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OCEAN7 2013-03

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Ein nahezu unberührtes tropisches Segelparadies. Das ist Kuba im Herzen der Karibik. Aber man muss sich auf so manches einstellen, wenn man in dem streng kommunistischen Land für seinen Törn einkaufen will. Dafür entschädigen dann wundervolle Korallenriffe und viel Ursprüngliches, meint OCEAN7-Autor Tahsin Özen.

OCEAN7People 1 Sie zeigen sich. Man sieht es! Von den Männern sehe ich viele in den Kaffeehäusern an der Straße. Mit Blick und Körper signalisieren sie unbeteiligte Langeweile. Selbstverständlich sind sie voll dabei. Was wirklich vorgeht in ihnen? Phantasien vom Paradies? Furcht vor dem/der Unbekannten? Manchmal kommt es mir so vor, als rätselten sie. Welche Rolle wartet auf sie als Mann? Soll bei uns auch vorkommen. Die Regie jedenfalls haben heute die Frauen. Etwa ein Fünftel von ihnen ist westlich gekleidet: nackte Arme, enge Hosen, kein Kopftuch. Bei den Männern dürften es neun Zehntel sein, die westlich gekleidet sind. Ein Zehntel wandelt heute in langen, meist weißen Kleidern herum. Ich muss an unser Salzkammergut denken. Dort ist es vielen Frauen und Männern selbstverständlich, wochen- wie feiertags Dirndl und Lederhosen zu tragen. Ist es in Marokko die religiöse Vorschrift des Ramadan oder schlicht Tradition und Eigenart, sich so zu zeigen? Wenn ich höre, dass im Ramadan nachts mehr gegessen wird als an anderen Zeiten am Tag, dann kommt mir vor, dass auch hier die Lebensfreude Vorrang bekommen hat vor religiöser Zwanghaftigkeit. Allah ist groß! 2 3 Lanzarote erschüttert mich. Asche. Berge, Täler. Grauer Kies, soweit das Auge reicht. Es liegt eine herbe Schönheit in dieser Landschaft, als ob da etwas schliefe. Diese Insel ist ein Wesen, das nicht drauf aus ist, uns zu gefallen oder nicht zu gefallen. Die Natur ist so wie sie ist. „Die Ros ist ohn’ Warum, sie blühet, weil sie blühet“. Der Wind ist der Wind, auch wenn er von vorne bläst. Das Meer ist das Meer und Lanzarote ist Lanzarote. „Wir sind um die ganze Insel gefahren. Die kannst du vergessen.” Das tut weh. Das wird dem Wesen einer Insel nicht gerecht. Wohin führt das, wenn wir die Welt in Kategorien unseres Gefallens oder Missfallens be- und verurteilen? Freilich, wer möchte hier – ich meine in den grauen Bergen – wirklich leben? Ich schau’ jetzt nicht auf die üppig blühenden Gärten, die öffentlichen, wirklich gut gepflegten Grünanlagen. Das alles gibt es tourismushalber. Das ist nicht die Natur der Insel. Das drängen wir der Insel auf. Auf wie lange? Was ist das für eine Kultur – zu Hause betonieren und asphaltieren wir immer mehr zu, die Städte machen wir immer unwohnlicher, unmenschlicher. Wer kann flüch- 4 36 OCEAN7 03-2013 | Mai/Juni 2013

Volkmar Baurecker Es liegt eine herbe Schönheit in dieser Landschaft tet für ein paar Tage, Wochen oder Monate, zum Beispiel hierher? Daraus entstehen große Ferienhotel-Anlagen, Flughäfen mit Dreiminutentakt, eine aufgesetzte Wohnkultur, die Flucht aus der einen Skurrilität in eine andere. Ich sehe Lanzarote leiden unter einer neuen Eroberungswelle. Einen Tag nur sind wir auf der Insel. Einklarieren, frühstücken, Vorräte ergänzen, ein Eis noch, die Stadt Arrecife anschauen, unsere Lieblingsspeisen auftischen lassen, zurück im Taxi und Schiff klar zum Auslaufen. Mit Einbruch der Dämmerung segeln wir an der SE-Küste von Lanzarote entlang. Ja, wir segeln! Es hat Wind aus N, dazu wieder schöne Welle aus ebendieser Richtung. Las Palmas de Gran Canaria. Am nächsten Tag machen wir in der Marina von Las Palmas fest. Ich tauche zur Schraube. Da haben wir doch tatsächlich ein paar Leinen von den Fischern vor Marokko dran! Dann Sachen packen, klar Schiff für die nächste Crew und Abschiedsabendessen. Um 8.00 Uhr Früh stehen wir vor dem Tor der Marina. Eigentlich wollten wir noch gemeinsam frühstücken, der Erwin und ich. Und so ein wenig nachbesprechen, was war denn da, meine Wahrnehmung, deine Wahrnehmung und überhaupt … Da kommt auch schon das Taxi mit der neuen Crew vom Flugplatz. Erwin ist in Gedanken schon daheim bei seinen/seiner Lieben. Es hält es ihn nichts mehr. Die Gelegenheit ist günstig. Schon steigt er ins Flughafen-Taxi und weg ist er. Wenn bei uns Männern die Hormone schieben … Da stehe ich nun mutterseelenalleine, segelfreundverlassen und morgenhungrig auf der Pier in der Marina von Las Palmas de Gran Canaria. Was will diese Stadt von mir? Hans im Glück. So alleine bin ich schon lange nicht mehr gewesen. Die fremde Stadt auf der fremden Alle Informationen über Vorträge des Autors, Mitsegelmöglichkeiten bei ihm und vieles mehr: www.segelnumdiewelt.at Insel. Weit und breit keine Bäckerei. Wo bleibt meine innere Ordnung? Ich beginne in der Außenwelt: Meine Knie schmerzen. Ich habe einen Rucksack und zwei Gepäckstaschen. Aus Zweien mache ich eine. Immerhin: Ich bin erleichtert vom Laptop. Hat ja auch was Gutes. „Hans im Glück” ist das dazupassende Märchen. An Land: Hand gegen Koje plus Futter. Auf den Kanarischen Inseln will ich WWOOFen. WWOOF steht etwa für „Weltweite Organisation für Ferienjobs auf Bio-Höfen”. Man arbeitet einige Stunden täglich, dafür gibt’s Schlafen und Essen. Man lernt dabei gut Land und Leute kennen. Meine Kinder haben das vor Jahren gemacht. Jetzt bin ich dran. Ein Bewerbungsschreiben in Englisch habe ich auf meinem Laptop gespeichert. Doch den hat der Bandit geklaut. Abends sitze ich in Gran Canaria in einem chinesischen Internetcafé vor einer spanischen Tastatur, die weder Umlaute noch „ß“ kennt. Und dort, wo ich das „z“ suche, steht hartnäckig ein „y“ und umgekehrt! Auf geheimnisvolle Weise ist ein englisches Rechtschreib-Korrekturprogramm aktiv geworden, während ich meine Bewerbung eintippe. Sonst säße ich wohl heute noch dort. Sechs Bio-Betriebe gibt es auf Gran Canaria. Nach einer Stunde habe ich alle bemailt. Es ist inzwischen 22.00 Uhr geworden. Ich begebe mich erschöpft in ein Café ohne Internet, jedoch mit Kaffee (den gibt’s im Internet-Café nämlich gar nicht). Noch am gleichen Abend bekomme ich Antwort. Eine Frau namens Nuria schreibt was auf Spanisch. Eine Absage ist es nicht, als Zusage kann ich es auch nicht erkennen. Am nächsten Morgen rufe ich einfach an. Sie staunt: „You stay in Las Palmas?“ Einen halben Tag später kommt sie nochmal ins Staunen, als nicht ein junger Student, sondern ich, der reife Mann von gefühlten 60, vor ihr steht. 1 Dünen von Maspalomas 2 Schlafkabine im Biogarten 3 Im Hochland von Gran Canaria 4 Chefin im Biogarten 5 Erschöpft von harter Arbeit DECLARE YOUR INDEPENDENCE Die Frauscher Bootswerft setzt bei Ihren edlen Elektroyachten in vielen Bereichen auf Mastervolt Li-Ion Batterien, da es im Moment keinen besseren und innovativeren Partner in Bezug auf Sicherheit und Leistungsfähigkeit gibt. Stefan Frauscher, Managing Director, Head of Sales, Frauscher Bootswerft GmbH & Co KG Die am weitesten fortgeschrittenen, leistungsfähigsten und zuverlässigsten elektrische Systeme der Welt. 5

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