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OCEAN7 2013-03

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Ein nahezu unberührtes tropisches Segelparadies. Das ist Kuba im Herzen der Karibik. Aber man muss sich auf so manches einstellen, wenn man in dem streng kommunistischen Land für seinen Törn einkaufen will. Dafür entschädigen dann wundervolle Korallenriffe und viel Ursprüngliches, meint OCEAN7-Autor Tahsin Özen.

OCEAN7Yachten Eine unerwartete Katastrophe Sie gelten als „Rolls Royce“ unter den Segelyachten, Inbegriff für Sicherheit auf Hoher See – die Schiffe mit dem markanten marineblauen Streifen am Rumpf und der festen Windschutzscheibe. Lesen Sie hier, was der erfahrene Segler Wilfried Krusekopf erleben musste. Der Bericht erschien zuerst auf Bobby Schenks Homepage www.bobbyschenk.de Text und Fotos: Wilfried Krusekopf An einem Nachmittag liefen wir mit unserer jahrelang hochseerprobten Cassiopeia (35 Fuß, Baujahr 1988) in Le Palais, dem Haupthafen der Belle-Île vor der französischen Atlantikküste aus mit Ziel Port-Joinville zu der gut 50 Meilen südöstlich gelegenen Île d‘Yeu. Ein frischer Südwest bläst mit etwa 5 Bft, sodass wir zwar am Wind, aber immerhin ohne zu kreuzen unser Ziel anliegen können. Zum Sonnenuntergang legt der Wind etwas zu und ich binde vorsichtshalber ein zweites Reff ins Groß. Seegang etwa ein bis eineinhalb Meter. Es sind noch etwa 20 Meilen bis Port Joinville. Das Boot stampft zwar recht grob in der bewegten See, nicht zuletzt, weil der Tidenstrom gegen die vorherrschende Windrichtung steht, aber es gibt keinen Grund, sich irgendwelche Sorgen zu machen. Frank, der zweite Mann an Bord, ruht sich in der Achterkajüte etwas aus und ich halte Kurs in Richtung des Leuchtfeuers von Yeu, das inzwischen in der Dunkelheit auszumachen ist. Plötzlich erblicke ich voller Entsetzen durch den geöffneten Niedergang ein silbriges, wild spritzendes Glitzern auf der Leeseite im Salon. Mit einem Knopfdruck übergebe ich das Ruder dem Autopiloten und zwei Sekunden später sehe ich unter Deck das Desaster: Das etwa 40 x 15 cm große Fenster im Rumpf unter der Scheu- 56 OCEAN7 03-2013 | Mai/Juni 2013

Seemannschaft erleiste, durch das man etwa ab 20° Krängung normalerweise geschützt in die grüne See schaut, ist nur noch ein großes Loch, durch das sturzbachähnlich die See in den Salon schießt. Ich springe den Niedergang hoch zurück zum Ruder, entkoppele den Autopiloten und gehe, so schnell ich kann, über Stag auf den anderen Bug, um das havarierte Fenster so hoch wie möglich über die Wasserlinie zu bringen. Frank ist natürlich inzwischen auch aus der Koje, erkennt sofort die Situation und drückt ein großes Salonkissen in das gähnende Loch. Die Gefahr des weiteren Wassereinbruchs ist vorerst sehr provisorisch gebannt, doch führt dieser neue Kurs eher zu den Azoren als nach Ile d’Yeu. Was tun? Vermutlich hatte die Werft unseres Schiffes schon bei der Neuauslieferung gewisse Bedenken gehabt hinsichtlich der Seefestigkeit der Fenster im Rumpf, denn diese Bauserie wurde werftseitig von Anfang an in der Standardausrüstung mit zwei hölzernen Brettern ausgeliefert, die – in den Maßen etwas größer als die Rumpffenster – mittels einer ausgeklügelten Verschraubung von innen durch ein „geöffnetes“ Fenster gesteckt werden konnten, um dann mit zwei drehbaren Innenbrettchen gesichert zu werden. Zum Glück konnte ich mich recht schnell an den Stauraum erinnern, in den ich vor vielen Jahren die Schlagbret- ter gelegt hatte und wo sie inzwischen fast in Vergessenheit geraten waren. Binnen weniger Minuten war das Loch von den Ausmaßen eines Schuhkartons ausreichend verschlossen und wir konnten es wagen, wieder zu wenden und zurück auf den alten Kurs in Richtung Hafen zu gehen. Angesichts des völlig durchnässten Salons waren die kleinen Rinnsale, die zwischen Schlagbrett und Fensterrahmen nach wie vor ins Boot flossen, vernachlässigbar. Die Bilgepumpe hatte gut zu tun. Drei Stunden später erreichten wir Port Joinville und konnten mitten in der Nacht mit dem Aufklaren beginnen. Unter Deck war im Salon natürlich alles klitschnass, meine drei Werkzeugkisten unter der Salonkoje inklusive … Ich räumte dann im Hafen den kompletten Salon leer, brachte alles Nasse auf den Ponton und spülte mit Süßwasser ab, versprühte drei Dosen WD 40 über meine Werkzeuge (davon habe immer genug mit an Bord) und spritzte ebenfalls den gesamten Salon mit dem Süßwasserschlauch ab. Zum Glück war das Wetter am nächsten Tag sonnig (Sommer) und das meiste trocknete schnell genug (Polster auf dem Steg). Nicht auszudenken, wenn mir dies während schlechten Wetters nachts mitten in der Biskaya 150 Meilen vom nächsten Land bei Schwerwetter mit eingesteckten Niedergangsschotten passiert wäre. Wenn dann bei einer solchen Havarie niemand unter Deck ist, würde man das Leck möglicherweise erst bemerken, nachdem bereits soviel Wasser im Rumpf wäre, dass die Bootsbewegungen ungewöhnlich träge würden. Und das wäre dann möglicherweise zu spät. Am nächsten Tag im Hafen, nachdem der Schreck einigermaßen verdaut war, wagte ich es, die anderen verbleibenden fünf Scheiben einer Belastungsprobe durch Drücken von innen auszusetzen. Tatsächlich war es ohne größere Anstrengung möglich, zwei weitere Scheiben von innen nach außen zu drücken. Mai/Juni 2013 | OCEAN7 03-2013 57

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