoch nicht den richtigen mehr wirklich geheim, sodass in- Tag. Aber es gibt erprobte Wege, zwischen viele versenden – sowohl den optimalen Tag zu finden und B2B wie auch B2C. mehrere Studien dazu. Freitag Die Frage nach dem besten Versandtag ist die meistge- Freitag ist der einzige Tag, zu dem ich keine Studie finden konnte. Da- stellte Frage in Seminaren. Es gibt bei ist es der bei Versandhändlern drei Antworten: beliebteste Tag. In meinen Semina- ❙ Studien suchen: Dieser Artikel ent- ren äußerte ich immer den flapsigen hält einige. Satz: „Im B2B gibt es nur eine Regel: ❙ Testen: Geht sehr einfach. Alles nach Freitagmittag ist tabu.“ ❙ Bauchgefühl: Hilft oft weiter. Bis eine Teilnehmerin berichtete, Vergessen Sie Punkt 1, sondern nut- dass sie sorgfältig alle Tage getes- zen Sie Bauchgefühl gepaart mit tet hat. Ergebnis: Frei- Kenntnis der Zielgruppe und an- tag um 12 Uhr schließendem Testen. Wann hat Ihr war am Webserver die höchsten Zugriffs- bes- zahlen? Das sind die Zeiten, zu denen Ihre Zielgruppe genug Zeit und Muße hat, Ihre Angebote anzuschauen. Kurz davor sollten Sie versenden. Reden Sie mit Empfängern persönlich, damit Sie sich ein Bild machen können, worin der Mehrwert Ihrer E-Mails liegt und warum und wie sie gelesen werden. Am Wochenende haben viele Menschen Muße, sich mit den wirklich interessanten Dingen auseinanderzusetzen. AdobeStock/© Jacob Lund Gehören Ihre E-Mails dazu? Beachten Sie das Umfeld sonen anschreiben, kann es durch- beim nächsten Mal den besten Tag Wenn alle in Ihrer Branche an die- aus sein, dass Ihre Empfänger sich gegen zwei weitere Tage. sem Tag versenden, gehen Ihre E- am Wochenende Zeit für Sie neh- Mails unter. In der Woche werden men – aber nur, wenn Sie wirklich Montag Mittwoch ten. mehr E-Mails verschickt als am Wo- interessant sind. Also testen Sie, in- Am Montag werden die wenigsten Inxmail er- AdobeStock/© Sergey Nivens Die Ziel- Mails versendet. Daher ist die Öff- mit telte eine Del- gruppe waren nungsrate etwas höher. Es ist aber le bei den Öffnungen in Qualitätsingenieure. oft viel zu tun und die Unterneh- der Wochenmitte, Episerver hat hier mungslust vom Wochenende macht die besten Klick- und Öffnungsra- Samstag und Sonntag einem leichten Katergefühl Platz. Kein ten. Aber Vorsicht: Es sind auch Im Versandhandel galt der Sonntag- guter Tag für klickstarke E-Mails. Oder mehr E-Mails im Umlauf. nachmittag lange Zeit als Favorit. Das funktionierte aber nur, solange noch keiner zu diesem Zeitpunkt verschickt hat. Inzwischen bringt der Samstag die besten Öffnungsraten. Geklickt wird im B2C aber weiterhin samstags und sonntags. Die hohen chenende. B2B-Empfänger mit Pri- dem Sie Ihren Verteiler nach dem Klick- und Öffnungsraten im B2B vatadresse kann man da möglicher- Zufallsprinzip in drei Gruppen ein- am Wochenende können Sie gerne weise erreichen – in der Firma ist teilen. Genau die gleiche E-Mail er- testen – ich glaube nicht daran. aber sicher keiner und in manchen hält Gruppe 1 an Tag A, Gruppe 2 an Schreiben Sie mir, wenn Ihre Tests Unternehmen kann man die Firmen- Tag B und Gruppe 3 an Tag C. Nach das Gegenteil beweisen. Ich lerne mails auch nur zu normalen Arbeits- einer Woche checken Sie die Öff- gerne dazu. zeiten abrufen. Wenn Sie Privatper- nungs- und Klickrate und testen gerade deshalb doch? Versandhändler haben einmal verraten, dass sie mit Montag und Dienstag gute Erfahrungen gemacht haben. VITA Torsten Schwarz Buchautor, mehrfacher Lehrbeauftragter, Privatdozent und laut der Zeitschrift acquisa einer der Vordenker in Marketing und Vertrieb. www.absolit.de Dienstag Am Dienstag hat sich der Montagskater gelegt und die Öffnungsraten gehen nach oben. Das wissen jedoch viele Versender, sodass die Inbox voll mit E-Mails ist und die Klick-Wahrscheinlichkeit sinken sollte. Der Absolut-Newsletter wurde getestet und die besten Zahlen kamen am Dienstag zustande. Aber das muss nicht für jeden gelten – also testen Sie selbst. 08.2020

TRAINING 27 WIE SICH MISSTRAUEN IN VERFOLGUNGSIDEEN VERWANDELT In der letzten Zeit häufen sich Corona-Theorien, zum Beispiel dass die Pharma-Branche die Weltherrschaft übernimmt und zwar ganz heimlich, ohne dass es jemand merkt. Außerdem plant die Politik, die Freiheitsrechte abzuschaffen. Heimlich! Von wegen! Es steht in jeder Tagesnachrichten-Zusammenfassung. Das finde ich bemerkenswert: Alle wissen angeblich, was heimlich geschieht, es gibt aber keinerlei Beweise, nur extremes Misstrauen. Es scheint so zu sein, dass sich dieses Misstrauen langsam in krude Denkstrukturen verwandelt, die man Verschwörungstheorien nennt. Ich bin ja etwas älter und habe schon etliche Runden mitgemacht. In meiner Jungend munkelte man angstvoll: „Der Russe kommt!“ Wenn ich fragte, wo der Russe denn sei: „Der Russe denkt sehr langfristig, das ist genau die Gefahr. Er kommt schleichend, wir unterschätzen ihn, was ihn freut und ihm in die Hände spielt.“ Später, als Japan führende Industrien hervorbrachte (Auto, Elektronik), fürchtete man die „gelbe Gefahr“. Dieses Feindbild ging auf China über. Die Vorstellung der „gelben Gefahr“ wird übrigens seit ca. 1900 (!) gepflegt. Ich fragte: „Was tun uns denn die Chinesen?“ Sie antworteten mir: „Es sind so viele. Sei nicht so naiv.“ Wenn irgendwo Krieg ausbrach, fürchten wir uns vor dem Weltdiktat der Waffenlobby, die veraltete Munition verwendet sehen wollte. Bei Energiekrisen schimpften wir auf die Weltherrschaft der Ölkonzerne und der Atomlobby. In der Finanzkrise erkannten wir, dass die Banken uns finster im Griff haben. Während der Flüchtlingskrisen stellten wir uns bewusst von außen provozierte Fluchtströme vor, die uns zerstören sollten. Heute ist die Pharma-Industrie dran. Mit meiner Aufzählung will ich nur sagen, dass wir stets besonders solche Weltherrschaftsfantasien pflegen, die in der Nähe unseres gegenwärtigen Angstzentrums residieren. Da läuft etwas ab: Zuerst wütet eine ungewisse Angst in uns. Die wollen wir nicht aushalten. Wir verwandeln diese diffuse Angst daher in eine konkrete Furcht. Wir denken anschließend nach, wer davon profitiert, wenn das eintritt, was wir konkret fürchten. Dann misstrauen wir denen, die davon profitieren, wenn das eintritt, was wir fürchten. Meistens profitieren solche Kräfte im Zustand der Angst, denen wir ohnehin nicht vertrauen. Das steigert unser Misstrauen enorm. Das Misstrauen schwillt an und kristallisiert sich bis hin zu Wahnideen. Ein ganzes Volk steigert sich in einen Verfolgungswahn und setzt ab jetzt jede Wahrnehmung im Leben zwanghaft in eine Beziehung zu dem Verfolger. Paranoide beziehen jedes Gerede in ihrer Gegenwart und überhaupt auf sich. Sie können sich nicht vorstellen, dass Leute mal nicht über sie reden oder ihnen nichts am Zeug flicken wollen. Sie interpretieren zufällige Ereignisse im Sinne ihrer Angst. Nichts ist zufällig, alles geschieht ihretwegen, um ihnen zu schaden. Sie müssen aufpassen. Das Misstrauen gegen die verschiedenen Lobbys ist immer irgendwie berechtigt gewesen. Die sys- temrelevanten Lobbyisten wollen ja etwas zu ihrem Vorteil erreichen, etwa die deutsche Autoindustrie unter Naturschutz zu stellen. Die Pharma-Industrie schickt ja wirklich jede Menge von Pharma- Beratern aus, die an Ärzte bedenklich viele Wohltaten verteilen. Sie finanziert so genannte unabhängige wissenschaftliche Studien. Das ist aber kein Problem speziell „von Pharma“, sondern eines unserer Ökonomie und unserer Gesellschaft, das wir in allen Branchen und Gesellschaftsbereichen haben. Unsere Politiker sind ja wirklich zu fast allem bereit, um ihre Wiederwahl zu sichern. Daher misstrauen wir ihnen. Zu Recht. Es gibt so viel zu kritisieren! Und das alles beginnt sich jetzt selbstständig zu machen: Jetzt kann man alle die vielen generellen Schwachpunkte unserer nicht integren Gesellschaft punktuell zur Untermauerung der Paranoia zurechtbiegen. Eine von Paranoia befallene Gesellschaft redet ab sofort nur noch über den auserkorenen Feind, nicht aber über die Überwindung der Krise. Kristallisiertes Misstrauen erzeugt kein besonnenes Handeln. Faktencheck (hilft nichts gegen Fantasien, aber zur Erläuterung des Gesagten): Alle Pharma-Unternehmen weltweit erzielen zusammen im Jahr knapp 1.000 Milliarden oder eine Billion Euro Umsatz. Zum Vergleich: Walmart (Einzelhandel USA) hat ca. 500 Mrd. Umsatz, Shell 320 Mrd., VW und Toyota je etwa 250 Mrd. Umsatz, der gefürchtete Weltherrscher Amazon kommt nur auf 260 AdobeStock/© Wayhome Studio Mrd. Euro im Jahr. Können viele verschiedene weltweit verteilte Firmen mit 1.000 Mrd. Gesamtumsatz die Weltherrschaft gegen alle anderen Branchen erreichen? „Pharma ist doch eine vergleichsweise kleine Nummer“, oder? Noch präziser: Wir sehen in der Corona-Krise, dass wir vermeiden, zum Arzt zu gehen. Wir verschieben normale Wehwehchen und Vorsorgeuntersuchungen, wir gehen später zum Zahnarzt. Ärzte in meiner Umgebung sprechen von einem sagenhaften Einbruch: Es kommen nur gut die Hälfte der normalen Patienten in die Praxis. Die Bundesregierung ruft im Fernsehen auf, doch bitte aufgeschobene Kliniktermine wieder wahrzunehmen, weil Betten und OP-Kapazitäten derzeit unterausgelastet seien. Im Klartext: Wir Bürger halten uns derzeit „von Pharma fern“ und schlucken weniger fach – und das ist eine wesentliche orien nicht mehr stammtischein- Viagra. Ich kann also heute vorhersagen, dass die Pharma-Industrie im theorien müssen populär-dunkel- Kerneigenschaft: Verschwörungs- Ganzen vielleicht zehn Prozent Umsatz in 2020 verliert, das sind 100 sein und am besten irgendeinen unfassbar-unfasslich-klar-einfach Milliarden. Und diese Zahl halten Sie unerreichbar-entfernten Dr. No hergeben – sonst könnte man das Pro- einmal gegen die paar Milliarden, die mit Impfstoffen und Tests umgesetzt werden. Die Pharma-Indus- man eben annehmen, dass alle geblem ja lösen. Ohne Dr. No muss trie profitiert also im Ganzen wohl gen einen selbst sind, die haben nicht von der Krise. sich verschworen! Dabei gibt es wirkliche Profiteure der Bitte lassen Sie nicht berechtigtes Krise: Das sind Unternehmen, die Misstrauen in Paranoia umschlagen. Die Paranoia will immer das etwas anbieten, was für das Einrichten eines Home-Office gebraucht wird: Microsoft, Slack, Drop box. Es gibt Plattfor- AdobeStock/© eleonimages Übel an der Wurzel packen; aber sie verkennt, was die Wurzel ist. Die Wurzel ist das Nicht-Integre unserer Gesellschaft, die Abzocke und eine politische Klasse, die nur um Macht rangelt. Für die Weltherrschaft braucht man doch ein höheres intellektuelles und unternehmerisches men, auf Format oder? Das haben die Bonusjäger und Wiederwahlpolitiker nicht. denen sich IT-Leute und Das wissen Sie doch. Das sagen Sie andere Aufträge sich jeden lieben langen Tag, außer besorgen können. Das wenn Krise ist – dann trauen sie Unternehmen Teladoc „denen“ plötzlich alles zu. Das flüstert Ihnen die Angst ein. Da stimmt boomt, weil man heute den Arzt nur anrufen will, nicht besuchen. Es etwas mit Ihnen nicht. Und bei aller war zeitweise schwerer, an Web- Brachialkritik: Die meisten Bundesbürger finden, dass wir die Krise ganz Cams zu kommen als an Klopapier. Im Home-Office muss IT-Sicherheit gut managen. Die Handelnden lassen derzeit auch schon mal Boni und herrschen, dazu boomt eine ganze Branche. Wahlen weg. Ich finde es gesund, Solche Firmen und Branchen kommen in den Verschwörungsideen ist ein Lackmustest auf Paranoia, auch diese Seite zu würdigen. Das nicht vor, denn dann wären die The- verstehen Sie? Paranoia würdigt nie. Prof. Dr. Gunter Dueck

NETWORK-KARRIERE

Aktuelles