Aufrufe
vor 6 Jahren

zuhause Dezember

  • Text
  • Zuhause
  • Wolle
  • Drinnen
  • Zeit
  • Charly
  • Gemacht
  • Britta
  • Deutschen
  • Weihnachten
  • Wasser
  • Dezember

DRINNEN SCHÖNE SCHLAUFE

DRINNEN SCHÖNE SCHLAUFE Kati Drescher koppelt dicke, ungesponnene Wolle zu wunderschönen Teppichen und Körben. Von Stefanie Lanin 1 Alles begann mit einem Spiel. Da gab es dieses Knäuel dicker Wolle im brandenburgischen Wohnzimmer und eine Tochter, die aus der Waldorfschule nach Hause kam. „Sie hat angefangen mit der Wolle zu experimentieren, sie mit den Fingern zu bearbeiten, ein bisschen wie Fingerhäkeln“, erzählt Kati Drescher. Was dabei herauskam, war so schön, dass Freunde nach dem tollen Teppich fragten. „Sie wollten auch so einen haben, da haben wir zu dem Entstandenen noch nicht mal Teppich gesagt.“ Eine Produktidee war geboren und der Grundstein für das Potsdamer Designlabel „mariemeers“ gelegt. Fünf Jahre ist das mittlerweile her. Heute gibt es nicht nur Teppiche in runden, ovalen und eckigen Formen und allerlei Farben, sondern auch Sitzkissen und Körbe bei Kati Drescher. Sie selbst, ihre Tochter und auch ihre Mutter fertigen die schönen Dinge aus reiner Wolle nur noch ab und zu. Zu groß ist die Nachfrage geworden, drei Frauen sorgen in einer Potsdamer Manufaktur dafür, dass alles fertig wird. Sie haben von Kati Drescher und ihrer Tochter eine Technik übernommen, die es so vorher gar nicht gab. Die ungesponnene Wolle wird dabei mehrmals durch die Hände gezogen, dabei gedreht und so stabiler gemacht. Dann wird sie immer wieder in Schlaufen „durcheinander“ gezogen – eine Technik, die so anders ist als Flechten, Häkeln oder Knüpfen, dass Kati Drescher ein eigenes Wort dafür erfunden hat: das Koppeln. 46 | 47 zuhause

Was entsteht, ist eine Art Knotenmuster in Reihen oder Flächen, das Lust zum Anfassen und Mit-dem-Fingerdarüber-Fahren macht. Die Wolle für „mariemeers“ stammt von Bioland-Schafen aus der Region und ist damit rein, unbehandelt und aus artgerechter Tierhaltung. Die grauen Teppiche entstehen aus ungefärbter Wolle von pommerschen Landschafen – „die haben wirklich so graue Wolle“, sagt Kati Drescher. Die bunten Stücke sind mit Naturfarben gefärbt. Sie alle sind mit einem „mariemeers“-Label versehen, also einem kleinen Schild mit Schriftzug, das ebenso wie die Lavendelkissen für den Mottenschutz per Hand in der Manufaktur angefertigt werden. Solche Details sind Kati Drescher wichtig. Biologisch, ökologisch, nachhaltig und fair – all diese Kriterien gehören einfach zur festen Überzeugung der 47-Jährigen. Hauptberuflich leitet Kati Drescher seit 13 Jahren eine Berliner Werbe-Agentur, die ausschließlich für ökologische Produkte Marketing macht. Dazu gehören große Bio-Marken wie Sodasan, Weleda, Söbbecke, ecover oder Dr. Hauschka. Und privat ist sie gerade umgezogen – nach Werder, direkt an die Havel und vor die Tore Berlins. In der Genossenschaft Uferwerk haben dort etwa 150 Leute gemeinsam ein altes Fabrikgelände umgebaut, um den Traum vom selbstbestimmten, nachbarschaftlichen und ökologischen Wohnen zu verwirklichen. Entstanden ist dabei unter anderem das größte Strohballenwohnhaus Deutschlands. „Der ökologische Aspekt hat bei mir so eine Selbstverständlichkeit bekommen“, beschreibt Kati Drescher. Seit sie vor vielen Jahren mit einem Bio-Bauern zusammengelebt und gearbeitet hat, ist Einkauf, Wohnen, Arbeit nur noch unter ethischen Kriterien denkbar. „Ich kann das nicht mehr nachvollziehen, wie es heute überhaupt anders geht. Wie man heute Dinge konsumieren kann, die anderen oder einem selbst Schaden zufügen“, sagt sie. „Vor allem habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass ich durch diesen Fokus auf Ökologie und Nachhaltigkeit gar nichts verliere – nichts an Stil und auch nichts an Lebensqualität.“ Und letztendlich war es auch hier ihre Tochter, die die Dinge wie bei den Teppichen in Gang gebracht hat. „Wie es so oft ist: Wenn man ein Kind bekommt, wird einem vieles deutlicher“, erzählt sie und tüftelt auch gleich an einer passender Erweiterung des Sortiments. Eine Babywiege aus Bio-Wolle entwickelt sie gerade. Und wenn es die Zeit erlaubt, könnte auch irgendwann eine Stola von „mariemeers“ dazukommen. Ganz ökologisch und natürlich mit Stil. mariemeers.de 3 1 Pommersche Landschafe liefern die Wolle für die grauen Teppiche. 2 Kati Drescher ist die Gründerin von „mariemeers“. 3 Für ihre Teppiche wird ungesponnene Wolle mit den Fingern „gekoppelt“. 4 Dabei entstehen je nach runder oder eckiger Form unterschiedliche Muster. 5 Auch Sitzkissen und Körbe werden in der Potsdamer Manufaktur gefertigt. © Kati Drescher/mariemeers 2 4 5

Kompakt - StadtMagazin

Nordkurier Ratgeber

Kreisanzeiger

Weitere Magazine