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ocean7 3/2020

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Bei Gott: Wein, Kultur und Meer auf der kroatischen Insel Krk erfahren, z. B. ab der Marina Punat. Krk und Cres natürlich: Wo sich Kolkrabe und Gänsegeier gute Nacht sagen. Istrien, Nationalpark Brijuni: Segelnd zu den wohl österreichischsten Inseln Kroatiens. Dani u Vali: Feste feiern im UNESCO-geadelten Stari Grad auf der Insel Hvar. Nautitech 46 open: Die große Schwester des erfolgreichen 40er-Kats gibt’s auch als Fly-Version. Marex 360 CC. Norwegischer Cruiser mit viel Cabrio-Feeling. Wing of Change: Lothar Weber über das Leichtwindsegeln mit dem Wingaker.

Nationalpark Brijuni

Nationalpark Brijuni Paul Kupelwieser und die Brionischen Inseln Es ist ein Stück österreichischer Kultur- und Gesellschaftsgeschichte: Der Direktor des größten Eisenwerkes der Monarchie kündigt 1893 seine hochdotierte Stelle und erwirbt eine Inselgruppe, die vor dem k. u. k. Kriegsmarinehafen Pola liegt. Die 14 Inseln sind mit Macchia zugewachsen und Malaria verseucht. Paul Kupel wieser schreckt das nicht ab. Er will gestalten, und das macht er mit gewaltigem finanziellem Einsatz und visionärem Gedankengut. Die exklusivste Urlaubsdestination der Habsburgermonarchie entsteht. Die Verwirklichung dieses Projekts und die wechselvolle Geschichte von Brioni/Brijuni faszinieren bis heute. Text und Fotos REINHARD KIKINGER PAUL KUPELWIESER 1. 2. 1843 – 20. 3. 1919 Der Ursprung der Familie Kupelwieser scheint in Südtirol zu liegen. Dort bezeichnete man ein Anwesen als „Chupelwiese“, bei dem mehrere Personen als gemeinsame Eigentümer „gekoppelt“ waren. Einer davon war der Bauer Hans Kupelwieser, der Mitte des 16. Jh. starb. Einige seiner Nachkommen siedelten sich in Wien an. Dazu gehörte Leopold Kupelwieser (1796– 1862), der ein berühmter Maler war und zum Professor für Historienmalerei ernannt wurde. Er porträtierte auch Franz Schubert, der sich mit einem Kupelwieser-Walzer bedankte. Leopold Kupelwieser hatte mit seiner Frau Johanna Luz acht Kinder. Zwei seiner Söhne, Karl und Paul, waren beruflich besonders erfolgreich. Karl (1841–1925) studierte in Wien Jus, betrieb eine Anwaltskanzlei und heiratete Berta Wittgenstein. Im Lauf seines Lebens erwarb er ein großes Vermögen, besaß Ländereien und Güter im Voralpengebiet und kaufte das Schloss Seehof in Lunz am See. Unsterblich machte er sich durch zukunftsweisende Stiftungen wie die Errichtung des „Institutes für Radiumfor- FOTO: SHUTTERSTOCK Brijuni Archipel, Istrien, 5 nm nordwestlich von Pula. Im Hintergrund das Fischerstädtchen Fažana mit Fährverbindung zur Hauptinsel mit Marina.

Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand verbrachte mit Familie viel Zeit auf Brioni. Die Insel gefiel ihm so gut, dass er sie kaufen wollte. Mehrere dieser von Kupelwieser errichteten Gebäude wurden durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstört. Das Fährschiff Brioni wurde als erstes Passagierschiff der Welt von einem Dieselmotor angetrieben. schung“ an der Universität Wien und der „Biologischen Anstalt“ in Lunz am See. Seine Frau Berta finanzierte den Bau des Krankenhauses Scheibbs und unterstützte karitative Institutionen. In der Zeit der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg verlor die Familie große Teile ihres Vermögens und während der nationalsozialistischen Herrschaft litt sie aus „rassischen“ Gründen. DER AUFSTIEG DES PAUL KUPELWIESER Paul studierte an der „Bergakademie Leoben“, wo sein Bruder Franz als Professor tätig war. Paul war sehr begabt und machte nach Abschluss seines Studiums rasch Karriere in der Eisen- und Stahlindus trie der Monarchie. Er wurde Generaldirektor der Eisen- und Stahlwerke in Ternitz (Niederösterreich) und in Teplitz (Böhmen). Für eine neue Methode der Stahlerzeugung baute er das erste Bessemer Stahlwerk der Monarchie. Schließlich übernahm er 1876 das große Eisenwerk der Familien Rothschild und Gutmann in Witkowitz (Mähren), das unter seinem Direktorium einen ungeheuren Aufschwung erfuhr. Durch Aktienbeteiligungen, kluge Investitionen und Ankäufe erlangten Paul, sein Bruder Karl und dessen Schwager Karl Wittgenstein innerhalb weniger Jahre großen Reichtum. Diese finanzielle Unabhängigkeit nützte Paul Kupelwieser und kündigte im Alter von 50 Jahren seine Anstellung, um sich einen Traum zu erfüllen: den Erwerb von Land, um es nach seinen Wünschen gestalten zu können und seinen Kindern eine ertragreiche Arbeitsgelegenheit zu vererben. DER TRAUM EINES AUSSTEIGERS Auf der Suche nach geeignetem Land studierte Paul Kupelwieser nun die Karten des österreichischen Südens. Zitat aus seinen Erinnerungen: „Irgend ein Stückchen dieses Südens wollte ich erwerben und den Nachweis liefern, dass dort anderes und viel Besseres zu schaffen wäre, als es derzeit der Fall war.“ Seine Wahl fiel auf die Brionischen Inseln, die rund siebenhundert Hektar Landfläche umfassen und vor der Südwestküste Istriens liegen. Sie waren ursprünglich im Besitz einer portugiesischen Familie und wurden von einem Triestiner gekauft, der sie am 15. August 1893 an Kupelwieser um 75.000 Gul den weiterverkaufte. Dieser Kaufpreis entspricht etwa 700.000 Euro. Gaz Die Inseln waren verwahrlost und von Steinbruch- Schutt übersät, da sich Venedig mit Galija Grunj Baumaterial von diesen Inseln versorgt hatte. Die Inselvegetation wurde als Brennholzquelle verwendet und ein nicht weit zurückliegender Waldbrand hatte den kärglichen Baumbestand weiter dezimiert. Nur wenige Menschen lebten auf der Hauptinsel Brioni, da der Aufenthalt im versumpften, Malaria-verseuchten Gebiet als äußerst gefährlich galt. All das schreckte Kupelwieser nicht ab. Zitat: „Ich hatte durchaus den Eindruck, es könnte bei Aufwand von ein wenig Verstand, Geduld, natürlich auch von immerhin größeren Geldmitteln gelingen, diese Erdscholle gesund, fruchtbar und in seiner Vegetation auch sehr schön zu gestalten.“ Er sollte recht behalten. Die benötigten „immerhin größeren Geldmittel“ überstiegen seine ursprüngliche Schätzung jedoch beträchtlich. Tatsächlich war der Kaufpreis der Inseln bescheiden im Vergleich zu den Investitionen, die danach erforderlich waren. EIN MIKROBIOLOGE Vanga Mali Brijun Vrsar SAFARI PARK BESIEGT DIE MALARIA Das größte Hindernis bei der Gestaltung des Inseltraums war die permanente Malariagefahr. Auch Kupelwieser infizierte sich bereits Adriatisches Meer Madona Veliki Brijun Sv. Jeolim Kozada FAŽANA 3/2020 29

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