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OCEAN7 2008-05

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Ein großes Porträt der österreichischen Bootsbauerfamilie Schöchl, die am Mattsee die sicheren, schönen und hervorragend segelnden Sunbeam Yachten bauen. Wie alles begann, wie es heute ist!

44 achterbahn. Die

44 achterbahn. Die letzten zwei Wochen waren Cathy und Margret mit gebrochenem Heckruder unterwegs. Dennoch schafften sie es erfolgreich bis ans Ziel. navigation. Hightech-Geräte auf allerengstem Raum. logbuch. Die Kabinenwand diente als nautisches Tagebuch. „Come closer, I haven’T washed for 2 1/2 months.“ gangen, zum manuellen Wassermachen per Handpumpe waren sie zu erschöpft. Vom Versorgungsboot haben sie 50 Liter Wasser bekommen – versiegelt –, wenn sie es bei der Ankunft in Antigua noch unversehrt haben, werden sie nicht disqualifiziert. Sie reduzierten ihren Verbrauch auf 1 Liter pro Tag, um das Wasser nicht zu verwenden. Völlig dehydriert, aber mit 50 Liter Wasser sind sie in Antigua angekommen. Die Gesundheit Außer Sonnenbrand und kleinen Blessuren gab es keine wesentlichen Probleme, außer dass sich Pete (Soloruderer) unterwegs eine Blutvergiftung zugezogen hat. Ihm wurde nach seinem Hilferuf sechs Tage vor Antigua ein Päckchen mit intravenös zu verabreichenden Medikamenten übergeben – wenn er es geöffnet hätte, wäre er disqualifiziert worden. Er hat es original versiegelt der Regattaleitung übergeben und wurde Erster bei den Soloruderern. Seekrankheit gab es oft – kein Wunder, die Boote haben keinen Kiel, sind nur ca. 7 m lang und 1,9 m breit, und selbst eine nur einen Meter hohe Welle sieht man von unten an. Eine Ruderin hat mir erzählt, die ersten 2 Tage hat sie nicht gerudert, sondern nur am Rücken liegend in der Kabine verbracht und wollte sterben. Danach ging es besser. Vor ihrer Ankunft in Antigua hat sie dann prophylaktisch Mittel gegen die Landkrankheit genommen. Schlechtes Wetter war vor allem in der Nacht unangenehm, wenn man die hohen Wellen nicht sehen, sondern nur hören konnte, zum Fürchten hohe, brechende „Freakwaves“ und die immer wiederkehrenden Regengüsse, denen man voll ausgesetzt war. Aber je länger die Fahrt dauerte, desto mehr Vertrauen gewannen die Ruderer zu ihren Booten. Eine Damencrew (2er) ist unterwegs in hohen Seen 360° durchgekentert. Eine Ruderin war draußen angeschnallt und ruderte, die andere versuchte gerade zu kochen. Sie konnte während des Umkippens noch das Luk verriegeln, dann waren sie schon beide im Wasser unter dem Boot. Es richtete sich von selbst wieder auf, keinerlei Schäden, ein paar blaue Flecken. Ihr erster Anruf galt dem Erbauer ihres Bootes, um sich für ihr Leben zu bedanken. Eine halbe Stunde später war das Essen fertig. Die Schäden In höheren Wellen, wenn das Boot hochgehoben wird und dann mit kurzfristigen Spitzengeschwindigkeiten von über 15 Knoten die Welle hinuntersurft, wirken sehr große Kräfte auf das Ruder. Bei solchen Gelegenheiten ist an mehreren Booten die Aufhängung des Heckruders gebrochen. Das Boot ist dann nur noch sehr schwer mit den Rudern (eigentlich heißen sie ja Riemen) steuerbar. Versuche, die Schäden auf See zu reparieren, hielten meist nicht lange. Ein Boot ist mit der 19. Reparaturversion in Antigua eingelaufen. Mehrere Watermaker gaben den Geist auf. Etliche Riemen sind gebrochen, obwohl aus

evier 45 Carbon, aber jedes Boot hatte reichlich Ersatz dabei. Teilweise Defekte in der Elektronik, Kabel- und Kontaktfehler, Antennen abgebrochen. Etliche Boote wurden undicht – schlecht epoxierte Verbindungen der einzelnen Platten. Der Rekord für eine Soloüberquerung liegt bei 42 Tagen, zu zweit bei 40 Tagen. Um einen Rekord zu erzielen, muss man wie in jeder Disziplin nicht nur viel Geld auf den Tisch legen, sondern auch überaus fit sein und viel riskieren – Gewicht sparen und evt. auf den Ballast verzichten, der das Boot bei Kenterung wieder aufrichtet. Die meisten, die nicht dem Rekord hinterherjagen, brauchen ca. 60–70 Tage. Wenn man das Boot nur treiben lassen würde, wär’s noch ein bisserl länger. Und vor allem – die Richtung! Es stimmt schon, die Strömung geht von den Kanaren zu den Westindischen Inseln, aber der Ruderer muss ja in Antigua ankommen. So mancher wurde schon in Guadeloupe angespült. Wenn man nicht rechtzeitig den Kurs vorhält, dann schafft man es nicht mehr, den Fehler zu korrigieren. Sehnsüchte während der Fahrt? Täglich wechselnd – Früchte, frisches Gemüse, Eis, kühles Bier, Freunde, Partner/in. Omnipräsent war der Wunsch nach einem Bad, frischer Wäsche, dem duftenden, kuscheligen Jogginganzug, ganz ausgestreckt in einem Bett zu liegen und zu schlafen – ohne Schaukeln. Alle Ruderer mussten nach der Ankunft gestützt werden, keiner konnte richtig gehen. Die meisten haben zwischen 10 und 15 kg an Gewicht verloren. Tagelang Schmerzen in den Waden – und die Finger ließen sich auch nach einer Woche noch nicht abbiegen. Warum tut man sich so etwas an? Auffallend viele Ruderer stehen in der Mitte ihres Lebens. Auf meine Frage nach dem Warum habe ich immer nur die Antwort erhalten: „Für mich selbst.“ Noch einmal? „Nein, nie mehr“ – keiner will sich das noch einmal antun. Der erste Wunsch nach der erfolgreichen Überquerung? Duschen, ein bisschen knuddeln mit der Freundin, vielleicht noch ein bisschen mehr knuddeln …

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