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DRINNEN über derartige Komplimente seiner Fans aufrichtig freuen kann, macht ihn umso sympathischer. Aufgewachsen ist Charly Hübner in der Feldberger Seenplatte. Die Schauspielerei war nicht seine erste Wahl. Anfangs gab es noch andere Ambitionen und Talente: Leistungssportler wollte er werden. Doch sein „übergroßes Herz“, das ihm Ärzte attestierten, kam ihm in die Quere. Auch Musik war eine Option für den Heavy-Metal-Fan mit eigener Schulband, in der sogar sein damaliger Musiklehrer mitspielte. „Wir haben damals auch ein Demoband aufgenommen“, erinnert sich Hübner. Mit den Kumpels aus seiner Sturm- und Drangzeit treffe er sich heute noch, wenn er in heimischen Gefilden ist. Schließlich aber spielte dem „Kinound Theater-Junkie“, wie er selbst über sich sagt, doch der Zufall zu. Über einen Freund kam Charly zur Schauspielerei und machte seine ersten Schritte auf den Brettern des heimischen Laientheaters. „Mit unserer Kabarettgruppe studierten wir Programme ein, die schon eine etwas höhere Dynamik hatten, darunter Texte von Frank Wedekind. „Das ist ja das Tolle an der Schauspielerei: Wenn du einen findest, der dir zuhört und einen, der den Scheinwerfer anmacht, kannst du loslegen.“ Charly Hübner Damit sind wir bis Lüneburg getourt und hatten richtig Spaß.“ Als er dann nach dem Abi eine Regieassistenzstelle am Neustrelitzer Theater bekam, habe er selbst nicht gedacht, dass man so viel Glück haben kann. „Ich lebte damals bei Bettina Mahr und Dieter Unruh, erfahrene Theaterleute, auf dem Lande. An unsere tollen Gespräche denke ich heute noch gern, für mich sehr inspirierend. Beide haben mir viel mit auf den Weg gegeben.“ Seine schauspielerischen Ambitionen konnte Hübner einige hundert Meter weiter am Inseltheater Helgoland unter anderem in zwei Hauptrollen ausprobieren: im Märchenstück „Die feuerrote Blume“ und in „Max und Moritz“. „Fünf Akteure sind aus dem seit nunmehr 57 Jahren bestehenden Laientheater als Schauspieler hervorgegangen“, merkt Theaterchefin Sabine Fichtelmann an. Dazu gehöre auch Klaus Manchen, der im Polizeiruf 110 den Vater von Charly spielt. Schon damals spürte Hübner, „das ist genau das, was ich machen wollte“. Und dann kam irgendwann der Ruf an die Schauspielschule. „Ursprünglich wollte ich ja nach Rostock, doch dann musste ich als ,Mecklenburger Kind‘ nach Berlin.“ Heute weiß er, dass die Ernst- 1 24 | 25 zuhause

Busch-Schauspielschule ein „Wink des Schicksals“ war. Denn hier traf er auf Theatergrößen wie Albert Hetterle, Thomas Langhoff, Alexander Lang, Katharina Thalbach. Erfahrungen aller Couleur strömten auf den damals 19-Jährigen ein. „Sehr aufregend für einen jungen Mann“, blickt Hübner zurück. Nach seinem Abschluss brillierte der Schauspieler in sieben Theaterjahren mit großen Rollen in fast 40 Stücken. 30-Jährig hatte der Bühnenheld dann sein Fernsehdebüt („Das Zimmermädchen und der Millionär“, „Männer wie wir“). Seine Bewerbung für die Filmbranche – recht speziell: ein Kurzfilm, den er gedreht und in dem er auch alle Rollen selbst gespielt hat. Den habe er „rumgeschickt“ und dann flatterten die Angebote nur so herein. Danach folgten allein in einem Jahr 17 Filme – unzählige mehr bis heute, beinahe nonstop. Seit sieben Jahren begibt sich Hübner zudem im Rostocker Polizeiruf 110 in der Rolle des Ermittlers Bukow auf Verbrecherjagd. Eine Künstlervita, die sich wie drei Leben liest. Übrigens: Jahrelang dachte der Mime, dass es für seine schauspielerischen Ambitionen keine familiären Vorläufer gab. „Doch nach dem Tod meines Vaters machten wir eine interessante Entdeckung“, verrät Hübner. „Wir sind darauf gestoßen, dass meine Großmutter Tänzerin war, und mein Vater nach dem Krieg an der Dresdner Fachschule eins, zwei Jahre Schauspielerei studierte. Er soll sogar einen Inspizientenvertrag am Neustrelitzer Theater gehabt haben, den er aber nie einlöste, weil er in die Kulturpolitik gegangen ist.“ Mit Richard, dem Helden in „Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer“ kommt 2018 Hübners neueste Filmeskapade in die Kinos. Eine Komödie, in der er zum dritten Mal mit seiner Frau Lina Beckmann spielt – ein Ehepaar. Worüber sich Charly Hübner wirklich freuen kann? „Wenn ich den Zuschauer zum Zuhören verführen kann, weil ich ihn auf einer Ebene erreiche, wo ich einen Anker hinterlasse.“ Herz und Hirn möchte er erreichen, auch wenn dies etwas altmodisch klinge. „Das alles funktioniert aber nur, wenn ich nicht auf dicke Show mache. Denn dann denkt der Zuschauer nur über mich nach und nicht darüber, was ich mit meiner Rolle transportieren möchte.“ Und letztlich gehe es ihm als Zuschauer ja nicht anders: „Ich möchte dem Typen da auf der Leinwand glauben können, was er sagt.“ Zur Person Charly Hübner wuchs in der Feldberger Seenplatte auf, ging nach dem Abitur als Regieassistent an das Neustrelitzer Theater, spielte im Inseltheater Helgoland, und studierte später an der Ernst-Busch-Schauspielschule. Mit 30 feierte er seine Premiere vor der Kamera. Der heute 45-Jährige lebt mit seiner Frau Lina Beckmann und ihrem Sohn in Hamburg. Er gehört zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses. Charly Hübner verkörperte meist die etwas anderen Figuren auf der Bühne wie auch in seinen zahllosen Filmen, zum Beispiel: „Das Leben der Anderen“, „Krabat“, „Banklady“, „Vorsicht vor Leuten“, „Anderst schön“, „Junges Licht“, „Timm Thaler“, „Magical Mystery“, „Jürgen – Heute wird gelebt“ 3 2 1 „Bornholmer Straße“ wurde 2014, wenige Tage vor dem 25. Jubiläum der Maueröffnung, in der ARD gesendet. © Jens Wolf 2 „Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?“: Charly Hübner, seine Frau Lina Beckmann und Benno Fürmann. © COIN Film/Svenja von Schultzendorff 3 Hübner als Karl Schmidt in „Magical Mystery“. © DCM/Gordon Timpen

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