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OCEAN7 2011-02

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Auch das gibt es: Eine junge Familie kauft in Griechenland eine Segelyacht, rüstet sie für die extremen Bedingungen im Süden des amerikanischen Kontinents und der Antarktis aus - und segelt mit ihrem kleinen Sohn von der Ägäis bis an das berüchtigte Kap Hoorn.

64 Heinz Ressl

64 Heinz Ressl „Wasserhosen ziehen in etwa mit der Geschwindigkeit der Wolken, sie sind also in der Regel nicht sehr schnell und man kann ihnen meistens ausweichen. Wenn ein Gewitter naht, sollte das Boot sowieso sturmsicher gemacht werden. Oft zieht das Unwetter vorbei und man schwitzt im Ölzeug und Lifeweste, egal, lieber einmal zu oft geschwitzt als von einer extremen Gewitterböe kalt erwischt werden. Wenn der unwahrscheinliche, aber mögliche Fall eintritt, von einer Wasserhose berührt zu werden, geht es ums Überleben, weniger wegen der häufigen 120 km/h, sondern wegen der möglichen 300 km/h. Also alle unter Deck, lose Gegenstände sicher verstauen und Rettungswesten anlegen. Den Niedergang zum Verschließen vorbereiten und alles, was an Deck noch verzurrt werden kann, verzurren. Schlimmstenfalls ist ein Segel kaputt oder das Beiboot weg, Materialschäden sind sekundär im Vergleich zu Personenschäden.“ www.sea-man-ship.at Schwere Stürme – werden sie wirklich stärker? Schlagworte wie „Jahrhundertsturm“ oder „Monster-Orkan“ sind in unserem noch jungen Jahrtausend schon öfter gefallen. Es scheint, dass das Wetter sich in unseren Breiten tatsächlich zu extremeren Windereignissen verschlechtert. Mag. Gerhard Hohenwarter von der Fachabteilung für Klimatologie der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) geht davon aus, dass sich die sogenannte Polarfront weiter nach Norden verschiebt: „Das bedeutet für unser lokales Klima, dass sich der Subtropengürtel auch weiter nach Norden verlagert. Dadurch werden für den Mittelmeerraum immer mehr großräumige Hochs wetterwirksam, wodurch die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten sowie die Häufigkeit der Stürme zwar abnehmen, die Intensität der etwaigen Stürme allerdings zunimmt. Außerdem ist eine Tendenz zu verzeichnen, dass starke Stürme vor allem im Höhepunkt der Wintermonate auftreten.“ Mag. Gerhard Hohenwarter „Auslöser für diesen Effekt ist der Klimawandel, durch den es zu einer globalen Erwärmung kommt. Das heißt, dass subtropisches Klima weiter in unsere Breiten vordringt, allerdings auch heftigere Stürme mit sich bringt.“ Medicanes und Hurricanes. Ein weiteres Wetterphänomen, das in den Mittelmeerraum Einzug gehalten hat, sind die sogenannten Medicanes. Das Wort setzt sich aus den englischen Bezeichnungen für das Mittelmeer (Mediterranean Sea) und dem Wort Hurricane zusammen. Das Expertenteam der Hohen Warte in Wien erklärt dazu, dass Medicanes Hurrikans vom Charakter her sehr ähnlich sind, allerdings sind sie nicht so stark wie die tropischen Stürme und entstehen anders. Medicanes bilden sich aus gewöhnlichen Tiefdruckgebieten, welche über das Mittelmeer ziehen. Im Herbst und im Spätsommer, wenn warmes Meerwasser auf kühlere Luft trifft, ist die Bildung am wahrscheinlichsten. Kaltluftvorstöße in den Mittelmeerraum können ein erster Hinweis auf die Bildung dieser Stürme sein. Dazu kömmt noch, dass derjenige, welcher das Wetter vorhersagen soll, wenn er es mit Zuneigung und gewissenhaft thut, kein ruhiges Leben mehr hat und große Gefahr läuft, durch Nervenleiden wahnsinnig zu werden! Christoph Heinrich Dietrich Buys-Ballot, niederländischer Meteorologe, 1817–1890, Meteorologen-Kongress in Wien 1874.

Revier 65 Karl Marx (1818–1883) „Die Bora, der große Störenfried dieses Meeres, erhebt sich stets ohne das kleinste Warnungszeichen; mit der Gewalt eines Tornados überfällt sie die Seeleute und gestattet nur dem Kühnsten, auf Deck zu bleiben. Manchmal tobt sie wochenlang und am heftigsten zwischen der Bucht von Cattaro und dem Südende von Istrien. Der Dalmatiner aber ist von Kindheit an gewöhnt, ihr zu trotzen, er wird hart unter ihrem Atem und verachtet die armseligen Winde anderer Meere.“ (1856 über die Bora) Bei labil geschichteter Luft kann schon eine geringe Abkühlung, eine schwache Kaltfront in höheren Luftschichten zur Bildung großer Gewitterkomplexe führen, welche sich in weiterer Folge zu Medicanes entwickeln können. In den letzten 25 Jahren wurden weniger als 20 Mediacanes beobachtet, es muss aber auch in der Zukunft mit Stürmen dieser Art gerechnet werden. Da es sehr schwierig ist, solch kleinräumige Ereignisse mit Klimamodellen zu simulieren, welche größtenteils einen deutlich größeren Raster verwenden, ist es kaum möglich, diese Stürme im Mittelmeer vorherzusagen. Bei weiterer Erwärmung des Meerwassers im Mittelmeer ist es aber durchaus möglich, dass sich die Intensität der Medicanes verstärkt. Die gefürchtete Bora. Die Bora ist zwar allen Seeleuten im Adriaraum bestens bekannt und kommt recht häufig vor. Trotzdem muss sie aber in die Liste der extremen Wetterverhältnisse aufgenommen werden, da sie in ihrer Gewalt und Intensität mit Spitzenwindstärken von über 250 Kilometern pro Stunde zu den heftigsten Sturmereignissen auf unserem Planeten gehört. Die Bora hat ihren Namen von dem griechischen Gott des Nordwindes, der die persische Flotte bei ihrem Angriff auf Athen grausam dezimierte. Die gefürchtete Bora ist ein trockener, kalter Fallwind, der dann auftritt, wenn in Bodennähe ein starker horizontaler Temperaturunterschied von 4 bis 5 °C auf eine Entfernung von 100 Kilometern herrscht. An der kroatischen Küste ist das dann der Fall, wenn sich kalte, schwerere Kontinentalluft am Dinarischen Gebirge staut und in Folge zur Küste hinunterstürzt, weil die kalten Luftmassen einfach schwerer als die warmen sind. Verstärkt wird dieser Vorgang, wenn ein Hoch über dem Balkan und gleichzeitig ein Tief über Norditalien liegt. Vor allem im Winter kann die Bora bis zu zwei Wochen durchhalten, im Sommer dauert sie für gewöhnlich nur einen Tag oder im Idealfall einige Stunden. Unterscheiden kann man die schwarze Bora und die weiße Bora. Die schwarze, die auch zyklonale Bora genannt wird, kündigt sich durch dunkle, niedrige Bewölkung an und entsteht durch einen Abfall des Luftdrucks über dem Meer. Die weiße Bora entsteht durch Druckanstieg über dem Festland, wird auch als antizyklonale Bora bezeichnet und findet bei klarer Sicht statt. Bei der weißen Bora bildet sich als eindeutige Ankündigung die charakteristische Borawalze über den Bergen, ein guter Hinweis, schnell einen schützenden Hafen anzulaufen. Die berüchtigtsten Orte, an denen die Bora durch landschaftliche Gegebenheiten wie Täler „begünstigt“ wird, sind der Kvarner, der Velebitkanal bei Senj oder in Makarska. Hier wurden schon Spitzenwindgeschwindigkeiten von über 250 km/h gemessen. Bei einer starken Bora entwickelt sich schnell ein kurzer Seegang von beträchtlicher Höhe. Bei den ersten Anzeichen, die einem Borasturm vorangehen, bleibt Seeleuten nur wenig Zeit, einen sicheren Hafen anzusteuern.

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