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ocean7 4/2021

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Eye of the Wind. Kreuzfahrten wie zu Urgroßvaters Zeiten sind heute noch gut möglich, wie ein 100-jähriger Schoner zeigt. Ewiger Frühling. Familie Mandl verbrachte ein Jahr in „Selbst­quarantäne“ an Bord ihrer Segelyacht Inaya auf den Kanaren. Flottillensegeln. Von geführten Törns für Einsteiger bis zu ausgedehnten „Explorer­“-Rundreisen. Quallen. Harmlos oder gefährlich? Eine Übersicht der faszinierenden Nesseltiere. Excess 12. Testschlag mit dem Missing Link zwischen Ein-­ und Mehrrümpfern. Bavaria C38. Die erfrischendste Neuerscheinung im heiß begehrten 11­-Meter-­Segment. Cranchi E26 Rider. Den noblen Daycruiser gibt es jetzt auch mit Roadster­-Feeling.

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Öko-Charter Segeln wie zu Urgroßvaters Zeiten Die Eye of the Wind bietet eine bewegend authentische Möglichkeit, Chartertörns auf einem historischen Großsegler zu verbringen. Aber wie sehr lässt sich ein 110 Jahre alter Windjammer, der auf zeitgemäßen Komfort wert legt, auch umweltfreundlich betreiben? Wir haben nachgeschaut. Text WOLFGANG GEMÜND | Fotos HANS PETER BLECK Die Brigg hat ein spannendes Leben hinter sich. 1911 in der deutschen Lühring-Werft vom Stapel gelassen, dient der Gaffelschoner zunächst unter dem Namen Friedrich, dann Sam und schließlich Merry als Frachtschiff. 1955 die erste Katastrophe: Das Schiff strandet in einem schweren Orkan an der schwedischen Westküste. Das Wrack wird geborgen, repariert und als Rose Marie erneut in Fahrt gebracht, zeitweise in der Heringsfischerei vor Island. 1970 die zweite Katastrophe: Ein Feuer vernichtet das gesamte Achterschiff und den Maschinenraum. Dann die wundersame Auferstehung: 1973 erwirbt eine Gruppe von Schiffsliebhabern das Wrack und beginnt damit, das Schiff als Brigantine aufzuriggen. Fast vier Jahre dauert die Restaurierung auf der Werft in Faversham/England. In den ehemaligen Laderäumen entstehen ein Salon sowie Unterkünfte für Crew und Passagiere. Ab 1976 fährt der Zweimaster unter seinem neuen Namen Eye of the Wind großen Abenteuern entgegen: Eine Weltreise mit Stationen in Australien, der Südsee und einer Umrundung des Kap Hoorn, dann als Flaggschiff die Führung der „Operation Drake“, einer zwei ­ 48 4/2021

jährigen Expeditionsreise auf den Spuren des berühmten Seefahrers Sir Francis Drake. Schließlich entdeckt Hollywood das edle Segelschiffsjuwel: In dem Abenteuerstreifen „Die Blaue Lagune“ (1980), dem Piratenfilm „Savage Islands/Die Insel der Piraten“ (1983), „Tai-Pan“ (1986) und „White Squall/Reißende Strömung“ (1996) dient das Schiff als Filmkulisse. TÖRNS IN DIE VERGANGENHEIT Seit gut elf Jahren in Besitz eines deutschen Medienunternehmens, wird die Eye of the Wind nun für Urlaubstörns, Segelcharter und Führungskräftetrainings eingesetzt. Die Passagiere – maximal zwölf in sechs Kabinen – begeben sich auf dem 110 Jahre alten Windjammer auf eine gemütliche Reise in die Vergangenheit, sind dabei aber sehr komfortabel und zeitgemäß unter­ FOTO: HANS PETER BLECK gebracht. Neben WC, Dusche und Klimaanlage sind in jeder Kabine Standardstromanschlüsse mit 230 Volt vorhanden; Frühstück, Mittagessen und Abendessen werden im Salon auf dem Oberdeck serviert. Der Segelbetrieb wird auf traditionelle Weise in Handarbeit ausgeführt, auf Knopfdruck funktioniert an Deck der Eye of the Wind nichts. Die Passagiere können der Crew bei den Segelmanövern helfen. Man darf das Schiff nach Anweisung und Kompass auch mal selbst steuern. Andere Tätigkeiten wie Ausguck und Ankerwache können übernommen werden, für das Aufentern in den Mast stehen Klettergurte an Bord zur Verfügung. Wenn gar kein Wind geht, muss leider der 600-PS-Diesel den 240- Tonnen-Verdränger schieben. „Wir fahren aber so oft und so lange es geht unter Segel. Das ist in der Großsegler-Szene durchaus nicht selbstverständlich“, erklärt Kapitän Moritz Hannoschoeck. RECYCLING-SCHIFF Auch wenn die Atmosphäre der einer 110 Jahre alten Brigg entspricht, mit dem genuinen Segelschiff aus dem Jahr 1911 hat die Eye of the Wind nicht mehr so viel gemeinsam. Original erhalten ist zum Beispiel der genietete Stahlrumpf. Eine wesentliche Modifikation war natürlich der Einbau des Caterpillar- Motors Mitte der 1970er-Jahre, der die Sicherheit und den Komfort massiv verbesserte mit dem Makel, dass die Brigg nicht immer so sauber unterwegs sein kann wie damals vor 100 Jahren. Die umfassende Renovierung vor 45 Jahren aber wurde dennoch als großes Recycling-Projekt aufgezogen: Die Deckshäuser entstanden aus dem Teakholz eines ehemaligen Tanzbodens. In den Salons wurden alte Kirchenbänke eingebaut. Als Ballast im Schiffsrumpf dienten Pflastersteine, Granitsplit und Teile von Eisenbahnschienen vom Schrottplatz. Viele Holzverkleidun­ 4/2021 49

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