GRIECHENLAND • NÁXOS Wer vor allem der Strände wegen nach Griechenland fliegt, wird die Kykladeninsel Náxos lieben. Unweit der Inselhauptstadt Chóra zieht sich ein goldenes Sandband bis weit in den Süden. Der stete Nordwind macht Náxos auch im Hochsommer zu einem angenehmen Badeziel. VON OLIVER KÜHN Wie ein Schwarm Seevögel ziehen die bunten Schirme der Kitesurfer am Himmel ihre Kreise. An den Lenkleinen braungebrannte Athleten, die im Sommer mit ihren Campervans oft Tausende von Kilometern zurücklegen, um auf ihren Boards in der Straße von Náxos ihr Können zu demonstrieren. auf den Punkt: »Wir sind inzwischen wieder bei fast 90 Prozent der Vor-Corona-Zeit. Noch einen Lock-Down-Sommer hätten viele, die vom Tourismus abhängig sind, nicht überlebt. Und das sind viele«. Nun aber blickt man wieder optimistisch in die Zukunft. Nach Náxos kommen die meisten Urlauber allein der Strände wegen. Dabei lohnt es sich, die Insel auf eigene Faust zu entdecken: den alten Stadtteil von Náxos-Stadt mit dem gut erhaltenen Tempeltor und einer kleinen Altstadt, die sich hinter der Hafenzeile in engen Gassen die Hänge hochzieht. Den tiefen Süden um Alikó mit den kleinen, von Zedernwäldern eingerahmten Buchten und der mit kunstvollen Graffiti verzierten Hotelruine. Oder den verschlafenen Ort Moutsoúna an der Ostküste, wo einst das Schmirgelgestein verschifft wurde, das per Seilbahn aus den Bergen runter zum Hafen transportiert wurde. Wer nach den Ausflügen zurück an der Küste ist, auf den wartet am Pláka Beach ein romantisches Highlight: Wenn abends die Sonne tiefrot hinter der gestochen scharfen Silhouette der Nachbarinsel Páros versinkt, füllt sich der Außensitz der Taverne »Three Brothers« inmitten der Düne. Die einen gönnen sich auf dem Rückweg vom Beach ein erstes Gläschen Wein, die anderen sichern sich bereits die beliebten Plätze für das Dinner, denn nirgendwo ist der Blick aufs Meer schöner als hier. Fotos: Oliver Kühn Grandioser Blick auf die Stadt und den Hafen In Mikrí Vígla am Ende der Bucht von Pláka sind die Bedingungen für den trendigen Wassersport optimal. Der Meltemi, der mit drei bis vier Windstärken durch die Meerenge zwischen Náxos und Páros bläst, ist für Insulaner und Touristen gleichermaßen ein Segen. Während die Hitze in weiten Teilen Griechenlands oft unerträglich ist, steigen die Temperaturen an der Westküste der größten Kykladeninsel auch im Hochsommer selten über 30 Grad. Je weiter man sich von Náxos-Stadt (Chóra) nach Süden begibt, desto mehr lässt der Tourismus nach. In Agía Ánna endet die Teerstraße, hinter Máragas, dem Zentrum von Pláka Beach, wird die Dünenlandschaft breiter und die Hoteldichte nimmt ab. Am südlichsten Ende des vier Kilometern langen Pláka Beach ist es fast menschenleer, während die Strände von Ágia Ánna und Ágios Prokópios in den griechischen Ferien aus allen Nähten platzen. Griechenland und speziell die Urlauberinseln in der Ägäis haben einen guten Sommer hinter sich. Jorgos, der Taxifahrer, bringt es 28 REISE-PREISE.de 1-2022 UNSER AUTOR EMPFIEHLT Mietwagentour an die Ostküste Náxos ist karg, aber im Inselinnern warten malerische Dörfer und Landschaften darauf, entdeckt zu werden. Eine wunderschöne Strecke führt von Vívlos nach Apíranthos, durch vorbildlich sanierte Dörfer mit alten Gassen und urigen Tavernen. Weiter geht es auf engen Serpentinen durch das Schmirgel-Abbaugebiet Kóronos hinunter nach Moutsoúna, wo das Aluminiumoxid-Gestein bis 1941 auf Schiffe verladen wurde. Heute ist Moutsoúna ein kleiner Touristenort mit ein paar Tavernen und Apartmenthäusern. Neben dem kleinen Badestrand stille Zeitzeugen: Anleger, Kran, verrostete Gleise und ein Apíranthos: Vorzeigedorf im Inselinneren kleines Monument, bestehend aus einer Lore, die von einem Arbeiter geschoben wird. Dahinter drei Tavernen, u. a. »The Fishnet«, wo es sich unter schattigen Tamarisken vorzüglich speisen lässt. Wer Zeit und Muße hat, nimmt noch die halbstündige Fahrt zum Panórmos Beach im äußersten Südosten auf sich, an dem man meist allein ist. Es gibt eine kleine Beachbar, Stand-up-Paddeling und Käpt‘n Giannis, der für € 10 Bootsausflüge zur Rina-Höhle anbietet (13, 15, 17 Uhr). Krönender Abschluss auf der Rücktour ist das Café-Restaurant »Rotonda« (Hauptgerichte € 12–20) zwei Kilometer hinter Apíranthos mit phänomenalem Ausblick bis nach Náxos-Stadt.
WINDE VOM VERWEHT Am Südende der Bucht von Pláka fegt der Meltemi-Wind Richtung Strand – ganz zur Freude der Kitesurfer DIE WUSELIGE HAUPTSTADT NÁXOS-STADT In den Gassen von Chóra Wenn die vollbesetzten Fähren aus Mýkonos, Páros und Santorín anlegen, ihre touristische Fracht ausspucken, Autos von Bord rollen und die Abreisenden die Zufahrtswege blockieren, ist gefühlt halb Náxos auf den Beinen. Heerscharen von Touristen müssen zur Ordnung gerufen werden, Platzanweiser und Polizisten blasen dafür kräftig in die Trillerpfeifen. Dazwischen die Taxifahrer der Insel, die versuchen, sich die besten Lifts zu sichern. In den Tavernen stapeln sich mehr Rucksäcke und Koffer, als es Gäste gibt. Náxos-Stadt ist eine typische Kykladeninsel mit weißen Würfelhäusern, Shops und winddurchfluteten Straßen. Nicht so fotogen wie Mýkonos-Stadt, dafür aber authentischer. Besonders spürbar wird das im Burgviertel, das sich von der Protopapadaki Street am Hafen in engen Gassen den Hang hinaufzieht. Das Viertel hat viele gemütliche Restaurants, zum Beispiel die »Taverna Lucullus« (Hauptgerichte € 7,50–17), dazu Boutiquen und Shops. Zum Lieblingsplatz für ein Bier und einen Snack wird schnell das »Apollon Paradise Café« auf der hügeligen Felsinsel vor der Stadt, unterhalb eines Tempeltors, mit Blick auf Stadt und Hafen. PERFEKT GEPLANT MIT Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg zum günstigsten Anbieter. www.reise-preise.de/naxos Altstadt-Bummel in Náxos-Stadt mit kleinen Boutiquen und guten Tavernen 1-2022REISE-PREISE.de 29
