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OCEAN7 2015-05

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Die Weltumseglerfamilie Peter, Alexandra und Finn Schöler testeten für OCEAN7 den sportlich schnellen Trimaran Dragonfly. Außerdem in dieser Ausgabe: Reisereportage aus dem Saronischen Golf in Griechenland und von einem Lagunentörn rund um Venedig.

OCEAN7Revier charmanten Signora Adelaide, der Marina-Managerin. Ich überlege sogar, mein Boot für wenigstens ein oder zwei Jahre dorthin zu verlegen. Man ist von Venedig ja mit einem Segeltag oder einer kurzen Nachtfahrt in Triest, Rovinj oder Pula. www.marinasantelena.com www.mpnetwork.eu/en Biennale. Wieder einmal die Biennale, Titel diesmal: „All the world’s futures.“ 89 Länder, 136 Künstler, an die 5.000 Werke auf einem Platz, fantastisch. Das ist der Moment, an dem ich in Trance falle wie eine Frau in einem Designer- Schuhgeschäft. Flaniert man durch die Pavillons und Hallen, schreit einem alles entgegen: „Bedeutung!“, „Aufmerksamkeit!“, bejubelt werden des Kaisers neue Kleider. Dennoch: Von den tausenden Werken bleiben jedes Mal einige übrig, die man sich fürs Leben merkt. Symbolhaft für die kommerzialisierte Kunst heute: Im zentralen Pavillon wird „Das Kapital“ von Karl Marx gelesen. Und die reichen Kunstsammler, oft zugleich Eigner der Megayachten, die gerade an der Riva Schiavoni liegen, stehen interessiert davor. Für Segler interessant: Die historische Schiffswerft, das Arsenale ist mit ihren Hallen, den ehemaligen Seilerwerkstätten, stets Teil der Ausstellungslocations. Für den österreichischen Pavillon wurde Heimo Zobernig ausgewählt; einer der wenigen österreichischen Künstler der 1 2 Ah, Maestro Giacomo hier in Triest, sage ich, dachte, Sie seien noch für Berlitz in Pola, haben uns doch erst kürzlich dort im Café Uliks gesehen. Er lacht. Musste unversehens die Stadt verlassen, eine Posse der Österreicher: Bei ihren Zentralkriegshafen sind sie heikel und ich wurde der Spionage verdächtigt. Haha, James Joyce als Spion gegen Österreich, sage ich, ein Treppenwitz der Geschichte. Jedenfalls beschlossen sie, fährt Joyce fort, mich auszuweisen. Tja, sage ich, mit dem Ausweisen von Ausländern sind die Österreicher immer schnell zur Hand. Im Caffè degli Specchi auf der Piazza Unità d’Italia in Kenntnis seiner Vorlieben und ständigen Geldnöte, ordere ich für Joyce dann eine Flasche Absinth, bald stößt sein Freund Ettore Schmitz alias Italo Svevo zu uns; Rainer Maria Rilke sitzt am Nebentisch und macht eifrig Notizen. Habe übrigens eine kleine Novelle geplant, sagt Joyce, die ich Ulysses nennen will, spielt in Dublin, habe dabei stets Triest vor Augen, als Fluchthafen meines Schreibens. Ahhh! Triste Trieste! 24 OCEAN7 05/2015

Italien/Venedig letzten Biennalen, die sich nicht für so bedeutend halten, dass sie an der Fassade des Hoffman Baus herumpfuschen müssen – um „auf die Ausstellungssituation zu reagieren“. Zobernigs Eingriffe sind überlegt, subtil und beschränken sich aufs Innere des Pavillons. Bravo. So stilvoll wie die Annäherung unter Segel an Venedig kann auch der Abschied sein. Etwa mit einer Nachtfahrt quer über den Golf. Sowohl in Umag als auch in Rovinj oder Pula kann man am Zollkai auch in der Nacht problemlos anlegen. Wir laufen vorher noch Triest an. 1 … treffe James Joyce auf der Ponte Rosso 2 Österreichs Hoffman-Pavillon 3 Die Katawa wieder am Zollkai von Pula. Warum die alten Römer bloß überall in Mittelmeer ihre halbfertigen Fußballstadien stehen lassen mussten! 4 Schriftsteller Dr. Alfred Zellinger am Steuer Von Venedig über Triest nach Pula 3 4 0700, ablegen von Sant’Elena. 1700 anlegen in der Marina San Giusto in Triest, direkt im Zentrum, gleich hinter der alten Fischhalle, in der gerade eine Ausstellung läuft: La Grande Trieste 1891–1914. Wollte gerne am historischen Molo Audace anlegen; daraus wurde allerdings nichts, trotz Protektion einer angesehenen, aus Wien stammenden Triestinerin, die mein Anliegen sogar mit lokalen Spitzenpolitikern besprach. Der Molo ist heute nur noch Museum; anlegen darf dort offenbar keiner mehr – was schade ist. Der Kai erhielt 1922 seinen heutigen Namen vom italienischen Zerstörer Audace, der im November 1918 hier anlegte und Triest unter italienische Kontrolle brachte. Auf der Ponte Rosso am Canal Grande treffe ich auf James Joyce. Seglertweet. Crew meutert. Wir hätten weniger Bier an Bord als Bücher. Kompromiss: ein Buch, ein Bier. Sonntag 0830 ablegen von Triest. 1800 an den Zollkai von Pula, einklarieren, anschließend festmachen in der Stadtmarina. Darüber, ob es korrekt war, nicht schon in Umag, sondern erst Stunden später in Pola einzuklarieren, rätsle ich bis heute. Montag 0830 ablegen von Pula, 1730 anlegen an einer Boje vor Illovik – in the middle of nowhere; mit dem Beiboot zum Essen hinüber ins – mustergültige – Dorf. Dienstag, 0800 Boje los, 1630 zurück in der Marina Kornati, Biograd. Ein Segler im Mittelmeer sollte ungefähr wissen, über welche Gründe er gerade segelt, was sich hier die letzten dreitausend Jahre so ereignet hat und sich fortwährend ereignet. Deshalb aus aktuellem Anlass und weil im Mittelmeer gerade wieder Menschen ertrinken zum Abschluss mein Fünfzeiler „Badesommer“. Wie gut dass die Brandung Menschenknochen zu Sand zermahlt die Strände des Mittelmeers glichen sonst bleichen Friedhöfen seit ocean7_20131007_85x26_Layout Jahrtausenden 1 07.10.2013 14:31 Seite 1 YACHT-POOL CHARTERVERSICHERUNGEN A-5163 Mattsee Münsterholzstr. 45 Tel.: 06217 / 5510 Fax: 06217 / 7460 September/Oktober 2015 | OCEAN7 05/2015 25

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